Return to Video

#rC3 - Deutsches eGovernment – das Schlechteste beider Welten oder: informationelle Gewaltenteilung

  • 0:00 - 0:09
    rC3 Wikipaka Intro Musik
  • 0:15 - 0:19
    Rainer: Okay, wunderbar. Dann Dankeschön,
    dass wir hier sprechen mit unserem Thema:
  • 0:19 - 0:23
    Das schlechteste beider Welten oder:
    informationelle Gewaltenteilung richtig
  • 0:23 - 0:28
    umsetzen. Wir sind dabei Kirsten Bock und
    ich. Kirsten, du kannst kurz ein paar
  • 0:28 - 0:39
    Worte zu dir sagen.
    Rauschen
  • 0:39 - 0:47
    Rainer: Kirsten?
    Kirsten: Jetzt. Die Tücken der Technik.
  • 0:47 - 0:54
    Hallo, ja, mein Name ist Kirsten, ich bin
    Juristin, Datenschutzexpertin und arbeite
  • 0:54 - 0:58
    bei einer Datenschutzaufsichtsbehörde, ich
    twittere unter privacyDE und ich war
  • 0:58 - 1:01
    Sachverständige im Bundestag für den
    Entwurf des
  • 1:01 - 1:06
    Registermodernisierungsgesetzes und ich
    spreche hier heute privat.
  • 1:06 - 1:14
    Rainer: Wunderbar. Mein Name ist Rainer
    Rehak. Ich habe Philosophie und Informatik
  • 1:14 - 1:17
    studiert, bin jetzt Doktorand am
    Weizenbaum-Institut für die vernetzte
  • 1:17 - 1:23
    Gesellschaft und meine Themen sind so
    Datenschutz / IT-Sicherheit. Und auch ich
  • 1:23 - 1:28
    war Gutachter im Bundestag im
    Innenausschuss. Da ging es aber um die
  • 1:28 - 1:34
    digitalisierte Verwaltungsleistungen am
    Beispiel des Familen-Elterngeldes. Und
  • 1:34 - 1:38
    dann haben wir uns gedacht zu zweit, dass
    sich da diese Themen überhaupt überlappen
  • 1:38 - 1:42
    und auch ergänzen und da eine gewisse
    Struktur zu erkennen ist. Und deswegen
  • 1:42 - 1:46
    werden wir jetzt sprechen über ein paar
    grundsätzliche Sachen, die das
  • 1:46 - 1:50
    E-Government angehen. Erstens die
    Vorstellung von uns beiden. Da sind wir
  • 1:50 - 1:54
    gerade. Dann werden wir eine Einführung
    machen in die digitale Verwaltung und die
  • 1:54 - 1:58
    informationelle Gewaltenteilung. Dann
    werden wir an den beiden Beispielen, die
  • 1:58 - 2:02
    eben angeklungen sind, also die
    digitalisierten Familienleistungen und die
  • 2:02 - 2:07
    Registermodernisierung unsere vorherigen
    Ausführungen konkretisieren und das Ganze
  • 2:07 - 2:16
    dann in einem Abschluss zusammenführen.
    Und quasi so ein Fazit ziehen. Und dann
  • 2:16 - 2:23
    können wir die Erkenntnisse diskutieren.
    Genau, dann kommen wir erst einmal zur
  • 2:23 - 2:28
    Einführung in die digitale Verwaltung und
    die informationelle Gewaltenteilung mit
  • 2:28 - 2:32
    Kirsten.
    Kirsten: Ja. Vielen Dank. Bei der
  • 2:32 - 2:37
    Fragestellung eGovernment ja oder nein
    geht es uns eigentlich nicht um die Frage,
  • 2:37 - 2:42
    ob Digitalisierung überhaupt. Das ist
    schon eigentlich eine gute Sache, sondern
  • 2:42 - 2:48
    wie bei der Planung und dem Design mit der
    Digitalisierung umgegangen wird. Da sollte
  • 2:48 - 2:53
    sich nämlich nicht in erster Linie um
    marktwirtschaftliche Aspekte drehen, wie
  • 2:53 - 2:58
    das in kommerziellen Unternehmen ist,
    sondern maßgeblich sollte sein, welche
  • 2:58 - 3:02
    Anforderungen öffentliche Dienstleistungen
    die Daseinsvorsorge eigentlich
  • 3:02 - 3:07
    erforderlich machen und zudem auch
    Berücksichtigung finden die Bedingungen
  • 3:07 - 3:14
    aktueller Lebensweise, etwa, also wie
    Verwaltungsdienstleistungen für die
  • 3:14 - 3:18
    Bürgerinnen und Bürger bereitgestellt
    werden, also z.B. über Smartphone. Weil
  • 3:18 - 3:25
    das einfach ein Tool ist, was weite
    Verbreitung gefunden hat. Im Gegensatz zum
  • 3:25 - 3:30
    Gang zum Amt. Aber wenn man sich jetzt
    einer, wenn man jetzt versucht,
  • 3:30 - 3:34
    unreflektiert Digitalisierung zu
    optimieren, wie das üblicherweise
  • 3:34 - 3:40
    passiert, dann stehen Effizienz-
    Gesichtspunkte im Vordergrund. Und das ist
  • 3:40 - 3:44
    eine rein technische oder wirtschaftliche
    Denkweise, bei der klassische Mittel und
  • 3:44 - 3:50
    Ziele Zentralisierung sind, vereinfachter
    Datenzugriff, universelle Identifikation,
  • 3:50 - 3:55
    Identifikatoren und so weiter. Aber die
    Frage eigentlich, die wir stellen müssen,
  • 3:55 - 4:01
    ist: Effizienz für wen eigentlich und
    entlang welcher Kriterien? Wie soll also
  • 4:01 - 4:08
    E-Government der Zukunft aussehen? Und
    bezüglich staatlicher Systeme haben ja
  • 4:08 - 4:13
    Rechtsstaatsprinzipien den Zweck, Macht zu
    beschränken und Prozesse zu verlangsamen,
  • 4:13 - 4:19
    um etwa demokratische Interventionen
    möglich zu machen. Und genau danach muss
  • 4:19 - 4:25
    sich die Gestaltung von IT ausrichten,
    d.h. Systeme müssen so gestaltet sein,
  • 4:25 - 4:30
    dass rechtsstaatliche Grundpfeiler und
    Prinzipien nicht technisch ohne weiteres
  • 4:30 - 4:33
    umgangen werden können. Das heißt, sie
    müssen Demokratie-fest sein. Also im
  • 4:33 - 4:38
    technischen Bereich sprechen wir dann auch
    von Resilienz. Ein konkretes Beispiel
  • 4:38 - 4:42
    dafür ist zum Beispiel die Gestaltung
    technischer Systeme nach
  • 4:42 - 4:45
    verfassungsrechtlichen Vorgaben. Das
    kennen wir ja aus dem Gewaltenteilungs-
  • 4:45 - 4:50
    Prinzip, aus dem Föderalismus-Prinzip, so
    wie das auch in Artikel 20 im Grundgesetz
  • 4:50 - 4:54
    festgeschrieben ist. Und das bedeutet
    dann, dass wir auch im Bereich der
  • 4:54 - 4:58
    Digitalisierung eine Trennung haben müssen
    der Systeme. Und zwar so, wie wir das
  • 4:58 - 5:03
    kennen: Kommunen, Länder, Bund als vierte
    vertikale Gewaltenteilung, aber auch
  • 5:03 - 5:08
    zwischen der Exekutive, der Legislative
    und der Judikative. Aber auch, und das ist
  • 5:08 - 5:12
    ganz wichtig, zwischen den einzelnen
    Behörden, so wie wir das kennen, dass wir
  • 5:12 - 5:15
    zu unterschiedlichen Behörden auch
    tatsächlich gehen müssen, weil sie
  • 5:15 - 5:20
    getrennt in Räumen sind. So müssen sie
    auch digital getrennt verwaltet werden.
