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#rC3 - Barrierefreiheit - Quo vadis?

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    Wikipaka Intro Musik
  • 0:15 - 0:19
    Herald: Im folgenden Beitrag geht es um
    andere, nicht so leicht sichtbare
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    Erkrankungen und Behinderungen. Von den
    Erkrankungen Myalgische Enzephalomyelitis
  • 0:25 - 0:30
    und bis hin zur
    Gliedergürtelmuskeldystrophie und was das
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    alles heißt und was das für das Leben für
    Auswirkungen hat. Bitte begrüßt mit mir
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    unsere folgenden Vortragenden Hannah,
    Kali, Bianca, Melzai und Daniel.
  • 0:43 - 0:46
    Melzai: Hallo, schön, dass ihr
    vorbeischaut in unserer Panel rund um das
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    Leben, Leben mit Behinderung,
    "Behinderung" oder auch über die Idee über
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    Barrierefreiheit. Bevor wir anfangen aber
    noch ein paar Worte. Alle Menschen hier
  • 0:56 - 1:00
    auf diesem Panel sprechen aus persönlicher
    Betroffenheit heraus aber unterscheiden
  • 1:00 - 1:03
    sich deutlich in Arten, wie wir unser
    Leben leben können oder leben könnten
  • 1:03 - 1:08
    können und die Gründe, die dahinter
    stehen. In den nächsten Minuten geben wir
  • 1:08 - 1:11
    euch einen Überblick über das Wie und
    Warum, aber auch unsere Sorgen und
  • 1:11 - 1:15
    Ansprüche, die wir eigentlich ans Leben
    haben. Wenn alles klappt, schließen wir
  • 1:15 - 1:18
    das Panel mit einer Einschätzung, ob
    Barrierefreiheit für alle überhaupt in
  • 1:18 - 1:22
    nächster Zeit erreichbar ist. Und wenn die
    Technik genau dann gibt's tatsächlich noch
  • 1:22 - 1:28
    eine Live Q&A. Und damit fangen wir jetzt
    einfach mal an mit der Vorstellungsrunde.
  • 1:28 - 1:34
    Ich würde mal als erstes gehen in die
    erste Vorstellungsrunde. Und zwar bin ich
  • 1:34 - 1:42
    Agnes. Ich gehöre zu den Hacksen und bin
    fast fertig promovierte Informatikerin mit
  • 1:42 - 1:49
    Schwerpunkt auf Bioinformatik /
    Chemieinformatik. Genau. Möchte jemand als
  • 1:49 - 1:55
    nächstes? Bianca?
    Bianca: Ja, okay. Ich bin Bianca. Ich
  • 1:55 - 1:58
    würde mich noch als Neu-Haeckse
    bezeichnen, bin Diplom-Psychologin,
  • 1:58 - 2:06
    arbeite im klinischen Bereich und das war
    es eigentlich schon. Die nächste bitte,
  • 2:06 - 2:12
    der nächste bitte.
  • 2:12 - 2:16
    Melzai: Daniel, willst du?
    Daniel: Ja, dann mache ich weiter. Mein
  • 2:16 - 2:23
    Name ist Daniel, ich bin Ende dreißig. Ich
    bin, komm nicht aus der Technik Ecke. Ich
  • 2:23 - 2:29
    bin vom Beruf Jurist und privat bin ich
    seit 2016 verheiratet.
  • 2:29 - 2:41
    Melzai: Hannah, möchtet ihr?
    Hannah: Ja, hallo, wir sind Hanna. Wir
  • 2:41 - 2:46
    sind Mediengestalterin, das ist unser
    Kontext zu Technick und engagierte
  • 2:46 - 2:52
    Benutzerinnen, Mitte 30 und jetzt das
    erste Mal dabei.
  • 2:52 - 3:03
    Melzai: Kali, willst du schließen?
    Kali: Ja, sehr gerne. Ich bin Kali. Ich
  • 3:03 - 3:08
    bin einunddreißig. Und auch das erste Mal
    bei so einem Panel dabei und ich freue
  • 3:08 - 3:15
    mich sehr.
    Melzai: Ja, das sind wir als Personen.
  • 3:15 - 3:20
    Aber es gibt ja einen Grund, warum wir
    hier zusammen sind und damit würde ich
  • 3:20 - 3:25
    jetzt mal mit meiner Komponente anfangen.
    Ich weiß nicht, ob ihr es seht, aber mein
  • 3:25 - 3:30
    Kopf bewegt sich relativ holprig. Manche
    bezeichnen das als nervöser Tick. Aber es
  • 3:30 - 3:34
    ist in Wirklichkeit etwas anderes. Ich
    habe einen Nystagmus, was bedeutet ich hab
  • 3:34 - 3:38
    ein Gen-Cluster, was von aus der Familie
    herkommt, was dazu führt, dass unter
  • 3:38 - 3:45
    anderem meine Pupillen wackeln. Wir nennen
    das "tanzende Augen". Wir haben das auch in
  • 3:45 - 3:48
    der Familie. Das heißt die nächste
    Generation, die Kinder haben das jetzt
  • 3:48 - 3:52
    auch. Das ist der Begriff, womit wir
    arbeiten. Das schränkt den
  • 3:52 - 3:56
    Gleichgewichtssinn ein. Das kann dazu
    führen, dass man stark blendeempfindlich
  • 3:56 - 4:00
    ist und deswegen nicht nachts mit dem Auto
    fahren darf. Und das führt auch dazu, dass
  • 4:00 - 4:08
    man z.B. kaum 3D-Sicht hat. Und ja, das
    ist, das ist meins, weswegen ich hier zum
  • 4:08 - 4:15
    Beispiel da bin. Wollen wir wieder gleich
    rum gehen?
  • 4:15 - 4:21
    Bianca: Ja, machen wir das, genau. Ich habe
    eine Muskelsdystrophie, das ist eine
  • 4:21 - 4:27
    seltene Erkrankung und darum bin ich hier,
    weil ich denke, es macht Sinn, seltene
  • 4:27 - 4:33
    Erkrankungen bekannter zu machen. Es ist
    ein Gendefekt, der aber nicht unbedingt
  • 4:33 - 4:38
    bei den Verwandten auftritt. Das heißt, es
    kann auch relativ überraschend, weil ich
  • 4:38 - 4:43
    die Auswirkungen auch erst so mit Anfang
    20 gemerkt habe. Das schleicht sich so
  • 4:43 - 4:50
    heran und wird über das Leben immer
    stärker. Man würde es mir jetzt auch nicht
  • 4:50 - 4:53
    unbedingt ansehen, weil ich auf dem Sofa
    sitze, aber normalerweise benutze ich
  • 4:53 - 4:57
    einen Rollstuhl. Also wenn ihr mir jetzt
    auf der Straße begegnet oder so, dann
  • 4:57 - 5:01
    sieht man es schon. Aber es gibt auch
    einen Teil, den man mir nicht ansieht,
  • 5:01 - 5:05
    also Dinge, die ich kann oder nicht kann,
    kann man jetzt nicht daraus schließen,
  • 5:05 - 5:10
    dass ich einen Rollstuhl nutze. Es gibt ja
    auch so ein Bild von Rollstuhlfahrern, das
  • 5:10 - 5:14
    sind meistens die mit einem tiefen
    Querschnitt die sehr stark trainierte
  • 5:14 - 5:20
    Oberarme haben und damit Bäume ausreißen
    können. Das kann ich nicht. Ich kann schon
  • 5:20 - 5:27
    an einem schlechten Tag an einer sehr,
    sehr fest zugeschraubten Flasche
  • 5:27 - 5:34
    scheitern. So, dann gebe ich erst mal
    weiter.
  • 5:38 - 5:45
    Daniel: Dann mache ich weiter. Ich bin
    seit Anfang 2018 an ME/CFS erkrankt,
  • 5:45 - 5:50
    ME/CFS steht für Myalgische
    Enzephalomyelitis oder chronisches Fatigue
  • 5:50 - 5:56
    Syndrom. Die Krankheit ist vor allem in
    Deutschland praktisch kaum bekannt und
  • 5:56 - 6:02
    gilt als selten, ist aber tatsächlich
    eigentlich gar nicht selten. Es ist
  • 6:02 - 6:08
    ungefähr dreimal so häufig wie HIV oder
    ungefähr so häufig wie Multiple Sklerose.
  • 6:08 - 6:16
    Man nennt es eine Multi System Erkrankung,
    weil alle möglichen Körpersysteme davon
  • 6:16 - 6:26
    betroffen sind und entsprechend ist auch
    die Vielfalt an Symptomen groß. Also man
  • 6:26 - 6:33
    kann vielleicht ein paar Beispiele nennen.
    Also es gibt so immunologische Symptome.
  • 6:33 - 6:39
    Das ist z.B. so ein starkes
    Krankheitsgefühl was man hat. So
  • 6:39 - 6:48
    grippeähnlich beschreiben das viele. Dann
    gibts neurologische Symptome oder auch
  • 6:48 - 6:54
    Symptome was die... was den Metabolismus
    anbetrifft und das Kardinalsystem ist
  • 6:54 - 7:02
    aber eine Belastungsintoleranz, das heißt,
    alle Symptome an dem Gesamtzustand
  • 7:02 - 7:08
    verschlechtern sich nach Überschreiten
    einer Belastungsgrenze, die
  • 7:08 - 7:17
    krankheitsbedingt sehr niedrig liegt. Also
    es ist so, dass zwei Drittel ungefähr der
  • 7:17 - 7:22
    Betroffenen komplett arbeitsunfähig sind.
    Deswegen ein Drittel kann die Wohnung
  • 7:22 - 7:27
    nicht mehr verlassen und die noch
    krankeren, kommen nicht mal mehr aus dem
  • 7:27 - 7:33
    Bett heraus. Problem an der Krankheit ist
    auch, man sieht es jetzt ja, also man
  • 7:33 - 7:36
    sieht das, wenn man die Leute nicht kennt.
    Auf den ersten Blick sieht man es eben
  • 7:36 - 7:41
    nicht, denn dieser Effekt der
    Verschlechterung, der tritt eben auch
  • 7:41 - 7:47
    immer erst zeitlich nachlaufend ein. Das
    heißt also, wenn ich jetzt hier heute das
  • 7:47 - 7:52
    zu lange machen würde, dann würde ich
    wahrscheinlich morgen dafür, ab morgen
  • 7:52 - 7:58
    dafür bezahlen für einen längeren
    Zeitraum. Dann gebe ich auch weiter.
  • 8:03 - 8:09
    Melzai: Hannah, möchtest du?
    Hannah: Ja, wir haben uns ja schon als
  • 8:09 - 8:14
    Person mit Plural-Pronomen vorgestellt.
