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34C3 Vorspannmusik
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Herald: Okay, dann ist es mir jetzt eine
ganz besondere Freude, Peter Schaar
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anzukündigen, der heute seinen Vortrag
halten wird über die trügerische
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Sicherheit und wie die Überwachung unsere
Sicherheit gefährdet. Die meisten von euch
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werden es wissen, aber Peter Schaar war
von 2003 bis 2013 Bundesbeauftragter für
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Datenschutz und ist jetzt...
Applaus
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und jetzt ist er Vorsitzender der
europäischen Akademie für
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Informationsfreiheit und Datenschutz.
Bitte einen ganz herzlichen Applaus für
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Peter Schaar! Danke.
Applaus
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Peter Schaar: Meine sehr verehrten Damen
und Herren, liebe Hackerinnen und Hacker.
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Ich bin sehr gerne hierhergekommen, es ist
ja nicht das erste Mal, dass ich auf einem
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Chaos Communications Congress spreche. Das
erste Mal muss so ungefähr vor 30 Jahren
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gewesen sein. Damals im Bürgerhaus
Stellingen in Hamburg, das war noch ganz
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anders. Es waren vor allem weniger und es
war ein Stückchen weniger professionell,
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muss ich sagen. Das ist nicht Kritik
gewesen, sondern jedem Anfang wohnt ein
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Zauber inne. Aber gleichwohl, auch ich
freue mich natürlich darüber, dass die
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Community nicht nur weiterbesteht, sondern
so rasant gestiegen ist und so rasant
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gewachsen ist. Denn letztlich kommt es auf
Sie, auf Euch an, wenn es um die
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Gestaltung von Zukunft geht. Und wer sich
da nicht einmischt, kann sich letztlich
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über die Ergebnisse nicht beschweren.
Das haben viele in Großbritannien leidvoll
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erfahren,
Applaus
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als sie an einem Morgen aufwachten
nach einer Volksabstimmung, die
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so ausgegangen ist, wie sie eben
ausgegangen ist, aber nicht in dem Sinne,
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wie es viele gemeint hatten. Wie das auch
die Demoskopen vorhergesagt hatten,
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sondern leider so, dass für Großbritannien
das Aus aus Europa, zumindest aus der
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Europäischen Union, kommt.
Das hätte nicht sein müssen.
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Und ich hoffe auch, dass wir in
vielleicht 5 oder in 10 Jahren nicht
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auch sagen: "Das hätte nicht sein müssen".
Denn es gibt tatsächlich einige
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Möglichkeiten, etwas zu bewegen. Ich
spreche hier über Sicherheit. Und was hat
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dieses Bild, was ich hier an die Wand
projiziere, mit Sicherheit zu tun? Es ist
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die Titelseite eines ganz berühmten
Buches. Dieses Buch ist 1651 veröffentlicht
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worden, es heißt "Der Leviathan" und der
Autor ist Thomas Hobbes. Und dieses
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Titelbild ist in mehrfacher Hinsicht
interessant. Wie Sie da sehen, ist ist da
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ein Herr. Also eine Figur, ein Wesen, das
sich erhebt über der Landschaft. Was
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symbolisiert diese Person? Und ich denke,
viele von Ihnen kennen das. Hobbes ist der
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Erfinder der, oder einer der großen
Rechtfertiger moderner absoluter
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Staatlichkeit. Diese Figur trägt nicht nur
ein Zepter, sondern sondern auch ein
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Schwert, und unten in diesem Bild erkennen
Sie eine Vielzahl von Insignien der Macht.
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Und wenn man genauer hinschaut, dann
besteht der Oberkörper dieser Person -
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vermutlich auch der Unterkörper, aber
dieser Unterkörper ist nicht zu sehen -
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aus einer Vielzahl von Elementen, und wenn
man ganz genau hinschaut, erkennt man darin
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Menschen, die sich zu diesem Herrscher hin
wenden. Die diese Macht, kann man sagen,
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anbieten, respektieren, ihr unterliegen.
Das Wichtige an dieser Figur ist, dass sie
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im Prinzip eben nicht nur per se mächtig
ist, sondern eben auch eine Art
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Schutzmacht darstellt, bzw. von diesen
Menschen als Schutzmacht angesehen wird,
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die die Sicherheit - da sind wir beim
Thema - derjenigen gewährleisten soll. Und
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um diese Sicherheit zu gewährleisten, hat
diese Figur, die den absoluten, souveränen
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Staat symbolisiert, alle Gewaltmittel auf
sich gezogen. Und wer sich nicht daran
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hält, ist, naja, schlimmstenfalls des
Todes. Und diese absolute Macht ist nicht
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legitimiert durch Volksabstimmungen,
sondern sie ist einfach da. Von Gottes
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Gnaden, wie man sagt. Ganz oben sehen Sie
einen lateinischen Schriftzug, der frei
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übersetzt heißt: "Es gibt keine
gleichermaßen große Macht wie mich". Das
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heißt, der Staat als derjenige, der das
Gewaltmonopol ausübt, und ich habe ja
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gesagt 1651... Wer im Geschichtsunterricht
aufgepasst hat, dem wird die zeitliche
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Nähe auffallen zum Ende des
Dreißigjährigen Kriegs und zum
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Westfälischen Frieden. Auch hier ging es
letztlich darum, dass Frieden
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wiederhergestellt wird, aber nicht einen
Frieden, der von den Völkern ausging,
-
sondern von den Herrschern. Cuius regio,
eius religio. Wer mich regiert, dessen
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Religion habe ich auszuüben. Und man kann
natürlich auch das nochmal weiterführen:
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... dessen Interessen, dessen Positionen
habe ich letztlich zu vertreten. Aber wie
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gesagt: die Regierten nehmen das durchaus
wohlgefällig auf, denn der andere Zustand,
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den sie gerade überwunden haben, zumindest
in dem, was heute Deutschland ist, nämlich
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diesen dreißigjährigen Krieg, den wollte
sich keiner mehr zurückwünschen. Nun, wir
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leben im Jahr 2017. Im Jahr 2017 hat ein
bedeutender deutscher Politiker...
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Lachen
...der sagt in einem Interview: "Sie
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können mich auch harten Hund nennen",
Leitlinien für einen starken Staat in
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schwierigen Zeiten vorgelegt. In diesen
Leitlinien, die auf der Webpräsenz des
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Bundesministeriums des Inneren abrufbar
ist, in diesen Leitlinien stellt er
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diverse Forderungen auf, auf die ich, wie
gesagt, noch mal zurückkommen werde
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en Detail. Die Sicherheit ist das
entscheidende Thema nicht nur für Herrn de
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Maizière, sondern für viele andere
Politiker und man fragt sich natürlich:
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"Warum tun die das?". Das hat ein bisschen
damit zu tun, dass wir in einer sehr
-
ängstlichen Gesellschaft leben. Und wenn
Sie sich diese Übersicht anschauen, die
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von einer Versicherung erstellt wurde, die
jedes Jahr einen sogenannten "Angst-Index"
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erhebt bei den Deutschen, dann werden Sie
dabei feststellen, dass ganz oben bei den
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Ängsten der Deutschen ist, Opfer eines
Terroranschlags zu werden. 71% der
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Deutschen befürchten heute, Opfer eines
Terroranschlags zu werden. Nun haben wir
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tatsächlich Terroranschläge gehabt. Wir
haben auch einige Opfer gehabt, nämlich
-
eine niedrige zweistellige Zahl, 10 bis
15, das ist nicht ganz klar, im letzten
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Jahr. Davor waren es noch sehr viel
weniger, die 10 Jahre vorher: Pro Jahr
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waren es im Durchschnitt weniger als eine
Person, aber gleichwohl befürchten 71%
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heute, Opfer eines terroristischen
Anschlages zu werden. Auch die anderen
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Angstthemen sind durchaus so, wie man
sich das fast vorstellt. Der politische
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Extremismus nimmt zu, Auswanderer oder
Einwanderer kommen zu uns, Flüchtlinge,
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die destabilisieren unsere Gesellschaft.
