-
Musik
Herald: So, ich begrüße jetzt auf der
-
Bühne: von "Chaos macht Schule" haben wir
hier eine Professorin, einen Lehrer und
-
einen, der Chaos in der Schule macht, also
Chaos macht Schule, Schule und Hochschule.
-
Es geht selbstverständlich um digitale
Bildung und ich begrüße Steffen, den
-
Lehrer, Dorina, die Professorin und Benni,
den Chaoten. Bitteschön.
-
Applaus
Benni: Danke... danke dir. Ja, herzlich
-
Willkommen zu unserem Talk "Bildung auf
dem Weg ins Neuland". Schön, dass so viele
-
Leute gekommen sind, auch trotz der
namhaften Konkurrenz auf der anderen
-
Bühne. Wie der Moderator schon sagte, wir
drei sind im Projekt, im CCC-Bildungsprojekt
-
"Chaos macht Schule" aktiv
und wir machen uns seit längerer Zeit
-
Gedanken darüber, wie eigentlich eine
zeitgemäße digitale Bildung für unsere
-
fortschreitend digitale Welt aussehen
sollte. Das möchten wir euch heute so ein
-
bisschen vorstellen und wir möchten das
dem gegenüberstellen was eigentlich so die
-
bildungspolitischen Entwicklungen der
letzten Zeit waren. Mit diesem Begriff
-
"Neuland" spielen wir natürlich auf das
bekannte Zitat von Angela Merkel an. Das
-
heißt, große Teile unserer Gesellschaft
nutzen das Internet seit 15,20 Jahren ganz
-
selbstverständlich ist es. Und es ist eben
tief in den Lebens- und Arbeitsalltag von
-
einem Großteil unserer Gesellschaft
integriert. Und obwohl das Internet enorme
-
Veränderungen für unser Leben gebracht
hat, ist in den Schulen davon bis heute
-
relativ wenig zu spüren. Also in Bezug auf
die Digitalisierung unterscheidet sich der
-
Schulunterricht nur geringfügig von dem,
was vor 10, 20 oder 30 Jahren war. Deshalb
-
ist es für Schulen immer noch absolutes
Neuland, wie man neue Technologien in den
-
Unterricht integrieren kann. Damit ihr
aber erst einmal wisst, wer wir eigentlich
-
sind und aus welcher Perspektive wir auf
dieses Thema blicken, möchte ich uns kurz
-
vorstellen. Wir haben
Steffen hier, der ist Informatiklehrer
-
an einem Gymnasium in Heidelberg und ist
außerdem beim CCC Mannheim aktiv.
-
Dann haben wir Dorina hier.
Dorina ist beim CCC Hamburg aktiv und ist
-
außerdem Professorin an der FH Lübeck und
lehrt da Informatik. Und wenn ich, Benni
-
aus Berlin, mit der Lehre zu tun habe, so
findet das meist im Rahmen von "Chaos
-
macht Schule" statt. Genaugenommen sind
wir natürlich alle 3 bei "Chaos macht
-
Schule" aktiv und dazu möchte ich auch
noch ein paar Worte verlieren.
-
"Chaos macht Schule" ist eine
Bildungsinitiative des Chaos Computer
-
Clubs.
Und wir verfolgen das Ziel,
-
Technikbegeisterung und digitale
Mündigkeit bei jungen Menschen zu fördern.
-
In der Praxis heißt das, dass Mitglieder
vom CCC in zahlreichen Städten in
-
Deutschland und neuerdings auch in
Österreich immer mal wieder für Workshops
-
in Schulen gehen. Dort geht es dann um
neue Technologien, um das Internet, um
-
soziale Netzwerke und ähnliche Themen. Die
betrachten wir natürlich im Spannungsfeld
-
zwischen Technik und Gesellschaft und
diskutieren mit den jugendlichen
-
Teilnehmern viel über Datenschutz und über
die Vor- und Nachteile der digitalen Welt.
-
Das Projekt gibt's mittlerweile seit über
10 Jahren. Das heißt, wir haben in dem
-
Bereich schon relativ viel Erfahrung
gesammelt.
-
In Bezug auf digitale Bildung ist in der
letzten Zeit in der Politik aber auch
-
tatsächlich einiges passiert. Darüber wird
euch Steffen gleich mal einen gewissen
-
Überblick geben. Wie ihr vielleicht schon
mal gehört habt, ist Bildung halt
-
Ländersache. Deshalb muss man auch
dazusagen, die jeweiligen Bundesländer,
-
wir sind ja in 3 verschiedenen
Bundesländern auch unterwegs, wir 3, haben
-
deshalb auch einen völlig anderen
Bildungsplan und blicken dabei jeweils auf
-
eine andere Bildungspolitik.
Bevor wir damit anfangen, müssen wir aber
-
erst mal sagen, das muss ich erst mal
sagen, dass in der Debatte rund um die
-
Digitalisierung der Schulen - da
wird ja zur Zeit relativ viel diskutiert -
-
dass da oftmals sehr sehr viele Sachen
miteinander vermischt werden und das macht
-
eine Diskussion teilweise schwierig.
Deshalb wird Dorina jetzt erst mal
-
anfangen und uns erstmal unterschiedliche
Aspekte von digitaler Bildung vorstellen.
-
Dorina: Vielen Dank Benni, für die
Einleitung. Unserer Titel des Vortrags,
-
"Bildung auf dem Weg ins Neuland" kommt ja
nicht von ungefähr. Knirscht es doch echt
-
an sehr vielen Ecken und Enden. Sei es,
dass technische Ausstattung fehlt, der
-
Punkt 1. Sei es, dass um die
Sinnhaftigkeit von Softwaretools zur
-
Unterstützung des Unterrichts gestritten
wird; Stichwort "Unterricht mit digitalen
-
Medien" oder sei es das über oder um...
für oder gegen Informatikunterricht in der
-
Grundschule bis zum Abi gekämpft wird;
Stichwort "Unterricht zu digitalen
-
Themen". Und allein diese 3 Felder sind so
unterschiedlich in ihren Herausforderungen
-
und auch in ihren Lösungsmöglichkeiten,
dass wir es sehr wichtig finden, die zu
-
differenzieren und nicht in einen Topf zu
werfen - was aber häufig gemacht wird. Und
-
wir möchten uns diese 3 Felder mal genauer
anschauen, um auch
-
deutlich zu machen, wo wir eigentlich die
größten Schmerzpunkte sehen und wo
-
eigentlich der Schwerpunkt liegen sollte.
Fangen wir mit der technischen Ausstattung
-
an. Darüber könnte man eigentlich einen
ganzen eigenen Vortrag halten. Sei es,
-
dass zu wenig Technik (Rechner, Tablets,
Internetzugang) vorhanden ist. Sei es,
-
dass die Technologie geklaut wird, kaputt
geht, nicht gewartet wird oder schlicht
-
auch irgendwann veraltet ist. An anderer
Stelle kann man sich fragen, ob vielleicht
-
zu viel davon passiert.
Momentan werden z.B. in den verschiedenen
-
Bundesländern unterschiedliche Cloud-
Angebote entwickelt. Dabei wird sowohl auf
-
kommerzielle Produkte gesetzt, andere
streben Eigenentwicklungen an. Um ein paar
-
Beispiele zu nennen: Da gibt es die
Schulcloud vom Hasso-Plattner-Institut. Da
-
gibt es die Baden-Württembergische
Bildungscloud. Es gibt itslearning in
-
Bremen oder IServ-Schulserver in Hamburg
und sicherlich noch viele mehr.
-
Man kann sich natürlich mal fragen, ob da
nicht eigentlich permanent das Rad neu
-
erfunden wird und möglicherweise
Ressourcen auch anders gebündelt werden
-
könnten. Aber eigentlich ist diese ganze
technische Ausstattung selbst gar nicht so
-
in unserem Fokus. Denn wir denken, dass
dieses Problem theoretisch recht einfach
-
gelöst werden könnte.
2016 hat ja die damalige
-
Bildungsministerin Wanka uns ein paar
Milliarden Euro versprochen, um Schulen
-
mit Technik auszustatten. Mal davon
abgesehen, ob diese Milliarden jetzt
-
gereicht hätten, ist es aber relativ
einfach zu beschließen: Man gibt Geld für
-
die technische Ausstattung der Schulen
aus, schließt Wartungsverträge und
-
Versicherungsverträge, etc., dann wäre das
Problem gelöst. Wenn wir aber schon über
-
technische Ausstattung sprechen, dann ist
eigentlich das größere Problem, dass die
-
Lehrkräfte mit diesen Technologien
alleingelassen werden. Ja, die kriegen
-
vielleicht eine kurze Einführung, wie
Tools funktionieren, wo man sie ein- und
-
ausschaltet oder wie bestimmte
Funktionalitäten zu bedienen sind. Aber
-
sie werden damit alleingelassen, diese
Technologien in den Unterricht
-
einzubinden, ihre pädagogischen Konzepte
dazu anzupassen.
