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36C3 - It’s alive! – Nach den Protesten gegen die Polizeigesetze ist vor den Protesten gegen die au

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    36C3 Vorspannmusik
  • 0:21 - 0:25
    Herald: Im vergangenen Jahr sind in sehr
    vielen Bundesländern diverse neue
  • 0:25 - 0:30
    Polizeigesetze, Polizeiaufgabengesetze
    diskutiert, überlegt und teilweise auch
  • 0:30 - 0:35
    verabschiedet worden mit katastrophalen
    Ausmaß für unsere Bürgerrechte, allerdings
  • 0:35 - 0:40
    jeweils unter dem Vorwand, etwas für die
    innere Sicherheit dieses Staates tun zu
  • 0:40 - 0:45
    wollen. Wir als Hackergemeinde haben uns
    von Anfang an, auf Seite der Datenschützer
  • 0:45 - 0:49
    dagegen engagiert. Aber nicht nur wir
    haben uns dagegen engagiert, sondern ganz
  • 0:49 - 0:54
    viele andere Bündnisse gemeinsam auch
    haben sich für die innere Freiheit des
  • 0:54 - 1:00
    Staates engagiert. Denn wer seine Freiheit
    bereits zu opfern, um mehr Sicherheit zu
  • 1:00 - 1:04
    gewinnen, der wird am Ende beides
    verlieren. Das Zitat stammt zwar nicht von
  • 1:04 - 1:08
    Benjamin Franklin, sondern ist eher
    unbekannt. Und wer alles damit zu tun hat
  • 1:08 - 1:12
    und welche Bündnisse zusammengearbeitet
    haben und wo es eigentlich hingeht, was
  • 1:12 - 1:17
    wir jetzt tun müssen. Das erzählen euch
    Laura Pöhler und Johnny Parks.
  • 1:17 - 1:24
    Applaus
  • 1:24 - 1:32
    Laura Pöhler: Danke dir. Herzlich
    willkommen zu unserem Vortrag zu den neuen
  • 1:32 - 1:36
    Polizeigesetzen. Mein Name ist Laura
    Pöhler, ich bin Pressesprecherin vom
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    Bündnis gegen das bayerische
    Polizeiaufgabengesetz.
  • 1:40 - 1:46
    Johnny Parks: Genau und mein Name ist
    Johnny und ich war auch seit Beginn dabei
  • 1:46 - 1:50
    beim Bündnis gegen das
    Polizeiaufgabengesetz und habe auch die
  • 1:50 - 1:56
    Aktionen der No-PAG-Jugend mit begleitet.
    LP: Wir haben uns eben bei der
  • 1:56 - 2:00
    Organisation von der ersten
    Großdemonstration gegen das bayerische
  • 2:00 - 2:04
    Polizeiaufgabengesetz kennengelernt damals
    . Vielleicht habt ihr es mitbekommen, da
  • 2:04 - 2:08
    sind damals in München über 50 000 Leute
    auf die Straße gegangen, was für München
  • 2:08 - 2:12
    echt eine Hausnummer ist. So eine große
    Demo gab's da seit Jahrzehnten nicht mehr.
  • 2:12 - 2:16
    Und es war damals so, dass die
    Datenschützer*innen Bayerns für uns auch
  • 2:16 - 2:21
    von Anfang an sehr wichtige
    Bündnispartner*innen waren. Und das war
  • 2:21 - 2:25
    auch der Grund, warum wir uns entschieden
    haben, dass wir heute hier mit euch
  • 2:25 - 2:30
    sprechen möchten, weil wir das Gefühl
    haben, dass dieses Thema Polizeigesetz
  • 2:30 - 2:35
    oder auch erweitert, Sicherheitsgesetze
    und die Verschärfung von autoritären
  • 2:35 - 2:41
    Sicherheitsgesetzen eigentlich ein Thema
    ist das unsere Bewegungen, in denen wir
  • 2:41 - 2:46
    jeweils aktiv sind - bei mir ist es die
    antifaschistische Bewegung, bei dir auch
  • 2:46 - 2:51
    die Klimagerechtigkeitsbewegung und die
    Antirassismusbewegung, aber eben auch die
  • 2:51 - 2:54
    Bewegungen, die sich hier Treffen
    verbindet, weil es für all unsere
  • 2:54 - 2:59
    Bewegungen gleichermaßen eine sehr große
    Bedrohung darstellt. Und wir würden jetzt
  • 2:59 - 3:03
    ganz gerne einen kurzen Ausblick auf das
    geben, was wir vorhaben, hier zu
  • 3:03 - 3:08
    besprechen. Der Johnny wird euch zuerst
    kurz erzählen, was das bayerische
  • 3:08 - 3:12
    Polizeiaufgabengesetz eigentlich ist. Was
    ist da passiert? Warum sind wir dagegen?
  • 3:12 - 3:16
    Und wie sind die Proteste dagegen
    abgelaufen? Ich würde dann versuchen, das
  • 3:16 - 3:20
    Ganze in einen größeren gesellschaftlichen
    Kontext einzubetten und mal grundsätzlich
  • 3:20 - 3:24
    die Frage zu stellen: Was passiert denn da
    eigentlich? Und warum gibt es diese
  • 3:24 - 3:29
    Entwicklung hin zu immer schärferen
    Sicherheitsgesetzen? Johnny wird dann
  • 3:29 - 3:35
    anschließend ein paar Beispiele bringen,
    besonders schockierende Beispiele dafür,
  • 3:35 - 3:40
    was uns drohen könnte, wenn diese Gesetze
    so weiter durchgebracht werden. Und
  • 3:40 - 3:45
    schließlich würde ich ganz gerne ein paar
    Thesen in den Raum stellen dahingehend,
  • 3:45 - 3:50
    wie wir vielleicht weiterarbeiten müssen,
    damit diese Bewegung, die ja letztes Jahr
  • 3:50 - 3:54
    doch sehr viel Wirbel gemacht hat, aber
    dieses Jahr dann doch auch leiser geworden
  • 3:54 - 3:57
    ist, vielleicht wieder ein bisschen
    Schwung bekommt.
  • 3:57 - 4:04
    JP: Genau. Ich fange mal an, wir nennen
    das Ganze immer das PAG, das P-A-G. Das
  • 4:04 - 4:09
    ist die Abkürzung für
    Polizeiaufgabengesetz. So wird in Bayern
  • 4:09 - 4:14
    betitelt, und zwar die Gesetze über die
    Aufgaben und Befugnisse der Polizei. Das
  • 4:14 - 4:20
    ist eine ganz praktische Abkürzung. Genau.
    Und ich fange jetzt mal chronologisch an,
  • 4:20 - 4:28
    und zwar im Jahr 2015. Und was wir ja alle
    nicht verpasst haben, war die Debatte oder
  • 4:28 - 4:34
    die eskalierende Debatte eher im Zuge der
    Ankunft Geflüchteter, die durch Medien und
  • 4:34 - 4:39
    Hetze zu einem Kontrollverlust vor allem
    für die konservativen Parteien als Schaden
  • 4:39 - 4:44
    - so haben sie es zumindest gesehen -
    geführt hat. Die CSU hat sich in Bayern
  • 4:44 - 4:50
    sehr schnell gefühlt, als würde sie ihre
    Autorität verlieren, wollte diese wieder
  • 4:50 - 4:56
    herstellen. Deswegen hat Seehofer auch
    angekündigt, eine politische Offensive
  • 4:56 - 5:02
    gegen rechts zu fahren. Und dann, im Jahr
    2016, verstärkte sich diese Gefühlslage
  • 5:02 - 5:07
    noch. Es gab den Anschlag bei uns in
    München und im Olympia-Einkaufszentrum,
  • 5:07 - 5:12
    dieses Attentat und auch den
    Terroranschlag auf dem Berliner
  • 5:12 - 5:18
    Weihnachtsmarkt und dahingehend hat die
    CSU in Bayern das Integrationsgesetz
  • 5:18 - 5:25
    eingeführt. Das war eine geschickte
    Nutzung dieses Anschlages für ihre eigenen
  • 5:25 - 5:30
    Ziele, denn die Stimmung war auf jeden
    Fall auf ihrer Seite zu dem Zeitpunkt.
  • 5:30 - 5:35
    Zumindest mancher politischen Richtung auf
    ihrer Seite. Genau. Und das
  • 5:35 - 5:41
    Integrationsgesetz ist schlicht gesagt,
    wie sich vermeintliche Ausländer zu
  • 5:41 - 5:46
    verhalten haben. Also Vorschriften. War
    sozusagen ein Versuch, eine Leitkultur und
  • 5:46 - 5:52
    eine Integrationspflicht rechtlich
    festzuschreiben. Und 2017 kam dann auf uns
  • 5:52 - 5:57
    die erste Novelle beim
    Polizeiaufgabengesetz hinzu, nämlich dass
  • 5:57 - 6:03
    Gefährdergesetz. Und hier wird es schon
    langsam echt gefährlich, nämlich: Vorher
  • 6:03 - 6:10
    brauchte es eine konkrete Gefahr, um
    Rechtsmittel einzusetzen. Und nun kommt es
  • 6:10 - 6:19
    zu einer ausschlaggebenden Veränderung.
    Nämlich reicht es jetzt nicht mehr,
  • 6:19 - 6:24
    konkret gefährlich zu sein, sondern auch
    der vage Verdacht auf eine Gefahr reicht
  • 6:24 - 6:30
    nun. Und es wurde mit der drohenden Gefahr
    betitelt. Also bevor ihr überhaupt was
  • 6:30 - 6:35
    getan habt, nur wenn es droht, dass ihr
    etwas tun könntet, seid ihr gefährlich.
  • 6:35 - 6:40
    Das hat dieser Begriff vorgeschrieben, und
    wir kennen alle das altbekannte deutsche
  • 6:40 - 6:45
    Bauchgefühl unserer Sicherheitskräfte. Und
    da begannen auch die Juristinnen
  • 6:45 - 6:51
    aufzuhorchen und viel zu kritisieren.
    Bedenken begannen, weil dieser Begriff
  • 6:51 - 6:56
    eben auch sehr vage ist. Die Polizei
    dürfte auch nach diesem Gefärhdergesetz
  • 6:56 - 7:03
    Personen bei drohender Gefahr in eine
    präventive Unendlichkeitshaft nehmen. Und
  • 7:03 - 7:08
    Unendlichkeitshaft nennen wir das, weil es
    so gesetzlich vorgeschrieben ist, dass ihr
  • 7:08 - 7:14
    drei Monate in Haft gesteckt werden könnt
    und dann auf richterliches Schreiben diese
  • 7:14 - 7:20
    Haft endlos immer wieder um drei Monate
    verlängert werden kann. Außerdem gab es
  • 7:20 - 7:25
    noch hinzukommend von der Polizei, die es
    jetzt erlaubt, Kontaktverbot,
  • 7:25 - 7:34
    Aufenthaltsgebote und Aufenthaltsverbote
    auszusprechen. Nun und dann kam 2018 das
  • 7:34 - 7:39
    neue Polizeiaufgabengesetz, also die
    zweite Novelle. Und ich fasse es mal -
  • 7:39 - 7:42
    Kann ich die Fernbedienung haben? Vielen
    Dank.
  • 7:42 - 7:47
    LP: Andere Richtung.
    JP: Genau. Andere Richtung?
  • 7:47 - 7:54
    LP: Andere Richtung.
    JP: Ah, ok. Ich verstehe. Genau. Und zwar
  • 7:54 - 8:00
    kam es da zu mehr Befugnissen, mehr
    Ausstattung, mehr Agieren im Tatvorfeld
  • 8:00 - 8:04
    und weniger Rechtsmitteln. Ausführlich
    werde ich jetzt auch mal kurz einige
  • 8:04 - 8:09
    Punkte aufgreifen, um die Extremität so
    ein bisschen merkbarer für euch zu machen.
