Return to Video

34C3 - Trügerische Sicherheit

  • 0:00 - 0:16
    34C3 Vorspannmusik
  • 0:16 - 0:20
    Herald: Okay, dann ist es mir jetzt eine
    ganz besondere Freude, Peter Schaar
  • 0:20 - 0:25
    anzukündigen, der heute seinen Vortrag
    halten wird über die trügerische
  • 0:25 - 0:28
    Sicherheit und wie die Überwachung unsere
    Sicherheit gefährdet. Die meisten von euch
  • 0:28 - 0:33
    werden es wissen, aber Peter Schaar war
    von 2003 bis 2013 Bundesbeauftragter für
  • 0:33 - 0:45
    Datenschutz und ist jetzt...
    Applaus
  • 0:45 - 0:48
    und jetzt ist er Vorsitzender der
    europäischen Akademie für
  • 0:48 - 1:01
    Informationsfreiheit und Datenschutz.
    Bitte einen ganz herzlichen Applaus für
  • 1:01 - 1:04
    Peter Schaar! Danke.
    Applaus
  • 1:04 - 1:09
    Peter Schaar: Meine sehr verehrten Damen
    und Herren, liebe Hackerinnen und Hacker.
  • 1:09 - 1:13
    Ich bin sehr gerne hierhergekommen, es ist
    ja nicht das erste Mal, dass ich auf einem
  • 1:13 - 1:20
    Chaos Communications Congress spreche. Das
    erste Mal muss so ungefähr vor 30 Jahren
  • 1:20 - 1:26
    gewesen sein. Damals im Bürgerhaus
    Stellingen in Hamburg, das war noch ganz
  • 1:26 - 1:31
    anders. Es waren vor allem weniger und es
    war ein Stückchen weniger professionell,
  • 1:31 - 1:35
    muss ich sagen. Das ist nicht Kritik
    gewesen, sondern jedem Anfang wohnt ein
  • 1:35 - 1:40
    Zauber inne. Aber gleichwohl, auch ich
    freue mich natürlich darüber, dass die
  • 1:40 - 1:46
    Community nicht nur weiterbesteht, sondern
    so rasant gestiegen ist und so rasant
  • 1:46 - 1:52
    gewachsen ist. Denn letztlich kommt es auf
    Sie, auf Euch an, wenn es um die
  • 1:52 - 1:59
    Gestaltung von Zukunft geht. Und wer sich
    da nicht einmischt, kann sich letztlich
  • 1:59 - 2:06
    über die Ergebnisse nicht beschweren.
    Das haben viele in Großbritannien leidvoll
  • 2:06 - 2:08
    erfahren,
    Applaus
  • 2:08 - 2:15
    als sie an einem Morgen aufwachten
    nach einer Volksabstimmung, die
  • 2:15 - 2:20
    so ausgegangen ist, wie sie eben
    ausgegangen ist, aber nicht in dem Sinne,
  • 2:20 - 2:25
    wie es viele gemeint hatten. Wie das auch
    die Demoskopen vorhergesagt hatten,
  • 2:25 - 2:32
    sondern leider so, dass für Großbritannien
    das Aus aus Europa, zumindest aus der
  • 2:32 - 2:37
    Europäischen Union, kommt.
    Das hätte nicht sein müssen.
  • 2:37 - 2:41
    Und ich hoffe auch, dass wir in
    vielleicht 5 oder in 10 Jahren nicht
  • 2:41 - 2:46
    auch sagen: "Das hätte nicht sein müssen".
    Denn es gibt tatsächlich einige
  • 2:46 - 2:53
    Möglichkeiten, etwas zu bewegen. Ich
    spreche hier über Sicherheit. Und was hat
  • 2:53 - 2:59
    dieses Bild, was ich hier an die Wand
    projiziere, mit Sicherheit zu tun? Es ist
  • 2:59 - 3:06
    die Titelseite eines ganz berühmten
    Buches. Dieses Buch ist 1651 veröffentlicht
  • 3:06 - 3:14
    worden, es heißt "Der Leviathan" und der
    Autor ist Thomas Hobbes. Und dieses
  • 3:14 - 3:20
    Titelbild ist in mehrfacher Hinsicht
    interessant. Wie Sie da sehen, ist ist da
  • 3:20 - 3:29
    ein Herr. Also eine Figur, ein Wesen, das
    sich erhebt über der Landschaft. Was
  • 3:29 - 3:38
    symbolisiert diese Person? Und ich denke,
    viele von Ihnen kennen das. Hobbes ist der
  • 3:38 - 3:45
    Erfinder der, oder einer der großen
    Rechtfertiger moderner absoluter
  • 3:45 - 3:52
    Staatlichkeit. Diese Figur trägt nicht nur
    ein Zepter, sondern sondern auch ein
  • 3:52 - 3:59
    Schwert, und unten in diesem Bild erkennen
    Sie eine Vielzahl von Insignien der Macht.
  • 3:59 - 4:07
    Und wenn man genauer hinschaut, dann
    besteht der Oberkörper dieser Person -
  • 4:07 - 4:11
    vermutlich auch der Unterkörper, aber
    dieser Unterkörper ist nicht zu sehen -
  • 4:11 - 4:16
    aus einer Vielzahl von Elementen, und wenn
    man ganz genau hinschaut, erkennt man darin
  • 4:16 - 4:24
    Menschen, die sich zu diesem Herrscher hin
    wenden. Die diese Macht, kann man sagen,
  • 4:24 - 4:30
    anbieten, respektieren, ihr unterliegen.
    Das Wichtige an dieser Figur ist, dass sie
  • 4:30 - 4:37
    im Prinzip eben nicht nur per se mächtig
    ist, sondern eben auch eine Art
  • 4:37 - 4:42
    Schutzmacht darstellt, bzw. von diesen
    Menschen als Schutzmacht angesehen wird,
  • 4:42 - 4:49
    die die Sicherheit - da sind wir beim
    Thema - derjenigen gewährleisten soll. Und
  • 4:49 - 4:58
    um diese Sicherheit zu gewährleisten, hat
    diese Figur, die den absoluten, souveränen
  • 4:58 - 5:05
    Staat symbolisiert, alle Gewaltmittel auf
    sich gezogen. Und wer sich nicht daran
  • 5:05 - 5:16
    hält, ist, naja, schlimmstenfalls des
    Todes. Und diese absolute Macht ist nicht
  • 5:16 - 5:21
    legitimiert durch Volksabstimmungen,
    sondern sie ist einfach da. Von Gottes
  • 5:21 - 5:27
    Gnaden, wie man sagt. Ganz oben sehen Sie
    einen lateinischen Schriftzug, der frei
  • 5:27 - 5:35
    übersetzt heißt: "Es gibt keine
    gleichermaßen große Macht wie mich". Das
  • 5:35 - 5:40
    heißt, der Staat als derjenige, der das
    Gewaltmonopol ausübt, und ich habe ja
  • 5:40 - 5:47
    gesagt 1651... Wer im Geschichtsunterricht
    aufgepasst hat, dem wird die zeitliche
  • 5:47 - 5:50
    Nähe auffallen zum Ende des
    Dreißigjährigen Kriegs und zum
  • 5:50 - 5:57
    Westfälischen Frieden. Auch hier ging es
    letztlich darum, dass Frieden
  • 5:57 - 6:02
    wiederhergestellt wird, aber nicht einen
    Frieden, der von den Völkern ausging,
  • 6:02 - 6:13
    sondern von den Herrschern. Cuius regio,
    eius religio. Wer mich regiert, dessen
  • 6:13 - 6:18
    Religion habe ich auszuüben. Und man kann
    natürlich auch das nochmal weiterführen:
  • 6:18 - 6:26
    ... dessen Interessen, dessen Positionen
    habe ich letztlich zu vertreten. Aber wie
  • 6:26 - 6:32
    gesagt: die Regierten nehmen das durchaus
    wohlgefällig auf, denn der andere Zustand,
  • 6:32 - 6:36
    den sie gerade überwunden haben, zumindest
    in dem, was heute Deutschland ist, nämlich
  • 6:36 - 6:44
    diesen dreißigjährigen Krieg, den wollte
    sich keiner mehr zurückwünschen. Nun, wir
  • 6:44 - 6:51
    leben im Jahr 2017. Im Jahr 2017 hat ein
    bedeutender deutscher Politiker...
  • 6:51 - 6:58
    Lachen
    ...der sagt in einem Interview: "Sie
  • 6:58 - 7:05
    können mich auch harten Hund nennen",
    Leitlinien für einen starken Staat in
  • 7:05 - 7:13
    schwierigen Zeiten vorgelegt. In diesen
    Leitlinien, die auf der Webpräsenz des
  • 7:13 - 7:22
    Bundesministeriums des Inneren abrufbar
    ist, in diesen Leitlinien stellt er
  • 7:22 - 7:27
    diverse Forderungen auf, auf die ich, wie
    gesagt, noch mal zurückkommen werde
  • 7:27 - 7:35
    en Detail. Die Sicherheit ist das
    entscheidende Thema nicht nur für Herrn de
  • 7:35 - 7:39
    Maizière, sondern für viele andere
    Politiker und man fragt sich natürlich:
  • 7:39 - 7:46
    "Warum tun die das?". Das hat ein bisschen
    damit zu tun, dass wir in einer sehr
  • 7:46 - 7:55
    ängstlichen Gesellschaft leben. Und wenn
    Sie sich diese Übersicht anschauen, die
  • 7:55 - 8:00
    von einer Versicherung erstellt wurde, die
    jedes Jahr einen sogenannten "Angst-Index"
  • 8:00 - 8:05
    erhebt bei den Deutschen, dann werden Sie
    dabei feststellen, dass ganz oben bei den
  • 8:05 - 8:12
    Ängsten der Deutschen ist, Opfer eines
    Terroranschlags zu werden. 71% der
  • 8:12 - 8:22
    Deutschen befürchten heute, Opfer eines
    Terroranschlags zu werden. Nun haben wir
  • 8:22 - 8:29
    tatsächlich Terroranschläge gehabt. Wir
    haben auch einige Opfer gehabt, nämlich
  • 8:29 - 8:34
    eine niedrige zweistellige Zahl, 10 bis
    15, das ist nicht ganz klar, im letzten
  • 8:34 - 8:37
    Jahr. Davor waren es noch sehr viel
    weniger, die 10 Jahre vorher: Pro Jahr
  • 8:37 - 8:43
    waren es im Durchschnitt weniger als eine
    Person, aber gleichwohl befürchten 71%
  • 8:43 - 8:50
    heute, Opfer eines terroristischen
    Anschlages zu werden. Auch die anderen
  • 8:50 - 8:58
    Angstthemen sind durchaus so, wie man
    sich das fast vorstellt. Der politische
  • 8:58 - 9:07
    Extremismus nimmt zu, Auswanderer oder
    Einwanderer kommen zu uns, Flüchtlinge,
  • 9:07 - 9:11
    die destabilisieren unsere Gesellschaft.