  • 5:20 - 5:24
    Das heißt also das Finanzamt darf nicht
    einfach auf Schuldaten zugreifen oder
  • 5:24 - 5:30
    Versicherungen dürfen nicht einfach auf
    Kindergartendaten zugreifen. Also auch das
  • 5:30 - 5:35
    muss technisch sichergestellt sein. Und
    genau so, also genau diese Grundprinzipien
  • 5:35 - 5:41
    der Verfassung müssen in Technik
    abgebildet werden. Und das hat auch
  • 5:41 - 5:45
    Gründe, die sich aus dem
    Gesellschaftsvertrag ergeben. Und dazu
  • 5:45 - 5:52
    erzählt uns Rainer was.
    Rainer: Ja, dankeschön! Wir wollen jetzt
  • 5:52 - 5:58
    natürlich keinen philosophischen Lehrsatz-
    Vortrag halten. Aber so ein paar
  • 5:58 - 6:01
    Grundpfeiler, warum wir das Ganze hier
    machen, warum sich die Technik so nach
  • 6:01 - 6:05
    diesen Fragen ausrichten soll, muss
    man schon machen, damit wir das auch
  • 6:05 - 6:10
    ordentlich motivieren können. Also der
    sogenannte Gesellschaftsvertrag geht quasi
  • 6:10 - 6:14
    davon aus... oder man kann erstmal die
    Frage stellen: Warum geben wir als
  • 6:14 - 6:17
    Individuen überhaupt Macht an irgendwelche
    staatlichen Stellen ab, also an andere
  • 6:17 - 6:22
    Stellen, als dass wir selber all unsere
    Möglichkeiten immer ausüben? Naja, es gibt
  • 6:22 - 6:26
    eben bestimmte Aufgaben, die sind nicht
    individuell lösbar, also sowas wie
  • 6:26 - 6:29
    allgemeine Regelung des Zusammenlebens
    oder der Schutz vor Schwäche - von
  • 6:29 - 6:34
    Schwächeren oder so praktische Sachen
    wie Verkehrsplanung, Sicherheit oder auch
  • 6:34 - 6:38
    Umweltfragen. Die sind individuell nicht
    lösbar, d.h. dafür schaffen wir uns so
  • 6:38 - 6:43
    eine Staatsstruktur. Und diesen Strukturen
    geben wir dann die Macht, um genau diese
  • 6:43 - 6:47
    Aufgaben zu erledigen. Dabei ist aber
    eben... ergibt sich schon, dass diese
  • 6:47 - 6:51
    staatlichen Stellen eben nur genau so viel
    Macht haben sollen, damit sie überall
  • 6:51 - 6:56
    ihnen übertragenen Aufgaben erledigen
    können, aber eben auch nicht mehr, denn
  • 6:56 - 7:02
    sonst würden sie ja außerhalb ihrer
    Konstruktionslegitimität stehen. Und man
  • 7:02 - 7:09
    kann jetzt sagen, dass die sogenannte,
    also die informationelle Gewaltenteilung
  • 7:09 - 7:13
    setzt also diese politische Trennung und
    Beschränkung auch technisch um. Wer da
  • 7:13 - 7:20
    weiterlesen will: Steinmüller hat dazu
    gearbeitet. Jetzt besteht die Chance der
  • 7:20 - 7:24
    Digitalisierung, insbesondere auch von
    Verwaltung, aber auch anderen Stellen
  • 7:24 - 7:29
    besteht darin, diese Machtübertragung an
    staatliche Stellen so ein bisschen feiner
  • 7:29 - 7:33
    auszudifferenzieren und ein bisschen
    anders auszutarieren, weil man vielleicht
  • 7:33 - 7:37
    kleiner steuern kann oder oder
    feingliedrige Möglichkeiten geben oder
  • 7:37 - 7:44
    auch zurückhalten kann. Das heißt, das ist
    tatsächlich eine Chance hier, die aber
  • 7:44 - 7:49
    auch sozusagen im negativen Fall vom
    Gegenteil begleitet werden kann. Wenn man
  • 7:49 - 7:54
    also diese Digitalisierung nicht richtig
    macht, nicht ordentlich macht, dann
  • 7:54 - 7:57
    bekommen eben diese staatlichen Stellen
    technisch bedingt mehr Macht, als sie
  • 7:57 - 8:02
    eigentlich haben dürften und können dann
    quasi weit über ihre, über ihre Erledigung
  • 8:02 - 8:09
    hinaus agieren. Das heißt also, dass auf
    der IT-Design Ebene genau diese Fragen
  • 8:09 - 8:13
    reflektiert werden müssen und dann so
    umgesetzt werden. Das wurde eben bei den
  • 8:13 - 8:17
    jüngsten - und jetzt komme langsam zu den
    konkreten Punkten - bei den jüngsten
  • 8:17 - 8:21
    Digitalisierungsvorhaben eben nicht getan.