  • 8:09 - 8:15
    Und zwar gab's neu eine Meldeanordnung,
    also ein regelmäßiges Melden in einer
  • 8:15 - 8:20
    Polizeistelle, verpflichtende Vorladungen,
    Identitätsfeststellungen von Personen und
  • 8:20 - 8:26
    die Durchsuchung ihrer Sachen,
    Polizeigewahrsam immer und überall
  • 8:26 - 8:31
    möglich. Entscheiden darf hierbei vorerst
    die Polizei und kein Richter. Ohne
  • 8:31 - 8:37
    richterlichen Beschluss ist es auch
    möglich und auch ohne Anwesenheit der dort
  • 8:37 - 8:42
    lebenden Personen, die Wohnungen zu
    begehen. Bild und Tonaufnahmen bei
  • 8:42 - 8:49
    öffentlichen Versammlungen sind ebenfalls
    legal. Also Schluss mit der Anonymität der
  • 8:49 - 8:54
    eigenen politischen Meinung. Das ist nun
    vorbei. Elektronische Überwachung des
  • 8:54 - 8:59
    Aufenthaltsortes, Postsicherstellung,
    Einsatz verdeckter Ermittler und von
  • 8:59 - 9:05
    V-Personen, wovon auch Dritte betroffen
    sein kann. Online-Durchsuchungen und die
  • 9:05 - 9:10
    Weiterverarbeitung von Daten und
    Datenübermittlung. Und das sind nur einige
  • 9:10 - 9:17
    der Punkte. Da die Polizei meist, ja,
    rassistisch handelt oder zumindest dazu
  • 9:17 - 9:24
    tendiert und die meisten Betroffenen PoCs
    sind, das wissen wir erfahrungsgemäß, ist
  • 9:24 - 9:28
    es nun auch von Beginn an eine
    rassistische Absicht gewesen, und deshalb
  • 9:28 - 9:33
    gab es Proteste. Und diese Proteste waren
    wirklich eine Massenbewegung für
  • 9:33 - 9:38
    bayerische Verhältnisse, versteht sich. Es
    kam Empörung auf, und es hat sich eine
  • 9:38 - 9:42
    große Bewegung aus alten und neuen Gruppen
    und sogar Gruppen, die sich dazu gegründet
  • 9:42 - 9:47
    haben, zu der Thematik
    Polizeiaufgabengesetz zusammengetan. Davon
  • 9:47 - 9:51
    werde ich mal ein paar aufzählen. Zum
    Beispiel waren dabei der Deutsche
  • 9:51 - 9:55
    Hanfverband, da natürlich auch das
    Interesse Gras konsumieren, da nach
  • 9:55 - 10:00
    weniger und nicht mehr Repression da war.
    Gewerkschaften und deren Jugend, Klima-
  • 10:00 - 10:04
    und Umweltgruppen, kurdische
    Aktivistinnen, Fußballfans,
  • 10:04 - 10:11
    antifaschistische Gruppen, Refugee-
    Vereine, PoC-Gruppen, junge Studierende
  • 10:11 - 10:15
    sammelten sich im open Orbit der
    Polizeiklasse zum künstlerischen
  • 10:15 - 10:21
    Aktivismus, Juristinnen. Der CCC war auch
    dabei und weitere Datenschützer*innen,
  • 10:21 - 10:26
    Journalist*innen und andere Berufsverbände
    und auch eine große Menge an Parteien.
  • 10:26 - 10:32
    Also eine breite Bewegung durch und durch.
    Und die Gründe, warum sich so viele Leute
  • 10:32 - 10:39
    zusammengetan haben, waren natürlich
    persönliche Betroffenheit oder Angst. Das
  • 10:39 - 10:43
    waren zwei große Faktoren. Der
    Datenschutz. Kaum ein Mensch will, dass
  • 10:43 - 10:51
    'Team Blau' unkontrolliert durch die Daten
    stöbert, außer die Sparte 'Ich habe nichts
  • 10:51 - 10:56
    zu verbergen'. Das ist natürlich Unsinn,
    denn du weißt nie, ob du nicht vielleicht
  • 10:56 - 11:01
    in Zukunft etwas verbergen willst oder gar
    musst. Drogen waren natürlich für junge
  • 11:01 - 11:06
    Leute auch nicht irrelevant und für
    politisch aktive Menschen, die politische
  • 11:06 - 11:11
    Freiheit, weil die heißt, sicher und ohne
    Angst vor Repressionen aktivistisch sein
  • 11:11 - 11:17
    zu können. Ups, da habe ich ein bisschen
    spät gezeigt, aber hier könnt ihr auch mal
  • 11:17 - 11:25
    die Masse auf dem Marienplatz bei uns
    sehen und was auch noch leider ein viel zu
  • 11:25 - 11:30
    schwacher, aber auch in Teilen vorhandener
    Punkt war, war die Empathie mit denen von
  • 11:30 - 11:35
    strukturellem Rassismus Betroffenen, die
    täglich dieser ungerechten Praxis
  • 11:35 - 11:44
    ausgesetzt sind. Und jetzt sind wir im
    Jahr 2019. Der Protest ist eher zur Ruhe
  • 11:44 - 11:49
    gekommen, zumindest in Bayern. In anderen
    Bundesländern läuft er oder läuft er auch
  • 11:49 - 11:56
    gerade erst an teilweise. Und in Bayern
    hat sich eine PAG-Kommission eingefunden,
  • 11:56 - 12:03
    die bzw. wurde ausgerufen von der CSU. Um
    die Kritik am PAG geht zu entkräftigen,
  • 12:03 - 12:08
    nach dem Motto: Wir gucken mal mit allem
    Wissen drüber, und dann schauen wir
  • 12:08 - 12:14
    nochmal. Und die widmet sich allerdings
    lediglich der praktischen Umsetzung. Also
  • 12:14 - 12:18
    es geht nicht um moralische Fragen. Und
    was ganz auffällig ist, ist auch, dass
  • 12:18 - 12:24
    zivilgesellschaftliche Vertreter*innen
    oder gar Betroffene nicht eingeladen
  • 12:24 - 12:30
    wurden zu dieser. Kommission oder kein
    Mitentscheidungsrecht auch hatten, also
  • 12:30 - 12:37
    eine typisch deutsche Auffassung von
    Demokratie. Und aktuell laufen auch zehn
  • 12:37 - 12:41
    Klagen, die sind eingereicht. Da werden
    wir auf jeden Fall auch auf dem Laufenden
  • 12:41 - 12:46
    halten. Aber das dauert natürlich noch.
    Aber auch über die Verfassungswidrigkeit
  • 12:46 - 12:51
    hinweg wollen wir natürlich, dass die
    Änderungen zurückgenommen werden. Und
  • 12:51 - 12:55
    genau wie ich gerade schon erwähnt habe,
    ist auch bundesweit einiges im Gange. Fast
  • 12:55 - 13:01
    alle anderen Länder bekamen ebenfalls neue
    Polizeigesetzes in ähnlichem Stil. Nur
  • 13:01 - 13:06
    nicht Thüringen und Bremen. Das sind die
    einzigen, wo keine in Aussicht sind, keine
  • 13:06 - 13:11
    geplant sind und auch keine Ankündigungen
    kamen. Und noch im Gesetzgebungsprozess
  • 13:11 - 13:16
    sind aktuell Mecklenburg-Vorpommern,
    Schleswig-Holstein, Hamburg, Saarland,
  • 13:16 - 13:20
    Berlin und Sachsen-Anhalt. Und was auch
    neu ist: In Baden-Württemberg wurden
  • 13:20 - 13:26
    bereits neue Polizeigesetze eingeführt.
    Allerdings gab es jetzt halt den Wunsch
  • 13:26 - 13:31
    von der CDU, dort nochmal neue
    einzuführen. Und da gab es auch schon
  • 13:31 - 13:36
    konkretere Vorschläge. Ich habe mal ein
    Beispiel herausgegriffen, nämlich dass es
  • 13:36 - 13:42
    ab Einführung dieser Gesetze anlasslose
    Durchsuchungen bei Großveranstaltungen
  • 13:42 - 13:46
    geben soll. Also es geht auf jeden Fall
    noch weiter.
  • 13:46 - 13:51
    LP: Genau. Jetzt ist so ein bisschen die
    Frage natürlich: Wir hatten jetzt wie
  • 13:51 - 13:55
    gesagt, diese PAG-Kommission verfolgt,
    aber diese PAG-Kommission hat durchaus,
  • 13:55 - 13:59
    obwohl wir die Zusammensetzung dieser
    Kommission für sehr kritisch befunden
  • 13:59 - 14:04
    haben, hat durchaus viele Dinge am PAG
    kritisiert. Und jetzt geht auch dieses
  • 14:04 - 14:09
    Polizeiaufgabengesetz in eine neue Runde.
    Das heißt, es wird neuen Gesetzesentwurf
  • 14:09 - 14:14
    geben, und jetzt gehen wir mal davon aus,
    da würden einige Dinge herausgestrichen
  • 14:14 - 14:20
    werden. Dann stellt sich natürlich die
    Frage, Ist unser Ziel als Bündnis gegen
  • 14:20 - 14:25
    das Polizeiaufgabengesetz eigentlich, dass
    wir das Polizeiaufgabengesetz abschaffen
  • 14:25 - 14:29
    bzw. diese Novellierung zurück nehmen? Und
    wir sind eigentlich als Bündnis sehr
  • 14:29 - 14:33
    schnell an den Punkt gekommen, dass wir
    gemerkt haben, das reicht bei weitem
  • 14:33 - 14:38
    nicht. Dieses Polizeiaufgaben Gesetz,
    diese zweite Novellierung, gegen die wir
  • 14:38 - 14:44
    protestiert haben, das war eigentlich bloß
    der letzte Moment. Wir hätten auch schon
  • 14:44 - 14:48
    viel früher protestieren können. Es ist
    nämlich so, dass gegen die erste
  • 14:48 - 14:52
    Novellierung des Polizeiaufgabengesetzes,
    da waren, glaube ich, in München 35 Leute
  • 14:52 - 14:57
    auf der Straße, und da stehen eigentlich
    die Hämmer drin. Und deswegen würde ich
  • 14:57 - 15:02
    jetzt ganz gerne mal versuchen, so ein
    bisschen das Ganze in einen größeren
  • 15:02 - 15:07
    Kontext zu stellen und die politische
    Brisanz von dem Ganzen so ein bisschen
  • 15:07 - 15:12
    verständlicher zu machen, weil ich glaube,
    wir müssen uns die Frage stellen, für was
  • 15:12 - 15:16
    eigentlich diese Novellierung der Polizei
    Gesetze, die wir derzeit erleben, Symptome
  • 15:16 - 15:20
    sind und was das mit Blick auf unsere
    ganze Gesellschaft und unsere
  • 15:20 - 15:25
    Vorstellungen von Sicherheit eigentlich
    bedeutet. Weil die Ausgangslage ist ja
  • 15:25 - 15:31
    die, dass Deutschland zumindest aus
    Behördensicht und nach deren Kategorien so
  • 15:31 - 15:36
    sicher ist wie nie. Ich habe mal die
    polizeiliche Kriminalstatistik
  • 15:36 - 15:42
    mitgebracht. Da kann man gut draus nehmen,
    dass Deutschland, glaub ich, so sicher ist
  • 15:42 - 15:50
    wie seit 1992 nicht mehr. Und es ist auch
    so, dass die Anzahl von Terroropfern
  • 15:50 - 15:56
    weltweit, aber insbesondere auch in Europa
    immer weiter zurückgeht. Und jetzt ist es
  • 15:56 - 16:00
    aber natürlich so, dass diese
    Verschärfungen der Polizeigesetze ja immer
  • 16:00 - 16:04
    mit Verweis auf eine vermeintliche
    Terrorgefahr oder eine vermeintliche
  • 16:04 - 16:09
    Gefahr von Straftaten begründet wird. Und
    ich glaube, die Frage, die wir uns stellen
  • 16:09 - 16:14
    müssen, ist: Warum eigentlich will eine
    Gesellschaft, oder warum braucht eine
  • 16:14 - 16:21
    Gesellschaft, die immer sicherer wird,
    immer schärfere Sicherheitsgesetze? Und
  • 16:21 - 16:27
    ich glaube, diese Ursache ist nicht leicht
    zu erklären. Ich gehe hier mit zwei
  • 16:27 - 16:31
    Wissenschaftlern mit, die ihr vielleicht
    kennt aus dem Kontext von
  • 16:31 - 16:37
    Polizeiforschung: Tobias Signlenstein und
    Peer Stolle, die gesagt haben, dass man
  • 16:37 - 16:41
    das eigentlich nur anhand von
    ökonomischen, sozialen und kulturellen
  • 16:41 - 16:46
    Transformationsprozesse, die seit den
    Achtzigerjahren geschehen sind, erklären
  • 16:46 - 16:52
    kann. Und dass es da gesellschaftliche
    Veränderungen gegeben hat, die unser
  • 16:52 - 16:56
    Verhältnis zum Thema Sicherheit
    grundsätzlich verändert haben als
  • 16:56 - 16:59
    Gesellschaft. Diese
    Transformationsprozesse sind einmal
  • 16:59 - 17:04
    struktureller Natur. Da gehören so Dinge
    dazu, wie, dass wir eine Globalisierung
  • 17:04 - 17:09
    und eine Internationalisierung des
    Arbeitsmarkts, aber auch unserer Umwelt
  • 17:09 - 17:12
    erlebt haben, dass wir eine
    Flexibilisierung der Arbeits- und
  • 17:12 - 17:17
    Sozialverhältnisse erlebt haben und auch
    eine Privatisierung von staatlichen
  • 17:17 - 17:23
    Aufgaben, also beispielsweise
    Altersvorsorge und derlei Dinge. Und aber
  • 17:23 - 17:27
    auch ideologischer Natur. Wir haben einen
    Aufschwung der neoliberalen Idee erlebt.