    Das heißt, offensichtlich ist unsere
  • 9:11 - 9:18
    Gesellschaft zutiefst verunsichert. Das
    war nicht immer und gleichermaßen so. Und
  • 9:18 - 9:23
    interessanterweise ist es so: Wenn man
    sich im Zeitverlauf diesen Angst-Index
  • 9:23 - 9:29
    anschaut, und zwar jetzt bezogen auf die
    Angst vor terroristischen Anschlägen, dann
  • 9:29 - 9:36
    stellt man fest, dass es da doch
    signifikante Schwankungen gegeben hat. Und
  • 9:36 - 9:41
    natürlich hat das auch etwas damit zu tun,
    dass es spektakuläre blutige schreckliche
  • 9:41 - 9:46
    Anschläge gegeben hat, speziell den
    Anschlag von 2001, aber danach auch einige
  • 9:46 - 9:56
    weitere. Aber gleichwohl fällt schon auf,
    dass die Angst nicht sofort auf einen
  • 9:56 - 10:01
    Höchststand schnellt, sondern erst mit
    einer gewissen zeitlichen Verzögerung,
  • 10:01 - 10:05
    oder wie man auf Englisch sagt, mit einem
    Time-Lag. Wie erklärt sich dieses Time-Lag
  • 10:05 - 10:12
    eigentlich? Zum einen kann man sicherlich
    sagen: Medien spielen dabei eine Rolle.
  • 10:12 - 10:17
    Aber: Mein Eindruck ist, es sind nicht nur
    die Medien, sondern auch diejenigen, die
  • 10:17 - 10:23
    die Medien bedienen, diejenigen, die sie
    befeuern. Die dafür sorgen, dass Angst und
  • 10:23 - 10:29
    Besorgnis zunehmen. Und kurioserweise ist
    es so: Ich habe jetzt mal auf diese Grafik
  • 10:29 - 10:34
    einfach so ein paar Maßnahmen gelegt, ich
    weiß nicht, ob man das lesen kann. Das sind
  • 10:34 - 10:40
    die verschiedenen Gesetze und
    Massnahmenpakete, die seit 2001 im Bereich
  • 10:40 - 10:46
    der inneren Sicherheit - die wesentlichen
    jedenfalls - die dort beschlossen worden
  • 10:46 - 10:54
    sind in Deutschland. Und man stellt fest,
    dass diese Massnahmenpakete recht
  • 10:54 - 10:59
    zahlreich waren, insgesamt komme ich auf
    35. Je nachdem, wie man zählt, kommt man
  • 10:59 - 11:04
    noch auf größere Zahlen, weil viele dieser
    Maßnahmenpakete eben eine Vielzahl von
  • 11:04 - 11:10
    Maßnahmen enthalten. Es fällt auf, dass
    sich das nicht gleichmäßig über die Zeit
  • 11:10 - 11:18
    verteilt, dass aber durchaus es nicht so
    ist, dass dann, wenn irgendwelche
  • 11:18 - 11:24
    Maßnahmenpakete, neue Sicherheits- oder
    Antiterrorgesetze beschlossen worden sind,
  • 11:24 - 11:31
    die Ängste gleichermaßen zurück gehen.
    Nein, sie wachsen sogar teilweise. Und ich
  • 11:31 - 11:37
    denke, es gibt da vielleicht sogar einen
    sachlichen Zusammenhang. Wenn über solche
  • 11:37 - 11:41
    Gesetzesinitiativen diskutiert wird, dann
    hat man dauernd natürlich auch in den
  • 11:41 - 11:46
    Medien die Berichterstattung genau über
    diese Fragestellungen. Und das führt
  • 11:46 - 11:51
    weiter zu Ängsten, weil natürlich immer
    wieder begründet wird, weshalb man diese
  • 11:51 - 11:57
    zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen braucht,
    weil nämlich alles ganz unsicher geworden
  • 11:57 - 12:02
    ist. Das heißt, die
    Sicherheitsgesetzgebung führt nicht
  • 12:02 - 12:06
    automatisch zu mehr Sicherheit, sie führt
    aber auf jeden Fall auch zur
  • 12:06 - 12:13
    Verunsicherung. Obwohl sie dem Credo
    folgt, oder offiziell damit begründet
  • 12:13 - 12:18
    wird, dass man Sicherheit schaffen wolle
    und das Sicherheitsgefühl stärken. Nun
  • 12:18 - 12:26
    könnte man natürlich auch annehmen, dass
    sich die Entscheidungen von Gerichten auf
  • 12:26 - 12:31
    unser Sicherheitsgefühl auswirken. Und
    wenn man jetzt der Begründung derjenigen,
  • 12:31 - 12:37
    die für immer schärfere Gesetze eintreten,
    folgen würde, dann müsste natürlich bei
  • 12:37 - 12:42
    jedem Urteil des Bundesverfassungsgerichts
    - und es gibt eine ganze Reihe davon - mit
  • 12:42 - 12:48
    denen solche Sicherheitsgesetze für
    verfassungswidrig erklärt worden sind,
  • 12:48 - 12:51
    dann müsste ja eigentlich das
    Sicherheitsgefühl darunter leiden. Ich hab
  • 12:51 - 13:00
    nun mal über diese Grafik nochmal die
    verschiedenen Entscheidungen des
  • 13:00 - 13:07
    Bundesverfassungsgerichts gelegt. Und was
    fällt dabei auf? Es fällt auf, dass im
  • 13:07 - 13:12
    Grunde mit diesen Entscheidungen eher eine
    Entspannung des Sicherheitsgefühls
  • 13:12 - 13:16
    verbunden ist. Das heißt. Das oberste
    deutsche Gericht, das deutsche
  • 13:16 - 13:21
    Bundesverfassungsgericht, sagt: "Der
    Gesetzgeber hat hier verfassungswidrige
  • 13:21 - 13:25
    Gesetze beschlossen" und das
    Bundesverfassungsgericht hat die
  • 13:25 - 13:29
    Vorratsdatenspeicherung aufgehoben, den
    großen Lauschangriff für unzulässig
  • 13:29 - 13:37
    erklärt und eine Vielzahl von anderen
    Maßnahmen auch. Und entgegen der Prognose,
  • 13:37 - 13:41
    die man eigentlich als
    Sicherheitspolitiker aufstellen würde,
  • 13:41 - 13:45
    führt das nicht etwa zur Verunsicherung,
    sondern dafür - dazu, dass mehr Vertrauen
  • 13:45 - 13:54
    wieder da ist. Das heißt: In dem Moment,
    wo die Gesellschaft in einen Diskurs
  • 13:54 - 13:58
    tritt, der eben nicht alleine
    sicherheitspolitisch, sondern auch durch
  • 13:58 - 14:03
    die Grundrechte geprägt ist, in einer
    solchen Situation fühlen sich Menschen
  • 14:03 - 14:12
    wieder sicherer. Und ich finde, das ist eine
    Botschaft, die immer wieder übersehen wird.
  • 14:12 - 14:16
    Ja, das hält manche Personen...
    Applaus
  • 14:16 - 14:19
    nicht davon ab,
    die Sicherheit zu einem
  • 14:19 - 14:23
    "Supergrundrecht" zu erklären. Diese
    Person - der eine oder andere kennt sie
  • 14:23 - 14:30
    noch - war mal in dem Amt, das der andere
    Herr, den ich vorhin gezeigt hab, jetzt
  • 14:30 - 14:35
    inne hat, nämlich er war mal
    Bundesinnenminister. Hans-Peter Friedrich,
  • 14:35 - 14:40
    CSU. Danach war er auch Chef der CSU-
    Landesgruppe im Bundestag, wenn ich mich
  • 14:40 - 14:46
    nicht irre. Er hat gesagt: "Sicherheit ist
    ein Supergrundrecht, dem sich alle anderen
  • 14:46 - 14:51
    Grundrechte unterzuordnen haben".
    Abgesehen davon, dass Sicherheit überhaupt
  • 14:51 - 14:54
    gar kein Grundrecht ist,
    Applaus
  • 14:54 - 15:03
    ..ist es natürlich richtig, dass wir in
    sicheren Verhältnissen leben wollen. Aber
  • 15:03 - 15:11
    Sicherheit ist eben nicht auf Überwachung,
    auf Registrierung und Repression alleine
  • 15:11 - 15:18
    zu beschränken, sondern Sicherheit hat einen
    ganz viel umfassenderen Charakter. Und
  • 15:18 - 15:22
    wenn wir über Sicherheit reden, dann
    müssen wir über soziale Sicherheit reden,
  • 15:22 - 15:30
    dann müssen wir über Sicherheit reden vor
    Umweltverschmutzung, vor Krieg, vor vielen
  • 15:30 - 15:34
    anderen Gefährdungen unserer Existenz.
    Applaus
  • 15:34 - 15:36
    In dem Sinne ist sicherlich
    Sicherheit ganz wichtig.
  • 15:36 - 15:37
    Applaus
  • 15:37 - 15:41
    Aber diese Reduktion des
    Sicherheitsbegriffs auf die sogenannte
  • 15:41 - 15:47
    "innere", oder manche sagen auch
    "öffentliche Sicherheit", greift zu kurz
  • 15:47 - 15:51
    und ist kontraproduktiv. Ich habe übrigens
    auch nochmal eingezeichnet, wann Herr
  • 15:51 - 15:58
    Friedrich diese Äußerung gemacht hat. Es
    ist übrigens kurz nach den Enthüllungen,
  • 15:58 - 16:04
    die auf Edward Snowden zurückgehen. Das
    war ganz interessant. Hat irgendwie nicht
  • 16:04 - 16:08
    gewirkt. Nicht wirklich. Was dann sich
    allerdings später ausgewirkt hat, waren
  • 16:08 - 16:12
    verschiedene Anschläge und die Reaktionen
    auf diese Anschläge, die in Europa
  • 16:12 - 16:17
    stattgefunden haben, in Frankreich, in
    Belgien, und letztlich auch auf dem
  • 16:17 - 16:22
    Berliner Weihnachtsmarkt. Das ist sicher
    richtig. Und natürlich das, was daraufhin
  • 16:22 - 16:30
    beschlossen wurde. Ich hab dann nochmal
    mir die Freude gemacht, die
  • 16:30 - 16:34
    Sicherheitspakete mit
    Regierungskonstellationen zu unterlegen.