    Also auf dieser Ebene wurde nicht
  • 8:21 - 8:25
    reflektiert, was da gerade passiert. Das
    Resultat war dann eben, dass diese
  • 8:25 - 8:30
    Asymmetrie zwischen Staat und BürgerInnen
    sogar noch zementiert wird. Wenn ich eine
  • 8:30 - 8:34
    Verwaltung habe, die sowieso schon mehr
    oder weniger verschlossen ist, weil ich
  • 8:34 - 8:37
    keine Ansprechpartner habe oder keine
    Rechte, dann wird das natürlich noch viel
  • 8:37 - 8:42
    schlimmer. Wenn das Ganze dann in
    Rechenzentren verbannt wird, wo man
  • 8:42 - 8:45
    noch weniger Zugriff hat und vielleicht
    sogar die Angestellten selber gar nicht
  • 8:45 - 8:54
    mehr. Wobei natürlich unser Anspruch ist,
    diese digitalen Werkzeuge zur Emanzipation
  • 8:54 - 8:59
    der Bürgerinnen und Bürger zu verwenden,
    um genau auch z.B. bessere Kontrolle zu
  • 8:59 - 9:05
    erlangen und durchzusetzen. Zwei Beispiele
    haben wir jetzt gleich im Vortrag. Und
  • 9:05 - 9:08
    diese beiden Beispiele sind eben
    Gesetzesentwürfe, in denen diese
  • 9:08 - 9:13
    GesetzgeberIn in der Exekutive jeweils
    weitreichende Befugnisse erteilt hat und
  • 9:13 - 9:16
    ihr technisch - und da kommen wir zum
    Problem - technisch gesehen sogar noch
  • 9:16 - 9:22
    viel mehr ermöglicht. D.h. das ist nicht
    deckungsgleich. Das erste Beispiel ist so
  • 9:22 - 9:25
    eine Art sichtbarer erster Schritt, und
    zwar die Familienleistungen oder das
  • 9:25 - 9:30
    Elterngeld, was schon angesprochen worden
    ist. Und das zweite Beispiel ist so eine
  • 9:30 - 9:34
    Änderung im Hintergrund, das
    Registermodernisierungsgesetz, was Kristen
  • 9:34 - 9:41
    uns nachher näherbringen wird. Kommen wir
    also zum ersten Beispiel. Die
  • 9:41 - 9:47
    Digitalisierung von Familienleistungen und
    des Elterngelds. Also es ist - ich umreiß
  • 9:47 - 9:52
    das kurz: Es ist ein praktisches Projekt,
    womit in Deutschland endlich angefangen
  • 9:52 - 9:58
    werden sollte, diese mystische
    Digitalisierung umzusetzen und die
  • 9:58 - 10:03
    basiert, diese Familienleistungen basieren
    oder die Digitalisierung davon basiert
  • 10:03 - 10:09
    ganz wesentlich auf dem Online-
    Zugangsgesetz, dem OZG. Und die Grundidee
  • 10:09 - 10:14
    dabei ist, das EU-Once-Only-Prinzip in der
    Digitalisierung umzusetzen. Das heißt,
  • 10:14 - 10:19
    dass Bürgerinnen und Bürger ihre Daten
    möglichst, so ist die Idee, einmal angeben
  • 10:19 - 10:22
    und wenn sie dann an weiteren Stellen
    Leistungen in Anspruch nehmen, müssen Sie
  • 10:22 - 10:28
    die nicht nochmal eingeben. Jetzt ist
    allerdings die praktische Umsetzung, so
  • 10:28 - 10:34
    wie es jetzt im Gesetzesentwurf und so wie
    es geplant ist, stößt die Nutzer:in das
  • 10:34 - 10:39
    Verwaltungsverfahren an, um z.B.
    Elterngeld zu bekommen. Und das läuft dann
  • 10:39 - 10:42
    einfach sozusagen im Innern der Verwaltung
    weiter. Die nötigen Daten werden dann
  • 10:42 - 10:48
    zusammengesucht, z.B. durch Schnittstellen
    zum Standesamt oder zur
  • 10:48 - 11:04
    Rentenversicherung und... und laut Online-
    Zugangsgesetz wird das Ganze dann über so
  • 11:04 - 11:08
    ein Portalverbund, das ist also so eine
    Kombination aus Verwaltungsportalen der
  • 11:08 - 11:15
    Länder und Behörden, realisiert. Da hat
    man dann Servicekonten und Postfächer. Und
  • 11:15 - 11:20
    da kann man diese Anfrage dann stellen und
    dann läuft das innere Ding da los. Das
  • 11:20 - 11:25
    Problem ist, dass die aktuelle Umsetzung
    tatsächlich so eine Verwaltungsinsel oder
  • 11:25 - 11:29
    Burg wenn man so möchte erstellt. Die ist
    nach außen hin abgeschottet. Da kann man
  • 11:29 - 11:34
    so Fragen stellen, quasi. Aber intern
    haben alle Behörden gegenseitig, technisch
  • 11:34 - 11:39
    gesehen, Vollzugriff. Das heißt, die
    Verwaltung vertraut sich da untereinander.
  • 11:39 - 11:43
    Nichts ist signiert. Technisch gesehen
    auch. Und offensichtlich klingt das jetzt
  • 11:43 - 11:47
    nicht gerade nach einer Einhaltung der
    verfassungsrechtlichen Trennungsvorgaben.
  • 11:47 - 11:52
    Wo nämlich genau diese Interaktionen auch
    technisch nicht ermöglicht werden sollten,
  • 11:52 - 11:56
    wenn sie auch rechtlich nicht geboten
    sind. Es muss sogar verhindert werden,
  • 11:56 - 12:01
    wenn es nicht geboten ist. Da ist hier
    eine Erinnerung nochmal, dass der
  • 12:01 - 12:06
    Datenschutz ja selber die Betroffenen
    primär auch vor der Datenverarbeitung
  • 12:06 - 12:11
    durch die Organisation selbst schützt.
    Und das ist eben hier die Verwaltung. Und
  • 12:11 - 12:14
    dann ergibt es plötzlich Sinn, zu
    kritisieren, dass da so eine Burg
  • 12:14 - 12:25
    entsteht, in der intern alle miteinander
    kommunizieren können. Aber das heißt hier,
  • 12:25 - 12:30
    dass die organisationale Selbstregelung
    gerade nicht ausreicht. Man könnte ja auch
  • 12:30 - 12:33
    sagen: Ja, die können immer alle auf alles
    zugreifen und dann vertrauen wir ganz
  • 12:33 - 12:36
    doll, dass sie immer das Richtige machen.
    Ne, so würde aber Datenschutz nicht
  • 12:36 - 12:41
    funktionieren. Das heißt, es muss
    Zugriffskonzepte geben und unerwünschte
  • 12:41 - 12:45
    Zugriffe müssen auch verunmöglicht werden
    oder gar nicht erst im Design ermöglicht
  • 12:45 - 12:50
    werden. Die aktuelle Architektur tut aber
    genau das. Es ermöglicht die komplett
  • 12:50 - 12:57
    freien Zugriffe von allen
    Verwaltungselementen untereinander. Das
  • 12:57 - 13:01
    heißt ja, und dann kann man vielleicht
    noch sagen... ein kleiner Begriff noch zu
  • 13:01 - 13:06
    dem - oder keine Erwähnung - zu dem
    Postfach selber, was man da hat. Da sind
  • 13:06 - 13:10
    auch wieder die Antworten der Verwaltung
    zu finden, wobei die weder signiert sind,
  • 13:10 - 13:16
    noch kann man irgendwie über dieses
    Postfach selbst verfügen. Also es bleibt
  • 13:16 - 13:23
    quasi in der Verwaltungshoheit. Wenn sich
    dann plötzlich bei einem Bescheid, wenn
  • 13:23 - 13:27
    der Bescheid sich ändert, ist es natürlich
    kein Problem, wenn es gar kein Postfach
  • 13:27 - 13:30
    ist, sondern sowas wie eine Website, wo
    man sich das Ergebnis als PDF runterladen
  • 13:30 - 13:37
    kann, das plötzlich zu verändern. D.h. auch
    an dieser Stelle merkt man, man steht da
  • 13:37 - 13:49
    vor einer Wand und hofft dann, dass da was
    richtiges rauskommt. Also dieses ganze
  • 13:49 - 13:53
    System setzt die politisch nötigen Grenzen
    gar nicht um und, wie Kirsten schon mal
  • 13:53 - 13:57
    beschrieben hat, ist es auch... in diesem
    konkreten Fall auch nicht resilient und
  • 13:57 - 14:01
    auch nicht demokratiefest, weil eben so
    organisatorische Vorgaben sozusagen
  • 14:01 - 14:06
    die einzige Grenze sind zwischen dem
    Staat, der intern komplett frei
  • 14:06 - 14:13
    miteinander Daten austauscht. Vielleicht
    kann man noch als lustiges Detail anfügen,
  • 14:13 - 14:17
    sowas wie die qualifizierte elektronische
    Signatur oder sowas wie authentifizierte
  • 14:17 - 14:20
    Behörden-Kommunikation finden sich
    zumindest in diesem Gesetz und auch im
  • 14:20 - 14:24
    Onlinezugangsgesetz nirgends. Grüße gehen
    raus an Markus Drenger, der da regelmäßig
  • 14:24 - 14:28
    verzweifelt. Das heißt, die eigentlichen
    Säulen von E-Government werden da
  • 14:28 - 14:33
    überhaupt nicht angegriffen, sondern eher
    so ein Monster geschaffen. Dann kommen wir
  • 14:33 - 14:40
    jetzt zu dem zweiten Beispiel, nämlich die
    Steuer-ID. Und dazu wird uns jetzt Kirsten
  • 14:40 - 14:44
    uns was sagen.