  • 17:27 - 17:31
    Wir haben erlebt, dass wir einen
    Rechtsruck hatten und so weiter und sofort
  • 17:31 - 17:35
    und ohne jetzt da in die Tiefe zu gehen,
    weil da könnte man auch schon wieder einen
  • 17:35 - 17:38
    ganzen Vortrag drüber halten. Aber all
    diese Dinge, und das habt ihr sicher ja
  • 17:38 - 17:42
    auch schon im Zusammenhang mit Debatten
    über den Rechtsruck gehört, die haben
  • 17:42 - 17:46
    letztendlich zu einer sozialen
    Desintegration geführt. Die haben zu dem
  • 17:46 - 17:51
    geführt, was man oft als Statuspanik
    bezeichnet, also der Angst, von jedem
  • 17:51 - 18:00
    Einzelnen, in seinem eigenen sozialen
    Status abzusinken. Und das wiederum hat zu
  • 18:00 - 18:05
    einer, wie die Autoren sagen,
    existentiellen Angst geführt, die ständig
  • 18:05 - 18:10
    da ist, die uns ständig begleitet. Eine
    permanente Verunsicherung, die eigentlich
  • 18:10 - 18:15
    vollkommen losgekoppelt ist von der
    eigentlichen Sicherheit, in der wir uns
  • 18:15 - 18:22
    befinden. Und das Ergebnis ist, dass es
    hier eine Verschiebung im Diskurs gegeben
  • 18:22 - 18:26
    hat rund um die soziale Kontrolle. Also
    die Frage, wie man eigentlich Sicherheit
  • 18:26 - 18:31
    in einer Gesellschaft herstellt, und zwar
    die Idee, dass wir immer stärker darauf
  • 18:31 - 18:36
    fokussieren, wie wir uns selbst als
    Personen in Sicherheit halten. Also unsere
  • 18:36 - 18:41
    individuelle Sicherheit steht im Fokus.
    Und wir versuchen, uns immer stärker
  • 18:41 - 18:47
    abzugrenzen von dem, was potenziell für
    unseren eigenen Status und für unsere
  • 18:47 - 18:56
    eigene Sicherheit gefährlich werden
    könnte. Und das Ziel der ganzen sozialen
  • 18:56 - 19:01
    Kontrolle ist inzwischen ein neues
    Sicherheitsverständnis, und nämlich die
  • 19:01 - 19:06
    Idee von der totalen Sicherheit des
    Menschen. Und das ist natürlich
  • 19:06 - 19:11
    unerreichbar. Also mal ganz platt gesagt,
    kann man sagen: So leben ist gefährlich.
  • 19:11 - 19:17
    Solange man nicht tot ist, ist man nicht
    in Sicherheit. Und das hat aber natürlich
  • 19:17 - 19:25
    auch zur Folge, dass die gesamte soziale,
    die gesamte staatliche Praxis, also die
  • 19:25 - 19:30
    staatliche soziale Kontrolle, sich
    verschiebt. Und zwar ging's anfangs, das
  • 19:30 - 19:34
    habe ich versucht, jetzt hier mal
    darzustellen, eher darum, konkrete soziale
  • 19:34 - 19:41
    Konflikte, Gefahren und meinetwegen auch
    Rechtsgutverletzung zu bearbeiten. Also
  • 19:41 - 19:47
    sprich Irgendwas ist passiert, ganz banal
    gesagt, de Polizei kommt und ermittelt:
  • 19:47 - 19:54
    Was ist da passiert? Also Ermittlungen bei
    Verdacht auf konkrete Straftat. Und aber
  • 19:54 - 20:01
    dieses veränderte Sicherheitsbedürfnis hat
    dazu geführt, dass wir immer stärker
  • 20:01 - 20:08
    Risiken antizipieren und diese regulieren
    wollen. Und das wiederum führt dazu, und
  • 20:08 - 20:12
    ich glaube das Polizeiaufgabengesetze in
    Bayern ist ein gutes Beispiel dafür, dass
  • 20:12 - 20:19
    wir immer mehr im Tatvorfeld, also bevor
    überhaupt eine Straftat begangen wurde,
  • 20:19 - 20:24
    versuchen zu antizipieren: Wo könnte eine
    Straftat stattfinden? Wo ist Risiko für
  • 20:24 - 20:30
    uns? Und natürlich ist ein Risiko nichts
    anderes,also was das Risiko? Ja, Risiko
  • 20:30 - 20:34
    ist eine statistische Wahrscheinlichkeit.
    Das ist nichts, was man irgendwie anfassen
  • 20:34 - 20:38
    kann. Du musst, um ein Risiko zu
    ermitteln, in irgendeiner Form die Welt
  • 20:38 - 20:43
    einordnen in: Das könnte gefährlich
    werden, und es könnte nicht gefährlich
  • 20:43 - 20:49
    werden. Und dass ist nicht nur eine
    zeitliche Verschiebung, sondern das ist
  • 20:49 - 20:54
    der Meinung nach von Singlenstein und
    Stolle eine gänzlich andere Betrachtung
  • 20:54 - 21:00
    und Konstruktion von Bedrohung. Und
    natürlich ist diese Einordnung der Welt in
  • 21:00 - 21:04
    potenziell gefährlich und potenziell nicht
    gefährlich, die passiert ja nicht im
  • 21:04 - 21:08
    luftleeren Raum, die wird von Menschen
    gemacht oder eben von Algorithmen. Und
  • 21:08 - 21:10
    darüber brauche ich euch nichts erzählen,
  • 21:10 - 21:12
    weil darüber wisst ihr wahrscheinlich sehr
  • 21:12 - 21:16
    viel mehr als ich. Aber natürlich spielt
    bei dieser Einordnung der Welt in Risiken
  • 21:16 - 21:23
    und Nicht-Risiken spielen die Vorurteile
    der Rassismus, die Diskriminierung, die
  • 21:23 - 21:28
    wir als Gesellschaft haben, spielen eine
    Rolle, und die transportieren wir da
  • 21:28 - 21:35
    hinein. Und ich glaube dazu kommt, dass
    wir so eine ganz fatale Verknüpfung von
  • 21:35 - 21:39
    drei Neuerungen haben. Und zwar gibt es
    einmal eben diese strukturelle Entgrenzung
  • 21:39 - 21:45
    von - im engeren - Polizeiarbeit, aber
    staatlicher Kontrolle im Allgemeinen. Also
  • 21:45 - 21:49
    eben neue Sicherheitsgesetze. Die dürfen
    plötzlich im Tatvorfeld ermitteln. Die
  • 21:49 - 21:53
    haben plötzlich viel mehr Mittel an der
    Hand. Dann gibt es gleichzeitig auch einen
  • 21:53 - 21:58
    Machtausbau. Und der besteht nicht nur,
    jetzt beispielsweise wie ich glaube in NRW
  • 21:58 - 22:02
    war es, dass die Polizei plötzlich in der
    Lage ist, Taser einzusetzen gegen
  • 22:02 - 22:08
    potenzielle Gefährder*innen. Sondern auch
    darin, dass wir eine immer stärkere
  • 22:08 - 22:12
    staatliche Kontrolldichte haben. Das
    heißt, in den letzten Jahrzehnten hat sich
  • 22:12 - 22:15
    das sehr stark verändert in unserer
    Gesellschaft. Was wir eigentlich der
  • 22:15 - 22:20
    Polizei, was wir eigentlich als Aufgabe
    der Polizei sehen oder von staatlicher
  • 22:20 - 22:26
    Kontrolle, beispielsweise Alkoholismus im
    öffentlichen Raum ist viel stärker ein
  • 22:26 - 22:31
    Objekt von staatlicher Kontrolle geworden.
    Oder auch beispielsweise das
  • 22:31 - 22:36
    Konfrontiertwerden mit Armut im
    öffentlichen Raum wird immer stärker von
  • 22:36 - 22:40
    Sicherheitsbehörden und polizeilichen
    Behörden reguliert. Und dazu kommt auch
  • 22:40 - 22:45
    noch und auch da wieder seid ihr
    wahrscheinlich versierter, als ich es bin,
  • 22:45 - 22:50
    dass wir natürlich einfach eine technische
    Möglichkeit haben der Überwachung, die es
  • 22:50 - 22:58
    früher so nicht gegeben hat. Und natürlich
    hat diese Risikologik zur Folge: Wenn du
  • 22:58 - 23:02
    alle Risiken finden möchtest, wenn du in
    absoluter Sicherheit leben möchtest, dann
  • 23:02 - 23:07
    führt es dazu, dass du immer wieder neue
    Risiken entdecken musst. Und diese
  • 23:07 - 23:11
    Entdeckung von Risiken, die führt
    natürlich dazu, dass immer neue Risiken
  • 23:11 - 23:17
    produziert werden müssen. Und die kannst
    du am besten entdecken, wenn du einen
  • 23:17 - 23:23
    möglichst großen Datensatz hast, den du
    auswerten kannst. Und das hat dann
  • 23:23 - 23:29
    natürlich zur Folge, dass es einfach einen
    schier unstillbaren Wissensdurst gibt
  • 23:29 - 23:35
    dieser staatlichen Kontrollinstitutionen.
    Und dann, im schlimmsten Fall endet das
  • 23:35 - 23:41
    Ganze in anlassloser Überwachung mit
    relativ vagen Eingriffsvoraussetzungen wie
  • 23:41 - 23:47
    eben sowas wie die drohende Gefahr, wo
    keiner so recht weiß, was da eigentlich
  • 23:47 - 23:51
    die Kriterien dafür sind. Und ich glaube,
    all diese Maßnahmen, die können, das muss
  • 23:51 - 23:55
    man immer wieder betonen, gegen Menschen
    verhängt werden, die noch nicht
  • 23:55 - 24:04
    straffällig geworden sind, sondern gegen
    Menschen, die denen von Staat und Polizei
  • 24:04 - 24:10
    zugetraut wird, dass sie in Zukunft
    straffällig werden könnten, und zwar
  • 24:10 - 24:15
    aufgrund beispielsweise ihrer politischen
    Annahmen, ihrer Absichten, ihrer
  • 24:15 - 24:20
    Gesinnungen, ihres Aufenthaltsortes, ihrer
    Verhaltensweisen, ihrer Hautfarbe, ihrer
  • 24:20 - 24:25
    Religion. Wie willkürlich das ist, das
    wird der Johnny gleich noch an ein paar
  • 24:25 - 24:31
    Beispielen zeigen. Aber ich glaube, wir
    haben es hier mit einem Ausbau von einem
  • 24:31 - 24:35
    Überwachungspotential zu tun, das
    demokratisch irgendwann nicht mehr
  • 24:35 - 24:40
    regulierbar sein wird. Und es war vor
    kurzem im neuen Deutschland von Ralf
  • 24:40 - 24:46
    Gössner ein Artikel, der ich finde das
    ganz gut auf den Punkt gebracht hat. Da
  • 24:46 - 24:50
    ging es auch. Es war ein Jahresrückblick
    über die Polizeigesetze, den man auch
  • 24:50 - 24:54
    sehr empfehlen kann. Und zwar schreibt er:
    "mit der präventiven Vorverlagerung von
  • 24:54 - 24:59
    Polizeiaufgaben und geheimen Befugnissen
    weit ins Vorfeld eines Verdachts oder
  • 24:59 - 25:04
    einer möglichen Gefahr verkehren sich die
    Beziehungen zwischen Bürger und Staat. Die
  • 25:04 - 25:08
    Unschuldsvermutung, eine der wichtigsten
    rechtsstaatlichen Errungenschaften,
  • 25:08 - 25:14
    verliert ihre Staatsmacht begrenzende
    Funktion. Der Mensch mutiert zum
  • 25:14 - 25:19
    potenziellen Sicherheitsrisiko, der
    letztlich unter Umkehr der Beweislast
  • 25:19 - 25:23
    seine Harmlosigkeit und Unschuld
    nachweisen muss."
  • 25:26 - 25:30
    JP: So, ich komme jetzt mal zu ein paar
    praktischen Beispielen und ich komme
  • 25:30 - 25:37
    gleich mal zum ersten, nämlich Razzien.
