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35C3 - (Cyber-)Stalking: Wenn Grenzen verschwimmen

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    35C3 Vorspannmusik
  • 0:15 - 0:27
    Herald Angel: Ja unser nächster Talk hier
    in Dijkstra ist ein etwas heikles Thema.
  • 0:27 - 0:31
    Es geht um Cyber-Stalking und so heißt
    auch der Talk; wenn Grenzen verschwimmen.
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    Gehalten von Jan Kalbitzer, der ist
    Facharzt für Psychiatrie und
  • 0:36 - 0:39
    Psychotherapie hier an der Charité, oder
    nicht hier, aber ich komme aus Berlin,
  • 0:39 - 0:43
    deswegen sage ich hier in Berlin. Er
    forscht zum Thema Umgang mit technischem
  • 0:43 - 0:48
    Fortschritt und er hat ein Buch
    geschrieben das hat den Titel "Digitale
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    Paranoia". Seine Co-Referentin ist Korina
    Winter, sie arbeitet und forscht ebenfalls
  • 0:54 - 0:59
    an der Charité und ist Neuro-
    Wissenschaftlerin, die als Psychologin im
  • 0:59 - 1:03
    Bereich Forensik arbeitet. Bitte einen
    warmen Applaus für die beiden und hier
  • 1:03 - 1:06
    kommt euer Talk.
  • 1:06 - 1:18
    Applaus
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    Jan Kalbitzer (JK): Hallo. Wir sind Korina
    und Jan, und ich mache so ein bisschen die
  • 1:22 - 1:26
    Einführung, weil ich allgemein zum Thema
    forsche und das viel beobachte.
  • 1:26 - 1:29
    Grundsätzlich ist es so, dass Psychiater
    und Psychotherapeuten ihren Patienten
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    nicht in den sozialen Medien beobachten.
    Da wird man irre als Therapeut, und auch
  • 1:35 - 1:38
    als diejenigen, die zum Therapeuten gehen
    fühlt man sich vielleicht ein bisschen
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    verfolgt, wenn die auf einmal sagen: "Ja
    ich hab gelesen jetzt auf Facebook, da
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    haben sie wieder geschrieben kurze Pause
    das geht überhaupt nicht." Trotzdem lese
  • 1:45 - 1:49
    ich ganz viel auf Twitter und Facebook mit
    und guck, wie Dialoge da funktionieren,
  • 1:49 - 1:52
    wie Agressionen funktionieren. Ich habe
    lange versucht mich auf Twitter zu
  • 1:52 - 1:55
    streiten und es hat nie funktioniert. Ich
    war einmal in so einem richtig heftigen
  • 1:55 - 1:56
    internationalen Shitstorm, da habe ich
    dann ein Buch darüber geschrieben, weil
  • 1:56 - 2:03
    das eindrucksvoll war. Aber mir ist es nie
    gelungen mich selber auf Twitter zu
  • 2:03 - 2:08
    streiten, was ich faszinierend gefunden
    habe. Wir alle haben in unserem Beruf auch
  • 2:08 - 2:11
    mehr oder weniger Kontakt mit dem Thema
    Stalking, weil wir eine starke
  • 2:11 - 2:16
    Projektionsfläche sind als Therapeuten für
    Menschen, die mit uns umgehen. Auch selbst
  • 2:16 - 2:18
    die Erfahrung, wie grenzen wir uns ab? Wir
    arbeiten natürlich mit Menschen, die
  • 2:18 - 2:23
    Betroffene sind, aber wir arbeiten auch
    mit Menschen, die Ausführende sind. Und da
  • 2:23 - 2:25
    möchte ich jetzt ein paar einführende
    Worte zu sagen und dann wird Korina
  • 2:25 - 2:30
    fortsetzen, die sich sehr spezialisiert
    damit auseinandergesetzt hat. Zum ersten
  • 2:30 - 2:34
    möchte ich was zu unserem Verhältnis zur
    Psychiatrie sagen. Kennt jemand das
  • 2:34 - 2:42
    Rosenhan Experiment? Ah, wunderbar, eine
    Person. Hallo, hallo Tobias.
  • 2:42 - 2:47
    Lacht
    Sonst noch jemand? Das Rosenhan Experiment
  • 2:47 - 2:51
    wurde von David Rosenhan in den USA
    durchgeführt und war wegweisend für die
  • 2:51 - 2:55
    Psychiatrie, auch wenn es nachher
    kritisiert wurde von Robert Spitzer. Auch
  • 2:55 - 2:59
    ein Psychiater der Spitzer heißt, ein
    amerikanischer, sehr guter Psychiater.
  • 2:59 - 3:04
    David Rosenhan hat gezeigt, wie
    willkürlich psychiatrische Diagnosen sind.
  • 3:04 - 3:09
    Das möchte ich kurz erklären, um auch unser
    Verhältnis zur Psychiatrie ein bisschen darzustellen.
  • 3:09 - 3:14
    David Rosenhan war Psychologe, hat
    Forschung gemacht und hat Mitarbeiter von
  • 3:14 - 3:18
    sich in psychiatrische Kliniken geschickt,
    wo sie gesagt haben: Ich habe eine Stimme,
  • 3:18 - 3:26
    die zu mir gesagt hat - so Geräusche wie
    Bump oder Lea Hollow. Und nur in der
  • 3:26 - 3:31
    Aufnahme haben die diese Beschreibung
    abgegeben, wurden aufgenommen in
  • 3:31 - 3:33
    psychiatrische Kliniken, teilweise
    wochenlang behandelt, obwohl die sich
  • 3:33 - 3:37
    danach komplett normal verhalten haben.
    Sie saßen also da und am Anfang haben sie
  • 3:37 - 3:40
    sich heimlich Notizen gemacht für ihre
    Forschung. Aber irgendwann haben sie
  • 3:40 - 3:42
    gemerkt, sie werden eh nicht ernst
    genommen. Und haben sich als
  • 3:42 - 3:45
    Wissenschaftler auf die Station in
    psychiatrischen Kliniken gesetzt und
  • 3:45 - 3:49
    dokumentiert, wie das da alles abläuft und
    sind überhaupt nicht ernst genommen
  • 3:49 - 3:53
    worden. Also zum Beispiel hat einer der
    Probanden einen vorbeigehenden Therapeuten
  • 3:53 - 3:56
    gefragt: "Wann kann ich denn wieder
    rausgehen? Wann kriege ich denn Ausgangs-
  • 3:56 - 4:00
    Rechte?" Dann hat der Therapeut gesagt:
    "Hello Dave, how are you?" Und hat
  • 4:00 - 4:03
    überhaupt nicht darauf reagiert. Das
    heißt, die Probleme, die dabei gezeigt
  • 4:03 - 4:09
    wurden waren: Zum einen findet eine total
    willkürliche Diagnostik statt. Obwohl die
  • 4:09 - 4:13
    Leute wieder komplett die Zeichen der
    Normalität auch nach psychiatrischen
  • 4:13 - 4:17
    Kriterien zeigen. Und zum anderen ist es
    stark stigmatisierend. Wenn man einmal
  • 4:17 - 4:21
    diese Diagnose über geholfen bekommen hat,
    dann wird man anders behandelt. Und das
  • 4:21 - 4:28
    war sehr wegweisend. Es gab eine Klinik
    die hat damals gesagt: Uns wäre das nicht
  • 4:28 - 4:32
    passiert. Das ist so der besonders schöne
    Teil des Rosenhan Experiments. Weil David
  • 4:32 - 4:37
    Rosenhan dann gesagt hat, wir schicken
    euch, oder die meinten: "Schick uns deine
  • 4:37 - 4:41
    Schauspieler vorbei. Wir kriegen schon
    raus ob es Schauspieler sind oder nicht."
  • 4:41 - 4:44
    Bei 41 Leuten haben sie gesagt: "Wir sind
    uns ganz sicher." Und bei 42, 43 hatten
  • 4:44 - 4:46
    sie so einen Verdacht, dass es
    Schauspieler waren, in einem Zeitraum von
  • 4:46 - 4:49
    drei Monaten. Und dann hat Rosenhan
    nachher gesagt: "Ich habe euch niemanden
  • 4:49 - 4:51
    geschickt."
    Gelächter
  • 4:51 - 4:57
    Das heißt diese Spezialklinik, die meint:
    "Wir erkennen die Schauspieler". Die haben
  • 4:57 - 5:06
    im Prinzip 83, 84 Patienten als
    Schauspieler stigmatisiert.
