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Irren ist staatlich (33c3)

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    33C3 preroll music
  • 0:13 - 0:20
    Herald: Alles klar. Als ich mir überlegt
    habe, hatte ich erst überlegt, ich erzähle
  • 0:20 - 0:23
    so eine kleine Anekdote, aus meinem Leben,
    wie es damals anfing, dass ich mich so ein
  • 0:23 - 0:28
    bisschen für Datenschutz und Netzpolitik
    interessiert habe, und das lag damals an
  • 0:28 - 0:35
    so einem selbstgesprayten Stasi-2.0
    T-Shirt, aber dann hab ich angefangen,
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    ein bisschen meine Hausaufgaben zu machen,
    in Vorbereitung auf diesen Talk hier und
  • 0:40 - 0:44
    hab „Arne Semsrott“ gegoogelt, und
    wahrscheinlich hätte ich vorher schon mehr
  • 0:44 - 0:52
    über ihn wissen sollen, aber der dritte
    Hit war ein Spiegel-Online-Artikel,
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    ich zitiere:
  • 0:54 - 0:59
    „Arne Semsrott, Weltverbesserer mit Biss“
    Und, äh– Johlen
  • 0:59 - 1:03
    Applaus
  • 1:03 - 1:08
    Und ich muss dazu sagen, Klein-Arne war
    damals 19 Jahre alt, Und dann war ich ganz
  • 1:08 - 1:14
    schön beeindruckt. Inzwischen ist er
    Politikwissenschaftler und freier
  • 1:14 - 1:19
    Journalist für Netzpolitik.org und er
    arbeitet für die Open Knowledge Foundation
  • 1:19 - 1:23
    da kann man ihn auch am Infostand finden
    er ist dort Projektleiter für
  • 1:23 - 1:32
    FragDenStaat.de und hat eine Riesenliste
    an Engagement zu Themen rund um
  • 1:32 - 1:38
    Informationsfreiheit, Transparenz,
    Lobbyismus und so weiter und, ähm, wir
  • 1:38 - 1:42
    freuen uns sehr, dass er uns heute etwas
    über „Irren ist staatlich“ erzählen möchte.
  • 1:42 - 1:44
    Einen Applaus bitte!
  • 1:44 - 1:51
    Applaus
  • 1:51 - 1:57
    Arne Semsrott: Dankeschön. Äh, zu dem
    Spiegel-Online-Artikel sag ich jetzt nix.
  • 1:57 - 2:09
    Musik
  • 2:09 - 2:11
    FOIA frei!
  • 2:11 - 2:13
    Gelächter
  • 2:13 - 2:15
    Wir sind– Applaus
  • 2:15 - 2:19
    im Jubeljahr der Informationsfreiheit.
    Dieses Jahr ist ein ganz besonderes Jahr
  • 2:19 - 2:25
    für die Informationsfreiheit und die
    Informationsfreiheitsgesetze, die es so
  • 2:25 - 2:30
    auf dieser Welt gibt, das sind allesamt
    revolutionäre Gesetze. Das hab ich jetzt
  • 2:30 - 2:33
    einfach hingeschrieben, weil ich mal vor
    so nem Plakat mit „Revolution“ stehen
  • 2:33 - 2:38
    wollte! Revolutionär sind diese Gesetze
    und ist auch das deutsche
  • 2:38 - 2:43
    Informationsfreiheitsgesetz deswegen, weil
    Informationsfreiheitsgesetze den Default
  • 2:43 - 2:49
    der Öffentlichkeit bei Behörden komplett
    umdrehen. Also: Ganz lange war es zum
  • 2:49 - 2:53
    Beispiel im preußischen Obrigkeitsstaat
    ganz normal, dass Informationen, die beim
  • 2:53 - 2:57
    Staat liegen, nicht herausgegeben werden
    es sei denn, man hat ein begründetes
  • 2:57 - 3:01
    Interesse, diese Information zu kriegen
    und Informationsfreiheitsgesetze, die
  • 3:01 - 3:06
    drehen diesen Default um und sagen, alle
    Informationen, die beim Staat liegen, die
  • 3:06 - 3:10
    müssen herausgegeben werden es sei denn,
    es gibt ein begründetes Interesse dafür,
  • 3:10 - 3:14
    dass sie nicht herausgegeben werden. Und
    wir sind im Jubeljahr der
  • 3:14 - 3:18
    Informationsfreiheit, weil das älteste
    Informationsfreiheitsgesetz der Welt, aus
  • 3:18 - 3:22
    Schweden, dieses Jahr 250 Jahre alt
    geworden ist. Und–
  • 3:22 - 3:27
    Applaus
  • 3:27 - 3:29
    Das zweitälteste,
    der „Freedom of Information Act“,
  • 3:29 - 3:33
    das FOIA, ist 50 Jahre alt geworden.
  • 3:33 - 3:36
    Applaus
  • 3:36 - 3:39
    Das IFG, das deutsche
    Informationsfreiheitsgesetz ist 10 Jahre
  • 3:39 - 3:40
    alt geworden.
  • 3:40 - 3:43
    Applaus
  • 3:43 - 3:45
    FragDenStaat.de ist 5 Jahre alt geworden
  • 3:45 - 3:49
    Applaus
    Jubel
  • 3:49 - 3:53
    Und das Landesinformationsfreiheitsgesetz
    Baden-Württemberg ist 1 Jahr alt geworden
  • 3:53 - 3:55
    Gelächter
    Verhaltener Applaus
  • 3:55 - 3:59
    Das heißt, 249 Jahre nach dem ersten IFG
    gibt's jetzt auch in Baden-Württemberg ein
  • 3:59 - 4:03
    Informationsfreiheitsgesetz und es ist das
    schlechteste in ganz Deutschland!
  • 4:03 - 4:05
    Gelächter
    Verhaltener Applaus
  • 4:05 - 4:06
    Zwischenruf: Pfui!
  • 4:06 - 4:09
    Allerdings gibt's noch vier Bundesländer,
    die weiterhin gar kein
  • 4:09 - 4:13
    Informationsfreiheitsgesetz haben, 250
    Jahre nach dem ersten. Dazu zählen,
  • 4:13 - 4:17
    Niedersachsen, Sachsen, Hessen, und
    natürlich, Bayern. All diese vier
  • 4:17 - 4:20
    Bundesländer haben immer noch kein IFG,
    ich hab einfach nur die Karte vom letzten
  • 4:20 - 4:24
    Jahr hier kopiert Niedersachsen
    wohlgemerkt rot-grüne Regierung, Sachsen
  • 4:24 - 4:29
    schwarz-rote, Hessen schwarz-grüne
    Regierung Bayern hab ich grad vergessen
  • 4:29 - 4:32
    und nächstes Jahr, nächstes Jahr wird ein
    ziemlich entscheidendes Jahr für die
  • 4:32 - 4:35
    Informationsfreiheit, und das liegt vor
    allem an diesem Bundesland.
