35C3 Vorspannmusik Herald Angel: Ja unser nächster Talk hier in Dijkstra ist ein etwas heikles Thema. Es geht um Cyber-Stalking und so heißt auch der Talk; wenn Grenzen verschwimmen. Gehalten von Jan Kalbitzer, der ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie hier an der Charité, oder nicht hier, aber ich komme aus Berlin, deswegen sage ich hier in Berlin. Er forscht zum Thema Umgang mit technischem Fortschritt und er hat ein Buch geschrieben das hat den Titel "Digitale Paranoia". Seine Co-Referentin ist Korina Winter, sie arbeitet und forscht ebenfalls an der Charité und ist Neuro- Wissenschaftlerin, die als Psychologin im Bereich Forensik arbeitet. Bitte einen warmen Applaus für die beiden und hier kommt euer Talk. Applaus Jan Kalbitzer (JK): Hallo. Wir sind Korina und Jan, und ich mache so ein bisschen die Einführung, weil ich allgemein zum Thema forsche und das viel beobachte. Grundsätzlich ist es so, dass Psychiater und Psychotherapeuten ihren Patienten nicht in den sozialen Medien beobachten. Da wird man irre als Therapeut, und auch als diejenigen, die zum Therapeuten gehen fühlt man sich vielleicht ein bisschen verfolgt, wenn die auf einmal sagen: "Ja ich hab gelesen jetzt auf Facebook, da haben sie wieder geschrieben kurze Pause das geht überhaupt nicht." Trotzdem lese ich ganz viel auf Twitter und Facebook mit und guck, wie Dialoge da funktionieren, wie Agressionen funktionieren. Ich habe lange versucht mich auf Twitter zu streiten und es hat nie funktioniert. Ich war einmal in so einem richtig heftigen internationalen Shitstorm, da habe ich dann ein Buch darüber geschrieben, weil das eindrucksvoll war. Aber mir ist es nie gelungen mich selber auf Twitter zu streiten, was ich faszinierend gefunden habe. Wir alle haben in unserem Beruf auch mehr oder weniger Kontakt mit dem Thema Stalking, weil wir eine starke Projektionsfläche sind als Therapeuten für Menschen, die mit uns umgehen. Auch selbst die Erfahrung, wie grenzen wir uns ab? Wir arbeiten natürlich mit Menschen, die Betroffene sind, aber wir arbeiten auch mit Menschen, die Ausführende sind. Und da möchte ich jetzt ein paar einführende Worte zu sagen und dann wird Korina fortsetzen, die sich sehr spezialisiert damit auseinandergesetzt hat. Zum ersten möchte ich was zu unserem Verhältnis zur Psychiatrie sagen. Kennt jemand das Rosenhan Experiment? Ah, wunderbar, eine Person. Hallo, hallo Tobias. Lacht Sonst noch jemand? Das Rosenhan Experiment wurde von David Rosenhan in den USA durchgeführt und war wegweisend für die Psychiatrie, auch wenn es nachher kritisiert wurde von Robert Spitzer. Auch ein Psychiater der Spitzer heißt, ein amerikanischer, sehr guter Psychiater. David Rosenhan hat gezeigt, wie willkürlich psychiatrische Diagnosen sind. Das möchte ich kurz erklären, um auch unser Verhältnis zur Psychiatrie ein bisschen darzustellen. David Rosenhan war Psychologe, hat Forschung gemacht und hat Mitarbeiter von sich in psychiatrische Kliniken geschickt, wo sie gesagt haben: Ich habe eine Stimme, die zu mir gesagt hat - so Geräusche wie Bump oder Lea Hollow. Und nur in der Aufnahme haben die diese Beschreibung abgegeben, wurden aufgenommen in psychiatrische Kliniken, teilweise wochenlang behandelt, obwohl die sich danach komplett normal verhalten haben. Sie saßen also da und am Anfang haben sie sich heimlich Notizen gemacht für ihre Forschung. Aber irgendwann haben sie gemerkt, sie werden eh nicht ernst genommen. Und haben sich als Wissenschaftler auf die Station in psychiatrischen Kliniken gesetzt und dokumentiert, wie das da alles abläuft und sind überhaupt nicht ernst genommen worden. Also zum Beispiel hat einer der Probanden einen vorbeigehenden Therapeuten gefragt: "Wann kann ich denn wieder rausgehen? Wann kriege ich denn Ausgangs- Rechte?" Dann hat der Therapeut gesagt: "Hello Dave, how are you?" Und hat überhaupt nicht darauf reagiert. Das heißt, die Probleme, die dabei gezeigt wurden waren: Zum einen findet eine total willkürliche Diagnostik statt. Obwohl die Leute wieder komplett die Zeichen der Normalität auch nach psychiatrischen Kriterien zeigen. Und zum anderen ist es stark stigmatisierend. Wenn man einmal diese Diagnose über geholfen bekommen hat, dann wird man anders behandelt. Und das war sehr wegweisend. Es gab eine Klinik die hat damals gesagt: Uns wäre das nicht passiert. Das ist so der besonders schöne Teil des Rosenhan Experiments. Weil David Rosenhan dann gesagt hat, wir schicken euch, oder die meinten: "Schick uns deine Schauspieler vorbei. Wir kriegen schon raus ob es Schauspieler sind oder nicht." Bei 41 Leuten haben sie gesagt: "Wir sind uns ganz sicher." Und bei 42, 43 hatten sie so einen Verdacht, dass es Schauspieler waren, in einem Zeitraum von drei Monaten. Und dann hat Rosenhan nachher gesagt: "Ich habe euch niemanden geschickt." Gelächter Das heißt diese Spezialklinik, die meint: "Wir erkennen die Schauspieler". Die haben im Prinzip 83, 84 Patienten als Schauspieler stigmatisiert. Gelächter