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Wikipaka Intro Musik
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Herald: Wir haben jetzt einen total
interessanten Talk mit Rebekka Hufendiek.
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Rebekka ist Philosophin mit den
Schwerpunkten in Wissenschaftstheorie,
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Philosophie des Geistes und der
Kognitionswissenschaft und noch
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Anthropologie. Nur so Kleinigkeiten. Sie
lehrt und forscht in Bern an der dortigen
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Uni. Und ihr derzeitiges Forschungsprojekt
heißt Explaining Human Nature - Empirical
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And Geological Dimensions. Was sie da
jetzt genau für euch macht, das werdet ihr
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gleich selber hören. Denn der Talk heißt
Aufräumarbeiten in der Gärtnerei des
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Patriarchats. Wow. Ganz schön netter Titel
eigentlich. Aber irgendwie auch crazy.
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Denn das ist die Frage Was verbirgt sich
dahinter? Das wird sie uns gleich
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erklären. Auf jeden Fall hat es viel mit
Gender zu tun, mit Männern, Frauen, aber
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auch mit dem verrückten Internet. Ich
übergebe jetzt an Rebekka und danach hören
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wir uns noch zu einer Q&A-Runde.
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Trötengeräusche ("Final Countdown")
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Rebekka: Es ist Chaos Experience angesagt
und hier soll aufgeräumt werden. Das
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bedarf vielleicht einer gewissen
Erklärung. Und ja, "es ist so viel
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Unordnung in dieses Internet gekommen"
reicht vielleicht als Erklärung noch nicht
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ganz aus. Wahr ist aber nun mal, dass
irgendjemand sich diese Manosphere mal ein
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bisschen genauer ansehen muss, denn sie
wuchert als wildestes Chaos wie der
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bizarrste aller Gärten vor sich hin. Als
ob die sieben Vorhöllen organisch geworden
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wären. Täglich unterteilt sich hier was
neu. Da wächst was bis zum Überborden,
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während etwas anderes verödet. Aber alles,
was da entsteht, mehrt das Schlimme und
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Schlimmste auf diesem Planeten. Was sich
durch die wuchernde Manosphere hindurch
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zieht, ist der Verweis auf die menschliche
Natur, auf biologische Fakten und auf eine
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natürliche Ordnung. Und wer, wenn nicht
eine Philosophin, sollte hier einmal das
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Wahre vom Hässlichen, das Gute vom
Merkwürdigen und Schöne vom Bizarren
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trennen? Eben. Das muss jetzt wohl ich
machen.
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Trötengeräusch
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Also fangen wir am Anfang an, nicht ganz
bei Adam. Aber bei der Manosphere. Die
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Manosphere ist ein Konglomerat
webbasierter Bewegungen, die sich an der
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Oberfläche mit Männerthemen beschäftigt
oder auch Männerrechten. Tatsächlich aber
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mehr oder weniger radikal sexistische und
misogyne Theorien vertritt im Umfeld auch
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der Albright und Political Correctness
Foren und deren vereinten Kämpfen gegen
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Social Justice Warriors. Das ist so das
Umfeld, in dem wir uns hier bewegen. Die
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Pickup Artists und men's right activists
sind dabei eher die Älteren und man muss
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leider sagen vergleichsweise moderaten
Gruppen im Vergleich zu dem, was sich da
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heute alles so tummelt. Von Incells über
Men going their own way. In letzter Zeit
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haben sich auch verschiedene Journalisten
und Wissenschaftler:innen immer mehr mit
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der Manosphere beschäftigt und auch mit
der Rolle, die Plattformen wie YouTube und
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Reddit Foren bei Wachstum und
Radikalisierung der Manosphere spielen.
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Denn es wirft dann doch irgendwann einmal
Fragen auf, wenn ein Amokläufer wie der
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von Isla Vista oder der von Christchurch
im Vorfeld ihrer Taten massivst YouTube
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gejunkt haben und sich in Foren der
Manosphere verschiedentlich zu diesen
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Themen auch geäußert haben. Und es gibt
durchaus Leute, die sich fragen, was die
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da genau geglotzt haben und ob YouTube
eigentlich ganz unschuldig an dem Prozess
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der Radikalisierung ist. Etwa 70 Prozent
des bei YouTube geglotzten wird geglotzt,
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weil es einem von YouTubes
Empfehlungssystem vorgeschlagen wird. Der
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Algorithmus, der diesem Empfehlungssystem
zugrunde liegt, wird von YouTube ständig
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angepasst und weiterentwickelt. Natürlich
mit dem Ziel, die Leute dazu zu bewegen,
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immer mehr und mehr zu glotzen. Wie etwa
Kevin Russ von der New York Times
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dargelegt hat, funktioniert dieser
Algorithmus schon lange nicht mehr so,
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dass er einem einfach themenverwandtes, zu
dem, was man sich als erstes angeschaut
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hat; vorschlägt, sondern er hat
offensichtlich einen starken Drall zu
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Crazyness, Gewalt und Verschwörung. Man
hat bei YouTube die Darkside unserer
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Seelen aufgespürt und profitabel gemacht.
Je mehr Crazyness, Gewalt und Verschwörung
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man uns bietet, umso länger glotzen wir.
Umso mehr verdient YouTube. Wie genau der
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Algorithmus aussieht und wie sich die
finstere Seite der menschlichen Seele auf
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einem Kontinuum von Katzen zu Ku-Klux-Klan
Videos im Detail darstellt, das ist bisher
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YouTubes Geheimnis. Tapfere
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
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versuchen aber, die Radicalization
Pathways der Plattform auf verschiedenste
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Weise nachzuweisen. Diese Arbeiten
basieren nicht auf realem Nutzerverhalten
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oder jedenfalls nicht alle von ihnen,
sondern auf Simulationen und liefern daher
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bislang eher so etwas wie eine
interessante Hypothese oder eine how-
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possibly Explaination der Radikalisierung
durch YouTube. Es gibt einen Robust
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Pathway von scheinbar harmlosen, aber wie
man wohl sagen kann, tendenziell
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männerstereotypen Themen zu rechten,
sexistischen und
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verschwörungstheoretischen Inhalten. Oder
anders gesagt: Ein Weg, männerstereotypen
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Interessen, ein Weg von männerstereotypen
Interessen in die Manosphere. Hier ist
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dieser Pathway to Hell nun anschaulich
gemacht. Die Themen, die mit stetig
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steigender Wahrscheinlichkeit zu
Verschwörungstheorien führen: Tiny Homes,
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Fitness, Marshall Arts, Natural Foods,
Firearms, Gurus und von da
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Verschwörungstheorien. Mal ehrlich, Jungs,
das kann nicht gesund sein. Der
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interessante Übergang von Männerhobbys zur
Manosphere liegt natürlich beim
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Erstkontakt mit den Gurus, den Online-
Predigern und hier wollen wir jetzt
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stoppen und uns einen solchen Guru genauer
ansehen.
