Cookiebanner, das Online-Werbe-Ökosystem und Google, Preisträger BigBrotherAwards 2021
-
0:00 - 0:08rc3 preroll music
-
0:08 - 0:15Herald: Ich freue mich sehr, diesen Talk
jetzt ankündigen können von Rena Tangens: -
0:15 - 0:21"Cookie Banner, das Online-Werbe-Ökosystem
und Google, Preisträger BigBrotherAwards". -
0:21 - 0:28Rena Tangens ist Mitbegründerin von
Digitalcourage, Datenschutz-Aktivistin und -
0:28 - 0:32auch Gründerin der Haecksen, was in diesem
Kontext vielleicht ganz interessant zu -
0:32 - 0:38wissen ist. Und genau, nach über 20 Jahren
finden Sie immer noch neue Gewinner für -
0:38 - 0:44den BigBrotherAward, was durchaus
überraschend ist. Und wer jetzt der -
0:44 - 0:49Gewinner dieses Awards 2021 ist und was
es mit der neuen Kategorie "Was mich -
0:49 - 0:54wirklich wütend macht", auf sich hat, wird
Rena in diesem Talk beleuchten. -
0:54 - 0:57Viel Spaß dabei!
-
0:57 - 1:05Rena Tangens; Ja, vielen Dank! Ich freue
mich, beim Kongress mal wieder über die -
1:05 - 1:12BigBrotherAwards berichten zu können. Die,
die BigBrotherAwards sind nämlich ein -
1:12 - 1:20gemeinschaftliches Projekt, auch mit dem
Chaos Computer Club. Jo, ich sage mal kurz -
1:20 - 1:25noch was zu meiner Organisation:
Digitalcourage haben wir 1987 gegründet, -
1:25 - 1:32als mit Computern Leute noch gar nicht so
viel anfangen konnten und die auch noch -
1:32 - 1:37irre teuer waren. Wir haben da eine
Veranstaltung aus der Taufe gehoben Public -
1:37 - 1:46Domain und da kommt unsere ganze Szene so
her und da war von Anfang an auch der CCC -
1:46 - 1:53mit dabei. Ähm, Digitalcourage hat, bis
2006 haben wir alle ehrenamtlich -
1:53 - 1:58gearbeitet. Inzwischen sind wir sehr froh,
dass wir doch einige Leute bezahlen können -
1:58 - 2:05für ihre Arbeit, damit das nicht nur Leute
tun, die reiche Eltern haben oder selber -
2:05 - 2:11sehr viel Geld verdienen auf einen Schlag.
Und wir freuen uns, dass wir einiges an -
2:11 - 2:16Wirkung entfalten können. Und ein Teil
unserer Arbeit jedes Jahr geht in die -
2:16 - 2:24BigBrotherAwards. Die BigBrotherAwards
sind ein internationales Projekt. Die sind -
2:24 - 2:31in Großbritannien gegründet worden und von
Privacy International. BigBrotherAwards -
2:31 - 2:36beziehen sich natürlich auf 1984 von
George Orwell, da gibt es ja den großen -
2:36 - 2:43Bruder. Und wir haben allerdings damals
überlegt, ob wir wirklich auch diesen -
2:43 - 2:50Namen übernehmen wollten. Denn
BigBrotherAwards macht ja so das Bild im -
2:50 - 2:57Kopf von einer totalitären Überwachung
durch einen totalitären Staat. Damals hat -
2:57 - 3:07George Orwell sich den Stalinismus als
Vorbild genommen und wir dachten uns, das -
3:07 - 3:11greift zu kurz, weil durch die
vielfältigen Überwachungsmöglichkeiten -
3:11 - 3:14eben keineswegs nur
der Staat uns beobachtet und -
3:14 - 3:20ausforscht, sondern die
kommerzielle Überwachung schon -
3:20 - 3:26absehbar war, dass das außerordentliche
Ausmaße annehmen wird. -
3:26 - 3:31Deswegen hatten wir kurzfristig mal
überlegt, den Preis vielleicht den Huxley -
3:31 - 3:37Preis zu nennen, denn eine schöne neue
Welt kommt viel mehr dieses Einverständnis -
3:37 - 3:43von Konsumenten und Konsumentinnen mit ins
Spiel, die glücklich sind, wenn ihre -
3:43 - 3:49vorgeblichen Bedürfnisse erfüllt werden,
die dann alle möglichen Dinge mitmachen. -
3:49 - 3:53Wir haben uns dann aber dagegen
entschieden. Der eine Grund war, das ist -
3:53 - 3:57ein internationales Projekt und wir
wollten uns da eben auch mit einreihen. -
3:57 - 4:01Das andere ist, Huxley kennen nicht so
viele Leute, wir wollen ja keinen -
4:01 - 4:05Literaturpreis vergeben, auch wenn wir
gerne "Lesen gegen Überwachung" -
4:05 - 4:12organisieren. Ja, die BigBrotherAwards
werden also seit dem Jahr 2000 von uns in -
4:12 - 4:16Deutschland verliehen. Wir haben eine
kompetente Jury von verschiedenen -
4:16 - 4:20Bürgerrechts-, Datenschutz-, Netz-,
Technik-, irgendwie Aktivistinnen und -
4:20 - 4:25Aktivisten beisammen und auch der Chaos
Computer Club ist vertreten mit Frank -
4:25 - 4:30Rosengart. Ansonsten ist derzeit Thilo
Weichert mit dabei, der ehemalige -
4:30 - 4:34Datenschutzbeauftragte von Schleswig-
Holstein und jetzt beim Netzwerk -
4:34 - 4:40Datenschutzexpertise war auch schon hier
im Talk zu sehen. Und Peter Wedde zum -
4:40 - 4:47Beispiel, Professor Peter Wedde ein sehr
renommierter Arbeitsrechtler, der aus -
4:47 - 4:53Frankfurt dabei ist. Jo, die BigBrother-
Awards werden in verschiedenen Kategorien -
4:53 - 4:59vergeben. Jedes Mal im Rahmen einer großen
Gala. Die Preisträger sind in der Reihe, -
4:59 - 5:06in der Regel wenig begeistert über diesen
Preis und vermeiden es zu erscheinen, um -
5:06 - 5:11ihn entgegenzunehmen, obwohl es eine sehr
schöne Statue ist. Ähm. Aber hin und -
5:11 - 5:18wieder gibt es Ausnahmen. Zu loben sind
dabei in der Tat Firma Microsoft, die -
5:18 - 5:24Telekom und vor einiger Zeit auch Zeit
online. Und der letzte Preis berührt sogar -
5:24 - 5:31ein bisschen das Thema, wo wir heute
draufkommen. Ja, die, was machen wir sonst -
5:31 - 5:36noch so? Manchmal reicht das mit dem,
der Öffentlichkeit machen durch die -
5:36 - 5:40BigBrotherAwards nicht aus, dann müssen
wir ein bisschen mehr Druck machen wie mit -
5:40 - 5:44den Freiheit, mit den Demos, "Freiheit
statt Angst" gegen die -
5:44 - 5:48Vorratsdatenspeicherung und sonstige
Überwachung. Und hin und wieder reichen -
5:48 - 5:53wir auch mal Klagen oder
Verfassungsbeschwerden ein, z.B. gegen -
5:53 - 6:02Vorratsdatenspeicherung, gegen Elena oder
den Staatstrojaner. Jo, BigBrotherAwards, -
6:02 - 6:08tatsächlich, der Titel des Talks
hat es ja schon verraten, Google spielt da -
6:08 - 6:16eine Rolle. Und tatsächlich ist Google
dann nicht das erste Mal Preisträger. 2013 -
6:16 - 6:20haben sie schon einen abgeräumt. Ihr könnt
das alles nachlesen auf -
6:20 - 6:30bigbrotherawards.de auf Deutsch und auf
Englisch. Und mit Quellen und kompletter -
6:30 - 6:41Begründung. Bei der Laudatio im Jahr 2013
habe ich ziemlich viel an Originalquellen -
6:41 - 6:51recherchiert und habe dabei einige
Aussprüche der Gründer von Google und des -
6:51 - 6:59CEO dann notiert und die möchte ich euch
zur Einstimmung auf das, was kommt, gerne -
6:59 - 7:05noch darbieten. Und das wird padeluun tun,
damit ihr ein bisschen eingestimmt seid. -
7:05 - 7:13Padeluun: Ja, der O-Ton von Googles Eric
Schmidt "Wenn es etwas gibt, von dem Sie -
7:13 - 7:19nicht wollen, dass es irgendjemand
erfährt, sollten Sie es vielleicht ohnehin -
7:19 - 7:23nicht tun."
Rena: So weit das Verständnis von -
7:23 - 7:30Privatsphäre im Netz von Eric Schmidt, dem
ehemaligen CEO. Wir kommen zum nächsten, -
7:30 - 7:36noch mal Googles Eric Schmidt.
