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Phyllida Barlow in "London" - Season 10 - "Art in the Twenty-First Century" | Art21

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    ♪Synthesizer-Klänge♪
  • 0:25 - 0:28
    -[Phyllida] Früher war dies
    die Wohnung meiner Tochter.
  • 0:28 - 0:32
    Und zum ersten Mal habe ich
    ein Studio mit einem Fenster,
  • 0:32 - 0:37
    und ich liebe diese
    halbindustrielle Skyline.
  • 0:39 - 0:43
    Sie ist wie für mich
    gemacht. [lacht]
  • 1:04 - 1:09
    Mich faszinieren zurückgelassene
    industrielle Objekte.
  • 1:12 - 1:15
    Hinter unserem Haus
    blickt man auf Abstellgleise
  • 1:15 - 1:20
    und sieht diese einst sehr
    zweckmäßigen Objekte,
  • 1:20 - 1:23
    die plötzlich wie tot sind.
  • 1:24 - 1:29
    Für mich ist die Vorstellung,
    diese Objekte neu herzustellen,
  • 1:30 - 1:31
    eine andere Form der Fossilisation [lacht].
  • 1:31 - 1:34
    Vor allem mit Materialien
    wie Gips und Zement.
  • 1:38 - 1:41
    Skulpturen können die Welt,
    in der wir leben, in sich aufnehmen.
  • 1:41 - 1:46
    Sie können Farbe und
    industrielle Prozesse aufsaugen.
  • 1:51 - 1:55
    Viele Bauträger nutzen diese Farben,
    um reparaturbedürftige Stellen
  • 1:55 - 1:58
    zu markieren.
  • 1:59 - 2:03
    Sie sind Informationsträger
    im städtischen Raum.
  • 2:19 - 2:24
    Für viele Menschen, die in den 1940er Jahren
    geboren wurden, warf der Krieg
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    lange Schatten.
  • 2:29 - 2:34
    Ich habe außergewöhnliche Erinnerungen
    an das kriegszerstörte London
  • 2:34 - 2:37
    im East End.
  • 2:38 - 2:43
    Schäden und ihre Beseitigung
    sind für mich ein zutiefst
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    skulpturaler Prozess.
  • 2:52 - 2:56
    -Ich habe hier
    eine stumpfe Schere. [lacht]
  • 2:58 - 3:01
    - Ich mag die Ästhetik von
    Dingen, die
  • 3:01 - 3:04
    auseinanderzufallen scheinen.
  • 3:04 - 3:07
    Es ist schön, mit
    einer Künstlerin zu arbeiten,
  • 3:07 - 3:08
    die diese Art von Ästhetik teilt.
  • 3:08 - 3:09
    Sie ist großartig.
  • 3:09 - 3:11
    Sie ist ganz wunderbar.
  • 3:11 - 3:13
    -Ich bezahle ihn dafür –
  • 3:13 - 3:15
    -Genau das sollte ich
    jetzt sagen.
  • 3:15 - 3:17
    Für sie zu arbeiten
    ist wirklich sehr angenehm.
  • 3:17 - 3:18
    -[Phyllida] Gut.
  • 3:18 - 3:19
    Schon wieder 10 Pfund verdient.
  • 3:19 - 3:20
    [lacht]
  • 3:20 - 3:22
    - Kann ich heute zeitig Schluss machen?
  • 3:26 - 3:29
    -[Phyllida] In den 1960er Jahren
    gab es drei sehr bedeutende
  • 3:29 - 3:33
    Skulpturenausstellungen
    in London in der Whitechapel
  • 3:33 - 3:37
    Gallery, die die Plastik auf vielerlei
    Weise in Frage stellten.
  • 3:38 - 3:43
    Alle Skulpturen waren bemalt
    und bestanden aus Fiberglas
  • 3:44 - 3:45
    oder Harz.
  • 3:46 - 3:50
    Die traditionellen bildhauerischen
    Fertigkeiten wurden in Frage gestellt
  • 3:50 - 3:55
    und auch die Vorrangstellung
    von Bronze und Stein.
  • 3:58 - 4:03
    Ich fand raue Materialien
    wie Gips und Zement
  • 4:03 - 4:04
    absolut faszinierend.
  • 4:07 - 4:11
    So begann ich, Fiberglas
    und Harz zu verwenden und
  • 4:11 - 4:12
    meine Skulpturen zu bemalen.
  • 4:14 - 4:16
    Natürlich kannte ich die Arbeit von Eva Hesse
  • 4:16 - 4:21
    und war von ihr
    völlig fasziniert.
  • 4:21 - 4:25
    Dass ein hängendes Stück Stoff
    tatsächlich Raum einnehmen
  • 4:25 - 4:26
    kann.
  • 4:29 - 4:34
    Ich war entschlossen,
    ebenfalls diese neuen bildhauerischen
  • 4:34 - 4:35
    Wege zu gehen.
  • 4:45 - 4:47
    [sägt]
  • 4:53 - 4:55
    Der Wahnsinn
    hat Methode.
  • 4:55 - 4:57
    [lacht]
  • 5:08 - 5:11
    In dieser Gruppe geht es
    um Verdichtung.