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Trötengeräusch, dann im Hintergrund Klatschen
Es ist immer schwierig, über Trolle zu
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reden, ohne ihren Ruhm zu vermehren. Ich
nehme diesbezüglich für die Zukunft gerne
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Ratschläge entgegen. But for now, Ladies
and Gentlemen, Jordan Peterson. The
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greatest intellectual of our times,
millionenfach geschaut bei YouTube,
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Bestseller of All Times und die
Einstiegsdroge in die Manosphere. Was hat
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er uns zu bieten? Den Lobster? Den wollen
wir uns jetzt genauer ansehen. Der Lobster
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ist eigentlich nur sekundär ein
Netzbewohner. John Petersons stellt
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uns das Leben des Hummers in seinem
Ratgeber Buch "Twelve Rules of Life - an
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Antidote to Chaos" vor, und zwar gleich im
ersten Kapitel, das da heißt "Standup
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straight with your shoulders back". Das
ist also John Petersons erster Rat an
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seine Leserschaft. Was hat nun der Hummer
damit zu tun? Hummer befinden sich bei
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Peterson und bis hierhin kann man
zugestehen im Kontext der
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evolutionsbiologischen Erklärung im
Allgemeinen in einem ständigen
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Konkurrenzverhalten um Ressourcen. Und der
Platz in einer Rangordnung hat großen
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Einfluss auf die Überlebenschancen des
Tieres, vor allem in mageren Zeiten. Hier
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ein kleines Zitat: Jede Pandemie, das ist
ein Zitat aus John Petersons Buch,
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wohlgemerkt schon einige Jahre alt. Jede
Pandemie trifft vornehmlich das Prekariat,
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auch zahlenmäßig. Das gilt sogar für
andere, nicht infektiöse Killer wie Krebs,
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Diabetes und diverse Herzkrankheiten. Wenn
die Aristokratie sich einen Schnupfen
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zuzieht, so heißt es, stirbt die
Arbeiterklasse bereits an
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Lungenentzündung. Moment. Soweit, so
einverstanden. Aber wir waren doch bei
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Hummern und der Rangordnung von denen und
nicht Aristokratie und Diabetes. Also was
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ist nun mit dem Hummer und dem Kampf um
die Rangordnung? Forscher - wieder ein
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Zitat - haben nachgewiesen, dass selbst
Hummer, die in Isolation aufgewachsen
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sind, genau wissen, was bei einer solchen
Begegnung, eine Kampfbegegnung um die
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Rangordnung, was da zu tun ist. Dann: Ein
komplexes Angriffs und Verteidigungs
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Verhalten ist direkt in sein Nervensystem
eingebaut. Es beginnt mit einer Art Tanz
-
vor dem Gegner, vergleichbar einem Boxer,
wobei der Hummer die Scheeren anhebt und
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öffnet.
-
Trötengeräusch
-
Und weiter im Zitat: Nach einer verlorenen
Schlacht und unabhängig davon, wie
-
aggressiv er sich vorher gab, vergeht einem
Hummer jede Lust aufs Kämpfen, nicht
-
einmal gegen zuvor besiegte Artgenossen
kann er sich aufraffen. Oft verschwindet
-
er tagelang von der Bildfläche. Denn sein
Selbstbewusstsein ist im Keller.
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Selbstbewusstsein? Hummer? Nein. Zitat: In
der Hummer Welt herrscht das Winner-Take-
-
All-Prinzip. Ganz ähnlich wie bei den
Menschen, wo ein Prozent der
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Weltbevölkerung so viel besitzt wie die
unteren 50 Prozent. Hummer kennen
-
Eigentum? Wieder Zitat: Und natürlich sind
die Hummer-Weibchen, die, wenn sie
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trächtig sind, übrigens ähnlich hart um
ihr Revier kämpfen, magisch von diesem
-
einen angezogen. Der Oberste in der
Rangordnung, versteht sich. Meiner Meinung
-
nach eine brillante Strategie. Statt
mühsam nach dem besten Männchen für sie zu
-
fahnden, verlassen sie sich auf die gerade
gültige Rangliste. Ihr merkt es schon.
-
Das, was John Peterson hier abliefert, ist
weniger eine naturwissenschaftliche
-
Beschreibung als, sagen wir der Verweis
auf den Hummer als so eine Art Fabelwesen,
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das benutzt wird, um bestimmte menschliche
Eigenschaften in besonders stereotyp
-
überspitzter Form herauszuarbeiten. Man
könnte jetzt darüber diskutieren, ob das
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Winner-Take-All-Prinzip wirklich so gut
ist. Aber Peterson bleibt natürlich nicht
-
bei diesem Fabelwesen stehen, sondern
versichert, versieht diese Hummer-
-
Erzählung mit dem Anstrich der
Notwendigkeit der naturwissenschaftlichen
-
Erkenntnis. Noch ein letztes Zitat. Denn
die Natur ist lediglich die Summe ihrer
-
Selektionsentscheidung. So und nicht
anders wollte sie das Leben haben. Ob
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diese Hervorbringungen nun physischer und
biologischer oder soziokultureller Art
-
sind, spielt keine Rolle. Alles, worauf es
aus Darwinscher Perspektive ankommt, ist
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ihre Permanenz und die Dominanzhierarchie,
so sehr sie auch als Kulturleistung
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erscheinen mag. Diese Dominanzhierarchie
hat immerhin schon eine halbe Milliarde
-
Jahre überdauert. Sie ist permanent. Sie
ist eine Realität. Die Dominanz-Hierarchie
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wurde nicht erst vom Kapitalismus
geschaffen, vom Kommunismus allerdings
-
auch nicht. Ebenso wurde Dominanz nicht
vom militärisch-industriellen Komplex
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erfunden oder vom Patriarchat, jenen
allzeit verfügbaren, beliebig formbaren
-
kulturellen Artefakt. Dominanz ist nicht
einmal eine Erfindung des Menschen,
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sondern zählt quasi zu den ewigen
Funktionsprinzipien unserer Umwelt. Nehmen
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Sie sich ein Beispiel an dem siegreichen
Hummer mit seinem 350 Millionen Jahren
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Erfahrung. Stehen Sie aufrecht. Machen Sie
die Schultern breit. Das ist John
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Peterson. Fassen wir noch einmal zusammen,
was wir da jetzt von Jordan Peterson
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gelernt haben. Dominanz ist ein ewiges
Funktionsprinzip unserer biologischen und
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sozialen Umwelt und nicht etwa ein
soziales Konstrukt, das einer spezifischen
-
Herrschaftsform eigen ist. Okay, Dominanz,
Hierarchien, predatieren den Menschen um
-
etwa 350 Millionen Jahre. Sie werden
primär unter den Männern einer Spezies
-
ausgehandelt, wobei ein hoher Platz in der
Rangordnung den Zugang zu Weibchen massiv
-
beeinflusst. Drittens die Verteilung der
Güter, zu denen die Weibchen ja übrigens
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gehören in dieser Erklärungsweise,
funktioniert nach einem Winner-Take-All-
-
Prinzip. Die Ressourcen ballen sich oben
in der Rangordnung. Da diese Ordnung uralt
-
und nicht menschengemacht ist, können wir
sie nicht abschaffen. Nur verrückte
-
Feministinnen und Social Justice Warrior
kämen jemals auf die Idee, so etwas
-
versuchen zu wollen. Und schließlich in
other news: Die einzige Hoffnung auf ein
-
erfülltes Dasein des Mannes ist, seinen
Platz in der Rangordnung zu verteidigen.
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Aufrecht stehen, Schultern zurück und dann
geht's los. Viel Glück Jungs. Fangen wir
-
nochmal von Anfang an. Wieder nicht ganz
bei Adam. Aber dieses Mal bei Darwin. Es
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ist offensichtlich der Theorierahmen der
natürlichen Selektion und der sexuellen
-
Selektion, der die
Rechtfertigungsgrundlage dafür bieten
-
soll, dass das Winner-Take-All-Prinzip.