  • 4:35 - 4:38
    Die Animation ist von mir selbst
    Das– Gelächter
  • 4:38 - 4:43
    Das ist Thüringen. Und Thüringen soll im
    nächsten Jahr nicht nur ein
  • 4:43 - 4:46
    Informationsfreiheitsgesetz sondern ein
    weiterentwickeltes, ein Transparenzgesetz
  • 4:46 - 4:50
    haben. Und das ist ziemlich entscheidend,
    weil's bei Transparenzgesetzen wie zum
  • 4:50 - 4:53
    Beispiel in Hamburg.. Transparenzgesetz
    darum geht, dass nicht nur auf Anfrage,
  • 4:53 - 4:57
    wenn man eine Anfrage stellt Informationen
    herausgegeben werden sollen, sondern
  • 4:57 - 5:01
    zentrale Daten der Verwaltung aktiv
    veröffentlicht werden, in einem Online-
  • 5:01 - 5:05
    Transparenzregister. Das ist aber in
    Thüringen noch aus einem anderen Grund
  • 5:05 - 5:09
    ziemlich entscheidend, weil's da darum
    geht, ob der Verfassungsschutz in Zukunft
  • 5:09 - 5:14
    Auskunft geben muss. Der Verfassungsschutz
    in Thüringen, im Kernland des NSU muss
  • 5:14 - 5:18
    bisher keine Auskunft geben, wenn sie
    angefragt werden. Und jetzt, unter der
  • 5:18 - 5:22
    rot-rot-grünen Regierung, mit einem linken
    Ministerpräsidenten, geht es darum, ob im
  • 5:22 - 5:28
    neuen Transparenzgesetz der NSU– äh, na,
    der Verfassungsschutz ähm, das war…
  • 5:28 - 5:29
    Gelächter
  • 5:29 - 5:32
    Applaus
  • 5:32 - 5:37
    …der Verfassungsschutz Auskunft geben muss
    oder nicht. Das heißt, das – wirklich
  • 5:37 - 5:41
    einer der zentralen Kämpfe im kommenden
    Jahr – muss der Verfassungsschutz, der den
  • 5:41 - 5:45
    NSU über Jahre finanziert, und dem
    Rückhalt gegeben hat, muss der in Zukunft
  • 5:45 - 5:50
    Auskunft geben, muss der
    rechenschaftspflichtig sein, oder nicht.
  • 5:50 - 5:56
    Und, kommen wir aber erstmal zu ein paar
    Erfolgen dieses Jahr. Dieses Jahr gab es
  • 5:56 - 5:59
    zum Beispiel die beiden. Das ist Friede
    Springer, die mächtigste Verlegerin in
  • 5:59 - 6:04
    Deutschland, und Joachim Sauer, der
    Ehemann von Angela Merkel. Wir haben
  • 6:04 - 6:07
    dieses Jahr herausgefunden, dass die
    beiden nicht nur gute freundschaftliche
  • 6:07 - 6:10
    Beziehungen haben, sondern auch
    finanzielle Beziehungen. Wir haben nämlich
  • 6:10 - 6:15
    herausgefunden, dass Friede Springer jedes
    Jahr 10.000 Euro an Joachim Sauer und die
  • 6:15 - 6:20
    Merkels überweist und zwar über die
    Friede-Springer-Stiftung. Wir haben
  • 6:20 - 6:23
    nämlich die Satzung der
    Friede-Springer-Stiftung angefordert und
  • 6:23 - 6:27
    haben die per IFG bekommen. Und da steht
    drin, dass alle Kuratoriumsmitglieder der
  • 6:27 - 6:30
    Friede-Springer-Stiftung 10.000 Euro
    bekommen das ist nicht nur Joachim Sauer,
  • 6:30 - 6:34
    das ist auch Horst Köhler, zum Beispiel.
    Die Kuratoriumsmitglieder treffen sich
  • 6:34 - 6:37
    zweimal im Jahr, für ein paar Stunden
    entscheiden über ein paar Projekte und
  • 6:37 - 6:43
    kriegen dafür dann 10.000 Euro. Oder,
    ahja, interessant, wie haben wir das
  • 6:43 - 6:46
    eigentlich angefragt, Friede-Springer-
    Stiftung ist doch eigentlich privat. Ja,
  • 6:46 - 6:50
    ist sie, aber die muss ihre Satzung an die
    Stiftungsaufsicht schicken und das ist die
  • 6:50 - 6:54
    Senatsverwaltung für Justiz in Berlin. Da
    kann man sie dann anfragen, so kommt man
  • 6:54 - 6:59
    an das Dokument. Weiteres Beispiel. Das
    hier. Man kann's kaum lesen, ist nur ein
  • 6:59 - 7:02
    eingescannter Bericht, aber das ist der
    Hauptbericht über die Evaluierung der
  • 7:02 - 7:06
    deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit
    Ruanda. Ein Bericht von 1998, in dem
  • 7:06 - 7:11
    drinsteht, wie die Deutschen schon vor dem
    Völkermord in Ruanda wussten, dass der
  • 7:11 - 7:15
    passieren wird. Und das ist ein wirklich
    sehr sehr interessanter Bericht, ich
  • 7:15 - 7:19
    empfehle den zu lesen, über 130 Seiten,
    steht auf FragDenStaat.de und dieser
  • 7:19 - 7:24
    Bericht, der zeigt zum Beispiel, dass die
    Deutschen schon vor dem Völkermord davon
  • 7:24 - 7:28
    wussten. Dass also Entwicklungshelfer von
    der GTZ damals an die deutsche Botschaft
  • 7:28 - 7:31
    gemeldet haben: „Hier gibt es Massaker,
    hier bahnt sich etwas an“, und die
  • 7:31 - 7:35
    deutsche Botschaft aktiv weggeschaut hat.
