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rc3 Vorspannmusik
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Herald: Hallo und willkommen im Kanal
Gehacktes from Hell. Live aus der Bierscheune
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der alten Hölle inmitten von Brandenburg.
Wir haben heute ein Projekt aus der
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Umgebung eingeladen. Ich begrüße ganz
herzlich Svenja und Daniel von der
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Schäferei Arensnest. Die beiden werden
heute mit uns über die Frage sprechen, wie
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kann man Klimaschutz, Tierwohl und
Artenvielfalt zusammenbringen? Von zu
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Hause, von den Geräten aus könnt ihr
Fragen stellen. Über Twitter mit dem
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Hashtag rc3hell oder im IRC, oder Rocket
Chat mit dem Hashtag
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#rc3-gehacktesfromhell. Und jetzt ganz
viel Spaß bei dem Vortrag.
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Daniel: Ja, vielen herzlichen Dank für die
Einladung. Ich bin der Daniel von der
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Schäferei Arensnest. Wir sind eine
Gemeinschaft einer Genossenschaft und
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haben einen Verein gegründet und haben die
Schäferei Arensnest hier direkt 5 km durch
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den Wald wiederbelebt. Wie ihr hier die
Hölle wiederbelebt.
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Svenja: Genau. Danke für die Einladung,
wir freuen uns voll spontan hier zu sein.
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Genau und ich bin Svenja und bin als
Mitstreiterin gerade im Thema
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Landwirtschaft eben dabei, seitdem die
Gemeinschaft in der Schäferei Arensnest da
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den Ort bespielt. Und ja, wie Daniel
gerade gesagt hat, das sind ein paar
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Jahre, jetzt 2,5 Jahre. Und ja,
wir sind hier und wir kennen uns
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eigentlich auch. Daniel und ich schon aus
Berliner Zeiten. Und zwar, weil wir beide
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immer leidenschaftlich zum Thema Boden
gearbeitet haben. Und wir kommen ein
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bisschen mit der Frage, warum ist es
eigentlich wichtig, über Boden zu
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sprechen? Und ja, Daniel, warum ist das
wichtig? Und was ist Boden eigentlich?
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D: Ja, wie Svenja schon sagte, wir haben
Berlin angefangen. Und wenn in Berlin eine
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Schulklasse gefragt: Was ist eigentlich
Boden? Dann denken die gleich an Linoleum,
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an Parkett, an Steinfußboden und nicht an
den gewachsenen Boden. Und darum soll es
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heute eigentlich gehen. Also die
Lebensgrundlage Boden, die uns ernährt,
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die unseren Müll aufnimmt, die aber auch
das CO2 als Humus im Boden speichert und
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damit eine ganz wichtige Klimarolle
spielt. Das meiste Boden ist aber
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anorganische Materie, die über die
Gletscher, über die Vulkane irgendwann
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entstanden ist und hier abgelagert wurde.
Und das, was uns so wichtig ist, ist ein
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ganz kleiner Teil dieses Bodens. Das ist
die tote organische Masse der sogenannten
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sogenannte Humus, also nicht der Humus auf
den Falafeln, sondern der Humus im Boden.
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Und darum sind wir hier.
S: Genau. Ich erzähle oft Leuten, dass ich
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zum Thema Klimawandel und Landwirtschaft
arbeite. Und viele Menschen, die
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vielleicht nicht so in der Bubble stecken,
sehen da den Zusammenhang gar nicht so auf
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der Hand liegend. Aber was eigentlich
finde ich der totale Wahnsinn ist, dass
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die globalen landwirtschaftlichen Böden
zusammen mehr Kohlenstoff als alle Wälder
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zusammen speichern. Also ungefähr dreimal
so viel. Und dass wir da eigentlich auch
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eine Situation gerade weltweit haben. Das
zwar eigentlich eine Situation, die gar
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nicht so schön ist, und zwar, dass sehr
viele landwirtschaftliche Böden und auch
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nicht nur landwirtschaftliche, aber gerade
die, von denen unsere Ernährung so extrem
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direkt abhängt, höchst degradiert sind
oder sich auf gutem Wege dahin befinden.