Und es gab damals sowieso eine Bewegung, dass man versucht hat klare Kategorien für psychische Störungen zu schaffen. Das eine waren so Versuche wie der von Rosenhan der gezeigt hat: Es ist völlig willkürlich. Und das andere war, dass man immer mehr Forschung gemacht hat, die standardisiert sein sollte. Und deswegen meinen die, wir brauchen klare Schubladen für psychische Beschwerden. Und jetzt ist es so: Wenn man für einen bestimmten Zeitraum Symptome A, B und C hat, zum Beispiel für zwei Wochen, für vier Wochen, dann kriegt man eine Diagnose. Egal was davor oder danach passiert ist. Das ist also so: Wenn Sie ein Riesen-Unglück erlebt haben oder ihr ein Riesen-Unglück erlebt habt - hier wird sich ja allgemein geduzt - glaube ich. Wenn man ein Riesen-Unglück erlebt hat und danach die Symptome einer Depression entwickelt, kriegt man die gleiche Diagnose wie jemand, der sie aus dem blauen Himmel heraus entwickelt hat, die Symptome. Das wird den Menschen nicht mehr gerecht. Das heißt, wir haben total reproduzierbare Diagnosen. Aber sie sind nicht menschengerecht. Das ist unser großes Problem der Psychiatrie und das sehen wir auch, dieses riesige Problem. Und ich bin der Meinung, und das teilen wir auch, dass psychiatrische Diagnosen dann wichtig sind, wenn sie Menschen vor Willkür schützen können. Es gibt Therapeuten, die sitzen jahrelang allein in ihrer Praxis und es wäre ganz fürchterlich, wenn sie sich wieder Diagnosen ausdenken wie es im Fall von Rosenhan der Fall war. Also einfach sagen: "Du hast Krankheitsbild so-und-so und ich denke mir die magische Therapie so-und-so für dich aus." Weil die Therapeuten als Therapeuten eh schon eine große Macht haben. Da sind Diagnosen wichtig, und zur Abrechnung mit Krankenkassen. Sie sind aber nicht gerechtfertigt, um Menschen zu beurteilen oder auch zu stigmatisieren. Das allgemein vorweg zur Psychiatrie. Jetzt ein paar allgemeine Worte zum Täter und Opfer Begriff. Wir versuchen diese Begriffe zu vermeiden und sprechen deswegen von Ausführenden und Betroffenen. Und manchmal lässt sich das ganz klar zeigen. Wenn es eine Person zum Beispiel gibt, die von irgendwelchen anonymen Leuten gestalkt wird, die sie überhaupt nicht kennt. Die sich Opfer aussuchen, zum Beispiel um Gewalt auszuüben. Reine Gewaltausübung, um sich mächtiger zu fühlen oder weil man sich mickrig fühlt und jemanden anderen noch schlechter machen will und sich dann besser fühlen will. Da kann es ganz einseitig sein. Es gibt aber auch Fälle da ist es ein Teufelskreis der sich gegenseitig verstärken kann. Was mit mangelnden sozialen Fähigkeiten auf beiden Seiten zu tun haben kann. Ein großes Problem, was wir zum Beispiel sehen, was in so einer gegenseitigen Dynamik stattfinden kann, ist Ghosting. Wenn also eine Person eine andere ghostet und die andere Person, jetzt wäre die Betroffene diejenige, die den Kontakt abbricht. Gosthing nennt man das ja, man reagiert nicht mehr auf Nachrichten von jemand anderem. Wenn man zum Beispiel vorher ein Paar war und die Betroffene traut sich nicht zu sagen: "Ich will dich nicht mehr sehen" und ghostet einfach und die ausführende Person nimmt sich gar nicht als Stalker oder Stalkerin wahr, sondern versucht einfach nur eine Klärung herbeizuführen und schreibt immer intensivere und immer wütendere Nachrichten und irgendwann wird es immer unverschämter. Und das steigert sich dann rein, weil auf der Seite der Betroffenen dann vielleicht das Umfeld reagiert und sagt: "Was ist denn mit dir los." Und das wird nicht aufgelöst, das hat viel mit sozialer Kompetenz zu tun, die nicht ausreichend vorhanden ist. Wo sich damit gegenseitig verstärken kann und es ist wichtig, das zu benennen. Ich werde auch nochmal sagen warum. Weil es wichtig ist zu fragen, wie wir den Konflikt am besten lösen können. Wenn wir jetzt eine Person haben, die eine andere stalkt, dann ist ein ganz wichtiger Aspekt, der bei all diesen Problemen viel zu kurz kommt, dass so Probleme nur von Gemeinschaften gelöst werden können. Tobias sitzt hier, der hat mir als Philosoph beigebracht, dass Datenschutz auch eine Gemeinschaftsaufgabe ist. Es ist ganz schwer Datenschutz allein zu lösen, und bei Stalking ist das genauso. Das ist ganz schwer zu sagen. Ich werde gestalkt, ich bin betroffene Person und dann als Therapeut hinzugehen und zu sagen: "Mach das und das, und dann wird das schon wieder." Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe, das musst du den Menschen im Umfeld dieser Person auch sagen. Das heißt, wenn man sieht, jemand um mich herum ist betroffen, ist es wichtig zu sagen: Was ist da los, wie geht es dir damit, was passiert da, wie kann ich dir helfen? Es ist aber genauso wichtig, dass auch die Menschen um die ausführende Person heraus reagieren. Also in einer Gemeinschaft. Oft entsteht Stalking aus zum Beispiel Paarbeziehungen, aus Trennungen heraus. Und dann ist es ganz wichtig, dass auch das Umfeld der ausführenden Person darauf reagiert. Also wenn man jemanden erlebt und merkt, der geht immer aggressiver auf Twitter auf jemand anderen, oder schreibt da so Nachrichten, dann ist es wichtig zu sagen: "Was ist denn eigentlich mit dir los, was machst denn du da gerade?" Es ist sehr wichtig, dabei nicht gleich in diese Opfer/Täter Unterscheidung zu gehen, gerade wenn man mit der Person befreundet ist, die ausführend ist, sondern zu sagen: "Was ist mit dir los? Was machst du da gerade?", um diese defensive Haltung zu vermeiden. Das Problem der defensiven Haltung ist nämlich: Natürlich wird es so sein, dass auch um die ausführende Person herum einige sind, die sehen, das ist ein Verhalten, das nicht in Ordnung ist. Da muss man darauf reagieren. Es gibt aber immer auch Verbündete. Und mittlerweile gibt es, das werden gerade hier im Raum einige wissen, es gibt mittlerweile Gruppen, die aus Anonymität heraus sowas richtig betreiben und Personen kaputtmachen. Auf Twitter gibt es das immer wieder, dass dann gesagt wird "die und die", häufig sind es Frauen, "die und die Frau ist zu selbstgerecht, die wird jetzt fertiggemacht". Da gibt es so etwas nicht, aber wenn es so eine Paarbeziehung heraus entsteht, dann gibt es auf der Seite des Ausführenden immer beide Seiten. Das ist ganz wichtig in so einer Situation, nicht gleich mit dem Ausschluss aus der sozialen Gemeinschaft zu reagieren oder zu drohen. Das große Problem ist nämlich, dass wir in unserer Gesellschaft gerade große Umbruchzeiten haben, in der sich gesellschaftliche Werte verändern. Und wenn wir auf Verstöße gegen die Werte, die sich gerade entwickeln immer damit reagieren, dass wir jemanden verstoßen oder sagen "Du musst dich schämen". Scham ist eine der schlimmsten Sanktionsmittel, wenn man jemanden dazu bringt, sich schämen zu müssen, dann schafft man eine Grenze zu der Gemeinschaft und stößt die Person möglicherweise aus. Wenn man eine Person aus der Gemeinschaft ausstößt, führt das dazu, dass sich einige von der Person trennen mögen und sagen mögen "Wenn du so etwas machst, wenn du Stalker bist, dann wollen wir nicht mehr auf deiner Seite sein". Das führt aber auch dazu dass sich andere verbünden und Gruppen entstehen, außerhalb der Gemeinschaft, die immer größer werden. Das erleben wir politisch auch gerade, dass Menschen die nach dem Mehrheitsbild in unserer Gesellschaft sich total daneben benehmen einfach eine Gruppe bilden, außerhalb der Mehrheitsgesellschaft, wo man sich mittlerweile wunderbar wohlfühlen kann. Die 15 Prozent, die nicht mehr mitmachen wollen bei dem, was die Mehrheit für gute Werte hält, die fühlen sich in ihrer Blase wunderbar wohl, wenn sie groß genug dafür geworden ist. Das Dramatische ist aber, dass die Sanktionsmittel, die wir anwenden, nicht mehr wirken. Nämlich einmal positive Zuwendung, wenn man jemandem sagt "Pass auf, du benimmst dich daneben, aber wenn du dich besser benimmst, dann kriegst du positive Rückmeldung von uns". Aber auch die negativen Sanktionsmittel wirken bei so Leuten, die man aus der Gemeinschaft ausstößt, nicht mehr. Das heißt, wenn man ihnen droht und sagt: "Wenn du dich so benimmst...", was macht man denn dann eigentlich? Weil das Problem ist, dass aus der Gemeinschaft Verstoßene die man sehr hart in diese reine Täterrolle, die reine ausübende Rolle, gedrängt hat, irgendwann toxisch werden. Wenn sie nihilistisch werden, wenn sie zynisch werden und verbittert werden, dann kann man nicht mehr mit ihnen reden. Es gibt Situationen, da muss man reagieren. Da muss man Menschen ausschließen aus der Gemeinschaft. Da muss man es mit den härtesten Sanktionen, die uns sozial zur Verfügung stehen strafen für das was sie tun, das ist außer Frage. Mein Anliegen ist nur jetzt in der Einleitung dieser genaueren Darstellung zum Stalking, dass wir immer wieder darüber nachdenken, dass wir diese Mittel die wir anwenden, die Sanktionen wohl dosiert anwenden, damit sie nicht stumpf werden, dann wenn wir sie wirklich brauchen. Und ob es nicht vielleicht besser ist, auf der Seite außerhalb der Gemeinschaft, wo die Menschen stehen, die verbittert sind und Hass verbreiten, bei denen eh alles egal ist, nur 4,9 Prozent der Bevölkerung stehen und nicht mehr 15. Verhaltener Applaus JK: So, noch ein paar kleine Worte zur Unterstützung - dankeschön. Ich möchte abschließend was dazu sagen, wie man sich Hilfe sucht, in und außerhalb des Systems. Wie man gute Therapeuten erkennt, aber auch gute Helfende außerhalb des psychiatrischen Systems. Ich finde es absolut in Ordnung, nicht zum Psychiater oder Therapeuten gehen zu wollen, weil man die Denke von Therapeuten nicht mag. Ich glaube auch dass wir Therapeuten ein bisschen übergriffig geworden sind im psychiatrischen System. Es gab viele Probleme, die früher in der Familie behandelt wurden, mit denen man zum Pfarrer gegangen ist oder die einfach auch keine Krankheiten waren, sondern ein Gemeinschaftsproblem, die jetzt individualisiert, privatisiert werden und dann muss man alleine als der oder die betroffene Person mit so einer