  • 5:06 - 5:09
    Gelächter
    Und es gab damals sowieso eine Bewegung,
  • 5:09 - 5:14
    dass man versucht hat klare Kategorien für
    psychische Störungen zu schaffen. Das eine
  • 5:14 - 5:18
    waren so Versuche wie der von Rosenhan der
    gezeigt hat: Es ist völlig willkürlich.
  • 5:18 - 5:21
    Und das andere war, dass man immer mehr
    Forschung gemacht hat, die standardisiert
  • 5:21 - 5:25
    sein sollte. Und deswegen meinen die, wir
    brauchen klare Schubladen für psychische
  • 5:25 - 5:28
    Beschwerden. Und jetzt ist es so: Wenn man
    für einen bestimmten Zeitraum Symptome A,
  • 5:28 - 5:33
    B und C hat, zum Beispiel für zwei Wochen,
    für vier Wochen, dann kriegt man eine
  • 5:33 - 5:37
    Diagnose. Egal was davor oder danach
    passiert ist. Das ist also so: Wenn Sie
  • 5:37 - 5:41
    ein Riesen-Unglück erlebt haben oder ihr ein
    Riesen-Unglück erlebt habt - hier wird
  • 5:41 - 5:46
    sich ja allgemein geduzt - glaube ich.
    Wenn man ein Riesen-Unglück erlebt hat und
  • 5:46 - 5:50
    danach die Symptome einer Depression
    entwickelt, kriegt man die gleiche
  • 5:50 - 5:56
    Diagnose wie jemand, der sie aus dem blauen
    Himmel heraus entwickelt hat, die
  • 5:56 - 5:59
    Symptome. Das wird den Menschen nicht mehr
    gerecht. Das heißt, wir haben total
  • 5:59 - 6:07
    reproduzierbare Diagnosen. Aber sie sind
    nicht menschengerecht. Das ist unser
  • 6:07 - 6:10
    großes Problem der Psychiatrie und das
    sehen wir auch, dieses riesige Problem.
  • 6:10 - 6:16
    Und ich bin der Meinung, und das teilen
    wir auch, dass psychiatrische Diagnosen
  • 6:16 - 6:21
    dann wichtig sind, wenn sie Menschen vor
    Willkür schützen können. Es gibt
  • 6:21 - 6:24
    Therapeuten, die sitzen jahrelang allein
    in ihrer Praxis und es wäre ganz
  • 6:24 - 6:27
    fürchterlich, wenn sie sich wieder
    Diagnosen ausdenken wie es im Fall von
  • 6:27 - 6:30
    Rosenhan der Fall war. Also einfach sagen:
    "Du hast Krankheitsbild so-und-so und ich
  • 6:30 - 6:34
    denke mir die magische Therapie so-und-so
    für dich aus." Weil die Therapeuten als
  • 6:34 - 6:38
    Therapeuten eh schon eine große Macht
    haben. Da sind Diagnosen wichtig, und zur
  • 6:38 - 6:43
    Abrechnung mit Krankenkassen. Sie sind
    aber nicht gerechtfertigt, um Menschen zu
  • 6:43 - 6:48
    beurteilen oder auch zu stigmatisieren.
    Das allgemein vorweg zur Psychiatrie.
  • 6:48 - 6:57
    Jetzt ein paar allgemeine Worte zum Täter
    und Opfer Begriff. Wir versuchen diese
  • 6:57 - 7:05
    Begriffe zu vermeiden und sprechen
    deswegen von Ausführenden und Betroffenen.
  • 7:05 - 7:09
    Und manchmal lässt sich das ganz klar
    zeigen. Wenn es eine Person zum Beispiel
  • 7:09 - 7:12
    gibt, die von irgendwelchen anonymen
    Leuten gestalkt wird, die sie überhaupt
  • 7:12 - 7:17
    nicht kennt. Die sich Opfer aussuchen, zum
    Beispiel um Gewalt auszuüben. Reine
  • 7:17 - 7:20
    Gewaltausübung, um sich mächtiger zu
    fühlen oder weil man sich mickrig fühlt
  • 7:20 - 7:23
    und jemanden anderen noch schlechter
    machen will und sich dann besser fühlen
  • 7:23 - 7:30
    will. Da kann es ganz einseitig sein. Es
    gibt aber auch Fälle da ist es ein
  • 7:30 - 7:34
    Teufelskreis der sich gegenseitig
    verstärken kann. Was mit mangelnden
  • 7:34 - 7:38
    sozialen Fähigkeiten auf beiden Seiten zu
    tun haben kann. Ein großes Problem, was
  • 7:38 - 7:43
    wir zum Beispiel sehen, was in so einer
    gegenseitigen Dynamik stattfinden kann,
  • 7:43 - 7:47
    ist Ghosting. Wenn also eine Person eine
    andere ghostet und die andere Person,
  • 7:47 - 7:54
    jetzt wäre die Betroffene diejenige, die
    den Kontakt abbricht. Gosthing nennt man
  • 7:54 - 7:58
    das ja, man reagiert nicht mehr auf
    Nachrichten von jemand anderem. Wenn man
  • 7:58 - 8:02
    zum Beispiel vorher ein Paar war und die
    Betroffene traut sich nicht zu sagen: "Ich
  • 8:02 - 8:06
    will dich nicht mehr sehen" und ghostet
    einfach und die ausführende Person nimmt
  • 8:06 - 8:11
    sich gar nicht als Stalker oder Stalkerin
    wahr, sondern versucht einfach nur eine
  • 8:11 - 8:14
    Klärung herbeizuführen und schreibt immer
    intensivere und immer wütendere Nachrichten
  • 8:14 - 8:17
    und irgendwann wird es immer
    unverschämter. Und das steigert sich dann
  • 8:17 - 8:20
    rein, weil auf der Seite der Betroffenen
    dann vielleicht das Umfeld reagiert und
  • 8:20 - 8:23
    sagt: "Was ist denn mit dir los." Und das
    wird nicht aufgelöst, das hat viel mit
  • 8:23 - 8:28
    sozialer Kompetenz zu tun, die nicht
    ausreichend vorhanden ist. Wo sich damit
  • 8:28 - 8:31
    gegenseitig verstärken kann und es ist
    wichtig, das zu benennen. Ich werde auch
  • 8:31 - 8:36
    nochmal sagen warum. Weil es wichtig ist
    zu fragen, wie wir den Konflikt am besten
  • 8:36 - 8:49
    lösen können. Wenn wir jetzt eine Person
    haben, die eine andere stalkt, dann ist
  • 8:49 - 8:54
    ein ganz wichtiger Aspekt, der bei all
    diesen Problemen viel zu kurz kommt, dass
  • 8:54 - 8:57
    so Probleme nur von Gemeinschaften gelöst
    werden können. Tobias sitzt hier, der hat
  • 8:57 - 9:02
    mir als Philosoph beigebracht, dass
    Datenschutz auch eine Gemeinschaftsaufgabe
  • 9:02 - 9:05
    ist. Es ist ganz schwer Datenschutz allein
    zu lösen, und bei Stalking ist das
  • 9:05 - 9:12
    genauso. Das ist ganz schwer zu sagen. Ich
    werde gestalkt, ich bin betroffene Person
  • 9:12 - 9:15
    und dann als Therapeut hinzugehen und zu
    sagen: "Mach das und das, und dann wird
  • 9:15 - 9:17
    das schon wieder." Das ist eine
    Gemeinschaftsaufgabe, das musst du den
  • 9:17 - 9:21
    Menschen im Umfeld dieser Person auch
    sagen. Das heißt, wenn man sieht, jemand
  • 9:21 - 9:24
    um mich herum ist betroffen, ist es
    wichtig zu sagen: Was ist da los, wie geht
  • 9:24 - 9:34
    es dir damit, was passiert da, wie kann
    ich dir helfen? Es ist aber genauso
  • 9:34 - 9:39
    wichtig, dass auch die Menschen um die
    ausführende Person heraus reagieren. Also
  • 9:39 - 9:43
    in einer Gemeinschaft. Oft entsteht
    Stalking aus zum Beispiel Paarbeziehungen,
  • 9:43 - 9:46
    aus Trennungen heraus. Und dann ist es
    ganz wichtig, dass auch das Umfeld der
  • 9:46 - 9:51
    ausführenden Person darauf reagiert. Also
    wenn man jemanden erlebt und merkt, der
  • 9:51 - 9:54
    geht immer aggressiver auf Twitter auf
    jemand anderen, oder schreibt da so
  • 9:54 - 9:56
    Nachrichten, dann ist es wichtig zu sagen:
    "Was ist denn eigentlich mit dir los, was
  • 9:56 - 9:59
    machst denn du da gerade?" Es ist sehr
    wichtig, dabei nicht gleich in diese
  • 9:59 - 10:02
    Opfer/Täter Unterscheidung zu gehen,
    gerade wenn man mit der Person befreundet
  • 10:02 - 10:06
    ist, die ausführend ist, sondern zu sagen:
    "Was ist mit dir los? Was machst du da
  • 10:06 - 10:10
    gerade?", um diese defensive Haltung zu
    vermeiden. Das Problem der defensiven
  • 10:10 - 10:17
    Haltung ist nämlich: Natürlich wird es so
    sein, dass auch um die ausführende Person
  • 10:17 - 10:21
    herum einige sind, die sehen, das ist ein
    Verhalten, das nicht in Ordnung ist. Da
  • 10:21 - 10:25
    muss man darauf reagieren. Es gibt aber
    immer auch Verbündete. Und mittlerweile
  • 10:25 - 10:28
    gibt es, das werden gerade hier im Raum
    einige wissen, es gibt mittlerweile
  • 10:28 - 10:31
    Gruppen, die aus Anonymität heraus sowas
    richtig betreiben und Personen
  • 10:31 - 10:35
    kaputtmachen. Auf Twitter gibt es das
    immer wieder, dass dann gesagt wird "die
  • 10:35 - 10:39
    und die", häufig sind es Frauen, "die und
    die Frau ist zu selbstgerecht, die wird
  • 10:39 - 10:44
    jetzt fertiggemacht". Da gibt es so etwas
    nicht, aber wenn es so eine Paarbeziehung
  • 10:44 - 10:48
    heraus entsteht, dann gibt es auf der
    Seite des Ausführenden immer beide Seiten.
