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Sarah-Jayne Blakemore: Die geheimnisvolle Funktionsweise des jugendlichen Gehirns

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    Vor 15 Jahren glaubte man,
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    dass die Hirnentwicklung größtenteils
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    in den ersten Lebensjahren stattfindet.
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    Damals konnten wir noch nicht
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    in ein lebendes menschliches Gehirn schauen
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    und seine Enwicklung über
    die gesamte Lebensspanne verfolgen.
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    In den letzten 10 Jahren,
    vor allem dank der Fortschritte
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    in der Gehirntomografie,
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    z.B. Magnetresonanztomographie (MRT),
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    haben Neurowissenschaftler
    begonnen, ins lebende
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    menschliche Gehirn jeden
    Alters zu schauen und Änderungen
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    der Gehirnstruktur und -funktion zu verfolgen.
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    So nutzt man für Momentaufnahmen
    strukturelle MRTs,
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    Fotos mit sehr hoher Auflösung vom Inneren
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    eines lebenden menschlichen Gehirns.
    Daher können wir neue Fragen stellen:
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    Wie viel graue Substanz enthält das Gehirn?
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    Wie ändert es sich mit dem Alter?
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    Wir nutzen auch das funktionelle MRT, fMRT genannt,
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    um ein Video von der Gehirntätigkeit zu machen,
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    wenn die Teilnehmer eine Aufgabe ausführen,
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    wie Denken, Fühlen oder Wahrnehmen.
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    Viele Labore sind weltweit an dieser Forschung
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    beteiligt, und wir haben jetzt ein wirklich
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    detailliertes Bild, wie sich das lebende
    menschliche Gehirn entwickelt,
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    und dieses Bild hat radikal
    die Art und Weise verändert,
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    wie wir über die Entwicklung
    des menschlichen Gehirns denken.
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    Denn es betrifft nicht nur die frühe Kindheit,
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    vielmehr entwickelt sich das Gehirn
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    in der Pubertät und bis in die 20er und 30er.
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    Die Adoleszenz ist als Lebensphase definiert, die mit
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    den biologischen, hormonellen, körperlichen
    Veränderungen der Pubertät beginnt
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    und in dem Alter endet, in dem ein Individuum
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    eine stabile, unabhängige Rolle
    in der Gesellschaft erreicht.
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    (Lachen)
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    Das kann sich hinziehen. (Lachen)
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    Eine der Gehirnregionen,
    die sich am drastischsten
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    während der Pubertät ändert,
    heißt präfrontaler Cortex.
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    Das ist ein Modell des menschlichen Gehirns,
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    hier vorne ist der präfrontale Cortex.
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    Der präfrontale Cortex ist ein
    interessantes Gehirnareal.
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    Er ist beim Menschen proportional
    wesentlich größer
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    als bei anderen Spezies,
    und an zahlreichen
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    hohen kognitiven Funktionen beteiligt,
    wie etwa Entscheidungsfindung,
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    Planung, was man morgen, nächste Woche
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    oder nächstes Jahr tut; Blockierung
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    unangemessenen Verhaltens,
    es hindert einen
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    etwas wirklich Unhöfliches
    oder Dummes zu sagen.
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    Er ist auch bei sozialer Interaktion,
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    beim Einfühlungsvermögen und
    beim Selbstbewusstsein beteiligt.
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    MRT-Studien über die
    Entwicklung dieser Region
  • 2:27 - 2:29
    haben gezeigt, dass es
    während der Zeit der Adoleszenz
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    eine dramatische Entwicklung durchläuft.
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    Wenn Sie das Volumen der grauen Substanz
  • 2:35 - 2:40
    im Alter von 4 bis 22 Jahre betrachten,
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    nimmt sie in der Kindheit zu,
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    was diese Grafik zeigt.
    Es gipfelt in der frühen Jugend.
  • 2:46 - 2:49
    Die Pfeile zeigen den Höchststand
    der Gehirnmasse
  • 2:49 - 2:52
    im präfrontalen Cortex.
    Sie sehen, dass diese Spitze
  • 2:52 - 2:56
    bei Jungen gegenüber Mädchen
    ein paar Jahre später auftritt,
  • 2:56 - 2:58
    wahrscheinlich weil Jungen
    die Pubertät im Durchschnitt
  • 2:58 - 3:00
    ein paar Jahre später
    durchlaufen als Mädchen,
  • 3:00 - 3:03
    und im Verlauf der Pubertät
    gibt es einen signifikanten Rückgang
  • 3:03 - 3:06
    an grauer Substanz im präfrontalen Cortex.