Padeluun: "Ich glaube, dass die meisten -
7:36 - 7:43Menschen nicht wollen, dass Google ihre
Fragen beantwortet. Sie wollen, dass -
7:43 - 7:46Google ihnen sagt, was sie als nächstes
tun sollen." -
7:46 - 7:52Rena: Und dann haben wir den Gründer
Sergey Brin. -
7:52 - 7:57Padeluun: "Wir wollen Google zur dritten
Hälfte ihres Gehirns machen." -
7:57 - 8:03Rena: Und das wird jetzt noch ein bisschen
konkreter von Larry Page. -
8:03 - 8:09Padeluun: "Die Suche wird ins Gehirn
integriert werden. Schließlich werden Sie -
8:09 - 8:15ein Implantat haben und wenn Sie über
etwas nachdenken, wird es Ihnen die -
8:15 - 8:19Antwort sagen."
Rena: Das können wir uns jetzt mal ganz -
8:19 - 8:26konkret vorstellen. Ich lese eine
Nachricht im Netz über diese vor einiger -
8:26 - 8:32Zeit verstorbene CDU-Politikerin, die
wegen Korruption da doch aufgefallen ist. -
8:32 - 8:39Und das hatte mit Aserbaidschan zu tun.
Und wenn ich dann denke über Aserbaidschan -
8:39 - 8:45weiß ich gar nicht so richtig Bescheid. Wo
liegt das Land noch mal genau? Dann würde -
8:45 - 8:52mir Zack, auf dem Google Glass, würde mir
dann angezeigt, der Wikipedia-Eintrag von -
8:52 - 8:59Aserbaidschan. Da mag es Leute geben, die
finden das total praktisch. Aber ich würde -
8:59 - 9:04sagen, das ist wahnsinnig gefährlich, weil
uns da Google versucht, das Denken -
9:04 - 9:12abzunehmen und uns des Denkens zu
entwöhnen und aber diese Art von Macht hat -
9:12 - 9:16Google sehr gerne und versucht nach
Möglichkeit an vielen Stellen, es uns -
9:16 - 9:21bequem und angenehm zu machen und so zu
tun, als ob sie unsere Bedürfnisse -
9:21 - 9:32erfüllen. Ähm, jo, jetzt möchte ich dann
zu dem aktuellen Thema kommen und dafür -
9:32 - 9:36haben wir dann tatsächlich eine neue
Kategorie geschaffen, nämlich die -
9:36 - 9:42Kategorie "Was mich wirklich wütend
macht". Und ich glaube, ihr kennt das auch -
9:42 - 9:49alle, jeder von euch und jede wird es
kennen, auf eine Webseite gehen und was -
9:49 - 9:59erscheint? Cookie-Banner. Und dazu lese
ich euch jetzt direkt aus der Laudatio. -
9:59 - 10:05Also, Cookie-Banner, diese Pest. Sie
kennen das, sie rufen eine Webseite auf -
10:05 - 10:11und zack, schon schiebt sich dieser Kasten
mit unsäglich schlechtem Design über das, -
10:11 - 10:15was Sie eigentlich sehen wollen. Dann
müssen Sie entscheiden: Wollen Sie einfach -
10:15 - 10:19nur schnell an die gewünschte Webseite,
dann klicken Sie einfach auf den großen -
10:19 - 10:25bunten Button "Okay". Doch wenn Sie es mit
Ihrem Rechten ernst nehmen, dann wird es -
10:25 - 10:31kompliziert. Augen zusammenkneifen, kleine
graue Schrift auf weißem Grund lesen und -
10:31 - 10:35minutenlang alles wegklicken, was sie
nicht wollen. Und das ist verdammt viel. -
10:35 - 10:43470 Tracker zum Beispiel alleine bei der
Süddeutschen Zeitung. Mögliche Tracker -
10:43 - 10:48"will ich alles nicht" wird meistens gar
nicht erst angeboten. Und wenn Sie alle -
10:48 - 10:52Tracker einzeln in mühsamer Handarbeit
weggeklickt haben? Dann passen Sie bloß -
10:52 - 10:58auf, denn der nächste freundlich bunte
Button heißt "Alles zulassen" und nicht -
10:58 - 11:03"meine Auswahl abspeichern". Der ist grau.
Aber Vorsicht, das sollten Sie auch nicht -
11:03 - 11:07drauf klicken, denn vorher müssen Sie noch
die meist gut verborgene Kategorie -
11:07 - 11:12"Berechtigtes Interesse" finden. Dort
steht nämlich auch alles auf aktiviert -
11:12 - 11:17und Sie müssen es erst wegklicken. Haben
Sie es gewusst? Inzwischen habe ich -
11:17 - 11:22gehört, dass man rein juristisch gesehen
tatsächlich das ignorieren kann und -
11:22 - 11:28einfach dann an der Stelle sagen
"abspeichern", weil man explizit -
11:28 - 11:32tatsächlich eigentlich seine
Zustimmung geben muss. Aber -
11:32 - 11:36welche von den Firmen
hält sich tatsächlich an Gesetze? -
11:36 - 11:42Ja, diese Cookie-Dialoge sind tatsächlich
nach den neuesten Erkenntnissen über -
11:42 - 11:47menschliche Wahrnehmung, Psychologie und
Webdesign für ergonomisch ansprechende -
11:47 - 11:53Webseiten gestaltet. Nur leider nach dem
Prinzip immer genau das Gegenteil machen. -
11:53 - 11:58Also wichtige Handlungsoptionen werden im
Fließtext versteckt, während das "Ok" auf -
11:58 - 12:03einem fetten Button thront. Sie werden in
unlesbaren Farben und Schriftgrößen -
12:03 - 12:09angezeigt. Der "alles zulassen" Button
steht unten rechts, da, wo wir eigentlich -
12:09 - 12:15normalerweise die Bestätigung unserer
Auswahl erwarten. Bei vielen Schaltern ist -
12:15 - 12:19die rechts-links-Position vertauscht. Wenn
ich dort klicke, wo ich vorher die Tracker -
12:19 - 12:23deaktiviert habe, werden mit dem
Zentralschalter plötzlich alle wieder -
12:23 - 12:29aktiviert. Super. Und dann gibt es noch so
sprachliche Ungetüme, komplizierte -
12:29 - 12:35Formulierung und mehrfache Verneinungen,
um uns maximal zu verwirren. Diese Art der -
12:35 - 12:40Trickserei bei der Gestaltung wird Dark
Patterns genannt, also wörtlich dunkle -
12:40 - 12:46Muster. Man könnte auch betrügerisch,
unethisch oder Manipulation by design -
12:46 - 12:52nennen. Wenn wir gute Laune haben und viel
Zeit, dann können wir das Ganze auch als -
12:52 - 12:57schräges Spiel betrachten und ein Dark
Pattern Adventure betreiben. Also schaffe -
12:57 - 13:02ich durch das Labyrinth zu kommen und alle
Tracker abzulehnen? Was versuchen Sie -
13:02 - 13:07jetzt noch, um mich auszutricksen? Und
wenn ich durchgekommen bin, was war -
13:07 - 13:13eigentlich nochmal der Artikel, den ich
lesen wollte? Cookie-Banner sind kein -
13:13 - 13:18Spiel. Sie sind armselig und
niederträchtig. Sie klauen mir meine -
13:18 - 13:24Lebenszeit. Dieses Design will mich
ermüden und zermürben. Es will, dass ich -
13:24 - 13:31aufgebe und schließlich "Ok" drücke. Und
jetzt zum Mitschreiben: Nein, der -
13:31 - 13:39Datenschutz ist nicht schuld. Das wird
vielfach so gedacht und auch von -
13:39 - 13:43interessierter Seite so verbreitet. Nein,
diese nervenden Abfragen sind vom Gesetz -
13:43 - 13:47keineswegs so vorgeschrieben, sondern
vielmehr ist ein Großteil der -
13:47 - 13:53Cookie-Banner schlicht illegal. Inzwischen
wird da auch gut dran gearbeitet. Die von -
13:53 - 14:00Max Schrems initiierte Datenschutz-
organisation NOYB hat Ende Mai 2021 mehr -
14:00 - 14:04als 500 Beschwerden an Unternehmen
verschickt, die auf ihrer Website -
14:04 - 14:08rechtswidrige Cookie-Banner
verwenden und es könnten -
14:08 - 14:12eine Menge mehr werden.
