rc3 preroll music
Herald: Ich freue mich sehr, diesen Talk
jetzt ankündigen können von Rena Tangens:
"Cookie Banner, das Online-Werbe-Ökosystem
und Google, Preisträger BigBrotherAwards".
Rena Tangens ist Mitbegründerin von
Digitalcourage, Datenschutz-Aktivistin und
auch Gründerin der Haecksen, was in diesem
Kontext vielleicht ganz interessant zu
wissen ist. Und genau, nach über 20 Jahren
finden Sie immer noch neue Gewinner für
den BigBrotherAward, was durchaus
überraschend ist. Und wer jetzt der
Gewinner dieses Awards 2021 ist und was
es mit der neuen Kategorie "Was mich
wirklich wütend macht", auf sich hat, wird
Rena in diesem Talk beleuchten.
Viel Spaß dabei!
Rena Tangens; Ja, vielen Dank! Ich freue
mich, beim Kongress mal wieder über die
BigBrotherAwards berichten zu können. Die,
die BigBrotherAwards sind nämlich ein
gemeinschaftliches Projekt, auch mit dem
Chaos Computer Club. Jo, ich sage mal kurz
noch was zu meiner Organisation:
Digitalcourage haben wir 1987 gegründet,
als mit Computern Leute noch gar nicht so
viel anfangen konnten und die auch noch
irre teuer waren. Wir haben da eine
Veranstaltung aus der Taufe gehoben Public
Domain und da kommt unsere ganze Szene so
her und da war von Anfang an auch der CCC
mit dabei. Ähm, Digitalcourage hat, bis
2006 haben wir alle ehrenamtlich
gearbeitet. Inzwischen sind wir sehr froh,
dass wir doch einige Leute bezahlen können
für ihre Arbeit, damit das nicht nur Leute
tun, die reiche Eltern haben oder selber
sehr viel Geld verdienen auf einen Schlag.
Und wir freuen uns, dass wir einiges an
Wirkung entfalten können. Und ein Teil
unserer Arbeit jedes Jahr geht in die
BigBrotherAwards. Die BigBrotherAwards
sind ein internationales Projekt. Die sind
in Großbritannien gegründet worden und von
Privacy International. BigBrotherAwards
beziehen sich natürlich auf 1984 von
George Orwell, da gibt es ja den großen
Bruder. Und wir haben allerdings damals
überlegt, ob wir wirklich auch diesen
Namen übernehmen wollten. Denn
BigBrotherAwards macht ja so das Bild im
Kopf von einer totalitären Überwachung
durch einen totalitären Staat. Damals hat
George Orwell sich den Stalinismus als
Vorbild genommen und wir dachten uns, das
greift zu kurz, weil durch die
vielfältigen Überwachungsmöglichkeiten
eben keineswegs nur
der Staat uns beobachtet und
ausforscht, sondern die
kommerzielle Überwachung schon
absehbar war, dass das außerordentliche
Ausmaße annehmen wird.
Deswegen hatten wir kurzfristig mal
überlegt, den Preis vielleicht den Huxley
Preis zu nennen, denn eine schöne neue
Welt kommt viel mehr dieses Einverständnis
von Konsumenten und Konsumentinnen mit ins
Spiel, die glücklich sind, wenn ihre
vorgeblichen Bedürfnisse erfüllt werden,
die dann alle möglichen Dinge mitmachen.
Wir haben uns dann aber dagegen
entschieden. Der eine Grund war, das ist
ein internationales Projekt und wir
wollten uns da eben auch mit einreihen.
Das andere ist, Huxley kennen nicht so
viele Leute, wir wollen ja keinen
Literaturpreis vergeben, auch wenn wir
gerne "Lesen gegen Überwachung"
organisieren. Ja, die BigBrotherAwards
werden also seit dem Jahr 2000 von uns in
Deutschland verliehen. Wir haben eine
kompetente Jury von verschiedenen
Bürgerrechts-, Datenschutz-, Netz-,
Technik-, irgendwie Aktivistinnen und
Aktivisten beisammen und auch der Chaos
Computer Club ist vertreten mit Frank
Rosengart. Ansonsten ist derzeit Thilo
Weichert mit dabei, der ehemalige
Datenschutzbeauftragte von Schleswig-
Holstein und jetzt beim Netzwerk
Datenschutzexpertise war auch schon hier
im Talk zu sehen. Und Peter Wedde zum
Beispiel, Professor Peter Wedde ein sehr
renommierter Arbeitsrechtler, der aus
Frankfurt dabei ist. Jo, die BigBrother-
Awards werden in verschiedenen Kategorien
vergeben. Jedes Mal im Rahmen einer großen
Gala. Die Preisträger sind in der Reihe,
in der Regel wenig begeistert über diesen
Preis und vermeiden es zu erscheinen, um
ihn entgegenzunehmen, obwohl es eine sehr
schöne Statue ist. Ähm. Aber hin und
wieder gibt es Ausnahmen. Zu loben sind
dabei in der Tat Firma Microsoft, die
Telekom und vor einiger Zeit auch Zeit
online. Und der letzte Preis berührt sogar
ein bisschen das Thema, wo wir heute
draufkommen. Ja, die, was machen wir sonst
noch so? Manchmal reicht das mit dem,
der Öffentlichkeit machen durch die
BigBrotherAwards nicht aus, dann müssen
wir ein bisschen mehr Druck machen wie mit
den Freiheit, mit den Demos, "Freiheit
statt Angst" gegen die
Vorratsdatenspeicherung und sonstige
Überwachung. Und hin und wieder reichen
wir auch mal Klagen oder
Verfassungsbeschwerden ein, z.B. gegen
Vorratsdatenspeicherung, gegen Elena oder
den Staatstrojaner. Jo, BigBrotherAwards,
tatsächlich, der Titel des Talks
hat es ja schon verraten, Google spielt da
eine Rolle. Und tatsächlich ist Google
dann nicht das erste Mal Preisträger. 2013
haben sie schon einen abgeräumt. Ihr könnt
das alles nachlesen auf
bigbrotherawards.de auf Deutsch und auf
Englisch. Und mit Quellen und kompletter
Begründung. Bei der Laudatio im Jahr 2013
habe ich ziemlich viel an Originalquellen
recherchiert und habe dabei einige
Aussprüche der Gründer von Google und des
CEO dann notiert und die möchte ich euch
zur Einstimmung auf das, was kommt, gerne
noch darbieten. Und das wird padeluun tun,
damit ihr ein bisschen eingestimmt seid.
Padeluun: Ja, der O-Ton von Googles Eric
Schmidt "Wenn es etwas gibt, von dem Sie
nicht wollen, dass es irgendjemand
erfährt, sollten Sie es vielleicht ohnehin
nicht tun."
Rena: So weit das Verständnis von
Privatsphäre im Netz von Eric Schmidt, dem
ehemaligen CEO. Wir kommen zum nächsten,
noch mal Googles Eric Schmidt.
Padeluun: "Ich glaube, dass die meisten
Menschen nicht wollen, dass Google ihre
Fragen beantwortet. Sie wollen, dass
Google ihnen sagt, was sie als nächstes
tun sollen."