    Wir erleben uns als viele und zwar
  • 8:14 - 8:18
    aufgrund einer komplexen
    Traumafolgestörung, die sich dissoziative
  • 8:18 - 8:23
    Identitätsstörung nennt. Ich bezeichne die
    selbst als dissoziative Identitätsstruktur
  • 8:23 - 8:32
    Es kommt daher, dass ich als Kind so
    viel und so umfassende Gewalt erlebt habe,
  • 8:32 - 8:37
    dass mein Persönlichkeitsbild so in der
    Form nicht ausgebildet werden konnte. Also
  • 8:37 - 8:43
    ich erlebe mich selber, als wäre ich
    viele, in verschiedenen Zuständen, die
  • 8:43 - 8:48
    dissoziativ sind, erscheine ich mir selber
    fremd und wirke auch nach außen fremd, als
  • 8:48 - 8:55
    wäre ich jemand anders. Und von dieser
    Erkrankung in Anführungsstrichen - es ist
  • 8:55 - 8:59
    so ein bisschen die Frage, ist es eine
    Krankheit oder ein Anpassungsmechanismus
  • 8:59 - 9:05
    und damit eine Entwicklungsstörung, eine
    traumabedingte? Die Folge ist einfach,
  • 9:05 - 9:11
    dass ich auch so wie Daniel z.B. viel
    gucken muss: Was mache ich. Also bei mir
  • 9:11 - 9:17
    ist der Auslöser Stress. Dann gibt es eben
    diese Wechsel und entsprechend wird
  • 9:17 - 9:23
    Dissoziation aus, also dissoziiere ich und
    wechsel in andere Persönlichkeitszustände
  • 9:23 - 9:30
    oder Ich-zustände. Und erinnere das nicht
    als mir zugehörig, von mir selbst erlebt
  • 9:30 - 9:34
    oder manchmal auch als nicht echt erlebt.
    Und manchmal erinnere ich mich auch gar
  • 9:34 - 9:39
    nicht daran. Das hängt so ein bisschen am
    Stresslevel und weshalb wir hier so bei
  • 9:39 - 9:46
    dem Panel dabei sind, um so ein bisschen
    aufzuzeigen, dass so Traumafolgenstörungen
  • 9:46 - 9:51
    durchaus auch eine Behinderung darstellen
    können. Also nicht nur, weil es denkbar
  • 9:51 - 9:55
    behindernd ist, traumatisiert zu werden.
    So im Leben und was allgemein so die Sicht
  • 9:55 - 10:01
    aufs Leben angeht, sondern dass die
    Folgen, immer dauerhaft sind und auch, ja,
  • 10:01 - 10:06
    so ein Stück weit Barrierefreiheit
    erfordern. Außerdem leben wir seit 5
  • 10:06 - 10:10
    Jahren mit der zusätzlichen Diagnose des
    Autismus. Da kann ich hier aber nicht so
  • 10:10 - 10:15
    viel sagen, weil wir das auch irgendwie
    alles noch lernen und, was das irgendwie
  • 10:15 - 10:21
    ist und so. Nur dass ihr es wisst. Es ist
    auch da. Man sieht es nicht, aber es ist
  • 10:21 - 10:33
    da. Und damit gebe ich weiter an Kali.
    Melzai: Kali, machst du deinen Ton noch
  • 10:33 - 10:39
    an? Das ist die Sache mit diesem
    virtuellen.
  • 10:39 - 10:44
    Kali: Entschuldigung. Danke. Ja, genau.
    Ich bin Autistin. Ich wurde vor zirka drei
  • 10:44 - 10:51
    Jahren diagnostiziert als Asperger
    Autistin. Autismus wird an sich als eine
  • 10:51 - 10:58
    Entwicklungsstörung klassifiziert im ICD
    und im DSM 5. Ich persönlich würde es
  • 10:58 - 11:05
    nicht als Störung bezeichnen. Unser Gehirn
    ist sozusagen ein wenig anders
  • 11:05 - 11:10
    verschaltet. Das Betriebssystem ist ein
    bisschen anders als von anderen Menschen.
  • 11:10 - 11:22
    Genau. Was kann ich dazu sagen? Also was
    ganz wichtig ist: Jeder Autist ist anders.
  • 11:22 - 11:27
    Deswegen ist es für mich jetzt schwer,
    allgemein zu sagen, was Autismus jetzt
  • 11:27 - 11:35
    genau klassifiziert persönlich. Aber es
    gibt halt einen ICD 10 Katalog, der
  • 11:35 - 11:40
    sozusagen abgearbeitet wird und in meinen
    Augen auch reformbedürftig ist. Aber was
  • 11:40 - 11:45
    ich zu mir sagen kann, ist, dass meine
    Reizschwelle sehr weit unten liegt. Das
  • 11:45 - 11:53
    heißt, ich nehme sehr sehr viel wahr.
    Genau. Und ich bin hier bei diesem Panel
  • 11:53 - 12:01
    und vertrete Beta Lars und hoffe, dass ich
    einiges dazu sagen kann. Ja, genau. Was
  • 12:01 - 12:06
    ich noch sagen kann, mein Bruder ist auch
    Autist. Also es liegt sozusagen in den
  • 12:06 - 12:12
    Genen. Es ist vererbbar. Man sagt
    ungefähr, dass bei einem autistischen
  • 12:12 - 12:21
    Elternteil jedes sechste Kind also eins zu
    sechs ist. Ungefähr dass ja, dass ein Kind
  • 12:21 - 12:30
    dann autistisch sein kann.
    Melzai: Deine Familie, wusste die, wie man
  • 12:30 - 12:34
    damit umgeht? Oder ist es nur eine
    Diagnose gewesen jetzt seit drei Jahren,
  • 12:34 - 12:39
    oder? Also ich mein, es ist ist es ja. Es
    gibt ja immer Krankheiten und dann ist die
  • 12:39 - 12:44
    Frage, erstmal richtige Diagnose finden.
    Und die andere Frage ist ja, kann die
  • 12:44 - 12:49
    Umgebung jetzt damit umgehen? Weil er hat
    jetzt ein Konzept, was jetzt vielleicht
  • 12:49 - 12:54
    besser funktionieren könnte oder sowas.
    Klappt das bei dir? Also gibt es die
  • 12:54 - 12:58
    Möglichkeit dazu auch?
    Kali: Könntest du die Frage ein wenig
  • 12:58 - 13:05
    spezifizieren?
    Melzai: Ähm, kann dein Umfeld mit Autismus
  • 13:05 - 13:11
    umgehen? Wissen Sie, was das heißt? Auch
    wenn du sagst, dass ist sehr, sehr
  • 13:11 - 13:13
    individuell.
  • 13:13 - 13:19
    Kali: Ja, sie kann sehr gut damit
    umgehen. Also ich hab tatsächlich auch
  • 13:19 - 13:26
    großes Glück, ein Umfeld um mich herum zu
    haben, an Freunden, die sehr, sehr offen
  • 13:26 - 13:30
    sind für Persönlichkeiten, die jetzt, ich
    sage jetzt mal, auch wenn ich das Wort
  • 13:30 - 13:35
    nicht sehr gerne sage, der "Norm"
    entsprechen. Und sie sind sehr, sehr
  • 13:35 - 13:41
    offen. Ich bin tatsächlich, also ich bin
    ganz froh, dass ich sehr gut kommunizieren
  • 13:41 - 13:47
    kann. Es gibt auch einige Autistinnen, die
    darin ein wenig mehr Probleme haben, jetzt
  • 13:47 - 13:54
    im Vergleich zu anderen. Das hilft mir
    tatsächlich, einiges auch zu kompensieren
  • 13:54 - 14:02
    oder darzulegen, wenn ich anders erfahre
    oder empfinde. Für meine Familie war es
  • 14:02 - 14:10
    ja, also auch ein sehr schönes Erlebnis.
    Diese Diagnose, dass ich diese Diagnose
  • 14:10 - 14:15
    bekommen habe, weil sie einfach besser
    verstehen konnten. Das heißt, sie haben im
  • 14:15 - 14:21
    Vorfeld Verhaltensweisen oder
    Denkstrukturen, die ich aufgezeigt habe,
  • 14:21 - 14:25
    vielleicht nicht so ganz einordnen können
    oder konnten es nur so einordnen, wie Sie
  • 14:25 - 14:31
    es halt kennen. Und das hat schon sehr
    geholfen für die. Für meine Freunde war
  • 14:31 - 14:37
    das nichts Neues. Also Sie haben gesagt:
    Okay, du bist Autistin. Ja, hätten wir ja
  • 14:37 - 14:42
    nicht gedacht. Da kommen wir zu diesem
    typischen Stereotyp, was halt existiert.
  • 14:42 - 14:46
    Aber da gehen sie sehr gut mit um. Und da
    ist eigentlich nicht sehr viel passiert
  • 14:46 - 14:54
    bei meinen Freunden.
    Melzai: War das bei allen von euch so,
  • 14:54 - 15:03
    dass das Umfeld damit umgehen konnte? Wenn
    dann eine Diagnose kam? Oder ist das ein
  • 15:03 - 15:10
    bisschen komplizierter gewesen?
    Bianca: Dann sage ich kurz was, das ist
  • 15:10 - 15:14
    bei mir tatsächlich immer noch
    kompliziert, das war am Anfang ganz easy,
  • 15:14 - 15:19
    weil ich ganz wenig Einschränkungen hatte.
    Also bei mir bauen ja die Muskeln nach und
  • 15:19 - 15:23
    nach ab durch ne Stoffwechselstörung.
    Und am Anfang waren es so Kleinigkeiten -
  • 15:23 - 15:27
    ich konnte nicht mehr so gut
    Treppensteigen oder sowas. Das wird jetzt
  • 15:27 - 15:32
    aber immer mehr und ich kann immer weniger
    und ich habe Tagesschwankungen und es ist
  • 15:32 - 15:37
    tatsächlich so, dass mein Umfeld, die mich
    da unterstützen müssen, mir unter die Arme
  • 15:37 - 15:42
    greifen im wahrsten Sinne des Wortes, mir
    helfen müssen manchmal auch nicht
  • 15:42 - 15:46
    verstehen, dass es an einem Tag besser
    geht und einem anderen schlechter. Oder
  • 15:46 - 15:50
    wenn ich gestresst bin, dann geht auch
    alles noch schlechter. Und dass ich dann
  • 15:50 - 15:56
    auch teilweise ein bisschen ängstlich
    werde und angespannt reagiere. Das wird
  • 15:56 - 16:00
    dann schwierig. Dann kommt es manchmal so
    zu kleinen Konflikten. Wir lösen das dann
  • 16:00 - 16:03
    auch auf, weil ich kann mich ja auch
    artikulieren. Aber es ist tatsächlich
  • 16:03 - 16:12
    nicht immer einfach. Also gebe ich weiter,
    Daniel?