Danke dafür und es ist toll, wie viele -
14:12 - 14:18Leute sich angeschlossen haben. Auch
Matthias Eberl, mit dem ich den Talk am -
14:18 - 14:24Tag 1 gemacht habe, hat ebenfalls ein Tool
geschrieben, das die Beschwerden einem -
14:24 - 14:31vereinfacht und nutzt sie, nutzt diese
Möglichkeiten, um auch den Firmen Arbeit -
14:31 - 14:36zu machen, damit das aufhört. Danken
möchte ich auch den EU-Abgeordneten, die -
14:36 - 14:42die Initiative trackingfreeads.eu gegen
personalisierte Werbung gestartet haben. -
14:42 - 14:51Ja, dabei sind Cookie-Banner nur die
sichtbare Materialisierung von dem, wie -
14:51 - 14:56wir im Internet ausgespäht werden. Neben
Cookies gibt es natürlich noch etliche -
14:56 - 15:01andere Ausspähmethoden. Das Facebook Pixel
zum Beispiel, das unsichtbar auf ihren -
15:01 - 15:07Medienseiten eingebunden ist und unser
Klick-Verhalten an Facebook verpetzt. Und -
15:07 - 15:12der Browser-Fingerabdruck, der ist vielen
von euch sicher auch bekannt. Der gibt -
15:12 - 15:16Information, der nutzt Informationen über
Betriebssystem, Browser, Plugins, -
15:16 - 15:20installierte Schriften und so weiter, um
uns auch ganz ohne Cookies -
15:20 - 15:29wiederzuerkennen. Ja, was mich wirklich
wütend macht. Sie sind ja schon diese -
15:29 - 15:34Warteschleife, die wir häufiger sehen,
wenn irgendwas am laden ist. Wissen Sie, -
15:34 - 15:39was im Hintergrund passiert, wenn Sie eine
Webseite betreten? Während die ersten -
15:39 - 15:43Teile der Website laden, wird im
Hintergrund Ihr persönliches Profil auf -
15:43 - 15:49dem Werbemarkt preisgegeben, feilgeboten.
Es beginnt eine Auktion um Ihre -
15:49 - 15:57Aufmerksamkeit. Sie sind die Ware. Das
Ganze nennt sich Real Time Bidding und -
15:57 - 16:01geschieht in Millisekunden. Verschiedene
Gruppen von Online-Werbefirmen -
16:01 - 16:08identifizieren, analysieren und
kategorisieren Sie aufgrund von Ihrem -
16:08 - 16:12Online-Verhalten. Nehmen wir mal an, Sie
sind ein Mann Mitte 40 und mögen teure -
16:12 - 16:18Uhren. Schwupps zeigt Spiegel Online ihnen
BMW-Werbung. Oder die Studentin, die eben -
16:18 - 16:23nach WG-Zimmern gesucht hat, versucht man
direkt mit nur vermeintlich günstigen -
16:23 - 16:30Krediten zu ködern. Wir sehen an diesem
Beispiel schon, dass es nicht nur um -
16:30 - 16:35Bedürfnisse geht, die für uns positiv
sind, wenn sie erfüllt werden, sondern -
16:35 - 16:40möglicherweise wird genau da die Grundlage
dafür gelegt, uns über den Tisch zu -
16:40 - 16:47ziehen. Beim Real Time Bidding zockt
tatsächlich ein ganzes Ökosystem von -
16:47 - 16:53Werbefirmen darum, wer ihnen seine Werbung
zeigen darf. Ein gigantisches Netzwerk von -
16:53 - 17:00Dienstleistern und Mitverdienern. Und die,
die das Internet interessant machen, also -
17:00 - 17:06Journalistinnen und Journalisten, Blogs,
Inhalte, Lieferanten aller Art, die -
17:06 - 17:17bekommen am wenigsten vom Kuchen ab. Was
mich wirklich wütend macht, das sind die -
17:17 - 17:22Leute, die dann sagen "Aber ohne Werbung
geht es doch nicht im Netz. Sonst müssten -
17:22 - 17:29wir doch für alles bezahlen. So haben wir
die Inhalte doch alle gratis." Dazu muss -
17:29 - 17:34ich sagen gratis ist was anderes, denn
gratis, an dieser Stelle werden wir -
17:34 - 17:40ausgeforscht, wir werden manipuliert. Und
die Medien, die diese interessanten -
17:40 - 17:50Inhalte produzieren. Ich bekomme hier
gerade eine komplette Waffel von einem, -
17:50 - 17:54von einem mobilen Wagen hier
eingereicht. Fantastisch! Das ist echtes -
17:54 - 17:58Kongress-Feeling. Danke schön. Passend
zum Kuchen. Toll. -
17:58 - 18:02Padeluun: Ich will auch eine, die Tür
nebenan bitte. -
18:02 - 18:10Rena: Ja. Der Kuchen, der Werbekuchen.
Also das was Firmen ausgeben, die Werbung -
18:10 - 18:17im Netz schalten wollen. Die haben. Die
Medien haben auch früher schon natürlich -
18:17 - 18:22Werbeplatz, also Anzeigenplatz verkauft.
Allerdings haben sie bis in die 1990er -
18:22 - 18:29Jahre den größten Teil der Einnahmen, die
dort von den Anzeigenkunden reinkamen, -
18:29 - 18:34dann eben auch selber erhalten und konnten
damit Journalisten und Fotografinnen und -
18:34 - 18:39Zeichner und Regisseurinnen und so weiter
korrekt bezahlen. Seit den 2000er Jahren -
18:39 - 18:48sind aber die Einnahmen der Medien im
freien Fall. Und inzwischen kommen -
18:48 - 18:5450 bis 70 % des Geldes, das die
Anzeigenkunden ausgeben für Werbung, die -
18:54 - 18:59im Netz angezeigt werden soll, gar nicht
mehr bei den Verlagen an und bei den -
18:59 - 19:05Inhalte-Produzenten, sondern das Geld
landet bei den Dienstleistern und -
19:05 - 19:08Werbeplattformen, die diese
personalisierte Werbung, die die -
19:08 - 19:15Informationen über uns sammeln und das
können wir uns hier einmal angucken. Das -
19:15 - 19:22ist die Entwicklung, wie sich die
Einnahmen durch Werbung entwickelt haben. -
19:22 - 19:30In den USA in diesem Fall. Und wir sehen
tatsächlich wird eher mehr ausgegeben für -
19:30 - 19:34Werbung von Firmen. Aber bei den Verlagen,
das ist die grüne Kurve, kommt immer -
19:34 - 19:39weniger an. Dagegen Google schießt durch
die Decke mit den Einnahmen und auch -
19:39 - 19:44Facebook ist gar nicht schlecht. Da sehen
wir, dass da tatsächlich eine ganz große -
19:44 - 19:52Machtverschiebung stattfindet. Einfach
durch Geld. Und da können wir also sehen, -
19:52 - 19:57wo das Geld ist, was bei den Medien nicht
mehr ankommt, weshalb die alle am jammern -
19:57 - 20:03sind, aber dann doch mit Google
kooperieren. Ich fasse zusammen: -
20:03 - 20:08Personalisierte Werbung bedeutet, die
Nutzer werden ausgehorcht auf der einen -
20:08 - 20:15Seite und die Medien werden ausgehungert.
Was mich wirklich wütend macht ist, dass -
20:15 - 20:22Google jetzt daherkommt, so als Ritter auf
dem weißen Pferd und und ankündigt, der -
20:22 - 20:30Google eigene Browser Chrome soll ab 2022
3rd Party Cookies blockieren. Großer Jubel -
20:30 - 20:36im Netz und in den Medien. Google erlöst
uns von den Coockie-Bannern. Yay, wenn -
20:36 - 20:41alles so einfach wäre. Doch das Blockieren
von Drittpartei-Cookies heißt nun -
20:41 - 20:46mitnichten, dass das Tracking und die
Ausforschung im Netz aufhören würde. Das, -
20:46 - 20:49Google möchte einfach nur eine neue
Technik einführen. Und diese Technik heißt -
20:49 - 20:58FLoC. Das heißt nicht direkt Herde auf
Englisch, aber es heißt F L O C Federated -
20:58 - 21:08Learning of Cohorts. Und das bedeutet
folgendes: Wir werden nach unserem -
21:08 - 21:14browsing-Verhalten, was Chrome halt die
ganze Zeit natürlich registriert und -
21:14 - 21:18nicht nur auf den Webseiten, die
bisher Cookies hatten. -
21:18 - 21:25Der Browser ordnet uns nach unserem
Verhalten der letzten Woche -
21:25 - 21:29in eine Gruppe ein, in eine
Kohorte und speichert das auf -
21:29 - 21:34unserem Rechner ab. Und das kann dann
abgefragt werden von Webseiten, auf die -
21:34 - 21:40wir drauf gehen. Also unser browsing
Verhalten wird analysiert. Da gibt es eine -
21:40 - 21:48große Menschenmenge und wir sind da drin
unterwegs und denken zwischen den 1000 bis -
21:48 - 21:525000 Leuten, die in so einer Kohorte drin
sind, können wir irgendwie uns so ein -
21:52 - 21:56bisschen untertauchen, so ein bisschen
unsichtbar machen. Das ist aber ein -
21:56 - 22:02Irrtum, denn eine Vielzahl der Leute, die
im Netz unterwegs sind, sind dabei -
22:02 - 22:07gleichzeitig eingeloggt in einem Dienst,
also, haben entweder ihr Google-Konto oder -
22:07 - 22:12ihr Facebook-Konto aktiviert oder
vielleicht beide. Und dann können sie -
22:12 - 22:17natürlich auch immer noch über Ihren
Browser-Fingerabdruck identifiziert -
22:17 - 22:22werden. Das heißt, die Informationen sind
dann noch viel detaillierter, noch viel -
22:22 - 22:27genauer, weil der Browser wirklich alles
mitkriegt, was ich dann im Netz mache und -
22:27 - 22:33das mitberücksichtigt wird in dieser
Auswahl der Kohorte. Und bei der Website, -
22:33 - 22:37wo ich bin, kann ich dann eben auch
erkannt werden, aufgrund anderer Merkmale -
22:37 - 22:44und meiner Logins. Das heißt, FLoC sorgt
dafür, dass wir tatsächlich noch genauer -
22:44 - 22:50analysiert werden können. Allerdings eben
nur von Google. Dann. Und damit schließt -
22:50 - 22:57Google die Konkurrenz aus. Das ist der
Plan. Dafür ist vielleicht diese Grafik -
22:57 - 23:05noch wichtig, nämlich hier geht es um den
Anteil, den Marktanteil von Chrome, da -
23:05 - 23:10sehen wir, das ist die blaue Kurve, der
ist ganz erheblich, also weltweit hat -
23:10 - 23:16Chrome von Firma Google einen Marktanteil
von 70 %. In Deutschland ist es etwas -
23:16 - 23:22geringer, in Deutschland nutzen
immer noch viele Leute Firefox. Das ist -
23:22 - 23:31gut so, auch wenn wir auch an Firefox
durchaus Kritik haben. Ja. Wer gehofft -
23:31 - 23:38hatte, dass Google tatsächlich das für
unseren Schutz sorgt und dass wir also -
23:38 - 23:42nicht mehr im Netz verfolgt werden können,
also könnte das eigentlich auch nicht -
23:42 - 23:49ernsthaft von Google erwarten. Denn Google
als Konzern finanziert sich zu 99 % aus -
23:49 - 23:56Werbeeinnahmen. Ich habe in der
Laudatio geschrieben, "eher glauben wir -
23:56 - 24:03Piranhas, dass sie Veganer werden wollen."