  • 16:34 - 16:42
    Sie merken: das ist nicht ganz gleichmäßig
    verteilt. Die allermeisten Maßnahmen, die
  • 16:42 - 16:48
    in diesem Bereich beschlossen worden sind,
    fallen, sind von großen Koalitionen
  • 16:48 - 16:57
    beschlossen worden. Das ist sicherlich nur
    ein Zufall. Ja, ich will nur nicht lange
  • 16:57 - 17:03
    mich mit Jamaika aufhalten, denn Jamaika
    ist ja jetzt wieder eine Insel. Aber
  • 17:03 - 17:10
    interessant ist, mal sehen, ob ich das
    zurückkriege noch, ja... Bei Jamaika, das
  • 17:10 - 17:15
    hat selbst Frau Merkel bestätigt in einem
    Fernsehinterview... bei den Jamaika
  • 17:15 - 17:22
    Sondierungen hat die CDU/CSU die
    Abschaffung der Vorratsdatenspeicherung
  • 17:22 - 17:27
    zugesichert. Finde ich interessant. Kommt
    nicht, jetzt sagt die CDU/CSU wieder:
  • 17:27 - 17:29
    Natürlich sind wir für
    Vorratsdatenspeicherung,
  • 17:29 - 17:37
    selbstverständlich. Und... Gut, man
    braucht immer einen Partner und da ist es
  • 17:37 - 17:40
    jetzt natürlich blöd, dass der mögliche
    jetzt noch verbliebene Partner gesagt hat:
  • 17:40 - 17:47
    Opposition ist Mist. Stimmt jetzt nicht
    mehr ganz, was jetzt rauskommt wissen wir
  • 17:47 - 17:55
    nicht. Vielleicht ist es ja wieder eine
    Große Koalition und zur Großen Koalition
  • 17:55 - 17:59
    gehören zwei. Ich habe mir deshalb auch
    angeschaut, was eigentlich Sigmar Gabriel -
  • 17:59 - 18:02
    er ist jetzt nicht mehr
    Parteivorsitzender, aber doch immer noch
  • 18:02 - 18:07
    eine der wichtigsten Persönlichkeiten in
    der SPD - dazu sagt. Und wie sich die
  • 18:07 - 18:13
    Sozialdemokratie da positionieren will.
    Interessant ist dass er die letzte große
  • 18:13 - 18:20
    Koalition offensichtlich so in Erinnerung
    hat, dass man sich in postmodernen
  • 18:20 - 18:27
    liberalen Debatten verzettelt habe wie Ehe
    für alle, Umwelt und Klimaschutz, das ist
  • 18:27 - 18:32
    nicht so wichtig genommen worden wie
    Industrie-Arbeitsplätze und interessant....
  • 18:32 - 18:35
    das soll uns hier interessieren:
    Datenschutz war uns wichtiger als innere
  • 18:35 - 18:40
    Sicherheit, sagt Sigmar Gabriel. Hat es
    sogar jetzt nochmal aufgeschrieben, war
  • 18:40 - 18:43
    also kein Fauxpas in irgend so einem
    Interview. Nein, auch in dem Namensartikel
  • 18:43 - 18:48
    den er im Spiegel vor zwei Wochen
    veröffentlicht hat, aus dem diese, dieses
  • 18:48 - 18:55
    Zitat hier entnommen worden ist, hat er
    das nochmal wiederholt. Nun fragt man sich
  • 18:55 - 19:02
    natürlich: Ist das jetzt eine Frage des
    Gedächtnisses? Ich hab deshalb nochmal
  • 19:02 - 19:06
    geschaut, was in den letzten zwei Jahren
    der letzten großen Koalition so
  • 19:06 - 19:15
    beschlossen wurde. Das sind verschiedenste
    Vorschriften. Ich nehme jetzt mal nur ein
  • 19:15 - 19:22
    paar heraus, z.B. die Wiedereinführung der
    Vorratsdatenspeicherung. Man hat den
  • 19:22 - 19:26
    Bundesnachrichtendienst jetzt auch mit den
    gesetzlichen Befugnissen ausgestattet, dass
  • 19:26 - 19:35
    er das weiter machen kann, was er ohnehin
    vorher auch schon gemacht hat. Man hat
  • 19:35 - 19:41
    ZITiS eingerichtet, das ist diese Stelle,
    die in München ansässig ist und die den
  • 19:41 - 19:46
    Behörden zuarbeiten soll um Zero Day
    Exploits, also Sicherheitslücken zu
  • 19:46 - 19:52
    sammeln, oder vielleicht sogar zu
    entwickeln. Das weiß man nicht so richtig.
  • 19:52 - 19:59
    Es sind ganz viele weitere Gesetze
    getroffen worden: Das Bundeskriminalamt
  • 19:59 - 20:03
    darf jetzt die Daten, die für polizeiliche
    Zwecke, für irgendwelche polizeilichen
  • 20:03 - 20:08
    Zwecke gesammelt worden sind, jetzt auch
    für viele andere polizeiliche Zwecke, also
  • 20:08 - 20:12
    eigentlich für alle polizeilichen Zwecke
    nutzen. Vorher gab es eine engere
  • 20:12 - 20:19
    Zweckbindung. Ja, die Fluggastdaten sollen
    jetzt auf 5 Jahre auf Vorrat
  • 20:19 - 20:24
    gespeichert werden. Auch hier muss man
    nochmal sagen, geht Deutschland über das
  • 20:24 - 20:30
    hinaus, was die Europäische Union
    vorgegeben hat. So ärgerlich das auch
  • 20:30 - 20:37
    schon ist. Es ist auch im Rahmen des
    Datenschutzrechts jetzt der
  • 20:37 - 20:41
    Bundesdatenschutzbeauftragten, meiner
    Nachfolgerin im Amt, nicht mehr möglich,
  • 20:41 - 20:45
    sich in Sachen der Nachrichtendienste
    direkt an den Bundestag oder ein
  • 20:45 - 20:49
    Bundestagsgremium zu wenden. Was ich im
    übrigen gemacht habe, 2013 Herrn Friedrich
  • 20:49 - 20:54
    hat das, glaube ich, sehr geärgert seinerzeit.
    Das ist jetzt nicht mehr möglich.
  • 20:54 - 20:55
    Applaus
  • 20:55 - 21:01
    Ja, sehr ärgerlich, sehr ärgerlich war...
    Und darauf komme ich gleich auch nochmal
  • 21:01 - 21:06
    zurück, dieses Gesetz zur Förderung des
    elektronischen Identitätsnachweises, da
  • 21:06 - 21:11
    ging es vordergründig darum, diese
    sogenannte eID Funktion, die man im neuen
  • 21:11 - 21:15
    Personalausweis hat, generell
    freizuschalten. Das ist von Datenschützern
  • 21:15 - 21:19
    kritisiert worden, sehe ich auch ein Stück
    kritisch, aber ich finde das ist nicht so
  • 21:19 - 21:23
    schrecklich. Viel gravierender ist, dass
    ganz hinten in dem Gesetz sich eine
  • 21:23 - 21:28
    Vorschrift findet, die allen
    Sicherheitsbehörden den Zugriff auf die
  • 21:28 - 21:33
    Pass- und Personalausweisregister online
    erlaubt, ohne dass diese Register etwas
  • 21:33 - 21:37
    davon merken. Nun steht im
    Personalausweisgesetz und im Passgesetz
  • 21:37 - 21:44
    drin, es gibt keine Zentraldatei mit
    biometrischen Daten. Nun gibt es eben eine
  • 21:44 - 21:50
    vernetzte, eine verteilte Datenbank mit
    biometrischen Daten. Das ist vielleicht
  • 21:50 - 21:55
    auch nicht so viel besser, wobei man dann
    auch sagen muss, dieses sogenannte
  • 21:55 - 22:01
    Videoüberwachungsverbesserungsgesetz - es
    gibt ja wirklich Wortmonster, die man kaum
  • 22:01 - 22:07
    noch überbieten kann in der Phantasie -
    das muss man zusammen lesen mit diesen
  • 22:07 - 22:20
    Neuerungen. Ja, 17 der 35 seit 2001....
    stammenenden oder beschlossenen
  • 22:20 - 22:25
    Gesetzgebungsvorhaben stammen aus den
    letzten beiden Jahren der letzten großen
  • 22:25 - 22:32
    Koalition. So viel zu Sigmar Gabriels
    Gedächtnis. Nun fragt man sich: Was bleibt
  • 22:32 - 22:37
    da überhaupt noch? Ganz schön viel, ich
    hab jetzt einfach mal ein paar Ideen
  • 22:37 - 22:42
    gesammelt, ich habe jetzt nur 6 Ideen
    hier herausgesucht. Das ist jetzt nicht
  • 22:42 - 22:47
    alles. Also, da gibts noch viele andere
    Forderungen, aber ich hab ja dummerweise
  • 22:47 - 22:51
    nur begrenzte Zeit. Aber vielleicht ist es
    auch für Sie ganz gut, das würde ermüdend
  • 22:51 - 22:58
    sein. Fangen wir mal an mit der
    Vorratsdatenspeicherung. Nicht genug dass
  • 22:58 - 23:03
    die Vorratsdatenspeicherung entgegen der
    Rechtsprechung des
  • 23:03 - 23:05
    Bundesverfassungsgerichts und des
    Europäischen Gerichtshofs wieder
  • 23:05 - 23:12
    eingeführt wurde. Ein
    Oberverwaltungsgericht hat übrigens jetzt
  • 23:12 - 23:17
    auch schon festgestellt, dass die neu
    eingeführte Vorratsdatenspeicherung nicht
  • 23:17 - 23:22
    diesen Vorgaben entspricht. Deshalb ist es
    im Augenblick ein bisschen auf Eis gelegt.
  • 23:22 - 23:26
    Das führt aber nicht etwa dazu, dass man
    sich überlegt, ob das der richtige Weg
  • 23:26 - 23:34
    war, sondern man will es weiter ausweiten.
    Dieser Herr ist ein Mitarbeiter von Herrn
  • 23:34 - 23:37
    de Maizière, das ist Herr Maaßen. Herr
    Maaßen ist Chef des Bundesamts für
  • 23:37 - 23:42
    Verfassungsschutzes. Und der hat ein, der
    ist einfach ein ganz interessierter,
  • 23:42 - 23:49
    neugieriger Mensch. Neugier ist ja eine
    Tugend, überwiegend zumindest. Und er
  • 23:49 - 23:54
    würde gerne IP-Adressen bekommen und mit
    unserer Gefährderdatenbank abgleichen. Das
  • 23:54 - 24:00
    finde ich auch durchaus verständlich,
    diesen Wunsch. Wer würde nicht gerne
  • 24:00 - 24:05
    wissen, wer was an seinem Computer
    irgendwo gerade macht. Aber natürlich nur
  • 24:05 - 24:11
    Terroristen, die in Malaysia auf Servern
    Enthauptungsvideos sehen. Aber wie kann
  • 24:11 - 24:19
    man rausfinden, wer Enthauptungsvideos
    sieht? Ja, so weit reicht nun der Arm des
  • 24:19 - 24:23
    Bundesamts für Verfassungsschutz auch
    nicht. Das ist ja auch eigentlich ein
  • 24:23 - 24:29
    Inlandsgeheimdienst. Das ist nicht der
    Bundesnachrichtendienst, wohlbemerkt. Also
  • 24:29 - 24:34
    müsste man ja im Inland entsprechend die
    Daten abfangen. Man muss dann natürlich
  • 24:34 - 24:41
    die IP-Adressen haben. Also ich denke, das
    ist schon mal ein Wink mit dem Zaunpfahl,
  • 24:41 - 24:48
    was in der nächsten großen Koalition
    gemacht werden sollte. Dieser Herr, das
  • 24:48 - 24:54
    ist Herr Bouillon. Er ist Innenminister des
    Saarlandes. Der will auch vor allen Dingen
  • 24:54 - 24:59
    eine Vorratsdatenspeicherung für
    Messenger-Dienste endlich einführen. Das
  • 24:59 - 25:03
    kann ich auch verstehen, natürlich. Das
    ist eine praxisgerechte Erweiterung
  • 25:03 - 25:07
    einfach nur, das ist nicht etwa eine
    Verschärfung. Man muss das immer so
  • 25:07 - 25:12
    durchaus so sehen, dass das alles seinen
    Nutzen hat. Man darf auch nicht vergessen,
  • 25:12 - 25:18
    es handelt sich ja hier auch um schwer, um
    wichtige Rechtsgüter, die es zu
  • 25:18 - 25:24
    verteidigen gilt, nämlich insbesondere die
    Sicherheit. Also Vorratsdatenspeicherung
  • 25:24 - 25:29
    ist ja eine geeignete Maßnahme. wie viele
    wissenschaftliche Studien ergeben haben.