    Ihr seht hier eine ganz schöne Masse, das
  • 25:37 - 25:44
    sind 101 Razzien. Die haben in
    Geflüchtetenheimen stattgefunden, in
  • 25:44 - 25:51
    Bayern im Jahr 2018. Dabei gab es fast
    10.000 Identitätsfeststellungen, also eine
  • 25:51 - 25:55
    ganz schöne Masse. Und diese sind möglich,
    und da komme ich später dann nochmal drauf
  • 25:55 - 26:03
    bzw. in Kürze durch das
    Integrationsgesetz. Und ich werde jetzt
  • 26:03 - 26:10
    mal erläutern, wie sie sich auswirken,
    also wie es praktisch abläuft. Und zwar
  • 26:10 - 26:15
    wird, wenn die Polizei dort ankommt, jeder
    Raum durchsucht, also die gehen in jeden
  • 26:15 - 26:20
    Raum. Und die offizielle Aussage des
    Innenministeriums, wie sie es versuchen,
  • 26:20 - 26:26
    rechtlich zu fundieren, ist dass es keine
    Durchsuchung, sondern eine Betretung ist.
  • 26:26 - 26:31
    Dem widersprechen allerdings jegliche
    Expertinnen, denn es werden Möbel
  • 26:31 - 26:34
    geöffnet, es wird unter Matratzen
    geschaut, also es wird ganz klar
  • 26:34 - 26:39
    durchsucht. Zumindest ist so das
    Begriffsverständnis bei den meisten
  • 26:39 - 26:44
    vermutlich. Und das Innenministerium hat
    dazu offiziell gesagt, was eine Betretung
  • 26:44 - 26:50
    ist, nämlich auf Anfrage des RBB sagten
    sie "Schließt die Befugnis ein, von
  • 26:50 - 26:55
    Personen, Sachen und Zuständen Kenntnis zu
    nehmen, die ohne jeglichen Aufwand
  • 26:55 - 27:01
    wahrgenommen werden." Also, super
    unkonkret. Was ist jetzt der Aufwand? Ist
  • 27:01 - 27:07
    es ein Aufwand unter die Matratze zu
    schauen und in jedes Möbel? Ja, na ja. Auf
  • 27:07 - 27:12
    jeden Fall finden diese Razzien häufig um
    fünf oder sechs Uhr morgens in der Früh
  • 27:12 - 27:18
    statt. Ob Familien in der Unterkunft sind
    oder nicht, ist ziemlich egal. Stellt euch
  • 27:18 - 27:23
    mal vor, wie Ihr das euren Kindern
    erklären müssen, warum jetzt dort der Mann
  • 27:23 - 27:27
    mit der Maschinenpistole in das Zimmer
    kommt, um fünf Uhr morgens, und alle
  • 27:27 - 27:33
    weckt, und alle müssen aufstehen und ihre
    Papiere zeigen. Also was für ein Leiden
  • 27:33 - 27:39
    unter Angst das eventuell sein könnte, das
    können wir uns mal vorstellen. Und denkt
  • 27:39 - 27:43
    auch nicht das sind zehn Dorfpolizisten.
    Nee, das bei solchen Einsätzen sind das
  • 27:43 - 27:48
    bis zu mehreren hundert Polizisten, die
    dort kommen. Und das ist auch die
  • 27:48 - 27:54
    Bereitschaftspolizei, und das USK werden
    dadurch durchaus auch eingesetzt. Es sind
  • 27:54 - 27:59
    auch teilweise wie gerade gesagt, mit
    Maschinengewehren bewaffnet, und jetzt
  • 27:59 - 28:04
    stellt euch einen Erwachsenen, der eine
    lange Flucht hinter sich hatte und Ankunft
  • 28:04 - 28:11
    in einem vermeintlich friedlichen Land und
    dann solch einer Situation ausgesetzt
  • 28:11 - 28:15
    wird. Was denkt ihr, wie es ihm ergeht?
    Also ich für meinen Teil kann mir denken,
  • 28:15 - 28:21
    dass es ziemlich scheiße ist. Und. Also,
    was schade ist, ich bin natürlich der
  • 28:21 - 28:25
    falsche Mensch. Ich kann das nicht genau
    analysieren, aber es wäre mal spannend,
  • 28:25 - 28:29
    diese Menschen zu fragen. Und das ist ja
    auch eine Frage, warum sie es uns nicht
  • 28:29 - 28:34
    erzählen können. Und bei sowas entstehen
    auch ganz wirre Anzeigen, nämlich z.B. gab
  • 28:34 - 28:38
    es einmal eine Anzeige wegen
    Fremdschlafen. Was war dieses
  • 28:38 - 28:44
    Fremdschlafen? Eine Großmutter hat bei
    ihren Enkelkindern übernachtet, obwohl sie
  • 28:44 - 28:48
    nicht in dieser Unterkunft ist. Deswegen
    wurde sie angezeigt. Fremdschlafen heißt
  • 28:48 - 28:52
    das Ganze. Die Anzeige wurde dann
    fallengelassen, aber so wird versucht,
  • 28:52 - 28:57
    eine Straftat zu kreieren. und
    ausgewertet, das wurde ebenfalls
  • 28:57 - 29:01
    nachgefragt vom RBB, werden die Aktionen
    auch nicht. Also es gibt keine
  • 29:01 - 29:07
    Nachbesprechung in dem Sinne. Und der
    Artikel, der das möglich macht, den werde
  • 29:07 - 29:12
    ich hier mal zeigen. Und zwar ist es der
    Artikel 23 Abs. 3 Z. 3 des
  • 29:12 - 29:16
    Integrationsgesetzes: "und Wohnungen
    dürfen jedoch zur Abwehr dringender
  • 29:16 - 29:22
    Gefahren jederzeit betreten werden, wenn
    sie als Unterkunft oder dem sonstigen,
  • 29:22 - 29:27
    auch vorübergehenden Aufenthalt von
    Asylbewerbern und unerlaubt Aufhältigen
  • 29:27 - 29:35
    dient." Also, Asylbewerber haben sozusagen
    kein Recht mehr auf ihre eigene Wohnung.
  • 29:35 - 29:39
    Oder irgendwie, dass da geklopft wird und
    höflich kommuniziert wird. Nein, die
  • 29:39 - 29:45
    können jederzeit eine Durchsuchung
    abbekommen. Und laut dem Bayerischen
  • 29:45 - 29:48
    Verfassungsgerichtshof, der hat vor kurzem
    entschieden, ist das nicht
  • 29:48 - 29:56
    verfassungswidrig. Der Protest dagegen ist
    von hier auf aufgewachsenen
  • 29:56 - 29:59
    Menschen, also in Deutschland
    aufgewachsenen Menschen eher überschaubar.
  • 29:59 - 30:04
    Allerdings haben zum Beispiel, also
    einiges, was ich jetzt da dargestellt
  • 30:04 - 30:09
    habe, zum Beispiel in Donauwörth passiert.
    Und dort haben viele Geflüchtete dann
  • 30:09 - 30:15
    friedlich nach einer Razzia protestiert,
    um auf das Thema aufmerksam zu machen. Bei
  • 30:15 - 30:19
    dieser Razzia gab es zwei verschiedene
    Versionen, nämlich einmal die Version von
  • 30:19 - 30:24
    Team Blau, dass die Geflüchteten aggressiv
    vorgegangen wären und die zivilen Zeugen
  • 30:24 - 30:29
    sagen, es gab keine Eskalation vonseiten
    der Geflüchteten, sondern es brach der
  • 30:29 - 30:32
    Feueralarm aus. Und alle haben nun mal,
    was bei einem Feueralarm nun mal so ist,
  • 30:32 - 30:36
    sind natürlich raus gerannt, hatten
    natürlich Panik und sind dann halt zu den
  • 30:36 - 30:41
    Fluchtorten gegangen. Zehn Stunden später
    kam die Polizei mit einem höheren
  • 30:41 - 30:45
    Aufgebot, nämlich mit 200 Polizeibeamten,
    weil sie immer noch nach jemandem gesucht
  • 30:45 - 30:49
    haben, den sie abschieben wollten, und
    waren bewaffnet mit Pfefferspray,
  • 30:49 - 30:56
    Tränengas und Schusswaffen. Auch in dieser
    Unterkunft: Familien. Und daraufhin
  • 30:56 - 31:00
    machten die Geflüchteten alles Mögliche
    eine Pressekonferenz, versuchten Gespräche
  • 31:00 - 31:06
    zu bekommen, und der Innenminister kam
    dann auch, redete allerdings nicht mit den
  • 31:06 - 31:09
    Geflüchteten, sondern nur mit der
    Security. Und daraufhin wurde dann die
  • 31:09 - 31:14
    Security in dieser Asylunterkunft
    verstärkt. Auch eine Auffassung von
  • 31:14 - 31:22
    Demokratie. Sowas pisst mich zumindest
    total an. Und ein anderes Beispiel, in
  • 31:22 - 31:29
    Schweinfurt: Hier kam es auch wieder laut
    Polizei zu Unruhen. Und naja also, was
  • 31:29 - 31:33
    heißt Unruhen? Ich wäre auch nicht so
    ruhig, wenn ein riesen Polizeikommando
  • 31:33 - 31:39
    irgendwie rein stürmt, um fünf Uhr morgens
    und dann meine Nachbarschaft abschiebt.
  • 31:39 - 31:45
    Und da kam es dann zum ersten Mal zu
    dieser Präventivgewahrsam. Und zwar wurden
  • 31:45 - 31:50
    10 bis 11 Personen, ich konnte nicht
    herausfinden, ob 10 oder 11, das ist
  • 31:50 - 31:54
    einfach, weiß niemand oder konnte ich
    zumindest nicht finden, wurden hinter
  • 31:54 - 31:59
    Gitter gebracht für drei Wochen. Und das
    ohne Anwalt. Also die haben keinen Anwalt
  • 31:59 - 32:02
    bekommen, weil das ist laut dem
    Polizeiaufgabengesetz möglich. Wenn eine
  • 32:02 - 32:06
    drohende Gefahr herrscht, dann müssen Sie
    nicht unbedingt mehr ein Recht auf Anwalt
  • 32:06 - 32:10
    haben. Und sowas passiert dann auch
    ausgerechnet auch noch Geflüchteten, die
  • 32:10 - 32:15
    wahrscheinlich nicht die besten Kenntnisse
    über deutsche Gesetze haben. Woher auch?
  • 32:15 - 32:19
    Und da fragt man sich dann schon manchmal:
    Was ist das für ein Rechtsstaat, der sich
  • 32:19 - 32:28
    so betitelt? Es trifft auch mit dieser
    präventiven Haft andere. Nämlich gab es
  • 32:28 - 32:33
    nach den Einführungen der neuen
    Polizeigesetze in NRW die erste in
  • 32:33 - 32:37
    Gewahrsamnahme. Und das waren
    Umweltaktivist*innen. Sie haben einen
  • 32:37 - 32:42
    Bagger blockiert im Tagebau und haben dann
    eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch
  • 32:42 - 32:47
    bekommen. Die Identität konnte nicht
    festgestellt werden und saßen darauf fünf
  • 32:47 - 32:52
    Tage in Haft. Und das ist natürlich gegen
    Aktivismus eine klare
  • 32:52 - 32:58
    Abschreckungsmaßnahme. Also vielleicht
    scheitert die Klimagerechtigkeit auch
  • 32:58 - 33:03
    durch die neuen Polizeigesetze, wer weiß.
    Und was daraus zu lernen ist, dass die
  • 33:03 - 33:09
    Verschärfungen sich ganz klar auch gegen
    politische Aktivist*innen richten. Und
  • 33:09 - 33:17
    auch dienen dazu, deren Zahlen zu mindern,
    sowie auch einen ziemlich bedrohlichen und
  • 33:17 - 33:22
    nutzbaren Spielraum als Machtinstrument
    für Team Blau zu machen. Also inzwischen,
  • 33:22 - 33:27
    wenn Aktivist*innen, gehen ja meist zu
    einem Anwalt und lassen sich beraten. Und
  • 33:27 - 33:30
    inzwischen kann der Anwalt nicht mehr so
    konkret sagen: "das und das kann
  • 33:30 - 33:34
    passieren" und "das kann auch nicht
    passieren". Nein, inzwischen ist es
  • 33:34 - 33:38
    tatsächlich deutlich vager, was passieren
    kann. Werden sie die neuen Polizeigesetze
  • 33:38 - 33:43
    einsetzen oder nicht? Jetzt komme ich noch
    zu einem näheren Beispiel, nämlich
  • 33:43 - 33:47
    Leipzig. Ihr werdet ja alle irgendwie
    heimkommen. Und da gibt's eine
  • 33:47 - 33:52
    Waffenverbotszone, die seht ihr hier. Was
    ist eine Waffenverbotszone? Dort dürfen
  • 33:52 - 33:57
    auch ohne Verdacht Passant*innen und
    Anwohnende kontrolliert werden. Das können
  • 33:57 - 34:02
    die Polizeidirektionen selber bestimmen.
