rc3 preroll music Herald: Ich freue mich sehr, diesen Talk jetzt ankündigen können von Rena Tangens: "Cookie Banner, das Online-Werbe-Ökosystem und Google, Preisträger BigBrotherAwards". Rena Tangens ist Mitbegründerin von Digitalcourage, Datenschutz-Aktivistin und auch Gründerin der Haecksen, was in diesem Kontext vielleicht ganz interessant zu wissen ist. Und genau, nach über 20 Jahren finden Sie immer noch neue Gewinner für den BigBrotherAward, was durchaus überraschend ist. Und wer jetzt der Gewinner dieses Awards 2021 ist und was es mit der neuen Kategorie "Was mich wirklich wütend macht", auf sich hat, wird Rena in diesem Talk beleuchten. Viel Spaß dabei! Rena Tangens; Ja, vielen Dank! Ich freue mich, beim Kongress mal wieder über die BigBrotherAwards berichten zu können. Die, die BigBrotherAwards sind nämlich ein gemeinschaftliches Projekt, auch mit dem Chaos Computer Club. Jo, ich sage mal kurz noch was zu meiner Organisation: Digitalcourage haben wir 1987 gegründet, als mit Computern Leute noch gar nicht so viel anfangen konnten und die auch noch irre teuer waren. Wir haben da eine Veranstaltung aus der Taufe gehoben Public Domain und da kommt unsere ganze Szene so her und da war von Anfang an auch der CCC mit dabei. Ähm, Digitalcourage hat, bis 2006 haben wir alle ehrenamtlich gearbeitet. Inzwischen sind wir sehr froh, dass wir doch einige Leute bezahlen können für ihre Arbeit, damit das nicht nur Leute tun, die reiche Eltern haben oder selber sehr viel Geld verdienen auf einen Schlag. Und wir freuen uns, dass wir einiges an Wirkung entfalten können. Und ein Teil unserer Arbeit jedes Jahr geht in die BigBrotherAwards. Die BigBrotherAwards sind ein internationales Projekt. Die sind in Großbritannien gegründet worden und von Privacy International. BigBrotherAwards beziehen sich natürlich auf 1984 von George Orwell, da gibt es ja den großen Bruder. Und wir haben allerdings damals überlegt, ob wir wirklich auch diesen Namen übernehmen wollten. Denn BigBrotherAwards macht ja so das Bild im Kopf von einer totalitären Überwachung durch einen totalitären Staat. Damals hat George Orwell sich den Stalinismus als Vorbild genommen und wir dachten uns, das greift zu kurz, weil durch die vielfältigen Überwachungsmöglichkeiten eben keineswegs nur der Staat uns beobachtet und ausforscht, sondern die kommerzielle Überwachung schon absehbar war, dass das außerordentliche Ausmaße annehmen wird. Deswegen hatten wir kurzfristig mal überlegt, den Preis vielleicht den Huxley Preis zu nennen, denn eine schöne neue Welt kommt viel mehr dieses Einverständnis von Konsumenten und Konsumentinnen mit ins Spiel, die glücklich sind, wenn ihre vorgeblichen Bedürfnisse erfüllt werden, die dann alle möglichen Dinge mitmachen. Wir haben uns dann aber dagegen entschieden. Der eine Grund war, das ist ein internationales Projekt und wir wollten uns da eben auch mit einreihen. Das andere ist, Huxley kennen nicht so viele Leute, wir wollen ja keinen Literaturpreis vergeben, auch wenn wir gerne "Lesen gegen Überwachung" organisieren. Ja, die BigBrotherAwards werden also seit dem Jahr 2000 von uns in Deutschland verliehen. Wir haben eine kompetente Jury von verschiedenen Bürgerrechts-, Datenschutz-, Netz-, Technik-, irgendwie Aktivistinnen und Aktivisten beisammen und auch der Chaos Computer Club ist vertreten mit Frank Rosengart. Ansonsten ist derzeit Thilo Weichert mit dabei, der ehemalige Datenschutzbeauftragte von Schleswig- Holstein und jetzt beim Netzwerk Datenschutzexpertise war auch schon hier im Talk zu sehen. Und Peter Wedde zum Beispiel, Professor Peter Wedde ein sehr renommierter Arbeitsrechtler, der aus Frankfurt dabei ist. Jo, die BigBrother- Awards werden in verschiedenen Kategorien vergeben. Jedes Mal im Rahmen einer großen Gala. Die Preisträger sind in der Reihe, in der Regel wenig begeistert über diesen Preis und vermeiden es zu erscheinen, um ihn entgegenzunehmen, obwohl es eine sehr schöne Statue ist. Ähm. Aber hin und wieder gibt es Ausnahmen. Zu loben sind dabei in der Tat Firma Microsoft, die Telekom und vor einiger Zeit auch Zeit online. Und der letzte Preis berührt sogar ein bisschen das Thema, wo wir heute draufkommen. Ja, die, was machen wir sonst noch so? Manchmal reicht das mit dem, der Öffentlichkeit machen durch die BigBrotherAwards nicht aus, dann müssen wir ein bisschen mehr Druck machen wie mit den Freiheit, mit den Demos, "Freiheit statt Angst" gegen die Vorratsdatenspeicherung und sonstige Überwachung. Und hin und wieder reichen wir auch mal Klagen oder Verfassungsbeschwerden ein, z.B. gegen Vorratsdatenspeicherung, gegen Elena oder den Staatstrojaner. Jo, BigBrotherAwards, tatsächlich, der Titel des Talks hat es ja schon verraten, Google spielt da eine Rolle. Und tatsächlich ist Google dann nicht das erste Mal Preisträger. 2013 haben sie schon einen abgeräumt. Ihr könnt das alles nachlesen auf bigbrotherawards.de auf Deutsch und auf Englisch. Und mit Quellen und kompletter Begründung. Bei der Laudatio im Jahr 2013 habe ich ziemlich viel an Originalquellen recherchiert und habe dabei einige Aussprüche der Gründer von Google und des CEO dann notiert und die möchte ich euch zur Einstimmung auf das, was kommt, gerne noch darbieten. Und das wird padeluun tun, damit ihr ein bisschen eingestimmt seid. Padeluun: Ja, der O-Ton von Googles Eric Schmidt "Wenn es etwas gibt, von dem Sie nicht wollen, dass es irgendjemand erfährt, sollten Sie es vielleicht ohnehin nicht tun." Rena: So weit das Verständnis von Privatsphäre im Netz von Eric Schmidt, dem ehemaligen CEO. Wir kommen zum nächsten, noch mal Googles Eric Schmidt. Padeluun: "Ich glaube, dass die meisten Menschen nicht wollen, dass Google ihre Fragen beantwortet. Sie wollen, dass Google ihnen sagt, was sie als nächstes tun sollen." Rena: Und dann haben wir den Gründer Sergey