  • 5:11 - 5:17
    Um Dinge, die fest verschlossen
    sind und eng aneinander liegen.
  • 5:20 - 5:23
    Es geht nicht so sehr um eine Idee,
    sondern um eine Handlung.
  • 5:25 - 5:29
    Die kleineren Arbeiten sind die
    Vorstufe zu den größeren.
  • 5:32 - 5:36
    Ich will, dass die Farbe
    dem Werk innewohnt
  • 5:36 - 5:38
    und nicht nur am Ende aufgetragen wird.
  • 5:42 - 5:46
    Deshalb klebe ich in dieser Phase
    den Stoff auf den Karton,
  • 5:46 - 5:51
    sodass es fast wie eine Gesteinsschicht
    oder so aussieht.
  • 5:51 - 5:54
    [bohrt]
  • 5:54 - 5:55
    Hoppla.
  • 5:55 - 5:57
    [lacht]
  • 5:58 - 6:02
    -Ich war wohl mehr an den
    Produktionsprozessen
  • 6:02 - 6:07
    interessiert als an
    der Umsetzung einer Idee.
  • 6:08 - 6:13
    Ich mag das lange,
    langsame Zeichnen,
  • 6:13 - 6:16
    das Nachdenken und dann
    den Übergang zu den Materialien.
  • 6:18 - 6:21
    Die Gedanken im Kopf
    werden weniger und das Ding
  • 6:21 - 6:24
    vor einem bekommt
    eine Eigendynamik.
  • 6:28 - 6:32
    Ich habe mich schon immer für abweichende
    Erinnerungen interessiert und die Malerei
  • 6:32 - 6:37
    ist eine fantastische Möglichkeit
    diese Abweichungen festzuhalten,
  • 6:38 - 6:39
    wo Dinge nicht übereinstimmen.
  • 6:42 - 6:46
    Viele der schnellen Arbeiten haben
    vor allem damit zu tun, dass ich
  • 6:46 - 6:49
    so wenig Zeit im Studio hatte,
    als die Kinder klein waren.
  • 6:50 - 6:54
    Damals beschloss ich,
    dass ich innerhalb von ein oder zwei
  • 6:54 - 6:59
    Stunden irgendetwas
    fertiggebracht haben musste.
  • 7:03 - 7:07
    Mit 16 bin ich als Malerin
    auf die Kunstschule gegangen.
  • 7:08 - 7:12
    In der Malerei gab es damals
    strenge Vorschriften.
  • 7:12 - 7:15
    Es gab so viele Regeln
    für Techniken,
  • 7:15 - 7:16
    für Formen.
  • 7:17 - 7:21
    Und mir wurde klar, dass
    die Malerei Wände benutzt.
  • 7:21 - 7:24
    Und für mich sind Wände
    sehr autoritär.
  • 7:24 - 7:25
    [lacht]
  • 7:25 - 7:28
    Sie bestimmen,
    was der Raum ist.
  • 7:30 - 7:34
    Eine freistehende Skulptur nutzt
    den Raum, den wir einnehmen könnten,
  • 7:34 - 7:38
    oder etwas Lohnenswerteres.
  • 7:39 - 7:44
    Diese Gelegenheit
    zur Anarchie reizt mich sehr.
  • 7:44 - 7:48
    Für mich ist das eine Art
    Flucht vor dem Druck,
  • 7:48 - 7:51
    etwas hundertprozentig
    richtig machen zu müssen.
  • 7:53 - 7:57
    Heute arbeite ich in
    ziemlich großem Maßstab
  • 7:57 - 8:01
    und frage mich in meiner Beziehung
    zu den Skulpturen:
  • 8:01 - 8:03
    Wohin flieht der Raum?
  • 8:04 - 8:07
    Wohin strebt der Raum
    und wie wird er
  • 8:07 - 8:09
    umschlossen?
  • 8:09 - 8:13
    Was geschieht, wenn dieser Raum
    maximal erkundet wird?
  • 8:22 - 8:27
    ♪Synthesizer-Klänge♪
  • 8:28 - 8:30
    - Ja, sie stehen alle
    auf dem Kopf. [lacht]
  • 8:34 - 8:37
    Ach, das ist ärgerlich.
  • 8:39 - 8:42
    Ich glaube, ich habe sie
    einfach da reingestopft.
  • 8:43 - 8:43
    Ja.
  • 8:46 - 8:50
    Hier geht es mehr darum,
    wo Skulpturen landen und was
  • 8:50 - 8:54
    passiert, wenn sie an Orten landen,
    wo sie nicht sein sollten.
  • 8:55 - 8:59
    Als ich noch keine
    Ausstellungen hatte, sagte ich mir:
  • 8:59 - 9:03
    ,,Es reicht mir, meine Skulptur
    vier Stunden lang in diesen Flur
  • 9:03 - 9:08
    zu stellen, bevor die Leute ihn
    wieder zurückhaben wollen.”