-
Und wenn sowas passiert - es gibt
natürlich auch einige sehr engagierte
-
Lehrer - dann müssen sie sehr viel
Freizeit dafür opfern. Und dadurch bleibt
-
Technologie, wenn sie überhaupt schon mal
vorhanden ist in Schulen, häufig
-
ungenutzt. Ja, und ich hab da manchmal so
ein Bild wie hier vor Augen: Ein Kind, das
-
zu viele Geschenke bekommt und es kann
sich gerade mal mit einem beschäftigen und
-
vieles andere bleibt ungeöffnet und das
ist einfach schade drum. Ja, aber die
-
technische Ausstattung ist eben auch nur
eines der 3 Problemfelder. Also kommen wir
-
mal zum 2.
Und das ist das Thema, den Unterricht mit
-
digitalen Medien zu unterstützen. Wenn wir
darüber sprechen, haben wir auch mit ganz
-
unterschiedlichen Softwaretools zu tun.
Zum einen natürlich Lernsoftware, also
-
z.B. Software zum Vokabeltraining lernen,
was dann sicherlich mehr Spaß macht, als
-
im Schulbuch sich eine Spalte zuzuhalten
von den ganzen Vokabellisten. Es geht aber
-
auch um Software, die die Kooperation
unterstützt, damit Schüler an Projekten
-
gemeinsam arbeiten können. Vielleicht
sogar von zu Hause aus, ganz innovativ.
-
Und es geht auch um administrative
Software, die dann eher von Lehrern oder
-
Schulleitern, Planern eingesetzt wird. Um
nur ein Beispiel zu nennen, das wären die
-
digitalen Klassenbücher. Wenn man solche
Software gut einsetzt, gut geplant
-
einsetzt, dann können die auch super
gewinnbringend sein. Ich glaube da sind
-
wir uns schon einig, wenn man es falsch
macht kann das ein Schmerz sein.
-
Aber letztendlich sind das, aus unserer
Sicht, wenn man so auf diese Software
-
guckt, auch nur Werkzeuge für die
Unterrichtsgestaltung. Und damit
-
eigentlich nicht so viel anders, als wenn
wir mit Tafel und Kreide arbeiten oder ein
-
Biologie-Labor oder ähnliches haben. Und
wenn man es mal genau nimmt, befinden wir
-
uns in diesem Themengebiet auch nicht
wirklich mehr im Neuland. Jedenfalls, wenn
-
ich mal die Technik-Zeitrechnung als
Maßstab nehmen kann. Die werden schon seit
-
20 oder mehr Jahren erprobt, eingesetzt.
Also befinden wir uns hier schon auf - man
-
kann sich streiten - mehr oder weniger gut
beackertem Grund und Boden.
-
Also kommen wir mal zum 3. Thema. Und das
ist der Unterricht zu digitalen Themen.
-
Also, wo diese digitalen Technologien
nicht Werkzeug der Unterrichtsgestaltung,
-
sondern Thema des Unterrichts sind. Und da
wird es für uns langsam spannend. Und auch
-
in diesem Bereich werden aus unserer Sicht
sehr viele Dinge in einen Topf geworfen,
-
die es aus unserer Sicht zu differenzieren
gilt.
-
Da sprechen wir über Informatikunterricht,
also darüber, dass Schülern die Grundlagen
-
unserer digitalisierten Welt nähergebracht
werden. Das kann sowas sein wie
-
Programmierkonzepte, aber auch sowas, wie
Netzwerke funktionieren, insbesondere das
-
Internet. Oder mathematische Grundlagen.
Zum Beispiel die Aussagenlogik. Und das
-
ist aus unserer Sicht auch elementar für
die Schüler, solche Kenntnisse zu haben,
-
um unsere digitalisierte Welt verstehen
und mitgestalten zu können. Natürlich kann
-
man hier streiten, wie tief man das haben
möchte, ob das von der 1. Klasse bis zum
-
Abi sein muss. Wie viele Stunden pro
Schuljahr etc.
-
Das ist aber gar nicht so sehr in unserem
Fokus. Sondern eben, dass es um den
-
Informatikunterricht selbst geht. Es gibt
aber viele Menschen, die das... die reden
-
von Informatikunterricht, meinen aber
eigentlich sowas wie
-
"Anwendungsunterricht". Also, "Wie bedient
man ein Präsentationsprogramm?", "Wie
-
erstellt man Videos?" oder "Wo findet man
die Wikipedia?".
-
Ich denke, wir sind uns hier im Raum alle
einig, dass das natürlich nicht das
-
Gleiche ist. Aber es wird oft in einen
Topf geworfen. Und noch schlimmer ist das,
-
wenn das aus Not passiert. Ich hatte
neulich mal wieder ein Gespräch mit einer
-
Lehrerin, die mir erzählte, dass sie jetzt
die ehrenwerte Aufgabe habe, Informatik zu
-
unterrichten. Sie ist aber nicht dafür
ausgebildet. Sie kriegt dann eine
-
2-Tagesschulung. Um Informatik zu
unterrichten. Hm.
-
Danke für das Gemurmel.
lacht
-
Und sie sagte halt, also ihr ist schon
klar, dass das ein Unterschied ist. Und
-
sie sagte aber auch, es wird darauf
hinauslaufen, dass sie eben nicht nur
-
Informatik macht, sondern dass sie auch
Anwendungsunterricht machen wird.
-
Dann wird auch noch über Medienkompetenz
gesprochen. Als Querschnittsaufgabe, die
-
Unterricht oder die Schulen bewältigen
soll. Manchmal sogar als eigenes Fach. Und
-
Medienkompetenz, so wie wir es verstehen,
da geht es darum, in der aktuellen Welt,
-
so wie sie jetzt gestaltet ist, oder
digitalen Welt, zu leben und sich
-
zurechtzufinden. Und gegebenenfalls oder
bestenfalls selbstbestimmt Entscheidungen
-
treffen zu können.
Das heißt dann im Bildungsalltag so was
-
wie "Lernen mit digitalen Medien", sowohl
individuell als auch kooperativ. Das kann
-
auch heißen, digitale Produkte zu
gestalten, eine Präsentation, einen Film
-
oder ähnliches. Oder auch sich mit
Medienschutz auseinanderzusetzen. Da sind
-
wir dann beim Thema Mobbing. Oder auch wie
man Nachrichten bewerten sollte, Stichwort
-
fakenews. Was aber bei all diesen
Diskussionen, ob man nun von
-
Informatikunterricht, von
Anwendungsunterricht oder Medienkompetenz
-
spricht, kommt aus unserer Sicht zu kurz,
was wir seit kurzer Zeit unter dem
-
Stichwort "Digitale Mündigkeit"
diskutieren, was aber schon seit vielen
-
Jahren im Prinzip unser Anliegen ist, dass
es dahin gehen muss. Dass unsere Bürger
-
digital mündig werden oder in ihrer
Mündigkeit gefördert werden. Ich möchte
-
jetzt nicht zu tief in die Diskussion
einsteigen, was digitale Mündigkeit ist,
-
was sich da alles drin hinter verbirgt.
Aber um klarzumachen, wie wir das Ganze
-
hier diskutieren, einmal kurz: Dass wir
darunter verstehen, die Fähigkeit,
-
technische Entwicklungen zu verstehen und
auch hinterfragen zu können. Und natürlich
-
auch die Chancen und Risiken dieser
Entwicklungen einschätzen zu können. Und
-
das ist etwas anderes, als einfach zu
verstehen "Wie wird ein Rechner
-
programmiert?". Oder "Wie funktioniert das
Internet?". Oder "Wie kann ich Mobbing
-
vermeiden?". Und aus unserer Sicht sollte
genau hier eigentlich der Schwerpunkt
-
liegen.
Was jetzt Digitalisierung betrifft, wenn
-
es um die Bildung geht, was eigentlich
eine Querschnittsaufgabe über alle Fächer
-
hinweg sein sollte. Und gerade hier, wo
wir eigentlich den Schwerpunkt sehen,
-
sehen wir auch die allergrößte Lücke in
der Bildungsdiskussion. Im Unterricht
-
passiert da derzeit verdammt wenig. Es ist
zwar schön zu sehen, dass immer mehr
-
Schüler etwas lernen, ja, teilweise
programmieren sie schon in der Schule, ich
-
habe auch schon mit Schülern gesprochen,
die tatsächlich Netzwerke aufgebaut haben.