Wir nennen es jetzt vielleicht das Hummer-
-
Winner-Take-All-Prinzip zu einer Art
metaphysischen Grundstruktur des
-
Universums erklärt wird. Was würde Darwin
dazu sagen? Richtig ist natürlich erst
-
mal, dass die Evolutionstheorie eine
gewisse Rechtfertigungsgrundlage dafür
-
gibt, Kontinuitäten in der Organisation
von Lebewesen zu vermuten. Insofern die
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gemeinsame Abstammung einer
Ausgangshypothese eine Ausgangshypothese
-
der Theorie ist. Richtig ist auch, dass
natürliche Selektion und sexuelle
-
Selektion zwei ganz zentrale Mechanismen
sind, die die Ausdifferenzierung der Arten
-
über die Zeit vorangetrieben haben. Diese
zwei Annahmen finden sich bei Darwin
-
selbst, und sie haben bis heute ihre
Gültigkeit nicht verloren. Richtig ist
-
schließlich auch, dass wir bei vielen
Spezies Verhalten beobachten können, das
-
sich als Dominanzverhalten interpretieren
lässt und dass viele Spezies
-
Dominanzhierarchien ausbilden und dass
diese Hierarchien an den Zugang zu
-
Ressourcen und Paarungsmöglichkeiten
gekoppelt sind. Das sind soweit alles
-
Gemeinplätze. Und anders als es John
Peterson häufig behauptet, ist zumindest
-
mir kein Social Justice Warrior und auch
keine Feministin bekannt, die das in Frage
-
stellen würde. Kompliziert wird es aber
jetzt, wenn man sich fragt, was denn dann
-
das Problem mit dem Lobster ist. Ein
Problem gibt es mit der Art, in der
-
Peterson und viele andere Manosphere-
Bewohner, sich auf die sexuelle Selektion
-
berufen. Mit sexueller Selektion ist
innerartliche Varianz im
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Fortpflanzungserfolg gemeint und deren
Einfluss auf die Reproduktion von ganz
-
bestimmten Merkmalen. Bei Darwin
reproduziert die sexuelle Selektion sehr
-
eindimensionale und allseits bekannte
Geschlechterstereotypen. Bei den Männchen
-
einer Art werden sich verstärkt Merkmale
wie große Geweihe und Pfauenschwänze
-
ausbilden, da diese im Konkurrenzkampf mit
anderen Männchen und zum Beeindrucken von
-
Weibchen sehr nützlich sind. So weit
Darwin. Darüber hinaus werden Männchen zur
-
Polygamie neigen, da ihnen das ein
Reproduktionsvorteil erbringt. Weibchen
-
werden hingegen tendenziell monogam und
wählerisch sein und statt Wettkampf und
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Konkurrenzverhalten eher mütterliches
Fürsorgeverhalten ausbilden, da dies den
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Reproduktionserfolg auf ihrer Seite
sichert. Die Biochemikerin Ruth Hubbard
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hat schon 1979 in einem luziden und sehr
lustigen Aufsatz mit dem Titel "Have Only
-
Man Evolved?" einen spöttischen Blick auf
Darwins doch überraschend einheitliche
-
Beobachtung quer durch das gesamte Animal
Kingdom geworfen. Und sie schreibt
-
folgendes: "Make no mistake whereever you
look among animals, eagerly promscuous
-
males are pursuing females, who peer from
behind languidly dropping eyelids to
-
discern the strongest and handsomest. Does
it not sound like the wishfulfillment
-
dream of a proper Victorian gentleman?"
Oder ist es am Ende so, dass der Traum des
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viktorianischen Gentleman ein
artübergreifendes Faktum ist? Die
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Beobachtung der Tiere über das 19.
Jahrhundert hinaus hat uns gelehrt, dass
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es in Bezug auf Paarungsverhalten im
Tierreich wenig gibt, was es nicht gibt.
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Nachlesen kann man das z.B. in Cordelia
Fines jüngstem Buch "Testosteron Rex". Was
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man da findet, ist natürlich weibliche
Polygamie, männliches Fürsorgeverhalten,
-
weibliche Konkurrenz und männliche
Wettbewerbsverweigerung. Verrückt. Alles
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von Fisch bis Vogel existent und
beobachtbare Strategien. Wir finden
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natürlich auch Tiere, die sich als
Totemtiere und Fabelwesen für bestimmte
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Unterabteilungen der Manosphere noch
besser als der Hummer anbieten würden.
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Stinkwanzen und Papageienfische können die
Menge an Ejakulat je nach Qualität -
-
"Qualität" - des Weibchens dosieren. Man
könnte meinen, dass diese Art von Blick
-
auf das weibliche Geschlecht zum Beispiel
bei den Pickup Artists von einem ähnlichen
-
Mechanismus geleitet ist. Vielleicht
sollte die Stinkwanze zu ihrem Vorbild für
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natürliches Paarungsverhalten werden. Bei
den Breitfußbeutelmäusen sterben die
-
Männchen nach der Paarungszeit, weil sie
so viel Stresshormone und Testosteron
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ausschütten, dass ihr Immunsystem
schließlich kollabiert und die Organe
-
versagen. Vielleicht versteht man die
Bewegung "Men going their own way", die
-
sich vom weiblichen Geschlecht ganz
allgemein abwenden wollen, besser, wenn
-
man davon ausgeht, dass das
Breitfußbeutelmäuschen ihr Totemtier ist.
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Trötengeräusche
Aber verlassen wir die Welt der
-
fehlgeleiteten Fabeln und kehren zurück
zur Wissenschaft. Was wissen wir über
-
menschliches Paarungsverhalten?
Einigermaßen unbestrittener Konsens
-
zwischen den verschiedenen
Unterabteilungen der Anthropologie und
-
Verhaltenswissenschaften ist, dass
Sexualverhalten und Reproduktionserfolg
-
beim Menschen nicht erst seit der
Einführung der hormonellen Verhütung
-
denkbar weit entkoppelt sind. Es ist
darüber hinaus sehr schwierig, vom
-
aktuellen Verhalten irgendetwas über den
biologischen Ursprung oder die biologische
-
Funktion abzuleiten. Wir wissen sehr, sehr
wenig über diese Dinge. Sie liegen auch
-
sehr weit in der Geschichte zurück. Es ist
eine komplexe und schwierige Frage, was
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überhaupt biologisch bedingt ist am
menschlichen Verhalten. Denn es ist ja
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sehr formbar und divers, fast so divers
wie das Verhalten der unterschiedlichen
-
Spezies zusammengenommen. Das ist übrigens
eine Einsicht, die der Evolutionstheorie
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nicht entgegensteht, sondern mit ihr Hand
in Hand geht. Wenn uns die
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Evolutionstheorie eines lehrt, dann, dass
alle Merkmale, die wir aufweisen,
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historisch bedingt sind und unter
zufälligen Bedingungen entstanden sind.
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Manche durch natürliche Selektion, manche
durch kulturelle Selektion, manche durch
-
soziale Konstruktion. Und wenn man heute
auf den fertigen Menschen schaut, dann ist
-
es relativ schwierig, das eine vom anderen
zu trennen und überhaupt zu entscheiden,
-
wie was entstanden ist. Und wenn man die
verschiedenen Vorschläge hierzu on the
-
market of ideas anschaut, hat man den
Eindruck, man sieht relativ häufig viel
-
über die politischen Vorannahmen der
Autorin oder des Autoren. Und das betrifft
-
alle politischen Einstellungen, die man zu
dieser Sache haben kann gleichermaßen.