    Ihr könnt hier mal sehen, wo das ist. Und
  • 34:02 - 34:06
    dann habe ich mal auf der Website
    nachgeschaut, und hier klärt die Polizei
  • 34:06 - 34:10
    auf, was ihr nicht in der
    Waffenverbotszone dabeihaben dürft. Also
  • 34:10 - 34:16
    Messer aller Art, Tierabwehrsprays,
    Handschuhe mit harten Füllungen. Da wird
  • 34:16 - 34:20
    es, glaube ich, schon knifflig. Also ich
    könnte mir vorstellen, mal welche dabei zu
  • 34:20 - 34:26
    haben. Und dann steht da doch tatsächlich
    "und andere Dinge". Also, passt auf, wenn
  • 34:26 - 34:31
    ihr jetzt heimfahrt, dass ihr keine
    anderen Dinge dabei habt. Also das ist die
  • 34:31 - 34:35
    Willkür, die hier ungefähr stattfindet.
    Ich hoffe, das ist ein passendes Beispiel.
  • 34:35 - 34:38
    Und ja, jetzt kommt's...
    LP: Genau
  • 34:38 - 34:42
    JP: ...zu dir.
    LP: Genau, die Frage ist natürlich jetzt
  • 34:42 - 34:46
    so ein bisschen. Ich meine, erstens was
    man vielleicht nochmal betonen sollte.
  • 34:46 - 34:49
    Nach solchen Vorträgen gehen dann immer
    alle nach Hause und denken sich: die
  • 34:49 - 34:54
    Bayern, da geht es wieder rund. Aber
    tatsächlich ist es so, dass das bayerische
  • 34:54 - 34:58
    Polizeiaufgabengesetz schon durchaus auch
    eingeführt wurde, um die Blaupause zu sein
  • 34:58 - 35:02
    für die anderen Polizeigesetze in
    Deutschland. Und es wurde auch von Horst
  • 35:02 - 35:06
    Seehofer auf der Innenministerkonferenz
    ein Musterpolizeigesetz diskutiert,
  • 35:06 - 35:10
    letztes Jahr noch. Dieses Jahr ist es ein
    bisschen stiller darum geworden. Aber da
  • 35:10 - 35:15
    war tatsächlich auch die Idee, das
    Musterpolizeigesetz am Beispiel des
  • 35:15 - 35:20
    bayerischen Polizeiaufgabengesetzes zu
    stricken. Und das würde dann natürlich für
  • 35:20 - 35:25
    ganz Deutschland gelten. Für uns ist
    natürlich die große Frage: Wie geht es
  • 35:25 - 35:29
    jetzt weiter? Wir haben jetzt eben diese
    PAG-Kommission hinter uns gehabt. Es wird
  • 35:29 - 35:33
    jetzt eine Novellierung von dem
    Polizeiaufgabengesetz geben. Ich gehe
  • 35:33 - 35:38
    davon aus, dass ein paar kosmetische
    Korrekturen vorgenommen werden an diesem
  • 35:38 - 35:43
    Gesetz, aber beispielsweise diese
    Kategorie der drohenden Gefahr, dieses
  • 35:43 - 35:47
    ganz vage, wo jeder eigentlich in den
    Fokus geraten kann, das wird aller
  • 35:47 - 35:52
    Wahrscheinlichkeit nach nicht rausgenommen
    werden. Gleichzeitig laufen die Klagen.
  • 35:52 - 35:55
    Also es ist viel los. Gleichzeitig,
    vielleicht habt ihr es auch so ein
  • 35:55 - 36:00
    bisschen mitbekommen. Ich hatte persönlich
    das Gefühl, nachdem 2018 sehr viel
  • 36:00 - 36:04
    diskutiert wurde über die Polizeigesetze,
    ist dieses Jahr eigentlich ruhiger
  • 36:04 - 36:10
    geworden, und wir sehen aber auch, dass es
    ja nicht nur diese Polizeigesetze gibt.
  • 36:10 - 36:14
    Also hier wurde ja auch viel diskutiert
    über dieses kürzlich vorgestellte Gesetz
  • 36:14 - 36:19
    gegen Hasskriminalität und viele Dinge,
    die da vorgeschlagen wurden, die
  • 36:19 - 36:23
    entsprechen dem ja in gewisser Art und
    Weise. Und das ist ja auch nicht so, als
  • 36:23 - 36:28
    ob es nicht vorher schon Gesetze gegeben
    hätte, die fragwürdige Eingriffsrechte
  • 36:28 - 36:34
    seitens des Staates irgendwie einräumen.
    Und deswegen glaube ich, dass wir an
  • 36:34 - 36:37
    diesem Thema dranbleiben müssen, weil
    tatsächlich könnte das all unsere
  • 36:37 - 36:42
    politischen Bewegungen massiv behindern
    und sehr demokratiegefährdend sein. Und
  • 36:42 - 36:49
    ich habe jetzt zum Abschluss einfach mal
    vier Thesen gefertigt, anhand deren wir
  • 36:49 - 36:55
    auch gerne dann diskutieren können, was es
    jetzt bräuchte. Meine erste These ist: Wir
  • 36:55 - 36:59
    brauchen ein sofortiges Moratorium für
    jegliche Novellierung unserer
  • 36:59 - 37:03
    Sicherheitsgesetze. Ich glaube, wir sind
    als Gesellschaft im Moment nicht dazu in
  • 37:03 - 37:08
    der Lage, uns einen Überblick darüber zu
    verschaffen, in welcher Situation wir
  • 37:08 - 37:12
    gerade eigentlich sind. Und ich glaube,
    das Erste, was es bräuchte, ist, dass wir
  • 37:12 - 37:17
    uns wieder dessen bewusst werden, was wir
    eigentlich gerade für Gesetze am Start
  • 37:17 - 37:24
    haben, was da entwickelt wird und dass
    wir, uns, eine Re-Priorisierung vornehmen.
  • 37:24 - 37:28
    Und jetzt ist meistens dann das erste
    Argument, das kommt: "Man, Laura, du als
  • 37:28 - 37:32
    Antifaschistin, du willst aber doch auch,
    dass die Polizei die Rechtsextremen
  • 37:32 - 37:35
    verfolgt so. Dafür brauchen die doch,
    dafür brauchen die doch Mittel. Und dafür
  • 37:35 - 37:41
    brauchen die doch, dafür brauchen die doch
    Kapazitäten. Ich würde jetzt einfach mal
  • 37:41 - 37:45
    behaupten: Wenn der Staat aufhören würde,
    Kifferinnen, Hackerinnen,
  • 37:45 - 37:51
    Schwarzfahrerinnen, Geflüchtete,
    Antifaschist
    innen zu drangsalieren, dann
  • 37:51 - 37:55
    könnte man überlegen, ob da wieder
    Kapazitäten frei werden für den Kampf
  • 37:55 - 38:04
    gegen Rechts.
    Applaus
  • 38:04 - 38:07
    Meine zweite These wäre, dass die
    Einforderung einer
  • 38:07 - 38:12
    Überwachungsgesamtrechnung das wichtigste
    politische Projekt ist, das unser aller
  • 38:12 - 38:19
    politische Bewegungen derzeit vereint. Ich
    glaube, dass wir dringend uns darüber
  • 38:19 - 38:23
    bewusst werden müssen, in irgendeiner
    Form, und Informationen darüber erlangen
  • 38:23 - 38:28
    müssen, wie sehr wir eigentlich überwacht
    werden und was das, was mit unseren Daten
  • 38:28 - 38:34
    geschieht. Und aus unserer Erfahrung war
    das durchaus auch, also diese Angst, vor
  • 38:34 - 38:40
    der Überwachung der eigenen Daten, war
    durchaus auch ein Grund, warum so viele
  • 38:40 - 38:46
    bürgerliche Kräfte mit uns auf die Straße
    gegangen sind, 2018. Und wir glauben, dass
  • 38:46 - 38:51
    eine Überwachungsgesamtrechnung durchaus
    auch bürgerliche Kräfte politisieren
  • 38:51 - 38:57
    könnte und sensibilisieren könnte, für uns
    gegen autoritäre Sicherheitspolitik
  • 38:57 - 39:04
    einzustehen. Meine dritte These wäre, das
    Antirassismus-Training eigentlich
  • 39:04 - 39:08
    verpflichtend werden sollte für uns alle.
    Es ist so ein bisschen angeklungen, aber
  • 39:08 - 39:12
    wir in Bayern nehmen das ganz stark so
    wahr, dass es sich bei diesen Gesetzen in
  • 39:12 - 39:18
    erster Linie um extrem rassistische
    Gesetze handelt. In 80% der Fälle treffen
  • 39:18 - 39:23
    diese Maßnahmen geflüchtete Menschen,
    Menschen mit Migrationshintergrund. Es
  • 39:23 - 39:28
    sind ganz, ganz oft Kategorien, die in
    irgendeiner Form mit diesen Menschen
  • 39:28 - 39:34
    zusammenhängen, die sie dann zu
    Gefährder*innen machen. Und wir glauben,
  • 39:34 - 39:40
    dass wir alle dafür einen besseren Blick
    brauchen. Und natürlich, abgesehen davon,
  • 39:40 - 39:44
    dass es einfach die Menschlichkeit
    gebietet, dass wir uns mit diesen Menschen
  • 39:44 - 39:50
    solidarisieren. Glauben wir, dass man da
    auch sehen kann, was möglicherweise uns
  • 39:50 - 39:55
    allen irgendwann droht? Und deswegen
    sollten wir uns alle mehr mit Rassismus
  • 39:55 - 39:59
    und auch Antirassismus auseinandersetzen.
  • 39:59 - 40:04
    Und der letzte Punkt wäre,
    dass es nicht nur
  • 40:04 - 40:10
    in Sachen Klimawandel sogenannte Tipping-
    Points gibt, also Kipppunkte, Punkte, an
  • 40:10 - 40:15
    denen Dinge irreversibel sind, an denen
    Entwicklungen sich so beschleunigen, dass
  • 40:15 - 40:20
    sie nicht mehr zurückzunehmen sind.
    Unserer Meinung nach sind die
  • 40:20 - 40:26
    Verschärfungen der Sicherheitsgesetze, die
    derzeit vonstattengehen, so drastisch,
  • 40:26 - 40:31
    dass wir Jahrzehnte brauchen werden, um
    sie zurückzubauen. Und wir befürchten,
  • 40:31 - 40:35
    dass wir irgendwann an einen Punkt kommen,
    wo wir nicht dazu in der Lage sein werden,
  • 40:35 - 40:39
    das zu tun. Und natürlich, das ist eine
    Sache, die Kattascha auch immer mal wieder
  • 40:39 - 40:43
    betont, natürlich muss man sich auch
    vorstellen, was mit diesen Gesetzen
  • 40:43 - 40:48
    eigentlich geschieht, wenn dann doch
    wirklich mal die Faschisten im Parlament
  • 40:48 - 40:54
    sitzen oder in der Regierung sitzen. Und
    deswegen glauben wir, nicht nur, weil es
  • 40:54 - 40:58
    auch gut ist, eine produktive Panik zu
    schüren. Wir glauben, dass wir nicht nur
  • 40:58 - 41:01
    eine enkeltaugliche Klimapolitik brauchen,
    sondern wir brauchen auch eine
  • 41:01 - 41:06
    enkeltaugliche Innenpolitik, eine
    Innenpolitik, wo unsere Enkel nicht
  • 41:06 - 41:11
    jahrzehntelang versuchen müssen, das
    zurückzubauen, was wir ihnen an Rechten
  • 41:11 - 41:25
    genommen haben. Vielen Dank, euch!
    Applaus
  • 41:25 - 41:27
    Herald: Vielen, vielen Dank für diesen
  • 41:27 - 41:30
    unglaublich tollen Deep Dive in die
    Geschichte der PAGs und was wir jetzt tun
  • 41:30 - 41:35
    müssen. Wir haben noch relativ viel Zeit
    für Fragen. Bitte stellt euch an die
  • 41:35 - 41:40
    Mikrofone hier im Saal und seid bereit,
    diese zu stellen. Und zuallererst gibt es
  • 41:40 - 41:44
    jemanden aus dem Internet, der eine Frage
    hat. Ja, bitte lieber Signal-Angel?
  • 41:44 - 41:48
    Signal-Engel: Genau, ich habe drei Fragen
    aus dem Internet, die eine wäre..
  • 41:48 - 41:51
    Herald: Fangen wir mit einer an.