-
Aber das sind Einzelfälle. Und das wundert
auch nicht, weil es in der
-
Lehrerfortbildung auch kaum Thema ist und
in der Ausbildung auch nicht. Es gibt zwar
-
Angebote, ich selbst bin auch schon mal
auf eine Lehrerfortbildung eingeladen
-
worden, um einen Workshop zu machen zu
Datenschutz, was ja auch nur ein ganz
-
kleines Thema ist, aber das ist eben auch
ein punktuelles Angebot, das ist nicht
-
flächendeckend und es ist vor allem nicht
Pflicht für Lehrkräfte. Und insofern sind
-
sie auch gar nicht in der Lage, damit
etwas... dazu etwas mit den Schülern zu
-
machen.
Und wenn diese Schüler dann irgendwann bei
-
mir landen als Studierende und ich mit
denen arbeite, zu Themen wie "Daten im
-
Auto", "Gesundheitskarte", "Individuelle
Preisgestaltung". Dann bin ich manchmal
-
doch überrascht - manchmal auch nicht so,
wie überrascht wiederum die Studierenden
-
sind - und manchmal auch wie fassungslos -
ob der Möglichkeiten und auch der
-
Konsequenzen, die mit diesen Technologien
verbunden sind. Und das sind nicht
-
irgendwelche Studierenden, sondern das
sind welche in Technikstudiengängen, im
-
3., 4., 5. Semester.
Dabei könnte man zu diesen ganzen Themen
-
auch so viel in der Schule machen, für
verschiedene Altersgruppen. Mit relativ
-
wenig oder sogar gar keiner technischer
Ausstattung. Man könnte doch über GPS im
-
Geographie Unterricht über maschinelles
Übersetzen im Fremdsprachenunterricht oder
-
über Freifunk im Politikunterricht
sprechen. Aber es passiert eben nicht. Und
-
das sind nur einige der vielen Beispiele,
die wir auch intern schon diskutiert
-
haben, was man nicht alles machen könnte.
Wir sehen hier ein ganz großes Defizit und
-
deswegen haben wir damit begonnen, mal zu
hinterfragen, wie eigentlich diese
-
Bildungspolitik funktioniert, wie
Lehrpläne entstehen, was da eigentlich
-
passiert oder warum so wenig in den
Schulen ankommt. Es ist ja nicht so, dass
-
da gar nichts passieren würde. Also auf
großer, auf höchster bildungspolitischer
-
Ebene werden Strategiepapiere verfasst.
Wie Digitalisierung in Lehrplänen
-
verankert werden soll. Und um euch das
näherzubringen wird Steffen gleich
-
darlegen wie das ganze
Bundeslandübergreifend eigentlich
-
funktioniert. Und wie so etwas dann, am
Beispiel vom Bundesland Baden-Württemberg,
-
umgesetzt wird. Ich übergebe das Wort an
Dich.
-
Steffen: Dann auch Dankeschön Dorina für
die Anmoderation. Irgendwo auch dass ihr
-
wisst worüber ich jetzt spreche. Ich
wollte mit einem Zitat einsteigen, von
-
Claudia Bogedan. Die war damals
Vorsitzende der Kultusministerkonferenz
-
und sie hat gesagt, das ist ungefähr ein
Jahr her, wir wollen dass sie - also
-
unsere Schülerinnen - gestaltend in das
gesellschaftliche Leben eingreifen können.
-
Auch im Sinne von demokratischer
Mitwirkung an der Gesellschaft und der
-
Gestaltung an der rasanten Umwälzung die
wir gerade beobachten können. Und im
-
Prinzip kann man eigentlich sagen, das was
du Dorina gerade als digitale Mündigkeit,
-
als zentrales Thema, für uns umrissen hat
ist mit diesem Zitat eigentlich ganz gut
-
auch angesprochen. Einige können
auch wahrscheinlich
-
das Symbol rechts erkennen - das is Waus
Phrasenprüfer - weil wir natürlich auch
-
diese Zitate oder generell andere Aussagen
der Politiker uns ein bisschen näher
-
angeschaut haben. Auf jeden Fall ist das
ein Positivbeispiel und macht Hoffnung.
-
Jetzt wissen vielleicht nicht alle was die
Kultusministerkonferenz, kurz KMK, ist -
-
also was der Kontext von dem Zitat ist.
Wie schon gesagt, Frau Bogdan war 2016
-
Vorsitzende dieser Konferenz und hat es in
einem Interview im Deutschlandfunk gesagt,
-
zu dem veröffentlichten Strategiepapier
was Dorina schon angesprochen hat. Hier
-
ist das Deckblatt zu sehen.
Kultusministerkonferenz - das meint: Wir
-
haben in Deutschland, wie Benni vorhin
schon Euch gesagt hat, insgesamt 16
-
Bundesländer die eigenverantwortlich
Bildung gestalten, was ja im Sinne unserer
-
Hacker Ethik ist, dass ist dezentral. Hat
auch Vorteile definitiv, siehe z.B. das
-
Saarland, das hat als Bundesland nicht
Englisch sondern Französisch als erste
-
Fremdsprache. Und grundsätzlich können
natürlich in kleineren Einheiten auch
-
Änderungen, Reformen schneller
durchgeführt werden. Die KMK ist ein
-
freiwilliger Zusammenschluss von diesen
Bundesländern - ist deswegen aber nicht
-
gesetzgebend, sondern hat reinen
Abstimmungscharakter, also ein Abstimmungs-
-
instrument. Und als Teilnehmer
werden üblicherweise die Repräsentanten,
-
die das Kultusministerium unter sich haben aus den
Bundesländern geschickt, plus noch jemand
-
aus dem Bund. Im Prinzip ist es die
Organisation schlechthin wenn es um
-
bundesweite Bildung geht an unseren
Schulen. Ja und wie gesagt: das haben wir
-
uns genauer angeschaut. Da finden sich
neben dem Zitat im Deutschlandfunk noch
-
ganz andere positive Dinge. Es wird zum
Beispiel von Open Educational Resources
-
ganz direkt gesprochen - auch da weiß ich
jetzt nicht ob jeder im Raum, jede, den
-
Begriff kennt. Das sind also offene
Lernmaterialien. Die haben eine im
-
Internet-Zeitalter umso wichtigere sehr
freie Lizenz. Meistens sind es Creative
-
Commons, es gibt natürlich auch viele
andere Lizenztypen. Mit denen man eben
-
ganz anders arbeiten kann. Kollaborativ
kann man arbeiten, man kann die Werke
-
leichter teilen, ganz anders als mit den
heutigen Schulbüchern und dem aktuell
-
gültigen bzw. im März 2018 geupdateten
Urheberrecht. Aus unserer Sicht hat diese
-
Strategie aber - Dorin hat es vorhin schon
ein bisschen angedeutet - weil es ein
-
bisschen durcheinander geht in der
Diskussion, hat dieses Strategiepapier
-
auch echte Mängel. Der Fokus liegt auf dem
Medieneinsatz - und nicht auf der
-
digitalen Mündigkeit. Das Papier spricht
vor allem davon, dass Lehrende
-
Medienexperten werden müssen.
Und was damit gemeint ist, ist hier
-
eingeblendet. Das bedeutet also dass sie
im jeweiligen Fachunterricht
-
professionell, didaktisch sinnvoll,
digitale Medien nutzen, so wie gemäß den
-
Bildungs- und Erziehungsauftrag inhaltlich
reflektieren können. Der Schwerpunkt der
-
hier ein bisschen aus unserer Sicht, nicht
nur ein bisschen, schief liegt hat aber
-
wenn man genauer hinschaut auch noch
deutliche Implikationen - zum Beispiel
-
gibt es daraus einen hohen Ausbildungs-,
Fortbildungsbedarf bei den Lehrkräften,
-
die nötige IT-Ausstattung muss geschaffen
werden, die muss darauf finanziert werden,
-
und auch da wird es wieder kompliziert.
Neben dem Bund gibt es die Länder die
-
eigene Bildung machen, aber die
Schulträger die die Schulen technisch
-
ausstatten, das sind halt die Kommunen.
Und da kann man sich schon fast vorstellen
-
dass es hier wieder regional zu Problemen
kommen kann. Der Bund hat sich zwar vor
-
kurzem eine Gesetzesgrundlage geschaffen
um da auch reingehen zu können, siehe die
-
angekündigten und von Dorin vorhin
erwähnten Banker-Milliarden, aber auch aus
-
denen es bisher noch nichts geworden. Also
Planungssicherheit ist das für viele
-
Kommunen sicherlich nicht.
Das Layout von dem Beschluss der KMK ist
-
ein bisschen älter das sieht man
vielleicht auch irgendwie wie es ausschaut
-
- 2012. Das ist also schon deutlich
vorher, da gab es einen Beschluss der in
-
eine ganz ähnliche Richtung geht, dass
eben diese in dem Strategiepapier
-
Medienbildng genannte Sache in der
Lehrerausbildung zu verankern ist, sowohl
-
in der Ausbildungsstätte explizit, als
auch in der Fortbildung der Lehrenden.