Krankheit zum Therapeuten gehen. Das halte ich für falsch. Ich glaube, das sollte man auch nicht immer tun. Aber wenn man sich Unterstützung sucht, sollte man aus meiner Sicht zwei wichtige Kriterien beachten. Beim Thema "Stalking" ist es wichtig, dass man, wenn man sich Hilfe sucht, dass man zu jemandem geht, der außerhalb dieser Schemata denkt: "Opfer", "Täter". Wenn Sie also zu jemandem gehen, der sagt: "Wir reden gar nicht mit Tätern", dann kann das ein Problem werden, weil in komplexen Fällen manchmal beide Seiten dazu beigetragen haben, aber auch, weil sich das Problem nicht lösen lässt. Wie ist denn das zum Beispiel, wenn Sie betroffen sind und merken nach einer Weile: Eigentlich würde ich gerne einen Mediationsversuch starten, darüber reden und sie haben eine harte Schema-Denke. Es ist wichtig, dass Sie Therapeuten haben, die genug Abstand haben, um als Außenstehende denken zu können. Das heißt nicht, dass sie nicht parteiisch sein sollen und sie unterstützen. Sie müssen in der Lage sein, außerhalb des Schemas denken zu können. Und das andere, was ich ganz wichtig finde, was ich immer wieder merke in Communities, die diese Strukturen selbst aufbauen, ist, dass Helfer nicht emotional involviert sein sollten. Wenn Sie Gruppen haben, wo die Helfer selbst sich wahnsinnig aufregen, wahnsinnig emotional dabei sind, wenn sie jemandem helfen, der ein Problem hat, dann kann das zum Problem werden für die, denen geholfen wird. Zum einen, weil die Helfer nicht mehr rational denken und zum anderen, weil sich die Menschen, die sich als Helfer aufregen, auch sehr schnell verbrauchen. Wenn man zu viel Empathie hat, kann man nicht gut helfen. Das mag widersprüchlich erscheinen, aber wenn man alles mitspürt, was die Menschen, denen man helfen will erleben, dann macht einen das relativ schnell fertig. Die andere Gefahr ist natürlich dieses Helfersyndrom. Viele werden diesen Ausdruck kennen. Und das Helfersyndrom hat das große Problem: Wenn Leute privat immer gerne und viel helfen und sehr emotional dabei sind, kann es sein, dass sie abhängig sind vom Helfen, co-abhängig. Das große Problem der Co- Abhängigkeit des Helfersyndroms ist, wenn Sie Helfende haben, zum Beispiel im Internet, in der Community, die nicht in klassischen Strukturen sind, wie wir das sind, die das total brauchen zu helfen, dann brauchen die auch das Problem. Jemand, der ein Helfersyndrom hat, der braucht, dass die betroffene Person weiter ein Problem hat, um weiter helfen zu können. Deswegen ist es manchmal schwerer, mit Menschen, die sehr abhängig vom Helfen sind, da rauszukommen. Das wären für mich zwei wichtige Ratschläge, wie man in- und außerhalb der Community - das haben auch Therapeuten. Man merkt das auch bei Therapeuten, wenn die das haben. Das wären meine wichtigen Ratschläge für Unterstützungssysteme. Damit würde ich jetzt abgeben an dich. Korina Winter (KW): Danke. Genau. Ich möchte zunächst beginnen mit einer Definition. Wir haben jetzt ja schon sehr viel gehört. Das Wort "Stalking" ist sehr oft gefallen. Ich möchte kurz darauf eingehen, was es bedeutet und woher es kommt. Das Wort "Stalking" kommt, wie man schon hört, aus dem Englischsprachigen. Es kam erstmalig um die 1980er Jahre vor und wurde primär zunächst übersetzt mit "auf die Pirsch gehen", so aus der Jägersprache. Es wurde gerade in den 1980ern, 1990ern benutzt für Fans, die ihre Idole sozusagen nachgestellt haben, bedroht haben, verfolgt haben und daraus kam dann dieser Terminus, der dann auch immer mehr in den deutschsprachigen Raum kam. Bei uns sieht man - im deutschsprachigen Raum, sage ich jetzt dazu - kam das Phänomen des Stalkings auch in der Gesetzgebung erst in den Jahren 2007, 2008 zu tragen, auch mit dem entsprechenden Paragrafen. Und wenn man sich es ansieht, Stalking ist kein Phänomen der Neuzeit. Wir finden schon selbst bei den alten Griechen Beispiele für Stalking-Verhalten, bei Ovids Metamorphosen bis hin zu Orion, sodass das gerade auch medial noch mal in den 90er Jahren mehr in den öffentlichen Fokus kam. Wenn man jetzt im deutschsprachigen Raum sieht: Die erste Definition, die ich jetzt fand, auch im wissenschaftlichen Kontext, war von Dreßing und Gass, 2002, vor der Gesetzesnovelle 2007-2008 und wurde definiert - ich würde es mir erlauben, mal vorzulesen: "... als ein Verhaltensmuster, bei dem der Stalker einen anderen Menschen verfolgt und belästigt, häufig auch bedroht, unter Umständen auch körperlich attackiert und in seltenen Fällen sogar tötet. Der oder die Betroffene fühlt sich durch diese Verhaltensweise bedrängt und in Angst versetzt." Über die Jahre hinweg - der Begriff stammt ja aus der Definition von 2002 - hat man noch, unterschiedlich von den Autoren her, zusätzliche Kriterien eingeführt. Da wir viele deutschsprachige Studien hier zitieren, wollte ich das kurz noch mal anführen. In der Forschung geht es vor allem um das Zeitkriterium. Manche Autoren sagen: "Zwei Wochen", manche sagen: "längere Woche", das ist eine reine