Andy Puddicombe: Zehn bewusste Minuten genügen schon
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0:00 - 0:03Wir leben in einer unglaublich geschäftigen Welt.
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0:03 - 0:07Die Geschwindigkeit des Alltags ist
oft hektisch, unser Geist immer beschäftigt, -
0:07 - 0:09und wir machen immer irgendetwas.
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0:09 - 0:12Mit diesem Gedanken im Hinterkopf möchte ich
Sie bitten, kurz darüber nachzudenken, -
0:12 - 0:17wann Sie sich das letzte Mal Zeit
zum Nichtstun genommen haben? -
0:17 - 0:19Nur 10 ungestörte Minuten?
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0:19 - 0:21Und mit "Nichts" meine ich auch "Nichts".
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0:21 - 0:24Also keine E-Mails, keine SMS, kein Internet,
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0:24 - 0:28kein Fernsehen, keine Gespräche,
kein Essen, kein Lesen, -
0:28 - 0:30noch nicht einmal ein Schwelgen in Erinnerungen
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0:30 - 0:32oder das Schmieden von Zukunftsplänen.
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0:32 - 0:36Einfach nichts tun.
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0:36 - 0:39Ich sehe eine Menge
ausdrucksloser Mienen. (Lachen) -
0:39 - 0:41Sie müssten bestimmt
sehr weit zurückdenken. -
0:41 - 0:42Das ist doch außergewöhnlich, oder?
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0:42 - 0:45Wir reden hier über unseren Geist.
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0:45 - 0:48Der Geist, unsere nützlichste
und kostbarste Quelle, -
0:48 - 0:52durch den wir jeden einzelnen Moment
unseres Lebens wahrnehmen, -
0:52 - 0:55der Geist, auf den wir uns verlassen,
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0:55 - 0:59um als Individuen glücklich, zufrieden
und emotional stabil zu sein, -
0:59 - 1:01zugleich aber auch freundlich und bedacht
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1:01 - 1:05und rücksichtsvoll in unseren
Beziehungen zu anderen. -
1:05 - 1:07Derselbe Geist hilft uns
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1:07 - 1:11konzentriert, kreativ, spontan zu sein,
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1:11 - 1:15und bei allem, was wir tun,
das absolut Beste zu geben. -
1:15 - 1:19Und doch nehmen wir uns keine Auszeit,
uns um ihn zu kümmern. -
1:19 - 1:22Wir verbringen mehr Zeit damit,
uns um unsere Autos, -
1:22 - 1:24unsere Kleidung und
unser Haar zu kümmern – -
1:24 - 1:27gut, vielleicht nicht unser Haar,
aber Sie wissen, was ich meine. -
1:27 - 1:31Und in der Folge sind
wir natürlich gestresst. -
1:31 - 1:34Sie wissen schon:
Der Geist ist am Rotieren, -
1:34 - 1:36er dreht sich im Kreis, so viele
schwierige, verwirrende Gefühle, -
1:36 - 1:41und wir wissen nicht genau,
wie wir damit umgehen sollen -
1:41 - 1:46und sind dadurch leider so abgelenkt,
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1:46 - 1:50dass wir nicht mehr in der Welt,
in der wir leben, präsent sind. -
1:50 - 1:54Wir verpassen die Dinge,
die uns am wichtigsten sind, -
1:54 - 1:56und das Verrückte ist,
dass jeder annimmt, -
1:56 - 1:59tja, so ist das Leben, also
machen wir eben so weiter. -
1:59 - 2:02Aber so muss es nicht sein.
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2:02 - 2:04Ich war ungefähr 11, als ich
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2:04 - 2:06zu meinem ersten Meditationskurs ging.
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2:06 - 2:09Glauben Sie mir, er bestätigte
alle erdenklichen Klischees: -
2:09 - 2:11im Lotussitz auf dem Fußboden sitzen,
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2:11 - 2:15Räucherstäbchen, Kräutertee,
Vegetarier – das ganze Programm, -
2:15 - 2:19aber meine Mutter ging hin und
ich war neugierig und ging mit. -
2:19 - 2:21Ich hatte auch ein paar
Kung-Fu-Filme gesehen -
2:21 - 2:24und dachte heimlich, dass ich
vielleicht Fliegen lernen kann, -
2:24 - 2:27aber ich war damals sehr jung.