  • 16:12 - 16:19
    Daniel: Ja, dann schließe ich mich da
    gerne an. Also bei mir ist es ja so, dass
  • 16:19 - 16:25
    ME/CFS bei mir, wie es in den meisten
    Fällen ist, im Anschluss an eine Infektion
  • 16:25 - 16:29
    ausgebrochen ist. Also man bezeichnet es
    eben als insbesondere postvirale
  • 16:29 - 16:35
    Erkrankung. Bei mir war es diese eine
    Grippe in der schweren Grippesaison 17/18,
  • 16:35 - 16:42
    also Anfang 2018. Und bei mir begann das
    dann ganz plötzlich, wirklich so von einem
  • 16:42 - 16:49
    Tag auf den anderen. Und diese
    Einschränkungen setzten plötzlich ein. Das
  • 16:49 - 16:55
    heißt also, alle schon ganz konkreten
    weiteren beruflichen Pläne sind zerstoben
  • 16:55 - 17:01
    und auch privat war, natürlich hatten wir
    uns, wir hatten ja ungefähr ein gutes Jahr
  • 17:01 - 17:05
    vorher erst geheiratet. Wir hatten uns
    natürlich ein ganz anderes Leben
  • 17:05 - 17:12
    vorgestellt und mein Glück war jetzt in
    dem Fall, dass ich relativ schnell
  • 17:12 - 17:18
    herausgefunden habe, 2018, was ich
    eigentlich habe, was das Problem ist und
  • 17:18 - 17:22
    was das bedeutet, nämlich also, dass das
    jetzt eben nicht ein vorübergehender
  • 17:22 - 17:27
    Zustand ist, sondern eben aller
    Wahrscheinlichkeit nach einer, der
  • 17:27 - 17:32
    jedenfalls nicht signifikant besser wird,
    möglicherweise schlechter, man weiß es
  • 17:32 - 17:37
    nicht. Aber das eine, das eine ist
    natürlich, selber damit klarzukommen. Aber
  • 17:37 - 17:43
    auch wenn jetzt mein unmittelbares Umfeld
    sehr positiv reagiert hat, ist die
  • 17:43 - 17:48
    Herausforderung natürlich riesig, weil
    alle müssen sich völlig neu auf die
  • 17:48 - 17:53
    Situation einstellen. Und ich erlebe das
    auch jetzt. Ich habe jetzt ja viele
  • 17:53 - 17:58
    Bekanntschaften geknüpft mit anderen
    Betroffenen und das ist teilweise sehr
  • 17:58 - 18:02
    viel, es verläuft oftmals sehr viel
    weniger günstig als jetzt in meinem Fall.
  • 18:02 - 18:07
    Insbesondere wenn dann von ärztlicher
    Seite nicht erkannt wird, um was es sich
  • 18:07 - 18:10
    handelt. Und wenn dann gesagt wird: Ja,
    die betroffene Person, die ist eigentlich
  • 18:10 - 18:17
    gesund. Das wird ja bei ME/CFS Patienten
    häufig von Ärzten erstmal, weil Standard-
  • 18:17 - 18:23
    Untersuchungen eben dafür gegenwärtig noch
    nicht etabliert sind und übliche Standard-
  • 18:23 - 18:28
    Untersuchungen zu keinem Befund führen. Da
    wird gesagt: Person ist gesund, die muss
  • 18:28 - 18:33
    nur wollen und sich mehr anstrengen und
    dann geht das schon. Und deswegen bekomme
  • 18:33 - 18:37
    ich das mit, dass diese Krankheit dann
    auch häufig wirklich auch die sozialen
  • 18:37 - 18:42
    Banden zerstört, weil die Menschen dann
    von den Betroffenen einfach erwarten,
  • 18:42 - 18:46
    jetzt wieder zu funktionieren und sich
    doch mal anzustrengen. Aber das geht eben
  • 18:46 - 18:50
    krankheitsbedingt nicht. Man kann sich
    anstrengen und das auch wollen, nur wird
  • 18:50 - 18:54
    es dann immer schlechter und der Zustand
    verschlechtert sich immer weiter. Also das
  • 18:54 - 18:59
    ist, also es ist sehr schwer, weil das so
    plötzlich ist mitten im Leben sehr
  • 18:59 - 19:02
    schwieriger Vorgang für mich gewesen.
    Aber wenn ich so sehe, wie es anderen
  • 19:02 - 19:07
    damit geht, muss ich sagen glaub ich,
    hatte ich ja noch sehr viel Glück. Und was
  • 19:07 - 19:12
    ich gerade an der Stelle auch noch sagen
    will. Das geht jetzt momentan sehr vielen
  • 19:12 - 19:17
    Menschen, andere Menschen genauso. Denn
    ich hab's gesagt ME/CFS ist meistens in
  • 19:17 - 19:22
    einem postvirale Erkrankung und die Corona
    Pandemie wird jetzt eben auch zu vielen
  • 19:22 - 19:29
    anderen Fällen dieser Art noch führen. Das
    ist jetzt unter Long Covid bekannt und ein
  • 19:29 - 19:32
    Teil dieser Long-Covid Betroffenen, die
    haben genau die Symptome, die ich auch
  • 19:32 - 19:39
    habe und die haben jetzt alle sie stehen
    jetzt alle vor dieser Situation. Gebe ich
  • 19:39 - 19:48
    weiter.
    Hannah: Ja, bei uns war das so, dass wir
  • 19:48 - 19:52
    das Umfeld gar nicht weiter darüber
    informieren konnten, dass wir viele waren,
  • 19:52 - 19:58
    weil wir die Diagnose bekommen haben, als
    wir 16 waren und selber noch nicht so viel
  • 19:58 - 20:04
    darüber wussten. Also es wurde uns
    erklärt, was es ist und dass es eine
  • 20:04 - 20:12
    seltene "Erkrankung" in Anführungsstrichen
    und eine, die bis heute in einer scheinbar
  • 20:12 - 20:18
    nie enden wollenden Diskussionen überhaupt,
    es wird überhaupt diskutiert,
  • 20:18 - 20:25
    ob sie echt ist, ob es sie wirklich gibt.
    Und wir persönlich - Disclaimer - für uns
  • 20:25 - 20:32
    persönlich gibt es sie. Wir leben damit.
    Und sie steht im ECD10. Also für uns ist
  • 20:32 - 20:35
    sie Existenz. Aber es gibt Menschen, die
    tatsächlich noch darüber diskutieren
  • 20:35 - 20:41
    wollen, ob das, ob es das gibt oder nicht,
    ob meine Lebensrealität so ist, wie sie
  • 20:41 - 20:48
    ist oder nicht. Oder in Wahrheit irgendwie
    was ganz anderes. Und als ich 16 war und
  • 20:48 - 20:56
    dann später 18/19 erst hatte ich den
    Zugang zu Fachliteratur. Und würde sagen,
  • 20:56 - 21:02
    dass in unserem Fall so ein bisschen der
    Vorteil war, dass wir als Jugendliche
  • 21:02 - 21:06
    diagnostiziert wurden, also das ist
    sowieso immer ganz günstig, wenn man jung
  • 21:06 - 21:13
    mit schwierigen Dingen diagnostiziert
    wird, aber wir haben eben nichts aufgebaut
  • 21:13 - 21:17
    und dann durch die Diagnose verloren oder
    mussten ganz viel in Frage stellen,
  • 21:17 - 21:21
    sondern sind einfach schon damit erwachsen
    geworden, dass wir eben nicht alles
  • 21:21 - 21:26
    erinnern, auch ziemlich in eine ziemlich
    große biographische Erinnerungslücken
  • 21:26 - 21:30
    haben. Also dass wir einfach nicht viel
    über Kindheit und frühe Jugend wissen,
  • 21:30 - 21:33
    sondern einfach, dass so ein bisschen mit
    dieser Diagnose beginnt, das biografische
  • 21:33 - 21:38
    Gedächtnis. Und damit gehen wir einfach
    um. Und das ist etwas, was wir nicht
  • 21:38 - 21:42
    verstecken können oder irgendwie in
    irgendeiner Form maskieren können. Es sei
  • 21:42 - 21:46
    denn, wir reden gar nicht drüber. Und wir
    haben uns relativ früh dafür entschieden,
  • 21:46 - 21:50
    das nicht zu machen, weil es uns einfach
    zu anstrengend ist. Und wir jetzt wissen
  • 21:50 - 21:54
    wir auch. Es ist Autismus bedingt einfach
    nicht gut in der Lage sind zu lügen im
  • 21:54 - 21:59
    Sinne von raten können, woraus die andere
    Person schließen könnte, dass wir gerade
  • 21:59 - 22:04
    eine Lüge erzählen. Das hat uns einfach
    immer überanstrengend und von daher sind
  • 22:04 - 22:11
    wir relativ offen damit und sind auch
    nicht empfindlich, was das angeht. Also.
  • 22:11 - 22:16
    Wir merken halt, entweder müssen wir
    darüber reden, dass es das wirklich gibt,
  • 22:16 - 22:20
    oder wir müssen sagen, wie es bei uns ist
    und was wir brauchen, ob wir überhaupt
  • 22:20 - 22:24
    irgendetwas brauchen. Und für uns steht da
    halt immer im Vordergrund, dass wir ganz
  • 22:24 - 22:28
    konkrete Rückmeldung brauchen, weil wir
    häufig einfach nicht Dinge mitkriegen, die
  • 22:28 - 22:32
    andere von uns mitkriegen. Und
    entsprechend ist die Unterstützung, die
  • 22:32 - 22:39
    wir brauchen, eine kommunikative. Also ja,
    Kommunikation und, also eine gewisse
  • 22:39 - 22:45
    Klarheit insgesamt ist das, was wir am
    meisten brauchen, noch mehr als irgendwie
  • 22:45 - 22:51
    träger Armut oder irgendwie, also so einen
    traumasensiblen Umgang. Denn erstaunlich
  • 22:51 - 22:56
    viel, was als traumasensibel bezeichnet
    wird, ist einfach höflich, Höflichkeit und
  • 22:56 - 23:01
    Respekt und vielleicht ein bisschen
    Achtsamkeit. Aber ja, uns hilft am meisten
  • 23:01 - 23:06
    eben diese Kommunikation. Gleichzeitig die
    größte Barriere, aber das ist eben das,
  • 23:06 - 23:12
    was am meisten hilft. Und so leben wir
    halt damit rum. Auch unser Umfeld.
  • 23:16 - 23:22
    Melzai: Hier bei mir in der Familie ist es
    so, dass dieser Nystagmus halt schon seit
  • 23:22 - 23:27
    mehreren Generationen auftritt. Das heißt,
    so 50 Jahre Erinnerungen in der Familie
  • 23:27 - 23:34
    daran, wie man in den verschiedenen Phasen
    der Schulinklusionssituation durch die
  • 23:34 - 23:40
    Schulen geht, wie Ärzte und Ärztinnen mit
    einem umgehen und so weiter. Ein Nystagmus
  • 23:40 - 23:45
    tritt 1 zu 100 000 auf der ist
    X-chromosomal, das bedeutet in meinem
  • 23:45 - 23:49
    Fall, in meiner Generation war es ganz
    klar es kommt vom Vater und
  • 23:49 - 23:53
    dementsprechend: Oh, ein Mädchen. Ja, das
    wird ein Nystagmus haben, weil sofort
  • 23:53 - 23:59
    quasi klar bei Geburt. Und das heißt, man
    passt sich dann, man passt sich halt das
  • 23:59 - 24:05
    Leben an. Wir haben gesagt, je früher man
    das bekommt, desto einfacher ist es. Wir
  • 24:05 - 24:09
    haben jetzt die nächste Generation,
    dementsprechend erklären wir den Kindern,
  • 24:09 - 24:14
    wie jetzt die, die wir jetzt haben, dass
    sie zum Beispiel nicht Hubschrauberpilot
  • 24:14 - 24:17
    werden können. Das ist halt. Aber viele
    Menschen können sich Hubschrauberpilot
  • 24:17 - 24:21
    werden. Dementsprechend ist das nicht
    weiter billig. Aber man verändert halt die
  • 24:21 - 24:26
    die Ansprüche. Man hat allerdings auch das
    Problem, dass wenn man zu den Ärzten geht,
  • 24:26 - 24:31
    dass sie tendenziell keine Ahnung haben.