Forschungsfrage, ab wann man das in großen Studien, also welche Kriterien man einschließt, das nur formal hinzufügend. Und dann zur nächsten Definition, aber dann kommen keine Definitionen mehr. Cyberstalking, da hören wir im Anschluss ja auch noch einen Vortrag. Ganz kurz, damit wir alle wissen, worum es geht: Cyberstalking wird ja auch gerade in den Medien auch sehr diskutiert, auch gesellschaftlich. Die wissenschaftliche Datenbasis hingegen ist sehr, sehr mau sozusagen. Es gibt kaum Studien dazu, vor allem auch keine großen epidemiologischen Studien. Was wir aber sagen können ist nach Definition von Dressing auch wieder et al. "Cyberstalking bezeichnet die absichtliche, wiederholte und unerwünschte Kontaktaufnahme durch computerbasierte Kommunikationstechniken, oder die über diese Techniken stattfindende Verunglimpfung, Bloßstellung oder Bedrohung. Ein wesentliches Definitionsmerkmal ist eben auch, dass diese Aktion Angst auslöst." Genau. Wichtig ist dabei, wie wir dann auch nochmal später sehen werden, Cyberstalking ist nicht eine eigene Entität, sondern ist ein Teil bei den meisten zum Stalking dazuzählend, weil in den meisten Fällen beides vorkommt. Also es gibt also es gibt es gibt wenig Stalkingfälle, wo keine Cyber-Techniken zur Anwendung kommen. Darauf kommen wir nochmal später. Wo ich kurz nochmal vorstellen möchte über die Epidemiologie, das heißt, wie weit verbreitet ist Stalking eigentlich. Die ersten epidemiologischen Studien gab es in Deutschland 2005. Ich habe hier eine aktuelle von Hellman und Kliem das ist eine repräsentative Studie. Und da geht es darum, wie weit ist sozusagen Stalking in Deutschland verbreitet und wie hoch ist die Lebensprävalenz. Bei Frauen ist die Lebensprävalenz bei 19,8 Prozent, in der Allgemeinbevölkerung, Männer 11,6 Prozent Lebenszeitprävalenz. Bei Frauen kommt hinzu, dass zum Beispiel Faktoren wie aktuelle Beziehungsstatus, ob man alleine wohnt oder in einer WG oder gemeinsam nochmal die Lebenszeitprävalenz ansteigen kann bis zu 32 Prozent. Genau. Das Spannende auch bei dieser Studie war: sie versucht haben herauszufinden, wer sind die Stalking-Ausführenden. Sind es immer nur Männer, sind es Frauen, die Personen die betroffen worden von Stalking sind diesbezüglich befragt worden. Und es kam heraus bei den Frauen also insgesamt von der ganzen Studie waren 64,6 Prozent der Stalking-Betroffenen Frauen. Da, wenn man sich weiter unten ansieht, die Stalking- Ausführenden waren in dem Fall zu 60,2 Prozent männlich, hingegen 4,4 Prozent Frauen, hingegen bei Stalking betroffenen Männern, das waren in der Gesamtsumme 35,4 Prozent, dreht sich das sozusagen und hier stellen Frauen die Mehrheit und zwar mit 23,5 Prozent. Soweit dazu. Genau. Und wie schon erwähnt zu Cyber-Stalking gibt's aktuell noch keine großen repräsentativen epidemiologischen Studien. Aber was wir wissen, nächste Folie bitte, wenn es um die Formen des Stalkings geht, wie ich schon erwähnt habe, wurde früher klassisch unterschieden zwischen dem traditionellen Stalking, das umfasst telefonische Anrufe, also ungewollte telefonische Anrufe, SMS auch und persönliches Aufsuchen und unerwünschtes persönliches Aufsuchen, Pakete schicken et cetera. Cyber-Stalking, wenn man sich die paar Studien, die es gibt dazu ansieht, geht es vor allem häufig um die Kontaktaufnahme bei Social Media, aber auch Chat, also Instant Messenger, E-Mail oder Blogs. Wenn man sich jetzt aber auch ansieht, also was sind so, wie sieht´s konkret die Stalking- Episoden aus, dann sieht man, dass die meisten Ausführenden beide Modi benutzen, das heißt sogenanntes traditionelles Stalking und Techniken sozusagen neue Techniken Cyber-Stalking. Genau. Und grad als Psychologin fragt man sich, oder auch ihr wahrscheinlich, ... da sein, warum stalken Menschen überhaupt und für uns ist diese Frage vor allem wichtiger im beruflichen Kontext, warum wir sie stellen und auch Forschung dazu betreiben, wir können gern schon die nächste Folie machen, danke, ist sozusagen die Motive herauszufinden, um das zu verstehen. Das Wichtige ist, warum wollen wir es überhaupt verstehen. Es geht darum sozusagen, Stalking-Betroffene, aber auch Ausführenden zu helfen, ihnen auch ein Angebot machen zu können und hierzu müssen wir verstehen, warum stalken Menschen und vor allem auf welche Art und Weise, was sind die dahinter liegenden Motive und was noch zusätzlich herauskommt, neben natürlich auch Hilfsangeboten, ist auch, was wir dann auch später sehen werden, eine wichtige Domäne auch die Risikoanalyse. Es geht ganz konkret, besteht Gefahr für Betroffene oder auch für Drittpersonen. Genau. Wenn wir uns jetzt hier zum Beispiel dieses Sammeln von Motiven ansieht, das sind so ungefähr die vier häufigsten Motive. Ich würde jetzt kurz noch einmal auf die verschiedenen Motive eingehen, auch um zu verstehen, dass es verschiedene Motive gibt und dass die Hintergründe sehr unterschiedlich sind. Wenn wir ganz links anfangen beim Hauptmotiv 'Einsamkeit und Liebe