    Kirsten: Ja, vielen Dank Rainer. Ja, damit
  • 14:44 - 14:49
    dieser Portalverbund funktioniert und auch
    wirklich alle Behörden miteinander reden
  • 14:49 - 14:53
    können und auch über die richtigen Bürger
    miteinander reden können, hat sich die
  • 14:53 - 14:58
    Bundesregierung jetzt überlegt, mit dem
    Registermodernisierungsgesetz die Steuer-
  • 14:58 - 15:03
    ID, die ja für den Steuerbereich schon
    eingeführt worden ist, als eine
  • 15:03 - 15:07
    einheitliche lebenslange ID-Nummer
    auszuweiten. Das heißt also, die
  • 15:07 - 15:11
    Zweckbindung, die diese
    Identifikationsnummer bisher hatte für den
  • 15:11 - 15:19
    Steuerbereich, die wird ausgeweitet auf
    alle Lebenslagen. Und ja, da kann man sich
  • 15:19 - 15:26
    das schon denken. Das verursacht dann
    natürlich weitreichende Bedenken. Also
  • 15:26 - 15:31
    einmal: Rechtlich bekommt die Exekutive
    damit Ermächtigung zum Datenaustausch, die
  • 15:31 - 15:34
    verfassungsrechtlich problematisch sind,
    weil, das hatten wir schon gesagt, auch
  • 15:34 - 15:39
    hier die Trennung aufgehoben wird oder
    zumindest jedenfalls sehr leicht
  • 15:39 - 15:44
    durchbrochen werden kann, wenn Behörden
    auf Daten anderer Behörden der Bürger:innen
  • 15:44 - 15:49
    zugreifen können. Und zum zweiten
    ermöglicht diese geplante technische
  • 15:49 - 15:55
    Umsetzung mit Hilfe der Steuer-ID auch
    viel weitreichendere Zugriffe bzw.
  • 15:55 - 16:01
    verhindert sie nicht aktiv. Und das
    Kernproblem, was in diesem Bereich
  • 16:01 - 16:06
    besteht, ist das Risiko, dass durch diese
    Zugriffsmöglichkeiten Profile gebildet
  • 16:06 - 16:11
    werden können. Und zu der Profilbildung
    hat sich das Bundesverfassungsgericht ja
  • 16:11 - 16:17
    z.B. schon vielfach geäußert. Bekannteste
    Entscheidung ist die Volkszählung, das
  • 16:17 - 16:23
    Volkszählungsurteil. Aber auch in anderen.
    Und da geht es immer um die Frage: Wie ist
  • 16:23 - 16:31
    Datenverarbeitung eigentlich zu begrenzen?
    Und wie kann Zweckbestimmung festgelegt
  • 16:31 - 16:35
    werden? Und jedes Gesetz, das in die
    Richtung geht, dass es eben keine
  • 16:35 - 16:39
    Begrenzung vorsieht und keine ordentliche
    Zweckbestimmung, das ist
  • 16:39 - 16:47
    verfassungswidrig. Und das hat seine
    Gründe auch im Datenschutzrecht. Das ist
  • 16:47 - 16:51
    dann nämlich auch ein Verstoß gegen
    Artikel 8 der Charta der Grundrechte der
  • 16:51 - 16:57
    Europäischen Union. Die sieht nämlich auch
    vor, dass Datenverarbeitung nur nach Treu
  • 16:57 - 17:01
    und Glauben und für festgelegte Zwecke auf
    einer gesetzlich geregelten, legitimen
  • 17:01 - 17:06
    Grundlage erfolgen dürfen. Das heißt also,
    wenn man diese ID benutzen will, dann muss
  • 17:06 - 17:11
    auch die zugrunde liegende Gesetzgebung
    natürlich verfassungskonform sein, sonst
  • 17:11 - 17:18
    kann sie nicht als Rechtsgrundlage dienen.
    Und die Gestaltung oder die Anforderungen,
  • 17:18 - 17:23
    also die Zweckbindung und die Begrenzung
    der Datenverarbeitung, die sind jeweils
  • 17:23 - 17:27
    auch im Design zu berücksichtigen, also
    auch bei der Technik-Gestaltung. Das sagt
  • 17:27 - 17:34
    uns der Artikel 25 der Datenschutz-
    Grundverordnung. Und dabei ist dann auch
  • 17:34 - 17:39
    wesentlich, dass die technische Umsetzung,
    so wie sie erfolgt, mit Hilfe eines
  • 17:39 - 17:45
    einheitlichen Personenkennzeichens auch
    erforderlich sein muss. Und an der
  • 17:45 - 17:49
    Erforderlichkeit ergeben sich hier
    erhebliche Zweifel. Natürlich ist das
  • 17:49 - 17:53
    super praktisch, wenn jeder, wenn jede
    Bürgerin eine Nummer hat und man die
  • 17:53 - 17:58
    durchgängig in allen Verwaltungsbereichen
    benutzen kann. Aber man kann dann eben
  • 17:58 - 18:04
    auch sehr schnell und sehr leicht Profile,
    also ganze Profile über das gesamte Leben
  • 18:04 - 18:10
    einer Person erstellen. Und genau das soll
    eben nicht passieren dürfen, weil das das
  • 18:10 - 18:15
    Macht-Ungleichgewicht zwischen der
    Bürger:in und dem Staat noch weiter
  • 18:15 - 18:22
    zementieren würde. Und so ein
    Personenkennzeichen ist auch deswegen nicht
  • 18:22 - 18:26
    erforderlich, weil es nämlich Alternativen
    gibt. Und das hätte die Bundesregierung in
  • 18:26 - 18:30
    ihrem Gesetzentwurf eigentlich viel, viel
    grundlegender und viel besser
  • 18:30 - 18:35
    berücksichtigen müssen. Wir kennen nämlich
    ein Beispiel einer bereichspezifischen
  • 18:35 - 18:41
    Kennzahl oder eines Kennzeichens. Das
    haben nämlich die Österreicher in ihrem
  • 18:41 - 18:46
    System eingebaut. Und da geht es darum,
    dass zwar Behörden miteinander
  • 18:46 - 18:50
    kommunizieren können und dadurch
    Verwaltungsdienstleistungen auch einfacher
  • 18:50 - 18:56
    machen können für alle Bürger:innen, aber
    die Behörden untereinander, die kennen die
  • 18:56 - 19:01
    jeweils bereichspezifischen Kennzeichen
    der anderen Behörde nicht, sondern die
  • 19:01 - 19:10
    werden jeweils an einer zentralen Stelle
    verhasht und so über diese Mittler-
  • 19:10 - 19:16
    Funktion wird dann für die
    Austauschbarkeit von Information gesorgt,
  • 19:16 - 19:21
    also z.B. dass man sicherstellen kann,
    dass die beantragende Person auch
  • 19:21 - 19:25
    diejenige ist, also auch die richtigen
    Daten, den richtigen Wohnort angegeben
  • 19:25 - 19:29
    hat. Oder auch, um Verwaltungs-
    Dienstleistungen wie beim Elterngeld z.B.