    Das heißt, da muss man als Elternteil
  • 24:31 - 24:36
    eventuell eingreifen muss. Die Kinder
    gehen teilweise eigentlich in die
  • 24:36 - 24:39
    Regelschule. Alle meine zwei Schwestern
    und ich wurden für die Blindenschule
  • 24:39 - 24:43
    empfohlen. Wir sind aber nun wirklich
    nicht blind. Also solche Sachen kommen
  • 24:43 - 24:48
    dann. Das heißt aber auch zu dem Zeitpunkt
    wusste man auch noch nicht viel. Als ich
  • 24:48 - 24:54
    aufgewachsen bin, über den Nystagmus, es
    war unklar, wie er sich ausprägt und das
  • 24:54 - 25:01
    wars. Das heißt, der Lehrer hatten keine
    Ahnung. Es gab keinen Begleitdienst. Man
  • 25:01 - 25:05
    hat keine Sonderregel im Schulsport
    bekommen, z.B. mit 3D Sicht ist halt
  • 25:05 - 25:10
    Ballsportarten, ist halt nicht drin. Das
    bedeutet, deswegen bezeichne ich das als
  • 25:10 - 25:13
    eine unsichtbare Behinderung, weil man die
    jemandem nicht ansieht. Man glaubt
  • 25:13 - 25:17
    maximal, die Person hat einen nervösen
    Tick und dann funktionieren halt
  • 25:17 - 25:20
    überraschende Dinge nicht. Zum Beispiel
    ich bin die Person weswegen in der Schule,
  • 25:20 - 25:25
    die Sitzordnung nicht geändert werden
    kann. Und das ist sehr frustrierend für
  • 25:25 - 25:27
    neue Lehrer, die reinkommen und die
    unbedingt aber jetzt haben wollen, weil
  • 25:27 - 25:31
    die Quatscher aus der letzten Reihe bitte
    dann nach vorne müssen. Da sitzt da einer
  • 25:31 - 25:35
    sagt Nee, das geht aber nicht, weil dann
    kann ich nichts mehr lesen. Das ist die
  • 25:35 - 25:39
    Person, die sagt: Nein, aber Volleyball,
    das wird jetzt aber nix. Aber natürlich
  • 25:39 - 25:43
    muss man trotzdem mitmachen. Und dann
    kommen diese obskuren Sport Noten zustande
  • 25:43 - 25:49
    und man kriegt auf dem Schulweg nach Hause
    Wörter hinterher gebrüllt, die man
  • 25:49 - 25:52
    tendenziell Kinder mit Down-Syndrom
    hinterher brüllt und so weiter und so
  • 25:52 - 25:57
    fort. Genau. Und dazu kommt auch dann die
    Geschichte, dass es in meiner Familie von
  • 25:57 - 26:03
    der familiären Erinnerung her: Wir reden
    über Teile des Lebens zum Beispiel meiner
  • 26:03 - 26:09
    Eltern nicht. Weil die Schulzeit von
    Teilen von meinen Eltern, über das wird
  • 26:09 - 26:17
    nicht gesprochen. Und dazu gehört dann
    natürlich auch noch, dass meine Eltern von
  • 26:17 - 26:22
    ihren Eltern großgezogen worden sind, die in der
    Nazizeit groß geworden sind. Und da kommt
  • 26:22 - 26:26
    dann der Spruch von den minderwertigen
    Genen, das heißt auch die Erinnerung haben
  • 26:26 - 26:30
    wir in der Familie. Der Unterschied ist
    nur, dass unsere jetzige Generation, die
  • 26:30 - 26:36
    ja jetzt die nächste Generation mit
    Nystagmus großzieht, sich damit
  • 26:36 - 26:39
    konstruktiver auseinandersetzen kann. Das
    bedeutet, dass wir unsere Kinder anschauen
  • 26:39 - 26:43
    und überlegen: Wie geben wir diesen
    Kindern Resilienz mit, aber auch
  • 26:43 - 26:52
    Lebensfreude. Nicht nur, nicht nur Flucht,
    sondern auch Mut. Und das ist, das ist das
  • 26:52 - 26:58
    familiäre Umfeld, was versucht, diese
    ganzen Situationen aufzufangen, die zwar
  • 26:58 - 27:03
    behauptet wird, in der Schule, dass es
    Inklusion gäbe, aber - es ist besser
  • 27:03 - 27:07
    geworden in den letzten fünfzig Jahren, so
    ist es nicht, aber es ist noch ein langer
  • 27:07 - 27:12
    Weg und den sehen wir halt in der Familie
    und den müssen wir auch gehen. Das heißt
  • 27:12 - 27:17
    unser Umfeld arbeitet so in dem
    Gesamtkontext mit dieser Behinderung
  • 27:17 - 27:28
    vorwärts. Ich denke, das wollte ich dazu
    sagen. Deswegen kann man nicht sagen, dass
  • 27:28 - 27:31
    sich mein Leben per se eingeschränkt hat.
    Ist es eher. Es ist eher so, dass ich
  • 27:31 - 27:36
    quasi dreimal in der Woche Leuten erklären
    muss, was ich tatsächlich habe und dass 52
  • 27:36 - 27:41
    Wochen im Jahr. Jede Weihnachtsfeier in
    der Firma muss anders laufen,
  • 27:41 - 27:44
    Präsentationen müssen anders laufen im
    Zweifelsfall. Und zwar nur, wenn ich
  • 27:44 - 27:48
    auftauche. Und wenn ich nicht da bin,
    können alle machen, was sie wollen. Oder
  • 27:48 - 27:51
    wenn ich am Bäcker stehe, muss ich
    Bescheid sagen, dass ich nicht sehen kann,
  • 27:51 - 27:57
    weil ich kann die Schriften an dem blöden
    Etikett da nicht lesen. Und so weiter und
  • 27:57 - 28:01
    so fort. Ich denke, das ist das Besondere,
    vielleicht für Menschen, die was haben,
  • 28:01 - 28:05
    was man ihnen echt nicht ansieht, die aber
    tatsächlich aktive Unterstützung brauchen.
  • 28:05 - 28:19
    Also ich rate die Produkte ich einkaufe.
    Weiß nicht. Ja. Was macht ihr damit?
  • 28:19 - 28:25
    Daniel? Wie war das bei dir? Also mit dem
    Leben neu klarkommen, wenn man von heute
  • 28:25 - 28:38
    auf morgen quasi umkippen muss. Alles.
    Daniel: Hm, ja, also ich sag einfach mal,
  • 28:38 - 28:42
    ich komme damit klar. Ich meine das ist
    so. Was soll ich? Was soll ich machen? Ich
  • 28:42 - 28:48
    meine. Es ist natürlich so ein Prozess.
    Ja, und das ist nun mal so. Wenn man dann
  • 28:48 - 28:53
    so, man realisiert das halt so Schritt für
    Schritt, was man eigentlich alles verloren
  • 28:53 - 29:02
    hat, welche Pläne und Hoffnungen und
    Erwartungen und überhaupt so, dieses so.
  • 29:02 - 29:08
    Also ich meine, mein Leben ist im Alltag
    jetzt ja sehr eingeschränkt. Also ich mein
  • 29:08 - 29:14
    draußen einfach mal spazieren gehen, das
    ist für mich z.B. nicht mehr drin. Arbeit
  • 29:14 - 29:19
    am Schreibtisch kann ich eben noch leisten
    in gewissen kleineren Umfang, aber halt
  • 29:19 - 29:24
    nicht mehr so wie früher. Aber dieser
    Verlust eben, dass man eben so eine
  • 29:24 - 29:28
    Zukunft verloren hat, die man sich halt
    auch vorgestellt hat und die man, für die
  • 29:28 - 29:33
    man ja vorher auch hart gearbeitet hat.
    Das ist, das ist sehr schwierig, kann ich
  • 29:33 - 29:36
    nur sagen, aber ich komme damit klar. Aber
    ich wüsste jetzt auch nicht, was ich jetzt
  • 29:36 - 29:41
    zu jemandem sagen soll. Also wenn jetzt
    jemand darüber. Also ich habe so den
  • 29:41 - 29:46
    Eindruck, dass bei manchen, dass manche
    diesen Prozess, sehr noch irgendwie
  • 29:46 - 29:53
    schmerzhafter empfinden. Verstehe ich. Was
    soll man dazu sagen? Aber was so, was bei
  • 29:53 - 30:01
    uns, was wir mit ME/CFS noch so ein. Was
    mich immer so besonders ärgert, weil es so
  • 30:01 - 30:08
    vermeidbar ist, dass eben. Dass dieser
    Verlust eben auch vielfach nicht gesehen
  • 30:08 - 30:12
    wird. Es gibt so andere Erkrankungen, da
    sagt man dann: Oh, das ist ne schwere
  • 30:12 - 30:18
    Erkrankung und alles, was die Leute dann
    auch schaffen, wird sozusagen als
  • 30:18 - 30:26
    bewundernswerte Leistung angesehen, was es
    ja auch ist. Nur bei uns ist es so: Da
  • 30:26 - 30:31
    kommen, da gehts dann auch schon so ein
    bisschen zu dem Thema, zu dem ich jetzt
  • 30:31 - 30:36
    noch nicht kommen will, Klischees,
    problematische Ansichten. Aber bei uns
  • 30:36 - 30:43
    sieht man, sieht man das halt nicht und es
    wird sozusagen mehr so als "ja ist, halt
  • 30:43 - 30:48
    weg. Will halt nicht. Macht halt nicht
    mehr mit" angesehen. Und das finde ich so
  • 30:48 - 30:51
    ein bisschen schade, dass das ja nicht
    freiwillig ist, dass ich mich ja nicht
  • 30:51 - 30:54
    freiwillig sozusagen von allem
    zurückgezogen habe und dass man eben mit
  • 30:54 - 30:58
    etwas Unterstützung auch nicht sich von
    allem zurückziehen müsste. Aber
  • 30:58 - 31:06
    Unterstützung gibt's halt bei dieser
    Krankheit eigentlich überhaupt keine.
  • 31:06 - 31:17
    Melzai: Möchte eine:r noch was dazu sagen?