  • 3:06 - 3:08
    Das klingt nicht gut,
    aber eigentlich ist das
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    ein wichtiger Entwicklungsprozess,
  • 3:11 - 3:15
    denn die graue Substanz
    enthält Nervenzellen und
  • 3:15 - 3:19
    Zellverbindungen, die Synapsen,
    und dieser Rückgang
  • 3:19 - 3:21
    an grauer Substanz im präfrontalen Cortex
  • 3:21 - 3:24
    entspricht der synaptischen Vernetzung,
  • 3:24 - 3:27
    der Beseitigung unerwünschter Synapsen.
  • 3:27 - 3:30
    Dies ist ein sehr wichtiger Prozess.
    Er ist teilweise abhängig
  • 3:30 - 3:33
    von der Umwelt des Tiers oder des Menschen,
  • 3:33 - 3:36
    wobei genutzte Synapsen gestärkt werden,
  • 3:36 - 3:38
    und Synapsen, die in einer bestimmten Umgebung
  • 3:38 - 3:41
    nicht genutzt werden, entfernt werden.
  • 3:41 - 3:43
    Es ist so ähnlich wie
    das Stutzen eines Rosenstrauchs.
  • 3:43 - 3:46
    Sie beschneiden die schwächeren Äste, damit
  • 3:46 - 3:49
    die verbliebenen wichtigen Zweige
    stärker wachsen können,
  • 3:49 - 3:53
    und dieser Prozess der effektiven
    Feinabstimmung des Hirngewebes
  • 3:53 - 3:56
    entsprechend der artspezifischen Umwelt
  • 3:56 - 3:58
    geschieht im präfrontalen Cortex
    und in anderen Hirnregionen
  • 3:58 - 4:02
    während der Dauer der menschlichen Adoleszenz.
  • 4:02 - 4:06
    Ein zweiter Untersuchungsansatz, um Änderungen
  • 4:06 - 4:09
    im jugendlichen Gehirn zu verfolgen,
    nutzt funktionelle MRTs,
  • 4:09 - 4:12
    um Veränderungen der Gehirnaktivität
    im Altersverlauf zu betrachten.
  • 4:12 - 4:14
    Hier ein Beispiel aus meinem Labor.
  • 4:14 - 4:17
    In meinem Labor interessieren
    wir uns für das soziale Gehirn,
  • 4:17 - 4:21
    d. h., das Netzwerk aus Hirnregionen,
    das wir nutzen,
  • 4:21 - 4:23
    um andere Menschen zu verstehen
    und mit anderen zu interagieren.
  • 4:23 - 4:27
    Ich zeige gerne ein Foto eines Fußballspiels,
  • 4:27 - 4:32
    um zwei Aspekte der Arbeitsweise
    Ihres sozialen Gehirns zu zeigen.
  • 4:32 - 4:33
    Das ist ein Fußballspiel. (Lachen)
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    Michael Owen hat gerade das Tor verfehlt,
  • 4:36 - 4:38
    er liegt am Boden, und der erste
    Aspekt des sozialen Gehirns,
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    den dieses Bild sehr schön
    illustriert, ist, wie automatisch
  • 4:41 - 4:44
    und instinktiv sozial-emotionale Reaktionen sind.
  • 4:44 - 4:47
    Sekundenbruchteile nachdem
    Michael Owen das Tor verfehlt,
  • 4:47 - 4:49
    macht jeder das Gleiche mit den Armen
  • 4:49 - 4:51
    und mit dem Gesicht,
    auch Michael Owen macht,
  • 4:51 - 4:53
    während er über's Gras gleitet,
    das Gleiche
  • 4:53 - 4:55
    mit seinen Armen,
    und er hat wohl einen ähnlichen
  • 4:55 - 4:57
    Gesichtsausdruck, nur die Jungs in Gelb
  • 4:57 - 5:01
    im Hintergrund nicht — (Gelächter) —
  • 5:01 - 5:03
    sie sind wahrscheinlich
    am falschen Ende des Stadions,
  • 5:03 - 5:05
    sie zeigen eine andere
    sozial-emotionale Reaktion,
  • 5:05 - 5:08
    die wir alle sofort erkennen,
    und das ist der zweite Aspekt
  • 5:08 - 5:12
    des sozialen Gehirns,
    den dieses Bild sehr schön illustriert.