    Da steht auch drin, dass die Konrad-
  • 7:35 - 7:38
    Adenauer-Stiftung und die Friedrich-
    Naumann-Stiftung, also die
  • 7:38 - 7:43
    Parteistiftungen von CDU und FDP
    Journalisten ausgebildet haben, im Vorfeld
  • 7:43 - 7:48
    des Völkermordes die dann während des
    Völkermordes für das RTLM-Radio gearbeitet
  • 7:48 - 7:52
    haben, das ist das Radio, das die
    Positionen von Opfern des Völkermordes
  • 7:52 - 7:55
    durchgegeben hat, damit sie umgebracht
    werden können. Und ich glaube, dieser
  • 7:55 - 7:59
    Bericht ist heutzutage vor allem auch
    deswegen wichtig, weil Deutschland auch
  • 7:59 - 8:04
    weiterhin mit Regimen kooperiert wie zum
    Beispiel im Sudan. Die GIZ hat zur Zeit
  • 8:04 - 8:09
    ein Projekt im Sudan mit dem
    Menschenrechtsverbrecher, dem Präsidenten
  • 8:09 - 8:14
    dort wo es darum geht, Flüchtlinge davon
    abzuhalten, in die EU zu kommen und da ist
  • 8:14 - 8:18
    natürlich die Frage, was aus dem ganzen
    „nie wieder“ geworden ist und aus der, aus
  • 8:18 - 8:22
    diesem Bericht, aus der Evaluation der
    bisherigen Arbeit. Dieser Bericht ist aber
  • 8:22 - 8:28
    noch aus einem anderen Hintergrund
    interessant weil er 18 Jahre alt ist und
  • 8:28 - 8:31
    er erst dieses Jahr durch uns
    veröffentlicht wurde und, das zeigt
  • 8:31 - 8:35
    ziemlich gut, was das Problem ist mit IFG
    oder eins der Probleme mit der
  • 8:35 - 8:39
    Informationsfreiheit in Deutschland: Viele
    Journalisten hatten diesen Bericht schon.
  • 8:39 - 8:43
    Viele Organisationen hatten den Bericht
    schon. Die haben den aber alle nicht
  • 8:43 - 8:46
    veröffentlicht. Die haben daraus zitiert
    vielleicht, die haben ihn für ihre interne
  • 8:46 - 8:50
    Arbeit verwendet die haben ihn aber
    zugesteckt bekommen. Oder sie haben sich
  • 8:50 - 8:53
    darauf verlassen, dass das schon stimmt
    wenn das Ministerium sagt, „das dürft ihr
  • 8:53 - 8:58
    nicht veröffentlichen!“ Und das ist ein
    ziemlich großes Problem, weil Journalisten
  • 8:58 - 9:02
    immer wieder sich darauf verlassen, dass
    sie Informationen „unter 3“ bekommen oder
  • 9:02 - 9:07
    „unter 2“. Und das bedeutet, dass sie dann
    „aus Sicherheitskreisen“ zitieren, oder
  • 9:07 - 9:11
    „aus Hintergrundgesprächen“ irgendwie
    zitieren ohne Quellenangabe, und dann aber
  • 9:11 - 9:15
    das IFG nicht benutzen mit dem sie aber
    die Quelldokumente bekommen könnten, und
  • 9:15 - 9:20
    dann auch wirklich die der Öffentlichkeit
    zur Verfügung stellen könnten. Bisschen
  • 9:20 - 9:24
    besser gelaufen ist das, aber nach einem
    Urteil, letztes Jahr,
  • 9:24 - 9:27
    Bundesverwaltungsgericht hat letztes Jahr
    entschieden, dass der Bundestag alle
  • 9:27 - 9:31
    Dokumente des wissenschaftlichen Dienstes,
    alle Gutachten herausgeben muss. Und das
  • 9:31 - 9:34
    war ein ziemlich großer Erfolg,
    letztes Jahr schon.
  • 9:34 - 9:37
    Applaus
  • 9:37 - 9:41
    Da geht's um tausende Gutachten des
    wissenschaftlichen Dienstes. Da geht es um
  • 9:41 - 9:46
    Gutachten zu Menschenrechtspolitik in
    China, Finanzmarktpolitik in Europa, da
  • 9:46 - 9:51
    geht's um das Nacktbaden-Gutachten, das
    UFO-Gutachten, sehr interessante Gutachten
  • 9:51 - 9:56
    die zur Basis von Entscheidungen des
    Bundestags werden. Und da geht es auch um
  • 9:56 - 10:03
    ein Gutachten, und ein paar Gutachten von
    dem hier, der sie– Gelächter
  • 10:03 - 10:07
    in Auftrag gegeben hatte und dann daraus
    plagiiert hatte, für seine eigene
  • 10:07 - 10:11
    Doktorarbeit viele von euch kennen den
    Namen wahrscheinlich nicht aber zumindest
  • 10:11 - 10:16
    die Wikipedianer unter euch sollten seinen
    Vornamen noch kennen. Das ist Karl-Theodor
  • 10:16 - 10:18
    zu Guttenberg, der ehemalige
    Verteidigungsminister und
  • 10:18 - 10:25
    Wirtschaftsminister, der hatte also ein
    paar Gutachten da in Auftrag gegeben und
  • 10:25 - 10:27
    die mussten rausgegeben werden, und wir
    sind dann zum Bundestag gegangen und haben
  • 10:27 - 10:32
    gesagt, das kann doch so nicht sein, dass
    man alle diese tausenden Gutachten einzeln
  • 10:32 - 10:38
    anfragen muss. Geht doch einfach schön
    voran, und veröffentlicht die direkt auf
  • 10:38 - 10:41
    eurer Homepage, und das hat der Bundestag
    aber leider nicht gemacht so, dass wir zu
  • 10:41 - 10:47
    anderen Mitteln greifen mussten und eine
    Online-Datenbank gebaut haben mit allen
  • 10:47 - 10:51
    Titeln dieser, dieses wissenschaftlichen
    Dienstes aus den letzten Jahren die wir
  • 10:51 - 10:54
    durchsuchbar gemacht haben und anklickbar
    und wenn man auf einen Titel geklickt hat,
  • 10:54 - 10:57
    dann hat man direkt ne IFG-Anfrage
    gestellt,
  • 10:57 - 11:01
    um dann dieses Gutachten anzufragen
  • 11:01 - 11:03
    was dann dazu geführt hat, dass es
    beim Bundestag sehr schnell so aussah:
  • 11:03 - 11:07
    Gelächter
  • 11:07 - 11:10
    Und der Bundestag war dann vor der Frage,
    was machen sie? Beantworten sie diese 3000
  • 11:10 - 11:13
    Anfragen, die da innerhalb von zwei Wochen
    kamen, oder machen sie was anderes und was
  • 11:13 - 11:16
    der Bundestag gemacht hat: Die sind
    erstmal zum Innenministerium gelaufen.
