Die Flüchtlingskrise ist eine Prüfung unseres Charakters
-
0:01 - 0:04Ich werde zu Ihnen über
die globale Flüchtlingskrise sprechen. -
0:04 - 0:08Mein Ziel ist, Ihnen zu zeigen,
dass diese Krise -
0:08 - 0:11handhabbar ist, nicht unlösbar.
-
0:12 - 0:17Aber ich möchte auch zeigen, dass es
genauso um uns geht und wer wir sind, -
0:17 - 0:21wie es eine Prüfung
der Flüchtlinge an der Front ist. -
0:21 - 0:24Für mich ist das nicht nur
eine berufliche Pflicht, -
0:24 - 0:29denn ich leite eine NGO, die weltweit
Flüchtlinge und Vertriebene unterstützt. -
0:29 - 0:30Es ist persönlich.
-
0:31 - 0:33Ich liebe dieses Bild.
-
0:34 - 0:36Dieser hübsche Typ rechts
-
0:36 - 0:37bin nicht ich.
-
0:38 - 0:41Das ist mein Vater, Ralph, 1940 in London,
-
0:41 - 0:43mit seinem Vater Samuel.
-
0:44 - 0:46Sie waren jüdische
Flüchtlinge aus Belgien. -
0:46 - 0:50Sie flohen an dem Tag,
an dem die Nazis einmarschierten. -
0:51 - 0:52Dieses Foto liebe ich auch.
-
0:53 - 0:55Es ist ein Gruppe Flüchtlingskinder,
-
0:55 - 0:58die 1946 aus Polen in England ankommen.
-
0:59 - 1:02Und in der Mitte ist meine Mutter, Marion.
-
1:03 - 1:06Man hatte sie losgeschickt,
um ein neues Leben zu beginnen, -
1:06 - 1:07in einem neuen Land,
-
1:07 - 1:08ganz alleine,
-
1:08 - 1:10im Alter von 12.
-
1:11 - 1:13Ich weiß Folgendes:
-
1:13 - 1:16Hätte Großbritannien keine Flüchtlingen
-
1:16 - 1:17in den 1940ern aufgenommen,
-
1:18 - 1:21wäre ich heute sicher nicht hier.
-
1:22 - 1:2670 Jahre später
schließt sich nun der Kreis. -
1:27 - 1:30Man hört von Mauern,
die gebaut werden sollen, -
1:30 - 1:32rachsüchtiger politischer Rhetorik,
-
1:32 - 1:36gefährdeter humanitärer
Werte und Prinzipien, -
1:37 - 1:41genau in den Ländern, die vor
70 Jahren "niemals wieder" sagten -
1:41 - 1:45zu Staatenlosigkeit und Verzweiflung
für die Opfer von Kriegen. -
1:47 - 1:49Letztes Jahre wurden, minütlich,
-
1:50 - 1:5424 weitere Menschen
durch Konflikt, Gewalt und Verfolgung -
1:54 - 1:56aus ihrer Heimat vertrieben:
-
1:57 - 2:00noch ein Chemiewaffenangriff in Syrien,
-
2:00 - 2:03die Taliban randalieren in Afghanistan,
-
2:03 - 2:09in Nordost-Nigeria werden Mädchen
von Bodo Haram aus der Schule vertrieben. -
2:10 - 2:13Das sind keine Leute,
die für ein besseres Leben -
2:13 - 2:15in ein anderes Land ziehen.
-
2:15 - 2:17Sie fliehen um ihr Leben.
-
2:19 - 2:21Es ist eine echte Tragödie,
-
2:22 - 2:27dass die berühmtesten Flüchtlingen
der Welt nicht heute hier sprechen können. -
2:27 - 2:29Viele von Ihnen werden dieses Foto kennen.