Das heißt, offensichtlich ist unsere
-
Gesellschaft zutiefst verunsichert. Das
war nicht immer und gleichermaßen so. Und
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interessanterweise ist es so: Wenn man
sich im Zeitverlauf diesen Angst-Index
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anschaut, und zwar jetzt bezogen auf die
Angst vor terroristischen Anschlägen, dann
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stellt man fest, dass es da doch
signifikante Schwankungen gegeben hat. Und
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natürlich hat das auch etwas damit zu tun,
dass es spektakuläre blutige schreckliche
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Anschläge gegeben hat, speziell den
Anschlag von 2001, aber danach auch einige
-
weitere. Aber gleichwohl fällt schon auf,
dass die Angst nicht sofort auf einen
-
Höchststand schnellt, sondern erst mit
einer gewissen zeitlichen Verzögerung,
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oder wie man auf Englisch sagt, mit einem
Time-Lag. Wie erklärt sich dieses Time-Lag
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eigentlich? Zum einen kann man sicherlich
sagen: Medien spielen dabei eine Rolle.
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Aber: Mein Eindruck ist, es sind nicht nur
die Medien, sondern auch diejenigen, die
-
die Medien bedienen, diejenigen, die sie
befeuern. Die dafür sorgen, dass Angst und
-
Besorgnis zunehmen. Und kurioserweise ist
es so: Ich habe jetzt mal auf diese Grafik
-
einfach so ein paar Maßnahmen gelegt, ich
weiß nicht, ob man das lesen kann. Das sind
-
die verschiedenen Gesetze und
Massnahmenpakete, die seit 2001 im Bereich
-
der inneren Sicherheit - die wesentlichen
jedenfalls - die dort beschlossen worden
-
sind in Deutschland. Und man stellt fest,
dass diese Massnahmenpakete recht
-
zahlreich waren, insgesamt komme ich auf
35. Je nachdem, wie man zählt, kommt man
-
noch auf größere Zahlen, weil viele dieser
Maßnahmenpakete eben eine Vielzahl von
-
Maßnahmen enthalten. Es fällt auf, dass
sich das nicht gleichmäßig über die Zeit
-
verteilt, dass aber durchaus es nicht so
ist, dass dann, wenn irgendwelche
-
Maßnahmenpakete, neue Sicherheits- oder
Antiterrorgesetze beschlossen worden sind,
-
die Ängste gleichermaßen zurück gehen.
Nein, sie wachsen sogar teilweise. Und ich
-
denke, es gibt da vielleicht sogar einen
sachlichen Zusammenhang. Wenn über solche
-
Gesetzesinitiativen diskutiert wird, dann
hat man dauernd natürlich auch in den
-
Medien die Berichterstattung genau über
diese Fragestellungen. Und das führt
-
weiter zu Ängsten, weil natürlich immer
wieder begründet wird, weshalb man diese
-
zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen braucht,
weil nämlich alles ganz unsicher geworden
-
ist. Das heißt, die
Sicherheitsgesetzgebung führt nicht
-
automatisch zu mehr Sicherheit, sie führt
aber auf jeden Fall auch zur
-
Verunsicherung. Obwohl sie dem Credo
folgt, oder offiziell damit begründet
-
wird, dass man Sicherheit schaffen wolle
und das Sicherheitsgefühl stärken. Nun
-
könnte man natürlich auch annehmen, dass
sich die Entscheidungen von Gerichten auf
-
unser Sicherheitsgefühl auswirken. Und
wenn man jetzt der Begründung derjenigen,
-
die für immer schärfere Gesetze eintreten,
folgen würde, dann müsste natürlich bei
-
jedem Urteil des Bundesverfassungsgerichts
- und es gibt eine ganze Reihe davon - mit
-
denen solche Sicherheitsgesetze für
verfassungswidrig erklärt worden sind,
-
dann müsste ja eigentlich das
Sicherheitsgefühl darunter leiden. Ich hab
-
nun mal über diese Grafik nochmal die
verschiedenen Entscheidungen des
-
Bundesverfassungsgerichts gelegt. Und was
fällt dabei auf? Es fällt auf, dass im
-
Grunde mit diesen Entscheidungen eher eine
Entspannung des Sicherheitsgefühls
-
verbunden ist. Das heißt. Das oberste
deutsche Gericht, das deutsche
-
Bundesverfassungsgericht, sagt: "Der
Gesetzgeber hat hier verfassungswidrige
-
Gesetze beschlossen" und das
Bundesverfassungsgericht hat die
-
Vorratsdatenspeicherung aufgehoben, den
großen Lauschangriff für unzulässig
-
erklärt und eine Vielzahl von anderen
Maßnahmen auch. Und entgegen der Prognose,
-
die man eigentlich als
Sicherheitspolitiker aufstellen würde,
-
führt das nicht etwa zur Verunsicherung,
sondern dafür - dazu, dass mehr Vertrauen
-
wieder da ist. Das heißt: In dem Moment,
wo die Gesellschaft in einen Diskurs
-
tritt, der eben nicht alleine
sicherheitspolitisch, sondern auch durch
-
die Grundrechte geprägt ist, in einer
solchen Situation fühlen sich Menschen
-
wieder sicherer. Und ich finde, das ist eine
Botschaft, die immer wieder übersehen wird.
-
Ja, das hält manche Personen...
Applaus
-
nicht davon ab,
die Sicherheit zu einem
-
"Supergrundrecht" zu erklären. Diese
Person - der eine oder andere kennt sie
-
noch - war mal in dem Amt, das der andere
Herr, den ich vorhin gezeigt hab, jetzt
-
inne hat, nämlich er war mal
Bundesinnenminister. Hans-Peter Friedrich,
-
CSU. Danach war er auch Chef der CSU-
Landesgruppe im Bundestag, wenn ich mich
-
nicht irre. Er hat gesagt: "Sicherheit ist
ein Supergrundrecht, dem sich alle anderen
-
Grundrechte unterzuordnen haben".
Abgesehen davon, dass Sicherheit überhaupt
-
gar kein Grundrecht ist,
Applaus
-
..ist es natürlich richtig, dass wir in
sicheren Verhältnissen leben wollen. Aber
-
Sicherheit ist eben nicht auf Überwachung,
auf Registrierung und Repression alleine
-
zu beschränken, sondern Sicherheit hat einen
ganz viel umfassenderen Charakter. Und
-
wenn wir über Sicherheit reden, dann
müssen wir über soziale Sicherheit reden,
-
dann müssen wir über Sicherheit reden vor
Umweltverschmutzung, vor Krieg, vor vielen
-
anderen Gefährdungen unserer Existenz.
Applaus
-
In dem Sinne ist sicherlich
Sicherheit ganz wichtig.
-
Applaus
-
Aber diese Reduktion des
Sicherheitsbegriffs auf die sogenannte
-
"innere", oder manche sagen auch
"öffentliche Sicherheit", greift zu kurz
-
und ist kontraproduktiv. Ich habe übrigens
auch nochmal eingezeichnet, wann Herr
-
Friedrich diese Äußerung gemacht hat. Es
ist übrigens kurz nach den Enthüllungen,
-
die auf Edward Snowden zurückgehen. Das
war ganz interessant. Hat irgendwie nicht
-
gewirkt. Nicht wirklich. Was dann sich
allerdings später ausgewirkt hat, waren
-
verschiedene Anschläge und die Reaktionen
auf diese Anschläge, die in Europa
-
stattgefunden haben, in Frankreich, in
Belgien, und letztlich auch auf dem
-
Berliner Weihnachtsmarkt. Das ist sicher
richtig. Und natürlich das, was daraufhin
-
beschlossen wurde. Ich hab dann nochmal
mir die Freude gemacht, die
-
Sicherheitspakete mit
Regierungskonstellationen zu unterlegen.