    Signal: Genau, ich fang mit der ersten an:
  • 41:51 - 41:55
    Ob es Empfehlungen gibt, was man dagegen
    tun könnte, dass es noch weiter verschärft
  • 41:55 - 42:01
    wird?
    JP: Demonstrieren. Sich selber
  • 42:01 - 42:06
    organisieren. Sich und seinen
    Freundeskreis organisieren, die Themen
  • 42:06 - 42:12
    ansprechen, sich dazu informieren, diese
    Informationen in die Welt zu tragen. Ja,
  • 42:12 - 42:17
    Proteste, Protest dagegen.
    LP: Also ich glaube auch, massiver
  • 42:17 - 42:22
    öffentlicher Protest hat natürlich schon
    etwas genützt. Ich würde sagen, über
  • 42:22 - 42:26
    dieses Polizeiaufgabengesetz ist die CSU
    in Bayern gestolpert. Das war ein
  • 42:26 - 42:31
    Riesendesaster für die, dass so viele
    Menschen auf die Straße gegangen sind. Und
  • 42:31 - 42:34
    es war ja nicht die einzige Demonstration
    dagegen. Auf jeden Fall.
  • 42:34 - 42:38
    Herald: Vielleicht darf ich noch ergänzen,
    mit Politikern reden. Das sind auch
  • 42:38 - 42:42
    Menschen. Wenn man an sie rankommt, sollte
    man mit ihnen reden. Mikrofon Nummer 3
  • 42:42 - 42:45
    bitte.
    Mikrofon 3: Ja moin. Vielleicht habt ihr
  • 42:45 - 42:50
    den Talk gesehen zu den Protesten in
    Hongkong. Und ja, schade. Wenn nicht,
  • 42:50 - 42:55
    guckt ihn auf jeden Fall nach, weil er ist
    wirklich sehr interessant. Da ging es
  • 42:55 - 42:59
    darum, um diese five demands, die halt in
    Hongkong immer wieder auftauchen und auch
  • 42:59 - 43:02
    bei anderen Protestkulturen übernommen
    worden sind. Und ich finde es sehr
  • 43:02 - 43:06
    interessant, was man eigentlich auch in
    Deutschland etablieren sollte. Und zwar
  • 43:06 - 43:12
    tauchen zwei zentrale Forderungen in
    Hongkong auf. Das eine ist eine
  • 43:12 - 43:16
    unabhängige Stelle, die Polizeigewalt
    aufklärt. Das fordern wir eigentlich auch
  • 43:16 - 43:21
    schon in Deutschland seit Jahren. Das
    zweite finde ich aber auch umso wichtiger
  • 43:21 - 43:26
    ist, da geht es speziell darum dass
    Proteste nicht mehr als Riots deklariert
  • 43:26 - 43:30
    werden. Das ist nun mal ne rechtliche
    Lage. Aber hier ist es eigentlich ähnlich,
  • 43:30 - 43:39
    dass die Sprache ja auch eine andere
    geworden ist. Bestes Beispiel Dudde
  • 43:39 - 43:45
    während G20, der dann während Interviews
    nach G20 immer wieder gesagt hat, jaja,
  • 43:45 - 43:50
    die Randalierer, die Randalierer, aber
    eigentlich Proteste meinte, um gar nicht
  • 43:50 - 43:53
    halt direkt nur von Protesten reden
    Herald: Magst du zur Frage kommen?
  • 43:53 - 43:57
    M3: Genau, was ich halt fragen möchte ist:
    Habt ihr mal überlegt, solche
  • 43:57 - 44:01
    Protestkultur nicht anzueignen, sondern
    mit zu übernehmen, weil es ja Open Source
  • 44:01 - 44:09
    ist, sich da zu connecten und das breiter
    als sich nur auf die Polizei zu
  • 44:09 - 44:12
    konzentrieren? Also dass es breit
    gesellschaftlicher ist?
  • 44:12 - 44:17
    LP: Also grundsätzlich ja. Ich glaube, man
    muss da ganz ehrlich sein. Wir sind jetzt
  • 44:17 - 44:21
    gerade in diesen Bewegungen gegen die
    Polizeigesetze in Deutschland an einem
  • 44:21 - 44:25
    Punkt, wo wir schon ziemlich am strugglen
    sind so ne innerdeutsche Vernetzung gut
  • 44:25 - 44:31
    hinzukriegen. Und das hat auch was mit den
    Ressourcen zu tun, von denen... ihr wisst,
  • 44:31 - 44:35
    wie das ist in diesen Bewegungen. Oft
    sinds halt dann irgendwie zehn Leute, die
  • 44:35 - 44:39
    da hocken und irgendwie die
    Großdemonstration organisieren. Und so ist
  • 44:39 - 44:43
    das in Deutschland auch. Und da strugglen
    wir schon sehr. Aber tatsächlich ist es
  • 44:43 - 44:49
    schon so, dass wir versuchen, auch so'n
    Blick auf insbesondere Europa, aber auch
  • 44:49 - 44:53
    auf Sicherheit, Thematiken in der ganzen
    Welt irgendwie zu behalten und das auch
  • 44:53 - 44:59
    irgendwie zu sammeln und zu kommentieren
    online. Aber danke für den Hinweis. Ich
  • 44:59 - 45:03
    bin mir sicher, dass wir das gerne nochmal
    angucken und dass wir da viel rausziehen
  • 45:03 - 45:06
    können.
    Herald: Danke für die Antwort. Mikrofon 2,
  • 45:06 - 45:09
    bitte.
    Mikrofon 2: Vielen Dank für den Talk auf
  • 45:09 - 45:13
    jeden Fall! Ein Aspekt, der mich
    interessieren würde, ist, ihr hattet das
  • 45:13 - 45:18
    am Anfang ja in der Präsentation auch
    drin, dass die Statistik durchaus
  • 45:18 - 45:23
    rückläufig ist in den letzten Jahren, was
    die Kriminalität de facto angeht. Der
  • 45:23 - 45:26
    Aspekt, der mich interessieren würde, ist
    bei solchen Gesetzen: Kommt das
  • 45:26 - 45:30
    tatsächlich aus den Polizeieinheiten
    heraus, solche Forderungen, oder kommt das
  • 45:30 - 45:35
    primär aus der Politik? Habt ihr da
    irgendwelche Erkenntnisse?
  • 45:35 - 45:41
    JP: Ja, die Forderungen kommen eher von
    der Politik. Es gibt solche und solche
  • 45:41 - 45:47
    Polizisten, aber die Politik ist am
    längeren Hebel, und es gibt sowohl
  • 45:47 - 45:51
    Polizisten, die dagegen sind. Es gibt
    allerdings auch Befürworter. Allerdings
  • 45:51 - 45:57
    muss man da ja auch sagen: die Polizisten
    selber empfangen ja auch von der Politik
  • 45:57 - 46:02
    und hören ja auch der Politik sehr zu und
    sind schon eher positiv zugeneigt, würde
  • 46:02 - 46:07
    ich jetzt mal behaupten. Und deswegen
    vielleicht haben sie da auch ein Gefühl,
  • 46:07 - 46:10
    dass Sie das unterstützen wollen und einen
    Vorteil für sich herausziehen.
  • 46:10 - 46:16
    LP: Meiner Wahrnehmung nach hängt das
    wirklich ganz, ganz stark von Standort zu
  • 46:16 - 46:21
    Standort auch ab. Ich weiß, dass es Städte
    gibt, beispielsweise, da gibts irgendwie
  • 46:21 - 46:26
    Polizeipräsidien, die wahnsinnig scharf
    sind auf diese Pre Cops Geschichten, das
  • 46:26 - 46:33
    sind diese... setz ich mich jetzt
    wahrscheinlich hier in die Nesseln. Aber
  • 46:33 - 46:39
    das sind so Computerprogramme, wo man
    irgendwie, wo man irgendwie, also wo man
  • 46:39 - 46:46
    quasi mit den Datensätzen, die man hat,
    versucht auszuwerten, wer Gefährder ist
  • 46:46 - 46:52
    und wer nicht. Also wo gefährliche Orte in
    der Stadt sind und so weiter und so fort.
  • 46:52 - 46:57
    Ihr wisst sicher, wovon ich rede. Aber da
    stehen manche total drauf, so, aber das
  • 46:57 - 47:04
    sind manchmal auch Bestrebungen von
    Einzelpersonen und die andere Sache ist
  • 47:04 - 47:08
    natürlich auch wieder: das hängt irgendwie
    auch von Polizeikultur ab. Ich glaube,
  • 47:08 - 47:12
    Polizeikultur und diese ganze Dynamik
    innerhalb der Polizei, das ist nochmal ein
  • 47:12 - 47:17
    ganz anderes Themenfeld. Was damit
    irgendwie vielleicht auch viel zu tun hat.
  • 47:17 - 47:22
    Auch diese Frage nach Polizeigewalt und
    so. Aber irgendwie, genau. Wir haben ja
  • 47:22 - 47:25
    jetzt versucht, uns auch eher so ein
    bisschen auf das Strukturelle zu
  • 47:25 - 47:29
    konzentrieren heute. Da könnte man auch
    noch mal ein Abend mit machen.
  • 47:29 - 47:33
    Herald: Vielen Dank. Wir haben noch mehr
    Fragen aus dem Internet. Lieber Signal-
  • 47:33 - 47:36
    Angel, die nächste Frage, bitte.
    Signal Angel: Genau. Gibt es denn
  • 47:36 - 47:41
    realistische Hoffnungen, dass die PAGs in
    absehbarer Zeit wieder entschärft werden
  • 47:41 - 47:44
    kann? Und was für Organisationen könnte
    man da in dem Kampf am besten
  • 47:44 - 47:48
    unterstützen? Ob jetzt durch selber
    einbringen oder durch Spenden?
  • 47:48 - 47:56
    JP: Also, es gibt in so gut wie jedem
    Bundesland eben die Bündnisse gegen die
  • 47:56 - 48:01
    Polizeigesetze. Da tragen sich alle
    Organisationen zusammen, die eben dagegen
  • 48:01 - 48:06
    sind. Und genau da kann man sich die
    Organisationen auch mal anschauen und auch
  • 48:06 - 48:11
    schauen, welche Organisation einem taugt.
    Genau, das wäre zum Beispiel ein
  • 48:11 - 48:14
    Anlaufpunkt.
    LP: Ich würde auch sagen, also tatsächlich
  • 48:14 - 48:22
    egal, wo man sich beheimatet fühlt,
    politisch, im linken Spektrum, wird man
  • 48:22 - 48:26
    Organisationen finden, die sich da in
    irgendeiner Form engagieren. Es gibt
  • 48:26 - 48:30
    natürlich anders die Polizei, die speziell
    dazu arbeiten. Und ansonsten gibt es die
  • 48:30 - 48:34
    Bündnisse selbst, die auch Spenden
    annehmen und gottfroh sind drüber.
  • 48:34 - 48:38
    Ansonsten wäre auch noch eine Möglichkeit,
    sich anzugucken, wer eigentlich die ganzen
  • 48:38 - 48:43
    Klagen gegen diese Gesetze führt. Das ist
    auch ein wichtiger politischer Kampf, und
  • 48:43 - 48:46
    auch da wird immer wieder Unterstützung
    und Geld gebraucht.
  • 48:46 - 48:51
    Herald: Vielen, vielen Dank. Dann würde
    ich sagen, nehmen wir doch mal eine Frage
  • 48:51 - 48:57
    von Mikrofon Nr. 4.
    M4: Ja, servus. Es ist ja gerade in Mode,
  • 48:57 - 49:02
    dass viele staatliche Aufgaben auch an
    private Firmendienste ausgelagert werden.
  • 49:02 - 49:08
    Es gibt Kommunen, die zum Beispiel einen
    Ordnungsdienst an irgendwie Sicherheits...
  • 49:08 - 49:12
    an $-Sicherheitsfirma haben. Habt ihr das
    auch auf dem Schirm? Inwieweit man damit
  • 49:12 - 49:18
    auch Gesetze umgehen kann, die anders
    ausfallen, als man das gerne hätte?
  • 49:18 - 49:24
    LP: Also du meinst jetzt die
    Privatisierung von Sicherheit?
  • 49:24 - 49:28
    M4: Richtig.
    LP: Ja. Ja, also ich kenne mich da nicht
  • 49:28 - 49:33
    so gut aus, muss ich gestehen. Aber
    grundsätzlich ist das ein Riesenthema, das
  • 49:33 - 49:38
    immer mehr Sicherheit privatisiert wird,
    beispielsweise von Kommunen und dass da
  • 49:38 - 49:42
    eigentlich, naja, also dann man diese
    Sicherheitsdienste dann zum Teil gar nicht
  • 49:42 - 49:46
    mehr im Griff hat. Mehr kann ich dazu,
    ehrlich gesagt, jetzt auch nicht sagen.