-
2:30 - 2:32Es zeigt den leblosen Körper
-
2:32 - 2:35des fünfjährigen Alan Kurdi,
-
2:35 - 2:39ein syrischer Flüchtling,
der 2015 im Mittelmeer starb. -
2:39 - 2:43Er starb mit 3.700 anderen,
die versuchten, nach Europa zu kommen. -
2:44 - 2:462016, im Jahr darauf,
-
2:47 - 2:49starben 5.000 Menschen.
-
2:51 - 2:52Für sie ist es zu spät,
-
2:53 - 2:56aber für Millionen andere
ist es nicht zu spät. -
2:56 - 2:58Für Menschen wie Frederick
ist es nicht zu spät. -
2:59 - 3:02Ich traf ihn im Nyarugusu-
Flüchtlingslager in Tansania. -
3:02 - 3:03Er ist aus Burundi.
-
3:04 - 3:06Er wollte wissen, wo er
seinen Abschluss machen konnte. -
3:06 - 3:09Er war 11 Jahre zur Schule gegangen
und er wollte ein 12. Jahr. -
3:09 - 3:14Er sagte zu mir: "Ich bete,
dass mein Leben nicht hier zu Ende geht -
3:14 - 3:16in diesem Flüchtlingslager."
-
3:16 - 3:18Und für Halud es ist nicht zu spät.
-
3:19 - 3:22Ihre Eltern waren
palästinensische Flüchtlinge, -
3:22 - 3:25sie lebten im Yarmouk-Flüchtlingslager
außerhalb von Damaskus. -
3:25 - 3:27Ihre Eltern waren Flüchtlinge,
-
3:27 - 3:30und jetzt ist sie selbst
ein Flüchtling im Libanon. -
3:31 - 3:34Sie arbeitet für das International Rescue
Committee, um Flüchtlingen zu helfen, -
3:35 - 3:38aber sie war sich ihrer
eigenen Zukunft nicht sicher, -
3:40 - 3:42wo sie ist oder was sie bereithält.
-
3:42 - 3:46Dieser Vortrag handelt
von Frederick, von Halud -
3:46 - 3:48und einer Million anderer wie sie:
-
3:48 - 3:50warum sie vertrieben wurden,
-
3:50 - 3:55wie sie überleben, welche Hilfe sie
brauchen und was unsere Pflichten sind. -
3:56 - 3:57Ich glaube ganz fest daran,
-
3:58 - 4:01dass die wichtigste Frage
des 21. Jahrhunderts -
4:02 - 4:05unsere Pflicht gegenüber Fremden betrifft.
-
4:05 - 4:09Das zukünftige "Du"
handelt von Ihren Pflichten -
4:09 - 4:10gegenüber Fremden.
-
4:10 - 4:12Sie wissen besser, als jeder andere,
-
4:12 - 4:16dass die Welt stärker
verbunden ist als je zuvor. -
4:17 - 4:18Die große Gefahr ist jedoch,
-
4:18 - 4:21dass wir durch unsere
Unterschiede verzerrt werden. -
4:22 - 4:24Und dafür gibt es keinen besseren Test,
-
4:24 - 4:26als wie wir Flüchtlinge behandeln.
-
4:27 - 4:30Hier sind die Fakten:
65 Millionen Menschen -
4:30 - 4:34wurden letztes Jahr durch Verfolgung
und Gewalt aus ihrer Heimat vertrieben. -
4:34 - 4:35Wäre es ein Land,
-
4:35 - 4:38wäre es das größte Land
der Welt im 21. Jahrhundert. -
4:39 - 4:44Die meisten dieser Menschen, ca. 40 Mio.,
bleiben in ihrem Heimatland, -
4:44 - 4:46aber 25 Millionen sind Flüchtlinge.
-
4:46 - 4:48D.h. sie übertreten Grenzen
zu einem Nachbarstaat. -
4:49 - 4:53Die meisten leben in armen Ländern,
-
4:53 - 4:57relativ arme Länder oder mit niedrigem
mittleren Einkommen, wie Libanon, -
4:57 - 4:57wo Halud lebt.