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Eine, bezeichnender Weise eine Alternative
zum Hummer Winner-Takes-All-Prinzip findet
-
sich z.B. schon bei Friedrich Engels. Der
meint, dass weibliche Monogamie aus der
-
Konzentration beträchtlicher Mengen von
Gütern in den Händen weniger Einzelner
-
erst gewachsen ist. Aus der
gesellschaftlichen Notwendigkeit, bei
-
diesem einen reichen Mann zu bleiben und
die Kinder von ihm ernähren zu lassen, ist
-
die weibliche Monogamie erst durch ein
soziales Zwangskonzept gewissermaßen
-
entstanden. Merkt ihr was? Im Verhältnis
zum Hummer Winner-Takes-All-Prinzip sind
-
hier Ursache und Wirkung genau vertauscht.
Merkmale, die uns natürlich scheinen, sind
-
eigentlich das Resultat einer langen
Sozialgeschichte. Ruth Hubbard, die wir
-
schon kennengelernt haben, würde dem noch
hinzufügen, dass eine Theorie wie die der
-
sexuellen Selektion bei Darwin nicht nur
Ursache und Wirkung vertauscht, also nicht
-
die ganze Theorie der sexuellen Selektion,
sondern die Geschlechterstereotypen, die
-
Darwin darin einheitlich am Werken sieht.
Dass das eben nicht einfach nur
-
Vertauschung von Ursache und Wirkung ist,
sondern darin auch noch ein bestimmter
-
ideologischer Effekt zum Ausdruck kommt.
Hier nochmal ein Zitat von Ruth Hubbard:
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Darwin's theory of sexual selection was
put forward in the midst of the first wave
-
of feminism. It seems that when women
threatened to enter as equals into the
-
world of affairs, androcentric scientists
rally to point out that our natural place
-
is at home. Das ist jetzt also ein
klassisches ideologiekritisches Argument.
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Fehlgeleitete naturwissenschaftliche
Annahmen erklären Merkmale zu natürlichen
-
Merkmalen, die eigentlich menschengemacht
sind. Der Effekt dessen ist, dass diese
-
Merkmale uns als unveränderlich
erscheinen, genau wie beim Hummer-Winner-
-
Takes-All-Prinzip. Damit sind wir bei der
ideologischen Dimension der Debatte rund
-
um das biologische Wesen des Menschen
angekommen, die spätestens seit Darwin ein
-
fester Bestandteil der wissenschaftlichen
und gesellschaftlichen Auseinandersetzung
-
war. Es ging dabei nie darum, dass
verrückte Social Justice Warriors die
-
Evolutionstheorie leugnen, sondern immer
schon darum, dass Sozialdarwinisten wie
-
z.B. Walter Bagehot auf der einen Seite
und Anarchisten wie Peter Kropotkin auf
-
der anderen Seite die Evolutionstheorie
und ihren Einfluss auf menschliche
-
Verhaltensweisen sehr unterschiedlich
interpretiert haben. Man könnte direkt
-
meinen, dass die eigenen Vorurteile aus
der Erforschung der Natur des Menschen
-
nicht ganz herausgehalten werden können.
Ich z.B. bin dieser Meinung. Das gilt
-
übrigens auch für die Ausbildung von
Hierarchie. Es ist natürlich richtig, dass
-
viele Spezies Hierarchien ausbilden. Diese
sind aber natürlich schon quer durch das
-
Tierreich sehr unterschiedlich. Und es
finden sich natürlich Spezies, die
-
hierarchieorientierter sind und andere,
deren Verhalten einem Anarchisten wie
-
Peter Kropotkin viel besser gefallen, weil
sie interessante Formen von Kooperation
-
und Vorformen von egalitaristischer
Organisation ausgebildet haben. Der
-
Anthropologe Christopher Boehm vertritt in
seinem Buch "Hierarchy in the Forest" die
-
These, dass menschliches Verhalten erst
seit etwa 5000 Jahren primär hierarchisch
-
organisiert ist, während der frühe Homo
sapiens in Jäger-Sammler-Gemeinschaften
-
egalitär organisiert war. Das ist
verbunden mit der Annahme, dass
-
egalitaristische Organisationen quasi zum
Wesen des Menschen gehört. Eine solche
-
egalitär organisierte Gruppe muss
gemeinsam moralische und soziale
-
Kooperationsmechanismen ausbilden, die die
Stärkeren unterdrücken und davon abhalten,
-
Kontrolle an sich zu reißen. Die
Hypothese, dass diese Fähigkeit zur
-
Kooperation sich speziell beim frühen
Menschen ausgebildet hat, wird manchmal
-
auch "Selection against Bullies" genannt.
Auch hier handelt es sich um eine
-
Hypothese, die nicht frei von politischer
Motivation ist. Zum einen handelt es sich
-
hier aber um eine seriöse
wissenschaftliche Arbeit. Bisschen anders
-
als bei Peterson, die die eigenen
Schlussfolgerungen, also
-
Schlussfolgerungswege und auch die Quellen
transparent macht. Und es scheint mir
-
persönlich auch die sympathischere
Alternative zu sein, die dem Mann als
-
solchen interessantere Ratschläge zu geben
weiß, als gerade zu stehen, zum Beispiel
-
mit anderen zusammenzuarbeiten auf der
Basis von Vertrauen. Soweit zum
-
Forschungsstand und seinen Einwänden gegen
das Hummer-Winner-Takes-All-Prinzip. Die
-
Frage, die bleibt, ist: Warum, warum
Manosphere? Warum Jordan Peterson? Warum
-
all das millionenfach? Warum radikalisiert
und wächst diese Community oder all diese
-
Communities ständig und immer weiter vom
Schlimmen zum Schlimmsten? Warum werden
-
hier ewige, unverrückbare Wahrheiten der
conditio humana unter Berufung auf die
-
Evolutionstheorie beschworen, wo gerade
die Evolutionstheorie es zum
-
wissenschaftlichen Konsens erhoben hat,
dass alles an der Natur des Menschen
-
zufällig geworden und unter den richtigen
Umständen auch wandelbar ist? Ein Vorbild
-
von mir, Natali Win alias Lady Foppington,
hat sich unlängst mit der Prominenz
-
physiognomischen Erklärungen in der
Manosphere beschäftigt. Viele Incells, die
-
Schlimmeres als Jordan Peterson konsumiert
haben, glauben nämlich, dass sie keine
-
Aussicht haben, jemals eine Partnerin zu
finden, weil ihre Schädelformen sie auf
-
der Verliererseite der Evolution
aufgestellt hat. Und Frauen, die ja in der
-
Welt der Manosphere bekanntlich
einheitlich hypogam sind, also sich
-
Partner oberhalb ihres, also mit möglichst
hohem sozialem Status suchen und also
-
tendenziell dem Alphamale, dem
Alphamännchen zustreben und sich ergo
-
niemals für diese armen Incells und deren
Knochenformen interessieren werden. Schwer
-
verständlich, wenn man das Gesetz der
großen Lady Foppington nicht kennt.
