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34C3 - Schreibtisch-Hooligans

  • 0:00 - 0:16
    34C3 Vorspannmusik
  • 0:16 - 0:17
    Herald-Engel: Willkommen noch mal. Guten
  • 0:17 - 0:22
    Morgen bei einem Kongress, Vierter Tag. Es
    ist schön, dass so viele von euch
  • 0:22 - 0:26
    aufgestanden sind für FragDenStaat und
    Arne Semsrott, das ist ja schon eine
  • 0:26 - 0:30
    Institution auf dem Kongress, deswegen
    muss ich ihn gar nicht vorstellen. Ihr
  • 0:30 - 0:37
    kennt alle die tausenden Klagen, die die
    Behörden von ihm bekommen und von dem
  • 0:37 - 0:43
    ganzen Team und von euch allen, weil ihr
    könnt ja alle mitmachen. Deswegen sage ich
  • 0:43 - 0:48
    auch gar nicht so viel, weil Du brauchst
    viel Zeit für deine Folien. Viel Spaß!
  • 0:48 - 0:52
    Applaus
    Arne Semsrott: Dankeschön. Vielen Dank.
  • 0:52 - 0:55
    Wir starten mit einer kleinen
    Vorbesprechung. Ich muss gleich anfangen
  • 0:55 - 0:58
    mit drei Enttäuschungen. Die erste
    Enttäuschung: wenn jemand frühzeitig
  • 0:58 - 1:02
    aufgestanden sein sollte, um eine
    Musikperformance heut zu kriegen, die
  • 1:02 - 1:04
    gibts leider nicht,
    Oooh.
  • 1:04 - 1:09
    ja, weil Stefan leider nicht da ist und
    allein mache ich hier keine Musik, das
  • 1:09 - 1:11
    wäre ja peinlich.
    Wiederkehrende Störgeräusche des Mikros
  • 1:11 - 1:14
    Zweite Enttäuschung: wenn jemand wegen der
    CSU gekommen sein sollte, zur CSU gibts
  • 1:14 - 1:18
    leider auch nicht viel. Der Untertitel des
    Talks ist zwar Informationsfreiheit trotz
  • 1:18 - 1:24
    CSU, aber das ist auch nur deswegen so,
    weil ich davon ausgegangen bin, dass im
  • 1:24 - 1:27
    Dezember wir schon einen CSU-Innenminister
    haben, was jetzt nicht passiert.
  • 1:27 - 1:31
    Andererseits ist eigentlich jeder Halbsatz
    ganz schön, wenn man trotz CSU hintendran
  • 1:31 - 1:36
    hängt. Also: ein schönes Leben trotz CSU.
    Applaus
  • 1:36 - 1:43
    Morgens aufstehen trotz CSU. Und die
    dritte... die dritte Enttäuschung, die ich
  • 1:43 - 1:47
    mitgebracht hab ist das hier: 2017...
    Engel: Kann ich Dein Headset tauschen?
  • 1:47 - 1:49
    Arne: Ja, okay. Hat man mich überhaupt
    gehört?
  • 1:49 - 2:02
    Engel: Ja, super. Es hat halt gekratzt.
    leises Reden, Melodie wird gepfiffen
  • 2:02 - 2:39
    Stille
    Arne: Okay. Hört man mich? Ja. Mir wurde
  • 2:39 - 2:46
    gesagt, der Bart ist schuld.
    Lachen, Applaus
  • 2:46 - 2:50
    Bitte sagt das nicht Constanze, sonst
    krieg ich wieder das ganze Jahr über Bart-
  • 2:50 - 2:57
    Kommentare. Okay. Die dritte Enttäuschung
    also 2017. Das große politische Gefühl,
  • 2:57 - 3:02
    dass ich in diesem Jahr hatte, und
    eigentlich auch schon im vorigen Jahr, das
  • 3:02 - 3:06
    ist die Ohnmacht. Also das Gefühl,
    politischen Entwicklungen machtlos
  • 3:06 - 3:12
    zuzuschauen und nicht wirklich irgendwas
    dagegen tun zu können. Und dieses Gefühl,
  • 3:12 - 3:14
    das kann man durchaus auch haben, wenn man
    sich die Entwicklung der
  • 3:14 - 3:18
    Informationsfreiheitsgesetze in
    Deutschland anguckt, also der Gesetze, die
  • 3:18 - 3:23
    den Zugang zu Informationen vom Staat
    garantieren. Letztes Jahr sah die
  • 3:23 - 3:29
    Deutschland-Karte der Informationsfreiheit
    so aus. Dieses Jahr sieht sie so aus,
  • 3:29 - 3:32
    vielleicht mach ichs nochmal: Letztes Jahr
    - dieses Jahr - letztes Jahr - dieses
  • 3:32 - 3:33
    Jahr...
    Lachen
  • 3:33 - 3:37
    Es hat sich nicht wirklich viel verändert.
    Es gab einige Initiativen, in Nordrhein-
  • 3:37 - 3:40
    Westfalen z.B. sollte es ein
    Transparenzgesetz geben, also ein Gesetz,
  • 3:40 - 3:46
    das nicht nur auf Anfrage Informationen
    bereitstellen lässt von Behörden, sondern
  • 3:46 - 3:52
    proaktiv. Das heißt, Behörden sollen dazu
    verpflichtet werden, viele Dokumente wie
  • 3:52 - 3:56
    z.B. Verträge direkt online zu
    veröffentlichen. NRW hat das
  • 3:56 - 4:01
    Transparenzgesetz geschrieben und dann
    kurz vor der Wahl hat die SPD aus Rot-Grün
  • 4:01 - 4:04
    ihre Zustimmung zurückgezogen und deswegen
    gibt es jetzt in NRW kein
  • 4:04 - 4:09
    Transparenzgesetz. Ähnliches gilt, ein
    bisschen zumindest, für Thüringen. Da hat
  • 4:09 - 4:14
    die rot-rot-grüne Regierung versprochen,
    ein Transparenzgesetz in die Wege zu
  • 4:14 - 4:18
    leiten. Passiert ist leider immer noch
    nichts. Die SPD blockiert auch da und
  • 4:18 - 4:22
    ähnliches gilt für Berlin. Da hat auch die
    rot-rot-grüne Koalition beschlossen, ein
  • 4:22 - 4:26
    Transparenzgesetz in die Wege zu leiten,
    aber auch da blockiert die SPD. Deswegen
  • 4:26 - 4:31
    haben wir uns gedacht, anscheinend ist das
    so, dass solche Gesetze wahrscheinlich
  • 4:31 - 4:35
    eher was für die Opposition sind, aber
    wenn man dann Macht hat, dann will man
  • 4:35 - 4:38
    vielleicht nicht mehr unbedingt so ein
    Gesetz umsetzen. Deswegen haben wir für
  • 4:38 - 4:42
    Berlin ein eigenes Transparenzgesetz
    geschrieben. Wir haben nen Entwurf gemacht
  • 4:42 - 4:46
    für ein Transparenzgesetz in Berlin, den
    ihr euch online ansehen könnt, den ihr
  • 4:46 - 4:52
    kommentieren könnt. Und dann werden wir
    die nächsten Jahre einen Volksentscheid in
  • 4:52 - 4:55
    die Wege leiten. Denn wenn so eine
    Initiative nicht aus dem Parlament selbst
  • 4:55 - 5:01
    herauskommt dann muss sie eben von der
    außerparlamentarischen Opposition kommen.