-
Sie merken: das ist nicht ganz gleichmäßig
verteilt. Die allermeisten Maßnahmen, die
-
in diesem Bereich beschlossen worden sind,
fallen, sind von großen Koalitionen
-
beschlossen worden. Das ist sicherlich nur
ein Zufall. Ja, ich will nur nicht lange
-
mich mit Jamaika aufhalten, denn Jamaika
ist ja jetzt wieder eine Insel. Aber
-
interessant ist, mal sehen, ob ich das
zurückkriege noch, ja... Bei Jamaika, das
-
hat selbst Frau Merkel bestätigt in einem
Fernsehinterview... bei den Jamaika
-
Sondierungen hat die CDU/CSU die
Abschaffung der Vorratsdatenspeicherung
-
zugesichert. Finde ich interessant. Kommt
nicht, jetzt sagt die CDU/CSU wieder:
-
Natürlich sind wir für
Vorratsdatenspeicherung,
-
selbstverständlich. Und... Gut, man
braucht immer einen Partner und da ist es
-
jetzt natürlich blöd, dass der mögliche
jetzt noch verbliebene Partner gesagt hat:
-
Opposition ist Mist. Stimmt jetzt nicht
mehr ganz, was jetzt rauskommt wissen wir
-
nicht. Vielleicht ist es ja wieder eine
Große Koalition und zur Großen Koalition
-
gehören zwei. Ich habe mir deshalb auch
angeschaut, was eigentlich Sigmar Gabriel -
-
er ist jetzt nicht mehr
Parteivorsitzender, aber doch immer noch
-
eine der wichtigsten Persönlichkeiten in
der SPD - dazu sagt. Und wie sich die
-
Sozialdemokratie da positionieren will.
Interessant ist dass er die letzte große
-
Koalition offensichtlich so in Erinnerung
hat, dass man sich in postmodernen
-
liberalen Debatten verzettelt habe wie Ehe
für alle, Umwelt und Klimaschutz, das ist
-
nicht so wichtig genommen worden wie
Industrie-Arbeitsplätze und interessant....
-
das soll uns hier interessieren:
Datenschutz war uns wichtiger als innere
-
Sicherheit, sagt Sigmar Gabriel. Hat es
sogar jetzt nochmal aufgeschrieben, war
-
also kein Fauxpas in irgend so einem
Interview. Nein, auch in dem Namensartikel
-
den er im Spiegel vor zwei Wochen
veröffentlicht hat, aus dem diese, dieses
-
Zitat hier entnommen worden ist, hat er
das nochmal wiederholt. Nun fragt man sich
-
natürlich: Ist das jetzt eine Frage des
Gedächtnisses? Ich hab deshalb nochmal
-
geschaut, was in den letzten zwei Jahren
der letzten großen Koalition so
-
beschlossen wurde. Das sind verschiedenste
Vorschriften. Ich nehme jetzt mal nur ein
-
paar heraus, z.B. die Wiedereinführung der
Vorratsdatenspeicherung. Man hat den
-
Bundesnachrichtendienst jetzt auch mit den
gesetzlichen Befugnissen ausgestattet, dass
-
er das weiter machen kann, was er ohnehin
vorher auch schon gemacht hat. Man hat
-
ZITiS eingerichtet, das ist diese Stelle,
die in München ansässig ist und die den
-
Behörden zuarbeiten soll um Zero Day
Exploits, also Sicherheitslücken zu
-
sammeln, oder vielleicht sogar zu
entwickeln. Das weiß man nicht so richtig.
-
Es sind ganz viele weitere Gesetze
getroffen worden: Das Bundeskriminalamt
-
darf jetzt die Daten, die für polizeiliche
Zwecke, für irgendwelche polizeilichen
-
Zwecke gesammelt worden sind, jetzt auch
für viele andere polizeiliche Zwecke, also
-
eigentlich für alle polizeilichen Zwecke
nutzen. Vorher gab es eine engere
-
Zweckbindung. Ja, die Fluggastdaten sollen
jetzt auf 5 Jahre auf Vorrat
-
gespeichert werden. Auch hier muss man
nochmal sagen, geht Deutschland über das
-
hinaus, was die Europäische Union
vorgegeben hat. So ärgerlich das auch
-
schon ist. Es ist auch im Rahmen des
Datenschutzrechts jetzt der
-
Bundesdatenschutzbeauftragten, meiner
Nachfolgerin im Amt, nicht mehr möglich,
-
sich in Sachen der Nachrichtendienste
direkt an den Bundestag oder ein
-
Bundestagsgremium zu wenden. Was ich im
übrigen gemacht habe, 2013 Herrn Friedrich
-
hat das, glaube ich, sehr geärgert seinerzeit.
Das ist jetzt nicht mehr möglich.
-
Applaus
-
Ja, sehr ärgerlich, sehr ärgerlich war...
Und darauf komme ich gleich auch nochmal
-
zurück, dieses Gesetz zur Förderung des
elektronischen Identitätsnachweises, da
-
ging es vordergründig darum, diese
sogenannte eID Funktion, die man im neuen
-
Personalausweis hat, generell
freizuschalten. Das ist von Datenschützern
-
kritisiert worden, sehe ich auch ein Stück
kritisch, aber ich finde das ist nicht so
-
schrecklich. Viel gravierender ist, dass
ganz hinten in dem Gesetz sich eine
-
Vorschrift findet, die allen
Sicherheitsbehörden den Zugriff auf die
-
Pass- und Personalausweisregister online
erlaubt, ohne dass diese Register etwas
-
davon merken. Nun steht im
Personalausweisgesetz und im Passgesetz
-
drin, es gibt keine Zentraldatei mit
biometrischen Daten. Nun gibt es eben eine
-
vernetzte, eine verteilte Datenbank mit
biometrischen Daten. Das ist vielleicht
-
auch nicht so viel besser, wobei man dann
auch sagen muss, dieses sogenannte
-
Videoüberwachungsverbesserungsgesetz - es
gibt ja wirklich Wortmonster, die man kaum
-
noch überbieten kann in der Phantasie -
das muss man zusammen lesen mit diesen
-
Neuerungen. Ja, 17 der 35 seit 2001....
stammenenden oder beschlossenen
-
Gesetzgebungsvorhaben stammen aus den
letzten beiden Jahren der letzten großen
-
Koalition. So viel zu Sigmar Gabriels
Gedächtnis. Nun fragt man sich: Was bleibt
-
da überhaupt noch? Ganz schön viel, ich
hab jetzt einfach mal ein paar Ideen
-
gesammelt, ich habe jetzt nur 6 Ideen
hier herausgesucht. Das ist jetzt nicht
-
alles. Also, da gibts noch viele andere
Forderungen, aber ich hab ja dummerweise
-
nur begrenzte Zeit. Aber vielleicht ist es
auch für Sie ganz gut, das würde ermüdend
-
sein. Fangen wir mal an mit der
Vorratsdatenspeicherung. Nicht genug dass
-
die Vorratsdatenspeicherung entgegen der
Rechtsprechung des
-
Bundesverfassungsgerichts und des
Europäischen Gerichtshofs wieder
-
eingeführt wurde. Ein
Oberverwaltungsgericht hat übrigens jetzt
-
auch schon festgestellt, dass die neu
eingeführte Vorratsdatenspeicherung nicht
-
diesen Vorgaben entspricht. Deshalb ist es
im Augenblick ein bisschen auf Eis gelegt.
-
Das führt aber nicht etwa dazu, dass man
sich überlegt, ob das der richtige Weg
-
war, sondern man will es weiter ausweiten.
Dieser Herr ist ein Mitarbeiter von Herrn
-
de Maizière, das ist Herr Maaßen. Herr
Maaßen ist Chef des Bundesamts für
-
Verfassungsschutzes. Und der hat ein, der
ist einfach ein ganz interessierter,
-
neugieriger Mensch. Neugier ist ja eine
Tugend, überwiegend zumindest. Und er
-
würde gerne IP-Adressen bekommen und mit
unserer Gefährderdatenbank abgleichen. Das
-
finde ich auch durchaus verständlich,
diesen Wunsch. Wer würde nicht gerne
-
wissen, wer was an seinem Computer
irgendwo gerade macht. Aber natürlich nur
-
Terroristen, die in Malaysia auf Servern
Enthauptungsvideos sehen. Aber wie kann
-
man rausfinden, wer Enthauptungsvideos
sieht? Ja, so weit reicht nun der Arm des
-
Bundesamts für Verfassungsschutz auch
nicht. Das ist ja auch eigentlich ein
-
Inlandsgeheimdienst. Das ist nicht der
Bundesnachrichtendienst, wohlbemerkt. Also
-
müsste man ja im Inland entsprechend die
Daten abfangen. Man muss dann natürlich
-
die IP-Adressen haben. Also ich denke, das
ist schon mal ein Wink mit dem Zaunpfahl,
-
was in der nächsten großen Koalition
gemacht werden sollte. Dieser Herr, das
-
ist Herr Bouillon. Er ist Innenminister des
Saarlandes. Der will auch vor allen Dingen
-
eine Vorratsdatenspeicherung für
Messenger-Dienste endlich einführen. Das
-
kann ich auch verstehen, natürlich. Das
ist eine praxisgerechte Erweiterung
-
einfach nur, das ist nicht etwa eine
Verschärfung. Man muss das immer so
-
durchaus so sehen, dass das alles seinen
Nutzen hat. Man darf auch nicht vergessen,
-
es handelt sich ja hier auch um schwer, um
wichtige Rechtsgüter, die es zu
-
verteidigen gilt, nämlich insbesondere die
Sicherheit. Also Vorratsdatenspeicherung
-
ist ja eine geeignete Maßnahme. wie viele
wissenschaftliche Studien ergeben haben.