-
4:59 - 5:03Im Libanon ist einer von vier
Menschen ein Flüchtling, -
5:04 - 5:07ein Viertel der Gesamtbevölkerung.
-
5:07 - 5:09Flüchtlinge bleiben für eine lange Zeit.
-
5:09 - 5:11Die durchschnittliche
Dauer der Vertreibung -
5:11 - 5:12ist 10 Jahre.
-
5:13 - 5:18Ich ging zum weltweit größten
Flüchtlingslager in Ostkenia. -
5:18 - 5:19Es heißt Dadaab.
-
5:19 - 5:21Es wurde 1991–1992
-
5:21 - 5:25als "temporäres Lager" für Somalis erbaut,
die vor dem Bürgerkrieg flohen. -
5:26 - 5:27Ich traf Silo.
-
5:28 - 5:31Ich sagte ahnungslos zu Silo:
-
5:31 - 5:33"Denkst du, du wirst je
nach Somalia zurückkehren?" -
5:34 - 5:36Sie sagte: "Was meinst du mit heimkehren?
-
5:36 - 5:38Ich wurde hier geboren."
-
5:39 - 5:41Und als ich die Lagerleitung fragte,
-
5:41 - 5:45wie viele der 330.000 Menschen
im Lager geboren waren, -
5:45 - 5:46gaben sie mir diese Antwort:
-
5:47 - 5:49100.000.
-
5:50 - 5:52Das ist mit langfristiger
Vertreibung gemeint. -
5:53 - 5:56Die Gründe dafür sind tiefgehend:
-
5:56 - 5:59schwache Staaten, die ihre eigenen
Leute nicht unterstützen können, -
5:59 - 6:01ein internationales politisches System,
-
6:01 - 6:04das schwächer ist als jemals seit 1945,
-
6:04 - 6:08und Differenzen über Theologie,
Regierung, Engagement in der Welt -
6:08 - 6:11in wichtigen Teilen der muslimischen Welt.
-
6:13 - 6:16Das sind langfristige
Herausforderungen für Generationen. -
6:16 - 6:19Daher sage ich, die Flüchtlingskrise
ist ein Trend und kein Aufflackern. -
6:20 - 6:25Sie ist komplex, und wenn man große,
langfristige, komplexe Probleme hat, -
6:25 - 6:27glauben alle, dass man nichts tun kann.
-
6:28 - 6:30Als Papst Franziskus 2014
nach Lampedusa ging, -
6:31 - 6:33an der Küste Italiens,
-
6:33 - 6:36warf er uns allen und der Weltbevölkerung
-
6:36 - 6:40eine "Globalisierung
der Gleichgültigkeit" vor. -
6:41 - 6:42Dieser Satz verfolgt einen.
-
6:42 - 6:45Es bedeutet, dass unsere
Herzen aus Stein sind. -
6:47 - 6:49Ich bin nicht sicher,
vielleicht wissen Sie das. -
6:49 - 6:52Darf man mit dem Papst streiten,
auch auf einer TED-Konferenz? -
6:53 - 6:54Aber ich denke, es stimmt nicht.
-
6:54 - 6:57Ich denke, Menschen
wollen etwas verändern, -
6:57 - 7:00aber sie wissen einfach nicht,
ob sie eine Lösung der Krise sind. -
7:00 - 7:02Und heute will ich Ihnen sagen,
-
7:02 - 7:05dass die Probleme zwar real sind,
aber die Lösungen sind es auch. -
7:06 - 7:07Lösung eins:
-
7:07 - 7:11Flüchtlinge müssen in den Ländern,
in denen sie leben, arbeiten können, -
7:11 - 7:14und diese Länder, brauchen massive
wirtschaftliche Unterstützung. -
7:14 - 7:16In Uganda führten sie
2014 eine Studie durch: -
7:17 - 7:2080 % der Flüchtlingen
in der Hauptstadt Kampala -
7:20 - 7:22bräuchten keine humanitäre Hilfe,
wenn sie arbeiten würden. -
7:22 - 7:24Sie wurden beim Weg in Arbeit unterstützt.