suchend'. Hintergrund ist hier vor allem das Vorherrschen von Emotionen wie Einsamkeit, Mangel an Liebe oder Vertrauen. Primärintention ist die Herstellung einer intimen Beziehung. Hierbei spielt oft auch der Gedanke des Seelenverwandten, also im Englischen benutzt man oft dieses Wort 'soul mates', das ist sozusagen der Impetus und Fokus liegt hier nicht also liegt den Ausführenden zumeist auf fiktiven oder auch wahnhaft angenommenen Beziehungen mit einer Person. Und diese hat die Funktion echte Beziehungen zu ersetzen. Das ist ein ganz wichtiger Faktor. Relevant ist hierbei aber, dass das tatsächliche Verhalten der Stalking-Betroffenen nur eine untergeordnete bis gar keine Rolle spielt. Wichtig ist, dass bei diesen Menschen, die aus diesen Motiven sozusagen Stalking ausführen, dass das meist Betroffene sind aus dem weiteren Bekannten- oder Freundeskreis oder auch Fremden. Genau. Hier spielt auch, wichtig ist hier auch sozusagen, was wir auch aus unserer Arbeit kennen, auch Patienten sind mit schizophrenen Erkrankungen, also der bekannte Liebeswahn genau. Ein weiteres Motiv - Verzeihung trinkt mal kurz - ist auch Einsamkeit sozusagen ... Einsamkeit. Ich bin etwas unglücklich mit der Terminologie, in der Forschung heißts soziale Inkompetenz, das ist schon sehr, sehr wertend. Hier geht es vor allem als auslösende Motivation, der Wunsch nach menschlichem Kontakt. Hier geht es nicht um diesen eternal soul mate, also meine große Liebe, die ich finden will, sondern hier geht es eher um die Etablierung von einer Freundschaft oder auch von einer sexuellen Beziehung. Hier sind vor allem Menschen, die dem Ausführenden nicht bekannt sind als Primärziel sozusagen. Der Begriff Inkompetenz kommt daher, dass die Annäherungsversuche von Stalking- Ausführenden oft sehr, sehr ungeschickt wirken aufs Umfeld und auch sehr beharrlich verlaufen. Der Hintergrund hier ist vor allem, dass diese Menschen Einschränkungen in sozialen Fähigkeiten zeigen, was dann auch wichtig später zu wissen ist für zum Beispiel Hilfsangebote, wo man ansetzen könnte, was vor allem für die Betroffenen hier wichtig ist, ist dass dass - hängt's- dass die Stalking- Ausführenden sozusagen das Stalking- Verhalten reduzieren, wenn sie auch merken, so, Okay, das ist jetzt nicht so erfolgsversprechend. Das trifft nicht auf alle in der Gruppe zu diesem Hauptmotiv, sondern zum Großteil. Genau. Dann die nächste Gruppe, welche Zurückweisungen, Versöhnung oder Rache wo das Motiv ist. Hier ganz spezifisch, dass es sich meistens um Personen handelt aus dem sehr, sehr engen Umfeld, sprich Ex-Partner -Partnerinnen oder auch teilweise Freunde. Auslöser ist primär die Beendigung einer Beziehung. Stalking soll hierbei den Verlust von vertrauten Beziehungen kompensieren. Das heißt, das ist eine Art und Weise, zu versuchen noch die Beziehung aufrechtzuerhalten. Oft berichten Ausführende so: "Die Beziehung kann nicht zu Ende sein, ich kann nicht ohne sie weiterleben." So diese ganz, ganz starke Fokussierung auf das Ende der Beziehung, dass dieses ja nicht abbrechen darf. Hier ist es oft so, dass beide Motive vorhanden sind. Einerseits Versöhnung, dass man sich wünscht, dass die Beziehung fortgesetzt wird. Rache auch, wenn man sich dann doch auch als abgelehnt empfunden wird. Und genau, das ist eine Vermischung aus diesen beiden Motiven. Man sieht da auch schon die Ambivalenz an Emotionen. Noch ein wichtiges Motiv ist: Demütigung, Verlangen nach Rache. Hier steht vor allem im Fokus der Wunsch wieder Gefühl von Macht und Kontrolle zu haben. Diese Stalking- Ausführenden haben subjektiv die Empfindung, dass sie gekränkt worden sind. Hier geht es vor allem um Wiederherstellung einerseits dieses Gefühls des kompletten Ausgeliefertseins und eben durch die Befriedigung vom Gefühl von Macht und Kontrolle. Der Stalking- Ausführende sieht sich dabei oft auch selber als Opfer in dem Kontext. Und wirklich auch mit dieser Terminologie. Der letzte ist ein ganz kleiner Bruchteil der Stalking-Ausführenden, hier geht es vor allem um Macht und Sexualität. Das sind eher Stalking-Ausführende, die, wo sozusagen zu, Beispiel Sadisten undsoweiter. Das ist ein sehr, sehr geringer Anteil. Genau. Und wenn wir uns mal ansehen - die nächste Folie bitte - für die Folgen für Stalking-Betroffene, hier sieht man einerseits die psychischen Beschwernisse, es ist ein Dauerzustand von Anspannung. Ein Großteil also über 50 Prozent der Stalking-Betroffenen zeigen Symptome einer psychischen Erkrankung. Das geht einerseits vom psychischen Beschwerden, auch von Panikattacken, Unruhe, vor allem dieses Gefühl des Kontrollverlustes ist für Menschen sehr schlimm und führt einfach zu einem kontinuierlich erhöhten Stresslevel, was eben auch wieder die Manifestierung von psychischen Erkrankungen begünstigen kann. Es gibt aber auch physische Erkrankungen, also einige kriegen auch Magenschmerzen, Schlafstörungen ganz prominent auch mit dabei, und was dazu führt ist, dass man sich in Sicherheitsverhalten, Stalking- Betroffene