    Bianca: Vielleicht ganz kurz, also bei mir
  • 31:17 - 31:22
    ist das teilweise ähnlich, weil ich auch
    diese permanenten Verluste hab oder die
  • 31:22 - 31:26
    Verluste habe und die setzen sich ja auch
    fort. Das heißt, es kommen auch
  • 31:26 - 31:31
    Zukunftsängste, Sorgen dazu. Wenn ich zu
    viel darüber nachdenken würde, weil ich ja
  • 31:31 - 31:35
    weiß, dass es immer schlecht wird. Das
    andere ist aber: Genau, ich lebe im Hier
  • 31:35 - 31:38
    und Jetzt und ich kann nur gucken, wie ich
    am besten damit klarkommen kann, sonst
  • 31:38 - 31:42
    kann ich auch im Bett liegen bleiben
    quasi. Das ist das eine. Und Unterstützung
  • 31:42 - 31:46
    ist das andere. Also es gibt manche
    Sachen. Ich kann draußen spazieren gehen.
  • 31:46 - 31:50
    Kein Problem. Ich hab ein Hilfsmittel. Ich
    hab ein Rollstuhl mit elektrischer
  • 31:50 - 31:55
    Unterstützung. Super. Aber ich muss dieses
    Mittel auch bekommen und das ist dann
  • 31:55 - 31:58
    nochmal eine Frage: Bekomme ich das
    Hilfsmittel, das ich brauche? Gibt es das
  • 31:58 - 32:04
    vielleicht auch wirklich? Weil manche
    Sachen funktionieren nicht richtig, weil
  • 32:04 - 32:08
    ich das nicht bedienen kann und so was, zu
    kompliziert.
  • 32:08 - 32:15
    Melzai: Wir wollten ja auch noch über
    Klischees und Ansprüche reden. Möchte noch
  • 32:15 - 32:20
    jemand zu dem einen Punkt sagen, weil dann
    würden wir direkt drüber rutschen, Bianca
  • 32:20 - 32:24
    du kannst gerne weiter warten. Einmal den
    Rant über die Sache mit dem Rollstuhl.
  • 32:24 - 32:28
    Bianca: lacht
    Hannah: Wir würden auch gerne noch über
  • 32:28 - 32:30
    Hilfsmittel sprechen.
    Melzai: Ja genau.
  • 32:30 - 32:34
    Bianca: Also ja wohl Klischees oder
    problematische Ansichten sind das ja gar
  • 32:34 - 32:40
    nicht. Einfach, dass Hilfsmittelversorgung
    ein Problem ist, dass man alles beantragen
  • 32:40 - 32:45
    muss. Das muss genehmigt werden. Es gehen
    Kostenvoranschläge hin und her. Es gibt
  • 32:45 - 32:52
    wieder Ablehnungen, Widersprüche. Ja, also
    das ist halt schwierig. Es ist sehr
  • 32:52 - 32:58
    bürokratisch. Es ist nicht einfach, die
    offizielle oder institutionelle
  • 32:58 - 33:02
    Unterstützung zu bekommen. Du bräuchtest,
    weißt vielleicht, was es alles gibt, aber
  • 33:02 - 33:07
    du kriegst das nicht unbedingt, außer du
    kaufst es dir selbst. Bei mir passt halt
  • 33:07 - 33:11
    auch nicht einfach alles, weil es bis zum
    gewissen Grad gut geht. Aber dann bräuchte
  • 33:11 - 33:18
    ich vielleicht Hilfe, um dann am Rollstuhl
    die Seitenlehne abzubauen, damit ich
  • 33:18 - 33:23
    rüber rutschen kann, oder sowas, zum
    Beispiel. Aber sonst, weiß ich nicht. Ich
  • 33:23 - 33:29
    glaube dann wollte Hannah jetzt
    weitermachen.
  • 33:30 - 33:35
    Hannah: Ja, wir können ja auch genau, was
    du sagst bestätigen, dass wir das auch so
  • 33:35 - 33:42
    erlebt haben. Wir haben nach, ich glaube
    so 4 oder 5 Jahren oder so haben wir uns
  • 33:42 - 33:48
    für die Ausbildung unseres Hundes zum
    Assistenzhund entschieden. Also überhaupt
  • 33:48 - 33:58
    dieses für dieses. Jetzt nicht. Für dieses
    Hilfsmittel und zwar aus genau dem Grund,
  • 33:58 - 34:03
    dass alles andere nicht geholfen hat, also
    bzw. dass wir immer wieder der Erklärbär
  • 34:03 - 34:07
    waren für alle, die uns helfen sollten.
    Also wir haben uns für Betreuung
  • 34:07 - 34:11
    entschieden, für Eingliederungshilfen,
    weil wir Unterstützung brauchten, in
  • 34:11 - 34:19
    unserem Alltag, in unserer normalen
    Lebensgestaltung. Aber das war alles
  • 34:19 - 34:22
    unfassbar kraftintensiv, weil wir immer
    wieder alles erklären mussten und die
  • 34:22 - 34:28
    Leute, deren Job es war, uns zu
    unterstützen, nicht die Ressourcen hatten,
  • 34:28 - 34:34
    sich selber irgendwie fortzubilden oder
    denen diese Möglichkeiten gar nicht...
  • 34:34 - 34:40
    Melzai: Ich glaube, jetzt haben wir einen
    im Internet...
  • 34:40 - 34:44
    Hannah: auch selber ausgebildet, weil auch
    das wieder etwas ist, was man, wenn man
  • 34:44 - 34:48
    einen Hund passend ausbilden lässt, das
    ist auch wieder nicht zu finanzieren. Und
  • 34:48 - 34:51
    dann hab ich aber auch erst gemerkt, was
    mir da gefehlt hat. Also wie es sein
  • 34:51 - 34:55
    könnte, wenn man Hilfe hat und wieviel
    noch einfacher viele Dinge wären, wenn
  • 34:55 - 35:01
    Menschen mir eine bessere Hilfe wären oder
    sein könnten. Das ist sowas, was ich auch
  • 35:01 - 35:07
    ganz schwer Menschen begreiflich zu machen
    empfinde, die das nicht so kennen. Also
  • 35:07 - 35:12
    für die andere Menschen immer hilfreich
    sind. Die verstehen nicht, wie das ist,
  • 35:12 - 35:19
    also wie dann der normale Kontakt einfach
    auslaugen kann. Da, da hab ich gerade
  • 35:19 - 35:23
    daran gedacht und das wollte ich auch
    gerne noch teilen.
  • 35:23 - 35:31
    Kali: Ich hätte noch was, was ich
    ansprechen würde wollen noch zum Thema
  • 35:31 - 35:35
    davor, man hatte mich glaube ich grade
    nicht richtig gehört. Inwiefern sich mein,
  • 35:35 - 35:43
    das Leben geändert hat seit der Diagnose.
    Und zwar bei mir ist es jetzt so und ich
  • 35:43 - 35:48
    glaube, es ist zum Glück bei den
    Autist:innen, die ich kennengelernt habe
  • 35:48 - 35:55
    so, dass es für mich eine ganz, ganz große
    Erleichterung war, diese Diagnose zu
  • 35:55 - 36:02
    bekommen, da ich tatsächlich vorher, ich
    bin auch ziemlich spät diagnostiziert, was
  • 36:02 - 36:08
    relativ typisch ist bei Frauen, weil ich
    halt vorher mein ganzes Leben lang
  • 36:08 - 36:13
    probiert habe, in einer Welt zu
    existieren, die ich probiere durch
  • 36:13 - 36:21
    Analyse, durch Kopflastigkeit irgendwie zu
    begreifen und mich dessen, dem anzupassen
  • 36:21 - 36:28
    und dadurch bin ich als Person, mein
    Inneres total verschütt gegangen. Also ich
  • 36:28 - 36:33
    wusste immer, mein Inneres ist da. Ich
    habe einen sehr schönen, für mich schönen
  • 36:33 - 36:38
    Kern, aber ich konnte nicht sein, so wie
    ich bin. Weil ich mich sehr gut anpassen
  • 36:38 - 36:44
    konnte, maskieren konnte und dadurch meine
    Persönlichkeit gar nicht so zum Vorschein
  • 36:44 - 36:49
    kommen konnte, wie sie es hätte eigentlich
    sollen und auch gesund ist. Das ist
  • 36:49 - 36:54
    nämlich auch so ein Punkt. Das geht dann
    nämlich sehr an die Psyche. Ne also
  • 36:54 - 37:00
    Depression ist dann wirklich ein sehr,
    sehr großes Thema, weil jeder möchte sich
  • 37:00 - 37:04
    ja auch kennenlernen und auch so sein, wie
    man ist. Und das ist schon ziemlich schwer
  • 37:04 - 37:08
    in unserer Gesellschaft, finde ich
    persönlich. Und als ich dann die Diagnose
  • 37:08 - 37:16
    bekommen habe, war das für mich eine
    Erleichterung, weil es war so als ob wenn
  • 37:16 - 37:22
    die Analyse meines Lebens aus einer Formel
    bestehen würde, gab es immer Variablen.
  • 37:22 - 37:27
    Manche Dinge habe ich einfach nicht
    einordnen können und sie wurden zu einer
  • 37:27 - 37:33
    Konstanten. Und dadurch war das ein
    unfassbar glückliches Gefühl. Und es
  • 37:33 - 37:38
    brauchte dann so um die ein bis zwei
    Jahre, um wirklich zu sehen wo hab ich
  • 37:38 - 37:45
    maskiert und ich darf jetzt sein, wie ich
    bin. Also ich durfte mein ich wiederhaben.
  • 37:45 - 37:50
    Also ich habe sozusagen mein Inneres
    wiedergefunden und das hat mich sehr
  • 37:50 - 37:58
    gefreut. Andererseits habe ich halt auch
    erfahren, dass dadurch, wenn man
  • 37:58 - 38:05
    Hilfsmittel haben möchte, wie z.B. eine
    Ausbildung, die ich damals noch
  • 38:05 - 38:11
    abschließen wollte zur Ergotherapeutin,
    man ziemlich oft mit Diskriminierung zu
  • 38:11 - 38:17
    tun hat. So gerade was da in dem Fall mit
    Nachteil, also da war, hab ich
  • 38:17 - 38:21
    Nachteilsausgleich beantragt und der wurde
    nicht angenommen aus dem Grund, weil es
  • 38:21 - 38:26
    nicht in der Prüfungsordnung stehen würde,
    wo ich mir auch dachte: Was ist das denn
  • 38:26 - 38:32
    hier bitte für eine Inklusion? Und das auf
    einer Schule, die Ergo-Therapeutinnen
  • 38:32 - 38:40
    ausbildet. Das war ein Schlag ins Gesicht
    und das mit kurz vor 30 Jahren. Das, also
  • 38:40 - 38:46
    sowas z.B. auszuhalten. Da muss man schon
    ziemlich gefestigt sein, um da nicht
  • 38:46 - 38:53
    irgendwie in ein tiefes Loch zu geraten.