-
Gelächter
Das ist auch richtig, den Haufen zu
-
erhöhen, den Heuhaufen zu vergrößern, wenn
man die Stecknadel wirklich finden will.
-
Ist übrigens ein Zitat eines
amerikanischen Geheimdienstchefs. Also
-
diese, diese Maxime ist jetzt auch bei
uns, endlich, endlich, muss ich sagen,
-
angekommen.
Applaus
-
Ja. Mehr intelligente Videoüberwachung.
Also ich muss Herrn de Maizière zustimmen.
-
Diese Befürchtung, dass intelligente
Videoüberwachung zur Verbrechensverhüteung
-
und -verfolgung, Einschüchterungeffekte
entfaltet, scheint mir weit entfernt von
-
der sozialen Wirklichkeit. Also wer fühlt
sich denn da wirklich beeinträchtigt, wenn
-
er nichts zu verbergen hat. Also mein
Gott, wer geht mit wem über den Bahnhof.
-
Wer geht sonst wohin. Es geht ja auch
nicht nur um einen Bahnhof, wo das mal
-
getestet wird. Dazu komme ich gleich
nochmal. Nein, es geht darum, die
-
intelligente Gesichtserkennung endlich mal
entschieden voranzubringen, damit eine
-
Fahndung dort möglich ist und
dementsprechend hat man ja auch, dass die
-
Mehrheit der Deutschen dafür ist,
wussten wir schon. Und das hab ich auch
-
schon gesagt, die Passfotos sind ja auch
schon jetzt vorhanden. Ja, was kann man
-
damit eigentlich erkennen? Also, ne
israelische Firma behauptet, dass man
-
Terroristen am Gesicht erkennen könnte.
Einfach so. So weit geht Herr de Maizière
-
noch nicht. Würde mich auch interessieren,
wie die Trefferwahrscheinlichkeit dann ist.
-
Und zwar ist es etwa nicht durch Abgleich
mit irgendwelchen sonstigen Dateien,
-
sondern anhand allgemeiner Merkmale. Das
erinnert mich ein bisschen an Diskussionen
-
aus dem 19. Jahrhundert, wo man die
Verbrecher am Kopf, an der Kopfform
-
erkennen wollte. Ich finde, man kann
natürlich...
-
Applaus, Bravo!
-
Man kann natürlich, man kann natürlich
diese alten Vorstellungen wieder
-
aufwärmen, aber ich glaube nicht, dass das
besonders vernünftig ist. Aber schauen wir
-
mal was alles möglich ist. Ja, auch andere
Dinge sind ja sehr klar auch erkennbar,
-
wie wir das wissen. Ja, und um jetzt
zumindest die Erkennung von Gefährdern zu
-
testen hat unter der Federführung des
Bundesinnenministeriums im Berliner
-
Bahnhof Südkreuz eine großangelegte
Testung begonnen und da ist jetzt so eine
-
Zwischenbilanz gezogen worden. Der Versuch
soll verlängert werden. Ich frage mich
-
eigentlich warum, wenn das so erfolgreich
war. "Das ist besser, als ich erwartet habe
-
und die meisten Kritiker auch. Die
Zwischenergebnisse versprechen einen
-
erheblichen Mehrwert für die Fahndung nach
Terroristen und Schwerverbrecher. Ich
-
finde das sehr richtig." Ich hab mir dann
nochmal die Mühe gemacht, die Zahlen
-
anzuschauen. Die Erkennungsrate angeblich
70 bis 85 %. False Positives, das sind
-
diejenigen, die nicht in der Datei drin
sind, aber trotzdem als in der Datei
-
drinnen stehend erkannt worden sind, die
dann Alarm auslösen, sind nur 0,3 %,
-
also verschwindend wenig, wie wir wissen.
Ja - 480 Fehlalarme pro Tag sind das, hab
-
ich mir ausgerechnet, wenn man jetzt mal
die 160.000 Personen zugrunde legt, die
-
alleine am Bahnhof Südkreuz dort am Tag
durchlaufen. Alle 3 Minuten einen
-
Fehlalarm, wenn man das auf 24 Stunden
rechnet, wobei man natürlich bei
-
Stosszeiten entsprechend häufiger
Fehlalarm hat. Das wird eine Freude
-
werden! Es ist wirklich praktikabel, wie
wir schon erkennen.
-
Applaus
Ach, ich hatte noch mal was sollte man
-
eigentlich nicht sagen, ich finde das
wirklich unfair. Ich finde es eigentlich
-
unfair, was ich mache, aber ich hab es
trotzdem gemacht. Ich hab mir nochmal, habe
-
mich nochmal beschäftigt mit dem
Pilotprojekt der Gesichtserkennung in
-
Mainz. Sehr ähnliches Setting wie am
Südkreuz. Und da hat der damalige BKA-Chef
-
Ziercke, man könnte sagen, der hatte noch
Eier, oh, das darf man jetzt nicht sagen.
-
das war jetzt nicht gut. lacht
Gelächter
-
"Ich werde dem Bundesinnenminister nicht
die Einführung der fotogestützten
-
Biometrie-Fahndung zur
Terrorismusbekämpfung empfehlen. Der
-
Einsatz dieser Systeme ist nur sinnvoll,
wenn die Trefferquote bei nahezu 100 %
-
liegt." Ja, 70 % ist ja fast 100!
Also insofern ist es vielleicht auch
-
richtig, dass das jetzt kommen wird und
zwar nicht nur dort am Südkreuz,
-
sondern ganz allgemein. Ja. Der erweiterte
Einsatz von DNA Analysen wird gefordert.
-
Ja das finde ich auch. Das ist übrigens
aus diesem Papier für den starken Staat
-
nochmal, wie auch das, wie andere Zitate
von de Maizière auch. "Er muss mit den
-
technischen Entwicklungen und Nutzungen
Privater Schritt halten." Das zieht sich da
-
durch. "Der Staat muss genau dieselben
Möglichkeiten haben, wie die Privaten und
-
er muss natürlich auch auf die privaten
Daten zugreifen können." Das ist also auch,
-
das gehört natürlich auch zur
Waffengleichheit, die man da braucht. Ja
-
und dazu gehört eben auch die DNA-Analyse.
Und das ist einfach bislang rechtlich stark
-
limitiert. Das stimmt. Das stimmt. Das
geht nicht zusammen. Beides. Ist schon
-
richtig. Das ist stark limitiert. Das
liegt am Grundgesetz, weil nämlich das
-
Bundesverfassungsgericht gesagt hat, DNA-
Analysen sind doch ziemlich tiefgreifender
-
Eingriff und sie dürfen nur bei
schwerwiegenden Straftaten erfolgen. Aber
-
das ist, finde ich, ein bisschen zu streng.