  • 10:48 - 10:52
    Das ist ganz wichtig in so einer
    Situation, nicht gleich mit dem Ausschluss
  • 10:52 - 10:58
    aus der sozialen Gemeinschaft zu reagieren
    oder zu drohen. Das große Problem ist
  • 10:58 - 11:02
    nämlich, dass wir in unserer Gesellschaft
    gerade große Umbruchzeiten haben, in der
  • 11:02 - 11:09
    sich gesellschaftliche Werte verändern.
    Und wenn wir auf Verstöße gegen die Werte,
  • 11:09 - 11:13
    die sich gerade entwickeln immer damit
    reagieren, dass wir jemanden verstoßen
  • 11:13 - 11:17
    oder sagen "Du musst dich schämen". Scham
    ist eine der schlimmsten Sanktionsmittel,
  • 11:17 - 11:22
    wenn man jemanden dazu bringt, sich
    schämen zu müssen, dann schafft man eine
  • 11:22 - 11:26
    Grenze zu der Gemeinschaft und stößt die
    Person möglicherweise aus. Wenn man eine
  • 11:26 - 11:32
    Person aus der Gemeinschaft ausstößt,
    führt das dazu, dass sich einige von der
  • 11:32 - 11:37
    Person trennen mögen und sagen mögen "Wenn
    du so etwas machst, wenn du Stalker bist,
  • 11:37 - 11:40
    dann wollen wir nicht mehr auf deiner
    Seite sein". Das führt aber auch dazu dass
  • 11:40 - 11:44
    sich andere verbünden und Gruppen
    entstehen, außerhalb der Gemeinschaft, die
  • 11:44 - 11:48
    immer größer werden. Das erleben wir
    politisch auch gerade, dass Menschen die
  • 11:48 - 11:51
    nach dem Mehrheitsbild in unserer
    Gesellschaft sich total daneben benehmen
  • 11:51 - 11:55
    einfach eine Gruppe bilden, außerhalb der
    Mehrheitsgesellschaft, wo man sich
  • 11:55 - 11:58
    mittlerweile wunderbar wohlfühlen kann.
    Die 15 Prozent, die nicht mehr mitmachen
  • 11:58 - 12:03
    wollen bei dem, was die Mehrheit für gute
    Werte hält, die fühlen sich in ihrer Blase
  • 12:03 - 12:07
    wunderbar wohl, wenn sie groß genug dafür
    geworden ist. Das Dramatische ist aber,
  • 12:07 - 12:11
    dass die Sanktionsmittel, die wir
    anwenden, nicht mehr wirken. Nämlich
  • 12:11 - 12:14
    einmal positive Zuwendung, wenn man
    jemandem sagt "Pass auf, du benimmst dich
  • 12:14 - 12:20
    daneben, aber wenn du dich besser benimmst, dann
    kriegst du positive Rückmeldung von uns".
  • 12:20 - 12:24
    Aber auch die negativen Sanktionsmittel
    wirken bei so Leuten, die man aus der
  • 12:24 - 12:27
    Gemeinschaft ausstößt, nicht mehr. Das
    heißt, wenn man ihnen droht und sagt:
  • 12:27 - 12:30
    "Wenn du dich so benimmst...", was macht
    man denn dann eigentlich? Weil das Problem
  • 12:30 - 12:36
    ist, dass aus der Gemeinschaft Verstoßene
    die man sehr hart in diese reine
  • 12:36 - 12:41
    Täterrolle, die reine ausübende Rolle,
    gedrängt hat, irgendwann toxisch werden.
  • 12:41 - 12:44
    Wenn sie nihilistisch werden, wenn sie
    zynisch werden und verbittert werden, dann
  • 12:44 - 12:48
    kann man nicht mehr mit ihnen reden. Es
    gibt Situationen, da muss man reagieren.
  • 12:48 - 12:52
    Da muss man Menschen ausschließen aus der
    Gemeinschaft. Da muss man es mit den
  • 12:52 - 12:56
    härtesten Sanktionen, die uns sozial zur
    Verfügung stehen strafen für das was sie
  • 12:56 - 13:03
    tun, das ist außer Frage. Mein Anliegen
    ist nur jetzt in der Einleitung dieser
  • 13:03 - 13:06
    genaueren Darstellung zum Stalking, dass
    wir immer wieder darüber nachdenken, dass
  • 13:06 - 13:10
    wir diese Mittel die wir anwenden, die
    Sanktionen wohl dosiert anwenden, damit
  • 13:10 - 13:13
    sie nicht stumpf werden, dann wenn wir sie
    wirklich brauchen. Und ob es nicht
  • 13:13 - 13:17
    vielleicht besser ist, auf der Seite
    außerhalb der Gemeinschaft, wo die
  • 13:17 - 13:23
    Menschen stehen, die verbittert sind und
    Hass verbreiten, bei denen eh alles egal
  • 13:23 - 13:27
    ist, nur 4,9 Prozent der Bevölkerung
    stehen und nicht mehr 15.
  • 13:27 - 13:32
    Verhaltener Applaus
    JK: So, noch ein paar kleine Worte zur
  • 13:32 - 13:44
    Unterstützung - dankeschön. Ich möchte
    abschließend was dazu sagen, wie man sich
  • 13:44 - 13:47
    Hilfe sucht, in und außerhalb des Systems.
    Wie man gute Therapeuten erkennt, aber
  • 13:47 - 13:50
    auch gute Helfende außerhalb des
    psychiatrischen Systems. Ich finde es
  • 13:50 - 13:55
    absolut in Ordnung, nicht zum Psychiater
    oder Therapeuten gehen zu wollen, weil man
  • 13:55 - 13:58
    die Denke von Therapeuten nicht mag. Ich
    glaube auch dass wir Therapeuten ein
  • 13:58 - 14:02
    bisschen übergriffig geworden sind im
    psychiatrischen System. Es gab viele
  • 14:02 - 14:05
    Probleme, die früher in der Familie
    behandelt wurden, mit denen man zum
  • 14:05 - 14:10
    Pfarrer gegangen ist oder die einfach auch
    keine Krankheiten waren, sondern ein
  • 14:10 - 14:13
    Gemeinschaftsproblem, die jetzt
    individualisiert, privatisiert werden und
  • 14:13 - 14:17
    dann muss man alleine als der oder die
    betroffene Person mit so einer Krankheit
  • 14:17 - 14:20
    zum Therapeuten gehen. Das halte ich für
    falsch. Ich glaube, das sollte man auch
  • 14:20 - 14:25
    nicht immer tun. Aber wenn man sich
    Unterstützung sucht, sollte man aus meiner
  • 14:25 - 14:30
    Sicht zwei wichtige Kriterien beachten.