Google wird alles tun, um zu verhindern, -
24:03 - 24:08dass irgendwas an diesem Geschäftsmodell
geändert wird, das dazu Gesetze -
24:08 - 24:14beschlossen werden, weshalb wir
entsprechend mit entsprechender Klarheit -
24:14 - 24:21und Hartnäckigkeit da hinterher sein
müssen. Ähm ja, willkommener Nebeneffekt, -
24:21 - 24:26wie ich eben schon angedeutet habe, ist,
dass Google mit diesem neuen Modell halt -
24:26 - 24:35ungeliebte Konkurrenz ausbooten kann. Und
dazu, hier sehen wir, wer tatsächlich die -
24:35 - 24:38Hauptgewinner sind bei der
Überwachungswerbung. -
24:38 - 24:41Das ist Google, Facebook und
inzwischen auch Amazon. -
24:41 - 24:44Vielleicht ist euch aufgefallen,
dass es inzwischen auch -
24:44 - 24:48Anzeigen bei Amazon geschaltet werden. Das
fällt immer so ein bisschen unter den -
24:48 - 24:53Tisch, aber das ist inzwischen auch ein
großes Business. Und Peter Thiel, der -
24:53 - 24:58Facebook wesentlich mitfinanziert hat,
Paypal gegründet hat und so weiter, hat -
24:58 - 25:02ein Buch geschrieben, was das auf
den Punkt bringt mit dem Titel -
25:02 - 25:06"Competition is for Losers", also
Wettbewerb ist für Verlierer. -
25:06 - 25:10Die Leute wollen keinen freien Markt,
wie sonst uns immer suggeriert -
25:10 - 25:15wird. Die Leute wollen ein Monopol.
Und da arbeiten sie dran. -
25:15 - 25:26Jo, es ist nun nicht so diese oder
nein, erst noch zu einem Punkt, der mich -
25:26 - 25:31wirklich wütend macht, nämlich wie diese
Konzerne mit uns umgehen, wie sie Menschen -
25:31 - 25:35nur noch als Rohstoff ansehen, den sie
ausbeuten können und persönliche -
25:35 - 25:42Erfahrungen von Menschen sich aneignen.
Die Verachtung von für Menschen, die -
25:42 - 25:46Skrupellosigkeit, der Wille, sie über den
Tisch zu ziehen, die Verachtung fürs -
25:46 - 25:51Steuerzahlen und für staatliche
Infrastruktur und die Verachtung für -
25:51 - 25:56geltendes Recht. Shosana Zuboff hat ein
Wort dafür gefunden und das ist -
25:56 - 26:01Überwachungskapitalismus. Dieses Buch
möchte ich euch ans Herz legen. Hier zu -
26:01 - 26:05sehen ist die deutsche Übersetzung. Ich
empfehle euch, wer es kann, liest die -
26:05 - 26:13englische Fassung, die ist besser. Ja, es
ist nicht nur eine einzelne Datenkrake, es -
26:13 - 26:19ist ein ganzes krakiges Ökosystem. Und
dazu gehören Versicherungen, die möglichst -
26:19 - 26:24jedes Risiko für sich selber ausschließen
wollen. Die Scoring-Unternehmen, die uns -
26:24 - 26:28geheime Noten geben, nach denen sich
unsere Chancen im Leben richten. Die -
26:28 - 26:33Lobbyisten. Die Think Tanks. Die PR-
Agenturen. Die Anwaltskanzleien, die diese -
26:33 - 26:38Enteignung möglich machen. Und die
Geheimdienste, die davon profitieren und -
26:38 - 26:45selber gern im Trüben fischen. Ja, dann
kam die große Frage: An wen sollen nun -
26:45 - 26:52diese BigBrotherAwards gehen, wenn wir
uns diese ganze Liste da mal angucken? An -
26:52 - 26:59die Cookie-Bäckereien? An die Internet-
Werbewirtschaft? An die großen -
26:59 - 27:05Plattformenmonopolisten? An die Nudging-
Psychologen und die Real Time Bidding -
27:05 - 27:08Casino Betreiber? Die Smarten, die
Gewissenlosen, die Mitläufer bei den -
27:08 - 27:15Medienhäusern? Die Karrieristen und die
Blauäugigen unter den Digitalpolitikern? -
27:15 - 27:22Die Wahl fiel schwer. Aber dann passierte
etwas. Denn Google hat sich quasi selbst -
27:22 - 27:29nominiert. Wir wissen nicht, ob es
menschliches Versehen war, die Heldentat -
27:29 - 27:35eines Whistleblowers oder eine KI war, die
ein digitales Wahrheitsserum genascht -
27:35 - 27:42hatte oder vielleicht irgendein Ethik-
Modul nachgeladen hatte. Was passiert ist -
27:42 - 27:47oder die Geschichte geht so: 10 US-
Bundesstaaten unter der Führung von Texas -
27:47 - 27:54haben Ende 2020 Klage gegen Google
eingereicht. Der Vorwurf: Google nutze -
27:54 - 27:59seine Marktmacht, um Preise für
Internetwerbung zu kontrollieren, ein -
27:59 - 28:06Kartell zu bilden und Werbeauktionen zu
manipulieren. Dafür nutzt Google seine -
28:06 - 28:11Mehrfachfunktion, nämlich einerseits als
Werbeplattform-Betreiber und zugleich -
28:11 - 28:16aber selber Werbe-Anbieter und sein
Angriff, seinen großen Zugriff auf -
28:16 - 28:23Nutzerdaten hemmungslos aus. Der
texanische Generalstaatsanwalt Ken Paxton -
28:23 - 28:28erklärt den Sachverhalt mit einem Bild aus
dem Sport, aus dem Baseball, genauer -
28:28 - 28:34gesagt, nämlich Google ist Werfer, Fänger
und Schiedsrichter zugleich. Google -
28:34 - 28:39schickte also Dokumente an das Gericht in
Texas, die waren zum Beweis ihrer Unschuld -
28:39 - 28:44gedacht. Die eingereichten Dokumente waren
überaus relevant zu diesem Thema, -
28:44 - 28:49allerdings so gar nicht in Googles Sinn.
Denn die Dokumente wurden unredigiert -
28:49 - 28:55eingereicht, also ohne die wirklich
interessanten Stellen zu schwärzen. Einige -
28:55 - 29:00Zeit später bemerkte man bei Google den
Irrtum und bat das Gericht, die Dokumente -
29:00 - 29:08austauschen zu dürfen. Doch zu spät, ein
paar flinke Gerichtsreporter von dem -
29:08 - 29:15Jura-Portal mlex, die hatten die
unredigierte Fassung bereits -
29:15 - 29:18heruntergeladen und gelesen
und hatten flux erkannt, -
29:18 - 29:21was für ein Schatz ihnen da
zugeflogen war. Die Dokumente -
29:21 - 29:27beschreiben nämlich, wie Google
seit 2013 schon als Auktionsplattform von -
29:27 - 29:32Werbung seine Kenntnis von vorangegangenen
Auktionen nutzt, um die voraussichtlich -
29:32 - 29:41gerade ausreichende Höhe beim Bieten auf
eure Aufmerksamkeit halt auszunutzen. Das -
29:41 - 29:45heißt, Google kann die Preise vorhersagen,
die vermutlich ausreichen, um die -
29:45 - 29:51Aufmerksamkeit eines Nutzers zu kaufen.