  • 5:12 - 5:15
    Wie gut wir das Verhalten anderer,
  • 5:15 - 5:18
    in ihren Handlungen, in Gestik
    und Mimik, lesen können
  • 5:18 - 5:22
    hinsichtlich ihrer zugrunde liegenden
    Gefühle und Befindlichkeiten.
  • 5:22 - 5:23
    Sie müssen also keinen dieser Jungs fragen.
  • 5:23 - 5:26
    Sie wissen ziemlich genau,
  • 5:26 - 5:28
    was sie gerade fühlen und denken.
  • 5:28 - 5:30
    In meinem Labor interessieren
    uns solche Beobachtungen.
  • 5:30 - 5:34
    Also bringen wir Jugendliche
    und Erwachsene ins Labor,
  • 5:34 - 5:36
    für einen Gehirnscan.
    Wir geben ihnen eine Aufgabe,
  • 5:36 - 5:40
    bei der sie über andere
    Menschen, deren Gedanken,
  • 5:40 - 5:42
    seelische Zustände und
    Emotionen nachdenken.
  • 5:42 - 5:45
    Ein wiederkehrendes Ergebnis,
    das auch andere Labors weltweit fanden,
  • 5:45 - 5:48
    betrifft einen Teil des präfrontalen Cortex,
  • 5:48 - 5:52
    medialer präfrontaler Cortex genannt,
    der auf der Folie in blau dargestellt ist
  • 5:52 - 5:54
    und sich in der Mitte des
    präfrontalen Cortex befindet,
  • 5:54 - 5:57
    in der Mittellinie des Kopfes.
  • 5:57 - 6:00
    Diese Region ist aktiver bei Jugendlichen, wenn sie
  • 6:00 - 6:02
    soziale Entscheidungen treffen und
    über andere Menschen nachdenken
  • 6:02 - 6:05
    als bei Erwachsenen.
    Dies ist eine Meta-Analyse
  • 6:05 - 6:08
    neun verschiedener Studien in
    diesem Bereich von weltweiten Laboren,
  • 6:08 - 6:11
    und sie alle zeigen das Gleiche. Die Aktivität
  • 6:11 - 6:14
    im Bereich des medialen präfrontalen Cortex nimmt
  • 6:14 - 6:17
    während der Zeit der Adoleszenz ab.
  • 6:17 - 6:19
    Vermutlich, weil Jugendliche und Erwachsene
  • 6:19 - 6:22
    andere mentale und kognitive Strategien nutzen,
  • 6:22 - 6:25
    um soziale Entscheidungen zu treffen.
  • 6:25 - 6:29
    Eine Betrachtungsmöglichkeit
    sind Verhaltensstudien,
  • 6:29 - 6:31
    bei denen wir Menschen im Labor
  • 6:31 - 6:33
    eine Verhaltensaufgabe geben.
    Hier ein weiteres Beispiel
  • 6:33 - 6:36
    für die Art von Aufgaben,
    die wir im Labor verwenden.
  • 6:36 - 6:39
    Angenommen, Sie sind
    Teilnehmer eines
  • 6:39 - 6:41
    unserer Experimente.
    Sie kommen ins Labor
  • 6:41 - 6:44
    und sehen diese computergestützte Aufgabe.
  • 6:44 - 6:46
    In dieser Aufgabe sehen Sie Regale.
  • 6:46 - 6:49
    Auf einigen Regalböden gibt es Objekte,
  • 6:49 - 6:52
    und Sie bemerken einen Typ
    hinter den Regalen,
  • 6:52 - 6:56
    und manche Objekte
    kann er nicht sehen.
  • 6:56 - 6:58
    Sie sind aus seiner Sicht verdeckt,
  • 6:58 - 7:01
    durch ein graues Holzstück.
  • 7:01 - 7:04
    Das sind die gleichen Regale aus seiner Sicht.
  • 7:04 - 7:08
    Beachten Sie, dass er nur
    einige Objekte sehen kann,
  • 7:08 - 7:10
    wogegen Sie viel mehr
    Objekte sehen können.
  • 7:10 - 7:12
    Jetzt ist Ihre Aufgabe,
    Objekte zu bewegen.
