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35C3 Vorspannmusik
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Herald: Ich helfe gerne auf diesem Chaos
Veranstaltungen und ich rede auch sehr
-
sehr gerne darüber. Vor ein paar Jahren
sagte darauf mal jemand: "CCC das sind
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doch die Guten.". Zu solch einer
Wahrnehmung tragen auch unsere beiden
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nächsten Sprecher bei, indem sie mit
Journalismus Engagement und Talks wie dem
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folgenden Aufklärung betreiben. Bitte
begrüßt mit wir die beiden "netzpolitik
-
dot org" Redakteure Constanze Kurz und
Ingo Dachwitz zu ihrem Talk "Micro
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Targeting und Manipulation von Cambridge
Analytica zur EU-Wahl".
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Audience: applause
-
Constanze Kurz: Herzlichen Dank. Ein etwas
pathetischer Anfang. Guten Morgen. Wir
-
freuen uns dass ihr schon so zahlreich
alle wach seid. Wir haben uns vorgenommen
-
über den Cambridge Analytica Skandal zu
reden, aber nicht im Kern, sondern ihn nur
-
als Anlass zu nehmen über die Frage der
politischen Manipulation des öffentlichen
-
Diskurses und der politischen öffentlichen
Meinung zu sprechen. Wir wollen ein
-
bisschen zurückblicken auf das Jahr 2018,
wo diese Debatte erstmals aus meiner Sicht
-
auch international geführt wurde. Und wir
wollen so ein paar Ideen die vor allen
-
Dingen aus Brüssel und Straßburg derzeit
kommen. Denn die anstehende EU-Wahl bringt
-
so ein bisschen politischen Druck auf.
Daüber wollen wir sprechen und wir haben
-
natürlich wie es sich gehört ein paar
Forderungen von denen wir meinen, dass sie
-
sinnvoll wären, um Desaster wie wir sie
quasi in der Vergangenheit den letzten
-
zwei Jahren erlebt haben möglichst zu
verhindern oder zumindest nicht unerkannt
-
zu lassen. Wir erinnern uns daran der
Skandal über den wir ja gleich sprechen,
-
ist ja eigentlich schon mehrere Jahre lang
oder jedenfalls liegt er einige Jahre
-
zurück und ich glaube sich Methoden zu
überlegen wie man in Zukunft diese Form
-
der hinterrücks Manipulation zumindest
erkennen kann scheint wichtig zu sein.
-
Ingo Dachwitz: Genau. Und wir steigen ein,
würde ich mal sagen, mit einer kleinen
-
Begriffsklärung. Einfach nochmal zur
Vergegenwärtigung, weil der Cambridge
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Analytica Skandal jetzt ja auch schon doch
ein paar Monate her ist und irgendwie
-
dieses Wort Microtargeting schwirrt
manchmal so rum im politischen Diskurs.
-
Wir wollen es nochmal kurz klären
worum...worüber reden wir eigentlich wenn
-
wir über Microtargeting sprechen. Gemeint
ist die gezielte Ansprache von kleinen und
-
Kleinstgruppen, bis hin zur wirklich
individuellen Größe mit zugeschnittenen
-
Botschaften. Grundsätzlich eigentlich
politischer und kommerzieller Art. Wir
-
wollen uns heute auf den politischen
Bereich ein bisschen fokussieren. Die
-
Grundlage, die Basis für diese gezielte
Ansprache, beim sogenannten
-
Microtargeting, sind Datenprofile. Also
zum Microtargeting gehören immer zwei
-
Dinge. Es ist nicht nur das Zuschneiden
von Botschaften und das Aussenden von
-
politischen Botschaften sondern es ist
immer auch der davorgeschaltete
-
Analyseschritt. Die Definition von
Zielgruppen und Zielen und das eben auf
-
Basis von Datenprofilen. Also
soziodemografische Faktoren, lokale
-
Faktoren, also...ja Ort, Ortsdaten,
ökonomischer Status, Verhaltensdaten,
-
Vorlieben, Eigenschaften und eben auch auf
Basis von Psychometrischen Analysen; was
-
genau das ist werden wir gleich nochmal
ein bisschen erklären. Das...diese Methode
-
kommt ursprünglich eigentlich aus dem
kommerziellen Marketing, ist inzwischen
-
aber weitverbreitet und immer weiter
verbreitet auch im politischen Bereich.
-
Und das sagen wir mal vorweg: uns geht es
ja heute hier weder darum einzelne Akteure
-
jetzt irgendwie zu beleuchten, sondern
eher so ein bisschen strukturell auf die
-
Manipulationsmethoden zu schauen die
diesen Baukasten den es gibt. Und wir
-
werden eben auch nicht in erster Linie
über Wirkung sprechen. Denn empirische
-
Studien dazu, wie genau eigentlich
Microtargeting wirkt
-
sind rar. Und es gibt sehr
unterschiedliche und umstrittene Deutungen
-
dieses Phänomens. Auf jeden Fall können
wir schonmal festhalten, es ist sehr
-
Kontextabhängig wie Microtargeting wirkt
und hat sehr viel eben damit zu tun welche
-
Akteure es einsetzen, für welchen Zweck
sie eingesetzt werden und in welchem
-
Rahmen sie eingesetzt werden.
C: Wenn man es mal ganz praktisch machen
-
will, so geht in der Regel eine gewisse
Analyse diesen Versuchungen, Kampagnen
-
durchzuführen voraus. Ganz praktisch wenn
man sich mal vorstellen will: wir hatten
-
ja vor drei Tagen hier einen Vortrag über
die Polizeigesetze wenn man also eine
-
politische Partei ist. Man hat ein
Programm wo man bestimmte technische
-
Überwachungs- und Kontrollbefugnisse und
innere Sicherheitsprogramm an den Mann
-
bringen will, dann lässt man sich eine
ordentliche Wähleranalyse machen, die in
-
der Regel eben auch heute eine
Datenanalyse ist. Und dann wird einem
-
vielleicht der Analytiker sagen: "Naja, ab
einem bestimmten Alter spricht diese
-
Message besonders an. Oder aber auch
Alleinstehende spricht diese Message
-
besonders an". Und dann nimmt man genau
die Daten die Ingo sagte und versucht sehr
-
zielgenaue Nachrichten auszuspähen. Ich
glaube soweit ist es auch im Wesentlichen
-
bekannt. Ich glaube der Punkt den man hier
machen muss ist die Granularität.
-
Vielleicht noch in Bezug...da werden wir
nachher nochmal ein bisschen genauer
-
darüber sprechen...zu dem was Friederike
von Privacy International gestern
-
berichtet hat: über die Frage sind eben
nicht nur die Benutzer dieser Plattformen
-
sind, sondern auch Menschen die gar keinen
Account haben bei diesen Werbeplattformen.