    Beim Thema "Stalking" ist es wichtig, dass
  • 14:30 - 14:33
    man, wenn man sich Hilfe sucht, dass man
    zu jemandem geht, der außerhalb dieser
  • 14:33 - 14:38
    Schemata denkt: "Opfer", "Täter". Wenn Sie
    also zu jemandem gehen, der sagt: "Wir
  • 14:38 - 14:43
    reden gar nicht mit Tätern", dann kann das
    ein Problem werden, weil in komplexen
  • 14:43 - 14:46
    Fällen manchmal beide Seiten dazu
    beigetragen haben, aber auch, weil sich
  • 14:46 - 14:49
    das Problem nicht lösen lässt. Wie ist
    denn das zum Beispiel, wenn Sie betroffen
  • 14:49 - 14:53
    sind und merken nach einer Weile:
    Eigentlich würde ich gerne einen
  • 14:53 - 14:57
    Mediationsversuch starten, darüber reden
    und sie haben eine harte Schema-Denke. Es
  • 14:57 - 15:01
    ist wichtig, dass Sie Therapeuten haben,
    die genug Abstand haben, um als
  • 15:01 - 15:03
    Außenstehende denken zu können. Das heißt
    nicht, dass sie nicht parteiisch sein
  • 15:03 - 15:07
    sollen und sie unterstützen. Sie müssen in
    der Lage sein, außerhalb des Schemas
  • 15:07 - 15:09
    denken zu können. Und das andere, was ich
    ganz wichtig finde, was ich immer wieder
  • 15:09 - 15:14
    merke in Communities, die diese Strukturen
    selbst aufbauen, ist, dass Helfer nicht
  • 15:14 - 15:18
    emotional involviert sein sollten. Wenn
    Sie Gruppen haben, wo die Helfer selbst
  • 15:18 - 15:21
    sich wahnsinnig aufregen, wahnsinnig
    emotional dabei sind, wenn sie jemandem
  • 15:21 - 15:25
    helfen, der ein Problem hat, dann kann das
    zum Problem werden für die, denen geholfen
  • 15:25 - 15:29
    wird. Zum einen, weil die Helfer nicht
    mehr rational denken und zum anderen, weil
  • 15:29 - 15:32
    sich die Menschen, die sich als Helfer
    aufregen, auch sehr schnell verbrauchen.
  • 15:32 - 15:37
    Wenn man zu viel Empathie hat, kann man
    nicht gut helfen. Das mag widersprüchlich
  • 15:37 - 15:40
    erscheinen, aber wenn man alles mitspürt,
    was die Menschen, denen man helfen will
  • 15:40 - 15:46
    erleben, dann macht einen das relativ
    schnell fertig. Die andere Gefahr ist
  • 15:46 - 15:49
    natürlich dieses Helfersyndrom. Viele
    werden diesen Ausdruck kennen. Und das
  • 15:49 - 15:54
    Helfersyndrom hat das große Problem: Wenn
    Leute privat immer gerne und viel helfen
  • 15:54 - 15:58
    und sehr emotional dabei sind, kann es
    sein, dass sie abhängig sind vom Helfen,
  • 15:58 - 16:02
    co-abhängig. Das große Problem der Co-
    Abhängigkeit des Helfersyndroms ist, wenn
  • 16:02 - 16:07
    Sie Helfende haben, zum Beispiel im
    Internet, in der Community, die nicht in
  • 16:07 - 16:11
    klassischen Strukturen sind, wie wir das
    sind, die das total brauchen zu helfen,
  • 16:11 - 16:16
    dann brauchen die auch das Problem.
    Jemand, der ein Helfersyndrom hat, der
  • 16:16 - 16:21
    braucht, dass die betroffene Person weiter
    ein Problem hat, um weiter helfen zu
  • 16:21 - 16:24
    können. Deswegen ist es manchmal schwerer,
    mit Menschen, die sehr abhängig vom Helfen
  • 16:24 - 16:28
    sind, da rauszukommen. Das wären für mich
    zwei wichtige Ratschläge, wie man in- und
  • 16:28 - 16:31
    außerhalb der Community - das haben auch
    Therapeuten. Man merkt das auch bei
  • 16:31 - 16:34
    Therapeuten, wenn die das haben. Das wären
    meine wichtigen Ratschläge für
  • 16:34 - 16:40
    Unterstützungssysteme. Damit würde ich
    jetzt abgeben an dich.
  • 16:40 - 16:45
    Korina Winter (KW): Danke. Genau. Ich
    möchte zunächst beginnen mit einer
  • 16:45 - 16:49
    Definition. Wir haben jetzt ja schon sehr
    viel gehört. Das Wort "Stalking" ist sehr
  • 16:49 - 16:53
    oft gefallen. Ich möchte kurz darauf
    eingehen, was es bedeutet und woher es
  • 16:53 - 17:00
    kommt. Das Wort "Stalking" kommt, wie man
    schon hört, aus dem Englischsprachigen. Es
  • 17:00 - 17:09
    kam erstmalig um die 1980er Jahre vor und
    wurde primär zunächst übersetzt mit "auf
  • 17:09 - 17:15
    die Pirsch gehen", so aus der
    Jägersprache. Es wurde gerade in den
  • 17:15 - 17:23
    1980ern, 1990ern benutzt für Fans, die
    ihre Idole sozusagen nachgestellt haben,
  • 17:23 - 17:28
    bedroht haben, verfolgt haben und daraus
    kam dann dieser Terminus, der dann auch
  • 17:28 - 17:32
    immer mehr in den deutschsprachigen Raum
    kam. Bei uns sieht man - im
  • 17:32 - 17:36
    deutschsprachigen Raum, sage ich jetzt
    dazu - kam das Phänomen des Stalkings auch
  • 17:36 - 17:41
    in der Gesetzgebung erst in den Jahren
    2007, 2008 zu tragen, auch mit dem
  • 17:41 - 17:45
    entsprechenden Paragrafen. Und wenn man
    sich es ansieht, Stalking ist kein
  • 17:45 - 17:52
    Phänomen der Neuzeit. Wir finden schon
    selbst bei den alten Griechen Beispiele
  • 17:52 - 17:58
    für Stalking-Verhalten, bei Ovids
    Metamorphosen bis hin zu Orion, sodass das
  • 17:58 - 18:03
    gerade auch medial noch mal in den 90er
    Jahren mehr in den öffentlichen Fokus kam.
  • 18:03 - 18:08
    Wenn man jetzt im deutschsprachigen Raum
    sieht: Die erste Definition, die ich jetzt
  • 18:08 - 18:21
    fand, auch im wissenschaftlichen Kontext,
    war von Dreßing und Gass, 2002, vor der
  • 18:21 - 18:26
    Gesetzesnovelle 2007-2008 und wurde
    definiert - ich würde es mir erlauben, mal
  • 18:26 - 18:31
    vorzulesen: "... als ein Verhaltensmuster,
    bei dem der Stalker einen anderen Menschen
  • 18:31 - 18:34
    verfolgt und belästigt, häufig auch
    bedroht, unter Umständen auch körperlich
  • 18:34 - 18:38
    attackiert und in seltenen Fällen sogar
    tötet. Der oder die Betroffene fühlt sich
  • 18:38 - 18:42
    durch diese Verhaltensweise bedrängt und
    in Angst versetzt." Über die Jahre hinweg
  • 18:42 - 18:46
    - der Begriff stammt ja aus der Definition
    von 2002 - hat man noch, unterschiedlich
  • 18:46 - 18:50
    von den Autoren her, zusätzliche Kriterien
    eingeführt. Da wir viele deutschsprachige
  • 18:50 - 18:55
    Studien hier zitieren, wollte ich das kurz
    noch mal anführen. In der Forschung geht
  • 18:55 - 18:59
    es vor allem um das Zeitkriterium. Manche
    Autoren sagen: "Zwei Wochen", manche
  • 18:59 - 19:07
    sagen: "längere Woche", das ist eine reine
    Forschungsfrage, ab wann man das in großen
  • 19:07 - 19:10
    Studien, also welche Kriterien man
    einschließt, das nur formal hinzufügend.
  • 19:10 - 19:14
    Und dann zur nächsten Definition, aber
    dann kommen keine Definitionen mehr.