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Dass erst mal eine Situation, wo man sich
denkt, ja, scheiße, es ist ja nicht so
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gut. Was darin allerdings steckt, ist ein
riesiges Potenzial, und zwar diese Böden
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wieder aufzubauen. Was heißt Böden
aufbauen? Das ist das, was Daniel gerade
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erwähnt hat. Und zwar in vielen, in
vielerlei Hinsicht. Einfach die organische
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Substanz im Boden erhöhen. Und damit
erhöht sich auch automatisch der
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Kohlenstoff Gehalt, Humus, also dieses, was
Erde so fruchtbar und auch so dunkel
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macht, dass es nämlich zu ungefähr 68
prozent Kohlenstoff und das Potenzial von
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Böden Kohlenstoff zu speichern und zwar
auch relativ dauerhaft, also ein Teilen
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ein paar Hundert, teilweise auch ein paar
Tausend Jahre, wenn das sogenannter Dauer
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Humus wird, ist einfach ziemlich
umwerfend. Und je nach Studie, wie das
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eben mit der Wissenschaft so ist, ist
dieses Potenzial eher konservativ
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gerechnet. Vielleicht so 30 prozent der
globalen Emissionen pro Jahr, teilweise
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aber auch bis zu 100 prozent, die wir in
unseren landwirtschaftlichen Böden binden
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könnten, wenn wir denn mit ihnen
entsprechend umgehen. Wie sieht das denn
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aus?
D: Und das ist eben das, was wir gerade
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eigentlich nicht machen. Denn im Moment
geht es eigentlich genau in die andere
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Richtung. Wenn wir die Böden hier vor 100,
200, vor tausend Jahren uns angeschaut
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haben, werden sie alle schwarz und
fruchtbar. Und wer heute hier über die
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Äcker geht, der sieht Sandwüste. Die
meisten Böden hier in Brandenburg haben
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eigentlich Land, Kohlenstoff, Gehalt oder
Humus Gehalte von weniger als zwei
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Prozent. Und die FAO, das ist die
Landwirtschaft und Ernährungs Organisation
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der UNO, die sagt, dass sie solche Böden
eigentlich schon auf dem Weg in die Wüste
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befinden. Und wer sich Klimaprognosen für
die nächsten Jahre anschaut, der kriegt es
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mit dem Fürchten zu tun, was uns hier
vielleicht in Brandenburg erwartet. Aber
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wie Svenja schon sagte, da lässt sich
gegensteuern.
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S: Genau, und das machen wir vor Ort auch.
Wie sieht denn das?
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D: Also wie gesagt, hier quer durch den
Wald erstreckt sich da eine größere
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Lichtung. 15 Hektar Land, davon gehören
uns 8,5. Wir haben auch gerade eine
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Fundraising Kampagne, die die letzten
sechseinhalb Hektar sichern wollen. Boden
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sichern um eben dort Boden Aufbau zu
betreiben, den Kohlenstoffgehalt im Boden
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zu erhöhen, um eben dort ja CO2 aus der
Atmosphäre als Humus einzulagern. Das
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machen wir seit zwei Jahren und sind auch
schon ein kleines Stückchen vorangekommen.
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0,1 prozent Humus haben wir schon
eingelagert und ich habe mal
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durchgerechnet gestern, das sind schon 100
Tonnen auf den Flächen, also 100 Tonnen
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CO2 Äquivalente, die wir dort speichern
konnten. Und das ist das, was wir dort
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erfahrbar machen wollen. Wir wollen jetzt
nicht CO2-Zertifikate verkaufen und damit
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reich werden, sondern die schärfere Arensnest.
Das ist eine Lern und Forschungsrat. Wir
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versuchen dort diesen Boden Aufbau für
andere Menschen erfahrbar zu machen. Dazu
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haben wir Schülerinnen und Studentinnen
auf dem Hof und binden die ein in die
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Maßnahmen, die wir dort machen und aber
auch in die Untersuchung des Boden
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Kohlenstoffs. Wir nehmen dort Bodenproben,
wir zähwn Regenwürmer, wir schauen uns den
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Boden an, wir schauen die Veränderung an
und lassen die Menschen, die uns auf dem
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Hof besuchen und teilhaben, lassen sie
teilhaben an dieser Veränderung und
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versuchen damit auch eine
Handlungsmächtigkeit für diesen Menschen
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spürbar zu machen. Also nicht nur als
passives Opfer des Klimawandels, als
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aktiver Akteur, der die etwas gegen den
Klimawandel beitragen kann. Und wie machen
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wir das?