-
Also eigentlich schon relativ lange klar
wo die Reise hingeht. Die 16 Bundesländer
-
sind, habe ich ja vorhin auch kurz
umrissen, auch dazu angehalten solche KMK
-
Beschlüsse individuell umzusetzen. Baden-
Württemberg wurde schon genannt, war das
-
erste Land das den neuen Bildungsplan
diesem Strategiepapier entsprechend
-
verabschiedet hat. Das schauen wir uns
jetzt näher an. Das einmal jetzt diesen
-
Grund: Ich bin dort Lehrer, kenne ich ein
bisschen aus. Man könnte sogar noch eins
-
weiter gehen: Die Frau Eisenmann, das ist
meine Kultusministerin, ist aktuell
-
Vorsitzende dieser KMK. Und da schauen wir
mal exemplarisch drauf. Als Aufhänger habe
-
ich ein Schreiben ausgesucht, was genau
zwei Wochen vor Weihnachten an alle
-
Schulen ging in Baden-Württemberg. Und
zwar ein Aufruf sich zu bewerben für die
-
Fortbildungsinitiative Digitalisierung.
Schauen wir uns da mal ein Zitat daraus
-
an.
Da rechts ist das Schreiben: Bewerberinnen
-
und Bewerber sollen bereits umfänglich
Erfahrungen und Kenntnisse beim Einsatz
-
digitaler Medien mitbringen. Und wenn man
genau liest, dann steht da eben beim
-
Einsatz digitaler Medien. Und auch hier
stellen wir fest: falscher Schwerpunkt.
-
Ansonsten ist es natürlich super, also
plus eins von uns, ganz im Sinne unseres
-
Kongresses TUWAT. Wenn jemand in Baden-
Württemberg unterrichtet, das läuft
-
natürlich noch bis zum 15. Januar. Also
zuschlagen. Ein weiterer Punkt dabei macht
-
uns Sorgen. Wenn im Jahr 2018 damit
begonnen wird, die Ausbilder auszubilden:
-
Wann werden die dann aktiv? Wann hat es
irgendwie flächendeckend eine Wirkung?
-
Absehbar ist auch dass einige Generationen
junger Menschen ohne adäquate Schulbildung
-
durch das Baden-Württembergische
Bildungssystem gehen werden. Was besonders
-
schwer wiegt, wenn man sich zum Beispiel
das 2012er Dokument ansieht. Und neben den
-
geplanten Weiterbildungen oder
Lehrerfortbildungen gibt es auch noch die
-
eigentliche Lehrerausbildung.
Und da ist es halt auch ähnlich. Ich war
-
vor wenigen Wochen im Seminar für
angehende Gymnasiallehrerin in Heidelberg
-
in meinem Wohnort und die Leitung macht
sich definitiv Gedanken, dass da irgendwie
-
mehr getan werden muss, um die
Referendarinnen und Referendare adäquat
-
vorzubereiten auf den Schuldienst. Aber
passiert ist auch noch wenig. Es gibt so
-
kleine Teilaspekte die auch gemacht
werden. Aber das große Ganze fehlt und
-
nochmal - der Schwerpunkt sitzt halt auf
dem Medieneinsatz und nicht auf der
-
digitalen Mündigkeit. Und dann muss man
auch einschränkend sozusagen auch noch
-
sagen, Heidelberg ist jetzt eigentlich
auch ein hoffnungsvoller Fall. Die Stadt
-
hat einmal gerade eine Agentur gegründet
die sich ausschließlich mit Digitalem
-
beschäftigt, auch mit der Bildung. Es gibt
an der Uni coole Projekte, wie z.B. so ein
-
Wheelmap-Project, wo auf OpenStreetMap
aufsetzend eine Navigation für
-
Rollstuhlfahrer gebaut wurde, auch unter
Einbeziehung der Community. Es gibt
-
Fortbildungsreihen in der Stadtbücherei,
da sind wir von Chaos macht Schule
-
eingebunden. Es werden Hackathons
durchgeführt. Also Geld ist auch da, der
-
Oberbürgermeister hat Digitalisierung zur
Chefsache gemacht - also irgendwie klar,
-
politische Interessen spielen da natürlich
auch eine Rolle. Aber irgendwie ist es,
-
wirkt es so gar nicht so schlecht. Sie
wissen aber aus unserer deutschlandweiten
-
Arbeit in Chaos macht Schule, dass es eben
an anderen Orten noch weit schlechtere
-
Voraussetzungen gibt und deswegen auch
anders aussieht. Und wir machen uns auch
-
ein Stück weit Sorgen.
Wenn wir schon in Baden-Württemberg sind,
-
dann nochmal: diese Medienbildung heißt es
da, nicht Medienkompetenz, umfasst ja im
-
Prinzip auch ganz vernünftige Aspekte. Es
ist eine sogenannte Leitperspektive. Das
-
heißt, es muss fächerübergreifend
unterrichtet werden, hat eine ganz hohe
-
Priorität. Also wirklich gut. Aber leider
gibt es dazu verpflichtend für die Schulen
-
wirklich nur eine Sache und zwar in
Klassenstufe 5 den Basiskurs Medienbildung
-
Das ist im Prinzip, muss ich selbst kurz
überlegen, einstündig, also insgesamt grob
-
30 Wochenstunden oder so, 30 Wochen hat so
ein Schuljahr oder 35 - und das ist das
-
einzig verpflichtende. Alles andere, das
übrige Mediencurriculum heißt es
-
offiziell, bleibt den Schulen überlassen.
Und jetzt muss man aber auch wieder sehen
-
dass die Schulen auch noch anderes zu tun
haben: Wir haben Inklusion, wir haben neue
-
Fächer. Es ist also wirklich schwierig für
viele Schulen da dann wirklich adäquat
-
dieser Leitperspektive gerecht zu werden.
Und da wären wir auch beim nächsten Punkt:
-
neue Fächer.
Informatik wird gestärkt. in Baden-
-
Württemberg. Das ist definitiv
begrüßenswert wenn die Schülerinnen
-
Schüler früh auch in Kontakt mit einer
Programmiersprache kommen. Sei es zum
-
Beispiel Snap, Scratch oder ein
Mikrocontroller wie die Caliope Mini. Die
-
gibt es ja auch glaube ich hier auf dem
Kongress zum Ausprobieren, also erstmal
-
alles gut. Auch das, wie Dorina schon
sagte, es unumgänglich ist einige Konzepte
-
der Informatik kennen zu lernen wenn man
digital mündig werden möchte. Es ist so,
-
dass seit diesem Schuljahr der Aufbaukurs
Informatik in Klassenstufe 7 läuft. Ich
-
unterrichte den jetzt auch erstmalig
dieses Schuljahr, aber wäre ich
-
Realschullehrer dann wäre das nicht so.
Das Fach startet da verspätet, angeblich
-
zum neuen Schuljahr. Das ist nicht so
toll. Anders als bei der Medienbildung
-
sind wenigstens die Inhalte der Informatik
sehr klar und verbindlich geregelt, wobei
-
es auch hier die üblichen
Anfangsschwierigkeiten gibt wie z.B. kein
-
vernünftiges Unterrichtsbuch. Und dann
gibt es noch eine Erweiterung, dass man
-
als Wahlmöglichkeit in Klassenstufe 8, 9,
10 - das ist dann die Mittelstufe - und
-
auch in der Oberstufe als Kursstufenfach
Informatik belegen kann. Insgesamt macht
-
das eigentlich auch ein bisschen Hoffnung,
allerdings auch hier nochmal der Hinweis
-
von Dorina: Es ist halt darauf zu achten
dass nicht zu viele MedienkompetenzInhalte
-
in der Informatik landen, sondern dass
wirklich sauber Grundlagen vermittelt
-
werden, die über reines programmieren weit
hinausgehen.
-
Und dann ist es auch nicht damit getan
dass man für Klassenstufe 7 z.B. zwei
-
eintägige Fortbildungen macht für die
Lehrerinnen und Lehrer. Und sie dann das
-
Fach sauber unterrichten können. Und
generell wird es immer so sein dass in dem
-
Fachgebiet Lehrkräfte zu finden die das
unterrichten können, Schwierigkeiten
-
machen wird. Ja.
-
Benni: Ja, die Folgerung aus dieser
-
Bildungspolitik die Steffen beschrieben
hat, ist dass wir heute immer noch sehr
-
analoge Klassenräume haben, die sich
relativ wenig von dem unterscheiden was
-
ich irgendwie in 80ern oder 90ern in der
eigenen Schulzeit erlebt habe. Damals war
-
es halt so: die Schulen hatten separate
Klassenräume, hatten separate
-
Computerräume, die waren im Regelfall
abgeschlossen und die wurden hier und da
-
nur mal sporadisch im Unterricht
eingesetzt. Das ist heute immer noch so.