  • 25:29 - 25:33
    Gelächter
    Das ist auch richtig, den Haufen zu
  • 25:33 - 25:38
    erhöhen, den Heuhaufen zu vergrößern, wenn
    man die Stecknadel wirklich finden will.
  • 25:38 - 25:44
    Ist übrigens ein Zitat eines
    amerikanischen Geheimdienstchefs. Also
  • 25:44 - 25:48
    diese, diese Maxime ist jetzt auch bei
    uns, endlich, endlich, muss ich sagen,
  • 25:48 - 25:51
    angekommen.
    Applaus
  • 25:51 - 25:59
    Ja. Mehr intelligente Videoüberwachung.
    Also ich muss Herrn de Maizière zustimmen.
  • 25:59 - 26:04
    Diese Befürchtung, dass intelligente
    Videoüberwachung zur Verbrechensverhüteung
  • 26:04 - 26:09
    und -verfolgung, Einschüchterungeffekte
    entfaltet, scheint mir weit entfernt von
  • 26:09 - 26:14
    der sozialen Wirklichkeit. Also wer fühlt
    sich denn da wirklich beeinträchtigt, wenn
  • 26:14 - 26:21
    er nichts zu verbergen hat. Also mein
    Gott, wer geht mit wem über den Bahnhof.
  • 26:21 - 26:25
    Wer geht sonst wohin. Es geht ja auch
    nicht nur um einen Bahnhof, wo das mal
  • 26:25 - 26:32
    getestet wird. Dazu komme ich gleich
    nochmal. Nein, es geht darum, die
  • 26:32 - 26:37
    intelligente Gesichtserkennung endlich mal
    entschieden voranzubringen, damit eine
  • 26:37 - 26:43
    Fahndung dort möglich ist und
    dementsprechend hat man ja auch, dass die
  • 26:43 - 26:46
    Mehrheit der Deutschen dafür ist,
    wussten wir schon. Und das hab ich auch
  • 26:46 - 26:51
    schon gesagt, die Passfotos sind ja auch
    schon jetzt vorhanden. Ja, was kann man
  • 26:51 - 26:55
    damit eigentlich erkennen? Also, ne
    israelische Firma behauptet, dass man
  • 26:55 - 27:01
    Terroristen am Gesicht erkennen könnte.
    Einfach so. So weit geht Herr de Maizière
  • 27:01 - 27:06
    noch nicht. Würde mich auch interessieren,
    wie die Trefferwahrscheinlichkeit dann ist.
  • 27:06 - 27:11
    Und zwar ist es etwa nicht durch Abgleich
    mit irgendwelchen sonstigen Dateien,
  • 27:11 - 27:15
    sondern anhand allgemeiner Merkmale. Das
    erinnert mich ein bisschen an Diskussionen
  • 27:15 - 27:19
    aus dem 19. Jahrhundert, wo man die
    Verbrecher am Kopf, an der Kopfform
  • 27:19 - 27:23
    erkennen wollte. Ich finde, man kann
    natürlich...
  • 27:23 - 27:24
    Applaus, Bravo!
  • 27:24 - 27:29
    Man kann natürlich, man kann natürlich
    diese alten Vorstellungen wieder
  • 27:29 - 27:33
    aufwärmen, aber ich glaube nicht, dass das
    besonders vernünftig ist. Aber schauen wir
  • 27:33 - 27:39
    mal was alles möglich ist. Ja, auch andere
    Dinge sind ja sehr klar auch erkennbar,
  • 27:39 - 27:46
    wie wir das wissen. Ja, und um jetzt
    zumindest die Erkennung von Gefährdern zu
  • 27:46 - 27:51
    testen hat unter der Federführung des
    Bundesinnenministeriums im Berliner
  • 27:51 - 27:58
    Bahnhof Südkreuz eine großangelegte
    Testung begonnen und da ist jetzt so eine
  • 27:58 - 28:01
    Zwischenbilanz gezogen worden. Der Versuch
    soll verlängert werden. Ich frage mich
  • 28:01 - 28:05
    eigentlich warum, wenn das so erfolgreich
    war. "Das ist besser, als ich erwartet habe
  • 28:05 - 28:09
    und die meisten Kritiker auch. Die
    Zwischenergebnisse versprechen einen
  • 28:09 - 28:13
    erheblichen Mehrwert für die Fahndung nach
    Terroristen und Schwerverbrecher. Ich
  • 28:13 - 28:17
    finde das sehr richtig." Ich hab mir dann
    nochmal die Mühe gemacht, die Zahlen
  • 28:17 - 28:26
    anzuschauen. Die Erkennungsrate angeblich
    70 bis 85 %. False Positives, das sind
  • 28:26 - 28:31
    diejenigen, die nicht in der Datei drin
    sind, aber trotzdem als in der Datei
  • 28:31 - 28:37
    drinnen stehend erkannt worden sind, die
    dann Alarm auslösen, sind nur 0,3 %,
  • 28:37 - 28:45
    also verschwindend wenig, wie wir wissen.
    Ja - 480 Fehlalarme pro Tag sind das, hab
  • 28:45 - 28:50
    ich mir ausgerechnet, wenn man jetzt mal
    die 160.000 Personen zugrunde legt, die
  • 28:50 - 28:59
    alleine am Bahnhof Südkreuz dort am Tag
    durchlaufen. Alle 3 Minuten einen
  • 28:59 - 29:02
    Fehlalarm, wenn man das auf 24 Stunden
    rechnet, wobei man natürlich bei
  • 29:02 - 29:06
    Stosszeiten entsprechend häufiger
    Fehlalarm hat. Das wird eine Freude
  • 29:06 - 29:10
    werden! Es ist wirklich praktikabel, wie
    wir schon erkennen.
  • 29:10 - 29:15
    Applaus
    Ach, ich hatte noch mal was sollte man
  • 29:15 - 29:17
    eigentlich nicht sagen, ich finde das
    wirklich unfair. Ich finde es eigentlich
  • 29:17 - 29:22
    unfair, was ich mache, aber ich hab es
    trotzdem gemacht. Ich hab mir nochmal, habe
  • 29:22 - 29:26
    mich nochmal beschäftigt mit dem
    Pilotprojekt der Gesichtserkennung in
  • 29:26 - 29:31
    Mainz. Sehr ähnliches Setting wie am
    Südkreuz. Und da hat der damalige BKA-Chef
  • 29:31 - 29:37
    Ziercke, man könnte sagen, der hatte noch
    Eier, oh, das darf man jetzt nicht sagen.
  • 29:37 - 29:40
    das war jetzt nicht gut. lacht
    Gelächter
  • 29:40 - 29:44
    "Ich werde dem Bundesinnenminister nicht
    die Einführung der fotogestützten
  • 29:44 - 29:47
    Biometrie-Fahndung zur
    Terrorismusbekämpfung empfehlen. Der
  • 29:47 - 29:50
    Einsatz dieser Systeme ist nur sinnvoll,
    wenn die Trefferquote bei nahezu 100 %
  • 29:50 - 29:57
    liegt." Ja, 70 % ist ja fast 100!
    Also insofern ist es vielleicht auch
  • 29:57 - 30:03
    richtig, dass das jetzt kommen wird und
    zwar nicht nur dort am Südkreuz,
  • 30:03 - 30:09
    sondern ganz allgemein. Ja. Der erweiterte
    Einsatz von DNA Analysen wird gefordert.
  • 30:09 - 30:14
    Ja das finde ich auch. Das ist übrigens
    aus diesem Papier für den starken Staat
  • 30:14 - 30:19
    nochmal, wie auch das, wie andere Zitate
    von de Maizière auch. "Er muss mit den
  • 30:19 - 30:23
    technischen Entwicklungen und Nutzungen
    Privater Schritt halten." Das zieht sich da
  • 30:23 - 30:28
    durch. "Der Staat muss genau dieselben
    Möglichkeiten haben, wie die Privaten und
  • 30:28 - 30:32
    er muss natürlich auch auf die privaten
    Daten zugreifen können." Das ist also auch,
  • 30:32 - 30:37
    das gehört natürlich auch zur
    Waffengleichheit, die man da braucht. Ja
  • 30:37 - 30:43
    und dazu gehört eben auch die DNA-Analyse.
    Und das ist einfach bislang rechtlich stark
  • 30:43 - 30:48
    limitiert. Das stimmt. Das stimmt. Das
    geht nicht zusammen. Beides. Ist schon
  • 30:48 - 30:54
    richtig. Das ist stark limitiert. Das
    liegt am Grundgesetz, weil nämlich das
  • 30:54 - 30:58
    Bundesverfassungsgericht gesagt hat, DNA-
    Analysen sind doch ziemlich tiefgreifender
  • 30:58 - 31:04
    Eingriff und sie dürfen nur bei
    schwerwiegenden Straftaten erfolgen. Aber
  • 31:04 - 31:10
    das ist, finde ich, ein bisschen zu streng.