  • 11:16 - 11:20
    Die sind zum Innenministerium gelaufen und
    haben versucht, das IFG, die gesetzliche
  • 11:20 - 11:22
    Grundlage zu ändern, um da selbst
    rauszufallen, damit sie nicht mehr
  • 11:22 - 11:26
    antworten müssen. Das BMI hat aber schnell
    abgewunken, nee, das wollen sie nicht
  • 11:26 - 11:30
    machen und deswegen hat der Bundestag,
    nach insgesamt drei Wochen dieser Kampagne
  • 11:30 - 11:33
    entschieden, dass nicht nur alle
    bisherigen Gutachten veröffentlicht
  • 11:33 - 11:37
    werden, sondern auch alle zukünftigen
    Gutachten, die der wissenschaftliche
  • 11:37 - 11:39
    Dienst erstellt.
  • 11:39 - 11:47
    Applaus
  • 11:47 - 11:50
    Und ich glaube, es ist ganz interessant,
    sich anzugucken, was da eigentlich im
  • 11:50 - 11:53
    Hintergrund gelaufen ist was wir im
    Prinzip nur gemacht haben ist, dass wir
  • 11:53 - 11:57
    wirtschaftlichen Druck auf den Bundestag
    ausgeübt haben. Wir haben so viele
  • 11:57 - 12:01
    Anfragen gestellt, oder ihr habt so viele
    Anfragen gestellt, dass es letztlich
  • 12:01 - 12:05
    billiger war, die Dokumente von sich aus
    zu veröffentlichen, als sie nicht zu
  • 12:05 - 12:08
    veröffentlichen. Und das ist glaube ich
    ein ziemlich interessanter Mechanismus, da
  • 12:08 - 12:12
    komme ich am Schluss nochmal drauf zurück.
    Wir hatten jetzt aber auch diese
  • 12:12 - 12:15
    Infrastruktur, die wir dafür gebaut haben
    und dann war die Frage, auf wen richten
  • 12:15 - 12:16
    wir das als nächstes?
  • 12:16 - 12:17
    Gelächter
  • 12:17 - 12:21
    Und dann haben wir uns gedacht, nehmen wir
    uns doch ein Kernthema des CCC vor nämlich
  • 12:21 - 12:26
    Überwachung! Und wen fragt man an, wenn es
    um Überwachung geht, in Deutschland?
  • 12:26 - 12:28
    Die Jobcenter!
  • 12:28 - 12:30
    Gelächter, Applaus
  • 12:30 - 12:34
    409…
    Applaus
  • 12:34 - 12:39
    409 Jobcenter gibt's in Deutschland, die
    alle enorme Überwachungskapazitäten oder
  • 12:39 - 12:44
    zumindest -befugnisse haben. Die können
    die Finanzen von den sogenannten „Kunden“,
  • 12:44 - 12:47
    die sie haben überwachen und auch von
    Leuten, die bei denen im Haushalt wohnen.
  • 12:47 - 12:52
    Und sie schicken dann zum Beispiel sowas
    raus. Das ging vor ein paar Wochen über
  • 12:52 - 12:57
    die, ja, Twitter und Facebook Das ist ein
    Fragebogen, den das Jobcenter Stade
  • 12:57 - 13:02
    rumgeschickt hat um den Kindesvater zu
    ermitteln. Da steht drin: „Während der
  • 13:02 - 13:05
    gesetzlichen Empfängniszeit habe ich mit
    folgenden Männern Geschlechtsverkehr
  • 13:05 - 13:10
    gehabt: Nachname, Vorname, Geburtsdatum..
    Sofern keine Angaben zum Kindesvater
  • 13:10 - 13:13
    gemacht werden können, bitte die Gründe
    dafür ausführlich und nachvollziehbar
  • 13:13 - 13:16
    – unterstrichen – darzulegen“. Ah, da ist
    ein Grammatikfehler, das hab ich noch gar
  • 13:16 - 13:23
    nicht gemerkt. Das ist letztlich auch nur
    ein Auswuchs davon, was Jobcenter machen
  • 13:23 - 13:27
    dürfen. Weil Jobcenter seit diesem Jahr
    sanktionieren sollen, wenn es sogenanntes
  • 13:27 - 13:33
    „sozialwidriges Verhalten“ gibt. Und dann
    passiert natürlich auch sowas, weil hier
  • 13:33 - 13:36
    dann der Unterhalt von einem Vater
    eingetrieben werden soll. Deswegen haben
  • 13:36 - 13:41
    wir eine Aktion gemacht, Frag den Staat,
    „Frag das Jobcenter“, und über die
  • 13:41 - 13:45
    Jobcenter, über Frag den Staat, haben wir
    versucht, alle Zielvereinbarungen und alle
  • 13:45 - 13:50
    internen Weisungen, die die Jobcenter
    haben, herauszubekommen. Diese Dokumente,
  • 13:50 - 13:55
    die regeln in der Regel dann, wie
    Sanktionen vergeben werden, wie die
  • 13:55 - 13:59
    Jobcenter sich selbst aufstellen, um zum
    Beispiel mit Sanktionen umzugehen. Das
  • 13:59 - 14:04
    haben bis heute so viele Leute gemacht,
    dass alle Jobcenter schon angefragt
  • 14:04 - 14:08
    wurden, nach Zielvereinbarungen und
    internen Weisungen, und die Hälfte aller
  • 14:08 - 14:11
    Zielvereinbarungen und Weisungen jetzt
    schon online ist. Und da gibt's dann auch
  • 14:11 - 14:15
    Perlen wie diese: „Sehr geehrter Herr
    Beier, ich habe mir abgewöhnt mich
  • 14:15 - 14:18
    über die Triebfedern mancher Zeitgenossen
    hierzulande noch zu wundern. Wenn Sie
  • 14:18 - 14:21
    unsere Zielvereinbarung glücklich macht,
    hier bitte.“
  • 14:21 - 14:23
    Gelächter
  • 14:23 - 14:29
    Applaus
  • 14:29 - 14:32
    Oder vom Jobcenter Nürnberg-Stadt.