Damit konnten sie in ihrer zweiten Rolle -
29:51 - 29:56als Werbe-Vermittler aktuelle
Anzeigenauktionen gewinnen, und zwar -
29:56 - 30:00zu einem möglichst geringen
Preis. Und das nennt man -
30:00 - 30:05an der Börse Insiderhandel. Vermutet
wurde so etwas schon lange. -
30:05 - 30:12Nun steht es genauso in Googles
eigenen Dokumenten. Mit -
30:12 - 30:17diesem Trick verschafft Google sich nicht
nur einen Vorteil vor anderen -
30:17 - 30:22Werbevermittlern, sondern drückt zugleich
auch den Preis, den Publisher für ihren -
30:22 - 30:27Werbeplatz erhalten. Ich wiederhole
noch mal: Nutzer werden ausgeforscht -
30:27 - 30:35und Medien werden ausgehungert.
Was mich wirklich wütend macht. -
30:35 - 30:40Dieses Verfahren hat Google firmenintern
"Project Bernanke" genannt, -
30:40 - 30:47nach Ben Bernanke, dem ehemaligen Chef der
US-Zentralbank. Dieser Codename bedeutet -
30:47 - 30:55nichts anderes als Googles Lizenz zum
Gelddrucken, was eine Arroganz. Damit aber -
30:55 - 31:01nicht genug: Google hat 2018 mit Facebook,
der Nummer 2 im Werbemarkt, eine geheime -
31:01 - 31:09Abmachung geschlossen. Interner Codename
dafür: "Jedi Blue". Darin sichert Google -
31:09 - 31:13seinem Konkurrenten Facebook zu, dass sie
10 % der Anzeigenauktionen, an denen -
31:13 - 31:18sie auf Googles Plattform teilnehmen,
gewinnen. Wie soll das gehen in einem -
31:18 - 31:25Markt mit angeblich freiem Wettbewerb?
Nun, Google liefert dafür Informationen -
31:25 - 31:31über die Netznutzer*innen, anhand derer
Facebooks 60 % der Desktop-Nutzerinnen und -
31:31 - 31:38Nutzer identifizieren kann und 80 %
der Mobil-Nutzer. Damit. -
31:38 - 31:46Ja, ich bin gleich am Ende. Facebook sagt
im Gegenzug zu, dass sie eine bestimmte -
31:46 - 31:50Summe für Anzeigen investieren und dass
sie ein geplantes Verfahren namens Header -
31:50 - 31:55bedingt, das andere Werbe-Netzwerke
bevorzugen würde, bessere Chancen gegeben -
31:55 - 32:01hätte, nicht weiter verfolgen. Wenn das
keine Wettbewerbsmanipulation ist, was -
32:01 - 32:08sollte es dann sein? Aber: Erwischt! Und
es gibt auch Dinge, die mich nicht nur -
32:08 - 32:12wütend machen, es gibt auch Dinge, die mir
Mut machen und die habe ich auf diese -
32:12 - 32:18Folie ganz kurz zusammengefasst. Die
Klagen und Bußgeldverfahren gegen Big Tech -
32:18 - 32:25wegen Datenschutz- und
Wettbewerbsverstößen häufen sich. Es wird. -
32:25 - 32:29Wir sollten auch weiter das durchziehen,
nämlich geltendes Recht durchsetzen. -
32:29 - 32:33Kalifornien. Ja genau. Der Bundesstaat, in
dem auch die meisten, in dem auch Silicon -
32:33 - 32:38Valley liegt, hat ein Datenschutzgesetz
beschlossen, das tatsächlich noch strenger -
32:38 - 32:43ist als die europäische
Datenschutzgrundverordnung. Die New York -
32:43 - 32:48Times International verzichtet auf
Tracking und macht damit tatsächlich -
32:48 - 32:52Gewinn, weil sie nämlich weniger Geld
abgeben müssen an die ganzen -
32:52 - 32:58Profilbuilder, die ihnen die Daten der
Nutzer verkaufen. Die britische -
32:58 - 33:02Tageszeitung Guardian macht Gewinn
zum ersten Mal durch Spenden der -
33:02 - 33:05Leserinnen und Leser, weil die
halt deren Recherche und -
33:05 - 33:10Artikel schätzen. Dann, die EU bereitet
2 wichtige Gesetze vor, -
33:10 - 33:14nämlich den "Digital Services Act"
und "Digital Markets Act". Die sind -
33:14 - 33:20inzwischen schon so weit, dass sie im
Trilog sind. Haltet die im Auge. Und es -
33:20 - 33:24ist spannend, dass es in den USA eine
überparteiliche Bewegung gibt, die die -
33:24 - 33:29Macht der Digitalkonzerne einschränken
will und Lina Kahn zur Chefin der -
33:29 - 33:37Federal Trade Commission gewählt wurde.
Das ist großartig. So ja, an dieser Stelle -
33:37 - 33:41noch schnell ein Aufruf, nämlich auch im
nächsten Jahr werden wir wieder -
33:41 - 33:45BigBrotherAwards verleihen. Wenn ihr
spannende Tipps für uns habt, bitte -
33:45 - 33:50nominiert. Das geht auch in der rc3 World.
Aber natürlich auch bei uns auf der -
33:50 - 34:00Website. Und schließlich noch, ja. Ich
denke, das ist etwas, was für uns alles, -
34:00 - 34:03alle gilt, das ist ein Zitat von Albus
Dumbledore aus Harry Potter. -
34:03 - 34:06Padeluun: Soll ich das vorlesen?
Rena: Nein, das lese ich jetzt -
34:06 - 34:09auch noch vor.
Padeluun: Ok, ich habe gerade Waffeln -
34:09 - 34:12bekommen.
Rena: Genau, iss mal Waffeln. lacht Ich -
34:12 - 34:16darf auch gleich. "Es wird die Zeit
kommen, da ihr euch entscheiden müsst -
34:16 - 34:21zwischen dem, was richtig ist und
dem, was bequem ist." -
34:21 - 34:36Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Herald: Ja, ich bedanke mich -
34:36 - 34:42ganz herzlich für diesen interessanten,
diese für die Vorstellung des -
34:42 - 34:46Siegers und natürlich auch
für alles, was damit zusammenhängt. Und -
34:46 - 34:52auch ich hasse Cookie-Banner. Ich kenne
niemanden, der es nicht tut. Ja, deswegen -
34:52 - 35:03genau. Jetzt dann direkt zu den Fragen.
Wir haben ein paar gesammelt. Genau wie -
35:03 - 35:09weit, ich fange direkt erst mal an, wie
weit ist der Stand in Bezug auf diese, -
35:09 - 35:13in Bezug auf gesetzliche Dark Patterns
bei Cookie-Banner zu verbieten? Gibt es -
35:13 - 35:18da irgendwie Pläne oder zumindest
Ideen in der Hinsicht? -
35:18 - 35:26Rena: Ja, in der Hinsicht gibt es Ideen
und da ist tatsächlich was in Bewegung. -
35:26 - 35:34Ähm. Tiemo Wölken von der SPD wollte
ursprünglich tatsächlich personalisierte -
35:34 - 35:39Werbung, also Überwachungswerbung
insgesamt verbieten lassen. Dark Patterns -
35:39 - 35:49als die, das Verbot, die explizite
Einwilligung von Leuten zu umgehen, indem -
35:49 - 35:58man sie in die Irre führt, ist jetzt
etwas, was dort inzwischen in der EU mit -
35:58 - 36:04in dem Entwurf ist. Das ist die gute
Nachricht, wir müssen, wir müssen da -
36:04 - 36:07aber dranbleiben und
wir müssen auch bei der -
36:07 - 36:10Bundesregierung dafür sorgen,
dass sie an dieser Stelle da -
36:10 - 36:15noch einen drauf legt. Denn
es ist wichtig zu verstehen, dass es -
36:15 - 36:18nicht nur eine Sache ist von einzelnen
Nutzerinnen und Nutzer werden -
36:18 - 36:26ausgeforscht, sondern es ist das ganze
Ökosystem, was da dranhängt, was Medien -
36:26 - 36:32halt die Einnahmen abgräbt, was
Meinungsmanipulation ermöglicht, was -
36:32 - 36:38Microtargeting ermöglicht und damit eine
Spaltung der Gesellschaft, indem man Leute -
36:38 - 36:42halt beeinflusst in verschiedene
Richtungen und sie radikalisiert. Es hängt -
36:42 - 36:47also ein ganzer Rattenschwanz tatsächlich
da dran und deshalb ist es so wichtig, -
36:47 - 36:52auch jetzt der Bundesregierung mit
Nachdruck klarzumachen, dass das nicht -
36:52 - 36:57wirtschaftsfreundlich ist, wenn wir
erlauben, dass weiterhin Dark Patterns und -
36:57 - 37:04Überwachungswerbung möglich ist.