Rena: Und dann haben wir den Gründer
Sergey Brin.
Padeluun: "Wir wollen Google zur dritten
Hälfte ihres Gehirns machen."
Rena: Und das wird jetzt noch ein bisschen
konkreter von Larry Page.
Padeluun: "Die Suche wird ins Gehirn
integriert werden. Schließlich werden Sie
ein Implantat haben und wenn Sie über
etwas nachdenken, wird es Ihnen die
Antwort sagen."
Rena: Das können wir uns jetzt mal ganz
konkret vorstellen. Ich lese eine
Nachricht im Netz über diese vor einiger
Zeit verstorbene CDU-Politikerin, die
wegen Korruption da doch aufgefallen ist.
Und das hatte mit Aserbaidschan zu tun.
Und wenn ich dann denke über Aserbaidschan
weiß ich gar nicht so richtig Bescheid. Wo
liegt das Land noch mal genau? Dann würde
mir Zack, auf dem Google Glass, würde mir
dann angezeigt, der Wikipedia-Eintrag von
Aserbaidschan. Da mag es Leute geben, die
finden das total praktisch. Aber ich würde
sagen, das ist wahnsinnig gefährlich, weil
uns da Google versucht, das Denken
abzunehmen und uns des Denkens zu
entwöhnen und aber diese Art von Macht hat
Google sehr gerne und versucht nach
Möglichkeit an vielen Stellen, es uns
bequem und angenehm zu machen und so zu
tun, als ob sie unsere Bedürfnisse
erfüllen. Ähm, jo, jetzt möchte ich dann
zu dem aktuellen Thema kommen und dafür
haben wir dann tatsächlich eine neue
Kategorie geschaffen, nämlich die
Kategorie "Was mich wirklich wütend
macht". Und ich glaube, ihr kennt das auch
alle, jeder von euch und jede wird es
kennen, auf eine Webseite gehen und was
erscheint? Cookie-Banner. Und dazu lese
ich euch jetzt direkt aus der Laudatio.
Also, Cookie-Banner, diese Pest. Sie
kennen das, sie rufen eine Webseite auf
und zack, schon schiebt sich dieser Kasten
mit unsäglich schlechtem Design über das,
was Sie eigentlich sehen wollen. Dann
müssen Sie entscheiden: Wollen Sie einfach
nur schnell an die gewünschte Webseite,
dann klicken Sie einfach auf den großen
bunten Button "Okay". Doch wenn Sie es mit
Ihrem Rechten ernst nehmen, dann wird es
kompliziert. Augen zusammenkneifen, kleine
graue Schrift auf weißem Grund lesen und
minutenlang alles wegklicken, was sie
nicht wollen. Und das ist verdammt viel.
470 Tracker zum Beispiel alleine bei der
Süddeutschen Zeitung. Mögliche Tracker
"will ich alles nicht" wird meistens gar
nicht erst angeboten. Und wenn Sie alle
Tracker einzeln in mühsamer Handarbeit
weggeklickt haben? Dann passen Sie bloß
auf, denn der nächste freundlich bunte
Button heißt "Alles zulassen" und nicht
"meine Auswahl abspeichern". Der ist grau.
Aber Vorsicht, das sollten Sie auch nicht
drauf klicken, denn vorher müssen Sie noch
die meist gut verborgene Kategorie
"Berechtigtes Interesse" finden. Dort
steht nämlich auch alles auf aktiviert
und Sie müssen es erst wegklicken. Haben
Sie es gewusst? Inzwischen habe ich
gehört, dass man rein juristisch gesehen
tatsächlich das ignorieren kann und
einfach dann an der Stelle sagen
"abspeichern", weil man explizit
tatsächlich eigentlich seine
Zustimmung geben muss. Aber
welche von den Firmen
hält sich tatsächlich an Gesetze?
Ja, diese Cookie-Dialoge sind tatsächlich
nach den neuesten Erkenntnissen über
menschliche Wahrnehmung, Psychologie und
Webdesign für ergonomisch ansprechende
Webseiten gestaltet. Nur leider nach dem
Prinzip immer genau das Gegenteil machen.
Also wichtige Handlungsoptionen werden im
Fließtext versteckt, während das "Ok" auf
einem fetten Button thront. Sie werden in
unlesbaren Farben und Schriftgrößen
angezeigt. Der "alles zulassen" Button
steht unten rechts, da, wo wir eigentlich
normalerweise die Bestätigung unserer
Auswahl erwarten. Bei vielen Schaltern ist
die rechts-links-Position vertauscht. Wenn
ich dort klicke, wo ich vorher die Tracker
deaktiviert habe, werden mit dem
Zentralschalter plötzlich alle wieder
aktiviert. Super. Und dann gibt es noch so
sprachliche Ungetüme, komplizierte
Formulierung und mehrfache Verneinungen,
um uns maximal zu verwirren. Diese Art der
Trickserei bei der Gestaltung wird Dark
Patterns genannt, also wörtlich dunkle
Muster. Man könnte auch betrügerisch,
unethisch oder Manipulation by design
nennen. Wenn wir gute Laune haben und viel
Zeit, dann können wir das Ganze auch als
schräges Spiel betrachten und ein Dark
Pattern Adventure betreiben. Also schaffe
ich durch das Labyrinth zu kommen und alle
Tracker abzulehnen? Was versuchen Sie
jetzt noch, um mich auszutricksen? Und
wenn ich durchgekommen bin, was war
eigentlich nochmal der Artikel, den ich
lesen wollte? Cookie-Banner sind kein
Spiel. Sie sind armselig und
niederträchtig. Sie klauen mir meine
Lebenszeit. Dieses Design will mich
ermüden und zermürben. Es will, dass ich
aufgebe und schließlich "Ok" drücke. Und
jetzt zum Mitschreiben: Nein, der
Datenschutz ist nicht schuld. Das wird
vielfach so gedacht und auch von
interessierter Seite so verbreitet. Nein,
diese nervenden Abfragen sind vom Gesetz
keineswegs so vorgeschrieben, sondern
vielmehr ist ein Großteil der
Cookie-Banner schlicht illegal. Inzwischen
wird da auch gut dran gearbeitet. Die von
Max Schrems initiierte Datenschutz-
organisation NOYB hat Ende Mai 2021 mehr
als 500 Beschwerden an Unternehmen
verschickt, die auf ihrer Website
rechtswidrige Cookie-Banner
verwenden und es könnten
eine Menge mehr werden.
Danke dafür und es ist toll, wie viele
Leute sich angeschlossen haben. Auch
Matthias Eberl, mit dem ich den Talk am
Tag 1 gemacht habe, hat ebenfalls ein Tool
geschrieben, das die Beschwerden einem
vereinfacht und nutzt sie, nutzt diese
Möglichkeiten, um auch den Firmen Arbeit
zu machen, damit das aufhört. Danken
möchte ich auch den EU-Abgeordneten, die
die Initiative trackingfreeads.eu gegen
personalisierte Werbung gestartet haben.