Brin. Padeluun: "Wir wollen Google zur dritten Hälfte ihres Gehirns machen." Rena: Und das wird jetzt noch ein bisschen konkreter von Larry Page. Padeluun: "Die Suche wird ins Gehirn integriert werden. Schließlich werden Sie ein Implantat haben und wenn Sie über etwas nachdenken, wird es Ihnen die Antwort sagen." Rena: Das können wir uns jetzt mal ganz konkret vorstellen. Ich lese eine Nachricht im Netz über diese vor einiger Zeit verstorbene CDU-Politikerin, die wegen Korruption da doch aufgefallen ist. Und das hatte mit Aserbaidschan zu tun. Und wenn ich dann denke über Aserbaidschan weiß ich gar nicht so richtig Bescheid. Wo liegt das Land noch mal genau? Dann würde mir Zack, auf dem Google Glass, würde mir dann angezeigt, der Wikipedia-Eintrag von Aserbaidschan. Da mag es Leute geben, die finden das total praktisch. Aber ich würde sagen, das ist wahnsinnig gefährlich, weil uns da Google versucht, das Denken abzunehmen und uns des Denkens zu entwöhnen und aber diese Art von Macht hat Google sehr gerne und versucht nach Möglichkeit an vielen Stellen, es uns bequem und angenehm zu machen und so zu tun, als ob sie unsere Bedürfnisse erfüllen. Ähm, jo, jetzt möchte ich dann zu dem aktuellen Thema kommen und dafür haben wir dann tatsächlich eine neue Kategorie geschaffen, nämlich die Kategorie "Was mich wirklich wütend macht". Und ich glaube, ihr kennt das auch alle, jeder von euch und jede wird es kennen, auf eine Webseite gehen und was erscheint? Cookie-Banner. Und dazu lese ich euch jetzt direkt aus der Laudatio. Also, Cookie-Banner, diese Pest. Sie kennen das, sie rufen eine Webseite auf und zack, schon schiebt sich dieser Kasten mit unsäglich schlechtem Design über das, was Sie eigentlich sehen wollen. Dann müssen Sie entscheiden: Wollen Sie einfach nur schnell an die gewünschte Webseite, dann klicken Sie einfach auf den großen bunten Button "Okay". Doch wenn Sie es mit Ihrem Rechten ernst nehmen, dann wird es kompliziert. Augen zusammenkneifen, kleine graue Schrift auf weißem Grund lesen und minutenlang alles wegklicken, was sie nicht wollen. Und das ist verdammt viel. 470 Tracker zum Beispiel alleine bei der Süddeutschen Zeitung. Mögliche Tracker "will ich alles nicht" wird meistens gar nicht erst angeboten. Und wenn Sie alle Tracker einzeln in mühsamer Handarbeit weggeklickt haben? Dann passen Sie bloß auf, denn der nächste freundlich bunte Button heißt "Alles zulassen" und nicht "meine Auswahl abspeichern". Der ist grau. Aber Vorsicht, das sollten Sie auch nicht drauf klicken, denn vorher müssen Sie noch die meist gut verborgene Kategorie "Berechtigtes Interesse" finden. Dort steht nämlich auch alles auf aktiviert und Sie müssen es erst wegklicken. Haben Sie es gewusst? Inzwischen habe ich gehört, dass man rein juristisch gesehen tatsächlich das ignorieren kann und einfach dann an der Stelle sagen "abspeichern", weil man explizit tatsächlich eigentlich seine Zustimmung geben muss. Aber welche von den Firmen hält sich tatsächlich an Gesetze? Ja, diese Cookie-Dialoge sind tatsächlich nach den neuesten Erkenntnissen über menschliche Wahrnehmung, Psychologie und Webdesign für ergonomisch ansprechende Webseiten gestaltet. Nur leider nach dem Prinzip immer genau das Gegenteil machen. Also wichtige Handlungsoptionen werden im Fließtext versteckt, während das "Ok" auf einem fetten Button thront. Sie werden in unlesbaren Farben und Schriftgrößen angezeigt. Der "alles zulassen" Button steht unten rechts, da, wo wir eigentlich normalerweise die Bestätigung unserer Auswahl erwarten. Bei vielen Schaltern ist die rechts-links-Position vertauscht. Wenn ich dort klicke, wo ich vorher die Tracker deaktiviert habe, werden mit dem Zentralschalter plötzlich alle wieder aktiviert. Super. Und dann gibt es noch so sprachliche Ungetüme, komplizierte Formulierung und mehrfache Verneinungen, um uns maximal zu verwirren. Diese Art der Trickserei bei der Gestaltung wird Dark Patterns genannt, also wörtlich dunkle Muster. Man könnte auch betrügerisch, unethisch oder Manipulation by design nennen. Wenn wir gute Laune haben und viel Zeit, dann können wir das Ganze auch als schräges Spiel betrachten und ein Dark Pattern Adventure betreiben. Also schaffe ich durch das Labyrinth zu kommen und alle Tracker abzulehnen? Was versuchen Sie jetzt noch, um mich auszutricksen? Und wenn ich durchgekommen bin, was war eigentlich nochmal der Artikel, den ich lesen wollte? Cookie-Banner sind kein Spiel. Sie sind armselig und niederträchtig. Sie klauen mir meine Lebenszeit. Dieses Design will mich ermüden und zermürben. Es will, dass ich aufgebe und schließlich "Ok" drücke. Und jetzt zum Mitschreiben: Nein, der Datenschutz ist nicht schuld. Das wird vielfach so gedacht und auch von interessierter Seite so verbreitet. Nein, diese nervenden Abfragen sind vom Gesetz keineswegs so vorgeschrieben, sondern vielmehr ist ein Großteil der Cookie-Banner schlicht illegal. Inzwischen wird da auch gut dran gearbeitet. Die von Max Schrems initiierte Datenschutz- organisation NOYB hat Ende Mai 2021 mehr als 500 Beschwerden an Unternehmen verschickt, die auf ihrer Website rechtswidrige Cookie-Banner verwenden und es könnten eine Menge mehr werden. Danke dafür und es ist toll, wie viele Leute sich angeschlossen haben. Auch Matthias Eberl, mit dem ich den Talk am Tag 1 gemacht habe, hat ebenfalls ein Tool geschrieben, das die Beschwerden einem vereinfacht und nutzt sie, nutzt diese Möglichkeiten, um auch den Firmen Arbeit zu machen, damit das aufhört. Danken möchte ich auch den EU-Abgeordneten, die die Initiative trackingfreeads.eu gegen personalisierte Werbung gestartet haben. Ja, dabei sind Cookie-Banner nur die sichtbare Materialisierung von dem, wie wir im Internet ausgespäht werden. Neben Cookies gibt es natürlich noch etliche andere Ausspähmethoden. Das Facebook Pixel