    Und was dann noch der Fall war, ist, dass
  • 38:53 - 38:58
    man durch diese plötzliche Diagnose, die
    man hat, die ja im Endeffekt eine ganz
  • 38:58 - 39:07
    schöne ist, weil man kann sozusagen damit
    arbeiten. Man kann darauf aufbauen. Man
  • 39:07 - 39:12
    aber natürlich auch für sich entdecken
    möchte: ok. Wo kann ich Hilfe bekommen?
  • 39:12 - 39:17
    Was kann ich beantragen? Und da wird einem
    nicht geholfen. Man wird sozusagen
  • 39:17 - 39:20
    komplett ins kalte Wasser geschmissen.
    Jedenfalls war es bei mir so und bei
  • 39:20 - 39:25
    vielen anderen auch, mit denen ich reden
    durfte. Man wird komplett überrannt mit
  • 39:25 - 39:32
    Ämtern, wo man hingehen kann. Man kann
    sonst wie viele Anträge ausfüllen und und
  • 39:32 - 39:38
    das ist eine unfassbare Zeit, die da in
    Anspruch genommen wird. Und im Endeffekt
  • 39:38 - 39:42
    kann man, wenn man Pech hat, wirklich von
    wie bei Asterix und Obelix in diesem roten
  • 39:42 - 39:46
    Haus wirklich von Schalter zu Schalter
    geschickt werden und man wird damit
  • 39:46 - 39:54
    alleingelassen. Und das, also ich brauchte
    ziemlich lange, um da wirklich dann Hilfe
  • 39:54 - 39:58
    zu bekommen, weil ich ständig rum
    telefoniert habe und genervt habe wie
  • 39:58 - 40:02
    blöde. Aber es gibt Menschen, die dazu
    einfach nicht in der Lage sind. Warum auch
  • 40:02 - 40:10
    immer. Und da Hilfe zu bekommen kann ganz
    ganz schwer sein. Und damit musste ich
  • 40:10 - 40:14
    mich befassen und das finde ich doch schon
    ziemlich schade. Und da ist einiges
  • 40:14 - 40:24
    reformbedürftig, was das angeht.
    Melzai: Ja, ich denke, dass es, das ist
  • 40:24 - 40:30
    eins der Punkte: Warum schmeißt man auf
    Menschen, die sowieso schon mehr Arbeit
  • 40:30 - 40:37
    haben, sich durchs Leben zu navigieren, in
    den Rahmen die von vielen anderen gesetzt
  • 40:37 - 40:41
    werden, das der Durchschnitt, "normal".
    Warum schmeißt man nach denen vielen Leute
  • 40:41 - 40:46
    dann noch unglaublich viel Bürokratie,
    gleich initiale Ablehnungen, etc. Kann man
  • 40:46 - 40:52
    das vielleicht besser machen? Schlauer?
    Meine Brille wird in den nächsten Jahren 1
  • 40:52 - 40:56
    000 Euro pro Jahr kosten, weil sich der
    Nystagmus nicht mit einer
  • 40:56 - 40:59
    Hornhautverkrümmung gut verträgt. Also
    leichte Änderungen müssen dann immer
  • 40:59 - 41:03
    gleich sofort neue Brillengläser
    übersetzt. Das sind halt ein tausend Euro
  • 41:03 - 41:10
    pro Jahr. Das ist schon die Größe und das
    wird nicht von der Kasse übernommen. Also.
  • 41:10 - 41:17
    Es ist ja keine notwendige Leistung, so
    war die Formulierung.
  • 41:20 - 41:23
    Hannah: Was ich so ein bisschen
    interessant finde, ist, dass man
  • 41:23 - 41:33
    Behinderungen immer an den Personen
    festmachen muss. Also... Aber für dich ist
  • 41:33 - 41:38
    notwendig, dieses Hilfsmittel zu besorgen
    oder für andere Personen vielleicht eine
  • 41:38 - 41:43
    Begleitung im Alltag und darüber wird dann
    die Behinderung definiert, also der Kampf
  • 41:43 - 41:48
    um Unterstützung wird dann die Behinderung
    der Leute. Aber das, was Leute, die nicht
  • 41:48 - 41:53
    in diesen Lebensrealitäten leben, sehen,
    ist; ah, da ist eine Person, die hat die
  • 41:53 - 41:58
    und die Hilfsmittel, die ist behindert.
    Also Leute, die ohne Behinderung leben,
  • 41:58 - 42:04
    konstruieren über diese Hilfsmittel die
    Behinderung und sehen dann halt eben nicht
  • 42:04 - 42:09
    den Struggle der Menschen, die mit
    Behinderung umgehen oder die im Leben
  • 42:09 - 42:16
    haben. Das ist so ein Widerspruch, den ich
    manchmal auch nicht so gut auszuhalten
  • 42:16 - 42:24
    empfinde. Weil ich bin eigentlich voll
    okay. Und eigentlich sollte ja, wie man
  • 42:24 - 42:29
    mit der Welt und mit sich selbst umgeht
    oder sich selber empfindet, sollte ja
  • 42:29 - 42:36
    eigentlich einfach in der Welt so sein
    können. Aber das ist es halt nicht. So
  • 42:36 - 42:44
    werden wir nicht gesehen.
    Melzai: Ja, mir kommt diese Rediagnose.
  • 42:44 - 42:49
    So: Ja, ich seh schlecht. Du hast ja eine
    Brille. Äh nein, das ist jetzt nicht der
  • 42:49 - 42:53
    Punkt. Ich denke auch die Pupillen kann
    man nicht mit der Brille ausgleichen. Das
  • 42:53 - 42:58
    ist halt nicht drin, das ist was komplett
    anderes. Es ist nur auch eine Brille und
  • 42:58 - 43:04
    dann muss man quasi nochmal. Eventuell ist
    wieder ein Rechtfertigungsdruck oder die
  • 43:04 - 43:08
    man das Gesicht des anderen kann plötzlich
    oh, jetzt muss ich inkludieren sch*.
  • 43:08 - 43:13
    Da bin ich jetzt aber emotional nicht
    drauf vorbereitet. Und ich so na. Also es
  • 43:13 - 43:17
    ist ja nicht mach doch einfach die ganzen
    Schilder größer oder was auch immer. Aber
  • 43:17 - 43:21
    dazu, da kommen wir dann halt auch jetzt
    schon langsam zum Schluss:
  • 43:21 - 43:24
    Barrierefreiheit. Ich glaub nicht, dass
    ihr es schafft, die Welt so anzupassen,
  • 43:24 - 43:29
    dass ich jedes Mal alles lesen kann. Weil
    ich kann kein Mono Space besonders gut
  • 43:29 - 43:39
    lesen. Was in der IT Welt ein tierisches
    Problem ist, anscheinend. Was meint ihr?
  • 43:39 - 43:45
    Bianca: Also ich glaube, was zu
    Barrierefreiheit beitragen würde, wäre die
  • 43:45 - 43:48
    Hilfsmittelversorgung oder
    Unterstützungsversorgung, das muss ja
  • 43:48 - 43:52
    nicht ein Hilfsmittel sein, persönliches
    Budget oder was auch immer, das zu
  • 43:52 - 43:56
    vereinfachen, also die Hilfe, die
    Unterstützung zu vereinfachen. Denn
  • 43:56 - 44:00
    dadurch wird es für uns leichter, spart
    unglaublich Energie, das zu besorgen.
  • 44:00 - 44:06
    Dadurch ist mein Leben leichter und ich
    kann dann auch mit eventuellen Barrieren,
  • 44:06 - 44:10
    die dann doch noch in der Umwelt
    auftauchen, die ich alleine nicht
  • 44:10 - 44:15
    überwinden könnte, durch diese
    Unterstützung damit umgehen. So, das würde
  • 44:15 - 44:19
    es leichter machen. Das andere sei halt
    auch einfach der Wille. Du sagtest ja
  • 44:19 - 44:22
    vorhin, könnte man was besser machen? Man
    könnte ganz viel besser machen. Das wär
  • 44:22 - 44:26
    sicherlich auch alles schon machbar. Man
    muss es nur wollen. Es ist die
  • 44:26 - 44:32
    Vorgehensweise, die es schwer macht, die
    Herangehensweise, alles zu prüfen und erst
  • 44:32 - 44:36
    mal abzulehnen. Das muss man ja so nicht
    machen. Es ist ja ne Entscheidung.
  • 44:42 - 44:49
    Daniel: Dann schließe ich an. Also ich
    sehe es auch als sehr schwierig von
  • 44:49 - 44:54
    Barrierefreiheit zu sprechen, bei ME/CFS
    ist das einfach nicht möglich. Wenn für
  • 44:54 - 45:01
    viele Patienten z.B. schon einfach, der
    sensorische Reiz Licht oder auch jetzt so
  • 45:01 - 45:05
    das was ich mache, hier auf den Monitor
    schauen, bewegenden Bildern, bewegten
  • 45:05 - 45:10
    Bildern. Das vertragen viele auch nicht
    mehr. Wenn das nicht toleriert wird, da
  • 45:10 - 45:14
    gibt es, da gibt es eben keine Workaround,
    das ist bei dieser Krankheit ohnehin so
  • 45:14 - 45:20
    ein bisschen das Problem, dass für die
    eigentliche Beeinträchtigung einfach kein
  • 45:20 - 45:28
    Workaround zur Verfügung steht, außer eben
    Belastungen zu lassen. Aber natürlich wäre
  • 45:28 - 45:35
    eine Schritt Richtung Barriereabbau
    jedenfalls möglich in vielen Bereichen.
  • 45:35 - 45:40
    Aber das würde aber halt auch bei uns
    voraussetzen, dass man die Krankheit halt
  • 45:40 - 45:44
    überhaupt mal sieht, dass man halt sieht,
    es gibt diese Menschen mit diesem Problem.
  • 45:44 - 45:51
    Das ist ja leider immer noch die Ausnahme
    und nicht die Regel. Und wenn man dann mal
  • 45:51 - 45:57
    sieht, was uns alles zusetzt, könnte man
    anfangen. Beispiel Arztbesuch: Wenn ich in
  • 45:57 - 46:01
    der Praxis gehe, stundenlang im
    Wartezimmer, riesen Lärm, riesen Stress,
  • 46:01 - 46:07
    dann gestresster Arzt, der mich noch
    irgendwie anraunzt. Also da bin ich fertig
  • 46:07 - 46:12
    für eine Woche, und zwar jetzt nicht und
    zwar einfach von diesen Sinnesreizen und
  • 46:12 - 46:18
    der körperlichen Anstrengung und dieser
    und der Dauer der An- und Abreise. Also
  • 46:18 - 46:23
    das ist ein kleines Beispiel, aber das
    könnte man natürlich vielfach anders
  • 46:23 - 46:26
    gestalten, insbesondere online
    Sprechstunden. Ich könnte an dieser
  • 46:26 - 46:32
    Veranstaltung nicht teilnehmen, wenn das
    jetzt ein Anreisen zu einem bestimmten Ort
  • 46:32 - 46:36
    für mich erfordert hätte. Ich kann auf
    diese Art und Weise noch teilnehmen. Also
  • 46:36 - 46:40
    das ist auch ein Beispiel, wie man
    Barrieren jedenfalls reduzieren könnte.