-
Sehr viele Schulen haben immer noch
abgeschlossene Computerräume und relativ
-
wenig Computer in ihrem eigenen
Klassenzimmer. Wenn wir das Foto genau
-
angucken, dann sieht man tatsächlich: da
ist doch tatsächlich hinter dem Lehrer ein
-
Smartboard zu sehen, das tritt da so ein
bisschen in den Hintergrund. Es gibt da
-
auf jeden Fall schon irgendwas digitales.
Ich muss auch sagen In Berlin gibt es da
-
auch relativ viele von. Das sehe ich
relativ häufig. Und, ja, man muss aber
-
dazu sagen mit diesen Smart Boards sind
durchaus einige Sachen möglich. Damit
-
werden halt richtig neue
Unterrichtskonzepte möglich. Allerdings
-
werden sie eher benutzt wie Tafeln auf
denen man noch Filme zeigen kann. Ich frag
-
wenn ich Workshops im Rahmen von Chaos
macht Schule gebe in den Schulklassen
-
immer gerne mal nach: Wie ist das denn
eigentlich bei euch im Unterricht mit dem
-
Einsatz von Computern. Nutzen ihr Rechner
in eurem Schulunterricht oder bei den
-
Hausaufgaben. Nutzt ihr das Internet, und
in den meisten Fällen antworten mir die
-
Schüler darauf: Nee, sie nutzen Computer
und das Internet kaum. Höchstens mal
-
irgendwie privat für die Hausaufgaben. Und
ja, in Wirklichkeit steht aber dieses
-
Smart Board in den Schulen.
Das heißt es wird oftmals gar nicht so
-
richtig als solches wahrgenommen. Was man
aber sagen muss, ist einfach dass die
-
Folgerungen dieser Bildungspolitik, die
technischen Entwicklungen seit Jahren
-
ignoriert, fatal sind. Und natürlich
werden die Probleme immer größer. Wir
-
haben solche Inhalte der Medienbildung,
haben wir bis heute noch nicht richtig ins
-
Lehramtsstudium integriert. Und bis das
passieren wird, wird es halt nochmal
-
dauern. Bis dann wiederum die Lehrer
ausgebildet in den Schulen ankommen, wird
-
nochmal viel mehr Zeit vergehen. Das heißt
irgendwie da haben wir erst mal eine ganz
-
lange Spanne in der erst mal in der Schule
relativ wenig passieren wird. Hinzu kommt
-
noch dass wir ganz viele Lehrer haben, die
heute schon im Einsatz sind oder die heute
-
ihr Studium abschließen und dann in die
Schulen kommen, die in diesen Bereichen
-
nicht ausgebildet sind. Die werden aber
noch 30, 35 oder wie viele Jahre auch
-
immer, irgendwie ihr Berufsleben
durchgehen und werden mit dem Wissen was
-
sie haben, den Unterricht gestalten.
Fortbildungskonzepte für bereits
-
ausgebildete Lehrer, damit sieht es eher
mau aus. Es werden halt auch sehr schwer
-
realisierbar. Mal eben eine
Wochenendfortbildung zu machen kann
-
natürlich die Defizite die da irgendwie
bestehen, nicht beheben. Wenn wir
-
natürlich irgendwie sehen, wie Dorina am
Anfang gesagt hat, oder wie wir in den
-
Medien oft hören, dass diese Diskussion
sich einfach um die fehlende Technik an
-
Schulen dreht. Es ist natürlich eine
völlig falsche Diskussion.
-
Die lenkt natürlich stark davon ab, dass
es durchaus ein ganz anderes und viel
-
größeres Problem gibt, was einfach die
Fortbildung der Lehrkräfte ist. Sprich:
-
die teure Anschaffung von durchaus
notwendiger Technik wird halt die Probleme
-
nicht lösen. Solange die Lernenden damit
nicht umgehen können, ist es halt
-
einfach herausgeschmissenes Geld. Wenn man
die Technik angeschafft hat, ist halt die
-
Wartung der Technik - und die damit
verbundenen Kosten - eben auch ein sehr
-
wichtiger Faktor. Es reicht nicht Rechner
einfach aufzustellen.
-
Man muss sie warten. Das sind laufende
Kosten, die meistens in den Schulen oder
-
von der Bildungspolitik überhaupt nicht
eingeplant werden. Die Administration der
-
Rechner übernimmt dann meistens der
Informatiklehrer der Schule oder die
-
Informatiklehrerin. Die Person hat kaum
Zeit dafür zur Verfügung. Das heißt in der
-
Praxis macht sie viel von dieser Arbeit
einfach in ihrer Freizeit. Und man muss
-
dazu sagen: Informatiklehrkräfte wurden
aber nicht für die Administration
-
ausgebildet. In Firmen machen das ja nicht
umsonst auch Administratoren, die dafür
-
ausgebildet wurden und die damit viel Geld
verdienen. Und das kann man eben nicht von
-
einem Lehrer erwarten. Sprich: Wenn ein
Lehrer das aber trotzdem macht, was er im
-
Regelfall tun muss, dann ist es einfach so
dass man eine schlecht gepflegte IT-
-
Infrastruktur an den Schulen hat. Daraus
resultiert dann wieder das Problem: wenn
-
man diese Technik dann mal einsetzen
möchte im Unterricht kann man sich einfach
-
nicht darauf verlassen dass sie
funktioniert, woraus wieder neue Probleme
-
entstehen. Ein typisches Beispiel ist da
zum Beispiel der Internetzugang an
-
Schulen, kann man sich leider relativ
selten darauf verlassen.
-
Wenn wir in Schulen gehen fragen wir immer
nach: Gibt es eine Internetverbindung die
-
wir nutzen können, und die Schulen
Antworten sehr oft: Ja, es gibt eine, aber
-
verlasst euch nicht drauf. Was man auch
sagen muss, was Steffen dargestellt hat,
-
neue Technologien werden in der Lehre zwar
eingesetzt, aber sie werden kaum
-
hinterfragt. Oder es wird darüber geredet
wie man sie halt gestalten kann. Dabei
-
ermöglicht das Netz und neue Medien
einfach eine gesellschaftliche Teilhabe
-
und Gestaltung. Und sie müssen nicht
einfach nur konsumiert werden. Da darüber
-
relativ wenig diskutiert wird, stellt sich
natürlich die Frage ob die Bildungspolitik
-
das Internet in dem Sinne auch verstanden
hat oder das Internet und neue
-
Technologien. Eine Entwicklung die man
heute schon beobachten kann seit ein paar
-
Jahren ist, dass Firmen immer mehr in den
Bildungsmarkt drängen.
-
Ich meine damit große IT-Konzerne. Wenn
die Bildungspolitik das Problem weiter
-
verschläft, wird sich diese Entwicklung
natürlich noch verstärken. Man kann zum
-
Beispiel, als Beispiel Google sagen, die
sind mit ihren Chromebooks an
-
amerikanischen Schulen sehr stark
vertreten. In Deutschland haben wir das
-
noch nicht so. Und in Deutschland hat uns
diesen Sommer aber die Meldung überrascht,
-
dass Google mehrere Schulungszentren in
Deutschland eröffnet hat, in denen sie die
-
digitale Bildung für die Bevölkerung
vorantreiben wollen. Und sie haben das
-
Ziel damit bis zu zwei Millionen Menschen
in Deutschland zu erreichen. Das Problem
-
was wir dabei sehen ist einfach, dass
Schulen, dass Firmen natürlich sowohl
-
finanzielle als auch politische Interessen
verfolgen. Und das im Zweifelsfall halt
-
Auswirkungen auf die Lehrinhalte hat. Denn
vielleicht sollten wir darüber reden worum
-
es eigentlich bei der Bildung ganz
allgemein gehen soll. Soll Schulbildung
-
wirklich auf das Berufsleben vorbereiten?
Manchmal scheint es so, aber tatsächlich
-
ist es eben so, dass Schule eine
Allgemeinbildung sein soll, die aufs Leben
-
vorbereiten soll.
Applaus
-
Schulen sollen Schülerinnen und Schüler
befähigen, eine Berufsausbildung
-
durchführen zu können -aber die Schulen
machen eben nicht die Berufsausbildung.
-
Doch gerade bei unserem Thema, also
Technik und Digitalisierung wird immer
-
wieder argumentiert, dass Schülerinnen und
Schüler bestimmte Themen lernen müssen
-
damit sie im Berufsfeld bestehen können.
Ja, diese Ausbildung eher für den
-
Berufsalltag an Schulen, die gab es
sicherlich schon immer irgendwie. Das hat
-
halt in der Vergangenheit glaube ich auch
immer irgendwie funktioniert. Aber ich
-
glaube, dass das zukünftig noch
schwieriger wird, denn früher konnte man
-
noch einfach abschätzen wie die
Arbeitswelt von morgen aussieht. Heute ist
-
es aber einfach so, dass sich die
Arbeitswelt - oder allgemein unsere Welt -
-
sehr viel schneller ändert als das in der
Vergangenheit passiert ist. Berufsbilder
-
verändern sich sehr schnell und wir können
halt überhaupt nicht absehen wie diese in
-
der Zukunft aussehen werden. Ziemlich
sicher ist einfach nur dass sich sehr viel
-
verändern wird.