zum Beispiel, das unsichtbar auf ihren Medienseiten eingebunden ist und unser Klick-Verhalten an Facebook verpetzt. Und der Browser-Fingerabdruck, der ist vielen von euch sicher auch bekannt. Der gibt Information, der nutzt Informationen über Betriebssystem, Browser, Plugins, installierte Schriften und so weiter, um uns auch ganz ohne Cookies wiederzuerkennen. Ja, was mich wirklich wütend macht. Sie sind ja schon diese Warteschleife, die wir häufiger sehen, wenn irgendwas am laden ist. Wissen Sie, was im Hintergrund passiert, wenn Sie eine Webseite betreten? Während die ersten Teile der Website laden, wird im Hintergrund Ihr persönliches Profil auf dem Werbemarkt preisgegeben, feilgeboten. Es beginnt eine Auktion um Ihre Aufmerksamkeit. Sie sind die Ware. Das Ganze nennt sich Real Time Bidding und geschieht in Millisekunden. Verschiedene Gruppen von Online-Werbefirmen identifizieren, analysieren und kategorisieren Sie aufgrund von Ihrem Online-Verhalten. Nehmen wir mal an, Sie sind ein Mann Mitte 40 und mögen teure Uhren. Schwupps zeigt Spiegel Online ihnen BMW-Werbung. Oder die Studentin, die eben nach WG-Zimmern gesucht hat, versucht man direkt mit nur vermeintlich günstigen Krediten zu ködern. Wir sehen an diesem Beispiel schon, dass es nicht nur um Bedürfnisse geht, die für uns positiv sind, wenn sie erfüllt werden, sondern möglicherweise wird genau da die Grundlage dafür gelegt, uns über den Tisch zu ziehen. Beim Real Time Bidding zockt tatsächlich ein ganzes Ökosystem von Werbefirmen darum, wer ihnen seine Werbung zeigen darf. Ein gigantisches Netzwerk von Dienstleistern und Mitverdienern. Und die, die das Internet interessant machen, also Journalistinnen und Journalisten, Blogs, Inhalte, Lieferanten aller Art, die bekommen am wenigsten vom Kuchen ab. Was mich wirklich wütend macht, das sind die Leute, die dann sagen "Aber ohne Werbung geht es doch nicht im Netz. Sonst müssten wir doch für alles bezahlen. So haben wir die Inhalte doch alle gratis." Dazu muss ich sagen gratis ist was anderes, denn gratis, an dieser Stelle werden wir ausgeforscht, wir werden manipuliert. Und die Medien, die diese interessanten Inhalte produzieren. Ich bekomme hier gerade eine komplette Waffel von einem, von einem mobilen Wagen hier eingereicht. Fantastisch! Das ist echtes Kongress-Feeling. Danke schön. Passend zum Kuchen. Toll. Padeluun: Ich will auch eine, die Tür nebenan bitte. Rena: Ja. Der Kuchen, der Werbekuchen. Also das was Firmen ausgeben, die Werbung im Netz schalten wollen. Die haben. Die Medien haben auch früher schon natürlich Werbeplatz, also Anzeigenplatz verkauft. Allerdings haben sie bis in die 1990er Jahre den größten Teil der Einnahmen, die dort von den Anzeigenkunden reinkamen, dann eben auch selber erhalten und konnten damit Journalisten und Fotografinnen und Zeichner und Regisseurinnen und so weiter korrekt bezahlen. Seit den 2000er Jahren sind aber die Einnahmen der Medien im freien Fall. Und inzwischen kommen 50 bis 70 % des Geldes, das die Anzeigenkunden ausgeben für Werbung, die im Netz angezeigt werden soll, gar nicht mehr bei den Verlagen an und bei den Inhalte-Produzenten, sondern das Geld landet bei den Dienstleistern und Werbeplattformen, die diese personalisierte Werbung, die die Informationen über uns sammeln und das können wir uns hier einmal angucken. Das ist die Entwicklung, wie sich die Einnahmen durch Werbung entwickelt haben. In den USA in diesem Fall. Und wir sehen tatsächlich wird eher mehr ausgegeben für Werbung von Firmen. Aber bei den Verlagen, das ist die grüne Kurve, kommt immer weniger an. Dagegen Google schießt durch die Decke mit den Einnahmen und auch Facebook ist gar nicht schlecht. Da sehen wir, dass da tatsächlich eine ganz große Machtverschiebung stattfindet. Einfach durch Geld. Und da können wir also sehen, wo das Geld ist, was bei den Medien nicht mehr ankommt, weshalb die alle am jammern sind, aber dann doch mit Google kooperieren. Ich fasse zusammen: Personalisierte Werbung bedeutet, die Nutzer werden ausgehorcht auf der einen Seite und die Medien werden ausgehungert. Was mich wirklich wütend macht ist, dass Google jetzt daherkommt, so als Ritter auf dem weißen Pferd und und ankündigt, der Google eigene Browser Chrome soll ab 2022 3rd Party Cookies blockieren. Großer Jubel im Netz und in den Medien. Google erlöst uns von den Coockie-Bannern. Yay, wenn alles so einfach wäre. Doch das Blockieren von Drittpartei-Cookies heißt nun mitnichten, dass das Tracking und die Ausforschung im Netz aufhören würde. Das, Google möchte einfach nur eine neue Technik einführen. Und diese Technik heißt FLoC. Das heißt nicht direkt Herde auf Englisch, aber es heißt F L O C Federated Learning of Cohorts. Und das bedeutet folgendes: Wir werden nach unserem browsing-Verhalten, was Chrome halt die ganze Zeit natürlich registriert und nicht nur auf den Webseiten, die bisher Cookies hatten. Der Browser ordnet uns nach unserem Verhalten der letzten Woche in eine Gruppe ein, in eine Kohorte und speichert das auf unserem Rechner ab. Und das kann dann abgefragt werden von Webseiten, auf die wir drauf gehen. Also unser browsing Verhalten wird analysiert. Da gibt es eine große Menschenmenge und wir sind da drin unterwegs und denken zwischen den 1000 bis 5000 Leuten, die in so einer Kohorte drin sind, können wir irgendwie uns so ein bisschen untertauchen, so ein bisschen unsichtbar machen. Das ist aber ein Irrtum, denn eine Vielzahl der Leute, die im Netz unterwegs sind, sind dabei gleichzeitig eingeloggt in einem Dienst, also, haben entweder ihr Google-Konto oder ihr Facebook-Konto aktiviert oder vielleicht beide. Und dann können sie natürlich auch immer noch über Ihren Browser-Fingerabdruck identifiziert werden. Das heißt, die Informationen sind dann noch viel detaillierter, noch viel genauer, weil der Browser