-
7:24 - 7:26Lösung Nummer zwei:
-
7:26 - 7:30Bildung für Kinder ist
eine Lebensader, kein Luxus, -
7:30 - 7:32wenn man so lange vertrieben wird.
-
7:33 - 7:35Kinder lassen sich nicht unterkriegen,
-
7:35 - 7:38wenn sie angemessene soziale,
emotionalen Hilfe bekommen, -
7:38 - 7:40parallel zu Schreib- und Rechenfähigkeit.
-
7:40 - 7:41Ich habe es selbst gesehen.
-
7:43 - 7:46Aber die Hälfte der weltweiten
Flüchtlingskinder im Grundschulalter -
7:46 - 7:48erhalten gar keine Bildung,
-
7:48 - 7:51genauso wie drei Viertel
aller in der Sekundarstufe. -
7:51 - 7:53Das ist verrückt.
-
7:54 - 7:56Lösung Nummer drei:
-
7:56 - 8:00Die meisten Flüchtlinge leben
in Stadtgebieten und nicht in Lagern. -
8:00 - 8:03Was würden Sie oder ich wollen,
wären wir ein Flüchtling in einer Stadt? -
8:03 - 8:06Wir würden Geld für
Miete und Kleidung wollen. -
8:07 - 8:09Das ist die Zukunft humanitärer Hilfe,
-
8:09 - 8:10oder eines wichtigen Teils davon:
-
8:10 - 8:13Geben Sie Leuten Geld, um die Leistung
von Flüchtlingen anzukurbeln, -
8:13 - 8:15und sie helfen der lokalen Wirtschaft.
-
8:15 - 8:17Es gibt noch eine vierte Lösung,
-
8:17 - 8:20die kontrovers ist,
aber die besprochen werden muss. -
8:20 - 8:23Die verletzbarsten Flüchtlinge
brauchen einen Neustart, -
8:23 - 8:25ein neues Leben in einem neuen Land,
-
8:26 - 8:27auch im Westen.
-
8:28 - 8:32Die Zahlen sind relativ klein,
Hunderttausende, keine Millionen, -
8:32 - 8:35aber die Symbolik ist enorm.
-
8:36 - 8:39Dies ist nicht der Moment,
um Flüchtlingen abzuschieben, -
8:39 - 8:40wie die Trump-Regierung vorschlägt.
-
8:40 - 8:44Es ist Zeit, Menschen aufzunehmen,
die Opfer von Terror sind. -
8:44 - 8:45Und denken Sie daran --
-
8:45 - 8:48(Applaus)
-
8:52 - 8:56Bedenken Sie, dass jeder, der fragt:
"Wurden sie gründlich überprüft?", -
8:56 - 8:59eine wirklich vernünftige
und gute Frage stellt. -
9:00 - 9:04Die Wahrheit ist, dass Flüchtlinge,
die sich niederlassen wollen, -
9:04 - 9:08besser überprüft werden, als jede andere
Bevölkerungsgruppe, die in unser Land kommt. -
9:08 - 9:10Während es vernünftig ist,
diese Frage zu stellen, -
9:10 - 9:14ist es unvernünftig, zu sagen, Flüchtling
sei ein anderes Wort für Terrorist. -
9:15 - 9:16Was passiert, ist --
-
9:16 - 9:20(Applaus)
-
9:20 - 9:22Was passiert, wenn Flüchtlinge
nicht arbeiten können, -
9:22 - 9:25wenn sie ihre Kinder
nicht in die Schule schicken, -
9:25 - 9:28kein Bargeld bekommen können,
keinen legalen Weg zur Hoffnung haben? -
9:28 - 9:30Dann schlagen sie riskante Wege ein.