Da muss man doch nochmal umdenken, meint
-
Herr de Maizière. Bisher ist nur die
Identitätsfeststellung erlaubt und nur bei
-
schweren, und das auch nur bei schweren
Straftaten. In Zukunft wird gefordert,
-
haben sich schon Justiz- und Innenminister
Konferenzen mit beschäftigt, die
-
Auswertung nach dem Phänotyp. Also,
welcher Ethnie gehört sich, gehört
-
derjenige, dem die Spur zuzuordnen ist,
an. Muss ja kein Täter sein. Welche
-
Haarfarbe hat er und noch weitere
Merkmale. Kommt immer mehr dazu. Die DNA
-
Analytik wird ja immer besser und auch
immer einfacher. Und ich denke mal, das
-
sollte man dann, wenn man will. Wenn man
jetzt mal rein von der Argumentation, die
-
Herr de Maizière da anführt, dann eben nicht
nur auf diese wirklich schwerwiegenden
-
Straftaten beziehen, sondern da das
bisschen lockerer das gestalten, na ja. Ja
-
Reisebewegungen, das mit dem Reisen ist
natürlich wirklich gefährlich, weil
-
natürlich, wie wir wissen, die
Gefährdungen zum großen Teil von Fremden
-
ausgehen und fremd sind wir ja auch, wenn
wir reisen. Jedenfalls dort, wo wir
-
hinkommen. Und dementsprechend finde ich
das auch ganz wichtig, dass zumindest,
-
wenn wir ins Ausland reisen, oder über die
Außengrenzen der EU hinweg, dass das
-
registriert wird. Also da muss ich sagen,
da bin ich einverstanden. Ich habe da
-
nichts zu verbergen. Und wirklich alle
Reisebuchungen über die Aussengrenze
-
müssen erfasst werden. Das haben die
Vereinigten Staaten bisher noch nicht
-
einmal geschafft. Zumindest bei den
Ausreisen nicht. Bei den Einreisen
-
versuchen Sie es. Also, Donald Trump baut
ja jetzt auch einen Zaun zu Mexiko, um das
-
zu ermöglichen, endlich mal, dass da nicht
so viele Illegale nach, in die USA kommen.
-
Die Frage ist natürlich, was passiert,
wenn da jemand einreist und es wird
-
keine Ausreise festgestellt, gibts ja zwei
Möglichkeiten: Entweder hat das System
-
versagt, oder der ist noch da. Wenn der
aber noch da ist, was heißt das eigentlich?
-
Das ist jedenfalls ein sehr aufwändiges,
riesiges System, das europaweit ein-
-
geführt werden soll und das muss wirklich
funktionieren. Ich denke, da kann man ganz
-
viel Geld für ausgeben. Und wir erinnern
uns an Sigmar Gabriel: "Das schafft
-
Industriearbeitsplätze." Ich finde, das
muss man einfach bedenken, das sind
-
sogenannte Synergie-Effekte.
Applaus
-
Ja ein weiteres Thema, was ja jetzt in den
letzten Wochen so heiß diskutiert wurde,
-
das ist der Einbau von Backdoors in IT-
Systemen. Ja also ich muss wirklich sagen,
-
dass die Polizei es wirklich immer
schwerer hat, diese Diebstahlsicherung in
-
den Autos werden besser. Es gibt
Leute, die Alarmanlagen zu Hause haben. Auf
-
der anderen Seite haben wir doch ein
Gesetz, das den großen Lauschangriff
-
ermöglicht. Also großer Lauschangriff,
heißt, dass Wanzen, also Mikrofone, in
-
Wohnungen und in Autos und sonstigen
geschlossenen Räumlichkeiten heimlich
-
installiert werden und dann muss ja jemand
hinkommen, um diese Geräte dann da
-
irgendwie unterzubringen. Wenn dann immer
ein Alarm ausgelöst wird, das ist, finde
-
ich, nicht hinnehmbar für unsere
Sicherheit. Und dementsprechend finde ich
-
auch, dass man diese Alarmanlagen nicht so
scharf schalten sollte. Das ist, glaube
-
ich, eine ganz wichtige Angelegenheit. Ja.
Ach so. Mit dem, das sind jetzt die
-
Mikrofone.
Gelächter
-
Ja vielleicht gibt es ja auch, sage ich
mal, innovative Ansätze. Die, dieses
-
physische Hineingehen in eine Wohnung
überflüssig machen. Ich denke so etwas
-
wird immer einfacher. Da muss man nur noch
die Hersteller dazu überreden, dann
-
entsprechende Möglichkeiten auch zu
aktivieren und zu sagen, wie das denn
-
geht. Dafür hat man denn ZITiS. Und ich
denke, das wäre dann ja vielleicht der
-
nächste Schritt. Natürlich ist das
ausschließlich für Einzelfälle und nur im
-
Rahmen einer rechtlichen Kontrolle
möglich. Wenn da so Hintertüren drin sind,
-
ist es klar, dass es ausschließlich die
Polizei und vielleicht der
-
Verfassungsschutz sie nutzen kann. Das
wissen wir. Das wissen wir, dass kein
-
anderer ein Interesse daran hat. Und das
beruhigt mich nun wirklich. Nicht!
-
Applaus
Ja, eine letzte Maßnahme. Aller guten
-
Dinge sind 6. Aber, wie gesagt es gibt
noch mehr. Ich musste da auswählen. Das
-
ist Hackback. Ja das ist ein
interessantes, interessantes Konzept. Na
-
endlich mal zurückschlagen können. Nicht
immer nur nach der Bergpredigt die andere
-
Backe hinhalten, sondern proah. Also ich
finde das ist etwas, wo man, wo man dann
-
doch sagen muss, das kann man eigentlich
unseren Sicherheitsbehörden nicht
-
vorenthalten. So eine Möglichkeit, effektiv
wirklich zurückzuschlagen, wenn da
-
deutsche Daten in fremde Hände gehören,
sicherlich nur als Ultima Ratio. Nur als
-
Ultima Ratio, also wie das unsere
Nachrichtendienste überhaupt machen, sie
-
sammeln sowieso ja nur Daten und Ultima
Ratio. Im Einzelfall ganz wenige auch nur,
-
das wissen wir von Edward Snowden. Also
Hackback muss ein Instrument im
-
Werkzeugkasten unserer Nachrichtendienste
werden, sagen einige. Ja, ich komme schon
-
fast zum Ende. Mit einer überraschenden
Botschaft. Der Leviathan ist tot, oder er
-
liegt eigentlich im Sterben. Nun ist es
so, dass ich mich darüber nicht wirklich
-
freuen kann. Denn der Leviathan hat sich
überfressen. Da geht einem manchmal
-
schlecht, wenn man sich zuviel einverleibt
hat. Das ist ihnen vielleicht auch schon
-
mal so gegangen. Beim Leviathan ist das
schon seit einer Weile so. Er hat sich
-
immer mit Befugnissen aufgefüllt und
dadurch ist letztlich der Schutz, den der
-
Leviathan den Untertanen gewährleisten
sollte, ziemlich unter die Räder gekommen.
-
Denn es gibt ja auf dieser Welt nicht nur
einen Leviathan, sondern viele. Wir leben
-
in einer Welt der Globalisierung wo die
Leviathane dieser Welt, ich erwähne nur
-
den Server in Malaysia. Ja, ja durchaus
einen langen Arm haben. Auch zu uns wie
-
wir wissen. Ne? Und, damit haben sich die
Leviathane irgendwie delegitimiert. Viele
-
glauben nicht mehr so richtig dran. Das
ist nicht nur eine gute Botschaft!
-
Applaus
Aber es zeigt uns auf,
-
dass wir alleine auf diese
Schutzversprechen nicht vertrauen dürfen.
-
Denn wenn ich jetzt noch mal dieses Bild
vom Leviathan hier aufrufe, und zwar jetzt
-
die Unterseite, was davon übrig geblieben
ist, ist nicht mehr der Schutz der
-
Untertanen, diese ausgebreiteten Arme.
Sondern es ist die Gewaltförmigkeit. Das
-
macht mir richtig Sorgen. Und es geht
dabei nicht nur um Überwachung, es geht
-
auch um Drohnen. Um Drohnen, die nicht nur
Kamera-, mit Kameras bestückt sind,
-
die außerhalb der eigenen Landesgrenzen
agieren.
-
Ich muss das nicht weiter ausführen. Die
Sicherheit delegitimiert sich, zerstört
-
sich selbst. Und dann denke ich, dass es
alte Weisheiten gibt, denen, die doch ihren
-
Wert haben. Dass diejenigen, die bereit
sind, wesentliche Freiheitsrechte gegen
-
vermeintliche Sicherheit einzutauschen,
weder Sicherheit noch Freiheit verdienen.