wirklich alles mitkriegt, was ich dann im Netz mache und das mitberücksichtigt wird in dieser Auswahl der Kohorte. Und bei der Website, wo ich bin, kann ich dann eben auch erkannt werden, aufgrund anderer Merkmale und meiner Logins. Das heißt, FLoC sorgt dafür, dass wir tatsächlich noch genauer analysiert werden können. Allerdings eben nur von Google. Dann. Und damit schließt Google die Konkurrenz aus. Das ist der Plan. Dafür ist vielleicht diese Grafik noch wichtig, nämlich hier geht es um den Anteil, den Marktanteil von Chrome, da sehen wir, das ist die blaue Kurve, der ist ganz erheblich, also weltweit hat Chrome von Firma Google einen Marktanteil von 70 %. In Deutschland ist es etwas geringer, in Deutschland nutzen immer noch viele Leute Firefox. Das ist gut so, auch wenn wir auch an Firefox durchaus Kritik haben. Ja. Wer gehofft hatte, dass Google tatsächlich das für unseren Schutz sorgt und dass wir also nicht mehr im Netz verfolgt werden können, also könnte das eigentlich auch nicht ernsthaft von Google erwarten. Denn Google als Konzern finanziert sich zu 99 % aus Werbeeinnahmen. Ich habe in der Laudatio geschrieben, "eher glauben wir Piranhas, dass sie Veganer werden wollen." Google wird alles tun, um zu verhindern, dass irgendwas an diesem Geschäftsmodell geändert wird, das dazu Gesetze beschlossen werden, weshalb wir entsprechend mit entsprechender Klarheit und Hartnäckigkeit da hinterher sein müssen. Ähm ja, willkommener Nebeneffekt, wie ich eben schon angedeutet habe, ist, dass Google mit diesem neuen Modell halt ungeliebte Konkurrenz ausbooten kann. Und dazu, hier sehen wir, wer tatsächlich die Hauptgewinner sind bei der Überwachungswerbung. Das ist Google, Facebook und inzwischen auch Amazon. Vielleicht ist euch aufgefallen, dass es inzwischen auch Anzeigen bei Amazon geschaltet werden. Das fällt immer so ein bisschen unter den Tisch, aber das ist inzwischen auch ein großes Business. Und Peter Thiel, der Facebook wesentlich mitfinanziert hat, Paypal gegründet hat und so weiter, hat ein Buch geschrieben, was das auf den Punkt bringt mit dem Titel "Competition is for Losers", also Wettbewerb ist für Verlierer. Die Leute wollen keinen freien Markt, wie sonst uns immer suggeriert wird. Die Leute wollen ein Monopol. Und da arbeiten sie dran. Jo, es ist nun nicht so diese oder nein, erst noch zu einem Punkt, der mich wirklich wütend macht, nämlich wie diese Konzerne mit uns umgehen, wie sie Menschen nur noch als Rohstoff ansehen, den sie ausbeuten können und persönliche Erfahrungen von Menschen sich aneignen. Die Verachtung von für Menschen, die Skrupellosigkeit, der Wille, sie über den Tisch zu ziehen, die Verachtung fürs Steuerzahlen und für staatliche Infrastruktur und die Verachtung für geltendes Recht. Shosana Zuboff hat ein Wort dafür gefunden und das ist Überwachungskapitalismus. Dieses Buch möchte ich euch ans Herz legen. Hier zu sehen ist die deutsche Übersetzung. Ich empfehle euch, wer es kann, liest die englische Fassung, die ist besser. Ja, es ist nicht nur eine einzelne Datenkrake, es ist ein ganzes krakiges Ökosystem. Und dazu gehören Versicherungen, die möglichst jedes Risiko für sich selber ausschließen wollen. Die Scoring-Unternehmen, die uns geheime Noten geben, nach denen sich unsere Chancen im Leben richten. Die Lobbyisten. Die Think Tanks. Die PR- Agenturen. Die Anwaltskanzleien, die diese Enteignung möglich machen. Und die Geheimdienste, die davon profitieren und selber gern im Trüben fischen. Ja, dann kam die große Frage: An wen sollen nun diese BigBrotherAwards gehen, wenn wir uns diese ganze Liste da mal angucken? An die Cookie-Bäckereien? An die Internet- Werbewirtschaft? An die großen Plattformenmonopolisten? An die Nudging- Psychologen und die Real Time Bidding Casino Betreiber? Die Smarten, die Gewissenlosen, die Mitläufer bei den Medienhäusern? Die Karrieristen und die Blauäugigen unter den Digitalpolitikern? Die Wahl fiel schwer. Aber dann passierte etwas. Denn Google hat sich quasi selbst nominiert. Wir wissen nicht, ob es menschliches Versehen war, die Heldentat eines Whistleblowers oder eine KI war, die ein digitales Wahrheitsserum genascht hatte oder vielleicht irgendein Ethik- Modul nachgeladen hatte. Was passiert ist oder die Geschichte geht so: 10 US- Bundesstaaten unter der Führung von Texas haben Ende 2020 Klage gegen Google eingereicht. Der Vorwurf: Google nutze seine Marktmacht, um Preise für Internetwerbung zu kontrollieren, ein Kartell zu bilden und Werbeauktionen zu manipulieren. Dafür nutzt Google seine Mehrfachfunktion, nämlich einerseits als Werbeplattform-Betreiber und zugleich aber selber Werbe-Anbieter und sein Angriff, seinen großen Zugriff auf Nutzerdaten hemmungslos aus. Der texanische Generalstaatsanwalt Ken Paxton erklärt den Sachverhalt mit einem Bild aus dem Sport, aus dem Baseball, genauer gesagt, nämlich Google ist Werfer, Fänger und Schiedsrichter zugleich. Google schickte also Dokumente an das Gericht in Texas, die waren zum Beweis ihrer Unschuld gedacht. Die eingereichten Dokumente waren überaus relevant zu diesem Thema, allerdings so gar nicht in Googles Sinn. Denn die Dokumente wurden unredigiert eingereicht, also ohne die wirklich interessanten Stellen zu schwärzen. Einige Zeit später bemerkte man bei Google den Irrtum und bat das Gericht, die Dokumente austauschen zu dürfen. Doch zu spät, ein paar flinke Gerichtsreporter von dem Jura-Portal mlex, die hatten die unredigierte Fassung bereits heruntergeladen und gelesen und hatten flux erkannt, was für ein Schatz ihnen da zugeflogen war. Die Dokumente beschreiben nämlich, wie Google seit 2013 schon als Auktionsplattform von Werbung seine Kenntnis von vorangegangenen Auktionen nutzt, um die voraussichtlich gerade ausreichende Höhe beim Bieten auf eure Aufmerksamkeit halt auszunutzen. Das heißt, Google