  • 19:14 - 19:18
    Cyberstalking, da hören wir im Anschluss
    ja auch noch einen Vortrag. Ganz kurz,
  • 19:18 - 19:25
    damit wir alle wissen, worum es geht:
    Cyberstalking wird ja auch gerade in den
  • 19:25 - 19:29
    Medien auch sehr diskutiert, auch
    gesellschaftlich. Die wissenschaftliche
  • 19:29 - 19:35
    Datenbasis hingegen ist sehr, sehr mau
    sozusagen. Es gibt kaum Studien dazu, vor
  • 19:35 - 19:40
    allem auch keine großen epidemiologischen
    Studien. Was wir aber sagen können ist
  • 19:40 - 19:45
    nach Definition von Dressing auch wieder
    et al. "Cyberstalking bezeichnet die
  • 19:45 - 19:48
    absichtliche, wiederholte und unerwünschte
    Kontaktaufnahme durch computerbasierte
  • 19:48 - 19:53
    Kommunikationstechniken, oder die über diese
    Techniken stattfindende
  • 19:53 - 19:58
    Verunglimpfung,
    Bloßstellung oder Bedrohung. Ein
  • 19:58 - 20:02
    wesentliches Definitionsmerkmal ist eben
    auch, dass diese Aktion Angst auslöst."
  • 20:02 - 20:09
    Genau. Wichtig ist dabei, wie wir dann auch
    nochmal später sehen werden, Cyberstalking
  • 20:09 - 20:14
    ist nicht eine eigene Entität, sondern ist
    ein Teil bei den meisten zum Stalking
  • 20:14 - 20:20
    dazuzählend, weil in den meisten Fällen
    beides vorkommt. Also es gibt also es gibt
  • 20:20 - 20:25
    es gibt wenig Stalkingfälle, wo keine
    Cyber-Techniken zur Anwendung kommen.
  • 20:25 - 20:30
    Darauf kommen wir nochmal später.
    Wo ich kurz nochmal vorstellen möchte über
  • 20:30 - 20:35
    die Epidemiologie, das heißt, wie weit
    verbreitet ist Stalking eigentlich. Die
  • 20:35 - 20:40
    ersten epidemiologischen Studien gab es in
    Deutschland 2005. Ich habe hier eine
  • 20:40 - 20:46
    aktuelle von Hellman und Kliem das ist
    eine repräsentative Studie. Und da geht es
  • 20:46 - 20:50
    darum, wie weit ist sozusagen Stalking in
    Deutschland verbreitet und wie hoch ist
  • 20:50 - 20:56
    die Lebensprävalenz. Bei Frauen ist die
    Lebensprävalenz bei 19,8 Prozent, in der
  • 20:56 - 21:01
    Allgemeinbevölkerung, Männer 11,6 Prozent
    Lebenszeitprävalenz. Bei Frauen kommt
  • 21:01 - 21:05
    hinzu, dass zum Beispiel Faktoren wie
    aktuelle Beziehungsstatus, ob man alleine
  • 21:05 - 21:09
    wohnt oder in einer WG oder gemeinsam
    nochmal die Lebenszeitprävalenz ansteigen
  • 21:09 - 21:19
    kann bis zu 32 Prozent. Genau. Das
    Spannende auch bei dieser Studie war: sie
  • 21:19 - 21:25
    versucht haben herauszufinden, wer sind die
    Stalking-Ausführenden. Sind es immer nur
  • 21:25 - 21:32
    Männer, sind es Frauen, die Personen
    die betroffen worden von Stalking sind
  • 21:32 - 21:36
    diesbezüglich befragt worden. Und es kam
    heraus bei den Frauen also insgesamt von
  • 21:36 - 21:43
    der ganzen Studie waren 64,6 Prozent der
    Stalking-Betroffenen Frauen. Da, wenn man
  • 21:43 - 21:49
    sich weiter unten ansieht, die Stalking-
    Ausführenden waren in dem Fall zu 60,2
  • 21:49 - 21:54
    Prozent männlich, hingegen 4,4 Prozent
    Frauen, hingegen bei Stalking betroffenen
  • 21:54 - 22:00
    Männern, das waren in der Gesamtsumme 35,4
    Prozent, dreht sich das sozusagen und hier
  • 22:00 - 22:08
    stellen Frauen die Mehrheit und zwar mit
    23,5 Prozent. Soweit dazu. Genau. Und wie
  • 22:08 - 22:13
    schon erwähnt zu Cyber-Stalking gibt's
    aktuell noch keine großen repräsentativen
  • 22:13 - 22:19
    epidemiologischen Studien. Aber was wir
    wissen, nächste Folie bitte, wenn es um
  • 22:19 - 22:24
    die Formen des Stalkings geht, wie ich
    schon erwähnt habe, wurde früher klassisch
  • 22:24 - 22:30
    unterschieden zwischen dem traditionellen
    Stalking, das umfasst telefonische Anrufe,
  • 22:30 - 22:37
    also ungewollte telefonische Anrufe, SMS
    auch und persönliches Aufsuchen und
  • 22:37 - 22:42
    unerwünschtes persönliches Aufsuchen,
    Pakete schicken et cetera. Cyber-Stalking,
  • 22:42 - 22:47
    wenn man sich die paar Studien, die es gibt
    dazu ansieht, geht es vor allem häufig um
  • 22:47 - 22:52
    die Kontaktaufnahme bei Social Media, aber
    auch Chat, also Instant Messenger, E-Mail
  • 22:52 - 22:59
    oder Blogs. Wenn man sich jetzt aber auch
    ansieht, also was sind so, wie sieht´s
  • 22:59 - 23:02
    konkret die Stalking- Episoden aus,
    dann sieht man, dass die meisten
  • 23:02 - 23:06
    Ausführenden beide Modi benutzen, das
    heißt sogenanntes traditionelles Stalking
  • 23:06 - 23:12
    und Techniken sozusagen neue Techniken
    Cyber-Stalking. Genau. Und grad als
  • 23:12 - 23:18
    Psychologin fragt man sich, oder auch ihr
    wahrscheinlich, ... da sein, warum stalken
  • 23:18 - 23:23
    Menschen überhaupt und für uns ist diese
    Frage vor allem wichtiger im
  • 23:23 - 23:27
    beruflichen Kontext, warum wir sie stellen
    und auch Forschung dazu betreiben, wir
  • 23:27 - 23:30
    können gern schon die nächste Folie
    machen, danke, ist sozusagen die Motive
  • 23:30 - 23:34
    herauszufinden, um das zu verstehen. Das
    Wichtige ist, warum wollen wir es
  • 23:34 - 23:37
    überhaupt verstehen. Es geht darum
    sozusagen, Stalking-Betroffene, aber auch
  • 23:37 - 23:42
    Ausführenden zu helfen, ihnen auch ein
    Angebot machen zu können und hierzu müssen
  • 23:42 - 23:46
    wir verstehen, warum stalken Menschen und
    vor allem auf welche Art und Weise, was sind
  • 23:46 - 23:53
    die dahinter liegenden Motive und was noch
    zusätzlich herauskommt, neben natürlich
  • 23:53 - 23:57
    auch Hilfsangeboten, ist auch, was wir
    dann auch später sehen werden, eine
  • 23:57 - 24:04
    wichtige Domäne auch die Risikoanalyse. Es
    geht ganz konkret, besteht Gefahr für
  • 24:04 - 24:09
    Betroffene oder auch für Drittpersonen.
    Genau. Wenn wir uns jetzt hier zum
  • 24:09 - 24:13
    Beispiel dieses Sammeln von Motiven
    ansieht, das sind so ungefähr die vier
  • 24:13 - 24:17
    häufigsten Motive. Ich würde jetzt kurz
    noch einmal auf die verschiedenen Motive
  • 24:17 - 24:22
    eingehen, auch um zu verstehen, dass es
    verschiedene Motive gibt und dass die
  • 24:22 - 24:27
    Hintergründe sehr unterschiedlich sind.
    Wenn wir ganz links anfangen beim
  • 24:27 - 24:33
    Hauptmotiv 'Einsamkeit und Liebe suchend'.
    Hintergrund ist hier vor allem das
  • 24:33 - 24:37
    Vorherrschen von Emotionen wie
    Einsamkeit, Mangel an Liebe oder
  • 24:37 - 24:42
    Vertrauen. Primärintention ist die
    Herstellung einer intimen Beziehung.