  • 49:46 - 49:50
    JP: Also die Geflüchteten, die ich eben
    erwähnt hatte aus Donauwörth, in dem
  • 49:50 - 49:55
    Bericht haben, die auch von viel Gewalt
    vonseiten der Sicherheitskräfte erzählt
  • 49:55 - 49:58
    und das Problem ist natürlich ja auch
    immer wieder dieses "Aussage gegen
  • 49:58 - 50:05
    Aussage". Und ich kann wirklich
    bestätigen, dass viele Securitys oftmals
  • 50:05 - 50:10
    gewalttätig, eindeutig über eine Grenze
    gehen und eindeutig zu früh gewalttätig
  • 50:10 - 50:14
    werden. Und das super schwierig. Aber
    "Aussage gegen Aussage". Und eigentlich
  • 50:14 - 50:20
    haben sie ja weniger Rechte, also deutlich
    weniger Rechte als die Polizei.
  • 50:20 - 50:25
    Herald: Vielen, vielen Dank. Kommen wir zu
    Mikrofon Nr. 1.
  • 50:25 - 50:30
    M1: Ich erinnere mich an das bayerische
    Psychiatriegesetz, was ja auch recht
  • 50:30 - 50:34
    außergewöhnlich war in manchen
    Forderungen. Da kam es aber relativ
  • 50:34 - 50:38
    schnell zu einer Entschärfung. Warum war
    es jetzt da der Fall und nicht beim
  • 50:38 - 50:44
    Polizeigesetz?
    JP: Huh, wir hatten damals eine lange
  • 50:44 - 50:47
    Debatte im Bündnis, glaube ich, wegen
    diesem Psychisch-Kranken-Hilfsgesetz, was
  • 50:47 - 50:52
    du eben angesprochen hast. Und ja, das
    ist, glaube ich, auch so dermaßen
  • 50:52 - 50:57
    bescheuert gewesen, dass sie es schnell
    gemerkt haben. Und ich glaube, auch viele
  • 50:57 - 51:02
    Psycholog*innen und Menschen, die in
    psychiatrischen, also psychiatrischen
  • 51:02 - 51:06
    Einrichtungen gearbeitet haben, haben halt
    auch einfach gesagt "Es geht nicht". Ihr
  • 51:06 - 51:10
    könnt nicht Leute, die eine Depression
    haben, ins Gefängnis sperren und solche
  • 51:10 - 51:15
    Dinge. Also da war halt wirklich viel
    Schmarrn dabei, glaube ich. Genau. Aber es
  • 51:15 - 51:20
    war halt auch nicht so. Also dieses PAG
    ist ja auch der Stolz der CSU, so ein
  • 51:20 - 51:24
    bisschen geworden. Also die hatten ja Bock
    das beizubehalten. Die wollten ja nicht
  • 51:24 - 51:30
    einknicken vor der Bevölkerung. Und
    dadurch, dass das so das große, der große
  • 51:30 - 51:34
    Schatz war, mit dem sie ja in den
    Wahlkampf gezogen sind, sind sie da mit
  • 51:34 - 51:38
    aller Härte vorgegangen, haben sogar
    Plakate gegen unsere Demos gemacht. Wo
  • 51:38 - 51:42
    darauf stand "Ein echter Bayer geht nicht
    zur #ausgehetzt " oder irgendwie sowas.
  • 51:42 - 51:47
    Herald: Vielen, vielen Dank. Ich glaube
    wir haben noch eine Frage vom Signal
  • 51:47 - 51:50
    Angel. Ist das richtig?
    Signal Angel: Es ist in der Zwischenzeit
  • 51:50 - 51:53
    noch eine dazugekommen, aber...
    Herald: Fangen wir erstmal mit der älteren
  • 51:53 - 51:55
    an.
    Signal Angel: Ich fange mit einer an. Die
  • 51:55 - 51:59
    spontanen Kontrollen seitens der Polizei.
    Wir haben ja diese Privatsphärerechte, wie
  • 51:59 - 52:04
    vereinbart sich das Ganze?
    LP: Arme-auseinanderbreiten-Geste Well
  • 52:04 - 52:08
    Publikum lacht
    LP: Ja, weiß man nicht so genau, ne!?
  • 52:08 - 52:13
    Eigentlich nicht, würde ich jetzt mal
    sagen. lacht
  • 52:13 - 52:18
    Herald: Ja?!
    LP: Ja, Nein! lacht Es ist nicht
  • 52:18 - 52:20
    vereinbar.
    Herald: Gut, vielleicht hat der bayerische
  • 52:20 - 52:23
    Verfassungsschutz hierzu eine seltsame
    andere Meinung.
  • 52:23 - 52:26
    LP: Offensichtlich.
    Herald: Aber, ich denke, wir teilen, dass
  • 52:26 - 52:29
    es wohl anders ist. Mikrofon 4, bitte!
    M4: Jo, servus. Wie ist es denn
  • 52:29 - 52:33
    eigentlich, ich meine, ihr habt jetzt
    dargestellt, dass das Ganze jetzt relativ
  • 52:33 - 52:40
    viel sich gegen Geflüchtete richtet?
    Gibt's denn auch Beispiele, wo dieses PAG
  • 52:40 - 52:44
    eingesetzt worden ist gegen, ich sage mal,
    Menschen aus der Mitte der Bevölkerung?
  • 52:44 - 52:48
    Also so blöd es jetzt klingt
    "Normalbevölkerung" sozusagen, die man
  • 52:48 - 52:52
    vielleicht auch verwenden könnte, um jetzt
    dem Nachbarn oder so bisschen begreiflich
  • 52:52 - 52:55
    zu machen: "Du pass auf, das kann auch
    dich erwischen".
  • 52:55 - 53:00
    LP: Also Tatsache ist, wir wissen einfach
    ganz wenig. So, das, was wir wissen, über
  • 53:00 - 53:04
    beispielsweise die Anwendung von der
    Gefährderhaft. Das wissen wir aus dem
  • 53:04 - 53:10
    Bericht dieser PAG-Kommission. Der wurden
    nämlich im Zuge dieser Auswertung, die sie
  • 53:10 - 53:16
    vornehmen sollte, alle Fälle vorgelegt von
    der Regierung. Man muss dazu sagen, dass
  • 53:16 - 53:20
    insbesondere die Haft, in der viele von
    den Geflüchteten, war das Schweinfurt?
  • 53:20 - 53:23
    oder Donauwörth? Ich komme da jetzt
    durcheinander...
  • 53:23 - 53:25
    JP: Schweinfurt.
    LP: ...Schweinfurt waren, das haben wir
  • 53:25 - 53:29
    ewig nicht mitbekommen. Also es war auch
    unglaublich schwer, überhaupt darüber was
  • 53:29 - 53:33
    in Erfahrung zu bringen. Wir haben auch im
    Bündnis mehrmals mit unterschiedlichsten
  • 53:33 - 53:38
    Journalist*innen gesprochen. Vom BR
    beispielsweise, die selbst auch ein
  • 53:38 - 53:42
    Interesse daran hatten, mit diesen
    Menschen in Kontakt zu treten und zu
  • 53:42 - 53:46
    erfahren, was aus denen geworden ist. Und
    das ist uns wirklich unmöglich gewesen.
  • 53:46 - 53:50
    Also das ist schon echt. Die verschwinden
    dann da in so einem Loch, die haben keinen
  • 53:50 - 53:55
    Anwalt. So. Und das ist nochmal ein
    spezieller Fall. Aber grundsätzlich wir
  • 53:55 - 53:59
    wissen einfach ganz wenig darüber. Und man
    muss natürlich auch sagen, es ist jetzt
  • 53:59 - 54:05
    noch nicht so lange in Kraft. Also, aber
    ich kann dir bloß sagen, wir versuchen
  • 54:05 - 54:10
    beim Bündnis all diese Fälle zu sammeln,
    von denen wir was hören. Was ich noch dir
  • 54:10 - 54:15
    empfehlen würde als Lektüre oder auch
    grundsätzlich jedem. In der taz gab es mal
  • 54:15 - 54:20
    einen phantastischen Artikel über einen
    Mann, der als linksradikaler oder
  • 54:20 - 54:27
    linksextremer Gefährder eingestuft wurde.
    Und da hat eine Journalistin diesen Mann
  • 54:27 - 54:32
    begleitet in seinem Alltag und was das für
    ihn eigentlich bedeutet, bis hin zu der
  • 54:32 - 54:38
    Angst, mit Menschen in seinem Umfeld in
    Kontakt zu treten, weil er sie ja mit
  • 54:38 - 54:43
    reinziehen könnte, in diese totale
    Überwachung, unter der er lebt. Und das
  • 54:43 - 54:50
    ist wirklich empfehlenswert diese Lektüre.
    Weil das sehr beeindruckend
  • 54:50 - 54:55
    versinnbildlicht, was es eigentlich heißt,
    wenn jemand mal in dieses Raster gerät.
  • 54:55 - 55:02
    JP: Und ganz kurz würde ich noch anhängen.
    Also das Ding ist ja eben auch: Warum ist
  • 55:02 - 55:05
    das so? Warum ist die Mitte der
    Bevölkerung nicht so betroffen? Und das
  • 55:05 - 55:09
    war ja auch der Punkt, den ich vorhin
    ansprach, Empathie. Es braucht nun mal
  • 55:09 - 55:13
    einfach Empathie. Es braucht Zuhören, vor
    allem den Leuten, die von der Repression
  • 55:13 - 55:17
    betroffen sind. Das ist ja auch schon
    immer und im Alltag so gewesen, dass halt
  • 55:17 - 55:23
    gerade die Mitte der Bevölkerung, die so
    aus Sicht eines Polizisten, gutbürgerlich
  • 55:23 - 55:29
    Deutsche, nicht betroffen davon ist. Ich
    kenne so viele weiße Leute Mitte 40, die
  • 55:29 - 55:33
    halt noch nie eine Kontrolle von der
    Polizei abbekommen haben. So ich bin
  • 55:33 - 55:37
    ziemlich jung, wie ihr sehen könnt. Ich
    hab Dutzende hinter mir. So das ist
  • 55:37 - 55:44
    einfach so ein Verhältnis das mega
    ungerecht ist und dadurch auch passiert.
  • 55:44 - 55:53
    Applaus
    Herald: Vielen, vielen Dank.
  • 55:53 - 55:57
    Mikrofon Nr. 2, bitte.
    M2: Ihr hattet ja am Anfang gesagt, dass
  • 55:57 - 56:02
    im vergangenen Jahr die Protestwelle ein
    bisschen abgeebbt ist. Wisst ihr von
  • 56:02 - 56:08
    neuen, künftigen Aktionen oder Protesten
    und wisst ihr eine Begründung dafür, warum
  • 56:08 - 56:13
    das abgeebbt ist? Werden da wieder
    Aktionen kommen, wenn es erst wieder
  • 56:13 - 56:19
    aktuell diskutiert wird oder wenn eine
    Entscheidung dazu ansteht?
  • 56:19 - 56:25
    JP: Das ist ja mit vielem so, dass die
    öffentliche Debatte natürlich auch die
  • 56:25 - 56:31
    Masse dahinter irgendwie leider lenkt.
    Allerdings also wo es jetzt vor kurzem
  • 56:31 - 56:35
    erst eine Demo gab, war zum Beispiel
    Hamburg. Es ist gerade so, dass es in
  • 56:35 - 56:39
    anderen Bundesländern gerade wieder
    abgeht. Also Baden-Württemberg hatten vor
  • 56:39 - 56:44
    zwei Wochen, glaube ich, hatten die
    Kundgebung eben. Und Aktionen: Es hängt
  • 56:44 - 56:49
    halt davon ab, wie viele Leute Aktionen
    organisieren und wie viele Leute sagen
  • 56:49 - 56:54
    "Okay, das ist jetzt die Thematik". Und
    auch die Thematik, die halt nun mal: Warum
  • 56:54 - 56:58
    machst du viele Aktionen? Um eine große
    Reichweite zu bekommen. Die Frage ist, wie
  • 56:58 - 57:02
    bekommst du eine große Reichweite? Und was
    ist natürlich eine sehr starke Reichweite?
  • 57:02 - 57:07
    Es ist die Presse. Und die Presse richtet
    sich nach der Aktualität, oder wie
  • 57:07 - 57:10
    interessant es von ihnen...