-
Dass sie sich längst auf die Mobiltelefone
kapriziert. Dass die Form von sogenannten,
-
das nennt sich dann: Cross-Device
Campaigns. Also dass man versucht auf den
-
Zeitpunkt festzustellen, wo derjenige
gerade rezeptiv ist, weil er vielleicht
-
gerade in einer Tram sitzt und elf Minuten
Zeit hat für bestimmte Messages. Man sieht
-
einfach, dass das sich ein bisschen
zuzieht. Aber im Wesentlichen bleibt der
-
Kern dieser Technik eben wie beschrieben.
Im Jahr 2018 begann diese...also die Fake
-
News Debatte ist älter, wenn ihr euch
erinnert. Aber der Begriff ist so ein
-
bisschen, zumindest aus meiner Sicht, im
Laufe des Jahres ersetzt worden durch
-
Falschinformationen und Desinformationen.
Und wir wollen sozusagen in dem ganz
-
kleinen definitorischen Block den wir hier
so haben, bisschen über Desinformationen
-
reden. Wir halten den für sehr viel
sinnvoller als den Begriff Fake News. Er
-
ist auch älter und hat vor allen Dingen
ne' politische Komponente. Wie viele
-
vielleicht wissen, oder zumindest der Teil
der noch Russisch hatte in der Schule -
-
gibt ja n' paar hier -, kommt'et aus dem
Russischen "dezinformácija" und ist
-
eigentlich so ein Begriff aus der
politischen Propaganda der Geheimdienste.
-
Denn schon vor der digitalen Welt wurde
natürlich diese Form von Versuchen die
-
öffentliche Meinung zu beeinflussen
durchgeführt. Ist ja nicht neu und man
-
bedient sich nur der Möglichkeiten die
diese Werbeplattformen heute bieten. Und
-
ich glaube, das sollte man auch nicht
vergessen: Wir haben so ein bisschen
-
Debatte vor allen Dingen um Großbritannien
und dem Wahlkampf von Donald Trump. Aber
-
diese Vorgehensweisen sind älter, sie sind
orientiert an der Bedürfnisweckung in der
-
Werbeindustrie und haben sich sozusagen
eigentlich nur spezialisiert auf bestimmte
-
Ziele. Wir wissen darüber ne' ganze Menge.
Zum einen, weil dieser Donald-Trump-
-
Wahlkampf und das Referendum in
Großbritannien ja längst nicht die ersten
-
waren, sondern auch schon der vergangene
Obama-Wahlkampf diese Methoden benutzt
-
hat...aber...Sicherlich hat sich's mehr
zugespitzt und waren teilweise die
-
Ergebnisse so knapp, dass anders darüber
debattiert wurde. Und ausländische Player
-
haben in diesen Desinformationskampagnen
natürlich eine Rolle gespielt. Und das hat
-
es zugespitzt. Wir wollen gar nicht so
sehr darüber reden wie wirksam, also, im
-
Sinne des Ergebnisses diese politischen
Kampagnen sind, weil die meisten der
-
Untersuchungen dazu, vor allen Dingen die
auf die wir uns hier beziehen, die wir
-
nachher auch offenlegen sozusagen unsere
Quellen sind, sind gar nicht so...Sie
-
kommen noch gar nicht zu einem
Endergebnis. Viele haben vielleicht die
-
Papiere von den US amerikanischen Behörden
gelesen und es gab ja auch eine politische
-
Debatte darum aber im Ergebnis im Sinne
von gerichtsfest ja dass man jemanden oder
-
einer bestimmten Gruppe etwas nachweisen
kann haben wir relativ wenig. Auch die
-
Briten sind in Bezug auf Referendum und
die Behörden die untersuchen und auch der
-
parlamentarische Ausschuss der noch immer
seine Untersuchung fortsetzt, noch nicht
-
zu einem Endergebnis gelangt hat, werden
wir also auch 2019 noch erfahren.
-
I: Nochmal übersetzt zur Ausgangslage Wenn
wir über die EU-Wahl reden die im Mai 2019
-
stattfinden wird. Wie steht es um die
politische öffentlichkeit in welchem
-
Kontext finden diese Themen statt über die
wir heute sprechen. Zum einen ist da
-
sicherlich zu nennen dass wir feststellen
können dass die politische Öffentlichkeit
-
nervös gewissermaßen ist. Wir können eine
Polarisierung feststellen gerade in der
-
digitalen Öffentlichkeit und eben auch ein
großes Misstrauen gegenüber einerseits
-
etablierten Medien andererseits aber
eigentlich gegenüber allen Nachrichten die
-
wir im Netz finden können. Es herrscht
eine große Misstrauenskultur. Und der
-
zweite Punkt den wir vielleicht zur
Ausgangslage noch mal sagen können ist die
-
Struktur, ist ein struktureller Punkt,
denn wir können ja feststellen, deshalb
-
die Grafik, die digitale Öffentlichkeit.
Es gibt zwei Firmen, zwei Konzerne die
-
essenziell sind eigentlich für die
Herstellung digitaler Öffentlichkeit und
-
auch politischer Öffentlichkeit im
digitalen und die heißen Facebook und
-
Google mit ihren sehr unterschiedlichen
Diensten. Um es nochmal aufzuzählen
-
Facebook, Instagram, WhatsApp, das
Facebook Netzwerk das große Werbenetzwerk
-
Audience Network mit dem Facebook eben
nicht nur Web-Inhalte, Werbung auf eigenen
-
Seiten sondern auch auf anderen Seiten
ausspielt und natürlich Google mit
-
YouTube, der Google-Suche, Google News,
dem DoubleClick Network und dem Analytics
-
Diensten, die sozusagen enorm wichtig und
fast dominierend dafür sind wie digitale
-
Öffentlichkeit hergestellt wird. Und wir
können eben sehen dass diese beiden
-
Dienste kommen mit diesen Tools für micro
targeting an Bord, die sind integraler
-
Bestandteil der Art und Weise wie Facebook
und Google digitale Öffentlichkeit
-
herstellen und strukturieren. Einfach um
mal ein paar Tools zu nennen. Da gehören
-
die Insight Werkzeuge dazu, also
diejenigen die Seiten betreiben oder
-
Kampagnen betreiben haben eben weitgehende
Einblicke in Nutzungs und Zielgruppen
-
Analysen. Es gibt sehr einfache
Zielgruppenbaukästen für das Ad-Targeting
-
wo man sich wirklich sehr leicht
zusammenstellen kann wie sieht eigentlich,
-
wie soll die Zielgruppe aussehen die ich
ansprechen möchte? Welche Region? Welches
-
Alter? Welche Eigenschaften? Welche
Interessen? Kinderleichtes
-
zusammenstellen; Und dann gibt es, was
vielleicht auch einige wissen aber dann
-
doch irgendwie in der öffentlichen Debatte
noch nicht weit genug bekannt ist
-
eigentlich, gibt es die Möglichkeit sowohl
bei Facebook als auch bei Google mit der
-
sogenannten Custom Audience Funktion, dass
Werbetreibende Menschen mit dem Targeting
-
erreichen zu denen sie vorher schon mal
Kontakt hatten. Wenn ich als
-
Werbetreibender, sei es politischer oder
kommerzieller Art, eine Liste mit
-
Kontaktdaten habe, E-Mail-Adressen,
Telefonnummern oder ähnliches, dann kann
-
ich diese bei den Diensten hochladen bzw.