-
9:30 - 9:35Ich fuhr vor zwei Jahren nach Lesbos,
diese schöne griechische Insel. -
9:35 - 9:37Dort leben 90.000 Menschen.
-
9:37 - 9:41In einem Jahr durchliegen
500.000 Flüchtlinge die Insel. -
9:41 - 9:43Ich möchte Ihnen mitteilen, was ich sah,
-
9:43 - 9:46als ich Richtung Norden
über die Insel fuhr: -
9:46 - 9:50ein Stapel Jacken derer,
die es an die Küste geschafft hatten. -
9:51 - 9:52Und als ich genauer hinsah,
-
9:52 - 9:55sah ich kleine, gelbe
Rettungswesten für Kinder, -
9:56 - 9:58Und ich machte dieses Foto.
-
9:58 - 10:02Sie können wahrscheinlich die Schrift
nicht lesen, daher lese ich es Ihnen vor. -
10:02 - 10:05"Warnung: Schützt nicht vor Ertrinken."
-
10:06 - 10:07Im 21. Jahrhundert
-
10:08 - 10:11erhalten Kinder also Rettungswesten,
-
10:11 - 10:13um Europa sicher zu erreichen,
-
10:13 - 10:16auch wenn die Westen nicht
ihr Leben schützen werden, -
10:16 - 10:19wenn sie aus dem Boot fallen,
das sie dorthin bringt. -
10:21 - 10:24Das ist nicht nur eine Krise,
es ist eine Prüfung. -
10:26 - 10:29Es ist eine Prüfung, der Zivilisationen
über Epochen begegneten. -
10:30 - 10:31Es ist eine Prüfung der Menschlichkeit.
-
10:32 - 10:34Es ist eine Prüfung
unserer westlichen Welt, -
10:34 - 10:37wer wir sind und wo wir stehen.
-
10:39 - 10:42Es ist eine Prüfung unseres Charakters,
nicht nur unserer Politik. -
10:43 - 10:45Flüchtlinge sind ein schwerer Fall.
-
10:45 - 10:47Sie kommen aus weit
entfernten Teilen der Welt. -
10:48 - 10:50Sie haben Traumata erlebt.
-
10:50 - 10:52Sie haben oft eine andere Religion.
-
10:52 - 10:55Das sind genau die Gründe,
warum wir Flüchtlingen helfen sollten, -
10:55 - 10:58und kein Grund, warum wir
ihnen nicht helfen sollten. -
10:58 - 11:01Grund genug, ihnen zu helfen,
wegen dem, was es über uns sagt. -
11:02 - 11:04Es offenbart unsere Werte.
-
11:05 - 11:10Empathie und Altruismus sind
zwei der Fundamente von Zivilisation. -
11:11 - 11:14Setzt man Empathie
und Altruismus in die Tat um, -
11:14 - 11:17leben wir aus einem grundlegenden
moralischen Credo heraus. -
11:17 - 11:19In der modernen Welt
gibt es keine Ausrede. -
11:19 - 11:23Wir können nicht sagen, dass wir nicht
wissen, was in Juba, Südsudan, -
11:23 - 11:25oder in Aleppo, Syrien, passiert.
-
11:25 - 11:28Es steht hier in unseren Smartphones,
-
11:28 - 11:29in unseren Händen.
-
11:29 - 11:32Unkenntnis ist überhaupt keine Ausrede.
-
11:32 - 11:36Versagen wir zu helfen, zeigen wir, dass
wir gar keinen moralischen Kompass haben. -
11:37 - 11:40Es zeigt auch, ob wir unsere
eigene Geschichte kennen. -
11:41 - 11:43Der Grund, warum Flüchtlinge
weltweit Rechte haben, -
11:43 - 11:46liegt in der außergewöhnlichen
westlichen Führung -
11:46 - 11:49von Staatsmännern und -frauen
nach dem zweiten Weltkrieg, -
11:49 - 11:51die zu allgemeinen
Menschenrechten wurden. -
11:52 - 11:55Beschädigt man den Flüchtlingsschutz,
verwerfen wir unsere eigene Geschichte. -
11:56 - 11:58Das ist --
-
11:58 - 11:59(Applaus)
-
11:59 - 12:03Das offenbart auch
die Macht der Demokratie -
12:03 - 12:06als Zuflucht vor Diktatur.