kann die Preise vorhersagen, die vermutlich ausreichen, um die Aufmerksamkeit eines Nutzers zu kaufen. Damit konnten sie in ihrer zweiten Rolle als Werbe-Vermittler aktuelle Anzeigenauktionen gewinnen, und zwar zu einem möglichst geringen Preis. Und das nennt man an der Börse Insiderhandel. Vermutet wurde so etwas schon lange. Nun steht es genauso in Googles eigenen Dokumenten. Mit diesem Trick verschafft Google sich nicht nur einen Vorteil vor anderen Werbevermittlern, sondern drückt zugleich auch den Preis, den Publisher für ihren Werbeplatz erhalten. Ich wiederhole noch mal: Nutzer werden ausgeforscht und Medien werden ausgehungert. Was mich wirklich wütend macht. Dieses Verfahren hat Google firmenintern "Project Bernanke" genannt, nach Ben Bernanke, dem ehemaligen Chef der US-Zentralbank. Dieser Codename bedeutet nichts anderes als Googles Lizenz zum Gelddrucken, was eine Arroganz. Damit aber nicht genug: Google hat 2018 mit Facebook, der Nummer 2 im Werbemarkt, eine geheime Abmachung geschlossen. Interner Codename dafür: "Jedi Blue". Darin sichert Google seinem Konkurrenten Facebook zu, dass sie 10 % der Anzeigenauktionen, an denen sie auf Googles Plattform teilnehmen, gewinnen. Wie soll das gehen in einem Markt mit angeblich freiem Wettbewerb? Nun, Google liefert dafür Informationen über die Netznutzer*innen, anhand derer Facebooks 60 % der Desktop-Nutzerinnen und Nutzer identifizieren kann und 80 % der Mobil-Nutzer. Damit. Ja, ich bin gleich am Ende. Facebook sagt im Gegenzug zu, dass sie eine bestimmte Summe für Anzeigen investieren und dass sie ein geplantes Verfahren namens Header bedingt, das andere Werbe-Netzwerke bevorzugen würde, bessere Chancen gegeben hätte, nicht weiter verfolgen. Wenn das keine Wettbewerbsmanipulation ist, was sollte es dann sein? Aber: Erwischt! Und es gibt auch Dinge, die mich nicht nur wütend machen, es gibt auch Dinge, die mir Mut machen und die habe ich auf diese Folie ganz kurz zusammengefasst. Die Klagen und Bußgeldverfahren gegen Big Tech wegen Datenschutz- und Wettbewerbsverstößen häufen sich. Es wird. Wir sollten auch weiter das durchziehen, nämlich geltendes Recht durchsetzen. Kalifornien. Ja genau. Der Bundesstaat, in dem auch die meisten, in dem auch Silicon Valley liegt, hat ein Datenschutzgesetz beschlossen, das tatsächlich noch strenger ist als die europäische Datenschutzgrundverordnung. Die New York Times International verzichtet auf Tracking und macht damit tatsächlich Gewinn, weil sie nämlich weniger Geld abgeben müssen an die ganzen Profilbuilder, die ihnen die Daten der Nutzer verkaufen. Die britische Tageszeitung Guardian macht Gewinn zum ersten Mal durch Spenden der Leserinnen und Leser, weil die halt deren Recherche und Artikel schätzen. Dann, die EU bereitet 2 wichtige Gesetze vor, nämlich den "Digital Services Act" und "Digital Markets Act". Die sind inzwischen schon so weit, dass sie im Trilog sind. Haltet die im Auge. Und es ist spannend, dass es in den USA eine überparteiliche Bewegung gibt, die die Macht der Digitalkonzerne einschränken will und Lina Kahn zur Chefin der Federal Trade Commission gewählt wurde. Das ist großartig. So ja, an dieser Stelle noch schnell ein Aufruf, nämlich auch im nächsten Jahr werden wir wieder BigBrotherAwards verleihen. Wenn ihr spannende Tipps für uns habt, bitte nominiert. Das geht auch in der rc3 World. Aber natürlich auch bei uns auf der Website. Und schließlich noch, ja. Ich denke, das ist etwas, was für uns alles, alle gilt, das ist ein Zitat von Albus Dumbledore aus Harry Potter. Padeluun: Soll ich das vorlesen? Rena: Nein, das lese ich jetzt auch noch vor. Padeluun: Ok, ich habe gerade Waffeln bekommen. Rena: Genau, iss mal Waffeln. lacht Ich darf auch gleich. "Es wird die Zeit kommen, da ihr euch entscheiden müsst zwischen dem, was richtig ist und dem, was bequem ist." Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Herald: Ja, ich bedanke mich ganz herzlich für diesen interessanten, diese für die Vorstellung des Siegers und natürlich auch für alles, was damit zusammenhängt. Und auch ich hasse Cookie-Banner. Ich kenne niemanden, der es nicht tut. Ja, deswegen genau. Jetzt dann direkt zu den Fragen. Wir haben ein paar gesammelt. Genau wie weit, ich fange direkt erst mal an, wie weit ist der Stand in Bezug auf diese, in Bezug auf gesetzliche Dark Patterns bei Cookie-Banner zu verbieten? Gibt es da irgendwie Pläne oder zumindest Ideen in der Hinsicht? Rena: Ja, in der Hinsicht gibt es Ideen und da ist tatsächlich was in Bewegung. Ähm. Tiemo Wölken von der SPD wollte ursprünglich tatsächlich personalisierte Werbung, also Überwachungswerbung insgesamt verbieten lassen. Dark Patterns als die, das Verbot, die explizite Einwilligung von Leuten zu umgehen, indem man sie in die Irre führt, ist jetzt etwas, was dort inzwischen in der EU mit in dem Entwurf ist. Das ist die gute Nachricht, wir müssen, wir müssen da aber dranbleiben und wir müssen auch bei der Bundesregierung dafür sorgen, dass sie an dieser Stelle da noch einen drauf legt. Denn es ist wichtig zu verstehen, dass es nicht nur eine Sache ist von einzelnen Nutzerinnen und Nutzer werden ausgeforscht, sondern es ist das ganze Ökosystem, was da dranhängt, was Medien halt die Einnahmen abgräbt, was Meinungsmanipulation ermöglicht, was Microtargeting ermöglicht und damit eine Spaltung der Gesellschaft, indem man Leute halt beeinflusst in verschiedene Richtungen und sie radikalisiert. Es hängt also ein ganzer Rattenschwanz tatsächlich da dran und deshalb ist es so wichtig, auch jetzt der Bundesregierung mit Nachdruck klarzumachen, dass das nicht wirtschaftsfreundlich ist, wenn wir erlauben, dass weiterhin Dark Patterns und Überwachungswerbung möglich ist. Herald: Dazu jetzt auch im Anschluss noch eine persönliche Frage von mir. Ich meine mich zu erinnern, dass man