    „Eine Übersendung von internen Weisungen
  • 14:32 - 14:37
    ist leider nicht möglich, da diese von
    Mitarbeitern des Jobcenters durch Lernen,
  • 14:37 - 14:40
    Forschen, Nachdenken, Lesen oder auch
    Diskutieren erstellt wurden. Sie stellen
  • 14:40 - 14:46
    somit geistiges Eigentum dar.“ Und dann
    haben wir uns gedacht, so ne kreative
  • 14:46 - 14:49
    Antwort, da müssen wir dem Jobcenter
    Nürnberg-Stadt ein bisschen unter die Arme
  • 14:49 - 14:52
    greifen, und dann haben wir uns gedacht,
    wenn die so wichtig sind, diese internen
  • 14:52 - 14:55
    Weisungen und Arbeitshilfen, machen wir
    doch gleich eine ganze Verlagshomepage für
  • 14:55 - 15:00
    die. Haben wir also das Standardwerk zu
    internen Weisungen des Jobcenter Nürnberg
  • 15:00 - 15:03
    angepriesen das ist 'ne ganze Homepage
    inklusive Entstehungsgeschichte des
  • 15:03 - 15:07
    Ganzen, und Rezensionen, ein gewisser
    Thomas de Maizière sagt da, „Die
  • 15:07 - 15:10
    Mitarbeiter des Jobcenters Nürnberg-Stadt
    haben die Weisungen durch Lernen,
  • 15:10 - 15:14
    Forschen, Nachdenken, Lesen, oder
    auch Diskutieren erstellt. Respekt!“
  • 15:14 - 15:20
    GelächterApplaus
  • 15:20 - 15:23
    Und jetzt haben wir diese Mittel der
    Massenanfragen, und die Frage ist
  • 15:23 - 15:28
    natürlich, auf wen richten wir das als
    Nächstes? Und da freuen wir uns sehr über
  • 15:28 - 15:33
    Hinweise, was für Listen von interessanten
    Dokumenten es so gibt, welche Behörden
  • 15:33 - 15:37
    vielleicht ein bisschen angestupst werden
    sollten, um Dokumente herauszugeben.
  • 15:37 - 15:39
    Vielleicht auch im Hinblick auf…
  • 15:39 - 15:40
    …sowas!
  • 15:40 - 15:43
    Da geht's um Volkswagen. Das ist eine
    Antwort, die die deutsche Umwelthilfe vom
  • 15:43 - 15:48
    Verkehrsministerium bekommen hat. Das sind
    nur die ersten 300 Seiten. Gerade so im
  • 15:48 - 15:52
    Volkswagenbereich sieht man ganz gut, dass
    Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse da oft
  • 15:52 - 15:55
    als Ablehnungsgrund benutzt werden, wir
    haben selbst auch so eine Antwort
  • 15:55 - 15:59
    bekommen. Das ist eine Antwort, die wir
    vom Wirtschaftsministerium bekommen haben,
  • 15:59 - 16:04
    und die fanden wir so schön, dass wir
    daraus eine Kunstedition gemacht haben.
  • 16:04 - 16:08
    Eine limitierte Kunstedition, 50 Stück
    davon haben wir, guckt sie euch doch an,
  • 16:08 - 16:16
    wenn ihr mögt. In DIN A3 übrigens, und die
    sind dann handgefaltet und handgelocht, so
  • 16:16 - 16:22
    wie das Original auch. Gut. Die Frage ist
    dann aber, was macht man, wenn so
  • 16:22 - 16:25
    Massenanfragen nicht funktionieren. Was
    macht man, wenn man mit der Hamburger
  • 16:25 - 16:30
    Polizei zum Beispiel zu tun hat? Die
    Hamburger Polizei, die wurde vor knapp 2
  • 16:30 - 16:36
    Jahren gefragt, über einen Antragsteller,
    von FragDenStaat, ob es dort eine Datei
  • 16:36 - 16:42
    zur Sportgewalt gäbe. Und diese Dateien
    zur Sportgewalt, die gibt's in den meisten
  • 16:42 - 16:47
    Bundesländern, da steht dann zum Beispiel
    drin, wer als Hooligan gesehen wird, das
  • 16:47 - 16:52
    ist ein ziemlich wirrer Vorgang, den es da
    in der Regel gibt, wie man da reinkommt.
  • 16:52 - 16:56
    Vor allem ist dann nicht klar, wie man
    wieder rauskommt, aus solchen Dateien, hat
  • 16:56 - 17:00
    eventuell Probleme wenn man drinsteht, und
    die Hamburger Polizei hat nun geantwortet,
  • 17:00 - 17:04
    „Nee, so ne Datei zu Sportgewalt, die
    haben wir nicht.“ Ein Jahr später gab es
  • 17:04 - 17:08
    dann eine Anfrage in der Hamburger
    Bürgerschaft dazu, von einer Abgeordneten,
  • 17:08 - 17:12
    und da hat dann der Innensenat
    geantwortet, „Ja, wir haben eine solche
  • 17:12 - 17:17
    Datei, und wir haben sie seit neun
    Jahren.“ Dann war die große Frage, ja, wie
  • 17:17 - 17:20
    kann das denn sein, der Antragsteller hat
    nochmal nachgefragt, und die Polizei hat
  • 17:20 - 17:23
    gesagt, ja, da handelt es sich um ein
    bedauerliches Missverständnis, sie haben
  • 17:23 - 17:28
    nach einer Datei zur Sportgewalt gefragt,
    wir haben aber nur eine Datei zur Szenen-
  • 17:28 - 17:30
    und Gruppengewalt im Sport.
  • 17:30 - 17:32
    Gelächter
  • 17:32 - 17:36
    Das ist also etwas ganz anderes. Wir
    wissen aber, das ist kein Missverständnis,
  • 17:36 - 17:40
    das ist einfach eine Lüge. Und wir wissen
    das deswegen, weil wir einfach den
  • 17:40 - 17:45
    internen Briefverkehr angefordert haben,
    den die Polizei zur Beantwortung der
  • 17:45 - 17:50
    Originalanfrage so produziert hat, und da
    steht drin, dass die eine Abteilung der
  • 17:50 - 17:53
    anderen Abteilung geschrieben hat, „Hier
    geht es um die Datei zur Szenen- und
  • 17:53 - 17:56
    Gruppengewalt im Sport, übernehmt ihr das
    doch.“ Das heißt, wir können jetzt
  • 17:56 - 18:01
    nachweisen, dass das eine klare Lüge ist.
    Und zum Ende der Geschichte hat dann die
  • 18:01 - 18:06
    Hamburger Polizei uns diese Auskunft in
    Rechnung gestellt und 120 Euro dafür
  • 18:06 - 18:12
    verlangt. Ja, die Frage ist, was macht man
    dann damit? Und wir haben ja letztes Jahr
  • 18:12 - 18:15
    zusätzlich zu FragDenStaat noch
    VerklagDenStaat–
  • 18:15 - 18:16
    Gelächter
  • 18:16 - 18:19
    –ins Leben gerufen, das hilft aber auch
    nicht weiter, deswegen haben wir dieses
  • 18:19 - 18:22
    Jahr ZerschlagDenSta– nee,
    haben wir nicht.