ziehen sich zunehmend auch zurück und verlassen ungern das Haus, weil sie einfach Angst haben und das führt in einer längeren Folge dann auch oft zu Verlust von sozialen Kontakten oder dass sie auch aufgrund des Stalkings dann umziehen müssen, Arbeitsplätze wechseln et cetera. Kann natürlich auch zu ökonomischen Konsequenzen führen. Und all diese Faktoren begünstigen sozusagen auch die Entstehung von psychischen Erkrankungen. Wichtig ist hierbei, also was wir auch nicht vergessen sollten ist, dass auch Ausführende, also Stalking- Ausführende - wenn ich das noch kurz ausführen dürfte - Stalking-Ausführende zum Beispiel ziehen sich auch zunehmend aus ihren sozialen Umfeldern zurück, beschäftigen sich primär mit der Thematik des Stalkings, des Verhaltens, sodass es hier auch zu einem sozialen Rückzug kommt. Und das wird... Im klinischen Kontext heißt es immer "Der Prozess der krankhaften Fixierung", das heißt, auch hier gibt es wieder eine Rückkopplungskette, was ja auch Jan schon vorher erzählt hat, sozusagen dieser zunehmende soziale Ausschluss, spielt dann auch noch vorbei (?), dass sie sich einerseits sich auch in Netzwerken zu auch anderen Stalking Ausführenden oft sich verbinden, oder das Stalking dadurch noch einmal stärker auftritt, das ist eine Art Teufelskreis. Genau. JK: Das ist vor allem die Beschreibung der Dynamiken bei Tätern und auch des Leids, weil Täter oft so wahrgenommen werden. Wir sprechen ja von den Ausführenden, aber oft werden sie als Täter wahrgenommen. Das ist so wichtig, weil das Umfeld darauf reagieren kann, man kann... Man sollte nicht jemandem sagen, der betroffen ist: "Pass mal auf, das ist doch jemand, der fühlt sich gerade einsam.", wenn jemand massiv unter den Folgen von Stalking leidet. Aber es geht darum, dass man die Analyse braucht um erstens was dagegen tun zu können, aber auch das Umfeld muss reagieren. Wenn ihr jemanden bemerkt der in eurem Umfeld anfängt sich immer mehr auf eine Person zu fixieren, darauf zu reagieren. Dann kann man so etwas am Anfang auch abfangen. Dem ausführenden helfen, aber natürlich viel mehr noch der betroffenen Person damit. KW: Genau. Aus Zeitgründen würde ich vorschlagen, dass wir kurz ein paar Folien skippen. JK: Ja. Sag mal bis wo? KW: Ja ich würde noch die letzte Folie kurz damit wir noch kurz die… Also es ging hier vor allem auch kam an uns die Anfrage das JK: Die letzte Folie? KW: Ja. Also was kann ich. Was kann ich. Oder wie kann ich helfen wenn ich im Umfeld mit einem Stalking Fall konfrontiert werde. Also sei es entweder ein jemand ist als Ausführender betroffen oder als Betroffener sozusagen. Wichtig ist hierbei wie auch Jan schon erzählt hat, dass bei solchen betroffenen Personen dass man die Aufrechterhaltung der sozialen Kontakte ist das A und O. Weil es eine der wichtigsten Stützen darstellt. Wir gehen oft von diesem Modell aus sozusagen unsere psychische Gesundheit oder unsere Gesundheit allgemein ist wie ein Haus. Es steht auf verschiedenen Säulen und eine dieser Säulen, die größte Säule was das Fundament sozusagen bildet, ist sind soziale Kontakte, ein soziales Umfeld der Menschen ein soziales Wesen und andere Säulen wären zum Beispiel Job oder auch andere identitätsstiftenden Inhalte. Und je mehr von diesen Säulen wegbrechen desto instabiler wird unser Haus sprich auch unsere psychische und körperliche Gesundheit. Und deshalb ist es so wichtig zu versuchen gerade dieses große Fundament der sozialen Kontakte aufrechtzuerhalten. Wichtig ist gerade auch Betroffenen im Freundeskreis zu zeigen "Du bist nicht alleine. Wir sind da." und auch diese starken Emotionen, die stalking Betroffene erleben, wie sich dieses ausgeliefert fühlen, die Hilflosigkeit und Kontrollverlust darüber auch so ein bisschen zu kommunizieren zu können. Was man allerdings aufpassen sollte gerade auch als wenn man jemand helfen möchte, im Freundeskreis, dass man seine eigenen Grenzen auch aufpasst weil ihr werdet genau das gleiche erleben. Werdet euch auch ausgeliefert teilweise fühlen, Hilflosigkeit. Und das ist wichtig sozusagen auch zu schauen Wie gehe ich mit diesen Emotionen um. Und auch die eigenen Grenzen sozusagen im Kopf zu haben. Wichtig ist auch unterstützende Maßnahmen. Ihr könnt mit den Betroffenen also mit Stalking Betroffenen in eurem Freundeskreis geht könnt zu den Beratungsstellen gehen ihr könnt ihnen anbieten "Hey soll ich dich begleiten". Zum Beispiel sowas. Oder auch Wichtig ist auch schöne gemeinsame Aktivitäten zu machen. Sozusagen es ist nicht der Fokus auf primär auf das Stalking sich richtet - okay bisschen mit den Sicherheitsmaßnahmen auch aber - Was können wir schönes gemeinsam machen. Auch die Beziehung auch die Qualität der Beziehung nochmals zu stärken. JK: Bis wann haben wir eigentlich genau? KW: Wir haben nur noch fünf Minuten. Mussten leider ein bisschen JK: Das ist wenig. KW: Ja. Ey ich dachte du bist bisschen kürzer aber. Ist okay. lachend Alles gut. JK: Meine Schuld. KW: Ne, alles gut. Genau