    LP: Es waren halt auch Landtagswahlen, das
  • 57:10 - 57:14
    darf man ja auch nicht vergessen. So, aber
    tatsächlich wir haben, also wir sind immer
  • 57:14 - 57:18
    noch am Arbeiten, wir als Bündnis gegen
    das Polizeiaufgabengesetz und was wir
  • 57:18 - 57:22
    jetzt konkret geplant haben oder angedacht
    haben. Es gibt ja jedes Jahr diesen
  • 57:22 - 57:26
    europäischen Polizeikongress in Berlin,
    und wir würden eigentlich gerne mal einen
  • 57:26 - 57:29
    Gegenkongress machen und in einer anderen
    Art und Weise darüber nachdenken: Was
  • 57:29 - 57:33
    stellen wir uns eigentlich unter einer
    sicheren, unter einer guten Gesellschaft
  • 57:33 - 57:38
    vor? Und da sind wir jetzt gerade
    irgendwie so am planen. Ansonsten gibt's
  • 57:38 - 57:43
    jetzt bei uns in München, das ist nochmal
    eine andere Ebene. Aber es gibt ja die
  • 57:43 - 57:48
    SiKo, die Sicherheitskonferenz. Und da
    wird jetzt eine Demonstration geplant
  • 57:48 - 57:53
    auch, wo es dann eher um Sicherheit im
    Äußeren geht, was aber durchaus auch was
  • 57:53 - 57:58
    ist, was damit zusammenhängt mit diesem
    Komplex. Also die Frage der Abschottung,
  • 57:58 - 58:03
    der Festung Europa, so die ja auch eine,
    würde ich behaupten, eine gewisse
  • 58:03 - 58:07
    Warnhaftigkeit mit sich bringt, die dann
    wiederum in diesem Sicherheitsbedürfnis
  • 58:07 - 58:13
    sich ausdrückt. Also wieder ein riesen
    Fass aufmachen. Aber das sind jetzt die
  • 58:13 - 58:15
    nächsten beiden großen Dinge, die
    vielleicht anstehen.
  • 58:15 - 58:19
    JP: Eben, und halt in vielen anderen
    Bundesländern. Wir sind natürlich auch so
  • 58:19 - 58:23
    ein bisschen in unserer, vor allem Bayern
    ist ja eh immer so abgekapselt, in unserer
  • 58:23 - 58:27
    Münchner Bubbel aber genau also 14.
    Februar ist z.B. eine bundesweite Demo bei
  • 58:27 - 58:32
    uns gegen Sicherheitserweiterung oder
    Verstärkung von Sicherheit. Und sowas
  • 58:32 - 58:35
    gibts immer wieder und lässt sich dann
    natürlich in den sozialen Medien gut
  • 58:35 - 58:39
    finden. Wir haben eine Website zum
    Beispiel, da kann man solche Informationen
  • 58:39 - 58:42
    kriegen oder auch bei anderen
    Organisationen.
  • 58:42 - 58:46
    LP: Und wir haben ein ganz aktives Team.
    Da sind unter anderem auch Leute
  • 58:46 - 58:49
    Datenschützer*innen dabei, die eben jetzt
    versuchen, dieses Thema
  • 58:49 - 58:57
    Überwachungsgesamtrechnung voranzutreiben.
    Herald: Vielen, vielen Dank für diese
  • 58:57 - 59:01
    ausführliche Antwort. Wir haben noch,
    glaube ich, eine Frage von Signal? Ist das
  • 59:01 - 59:05
    Richtig? und eine Frage... ja, dann fangen
    wir doch damit an.
  • 59:05 - 59:10
    Signal Angel: In Frankreich gab es ja 2006
    das CPE Gesetz, wo sie 11 Wochen dagegen
  • 59:10 - 59:14
    demonstriert haben, um das abzuschaffen.
    Kann es sein, dass wir in Deutschland
  • 59:14 - 59:18
    einfach deutlich längere Demonstrationen
    brauchen, damit die Politik auf die
  • 59:18 - 59:24
    Meinung des Volkes hört?
    JP: Wie Fridays for Future? Auch das muss
  • 59:24 - 59:30
    nicht funktionieren. Also das hängt schon
    auch von der Politik und irgendwie auch
  • 59:30 - 59:36
    der Form des Protestes ab. Aber ja, umso
    länger, umso mehr Druck auf jeden Fall,
  • 59:36 - 59:41
    umso mehr Leute, umso mehr Druck. Also ja,
    das kann auch helfen.
  • 59:41 - 59:47
    Herald: Gut, Mikrofon Nr. 4, bitte!
    M4: Ja. Vielen Dank für den Vortrag, erst
  • 59:47 - 59:52
    mal auch für eure konsequente Arbeit zu
    diesem Gesetzen. Ich habe erstmal eine
  • 59:52 - 59:57
    kleine Kritik an euren Thesen. Ich glaube,
    dass, wenn man Forderungen zu ..., wenn
  • 59:57 - 60:02
    man Schulungen fordert, zu besserem
    Rassismusverständnis und halt aus
  • 60:02 - 60:06
    Menschenrechtsgründen irgendwie versucht,
    diese Gesetze anzugreifen, also die
  • 60:06 - 60:11
    rassistischen Gesetze anzugreifen, dann
    macht man den Fehler, dass man eine
  • 60:11 - 60:15
    moralische Argumentation einnimmt.
    Vielmehr sind diese Menschen ja eigentlich
  • 60:15 - 60:22
    unsere Verbündeten im Kampf in jeglicher
    Hinsicht. Ich habe auch eine Frage im
  • 60:22 - 60:26
    Bezug auf Frankreich. Dort finden ja jetzt
    gerade auch Demonstrationen statt und vor
  • 60:26 - 60:30
    allem Streiks. Die Streiks sind das, was
    die Regierung eigentlich richtig
  • 60:30 - 60:35
    herausfordert. Deswegen die Frage an euch
    und auch an das Bündnis generell: Warum
  • 60:35 - 60:40
    wird denn der politische Streik als Waffe
    im Kampf gegen solche Gesetze nicht
  • 60:40 - 60:44
    öffentlicher diskutiert?
    JP: Also erstmal, Benny, ich finde es
  • 60:44 - 60:48
    schon immer ein bisschen schwierig, wenn
    eine weiße Person irgendwie Empfehlungen
  • 60:48 - 60:52
    ausspricht, was Rassismus betrifft.
    Teilweise Applaus im Publikum Das sei
  • 60:52 - 60:56
    nur kurz erwähnt. Aber gerne können wir
    natürlich über verschiedene
  • 60:56 - 61:01
    Herangehensweisen diskutieren. Ich glaube
    allerdings, ein Schulfach Antirassismus
  • 61:01 - 61:05
    wäre etwas, was krass lange wirken würde
    und was krass gut wäre und sehr notwendig.
  • 61:05 - 61:09
    So als Beispiele, aber wir können
    natürlich über verschiedene
  • 61:09 - 61:12
    Herangehensweisen diskutieren. Und ja
    Streiks, was denkst du?
  • 61:12 - 61:21
    LP: Wir waren in München, Demobündnis. Und
    ja, natürlich kann man sich über
  • 61:21 - 61:24
    verschiedene Formen des Protestes
    unterhalten. Aber es ist natürlich auch
  • 61:24 - 61:29
    die Frage, also zu dem Zeitpunkt damals
    war halt eine Demonstration, eine
  • 61:29 - 61:34
    Großdemonstration, das was auch all diese
    verschiedenen Akteure an einen Tisch
  • 61:34 - 61:38
    gebracht hat. Und da kann man sich jetzt
    auch wieder darüber streiten, ob das gut
  • 61:38 - 61:44
    war, dass all diese Gruppen da dabei waren
    oder nicht. Aber es war zumindest zu dem
  • 61:44 - 61:48
    Zeitpunkt ja auch ziemlich erfolgreich.
    Genau. Und das war die Form, die wir
  • 61:48 - 61:51
    damals gefunden haben und für die wir auch
    Kapazitäten hatten.
  • 61:51 - 61:55
    JP: Und wie du dich vielleicht auch noch
    erinnerst, waren wir ja alle, haben wir ja
  • 61:55 - 61:59
    versucht, Jugendaktion "Bildung statt
    Abschiebung", einen Bildungsstreik zu
  • 61:59 - 62:03
    organisieren, der eben auch ein ähnliches
    Thema aufgreift und auch dem nahesteht.
  • 62:03 - 62:07
    Und man muss ehrlich sagen, für die
    Kräfte, die wir reingesteckt haben, hat es
  • 62:07 - 62:11
    leider nicht gut funktioniert. Und ja,
    vielleicht müssen sich Streiks wieder mehr
  • 62:11 - 62:14
    etablieren. Auf jeden Fall, meine
    persönliche Meinung. Aber es ist
  • 62:14 - 62:19
    schwierig, es ist schwieriger als sonntags
    eine Demonstration zu machen.
  • 62:19 - 62:24
    Herald: OK, kommen wir zur allerletzten
    Frage. Wir sind schon ein bisschen über
  • 62:24 - 62:28
    die Zeit. Deswegen: Er fasst sich bitte
    kurz. Mikrofon 5.
  • 62:28 - 62:37
    M5: Ja, die Frage ist auf das Konzept
    Überwachungsgesamtrechnung bezogen. Das
  • 62:37 - 62:40
    habt ihr mehrmals erwähnt. Mir ist das
    nicht bekannt. Vielleicht könnte ihr es
  • 62:40 - 62:44
    nochmal ein bisschen erklären.
    LP: Hahaha, da hab ich jetzt was gesagt,
  • 62:44 - 62:48
    ne? Also... kannst du? Kennst du dich aus?
    Herald: Tatsächlich.Im Detail.
  • 62:48 - 62:51
    LP: Ja, geil. Mach du mal.
    JP: Mach du.
  • 62:51 - 62:55
    LP: Das ist voll... das ist mega nice.
    Herald: Die Überwachungsgesamtrechnung ist
  • 62:55 - 62:59
    ein Konstrukt, dass das
    Bundesverfassungsgericht 2011, 12, 13 in
  • 62:59 - 63:05
    dem Dreh in einer Urteilsbegründung einer
    Klage gegen die Vorratsdatenspeicherung
  • 63:05 - 63:10
    initial geschaffen hat. Ausgeführt worden
    ist dieses Konzept dann in einigen anderen
  • 63:10 - 63:14
    Urteilskommentaren und auch in den
    Sondervoten der Richter, die dagegen
  • 63:14 - 63:18
    gestimmt haben, bei diesem Urteil. Und es
    liegt dem Bundesministerium des Inneren
  • 63:18 - 63:23
    für Bau und Heimat die Verpflichtung auf,
    eine Gesamtrechnung durchzuführen für den
  • 63:23 - 63:28
    Fall, dass eine Vorratsdatenspeicherung
    wieder eingeführt wird. Das heißt nicht,
  • 63:28 - 63:32
    dass Sie diese Prüfung durchführen müssen,
    diese Gesamtrechnung, wenn eine andere
  • 63:32 - 63:33
    Überwachungsmaßnahme
  • 63:33 - 63:38
    eingeführt wird, sondern nur für solche
    der Vorratsdatenspeicherungen. Das ist für
  • 63:38 - 63:42
    mich persönlich zu wenig. Die Kommentare
    und Sondervoten der Richter des
  • 63:42 - 63:45
    Bundesverfassungsgerichts haben da auch
    eine klare Meinung dazu, dass das
  • 63:45 - 63:51
    eigentlich so pauschal durchgeführt werden
    müsste, also die deutlich über 30
  • 63:51 - 63:57
    verschiedenen Überwachungsgesetzgebungen
    seit diesem Urteil im Detail zu
  • 63:57 - 64:01
    evaluieren, um zu prüfen, dass ist die
    Auflage des Gerichts, ob diese einen
  • 64:01 - 64:05
    Chilling-Effekt in der Gesellschaft
    verursachen und ob die freie Ausübung
  • 64:05 - 64:08
    unserer Grundrechte trotzdem noch möglich
    ist.
  • 64:08 - 64:12
    LP: So viel Glück werden wir heute nicht
    nochmal haben deswegen machen wir jetzt
  • 64:12 - 64:15
    hier Schluss. lacht
    JP: Vielen Dank
  • 64:15 - 64:17
    LP: Vielen herzlichen Dank
  • 64:17 - 64:21
    Herald: Einen großen Applaus für unsere
    beiden Speaker
  • 64:21 - 64:25
    Applaus
  • 64:25 - 64:31
    36C3 Abspannmusik
  • 64:31 - 64:37
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
    im Jahr 2021. Mach mit und hilf uns!
Title:
36C3 - It’s alive! – Nach den Protesten gegen die Polizeigesetze ist vor den Protesten gegen die au
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Video Language:
German
Duration:
01:04:52

German subtitles

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