  • 18:22 - 18:25
    Gelächter
  • 18:25 - 18:27
    Haben wir nicht.
  • 18:27 - 18:29
    Applaus
  • 18:29 - 18:32
    Soweit sind wir wirklich nicht, aber, die
    Domain gehört uns, äh…
  • 18:32 - 18:34
    Gelächter
  • 18:34 - 18:38
    …müsst ihr gar nicht versuchen. Nee. Wir
    haben zwei andere, glaube ich, ziemlich
  • 18:38 - 18:41
    entscheidende Sachen gemacht. Wir haben,
    zusammen mit Wikimedia, einen
  • 18:41 - 18:47
    Gebührenfonds ins Leben gerufen. Wikimedia
    zahlt.. übernimmt Gebühren, für
  • 18:47 - 18:53
    IFG-Anfragen, sofern die Inhalte dieser
    Anfragen, die dann rauskommen, dann auch
  • 18:53 - 18:57
    in Wikimedia-Projekten genutzt werden
    können. Also zum Beispiel, als Beleg und
  • 18:57 - 19:01
    Quelle in der Wikipedia. Oder, ein
    Datensatz, der in die Wikidata, bei
  • 19:01 - 19:06
    Wikidata eingepflegt werden kann. Wenn das
    so ist, dann übernimmt Wikimedia unter
  • 19:06 - 19:11
    Umständen die Gebühren, glaube ich, ein
    ziemlich wichtiges Projekt, und vor allem
  • 19:11 - 19:16
    haben wir dieses Jahr Transparenzklagen.de
    gelauncht, gemeinsam mit der großartigen
  • 19:16 - 19:19
    Gesellschaft für Freiheitsrechte, wo ihr
    auch Fördermitglied werden könnt, und da
  • 19:19 - 19:24
    spenden, das ist sehr wichtig,
    Transparenzklagen.de ist ein Klagefonds.
  • 19:24 - 19:29
    Wir übernehmen die Kosten. Für eure
    Klagen, sofern ihr eine Klage habt, die
  • 19:29 - 19:34
    erfolgsversprechend ist und das sind sehr
    viele Klagen in diesem Bereich, die dann
  • 19:34 - 19:38
    auch eine gewisse strategische Bedeutung
    haben. Das heißt, ihr stellt einen Antrag
  • 19:38 - 19:42
    über FragDenStaat, ihr kriegt eine
    Ablehnung, ihr legt Widerspruch ein, und
  • 19:42 - 19:46
    wenn ihr dann vor Gericht ziehen wollt,
    dann finanzieren wir das für euch, und wir
  • 19:46 - 19:50
    stellen euch auch Anwälte dafür.
  • 19:50 - 19:56
    Applaus
  • 19:56 - 20:00
    Wie sieht das konkret aus? Hier mal ein
    Beispiel von der FIfF, von Rainer Rehak,
  • 20:00 - 20:03
    der da klagt grad, das haben wir nicht
    übernommen, aber hätten wir sehr gerne
  • 20:03 - 20:08
    getan, der hat nach der Rigaer Straße
    gefragt, nach den „kriminalitätsbelasteten
  • 20:08 - 20:12
    Orten“ in Berlin, wollte dazu mehr Infos
    haben, und die Polizei Berlin hat
  • 20:12 - 20:17
    geantwortet, „Staatliches Handeln,
    inbesondere polizeiliches Handeln, darf
  • 20:17 - 20:23
    nicht kalkulierbar oder voraussehbar sein“
    Und das ist ja nun mal wirklich die
  • 20:23 - 20:28
    Geheimdienstifizierung der Polizei, gegen
    sowas muss man vor Gericht vorgehen, und
  • 20:28 - 20:33
    es ist sehr gut, dass die FIfF das da
    macht. Deswegen, see you in court, wir
  • 20:33 - 20:37
    bringen euch vor Gericht! Und wenn ihr
    wollt, dann finanzieren wir das auch für
  • 20:37 - 20:42
    euch. Wir klagen aber auch selbst, wir
    haben selbst 5 Klagen eingereicht, dieses
  • 20:42 - 20:44
    Jahr, wir haben auch eine
    Verfassungsbeschwerde eingereicht,
  • 20:44 - 20:48
    und zwar gegen diesen Paragraphen im
    Transparenzgesetz in Rheinland-Pfalz. Da
  • 20:48 - 20:52
    steht drin, dass Antragsteller ihre
    Identität erkennen lassen müssen, wenn sie
  • 20:52 - 20:57
    einen Antrag stellen, und das ist ein
    klarer, ja, klarer Seitenhieb auf
  • 20:57 - 21:01
    FragDenStaat, weil vor allem über
    FragDenStaat anonyme oder pseudonyme
  • 21:01 - 21:04
    Anträge bei den Behörden eintreffen, und
    das ist ein klarer Eingriff in die
  • 21:04 - 21:08
    informationelle Selbstbestimmung, sagen
    wir, weil es nicht sein kann, dass man ein
  • 21:08 - 21:12
    Grundrecht, nämlich das Grundrecht auf
    informationelle Selbstbestimmung, weggibt,
  • 21:12 - 21:17
    um ein anderes Grundrecht zu bekommen.
    Deswegen haben wir vor zwei Wochen
  • 21:17 - 21:22
    Verfassungsbeschwerde in Rheinland-Pfalz
    und auch in Karlsruhe eingereicht.
  • 21:22 - 21:29
    Zumal dieser… diese Identitätsnachweise
    nicht wirklich klar geregelt sind. Wie
  • 21:29 - 21:33
    sieht denn sowas aus? Also, in diesem Jahr
    hat zum Beispiel jemand einen Antrag
  • 21:33 - 21:37
    gestellt, in Heidelberg, und hat dann
    gesagt, ja, ich bin Karl Ernst Thomas de
  • 21:37 - 21:41
    Maizière, und hier, zur Identifizierung
    finden Sie meinen Personalausweis.
  • 21:41 - 21:42
    Gelächter
  • 21:42 - 21:48
    Applaus
  • 21:48 - 21:51
    Das Ding ist, das hat funktioniert! Die
    Stadt hat geantwortet: Ja, hier haben Sie
  • 21:51 - 21:55
    alles! Und auf die Erhebung von Gebühren
    wird in diesem Einzelfall verzichtet.