  • 5:01 - 5:07
    Applaus
    Aber ich glaube noch ein bisschen, noch
  • 5:07 - 5:10
    ein bisschen entscheidender sind die vier
    Bundesländer, die man da in rot sieht: die
  • 5:10 - 5:13
    haben weiterhin kein
    Informationsfreiheitsgesetz und das wird
  • 5:13 - 5:18
    nochmal ein bisschen absurder, wenn man
    sich anguckt wie die europäische Lage bei
  • 5:18 - 5:20
    dem Ganzen ist. Wenn wir uns nämlich
    anschauen, wer alles
  • 5:20 - 5:24
    Informationsfreiheitsgesetze hat, dann
    sind das so gut wie alle bis auf
  • 5:24 - 5:29
    Luxemburg, Österreich und Weißrussland.
    Das heißt, diese vier Bundesländer stehen
  • 5:29 - 5:36
    tatsächlich in einer Linie mit Österreich.
    Und die vier Bundesländer, das sind...
  • 5:36 - 5:39
    Applaus
    Da sind zum Beispiel Bayern. Bayern hat
  • 5:39 - 5:41
    noch immer kein
    Informationsfreiheitsgesetz, wird es
  • 5:41 - 5:45
    wahrscheinlich auch nicht bekommen unter
    der CSU, aber zumindest gibt es knapp 80
  • 5:45 - 5:46
    Kommunen, die sich eigene
    Informationsfreiheits-Satzungen gegeben
  • 5:46 - 5:51
    haben. Niedersachsen, dort gab es einen
    Entwurf für ein IFG -
  • 5:51 - 5:54
    Informationsfreiheitsgesetz von der rot-
    grünen Regierung. Dann gab es aber das
  • 5:54 - 5:59
    vorzeitige Ende der Regierung durch den...
    die Rüberwechslung von einer Grünen-
  • 5:59 - 6:02
    Abgeordneten, und es kam nicht mehr zur
    Abstimmung. Ist vielleicht auch gar nicht
  • 6:02 - 6:05
    so schlimm. Das wäre nämlich das
    schlechteste IFG in ganz Deutschland
  • 6:05 - 6:10
    geworden. Wir haben Hessen, wo Schwarz-
    Grün jetzt einen Entwurf
  • 6:10 - 6:13
    tatsächlich für ein
    Informationsfreiheitsgesetz vorgelegt hat
  • 6:13 - 6:19
    und das wird tatsächlich das schlechteste
    IFG in Deutschland. Das sieht nämlich zum
  • 6:19 - 6:23
    Beispiel vor, dass der Verfassungsschutz
    keine Auskunft geben muss, aber auch, dass
  • 6:23 - 6:26
    die gesamte Polizei in Hessen keine
    Auskunft geben muss, und das ist wirklich
  • 6:26 - 6:32
    einzigartig. Das gibt es sonst nirgendwo.
    Und das vierte Bundesland ohne IFG ist
  • 6:32 - 6:36
    Sachsen.
    Lachen, Applaus
  • 6:36 - 6:42
    Die Schrift wurde vom Hersteller so
    geliefert.
  • 6:42 - 6:51
    Lachen, Applaus
    Schwarz-Rot hat zwar im Koalitionsvertrag
  • 6:51 - 6:54
    vereinbart, ein
    Informationsfreiheitsgesetz einzuführen,
  • 6:54 - 6:57
    passiert ist da aber nicht. Anscheinend
    hat man anderen Fokus zurzeit und das
  • 6:57 - 7:02
    führt dann dazu, dass z.B. die Polizei
    Sachsen, hier symbolbildhaft abgebildet,
  • 7:02 - 7:07
    auch keine Auskunft geben muss, wie es in
    anderen Bundesländern der Fall ist. Aber
  • 7:07 - 7:11
    auch auf Bundesebene ist das IFG nicht
    wirklich gut gelitten bei den Behörden. Es
  • 7:11 - 7:15
    gab einen Relaunch von der Seite des
    Innenministeriums dieses Jahr und auch die
  • 7:15 - 7:19
    Seite zum Informationsfreiheitsgesetz
    sieht jetzt ein bisschen neuer aus. Und es
  • 7:19 - 7:23
    sieht tatsächlich so aus!
    Informationsfreiheitsgesetz:
  • 7:23 - 7:28
    Informationsanspruch nicht um jeden Preis.
    Da sieht man dann also, wie so die
  • 7:28 - 7:31
    Reputation dieses Gesetzes bei den
    Behörden selbst ist. Wenn ihr euch dafür
  • 7:31 - 7:35
    interessiert, wie so die einzelnen Gesetze
    zueinander stehen, dann schaut euch das
  • 7:35 - 7:40
    transparenzranking.de an. Da haben wir
    anhand von 40 Indikatoren Ranking gemacht
  • 7:40 - 7:44
    von all diesen Gesetzen. Okay das war die
    Vorbesprechung. Los geht's. Erste
  • 7:44 - 7:48
    Halbzeit. Es geht um den Zugang zu Wissen
    und damit auch den Zugang zu Macht. Was
  • 7:48 - 7:51
    hat sich denn dieses Jahr so ein bisschen
    getan. Was sind ein paar Anfragen die
  • 7:51 - 7:56
    erfolgreich waren. Erstes Beispiel
    Bundeswehrbung. Die Bundeswehr hat dieses
  • 7:56 - 8:02
    Jahr wieder ein bisschen Werbung gemacht,
    um neue Rekruten zu finden und hat damit
  • 8:02 - 8:06
    einen neuen Weg eingeschlagen. Und zwar
    hat die Bundeswehr Pizzakartons drucken
  • 8:06 - 8:11
    lassen. 725 000 Pizzakartons, die sie dann
    kostenlos an Pizzabäcker in ganz
  • 8:11 - 8:16
    Deutschland verteilt haben, um dann Pizza-
    Esserinnen und Pizza-Esser zu rekrutieren.