  • 7:12 - 7:15
    Der Regisseur, der
    hinter den Regalen steht,
  • 7:15 - 7:17
    wird Sie anleiten, Objekte zu verschieben,
  • 7:17 - 7:19
    aber er wird Sie nicht bitten,
    Objekte zu verschieben,
  • 7:19 - 7:23
    die er nicht sehen kann.
    Dies führt zu der interessanten
  • 7:23 - 7:25
    Situation, dass es eine Art Konflikt
  • 7:25 - 7:28
    zwischen Ihrer Perspektive
    und der des Regisseurs gibt.
  • 7:28 - 7:32
    Angenommen, Sie sollen den oberen
    LKW nach links verschieben.
  • 7:32 - 7:34
    Es gibt drei Lastwagen. Man nimmt instinktiv
  • 7:34 - 7:36
    den weißen, denn das ist der oberste
  • 7:36 - 7:39
    LKW aus Ihrer Sicht.
    Aber Sie werden sich erinnern:
  • 7:39 - 7:41
    "Oh, er sieht ihn nicht, also sollte ich
  • 7:41 - 7:43
    den blauen Laster bewegen", der oberste
  • 7:43 - 7:46
    aus seiner Perspektive.
    Glauben Sie es oder nicht,
  • 7:46 - 7:49
    normale, gesunde, intelligente
    Erwachsene wie Sie machen
  • 7:49 - 7:52
    in der Hälfte der Zeit
    Fehler bei diesen Tests.
  • 7:52 - 7:55
    Sie bewegen den weißen,
    statt den blauen LKW.
  • 7:55 - 7:58
    Wir stellen solche Aufgaben
    Jugendlichen und Erwachsenen,
  • 7:58 - 8:00
    und wir haben auch einen Kontrollaufbau
  • 8:00 - 8:04
    ohne Regisseur, wo wir
    den Leuten eine Regel auferlegen.
  • 8:04 - 8:06
    Wir sagen ihnen, wir tun genau das Gleiche,
  • 8:06 - 8:09
    aber diesmal ohne Regisseur.
    Stattdessen müssen Sie
  • 8:09 - 8:12
    die Objekte mit dunkelgrauem
    Hintergrund ignorieren.
  • 8:12 - 8:15
    Das ist genau die gleiche Ausgangslage,
  • 8:15 - 8:17
    nur bei der Ohne-Regisseur-Situation
    müssen sie daran denken,
  • 8:17 - 8:20
    diese etwas willkürliche Regel anzuwenden,
  • 8:20 - 8:22
    und in der Regisseur-Situation müssen sie
  • 8:22 - 8:26
    die Perspektive des Regisseurs beachten,
  • 8:26 - 8:30
    um ihr Verhalten zu steuern.
  • 8:30 - 8:33
    Wenn ich Ihnen die Fehlerquoten
  • 8:33 - 8:35
    einer durchgeführten Entwicklungsstudie zeige –
  • 8:35 - 8:39
    die Studie reicht von sieben Jahren
    bis ins Erwachsenenalter –
  • 8:39 - 8:40
    sehen Sie Fehlerquoten
  • 8:40 - 8:42
    in den Erwachsenengruppen
    unter beiden Bedingungen.
  • 8:42 - 8:45
    Das Graue ist die Regisseur-Situation,
    und Sie sehen,
  • 8:45 - 8:48
    dass unsere intelligenten Erwachsenen
    in ca. 50 Prozent der Zeit
  • 8:48 - 8:50
    Fehler machen, während sie
    weit weniger Fehler machen,
  • 8:50 - 8:53
    wenn kein Regisseur
    anwesend ist und sie nur
  • 8:53 - 8:56
    an die Regel mit dem grauen
    Hintergrund denken müssen.
  • 8:56 - 8:58
    Entwicklungsmäßig entstehen
    beide Bedingungen
  • 8:58 - 9:01
    in genau der gleichen Weise.
    Zwischen später Kindheit
  • 9:01 - 9:03
    und mittlerer Adoleszenz
    gibt es eine Verbesserung,
  • 9:03 - 9:07
    bzw. eine Reduktion von Fehlern
    in beiden dieser Studien,
  • 9:07 - 9:08
    unter beiden Bedingungen.
  • 9:08 - 9:10
    Aber wenn man die beiden
    letzten Gruppen vergleicht,
  • 9:10 - 9:12
    die Mittlere-Adoleszenz-Gruppe
    und die Erwachsenengruppe,
  • 9:12 - 9:15
    wird es wirklich interessant,
    denn dort gibt es
  • 9:15 - 9:18
    keine anhaltende Verbesserung
    unter der Ohne-Regisseur-Bedingung.