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2:27 - 2:30Wie viele Leute,
dachte ich mir, -
2:30 - 2:34als ich da saß, dass
das Aspirin für den Geist ist. -
2:34 - 2:36Man hat Stress, man
meditiert ein bisschen. -
2:36 - 2:39Ich hatte nie darüber nachgedacht,
dass es auch präventiv sein kann, -
2:39 - 2:42bis ich etwa 20 war
und in meinem Leben -
2:42 - 2:45Schlag auf Schlag eine Reihe
von Dingen passierte, -
2:45 - 2:49wirklich gravierende Dinge, die
mein Leben auf den Kopf stellten, -
2:49 - 2:52und plötzlich hatte ich
den Kopf voller Gedanken, -
2:52 - 2:56voller komplizierter Gefühle,
mit denen ich nicht umzugehen wusste. -
2:56 - 2:58Immer, wenn ich eins unterdrückte,
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2:58 - 2:59kam ein anderes einfach wieder hoch.
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2:59 - 3:02Diese Zeit war sehr stressig.
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3:02 - 3:05Ich vermute, wir gehen mit Stress
alle unterschiedlich um. -
3:05 - 3:08Einige Leute vergraben
sich in ihrer Arbeit, -
3:08 - 3:11dankbar für die Ablenkung.
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3:11 - 3:14Andere wenden sich an ihre Freunde
oder Familie mit der Bitte um Unterstützung. -
3:14 - 3:18Einige greifen zur Flasche
oder nehmen Medikamente. -
3:18 - 3:21Meine Art, damit umzugehen,
war ein Mönch zu werden. -
3:21 - 3:24Also brach ich mein Studium ab
und reiste in den Himalaya. -
3:24 - 3:28Ich wurde ein Mönch und fing an,
das Meditieren zu erlernen. -
3:28 - 3:32Ich werde oft gefragt,
was ich damals gelernt habe. -
3:32 - 3:35Na ja, es hat die Dinge
natürlich verändert. -
3:35 - 3:37Seien wir ehrlich,
als Mönch im Zölibat zu leben -
3:37 - 3:39verändert schon ein paar Dinge.
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3:39 - 3:42Aber es ging weit darüber hinaus.
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3:42 - 3:44Es lehrte mich – es verlieh mir
eine höhere Wertschätzung -
3:44 - 3:48und Verständnis für
den gegenwärtigen Augenblick. -
3:48 - 3:51Ich meine damit, sich nicht
in Gedanken zu verlieren, -
3:51 - 3:54nicht abgelenkt zu werden,
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3:54 - 3:57nicht von schwierigen Gefühlen
überwältigt zu werden, -
3:57 - 4:01sondern stattdessen zu lernen,
im Hier und Jetzt zu sein, -
4:01 - 4:04sich seiner bewusst zu sein,
präsent zu sein. -
4:04 - 4:08Der gegenwärtige Augenblick
wird so unterschätzt. -
4:08 - 4:12Es klingt so normal, jedoch
verbringen wir so wenig Zeit -
4:12 - 4:15im gegenwärtigen Augenblick,
dass es alles andere als normal ist. -
4:15 - 4:18Einer kürzlich erschienenen
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4:18 - 4:21Harvard-Studie zufolge
verliert sich unser Geist -
4:21 - 4:24durchschnittlich fast
47 % der Zeit in Gedanken. -
4:24 - 4:2747 Prozent.
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4:27 - 4:30Zugleich ist dieses ständige Gedankenkreisen
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4:30 - 4:33auch eine direkte Ursache fürs Unglücklichsein.
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4:33 - 4:37Nun, wir haben eine begrenzte Zeit auf der Erde,
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4:37 - 4:42und dann auch noch das halbe Leben
in Gedanken versunken -
4:42 - 4:44und möglicherweise ziemlich unglücklich zu sein,
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4:44 - 4:46keine Ahnung, das ist doch
eigentlich ziemlich tragisch, -
4:46 - 4:50besonders, wenn man
etwas dagegen tun kann, -
4:50 - 4:53wenn es eine positive,
angewandte, ausführbare -
4:53 - 4:56und wissenschaftlich erwiesene Methode gibt,
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4:56 - 4:58die es unserem Geist erlaubt, gesünder,
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4:58 - 5:03achtsamer und weniger abgelenkt zu sein.