Herald: Dazu jetzt auch im Anschluss noch -
37:04 - 37:09eine persönliche Frage von mir. Ich meine
mich zu erinnern, dass man bei der -
37:09 - 37:13Bundesnetzagentur sowas auch melden
könnte, wenn man gar nicht gefragt wird, -
37:13 - 37:19dass man, wenn es diesen Button nicht
gibt, "alles deaktivieren". Ist das so -
37:19 - 37:22richtig oder habe ich da was völlig falsch
in Erinnerung? -
37:22 - 37:26Rena: Ja, das kann man auf jeden Fall
melden. Man sollte eine Beschwerde an die -
37:26 - 37:31entsprechende Firma schicken. Und wie
gesagt, es gibt "Tracktor", heißt das -
37:31 - 37:41Tool von Matthias Eberl von rufposten.de
von dem Blog und man kann es natürlich den -
37:41 - 37:46Datenschutzbeauftragten melden und es ist
auf jeden Fall illegal, man muss dafür -
37:46 - 37:52sorgen, dass die halt Ärger kriegen. Und
man kann inzwischen auch beobachten, dass -
37:52 - 37:56es ein bisschen Wirkung zeigt. Es gibt
inzwischen mehr Cookie-Banner, wo man mit -
37:56 - 38:01einem Button dann alles ablehnen kann,
aber einige haben es immer noch nicht -
38:01 - 38:06gelernt und wir sollten dafür sorgen, dass
die schon mal Stress kriegen. Ja. -
38:06 - 38:12Herald: Super, danke! Dann gehen wir
gerade weiter mit den Fragen aus dem IRC. -
38:12 - 38:17Wie gut sind denn die Maßnahmen bei
manchen Browser-Entwicklern, um das -
38:17 - 38:24Tracking zu verhindern? Z.B. hat Safari
Anti-Tracking Funktionen per Default, -
38:24 - 38:30natürlich auch was kann man mobil nutzen,
was sowas per Default hat z.B.? Da -
38:30 - 38:34gibt es ja... Und wie sieht da eigentlich
der Stand der Dinge aus bei den -
38:34 - 38:39Entwicklern?
Rena: Firefox hat da auch einiges -
38:39 - 38:46eingebaut dafür, das ist auf jeden Fall
gut. Ich würde auf jeden Fall abraten -
38:46 - 38:53davon, Chrome zu verwenden. Das tue ich
nur in Ausnahmefällen. Chromium ist schon -
38:53 - 38:59mal etwas entgooglet, aber es gibt
verschiedene andere Projekte, unter -
38:59 - 39:08anderem auch "Brave". Ähm, bei Brave ist
allerdings das Vorgehen, finde ich, da bin -
39:08 - 39:14ich noch unentschlossen, ob ich das
wirklich gut finde. Brave schnappt sich -
39:14 - 39:20den Werbeplatz, der dann bei irgendeinem
Medium ist und spielt vom Browser aus, -
39:20 - 39:24also macht den Halt frei, räumt die
Werbung da weg und spielt da eigene -
39:24 - 39:29Werbung ein. Und die Einnahmen, die sie
damit machen, verteilen sie halt. Also -
39:29 - 39:33einen Teil nehmen sie selber ein, einen
Teil wollen sie an die User weitergeben -
39:33 - 39:37bzw. die User können dann wiederum
bestimmen, wo das hingehen soll das Geld. -
39:37 - 39:39Da könnte man sagen,
ist ja nett, die können das -
39:39 - 39:44dann ja dem fantastischen
Blog spendieren, was sie häufig -
39:44 - 39:51lesen. Aber sozusagen dem
Medium, was die Inhalte produziert hat, -
39:51 - 39:56die ich gerade lese, wo dann die Werbung
eingespielt wird von Brave, die kriegen -
39:56 - 40:02nicht unbedingt davon etwas. Und das finde
ich, finde ich schon einen Tacken unfair. -
40:02 - 40:07Also ich glaube, über entsprechende
Geschäftsmodelle müssen wir noch viel -
40:07 - 40:13nachdenken und aber genau dafür brauchen
wir Kreativität. Da muss die Innovation -
40:13 - 40:19hingehen statt in die weitere
Verfeinerung von Überwachungswerbung. -
40:19 - 40:31Herald: Oh. Ja, ich hatte, also es gibt
auch noch, sehr Anekdoten bzw. Anregungen -
40:31 - 40:36aus dem IRC, die ich dann auch einfach
mal vorlesen würde. -
40:36 - 40:44Rena: Ja, gerne.
Herald: Und zwar ein User schreibt jetzt: -
40:44 - 40:48"Hatte mal einen Mitbewohner, der eine
Reise gebucht hat, kurz darauf bekam er im -
40:48 - 40:52Internet ganz viel Werbung dafür angezeigt
und er glaubte dann, dass ein Trend -
40:52 - 40:57dieses Urlaubsortes, dass er den Trend
dieses Urlaubsortes vorhergesehen hatte -
40:57 - 41:01und Glück hatte, schon gebucht zu haben.
Alleine um solche Menschen zu -
41:01 - 41:05schützen, muss man mal mehr tun."
Anmerkung von dem Poster. -
41:05 - 41:10Und ja, ich habe ihm auch dann
versucht, das mit der personalisierten -
41:10 - 41:17Werbung zu erklären. Er hat ihm aber nicht
wirklich geglaubt. Also mal davon ab, dass -
41:17 - 41:21das da auf der legalen Ebene deutlich mehr
zu tun ist. Aber kann man, gibt es -
41:21 - 41:25irgendwie auch eine Möglichkeit, auch
nicht-Tech-versierten Menschen so etwas -
41:25 - 41:34näherzubringen? Also insbesondere an der
Stelle, ja, rechtlich natürlich. Aber, ja, -
41:34 - 41:39wie gesagt, ich könnte jetzt meiner Oma
nicht unbedingt die Cookies erklären. -
41:39 - 41:45Rena: Ich glaube, wenn man es vorführt,
ist es am besten, wenn man zeigt, wie sich -
41:45 - 41:50das auswirkt, wenn man irgendwo was in
Warenkorb gelegt hat. Und wenn man jetzt -
41:50 - 41:54die ganzen Tracker zugelassen hat, das
kann man ja auf einem sauberen -
41:54 - 42:00Extra-Rechner mal machen. Und dann, wie
man dann sehen kann, wie dann Werbung -
42:00 - 42:04für irgendwas völlig Abwegiges dann
irgendwo wieder auftaucht bei x anderen -
42:04 - 42:06Seiten, weil die annehmen,
ich würde mich dafür -
42:06 - 42:10interessieren. Also ich glaube
vorführen ist immer -
42:10 - 42:14das Beste. Ich habe, ich habe es
selber auch so ein Erlebnis übrigens -
42:14 - 42:21gehabt. Das ist schon recht lange her. Wir
haben ja ein das deutsche Handbuch für PGP -
42:21 - 42:27für die Verschlüsselung rausgebracht und
wir haben dann immer mal wieder auf Amazon -
42:27 - 42:34nachgeguckt, wie denn der Amazon
Verkaufsrang davon ist. Und nun war ich -
42:34 - 42:39auf Padeluuns Rechner gegangen, der einen
Amazon-Account hat und um schnell mal was -
42:39 - 42:44anderes nachzugucken. Und dann sah ich
irgendwie das Angebot der Woche, dass PGP, -
42:44 - 42:49das deutsche PGP Handbuch und dann dachte
ich, boah, wir haben es geschafft. Jetzt -
42:49 - 42:54wird es schon allgemein empfohlen. Das war
natürlich ein großer Irrtum, denn auf -
42:54 - 42:58Padeluuns Rechner war erkannt worden, dass
er schon häufiger nach diesem Buch geguckt -
42:58 - 43:03hatte, es aber noch nicht gekauft hatte.
Und dann versuchte man es als Angebot der -
43:03 - 43:07Woche ihm irgendwie unterzujubeln, denn
der Rechner wusste ja, oder Amazon -
43:07 - 43:13wusste nicht, dass ich da gerade dran saß.
Das ist wahnsinnig überzeugend, erst mal -
43:13 - 43:18und man denkt wirklich, man hätte eine
Erkenntnis und das sei jetzt allgemein so. -
43:18 - 43:25Also ich, ich kann das total nachfühlen,
was der Mitbewohner da so für Gedanken -
43:25 - 43:41hatte.
Herald: Genau, die Frage nach dem Tool für -
43:41 - 43:46die Cookie-Banner-Beschwerde kam jetzt
noch mal auf. Da würden wir gerne einmal -
43:46 - 43:53den Link in den IRC-Chat posten.
Rena: Ich habe den gerade nicht zur Hand, -
43:53 - 44:01aber guck doch mal auf rufposten.de, das
ist das Blog von Matthias Eberl und -
44:01 - 44:08ansonsten schaut im Kuketz-Blog. Im Blog
von Michael Kuketz, da hat nämlich -
44:08 - 44:12Matthias Eberl auch einen Artikel dazu
geschrieben zum Identitäts-Management und -
44:12 - 44:18was man so tun kann und darin findet ihr
garantiert den Link dazu. -
44:18 - 44:24Herald: Alles klar, vielen Dank.