  • 9:18 - 9:21
    Anders gesagt, alles, was Sie brauchen, um
  • 9:21 - 9:24
    an die Regel zu denken und
    sie anzuwenden, scheint bis zur
  • 9:24 - 9:26
    mittleren Adoleszenz voll entwickelt.
    Wenn man dagegen
  • 9:26 - 9:29
    die letzten beiden grauen
    Balken betrachtet, gibt es noch
  • 9:29 - 9:32
    eine deutliche Verbesserung
    in der Regisseur-Bedingung
  • 9:32 - 9:34
    zwischen mittlerer Adoleszenz
    und Erwachsenenalter.
  • 9:34 - 9:38
    Dies bedeutet, dass
    die Fähigkeit, die Perspektive
  • 9:38 - 9:41
    eines anderen zu berücksichtigen,
    um Verhalten zu steuern,
  • 9:41 - 9:43
    – was wir im Alltag immerzu tun –
  • 9:43 - 9:48
    sich in der mittleren bis späten
    Jugend weiterentwickelt.
  • 9:48 - 9:51
    Wenn Sie ein Kind
    im Teenager-Alter haben und
  • 9:51 - 9:53
    manchmal denken, dass sie
    Probleme haben, anderer Leute
  • 9:53 - 9:57
    Perspektive einzunehmen, haben
    Sie Recht. Und dies ist der Grund.
  • 9:57 - 10:00
    Wir lachen manchmal über Jugendliche.
  • 10:00 - 10:04
    Sie werden parodiert und manchmal
    in den Medien sogar dämonisiert
  • 10:04 - 10:08
    wegen ihres typischen Teenagerverhaltens.
    Sie gehen Risiken ein,
  • 10:08 - 10:10
    sie sind manchmal launisch,
    sie sind sehr unsicher.
  • 10:10 - 10:13
    Ich habe eine nette Anekdote
    von einem Freund,
  • 10:13 - 10:15
    der sagte, dass er am meisten
  • 10:15 - 10:18
    bei seinen Teenager-Töchtern,
    vor und nach der Pubertät,
  • 10:18 - 10:21
    das Maß an Scham
    ihm gegenüber bemerkt hatte.
  • 10:21 - 10:23
    Er sagte: "Wenn meine beiden
    Töchter vor der Pubertät
  • 10:23 - 10:25
    in einem Geschäft herumalberten, sagte ich,
  • 10:25 - 10:27
    'Hey, hört auf herumzualbern,
    dann singe ich euer Lieblingslied',"
  • 10:27 - 10:29
    und sie hörten sofort
    damit auf und er sang
  • 10:29 - 10:32
    ihr Lieblingslied. Nach der
    Pubertät wurde das zur Drohung.
  • 10:32 - 10:34
    (Lachen)
  • 10:34 - 10:38
    Die Vorstellung, dass ihr Vater
    in der Öffentlichkeit singt,
  • 10:38 - 10:40
    reichte, damit sie sich benahmen.
  • 10:40 - 10:42
    Leute fragen oft:
  • 10:42 - 10:44
    "Ist die Adoleszenz ein neues Phänomen?
  • 10:44 - 10:46
    Ist es etwas, das wir vor kurzem
    im Westen erfunden haben?"
  • 10:46 - 10:49
    Und die Antwort lautet wohl, nein.
    Es gab schon viele
  • 10:49 - 10:52
    Beschreibungen der Jugend,
    die so ähnlich klingen
  • 10:52 - 10:55
    wie die von uns
    verwendeten Beschreibungen.
  • 10:55 - 10:59
    Es gibt ein berühmtes Zitat von
    Shakespeare aus "Das Wintermärchen"
  • 10:59 - 11:02
    wo er die Jugend wie folgt beschreibt:
  • 11:02 - 11:04
    "Ich wollte, es gäbe gar kein
    Alter zwischen 10 und 23,
  • 11:04 - 11:08
    oder die jungen Leute
    verschliefen die ganze Zeit;
  • 11:08 - 11:10
    denn dazwischen ist nichts,
    als den Dirnen Kinder schaffen
  • 11:10 - 11:16
    die Alten ärgern, stehlen und balgen." (Lachen)
  • 11:16 - 11:21
    Und weiter sagt er:
    "Dies vorausgeschickt, wer außer
  • 11:21 - 11:24
    diesen weichgekochten Gehirnen
    von 19- und 22-Jährigen
  • 11:24 - 11:26
    würde bei diesem Wetter jagen?" (Lachen)
  • 11:26 - 11:29
    Vor fast 400 Jahren porträtierte Shakespeare
  • 11:29 - 11:32
    Jugendliche in einem ähnlichen Licht, wie wir
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    sie heute zeigen, aber heute versuchen wir,
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    ihr Verhalten hinsichtlich der
    zugrunde liegenden Änderungen,
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    die in ihrem Gehirn ablaufen, zu verstehen.