bei der Bundesnetzagentur sowas auch melden könnte, wenn man gar nicht gefragt wird, dass man, wenn es diesen Button nicht gibt, "alles deaktivieren". Ist das so richtig oder habe ich da was völlig falsch in Erinnerung? Rena: Ja, das kann man auf jeden Fall melden. Man sollte eine Beschwerde an die entsprechende Firma schicken. Und wie gesagt, es gibt "Tracktor", heißt das Tool von Matthias Eberl von rufposten.de von dem Blog und man kann es natürlich den Datenschutzbeauftragten melden und es ist auf jeden Fall illegal, man muss dafür sorgen, dass die halt Ärger kriegen. Und man kann inzwischen auch beobachten, dass es ein bisschen Wirkung zeigt. Es gibt inzwischen mehr Cookie-Banner, wo man mit einem Button dann alles ablehnen kann, aber einige haben es immer noch nicht gelernt und wir sollten dafür sorgen, dass die schon mal Stress kriegen. Ja. Herald: Super, danke! Dann gehen wir gerade weiter mit den Fragen aus dem IRC. Wie gut sind denn die Maßnahmen bei manchen Browser-Entwicklern, um das Tracking zu verhindern? Z.B. hat Safari Anti-Tracking Funktionen per Default, natürlich auch was kann man mobil nutzen, was sowas per Default hat z.B.? Da gibt es ja... Und wie sieht da eigentlich der Stand der Dinge aus bei den Entwicklern? Rena: Firefox hat da auch einiges eingebaut dafür, das ist auf jeden Fall gut. Ich würde auf jeden Fall abraten davon, Chrome zu verwenden. Das tue ich nur in Ausnahmefällen. Chromium ist schon mal etwas entgooglet, aber es gibt verschiedene andere Projekte, unter anderem auch "Brave". Ähm, bei Brave ist allerdings das Vorgehen, finde ich, da bin ich noch unentschlossen, ob ich das wirklich gut finde. Brave schnappt sich den Werbeplatz, der dann bei irgendeinem Medium ist und spielt vom Browser aus, also macht den Halt frei, räumt die Werbung da weg und spielt da eigene Werbung ein. Und die Einnahmen, die sie damit machen, verteilen sie halt. Also einen Teil nehmen sie selber ein, einen Teil wollen sie an die User weitergeben bzw. die User können dann wiederum bestimmen, wo das hingehen soll das Geld. Da könnte man sagen, ist ja nett, die können das dann ja dem fantastischen Blog spendieren, was sie häufig lesen. Aber sozusagen dem Medium, was die Inhalte produziert hat, die ich gerade lese, wo dann die Werbung eingespielt wird von Brave, die kriegen nicht unbedingt davon etwas. Und das finde ich, finde ich schon einen Tacken unfair. Also ich glaube, über entsprechende Geschäftsmodelle müssen wir noch viel nachdenken und aber genau dafür brauchen wir Kreativität. Da muss die Innovation hingehen statt in die weitere Verfeinerung von Überwachungswerbung. Herald: Oh. Ja, ich hatte, also es gibt auch noch, sehr Anekdoten bzw. Anregungen aus dem IRC, die ich dann auch einfach mal vorlesen würde. Rena: Ja, gerne. Herald: Und zwar ein User schreibt jetzt: "Hatte mal einen Mitbewohner, der eine Reise gebucht hat, kurz darauf bekam er im Internet ganz viel Werbung dafür angezeigt und er glaubte dann, dass ein Trend dieses Urlaubsortes, dass er den Trend dieses Urlaubsortes vorhergesehen hatte und Glück hatte, schon gebucht zu haben. Alleine um solche Menschen zu schützen, muss man mal mehr tun." Anmerkung von dem Poster. Und ja, ich habe ihm auch dann versucht, das mit der personalisierten Werbung zu erklären. Er hat ihm aber nicht wirklich geglaubt. Also mal davon ab, dass das da auf der legalen Ebene deutlich mehr zu tun ist. Aber kann man, gibt es irgendwie auch eine Möglichkeit, auch nicht-Tech-versierten Menschen so etwas näherzubringen? Also insbesondere an der Stelle, ja, rechtlich natürlich. Aber, ja, wie gesagt, ich könnte jetzt meiner Oma nicht unbedingt die Cookies erklären. Rena: Ich glaube, wenn man es vorführt, ist es am besten, wenn man zeigt, wie sich das auswirkt, wenn man irgendwo was in Warenkorb gelegt hat. Und wenn man jetzt die ganzen Tracker zugelassen hat, das kann man ja auf einem sauberen Extra-Rechner mal machen. Und dann, wie man dann sehen kann, wie dann Werbung für irgendwas völlig Abwegiges dann irgendwo wieder auftaucht bei x anderen Seiten, weil die annehmen, ich würde mich dafür interessieren. Also ich glaube vorführen ist immer das Beste. Ich habe, ich habe es selber auch so ein Erlebnis übrigens gehabt. Das ist schon recht lange her. Wir haben ja ein das deutsche Handbuch für PGP für die Verschlüsselung rausgebracht und wir haben dann immer mal wieder auf Amazon nachgeguckt, wie denn der Amazon Verkaufsrang davon ist. Und nun war ich auf Padeluuns Rechner gegangen, der einen Amazon-Account hat und um schnell mal was anderes nachzugucken. Und dann sah ich irgendwie das Angebot der Woche, dass PGP, das deutsche PGP Handbuch und dann dachte ich, boah, wir haben es geschafft. Jetzt wird es schon allgemein empfohlen. Das war natürlich ein großer Irrtum, denn auf Padeluuns Rechner war erkannt worden, dass er schon häufiger nach diesem Buch geguckt hatte, es aber noch nicht gekauft hatte. Und dann versuchte man es als Angebot der Woche ihm irgendwie unterzujubeln, denn der Rechner wusste ja, oder Amazon wusste nicht, dass ich da gerade dran saß. Das ist wahnsinnig überzeugend, erst mal und man denkt wirklich, man hätte eine Erkenntnis und das sei jetzt allgemein so. Also ich, ich kann das total nachfühlen, was der Mitbewohner da so für Gedanken hatte. Herald: Genau, die Frage nach dem Tool für die Cookie-Banner-Beschwerde kam jetzt noch mal auf. Da würden wir gerne einmal den Link in den IRC-Chat posten. Rena: Ich habe den gerade nicht zur Hand, aber guck doch mal auf rufposten.de, das ist das Blog von Matthias Eberl und ansonsten schaut im Kuketz-Blog. Im Blog von Michael Kuketz, da hat nämlich Matthias Eberl auch einen Artikel dazu geschrieben zum Identitäts-Management und was man so tun kann und darin findet ihr garantiert den Link dazu. Herald: Alles klar, vielen