mit diesen abgleichen und dann genau die
-
Menschen erreichen die ich erreichen will
und nicht nur das, über diese Custom
-
Audience Funktion hinaus gibt es auch die
Look-alike Audience Funktionen wo diese
-
Dienste mir nicht nur den Zugang zu den
Menschen ermöglichen deren E-Mail-Adressen
-
nicht ohnehin schon in meiner Kontaktliste
habe, sondern Menschen die, was deren
-
Eigenschaften und Daten Profile angeht,
genau so oder sehr ähnlich sind wie die
-
Menschen die ich schon in meiner Datenbank
gespeichert habe. Diese Micro Targeting
-
Tools sind integraler Bestandteil der
Plattform und sind die Bordmittel ohne die
-
die digitale Öffentlichkeit, zumindest auf
diesen Plattformen, nicht funktioniert.
-
C: Nun haben wir ja die
Datenschutzgrundverordnung die in Kraft
-
getreten ist und die verschiedenen
Behörden in Europa die dafür zuständig
-
sind und insbesondere besonders betroffene
britische ICO hat sich nathürlich der
-
Frage beschäftigt ob diese Tatsache,
gerade in dem Beispiel das Ingo brachte
-
dass man zum Beispiel eine Adressleiste
hat, eine Mail-Liste oder so, ob die nach
-
der neuen Rechtslage überhaupt noch da
hochgeladen werden dürfen bei denen
-
Werbeplattform. Da gibt's einen gewissen
Streit. Die britische ICO steht zum
-
Beispiel auf dem Standpunkt, dass das so
nicht mehr ginge und hat die politischen,
-
sämtliche politischen Parteien in
Großbritannien aufgefordert das so nicht
-
fortzusetzen. Aber es wird sicherlich noch
eine Weile dauern ehe solche Fälle
-
letztlich vor Gericht landen.
I: in Deutschland, nur der Vollständigkeit
-
halber, in Deutschland gibt's die Debatte
auch. Das Bayerische Landesamt für
-
Datenschutzaufsicht beispielsweise
vertritt die Auffassung und versucht sie
-
im nächsten Jahr verstärkt durchzusetzen,
dass auch das ohne Einwilligung der
-
Betroffenen auf diesen Listen nicht mehr
möglich ist.
-
C: Nun, bei gewissen war es auch vorher
nicht erlaubt, also etwa wenn es um
-
Ethnien geht oder andere Formen von
direkter Diskriminierung, aber die
-
Antworten die im Rahmen dieses Cambridge
Analytica Skandals, auf die wir gleich
-
noch mal ein bisschen kommen aber auch
relativ kurz, waren ja im Prinzip
-
interessant weil die Konzerne mal
Antworten geben mussten und nach Angaben
-
von Facebook ist es ja so, dass ihr
Verhalten genau drei wichtige Kriterien
-
ausgewertet werden. Das sind zum einen
Likeing, also wo klickt man hin zum liken,
-
zum anderen auf welche Werbung klickt der
Account Besitzer selbst und welche Apps
-
benutzt er. Wenn man sich da mal überlegt,
falls hier Menschen dabei sind, die diese
-
Konzerne benutzen, da kann sich natürlich,
da kann man rückschließen auch auf die
-
Kriterien die eigentlich wegen das
Diskriminierungsverbot nicht nutzbar
-
wären, jedenfalls nicht direkt nutzbar
wären. Aber wir wollen jetzt mal noch kurz
-
auf den Skandal kommen um nochmal in
Erinnerung zu rufen, es war ja so ein
-
elendes Facebook Jahr, im Prinzip hatte
man ja im Monat zwei verschiedene Arten
-
von kleinen und größeren Skandalen über
die man gesprochen hat und viele haben
-
dabei vergessen was die Essenz dieses
Cambridge Analytica Skandals eigentlich
-
war, warum der international so riesige
Wellen geschlagen hat sodass sich der
-
Konzernchef sowohl in den US-Kongress wie
auch ins Europaparlament setzen musste und
-
das britische Parlament und da seine "We
get back to you"-Reden gehalten hat. Es
-
war ja eigentlich ein relativ einmaliger
Vorgang.