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5:03 - 5:05Und das Schöne daran ist: Obwohl man
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5:05 - 5:07dafür nur ungefähr 10 Minuten pro Tag braucht,
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5:07 - 5:11beeinflusst es unser ganzes Leben.
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5:11 - 5:13Aber zuerst müssen wir wissen, wie es geht.
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5:13 - 5:16Wir brauchen eine Übung.
Rahmenbedingungen, -
5:16 - 5:17um zu lernen, wie man
achtsamer wird. -
5:17 - 5:19Das, im Wesentlichen,
ist Meditation. -
5:19 - 5:21Wir machen uns mit
dem Augenblick bekannt. -
5:21 - 5:24Aber wir müssen auch
wissen, wie wir es richtig -
5:24 - 5:26angehen, um das Beste
herauszuholen. -
5:26 - 5:29Dafür gibt es diese hier, falls Sie
sich schon gefragt haben, -
5:29 - 5:32denn die meisten Leute nehmen an,
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5:32 - 5:34dass es beim Meditieren darum geht,
Gedanken anzuhalten, -
5:34 - 5:38Gefühle loszuwerden,
den Geist zu kontrollieren, -
5:38 - 5:40aber eigentlich ist es ganz anders.
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5:40 - 5:43Es geht vielmehr darum,
einen Schritt zurück zu machen, -
5:43 - 5:45die Gedanken klarer wahrzunehmen,
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5:45 - 5:48ihr Kommen und Gehen zu erleben,
das Kommen und Gehen von Gefühlen, -
5:48 - 5:53ohne sie zu beurteilen, aber mit
einem entspannten, konzentrierten Geist. -
5:53 - 5:56Wenn ich mich beispielsweise jetzt
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5:56 - 5:59zu sehr auf die Bälle
konzentriere, kann ich mich -
5:59 - 6:01nicht entspannen und
zugleich mit Ihnen reden. -
6:01 - 6:03Entspanne ich mich gleichermaßen
zu sehr beim Gespräch, -
6:03 - 6:06kann ich mich nicht auf die Bälle
konzentrieren und lasse sie fallen. -
6:06 - 6:10Nun gibt es im Leben und
in der Meditation Zeiten, -
6:10 - 6:12wenn der Fokus etwas zu intensiv wird
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6:12 - 6:17und das Leben sich ungefähr so anfühlt.
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6:17 - 6:19Eine sehr unangenehme Art,
sein Leben zu führen, -
6:19 - 6:21wenn man sich so verspannt und gestresst fühlt.
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6:21 - 6:24Zu anderen Zeiten nehmen wir vielleicht
den Fuß etwas zu sehr vom Gas -
6:24 - 6:26und alles fühlt sich
eher ein bisschen so an. -
6:26 - 6:29In der Meditation
– (Schnarchen) – -
6:29 - 6:31schlafen wir dann natürlich ein.
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6:31 - 6:34Also suchen wir nach Gleichgewicht,
konzentrierter Entspannung, -
6:34 - 6:37bei der wir die Gedanken kommen
und gehen lassen können, -
6:37 - 6:40ohne darin verwickelt zu werden.
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6:40 - 6:43Nun, wenn wir lernen, achtsam zu sein,
-
6:43 - 6:46werden wir normalerweise von
einem Gedanken abgelenkt. -
6:46 - 6:48Angenommen, das ist
ein beunruhigender Gedanke. -
6:48 - 6:50Alles läuft gut und plötzlich sehen wir
diesen beunruhigenden Gedanken -
6:50 - 6:53und denken: "Oh, wusste gar nicht,
dass mich das beunruhigt." -
6:53 - 6:55Man kommt auf ihm zurück,
wiederholt ihn. "Oh, beunruhigend. -
6:55 - 6:58Ich bin wirklich beunruhigt.