  • 8:16 - 8:20
    Und wir haben angefragt: Wieviel hat das
    denn eigentlich gekostet? Und die Antwort
  • 8:20 - 8:26
    ist, 202 000 Euro haben sie für
    Pizzakartons ausgegeben. Für insgesamt 725
  • 8:26 - 8:30
    000 Pizzakartons. Aber man munkelt, dass -
    wie es bei der Bundeswehr üblich ist - nur
  • 8:30 - 8:33
    400 000 davon wirklich einsatzbereit
    waren.
  • 8:33 - 8:39
    Lachen, Applaus
    Gut. Oder das: man kann bei allen
  • 8:39 - 8:44
    Versammlungsbehörden in Deutschland
    anfragen, was es für Anmeldungen gibt für
  • 8:44 - 8:47
    Versammlungen von der AfD oder von anderen
    Nazis. Ihr könnt einfach
  • 8:47 - 8:52
    Versammlungsbehörden anfragen und schauen,
    wieviel Teilnehmer werden erwartet oder
  • 8:52 - 8:56
    ihr könnt Anfragen stellen zu Lobbyismus.
    Vor 10 Tagen hat der Tagesspiegel eine
  • 8:56 - 8:59
    sehr interessante Recherche
    veröffentlicht. Zu Gerhard Schröder. Die
  • 8:59 - 9:03
    haben einfach Dokumente zu Lobbyisten-
    Treffen aus dem Wirtschaftsministerium
  • 9:03 - 9:07
    angefragt und haben gesehen, dass Gerhard
    Schröder, wenn er für Gazprom anfragt,
  • 9:07 - 9:11
    innerhalb von 3 Tagen einen Termin beim
    Wirtschaftsministerium bekommt. Aber nicht
  • 9:11 - 9:14
    nur auf deutscher Ebene. Wir haben auch
    ein bisschen auf europäischer Ebene
  • 9:14 - 9:18
    nachgefragt, da gibts AskTheEU, unser
    Schwester-Projekt, dort haben wir zum
  • 9:18 - 9:23
    Beispiel die EU-Kommission gefragt: Was
    habt ihr für Dokumente zu Fake News, zu
  • 9:23 - 9:28
    sogenannten Fake News. Und die Antwort war
    unter anderem diese Seite. Wenn man
  • 9:28 - 9:32
    genauer reinzoomt, da steht: it is
    essential to avoid either government or
  • 9:32 - 9:36
    private forms of censorship or 'Ministries
    of Truth'.
  • 9:36 - 9:44
    Lachen, Applaus
    Da ham wir uns gedacht, das ist so schön,
  • 9:44 - 9:47
    da machen wir ne Kunst Edition draus, wenn
    ihr das auch haben wollt, Ihr könnt es
  • 9:47 - 9:51
    euch hinhängen. Es gibt auch Anfragen an
    Frontex zum Beispiel. Wir haben ne Anfrage
  • 9:51 - 9:55
    ausgewertet an Frontex, wo es um die
    Trainings der libyschen Küstenwache ging.
  • 9:55 - 10:00
    Die so genannte libysche Küstenwache muss
    man sagen. Da hat die EU gesagt: "Wir
  • 10:00 - 10:05
    trainieren die jetzt und wir legen einen
    besonderen Fokus auf Menschenrechte." Und
  • 10:05 - 10:08
    dann haben wir alle Trainings-Materialien
    davon angefragt. Und das sind 20
  • 10:08 - 10:13
    verschiedene Dokumente und Videos, und die
    eine Folie zu Menschenrechten ist die da.
  • 10:13 - 10:18
    Eine einzige Folie, und da steht drauf:
    Menschenrechte. Da kann man also sehen,
  • 10:18 - 10:21
    wirklichen Schwerpunkt auf Menschenrechte
    gibt es dabei nicht. Stattdessen geht es
  • 10:21 - 10:25
    viel um Dokumentenerkennung, da sind ein
    paar schlecht geschwärzte Dokumente drin.
  • 10:25 - 10:28
    Da geht es auch um Gesichtserkennung, das
    hier ist die Folie zu Gesichtserkennung.
  • 10:28 - 10:33
    "Is it the same person? - Same Person!"
    Und da sieht man, glaube ich, ganz gut,
  • 10:33 - 10:37
    auf welchem Niveau diese Trainings
    funktionieren und dann wundert es auch
  • 10:37 - 10:40
    nicht wirklich, wenn die libysche
    Küstenwache dafür sorgt, dass mehr
  • 10:40 - 10:44
    Menschen im Mittelmeer ertrinken. Ein
    großes Thema war dieses Jahr natürlich
  • 10:44 - 10:49
    auch G20. Zwischenzeitlich war der G20
    Nachbereitungs-Stab von den vielen
  • 10:49 - 10:53
    Anfragen, die sie im Nachhinein von G20
    bekommen haben, ziemlich überfordert.
  • 10:53 - 10:58
    Vielen Dank an euch dafür. Mich hat
    besonders eine Sache interessiert, die im
  • 10:58 - 11:02
    Vorfeld des G20 passiert ist. Und das
    waren die hier: die Berliner Party-
  • 11:02 - 11:08
    Polizei. Die Party-Polizisten, die sind im
    Vorfeld von G20 mit einigen Einheiten nach
  • 11:08 - 11:11
    Hause geschickt worden, weil sie drei
    Geburtstagsfeiern gleichzeitig gefeiert
  • 11:11 - 11:15
    haben und da ein bisschen was demoliert
    haben. Es gab Vorwürfe, dass einzelne
  • 11:15 - 11:20
    Party-Polizisten mit ihren Dienstwaffen
    betrunken herum hantiert haben. Und wir
  • 11:20 - 11:24
    wollten die interne Untersuchung der
    Polizei dazu anfragen. Die Polizei hat
  • 11:24 - 11:28
    gesagt: "Das kostet 100 Euro. Ihr könnt
    das haben, aber kostet 100 Euro." und da
  • 11:28 - 11:31
    haben wir kurz gerechnet und haben
    gedacht, okay, 100 Euro sind ungefähr 10
  • 11:31 - 11:35
    Kästen Sternburg, das wollen wir nicht
    selbst bezahlen. Was machen wir dann
  • 11:35 - 11:38
    stattdessen? Okay, wir machen
    Crowdfunding. Haben viel zu viel Zeit in
  • 11:38 - 11:43
    diese Crowdfunding Seite gesteckt. Aber es
    hat viel Spaß gemacht und haben dann
  • 11:43 - 11:47
    angefangen, Geld zu sammeln und dann waren
    sehr schnell 20 Euro da, dann 40, 80 Euro,
  • 11:47 - 11:50
    wir hatten die 100 Euro innerhalb von
    einer halben Stunde zusammen, konnten das
  • 11:50 - 11:57
    also dann bezahlen.