S: Wie machen wir das eigentlich genau?
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Also vielleicht noch mal kurz ein Mini
Schritt zurück. Tierhaltung per se
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genießen natürlich gerade in der ganzen
Klimakrise Nummer einen ziemlich
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schlechten Ruf und auch definitiv zu
Recht. Hat sehr viele Emissionen und so
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weiter. Das wissen wir mittlerweile ja
alles. Es gibt aber durchaus Mittel und
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Wege, gerade wenn Tiere auf Grünland
gehalten werden. Dass zum Beispiel eine
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Kuh prinzipiell mehr Kohlenstoff innerhalb
ihres Lebens binden kann, als sie ein
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Äquivalent Methan ausstößt. Das sind
ziemlich steile Thesen, aber die Richtung
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ist auf jeden Fall finde ich sehr
spannend. Und vielleicht noch als kurzes
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Beispiel. So sagen die Böden aus im Arens
Nest, als der Ort von der Gemeinschaft
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übernommen wurde. Ich weiß nicht, ob ihr
das erkennt, aber es sind höchstgradig
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degradierte Böden. Es ist komplett runter
gefressen, da geht nicht mehr viel und
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auch die organische Substanz war eben sehr
niedrig und wir haben eben ja letztendlich
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einfach die Weiden schon mal nach dem
Prinzip Mopgrazing nennt sich das. Also
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sehr viele Tiere auf sehr kleinem Raum für
sehr kurze Zeit grasen lassen. Das hier
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ist unsere erste sehr ich sag mal naive,
aber nett gemeinte Planung. Wie bauen wir
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denn die Zäune im Arensnest auf? Ihr seht
ein schönes Luftbild von den Weiden. Man
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sieht auch sehr gut das alles runter
gefressen. Und wir haben einfach
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angefangen das ganze in Parzellen zu
begrasen. Mittlerweile sind es glaube ich
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36 Parzellen die wir übers Jahr grasen
lassen. Die Tiere sind dann oft nur ein
-
paar Tage da drauf und ziehen dann zur
nächsten Parzelle weiter. Das ist so ein
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bisschen das Detail daran und das ist eine
der Möglichkeiten in dem sehr weiten
-
Bereich, der sich regenerative
Landwirtschaft nennt. Also so ein bisschen
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die Frage, wie kann Landwirtschaft Teil der
Lösung in der Klimakrise sein? Und das ist
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so einer der Wege, wie man, wenn man denn
Grünland hat, damit umgehen kann und
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eigentlich dazu führen kann, dass Böden
sich eher wieder regenerieren, dass sie
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eben Kohlenstoff einlagern und so weiter
und so fort. Da hängt ein riesiger
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Rattenschwanz dran und das ist aber so das
Thema, für das wir beide auf jeden Fall
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sehr brennen und ja, wie Daniel auch sagt,
an diesem Ort erfahrbar machen wollen.
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D: Erfahrbar machen wollen und eben
vielleicht ganz kurz bevor auch Menschen
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teilhaben lassen Svenja lacht. Weil die
36 Parzellen sie nicht einfach so
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entstanden man stelle sich das vor, man
macht es striche hier virtuell auf dem
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Bildschirm und schon sind sie da. Nein,
seit zwei Jahren setzen wir Zaunpfosten
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und immer wenn ich am Wochenende haben wir
so Aktionstagen und immer wenn ich dann
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aufrufe, meine mit Genossinnen, lass mal
wieder Zaunpfähle setzen, dann ist das ein
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müdes Brummen in der Gemeinschaft, weil
wir schon 300 Zaunpfähle gesetzt haben.