Ja, dabei sind Cookie-Banner nur die
sichtbare Materialisierung von dem, wie
wir im Internet ausgespäht werden. Neben
Cookies gibt es natürlich noch etliche
andere Ausspähmethoden. Das Facebook Pixel
zum Beispiel, das unsichtbar auf ihren
Medienseiten eingebunden ist und unser
Klick-Verhalten an Facebook verpetzt. Und
der Browser-Fingerabdruck, der ist vielen
von euch sicher auch bekannt. Der gibt
Information, der nutzt Informationen über
Betriebssystem, Browser, Plugins,
installierte Schriften und so weiter, um
uns auch ganz ohne Cookies
wiederzuerkennen. Ja, was mich wirklich
wütend macht. Sie sind ja schon diese
Warteschleife, die wir häufiger sehen,
wenn irgendwas am laden ist. Wissen Sie,
was im Hintergrund passiert, wenn Sie eine
Webseite betreten? Während die ersten
Teile der Website laden, wird im
Hintergrund Ihr persönliches Profil auf
dem Werbemarkt preisgegeben, feilgeboten.
Es beginnt eine Auktion um Ihre
Aufmerksamkeit. Sie sind die Ware. Das
Ganze nennt sich Real Time Bidding und
geschieht in Millisekunden. Verschiedene
Gruppen von Online-Werbefirmen
identifizieren, analysieren und
kategorisieren Sie aufgrund von Ihrem
Online-Verhalten. Nehmen wir mal an, Sie
sind ein Mann Mitte 40 und mögen teure
Uhren. Schwupps zeigt Spiegel Online ihnen
BMW-Werbung. Oder die Studentin, die eben
nach WG-Zimmern gesucht hat, versucht man
direkt mit nur vermeintlich günstigen
Krediten zu ködern. Wir sehen an diesem
Beispiel schon, dass es nicht nur um
Bedürfnisse geht, die für uns positiv
sind, wenn sie erfüllt werden, sondern
möglicherweise wird genau da die Grundlage
dafür gelegt, uns über den Tisch zu
ziehen. Beim Real Time Bidding zockt
tatsächlich ein ganzes Ökosystem von
Werbefirmen darum, wer ihnen seine Werbung
zeigen darf. Ein gigantisches Netzwerk von
Dienstleistern und Mitverdienern. Und die,
die das Internet interessant machen, also
Journalistinnen und Journalisten, Blogs,
Inhalte, Lieferanten aller Art, die
bekommen am wenigsten vom Kuchen ab. Was
mich wirklich wütend macht, das sind die
Leute, die dann sagen "Aber ohne Werbung
geht es doch nicht im Netz. Sonst müssten
wir doch für alles bezahlen. So haben wir
die Inhalte doch alle gratis." Dazu muss
ich sagen gratis ist was anderes, denn
gratis, an dieser Stelle werden wir
ausgeforscht, wir werden manipuliert. Und
die Medien, die diese interessanten
Inhalte produzieren. Ich bekomme hier
gerade eine komplette Waffel von einem,
von einem mobilen Wagen hier
eingereicht. Fantastisch! Das ist echtes
Kongress-Feeling. Danke schön. Passend
zum Kuchen. Toll.
Padeluun: Ich will auch eine, die Tür
nebenan bitte.
Rena: Ja. Der Kuchen, der Werbekuchen.
Also das was Firmen ausgeben, die Werbung
im Netz schalten wollen. Die haben. Die
Medien haben auch früher schon natürlich
Werbeplatz, also Anzeigenplatz verkauft.
Allerdings haben sie bis in die 1990er
Jahre den größten Teil der Einnahmen, die
dort von den Anzeigenkunden reinkamen,
dann eben auch selber erhalten und konnten
damit Journalisten und Fotografinnen und
Zeichner und Regisseurinnen und so weiter
korrekt bezahlen. Seit den 2000er Jahren
sind aber die Einnahmen der Medien im
freien Fall. Und inzwischen kommen
50 bis 70 % des Geldes, das die
Anzeigenkunden ausgeben für Werbung, die
im Netz angezeigt werden soll, gar nicht
mehr bei den Verlagen an und bei den
Inhalte-Produzenten, sondern das Geld
landet bei den Dienstleistern und
Werbeplattformen, die diese
personalisierte Werbung, die die
Informationen über uns sammeln und das
können wir uns hier einmal angucken. Das
ist die Entwicklung, wie sich die
Einnahmen durch Werbung entwickelt haben.
In den USA in diesem Fall. Und wir sehen
tatsächlich wird eher mehr ausgegeben für
Werbung von Firmen. Aber bei den Verlagen,
das ist die grüne Kurve, kommt immer
weniger an. Dagegen Google schießt durch
die Decke mit den Einnahmen und auch
Facebook ist gar nicht schlecht. Da sehen
wir, dass da tatsächlich eine ganz große
Machtverschiebung stattfindet. Einfach
durch Geld. Und da können wir also sehen,
wo das Geld ist, was bei den Medien nicht
mehr ankommt, weshalb die alle am jammern
sind, aber dann doch mit Google
kooperieren. Ich fasse zusammen:
Personalisierte Werbung bedeutet, die
Nutzer werden ausgehorcht auf der einen
Seite und die Medien werden ausgehungert.
Was mich wirklich wütend macht ist, dass
Google jetzt daherkommt, so als Ritter auf
dem weißen Pferd und und ankündigt, der
Google eigene Browser Chrome soll ab 2022
3rd Party Cookies blockieren. Großer Jubel
im Netz und in den Medien. Google erlöst
uns von den Coockie-Bannern. Yay, wenn
alles so einfach wäre. Doch das Blockieren
von Drittpartei-Cookies heißt nun
mitnichten, dass das Tracking und die
Ausforschung im Netz aufhören würde. Das,
Google möchte einfach nur eine neue
Technik einführen. Und diese Technik heißt
FLoC. Das heißt nicht direkt Herde auf
Englisch, aber es heißt F L O C Federated
Learning of Cohorts. Und das bedeutet
folgendes: Wir werden nach unserem
browsing-Verhalten, was Chrome halt die
ganze Zeit natürlich registriert und
nicht nur auf den Webseiten, die
bisher Cookies hatten.