  • 46:40 - 46:45
    Das geht. Barrierefreiheit ist leider bei
    uns sicher nicht möglich.
  • 46:52 - 46:58
    Hannah: Kali, möchtest du noch was sagen,
    sonst würde ich gleich?
  • 47:00 - 47:05
    Kali: Ja. Ich würde, also das, was ich
    dazu sagen kann, ist: Ich würde auch nicht
  • 47:05 - 47:10
    sagen, dass man hier eine Barrierefreiheit
    bekommen kann im Allgemeinen. Ich glaube
  • 47:10 - 47:17
    auch, dass in unserer Gesellschaft und
    auch an dem, was für Ansprüche generell an
  • 47:17 - 47:22
    den Menschen gestellt werden, auch in
    unserem Wirtschaftssystem schon Menschen,
  • 47:22 - 47:28
    leider, die relativ, also die nicht
    erkrankt sind oder keine Behinderung
  • 47:28 - 47:32
    haben, schon Probleme haben, überhaupt das
    zu stemmen. Da fängt es glaub ich meiner
  • 47:32 - 47:37
    Meinung nach schon an. Und gerade mit
    Menschen, die dann einfach Einschränkungen
  • 47:37 - 47:45
    haben oder sehr sinnesoffen, was auch
    immer sind, wird es schwer. Wir können
  • 47:45 - 47:50
    vielleicht damit arbeiten, dass wir uns
    Micki Mäuse aufsetzen, also Hörschutz oder
  • 47:50 - 47:57
    Sonnenbrillen. Genau. Und was auch ganz
    wichtig ist, ist einfach das, was ich
  • 47:57 - 48:03
    vorhin schon erwähnt hatte. Das einfach,
    wenn man mit den Ämtern in Kontakt hat,
  • 48:03 - 48:09
    das alles nicht auf verschiedene Ämter
    ausgeweitet wird, wenn man irgendwas
  • 48:09 - 48:13
    beantragt, sondern dass zusammengearbeitet
    wird, dass ein Plan entsteht und dass
  • 48:13 - 48:20
    einfach von vornherein, dass man Hilfe
    angeboten bekommt. Weil viele, wenn man
  • 48:20 - 48:24
    damit überrascht wird, wissen noch gar
    nicht, wonach sie suchen sollen. Und da
  • 48:24 - 48:31
    fängt es auch schon an für mich.
    Hannah: Wir sehen Barrierefreiheit auch
  • 48:31 - 48:36
    als zu hohes Ziel an. Wir sprechen in
    unseren aktivistischen Kontexten und auch
  • 48:36 - 48:42
    in unseren eigenen Schriften häufig eher
    von Zugänglichkeit und von Teilhabe, also
  • 48:42 - 48:46
    Teilhabe ermöglichen. Weil es das ist,
    worum es geht. Also sich um Barrieren zu
  • 48:46 - 48:51
    kümmern, ist so ein bisschen wie über
    Stöckchen springen, weil das so vielfältig
  • 48:51 - 48:55
    ist. Also wir allein die Runde, in der wir
    jetzt hier gerade miteinander sprechen,
  • 48:55 - 49:00
    ist so vielfältig und unsere Bedarfe sind
    so unterschiedlich, dass es sehr schwierig
  • 49:00 - 49:05
    ist, überhaupt die Barriere zu definieren.
    Aber wir haben es selbst geschafft, hier
  • 49:05 - 49:10
    alle zusammenzukommen. Wir haben Zugänge
    gefunden, um miteinander zu sprechen und
  • 49:10 - 49:15
    auf eine bestimmte Art zugänglich
    miteinander, also unsere Lebensrealitäten
  • 49:15 - 49:19
    zugänglich zu machen und unsere Inhalte
    mitzuteilen. Und das ist sowas, wo ich
  • 49:19 - 49:26
    immer wieder feststelle, dass das ein ganz
    großer Anteil ist, um das Thema
  • 49:26 - 49:29
    Barrierefreiheit an sich überhaupt erst
    mal begreiflich zu machen, also
  • 49:29 - 49:35
    verständlich zu machen, worum geht es? Es
    geht nicht darum, dass alle mühelos
  • 49:35 - 49:40
    irgendwie quasi überall hin sliden können,
    sondern es geht darum, dass alle teilhaben
  • 49:40 - 49:46
    können und zwar mit allem, wie sie da sind
    und was sie so einbringen können. In
  • 49:46 - 49:52
    unserem Fall ist es zum Beispiel so, dass
    es uns, mich mit diesen selbst, mit dieser
  • 49:52 - 49:56
    Selbst und Umwelt-Wahrnehmung nicht gäbe,
    wenn es in dieser Gesellschaft nicht so
  • 49:56 - 50:02
    üblich wäre, Kinder zu misshandeln und so
    üblich wäre, so verzögert zu helfen und
  • 50:02 - 50:06
    nicht üblich wäre nicht über Gewalt zu
    sprechen. Denn ich wurde nicht einmal
  • 50:06 - 50:10
    geschlagen und dann war ich viele, sondern
    da ist eine Menge passiert und es passiert
  • 50:10 - 50:16
    jeden Tag sehr vielen tausend Menschen und
    davon entwickeln manche ne dis, manche einfach
  • 50:16 - 50:20
    "nur" in Anführungsstrichen eine andere
    dissoziative Störung oder eine
  • 50:20 - 50:24
    posttraumatische Belastungsstörung. Und
    alle erleben aber unterschiedliche
  • 50:24 - 50:31
    Barrieren. Aber die Ursache ist die
    gleiche. Und es ist in in unserem Fall
  • 50:31 - 50:36
    also recht einfach, über Ursachen zu
    sprechen und über Prävention. In anderen
  • 50:36 - 50:41
    Fällen wäre Prävention Eugenik. Und
    entsprechend, also worauf ich damit hinaus
  • 50:41 - 50:47
    will ist, dass man so ein bisschen schaut,
    wann könnte man von vornherein im
  • 50:47 - 50:55
    Miteinander so sein, dass es barrierefrei
    ist im Sinne von zugänglich und Teilhabe
  • 50:55 - 51:00
    ermöglichen und am Ende ja auch immer ein
    Miteinander sichernd, indem alle so sein
  • 51:00 - 51:05
    können, wie sie sind und zwar okay und
    ganz und mit allem, was sie so der Welt zu
  • 51:05 - 51:12
    bieten haben. Ich glaube, dass das am Ende
    ein Miteinander ist, in dem es, egal wie
  • 51:12 - 51:15
    es dann letztlich im Konkreten, im
    Kleinen, im Alltag ausgestaltet ist, eins
  • 51:15 - 51:19
    ist, das in sich einfach die Diskussion,
    die wir jetzt gerade geführt haben,
  • 51:19 - 51:24
    obsolet macht. Weil wenn man ja so ein
    Miteinander hat, indem es einem wichtig
  • 51:24 - 51:26
    ist, dass alle teilhaben können, dann
    braucht man nicht mehr über
  • 51:26 - 51:32
    Barrierefreiheit zu reden. Das ist so ein
    bisschen das Mindset, das ich zu dem Punkt
  • 51:32 - 51:41
    gerne mitgeben möchte.
    Melzai: Ja, für mich persönlich war das
  • 51:41 - 51:45
    jetzt ein sehr gutes Schlusswort. Die Zeit
    läuft, möchte einer noch ein, zwei Sätze
  • 51:45 - 51:55
    sagen? Sonst würde ich vorschlagen, dass
    wir das Panel damit schließen. Gut, dann
  • 51:55 - 51:59
    danke für alle fürs Mitmachen und wir
    sehen uns hoffentlich in der Q&A,
  • 51:59 - 52:06
    wir schauen mal ob es klappt.
    Alle: Tschüss!
  • 52:12 - 52:16
    Herald: Und nun sind uns nach dieser
    Aufzeichnung unsere Vortragenden auch live
  • 52:16 - 52:22
    zugeschaltet für Fragen und Antworten, die
    ihr nach wie vor stellen könnt, und zwar
  • 52:22 - 52:29
    im Kanal rC3-Wikipaka, der ist im Hackend-
    IRC, das seht ihr auch wenn ihr über das
  • 52:29 - 52:32
    Streaming Fenster zuseht, da gibt's unten
    ein Tab Chat. Dort könnt ihr euch
  • 52:32 - 52:38
    einloggen. Wir beobachten auch den Hashtag
    rC3-Wikipaka auf Twitter und wir versuchen
  • 52:38 - 52:42
    dem auch auf Mastodon zu folgen. Dort
    beobachten wir aber halt nur die
  • 52:42 - 52:46
    Instanzen, die wir kennen und nicht alle.
    Das heißt, wenn ihr auf irgendwelchen
  • 52:46 - 52:51
    abstrusen Instanzen wie BaWü-Social oder
    sowas seid, dann ist es vielleicht ein
  • 52:51 - 53:00
    bißchen unpraktisch. Gut, wir haben
    bislang eine Frage. Eine kleine Vorwarnung
  • 53:00 - 53:03
    noch. Wir werden nicht unbedingt alle
    Fragen beantworten, die werden ein
  • 53:03 - 53:09
    bisschen im Vorfeld dann, das ist einfach
    der Situation hier geschuldet. Und es gibt
  • 53:09 - 53:14
    auch hinterher die Möglichkeit, in einem
    relativ geschützten Raum nochmal direkt
  • 53:14 - 53:20
    mit den Vortragenden sich auszutauschen.
    Diesen Link werden wir auf jeden Fall noch
  • 53:20 - 53:25
    im IRC teilen und ich habe gerade auch
    gemerkt, dass wir den eigentlich im
  • 53:25 - 53:29
    Fahrplan auch abbilden wollten, was wir
    nicht getan haben. Was mich jetzt vor die
  • 53:29 - 53:34
    Herausforderung stellt, gleichzeitig das
    nachtragen zu müssen und noch irgendwie
  • 53:34 - 53:39
    dieses Panel zu moderieren. Aber es ist
    Tag 4 und wir haben jeglichen Anspruch an
  • 53:39 - 53:44
    Professionalität bereits aufgegeben. Nein,
    das stimmt natürlich nicht. Vielen Dank
  • 53:44 - 53:48
    auf jeden Fall zunächst für für diesen
    Beitrag. Das sind ja wirklich auch
  • 53:48 - 53:56
    Einblicke, die ja nicht so unbedingt im
    Alltag. Ja. Für Wald und Wiesen
  • 53:56 - 54:01
    Hacker:innen irgendwie direkt
    nachvollziehbar sind. Das ist ja auf jeden
  • 54:01 - 54:06
    Fall eine Erweiterung oder eine
    Bewusstseinserweiterung für alle, die da
  • 54:06 - 54:10
    was draus ziehen können. Wir hatten eine
    Frage auf jeden Fall schon direkt aus dem,
  • 54:10 - 54:15
    aus Twitter bekommen. Ich lese mal vor:
    Wäre es eine Idee, zur Barrierefreiheit
  • 54:15 - 54:19
    auf kommenden C3s, egal ob sie in der
    großen Welt stattfinden oder online, wäre
  • 54:19 - 54:24
    das eine Chance sowas wie digitale Tandems
    zu bilden, sodass Besucher der dort ist,
  • 54:24 - 54:29
    wen online in Anführungszeichen mitnimmt,
    könnte mir extrem gut vorstellen, das zu
  • 54:29 - 54:34
    machen. Also da gemeint ist, wenn wir
    wirklich wieder in der Hosen Welt sind und
  • 54:34 - 54:38
    man quasi so digital und reale Welt
    verbindet. Wa, was meint ihr dazu?