  • 21:55 - 21:57
    Gelächter
  • 21:57 - 22:03
    Applaus
  • 22:03 - 22:09
    Es ist also eine wirklich sinnlose,
    gesetzwidrige Regelung, die die da haben,
  • 22:09 - 22:14
    zumal wirklich jede Person, unabhängig von
    Alter, von Wohnort, von Pass, das Recht
  • 22:14 - 22:19
    hat, solche Anträge zu stellen. Und da ist
    es dann wirklich egal, ob man so oder so
  • 22:19 - 22:24
    aussieht. Das einzige Ding, die einzigen
    die davon abgehalten werden, Anträge zu
  • 22:24 - 22:33
    stellen, das sind in Zukunft die hier:
  • 22:33 - 22:35
    Gelächter
  • 22:35 - 22:37
    Haben wir noch Zeit? Ich will
    das nochmal sehen.
  • 22:37 - 22:39
    Gelächter
  • 22:39 - 22:44
    Naja is– okay. Haben wir nicht. Ähm…
    …deswegen, glaube ich ist das sinnvoll,
  • 22:44 - 22:47
    wenn wir mehr Anfragen stellen, wenn wir
    aber dann auch wirklich den ganzen Weg
  • 22:47 - 22:51
    gehen, und verklagen. Und sowohl der
    Gebührenfonds mit Wikimedia als auch
  • 22:51 - 22:55
    Transparenzklagen, die haben das gleiche
    Ziel wie im Prinzip die Massenanfragen. Es
  • 22:55 - 23:00
    geht darum, ökonomischen Druck,
    wirtschaftlichen Druck aufzubauen. Wenn
  • 23:00 - 23:03
    wir immer gegen Gebührenforderungen
    vorgehen, wenn wir immer Widerspruch
  • 23:03 - 23:07
    einreichen, wenn es eine unrechtmäßige
    Ablehnung gab, dann wird das letztlich so
  • 23:07 - 23:12
    teuer, dass es einfacher ist, dass es
    billiger ist, viele dieser Informationen
  • 23:12 - 23:16
    aktiv zu veröffentlichen. Und das ist das
    neue Shirt, das wir haben. Wir haben auf
  • 23:16 - 23:19
    der Rückseite noch ein bisschen Platz. Das
    sind die Tourdaten, die wir haben, das
  • 23:19 - 23:22
    sind die Verwaltungsgerichte, und die, äh,
    Oberverwaltungsgerichte.
  • 23:22 - 23:24
    Gelächter
  • 23:24 - 23:31
    Applaus
  • 23:31 - 23:35
    Da ist noch viel, viel Platz in der
    zweiten Auflage, wir, wir hoffen, dass da
  • 23:35 - 23:41
    mehr von euch dann noch kommt. Und
    deswegen– die große Frage: „Seid ihr
  • 23:41 - 23:45
    dabei?“, wir– wir haben jetzt so einen
    Gebührenfonds, wir– wir haben jetzt einen
  • 23:45 - 23:51
    Klagefonds, ich glaube, es ist wichtig, da
    viel mehr zu machen, auch auf Thüringen zu
  • 23:51 - 23:57
    schauen, in Thüringen wird's nächstes Jahr
    wirklich entscheidend. Wenn wir es nicht
  • 23:57 - 24:00
    schaffen, unter einem linken
    Ministerpräsidenten, rot-rot-grün, in
  • 24:00 - 24:04
    Thüringen, den Verfassungsschutz zur
    Rechenschaftspflicht zu zwingen, dann
  • 24:04 - 24:09
    haben wir glaube ich einen ziemlich
    entscheidenden Kampf verloren.
  • 24:09 - 24:11
    Deswegen, FOIA frei!
  • 24:11 - 24:15
    Applaus
  • 24:15 - 24:20
    Und, ähm, jetzt haben wir noch einen
    kleinen Epilog. Vor zwei Jahren haben
  • 24:20 - 24:26
    Stefan und ich, äh, kommt ihr auf die
    Bühne? Vor zwei Jahren haben Stefan und
  • 24:26 - 24:31
    ich auf der Bühne schon mal gerappt, ich
    weiß nicht, ob das jemand mitbekommen hat,
  • 24:31 - 24:36
    aber danach sind viele Leute auf uns
    zugekommen und haben gesagt: „Macht das
  • 24:36 - 24:39
    bitte, bitte, bitte nie wieder!“
  • 24:39 - 24:40
    Gelächter
  • 24:40 - 24:43
    Applaus
  • 24:43 - 24:48
    Vielleicht können wir das Saallicht schon
    mal ein bisschen runterdimmen? Genau, und
  • 24:48 - 24:53
    wir gehen mal in die Mitte… Und deswegen
    haben wir uns diesmal ein… ein neues Genre
  • 24:53 - 25:00
    ausgedacht. In dem's um den Freedom of
    Information Act geht, und, FOIA frei, und,
  • 25:00 - 25:04
    äh– ja? Gut.
  • 25:04 - 25:08
    ♫ Intro-Melodie ♫
  • 25:08 - 25:14
    Gelächter
  • 25:14 - 25:22
    ♫ Crescendo
  • 25:22 - 25:25
    Jubel
    Applaus
  • 25:25 - 25:29
    ♫ Mündig ist, wer Akten kennt
  • 25:29 - 25:35
    ♫ durch FOIA, das die Fakten nennt
  • 25:35 - 25:37
    ♫ Ich bringe Licht,
  • 25:37 - 25:40
    ♫ Dich vor's Gericht
  • 25:40 - 25:43
    ♫ Zugang nur „unter 3“?
  • 25:43 - 25:55
    ♫ FOIA frei!
  • 25:55 - 25:58
    ♫ Frag an!
  • 25:58 - 26:00
    ♫ Frag an!
  • 26:00 - 26:05
    ♫ Frag an!
  • 26:05 - 26:09
    ♫ Stefan Wehrmeyer: Sündig ist, wer
    Akten führt
  • 26:09 - 26:15
    ♫ Trotz FOIA sie nicht publiziert
  • 26:15 - 26:18
    ♫ Ein Dokument
  • 26:18 - 26:21
    ♫ das keiner kennt
  • 26:21 - 26:24
    ♫ ist einerlei?
  • 26:24 - 26:25
    ♫ Stefan und Arne: FOIA frei!
  • 26:25 - 26:27
    ♫ Frag an!
  • 26:27 - 26:32
    ♫ Frag an!
  • 26:32 - 26:35
    ♫ FOIA frei!
  • 26:35 - 26:37
    ♫ Frag an!
  • 26:37 - 26:43
    ♫ Frag an!
  • 26:43 - 26:45
    ♫ …frei!