Der Browser ordnet uns nach unserem
Verhalten der letzten Woche
in eine Gruppe ein, in eine
Kohorte und speichert das auf
unserem Rechner ab. Und das kann dann
abgefragt werden von Webseiten, auf die
wir drauf gehen. Also unser browsing
Verhalten wird analysiert. Da gibt es eine
große Menschenmenge und wir sind da drin
unterwegs und denken zwischen den 1000 bis
5000 Leuten, die in so einer Kohorte drin
sind, können wir irgendwie uns so ein
bisschen untertauchen, so ein bisschen
unsichtbar machen. Das ist aber ein
Irrtum, denn eine Vielzahl der Leute, die
im Netz unterwegs sind, sind dabei
gleichzeitig eingeloggt in einem Dienst,
also, haben entweder ihr Google-Konto oder
ihr Facebook-Konto aktiviert oder
vielleicht beide. Und dann können sie
natürlich auch immer noch über Ihren
Browser-Fingerabdruck identifiziert
werden. Das heißt, die Informationen sind
dann noch viel detaillierter, noch viel
genauer, weil der Browser wirklich alles
mitkriegt, was ich dann im Netz mache und
das mitberücksichtigt wird in dieser
Auswahl der Kohorte. Und bei der Website,
wo ich bin, kann ich dann eben auch
erkannt werden, aufgrund anderer Merkmale
und meiner Logins. Das heißt, FLoC sorgt
dafür, dass wir tatsächlich noch genauer
analysiert werden können. Allerdings eben
nur von Google. Dann. Und damit schließt
Google die Konkurrenz aus. Das ist der
Plan. Dafür ist vielleicht diese Grafik
noch wichtig, nämlich hier geht es um den
Anteil, den Marktanteil von Chrome, da
sehen wir, das ist die blaue Kurve, der
ist ganz erheblich, also weltweit hat
Chrome von Firma Google einen Marktanteil
von 70 %. In Deutschland ist es etwas
geringer, in Deutschland nutzen
immer noch viele Leute Firefox. Das ist
gut so, auch wenn wir auch an Firefox
durchaus Kritik haben. Ja. Wer gehofft
hatte, dass Google tatsächlich das für
unseren Schutz sorgt und dass wir also
nicht mehr im Netz verfolgt werden können,
also könnte das eigentlich auch nicht
ernsthaft von Google erwarten. Denn Google
als Konzern finanziert sich zu 99 % aus
Werbeeinnahmen. Ich habe in der
Laudatio geschrieben, "eher glauben wir
Piranhas, dass sie Veganer werden wollen."
Google wird alles tun, um zu verhindern,
dass irgendwas an diesem Geschäftsmodell
geändert wird, das dazu Gesetze
beschlossen werden, weshalb wir
entsprechend mit entsprechender Klarheit
und Hartnäckigkeit da hinterher sein
müssen. Ähm ja, willkommener Nebeneffekt,
wie ich eben schon angedeutet habe, ist,
dass Google mit diesem neuen Modell halt
ungeliebte Konkurrenz ausbooten kann. Und
dazu, hier sehen wir, wer tatsächlich die
Hauptgewinner sind bei der
Überwachungswerbung.
Das ist Google, Facebook und
inzwischen auch Amazon.
Vielleicht ist euch aufgefallen,
dass es inzwischen auch
Anzeigen bei Amazon geschaltet werden. Das
fällt immer so ein bisschen unter den
Tisch, aber das ist inzwischen auch ein
großes Business. Und Peter Thiel, der
Facebook wesentlich mitfinanziert hat,
Paypal gegründet hat und so weiter, hat
ein Buch geschrieben, was das auf
den Punkt bringt mit dem Titel
"Competition is for Losers", also
Wettbewerb ist für Verlierer.
Die Leute wollen keinen freien Markt,
wie sonst uns immer suggeriert
wird. Die Leute wollen ein Monopol.
Und da arbeiten sie dran.
Jo, es ist nun nicht so diese oder
nein, erst noch zu einem Punkt, der mich
wirklich wütend macht, nämlich wie diese
Konzerne mit uns umgehen, wie sie Menschen
nur noch als Rohstoff ansehen, den sie
ausbeuten können und persönliche
Erfahrungen von Menschen sich aneignen.
Die Verachtung von für Menschen, die
Skrupellosigkeit, der Wille, sie über den
Tisch zu ziehen, die Verachtung fürs
Steuerzahlen und für staatliche
Infrastruktur und die Verachtung für
geltendes Recht. Shosana Zuboff hat ein
Wort dafür gefunden und das ist
Überwachungskapitalismus. Dieses Buch
möchte ich euch ans Herz legen. Hier zu
sehen ist die deutsche Übersetzung. Ich
empfehle euch, wer es kann, liest die
englische Fassung, die ist besser. Ja, es
ist nicht nur eine einzelne Datenkrake, es
ist ein ganzes krakiges Ökosystem. Und
dazu gehören Versicherungen, die möglichst
jedes Risiko für sich selber ausschließen
wollen. Die Scoring-Unternehmen, die uns
geheime Noten geben, nach denen sich
unsere Chancen im Leben richten. Die
Lobbyisten. Die Think Tanks. Die PR-
Agenturen. Die Anwaltskanzleien, die diese
Enteignung möglich machen. Und die
Geheimdienste, die davon profitieren und
selber gern im Trüben fischen. Ja, dann
kam die große Frage: An wen sollen nun
diese BigBrotherAwards gehen, wenn wir
uns diese ganze Liste da mal angucken? An
die Cookie-Bäckereien? An die Internet-
Werbewirtschaft? An die großen
Plattformenmonopolisten? An die Nudging-
Psychologen und die Real Time Bidding
Casino Betreiber? Die Smarten, die
Gewissenlosen, die Mitläufer bei den
Medienhäusern? Die Karrieristen und die
Blauäugigen unter den Digitalpolitikern?
Die Wahl fiel schwer. Aber dann passierte
etwas. Denn Google hat sich quasi selbst
nominiert. Wir wissen nicht, ob es
menschliches Versehen war, die Heldentat
eines Whistleblowers oder eine KI war, die
ein digitales Wahrheitsserum genascht
hatte oder vielleicht irgendein Ethik-
Modul nachgeladen hatte. Was passiert ist
oder die Geschichte geht so: 10 US-
Bundesstaaten unter der Führung von Texas
haben Ende 2020 Klage gegen Google
eingereicht. Der Vorwurf: Google nutze
seine Marktmacht, um Preise für
Internetwerbung zu kontrollieren, ein
Kartell zu bilden und Werbeauktionen zu
manipulieren. Dafür nutzt Google seine
Mehrfachfunktion, nämlich einerseits als
Werbeplattform-Betreiber und zugleich
aber selber Werbe-Anbieter und sein
Angriff, seinen großen Zugriff auf
Nutzerdaten hemmungslos aus. Der
texanische Generalstaatsanwalt Ken Paxton
erklärt den Sachverhalt mit einem Bild aus
dem Sport, aus dem Baseball, genauer
gesagt, nämlich Google ist Werfer, Fänger
und Schiedsrichter zugleich. Google
schickte also Dokumente an das Gericht in
Texas, die waren zum Beweis ihrer Unschuld
gedacht. Die eingereichten Dokumente waren
überaus relevant zu diesem Thema,
allerdings so gar nicht in Googles Sinn.
Denn die Dokumente wurden unredigiert
eingereicht, also ohne die wirklich
interessanten Stellen zu schwärzen. Einige
Zeit später bemerkte man bei Google den
Irrtum und bat das Gericht, die Dokumente
austauschen zu dürfen. Doch zu spät, ein
paar flinke Gerichtsreporter von dem
Jura-Portal mlex, die hatten die
unredigierte Fassung bereits
heruntergeladen und gelesen
und hatten flux erkannt,
was für ein Schatz ihnen da
zugeflogen war. Die Dokumente
beschreiben nämlich, wie Google
seit 2013 schon als Auktionsplattform von
Werbung seine Kenntnis von vorangegangenen
Auktionen nutzt, um die voraussichtlich
gerade ausreichende Höhe beim Bieten auf
eure Aufmerksamkeit halt auszunutzen. Das
heißt, Google kann die Preise vorhersagen,
die vermutlich ausreichen, um die
Aufmerksamkeit eines Nutzers zu kaufen.