  • 54:38 - 54:43
    Melzai: Ich glaube die Idee ist die nicht
    Jogginghosen Welt überhaupt, nicht wahr?
  • 54:43 - 54:48
    Herald: Also ja ja.
    Melzai: Da hat man dann einfach das reine
  • 54:48 - 54:55
    Datenschutzproblem. Kali, kannst du dir
    bitte das Mikro ausmachen? Und eventuell
  • 54:55 - 55:00
    Bianca auch. Und zwar einfach visuell
    akustisch wäre dadurch der Fehler das
  • 55:00 - 55:04
    Aufnahmeproblem. Dafür müsste man eine
    Lösung finden, sonst finde ich das ist ne
  • 55:04 - 55:11
    super, ne gute Idee, weil der Kontrast ist
    sowieso zu groß und wenn man da ist, als
  • 55:11 - 55:15
    Person rein schaut oder sowas. Wenn man
    sich schon auskennt, hat man sicherlich
  • 55:15 - 55:18
    bestimmte Wünsche. Wenn man sich nicht
    auskennt, ist das extrem hilfreich, wie
  • 55:18 - 55:21
    z.B. mit den Chaospat:innen reinzukommen
    und ansonsten dazu ein virtuelles Konzept
  • 55:21 - 55:26
    zu bauen. Bin ich der Meinung, wäre super.
    Aber ich denke da haben einen
  • 55:26 - 55:29
    Datenschutzphänomen, was wir erst einmal
    lösen müssten.
  • 55:29 - 55:34
    Herald: Na ja, wobei das ja keine
    Hindernisse sein müssen. Man soll es ja
  • 55:34 - 55:37
    nicht benutzen.
    Hannah: Für uns würde sich die Fragen nach
  • 55:37 - 55:44
    Abhängigkeit stellen. Also.
    Herald: Jetzt war ein bisschen abgehackt.
  • 55:44 - 55:47
    Hannah: Rede ruhig weiter.
    Herald: Okay.
  • 55:47 - 55:50
    Hannah: Ich habe so ein Leck. Ich hör euch
    immer ein bisschen später, als ihr
  • 55:50 - 55:53
    eigentlich redet und dann rede ich euch
    rein. Also sorry. Du kannst auch erst
  • 55:53 - 56:00
    sagen, was du sagen wolltest.
    Herald: Ja, wir haben sowieso nicht nicht
  • 56:00 - 56:04
    furchtbar viel Zeit. Ich habe jetzt den
    Link nochmal zu dem BigBlueButton, wo man
  • 56:04 - 56:08
    sich austauschen kann, nachgetrage. Wir
    haben aber noch ca. 4 Minuten Zeit. Genau,
  • 56:08 - 56:13
    Datenschutz war noch die eine Frage. Wir
    kennen die Diskussion ja aus der Debatte
  • 56:13 - 56:17
    gerade um die Corona Warn App, wo so getan
    wird, das ist eine Debatte zwischen
  • 56:17 - 56:20
    Datenschutz und Nicht-Datenschutz. Ich
    glaube die spannende Frage wäre ja hier
  • 56:20 - 56:24
    bei diesem bei diesen Tandem-Prinzip, ob
    man es einfach so realisieren kann, dass
  • 56:24 - 56:30
    mit dem Einverständnis aller Beteiligten
    das dann einfach umsetzbar ist. Ja, das
  • 56:30 - 56:34
    ist...
    Hannah: Ja. Ich würde dazu aus der
  • 56:34 - 56:40
    Perspektive einer Person, die das gerne
    nutzen würde, dann, wenn es da wäre,
  • 56:40 - 56:46
    einfach nur anmerken. Es ist cool, wenn
    Dinge möglich sind. Es ist ungünstig, wenn
  • 56:46 - 56:50
    dabei so ein Stück weit die Abhängigkeit,
    die dadurch entsteht, so hinten drüber
  • 56:50 - 56:55
    fällt. Weil wenn man quasi als Tandem
    Partner ja selber ja nur die bestimmen
  • 56:55 - 57:01
    kann, dabei zu sein oder nicht dabei zu
    sein. Dann ist das die einzige Wahl, die
  • 57:01 - 57:06
    man hat. Das ist dann ja nicht, das ist
    nicht die umfängliche Teilhabe, die man
  • 57:06 - 57:11
    sich eigentlich wünscht. Von daher coole
    Idee und besser als nix, aber eigentlich
  • 57:11 - 57:18
    auch kein Ersatz oder keine genauso
    umfängliche Teilhabe, wie wenn man sich
  • 57:18 - 57:28
    sieht, wenn man direkt dabei sein kann.
    Herald: Der Spagat, der zu bezwingen ist.
  • 57:28 - 57:32
    Wir haben noch eine Frage aus dem IRC
    bekommen, eine Frage an alle, die
  • 57:32 - 57:36
    praktisch analog zu dem, was wir schon im
    vorigen Talk hatten. Wenn ihr euch was von
  • 57:36 - 57:41
    all den Menschen, die den Kongress
    besuchen oder hier zuhören, etwas wünschen
  • 57:41 - 57:45
    könntet, für mehr Barrierefreiheit? Was
    wäre das denn?
  • 57:45 - 57:55
    Bianca: Ich glaube, was ganz wichtig ist,
    ist: Nicht machen, was du als Nicht-
  • 57:55 - 57:58
    Betroffener denkst, sondern die
    Betroffenen fragen, was für die wichtig
  • 57:58 - 58:03
    sind, was deren Bedürfnisse sind und
    zuhören, sie ausreden lassen und dann mal
  • 58:03 - 58:08
    gucken, ob das möglich ist und nicht
    hinein fantasieren, was vielleicht passen
  • 58:08 - 58:12
    könnte, sondern wirklich fragen. Die
    Betroffenen können am besten Auskunft
  • 58:12 - 58:19
    geben.
    Kali: Genau. Also da würde ich genauso
  • 58:19 - 58:24
    zustimmen. Ich denke, es geht hier darum,
    dass eine offene Kommunikation geschaffen
  • 58:24 - 58:30
    wird und dass dann auch alle Beteiligten
    bereit dazu sind, anzuhören, was der, was
  • 58:30 - 58:36
    das Gegenüber zu sagen hat und sich dann
    auch darauf, ja, beziehen können. Und
  • 58:36 - 58:44
    offene Kommunikation halt. Ich denke, das
    hilft schon zur Barrierefreiheit.
  • 58:44 - 58:51
    Hannah: Wir würden noch immer...
    Herald: Ja bitte.
  • 58:51 - 59:00
    Daniel: Ja, bitte Hannah.
    Hannah: Danke. Wir würdem dem hinzufügen,
  • 59:00 - 59:05
    dass es wichtig ist, die Behinderung der
    Menschen oder von allen Menschen nicht
  • 59:05 - 59:12
    primär in den Menschen zu suchen, sondern
    in der Umgebung und einfach gelassen als
  • 59:12 - 59:15
    Blickshift so ein bisschen zu
    verinnerlichen, sodass Betroffene nicht -
  • 59:15 - 59:19
    natürlich, ich finde es auch gut, zuerst
    gefragt zu werden, aber ich habe auch kein
  • 59:19 - 59:24
    Bock, immer gefragt zu werden, sondern
    teils auch gut, wenn man mal ein bisschen
  • 59:24 - 59:28
    mitdenkt und aus eigener, aus diesem, aus
    dieser veränderten Perspektive schaut: Was
  • 59:28 - 59:34
    könnte eine Barriere darstellen im Umfeld
    von Menschen? Was könnte hindern, dass da
  • 59:34 - 59:42
    so ein eigenes Mitdenken passiert.
    Und ich geb ab.
  • 59:42 - 59:44
    Daniel: Ja, also mir geht
    es auch so, dass die
  • 59:44 - 59:49
    meisten mit der Art der
    Beeinträchtigungen, mit denen ich oder
  • 59:49 - 59:53
    andere, die an ME/CFS erkrankten, zu
    kämpfen haben, sich einfach nichts
  • 59:53 - 59:58
    vorstellen können. Und deswegen würde ich
    mir einfach oftmals wünschen, dass man
  • 59:58 - 60:04
    aufgeschlossen ist dafür und einfach
    bereit ist, dazuzulernen, ohne eben auch
  • 60:04 - 60:10
    sozusagen mit eigenen Vorurteilen über die
    Fähigkeiten oder Einschränkungen des
  • 60:10 - 60:14
    anderen an so was, an so einen Kontakt
    heranzugehen.
  • 60:14 - 60:20
    Herald: Ok, vielen Dank für die
    Beantwortung der Fragen, wir sind jetzt
  • 60:20 - 60:23
    auch schon, wir haben nicht die
    Constraints, die wir sonst haben durch
  • 60:23 - 60:27
    physische Bühnen, also den Raum haben wir
    schon hinter uns gelassen, aber die Zeit
  • 60:27 - 60:31
    beschränkt uns dann doch noch. Es gibt
    nach, wie gesagt vorhin, es gibt die
  • 60:31 - 60:33
    Möglichkeit noch mit dem Teil der
    Vortragenden noch eine Weile sich
  • 60:33 - 60:38
    auszutauschen in einem Big Blue Button.
    Den Link gibt es im Fahrplan, der unter
  • 60:38 - 60:44
    cfp.verschwoerhaus.de zu erreichen ist.
    Also praktisch in der Ankündigung dieses
  • 60:44 - 60:50
    Beitrags und auch im IRC. Ich bedanke mich
    nochmal vielmals für euren Beitrag und
  • 60:50 - 60:54
    hoffe, dass es noch eine spannende
    Diskussion gibt. Und ihr habt auf jeden
  • 60:54 - 60:58
    Fall hier dazu beigetragen, den Horizont
    unserer Zuschauenden und Zuhörenden zu
  • 60:58 - 61:05
    erweitern. Dafür vielen herzlichen Dank!
    Melzai: Vielen Dank! Dann sehen wir uns im
  • 61:05 - 61:10
    BigBlueButton.
  • 61:10 - 61:13
    Wikipaka Outro Musik
  • 61:13 - 61:20
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
    im Jahr 2021. Mach mit und hilf uns!
Title:
#rC3 - Barrierefreiheit - Quo vadis?
Description:

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Video Language:
German
Duration:
01:01:20

German subtitles

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