    Da muss man doch nochmal umdenken, meint
  • 31:10 - 31:17
    Herr de Maizière. Bisher ist nur die
    Identitätsfeststellung erlaubt und nur bei
  • 31:17 - 31:22
    schweren, und das auch nur bei schweren
    Straftaten. In Zukunft wird gefordert,
  • 31:22 - 31:26
    haben sich schon Justiz- und Innenminister
    Konferenzen mit beschäftigt, die
  • 31:26 - 31:32
    Auswertung nach dem Phänotyp. Also,
    welcher Ethnie gehört sich, gehört
  • 31:32 - 31:40
    derjenige, dem die Spur zuzuordnen ist,
    an. Muss ja kein Täter sein. Welche
  • 31:40 - 31:45
    Haarfarbe hat er und noch weitere
    Merkmale. Kommt immer mehr dazu. Die DNA
  • 31:45 - 31:51
    Analytik wird ja immer besser und auch
    immer einfacher. Und ich denke mal, das
  • 31:51 - 31:56
    sollte man dann, wenn man will. Wenn man
    jetzt mal rein von der Argumentation, die
  • 31:56 - 32:00
    Herr de Maizière da anführt, dann eben nicht
    nur auf diese wirklich schwerwiegenden
  • 32:00 - 32:07
    Straftaten beziehen, sondern da das
    bisschen lockerer das gestalten, na ja. Ja
  • 32:07 - 32:11
    Reisebewegungen, das mit dem Reisen ist
    natürlich wirklich gefährlich, weil
  • 32:11 - 32:16
    natürlich, wie wir wissen, die
    Gefährdungen zum großen Teil von Fremden
  • 32:16 - 32:21
    ausgehen und fremd sind wir ja auch, wenn
    wir reisen. Jedenfalls dort, wo wir
  • 32:21 - 32:25
    hinkommen. Und dementsprechend finde ich
    das auch ganz wichtig, dass zumindest,
  • 32:25 - 32:31
    wenn wir ins Ausland reisen, oder über die
    Außengrenzen der EU hinweg, dass das
  • 32:31 - 32:34
    registriert wird. Also da muss ich sagen,
    da bin ich einverstanden. Ich habe da
  • 32:34 - 32:38
    nichts zu verbergen. Und wirklich alle
    Reisebuchungen über die Aussengrenze
  • 32:38 - 32:41
    müssen erfasst werden. Das haben die
    Vereinigten Staaten bisher noch nicht
  • 32:41 - 32:46
    einmal geschafft. Zumindest bei den
    Ausreisen nicht. Bei den Einreisen
  • 32:46 - 32:53
    versuchen Sie es. Also, Donald Trump baut
    ja jetzt auch einen Zaun zu Mexiko, um das
  • 32:53 - 32:59
    zu ermöglichen, endlich mal, dass da nicht
    so viele Illegale nach, in die USA kommen.
  • 32:59 - 33:04
    Die Frage ist natürlich, was passiert,
    wenn da jemand einreist und es wird
  • 33:04 - 33:07
    keine Ausreise festgestellt, gibts ja zwei
    Möglichkeiten: Entweder hat das System
  • 33:07 - 33:13
    versagt, oder der ist noch da. Wenn der
    aber noch da ist, was heißt das eigentlich?
  • 33:13 - 33:16
    Das ist jedenfalls ein sehr aufwändiges,
    riesiges System, das europaweit ein-
  • 33:16 - 33:21
    geführt werden soll und das muss wirklich
    funktionieren. Ich denke, da kann man ganz
  • 33:21 - 33:28
    viel Geld für ausgeben. Und wir erinnern
    uns an Sigmar Gabriel: "Das schafft
  • 33:28 - 33:33
    Industriearbeitsplätze." Ich finde, das
    muss man einfach bedenken, das sind
  • 33:33 - 33:37
    sogenannte Synergie-Effekte.
    Applaus
  • 33:37 - 33:44
    Ja ein weiteres Thema, was ja jetzt in den
    letzten Wochen so heiß diskutiert wurde,
  • 33:44 - 33:51
    das ist der Einbau von Backdoors in IT-
    Systemen. Ja also ich muss wirklich sagen,
  • 33:51 - 33:54
    dass die Polizei es wirklich immer
    schwerer hat, diese Diebstahlsicherung in
  • 33:54 - 33:58
    den Autos werden besser. Es gibt
    Leute, die Alarmanlagen zu Hause haben. Auf
  • 33:58 - 34:01
    der anderen Seite haben wir doch ein
    Gesetz, das den großen Lauschangriff
  • 34:01 - 34:08
    ermöglicht. Also großer Lauschangriff,
    heißt, dass Wanzen, also Mikrofone, in
  • 34:08 - 34:14
    Wohnungen und in Autos und sonstigen
    geschlossenen Räumlichkeiten heimlich
  • 34:14 - 34:18
    installiert werden und dann muss ja jemand
    hinkommen, um diese Geräte dann da
  • 34:18 - 34:22
    irgendwie unterzubringen. Wenn dann immer
    ein Alarm ausgelöst wird, das ist, finde
  • 34:22 - 34:26
    ich, nicht hinnehmbar für unsere
    Sicherheit. Und dementsprechend finde ich
  • 34:26 - 34:32
    auch, dass man diese Alarmanlagen nicht so
    scharf schalten sollte. Das ist, glaube
  • 34:32 - 34:40
    ich, eine ganz wichtige Angelegenheit. Ja.
    Ach so. Mit dem, das sind jetzt die
  • 34:40 - 34:42
    Mikrofone.
    Gelächter
  • 34:42 - 34:51
    Ja vielleicht gibt es ja auch, sage ich
    mal, innovative Ansätze. Die, dieses
  • 34:51 - 34:59
    physische Hineingehen in eine Wohnung
    überflüssig machen. Ich denke so etwas
  • 34:59 - 35:05
    wird immer einfacher. Da muss man nur noch
    die Hersteller dazu überreden, dann
  • 35:05 - 35:11
    entsprechende Möglichkeiten auch zu
    aktivieren und zu sagen, wie das denn
  • 35:11 - 35:17
    geht. Dafür hat man denn ZITiS. Und ich
    denke, das wäre dann ja vielleicht der
  • 35:17 - 35:23
    nächste Schritt. Natürlich ist das
    ausschließlich für Einzelfälle und nur im
  • 35:23 - 35:27
    Rahmen einer rechtlichen Kontrolle
    möglich. Wenn da so Hintertüren drin sind,
  • 35:27 - 35:30
    ist es klar, dass es ausschließlich die
    Polizei und vielleicht der
  • 35:30 - 35:34
    Verfassungsschutz sie nutzen kann. Das
    wissen wir. Das wissen wir, dass kein
  • 35:34 - 35:40
    anderer ein Interesse daran hat. Und das
    beruhigt mich nun wirklich. Nicht!
  • 35:40 - 35:46
    Applaus
    Ja, eine letzte Maßnahme. Aller guten
  • 35:46 - 35:50
    Dinge sind 6. Aber, wie gesagt es gibt
    noch mehr. Ich musste da auswählen. Das
  • 35:50 - 35:55
    ist Hackback. Ja das ist ein
    interessantes, interessantes Konzept. Na
  • 35:55 - 36:01
    endlich mal zurückschlagen können. Nicht
    immer nur nach der Bergpredigt die andere
  • 36:01 - 36:07
    Backe hinhalten, sondern proah. Also ich
    finde das ist etwas, wo man, wo man dann
  • 36:07 - 36:12
    doch sagen muss, das kann man eigentlich
    unseren Sicherheitsbehörden nicht
  • 36:12 - 36:18
    vorenthalten. So eine Möglichkeit, effektiv
    wirklich zurückzuschlagen, wenn da
  • 36:18 - 36:25
    deutsche Daten in fremde Hände gehören,
    sicherlich nur als Ultima Ratio. Nur als
  • 36:25 - 36:30
    Ultima Ratio, also wie das unsere
    Nachrichtendienste überhaupt machen, sie
  • 36:30 - 36:35
    sammeln sowieso ja nur Daten und Ultima
    Ratio. Im Einzelfall ganz wenige auch nur,
  • 36:35 - 36:40
    das wissen wir von Edward Snowden. Also
    Hackback muss ein Instrument im
  • 36:40 - 36:49
    Werkzeugkasten unserer Nachrichtendienste
    werden, sagen einige. Ja, ich komme schon
  • 36:49 - 36:56
    fast zum Ende. Mit einer überraschenden
    Botschaft. Der Leviathan ist tot, oder er
  • 36:56 - 37:02
    liegt eigentlich im Sterben. Nun ist es
    so, dass ich mich darüber nicht wirklich
  • 37:02 - 37:11
    freuen kann. Denn der Leviathan hat sich
    überfressen. Da geht einem manchmal
  • 37:11 - 37:15
    schlecht, wenn man sich zuviel einverleibt
    hat. Das ist ihnen vielleicht auch schon
  • 37:15 - 37:19
    mal so gegangen. Beim Leviathan ist das
    schon seit einer Weile so. Er hat sich
  • 37:19 - 37:29
    immer mit Befugnissen aufgefüllt und
    dadurch ist letztlich der Schutz, den der
  • 37:29 - 37:35
    Leviathan den Untertanen gewährleisten
    sollte, ziemlich unter die Räder gekommen.
  • 37:35 - 37:39
    Denn es gibt ja auf dieser Welt nicht nur
    einen Leviathan, sondern viele. Wir leben
  • 37:39 - 37:45
    in einer Welt der Globalisierung wo die
    Leviathane dieser Welt, ich erwähne nur
  • 37:45 - 37:53
    den Server in Malaysia. Ja, ja durchaus
    einen langen Arm haben. Auch zu uns wie
  • 37:53 - 38:00
    wir wissen. Ne? Und, damit haben sich die
    Leviathane irgendwie delegitimiert. Viele
  • 38:00 - 38:04
    glauben nicht mehr so richtig dran. Das
    ist nicht nur eine gute Botschaft!
  • 38:04 - 38:09
    Applaus
    Aber es zeigt uns auf,
  • 38:09 - 38:15
    dass wir alleine auf diese
    Schutzversprechen nicht vertrauen dürfen.
  • 38:15 - 38:19
    Denn wenn ich jetzt noch mal dieses Bild
    vom Leviathan hier aufrufe, und zwar jetzt
  • 38:19 - 38:24
    die Unterseite, was davon übrig geblieben
    ist, ist nicht mehr der Schutz der
  • 38:24 - 38:30
    Untertanen, diese ausgebreiteten Arme.
    Sondern es ist die Gewaltförmigkeit. Das
  • 38:30 - 38:34
    macht mir richtig Sorgen. Und es geht
    dabei nicht nur um Überwachung, es geht
  • 38:34 - 38:39
    auch um Drohnen. Um Drohnen, die nicht nur
    Kamera-, mit Kameras bestückt sind,
  • 38:39 - 38:43
    die außerhalb der eigenen Landesgrenzen
    agieren.
  • 38:43 - 38:47
    Ich muss das nicht weiter ausführen. Die
    Sicherheit delegitimiert sich, zerstört
  • 38:47 - 38:57
    sich selbst. Und dann denke ich, dass es
    alte Weisheiten gibt, denen, die doch ihren
  • 38:57 - 39:07
    Wert haben. Dass diejenigen, die bereit
    sind, wesentliche Freiheitsrechte gegen
  • 39:07 - 39:15
    vermeintliche Sicherheit einzutauschen,
    weder Sicherheit noch Freiheit verdienen.