Damit konnten sie in ihrer zweiten Rolle
als Werbe-Vermittler aktuelle
Anzeigenauktionen gewinnen, und zwar
zu einem möglichst geringen
Preis. Und das nennt man
an der Börse Insiderhandel. Vermutet
wurde so etwas schon lange.
Nun steht es genauso in Googles
eigenen Dokumenten. Mit
diesem Trick verschafft Google sich nicht
nur einen Vorteil vor anderen
Werbevermittlern, sondern drückt zugleich
auch den Preis, den Publisher für ihren
Werbeplatz erhalten. Ich wiederhole
noch mal: Nutzer werden ausgeforscht
und Medien werden ausgehungert.
Was mich wirklich wütend macht.
Dieses Verfahren hat Google firmenintern
"Project Bernanke" genannt,
nach Ben Bernanke, dem ehemaligen Chef der
US-Zentralbank. Dieser Codename bedeutet
nichts anderes als Googles Lizenz zum
Gelddrucken, was eine Arroganz. Damit aber
nicht genug: Google hat 2018 mit Facebook,
der Nummer 2 im Werbemarkt, eine geheime
Abmachung geschlossen. Interner Codename
dafür: "Jedi Blue". Darin sichert Google
seinem Konkurrenten Facebook zu, dass sie
10 % der Anzeigenauktionen, an denen
sie auf Googles Plattform teilnehmen,
gewinnen. Wie soll das gehen in einem
Markt mit angeblich freiem Wettbewerb?
Nun, Google liefert dafür Informationen
über die Netznutzer*innen, anhand derer
Facebooks 60 % der Desktop-Nutzerinnen und
Nutzer identifizieren kann und 80 %
der Mobil-Nutzer. Damit.
Ja, ich bin gleich am Ende. Facebook sagt
im Gegenzug zu, dass sie eine bestimmte
Summe für Anzeigen investieren und dass
sie ein geplantes Verfahren namens Header
bedingt, das andere Werbe-Netzwerke
bevorzugen würde, bessere Chancen gegeben
hätte, nicht weiter verfolgen. Wenn das
keine Wettbewerbsmanipulation ist, was
sollte es dann sein? Aber: Erwischt! Und
es gibt auch Dinge, die mich nicht nur
wütend machen, es gibt auch Dinge, die mir
Mut machen und die habe ich auf diese
Folie ganz kurz zusammengefasst. Die
Klagen und Bußgeldverfahren gegen Big Tech
wegen Datenschutz- und
Wettbewerbsverstößen häufen sich. Es wird.
Wir sollten auch weiter das durchziehen,
nämlich geltendes Recht durchsetzen.
Kalifornien. Ja genau. Der Bundesstaat, in
dem auch die meisten, in dem auch Silicon
Valley liegt, hat ein Datenschutzgesetz
beschlossen, das tatsächlich noch strenger
ist als die europäische
Datenschutzgrundverordnung. Die New York
Times International verzichtet auf
Tracking und macht damit tatsächlich
Gewinn, weil sie nämlich weniger Geld
abgeben müssen an die ganzen
Profilbuilder, die ihnen die Daten der
Nutzer verkaufen. Die britische
Tageszeitung Guardian macht Gewinn
zum ersten Mal durch Spenden der
Leserinnen und Leser, weil die
halt deren Recherche und
Artikel schätzen. Dann, die EU bereitet
2 wichtige Gesetze vor,
nämlich den "Digital Services Act"
und "Digital Markets Act". Die sind
inzwischen schon so weit, dass sie im
Trilog sind. Haltet die im Auge. Und es
ist spannend, dass es in den USA eine
überparteiliche Bewegung gibt, die die
Macht der Digitalkonzerne einschränken
will und Lina Kahn zur Chefin der
Federal Trade Commission gewählt wurde.
Das ist großartig. So ja, an dieser Stelle
noch schnell ein Aufruf, nämlich auch im
nächsten Jahr werden wir wieder
BigBrotherAwards verleihen. Wenn ihr
spannende Tipps für uns habt, bitte
nominiert. Das geht auch in der rc3 World.
Aber natürlich auch bei uns auf der
Website. Und schließlich noch, ja. Ich
denke, das ist etwas, was für uns alles,
alle gilt, das ist ein Zitat von Albus
Dumbledore aus Harry Potter.
Padeluun: Soll ich das vorlesen?
Rena: Nein, das lese ich jetzt
auch noch vor.
Padeluun: Ok, ich habe gerade Waffeln
bekommen.
Rena: Genau, iss mal Waffeln. lacht Ich
darf auch gleich. "Es wird die Zeit
kommen, da ihr euch entscheiden müsst
zwischen dem, was richtig ist und
dem, was bequem ist."
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Herald: Ja, ich bedanke mich
ganz herzlich für diesen interessanten,
diese für die Vorstellung des
Siegers und natürlich auch
für alles, was damit zusammenhängt. Und
auch ich hasse Cookie-Banner. Ich kenne
niemanden, der es nicht tut. Ja, deswegen
genau. Jetzt dann direkt zu den Fragen.
Wir haben ein paar gesammelt. Genau wie
weit, ich fange direkt erst mal an, wie
weit ist der Stand in Bezug auf diese,
in Bezug auf gesetzliche Dark Patterns
bei Cookie-Banner zu verbieten? Gibt es
da irgendwie Pläne oder zumindest
Ideen in der Hinsicht?
Rena: Ja, in der Hinsicht gibt es Ideen
und da ist tatsächlich was in Bewegung.
Ähm. Tiemo Wölken von der SPD wollte
ursprünglich tatsächlich personalisierte
Werbung, also Überwachungswerbung
insgesamt verbieten lassen. Dark Patterns
als die, das Verbot, die explizite
Einwilligung von Leuten zu umgehen, indem
man sie in die Irre führt, ist jetzt
etwas, was dort inzwischen in der EU mit
in dem Entwurf ist. Das ist die gute
Nachricht, wir müssen, wir müssen da
aber dranbleiben und
wir müssen auch bei der
Bundesregierung dafür sorgen,
dass sie an dieser Stelle da
noch einen drauf legt. Denn
es ist wichtig zu verstehen, dass es
nicht nur eine Sache ist von einzelnen
Nutzerinnen und Nutzer werden
ausgeforscht, sondern es ist das ganze
Ökosystem, was da dranhängt, was Medien
halt die Einnahmen abgräbt, was
Meinungsmanipulation ermöglicht, was
Microtargeting ermöglicht und damit eine
Spaltung der Gesellschaft, indem man Leute
halt beeinflusst in verschiedene
Richtungen und sie radikalisiert. Es hängt
also ein ganzer Rattenschwanz tatsächlich
da dran und deshalb ist es so wichtig,
auch jetzt der Bundesregierung mit
Nachdruck klarzumachen, dass das nicht
wirtschaftsfreundlich ist, wenn wir
erlauben, dass weiterhin Dark Patterns und
Überwachungswerbung möglich ist.