-
Foppington's Law. Wenn sich Bigotterie,
Verzweiflung und Selbsthass in einer
-
Community nur hinreichend ausgebreitet
haben, dann ist es nur eine Frage der
-
Zeit, bevor der Form des Schädels tiefe
metaphysische Bedeutung zugemessen werden
-
wird. Und warum ausgerechnet der Form des
Schädels? Nun, der Schädel ist ein tiefer
-
Fundamental unserer Natur und in äußerst
geringem Maße sozialen Einflüssen
-
ausgesetzt. Das bestreite nicht einmal
ich. Es ist die Natur. Dagegen kann man
-
nichts tun. Sich auf unveränderliche
Natur-Zusammenhänge zu berufen, ist nun
-
ein langer Teil reaktionärer Argumente und
lässt sich in der Philosophie mindestens
-
bis zu Aristoteles zurückverfolgen, der
begründet, dass es natürlicherweise
-
Sklaven gibt, also dass bestimmte Menschen
von Natur aus Sklaven sind. Bei
-
Aristoteles ist das aber noch mit einem
essentialistischen Weltbild verbunden, in
-
dem das Natürliche, Normale, das
Notwendige und Gute mehr oder weniger in
-
eins fallen. Wenig in der Geschichte der
Wissenschaft vom Menschen hat dieser
-
heiligen Einheit so großen Schaden
zugefügt wie die Evolutionstheorie. Wenn
-
Menschen und alles, was sie ausmacht,
unter völlig zufälligen Bedingungen
-
entstanden sind, wenn sie sich genau
genommen immerzu in einem Prozess des
-
Werdens und Vergehens befinden, indem sie
alle mehr oder mehr schlecht als recht an
-
die vorherrschenden Bedingungen anpassen,
um zu überleben, dann gibt uns die Natur
-
des Menschen keine verbindliche
Rechtfertigungsgrundlage dafür, was wir
-
mit uns anstellen sollen. Alles, was wir
erforschen können, sind instrumentelle
-
Zusammenhänge. Welche Hormone und wie
viele davon soll ich nehmen, wenn ich
-
nicht schwanger werden möchte oder wenn
ich gerne mehr Bartwuchs hätte? Solche
-
Fragen kann mir die Wissenschaft nach
Darwin noch beantworten. Aber ob ich
-
irgendetwas davon machen soll oder lieber
nicht machen soll und nach welchen Werten
-
Wertmaßstäben das zu bemessen ist, das ist
eine Frage, die wir in politischen und
-
ethischen Auseinandersetzungen
ausdiskutieren müssen. Und der Verweis auf
-
biologische Fakten bringt uns da relativ
wenig weiter. Aber zurück zu Lady
-
Foppington. Ich habe gesagt, dass es eine
lange Tradition reaktionärer Argumente
-
gibt, die sich auf essentielle
Naturzusammenhänge stützen. Das ist lange
-
bekannt, Lady Foppington hat aber etwas
Neues gesehen. Die Extremform solcher
-
Argumente, die sich heute in der
Manosphere von Wissenschaft und dem, was
-
da debattiert wird, immer immer weiter
entfernen, sind nicht mehr einfach
-
konservative Argumente, die den
Aristoteles noch nicht ganz aufgeben
-
wollen. Das, glaube ich, würde uns
irgendwie noch nicht so ganz erklären, was
-
da passiert. Es sind vielmehr Argumente,
die die eigene Verzweiflung und das sehr
-
Destruktive im eigenen Zugriff auf die
Welt zur Naturnotwendigkeit erklären.
-
Ganze Online-Communities verzweifelter
Männer bestätigen sich wechselseitig
-
darin, dass sie aufgrund ihrer
Schädelformen niemals eine Partnerin
-
finden werden. Manchmal ist man doch
geneigt zu glauben, dass das Internet die
-
Menschen verrückter gemacht hat, als sie
vorher waren. Und es würde einem fast eher
-
Hoffnung geben, wenn das denn wahr wäre
und wenn man die ganze Schuld einfach auf
-
YouTube schieben könnte. Denn dann hätte
man zumindest ein Feindbild, gegen das man
-
sich wenden könnte. Und man hätte guten
Grund, darauf zu bestehen, dass YouTube
-
uns jetzt endlich diesen Algorithmus
verraten soll und auch diese
-
Nutzerprofile, die uns einen Blick in die
Abgründe der menschlichen Psyche erlauben
-
würden. Was für ein Spektrum von
Katzenvideos bis hin zu Ku-Klux-Klan
-
Videos sich da auftun würde. Meine Güte,
es klingt noch nicht wahnsinnig
-
überzeugend. Ich habe in meiner
Ankündigung dieses Vortrags ein total
-
landscaping der Manosphere versprochen.
Sie erinnern sich. Ihr erinnert euch. Rudy
-
Giulianis Pressekonferenz, die
versehentlich auf dem Parkplatz vor einer
-
Landschaftsgärtnerei stattfinden musste,
war eines meiner Lieblingsereignisse in
-
diesem doch eher tristen Jahr und Social
Media, weil sich da jemand selbst so
-
dermaßen ins Abseits gestellt hat. In just
dem Moment, in dem ja eigentlich die ganze
-
Welt darauf gewartet hat, dass er bzw.
der, den er da vertritt, beweisen, dass
-
sie nicht nur die Demokratie sowieso
verachten und ihre Entscheidungsprozesse,
-
sondern sich auch in den letzten Jahren
Gedanken darüber gemacht haben, wie sie
-
jetzt in diesem entscheidenden Moment an
der Macht festhalten wollen. Und in eben
-
diesem Moment haben sie eher einen
Schaustück dafür abgeliefert, dass sie zu
-
unfähig sind, sich überhaupt die adäquaten
Mittel zu überlegen, wie sie der Bullis,
-
der sie so gerne sein möchten, auch
bleiben können. Das hat mir sehr gefallen.
-
Beim drüber nachdenken ist mir aber
aufgefallen, dass mir nicht so klar ist,
-
was ein total Landscaping der Manosphere
denn nun sein könnte. Denn die Leute, die
-
dort unterwegs sind, sind nicht die
Mächtigen dieser Welt, sondern eher Leute,
-
die sich hier einen gemeinsamen
Resonanzraum verschafft haben, der ihnen
-
Handlungsmacht suggeriert, wo es um diese
in der Welt eigentlich nicht mehr
-
wahnsinnig gut bestellt ist. Insofern
stehen diese Leute ja alle längst auf dem
-
Parkplatz der Geschichte, aber sie schaden
da eben auch sich und anderen massiv. Mit
-
dem total landscaping der Manosphere ist
also noch nicht viel gewonnen. Mir ist
-
noch keine supergute Lösung für dieses
Problem eingefallen und ich verspüre auch
-
einen gewissen Widerstand dagegen, ein
Problem lösen zu sollen oder zu wollen,
-
das doch recht offensichtlich Problem,
also primär ein Männerproblem ist. Aber
-
ich möchte vor Anbruch des neuen Jahres
mit einer hoffnungsvollen Botschaft und
-
einem finalen Countdown auf die Manosphere
enden. Zum einen fällt uns auf, dass das
-
Vokabular, das die Manosphere kultiviert
und die Theorien, die sich an dieses
-
Vokabular heften, sich wie Fabeln eben
sehr ins Gedächtnis einbrennen. Und zum
-
anderen fällt auf, dass Plattformen wie
YouTube und die Manosphere-Foren eine Art
-
sexistische und misogyne Blasen, auf eine
Art sexistische und misogyne Blasen
-
schaffen, in denen sich dieses Vokabular
zu kollektiv psychotischen Weltwahrnehmung
-
zu verselbstständigen droht. Hier, glaube
ich, können wir dann in einem ersten
-
Schritt mit mehr Humor und Kreativität der
Aufgabe uns annehmen, andere Fabelwesen
-
für Heranwachsende und Verzweifelte zu
entwerfen. Das Feld darf hier nicht Jordan
-
Peterson und dem Loser-Lobster überlassen
bleiben. Wir sollten darüber hinaus
-
selbstverständlich YouTube enteignen,
nicht zuletzt, weil wir alle wissen
-
wollen, wie jetzt dieser Algorithmus
funktioniert. Und außerdem möchten wir
-
auch hinreichend Onlinefernsehen sehen,
was auch der Sonnenseite unserer Seele
-
gerecht wird und nicht nur unsere Abgründe
bedient und das geht glaub ich am besten,
-
wenn wir uns da kollektiv organisieren.