  • 24:42 - 24:47
    Hierbei spielt oft auch der Gedanke des
    Seelenverwandten, also im Englischen
  • 24:47 - 24:52
    benutzt man oft dieses Wort 'soul mates',
    das ist sozusagen der Impetus und Fokus
  • 24:52 - 24:57
    liegt hier nicht also liegt den
    Ausführenden zumeist auf fiktiven oder
  • 24:57 - 25:03
    auch wahnhaft angenommenen Beziehungen mit
    einer Person. Und diese hat die Funktion
  • 25:03 - 25:07
    echte Beziehungen zu ersetzen. Das ist ein
    ganz wichtiger Faktor. Relevant ist
  • 25:07 - 25:12
    hierbei aber, dass das tatsächliche
    Verhalten der Stalking-Betroffenen nur
  • 25:12 - 25:18
    eine untergeordnete bis gar keine Rolle
    spielt. Wichtig ist, dass bei diesen
  • 25:18 - 25:25
    Menschen, die aus diesen Motiven sozusagen
    Stalking ausführen, dass das meist
  • 25:25 - 25:29
    Betroffene sind aus dem weiteren
    Bekannten- oder Freundeskreis oder auch
  • 25:29 - 25:35
    Fremden. Genau. Hier spielt auch, wichtig
    ist hier auch sozusagen, was wir auch aus
  • 25:35 - 25:41
    unserer Arbeit kennen, auch Patienten sind
    mit schizophrenen Erkrankungen, also der
  • 25:41 - 25:49
    bekannte Liebeswahn genau. Ein weiteres
    Motiv - Verzeihung trinkt mal kurz - ist
  • 25:49 - 25:54
    auch Einsamkeit sozusagen ... Einsamkeit.
    Ich bin etwas unglücklich mit der
  • 25:54 - 25:59
    Terminologie, in der Forschung heißts
    soziale Inkompetenz, das ist schon sehr,
  • 25:59 - 26:05
    sehr wertend. Hier geht es vor allem als
    auslösende Motivation, der Wunsch nach
  • 26:05 - 26:09
    menschlichem Kontakt. Hier geht es nicht
    um diesen eternal soul mate, also meine
  • 26:09 - 26:13
    große Liebe, die ich finden will, sondern
    hier geht es eher um die Etablierung von
  • 26:13 - 26:17
    einer Freundschaft oder auch von einer
    sexuellen Beziehung. Hier sind vor allem
  • 26:17 - 26:23
    Menschen, die dem Ausführenden nicht
    bekannt sind als Primärziel sozusagen. Der
  • 26:23 - 26:28
    Begriff Inkompetenz kommt daher, dass die
    Annäherungsversuche von Stalking-
  • 26:28 - 26:33
    Ausführenden oft sehr, sehr ungeschickt
    wirken aufs Umfeld und auch sehr
  • 26:33 - 26:37
    beharrlich verlaufen. Der Hintergrund hier
    ist vor allem, dass diese Menschen
  • 26:37 - 26:41
    Einschränkungen in sozialen Fähigkeiten
    zeigen, was dann auch wichtig später zu
  • 26:41 - 26:49
    wissen ist für zum Beispiel Hilfsangebote,
    wo man ansetzen könnte, was vor allem für
  • 26:49 - 27:01
    die Betroffenen hier wichtig ist, ist dass
    dass - hängt's- dass die Stalking-
  • 27:01 - 27:06
    Ausführenden sozusagen das Stalking-
    Verhalten reduzieren, wenn sie auch
  • 27:06 - 27:09
    merken, so, Okay, das ist jetzt nicht so
    erfolgsversprechend. Das trifft nicht auf
  • 27:09 - 27:17
    alle in der Gruppe zu diesem Hauptmotiv,
    sondern zum Großteil. Genau. Dann die
  • 27:17 - 27:21
    nächste Gruppe, welche Zurückweisungen,
    Versöhnung oder Rache wo das Motiv ist.
  • 27:21 - 27:26
    Hier ganz spezifisch, dass es sich
    meistens um Personen handelt aus dem sehr,
  • 27:26 - 27:32
    sehr engen Umfeld, sprich Ex-Partner
    -Partnerinnen oder auch teilweise Freunde.
  • 27:32 - 27:39
    Auslöser ist primär die Beendigung einer
    Beziehung. Stalking soll hierbei den
  • 27:39 - 27:43
    Verlust von vertrauten Beziehungen
    kompensieren. Das heißt, das ist eine Art
  • 27:43 - 27:47
    und Weise, zu versuchen noch die Beziehung
    aufrechtzuerhalten. Oft berichten
  • 27:47 - 27:53
    Ausführende so: "Die Beziehung kann nicht
    zu Ende sein, ich kann nicht ohne sie
  • 27:53 - 27:59
    weiterleben." So diese ganz, ganz starke
    Fokussierung auf das Ende der Beziehung,
  • 27:59 - 28:07
    dass dieses ja nicht abbrechen darf. Hier
    ist es oft so, dass beide Motive vorhanden
  • 28:07 - 28:10
    sind. Einerseits Versöhnung, dass man sich
    wünscht, dass die Beziehung fortgesetzt
  • 28:10 - 28:18
    wird. Rache auch, wenn man sich dann doch
    auch als abgelehnt empfunden wird. Und
  • 28:18 - 28:22
    genau, das ist eine Vermischung aus diesen
    beiden Motiven. Man sieht da auch schon
  • 28:22 - 28:27
    die Ambivalenz an Emotionen. Noch ein
    wichtiges Motiv ist: Demütigung, Verlangen
  • 28:27 - 28:32
    nach Rache. Hier steht vor allem im Fokus
    der Wunsch wieder Gefühl von Macht und
  • 28:32 - 28:40
    Kontrolle zu haben. Diese Stalking-
    Ausführenden haben subjektiv die
  • 28:40 - 28:44
    Empfindung, dass sie gekränkt worden sind.
    Hier geht es vor allem um
  • 28:44 - 28:49
    Wiederherstellung einerseits dieses
    Gefühls des kompletten Ausgeliefertseins
  • 28:49 - 28:55
    und eben durch die Befriedigung vom Gefühl
    von Macht und Kontrolle. Der Stalking-
  • 28:55 - 28:59
    Ausführende sieht sich dabei oft auch
    selber als Opfer in dem Kontext. Und
  • 28:59 - 29:02
    wirklich auch mit dieser Terminologie. Der
    letzte ist ein ganz kleiner Bruchteil der
  • 29:02 - 29:08
    Stalking-Ausführenden, hier geht es vor
    allem um Macht und Sexualität. Das sind
  • 29:08 - 29:12
    eher Stalking-Ausführende, die, wo
    sozusagen zu, Beispiel Sadisten
  • 29:12 - 29:18
    undsoweiter. Das ist ein sehr, sehr
    geringer Anteil. Genau. Und wenn wir uns
  • 29:18 - 29:23
    mal ansehen - die nächste Folie bitte -
    für die Folgen für Stalking-Betroffene,
  • 29:23 - 29:28
    hier sieht man einerseits die psychischen
    Beschwernisse, es ist ein Dauerzustand von
  • 29:28 - 29:32
    Anspannung. Ein Großteil also über 50
    Prozent der Stalking-Betroffenen zeigen
  • 29:32 - 29:36
    Symptome einer psychischen Erkrankung. Das
    geht einerseits vom psychischen
  • 29:36 - 29:40
    Beschwerden, auch von Panikattacken,
    Unruhe, vor allem dieses Gefühl des
  • 29:40 - 29:45
    Kontrollverlustes ist für Menschen sehr
    schlimm und führt einfach zu einem
  • 29:45 - 29:48
    kontinuierlich erhöhten Stresslevel, was
    eben auch wieder die Manifestierung von
  • 29:48 - 29:54
    psychischen Erkrankungen begünstigen kann.