Rena: Ah, ich habe noch einen Tipp für -
44:24 - 44:31euch. Und zwar ein Spiel, wo man das mit
dem "Ich schaff das schon, das alles -
44:31 - 44:37abzulehnen", wo man das ausprobieren kann.
Das ist irre. Das ist, es wird immer -
44:37 - 44:42komplizierter. Es werden immer mehr, immer
mehr Schalter. Es wird immer schwieriger. -
44:42 - 44:48Wenn dieses stimmt, dann stimmt das aber
nicht und dann aber und so. Und manchmal -
44:48 - 44:52kann man nicht sehen, was man anklickt.
Und also ich habe es schon gespielt, ich -
44:52 - 44:57habe nicht geschafft, alles abzulehnen.
Das ist so, ich weiß es gerade nicht -
44:57 - 45:03auswendig. Ich glaube, es heißt terms-and-
conditions.com oder so. Ihr findet den -
45:03 - 45:07Link unter der BigBrotherAward Laudatio
für Google jetzt von diesem Jahr, von -
45:07 - 45:132021. Da ist es prominent verlinkt, spielt
mal dieses Spiel. Das könnt ihr auch -
45:13 - 45:19anderen zeigen und ausprobieren lassen.
Sie werden verrückt werden dabei. -
45:19 - 45:28Herald: Vielen Dank für den Tipp. Es ist
übrigens termsandconditions.game -
45:28 - 45:32Rena: "Dot game", yes, cool.
Herald: "Dot game", genau. -
45:32 - 45:41Rena: Sehr empfohlen. Direkt darunter
verlinkt es noch ein sehr, sehr nettes -
45:41 - 45:49Video, in dem 2 Frauen das mit den
Cockie-Bannern halt nachspielen. Also die -
45:49 - 45:53eine spricht halt die Fragen, die dann das
Cookie-Banner der Frau stellt, die -
45:53 - 45:59eigentlich nur Rezepte zum Cookie backen
nachschauen will und sie versucht -
45:59 - 46:02alles abzulehnen und schafft es
aber nicht richtig. Und das ist -
46:02 - 46:11also eher als Stück gespielt, das ist
großartig, ist direkt darunter. -
46:11 - 46:15Padeluun: Darf ich auch noch einen Tipp
geben? Was mir gerade so -
46:15 - 46:18einfällt, ist nämlich das Spiel
Data Dealer. Das ist -
46:18 - 46:22schon älter, aber vielleicht schon so alt,
dass jüngere Leute es noch nicht kennen. -
46:22 - 46:27Unter Data Dealer ist das zu finden und da
kann man selber mal so eine böse -
46:27 - 46:33Datenkrake sein und Daten kaufen und
verkaufen. Und es macht richtig Spaß und -
46:33 - 46:39gibt einem auch richtig ein paar gute
Einsichten. Und ich denke mal, das sollte -
46:39 - 46:42man auch mal ausprobieren, dann kann
man auch mit den Eltern und -
46:42 - 46:46Verwandten spielen.
Rena: Das ist von Wolfie Christl, das ist -
46:46 - 46:51aus Österreich und das ist wirklich
klasse. Da wechselt man die Seiten und -
46:51 - 46:55stellt sich auf die Seite der Datensammler
und da kann man dann z.B. überlegen, -
46:55 - 47:00wie komme ich an das Geburtsdatum einer
Person dran? Mmmh, ich biete Horoskope -
47:00 - 47:08online im Netz an, gratis natürlich.
Padeluun: Genau. -
47:08 - 47:17Rena: Gibt's mehr Fragen?
Herald: Ich glaube das wars eigentlich -
47:17 - 47:26schon, also wir haben jetzt keine weiteren
mehr im Pad. Es gab, genau deswegen, wir -
47:26 - 47:30warten erst mal noch einen Moment. Ich
kann aber erst mal, nochmal, ähm, das -
47:30 - 47:37große Lob weitergeben aus der Community,
also viel, viel, vielen Dank auch -
47:37 - 47:43von mir, von den Leuten im IRC, im Chat.
Und ein großes Lob und -
47:43 - 47:46Weisheiten gab's dann
anscheinend noch den Antrag auf -
47:46 - 47:54"Rena for Digitalministerium".
Rena: lacht Ich glaube, ich bleib lieber -
47:54 - 47:59bei Digitalcourage. Da ist auch genug zu
tun. Aber ja, klasse. -
47:59 - 48:04Padeluun: Aber wir beraten gerne. Also man
kann uns anrufen, unsere Nummer steht -
48:04 - 48:09im Netz.
Rena: Gewiss. Wer sich für -
48:09 - 48:12irgendwelche Quellen interessiert,
ich habe mir viel Mühe -
48:12 - 48:18gegeben und habe bei der Laudatio
viele Fußnoten mit den Originalquellen und -
48:18 - 48:23da drunter auch noch viele weiterführende
Links. Deswegen lohnt es sich auch, den -
48:23 - 48:30Text mal anzugucken.
Herald: Wir haben noch mal eine Frage und -
48:30 - 48:36zwar, wäre es nicht eine Lösung oder wäre
es nicht zumindest eine gute Lösung, einen -
48:36 - 48:41Browser zu entwickeln, der der Werbemafia
einen User simuliert, der alle Cookies -
48:41 - 48:46annimmt und eventuell sogar interagiert?
Also prinzipiell würde ja die Werbung -
48:46 - 48:52bezahlt, der Content-Produzent erhält
sogar Geld und der echte User hat -
48:52 - 48:59eigentlich kein Problem.
Rena: Es gibt bereits Plugins, -
48:59 - 49:02irgendwelche Tools, die sowas machen.
Ich würde aber davon abraten, -
49:02 - 49:06ich glaube, wir sollten das
Problem an der Wurzel packen, -
49:06 - 49:11denn es hat halt so viele
Wirkungen auf anderen Ebenen. -
49:11 - 49:15Also deswegen geht's uns jetzt bei
Digitalcourage auch nicht nur um die -
49:15 - 49:20einzelnen Nutzerinnen und Nutzer, die da
im Netz unterwegs sind, sondern eben um -
49:20 - 49:29das ganze Ökosystem drumherum. Also die
vielen, die daran mitverdienen, die die -
49:29 - 49:37Daten im Ausland waschen, damit sie dann
legal sind. Die Versicherungen, die damit -
49:37 - 49:42Prognosen erstellen über wie unsere
Zukunft wohl aussehen kann und uns dann -
49:42 - 49:48bestimmte Sachen gar nicht mehr anbieten.
Und ich glaube, wir müssen, wir müssen das -
49:48 - 49:54große Rad drehen und uns nicht versuchen,
nur mit das System ein bisschen -
49:54 - 49:59austricksen. Was Hackern natürlich viel
Spaß macht. Aber wir sollten, wir sollten -
49:59 - 50:04uns die größere Aufgabe stellen und das
hacken. Ich glaube dieses Werbeökosystem -
50:04 - 50:12zu hacken, das insgesamt, das ist die
richtige Aufgabe und wir beschäftigen uns -
50:12 - 50:17deswegen in letzter Zeit auch mit so was
wie Wettbewerbsrecht, obwohl das -
50:17 - 50:23wahnsinnig komplex ist und echt nicht so
unser Fachgebiet. Aber wir sehen, dass an -
50:23 - 50:29dieser Stelle wir möglicherweise
Verbündete haben, die, weil sie für andere -
50:29 - 50:35Firmen einen fairen Wettbewerb herstellen
wollen, dann dafür sorgen, dass die großen -
50:35 - 50:41Plattformen nicht weiter ungehindert da
ihr Business machen können. Und ich -
50:41 - 50:45glaube, es ist allerhöchste Zeit, genau
das zu tun. Und da ist jetzt gerade so ein -
50:45 - 50:50Fenster offen, wo wir auch ein bisschen
mutiger sein sollten und ein bisschen -
50:50 - 50:55selbstbewusster. Wir sagen ja sonst, oder
viele sagen, wir können in Europa da doch -
50:55 - 50:59gar nichts machen. Wenn wir das nicht
erlauben mit dem Auswerten der Daten, dann -
50:59 - 51:03machen die das halt anderswo und wir
werden das Nachsehen haben. Tatsächlich -
51:03 - 51:06ist es so, dass in vielen Ländern
man uns um die europäische -
51:06 - 51:11Datenschutzgrundverordnung beneidet, dass
die in den USA in den juristischen -
51:11 - 51:17Fakultäten durchaus Thema ist und dass
eben auch Bürgerinnen und Bürger in den -
51:17 - 51:22USA zum Beispiel sagen "Wieso werden die
Europäer besser behandelt als wir? Wir -
51:22 - 51:28wollen auch so ein Datenschutzgesetz". Und
es wäre einfach gut zu sehen, dass wir -
51:28 - 51:32tatsächlich was bewirken können und dass
auch Firmen, die global tätig sind, nicht -
51:32 - 51:37x verschiedene Geschäftsbedingungen haben
wollen, sondern wenn sie in Europa -
51:37 - 51:41Business machen wollen und nach dem
Marktort-Prinzip müssen sie dann ihre, -
51:41 - 51:46ihre Terms and Conditions eben darauf
abstimmen. Und deswegen sollten wir dafür -
51:46 - 51:51kämpfen, dass die Aufsichtsbehörden
fähiges Personal bekommen. Eben nicht nur -
51:51 - 51:57Juristen, sondern auch Leute, die sich mit
Technik auskennen. Wir sollten dafür -
51:57 - 52:01sorgen, dass Technik so gestaltet wird,
dass wir eine Chance haben und wirklich -
52:01 - 52:08eine Wahl, um datenschutzfreundliche
Lösungen zu wählen. Und wir brauchen, wie -
52:08 - 52:14jetzt schon angekündigt wurde, tatsächlich
vom Wirtschaftsministerium, wo Open Source -
52:14 - 52:19Projekte gefördert werden sollen, wir
brauchen tatsächlich eben souveräne -
52:19 - 52:25Infrastruktur, die nicht, die auf Open
Source beruht, die aber eben auch eine -
52:25 - 52:30freiheitliche Infrastruktur bietet, die
nicht auf Überwachungskapitalismus -
52:30 - 52:34aufgebaut ist. Das wäre mein Wunsch
und das ist was, wofür es sich -
52:34 - 52:43lohnt zu kämpfen.