  • 19:29 - 19:35
    einfacher zu machen. So wie das Gesetz
    jetzt aber ausgestaltet ist, wird es
  • 19:35 - 19:38
    höchstwahrscheinlich vor dem
    Bundesverfassungsgericht scheitern. Das
  • 19:38 - 19:45
    kennen wir ja schon. Weil es eben
    Alternativen gibt, die weniger
  • 19:45 - 19:52
    eingriffsintensiv sind und die der
    einheitlichen Nummer gegenüber eben
  • 19:52 - 19:57
    deutlich weniger Risiken beinhalten, weil
    eben so eine Profilbildung über alle
  • 19:57 - 20:04
    Behörden nicht so einfach möglich ist. Das
    heißt unterm Strich, dass so ein
  • 20:04 - 20:09
    bereichspezifisches Personenkennzeichen,
    was eben dann zu bevorzugen wäre, die
  • 20:09 - 20:13
    Gewaltenteilung auch respektiert, weil
    eben die Behörden nicht ohne weiteres
  • 20:13 - 20:21
    miteinander reden können und auch das
    informationelle Trennungsprinzip. Ja, und
  • 20:21 - 20:25
    da sind wir dann auch schon bei unserer
    Zusammenfassung, die dann Rainer
  • 20:25 - 20:48
    übernimmt.
    Rainer: Moment. Rauschen. Genau. Danke
  • 20:48 - 20:54
    Kirsten. Dann sind wir jetzt beim
    Abschluss und haben hoffentlich so ein
  • 20:54 - 20:59
    bisschen in aller Kürze zeigen können an
    diesen Beispielen, dass diese
  • 20:59 - 21:04
    Trennungsgebote dieser totalen
    Verwaltungsvereinheitlichung und
  • 21:04 - 21:09
    Monolithisierung eigentlich entgegenstehen
    und das Ganze jetzt an verschiedenen
  • 21:09 - 21:16
    Ebenen sozusagen so halbherzig politisch
    rechtlich ermöglicht wird und fatal
  • 21:16 - 21:21
    technisch umgesetzt werden soll. Nochmal
    als Erinnerung: Die informationelle
  • 21:21 - 21:24
    Gewaltenteilung ist die technische
    Umsetzung der politischen Trennung. Und da
  • 21:24 - 21:28
    sieht man schon genau diese beiden
    Probleme, die gibt es gerade. Jetzt kann
  • 21:28 - 21:33
    man sich natürlich fragen: Warum ist das
    denn gerade so? Also warum wird das? Warum
  • 21:33 - 21:38
    wird da auf dieser grundsätzlichen und
    auch kategorischen Ebene so geschlampt?
  • 21:38 - 21:44
    Wenn man es mal so sagen möchte. Das kann
    einerseits natürlich daran liegen, weil
  • 21:44 - 21:47
    nicht im Großen oder sozusagen in dieser
    Übersicht verstanden wird, was da gerade
  • 21:47 - 21:52
    passiert, weil man an dieser Ecke immer so
    Schritt für Schritt hier was Kleines
  • 21:52 - 21:55
    verändert, da was Kleines verändert, dann
    fehlt natürlich der große Überblick. Das
  • 21:55 - 22:00
    kann vielleicht auch daran liegen, dass
    bestimmte Datenschutz-Grundsätze und
  • 22:00 - 22:04
    bestimmte verfassungsrechtliche Fragen in
    dieser Hinsicht jetzt noch gar nicht
  • 22:04 - 22:08
    reflektiert worden sind. Aber da versuchen
    wir ja gerade, unseren bescheidenen Teil
  • 22:08 - 22:13
    dazu beizutragen, auch in den Anhörungen.
    Und der zweite Punkt ist natürlich auch,
  • 22:13 - 22:17
    weil, wie Kristen anfangs schon eingangs
    gesagt hat, nach rein wirtschaftlicher
  • 22:17 - 22:24
    Effizienz und mit Verwaltungs-
    Optimierung gearbeitet wird. Und auch da
  • 22:24 - 22:29
    eine totale Blickverengung stattfindet,
    das ist natürlich dann sehr problematisch.
  • 22:29 - 22:33
    Wir wollen uns also hier nochmal stark
    dafür machen, dass so
  • 22:33 - 22:38
    Verwaltungsdigitalisierung eigentlich eine
    Chance ist, in der diese Macht
  • 22:38 - 22:45
    Übertragung feiner und ausdifferenziert
    und austariert werden kann. Wenn man das
  • 22:45 - 22:50
    richtig macht. Und die Möglichkeiten gibts
    und die Fähigkeiten ja auch, in diesem
  • 22:50 - 22:54
    Land sowas ordentlich zu machen. Ansonsten
    wirds eben schlimmer und das scheint sich
  • 22:54 - 22:59
    so ein bisschen anzudeuten, dass da so ein
    riesen Moloch entsteht, wo uns dann
  • 22:59 - 23:04
    vielleicht nur noch die Inkompetenz der
    Überwacher schützt. Aber gut. Aber das
  • 23:04 - 23:09
    wollen wir gerade verhindern und auch
    natürlich mit den Konzepten, die hier auf
  • 23:09 - 23:12
    einem Congress diskutiert werden. Und das
    ist quasi unser Ansatz zu sagen, es gibt
  • 23:12 - 23:17
    Alternativen, die man politisch denken und
    auch technisch umsetzen kann. Und das
  • 23:17 - 23:24
    sollten wir angehen. Vielen Dank. Und
    falls es Fragen gibt, gern her damit.
  • 23:24 - 23:31
    Rauschen
  • 23:31 - 23:36
    Herald: Oder mich drauf schaltet. Aber
    dafür haben wir ja Maxi in der Regie. Das
  • 23:36 - 23:43
    ist ja schon mal gut. Ich hab gerade noch
    keine Fragen bekommen. Sekunde. Ich sage
  • 23:43 - 24:02
    es euch, wenn ich welche habe.