-
I: genau in diesem Maße haben wir
eigentlich noch nie. Es gab auch Berichte
-
über Cambridge Analytica bereits seit 2015
eigentlich hätten wir auch schon aber in
-
diesen Maßnahmen noch nie eine öffentliche
Debatte und eine öffentliche Einsicht in
-
diese Methoden des politischen Micro
Targeting bekommen. Der Skandal um
-
Cambridge Analytica ist natürlich deshalb
ein besonderer weil, a) der Facebook
-
Konzern betroffen ist und dessen besonders
laxer bis verantwortungsloser Umgang mit
-
den Daten seiner Nutzerinnen und Nutzer
und andererseits eben im Raum stand und
-
inzwischen ja auch bestätigt ist durch die
Untersuchungsberichte dass Daten von
-
Facebook-NutzernInnen ohne ihr Wissen
beispielsweise für das Targeting in Trumps
-
Wahlkampf eingesetzt worden sind. Um es
einmal kurz up zu wrappen. Worum ging es
-
bei Cambridge Analytica? Ein ehemaliger
Forscher oder damals noch Forscher an der
-
Cambridge University hat sich
zusammengetan mit der Firma Cambridge
-
Analytica bzw. SCL, der Mutterfirma von
Cambridge Analytica. Camebridge Analytica,
-
da gibt es ganz interessante Geschichten
zu wie der Name zustande kommt, es ist
-
scheinbar vor allen Dingen ein Konstrukt
gewesen damit man dem US Manipulateur und
-
damals Trump Berater Steve Bannon gefallen
kann. Was haben die gemacht? Sie haben
-
eine eigentlich ursprünglich für
wissenschaftliche Zwecke entwickelte und
-
auch genehmigte App eingesetzt zum Sammeln
von umfangreichen Daten: Profil
-
Informationen, Like Informationen von
insgesamt 320 000 Menschen die dafür
-
bezahlt worden sind. Kleinere Click-Worker
die für Centbeträge eben diese App genutzt
-
haben, eine mit Facebook verbundene App
und haben dort einerseits einen Fragebogen
-
ausgefüllt der dazu dient eine
Persönlichkeitsanalyse nach dem
-
sogenannten OCEAN-Modell, ein
psychologisches Modell das relativ weit
-
verbreitet und etabliert ist, zu machen,
das einem die Einordnung der
-
Persönlichkeit anhand von fünf
Charaktereigenschaften ermöglicht. Die
-
haben aber nicht nur diesen Fragebogen
ausgefüllt sondern eben einerseits einen
-
umfangreichen Datensatz bewusst oder
unbewusst über sich preisgegeben ihrer
-
Facebook-Daten und über in insgesamt
87 Millionen Freundinnen und Freunde mit
-
denen sie auf Facebook verbunden waren und
Cambridge Analytica beziehungsweise diese
-
Forschungsfirma des Cambridge Forschers
Alexander Cowan, haben dann diese
-
Persönlichkeitsanalysen von den 320.000
Menschen, die diesen Fragebogen ausgefüllt
-
haben, gemacht und dann anhand der
Facebook-Daten Ähnlichkeiten wieder nach
-
Datenprofilenähnlichkeiten ausgewertet,
sodass sie am Ende Persönlichkeitsprofile,
-
psychologische Persönlichkeitsprofile von
87 Millionen Menschen hatten, unter
-
anderem 30 Millionen US-AmerikanerInnen
und US-Amerikaner. Diese Daten sind an
-
Cambridge Analytica bzw. SCL gegangen. Die
wiederum haben sie mit ihren umfangreichen
-
eigenen Datenbanken, in den USA haben die
politischen Akteure deutlich mehr laxeren
-
Zugriff auf Datenbanken über Wahlverhalten
und registrierte Wählerinnen und Wähler,
-
verbunden und diese genutzt, um die Trump-
Kampagne...ja...politisch in der
-
politischen Kommunikation zu stärken.
Wofür haben Sie das eingesetzt? Unter
-
anderem haben sie, so beschreibt es der
Whistleblower Christopher Wylie, eben
-
ganze passende Informationsökosysteme aus
Blogs und Webseiten eigentlich aufgesetzt.
-
Für die Manipulation Einzelner bzw. von
Gruppen. Je nach Themengebiet haben sie
-
eben einzelne Blogs und Webseiten
aufgesetzt, um den Eindruck einer
-
neutralen Öffentlichkeit oder einer
neutralen Berichterstattung zu machen und
-
Leute auf bestimmte Themen dann eben
anzusprechen, sei es etwa Waffenrecht oder
-
ähnliches oder die Migrationsfrage.
C: Also besonders politisch umstrittene
-
Fragen. Also wo sich ich Leute wohl eher
polarisierend wirkt.
-
I: Nicht nur das. Dann ist es eingesetzt
worden für das Microtargeting im
-
Haustürwahlkampf der in den USA eine
besonders große Rolle spielt. Also bis zu
-
32 unterschiedliche Gesprächsleitfäden
haben die Haustürwahlkämpfer eben bekommen
-
und wussten in etwa, ok, wenn ich jetzt an
dieser Tür klingel, welchen Leitfaden muss
-
ich jetzt einsetzen. Und was wir online
gesehen haben, ist eine gezielte Negativ-
-
Kampagne gegen Hillary Clinton bei der die
Trump-Kampagne oder Pro-Trump-Campaigner
-
nicht versucht haben, Leute davon zu
überzeugen Donald Trump zu wählen, weil
-
sie wussten bestimmte Wählergruppen sind
überhaupt nicht zu erreichen für diesen
-
Typen, sondern es ging um strategische
Demobilisierung der Gegenseite. Also
-
bestimmte Wählergruppen in denen Hillary
Clinton besonders stark ist oder
-
klassischerweise stark gewesen wäre,
Frauen, People of Color und so weiter,
-
sind mit gezielten negativ Informationen,
beispielsweise auf Facebook versorgt
-
worden, um die Gegenkandidatin zu
diskreditieren. Beispielsweise Frauen
-
haben dann sehr viel Wahlwerbung bekommen
die auf den Seitensprung oder die Untreue
-
von Bill Clinton angespielt haben, um das
Bild von Hillary Clinton als wackere
-
Feministin, das die demokratische Kampagne
so ein bisschen versucht hat zu zeichnen,
-
eben zu schwächen.
C: Und es hat negative campaigning in den
-
Vereinigten Staaten sehr viel weiter
verbreitet als in den typischen
-
europäischen oder gar deutschen
Wahlkämpfen. Dennoch hat das natürlich ne'
-
andere Form von Manipulationsmacht, wenn
eben nicht an alle gerichtet über
-
Fernsehspots läuft, sondern eben typisiert
ausgespielt wird. Es gibt
-
kein...keine...Es gibt kein Endergebnis,
inwieweit tatsächlich das Wahlergebnis
-
davon beeinflusst war. Es gibt das klare
Ergebnis, dass es eine Beeinflussung gab,
-
aber nicht etwa das Ergebnis, dass es
keinen Präsidenten Donald Trump gegeben
-
hätte, ohne diese Form der
Onlinemanipulation. Wer sich ein bisschen
-
auseinandersetzt mit dem US amerikanischen
Wahlsystem, weiß natürlich, dass man an
-
bestimmten Lokationen, eine Manipulation
sehr viel wirksamer durchführen kann, wenn
-
man etwas über die Verteilung sozusagen
weiß. Und so hat natürlich auch Location
-
Data, also die Frage wo befinden sich
Personen die denen ich möglichst eine
-
demotivierende Message zukommen lassen
will, damit sie nicht zur Wahl gehen. Hat
-
dadurch eine größere Rolle gespielt, im
Vergleich zu dem Obama Wahlkampf davor, wo
-
es übrigens kaum kritisiert wurde. Wo
es auch eine sehr enge Zusammenarbeit gab.
-
I: Und am Ende sind es etwa 70.000 Stimmen
gewesen, die über den Wahlentscheid oder
-
über den Wahlausgang entschieden haben, in
drei unterschiedlichen Bundesstaaten.
-
Also, so knapp ist diese Wahl am Ende
ausgegangen.