Schließlich bei aller Liebe - es ist und
-
bleibt ein wichtiges Gebot, dass man
wissen muss, wann und wie das Fernsehen
-
abgestellt werden muss.
-
Trötengeräusche
-
Herald: Hallo Rebekka, again. Gerade noch
vor dem schönen Kamin und jetzt in einer
-
ganz anderen Location.
Rebekka: In der Berliner Isolation.
-
Herald: Ah ok. Willkommen zurück. Bist gar
nicht in Bern.
-
Rebekka: Jetzt nicht mehr, nee.
Herald: Wir machen jetzt so eine kleine
-
Fragerunde sozusagen. Nach deinem
spannenden Vortrag. Die Leute da draußen,
-
hallo ihr, habt die Möglichkeit natürlich
über Twitter uns die Fragen zu stellen.
-
Oder übers IRC und Mastodon. Rebekka, wie
kommt es dazu, dass du für den
-
diesjährigen rC3 den Vortrag und zu dem
Thema eingereicht hast?
-
Rebekka: Das ist eine gute Frage. Ich habe
mich mit dieser Frage von Online
-
Radikalisierungen und speziell der
Manosphere ja eigentlich noch nicht
-
wahnsinnig lange beschäftigt. Ich bin
jetzt auch nicht unbedingt Expertin in
-
diesem Bereich. Wie man aus deiner
Ankündigung ja eigentlich auch entnehmen
-
konnte. Das ist eigentlich etwas, wo ich
mich im Pandemiejahr vielleicht auch etwas
-
im Internet verlaufen habe und mich da
mehr und mehr für interessiert habe. Und
-
das, was mir aufgefallen ist, als ich mich
so ein bisschen mit dieser Manosphere
-
beschäftigt habe, ist, dass da eigentlich
sehr viele Argumente wieder auftauchen.
-
Ich würde sogar sagen, das, was da als
ganz zentrales ideologisches Argument
-
immer wieder auftaucht, ist so einen Bezug
zurück auf die menschliche Natur und auf
-
bestimmte unveränderliche Strukturen in
der menschlichen Natur. Und das ist ja so
-
etwas woraus, womit ich aus meiner
Beschäftigung, aus der
-
Wissenschaftstheorie heraus eigentlich
sehr, sehr gut vertraut bin und wo ich das
-
Gefühl habe, ich kann ein bisschen was
dazu sagen, warum viele von diesen
-
Argumenten völlig fehlgeleitet sind. Was
auf der einen Seite, wenn man jetzt Jordan
-
Petersons Lobster sieht, vielleicht nicht
überrascht, dass das nicht ganz so
-
funktioniert, wie er das darstellt. Nur
das, was jetzt auffällig ist in diesem
-
ganzen Diskurs in der Manosphere ist, dass
sich ständig und ständig und immer wieder
-
darauf bezogen wird, dass man hier
naturwissenschaftliche Fakten darstellt
-
und dass die Leute sich eigentlich so
inszenieren als Anti-Mainstream. So "Und
-
in unserer Gesellschaft sind bestimmte
ideologische Gendermainstreaming-Argumente
-
dominant geworden und verdecken eigentlich
bestimmte wissenschaftliche Wahrheiten."
-
Das ist so ein Argument, was man die
Manosphere rauf und runter hört und
-
was man auch jenseits des Internets aus
der AfD in Deutschland z.B. hört und wo
-
ich glaube, es ist relativ wichtig, dass
man da auch ausführlich drauf antwortet
-
und sagt: Nein, es ist nicht so, dass hier
so etwas wie feministische Ideologie oder
-
geisteswissenschaftliche linke Ideologie
der Naturwissenschaft entgegenstehen würde
-
und quasi gegen die menschliche Natur
Politik gemacht werden würde, sondern es
-
ist vielmehr so, dass diese Leute
eigentlich ein sehr veraltetes Bild von
-
Naturwissenschaft, wenn überhaupt von
Wissenschaft in der Hinterhand haben. Und
-
das war so meine Motivation, ein bisschen
mehr überhaupt das, was ich sonst als
-
Forschungsarbeit mache, auch in die
Öffentlichkeit zu tragen. Und das, was
-
mich eigentlich brennend interessieren
würde, ist mehr mit Leuten zu sprechen,
-
die sich mehr mit netzpolitischen Fragen
beschäftigen. Weil glaube ich, der
-
interessante, die interessante
Schnittstelle ist eigentlich da, wo man
-
sagt: Gut, es gibt bestimmte Expertise und
bestimmte Sachen, die da bei YouTube
-
'rumschwirren, zu widerlegen. Auf der
einen Seite. Aber wenn man jetzt wirklich
-
dieser Online Radikalisierung was
entgegensetzen will, dann muss man ja
-
glaub ich langfristig auch schauen, dass
man sich mit der Politik der Plattform als
-
solcher auseinandersetzt. Dazu hab ich ja
jetzt im Vortrag ein bisschen was gesagt,
-
dass man sich überlegt, ob es sich lohnt,
da irgendwie vermehrt auf YouTube auch
-
andere Videos hochzuschalten oder ob das
irgendwie von Anfang an verloren ist, dass
-
man sich überlegt was, es gibt ja noch gar
nicht so was wie Online-Deradikalisierung
-
Programme. Zum Beispiel das, dass man sich
überlegt, wie wie würden die eigentlich
-
aussehen, wenn man, wenn man das als
Radikalisierungspotenzial ernst nimmt? Was
-
müsste man da eigentlich machen? Also das
wären alles so Fragen, die mich
-
interessieren würden, die aber jetzt erst
gar nicht unbedingt in meinem engeren
-
Expertisebereich fallen? Genau und das,
wozu ich so ein bisschen Expertise habe
-
ist, warum ist an der Ideologie, die da
rumschwirrt, eigentlich einiges im Argen?
-
Und was kann man dazu inhaltlich sagen?
Herald: Tatsächlich sehr spannend, weil
-
ich glaube, das ist so ein Thema, was
ganz, ganz viele Facetten aufgreift, die
-
ineinander greifen. Weil es ja auch um
Verschwörungsmythen letztendlich geht,
-
aber auch gleichzeitig; ich finde es
spannend zu lesen oder zu hören, was du
-
gerade gesagt hast, dass es letztendlich
geht es ein bisschen darum, es war schon
-
immer so, es wird sich nicht ändern, was
ganz hart ist, weil das bedeutet, dass die
-
Menschheit sich nicht weiterentwickeln
kann und sich nicht weiter verändert. Fand
-
ich jetzt nochmal für mich irgendwie auch
ziemlich verrückt. Die Vorstellung, dass
-
einige Menschen tatsächlich oder
mehrheitlich wahrscheinlich Männer sich so
-
das auch erklären oder zurechtlegen. Ich
habe hier aber noch eine Frage von Birgit
-
über das IRC. Und da kannst du bestimmt
viel mehr mit anfangen als ich. Sie
-
schreibt Tiny Houses als Anfangsthema zum
Abstieg in die Manosphere? Ich habe von
-
vielen Frauen gelesen, die in Tiny Houses
wohnen oder wohnen wollen. Rebekka, kannst
-
du da vielleicht an drauf antworten? Sagt
dir das was? Also du beschäftigst dich
-
damit.