Dank. Rena: Ah, ich habe noch einen Tipp für euch. Und zwar ein Spiel, wo man das mit dem "Ich schaff das schon, das alles abzulehnen", wo man das ausprobieren kann. Das ist irre. Das ist, es wird immer komplizierter. Es werden immer mehr, immer mehr Schalter. Es wird immer schwieriger. Wenn dieses stimmt, dann stimmt das aber nicht und dann aber und so. Und manchmal kann man nicht sehen, was man anklickt. Und also ich habe es schon gespielt, ich habe nicht geschafft, alles abzulehnen. Das ist so, ich weiß es gerade nicht auswendig. Ich glaube, es heißt terms-and- conditions.com oder so. Ihr findet den Link unter der BigBrotherAward Laudatio für Google jetzt von diesem Jahr, von 2021. Da ist es prominent verlinkt, spielt mal dieses Spiel. Das könnt ihr auch anderen zeigen und ausprobieren lassen. Sie werden verrückt werden dabei. Herald: Vielen Dank für den Tipp. Es ist übrigens termsandconditions.game Rena: "Dot game", yes, cool. Herald: "Dot game", genau. Rena: Sehr empfohlen. Direkt darunter verlinkt es noch ein sehr, sehr nettes Video, in dem 2 Frauen das mit den Cockie-Bannern halt nachspielen. Also die eine spricht halt die Fragen, die dann das Cookie-Banner der Frau stellt, die eigentlich nur Rezepte zum Cookie backen nachschauen will und sie versucht alles abzulehnen und schafft es aber nicht richtig. Und das ist also eher als Stück gespielt, das ist großartig, ist direkt darunter. Padeluun: Darf ich auch noch einen Tipp geben? Was mir gerade so einfällt, ist nämlich das Spiel Data Dealer. Das ist schon älter, aber vielleicht schon so alt, dass jüngere Leute es noch nicht kennen. Unter Data Dealer ist das zu finden und da kann man selber mal so eine böse Datenkrake sein und Daten kaufen und verkaufen. Und es macht richtig Spaß und gibt einem auch richtig ein paar gute Einsichten. Und ich denke mal, das sollte man auch mal ausprobieren, dann kann man auch mit den Eltern und Verwandten spielen. Rena: Das ist von Wolfie Christl, das ist aus Österreich und das ist wirklich klasse. Da wechselt man die Seiten und stellt sich auf die Seite der Datensammler und da kann man dann z.B. überlegen, wie komme ich an das Geburtsdatum einer Person dran? Mmmh, ich biete Horoskope online im Netz an, gratis natürlich. Padeluun: Genau. Rena: Gibt's mehr Fragen? Herald: Ich glaube das wars eigentlich schon, also wir haben jetzt keine weiteren mehr im Pad. Es gab, genau deswegen, wir warten erst mal noch einen Moment. Ich kann aber erst mal, nochmal, ähm, das große Lob weitergeben aus der Community, also viel, viel, vielen Dank auch von mir, von den Leuten im IRC, im Chat. Und ein großes Lob und Weisheiten gab's dann anscheinend noch den Antrag auf "Rena for Digitalministerium". Rena: lacht Ich glaube, ich bleib lieber bei Digitalcourage. Da ist auch genug zu tun. Aber ja, klasse. Padeluun: Aber wir beraten gerne. Also man kann uns anrufen, unsere Nummer steht im Netz. Rena: Gewiss. Wer sich für irgendwelche Quellen interessiert, ich habe mir viel Mühe gegeben und habe bei der Laudatio viele Fußnoten mit den Originalquellen und da drunter auch noch viele weiterführende Links. Deswegen lohnt es sich auch, den Text mal anzugucken. Herald: Wir haben noch mal eine Frage und zwar, wäre es nicht eine Lösung oder wäre es nicht zumindest eine gute Lösung, einen Browser zu entwickeln, der der Werbemafia einen User simuliert, der alle Cookies annimmt und eventuell sogar interagiert? Also prinzipiell würde ja die Werbung bezahlt, der Content-Produzent erhält sogar Geld und der echte User hat eigentlich kein Problem. Rena: Es gibt bereits Plugins, irgendwelche Tools, die sowas machen. Ich würde aber davon abraten, ich glaube, wir sollten das Problem an der Wurzel packen, denn es hat halt so viele Wirkungen auf anderen Ebenen. Also deswegen geht's uns jetzt bei Digitalcourage auch nicht nur um die einzelnen Nutzerinnen und Nutzer, die da im Netz unterwegs sind, sondern eben um das ganze Ökosystem drumherum. Also die vielen, die daran mitverdienen, die die Daten im Ausland waschen, damit sie dann legal sind. Die Versicherungen, die damit Prognosen erstellen über wie unsere Zukunft wohl aussehen kann und uns dann bestimmte Sachen gar nicht mehr anbieten. Und ich glaube, wir müssen, wir müssen das große Rad drehen und uns nicht versuchen, nur mit das System ein bisschen austricksen. Was Hackern natürlich viel Spaß macht. Aber wir sollten, wir sollten uns die größere Aufgabe stellen und das hacken. Ich glaube dieses Werbeökosystem zu hacken, das insgesamt, das ist die richtige Aufgabe und wir beschäftigen uns deswegen in letzter Zeit auch mit so was wie Wettbewerbsrecht, obwohl das wahnsinnig komplex ist und echt nicht so unser Fachgebiet. Aber wir sehen, dass an dieser Stelle wir möglicherweise Verbündete haben, die, weil sie für andere Firmen einen fairen Wettbewerb herstellen wollen, dann dafür sorgen, dass die großen Plattformen nicht weiter ungehindert da ihr Business machen können. Und ich glaube, es ist allerhöchste Zeit, genau das zu tun. Und da ist jetzt gerade so ein Fenster offen, wo wir auch ein bisschen mutiger sein sollten und ein bisschen selbstbewusster. Wir sagen ja sonst, oder viele sagen, wir können in Europa da doch gar nichts machen. Wenn wir das nicht erlauben mit dem Auswerten der Daten, dann machen die das halt anderswo und wir werden das Nachsehen haben. Tatsächlich ist es so, dass in vielen Ländern man uns um die europäische Datenschutzgrundverordnung beneidet, dass die in den USA in den juristischen Fakultäten durchaus Thema ist und dass eben auch Bürgerinnen und Bürger in den USA zum Beispiel sagen "Wieso werden die Europäer besser behandelt als wir? Wir wollen auch so ein Datenschutzgesetz". Und es wäre einfach gut zu sehen, dass wir tatsächlich was bewirken können und dass auch Firmen, die global tätig sind, nicht x verschiedene