  • 26:55 - 27:00
    ♫ Arne: Gefährlich ist das Dokument
  • 27:00 - 27:03
    ♫ Mit FOIA es dann jeder kennt
  • 27:03 - 27:06
    ♫ Arne und Stefan: Frag an!
  • 27:06 - 27:08
    ♫ Arne: Gefährlich ist auch FragDenStaat
  • 27:08 - 27:11
    ♫ mit FOIA schreiten wir zur Tat
  • 27:11 - 27:13
    ♫ Bist du dabei?
  • 27:13 - 27:18
    ♫ Stefan und Arne: Frag an!
    FOIA frei!
  • 27:18 - 27:20
    ♫ Eileen Wagner: Nur ein Klick,
  • 27:20 - 27:26
    ♫ Erschafft Einblick
  • 27:26 - 27:28
    ♫ Ein Klick,
  • 27:28 - 27:30
    ♫ nur ein Klick
  • 27:30 - 27:35
    ♫ verschafft Einblick
  • 27:35 - 27:38
    ♫ Stefan und Arne: Frag an!
  • 27:38 - 27:43
    ♫ Frag an!
  • 27:43 - 27:46
    ♫ …frei!
  • 27:46 - 27:48
    ♫ Frag an!
  • 27:48 - 27:53
    ♫ Frag an!
  • 27:53 - 27:56
    ♫ FOIA frei!
  • 27:56 - 27:59
    ♫ Frag an!
  • 27:59 - 28:08
    ♫ Frag an!
  • 28:08 - 28:13
    ♫ FOIA frei!
    Frag! an!
  • 28:13 - 28:18
    Applaus
  • 28:18 - 28:53
    Jubel und Applaus
  • 28:53 - 29:04
    Rufe aus dem Publikum: „Zugabe“
  • 29:04 - 29:07
    Herald: Also ich glaube, ich brauche nicht
    nochmal für'n Applaus zu fragen das war
  • 29:07 - 29:13
    glaube ich eindeutig.
    Rufe aus dem Publikum: „Zugabe!“
  • 29:13 - 29:15
    Herald: Also wir haben noch die
    Möglichkeit für Fragen
  • 29:15 - 29:17
    Gelächter
  • 29:17 - 29:19
    Aber nur sehr wenige
  • 29:19 - 29:23
    Arne: Wie wollt ihr das ab– ja…
    Wie wollt ihr das aufräumen, das ist ne Frage.
  • 29:23 - 29:28
    Gelächter
  • 29:28 - 29:33
    Applaus
  • 29:33 - 29:35
    Herald: Wir haben tatsächlich eine Frage!
  • 29:35 - 29:39
    Ich würde gerne die Person an Mikrofon 4
    hören, bitte
  • 29:39 - 29:42
    Frage: Ja, was ist denn aus denn aus
    der Hamburger Polizei geworden, mit der
  • 29:42 - 29:45
    Falschaussage? Darf ich das?
    Was passiert da? Was macht ihr?
  • 29:45 - 29:50
    A: Ähm, es hat da jemand
    Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht,
  • 29:50 - 29:55
    und, da hat man aber kein Recht, zu
    erfahren, was daraus geworden ist.
  • 29:55 - 29:59
    Gelächter
  • 29:59 - 30:03
    Herald: Genau. Ich glaube es gibt
    auch noch eine Frage aus dem Internet?
  • 30:03 - 30:07
    Signal Engel: Ja, es gibt eine Frage, und
    die Frage ist: Wie man Anfragen stellt,
  • 30:07 - 30:11
    wenn es um den öffentlichen Rundfunk geht.
    Und um die Kostentransparenz, wie zum
  • 30:11 - 30:15
    Beispiel beim Kirchhof-Gutachten.
  • 30:15 - 30:19
    A: Da wo's nicht journalistisch-
    redaktionelle Inhalte gibt, da kann man
  • 30:19 - 30:23
    die auch anfragen. Allerdings ist gerade
    so bei ARD, ZDF das ziemlich schwierig
  • 30:23 - 30:27
    man kann aber zum Beispiel den WDR
    anfragen, da ist es ziemlich klar, das
  • 30:27 - 30:30
    funktioniert, beim NDR ist das ein
    bisschen schwierig, das ist eine
  • 30:30 - 30:34
    4-Länder-Behörde, und die sagen dann
    immer, dass grad das andere Bundesland
  • 30:34 - 30:35
    zuständig ist.
  • 30:35 - 30:37
    Gelächter
  • 30:37 - 30:40
    Genau. Aber im Prinzip sind
    die genauso anfragbar, ja.
  • 30:40 - 30:42
    Engel: Vielen Dank!
  • 30:42 - 30:44
    Herald: Mikrofon 2?
  • 30:44 - 30:49
    F: Ja, es kommt häufiger vor, dass man
    eine Anfrage stellt, 30 Tage wartet, dann
  • 30:49 - 30:52
    erinnert man daran, dass die Frist
    abgelaufen ist und dann kriegt man nach
  • 30:52 - 30:59
    2 Tagen eine Antwort. Kann man das
    irgendwie von vorneherein beschleunigen?
  • 30:59 - 31:04
    A: Nee, das ist ganz schwer. Also, die
    Fristen, das sind halt Sollfristen. Das
  • 31:04 - 31:09
    heißt, wenn da nix passiert, dann passiert
    da halt nix. Man kann den
  • 31:09 - 31:12
    Datenschutzbeauftragten einschalten, um
    Vermittlung bitten, man kann direkt mit
  • 31:12 - 31:18
    einem Anwalt kommen, zum Beispiel. Aber
    ich glaube, das– im Einzelfall sollte man
  • 31:18 - 31:23
    das auch nicht unbedingt machen. Ja. Je
    mehr Anfragen man stellt, desto eher
  • 31:23 - 31:26
    werden, glaube ich, Behörden darauf
    trainiert dann auch innerhalb der Gesetze
  • 31:26 - 31:28
    zu antworten.
  • 31:28 - 31:31
    Herald: Alles klar. Wir haben leider keine
    Zeit mehr, aber ich glaube, Arne kann man
  • 31:31 - 31:36
    auch auf jeden Fall bei der Open Knowledge
    Foundation finden. Ich hätte gerne noch
  • 31:36 - 31:39
    einmal einen tosenden Beifall, bitte!
  • 31:39 - 31:42
    tosender Beifall
  • 31:42 - 31:50
    postroll music
  • 31:50 - 32:06
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
    im Jahr 2017. Mach mit und hilf uns!
Title:
Irren ist staatlich (33c3)
Description:

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Video Language:
German
Duration:
32:06

German subtitles

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