Rebekka: lacht Nein, Tiny houses fallen
-
nicht unmittelbar in mein Forschungsthema.
Sie sind im Vortrag vorgekommen, auch nur
-
ganz kurz. Es gab eine Folie, wo ich
gesagt habe, wie könnte man sich
-
vorstellen, dass dieser Radicalization
Pathway in die Manosphere eigentlich
-
aussieht? Ich habe das so bildlich
dargestellt. Und ich hab mir das nicht
-
ausgedacht, sondern ich hab das genommen
aus der Studie. Die war da auch kurz zu
-
sehen, die unter anderem von Marc Alfano
gemacht worden ist, wo sich Leute überlegt
-
haben: Wie könnte man jetzt eigentlich das
zeigen, diese Radicalization Pathways bei
-
YouTube und dann sich bestimmte
männerstereotype Themen, also von denen
-
sie mal angenommen haben, das wären
solche, rausgesucht haben und dann
-
sozusagen mit so einem Crawler das
nachgestellt haben, dass hier sozusagen
-
massenhaft irgendwie so Bewegungen bei
YouTube nachgestellt haben, sie geschaut
-
haben, was kriegt man eigentlich empfohlen
als nächstes, wenn man bei Tinyhouses
-
anfängt, was kriegt man empfohlen als
nächstes, wenn man bei Fitness anfängt?
-
Und dann sind sie sozusagen auf diese
Empfehlungskette gekommen. Ich hab im
-
Vortrag ganz kurz gesagt, das ist so eine
how-possibly Explaination, weil das nicht
-
auf realem Nutzerverhalten basiert, diese
Studie, sondern das ist wirklich der
-
Versuch, sozusagen massenhafte Bewegungen
nachzustellen, die diesem Recommendation
-
System nachgehen. Und das war jetzt die
Idee von denen, da mit Tiny Houses
-
anzufangen. Und natürlich sind Tiny House
nicht wahnsinnig männerspezifisch. Also so
-
wie ich das verstehe und da verstehe ich
wirklich nicht wahnsinnig viel von, sind
-
sie in den USA vor allem einfach eine sehr
prekäre Wohnform. So dass ist tendenziell
-
das, wo man sich hin zurückzieht, wenn man
sich ein vernünftiges Eigenheim nicht
-
leisten kann. Und das ist tendenziell eine
Wohnform, die diese Manosphere-Bewohner
-
außerhalb des Internets häufig, also die
wohnen halt häufig in so Mini-Bungalows
-
oder Wohnwagen oder eben solchen Tiny
Houses, was eben auch schon ein bisschen
-
was über den sozialen Status dann jeweils
sagt. Aber ob das jetzt eine wahnsinnig
-
gelungene Idee darüber ist, wo der
Einstieg in die Manosphere liegen könnte,
-
das kann ich wirklich nicht beantworten.
Und das ist, glaub ich, für die Debatte im
-
Großen und Ganzen auch nicht so wichtig.
Das, was eigentlich interessant ist
-
politisch, ist, dass jetzt überhaupt Leute
in der Forschung darüber rätseln, wie
-
diese Radikalisierungsbewegung aussehen
könnte, wo man sich vielleicht politisch
-
eigentlich wünschen würde, dass YouTube
nicht die Macht hätte, offensichtlich die
-
Mittel zur Radikalisierung da
bereitzustellen und es so schwierig sein
-
sollte, überhaupt dahinter zu kommen, von
außen aus der Benutzerperspektive
-
rekonstruieren zu müssen, wie jetzt diese
Bewegung aussehen könnte. Das ist glaube
-
ich eigentlich so das interessante
Problem. Genau. Das vielleicht zu den Tiny
-
Houses ich könnte ja auch noch was zu dem
sagen, was du am Anfang gesagt hast, zu
-
dem Frustrierenden an der
Unveränderlichkeit, je nachdem.
-
Herald: Gerne kannst du gleich sagen. Ich
probier grad nämlich nebenbei. Bei mir ist
-
nämlich was hängengeblieben, sozusagen.
Und kann gerade nicht auf die eine Instanz
-
zugreifen, auf das IRC, wo alle Fragen
reinkommen können. Von daher kannst du
-
gerne erstmal nochmal eine andere Frage
beantworten. Ich hoffe, dass ich gleich
-
hier wieder alle Fragen weiterleiten kann.
Rebekka: Okay, gut. Also weil das ist
-
eigentlich interessant, weil du gesagt
hast, das Frustrierende daran ist, dass er
-
eigentlich diese Theorien, die nahelegen,
dass Menschen sich über die Zeit nicht
-
verändern können. Das ist so ein bisschen
wie glaube ich an die wie sagt man so?
-
Dass das Gerüst der allermeisten
reaktionären Argumente darüber, dass sich
-
bestimmte soziale oder politische
Konstrukte über die Zeit nicht verändern
-
lassen, sie haben eigentlich diese Form,
dass man sich darauf beruft, dass
-
bestimmte Merkmale natürlich sind in einem
ersten Schritt und dann im zweiten Schritt
-
sagen, deshalb können wir sie nicht
verändern und deshalb sollten wir sie auch
-
nicht verändern. Und wenn man das jetzt so
lange philosophisch ausführen würde,
-
könnte man was dazu sagen, dass die bei
Aristoteles eigentlich so ein prominentes
-
historisches Zuhause haben diese Argumente
und dass sie da auch noch so einen ganzen
-
essentialistischen Denkkosmos eingebettet
sind. Und das, was ich in dem Vortrag
-
eigentlich kurz gesagt habe, ist, dass das
ganz ironisch ist, dass in der Manosphere
-
diese Art von Argumenten so prominent sind
und immer mit der Evolutionstheorie
-
zusammengebracht werden, weil die
Evolutionstheorie eigentlich eine Theorie
-
ist, die genau diesen Zusammenhang von
"ist natürlich, können wir nicht
-
verändern, sollen wir nicht verändern"
nicht mehr hergibt. Weil eigentlich mit
-
der Evolution die Idee kommt, dass alles,
was Menschen ausmacht, in völlig
-
zufälligen Umständen historisch geworden
ist und damit auch die alte Idee
-
einhergeht, dass Menschen sowieso sich
über die Zeit verändern werden. Und was
-
daran jetzt eigentlich gut und schlecht
ist, das ist eine völlig separate Frage.
-
Genau, also das wär ja mal so eine Antwort
auf die auf diese Frage, die du
-
aufgemacht, was hast du gesagt hast. Das
ist irgendwie frustrierend, dass man so
-
aus diesen Argumenten das Gefühl bekommt,
dass das irgendwie naturwissenschaftlich
-
gerechtfertigt werden soll, dass man
bestimmte Dinge nicht verändern kann. Und
-
das ist tatsächlich so etwas, glaube ich,
was, was reaktionäre Ideologie ausmacht,
-
sich auf Natur zu berufen, um bestimmte
Unveränderlichkeit anzunehmen und das ist
-
so etwas, was man dann in der Manosphere
sieht man halt bestimmte Argumente, wo ich
-
sagen kann: Jaja, die kennt man gut, die
gibt es seit es die Evolutionstheorie
-
gibt's diese Art von Berufung auf sexuelle
Selektion und so weiter. In der Manosphere
-
sind sie jetzt zu einem Zeitpunkt, wo die
eigentlich wissenschaftlich überkommen
-
sind, zu so sehr verrückten Argumenten
mutiert, könnte man glaub ich sagen.