Und wenn wir nicht wissen wie diese
-
Berufswelt der Zukunft aussieht, ist es
natürlich umso schwieriger in Schulen
-
darauf vorbereiten zu können. Denn genau
deshalb dürfen Schulen keine Berufsbildung
-
anstreben, sondern müssen einfach, werden
ihren Bildungsauftrag, ihrem allgemein
-
Bildungsauftrag, aus unserer Sicht eben
eher gerecht, wenn sie eine digitale
-
Mündigkeit wie wir sie vorgestellt haben,
anstreben würden.
-
Dorina: Wenn wir mal zurückblicken auf
unsere Chaos macht Schule Historie, dann
-
haben wir vor zehn Jahren damit begonnen,
genau da was zu tun und Schulen genau
-
damit zu unterstützen. Und als wir damit
angefangen hatten, vor zehn Jahren,
-
beziehungsweise etwas weniger Jahren bei
uns, hatten wir eigentlich immer so die
-
Idee im Hinterkopf dass das was wir tun
etwas Temporäres ist. Ja, die
-
Technisierung der Welt, die geht schneller
voran als die Bildungspolitik, ist so,
-
kann man hinnehmen, wir helfen ein
bisschen. Und wir sind davon ausgegangen,
-
dass es Themen sind, die Schule sich zu
eigen machen wird. Zum einen weil das ihre
-
Themen sein sollten. Zum anderen weil
diese Lücke ja auch nicht von Initiativen
-
wie uns oder anderen aus Kapazitätsgründen
getragen werden kann. Uns ist aber bewusst
-
geworden, dass das scheinbar gar nicht so
eine temporäre Sache ist. Eben weil die
-
Politik nicht hinterherkommt, weil da
keiner hinterherkommt. Und daneben die
-
Konzerne in diese Lücke reingehen, was man
kritisch hinterfragen muss und sollte. Und
-
deswegen tun wir immer noch wat. Und neben
den Workshops, die wir punktuell an
-
Schulen machen, haben wir eben auch
angefangen uns in die Bildungspolitik
-
quasi mit einzumischen. Deswegen haben wir
im Mai diesen Jahres unsere Forderungen an
-
die Bildungspolitik veröffentlicht. Die
Bennie auch schon auf der re:publica
-
vorgestellt hatte. Wo es zum Beispiel, wo
wir auch insbesondere sagen: Stellt die
-
digitale Mündigkeit in den Vordergrund.
Macht das fächerübergreifend. Schult...
-
Danke, schult die... schult die
Lehrkräfte, entlastet die Lehrkräfte,
-
damit sie das leisten können. Um nur ein
paar Details aus diesen Forderungen
-
nochmal aufzugreifen. Ja, in diesem Sinne:
Tut wat. Mischt euch auch in die
-
Bildungspolitik ein ,falls es euch möglich
ist. Falls ihr vielleicht beruflich da zu
-
tun habt, falls ihr Kinder habt die
schulpflichtig sind. Wir würden uns
-
freuen, wenn ihr da mit uns geht und
danken euch für eure Aufmerksamkeit und
-
stehen euch für Fragen und Antworten zur
Verfügung.
-
Applaus
H: Vielen Dank. Ja, wir haben jetzt gute
-
20 Minuten Zeit für Fragen und Antworten.
Ich hoffe dass ihr genügend Fragen
-
mitgebracht habt, und ich hoffe dass es
genügend Antworten dann geben wird. Wir
-
haben hier Mikrofone aufgestellt. Hier
vorne stehen welche, in der Mitte, auch
-
Hinten. Platziert euch an den Mikrofonen,
stellt eure Fragen. Wer auch immer das
-
Saallicht angemacht hat, vielen dank,
jetzt sehe ich wenigstens was hier
-
passiert. Ich fang einfach mal hier vorne
mit der 5 an.
-
Mikro 5: Ja, hallo. Mein Name ist Thomas,
ich bin auch Lehrer an einer Berufsschule
-
und versuche auch viel mit digitalen
Medien Unterricht zu machen, hab im Bezug
-
auf meine Kollegen festgestellt dass ein
ganz großes Problem die Sache des Fixed-
-
und des Growth-Mindset ist. Wer das kennt
das Konzept, das bedeutet also dass man
-
davon ausgeht das sehr viele Lehrer ein
Fixed-Mindset haben, und von sich selbst
-
sagen sie müssen nichts mehr dazu lernen,
sie kennen sich ja in ihrem Fachgebiet
-
aus, und das ist eine ganz, ganz große
Hürde das sie mit einem modernen Medium
-
irgendwas – also ich bin in der
Erzieherausbildung, da ist digitale
-
Bildung noch ganz, ganz weit weg – dass
sie halt von sich selbst sagen "Mit sowas
-
beschäftige ich mich nicht, ich hab ja
mein Fachgebiet und damit kenn ich mich
-
aus". Was habt ihr da für Erfahrungen
gemacht in der Hinsicht?
-
H: Erfahrungen mit Fixed-Mindsets bei
Lehrkörper
-
S: Ok, als Leher kann ich auch mal dazu
antworten, ich mach auch Vorbildungen in
-
Baden-Württemberg mit Lehrerinnen und Lehrer
soweit hab ich ein bisschen Einblick, ich
-
teils teilweise so zu sagen, ja es gibt
solche Kollegen und Kolleginnen da ist das
-
so. Ist schwierig. Ja, weil den...
praktisch... ich sag immer in der Schule
-
ist bisschen wie in der Käseglocke. Und
eigentlich sollte Schule eher so sein wie
-
das Abbildung der Gesellschaft in klein,
natürlich noch ein bisschen gefiltert, ein
-
bisschen ruhiger, aber das fehlt glaub ich
oft, dass man gar nicht mitbekommt was
-
da außenrum passiert, dass erleb ich auch
so. Wenn das deine Frage beantwortet.
-
Mikro 5: Nicht ganz, aber ich darf nicht
nachfragen.
-
sanftes laches
D: Wir haben uns da viel drüber
-
unterhalten, dass es eben die Lehrer gibt
oder Lehrkräfte, die einfach nicht wollen
-
und natürlich ist das dann ein Problem und
was wir halt sagen ist, dass die
-
Fortbildung von Lehrer eben auch gestärkt
werden muss, dass das mehr zum Thema
-
gemacht wird, dass auch Lehrer sich
weiterbilden müssen und das andere ist aus
-
meiner Sicht, dass wenn man zu sehr darauf
guckt, welche Lehrer und Lehrerinnen sich
-
so dagegen sperren, dass das eigentlich
den Blick ablenkt von den Lehrkräften, die
-
wirklich was tun wollen würden, wenn man
ihnen mehr Freiraum dafür geben würde.
-
H: Machen wir weiter mit der 1.
Mikro 1: Hallo, bin ich zu hören?
-
H: Ja.
Mikro 1: Gut. Ihr habt überhaupt keine
-
Informationen zu der sozialen Spreizung
innerhalb der Schulsysteme gegeben. Ich
-
komm nun zufällig auch aus Lübeck, bin
seit C64-Zeiten Informatiklehrer,
-
eigentlich studiert Mathemathik/Physik.
Immer als Autodidakt, immer
-
zusammengebettelt, aber Lübeck kriegt
seinen Haushalt, ist stark verschuldet,
-
regelmäßig nicht durch bei der
Kommunalaufsicht. Die Gymnasien werden
-
super ausgestattet, weil die Lobby haben.
Die haben die Staatsanwälte, die haben die
-
Ärzte, die haben die Rechtsanwälte und so
weiter. Und alle Schultypen darunter kann
-
man gucken bis wirklich in die tiefste
Ebene runter, fallen hinten über. Habt ihr
-
da irgendwelche Informationen sammeln
können in verschiedenen Bundesländern? In
-
einer armen Stadt zu leben kann also auch
Schicksal sein.
-
S: Ich hab es versucht vorhin auch
bisschen anzudeuten bei Heidelberg, weil
-
Heidelberg eben finanzielle ganz gut
dasteht und die es relativ einfach leicht
-
haben alle Schulen auszustatten. Also die
haben zig, ich hab jetzt die Zahl nicht im
-
Kopf, zig Millionen in letzten jahren in
alle Schulformen gesteckt. Aber man sieht
-
es auch schon bei mir im Bundesland mit
der Verspätung der Informatik in den
-
Realschulen was überhaupt nicht
verständ... also... das ist für mich...