-
C: Okay. Wir wollen ein bisschen sprechen
über dat Brexit Referendum. Zum einen,
-
weil das Ergebnis auch so furchtbar knapp
war, weil die Untersuchung im britischen
-
Parlament sehr viel öffentlicher sind und
genauer sind und, weil natürlich die
-
Aussagen die auch nach dem Brexit...nach
dem Cambridge Analytica Skandal dann dort
-
gemacht wurden nachzulesen sind. Aber
auch, weil das ICO eine britische ganze
-
Fragenkataloge, sowohl an die Konzerne,
wie aber auch an die politische Parteien
-
gestellt hat. Und eben versucht hat
auszuwerten was ist denn eigentlich...was
-
wird eigentlich wirklich getan. Denn man
kann, glaub ich aus meiner Sicht,
-
zumindest nicht immer nur diese
Werbekonzerne und Datenfirmen an die
-
Kandaren nehmen, sondern man muss sich
natürlich auch fragen, wie sind denn die
-
politischen Parteien, die Aufgabe die
Regulation dafür machen, eigentlich selber
-
daran beteiligt. Da ist ja ein ganz klarer
Interessenkonflikt. Denn wir reden hier
-
anders als, glaub ich, gerade am Anfang
des Jahres viel so diskutiert wurde. Wir
-
reden ja über ganz klare Machtfragen. Wenn
es tatsächlich so sein sollte, dass anders
-
als beim US-Wahlkampf wo, meine Güte, nach
vier Jahren wird jemand neues gewählt und
-
maximal acht Jahre kann Trump Präsident
sein. So ist, denk ich mal, die
-
Entscheidung für ein Land aus der EU
auszusteigen sicherlich für mehrere
-
Generationen eine weitreichende
Entscheidung. Also von dem Ergebnis, finde
-
ich, noch schwerwiegender und knapper.
I: Genau, was haben wir gesehen beim
-
Brexit Referendum oder was haben die
Untersuchungsberichte rausgefunden,unter
-
anderem. Also, wir gehen jetzt einfach mal
so ein paar Beispiele durch, um so einen
-
Blick nochmal ein bisschen zu erweitern.
Unter anderem beim Brexit Referendum ist
-
unter anderem zu sehen gewesen, dass die
Leave-Kampagnen, also die pro Brexit
-
Kampagnen, untereinander fleißig Date
ausgetauscht haben. Was natürlich nicht
-
der Zweckbindung des dem
Datenschutzgrundsatz der Zweckbindung
-
entspricht. Wenn ich als
jemand...ein...wenn ich als jemand der
-
sich für das Thema interessiert einer
Kampagne meine Daten zur Verfügung stelle,
-
beispielsweise Kontaktdaten, gehe ich
nicht davon aus, dass meine Daten an
-
andere Konzerne oder weitere Kampagnen,
die formell unabhängig sind und eigentlich
-
auch nicht zusammenarbeiten dürfen,
weitergegeben werden. Was haben Sie noch
-
rausgefunden? Unter anderem gibt es einen
britischen Versicherungskonzern, dessen
-
Geschäftsführung eng verbunden ist mit
einer der Leave-Kampagnen, oder war mit
-
einer der Leave-Kampagnen, die unter
anderem dann die Kundenlisten dieses
-
Versicherungskonzerns eingesetzt haben, um
zielgerichtet Menschen anzurufen und
-
mit...oder mit Wahlkampfbotschaften Pro-
Leave zu bombardieren.
-
C: Typisch kann man noch sagen, etwa eine
ganz klassische oder mehr ebige
-
Desinformationskampagne. Also die
Wahrhaftigkeit der Nachrichten die
-
ausgespielt wurde war fragwürdig. Da sind
aber auch immer noch Gruppen dran die
-
daran auswerten und auch - wir haben
vorhin schon erwähnt - die
-
parlamentarische Untersuchung und die
Untersuchung des ICO - sozusagen wie so
-
eine Bundesdatenschutzbehörde vergleichbar
kann man sagen in Großbritannien - ist
-
noch immer nicht abgeschlossen.
I: Genau...in Anbetracht der Zeit machen
-
wir die folgenden Beispiele, die diesen
Blick so mal ein bisschen erweitern, mal
-
eher kurz. Aber wir wollen sie doch
zumindest einmal erwähnen, damit man es
-
mal gehört hat. In Irland hat in diesem
Jahr ein Referendum über das, bis dato
-
sehr straffe und scharfe Abtreibungsrecht
stattgefunden. Mit einer hochgradig
-
polarisierten und in der Öffentlichkeit
umkämpften Kampagne oder Kampagnen. Und
-
unter anderem konnten wir feststellen,
dass in diesem politischen Kampf um
-
die... um das Abtreibungsreferendum nicht
nur Akteure aus Irland mitgespielt haben,
-
sondern es ist öffentlich geworden, dass
auch religiöse Fundamentalistengruppen aus
-
den USA, beispielsweise die irische
Bevölkerung, mit Microtargeting versucht
-
haben zu erreichen. Haben unter anderem
sogenannte Aufklärungswebseiten,
-
Facebookkampagnen und so weiter
aufgesetzt, um vermeintlich Unentschiedene
-
zu erreichen und mit vermeintlichen Fakten
eben aufzuklären. Facebook hat, als es
-
öffentlich wurde, dann irgendwann auch
unterbunden, dass Akteure (oder zumindest
-
versucht zu unterbinden), dass Akteure aus
dem Ausland hier mitmischen dürfen.
-
C: Also...Typisch ist eben, weil wir daran
nur festhalten wollen, ist, dass man mit
-
relativ kleinen Summen, also Summen, die
für finanzstarke Länder einfach überhaupt
-
keine Rolle spielen, in hohem Maße
Einfluss nehmen kann auf 'ne ausländische
-
Referendum oder eine Wahl.
Das ist natürlich auch nicht neu.
-
Aber, ich glaube,
auf diese heimliche
-
Hinterrücks-Art-und-Weise
und möglicherweise unbemerkt von
-
denjenigen, die betroffen sind, oder erst
später bemerkt, ist natürlich insofern ein
-
neues Phänomen. Aber et wird sozusagen
noch schlimmer, wenn man einen Blick nach
-
Afrika wirft.
I: Genau... In Kenia hat 2017 ein
-
ebenfalls hochgradig polarisierter
Wahlkampf... Präsidentschaftswahlkampf
-
zwischen, im Wesentlichen zwei Parteien
oder Parteiengruppierungen, stattgefunden.
-
Und was wir sehen können, ist, dass das in
Kenia, wie in vielen afrikanischen
-
Staaten, die Datenschutzgesetze natürlich
deutlich schwächer sind und die Parteien
-
über einen erheblichen... erhebliches Maß
an eigenen Datenbanken verfügen,
-
gleichzeitig Zugriff auf Wahlregister
haben, mit Ausweisnummern, Telefonnummern,
-
Namen und biometrischen Angaben, von den
zum Wahlen Registrierten. Und auch dort
-
haben wir ein gezieltes, groß angelegtes
Negative Campaigning gesehen. Unter
-
anderem auf oder durch die Kampagne des
damaligen Präsidenten und auch heute oder
-
dann wiedergewählten Präsidenten Uhuru
Kenyatta. Unter Nutzung beispielsweise der
-
auch in Deutschland und den USA nicht ganz
unbekannten Negative-Campaigning-
-
Organisationen Harris Media aus den USA.