    Rauschen
  • 24:02 - 24:07
    Herald: Doch wir haben eine Frage
    bekommen. Ich hoffe, ihr könnt mich hören.
  • 24:07 - 24:11
    Sie ist relativ kurz gefasst, aber den
    Kontext müsst ihr dann ergänzen. Woher
  • 24:11 - 24:16
    wisst ihr, fragt dort jemand, dass die
    Architekturen diese Fehler haben, wie ihr
  • 24:16 - 24:24
    sie gerade beschrieben habt? Wer möchte?
    Rainer: Darf ich dazu was sagen?
  • 24:24 - 24:29
    Herald: Ja, Rainer.
    Rainer: Also das wissen wir - man könnte
  • 24:29 - 24:35
    sagen erstens indirekt und zweitens
    direkt. Erstens indirekt. Bei diesen
  • 24:35 - 24:39
    Verwaltungsleistungen ist es so, da sieht
    man sich, wenn man sich den
  • 24:39 - 24:43
    Gesetzesentwurf anguckt, da steht schon
    dann drin, die sollen mit den reden können
  • 24:43 - 24:46
    und die sollen mit denen reden können. Und
    dann passiert das automatisch und da
  • 24:46 - 24:52
    passiert das automatisch, sozusagen ohne
    weiteres Zutun. Und da würde ich dann...
  • 24:52 - 24:56
    gucke ich sozusagen mit einem
    informatischen Blick drauf. Und da steht
  • 24:56 - 25:00
    dann, sozusagen sind das so halbe
    Schnittstellenbeschreibungen. Und da ist
  • 25:00 - 25:05
    aber nichts, da ist kein Wort: Auf die und
    die Punkte muss aber geachtet werden,
  • 25:05 - 25:08
    oder: Das darf nur unter den Umständen
    passieren oder so. Das heißt, man kann
  • 25:08 - 25:14
    sich da diesen diese Gesetzesentwürfe
    einfach mal angucken und dann sieht man
  • 25:14 - 25:18
    schon, in welcher Hinsicht man das
    interpretieren kann. Der zweite Punkt ist
  • 25:18 - 25:23
    aber das, was Kirsten beschrieben hat. Es
    ist sogar sehr explizit so mit den
  • 25:23 - 25:26
    Fehlern. Das heißt, beim
    Registermodernisierungsgesetz geht's ja
  • 25:26 - 25:31
    darum, die 200-und Register, die es in
    Deutschland gibt, alle mit einem primary
  • 25:31 - 25:37
    key, würde man technisch sagen, mit so
    einer ID zu versehen. Und das macht man ja
  • 25:37 - 25:42
    nur, wenn man die irgendwie zusammenführen
    möchte. Also es ergäbe ja sonst überhaupt
  • 25:42 - 25:46
    keinen Sinn, diesen Ansatz überhaupt
    vorzuschlagen. Das ist sozusagen der
  • 25:46 - 25:52
    zweite Ansatz, wo wir sehen, da wird das
    nicht nur implizit irgendwie angedacht,
  • 25:52 - 25:57
    sondern das ist explizit so vorgesehen.
    Und das ist sozusagen der... das wäre so
  • 25:57 - 26:01
    die Antwort. Ich weiß nicht, Kirsten,
    willst du dazu noch was sagen?
  • 26:01 - 26:06
    Kirsten: Ja, man könnte noch ergänzen,
    dass es gar nicht darauf ankommt, ob das
  • 26:06 - 26:11
    dann tatsächlich so gehandhabt wird. Wenn
    das technisch möglich gemacht wird, dann
  • 26:11 - 26:16
    reicht es schon aus, weil wir vor unserer
    historischen Erfahrung und auch der
  • 26:16 - 26:22
    Erfahrung, die wir jetzt aktuell sammeln,
    ein sehr großes Augenmerk darauf legen
  • 26:22 - 26:27
    sollten, dass wir Digitalisierung
    Demokratie-fest gestalten. Das heißt also,
  • 26:27 - 26:31
    dass sie nicht ohne weiteres mit kleinen
    technischen Griffen oder eben auch nur mit
  • 26:31 - 26:37
    der Übergehung von Verboten ausgehebelt
    werden kann und eben solche umfassenden
  • 26:37 - 26:42
    Persönlichkeitsprofile entstehen können.
    Denn das ist einfach eine
  • 26:42 - 26:47
    Grundvoraussetzung unserer freiheitlichen
    Demokratie, dass wir uns doch
  • 26:47 - 26:51
    weitestgehend frei bewegen können. Und da,
    wo wir das nicht tun, da, wo uns der Staat
  • 26:51 - 26:56
    beobachtet in Anführungsstrichen, da muss
    das sehr klar gesetzlich geregelt sein.
  • 26:56 - 27:03
    Und das muss eben auch in einem bestimmten
    Rahmen bleiben. Das darf bestimmte Grenzen
  • 27:03 - 27:10
    nicht überschreiten, weil sonst eben die
    freie Entwicklung des Individuums, das
  • 27:10 - 27:13
    dann ein sinnvoller Teil der Gemeinschaft
    werden kann, gar nicht mehr gewährleistet
  • 27:13 - 27:18
    wird.
    Herald: Ja, wir haben noch eine
  • 27:18 - 27:22
    Anschlussfrage, tatsächlich. Was kann ich
    als Bürger tun, um diese Probleme
  • 27:22 - 27:26
    aufzudecken? Stelle ich Anfragen an
    bestimmte Stellen über meine Daten? Und
  • 27:26 - 27:30
    wer sind diese Stellen? Also was ist jetzt
    der nächste Schritt für mich als Bürger
  • 27:30 - 27:36
    oder Bürgerin? Rainer oder wer?
    Rainer: Ja. Ja. Ich sage dazu mal kurz
  • 27:36 - 27:40
    was. Das ist natürlich sehr, sehr
    schwierig, weil wir hier an so
  • 27:40 - 27:44
    Probleme kommen, wo man merkt, dass die
    die Macht und die Möglichkeiten der
  • 27:44 - 27:47
    einzelnen Personen sehr beschränkt ist.
    Weil wir da, weil wir sozusagen so ein
  • 27:47 - 27:52
    Verwaltungssystem gerade thematisieren. Es
    ist weniger eine Frage: gibt's die Daten
  • 27:52 - 27:56
    da? Sondern: Was sind denn die Interfaces?
    Was sind denn die technischen
  • 27:56 - 28:00
    Möglichkeiten der Behörden untereinander?