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Ich glaube, 50 Kilometer Zaun blitzte dort
gezogen haben. Und jetzt eben auch nach
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langer Planung angefangen haben, entlang
dieser Zaunlinien Bäume zu pflanzen. Wenn
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das offene Grünland hat gerade in den
trockenen Jahren extrem gelitten. Die
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Tiere haben extrem gelitten, wir hatten
kaum Schatten dort. Wir hatten eine
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vertrocknete Steppe eigentlich nur, und da
wollen wir entgegenwirken, indem wir dort
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eben versuchen, die Landschaft wieder zu
bereichern, Strukturen zu schaffen, die
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eben dort ja Schatten spenden, Verdunstung
verringern und dort langfristig ein
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Ökosystem erhalten, was zukünftig
Menschen, Tiere ernähren kann. Und das ist
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wie immer ein großes Spagat Landschaften
verändern, verändern wir auch die
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Ökosysteme. Wir haben dort nämlich einen
seltenen trockenen Magerrasen und haben
-
dort auch Wiesenbrüter. Wenn wir jetzt
anfangen Bäume zu pflanzen, dem Boden
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aufzubauen, tun wir vielleicht was fürs
Klima und für die Menschen. Aber was ist
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mit den ganzen Insekten, den Vögeln, den
seltenen Pflanzen, die dort sind und
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versuchen dort eben immer eine Mischung zu
finden zwischen einem praktischen
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Naturschutz, also halt von Biodiversität
und seltenen Arten, die in seltenen
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Biotopen dort leben und gleichzeitig einer
Zukunft gewandten Landwirtschaft, die eben
-
dort als Experimentier und Forschungsraum
sich entwickeln darf. Und das Ende ist
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noch offen.
S: Genau. Ja und falls euch das Thema
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grundsätzlich interessiert, was ich
nämlich was eigentlich meine Arbeit ist.
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Ich mache gerade eine YouTube Serie zum
Thema regenerative Landwirtschaft und
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besuche eben Betriebe im deutschsprachigen
Raum, die diese Form von Landwirtschaft
-
umsetzen oder damit anfangen. Das sind gar
nicht so wenige und ich lerne auch immer
-
mehr kennen und bin einfach begeistert
davon, wie viele Menschen den Mut haben,
-
diese Wege zu begehen. Das bedeutet
nämlich auch oft erhebliches Risiko, weil
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es heißt, die brechen gerade mit einem
vorherrschenden System und machen es auf
-
ihrem Betrieb und in ihrer Welt anders.
Und ja, wer sich da interessiert, schaut
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gerne mal rein. Der Kanal heißt Bestehen
darauf. Genau. Und jetzt stellen wir
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vielleicht noch kurz für Menschen, die uns
erreichen wollen hier in der Region oder
-
auch zu dem Thema unsere beiden Websites
vor. Daniel, vielleicht kannst du da noch
-
mal durchgehen.
D: Genau das ist die Webseite unserer
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Schäferei. Sei Teil des Wandels sei mit dabei.
Wir suchen noch Unterstützerinnen, um Land
-
zu retten, Dächer zu decken und den
Lernort aufzubauen. Und was wir machen,
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ist ja der Lernort Bauernhof. Entsteht
dort einer der wenigen in Brandenburg? Wir
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machen, ich habe es ja eben gesagt.
Landwirtschaft und Ernährung und eben auch
-
regenerative Landwirtschaft erfahrbar. Und
das mit Kindern, Jugendlichen. Jede Woche
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haben wir bei uns auf dem auf dem Hof
Kinder, die dort mitarbeiten, die Teil des
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Hofprojektes sind. Und das ist für mich eine
Vision, die ja, die finde ich
-
zukunftsträchtig ist. Dass wir eben
Landwirtschaft nicht als etwas begreifen,
-
was extern draußen von großen Maschinen
gemacht wird, sondern wir Teil dessen
-
sind, Mitgestalter sind, mit Nutzer sind
und auch Mitverantwortung tragen. Und das
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versuchen wir hier exemplarisch auf der
Schäferei Arensnest und auf unseren
-
Flächen eben ja schon zu verwirklichen,
suchen dafür auch immer Unterstützerinnen
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und mitwirken daran und wollen uns
nächstes Jahr eben auch einem größeren
-
Publikum öffnen. Sind auch fast jedes
Wochenende offen für Aktionstage, an denen
-
man dort mitwirken kann und bieten auch
Ferienprogramm für Kinder und Jugendliche
-
an. Gleichzeitig haben wir auch
Studierende bei uns auf dem Hof. Also
-
dieses Forschungsprojekt wird nicht nur
von uns betrieben. Ich habe jetzt
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versuchen da gerade den Boden Labor
aufzubauen, haben aber auch Studierende
-
die quasi das als Forschungsraum nutzen,
um ihre theoretisches Wissen praktisch zu
-
verorten und dort ihre Erfahrungen und
Kenntnisse mit praktischen Fragestellungen
-
zu kombinieren. Also wirklich ein offener
Raum, der viele Fragen hat und nach
-
Antworten sucht. Und da Mitstreiter,
Forscherinnen, Forscher sucht, die dort ja
-
Lust und Zeit haben, sich diesen
Zukunftsfragen zu widmen.