-
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Applaus
-
Herald: Super, vielen Dank schonmal.
weiterer Applaus
-
Herald: Genau, wir haben jetzt noch
ungefähr 20 Minuten Zeit für
-
Fragen, das heißt, falls Ihr Fragen habt,
dürft Ihr Euch
-
einfach an einem der 8
Saal-Mikrofone anstellen, ich geh
-
dann reihum durch und Ihr dürft Eure
Fragen Stellen. Falls jemand den Saal
-
vorzeitig verlassen möchte, tut es bitte
möglichst leise, und durch diese Tür zu
-
meiner Rechten, eurer Linken. Ja. So lange
die Menschen noch aufstehen und zu den
-
Mikrofonen laufen, fangen wir doch
erstmal direkt mit einer Frage des Signal
-
Angels an.
Signal Angel: Ja, und zwar: sollte es,
-
Ihrer Meinung nach, irgendwelche
Änderungen an den Aufgaben und Befugnissen
-
des Bundesdatenschutzbeauftragten geben,
und falls ja, wie sollten diese aussehen.
-
Schaar: Also, erstmal muss ich das
gendern. Auch "der
-
Bundesdatenschutzbeauftragten".
Applaus
-
Zweitens, ja, natürlich!
Auch im, auch im Sicherheitsbereich denke
-
ich, dass die Datensschutzbehörden, und da
meine ich nicht nur die Bundesbeauftragte
-
für den Datenschutz, sondern auch ihre
Kolleginnen und Kollegen in den Ländern,
-
mehr Möglichkeiten haben müssen, dass sie
nicht ausgeschlossen werden, dass sie ein
-
direktes Recht haben sich an die
jeweiligen Parlamente, also den Bundestag,
-
und die Landtage zu wenden.
Ja sie sollten diese Möglichkeit auf jeden
-
Fall haben. Die Ausnahmen, von ihren
Prüfungsrechten, die auch leider
-
vergrößert worden sind, zum Beispiel im
Bereich der Gesundheitsdaten, es geht hier
-
nicht nur um Sicherheitsbehörden, bei
Gesundheitsdaten darf im Prinizip die
-
Datenschutzbehörde gar nicht mehr in die
Datenbanken schauen, ne. Also das ist,
-
finde ich, eine sehr weitgehende und
letzlich auch nicht hinnehmbare
-
Einschränkung der Befugnisse der
Datenschutzaufsicht.
-
Applaus
Herald: Dann machen wir doch direkt mit
-
Mikrofon 5 weiter.
Mik 5: Danke für den Talk Peter, welches
-
Narrativ, glaubst du, kann gegen diese große
Sicherheitsrhetorik gewinnen. Weil oft ist
-
ja die,... Datensschutzargument gewinnt
zu selten. Es gibt ja auch Überlegungen,
-
gerade bei so Themen wie Hackback, oder
auch Zero Day Disclosure, das Ganze mehr
-
als IT-Sicherheit vs. Physische Sicherheit
zu framen, die Debatte, weil damit würde
-
man diese Sicherheitsrhetorik übernehmen
und sagen "Es geht uns um unsere IT-
-
Sicherheit, die ihr uns wegnehmen wollt,
wenn ihr uns Verschlüsselung kaputt machen
-
wollt und Zero Days geheimhalten wollt."
Schaar: Also auf jedenfall ist das ein
-
richtiger Ansatz, es darf nicht der
alleinige Ansatz sein. Ja, natürlich. Die
-
Sicherheitsversprechen demontieren sich
selbst, weil sie im Ergebnis zu weniger
-
Sicherheit führen. Wenn man sich anschaut,
das entsprechende geheimgehaltene
-
Sicherheitslücken, ich nenne hier
WannaCry, dazu geführt haben, dass
-
deutsche Krankenhäuser nicht mehr
funktionierten, weil sie gehackt worden
-
sind und still gelegt worden sind, mit genau
der Verwendung dieser Sicherheitslücken,
-
die Nachrichtendiensten lange bekannt
waren, da muss man sagen, ja, das ist ein
-
richtiges Narrativ, aber wir dürfen nicht
vergessen, dass es auch Grundrechte gibt,
-
dass es Freiheitsrechte gibt, dass
eine freie Entfaltung der Persönlichkeit
-
auch nur möglich ist, wenn wir nicht
überall registriert und überwacht werden,
-
Applaus
-
und ich finde das muss auch nochmal klar
sein, das heißt, beides gehört zusammen,
-
die Gewährleistung von berechtigten
Sicherheitsanforderungen einerseits und
-
auf der anderen Seite aber auch die
Gewährleistung von Freiheit.
-
Herald: Ok ich glaub Mikrofon 1 war als
nächstes.
-
Mik 1: Kann man mich hören? Also auch nochmal
danke für den Talk und für die engagierte
-
Arbeit in den letzten Jahren. Ich möchte
nur eine Ergänzung machen, oder vllt eine
-
Anmerkung. Ich geh mit vielem d'accord, was
Du sagst, absolut, bei Deiner Einführung
-
hast Du über die Terrorismus-Zahlen
gesprochen und über die Angst vor
-
Terrorismus, da möchte ich aber ergänzen,
vielleicht, das kann man vielleicht etwas
-
sensibler behandeln. Nicht jeder muss
sterben, um ein Opfer von Terrorismus zu
-
werden. Du hast davor davon gesprochen,
dass wir letztes Jahr 10 bis 12 Opfer
-
hatten in Deutschland, es gab wesentlich
mehr Verletzte, das solltest Du
-
vielleicht, sonst diskreditierst Du Dich
an der Stelle ein bisschen, vielleicht
-
solltest Du da die Zahl ein bisschen
größer fassen. Ansonsten, alles fand ich
-
sehr gut, danke.
Schaar: Ja also gut, das ist eine Frage,
-
ob das was ändert an dem Thema. Natürlich,
das Leid, das dadurch verursacht wird, geht
-
weit über die physischen Verletzungen
hinaus, genauso wie die Verängstigung der
-
Gesellschaft weit über das hinaus geht,
was da an Schäden, materiell aber auch in
-
Bezug auf, auf Opferzahlen verursacht
wird. Das ist ja das Ziel von Terrorismus,
-
dass diese Fernwirkung erzielt wird. Nicht
umsonst ist es ja so, dass, und da
-
kommt man wieder in so eine eigenartige
Konstellation rein, dass, so es
-
Untersuchungen gibt, die sagen, dass
Terroristen, jedenfalls moderne
-
Terroristen, sich insbesondere gut
videoüberwachte Orte für Anschläge
-
aussuchen, weil das Filmmaterial bringt,
und damitI die Wirkung vervielfacht. So viel
-
auch zum Thema, Videoüberwachung schützt
vor Terrorismus nicht, also da muss man
-
sagen,
Applaus
-
das ist richtig, ich will auch nicht
über das Leid der Menschen überhaupt
-
nicht hinweg gehen, und ich finde es
skandalös, wie mit, auch mit den Opfern
-
umgegangen wurde auch staatlicherseits,
wie lässig, wie unsensibel, wie wenig
-
empatisch. Ne, dass Frau Merkel jetzt,
nachdem die Proteste da waren, nachdem
-
die Opfer einen offenen Brief geschrieben
haben, Frau Merkel die jetzt einläd,
-
vorher sind sie abgespeist worden mit
Formularschreiben. Ich finde, da zeigt
-
sich, dass diese Sicherheitsrhetorik manchmal
doch etwas schräg ist, es gibt durchaus
-
Aspekte, die man dabei auch immer wieder
berücksichtigen muss, man muss, ich bin
-
für mehr Sicherheit, aber, wenn wir uns
jetzt den Anschlag beim Breitscheidplatz in
-
Berlin anschauen. Dann wissen wir doch
jetzt spätestens, seit den Aufklärarbeiten
-
des Sonderermittlers, der vom Berliner
Senat eingesetzt worden ist, dass hier die
-
Behörden nicht etwa zu wenig wussten,
sondern, dass sie ziemlich blind waren,
-
schlimmer noch, es gibt hinweise darauf,
dass V-Leute in dem Umfeld, zumindest im
-
weiteren Sinne involviert waren in den
Anschlägen. Das heißt, der
-
Breitscheidplatz hätte nicht sein müssen.
Also die Behörden wussten genug, viele
-
Behörden wussten genug, zu viele Behörden
vielleicht sogar, aber sie waren nicht
-
klug, und sie haben nicht sinnvoll
gehandelt. Das ist doch der Skandal!