    Das heißt, hier ist es glaub ich relativ
  • 28:00 - 28:07
    schwierig, da irgendwie Datenabfragen zu
    machen, sondern es ist glaub ich eher so
  • 28:07 - 28:11
    wie immer bei solchen komplexen Sachen, so
    dass man da irgendwie gucken muss: Gibt's
  • 28:11 - 28:14
    irgendwie Kampagnen oder was sagt denn der
    eigene Abgeordnete oder die eigene
  • 28:14 - 28:18
    Abgeordnete zu dem Thema? Also eine
    konkrete Frage, die man stellen kann, ist
  • 28:18 - 28:22
    ja: Warum wurde denn das österreichische
    System mit den verteilten,
  • 28:22 - 28:26
    bereichsspezifischen IDs, warum wurde das
    denn nicht benutzt? Die Bundesregierung
  • 28:26 - 28:31
    hat gesagt: Ja nö, so richtig passt es
    eigentlich nicht und ist außerdem viel zu
  • 28:31 - 28:37
    teuer. So mit dem Dreizeiler kann man
    jetzt nicht gerade die Grundlage der
  • 28:37 - 28:44
    modernen Verwaltung, sozusagen an der
    Wegekreuzung zwischen digitalisierter
  • 28:44 - 28:48
    Verwaltungsmoloch und einer sauberen
    Trennung, sollte man das nicht so lapidar
  • 28:48 - 28:52
    dahin werfen. Das wären glaub ich so
    Fragen, die man stellen könnte. Meiner
  • 28:52 - 28:58
    Ansicht nach ist das so ein Ansatz.
    Kirsten, hast du da noch was?
  • 28:58 - 29:03
    Kristen: Ja, so wie du schon sagst. Also
    sich an die Abgeordneten wenden, denn das
  • 29:03 - 29:07
    Registermodernisierungs-Gesetz ist ja noch
    nicht verabschiedet. Also da müssen die
  • 29:07 - 29:11
    Abgeordneten noch drüber abstimmen. Da
    kann man sie zu befragen. Und der nächste
  • 29:11 - 29:15
    Schritt ist dann natürlich der Schritt
    nach Karlsruhe. Man kann die Verbände, die
  • 29:15 - 29:19
    dann vielleicht Verfassungsbeschwerde
    erheben oder wie auch immer sich das dann
  • 29:19 - 29:24
    gestaltet, möglicherweise auch über die
    Parteien, über die Fraktionen im Bundestag
  • 29:24 - 29:30
    mit einer Normenkontrollklage, sich wie
    gesagt an die Abgeordneten wenden oder die
  • 29:30 - 29:37
    Verbände in diese Richtung unterstützen.
    Herald: Danke für die... ja, Rainer. Hast
  • 29:37 - 29:42
    du noch was?
    Rainer: ... organisiert euch oder wir uns.
  • 29:42 - 29:46
    Ja, entschuldigung.
    Herald: Da bist du ja hier am richtigen
  • 29:46 - 29:51
    Ort, würde ich sagen, auf einem Kongress.
    Eine Frage haben wir auch noch bekommen
  • 29:51 - 29:56
    aus dem Publikum. Eher so ganz allgemein.
    Warum, ist die Frage, tut sich Deutschland
  • 29:56 - 30:00
    so schwer bei der verschlüsselten
    Kommunikation, vor allen Dingen mit den
  • 30:00 - 30:04
    Behörden? Ich, sagt hier unser Leser oder
    Leserin, Zuschauer, hatte schon vor 20
  • 30:04 - 30:10
    Jahren meinen ersten PGP-Key. Also warum
    dauert das so lang? Was ist das Problem?
  • 30:10 - 30:17
    Rainer: Also es ist... Kirsten, willst du?
    Sonst... willst du dazu was sagen?
  • 30:17 - 30:23
    Kirsten: Ja, das ist eine vielschichtige
    Antwort. Also so richtig verstehen kann
  • 30:23 - 30:28
    das glaube ich auch auch niemand. Also ich
    glaube, die Antwort ist eigentlich ganz
  • 30:28 - 30:35
    schlicht: Es ist schlicht nicht gewollt.
    So, das ist der Grund. Dass das technisch
  • 30:35 - 30:38
    nicht umsetzbar ist. Gut. Ich meine, wir
    sind ein föderaler Staat. Da ist das
  • 30:38 - 30:44
    natürlich nicht trivial. Also da muss man
    einfach miteinander reden und sich
  • 30:44 - 30:48
    einigen. Und das scheint eine besondere
    Herausforderung zu sein, in diesem Fall.
  • 30:48 - 30:54
    Aber auch davon ganz unabhängig könnte
    natürlich das in bestimmten Bereichen ja
  • 30:54 - 30:59
    durchaus umgesetzt werden. Also es müsste
    ja nicht flächendeckend umgesetzt werden.
  • 30:59 - 31:09
    Und auch da, glaube ich, fehlt es einfach
    bei den Entscheidern möglicherweise auch
  • 31:09 - 31:13
    an technischem Verstand. Ich glaube, so
    einfach ist das tatsächlich.
  • 31:13 - 31:18
    Rainer: Für die etwas Interessierten bin
    ich da noch einmal zurück...
  • 31:18 - 31:21
    entschuldigung
    Herald: Bitte, bitte sag Rainer.
  • 31:21 - 31:26
    Rainer: Wenn ich da ergänzen darf: Ich
    glaube, da kann man sich auch E-Mail Made
  • 31:26 - 31:30
    in Germany mal angucken. Den Vortrag, der
    fasst das finde ich auch ganz unterhaltsam
  • 31:30 - 31:35
    zusammen. Also ich meine, ich würde jetzt
    die Frage stellen: Im Raum alle Hände
  • 31:35 - 31:41
    hoch, wer eine DE-Mail Adresse hat. Also
    wenn man... man sollte jetzt nicht so
  • 31:41 - 31:45
    Sachen wie das soll was kosten oder es
    gibt eine Zustell-Fiktion oder es gibt so
  • 31:45 - 31:49
    ganz viele Gründe, so ganz kleine Punkte,
    wo man es falsch machen kann oder BEA,
  • 31:49 - 31:54
    wenn man sich das anguckt. Da wird dann
    wieder was neues gebaut anstatt auf
  • 31:54 - 32:03
    existierende Standards zu setzen. Also ich
    würde auch sagen, das ist eher Inkompetenz
  • 32:03 - 32:10
    an der Stelle als tatsächlich ein
    negativer Wille meiner Ansicht nach. Aber
  • 32:10 - 32:17
    ich bin da voll, ich bin da ganz bei der
    schreibenden Person. Sowas bräuchten wir,
  • 32:17 - 32:22
    also sozusagen eine sichere Behörden-
    Kommunikation. Aber das ist... ich weiß
  • 32:22 - 32:27
    nicht, ob da nicht verstanden wird, wie
    wichtig das eigentlich ist. Und es geht ja
  • 32:27 - 32:34
    - ist ja alles da an Standards und so
    weiter. Ja, völlig richtig.
  • 32:34 - 32:40
    Herald: Wäre das so ein Aufruf zu sagen:
    Geht alle in die Verwaltung. Also tragt
  • 32:40 - 32:45
    euer Wissen hier vom Kongress dahin. Fehlt
    es sozusagen an dem Wissen, wie du gesagt
  • 32:45 - 32:49
    hast, also muss man das Wissen da
    reintragen?
  • 32:49 - 32:53
    Rainer: Also auf jeden Fall. Ich meine,
    das ist, glaube ich, ein Punkt, ich drängle
  • 32:53 - 33:02
    mich mal ganz kurz vor, weil das finde ich
    auch einen total wichtigen Punkt. Also -
  • 33:02 - 33:05
    das klingt jetzt ein bisschen
    schmalzig - aber der Staat, diese
  • 33:05 - 33:08
    Entscheidungen und das sind natürlich
    irgendwie auch wir. Das heißt, geht in die
  • 33:08 - 33:12
    Verwaltung oder geht in die Politik.