Herald: Definitiv. Dem kann man nur -
52:43 - 52:55zustimmen. Ähm ja, wir haben, wir haben
noch ein wenig Zeit. Wir warten noch ein -
52:55 - 52:59bisschen auf die Fragen. Ich habe
noch mal eine kleine zu dem -
52:59 - 53:05Thema DSA / DMA was heißt
denn an der Stelle Trilog? -
53:05 - 53:10Wie ist denn dann der
Zeitrahmen, wenn dieses Gesetz im -
53:10 - 53:14Trilog ist oder wenn diese, diese
Verordnungen im Trilog sind? Das sagt mir -
53:14 - 53:20zum Beispiel jetzt erst mal gar nichts.
Rena: Also bei Trilog kann man schon -
53:20 - 53:24ahnen, es gibt den Dialog, da sind da 2
beteiligt. Beim Trilog sind es dann eben -
53:24 - 53:313 Parteien. Und zunächst kommt die
Gesetzesinitiative in Europa in diesem -
53:31 - 53:41Fall von der Kommission. Und das Parlament
hat jetzt eben auch, da haben Ausschüsse -
53:41 - 53:44zu dem Thema getagt und die haben
bestimmte Eingaben gebracht. Und -
53:44 - 53:47auch das Parlament hat
sich, hat dazu eine -
53:47 - 53:52Stellungnahme abgegeben.
Und nun wird es dann auch noch -
53:52 - 53:56mit dem Ministerrat kurzgeschlossen. Und
an dieser Stelle kommen die -
53:56 - 54:00Nationalstaaten ins Spiel. Und deswegen
ist es wichtig, dass wir eine neue -
54:00 - 54:06Bundesregierung haben und wir die gleich
richtig auf den Pott setzen. Denn wir -
54:06 - 54:10hatten da in der Vergangenheit das
Problem, dass die Bundesregierung nach -
54:10 - 54:15außen immer gesagt hat "Ja, wir wollen ein
ganz tolles, eine ganz tolle europäische -
54:15 - 54:20Datenschutzgrundverordnung. Wir müssen
dafür sorgen, dass die so gut wird -
54:20 - 54:25wie der, wie das Datenschutzrecht
in Deutschland". Und das haben sie -
54:25 - 54:30nach außen immer so verkündet
und intern im Rat, wo die -
54:30 - 54:35Verhandlungen vertraulich geführt
werden, also da, das wird nicht -
54:35 - 54:40veröffentlicht, was da gesagt
wird. Dort hat dann Deutschland -
54:40 - 54:44leider immer dagegen gearbeitet und hat
versucht zu verhindern, dass die -
54:44 - 54:48europäische Datenschutzgrundverordnung
beschlossen werden kann. Und dieses -
54:48 - 54:53doppelte Spiel werden wir hoffentlich mit
der neuen Regierung nicht haben. Aber hey, -
54:53 - 54:57wir müssen Ihnen auf die Finger gucken.
Wir sollten auch dafür kämpfen, dass die -
54:57 - 55:05Dokumente, die im Rat, im Ministerrat dort
beschlossen werden, dass die nicht unter -
55:05 - 55:11die Geheimhaltung fallen. Das halte ich
für falsch. Da müssen wir dranbleiben. Und -
55:11 - 55:17noch mal ein großes Danke an Jan Philipp
Albrecht und sein Team mit Ralf Bendrath -
55:17 - 55:21und allen, die dafür gesorgt haben, dass
die europäische Datenschutzgrundverordnung -
55:21 - 55:26tatsächlich beschlossen werden konnte. Das
ist ein Wunderwerk der Demokratie im -
55:26 - 55:30europäischen Kontext. Auch wenn wir an
vielen Stellen damit noch unzufrieden -
55:30 - 55:34sind. Aber dass es die überhaupt
gibt, das ist großartig. -
55:34 - 55:41Padeluun: Ja, wirklich.
Herald: Vielen Dank für die -
55:41 - 55:48Aufklärung an der Stelle.
Rena: Der Zeitplan ist, also es wird im -
55:48 - 55:53ersten Quartal wird sich ganz
viel entscheiden jetzt von 2022. -
55:53 - 55:56Mal schauen, wie viel da noch
hin und her verhandelt wird -
55:56 - 56:00und was man noch bewegen
kann. Aber es lohnt sich -
56:00 - 56:07schon noch, dort auch Einfluss versuchen
auf die Kommission, auf, auf die eigenen -
56:07 - 56:11Regierungsmitglieder und auch auf
das Parlament zu nehmen. -
56:11 - 56:15Padeluun: Ja, vielleicht ganz praktisch
noch. Hier brauchen wir tatsächlich -
56:15 - 56:20Unterstützung, eventuell auch von Leuten
von der Straße. Manchmal rufen wir zu -
56:20 - 56:24kleinen Demos auf. Kleine Demos sind auch
durchaus sehr hilfreich. Und da wäre es -
56:24 - 56:29toll, wenn Leute uns bei Aufrufen einfach
auch unterstützen würden, kommen würden. -
56:29 - 56:33Ich weise auf unseren Newsletter hin, den
man auf der Website findet, da ist man -
56:33 - 56:37dann immer ganz gut informiert. Auch auf
der Webseite selber haben wir so ein -
56:37 - 56:40Formular, wo man sagen kann "Ja, ich
helfe gerne mal bei einer Demo oder -
56:40 - 56:48so was", klickt das mal an. Und das
würde extrem helfen. -
56:48 - 56:55Herald: Okay, vielen herzlichen Dank.
Wie gesagt, sehr viel -
56:55 - 57:01positives Feedback aus den Chats,
auch von da nochmal ein großes Lob, -
57:01 - 57:08vielen, vielen Dank. Ich würd jetzt
einfach auch in die extended Q&A -
57:08 - 57:11übergehen. Wir haben
erst mal keine Fragen aus -
57:11 - 57:15dem Pad mehr übrig, aber
es werden je nachdem wer -
57:15 - 57:18sich da so alles einfindet, wird sich da
sicherlich noch was ergeben. -
57:18 - 57:23Rena: Ok, ansonsten wem später was
einfällt. Ich bin ja, ich bin ja nicht aus -
57:23 - 57:30der Welt. Ihr könnt jederzeit Mail
schreiben, anrufen, twittern, auf Mastodon -
57:30 - 57:34euch melden...
Padeluun: ..oder zu unserer Assembly -
57:34 - 57:38kommen in der World...
Rena: ...in der World ja, genau. Und -
57:38 - 57:44vergesst nicht, wenn euch irgendwas in
letzter Zeit genervt aufgefallen ist oder -
57:44 - 57:50ihr vielleicht was mitbekommen habt
bei eurem Job, was ihr so überhaupt -
57:50 - 57:53nicht in Ordnung findet, meldet
es uns für die BigBrotherAwards. -
57:53 - 57:56Wir freuen uns sehr.
Wir gehen jedem Hinweis -
57:56 - 58:00nach, wir sind jetzt schon
am Recherchieren. Die nächste -
58:00 - 58:06Verleihung findet am 29. April statt und
wir hätten gerne aber schon jetzt eure -
58:06 - 58:13Nominierungen, damit wir wirklich Zeit für
eine eingehende Recherche haben. -
58:13 - 58:16Herald: Okay, dann danke.
Rena: Vielen, vielen Dank für die -
58:16 - 58:22Aufmerksamkeit.
Padeluun: Und die tolle Moderation und die -
58:22 - 58:26Fragestellungen, das ist nämlich gar nicht
so einfach, wie ich das von mir selber -
58:26 - 58:30weiß.
Herald: Danke. -
58:30 - 58:34postroll music
-
58:34 - 58:46Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2021. Mach mit und hilf uns!
Show all