-
ich bin da verständnislos, wie das sein
kann. In soweit teile ich das und wir haben
-
halt das - einerseits haben wir im
Strategiepapier halt zwar verbindliche
-
Beschlüsse für die Bundesländer, aber dann
sind ja am Ende die Kommunen eben die
-
Ausstatter der Schulen und das ist einfach
ein riesiges Problem. Hier mach dann
-
natürlich die Dezentralität irgendwie was
kaputt oder schwierig. Da gab es eben
-
diese Gesetzesänderung damit solchen
Kommunen geholfen werden kann, aber die
-
Problematik wird bestehen. Weil das ist
einfach ein teures Unterfangen.
-
Mikro 1: Es ist wohl Teil unserer
Kulturpolitik. Offensichtlich, Eliten
-
werden gefördert.
H: Ja, es ist für Fragen, nicht für
-
Kommentare. Danke.
Aus dem Internet haben wir eine Frage.
-
Signal-Angel: LostInWeb lässt fragen, gibt
es Ansätze für Informatikunterricht bzw.
-
IT-Anwendeunterricht in der Grundschule
und wenn ja, wo findet man gut
-
aufbearbeitetes Material hierzu?
Vortragende tuscheln
-
S: Wir wollen hier keine Produktwerbung
machen. Es gibt freie Software, die
-
verfügbar ist, in Grundschulen. Es gibt
ein Projekt, das hab ich vorhin beim Namen
-
auch genannt, die Caliope Mini, so ein
kleiner Mikrocontroller mit einer
-
Blocksprache. Es gibt aber auch von
Universitäten aus den USA, Scratch ist
-
sehr bekannt, da gibt es schon
Initiativen. In meinem Bundesland ist das
-
noch nicht das Thema, in anderen wird
daran gearbeitet. Es ist wohl schon Ziel
-
in Klassenstufe 3 zu schauen, dass ein
kleiner Kontakt mit einer
-
Programmiersprache spielerisch
stattfindet.
-
D: Ich kenne in Hamburg eine Grundschule,
die Medien, Technik und so weiter
-
tatsächlich in ihrem Curriculum verankert
hat. Das ist dann natürlich nur punktuell,
-
aber immerhin passiert da was an
verschiedenen Stellen.
-
H: Nummer 3 bitte.
Mikro 3: Wir haben ja nun bei 16
-
Bundesländern gefühlte 32 Lehrpläne.
Welcher davon ist denn jetzt aus eurer
-
Sicht am weitesten, was das ganze Thema
anbelangt?
-
H: Welches ist euer Lieblingsbundesland?
Gelächter
-
Mikro 3: Ja, so.
B: Das ist eine schwierige Frage. Man muss
-
dazu sagen, wir sind als Chaos macht
Schule zum einen dezentral organisiert,
-
zum anderen machen wir das nur in unserer
Freizeit. Es ist nicht so, dass wir alle
-
16 Bildungspläne, oder wie viele es auch
gibt, durchgearbeitet hätten, um das
-
beurteilen zu können. Das ist schwierig.
H: Und welcher ist von denen, die ihr
-
durch-
D: ... Baden-Württemberg z.B. rausgepickt
-
haben, weil das eben das erste Bundesland
war, das dieses Strategiepapier für sich
-
umgesetzt hat.
H: Und welcher ist von denen, die ihr
-
durchgearbeitet habt der beste?
S: Dann natürlich Baden-Württemberg, weil
-
wir haben uns den vor allem angeguckt.
Aber der ist ja auch nicht ganz sauber,
-
haben wir ja extra auch gesagt. Es gibt
wohl in allen von diesen Papieren, wenn
-
man reinguckt, gute Ansätze, aber auch
alle haben diese Verschiebung, weil es
-
eben vom KMK runtergeht, sozusagen. Der
Fehler pflanzt sich halt fort auf diesem
-
Medieneinsatz.
H: Die 7 bitte.
-
Mikro 7: Hallo, ich heiße Jonas, komme aus
Berlin. Ich studiere Informatik und
-
arbeite an der TU Berlin an dem
Schülerlabor. Ich habe dadurch viel
-
Kontakt von der 1. bis 13. Klasse,
teilweise zu den Berufsschulen und hab
-
selber durch mein Studium an der Uni viel
mit Didaktik zu tun. Egal wo man hinguckt,
-
überall gibt es Probleme was Geld angeht,
Personal, die fachliche Bildung vom
-
Personal, einmal das Fachliche, z.B.
Informatik oder die Didaktik. Es gibt
-
beständig Versprechungen, dass es besser
wird und das, so wie ich es mitbekommen
-
habe schon seit Jahren, aber es ändert
sich nichts. Es gibt Methoden, Flipped
-
Classroom, für Unis ideal geeignet-
H: Wird das eine Frage?
-
Mikro 7: Es wird eine Frage. Diese ganzen
Versprechungen, die da sind, werden immer
-
nicht eingehalten. Habt ihr das Gefühl, es
wird sich ändern oder es bleibt so?
-
D: Deswegen halten wir z.B. auch solche
Vorträge hier, vielleicht kommt es
-
irgendwo an! Liebe, liebe Politik,
schmeißt Geld auf die Bildung!
-
Applaus
H: Nummer 6.
-
Mikro 6: Ganz zu Beginn des Vortrags hieß
es, in vielen Fällen sei Schulunterricht
-
wie vor 30 Jahren. Leider ist es wohl so,
dass der Anteil der Schülerinnen und
-
Schüler, die die Schule verlassen und als
Analphabeten die Schule verlassen, zunimmt,
-
insofern hat sich da wohl schon etwas
geändert in der Schule. Da die
-
finanziellen und politischen Probleme der
letzten Jahrzehnte zeigen, dass wir hier
-
so schnell nichts lösen. Und, was auch
gerade im Vortrag vermittelt wurde,
-
Grundlagen - und es geht ja bei einer
allgemeinbildenden Schule häufig um
-
Grundlagen - häufig mit, ich sage mal,
klassischen Unterrichtsmethoden wie Stift,
-
Tafel und Papier gelöst werden können. Die
Frage: Gibt es vielleicht auch den
-
radikalen Ansatz, zu sagen, in
allgemeinbildenden Schulen komplett auf
-
den Computereinsatz zu verzichten, um
gerade die digitale Mündigkeit erfolgreich
-
vermitteln zu können und dann auch die
Probleme der sozialen und finanziellen
-
Ungleichheit gleich mit abzufedern?
B: Haben wir noch eine Stunde?
-
H: Nein.
S: Auf jeden Fall kann man sagen, es ist
-
kein Argument, dass man z.B. Technik
braucht, um Informatik zu unterrichten.
-
Man kann ein Netzwerk natürlich auch
spielerisch, man kann alles zeigen.
-
Absolut. Da müsste man wirklich in aller
Ruhe noch einmal auf die Inhalte schauen
-
und sehen, dass man wahrscheinlich einen
riesengroßen Anteil analog vermitteln
-
kann. Wobei natürlich die Kids die Geräte
nutzen und in soweit kann es auch da Sinn
-
machen, ihnen auch dazu Wissen an die Hand
zu geben. Weil sonst hängt es an den
-
Elternhäusern. Wir wissen, dass in
Deutschland ein Großteil der
-
Erfolgschangen in Bildung leider vom
Elternhaus abhängt. Das ist so ein
-
bisschen Bias, würde ich sagen. Das
generell auf Null zu fahren würde ich
-
persönlich jetzt auch nicht wollen.
B: Es gibt noch einen anderen Grund. Wir
-
stellen ja auch fest, dass Schüler, die
gehen ja mit dieser Technik privat um und
-
wenn das nicht auch in der Schule
thematisiert und hinterfragt wird, halten
-
wir das schon für kritisch. Weil die
Eltern meistens nicht das Umfeld bieten,
-
um einmal darüber nachzudenken, wie
kommuniziert man eigentlich mit WhatsApp
-
oder warum benutzt du bestimmte
Technologie auf welche Weise. Das heißt,
-
wenn man es komplett auf die private
Nutzung runterfahren würde und das
-
überhaupt nicht in der Schule
thematisieren würde, ich halte das für
-
problematisch.
H: Stellt sich raus, es gibt auch noch ein
-
Mikrophon mit der Nummer 2, da stehen die
Kameras vor aus meiner Perspektive. Ich
-
bitte um Verzeihung, bitteschön.
Mikro 2: Erst einmal vielen Dank für
-
diesen Überblick über die heutige
Situation. Ich habe eine simple Frage. Ich
-
hoffe, sie ist vielleicht auch simpel zu
beantworten für euch. Euer Motto ist ja
-
"tuwat". Was kann man denn als Einzelner
tun, effektiv tun? Sagt einfach mal, was
-
eure Ideen dazu sind.