-
Applaus
Und es ist ein Skandal,
-
wenn unter Berufung
auf solche Fälle, von denen wir heute
-
wissen, das, genau das letztlich
stattgefunden hat, unser aller
-
Freiheitsrechte eingeschränkt werden, und
genau das ist nach dem Anschlag am
-
Berliner Breitscheidplatz massiv
geschehen, also diese Gesetzgebungswelle,
-
ist ohne Beispiel dieser, die danach
gestartet worden ist. Danke.
-
Applaus
Herald: Dann machen wir doch an Mikro 6
-
weiter.
Mik 6: Vielen Dank, großartiger Talk, ich,
-
grad die Zusammenfassung, die
staatstheoretische, sollte eigentlich
-
Pflichtlektüre, sozusagen, sein für jeden,
der Gesetze macht oder darüber berichtet.
-
Ich frag mich, was geht in den
Protagonisten dieser neuen
-
Sicherheitspolitik vor, ich hab mich damit
abgefunden, dass hochbezahlte
-
Ministerialjuristen
nicht in der Lage sind,
-
Verfassungsgerichts-Urteile vollständig
auszuwerten und umzusetzen, aber was ist
-
denn bitte, was denkst du ist das
Rechtsverständnis, das Staatsverständnis
-
von beispielswiese de Maizière und
Friedrich. Das ist ein Staat, der keine
-
Grenzen kennt, ja, der Maß der Überwachung
fordert, er ist in meinen Augen totalitär,
-
wie siehts du das?
Schaar: Ich bin nicht der Auffassung, dass
-
Herr Friedrich oder de Maizière totalitäre
Politiker sind, das muss ich hier ein Stück
-
in Abgrenzung sagen, nein, aber sie
bedienen vermeintliche Stimmungslagen
-
in der Bevölkerung, und das ist etwas, was
natürlich gerade in einer Demokratie sehr
-
leicht auch stattfindet, selbst wenn viele
der Leute die, und das sind nicht nur
-
Datenschützer, auch viele andere
Fachleute, auch aus dem polizeilichem und
-
nachrichtendienstlichen Bereich, durchaus
nüchternem Blick auf die Dinge haben. Da
-
wird Handeln ein Stück auch suggeriert,
ein Gesetz schafft nicht mehr Sicherheit,
-
ne, mir ist kein Gesetz bekannt, das für
sich genommen mehr Sicherheit geschafft,
-
geschaffen hätte, aber es, aber, was soll
ein Bundestag machen, wenn er schnell
-
reagieren will? Er beschließt ein Gesetz,
und das ist nicht nur bei uns so, sondern
-
in aller Welt. Das ist etwas, was unsere
Demokratie stark unter Druck setzt, was
-
aus meiner Sicht nicht sein müsste und
wo es durchaus auch andere Wege geben
-
würde beim Umgang mit solchen
Gefährdungslagen, der Blick nach
-
Skandinavien könnte da nicht schaden, da
geht man sehr viel, sehr viel vorsichtiger
-
mit diesen Fragestellungen um, und ich
denke, die Skandinavier fühlen sich heute
-
sicherer, als viele bei uns.
Applaus
-
Herald: Ok, dann machen wir eine Frage von
-
Nummer 7, und danach 8, bitte.
Mik 7: Sehr schöner Vortrag, ich hab auch
-
noch eine Frage dazu, und nämlich zu
unserem Motto hier: Tu wat!, ich hab da
-
nämlich das Problem, wenn man aus diesem
Milieu rausgeht, und versucht die Leute
-
davon zu überzeugen, dass Sicherheit im
Sinne von Terrorismusbekämpfung nicht der höchste
-
Wert ist, dann redet man gegen Windmühlen
an, man kommt irgendwie nicht weiter. Wollte
-
fragen, denkst, dass die Entwicklung,
die zum Beispiel in China mit dem Social
-
Credit System und ähnlichem, vielleicht
die Leute auf Dauer zu einem Umdenken
-
bewegen könnten, auch wenn ich dazu sagen
muss, ich war letzlich auf einer
-
Handelsblattveranstaltung, da habe ich
denen davon erzählt, die waren erstmal
-
schockiert, und ham die sich auf die
Schulter geklopft und haben gesagt: "Wir
-
sind ja hier in Deutschland, hier ist
alles gut, wir haben den Datenschutz".
-
Also, wie steht du dazu- wie kann man den
Leuten das vermitteln, wie gefährlich das
-
alles für uns eigentlich ist.
Schaar: Das ist die
-
100.000 Eurofrage, aber ich meine,
ja, ich bin ein unverbesserlicher Anhänger
-
der Aufklärung.
Applaus
-
Das heißt, wir sollten uns nicht
dümmer machen als wir sind, auch
-
wenn sich Leute die Ohren zu halten. Aber
wir müssen natürlich versuchen, sie zu
-
erreichen, und dementsprechend muss man
mit ihnen diskutieren, man muss die Fragen
-
stellen, die, finde ich, auf der Hand
liegen, und dazu gehört einerseits die
-
Frage, "wie effektiv ist das, was zur
Terrorismus-Abwehr beschlossen und getan
-
wurde, wirklich?" Nicht so sehr die Frage
"ist es nun wichtiger oder unwichtiger als
-
ein anderes Thema?". Ja es wäre sehr
wichtig gewesen diesen Anschlag am
-
Breitscheidplatz zu verhindern, ist aber
nicht geschehen, und zwar nicht deshalb,
-
weil zu wenig überwacht wurde, sondern
weil dort ganz viele Dinge falsch gelaufen
-
sind. Das, sag ich mal sehr deutlich, immer
wieder zu betonen und natürlich gehört
-
dazu auch das Social Credit System, der
Citizen Score in China, weil die Methoden,
-
die Techniken, die Algorithmen, die dafür
verwendet werden, unterscheiden sich nicht
-
so sehr von Algorithmen, die bei uns zum
Einsatz kommen in vielen Bereichen, und
-
zunehmend auch im staatlichen Bereich.
Herald: Ok, wir haben zwar noch einige
-
Minuten Zeit für Fragen, aber da wir noch immer-
Schaar: Ich muss übrigens um 10 hier
-
scharf Schluss machen, ich
muss noch zur Bahn.
-
Herald: Genau, direkt mein Punkt, die
Fragen möglich kurz und präzise machen,
-
damit wir noch möglichst viele rein-
kriegen, bitte, Nummer 8.
-
Mik 8: Ja, schönen Dank für den Talk, du
hattest gerade was gesagt von "im Vorfeld
-
der Gesetzgebung stehen die Presse da und
die Politiker und gehen in die
-
Öffentlichkeit und begründen, warum sie dieses
Gesetz nun gerne so haben möchten, um uns
-
in Sicherheit zu bringen. Dann kommt das
Bundesverfassungsgericht und kassiert es
-
ein. Ist es mein falsches Empfinden, dass
die Politiker dann plötzlich viel leiser
-
werden, und nicht mehr in der
Öffentlichkeit sind?
-
Schaar: Ja, eine, eine gewisse Zeit. Bei
der Vorratsdatenspeicherung war das zum
-
Beispiel so, als erstmal das
Bundesverfasssungsgericht und dann auch
-
der Europäische Gerichtshof gesagt hatten,
"Wir wollen..., das ist nicht in
-
Ordnung, das widerspricht den
Grundrechten", war es erstmal ein
-
bisschen ruhig, dann kam Charlie Hebdo,
und dann kam Sigmar Gabriel. Es tut mir
-
leid das ich den Herrn wieder erwähne,
obwohl er eher nicht der Spitzenpolitiker
-
ist, aber er war es damals,...
Gelächter, später Applaus
-
und er sagte: "Wir brauchen
die Vorratsdatenspeicherung,
-
weil, mir müssen mit der
Vorratsdatenspeicherung Dinge wie in
-
Frankreich verhindern, und dann haben wir
nachgeschaut, haben geguckt, was war
-
eigentlich in Frankreich, in Frankreich
gabs immer Vorratsdatenspeicherung,
-
Applaus
-
ne, und trotzdem wurde dieses untaugliche
Argument genutzt, um bei uns die
-
Vorratsdatenspeicherung wieder
einzuführen. Wie gesagt, das ist so ein
-
Dämpfer, da wird vielleicht auf die
Pausetaste mal kurz gedrückt, aber dann
-
gehts wieder los. Ich glaube das reicht
nicht aus, dass das
-
Bundesverfassungsgericht bestimmte Urteile
fasst, und dass man die vielleicht
-
zunächst einmal auch nicht in Frage
stellt, sondern dass man auf Dauer davon
-
lernt, aber diese Lernfähigkeit ist nicht
überall gleichermaßen verhanden.