Und was wir da gesehen haben in Kenia ist,
-
dass eine Entwicklung, die wahrscheinlich
so ein bisschen vorwegnimmt, was wir auch
-
in europäischen Wahlkämpfen erleben
werden, nämlich dass sich dort sehr viel
-
verlagert hat in Messenger-Gruppen und
dass dort sozusagen auch das
-
zielgerichtete Werben, vor allen Dingen
dann in zugeschnittenen Messenger-Gruppen,
-
WhatsApp-Gruppen,
stattgefunden hat, in
-
denen dann eben auch gezielt,
ja, mobilisiert wurde
-
und Menschen dann einfach, weil ihre
Telefonnummern bei den wahlwerbenden
-
Akteuren bekannt waren, hinzugefügt wurden
ohne gefragt zu werden, und dann dort
-
bombardiert wurden mit Nachrichten.
C: Ich denke, wir können; Wir wissen ja
-
bereits, dass 2019 so
ein bisschen über 20 Wahlen
-
in Europa stattfinden und die EU-Wahl...
-
Ist glaube ich interessant, auf die neuen
Kanäle zu blicken. Betrifft dann
-
natürlich nicht nur WhatsApp, sondern da
muss man glaube ich auch Instagram im Auge
-
behalten. Man kann eigentlich so dieses
Follow-the-Money-Modell ganz gut fahren.
-
Man kann also gucken, wo gehen die oder wo
steigen die Zahlen für Advertisement und
-
dann kann man immer ungefähr sehen, wo die
nächsten technisch interessanten für diese
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Manipulationszwecke ebenfalls benutzten
Plattformen sind. Das hat sich so ein
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bisschen kapriziert auf Facebook. Es liegt
aber auch daran, dass natürlich die
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Nutzung in den verschiedenen Kontinenten
sehr unterschiedlich ist.
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In Afrika ist halt
Facebook enorm verbreitet,
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aber auch die
Twitter-Nutzung relativ stark. Wir könnten
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jetzt noch andere Beispiele nennen, die
wir jetzt mal weglassen. In Frankreich ist
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es sehr intensiv debattiert worden. Wir
haben südamerikanische Fälle.
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I: Brasilien.
C: Wir haben Fälle wie in Kenia, wo,
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also internationale Fälle, wo sozusagen so
polarisiert war, dass es zu
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Gewaltausbrüchen geführt hat, was wir
jetzt so in Europa noch nicht gesehen
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haben. Wir wollen uns aber jetzt nochmal
auf das eine Beispiel in Österreich
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nochmal stürzen,
weil auch so ein typischer Fall ist,
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wo man, glaube ich,
so Muster erkennen kann.
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I: Genau. Das fühlt sich ja immer so weit
weg an, oder kann man sich für manche
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jedenfalls. Im österreichischen Wahlkampf,
Parlamentswahl und
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Präsidentschaftswahlkampf, haben wir unter
anderem erleben können,
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wie ein Berater und Wahlkampfmanager
der Sozialdemokratischen Partei,
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Tal Silberstein,
so ganz tief in
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den Methodenkoffer der Desinformation oder
eigentlich der digitalen Manipulation
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gegriffen hat. Hat nämlich Facebook-
Seiten, gefakte Facebook-Seiten aufgesetzt
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u.a. die Seite "Wir für Sebastian Kurz",
also der SPÖ Wahlkampfmanager oder
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Wahlkämpfer setzt eine Seite auf "Wir für
Sebastian Kurz", die so den Anschein
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vermitteln sollte, dass dahinter eine ÖVP
Kampagne, die Partei von Sebastian Kurz,
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steht. Einerseits um die Kampagne in ...
Okay Constanze weist auf die Zeit hin ...
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u.a. auch um Daten zu sammeln sozusagen um
eine Facebook-Seite mit, ich glaube, 15
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bis 20 Tausend Followern am Ende gewesen,
u.a. um wiederum Informationen über ÖVP
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Sympathisanten auf Facebook zu bekommen,
die dann mit gezielter Negativkampagne
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erreicht werden können. Die andere Seite
"Die Wahrheit über Sebastian Kurz" ging
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dann in die andere Richtung. Da wurde dann
versucht einen FPÖ-Schlag zu geben.
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C: Also auch hier ist natürlich heftig
debattiert worden, kann man sich
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vorstellen, die Opposition ... auch im
Parlament, auch hier ist es nicht wirklich
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im Ergebnis klar, ob diese Form der
versuchten Kampagnen im Ergebnis wirklich
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das Ziel erreicht haben.
I: Genau. Aber ohnehin muss man
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tatsächlich sagen, dass in Österreich der
Einsatz von Microtargeting und auch
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verdeckten Microtargeting deutlich stärker
gewesen ist. Das Tal-Silberstein Beispiel
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ist jetzt natürlich ein besonders krasses
aber eben auch natürlich die anderen
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politischen Akteure haben das eingesetzt.
Deutschland, das können wir ganz kurz
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machen tatsächlich, wir haben...
C: Wo die Angst war groß, muss man sagen.
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Einfach weil die Debatte ja schon
losgegangen war und dann gab es noch, wenn
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ihr euch erinnert, den Bundestags-Hack,
also die Angst war relativ groß, dass man
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eine Form von Manipulation von Innen oder
von Außen nicht so richtig beherrschen
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könnte, dass die Leaks, die ja auch im US-
Wahlkampf eine große Rolle gespielt haben,
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der E-Mails möglicherweise durch den
Bundestags-Hack auch noch eine Rolle
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spielen, also es gab eine große Angst und
Unsicherheit im Bundestag vor der Wahl.
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I: Man muss sagen, dass die Parteien außer
einer relativ Wischiwaschi Selbsterklärung
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C: Genau
I: Oder Selbstverpflichtung nicht viel
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dazu beigetragen haben diese Angst
beiseite zu schieben zumindest nicht,
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indem sie aufgeklärt haben.
Wir haben versucht bei netzpolitik.org in
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einer längeren Recherche so ein bisschen
zu zeigen, welche Methoden setzen
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eigentlich die Parteien ein, auch wie viel
Geld setzen sie ein für Online-Campaigning
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beispielsweise und für Targeted
Advertising. Man muss es sagen wir sind da
-
eigentlich gegen Wände gerannt.