  • 39:15 - 39:24
    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
    Applaus
  • 39:24 - 39:47
    Herald: Super, vielen Dank schonmal.
    weiterer Applaus
  • 39:47 - 39:50
    Herald: Genau, wir haben jetzt noch
    ungefähr 20 Minuten Zeit für
  • 39:50 - 39:52
    Fragen, das heißt, falls Ihr Fragen habt,
    dürft Ihr Euch
  • 39:52 - 39:56
    einfach an einem der 8
    Saal-Mikrofone anstellen, ich geh
  • 39:56 - 40:00
    dann reihum durch und Ihr dürft Eure
    Fragen Stellen. Falls jemand den Saal
  • 40:00 - 40:04
    vorzeitig verlassen möchte, tut es bitte
    möglichst leise, und durch diese Tür zu
  • 40:04 - 40:10
    meiner Rechten, eurer Linken. Ja. So lange
    die Menschen noch aufstehen und zu den
  • 40:10 - 40:13
    Mikrofonen laufen, fangen wir doch
    erstmal direkt mit einer Frage des Signal
  • 40:13 - 40:18
    Angels an.
    Signal Angel: Ja, und zwar: sollte es,
  • 40:18 - 40:22
    Ihrer Meinung nach, irgendwelche
    Änderungen an den Aufgaben und Befugnissen
  • 40:22 - 40:27
    des Bundesdatenschutzbeauftragten geben,
    und falls ja, wie sollten diese aussehen.
  • 40:27 - 40:29
    Schaar: Also, erstmal muss ich das
    gendern. Auch "der
  • 40:29 - 40:32
    Bundesdatenschutzbeauftragten".
    Applaus
  • 40:32 - 40:38
    Zweitens, ja, natürlich!
    Auch im, auch im Sicherheitsbereich denke
  • 40:38 - 40:42
    ich, dass die Datensschutzbehörden, und da
    meine ich nicht nur die Bundesbeauftragte
  • 40:42 - 40:46
    für den Datenschutz, sondern auch ihre
    Kolleginnen und Kollegen in den Ländern,
  • 40:46 - 40:50
    mehr Möglichkeiten haben müssen, dass sie
    nicht ausgeschlossen werden, dass sie ein
  • 40:50 - 40:55
    direktes Recht haben sich an die
    jeweiligen Parlamente, also den Bundestag,
  • 40:55 - 40:59
    und die Landtage zu wenden.
    Ja sie sollten diese Möglichkeit auf jeden
  • 40:59 - 41:06
    Fall haben. Die Ausnahmen, von ihren
    Prüfungsrechten, die auch leider
  • 41:06 - 41:10
    vergrößert worden sind, zum Beispiel im
    Bereich der Gesundheitsdaten, es geht hier
  • 41:10 - 41:17
    nicht nur um Sicherheitsbehörden, bei
    Gesundheitsdaten darf im Prinizip die
  • 41:17 - 41:22
    Datenschutzbehörde gar nicht mehr in die
    Datenbanken schauen, ne. Also das ist,
  • 41:22 - 41:26
    finde ich, eine sehr weitgehende und
    letzlich auch nicht hinnehmbare
  • 41:26 - 41:28
    Einschränkung der Befugnisse der
    Datenschutzaufsicht.
  • 41:28 - 41:33
    Applaus
    Herald: Dann machen wir doch direkt mit
  • 41:33 - 41:38
    Mikrofon 5 weiter.
    Mik 5: Danke für den Talk Peter, welches
  • 41:38 - 41:43
    Narrativ, glaubst du, kann gegen diese große
    Sicherheitsrhetorik gewinnen. Weil oft ist
  • 41:43 - 41:48
    ja die,... Datensschutzargument gewinnt
    zu selten. Es gibt ja auch Überlegungen,
  • 41:48 - 41:54
    gerade bei so Themen wie Hackback, oder
    auch Zero Day Disclosure, das Ganze mehr
  • 41:54 - 42:02
    als IT-Sicherheit vs. Physische Sicherheit
    zu framen, die Debatte, weil damit würde
  • 42:02 - 42:06
    man diese Sicherheitsrhetorik übernehmen
    und sagen "Es geht uns um unsere IT-
  • 42:06 - 42:09
    Sicherheit, die ihr uns wegnehmen wollt,
    wenn ihr uns Verschlüsselung kaputt machen
  • 42:09 - 42:12
    wollt und Zero Days geheimhalten wollt."
    Schaar: Also auf jedenfall ist das ein
  • 42:12 - 42:19
    richtiger Ansatz, es darf nicht der
    alleinige Ansatz sein. Ja, natürlich. Die
  • 42:19 - 42:25
    Sicherheitsversprechen demontieren sich
    selbst, weil sie im Ergebnis zu weniger
  • 42:25 - 42:33
    Sicherheit führen. Wenn man sich anschaut,
    das entsprechende geheimgehaltene
  • 42:33 - 42:38
    Sicherheitslücken, ich nenne hier
    WannaCry, dazu geführt haben, dass
  • 42:38 - 42:41
    deutsche Krankenhäuser nicht mehr
    funktionierten, weil sie gehackt worden
  • 42:41 - 42:46
    sind und still gelegt worden sind, mit genau
    der Verwendung dieser Sicherheitslücken,
  • 42:46 - 42:51
    die Nachrichtendiensten lange bekannt
    waren, da muss man sagen, ja, das ist ein
  • 42:51 - 42:56
    richtiges Narrativ, aber wir dürfen nicht
    vergessen, dass es auch Grundrechte gibt,
  • 42:56 - 43:00
    dass es Freiheitsrechte gibt, dass
    eine freie Entfaltung der Persönlichkeit
  • 43:00 - 43:08
    auch nur möglich ist, wenn wir nicht
    überall registriert und überwacht werden,
  • 43:08 - 43:08
    Applaus
  • 43:08 - 43:14
    und ich finde das muss auch nochmal klar
    sein, das heißt, beides gehört zusammen,
  • 43:14 - 43:19
    die Gewährleistung von berechtigten
    Sicherheitsanforderungen einerseits und
  • 43:19 - 43:25
    auf der anderen Seite aber auch die
    Gewährleistung von Freiheit.
  • 43:25 - 43:29
    Herald: Ok ich glaub Mikrofon 1 war als
    nächstes.
  • 43:29 - 43:33
    Mik 1: Kann man mich hören? Also auch nochmal
    danke für den Talk und für die engagierte
  • 43:33 - 43:38
    Arbeit in den letzten Jahren. Ich möchte
    nur eine Ergänzung machen, oder vllt eine
  • 43:38 - 43:44
    Anmerkung. Ich geh mit vielem d'accord, was
    Du sagst, absolut, bei Deiner Einführung
  • 43:44 - 43:49
    hast Du über die Terrorismus-Zahlen
    gesprochen und über die Angst vor
  • 43:49 - 43:53
    Terrorismus, da möchte ich aber ergänzen,
    vielleicht, das kann man vielleicht etwas
  • 43:53 - 43:58
    sensibler behandeln. Nicht jeder muss
    sterben, um ein Opfer von Terrorismus zu
  • 43:58 - 44:02
    werden. Du hast davor davon gesprochen,
    dass wir letztes Jahr 10 bis 12 Opfer
  • 44:02 - 44:06
    hatten in Deutschland, es gab wesentlich
    mehr Verletzte, das solltest Du
  • 44:06 - 44:09
    vielleicht, sonst diskreditierst Du Dich
    an der Stelle ein bisschen, vielleicht
  • 44:09 - 44:14
    solltest Du da die Zahl ein bisschen
    größer fassen. Ansonsten, alles fand ich
  • 44:14 - 44:19
    sehr gut, danke.
    Schaar: Ja also gut, das ist eine Frage,
  • 44:19 - 44:24
    ob das was ändert an dem Thema. Natürlich,
    das Leid, das dadurch verursacht wird, geht
  • 44:24 - 44:29
    weit über die physischen Verletzungen
    hinaus, genauso wie die Verängstigung der
  • 44:29 - 44:35
    Gesellschaft weit über das hinaus geht,
    was da an Schäden, materiell aber auch in
  • 44:35 - 44:43
    Bezug auf, auf Opferzahlen verursacht
    wird. Das ist ja das Ziel von Terrorismus,
  • 44:43 - 44:49
    dass diese Fernwirkung erzielt wird. Nicht
    umsonst ist es ja so, dass, und da
  • 44:49 - 44:54
    kommt man wieder in so eine eigenartige
    Konstellation rein, dass, so es
  • 44:54 - 45:00
    Untersuchungen gibt, die sagen, dass
    Terroristen, jedenfalls moderne
  • 45:00 - 45:04
    Terroristen, sich insbesondere gut
    videoüberwachte Orte für Anschläge
  • 45:04 - 45:09
    aussuchen, weil das Filmmaterial bringt,
    und damitI die Wirkung vervielfacht. So viel
  • 45:09 - 45:13
    auch zum Thema, Videoüberwachung schützt
    vor Terrorismus nicht, also da muss man
  • 45:13 - 45:15
    sagen,
    Applaus
  • 45:15 - 45:19
    das ist richtig, ich will auch nicht
    über das Leid der Menschen überhaupt
  • 45:19 - 45:25
    nicht hinweg gehen, und ich finde es
    skandalös, wie mit, auch mit den Opfern
  • 45:25 - 45:31
    umgegangen wurde auch staatlicherseits,
    wie lässig, wie unsensibel, wie wenig
  • 45:31 - 45:35
    empatisch. Ne, dass Frau Merkel jetzt,
    nachdem die Proteste da waren, nachdem
  • 45:35 - 45:38
    die Opfer einen offenen Brief geschrieben
    haben, Frau Merkel die jetzt einläd,
  • 45:38 - 45:45
    vorher sind sie abgespeist worden mit
    Formularschreiben. Ich finde, da zeigt
  • 45:45 - 45:52
    sich, dass diese Sicherheitsrhetorik manchmal
    doch etwas schräg ist, es gibt durchaus
  • 45:52 - 45:57
    Aspekte, die man dabei auch immer wieder
    berücksichtigen muss, man muss, ich bin
  • 45:57 - 46:01
    für mehr Sicherheit, aber, wenn wir uns
    jetzt den Anschlag beim Breitscheidplatz in
  • 46:01 - 46:08
    Berlin anschauen. Dann wissen wir doch
    jetzt spätestens, seit den Aufklärarbeiten
  • 46:08 - 46:17
    des Sonderermittlers, der vom Berliner
    Senat eingesetzt worden ist, dass hier die
  • 46:17 - 46:23
    Behörden nicht etwa zu wenig wussten,
    sondern, dass sie ziemlich blind waren,
  • 46:23 - 46:27
    schlimmer noch, es gibt hinweise darauf,
    dass V-Leute in dem Umfeld, zumindest im
  • 46:27 - 46:32
    weiteren Sinne involviert waren in den
    Anschlägen. Das heißt, der
  • 46:32 - 46:38
    Breitscheidplatz hätte nicht sein müssen.
    Also die Behörden wussten genug, viele
  • 46:38 - 46:43
    Behörden wussten genug, zu viele Behörden
    vielleicht sogar, aber sie waren nicht
  • 46:43 - 46:48
    klug, und sie haben nicht sinnvoll
    gehandelt. Das ist doch der Skandal!