-
Herald: Ok, dann vielleicht mal noch eine
Frage vom Signal Angel, wenns da noch eine
-
gibt, damit die Leute von zuhause auch
zu Wort kommen.
-
Signal Angel: Jo, und zwar kann man da
eigentlich ganz gut anknüpfen, weil die
-
Vorratsdatenspeicherung schon mehrmals von
verschiedenen Gerichten gekippt wurde,
-
gibt es denn eine Möglichkeit, die ein für
alle mal zu beerdigen?
-
Schaar: Ein für alle mal nicht, aber,
es bleibt uns nichts anderes übrig, als
-
wieder diesen Rechtsweg einzuschlagen,
oder aber dagegen politisch vorzugehen,
-
ich hatte das ja kurz erwähnt, das
Thema wurde ja verhandelt, in, bei den
-
Sondierungen zu Jamaika, sogar mit dem
Ergebnis, dass die Union, wie mir viele
-
Verhandler, denke ich, glaubwürdig
versicherten, gesagt hatte, man wolle
-
nicht mehr diese ungezielte Überwachung,
sondern viel stärker fokussierte, gezielte
-
Überwachung von Verdächtigen, ne, also die
Ressourcen anders verteilen, das war wohl
-
tatsächlich ein Konsens, der da sich
anbahnte, ist dann nichts geworden, aus
-
welchen Gründen auch immer, ich will das
auch nicht weiter analysieren, ja es ist
-
gestaltbar, aber ein für alle mal kann man
nicht Fehler vermeiden, zumal wenn eine
-
gewisse Zeit verstrichen ist und man sich
nicht mehr so genau erinnert, also gehörts
-
auch ein bisschen dazu, die
Erinnerung immer ab und zu mal wieder
-
aufzufrischen.
Herald: Ok, dann machen wir doch direkt
-
unseren Weg hier nach vorne zu Mikro 1 bitte.
Mik 1: Ja meine Frage bezieht sich auf das
-
Stichwort, es schafft
Industriearbeitsplätze. Inwiefern,
-
unterminiert denn die Industrie unseren
Datenschutz momentan, in Form von
-
Lobbyarbeit, etc.
Schaar: Also das ist sehr
-
unterschiedlich, also was man feststellen
kann, ist das, das es schon so etwas gibt,
-
wie einen Überwachungs-industriellen Komplex.
Also in den USA ist das sehr gründlich
-
untersucht worden, aber auch bei uns, ich
hab mich etwas intensiver auch damit
-
auseinandergesetzt, welch zunehmende
Bedeutung diese gesamte Sicherheitsbranche
-
hat. Das die natürlich dann auch ein
Stück, ein Eigengewicht entwickelt, und
-
damit dann auch in diese Richtung,
Entwicklung, ein Stück weiter vorran
-
bringt, das verwundert nicht wirklich, und
ansonsten ist das sehr ambivalent, also
-
bei der ePrivacy Verordnung, darüber
wurde ja hier auch schon diskutiert, gibt es,
-
aber bei einem anderem Talk, da geht es
auch um die Frage, wie weit geht die
-
Souvernänität des Einzelnen, das
Informationelle Selbstbestimmungsrecht,
-
und dürfen Unternehmen im Rahmen ihrer
Geschäftsmodelle, ohne Einverständnis der
-
Betroffenen, Profile bilden, und das
Nutzerverhalten tracken, da wird im
-
Augenblick eine sehr intensive
Auseinandersetzung geführt in Brüssel, und
-
ich hoffe, dass das gut ausgeht.
Herald: Also OK, wir haben jetzt noch 3-4
-
Minuten, deswegen, vielleicht kriegen wir
alle offenen Fragen noch unter, dann
-
machen wir direkt bei 5 weiter, bitte.
Mik 5: Die Zusammenhänge, die sie
-
dargestellt haben, sind jetzt nicht so
leicht, eh, nicht so schwer zu verstehen,
-
sind unsere Politiker entweder strohdumm
und beratungsresistent, oder verfolgen
-
sie auf der anderen Seite vielleicht eine
ganz andere Agenda als vorgeblich sich um
-
unsere Sicherheit zu kümmern. Welche
Agenda könnte das sein?
-
Schaar: Also, ich bin da ganz vorsichtig,
bei diesen Agenda Fragen, weil das immer
-
so ein heimliches Programm voraussetzt,
ich bin eher skeptisch, was solche
-
Theorien anbelangt, andere sprechen ja da
von Verschwörungstheorien. Aber natürlich
-
gibt es da sicher sehr unterschiedliche
Interessen. Es geht zum großen Teil um
-
nichts anderes als um, sag ich mal,
Einfluss, es geht um Hegemonie, auch in
-
der Gesellschaft und ich finde, das ist,
sag ich mal, auch sehr gefährlich, aber es
-
ist etwas anderes, als wenn jetzt praktisch
jemand eine totalitäre Agenda verfolgt,
-
das würde ich bei den Politikern,die die große
Mehrheit auch unserer politschen Klasse in
-
Deutschland ausmachen, so nicht sehen.
Also insofern, man kann da anderer
-
Auffassung sein, ich persönlich bin da doch
ein Stück weiter optimistisch, was dann
-
auch bedeuten würde, dass es gelingen kann,
wenn man gesellschaftliche Strömungen auch
-
verändert, und daran kann man arbeiten,
dass dann auch sich die Agenda von
-
Politikern darauf auf ein Stück stärker
einstellt, und dass bedeutet, dass da auch
-
entsprechender Druck, entsprechende
Bewegung da sind. Sei das nun von der
-
Öfftentlichkeit ausgehend, sei es über das
Bundesverfasssungsgericht, da gibt es ja auch
-
Ansätze, solche Gerichte stärker auch noch
in Position zu bringen, wenn es um die
-
Verteidigung von Grundrechten und
Freiheitsrechten geht.
-
Herald: Haben wir im Saal noch eine offene
Frage, und ich glaube die reicht gerade
-
noch so, bitte.
Frage: Ich hab den Eindruck, dass unsere
-
Spitzenpolitiker heutzutage, sogenannte
Realpolitiker sind, die lieber eine
-
Kosten-Nutzen Rechnung aufmachen,
anstatt nach ihren Idealen zu handeln.
-
Bisher waren der Nutzen von
Massenüberwachung für den Staat ja relativ
-
groß, die Kosten für die Beschneidung von
Bürgerrechten minimal. Können sie sich ein
-
System vorstellen, in dem wir die Kosten
für diese Beschneidung von Rechten
-
hochtreiben können, oder müssen wir diese
Art von Politikern loswerden?
-
Schaar: Also erstmal bin ich überhaupt
nicht der Auffassung, dass der Nutzen groß
-
war, also das bestreite ich erstmal.
Applaus
-
Und zum zweiten
würde ich sagen, dass die Kosten
-
für Überwachung sozusagen zu
vernachlässigen sind, stimmt auch nicht.
-
Auch die Kostenseite ist immens, und
gerade in der Perspektive, wenn man sich
-
vorstellt, wie viele Polizisten die vielen
Fehlalarme jetzt abarbeiten müssen, werden
-
enorm sein! Ich finde, wenn man Kosten-Nutzen
nicht nur ganz kurzfristig sieht, sondern
-
in einer längeren Entwicklung, dann muss
auf der Haben Seite auch stehen, was für eine
-
Gesellschaft wir haben wollen. Und der
Nutzen für die Gesellschaft besteht in der
-
Freiheitswahrnehmung, und das finde ich,
muss auf die Politische Agenda
-
zurückkommen.
Applaus
-
Ich glaub, das ist jetzt aber auch ein
Schlusswort, ne?
-
Herald: Sehr passendes Schlusswort, wir
sind genau pünktlich fertig geworden.
-
Vielen Dank Peter Schaar!
Applaus
-
Abspannmusik
-
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im Jahr 2018. Mach mit und hilf uns!