Mensch, so viele Sorgen." -
6:58 - 7:00Und ehe man sich's versieht,
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7:00 - 7:04machen wir uns Sorgen,
dass wir uns Sorgen machen. -
7:04 - 7:07Das ist doch verrückt.
Das tun wir ständig, -
7:07 - 7:09selbst im Alltag.
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7:09 - 7:12Erinnern Sie sich
mal daran, als Sie -
7:12 - 7:14das letzte Mal einen
wackligen Zahn hatten. -
7:14 - 7:17Sie wissen, er wackelt,
und Sie wissen, er tut weh. -
7:17 - 7:20Und was machen Sie
alle 20-30 Sekunden? -
7:20 - 7:26(Murmelt) Er tut wirklich weh.
Wir verstärken es nur noch, oder? -
7:26 - 7:28Wir sagen es uns immer wieder
-
7:28 - 7:30und tun es die ganze Zeit.
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7:30 - 7:33Nur wenn wir lernen, den Geist
auf diese Art zu beobachten, -
7:33 - 7:36können wir gleichzeitig diese Geschichten
und Gedankenmuster loslassen. -
7:36 - 7:39Wenn Sie sich aber hinsetzen
und den Geist so beobachten, -
7:39 - 7:41sehen Sie vielleicht
viele verschiedene Muster. -
7:41 - 7:44Sie treffen vielleicht
auf einen Geist, der ruhelos ist – -
7:44 - 7:46die ganze Zeit.
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7:46 - 7:49Seien Sie nicht überrascht,
falls Sie Aufregung verspüren, -
7:49 - 7:53wenn Sie sich zum Nichtstun hinsetzen
und Ihr Geist sich so anfühlt. -
7:53 - 7:55Vielleicht finden Sie
einen sehr abgestumpften, -
7:55 - 7:57langweiligen, fast mechanischen Geist vor
-
7:57 - 7:59und es scheint so,
als ob Sie aufstehen, -
7:59 - 8:03arbeiten gehen, essen,
schlafen, aufstehen, arbeiten. -
8:03 - 8:05Oder es ist ein winziger Gedanke,
der an Ihnen nagt, -
8:05 - 8:10der immerzu im Kopf
seine Kreise dreht. -
8:10 - 8:14Was es auch ist,
Meditation bietet -
8:14 - 8:18die Gelegenheit, die Möglichkeit,
zurückzutreten -
8:18 - 8:20und eine andere Perspektive einzunehmen,
-
8:20 - 8:25um zu sehen, dass die Dinge nicht immer
so sind, wie sie scheinen. -
8:25 - 8:27Wir können nicht
-
8:27 - 8:31jede Einzelheit ändern,
die uns im Leben widerfährt, -
8:31 - 8:34aber wir können die Art und
Weise ändern, wie wir sie erleben. -
8:34 - 8:38Das ist das Potenzial von
Meditation, von Achtsamkeit. -
8:38 - 8:41Es bedarf keiner Räucherstäbchen
-
8:41 - 8:43und man muss auch nicht
auf dem Fußboden sitzen. -
8:43 - 8:46Man braucht einfach nur
zehn Minuten am Tag, -
8:46 - 8:50in denen man einen Schritt zurück tritt
und sich dem Augenblick widmet, -
8:50 - 8:53um so eine bessere Wahrnehmung
-
8:53 - 8:57der Konzentration, Ruhe und
Klarheit im Leben zu bekommen. -
8:57 - 9:04Vielen Dank.
(Applaus)
- Title:
- Andy Puddicombe: Zehn bewusste Minuten genügen schon
- Speaker:
- Andy Puddicombe
- Description:
-
Wann haben Sie das letzte Mal ganze zehn Minuten lang absolut nichts getan? Keine SMS, keine Gespräche, keine Gedanken? Andy Puddicombe, Experte im bewussten Sein, beschreibt die transformative Kraft genau dessen: Den Geist zehn Minuten am Tag erfrischen, einfach indem wir achtsam sind und den gegenwärtigen Augenblick erleben. (Ganz ohne Räucherstäbchen oder seltsame Sitzpositionen.)
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 09:24
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