    Applaus
  • 11:57 - 12:00
    Und haben dann letztlich diese interne
    Untersuchung bekommen. Und die ist
  • 12:00 - 12:03
    wirklich interessant. Gar nicht unbedingt
    wegen des Inhalts, sondern weil man sehen
  • 12:03 - 12:07
    kann, wie die Polizei bei solchen internen
    Untersuchungen vorgeht. Was sie im Prinzip
  • 12:07 - 12:10
    gemacht haben, ist, sie sind zu den
    Polizisten gegangen, haben gefragt: "Habt
  • 12:10 - 12:12
    ihr zu viel gesoffen?" Die haben gesagt
    "Nein haben wir nicht." Und dann steht
  • 12:12 - 12:15
    drin, sie haben nicht zu viel gesoffen. So
    ungefähr ist das Prinzip.
  • 12:15 - 12:20
    Lachen
    Und man findet ein paar sehr spezifische
  • 12:20 - 12:25
    Dementi in dieser ganzen Sache. Zum
    Beispiel sagt die Polizei, es hat kein
  • 12:25 - 12:33
    Singen 'Wuppertaler Hurensöhne' gegeben.
    Und kein demonstratives Urinieren in
  • 12:33 - 12:37
    Zugstärke, ich wiederhole: kein
    demonstratives Urinieren in Zugstärke!
  • 12:37 - 12:43
    Wenn jemand sagt, dass es demonstratives
    Urinieren in Zugstärke gegeben hat, dann
  • 12:43 - 12:45
    soll die Person sich bitte an uns melden.
    Lachen
  • 12:45 - 12:50
    Gut. Das war die erste Halbzeit,
    Willkommen zur Pause. In der Pause gibt es
  • 12:50 - 12:54
    ein bisschen Werbung, und zwar Werbung für
    die FragDenStaat App. FragDenStaat gibt es
  • 12:54 - 12:59
    auch als App, die könnt ihr euch alle
    runterladen. In der Beta-Version und
  • 12:59 - 13:02
    Informationsfreiheit bleibt Handarbeit.
    Okay wir kommen in die zweite Halbzeit und
  • 13:02 - 13:07
    da geht es um die Frage: Wer hat denn
    eigentlich die Macht? Ganz oft, wenn es um
  • 13:07 - 13:12
    Ohnmacht geht, geht es mir zumindest so,
    dass viel dieser Ohnmacht daher rührt,
  • 13:12 - 13:14
    dass noch nicht einmal klar ist,wer denn
    eigentlich die Macht hat, wer denn
  • 13:14 - 13:18
    eigentlich entscheidet. Und dazu hatte ich
    dieses Jahr ein Beispiel. Ich habe mich
  • 13:18 - 13:21
    ein bisschen gekümmert um das Wetter-
    Gesetz, also das Gesetz zum Deutschen
  • 13:21 - 13:25
    Wetterdienstes. Da hat nämlich
    Verkehrsminister Dobrindt im Januar
  • 13:25 - 13:28
    erklärt: "Wir machen jetzt alle Daten des
    Wetterdienstes Open Data für alle
  • 13:28 - 13:32
    zugänglich". Das fand ich großartig. Hab
    angerufen bei einer Pressestelle des
  • 13:32 - 13:36
    Verkehrsministeriums, hab gesagt: "Schick
    mir doch mal diesen Gesetzentwurf zu." Und
  • 13:36 - 13:39
    die Pressestelle sagte zu mir: "Ne, wir
    haben die Pressemitteilung geschrieben,
  • 13:39 - 13:42
    aber wir haben den Gesetzentwurf gar
    nicht." Fand ich ein bisschen seltsam, bin
  • 13:42 - 13:46
    ich zum Wetterdienst gegangen. Hab gesagt:
    "Okay es ist doch euer Gesetz. Gebt mir
  • 13:46 - 13:49
    doch den Gesetzentwurf." Und die meinten:
    " Nee, ist gar nicht unsere Zuständigkeit.
  • 13:49 - 13:52
    Wir haben den gar nicht.
    Verkehrsministerium." Hab ich mir gedacht,
  • 13:52 - 13:53
    okay zu wem geh ich als nächstes? -
  • 13:53 - 13:54
    Spiegel Online, die haben drüber
  • 13:54 - 13:58
    geschrieben. "Sendet mir doch mal den
    Gesetzentwurf zu." Die haben gesagt: " Nee
  • 13:58 - 14:02
    nee, wir haben den gar nicht. Unsere
    Meldung basierte auf einer dpa Meldung."
  • 14:02 - 14:07
    Hab ich gedacht, okay geh ich zur dpa.
    "Dpa, schickt mir doch mal den
  • 14:07 - 14:09
    Gesetzentwurf." Und die meinten: "Nee nee,
    unsere Meldung, die basiert auf der
  • 14:09 - 14:13
    Pressemitteilung, wir haben den gar
    nicht." Okay.