also wichtig ist wie gesagt weil wir es auch oft sehen ist wirklich auch die eigenen Grenzen zu kennen und zu sagen okay. Wichtig ist auch dass man manche berichten auch, dass sie Wut empfinden. Also man sieht die beste Freundin wird Stalking Betroffene und man hat diese Wut und sagt okay ich möchte dass das aufhört. Ich gehe zu dem hin und und sage "Hey hör auf damit". Davon würden wir auch sehr stark abraten sozusagen diese Vermittlerrolle einzunehmen. Da die Dynamik da sehr leicht aus dem Ufer gehen könnte zum Beispiel. Also davon raten wir auch konkret ab. Also gerade wenn man die andere Person auch nicht kennt. Wichtig ist wenn man auch eine Stalking ausführende Person im Freundeskreis hat, was Jan auch schon gesagt hat, ist Vorwürfe bringen nichts. Den zu beschimpfen und zu sagen was ist es dafür, was du da machst? Wichtig ist zwar schon, dass man klar vermittelt, dass es nicht in Ordnung ist, das Verhalten, aber dass man sich auch wirklich Sorgen um diesen Freund oder Freundin macht der Stalkingausführende/r ist. Und darüber auch wieder über die sozialen Kontakte und Bindungen die Möglichkeit ermöglicht sozusagen dass der oder diejenige sich dann auch Hilfe holen kann oder wie auch immer. Das heißt da ist auch wieder die soziale Funktion sehr wichtig. Auch hier ist mir wichtig, man sollte versuchen keine Vermittlerrolle einzunehmen und auch wieder eigene Grenzen natürlich zu achten. Ich glaube es ist das Allerwichtigste was wir hatten, ne? JK: Also zentral ist die Überwindung der Isolation. KW: Ja JK: Bei der ausführenden Person damit sie zugänglich bleibt für soziale Sanktionsmittel und bei der betroffenen Person damit sie diese psychischen Folgen nicht so stark erlebt. KW: Genau, dass man die sozusagen oder auch das man leichter auch externe Beratungsangebote annehmen kann. Es ist nach wie vor so dass unter die Hälfte der Betroffenen von Stalking auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und gerade in so Zeiten – also es geht gar nicht um Diagnosen und Labelling, sondern wirklich sozusagen man schaut sich in den Therapien auch, das heißt offiziell Therapien ne, therapeutische Maßnahmen, Unterstützungsmaßnahmen einfach an wie gehe ich mit Situationen um. Wie kann ich mit oder wie lerne ich sozusagen mit Situationen wie Hilflosigkeit umzugehen, oder auch mit belastenden Emotionen. Aber auch mit Gedanken die unverständlich ok ich kann das Haus nicht verlassen aber ich muss einkaufen gehen, könnte das nicht vielleicht ne Freunding übernehmen. Dass man da versucht dagegenzusteuern und sagt ok was ist denn die Konsequenz daraus wenn ich den ganzen Tag daheim bleibe, weil ich Angst habe, dass mich jemand, dass mein Stalker, also dass jemand der Stalking ausführt draußen auf mich wartet sozusagen. Also dass heißt da würde man auch sagen ok es führt nochmal zu sozialer Isolation Rückzug und würde dann vielleicht gerade die Schlafprobleme nochmal verstärken, Magenschmerzen, Depressionen verstärken etc. Und das will man versuchen so aus diesem Teufelskreis rauszukommen. Ja. JK: Ich glaube das mit euch tut mir Leid, dass ich vielleicht hätte ich auch so Zeit Anzeigen brauchen sollen gebraucht für meinen Teil, Entschuldigung. KW: Aber wie gesagt JK: ,Ich glaube vor allem dass ich das Publikum um den Teil mit dem Weißen Ring gebracht habe, mit der Analyse wie man Stalking analysiert. Genau. KW: Genau. Also wir also ich wollte jetzt eigentlich noch das Programm Interventionsprogramm vom Weißen Ring vorstellen. Der Weiße Ring macht super Arbeit. Das sind Beratungsstellen wo man sich hinwenden kann als Stalkingbetroffene. Wenn man dort hingeht bekommt man zum Beispiel auch eine Ist- Analyse. d.h. da wird besprochen so wie sieht genau das Stalking aus. Es wird eine Risikoanalyse gemacht, was ich vorher ganz am Anfang erwähnt habe. Zu sehen, okay gibt es ein Gewaltrisiko, man muss das einschätzen, wäre es sinnvoll jetzt sozusagen zur Polizei zu gehen? Das nochmal abzusprechen, sie stehen ja beratend zur Seite. Und auch zu schauen okay wie geht's mir selber dabei damit. Also, brauche ich psychosoziale Unterstützung, die haben auch z.B. so Gruppenangebote und z.B. das kann man dort alles besprechen und wird auch sehr, sehr gut gemacht und das wollte ich euch noch ans Herz legen. Das gibt es das Programm konkret in Berlin, aber auch ich glaube auch deutschlandweit soweit ich das mitbekommen habe. Und es gibt auch Programme für Tä... Stalking Ausführende. Ich kenne auch in Berlin eins, so Programme wie Stop Stalking usw. wo auch wirklich auch in Gruppen-Settings zum Beispiel mit Stalking Ausführenden das thematisiert wird. Also gerade ähnlich wie es Motive, ne. Da geht man drauf ein okay was steckt denn dahinter, wie kann ich sonst also passend jeweils zu Motiven sozusagen werden Strategien herausgefunden wie man das angehen kann. Und das wollte ich auch noch kurz ans Herz legen. Ja sonst, ja. Applaus Abspannmusik Untertitel erstellt von c3subtitles.de im Jahr 2019. Mach mit und hilf uns!