    Es gibt aber auch physische Erkrankungen,
  • 29:54 - 29:58
    also einige kriegen auch Magenschmerzen,
    Schlafstörungen ganz prominent auch mit
  • 29:58 - 30:03
    dabei, und was dazu führt ist, dass man
    sich in Sicherheitsverhalten, Stalking-
  • 30:03 - 30:07
    Betroffene ziehen sich zunehmend auch
    zurück und verlassen ungern das Haus, weil
  • 30:07 - 30:12
    sie einfach Angst haben und das führt in
    einer längeren Folge dann auch oft zu
  • 30:12 - 30:16
    Verlust von sozialen Kontakten oder dass
    sie auch aufgrund des Stalkings dann
  • 30:16 - 30:20
    umziehen müssen, Arbeitsplätze wechseln et
    cetera. Kann natürlich auch zu
  • 30:20 - 30:24
    ökonomischen Konsequenzen führen. Und all
    diese Faktoren begünstigen sozusagen auch
  • 30:24 - 30:28
    die Entstehung von psychischen
    Erkrankungen. Wichtig ist hierbei, also
  • 30:28 - 30:38
    was wir auch nicht vergessen sollten ist,
    dass auch Ausführende, also Stalking-
  • 30:38 - 30:43
    Ausführende - wenn ich das noch kurz
    ausführen dürfte - Stalking-Ausführende
  • 30:43 - 30:47
    zum Beispiel ziehen sich auch zunehmend
    aus ihren sozialen Umfeldern zurück,
  • 30:47 - 30:52
    beschäftigen sich primär mit der Thematik
    des Stalkings, des Verhaltens, sodass es
  • 30:52 - 30:58
    hier auch zu einem sozialen Rückzug kommt.
    Und das wird... Im klinischen Kontext
  • 30:58 - 31:02
    heißt es immer "Der Prozess der
    krankhaften Fixierung", das heißt, auch
  • 31:02 - 31:05
    hier gibt es wieder eine
    Rückkopplungskette, was ja auch Jan schon
  • 31:05 - 31:09
    vorher erzählt hat, sozusagen dieser
    zunehmende soziale Ausschluss, spielt dann
  • 31:09 - 31:13
    auch noch vorbei (?), dass sie sich
    einerseits sich auch in Netzwerken zu
  • 31:13 - 31:19
    auch anderen Stalking Ausführenden oft
    sich verbinden, oder das Stalking dadurch noch
  • 31:19 - 31:22
    einmal stärker auftritt, das ist eine Art
    Teufelskreis. Genau.
  • 31:22 - 31:28
    JK: Das ist vor allem die Beschreibung der
    Dynamiken bei Tätern und auch des Leids,
  • 31:28 - 31:34
    weil Täter oft so wahrgenommen werden. Wir
    sprechen ja von den Ausführenden, aber oft
  • 31:34 - 31:39
    werden sie als Täter wahrgenommen. Das ist
    so wichtig, weil das Umfeld darauf
  • 31:39 - 31:41
    reagieren kann, man kann... Man sollte
    nicht jemandem sagen, der betroffen ist:
  • 31:41 - 31:45
    "Pass mal auf, das ist doch jemand, der
    fühlt sich gerade einsam.", wenn jemand
  • 31:45 - 31:49
    massiv unter den Folgen von Stalking
    leidet. Aber es geht darum, dass man die
  • 31:49 - 31:52
    Analyse braucht um erstens was dagegen
    tun zu können, aber auch das Umfeld muss
  • 31:52 - 31:55
    reagieren. Wenn ihr jemanden bemerkt der
    in eurem Umfeld anfängt sich immer mehr
  • 31:55 - 32:00
    auf eine Person zu fixieren, darauf zu
    reagieren. Dann kann man so etwas am
  • 32:00 - 32:04
    Anfang auch abfangen. Dem ausführenden
    helfen, aber natürlich viel mehr noch der
  • 32:04 - 32:07
    betroffenen Person damit.
    KW: Genau. Aus Zeitgründen würde ich
  • 32:07 - 32:09
    vorschlagen, dass wir kurz ein paar Folien
    skippen.
  • 32:09 - 32:14
    JK: Ja. Sag mal bis wo?
    KW: Ja ich würde noch die letzte Folie
  • 32:14 - 32:19
    kurz damit wir noch kurz die… Also es ging
    hier vor allem auch kam an uns die Anfrage
  • 32:19 - 32:20
    das
    JK: Die letzte Folie?
  • 32:20 - 32:25
    KW: Ja. Also was kann ich. Was kann ich.
    Oder wie kann ich helfen wenn ich im
  • 32:25 - 32:32
    Umfeld mit einem Stalking Fall
    konfrontiert werde. Also sei es entweder ein
  • 32:32 - 32:38
    jemand ist als Ausführender betroffen oder
    als Betroffener sozusagen. Wichtig ist
  • 32:38 - 32:43
    hierbei wie auch Jan schon erzählt hat,
    dass bei solchen betroffenen Personen dass
  • 32:43 - 32:48
    man die Aufrechterhaltung der sozialen
    Kontakte ist das A und O. Weil es eine der
  • 32:48 - 32:52
    wichtigsten Stützen darstellt. Wir gehen
    oft von diesem Modell aus sozusagen unsere
  • 32:52 - 32:56
    psychische Gesundheit oder unsere
    Gesundheit allgemein ist wie ein Haus. Es
  • 32:56 - 32:58
    steht auf verschiedenen Säulen und eine
    dieser Säulen, die größte Säule was das
  • 32:58 - 33:02
    Fundament sozusagen bildet, ist sind
    soziale Kontakte, ein soziales Umfeld der
  • 33:02 - 33:09
    Menschen ein soziales Wesen und andere
    Säulen wären zum Beispiel Job oder auch
  • 33:09 - 33:14
    andere identitätsstiftenden Inhalte. Und
    je mehr von diesen Säulen wegbrechen desto
  • 33:14 - 33:17
    instabiler wird unser Haus sprich auch
    unsere psychische und körperliche
  • 33:17 - 33:21
    Gesundheit. Und deshalb ist es so wichtig
    zu versuchen gerade dieses große Fundament
  • 33:21 - 33:28
    der sozialen Kontakte aufrechtzuerhalten.
    Wichtig ist gerade auch Betroffenen im
  • 33:28 - 33:34
    Freundeskreis zu zeigen "Du bist nicht
    alleine. Wir sind da." und auch diese
  • 33:34 - 33:38
    starken Emotionen, die stalking Betroffene
    erleben, wie sich dieses ausgeliefert
  • 33:38 - 33:41
    fühlen, die Hilflosigkeit und
    Kontrollverlust darüber auch so ein
  • 33:41 - 33:45
    bisschen zu kommunizieren zu können. Was
    man allerdings aufpassen sollte gerade
  • 33:45 - 33:49
    auch als wenn man jemand helfen möchte, im
    Freundeskreis, dass man seine eigenen
  • 33:49 - 33:53
    Grenzen auch aufpasst weil ihr werdet
    genau das gleiche erleben. Werdet euch
  • 33:53 - 33:56
    auch ausgeliefert teilweise fühlen,
    Hilflosigkeit. Und das ist wichtig
  • 33:56 - 33:59
    sozusagen auch zu schauen Wie gehe ich mit
    diesen Emotionen um. Und auch die eigenen
  • 33:59 - 34:04
    Grenzen sozusagen im Kopf zu haben.
    Wichtig ist auch unterstützende Maßnahmen.
  • 34:04 - 34:08
    Ihr könnt mit den Betroffenen also mit
    Stalking Betroffenen in eurem
  • 34:08 - 34:11
    Freundeskreis geht könnt zu den
    Beratungsstellen gehen ihr könnt ihnen
  • 34:11 - 34:16
    anbieten "Hey soll ich dich begleiten".
    Zum Beispiel sowas. Oder auch Wichtig ist
  • 34:16 - 34:21
    auch schöne gemeinsame Aktivitäten zu
    machen. Sozusagen es ist nicht der Fokus
  • 34:21 - 34:25
    auf primär auf das Stalking sich richtet -
    okay bisschen mit den Sicherheitsmaßnahmen
  • 34:25 - 34:29
    auch aber - Was können wir schönes
    gemeinsam machen. Auch die Beziehung auch
  • 34:29 - 34:33
    die Qualität der Beziehung nochmals zu
    stärken.
  • 34:33 - 34:36
    JK: Bis wann haben wir eigentlich genau?
    KW: Wir haben nur noch fünf Minuten.
  • 34:36 - 34:37
    Mussten leider ein bisschen
    JK: Das ist wenig.
  • 34:37 - 34:42
    KW: Ja. Ey ich dachte du bist bisschen
    kürzer aber. Ist okay. lachend Alles
  • 34:42 - 34:44
    gut.
    JK: Meine Schuld.