  • 14:13 - 14:15
    Lachen
    Dann habe ich überlegt, wer könnte es noch
  • 14:15 - 14:20
    haben. Hab mir nen Organisationsplan
    angeguckt. Okay, wahrscheinlich Referat DG
  • 14:20 - 14:22
    22, hab da angerufen, hab ein paar Mails
    geschickt, die haben mir nicht
  • 14:22 - 14:26
    geantwortet. Eine Woche lang, okay dann
    hatte ich diesen Gesetzentwurf nicht und
  • 14:26 - 14:30
    dann hab ich mich erinnert, wir haben ein
    paar Wochen vorher, haben wir Emails
  • 14:30 - 14:31
    bekommen von nem Lobbyisten von nem
    privaten Wetterdienst, und der findet
  • 14:31 - 14:35
    diesen Gesetzentwurf nicht so super. Hab
    ich den kurz angeschrieben: "Können sie
  • 14:35 - 14:41
    mir den Gesetzentwurf schicken?" Und nach
    10 Minuten hatte ich den.
  • 14:41 - 14:50
    Lachen, Applaus
    Dann hab ich den OCRt und hab den ans
  • 14:50 - 14:54
    Verkehrsministerium geschickt. So, hier
    habt ihr euren Gesetzentwurf.
  • 14:54 - 15:01
    Lachen, Applaus
    Die haben sich nicht mal bedankt. Total
  • 15:01 - 15:06
    unhöflich. Na, wie dem auch sei. Das ist
    kein Einzelfall, weil wir dann sehr
  • 15:06 - 15:10
    schnell gesehen haben: sämtliche
    Gesetzentwürfe, wenn sie noch nicht von
  • 15:10 - 15:13
    der Bundesregierung verabschiedet wurden,
    und sämtliche Stellungnahmen vor allem von
  • 15:13 - 15:17
    Lobbyisten dazu, die sind alle nicht
    öffentlich. Und dann haben wir uns
  • 15:17 - 15:20
    gedacht, da müssen wir etwas machen. Haben
    zusammen mit Abgeordnetenwatch eine Liste
  • 15:20 - 15:25
    besorgt von allen Gesetzentwürfen der
    letzten vier Jahre und vor allem von allen
  • 15:25 - 15:28
    Lobbyisten, die dazu Stellungnahmen
    eingereicht haben und hatten am Schluss
  • 15:28 - 15:33
    eine Liste von insgesamt 17 000
    Dokumenten. Und haben alle Ministerien
  • 15:33 - 15:36
    angeschrieben: "Wollt ihr diese Dokumente
    nicht proaktiv veröffentlichen? Das ist
  • 15:36 - 15:39
    ein wichtiger Teil des
    Gesetzgebungsprozesses, der muss doch
  • 15:39 - 15:42
    öffentlich sein." Haben ein paar höfliche
    Absagen bekommen und haben uns gedacht:
  • 15:42 - 15:47
    Okay, anderes Register aufziehen. Haben
    also eine Datenbank gebaut, die komplett
  • 15:47 - 15:50
    durchsuchbar war nach den Titeln dieser
    Dokumente, und wenn man dann auf ein
  • 15:50 - 15:54
    einzelnes Dokument raufgeklickt hat, hat
    es automatisch eine Anfrage nach dem
  • 15:54 - 15:58
    Informationsfreiheitsgesetz an das
    jeweilige Bundesministerium gesendet.
  • 15:58 - 16:10
    Lachen, Applaus
    Das hat dazu geführt, dass innerhalb von
  • 16:10 - 16:14
    einer Woche die Bundesministerien so viele
    Anfragen bekommen haben wie im gesamten
  • 16:14 - 16:18
    Jahr davor und dementsprechend dann auch
    im Panikmodus war. Also, ich hab da
  • 16:18 - 16:22
    täglich Anrufe bekommen von verschiedenen
    Ministerien. Wir haben dann nach sieben
  • 16:22 - 16:26
    Tagen diese Kampagne pausiert, weil sich
    alle Staatssekretäre der Bundesministerien
  • 16:26 - 16:30
    getroffen haben. Die haben dann hin und
    her beraten und haben nach 3 Wochen
  • 16:30 - 16:33
    entschieden, all diese Dokumente zu
    veröffentlichen, das heißt, die gibts
  • 16:33 - 16:36
    jetzt alle öffentlich auf den
    Ministerienseiten.
  • 16:36 - 16:47
    Applaus
    Die könnt ihr online sehen, auf den Seiten
  • 16:47 - 16:52
    der Ministerien, also bmi.de/transparenz
    oder sowas, oder gescraped zentral bei
  • 16:52 - 16:59
    stellungnah.me. Wir freuen uns sehr, dass
    dieses... dieser Mechanismus dieser
  • 16:59 - 17:01
    Massenanfragen, die wir jetzt hier schon
    ein paarmal gemacht haben, auch von
  • 17:01 - 17:06
    anderen inzwischen übernommen werden. Das
    ist AskTheEU z.B., die haben eine Kampagne
  • 17:06 - 17:10
    gemacht zu den Reisekosten und Spesen von
    allen EU-Kommissaren, haben da ein paar
  • 17:10 - 17:15
    hundert Anfragen stellen lassen und die
    Kommissare müssen inzwischen ihre Spesen
  • 17:15 - 17:17
    veröffentlichen. Gut. Damit kommen wir...
    Applaus
  • 17:17 - 17:28
    Damit kommen wir in die dritte Halbzeit.