Geschäftsbedingungen haben wollen, sondern wenn sie in Europa Business machen wollen und nach dem Marktort-Prinzip müssen sie dann ihre, ihre Terms and Conditions eben darauf abstimmen. Und deswegen sollten wir dafür kämpfen, dass die Aufsichtsbehörden fähiges Personal bekommen. Eben nicht nur Juristen, sondern auch Leute, die sich mit Technik auskennen. Wir sollten dafür sorgen, dass Technik so gestaltet wird, dass wir eine Chance haben und wirklich eine Wahl, um datenschutzfreundliche Lösungen zu wählen. Und wir brauchen, wie jetzt schon angekündigt wurde, tatsächlich vom Wirtschaftsministerium, wo Open Source Projekte gefördert werden sollen, wir brauchen tatsächlich eben souveräne Infrastruktur, die nicht, die auf Open Source beruht, die aber eben auch eine freiheitliche Infrastruktur bietet, die nicht auf Überwachungskapitalismus aufgebaut ist. Das wäre mein Wunsch und das ist was, wofür es sich lohnt zu kämpfen. Herald: Definitiv. Dem kann man nur zustimmen. Ähm ja, wir haben, wir haben noch ein wenig Zeit. Wir warten noch ein bisschen auf die Fragen. Ich habe noch mal eine kleine zu dem Thema DSA / DMA was heißt denn an der Stelle Trilog? Wie ist denn dann der Zeitrahmen, wenn dieses Gesetz im Trilog ist oder wenn diese, diese Verordnungen im Trilog sind? Das sagt mir zum Beispiel jetzt erst mal gar nichts. Rena: Also bei Trilog kann man schon ahnen, es gibt den Dialog, da sind da 2 beteiligt. Beim Trilog sind es dann eben 3 Parteien. Und zunächst kommt die Gesetzesinitiative in Europa in diesem Fall von der Kommission. Und das Parlament hat jetzt eben auch, da haben Ausschüsse zu dem Thema getagt und die haben bestimmte Eingaben gebracht. Und auch das Parlament hat sich, hat dazu eine Stellungnahme abgegeben. Und nun wird es dann auch noch mit dem Ministerrat kurzgeschlossen. Und an dieser Stelle kommen die Nationalstaaten ins Spiel. Und deswegen ist es wichtig, dass wir eine neue Bundesregierung haben und wir die gleich richtig auf den Pott setzen. Denn wir hatten da in der Vergangenheit das Problem, dass die Bundesregierung nach außen immer gesagt hat "Ja, wir wollen ein ganz tolles, eine ganz tolle europäische Datenschutzgrundverordnung. Wir müssen dafür sorgen, dass die so gut wird wie der, wie das Datenschutzrecht in Deutschland". Und das haben sie nach außen immer so verkündet und intern im Rat, wo die Verhandlungen vertraulich geführt werden, also da, das wird nicht veröffentlicht, was da gesagt wird. Dort hat dann Deutschland leider immer dagegen gearbeitet und hat versucht zu verhindern, dass die europäische Datenschutzgrundverordnung beschlossen werden kann. Und dieses doppelte Spiel werden wir hoffentlich mit der neuen Regierung nicht haben. Aber hey, wir müssen Ihnen auf die Finger gucken. Wir sollten auch dafür kämpfen, dass die Dokumente, die im Rat, im Ministerrat dort beschlossen werden, dass die nicht unter die Geheimhaltung fallen. Das halte ich für falsch. Da müssen wir dranbleiben. Und noch mal ein großes Danke an Jan Philipp Albrecht und sein Team mit Ralf Bendrath und allen, die dafür gesorgt haben, dass die europäische Datenschutzgrundverordnung tatsächlich beschlossen werden konnte. Das ist ein Wunderwerk der Demokratie im europäischen Kontext. Auch wenn wir an vielen Stellen damit noch unzufrieden sind. Aber dass es die überhaupt gibt, das ist großartig. Padeluun: Ja, wirklich. Herald: Vielen Dank für die Aufklärung an der Stelle. Rena: Der Zeitplan ist, also es wird im ersten Quartal wird sich ganz viel entscheiden jetzt von 2022. Mal schauen, wie viel da noch hin und her verhandelt wird und was man noch bewegen kann. Aber es lohnt sich schon noch, dort auch Einfluss versuchen auf die Kommission, auf, auf die eigenen Regierungsmitglieder und auch auf das Parlament zu nehmen. Padeluun: Ja, vielleicht ganz praktisch noch. Hier brauchen wir tatsächlich Unterstützung, eventuell auch von Leuten von der Straße. Manchmal rufen wir zu kleinen Demos auf. Kleine Demos sind auch durchaus sehr hilfreich. Und da wäre es toll, wenn Leute uns bei Aufrufen einfach auch unterstützen würden, kommen würden. Ich weise auf unseren Newsletter hin, den man auf der Website findet, da ist man dann immer ganz gut informiert. Auch auf der Webseite selber haben wir so ein Formular, wo man sagen kann "Ja, ich helfe gerne mal bei einer Demo oder so was", klickt das mal an. Und das würde extrem helfen. Herald: Okay, vielen herzlichen Dank. Wie gesagt, sehr viel positives Feedback aus den Chats, auch von da nochmal ein großes Lob, vielen, vielen Dank. Ich würd jetzt einfach auch in die extended Q&A übergehen. Wir haben erst mal keine Fragen aus dem Pad mehr übrig, aber es werden je nachdem wer sich da so alles einfindet, wird sich da sicherlich noch was ergeben. Rena: Ok, ansonsten wem später was einfällt. Ich bin ja, ich bin ja nicht aus der Welt. Ihr könnt jederzeit Mail schreiben, anrufen, twittern, auf Mastodon euch melden... Padeluun: ..oder zu unserer Assembly kommen in der World... Rena: ...in der World ja, genau. Und vergesst nicht, wenn euch irgendwas in letzter Zeit genervt aufgefallen ist oder ihr vielleicht was mitbekommen habt bei eurem Job, was ihr so überhaupt nicht in Ordnung findet, meldet es uns für die BigBrotherAwards. Wir freuen uns sehr. Wir gehen jedem Hinweis nach, wir sind jetzt schon am Recherchieren. Die nächste Verleihung findet am 29. April statt und wir hätten gerne aber schon jetzt eure Nominierungen, damit wir wirklich Zeit für eine eingehende Recherche haben. Herald: Okay, dann danke. Rena: Vielen, vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Padeluun: Und die tolle Moderation und die Fragestellungen, das ist nämlich gar nicht so einfach, wie ich das von mir selber weiß. Herald: Danke. postroll music Untertitel erstellt von c3subtitles.de im Jahr 2021. Mach mit und hilf uns!