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S: Genau. Und wir haben auch noch eine
kleine Website zur Klimaweide. Nennen wir
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das Klima Arensnest, falls Sie da mal
reinschauen wollt. Das ist die
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klimaweide.org. Und da seht ihr noch mal
ein paar spezifische Dinge zu unserer
-
Arbeit mit dem Grünland vor Ort und man
findet uns seit neuestem auch auf
-
Instagram unter Schäferei Arensnest und
Klimaweide Arensnest. Genau. Und dann
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würde ich sagen, Danke für die Einladung
und wer jetzt Fragen hat, kann gerne damit
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losließen, die werden jetzt noch mal
anmoderiert und reingegeben.
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Herald: Na super! Auch von mir nochmal
vielen Dank für den spannenden Vortrag und
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das Internet sagt auch, Vielen Dank für
euer tolles Projekt und eure wichtige
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praktische Arbeit in Richtung Kohlenstoff
angereicherte Landwirtschaft. Es gibt auch
-
eine Frage, und zwar wie nochmal
spezifizieren könntet, was ihr genau meint
-
mit Dauerhumus. Und zu der Frage gibt es
auch gleich noch einen Kommentar, den lese
-
jetzt einfach mal vor. Aktuell klärt sich
die Wissenschaft ja im Generellen vom
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Begriff Humus ab und es wurde vielfach
gezeigt, dass die mittlere Verweildauer
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von organischen Kohlenstoff, der durch den
Abbau von Pflanzenmaterial entsteht,
-
wenige Jahrzehnte beträgt.
S: Da genau das ist spannend, ist
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natürlich ein dynamisches Feld. Es gibt
definitiv Dauerhumus, das ist denke ich
-
mal wissenschaftlich nachgewiesen. Aber
was man auch dazu sagen muss, dass die
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Kohlenstoff Speicher im Boden dynamische
Speicher sind. Und genau da wendet sich
-
auch die Wissenschaft gerade eher hin,
ohne zu sagen, Oh Mist, dann können wir ja
-
gar nicht speichern. Weil natürlich ist es
ein erst menschliches Ding und in unserer
-
technischen Gesellschaft zu denken, einen
Speicher speichert. Punkt. Was wir aber
-
machen können ist, dass wir Kohlenstoff
temporär binden über eine über Zeiträume,
-
die relativ gut einschätzbar sind und
damit natürlich eine dynamische Senke,
-
eine dynamische Kohlenstoffsenke erzeugen,
die aber essenziell für uns sein könnte.
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Und das muss man natürlich zu all diesen
regenerativen Landwirtschaftsthemen dazusagen.
-
Das heißt nicht, wir sagen ja, wir tun den
ganzen Kohlenstoff in Boden und dann ist
-
gut, sondern natürlich muss das
einhergehen mit einem radikalen Umbau von
-
den Emissionsbasierten Industrien und
weiteren Sektoren, die wir haben. Also man
-
kann natürlich nicht sagen, wir stopfen
das jetzt, da rein und gut ist, wie
-
dynamisch die Kohlenstoffsenke sind.
Genau das ist eine Frage der Wissenschaft.
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Und ja, da streiten sich die Geister ein
bisschen rum. Ich würde jetzt nicht sagen,
-
das ist bewiesen, dass es kein dauerhaft
Humus gibt. Aber ja, wir sind da natürlich
-
auch nicht die Wissenschaft, die da ganz
am Ende angelangt ist. Ja.
-
D: Vielleicht als Ergänzung ganz konkret
zu unserem Beispiel. Wir reden ja von
-
Dauergrünland. Also viel dynamischer sind
natürlich die Kohlenstoff im Haushalte, im
-
Ackerland, wenn natürlich dort was
eingetragen wird, im nächsten Jahr
-
umgepflügt wird, irgendwie ganz viel von
dem Kohlenstoff wieder oxidiert. Aber wir
-
auf unseren dauer grünen Flächen haben relativ
stabilen Kohlenstoffdynamiken. Man kann
-
sich das eher vorstellen, wie quasi ein
Kühlschrank, der noch ziemlich leer ist.