C: Ingo hat die einfach mal gefragt. Die
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sind ja nicht nur diejenigen die die
Regulierung entscheiden, sondern auch
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selber dafür Gelder einsetzen. Also hat
sich Ingo hingesetzt und hat die alle mal
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angeschrieben hat er gesagt: "Ey Freunde
sach mal, leg die mal offen" nicht nur wie
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viel, sondern auch wem und mit welchem
Ziel ihr versucht diese Kampagnen zu
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fahren, die sich Desinformation nennen
will sollen erst mal Wahlwerbung. Die
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Ergebnisse sind relativ eindeutig nämlich
fast Null. I: Genau fast null. Man muss
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eben sagen, die Grünen sind diejenigen die
tatsächlich Aufklärung oder die am
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offensten waren in der Kommunikation. Die
Linken haben auch relativ viel Einblick
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gegeben und haben relativ offen darüber
gesprochen. Aber FDP, AfD, CDU und SPD
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waren extrem verschlossen darüber und
haben eben wenig dazu beigetragen
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eigentlich für Aufklärung zu sorgen an der
Stelle. Wir wollen es noch mal runter
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dampfen weil wir eben gesagt haben es geht
ja eigentlich nicht um die Beispiele und
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einzelnen Akteure sondern es geht um die
Methoden mit welchen Methoden der
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Manipulation müssen wir denn rechnen.
Worauf müssen wir achten oder worauf
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sollte man es einstellen, wenn wir an die
Europawahl 2019 denken. Haben Sie einfach
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nochmal so ein bisschen versucht
aufzuschreiben das Verführen also die auf
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individuelle Persönlichkeitsprofile
zugeschnittenen Botschaften.
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C: Wir wollen damit nicht unbedingt sagen,
dass irgendwie der Einzelne weder jetzt
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plötzlich die Aufgabe kriegt. So sind doch
unsere Forderungen die wir bringen wollen
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nicht gestaltet aber auch diejenigen, die
darüber berichten oder die betroffen sind
-
müssen sich natürlich irgendwie mit den
Methoden der versuchten Manipulation
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auseinandersetzen. Also soll ich jetzt
nicht sagen der Einzelne soll darauf
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achten, sondern wir sind schon dafür dass
wir eine politische Lösung dafür brauchen
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und auch eine gezielte
Informationssendung. I: Genau diese Liste
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kann helfen. Wir gehen jetzt nicht nur im
Einzelnen durch. Lasst uns mal kurz gucken
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auf die Maßnahmen, die in der EU bereits
ergriffen wurden weil natürlich das Thema
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in der politischen Debatte auch ankommen
ist. C: Zum einen gibt es seit Dezember
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gerade erst einen sogenannten Aktionsplan.
Der ist natürlich ein bisschen größer
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geraten als nur Gegenmaßnahmen für
Desinformationskampagnen zu finden, aber
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der Aktionsplan ist von der EU-Kommission
der hat natürlich erst einmal überhaupt
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Maßnahmen ausgerollt und vorgeschlagen.
Dabei blieb es dann. Denn es ist ja nicht
-
so dass eine EU Regulierung jetzt eine
Richtlinie oder Verordnung oder so wäre
-
schnell durchzudrücken sei man hat quasi
so eine Art Vorschläge unterbreitet und
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fordert die einzelnen Länder auf die
umzusetzen, die sind aber größer als nur
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Desinformationen. Da geht es natürlich
auch um IT-Sicherheit gar keine Frage weil
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man aus den vergangenen
Desinformationskampagne natürlich auch
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schließen kann, dass strategische Hacks
benutzt werden. Da geht es um die
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Schaffung von Stellen. Das heißt man
versucht Informationen zu sammeln aber
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auch ganz gezielte Gegenpropaganda zu
bezahlen das ist gerade aktuell den Briten
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auf die Nase gefallen. Denn in
Großbritannien wird ganz intensiv darüber
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gestritten, dass einer von der britischen
Regierung bezahlte Klitsche gegen den
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Oppositionschef eine Kampagne fährt man
hat eigentlich Gegenpropaganda machen
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wollen und plötzlich hat man Jeremy Corbyn
den Oppositionsführer quasi sein Ziel hat
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ihn als Putin-Versteher diskreditiert. Wo
es große Aufregung im britischen Parlament
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gab es dieses Vorhaben jetzt bauen wir
dieselben Strukturen zur Gegenpropaganda
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ist in mehreren Ländern schon gescheitert
und im britischen Fall kurz ansprach hat,
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kann man auch gerne nachlesen, dass die
Institute of Statecraft gab es auch eine
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parlamentarische Debatte darüber im
Dezember hat schon Auswirkungen auf andere
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Länder denn die haben auch gleich noch
Spanien getargetet wo ihnen von der
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Regierung benannte Geheimdienstchef nicht
gepasst hat da haben sie dieselben
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Methoden für ein auslãndische Land
angewandt. Wir sehen Der Aktionsplan ist
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erst mal schön gemeint besteht auch aus
Methoden die ausgesprochen fragwürdig sind
-
und ist natürlich in keiner Weise bindend
sondern ist erst mal ein Vorschlag und
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wird viele politischen Parteien überhaupt
nicht interessieren weil sie diese
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Maßnahmen selber nämlich benutzen wollen.
I: Was man mal positiv an der Stelle
-
zumindest bei diesem Aktionsplan sagen
muss, natürlich die EU-Kommission ja die
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EU hat überhaupt wenige Befugnisse in dem
Bereich. Aber ein erster Schritt natürlich
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viel zu spät ist aber überhaupt erst
einmal ein Monitoring der sozusagen dieser
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Manipulation Mehoden und des Themas
Desinformation zu machen. Bei einem ersten
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Treffen im Jahr im Frühjahr 2018 musste
die EU feststellen die Wahlbehörden
-
beispielsweise in den Ländern sind
vollkommen blank bei diesem Thema, das
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findet einfach nicht statt.
C: Das wurde teilweise nicht beantwortet,
-
den Katalog, die haben manchmal gar nicht
antwortet auf die Fragen. Nicht nur, dass
-
sie nichts hatten, sie haben auch keine
Fragen beantwortet oder Maßnahmen
-
angekündigt. Dazu sagen wir wollen mal auf
die Forderungen. I: Wir nennen noch einmal
-
der Vollständigkeit halber dass das EU-
Parlament auch Forderungen allerdings
-
unverbindliche zu dem Themenkomplex
verabschiedet hat die finden sich in
-
unserer Leseliste aber auf die gehen wir
nicht mehr ein sondern wir kommen jetzt
-
mal auf unsere Forderungen zum Schluss.