    Es geht darum, wie man ein bisschen dieser
  • 17:28 - 17:33
    Ohnmacht entgegentreten kann. Und ein
    gutes Beispiel davon ist, glaub ich, die
  • 17:33 - 17:37
    Polizei Köln. Vor einem Jahr, also an der
    letzten Silvesternacht, stand die Polizei
  • 17:37 - 17:42
    Köln ziemlich starker Kritik gegenüber,
    weil ihr vorgeworfen wurde, Racial
  • 17:42 - 17:47
    Profiling zu betreiben. Das heißt, im
    Polizeikessel zur Silvesternacht vor allem
  • 17:47 - 17:51
    Leute nach ihrem Aussehen zu kontrollieren
    und dann letzlich in einem Kessel
  • 17:51 - 17:55
    festzusetzen. Und wir sind an die Polizei
    Köln herangetreten, haben einen IFG Antrag
  • 17:55 - 18:00
    gestellt und wollten sämtliche Einsatz-
    Protokolle der Nacht haben. Das heißt,
  • 18:00 - 18:05
    alle Protokolle, die jeder Polizist, jede
    Polizistin für sich aufschreibt und dann
  • 18:05 - 18:09
    ins Archiv gibt. Weil wir darüber
    nachprüfen wollten, was denn tatsächlich
  • 18:09 - 18:12
    passiert ist. Und wenn die dann irgendwas
    reinschreiben, kann man daraus natürlich
  • 18:12 - 18:16
    herausfinden, was tatsächlich passiert
    ist. Und die Polizei Köln hat abgewunken,
  • 18:16 - 18:20
    hat gesagt: "Wir machen eine interne
    Untersuchung." Ja, wir wissen inzwischen,
  • 18:20 - 18:24
    was das bedeutet. Und wir sind dagegen
    vorgegangen, haben letztlich eine Klage
  • 18:24 - 18:31
    eingereicht, gegen diese Ablehnung. Und
    die Polizei Köln wird dann hoffentlich
  • 18:31 - 18:34
    nach einem Gerichtsverfahren diese
    Dokumente herausgeben müssen,
  • 18:34 - 18:38
    wahrscheinlich aber erst im Jahr 2019 -
    vielleicht sogar später, weil die
  • 18:38 - 18:41
    Verwaltungsgerichte, die zuständig sind,
    überlastet sind. Das heißt, dann hat das
  • 18:41 - 18:44
    wahrscheinlich keinen Nachrichtenwert
    mehr. Aber uns geht es hier wirklich ums
  • 18:44 - 18:48
    Prinzip. Uns geht es darum, prinzipiell
    festzustellen, dass so etwas herausgegeben
  • 18:48 - 18:52
    werden muss. Das haben wir auch Anfang des
    Jahres dann veröffentlicht und eine schöne
  • 18:52 - 18:55
    Rückmeldung darauf war das: "Klage aus
    Prinzip? Ihr habt sie doch nicht mehr
  • 18:55 - 18:59
    alle. Stellt ihr euch doch dahin und sorgt
    für Ruhe. Präventiv oder repressiv,
  • 18:59 - 19:03
    Hauptsache, die Araber machen nicht wieder
    Stress. Verachtenswerte Schreibtisch
  • 19:03 - 19:07
    Hooligans." Na, und da haben wir uns
    gedacht, Ha! Verachtenswerte Schreibtisch
  • 19:07 - 19:12
    Hooligans, das sind wir! FragtDenStaat
    Ultras haben zum Beispiel die große
  • 19:12 - 19:18
    Kampagne ins Leben gerufen, Bürotechnik zu
    legalisieren, Emotionen zu respektieren.
  • 19:18 - 19:28
    Applaus
    Wir haben auch schon unsere Ikone dazu.
  • 19:28 - 19:33
    Wir sind Schreibtisch Hooligans. Und was
    machen Schreibtisch-Hooligans?
  • 19:33 - 19:36
    Schreibtisch-Hooligans, die klagen
    natürlich und die klagen auch aus Prinzip.
  • 19:36 - 19:39
    Das sind ein paar Behörden, die wir dieses
    Jahr verklagt haben. Es sind noch ein paar
  • 19:39 - 19:45
    mehr und ein paar Beispiele dazu jetzt
    schnell noch, so lang wir Zeit haben. Z.B.
  • 19:45 - 19:49
    das Jobcenter Berlin Friedrichshain-
    Kreuzberg. Das haben wir verklagt, weil
  • 19:49 - 19:54
    die zur Auskunft gegenüber uns einen Perso
    haben wollten. Und die haben gesagt:
  • 19:54 - 19:57
    "Kommt vorbei, in Raum 220, zeigt den
    Perso vor." Wir haben da angerufen und
  • 19:57 - 20:00
    haben gesagt: "Nein, nach dem IFG muss man
    den Perso nicht vorzeigen." Und die haben
  • 20:00 - 20:04
    gesagt: "Das entscheiden immer noch wir!"
    Dann haben wir gesagt: "Nein, das
  • 20:04 - 20:08
    entscheidet das Gericht!" Ham dann
    Lachen
  • 20:08 - 20:11
    Widerspruch eingelegt, haben einen
    Widerspruchs-Bescheid bekommen und die
  • 20:11 - 20:15
    Argumentation vom Jobcenter war großartig.
    Die haben nämlich gesagt: "Eine Auskunft
  • 20:15 - 20:19
    können wir nur deswegen an bekannte
    Personen mit nem Perso geben, weil diese
  • 20:19 - 20:23
    Auskunft ein Verwaltungsakt ist, der
    Gebühren kostet." Das Problem war nur, der
  • 20:23 - 20:27
    Widerspruchs-Bescheid, den sie uns einfach
    so zugestellt hatten, ist ein
  • 20:27 - 20:30
    Verwaltungsakt, der Gebühren kostet.
    Lachen
  • 20:30 - 20:34
    Deswegen haben wir diese Klage sehr
    schnell gewonnen und haben jetzt diese
  • 20:34 - 20:39
    ganzen Dokumente. Oder auch das
    Verteidigungsministerium. Wir haben das
  • 20:39 - 20:42
    Verteidigungsministerium zweimal verklagt
    dieses Jahr. In der einen Klage ging es um
  • 20:42 - 20:47
    Verträge des Verteidigungsministeriums mit
    YouTube-Stars. Die spannen YouTube-Stars
  • 20:47 - 20:52
    wie Joyce Ilg dafür ein, Werbung zu
    machen. Auf auch Snapchat Kanälen und so
  • 20:52 - 20:55
    weiter. Um junge Rekruten zu kriegen. Und
    wir wollten die Verträge haben und dann
  • 20:55 - 20:58
    hat das Verteidigungsministerium uns
    geantwortet: "Nee nee, da sind Betriebs-
  • 20:58 - 21:01
    und Geschäftsgeheimnisse drin. Von den
    YouTube-Stars, das können wir nicht
  • 21:01 - 21:05
    herausgeben." Wir wollten das vor Gericht
    klären lassen, haben Klage eingereicht und
  • 21:05 - 21:09
    das Verteidigungsministerium hat uns dann
    paar Monate später geantwortet: "Ja, wir
  • 21:09 - 21:14
    haben nochmal nachgeschaut. Wir haben die
    Verträge überhaupt nicht." Das heißt, Sie
  • 21:14 - 21:18
    wussten, es sind Geheimnisse drin, aber
    wussten nicht, ob sie die Verträge haben -
  • 21:18 - 21:22
    Klage gewonnen. Zweite Klage. Wir haben
    wissen wollen, welche Reden es gibt,
  • 21:22 - 21:25
    welche Rede-Protokolle es gibt von
    Bundesministerin von der Leyen, bei nicht-
  • 21:25 - 21:29
    öffentlichen externen Veranstaltungen.