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    Nehmen Sie z. B. Risikobereitschaft.
    Wir wissen, dass Jugendliche
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    die Tendenz haben, Risiken einzugehen.
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    Sie gehen mehr Risiken ein
    als Kinder oder Erwachsene,
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    und sie neigen besonders zu Risiken,
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    wenn sie Freunde treffen.
    Es gibt einen starken Drang,
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    von den Eltern unabhängig zu werden
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    und seine Freunde in der Jugend zu beeindrucken.
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    Aber jetzt versuchen wir das hinsichtlich
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    der Entwicklung einer Gehirnregion
    namens limbisches System zu verstehen.
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    Ich zeige Ihnen das limbische System, in rot
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    auf der Folie hinter mir und auf dem Gehirn.
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    Das limbische System liegt
    tief im Innern des Gehirns,
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    und ist an Verarbeitung von
    Emotionen und Belohnungen beteiligt.
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    Es gibt einem das befriedigende Gefühl,
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    Dinge aus Spaß zu tun,
    einschließlich Risiken einzugehen.
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    Es gibt einem den Kick,
    Risiken einzugehen.
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    Und diese Regionen innerhalb
    des limbischen Systems
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    erwiesen sich als überempfindlich
    gegen das Belohnungsgefühl
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    der Risikobereitschaft bei Jugendlichen,
    verglichen mit Erwachsenen.
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    Gleichzeitig ist der präfrontale Cortex,
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    den Sie auf der Folie in blau sehen können,
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    und der uns davon abhält,
    übermäßige Risiken einzugehen,
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    bei Jugendlichen noch stark im Aufbau.
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    Die Hirnforschung hat gezeigt,
    dass das jugendliche Gehirn
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    eine wirklich tiefgreifende
    Entwicklung durchläuft,
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    und dies hat Auswirkungen
    auf Ausbildung, Rehabilitation
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    und Förderung. Das Umfeld,
    einschließlich Unterricht,
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    prägt das sich entwickelnde
    jugendliche Gehirn,
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    und doch gibt es erst
    seit relativ kurzer Zeit
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    eine routinemäßige Erziehung
    von Jugendlichen im Westen.
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    Alle meine vier Großeltern mussten
    zum Beispiel in ihrer frühen Jugend
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    die Schule verlassen. Sie hatte keine Wahl.
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    Und das trifft immer noch
    auf sehr viele Jugendliche
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    auf der ganzen Welt zu.
    Vierzig Prozent der Jugendlichen
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    haben keinen Zugang zu höherer Schulbildung.
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    Dennoch ist dies eine Lebensphase,
    in der das Gehirn
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    besonders anpassungsfähig und formbar ist.
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    Es ist eine fantastische Gelegenheit
    für Lernen und Kreativität.
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    Was manchmal als Problem mit Jugendlichen
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    angesehen wird — erhöhte Risikobereitschaft,
    schlechte Impulskontrolle,
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    Gehemmtheit – sollte nicht stigmatisiert werden.
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    Es spiegelt Veränderungen im Gehirn wider,
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    die eine ausgezeichnete Gelegenheit für Bildung
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    und soziale Entwicklung bieten. Vielen Dank. (Beifall)
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    (Beifall)
Title:
Sarah-Jayne Blakemore: Die geheimnisvolle Funktionsweise des jugendlichen Gehirns
Speaker:
Sarah-Jayne Blakemore
Description:

Warum scheinen Teenager so viel impulsiver und so viel weniger selbstbewusst als Erwachsene? Die kognitive Neurowissenschaftlerin Sarah-Jayne Blakemore vergleicht den präfrontalen Cortex von Jugendlichen mit dem von Erwachsenen, um zu zeigen, wie das typische Teenager-Verhalten vom wachsenden und sich entwickelnden Gehirn verursacht wird.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
14:26

German subtitles

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