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Wir haben so einen leicht sandigen Boden
und er kann 5 6 prozent Humus aufnehmen.
-
Dann ist der Kühlschrank irgendwann voll
und wir liegen jetzt teilweise auf den
-
Flächen bei unter einem Prozent. Also bis
irgendwann wir so ein Level erreichen, wo
-
es irgendwie schwierig wird. Können wir da
mehr einlagern oder wie dynamisch ist es?
-
Haben wir noch ganz schön viel Luft nach
oben und wir haben es jetzt rein gesagt,
-
in zwei Jahren haben wir 0,1 prozent
erreicht. Das ist also noch ein langer
-
Weg, den wir vor uns haben.
S: Genau. Und da muss man sich einfach das
-
globale Potenzial angucken. Das ist
gigantisch. Und klar, Dauerhumus ist
-
etwas, was auch eher die tieferen
Bodenschichten betrifft. Und da gibt es
-
viel Unklarheit zu. Aber allein die
Erhöhung der dynamischen Kohlenstoff
-
Speicher, die wir jetzt zur Verfügung
haben, sind global. Also es hat einfach
-
ein Riesenpotenzial. Das ist glaube ich
unbestritten. Inwieweit das menschlich
-
jetzt mit unserer Kultur und so wie wir
Landwirtschaft betreiben, machbar ist.
-
Also der Kulturwandel, der dazugehört und
der Strukturwandel, der ist ja, das muss
-
eben geschaut werden. Wen wählen wir, was
machen wir, wen finanzieren wir? Die
-
üblichen Fragen sozusagen im Wandel.
Herald: Ich habe auch selber noch eine
-
Frage an euch und zwar das ist ja
letztendlich ein Thema, was zwar für
-
Brandenburg sehr wichtig ist, aber auch,
wie ich schon gesagt habe, global ein
-
wichtiges Thema. Was ist denn so eure
Erfahrungen? Gibt es mehr Interesse an dem
-
Projekt aus der Region oder bekommt es
mit, dass viele Leute überregional
-
versuchen sich zu informieren? Und gibt es
da dann Anknüpfungspunkte für die Leute,
-
die vielleicht nicht die Möglichkeit haben
vorbeizukommen? Z. B. den YouTube
-
Kanal erwähnt? Gibt es da vielleicht noch
mehr?
-
S: Also ich würde mal sagen beides. Es
gibt sowohl Interesse als auch aus der
-
Region. Und man muss auch sagen, die
Region hier ist natürlich eine, die
-
grundsätzlich in diesen Themen aktiv ist.
Und es gibt aber auch außerhalb der Region
-
viel Interesse. Also Menschen, die uns
digital kontaktieren und sagen: Hey, ist
-
ja spannende Arbeit, jeder tut. Können wir
mal vorbeikommen oder können wir mal
-
telefonieren? Oder eine Ahnung?lächelt
Ja, ich würde einfach sagen sowohl als
-
auch und gerade auch Daniel setzt sich
sehr eben für die Verbindung mit Schulen
-
ein und das Ganze als Lernort auszubauen
und eben auch hier vor Ort und lokal zu
-
wirken.
D: Und wie gesagt, wir haben da relativ
-
niedrigschwellige
Partizipationsmöglichkeiten mit offenen
-
Aktionstagen. Da laufen ja auch Bilder im
Hintergrund, wo man einfach dabei dazu
-
kommen kann. Und gleichzeitig haben wir
Leute, die schreiben uns aus
-
Süddeutschland an, sagen Hey, wir finden
uns total toll, was hier in diesem Projekt
-
dort macht, können wir nicht im Sommer
mitarbeiten. Da ist noch Platz in eurer
-
Gemeinschaft. Das ist glaube ich auch
überregional. Ja. Gibt es Möglichkeiten,
-
daran teilzuhaben und sich einzubringen?