Herald: Dazu jetzt auch im Anschluss noch
eine persönliche Frage von mir. Ich meine
mich zu erinnern, dass man bei der
Bundesnetzagentur sowas auch melden
könnte, wenn man gar nicht gefragt wird,
dass man, wenn es diesen Button nicht
gibt, "alles deaktivieren". Ist das so
richtig oder habe ich da was völlig falsch
in Erinnerung?
Rena: Ja, das kann man auf jeden Fall
melden. Man sollte eine Beschwerde an die
entsprechende Firma schicken. Und wie
gesagt, es gibt "Tracktor", heißt das
Tool von Matthias Eberl von rufposten.de
von dem Blog und man kann es natürlich den
Datenschutzbeauftragten melden und es ist
auf jeden Fall illegal, man muss dafür
sorgen, dass die halt Ärger kriegen. Und
man kann inzwischen auch beobachten, dass
es ein bisschen Wirkung zeigt. Es gibt
inzwischen mehr Cookie-Banner, wo man mit
einem Button dann alles ablehnen kann,
aber einige haben es immer noch nicht
gelernt und wir sollten dafür sorgen, dass
die schon mal Stress kriegen. Ja.
Herald: Super, danke! Dann gehen wir
gerade weiter mit den Fragen aus dem IRC.
Wie gut sind denn die Maßnahmen bei
manchen Browser-Entwicklern, um das
Tracking zu verhindern? Z.B. hat Safari
Anti-Tracking Funktionen per Default,
natürlich auch was kann man mobil nutzen,
was sowas per Default hat z.B.? Da
gibt es ja... Und wie sieht da eigentlich
der Stand der Dinge aus bei den
Entwicklern?
Rena: Firefox hat da auch einiges
eingebaut dafür, das ist auf jeden Fall
gut. Ich würde auf jeden Fall abraten
davon, Chrome zu verwenden. Das tue ich
nur in Ausnahmefällen. Chromium ist schon
mal etwas entgooglet, aber es gibt
verschiedene andere Projekte, unter
anderem auch "Brave". Ähm, bei Brave ist
allerdings das Vorgehen, finde ich, da bin
ich noch unentschlossen, ob ich das
wirklich gut finde. Brave schnappt sich
den Werbeplatz, der dann bei irgendeinem
Medium ist und spielt vom Browser aus,
also macht den Halt frei, räumt die
Werbung da weg und spielt da eigene
Werbung ein. Und die Einnahmen, die sie
damit machen, verteilen sie halt. Also
einen Teil nehmen sie selber ein, einen
Teil wollen sie an die User weitergeben
bzw. die User können dann wiederum
bestimmen, wo das hingehen soll das Geld.
Da könnte man sagen,
ist ja nett, die können das
dann ja dem fantastischen
Blog spendieren, was sie häufig
lesen. Aber sozusagen dem
Medium, was die Inhalte produziert hat,
die ich gerade lese, wo dann die Werbung
eingespielt wird von Brave, die kriegen
nicht unbedingt davon etwas. Und das finde
ich, finde ich schon einen Tacken unfair.
Also ich glaube, über entsprechende
Geschäftsmodelle müssen wir noch viel
nachdenken und aber genau dafür brauchen
wir Kreativität. Da muss die Innovation
hingehen statt in die weitere
Verfeinerung von Überwachungswerbung.
Herald: Oh. Ja, ich hatte, also es gibt
auch noch, sehr Anekdoten bzw. Anregungen
aus dem IRC, die ich dann auch einfach
mal vorlesen würde.
Rena: Ja, gerne.
Herald: Und zwar ein User schreibt jetzt:
"Hatte mal einen Mitbewohner, der eine
Reise gebucht hat, kurz darauf bekam er im
Internet ganz viel Werbung dafür angezeigt
und er glaubte dann, dass ein Trend
dieses Urlaubsortes, dass er den Trend
dieses Urlaubsortes vorhergesehen hatte
und Glück hatte, schon gebucht zu haben.
Alleine um solche Menschen zu
schützen, muss man mal mehr tun."
Anmerkung von dem Poster.
Und ja, ich habe ihm auch dann
versucht, das mit der personalisierten
Werbung zu erklären. Er hat ihm aber nicht
wirklich geglaubt. Also mal davon ab, dass
das da auf der legalen Ebene deutlich mehr
zu tun ist. Aber kann man, gibt es
irgendwie auch eine Möglichkeit, auch
nicht-Tech-versierten Menschen so etwas
näherzubringen? Also insbesondere an der
Stelle, ja, rechtlich natürlich. Aber, ja,
wie gesagt, ich könnte jetzt meiner Oma
nicht unbedingt die Cookies erklären.
Rena: Ich glaube, wenn man es vorführt,
ist es am besten, wenn man zeigt, wie sich
das auswirkt, wenn man irgendwo was in
Warenkorb gelegt hat. Und wenn man jetzt
die ganzen Tracker zugelassen hat, das
kann man ja auf einem sauberen
Extra-Rechner mal machen. Und dann, wie
man dann sehen kann, wie dann Werbung
für irgendwas völlig Abwegiges dann
irgendwo wieder auftaucht bei x anderen
Seiten, weil die annehmen,
ich würde mich dafür
interessieren. Also ich glaube
vorführen ist immer
das Beste. Ich habe, ich habe es
selber auch so ein Erlebnis übrigens
gehabt. Das ist schon recht lange her. Wir
haben ja ein das deutsche Handbuch für PGP
für die Verschlüsselung rausgebracht und
wir haben dann immer mal wieder auf Amazon
nachgeguckt, wie denn der Amazon
Verkaufsrang davon ist. Und nun war ich
auf Padeluuns Rechner gegangen, der einen
Amazon-Account hat und um schnell mal was
anderes nachzugucken. Und dann sah ich
irgendwie das Angebot der Woche, dass PGP,
das deutsche PGP Handbuch und dann dachte
ich, boah, wir haben es geschafft. Jetzt
wird es schon allgemein empfohlen. Das war
natürlich ein großer Irrtum, denn auf
Padeluuns Rechner war erkannt worden, dass
er schon häufiger nach diesem Buch geguckt
hatte, es aber noch nicht gekauft hatte.
Und dann versuchte man es als Angebot der
Woche ihm irgendwie unterzujubeln, denn
der Rechner wusste ja, oder Amazon
wusste nicht, dass ich da gerade dran saß.
Das ist wahnsinnig überzeugend, erst mal
und man denkt wirklich, man hätte eine
Erkenntnis und das sei jetzt allgemein so.
Also ich, ich kann das total nachfühlen,
was der Mitbewohner da so für Gedanken
hatte.
Herald: Genau, die Frage nach dem Tool für
die Cookie-Banner-Beschwerde kam jetzt
noch mal auf. Da würden wir gerne einmal
den Link in den IRC-Chat posten.
Rena: Ich habe den gerade nicht zur Hand,
aber guck doch mal auf rufposten.de, das
ist das Blog von Matthias Eberl und
ansonsten schaut im Kuketz-Blog. Im Blog
von Michael Kuketz, da hat nämlich
Matthias Eberl auch einen Artikel dazu
geschrieben zum Identitäts-Management und
was man so tun kann und darin findet ihr
garantiert den Link dazu.