Was... C: Die erste ...es müssen wir
-
angesichts der doch ziemlich
polarisierender Debatte um die
-
Datenschutzgrundverordnung nochmal
feststellen. Diese Form von in Europa
-
harmonisiert im Datenschutz ist ein
Manipulation Schutz. Denn wenn die
-
einzelnen Länder in Europa feststellen,
dass die Art wie politische Campaigning
-
mit den verschiedenen Daten Arten über die
Werbeplattform durchgeführt wird jetzt
-
nicht mehr rechtmäßig ist, das ist ein
strategischer Vorteil in Europa, wo wir so
-
viele Wahlen haben um zumindest eine
Möglichkeit zu haben aufzudecken wenn
-
jemand hintenrum manipulieren will mit
einer politischen Kampagne. Und so müssen
-
wir den Datenschutz auch anders sehen als
früher. Ist Manipulation Schutz und wird
-
es in Zukunft sogar noch stärker werden
denn unsere Profile dazu Tracking werden
-
wir bei Frederike gestern gelernt. Er
nimmt ja in einem Maße zu auch dann wenn
-
wir keine Facebook-Opfer sind uns da keine
Kunasek gelegt haben. Und wer von euch
-
Google frei ist sind wahrscheinlich nicht
so viele in diesem Raum. Da hat sich das
-
glaube ich verschoben in der Wahrnehmung
und da sollten wir auch darauf bestehen,
-
dass wir diesen Datenschutz so sehen. Aber
wir haben natürlich noch ein paar
-
konkretere Forderungen die wir ganz gerne
in Europa hätten I: Die wir in den letzten
-
zwei Minuten bekommen noch durchgehen. Ein
großer Block ist natürlich das Thema
-
Transparenz, weil wir feststellen können,
dass Wahlkampf hat natürlich immer oder
-
politische Kommunikation hat natürlich
immer etwas mit Manipulation oder
-
zumindest was mit Überzeugung zu tun. Aber
was wir sehen können ist, dass die
-
digitalen Plattformen mit ihren Tools es
ermöglichen, dass eine ganz krasse
-
Asymmetrie entsteht zwischen denjenigen
die politische Kommunikation betreiben und
-
manipulieren wollen und denjenigen die
manipuliert werden. Deshalb ist es
-
unbedingt notwendig für Transparenz zu
sorgen, also beispielsweise dass
-
politische Werbung entsprechend
gekennzeichnet ist da wo sie ausgespielt
-
wird, für alle immer nachvollziehbar. Mit
einer Kennzeichnung oder zumindest der
-
Möglichkeit sich das anzuschauen. Wer ist
eigentlich die Person die mich hier
-
erreicht. Wer finanziert diese Anzeige.
C: Und dazu würde natürlich auch eine
-
Information-Sammlung zählen nicht nur
sondern umfassend Transparenz-Register
-
sondern auch welche Anbieter bieten
Dienstleistungen auf der Anbieterseite an,
-
welche sind das und welche einzelne
Dienste werden benutzt mit welchen
-
Geldern. Es gibt in manchen Ländern, die
Briten haben wir etwa erhoben. Das ist
-
ganz interessant weil man auch über die
Daten von 2016/17/18 sieht wohin die
-
Gelder verschoben werden und ob zum
Beispiel unter Crossdevicing fällt und
-
bei welchem Konzern es landet mit welchen
Summen wir reden etwa zuletzt von 3,2
-
Millionen Pfund also gar nicht so wenig.
Diese Daten gibt es in Deutschland nicht.
-
Wir wissen nicht die Anbieterseite und wir
wissen in Deutschland zum Beispiel nicht
-
wie viel wofür ausgegeben wird. Sollten
wir ändern würde aber bedeuten, dass man
-
in Deutschland insbesonders Parteiengesetz
ändern muss. Denn da stehen die
-
wesentlichen Regelungen drin für die
Transparenz bei der Parteienfinanzierung.
-
Die sind ja okay in Deutschland aber
beziehen sich ja nicht so sehr darauf
-
wohin diese ganze Gleichheit zwischen
Kandidaten, sodass man ihnen wie man es im
-
Fernsehen hat, gleiche Möglichkeiten
einräumt die sind in Deutschland im
-
Rundfunkstaatsvertrag geregelt. Der
umfasst aber diese Werbekonzerne gar
-
nicht. Diese Gleichheit der Kandidaten,
dass sie also in gleicher Weise an die
-
Wähler herankommen ist so nicht gegeben
bei diesen Werbeplattformen. Genau das
-
Recht ist das eine. Das andere ist aber
auch dass wir als Wählerinnen und Wähler
-
die Parteien in die Pflicht nehmen
sollten. Also es kann eigentlich nicht
-
sein dass sie icht darüber Auskunft geben
wie viel Geld sie und woher das Geld kommt
-
aber wie viel Geld sie ausgeben für
bestimmte Maßnahmen und nach welchen
-
Kriterien sie welche Gruppen eigentlich
ansprechen mit welchen Botschaften. Dass
-
man denen da immer hinterherlaufen muss,
dass man kaum dazu kommt, kann nicht sein
-
sondern sie müssen proaktiv dazu gebracht
werden Transparenz und Fakten
-
voranzubringen. Genau, zu psychometrisches
Profiling im politischen Kontext ohnehin
-
schwierig.
C: Diese Art von Verhaltensauswertung;
-
Ich hätte nichts dagegen
-
wenn das vor allen Dingen
politische Campaigning vor allem für
-
bestimmte besonders anfällige
Bevölkerungsgruppen die besonders
-
schutzbedürftig sind einfach nicht mehr
erlaubt wird.
-
I: Wir machen den letzten Punkt insgesamt
das Ökosystem, dieses Informationökosystem
-
indem die politische Öffentlichkeit heute
stattfindet auf den digitalen Plattformen
-
wie Facebook und Google bilden inzwischen
eine Form der Manipulations-Industrie die
-
nicht durch kleinere Maßnahmen. Sicherlich
ist es wichtig in kleineren Maßnahmen
-
Transparenz und Verantwortlichkeit
herzustellen, aber das Grundproblem ist
-
diese Manipulations-Industrie die diese
Tools von vornherein mitliefert und die
-
ein hohes Missbrauchspotenzial haben die
in die Verantwortung genommen werden muss
-
und eigentlich überwunden werden muss.
-
klatschen
-
C: Im übrigen
Applaus
-
Und jetzt der letzte Satz
Applaus
-
C: Weil wir jetzt an Ende hetzen müssen,
wir werden noch einmal darüber
-
schreiben und über die Forderung die wir
jetzt nicht so genau beschrieben haben
-
schriftlich uns bei
netzpolitik.org äußern.
-
Im übrigen sind wir der Meinung, dass
-
Facebook und Google zerschlagen werden
müssen. Vielen Dank!
-
klatschen
-
35C3 Outro
-
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2020. Mach mit und hilf uns!