-
12:06 - 12:08Wie viele Politiker haben Sie sagen hören:
-
12:09 - 12:13"Wir glauben an die Macht des Vorbilds,
nicht an ein Exempel unserer Macht." -
12:14 - 12:17Sie meinen, wichtiger ist, wofür wir
stehen, als die Bomben, die wir abwerfen. -
12:18 - 12:20Flüchtlinge, die Zuflucht suchen,
-
12:21 - 12:25sahen den Westen als Quelle
von Hoffnung und als Zufluchtsort. -
12:27 - 12:29Russen, Iraner,
-
12:29 - 12:32Chinesen, Eritreer, Kubaner,
-
12:32 - 12:34sie kommen auf der Suche
nach Sicherheit in den Westen. -
12:35 - 12:37Wir werfen das auf eigenes Risiko weg.
-
12:38 - 12:40Und das offenbart eine Sache über uns:
-
12:40 - 12:43ob wir wegen unserer
eigenen Fehler Demut empfinden. -
12:43 - 12:45Ich bin nicht einer dieser Menschen,
-
12:45 - 12:49die glauben, dass alle Probleme der Welt
durch den Westen verursacht werden. -
12:49 - 12:50Das werden sie nicht.
-
12:50 - 12:52Aber wenn wir Fehler machen,
sollten wir sie erkennen. -
12:53 - 12:56Es ist kein Zufall, dass das Land,
das mehr Flüchtlinge aufgenommen hat, -
12:56 - 12:58als jedes andere, die USA,
-
12:58 - 13:01mehr Flüchtlinge aus Vietnam aufnahm,
als jedes andere Land. -
13:02 - 13:03Das ist historisch bedingt.
-
13:04 - 13:07Aber es gibt eine jüngere Geschichte
im Irak und in Afghanistan. -
13:08 - 13:11Man kann außenpolitische Fehler
nicht wiedergutmachen -
13:11 - 13:13durch humanitäre Hilfe,
-
13:13 - 13:17aber zerstört man etwas, hat man
die Pflicht beim Reparieren zu helfen, -
13:17 - 13:19und das ist jetzt unsere Pflicht.
-
13:21 - 13:24Erinnern Sie sich, dass ich
zu Beginn des Vortrags sagte, -
13:24 - 13:26ich wollte erklären,
dass die Flüchtlingskrise -
13:26 - 13:28handhabbar ist und nicht unlösbar?
-
13:29 - 13:32Das ist wahr. Ich möchte,
dass Sie anders denken, -
13:32 - 13:34aber ich möchte auch, dass Sie Dinge tun.
-
13:36 - 13:38Wenn Sie ein Arbeitgeber sind,
-
13:38 - 13:39beschäftigen Sie Flüchtlinge.
-
13:40 - 13:43Sind Sie von den Argumenten überzeugt,
-
13:43 - 13:45stellen Sie sich gegen die Gerüchte,
-
13:45 - 13:47wenn Familie, Freunde
oder Kollegen sie wiederholen. -
13:48 - 13:51Wenn Sie Geld haben,
geben Sie es Hilfswerken, -
13:51 - 13:53die für Flüchtlinge auf der Welt
etwas bewirken können. -
13:54 - 13:55Sind Sie ein Staatsbürger,
-
13:56 - 13:58wählen Sie Politiker,
-
13:58 - 14:02die die angesprochenen Lösungen,
umsetzen werden. -
14:02 - 14:06(Applaus)
-
14:06 - 14:08Die Pflicht gegenüber Fremden
-
14:08 - 14:10zeigt sich
-
14:10 - 14:13im Großen und Kleinen,
-
14:13 - 14:15im Alltäglichen und Heldenhaften.