  • 9:09 - 9:16
    Und das zeigt mir, dass großes
    Unverständnis darüber herrscht, was und wo
  • 9:16 - 9:21
    Skulpturen sein sollen, und ich
    habe mich, glaube ich, schon immer
  • 9:22 - 9:26
    für Objekte interessiert,
    die schlecht erzogen zu sein scheinen.
  • 9:28 - 9:31
    Dies war ein Objekt
    für ein Bügelbrett.
  • 9:33 - 9:35
    Da ist etwas
    Nostalgie im Spiel.
  • 9:35 - 9:37
    Oh, die Arbeit ist im Laufe der Jahre
    schlechter geworden [lacht].
  • 9:39 - 9:40
    Sie ist nicht besser geworden.
  • 9:51 - 9:53
    Sollen wir dann mit der
    zweiten Schicht beginnen?
  • 9:53 - 9:53
    Ja.
  • 9:53 - 9:55
    Wie sollen wir das machen?
  • 9:55 - 9:59
    Nimm irgendeine Farbe,
    die kein Rot ist.
  • 10:00 - 10:04
    -[Phyllida] Für mich ist es sehr
    wichtig, mit jüngeren Künstlern
  • 10:04 - 10:05
    zu arbeiten.
  • 10:05 - 10:10
    de Kooning Farben hängen geblieben.
  • 10:11 - 10:15
    -[Phyllida] Ich fühle mich sehr
    für sie verantwortlich
  • 10:15 - 10:19
    und mache mir viele Gedanken, ob
    sie auch davon profitieren.
  • 10:19 - 10:23
    Sie arbeiten Teilzeit und
    sind Freiberufler.
  • 10:24 - 10:27
    Ich arbeite eng mit
    meinem Studio Manager,
  • 10:27 - 10:32
    Adam, und wir überlegen immer:
    ,,Was können wir ihnen bieten?
  • 10:32 - 10:36
    Zum Beispiel einen garantierten
    dreimonatigen Block.”
  • 10:37 - 10:42
    Als Mutter ist man, glaube ich,
    sensibel für das,
  • 10:43 - 10:44
    was die Leute durchmachen.
  • 10:46 - 10:47
    -Ja, das ist prima.
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    Es ist ziemlich schmuddelig.
  • 10:50 - 10:51
    Ja, sehr gut.
  • 10:51 - 10:52
    Ja.
  • 10:52 - 10:54
    Momentan gibt es ziemlich
    viele Assistenten, weil wir
  • 10:54 - 10:59
    mit den Arbeiten für eine
    Ausstellung sehr im Rückstand sind.
  • 11:01 - 11:06
    Ich sage ihnen, welche ästhetischen
    Qualitäten ich mir wünsche,
  • 11:07 - 11:11
    sodass ihre Tätigkeiten
    eher funktional als
  • 11:11 - 11:14
    künstlerisch sind.
  • 11:14 - 11:18
    Wie eine Putzbewegung mit einem
    Pinsel, der zufällig mit viel
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    Farbe beladen ist.
  • 11:21 - 11:24
    Es geht um Information
    und Zweckmäßigkeit.
  • 11:34 - 11:38
    Eine meiner besten Erfahrungen
    war die, Arbeiten an Orte zu bringen,
  • 11:38 - 11:41
    an denen ich eine andere
    Beziehung zu ihnen haben konnte,
  • 11:41 - 11:43
    als wenn sie im Atelier
    entstanden wären.
  • 11:48 - 11:51
    Mir fiel auf, dass ich
    oft zu den Bäumen hinaufschaute,
  • 11:51 - 11:56
    und ich dachte an etwas, das
    irgendwie industriell anmutete,
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    bei dem der Blick nach oben
    durch einen Rahmen auf
  • 12:00 - 12:03
    die Bäume und den Himmel gerichtet ist
    und so entstand die
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    Stahlrahmenstruktur
    oben auf den Säulen.
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    Und dann etwas zu haben, das
    möglicherweise in einem Zustand der Entropie
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    zurückgelassen wurde, nämlich diese
    abgetretenen Stufen.
  • 12:20 - 12:23
    Es gibt nur dich und die
    Arbeit und den Ort.
  • 12:23 - 12:27
    Es ist eine ganz besondere
    Beziehung, bei der sich nichts
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    zwischen dich und deine
    Absicht stellt.
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    Etwas im Alleingang zu unternehmen,
    ist eine sehr intensive Erfahrung.
  • 12:42 - 12:46
    Ich würde gerne eine Arbeit machen,
    die vielleicht ganz nah am
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    Meer oder in einer sehr abgelegenen
    Landschaft aufgestellt wird, wo
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    das Publikum kein Teil der Arbeit ist.
  • 12:58 - 13:01
    Es geht mehr um Fragen wie
    „Wenn im Wald ein Baum umfällt,
  • 13:01 - 13:04
    man es aber nicht gesehen hat,
    ist es dann wirklich passiert?“
  • 13:04 - 13:05
    [lacht]
Title:
Phyllida Barlow in "London" - Season 10 - "Art in the Twenty-First Century" | Art21
Description:

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Video Language:
English
Team:
Art21
Project:
"Art in the Twenty-First Century" broadcast series
Duration:
14:09

German subtitles

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