Herald: Alles klar, vielen Dank.
Rena: Ah, ich habe noch einen Tipp für
euch. Und zwar ein Spiel, wo man das mit
dem "Ich schaff das schon, das alles
abzulehnen", wo man das ausprobieren kann.
Das ist irre. Das ist, es wird immer
komplizierter. Es werden immer mehr, immer
mehr Schalter. Es wird immer schwieriger.
Wenn dieses stimmt, dann stimmt das aber
nicht und dann aber und so. Und manchmal
kann man nicht sehen, was man anklickt.
Und also ich habe es schon gespielt, ich
habe nicht geschafft, alles abzulehnen.
Das ist so, ich weiß es gerade nicht
auswendig. Ich glaube, es heißt terms-and-
conditions.com oder so. Ihr findet den
Link unter der BigBrotherAward Laudatio
für Google jetzt von diesem Jahr, von
2021. Da ist es prominent verlinkt, spielt
mal dieses Spiel. Das könnt ihr auch
anderen zeigen und ausprobieren lassen.
Sie werden verrückt werden dabei.
Herald: Vielen Dank für den Tipp. Es ist
übrigens termsandconditions.game
Rena: "Dot game", yes, cool.
Herald: "Dot game", genau.
Rena: Sehr empfohlen. Direkt darunter
verlinkt es noch ein sehr, sehr nettes
Video, in dem 2 Frauen das mit den
Cockie-Bannern halt nachspielen. Also die
eine spricht halt die Fragen, die dann das
Cookie-Banner der Frau stellt, die
eigentlich nur Rezepte zum Cookie backen
nachschauen will und sie versucht
alles abzulehnen und schafft es
aber nicht richtig. Und das ist
also eher als Stück gespielt, das ist
großartig, ist direkt darunter.
Padeluun: Darf ich auch noch einen Tipp
geben? Was mir gerade so
einfällt, ist nämlich das Spiel
Data Dealer. Das ist
schon älter, aber vielleicht schon so alt,
dass jüngere Leute es noch nicht kennen.
Unter Data Dealer ist das zu finden und da
kann man selber mal so eine böse
Datenkrake sein und Daten kaufen und
verkaufen. Und es macht richtig Spaß und
gibt einem auch richtig ein paar gute
Einsichten. Und ich denke mal, das sollte
man auch mal ausprobieren, dann kann
man auch mit den Eltern und
Verwandten spielen.
Rena: Das ist von Wolfie Christl, das ist
aus Österreich und das ist wirklich
klasse. Da wechselt man die Seiten und
stellt sich auf die Seite der Datensammler
und da kann man dann z.B. überlegen,
wie komme ich an das Geburtsdatum einer
Person dran? Mmmh, ich biete Horoskope
online im Netz an, gratis natürlich.
Padeluun: Genau.
Rena: Gibt's mehr Fragen?
Herald: Ich glaube das wars eigentlich
schon, also wir haben jetzt keine weiteren
mehr im Pad. Es gab, genau deswegen, wir
warten erst mal noch einen Moment. Ich
kann aber erst mal, nochmal, ähm, das
große Lob weitergeben aus der Community,
also viel, viel, vielen Dank auch
von mir, von den Leuten im IRC, im Chat.
Und ein großes Lob und
Weisheiten gab's dann
anscheinend noch den Antrag auf
"Rena for Digitalministerium".
Rena: lacht Ich glaube, ich bleib lieber
bei Digitalcourage. Da ist auch genug zu
tun. Aber ja, klasse.
Padeluun: Aber wir beraten gerne. Also man
kann uns anrufen, unsere Nummer steht
im Netz.
Rena: Gewiss. Wer sich für
irgendwelche Quellen interessiert,
ich habe mir viel Mühe
gegeben und habe bei der Laudatio
viele Fußnoten mit den Originalquellen und
da drunter auch noch viele weiterführende
Links. Deswegen lohnt es sich auch, den
Text mal anzugucken.
Herald: Wir haben noch mal eine Frage und
zwar, wäre es nicht eine Lösung oder wäre
es nicht zumindest eine gute Lösung, einen
Browser zu entwickeln, der der Werbemafia
einen User simuliert, der alle Cookies
annimmt und eventuell sogar interagiert?
Also prinzipiell würde ja die Werbung
bezahlt, der Content-Produzent erhält
sogar Geld und der echte User hat
eigentlich kein Problem.
Rena: Es gibt bereits Plugins,
irgendwelche Tools, die sowas machen.
Ich würde aber davon abraten,
ich glaube, wir sollten das
Problem an der Wurzel packen,
denn es hat halt so viele
Wirkungen auf anderen Ebenen.
Also deswegen geht's uns jetzt bei
Digitalcourage auch nicht nur um die
einzelnen Nutzerinnen und Nutzer, die da
im Netz unterwegs sind, sondern eben um
das ganze Ökosystem drumherum. Also die
vielen, die daran mitverdienen, die die
Daten im Ausland waschen, damit sie dann
legal sind. Die Versicherungen, die damit
Prognosen erstellen über wie unsere
Zukunft wohl aussehen kann und uns dann
bestimmte Sachen gar nicht mehr anbieten.
Und ich glaube, wir müssen, wir müssen das
große Rad drehen und uns nicht versuchen,
nur mit das System ein bisschen
austricksen. Was Hackern natürlich viel
Spaß macht. Aber wir sollten, wir sollten
uns die größere Aufgabe stellen und das
hacken. Ich glaube dieses Werbeökosystem
zu hacken, das insgesamt, das ist die
richtige Aufgabe und wir beschäftigen uns
deswegen in letzter Zeit auch mit so was
wie Wettbewerbsrecht, obwohl das
wahnsinnig komplex ist und echt nicht so
unser Fachgebiet. Aber wir sehen, dass an
dieser Stelle wir möglicherweise
Verbündete haben, die, weil sie für andere
Firmen einen fairen Wettbewerb herstellen
wollen, dann dafür sorgen, dass die großen
Plattformen nicht weiter ungehindert da
ihr Business machen können. Und ich
glaube, es ist allerhöchste Zeit, genau
das zu tun. Und da ist jetzt gerade so ein
Fenster offen, wo wir auch ein bisschen
mutiger sein sollten und ein bisschen
selbstbewusster. Wir sagen ja sonst, oder
viele sagen, wir können in Europa da doch
gar nichts machen. Wenn wir das nicht
erlauben mit dem Auswerten der Daten, dann
machen die das halt anderswo und wir
werden das Nachsehen haben. Tatsächlich
ist es so, dass in vielen Ländern
man uns um die europäische
Datenschutzgrundverordnung beneidet, dass
die in den USA in den juristischen
Fakultäten durchaus Thema ist und dass
eben auch Bürgerinnen und Bürger in den
USA zum Beispiel sagen "Wieso werden die
Europäer besser behandelt als wir? Wir
wollen auch so ein Datenschutzgesetz". Und
es wäre einfach gut zu sehen, dass wir
tatsächlich was bewirken können und dass
auch Firmen, die global tätig sind, nicht
x verschiedene Geschäftsbedingungen haben
wollen, sondern wenn sie in Europa
Business machen wollen und nach dem
Marktort-Prinzip müssen sie dann ihre,
ihre Terms and Conditions eben darauf
abstimmen. Und deswegen sollten wir dafür
kämpfen, dass die Aufsichtsbehörden
fähiges Personal bekommen. Eben nicht nur
Juristen, sondern auch Leute, die sich mit
Technik auskennen. Wir sollten dafür
sorgen, dass Technik so gestaltet wird,
dass wir eine Chance haben und wirklich
eine Wahl, um datenschutzfreundliche
Lösungen zu wählen. Und wir brauchen, wie
jetzt schon angekündigt wurde, tatsächlich
vom Wirtschaftsministerium, wo Open Source
Projekte gefördert werden sollen, wir
brauchen tatsächlich eben souveräne
Infrastruktur, die nicht, die auf Open
Source beruht, die aber eben auch eine
freiheitliche Infrastruktur bietet, die
nicht auf Überwachungskapitalismus
aufgebaut ist. Das wäre mein Wunsch
und das ist was, wofür es sich
lohnt zu kämpfen.