  • 34:44 - 34:49
    KW: Ne, alles gut. Genau also wichtig ist
    wie gesagt weil wir es auch oft sehen ist
  • 34:49 - 34:54
    wirklich auch die eigenen Grenzen zu
    kennen und zu sagen okay. Wichtig ist auch
  • 34:54 - 34:59
    dass man manche berichten auch, dass sie
    Wut empfinden. Also man sieht die beste
  • 34:59 - 35:03
    Freundin wird Stalking Betroffene und man
    hat diese Wut und sagt okay ich möchte
  • 35:03 - 35:08
    dass das aufhört. Ich gehe zu dem hin und
    und sage "Hey hör auf damit". Davon würden
  • 35:08 - 35:13
    wir auch sehr stark abraten sozusagen
    diese Vermittlerrolle einzunehmen. Da die
  • 35:13 - 35:20
    Dynamik da sehr leicht aus dem Ufer
    gehen könnte zum Beispiel. Also davon
  • 35:20 - 35:25
    raten wir auch konkret ab. Also gerade
    wenn man die andere Person auch nicht
  • 35:25 - 35:28
    kennt. Wichtig ist wenn man auch eine
    Stalking ausführende Person im
  • 35:28 - 35:32
    Freundeskreis hat, was Jan auch schon
    gesagt hat, ist Vorwürfe bringen nichts.
  • 35:32 - 35:39
    Den zu beschimpfen und zu sagen was ist es
    dafür, was du da machst? Wichtig ist zwar
  • 35:39 - 35:43
    schon, dass man klar vermittelt, dass es
    nicht in Ordnung ist, das Verhalten, aber
  • 35:43 - 35:46
    dass man sich auch wirklich Sorgen um
    diesen Freund oder Freundin macht der
  • 35:46 - 35:50
    Stalkingausführende/r ist. Und darüber
    auch wieder über die sozialen Kontakte und
  • 35:50 - 35:55
    Bindungen die Möglichkeit ermöglicht
    sozusagen dass der oder diejenige sich
  • 35:55 - 35:59
    dann auch Hilfe holen kann oder wie auch
    immer. Das heißt da ist auch wieder die
  • 35:59 - 36:03
    soziale Funktion sehr wichtig. Auch hier
    ist mir wichtig, man sollte versuchen
  • 36:03 - 36:08
    keine Vermittlerrolle einzunehmen und auch
    wieder eigene Grenzen natürlich zu achten.
  • 36:08 - 36:10
    Ich glaube es ist das Allerwichtigste was
    wir hatten, ne?
  • 36:10 - 36:13
    JK: Also zentral ist die Überwindung der
    Isolation.
  • 36:13 - 36:18
    KW: Ja
    JK: Bei der ausführenden Person damit sie
  • 36:18 - 36:22
    zugänglich bleibt für soziale
    Sanktionsmittel und bei der betroffenen
  • 36:22 - 36:26
    Person damit sie diese psychischen Folgen
    nicht so stark erlebt.
  • 36:26 - 36:31
    KW: Genau, dass man die sozusagen oder
    auch das man leichter auch externe
  • 36:31 - 36:37
    Beratungsangebote annehmen kann. Es ist
    nach wie vor so dass unter die Hälfte
  • 36:37 - 36:42
    der Betroffenen von Stalking auch
    professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
  • 36:42 - 36:45
    und gerade in so Zeiten – also es geht gar
    nicht um Diagnosen und Labelling, sondern
  • 36:45 - 36:49
    wirklich sozusagen man schaut sich in den
    Therapien auch, das heißt offiziell
  • 36:49 - 36:51
    Therapien ne, therapeutische Maßnahmen,
    Unterstützungsmaßnahmen einfach an wie
  • 36:51 - 36:54
    gehe ich mit Situationen um. Wie kann ich
    mit oder wie lerne ich sozusagen mit
  • 36:54 - 37:00
    Situationen wie Hilflosigkeit umzugehen,
    oder auch mit belastenden Emotionen. Aber
  • 37:00 - 37:03
    auch mit Gedanken die unverständlich ok
    ich kann das Haus nicht verlassen aber ich
  • 37:03 - 37:07
    muss einkaufen gehen, könnte das nicht
    vielleicht ne Freunding übernehmen. Dass
  • 37:07 - 37:11
    man da versucht dagegenzusteuern und sagt
    ok was ist denn die Konsequenz daraus wenn
  • 37:11 - 37:14
    ich den ganzen Tag daheim bleibe, weil ich
    Angst habe, dass mich jemand, dass mein
  • 37:14 - 37:17
    Stalker, also dass jemand der Stalking
    ausführt draußen auf mich wartet
  • 37:17 - 37:21
    sozusagen. Also dass heißt da würde man
    auch sagen ok es führt nochmal zu sozialer
  • 37:21 - 37:23
    Isolation Rückzug und würde dann
    vielleicht gerade die Schlafprobleme
  • 37:23 - 37:28
    nochmal verstärken, Magenschmerzen,
    Depressionen verstärken etc. Und das will
  • 37:28 - 37:31
    man versuchen so aus diesem Teufelskreis
    rauszukommen. Ja.
  • 37:31 - 37:38
    JK: Ich glaube das mit euch tut mir Leid,
    dass ich vielleicht hätte ich auch so Zeit
  • 37:38 - 37:40
    Anzeigen brauchen sollen gebraucht für
    meinen Teil, Entschuldigung.
  • 37:40 - 37:42
    KW: Aber wie gesagt
    JK: ,Ich glaube vor allem dass ich das
  • 37:42 - 37:45
    Publikum um den Teil mit dem Weißen Ring
    gebracht habe, mit der Analyse wie man
  • 37:45 - 37:50
    Stalking analysiert. Genau.
    KW: Genau. Also wir also ich wollte jetzt
  • 37:50 - 37:52
    eigentlich noch das Programm
    Interventionsprogramm vom Weißen Ring
  • 37:52 - 37:55
    vorstellen. Der Weiße Ring macht super
    Arbeit. Das sind Beratungsstellen wo man
  • 37:55 - 38:00
    sich hinwenden kann als
    Stalkingbetroffene. Wenn man dort hingeht
  • 38:00 - 38:03
    bekommt man zum Beispiel auch eine Ist-
    Analyse. d.h. da wird besprochen so wie
  • 38:03 - 38:07
    sieht genau das Stalking aus. Es wird eine
    Risikoanalyse gemacht, was ich vorher ganz
  • 38:07 - 38:10
    am Anfang erwähnt habe. Zu sehen, okay
    gibt es ein Gewaltrisiko, man muss das
  • 38:10 - 38:13
    einschätzen, wäre es sinnvoll jetzt
    sozusagen zur Polizei zu gehen? Das
  • 38:13 - 38:16
    nochmal abzusprechen, sie stehen ja
    beratend zur Seite. Und auch zu schauen
  • 38:16 - 38:20
    okay wie geht's mir selber dabei damit.
    Also, brauche ich psychosoziale
  • 38:20 - 38:26
    Unterstützung, die haben auch z.B. so
    Gruppenangebote und z.B. das kann man dort
  • 38:26 - 38:30
    alles besprechen und wird auch sehr, sehr
    gut gemacht und das wollte ich euch noch
  • 38:30 - 38:33
    ans Herz legen. Das gibt es das Programm
    konkret in Berlin, aber auch ich glaube
  • 38:33 - 38:36
    auch deutschlandweit soweit ich das
    mitbekommen habe. Und es gibt auch
  • 38:36 - 38:42
    Programme für Tä... Stalking Ausführende.
    Ich kenne auch in Berlin eins, so
  • 38:42 - 38:46
    Programme wie Stop Stalking usw. wo auch
    wirklich auch in Gruppen-Settings zum
  • 38:46 - 38:51
    Beispiel mit Stalking Ausführenden das
    thematisiert wird. Also gerade ähnlich wie
  • 38:51 - 38:54
    es Motive, ne. Da geht man drauf ein okay
    was steckt denn dahinter, wie kann ich
  • 38:54 - 38:59
    sonst also passend jeweils zu Motiven
    sozusagen werden Strategien herausgefunden
  • 38:59 - 39:04
    wie man das angehen kann. Und das
    wollte ich auch noch kurz ans Herz legen.
  • 39:04 - 39:08
    Ja sonst, ja.
  • 39:08 - 39:16
    Applaus
  • 39:16 - 39:21
    Abspannmusik
  • 39:21 - 39:39
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
    im Jahr 2019. Mach mit und hilf uns!
Title:
35C3 - (Cyber-)Stalking: Wenn Grenzen verschwimmen
Description:

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Video Language:
German
Duration:
39:39

German subtitles

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