S: Und vielleicht noch mal als kleinen
-
Punkt, wenn da reinpasst? Also man muss
auch sagen, diese ganze Kohlenstoff
-
Speichernummer ist auch definitiv nicht das,
was total an erster Stelle steht. Es geht
-
auch viel darum, die Böden einfach auch
Klimaresilienz zu machen. Und das ist
-
definitiv unbestritten, dass Böden mit
höheren Humuss gehalten, klima resistenter
-
sind in dem Sinne, dass sie Wasser
aufnehmen, abgeben können. Das ist einfach
-
etwas, was sehr basic für die
Landwirtschaft in dem Sinne ist und auch
-
z.B. für so was wie Hochwasserschutz, also
Themen, die auch dieses Jahr sehr hoch in
-
den News waren. Aus den Gründen heraus,
dass es eben passiert, dass Wetterextreme
-
immer mehr passieren. Und auch da sind
Böden einfach ein wahnsinnig wichtiger
-
Punkt. Auch zum Thema Artenvielfalt, wie
du es in der Intro erwähnt hast, kann man
-
auch noch viel in die Richtung erwähnen.
Es hat sehr viele Win win win Effekte und
-
das macht natürlich in dem Sinne erst mal
keinen Sinn, das nur an dieser CO2
-
Äquivalent Nummer aufzuhängen, auch zu
sagen, das hat so viele gute Gründe Boden
-
aufzubauen, dass wir es in jedem Fall
verfolgen wollen und auch erreichen. Ja.
-
D: Also auch mit allen Kontroversen
erforschen. Wir auch festgestellt haben
-
auf bestimmten Flächen, die wir jetzt eben
diesen intensiver beweiden, haben wir
-
bestimmte Arten dann wiederum verdrängt,
also Pflanzenarten, die wir auf anderen
-
Flächen, die wir noch nicht so
bewirtschaften, eben noch haben. Dann eben
-
dieses Abwägen, was wollen wir eigentlich
jetzt? Die die seltene, seltene MagerGli,
-
wichtiger als ein fruchtbarer Boden
irgendwie. Und da sind wir auch noch mit
-
uns am Ringen irgendwie. Und einen
Mittelweg zu finden. Wo lässt man Nischen,
-
wo lässt man intensiv, intensiv wird man
eine Nutzung und suchen uns da eben auch
-
Rat von externen Fachleuten. Also das ist
auch was, wo wir ja immer Unterstützung
-
brauchen, über Hilfe freuen, wenn
Menschen mit ihrer Fachkompetenz, mit
-
ihrem Mut, ihre Begeisterung für den
MagerGli, für die Vögel, für den
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Kammmolch, was auch immer es ist,
irgendwie kommen und das Wissen mit uns
-
teilen und ihre, ja ihre Begeisterung auch
mit uns teilen.
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Herald: Super! Ok, also man kann euch
unterstützen, mit Fachwissen, mit hands on
-
vorbeikommen, mitarbeiten gibt es noch
andere Arten, auf die man euch
-
unterstützen kann?
S: Auf jeden Fall die Funding Kampagne der
-
Schäferei ArensNest, die gerade eben
online ist. Die kann man auch sehr gerne
-
unterstützen. Dani hat sie ja schon kurz
vorgestellt.
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D: Also wie das ja bei vielen Projekten so
ist, wir versuchen Land zu sichern. Land
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ist knapp und kostbar und wir versuchen
gerade die letzten sechseinhalb Hektar,
-
die bei uns an die Schäferei angrenzend,
die auch seit 600 Jahren zur Schäferei
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dazugehören, versuchen wir zu sichern. Uns
hat das Geld bisher nicht gereicht und
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versuchen dafür neue Mitglieder unserer
Genossenschaft zu gewinnen, die ja dort
-
Geld anlegen wollen, damit Boden sichern
wollen. Bodenfruchtbarkeit fördern wollen
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und eben auch Artenvielfalt fördern. Das
natürlich eine Möglichkeit für alle
-
Menschen, die auch ganz weit weg sind,
irgendwie und nicht teilhaben können,
-
indem sie ihre Hände zu schonen, uns
monetär zu unterstützen.
-
Herald: Super, dann wünsche ich euch ganz
viel Erfolg damit und herzlichen Dank für
-
euren Besuch und schön euch kennenzulernen.
Und danke auch an das Publikum und das
-
VOC. Und ja, bis demnächst mal wieder in
der Gegend.
-
D und H: Danke euch! Vielen Dank für die
Einladung.
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Appplaus
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Abspannmusik
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Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2022. Mach mit und hilf uns!