Herald: Definitiv. Dem kann man nur
zustimmen. Ähm ja, wir haben, wir haben
noch ein wenig Zeit. Wir warten noch ein
bisschen auf die Fragen. Ich habe
noch mal eine kleine zu dem
Thema DSA / DMA was heißt
denn an der Stelle Trilog?
Wie ist denn dann der
Zeitrahmen, wenn dieses Gesetz im
Trilog ist oder wenn diese, diese
Verordnungen im Trilog sind? Das sagt mir
zum Beispiel jetzt erst mal gar nichts.
Rena: Also bei Trilog kann man schon
ahnen, es gibt den Dialog, da sind da 2
beteiligt. Beim Trilog sind es dann eben
3 Parteien. Und zunächst kommt die
Gesetzesinitiative in Europa in diesem
Fall von der Kommission. Und das Parlament
hat jetzt eben auch, da haben Ausschüsse
zu dem Thema getagt und die haben
bestimmte Eingaben gebracht. Und
auch das Parlament hat
sich, hat dazu eine
Stellungnahme abgegeben.
Und nun wird es dann auch noch
mit dem Ministerrat kurzgeschlossen. Und
an dieser Stelle kommen die
Nationalstaaten ins Spiel. Und deswegen
ist es wichtig, dass wir eine neue
Bundesregierung haben und wir die gleich
richtig auf den Pott setzen. Denn wir
hatten da in der Vergangenheit das
Problem, dass die Bundesregierung nach
außen immer gesagt hat "Ja, wir wollen ein
ganz tolles, eine ganz tolle europäische
Datenschutzgrundverordnung. Wir müssen
dafür sorgen, dass die so gut wird
wie der, wie das Datenschutzrecht
in Deutschland". Und das haben sie
nach außen immer so verkündet
und intern im Rat, wo die
Verhandlungen vertraulich geführt
werden, also da, das wird nicht
veröffentlicht, was da gesagt
wird. Dort hat dann Deutschland
leider immer dagegen gearbeitet und hat
versucht zu verhindern, dass die
europäische Datenschutzgrundverordnung
beschlossen werden kann. Und dieses
doppelte Spiel werden wir hoffentlich mit
der neuen Regierung nicht haben. Aber hey,
wir müssen Ihnen auf die Finger gucken.
Wir sollten auch dafür kämpfen, dass die
Dokumente, die im Rat, im Ministerrat dort
beschlossen werden, dass die nicht unter
die Geheimhaltung fallen. Das halte ich
für falsch. Da müssen wir dranbleiben. Und
noch mal ein großes Danke an Jan Philipp
Albrecht und sein Team mit Ralf Bendrath
und allen, die dafür gesorgt haben, dass
die europäische Datenschutzgrundverordnung
tatsächlich beschlossen werden konnte. Das
ist ein Wunderwerk der Demokratie im
europäischen Kontext. Auch wenn wir an
vielen Stellen damit noch unzufrieden
sind. Aber dass es die überhaupt
gibt, das ist großartig.
Padeluun: Ja, wirklich.
Herald: Vielen Dank für die
Aufklärung an der Stelle.
Rena: Der Zeitplan ist, also es wird im
ersten Quartal wird sich ganz
viel entscheiden jetzt von 2022.
Mal schauen, wie viel da noch
hin und her verhandelt wird
und was man noch bewegen
kann. Aber es lohnt sich
schon noch, dort auch Einfluss versuchen
auf die Kommission, auf, auf die eigenen
Regierungsmitglieder und auch auf
das Parlament zu nehmen.
Padeluun: Ja, vielleicht ganz praktisch
noch. Hier brauchen wir tatsächlich
Unterstützung, eventuell auch von Leuten
von der Straße. Manchmal rufen wir zu
kleinen Demos auf. Kleine Demos sind auch
durchaus sehr hilfreich. Und da wäre es
toll, wenn Leute uns bei Aufrufen einfach
auch unterstützen würden, kommen würden.
Ich weise auf unseren Newsletter hin, den
man auf der Website findet, da ist man
dann immer ganz gut informiert. Auch auf
der Webseite selber haben wir so ein
Formular, wo man sagen kann "Ja, ich
helfe gerne mal bei einer Demo oder
so was", klickt das mal an. Und das
würde extrem helfen.
Herald: Okay, vielen herzlichen Dank.
Wie gesagt, sehr viel
positives Feedback aus den Chats,
auch von da nochmal ein großes Lob,
vielen, vielen Dank. Ich würd jetzt
einfach auch in die extended Q&A
übergehen. Wir haben
erst mal keine Fragen aus
dem Pad mehr übrig, aber
es werden je nachdem wer
sich da so alles einfindet, wird sich da
sicherlich noch was ergeben.
Rena: Ok, ansonsten wem später was
einfällt. Ich bin ja, ich bin ja nicht aus
der Welt. Ihr könnt jederzeit Mail
schreiben, anrufen, twittern, auf Mastodon
euch melden...
Padeluun: ..oder zu unserer Assembly
kommen in der World...
Rena: ...in der World ja, genau. Und
vergesst nicht, wenn euch irgendwas in
letzter Zeit genervt aufgefallen ist oder
ihr vielleicht was mitbekommen habt
bei eurem Job, was ihr so überhaupt
nicht in Ordnung findet, meldet
es uns für die BigBrotherAwards.
Wir freuen uns sehr.
Wir gehen jedem Hinweis
nach, wir sind jetzt schon
am Recherchieren. Die nächste
Verleihung findet am 29. April statt und
wir hätten gerne aber schon jetzt eure
Nominierungen, damit wir wirklich Zeit für
eine eingehende Recherche haben.
Herald: Okay, dann danke.
Rena: Vielen, vielen Dank für die
Aufmerksamkeit.
Padeluun: Und die tolle Moderation und die
Fragestellungen, das ist nämlich gar nicht
so einfach, wie ich das von mir selber
weiß.
Herald: Danke.
postroll music
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2021. Mach mit und hilf uns!