    Zumindest, weiß ich nicht, auch mal, um
  • 33:12 - 33:19
    diese Art von Kompetenzen mit rein zu
    tragen. Auf jeden Fall. Naja, Verwaltung.
  • 33:19 - 33:26
    Okay. Vielleicht ja. Aber Kirsten wolltest
    du noch was? Entschuldigung.
  • 33:26 - 33:32
    Kirsten: Naja es wäre schön, wenn wir mehr
    Techniksachverstand in der Verwaltung
  • 33:32 - 33:38
    hätten, aber da müsste sich vorher glaube
    ich einiges auch an der Struktur und vor
  • 33:38 - 33:43
    allem auch an der Bezahlung ändern. Das
    ist glaube ich ein wesentlicher Punkt,
  • 33:43 - 33:51
    dass die Stellen, die relevanten Stellen,
    einfach unterbezahlt sind. Und ja, auch
  • 33:51 - 33:59
    das ist natürlich ein politischer Punkt.
    Herald: Okay. Rainer, hast du noch was?
  • 33:59 - 34:03
    Wir haben keine weitere Frage gerade,
    insofern könnt ihr gerne einfach nochmal
  • 34:03 - 34:10
    ganz einfach das anschließen.
    Rainer: Ja, ich glaube, ich glaube, ich
  • 34:10 - 34:17
    will vielleicht abschließend sagen: Diese
    Einleitung, was wir so verwendet haben,
  • 34:17 - 34:21
    als für den für den Titel Informationelle
    Gewaltenteilung richtig umsetzen. Ich
  • 34:21 - 34:26
    glaube, das ist jetzt ein ganz klassisches
    Beispiel, wo man, wenn man immer so
  • 34:26 - 34:32
    kleinklein denkt, an Grenzen kommt und an
    Ecken stößt, wo man nicht so richtig
  • 34:32 - 34:36
    versteht, warum das so ist und warum jetzt
    da wieder die Expert:innen rum nölen und
  • 34:36 - 34:41
    die Hacker sind unzufrieden und so weiter,
    weil man einfach nicht sich einen großen
  • 34:41 - 34:45
    Plan überlegt hat und mal überlegt hat,
    was tun wir denn hier gerade? Ist es ja
  • 34:45 - 34:49
    nicht so, dass wir jetzt die Faxe
    einscannen und dann verschicken, sondern
  • 34:49 - 34:53
    wir können ja hier mal Sachen ganz anders
    bauen und müssen sie anders bauen. Und ich
  • 34:53 - 34:57
    glaube, die Zeit, die wird da sich nicht
    genommen. Da wird irgendwie drei Jahre
  • 34:57 - 35:01
    lang einfach nur geschlafen und nichts
    gemacht und dann muss es schnell gehen.
  • 35:01 - 35:05
    Und ich glaube, das ist so ein Punkt, der
    mich so ein bisschen nervt, weil
  • 35:05 - 35:08
    eigentlich wäre die Zeit ja gewesen,
    Onlinezugangsgesetz war 2017 oder so. Und
  • 35:08 - 35:12
    jetzt auf einmal muss es hops hops hops
    gehen, als wäre das irgendwie so ein
  • 35:12 - 35:16
    Schüler oder eine Schülerin, die merkt,
    dass morgen die Klassenarbeit ist oder für
  • 35:16 - 35:20
    einen Vortrag noch lernt. Aber das ist
    doch keine Industrienation, die so
  • 35:20 - 35:23
    strategisch ihre Digitalisierung
    organisiert. Und da krieg ich immer so ein
  • 35:23 - 35:26
    bisschen... also die coolen Leute sind ja
    hier. Also ich meine, muss man sich ja
  • 35:26 - 35:35
    hier nur mal umschauen. So, also. Aber
    gut, ja, das war nur so noch ein Punkt.
  • 35:35 - 35:41
    Herald: Ich danke euch, würde ich sagen.
    Auch, es bleibt viel zu tun. Das nehme ich
  • 35:41 - 35:46
    hier mit aus dem Abend, den ihr uns hier
    vorgestellt habt. Kirsten und Rainer, ich
  • 35:46 - 35:51
    danke euch vielmals. Wer jetzt hier
    zuschaut und wem die Frage dann erst in 5
  • 35:51 - 35:55
    Minuten einfällt, der sieht ja auch grad
    noch, hoffentlich, weiß gar nicht, ob man
  • 35:55 - 35:59
    eure Folien noch sieht, aber ihr seid
    beide auf Twitter unterwegs. Ihr findet
  • 35:59 - 36:03
    das alles über das das Programm von der
    Wikipaka WG und könnt dann im Nachhinein
  • 36:03 - 36:07
    sicher auch noch ins Gespräch kommen. Ich
    danke euch, dass ihr heute live diesen
  • 36:07 - 36:12
    Vortrag bei uns gemacht habt und würde
    jetzt einfach nochmal ganz kurz unsere
  • 36:12 - 36:15
    Zuschauerinnen und Zuschauer quasi
    verabschieden in den Abend. Also vielen
  • 36:15 - 36:19
    Dank an euch beide. Ich sag kurz: Hier ist
    jetzt Sendeschluss. Willkommen gleich in
  • 36:19 - 36:24
    unserer Nachtschleife bei WTF Alpha. Wir
    haben wunderschöne Bilder für euch
  • 36:24 - 36:29
    herausgesucht, zu denen ihr euch Klänge
    heraussuchen könnt. Vielleicht haben wir
  • 36:29 - 36:33
    auch Klänge für euch. Mal sehen. Ist immer
    so eine Sache mit der GEMA. Wenn ihr
  • 36:33 - 36:36
    sozusagen wieder auf Inhalte steht, dann
    würde ich euch gerne morgen früh hier
  • 36:36 - 36:40
    wieder auf dem Kanal begrüßen. Um 11:05
    Uhr sind wir wieder live dabei. Dann fangen
  • 36:40 - 36:45
    wir an mit dem Thema digitales Ehrenamt.
    Daniel Domscheit-Berg wird ein Gespräch
  • 36:45 - 36:51
    führen mit Katharina Peranic von der
    Stiftung für Engagement und
  • 36:51 - 36:56
    Ehrenamt. Und wir haben
    Jugend hackt, wir haben Wiki... diese
  • 36:56 - 37:01
    ganzen Wiki Sachen. Wir haben alles. Guckt
    einfach bei uns, wikipaka.de rein. Ich
  • 37:01 - 37:07
    freue mich auf euch. Morgen wieder. Und
    gute Nacht hier aus dem Kanal. Tschüss.
  • 37:07 - 37:11
    rC3 Wikipaka Outro Musik
  • 37:11 - 37:17
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
    im Jahr 2021. Mach mit und hilf uns!
Title:
#rC3 - Deutsches eGovernment – das Schlechteste beider Welten oder: informationelle Gewaltenteilung
Description:

more » « less
Video Language:
German
Duration:
37:17

German subtitles

Revisions