    Also zum Beispiel bei Rheinmetall oder
  • 21:29 - 21:32
    anderen Rüstungskonzernen. Da hält sie ja
    durchaus Reden. Wir wollten die Protokolle
  • 21:32 - 21:36
    haben und uns wurde geantwortet: "Nein,
    könnt ihr nicht haben. Das sind alles
  • 21:36 - 21:39
    Verschlusssachen, die sind geheim. " Haben
    wir Klage eingereicht dagegen. Ein paar
  • 21:39 - 21:44
    Monate später haben wir Post bekommen und
    die haben gesagt: "Ja, wir haben gar keine
  • 21:44 - 21:47
    Rede-Entwürfe von von der Leyen." Das
    heißt, sie wussten dass diese Dokumente
  • 21:47 - 21:52
    geheim sind, bevor sie wussten, dass sie
    sie gar nicht haben angeblich. Das heißt,
  • 21:52 - 21:56
    zwei Klagen sehr einfach gewonnen. Mehr
    wissen wir jetzt aber auch nicht, nur
  • 21:56 - 21:58
    vielleicht über das interne
    Wissensmanagement vom
  • 21:58 - 22:02
    Verteidigungsministerium. Wenn ihr auch
    klagen wollt, dann könnt ihr das sehr gern
  • 22:02 - 22:07
    tun. Wir unterstützen euch auf
    transparenzklagen.de, das ist ein
  • 22:07 - 22:11
    Kooperationsprojekt mit der Gesellschaft
    für Freiheitsrechte. Wir geben Anwälte und
  • 22:11 - 22:17
    Geld für eure Klagen. Und damit kommen wir
    schon in die Nachspielzeit. Denn all diese
  • 22:17 - 22:20
    Ohnmacht, die wird tatsächlich größer,
    wenn diese Gesetze, die wir immer
  • 22:20 - 22:25
    anwenden, nicht angewandt werden können.
    Und es gibt eine Ausnahme der
  • 22:25 - 22:27
    Geheimdienste im
    Informationsfreiheitsgesetz. Deswegen kann
  • 22:27 - 22:31
    man die nicht anfragen. Es gibt oder es
    gab bisher allerdings die Möglichkeit,
  • 22:31 - 22:36
    zumindest ältere Dokumente über das
    Bundesarchiv anzufragen. Diese Möglichkeit
  • 22:36 - 22:39
    gibt es inzwischen aber nicht mehr, weil
    das Bundesarchivgesetz dieses Jahr durch
  • 22:39 - 22:43
    die Große Koalition so geändert wurde,
    dass die Geheimdienste ihre alten
  • 22:43 - 22:47
    Dokumente nicht mehr ans Bundesarchiv
    geben müssen. Das bedeutet, nicht nur
  • 22:47 - 22:52
    aktuelle, sondern alle Dokumente, die die
    Geheimdienste haben, werden im Prinzip für
  • 22:52 - 22:58
    immer geheim bleiben. Der BND, der hat
    sich dann auch sehr darüber gefreut, hat
  • 22:58 - 23:02
    an eine Zeitung das zurückgeschrieben:
    dass der Gesetzgeber das gemacht hätte, um
  • 23:02 - 23:05
    die schleichende Aushöhlung der
    Nachrichtendienste und ihrer Fähigkeit zur
  • 23:05 - 23:16
    Aufgabenerfüllung durch Archiv-Anfragen zu
    beenden. Man hat dann schnell auch
  • 23:16 - 23:20
    gesehen, in einzelnen Fällen, was
    passiert. Das ist ein jüdischer Rabbi,
  • 23:20 - 23:25
    Shlomo Lewin, der Anfang der 80er Jahre
    getötet wurde, zusammen mit seiner Frau
  • 23:25 - 23:28
    durch einen Neonazi. Und der
    Verfassungsschutz, der hat eine Akte
  • 23:28 - 23:33
    darüber. Der weiß was darüber. Aber durch
    diese Änderung des Bundesarchivgesetzes
  • 23:33 - 23:38
    muss er diese Akte, die vorher erklagbar
    gewesen wäre, nicht mehr herausgeben. Und
  • 23:38 - 23:42
    nicht nur das, ganz viele Fälle. Der
    Landesverrat, was der Verfassungsschutz
  • 23:42 - 23:47
    darüber hat. Darüber wird nichts mehr an
    die Öffentlichkeit kommen. BND, NSA, all
  • 23:47 - 23:50
    diese Sachen, die müssen nicht mehr ans
    Archiv gehen und auch in Jahrzehnten
  • 23:50 - 23:54
    werden die geheim bleiben. Da haben wir
    uns gedacht, das ist ja eine wirklich gute
  • 23:54 - 23:57
    Illustrationen von dieser Ohnmacht, über
    die ich am Anfang gesprochen habe. Wir
  • 23:57 - 24:01
    haben uns überlegt, was kann man da machen
    und haben nochmal ein bisschen überlegt,
  • 24:01 - 24:06
    was es denn noch so für Gesetze gibt. Und
    es gibt das Umweltinformationsgesetz. Das
  • 24:06 - 24:09
    Umweltinformationsgesetz ist ein
    spezielles Gesetz für Umweltinfos, und das
  • 24:09 - 24:12
    geht auf Europarecht zurück. D.h. da
    können sich die Geheimdienste gar nicht
  • 24:12 - 24:15
    rausnehmen. Und Umweltinformation, das
    klingt so weit weg. Das ist aber
  • 24:15 - 24:20
    eigentlich sehr nah dran an den
    Geheimdiensten, denn es geht um alle
  • 24:20 - 24:22
    Informationen, die irgendwie mit der
    Umwelt zu tun haben. Das kann man sehr
  • 24:22 - 24:26
    breit auslegen. Alles was stinkt, was laut
    ist, was irgendwie was kaputtmacht, das
  • 24:26 - 24:32
    sind Umweltinformationen. Das heißt, auch
    ein Gutachten zu einer Bombe z.B., ist
  • 24:32 - 24:34
    nach dieser Definition eine
    Umweltinformation.
  • 24:34 - 24:42
    Applaus
    Also. Also haben wir den Verfassungsschutz
  • 24:42 - 24:46
    angeschrieben und haben gesagt: " Nach dem
    UIG hätten wir gern eine Übersicht aller
  • 24:46 - 24:50
    Umweltinformationen, die ihr habt." Und
    der Verfassungsschutz hat gesagt: "Nö. Das
  • 24:50 - 24:55
    Gesetz gilt für uns nicht." Einfach so.