-
14:19 - 14:211942 lebten meine Tante
und Großmutter in Brüssel -
14:21 - 14:22unter deutscher Besatzung.
-
14:24 - 14:26Sie erhielten eine Vorladung
-
14:26 - 14:30von den Nazi-Behörden,
zum Brüsseler Hauptbahnhof zu gehen. -
14:32 - 14:35Meine Großmutter dachte sofort,
dass etwas nicht stimmte. -
14:37 - 14:39Sie flehte ihre Verwandten an,
-
14:39 - 14:41nicht in den Brüsseler
Hauptbahnhof zu gehen. -
14:42 - 14:44Ihre Verwandten sagten zu ihr:
-
14:45 - 14:48"Wenn wir nicht gehen und nicht tun,
was uns befohlen wurde, -
14:48 - 14:50werden wir Ärger bekommen."
-
14:51 - 14:53Sie ahnen wohl,
was den Verwandten passierte, -
14:53 - 14:55die zum Brüsseler Hauptbahnhof gingen.
-
14:56 - 14:58Sie wurden nie mehr gesehen.
-
14:58 - 15:00Aber meine Großmutter und meine Tante
-
15:01 - 15:03gingen in ein kleines Dorf,
-
15:03 - 15:05südlich von Brüssel,
-
15:06 - 15:09wo sie ein Jahrzehnt vorher
ihren Urlaub verbracht hatten. -
15:09 - 15:13Sie gingen zum Haus des ansässigen Bauern,
-
15:13 - 15:15ein katholischer Bauer
namens Monsieur Maurice, -
15:16 - 15:18und baten ihn, sie aufzunehmen.
-
15:19 - 15:21Was er tat,
-
15:21 - 15:22und zu Kriegsende
-
15:23 - 15:27lebten 17 Juden in diesem Dorf.
-
15:28 - 15:30Als Jugendlicher fragte ich meine Tante:
-
15:30 - 15:33"Kannst du mich zu
Monsieur Maurice bringen?" -
15:33 - 15:37Sie sagte: "Ja, kann ich. Er lebt noch.
Lass uns gehen und ihn sehen. -
15:37 - 15:38Also besuchten wir ihn,
-
15:39 - 15:41es muss so '83, '84 gewesen sein.
-
15:41 - 15:44Und wie es wohl nur ein Jugendlicher kann,
-
15:44 - 15:45als ich ihn traf,
-
15:45 - 15:48er war ein weißhaariger Gentleman,
-
15:48 - 15:50sagte ich zu ihm:
-
15:51 - 15:52"Warum haben Sie das getan?
-
15:53 - 15:56Warum haben Sie das riskiert?"
-
15:57 - 15:59Er sah mich an, zuckte die Achseln
-
15:59 - 16:01und sagte auf Französisch:
-
16:01 - 16:03"On doit."
-
16:03 - 16:04"Man muss."
-
16:04 - 16:07Es war ihm angeboren.
-
16:07 - 16:08Es war natürlich.
-
16:08 - 16:13Ich will damit sagen, es sollte für uns
auch angeboren und natürlich sein. -
16:13 - 16:14Sagen Sie sich selbst:
-
16:15 - 16:18Diese Flüchtlingskrise ist handhabbar,
-
16:18 - 16:19nicht unlösbar,
-
16:19 - 16:21und jeder einzelne von uns
-
16:21 - 16:25hat die persönliche Verantwortung,
dabei zu helfen. -
16:25 - 16:29Denn es geht, um die Rettung
von uns und unseren Werten, -
16:29 - 16:32genauso wie um die Rettung
der Flüchtlinge und deren Leben. -
16:32 - 16:34Ich danke Ihnen vielmals!
-
16:34 - 16:37(Applaus)
-
16:45 - 16:48Bruno Gussani: Danke, David.