-
Herald: Ich finde, also ich probiere
gerade Sachen parallel zu machen. Also für alle
-
Zuhörerinnen und Zuschauer:innen draußen. Also
unser IRC Kanal ist zumindest für mich
-
grad' nicht erreichbar. Deswegen, falls
ihr Fragen habt bitte gerne über Twitter
-
unter dem Hashtag rC3Wikipaka. Ansonsten
hätte ich noch eine Frage oder noch ein
-
Hinweis, weil du ja vorhin auch meintest,
du würdest gerne auch gerade netzpolitisch
-
ins Gespräch kommen und deswegen bist du
auch heute hier. Man kann dir ja auch über
-
Twitter folgen.
Rebekka: Auf jeden Fall. Email habe ich
-
auch.
Herald: Email hast du auch. Vielleicht
-
ergibt sich im Nachhinein nochmal was ganz
wäre, der Talk ist ja auch noch später
-
nochmal einsehbar. Bisschen blöd, jetzt
über eine andere Frau zu reden. Aber
-
vielleicht kennst du Veronika Kracher.
Rebekka: Ja.
-
Herald: Genau, weil du auch meintest, so
ne. Weil ich finde die ganz spannend, weil
-
die ja auch ganz viel miteinander
verbindet, so wie du auch. Ihr fehlt aber
-
tatsächlich dieses naturwissenschaftliche,
biologische, was du probiert hast
-
herzuleiten zu der Manosphere. Ist
vielleicht nochmal ein ganz spannender
-
Kontakt und die ist ja auch gerade im
netzpolitisch auf einmal ganz, ganz gut
-
aktiv.
Rebekka: Ja nee, das ist ein super
-
Hinweis. Also ich kenn das Incell-Buch ein
bisschen und genau das ist definitiv
-
sozusagen die Person im deutschsprachigen
Raum, die so das, was ich jetzt noch nicht
-
über Jahre gemacht habe, tatsächlich
gemacht hat, nämlich sich diese ganzen
-
Manosphere-Foren und Alt-Right Forum
wirklich im Detail anzuschauen und zu
-
gucken, wer da eigentlich genau was macht.
Und das, also das finde ich super, dass
-
jemand diese Arbeit macht. Das würde ich
nämlich tatsächlich auch nicht machen
-
wollen dort täglich in der
Manosphere rumhängen. Und was sie ja aber
-
auch macht, ist durchaus so eine gewisse
ideologische Einordnung, so wie wo man das
-
hin zu sortieren hat. Und was ich aber
glaube, was es darüber hinaus noch
-
braucht. Und deswegen hab ich den Vortrag
auch in der Form jetzt gemacht, ist zu
-
sagen: Ja, also ich glaube, wenn man in
irgendeiner Form mit den Leuten Kontakt
-
aufnehmen möchte, die mit dieser
Manosphere Kontakt haben, aber sich
-
vielleicht noch nicht völlig in diesen
Schlaufen verloren haben und denen
-
irgendwie ein Verständnis geben möchte
davon, warum sie da nicht ganz auf dem
-
richtigen Weg sind, dann ist eine wichtige
Strategie glaube ich, den Teil zu
-
adressieren, der sagt: Hier haben wir
harte wissenschaftliche Fakten. Folgt
-
bitte, also sozusagen: Ihr könnt jetzt uns
hier YouTube immer weiter zuhören und
-
werdet sozusagen wissenschaftliche
Erkenntnis bekommen. Und das ist ganz
-
eindrücklich, finde ich. Es gibt von Kevin
Russ, der so Tech Journalist bei der New
-
York Times so eine Reportage mit Caleb
Cain, dass ist jemand, der sich vor ein
-
paar Jahren bei YouTube mal radikalisiert
hat und sich dann irgendwann auch mal
-
wieder deradikalisiert hat. Also wenn man
das googlet findet man halt ein paar
-
Interviews im Fernsehen mit den beiden.
Und das ist für mich relativ eindrücklich,
-
zu sehen, wie sie das so zusammen
beschreiben, diesen Radikalisierungs- und
-
den Deradikalisierungsprozess. Sie
erzählen von einem sehr jungen Mann in
-
West Virginia, der aus der High School
rausgeflogen ist und eine Weile nicht
-
wusste, wohin mit seinem Leben, dass er
auf einmal sich da zwölf Stunden am Tag
-
YouTube reingezogen hat und dann bei
Leuten wie Jordan Peterson irgendwann
-
gelandet ist bei den absolut radikalsten
Alt-Right Leuten, die da diesen großen
-
Austausch predigen und so eine White Pride
usw. predigen, wie er da so von einem zum
-
anderen gekommen ist. Und da finde ich das
super eindrücklich, dass er sagt, dass das
-
für ihn so ein trip feed gewesen wäre, in
einer Zeit, wo er eigentlich so auf der
-
Suche gewesen ist nach einem, nach Halt,
nach ideologischem Halt, aber auch nach,
-
eigentlich auch nach sowas wie
therapeutischem Halt darüber, wie er sein
-
Leben führen soll. Dass dann natürlich
diese Figuren aus der Manosphere bei
-
YouTube alle einzeln auftreten, auch als
ein bisschen, als Prediger, als Gurus, als
-
Daddy-Figures. Und gleichzeitig sagen:
Hier, ich kann dir was erzählen, was in
-
unserer liberalen Gesellschaft heute tabu
geworden ist, nämlich dass es eigentlich
-
naturwissenschaftlich belegte Unterschiede
gibt zwischen den Geschlechtern, zwischen
-
den Rassen, zwischen den Klassen. Dass es
eigentlich, wie natürliche Gründe für
-
diese Unterschiede in der Gesellschaft
gibt. Und von da wirst du dann langsam da
-
hingeführt, dir diese ganze
radikalähnliche Bühne sexistischer und
-
nationalistischer Ideologie reinzuziehen.
Und ich glaube, dass das relativ wichtig
-
ist, sich damit auch auf
naturwissenschaftlicher und gleichzeitig
-
ideologiekritischer Ebene
auseinanderzusetzen und auch Inhalte
-
bereitzustellen, die dem was
entgegensetzen, so, genau.
-
Herald: Rebekka, vielen Dank dafür, für
die Einblicke. Unsere kleine Talk Zeit ist
-
jetzt schon rum, aber du stehst für alle,
die interessiert sind und uns nicht über
-
den IRC erreichen konnten, auch nochmal in
einem BigBlueButton zur Verfügung. Gleich
-
jetzt hier im Anschluss an den Talk. Ich danke
dir jetzt schon und verabschiede dich
-
schon mal sozusagen. Vielen Dank, dass du
da warst. Danke für das gute Thema. Und
-
hier geht es nämlich gleich um 19.30
ziemlich wie immer pünktlich weiter mit
-
Bernd Fiedler und "Public Service, Public
Value". In diesem Sinne verabschiede ich
-
mich jetzt von der Rebekka und von euch
und alles Gute. Bis bald.
-
Rebekka: Tschüss.
Herald: Ciao.
-
Wikipaka Outro Musik
-
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2021. Mach mit und hilf uns!