Applaus
-
B: Wir haben, wie Dorina schon meinte,
wenn ihr vielleicht selbst Kinder habt,
-
setzt euch mal auf dem Elternabend dafür
ein, dass da etwas vorangetrieben wird,
-
dass da bestimmte Themen einfach einmal
auf den Tisch kommen. Das kann man ja auch
-
erstmal mit Eltern diskutieren, die haben
ja auch sehr viele Sachen nicht auf dem
-
Schirm. Dadurch kommen die natürlich
idealerweise bei den Kindern an. Man kann
-
auch, das haben auch schon Eltern gemacht,
völlig frei vom "Chaos macht
-
Schule"-Kontext, dass die gesagt haben,
der Papa ist Informatiker, der kennt sich
-
da aus, oder die Mutter. Dann geht die
einfach mal für eine Doppelstunde in die
-
Schule und spricht einmal ein bisschen mit
den Schülern, wenn die anderen Lehrer an
-
der Schule das nicht können. Und man kann
sich natürlich überall in öffentliche
-
Diskussionen einmischen. Es gibt ja
durchaus noch andere Orte, an denen über
-
Bildungspolitik diskutiert wird. Das sind
so ein paar Ansätze, die mir spontan
-
einfallen.
S: Ich würde auch noch ergänzen-
-
B: Na klar, immer!
S: Wir haben eine unserer Forderungen, ich
-
glaube, es war die 5. von 5.,
außerschulische Lernorte, Experten
-
hinzuziehen, hier sitzen ja auch ganz
viele Menschen, oder auf dem Kongress sind
-
ganz viele Leute, die sich wirklich gut
auskennen. Sei es im "Chaos macht
-
Schule"-Kontext, sei es von Jugend Hackt,
dass man einfach einmal rausgeht und
-
vielleicht einmal in den Makerspace geht
und sich das anschaut. Das mit
-
Schulklassen zu machen, die noch nie einen
3D-Drucker gesehen haben ist das auch
-
schon total großartig für die Kids. Oder
einmal ein Bisschen etwas zu löten. Auch
-
das ist noch eine Möglichkeit, dass man
über die Elternschaft einen Ausflug
-
organisiert und halt nicht ins Schwimmbad
geht.
-
D: Ja, oder sich tatsächlich eine der
Initiativen, die es so gibt, rausgucken.
-
Es gibt uns, aber es gibt auch Jugend
Hackt und viele andere. Mal gucken, aus
-
welcher Gegend du kommst, und schauen, wo
du da dich an solche Initiativen
-
anschließen kannst. Das ist ja auch oft
einfacher, als aus dem eigenen... komplett
-
eigeninitiativ zu sagen, ich mache jetzt
etwas.
-
S: Noch unsere Mailingliste,
schule@lists.ccc.de, ist ja auch
-
angeführt, sowas auch einfach mal fragen,
weil es eben, wie Dorina meine, einen
-
regionalen Kontext gibt, und vielleicht
kennen wir den und können dann weiter
-
vermitteln oder selbst sagen, hier ist ein Erfa
und da ist Chaos macht Schule
-
aktiv.
H: Wir werden vermutlich nicht mehr alle
-
Fragen beantwortet kriegen, aber immerhin
die von Mikro 5.
-
D: Fantastisch.
Mikro 5: Hallo?
-
H: Lauter.
Mikro 5: Hallo? Ja, jetzt. Hi, ich mache
-
es ganz kurz. Mein Thema ist Bandbreite.
Ich darf die digitale Mündigkeit in
-
Schulen und Jugendeinrichtungen
unterstützen und begleiten, und wir stoßen
-
an die Mauer Bandbreite. 16 MBit in
Berlin, das ist im Rahmenvertrag geregelt,
-
da hilft die beste Tablet-Klasse nichts,
weil man kommt nicht ins Internet mehr.
-
Habt ihr da Erfahrungen, auch im Umgang
mit der Bildungspolitik, wir beißen uns da
-
gerade die Zähne aus.
D: Da beißen sich viele die Zähne aus.
-
Also, ich... Nein, wir haben kein Rezept,
das man aus der Tasche ziehen kann. Aber
-
meine Hoffnung, oder unsere Hoffnung ist
auch, je mehr Leute schreien, desto eher
-
passiert was... Hoffe ich.
S: [Mikro aus] wahrscheinlich machen, mit
-
dem Vectoring, also wir haben einfach in
unserem Land eine Technologie, die so
-
vielleicht begrenzt ist und diesen
Flaschenhals Bandbreite irgendwann auch zu
-
macht. Ich glaube, bei 100 MBit oder so.
Und auch das reicht ja nicht aus für eine
-
große Schule. Also, da ist einfach ein
riesiges Ding... Dafür waren hauptsächlich
-
die Wanka-Milliarden, meine ich, gedacht.
Und die Kommunen versuchen da auch, aktiv
-
zu werden, dabei gibt es auch so
gesetzliche Bestimmungen, je nachdem, ob
-
ein privater Anbieter am Markt ist, und so
weiter. Das ist einfach hoch komplex,
-
insoweit würden wir - müssen wir den Ball
da woanders hinspielen. Aber klar ist,
-
dass vor allem deswegen vielleicht auf
digitale Mündigkeit auch ein bisschen mehr
-
geguckt wird, da braucht man nicht immer
zwingend ständig Internet dafür.
-
H: Apropos Internet, was fragt das
Internet?
-
Signal Angel: Das Internet fragt, genauer
Donald fragt, gibt es positive Zeichen aus
-
anderen Ländern, was die Digitalisierung
der Schule, sowie die Vermittlung von
-
digitalem Wissen angeht? Oder einfach nur
primitiv gefragt, sind wir zu langsam oder
-
in guter Gesellschaft?
S: Also, bandbreitentechnisch sind wir
-
ultra-langsam, das wissen wahrscheinlich
auch einige hier im Raum, da sind wir
-
schonmal sehr, sehr langsam. Und, genau,
ich habe vorhin schon per Zuruf hier
-
Skandinavien gesagt bekommen, das greife
ich gerne auf. Also, ich persönlich habe
-
einen Freund in Finnland, mit dem habe ich
darüber öfter oder länger mal gesprochen.
-
Und das finnische Bildungssystem, da gibt
es auch einen ganz interessanten Trailer
-
vom Bildungsministerium, das mal zu gucken
ist schon irgendwie anders. Also, wir
-
lassen uns da auch ein Stück weit wohl
abhängen, würde ich ins Internet rufen.
-
D: Ich möchte noch kurz auf die Keynote
heute verweisen, wo Wau Holland zitiert
-
wurde, der 1999, glaube ich, sagte, dass
1984 es schon in britischen Grundschulen
-
Computerunterricht gab. Ich weiß nicht,
wie es da heute ist, aber es gibt da auch
-
andere Beispiele als bei uns.
H: Ok, letzte Frage, Mikro 1.
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Mikro 1: Die Forderung nach
Medienkompetenz, Technikkompetenz, ist ja
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ganz großartig, aber wenn sie aus der
Politik oder aus der Wirtschaft kommt, ist
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es manchmal auch ein bisschen Abtreten von
Verantwortung. Es gibt fragwürdige
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Geschäftsmodelle, also müssen die
Schülerinnen am besten schon in der
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Schule erkennen, was ein fragwürdiges
Geschäftmodell ist. Anstatt zu überlegen,
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dass da vielleicht jemand so ein
Geschäftsmodell regulieren könnte. Das
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heißt, ich finde es unglaublich schwer,
solche Kompetenzen zu vermitteln, ich habe
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das auch schon gemacht, ohne gleichzeitig
im Subtext mitzuvermitteln: "Du bist auch
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die Person, die dafür verantwortlich ist
in unserer Gesellschaft.", statt
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vielleicht zu fragen, wer ist eigentlich
jemand anders. Und ich wollte einfach nur
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fragen, ob ihr da eine gute Strategie
habt, da nicht drauf reinzufallen, das
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irgendwie mitzuvermitteln.
B: Also, wichtig ist, erstmal überhaupt so
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ein Bewusstsein für das Problem zu
schaffen. Wir haben zum Beispiel, letztes
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Jahr haben wir einen "Chaos macht
Schule"-Talk hier gehalten, da hatten wir
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relativ viele Visualisierungen gezeigt,
die man mit Schülern mal - die man
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Schülern mal zeigen kann, an denen
überhaupt so komplexe technische Vorgänge
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mal visuell gemacht werden, dass sie
sofort verstanden werden. Und dann wundert
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man sich tatsächlich irgendwie, wie
schnell sich Schüler über die
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Vorratsdatenspeicherung oder andere Themen
wundern. Also, erstmal auf jeden Fall ein
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Problembewusstsein schaffen.
H: Ja, das wars, die Zeit ist um, tut mir
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leid für alle, die gewartet haben, noch
Fragen stellen zu können. Vielen Dank für
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den Vortrag, vielen Dank für die
Antworten, Steffen, Dorina, und Benni.
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Alle drei: Dankeschön!
Applaus
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