David Miliband: Danke. -
16:48 - 16:50BG: Das sind starke Vorschläge
-
16:50 - 16:53und ihr Aufruf zu individueller
Verantwortung ist auch sehr stark, -
16:53 - 16:55aber mich beunruhigt folgender Gedanke:
-
16:55 - 16:59du erwähntest "außergewöhnliche
westliche Führung", -
16:59 - 17:01die vor etwa 60 Jahren
-
17:01 - 17:03zur gesamten Diskussion
über Menschenrechte führte, -
17:03 - 17:06zu den Flüchtlingskonventionen usw.
-
17:07 - 17:10Die Führung passierte
nach einem großen Trauma -
17:10 - 17:14und in einem einvernehmlichen
politischen Raum, -
17:14 - 17:16wogegen wir jetzt in
einem polarisierenden sind. -
17:16 - 17:19Flüchtlinge sind sogar das
polarisierende Thema geworden. -
17:19 - 17:21Woher soll Führung also heutzutage kommen?
-
17:21 - 17:24DM: Es ist richtig, zu sagen,
-
17:24 - 17:26dass Führung im Krieg geschmiedet wird,
-
17:27 - 17:29es hat ein anderes Naturell und Tempo
-
17:29 - 17:30und eine andere Einstellung,
-
17:30 - 17:33als im Frieden geformte Führung.
-
17:34 - 17:37Daher wäre meine Antwort:
Die Führung muss von unten kommen, -
17:37 - 17:39nicht von oben.
-
17:39 - 17:42Ein wiederkehrendes Thema
der Konferenz dieser Woche -
17:42 - 17:46war die Demokratisierung der Macht.
-
17:46 - 17:48Wir müssen unsere eigenen
Demokratien erhalten, -
17:48 - 17:51aber wir müssen unsere eigenen
Demokratien auch aktivieren. -
17:51 - 17:53Wenn Leute zu mir sagen:
-
17:53 - 17:55"Es gibt eine Gegenreaktion
gegen Flüchtlinge", -
17:55 - 17:56sage ich zu ihnen:
-
17:56 - 17:58"Nein, es gibt eine Polarisierung,
-
17:58 - 17:59und im Moment
-
17:59 - 18:01machen die Furchtsamen mehr Lärm,
-
18:01 - 18:03als jene, die stolz sind."
-
18:03 - 18:07Meine Antwort auf ihre Frage ist daher,
dass wir Führung fördern und ermutigen, -
18:07 - 18:08und Vertrauen in sie haben,
-
18:08 - 18:10wenn wir uns selbst mobilisieren.
-
18:10 - 18:14Und wenn man nach Führung sucht,
-
18:14 - 18:15muss man nach innen schauen
-
18:15 - 18:17und seine eigene
Gemeinschaft mobilisieren, -
18:17 - 18:20um Bedingungen für eine andere Art
von Ansiedlung zu schaffen. -
18:20 - 18:22BG: Danke, David,
dass du zu TED gekommen bist. -
18:22 - 18:26(Applaus)
- Title:
- Die Flüchtlingskrise ist eine Prüfung unseres Charakters
- Speaker:
- David Miliband
- Description:
-
(Beschreibung folgt)
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 18:38
![]() |
Nadine Hennig edited German subtitles for The refugee crisis is a test of our character | |
![]() |
Nadine Hennig edited German subtitles for The refugee crisis is a test of our character | |
![]() |
Nadine Hennig edited German subtitles for The refugee crisis is a test of our character | |
![]() |
Angelika Lueckert Leon edited German subtitles for The refugee crisis is a test of our character | |
![]() |
Angelika Lueckert Leon approved German subtitles for The refugee crisis is a test of our character | |
![]() |
Angelika Lueckert Leon edited German subtitles for The refugee crisis is a test of our character | |
![]() |
Nadine Hennig accepted German subtitles for The refugee crisis is a test of our character | |
![]() |
Nadine Hennig edited German subtitles for The refugee crisis is a test of our character |