  • 46:48 - 46:49
    Applaus
    Und es ist ein Skandal,
  • 46:49 - 46:53
    wenn unter Berufung
    auf solche Fälle, von denen wir heute
  • 46:53 - 46:57
    wissen, das, genau das letztlich
    stattgefunden hat, unser aller
  • 46:57 - 47:03
    Freiheitsrechte eingeschränkt werden, und
    genau das ist nach dem Anschlag am
  • 47:03 - 47:08
    Berliner Breitscheidplatz massiv
    geschehen, also diese Gesetzgebungswelle,
  • 47:08 - 47:13
    ist ohne Beispiel dieser, die danach
    gestartet worden ist. Danke.
  • 47:13 - 47:16
    Applaus
    Herald: Dann machen wir doch an Mikro 6
  • 47:16 - 47:19
    weiter.
    Mik 6: Vielen Dank, großartiger Talk, ich,
  • 47:19 - 47:25
    grad die Zusammenfassung, die
    staatstheoretische, sollte eigentlich
  • 47:25 - 47:30
    Pflichtlektüre, sozusagen, sein für jeden,
    der Gesetze macht oder darüber berichtet.
  • 47:30 - 47:33
    Ich frag mich, was geht in den
    Protagonisten dieser neuen
  • 47:33 - 47:36
    Sicherheitspolitik vor, ich hab mich damit
    abgefunden, dass hochbezahlte
  • 47:36 - 47:39
    Ministerialjuristen
    nicht in der Lage sind,
  • 47:39 - 47:44
    Verfassungsgerichts-Urteile vollständig
    auszuwerten und umzusetzen, aber was ist
  • 47:44 - 47:47
    denn bitte, was denkst du ist das
    Rechtsverständnis, das Staatsverständnis
  • 47:47 - 47:52
    von beispielswiese de Maizière und
    Friedrich. Das ist ein Staat, der keine
  • 47:52 - 47:58
    Grenzen kennt, ja, der Maß der Überwachung
    fordert, er ist in meinen Augen totalitär,
  • 47:58 - 48:02
    wie siehts du das?
    Schaar: Ich bin nicht der Auffassung, dass
  • 48:02 - 48:08
    Herr Friedrich oder de Maizière totalitäre
    Politiker sind, das muss ich hier ein Stück
  • 48:08 - 48:16
    in Abgrenzung sagen, nein, aber sie
    bedienen vermeintliche Stimmungslagen
  • 48:16 - 48:24
    in der Bevölkerung, und das ist etwas, was
    natürlich gerade in einer Demokratie sehr
  • 48:24 - 48:31
    leicht auch stattfindet, selbst wenn viele
    der Leute die, und das sind nicht nur
  • 48:31 - 48:35
    Datenschützer, auch viele andere
    Fachleute, auch aus dem polizeilichem und
  • 48:35 - 48:40
    nachrichtendienstlichen Bereich, durchaus
    nüchternem Blick auf die Dinge haben. Da
  • 48:40 - 48:48
    wird Handeln ein Stück auch suggeriert,
    ein Gesetz schafft nicht mehr Sicherheit,
  • 48:48 - 48:54
    ne, mir ist kein Gesetz bekannt, das für
    sich genommen mehr Sicherheit geschafft,
  • 48:54 - 49:00
    geschaffen hätte, aber es, aber, was soll
    ein Bundestag machen, wenn er schnell
  • 49:00 - 49:04
    reagieren will? Er beschließt ein Gesetz,
    und das ist nicht nur bei uns so, sondern
  • 49:04 - 49:10
    in aller Welt. Das ist etwas, was unsere
    Demokratie stark unter Druck setzt, was
  • 49:10 - 49:13
    aus meiner Sicht nicht sein müsste und
    wo es durchaus auch andere Wege geben
  • 49:13 - 49:18
    würde beim Umgang mit solchen
    Gefährdungslagen, der Blick nach
  • 49:18 - 49:24
    Skandinavien könnte da nicht schaden, da
    geht man sehr viel, sehr viel vorsichtiger
  • 49:24 - 49:29
    mit diesen Fragestellungen um, und ich
    denke, die Skandinavier fühlen sich heute
  • 49:29 - 49:35
    sicherer, als viele bei uns.
    Applaus
  • 49:35 - 49:38
    Herald: Ok, dann machen wir eine Frage von
  • 49:38 - 49:43
    Nummer 7, und danach 8, bitte.
    Mik 7: Sehr schöner Vortrag, ich hab auch
  • 49:43 - 49:48
    noch eine Frage dazu, und nämlich zu
    unserem Motto hier: Tu wat!, ich hab da
  • 49:48 - 49:53
    nämlich das Problem, wenn man aus diesem
    Milieu rausgeht, und versucht die Leute
  • 49:53 - 49:59
    davon zu überzeugen, dass Sicherheit im
    Sinne von Terrorismusbekämpfung nicht der höchste
  • 49:59 - 50:07
    Wert ist, dann redet man gegen Windmühlen
    an, man kommt irgendwie nicht weiter. Wollte
  • 50:07 - 50:14
    fragen, denkst, dass die Entwicklung,
    die zum Beispiel in China mit dem Social
  • 50:14 - 50:20
    Credit System und ähnlichem, vielleicht
    die Leute auf Dauer zu einem Umdenken
  • 50:20 - 50:24
    bewegen könnten, auch wenn ich dazu sagen
    muss, ich war letzlich auf einer
  • 50:24 - 50:27
    Handelsblattveranstaltung, da habe ich
    denen davon erzählt, die waren erstmal
  • 50:27 - 50:30
    schockiert, und ham die sich auf die
    Schulter geklopft und haben gesagt: "Wir
  • 50:30 - 50:34
    sind ja hier in Deutschland, hier ist
    alles gut, wir haben den Datenschutz".
  • 50:34 - 50:40
    Also, wie steht du dazu- wie kann man den
    Leuten das vermitteln, wie gefährlich das
  • 50:40 - 50:42
    alles für uns eigentlich ist.
    Schaar: Das ist die
  • 50:42 - 50:48
    100.000 Eurofrage, aber ich meine,
    ja, ich bin ein unverbesserlicher Anhänger
  • 50:48 - 50:51
    der Aufklärung.
    Applaus
  • 50:51 - 50:57
    Das heißt, wir sollten uns nicht
    dümmer machen als wir sind, auch
  • 50:57 - 51:03
    wenn sich Leute die Ohren zu halten. Aber
    wir müssen natürlich versuchen, sie zu
  • 51:03 - 51:08
    erreichen, und dementsprechend muss man
    mit ihnen diskutieren, man muss die Fragen
  • 51:08 - 51:16
    stellen, die, finde ich, auf der Hand
    liegen, und dazu gehört einerseits die
  • 51:16 - 51:20
    Frage, "wie effektiv ist das, was zur
    Terrorismus-Abwehr beschlossen und getan
  • 51:20 - 51:27
    wurde, wirklich?" Nicht so sehr die Frage
    "ist es nun wichtiger oder unwichtiger als
  • 51:27 - 51:31
    ein anderes Thema?". Ja es wäre sehr
    wichtig gewesen diesen Anschlag am
  • 51:31 - 51:36
    Breitscheidplatz zu verhindern, ist aber
    nicht geschehen, und zwar nicht deshalb,
  • 51:36 - 51:41
    weil zu wenig überwacht wurde, sondern
    weil dort ganz viele Dinge falsch gelaufen
  • 51:41 - 51:45
    sind. Das, sag ich mal sehr deutlich, immer
    wieder zu betonen und natürlich gehört
  • 51:45 - 51:51
    dazu auch das Social Credit System, der
    Citizen Score in China, weil die Methoden,
  • 51:51 - 51:55
    die Techniken, die Algorithmen, die dafür
    verwendet werden, unterscheiden sich nicht
  • 51:55 - 52:00
    so sehr von Algorithmen, die bei uns zum
    Einsatz kommen in vielen Bereichen, und
  • 52:00 - 52:06
    zunehmend auch im staatlichen Bereich.
    Herald: Ok, wir haben zwar noch einige
  • 52:06 - 52:09
    Minuten Zeit für Fragen, aber da wir noch immer-
    Schaar: Ich muss übrigens um 10 hier
  • 52:09 - 52:11
    scharf Schluss machen, ich
    muss noch zur Bahn.
  • 52:11 - 52:15
    Herald: Genau, direkt mein Punkt, die
    Fragen möglich kurz und präzise machen,
  • 52:15 - 52:18
    damit wir noch möglichst viele rein-
    kriegen, bitte, Nummer 8.
  • 52:18 - 52:23
    Mik 8: Ja, schönen Dank für den Talk, du
    hattest gerade was gesagt von "im Vorfeld
  • 52:23 - 52:26
    der Gesetzgebung stehen die Presse da und
    die Politiker und gehen in die
  • 52:26 - 52:31
    Öffentlichkeit und begründen, warum sie dieses
    Gesetz nun gerne so haben möchten, um uns
  • 52:31 - 52:35
    in Sicherheit zu bringen. Dann kommt das
    Bundesverfassungsgericht und kassiert es
  • 52:35 - 52:40
    ein. Ist es mein falsches Empfinden, dass
    die Politiker dann plötzlich viel leiser
  • 52:40 - 52:43
    werden, und nicht mehr in der
    Öffentlichkeit sind?
  • 52:43 - 52:47
    Schaar: Ja, eine, eine gewisse Zeit. Bei
    der Vorratsdatenspeicherung war das zum
  • 52:47 - 52:52
    Beispiel so, als erstmal das
    Bundesverfasssungsgericht und dann auch
  • 52:52 - 52:58
    der Europäische Gerichtshof gesagt hatten,
    "Wir wollen..., das ist nicht in
  • 52:58 - 53:03
    Ordnung, das widerspricht den
    Grundrechten", war es erstmal ein
  • 53:03 - 53:07
    bisschen ruhig, dann kam Charlie Hebdo,
    und dann kam Sigmar Gabriel. Es tut mir
  • 53:07 - 53:10
    leid das ich den Herrn wieder erwähne,
    obwohl er eher nicht der Spitzenpolitiker
  • 53:10 - 53:13
    ist, aber er war es damals,...
    Gelächter, später Applaus
  • 53:13 - 53:16
    und er sagte: "Wir brauchen
    die Vorratsdatenspeicherung,
  • 53:16 - 53:21
    weil, mir müssen mit der
    Vorratsdatenspeicherung Dinge wie in
  • 53:21 - 53:24
    Frankreich verhindern, und dann haben wir
    nachgeschaut, haben geguckt, was war
  • 53:24 - 53:28
    eigentlich in Frankreich, in Frankreich
    gabs immer Vorratsdatenspeicherung,
  • 53:28 - 53:29
    Applaus
  • 53:29 - 53:34
    ne, und trotzdem wurde dieses untaugliche
    Argument genutzt, um bei uns die
  • 53:34 - 53:38
    Vorratsdatenspeicherung wieder
    einzuführen. Wie gesagt, das ist so ein
  • 53:38 - 53:42
    Dämpfer, da wird vielleicht auf die
    Pausetaste mal kurz gedrückt, aber dann
  • 53:42 - 53:46
    gehts wieder los. Ich glaube das reicht
    nicht aus, dass das
  • 53:46 - 53:50
    Bundesverfassungsgericht bestimmte Urteile
    fasst, und dass man die vielleicht
  • 53:50 - 53:56
    zunächst einmal auch nicht in Frage
    stellt, sondern dass man auf Dauer davon
  • 53:56 - 54:00
    lernt, aber diese Lernfähigkeit ist nicht
    überall gleichermaßen verhanden.
  • 54:00 - 54:06
    Herald: Ok, dann vielleicht mal noch eine
    Frage vom Signal Angel, wenns da noch eine
  • 54:06 - 54:09
    gibt, damit die Leute von zuhause auch
    zu Wort kommen.
  • 54:09 - 54:15
    Signal Angel: Jo, und zwar kann man da
    eigentlich ganz gut anknüpfen, weil die
  • 54:15 - 54:20
    Vorratsdatenspeicherung schon mehrmals von
    verschiedenen Gerichten gekippt wurde,
  • 54:20 - 54:23
    gibt es denn eine Möglichkeit, die ein für
    alle mal zu beerdigen?
  • 54:23 - 54:30
    Schaar: Ein für alle mal nicht, aber,
    es bleibt uns nichts anderes übrig, als
  • 54:30 - 54:35
    wieder diesen Rechtsweg einzuschlagen,
    oder aber dagegen politisch vorzugehen,
  • 54:35 - 54:41
    ich hatte das ja kurz erwähnt, das
    Thema wurde ja verhandelt, in, bei den
  • 54:41 - 54:46
    Sondierungen zu Jamaika, sogar mit dem
    Ergebnis, dass die Union, wie mir viele
  • 54:46 - 54:52
    Verhandler, denke ich, glaubwürdig
    versicherten, gesagt hatte, man wolle
  • 54:52 - 54:58
    nicht mehr diese ungezielte Überwachung,
    sondern viel stärker fokussierte, gezielte
  • 54:58 - 55:03
    Überwachung von Verdächtigen, ne, also die
    Ressourcen anders verteilen, das war wohl
  • 55:03 - 55:07
    tatsächlich ein Konsens, der da sich
    anbahnte, ist dann nichts geworden, aus
  • 55:07 - 55:11
    welchen Gründen auch immer, ich will das
    auch nicht weiter analysieren, ja es ist
  • 55:11 - 55:16
    gestaltbar, aber ein für alle mal kann man
    nicht Fehler vermeiden, zumal wenn eine
  • 55:16 - 55:20
    gewisse Zeit verstrichen ist und man sich
    nicht mehr so genau erinnert, also gehörts
  • 55:20 - 55:23
    auch ein bisschen dazu, die
    Erinnerung immer ab und zu mal wieder
  • 55:23 - 55:27
    aufzufrischen.
    Herald: Ok, dann machen wir doch direkt
  • 55:27 - 55:32
    unseren Weg hier nach vorne zu Mikro 1 bitte.
    Mik 1: Ja meine Frage bezieht sich auf das
  • 55:32 - 55:36
    Stichwort, es schafft
    Industriearbeitsplätze. Inwiefern,
  • 55:36 - 55:40
    unterminiert denn die Industrie unseren
    Datenschutz momentan, in Form von
  • 55:40 - 55:43
    Lobbyarbeit, etc.
    Schaar: Also das ist sehr
  • 55:43 - 55:48
    unterschiedlich, also was man feststellen
    kann, ist das, das es schon so etwas gibt,
  • 55:48 - 55:54
    wie einen Überwachungs-industriellen Komplex.
    Also in den USA ist das sehr gründlich
  • 55:54 - 55:59
    untersucht worden, aber auch bei uns, ich
    hab mich etwas intensiver auch damit
  • 55:59 - 56:05
    auseinandergesetzt, welch zunehmende
    Bedeutung diese gesamte Sicherheitsbranche
  • 56:05 - 56:14
    hat. Das die natürlich dann auch ein
    Stück, ein Eigengewicht entwickelt, und
  • 56:14 - 56:18
    damit dann auch in diese Richtung,
    Entwicklung, ein Stück weiter vorran
  • 56:18 - 56:25
    bringt, das verwundert nicht wirklich, und
    ansonsten ist das sehr ambivalent, also
  • 56:25 - 56:31
    bei der ePrivacy Verordnung, darüber
    wurde ja hier auch schon diskutiert, gibt es,
  • 56:31 - 56:39
    aber bei einem anderem Talk, da geht es
    auch um die Frage, wie weit geht die
  • 56:39 - 56:44
    Souvernänität des Einzelnen, das
    Informationelle Selbstbestimmungsrecht,
  • 56:44 - 56:52
    und dürfen Unternehmen im Rahmen ihrer
    Geschäftsmodelle, ohne Einverständnis der
  • 56:52 - 56:59
    Betroffenen, Profile bilden, und das
    Nutzerverhalten tracken, da wird im
  • 56:59 - 57:04
    Augenblick eine sehr intensive
    Auseinandersetzung geführt in Brüssel, und
  • 57:04 - 57:09
    ich hoffe, dass das gut ausgeht.
    Herald: Also OK, wir haben jetzt noch 3-4
  • 57:09 - 57:13
    Minuten, deswegen, vielleicht kriegen wir
    alle offenen Fragen noch unter, dann
  • 57:13 - 57:17
    machen wir direkt bei 5 weiter, bitte.
    Mik 5: Die Zusammenhänge, die sie
  • 57:17 - 57:22
    dargestellt haben, sind jetzt nicht so
    leicht, eh, nicht so schwer zu verstehen,
  • 57:22 - 57:28
    sind unsere Politiker entweder strohdumm
    und beratungsresistent, oder verfolgen
  • 57:28 - 57:34
    sie auf der anderen Seite vielleicht eine
    ganz andere Agenda als vorgeblich sich um
  • 57:34 - 57:37
    unsere Sicherheit zu kümmern. Welche
    Agenda könnte das sein?
  • 57:37 - 57:43
    Schaar: Also, ich bin da ganz vorsichtig,
    bei diesen Agenda Fragen, weil das immer
  • 57:43 - 57:50
    so ein heimliches Programm voraussetzt,
    ich bin eher skeptisch, was solche
  • 57:50 - 57:54
    Theorien anbelangt, andere sprechen ja da
    von Verschwörungstheorien. Aber natürlich
  • 57:54 - 57:58
    gibt es da sicher sehr unterschiedliche
    Interessen. Es geht zum großen Teil um
  • 57:58 - 58:03
    nichts anderes als um, sag ich mal,
    Einfluss, es geht um Hegemonie, auch in
  • 58:03 - 58:11
    der Gesellschaft und ich finde, das ist,
    sag ich mal, auch sehr gefährlich, aber es
  • 58:11 - 58:16
    ist etwas anderes, als wenn jetzt praktisch
    jemand eine totalitäre Agenda verfolgt,
  • 58:16 - 58:22
    das würde ich bei den Politikern,die die große
    Mehrheit auch unserer politschen Klasse in
  • 58:22 - 58:26
    Deutschland ausmachen, so nicht sehen.
    Also insofern, man kann da anderer
  • 58:26 - 58:33
    Auffassung sein, ich persönlich bin da doch
    ein Stück weiter optimistisch, was dann
  • 58:33 - 58:38
    auch bedeuten würde, dass es gelingen kann,
    wenn man gesellschaftliche Strömungen auch
  • 58:38 - 58:43
    verändert, und daran kann man arbeiten,
    dass dann auch sich die Agenda von
  • 58:43 - 58:48
    Politikern darauf auf ein Stück stärker
    einstellt, und dass bedeutet, dass da auch
  • 58:48 - 58:55
    entsprechender Druck, entsprechende
    Bewegung da sind. Sei das nun von der
  • 58:55 - 59:00
    Öfftentlichkeit ausgehend, sei es über das
    Bundesverfasssungsgericht, da gibt es ja auch
  • 59:00 - 59:07
    Ansätze, solche Gerichte stärker auch noch
    in Position zu bringen, wenn es um die
  • 59:07 - 59:10
    Verteidigung von Grundrechten und
    Freiheitsrechten geht.
  • 59:10 - 59:14
    Herald: Haben wir im Saal noch eine offene
    Frage, und ich glaube die reicht gerade
  • 59:14 - 59:18
    noch so, bitte.
    Frage: Ich hab den Eindruck, dass unsere
  • 59:18 - 59:22
    Spitzenpolitiker heutzutage, sogenannte
    Realpolitiker sind, die lieber eine
  • 59:22 - 59:28
    Kosten-Nutzen Rechnung aufmachen,
    anstatt nach ihren Idealen zu handeln.
  • 59:28 - 59:33
    Bisher waren der Nutzen von
    Massenüberwachung für den Staat ja relativ
  • 59:33 - 59:38
    groß, die Kosten für die Beschneidung von
    Bürgerrechten minimal. Können sie sich ein
  • 59:38 - 59:43
    System vorstellen, in dem wir die Kosten
    für diese Beschneidung von Rechten
  • 59:43 - 59:46
    hochtreiben können, oder müssen wir diese
    Art von Politikern loswerden?
  • 59:46 - 59:51
    Schaar: Also erstmal bin ich überhaupt
    nicht der Auffassung, dass der Nutzen groß
  • 59:51 - 59:55
    war, also das bestreite ich erstmal.
    Applaus
  • 59:55 - 60:02
    Und zum zweiten
    würde ich sagen, dass die Kosten
  • 60:02 - 60:07
    für Überwachung sozusagen zu
    vernachlässigen sind, stimmt auch nicht.
  • 60:07 - 60:12
    Auch die Kostenseite ist immens, und
    gerade in der Perspektive, wenn man sich
  • 60:12 - 60:17
    vorstellt, wie viele Polizisten die vielen
    Fehlalarme jetzt abarbeiten müssen, werden
  • 60:17 - 60:24
    enorm sein! Ich finde, wenn man Kosten-Nutzen
    nicht nur ganz kurzfristig sieht, sondern
  • 60:24 - 60:29
    in einer längeren Entwicklung, dann muss
    auf der Haben Seite auch stehen, was für eine
  • 60:29 - 60:34
    Gesellschaft wir haben wollen. Und der
    Nutzen für die Gesellschaft besteht in der
  • 60:34 - 60:39
    Freiheitswahrnehmung, und das finde ich,
    muss auf die Politische Agenda
  • 60:39 - 60:40
    zurückkommen.
    Applaus
  • 60:40 - 60:43
    Ich glaub, das ist jetzt aber auch ein
    Schlusswort, ne?
  • 60:43 - 60:46
    Herald: Sehr passendes Schlusswort, wir
    sind genau pünktlich fertig geworden.
  • 60:46 - 60:50
    Vielen Dank Peter Schaar!
    Applaus
  • 60:50 - 60:55
    Abspannmusik
  • 60:55 - 61:12
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
    im Jahr 2018. Mach mit und hilf uns!
Title:
34C3 - Trügerische Sicherheit
Description:

more » « less
Video Language:
German
Duration:
01:01:12

German subtitles

Revisions