    Also haben wir Klage eingereicht gegen den
  • 24:55 - 24:59
    Verfassungsschutz, wird nächstes Jahr vorm
    Verwaltungsgericht in Köln entschieden.
  • 24:59 - 25:03
    Und dann sind wir zum BND gegangen, haben
    gesagt: "Schickt uns doch bitte eine
  • 25:03 - 25:05
    Übersicht aller UmweltiInformationen, die
    ihr habt." Und die haben gesagt, "Nö,
  • 25:05 - 25:10
    machen wir nicht." Also haben wir Klage
    eingereicht gegen den BND. Das
  • 25:10 - 25:15
    Bundesverwaltungsgericht wird im kommenden
    Jahr darüber entscheiden. Und es ist ganz
  • 25:15 - 25:20
    spannend, zu sehen, wie der BND vor allem
    gegen diese Klage reagiert. Die Klage-
  • 25:20 - 25:23
    Erwiderung, die ist nämlich so 15 Seiten
    lang, vor allem mit ein so bisschen
  • 25:23 - 25:29
    Background-Recherche zu FragDenStaat. Da
    steht zum Beispiel drin: " Die Seite
  • 25:29 - 25:33
    FragDenStaat.de finanziert sich durch
    sogenanntes Crowdfunding." Ja, das stimmt,
  • 25:33 - 25:37
    "der überwiegende Teil der Anfragen an den
    BND geht über FragDenStaat.de." Und dann
  • 25:37 - 25:40
    wird es interessant, dann sagen sie
    nämlich, warum diese Klage nicht zulässig
  • 25:40 - 25:45
    ist. Und dann steht zum Beispiel drin,
    über mich, " als Mitarbeiter der OKF bzw.
  • 25:45 - 25:50
    Betreiber des Portals FragDenStaat.de ist
    sein Kerninteresse die bloße Ausforschung
  • 25:50 - 25:54
    von Behörden. Es geht ihm gar nicht um
    Umweltschutz." Und dann schreiben Sie:
  • 25:54 - 25:58
    "für dieses Ergebnis spricht die Vielzahl
    der Anträge. Diese wirken willkürlich und
  • 25:58 - 26:01
    nicht zweckorientiert." Da hab ich nochmal
    nachgeschaut, wieviele Anträge habe ich
  • 26:01 - 26:04
    insgesamt an den BND gestellt? - Es waren
    drei.
  • 26:04 - 26:12
    Lachen, Applaus
    Und dann kommt aber das Beste an dem
  • 26:12 - 26:15
    Ganzen, glaube ich. Dann sagen Sie
    nämlich, warum das wirklich alles gar
  • 26:15 - 26:19
    nicht geht, nämlich: " So erscheint der
    Antrag gezielt dazu gewählt, um im Rahmen
  • 26:19 - 26:24
    des Verfahrens den BND vorzuführen."
    Raunen, bedauerndes Oooh!
  • 26:24 - 26:29
    Das heißt, Kern des Verfahrens sei nicht
    der Umweltschutz, und dem muss ich jetzt
  • 26:29 - 26:33
    mal ganz klar widersprechen. Uns geht es
    wirklich um Umweltschutz in diesem
  • 26:33 - 26:37
    Verfahren. Uns geht es darum, die Umwelt
    zu schützen und manchmal schützt man die
  • 26:37 - 26:39
    Umwelt, indem man sie vor dem BND
    beschützt.
  • 26:39 - 26:49
    Applaus
    Diese beiden Klagen, die kosten zusammen,
  • 26:49 - 26:52
    ja, knapp so 10 000 Euro wahrscheinlich,
    wenn ihr das unterstützen wollt, dann
  • 26:52 - 26:55
    spendet uns gern. Ihr bekommt dafür auch
    was, wenn ihr wollt, ihr bekommt ein
  • 26:55 - 27:00
    Spenden-Zertifikat dafür und auf diesem
    Spenden-Zertifikat könnt ihr dann selbst
  • 27:00 - 27:06
    eintragen, ihr könnt selbst eintragen,
    warum ihr da mitmacht. Ihr könnt sagen:
  • 27:06 - 27:10
    wegen der bloßen Ausforschung der Behörde,
    nicht zweckorientiert, offensichtlich
  • 27:10 - 27:15
    missbräuchlich, oder um den BND
    vorzuführen.
  • 27:15 - 27:26
    Applaus
    Dankeschön. Gut. Das war es eigentlich,
  • 27:26 - 27:35
    habe ich doch noch Zeit, ja?
    Herald: Wow, wir haben Zeit für eine
  • 27:35 - 27:42
    Frage! Dankeschön, Arne.
    lauter Applaus
  • 27:42 - 27:47
    Und da alle hier im Saal ja Arne gleich
    ansprechen können, frage ich als erstes
  • 27:47 - 27:50
    den Signal-Angel, ob es eine Frage gibt.
    Und es scheint so.
  • 27:50 - 27:53
    Signal: Danke. Nein, eine Frage haben wir
    nicht. Aber es gibt sehr sehr viel Lob aus
  • 27:53 - 27:56
    dem Internet. Vielen Dank für Deine coolen
    Aktionen, für den coolen Talk!
  • 27:56 - 28:03
    Arne: Dankeschön.
    Applaus
  • 28:03 - 28:08
    Herald: Also, wo soll man seine Bitcoins
    hinschicken? Und Ethereums und alle
  • 28:08 - 28:12
    anderen coins, die man so hat? Grade haben
    ja grade sehr viele welche übrig.
  • 28:12 - 28:16
    Arne: Ja wir haben ein Bitcoin Konto. Ich
    hlaub, wir haben auch einen Bitcoin
  • 28:16 - 28:19
    inzwischen. Ja, gern alles zu uns.
    Lachen
  • 28:19 - 28:22
    Herald: Also, die Assembly von der Open
    Knowledge Foundation und von FragDenStaat
  • 28:22 - 28:26
    findet ihr, wenn ihr aus der Halle
    rausgeht, in der großen Assembly-Halle vor
  • 28:26 - 28:31
    dem Kidspace. Ist sehr schön, da kann man
    die T-Shirts und Hoodies und alles
  • 28:31 - 28:35
    mögliche kaufen und wahrscheinlich Dich
    dann auch gleich noch finden, oder?
  • 28:35 - 28:37
    Arne (bejahend): Mhm.
    Herald: Sehr schön. Dann wünsche ich euch
  • 28:37 - 28:41
    einen wunderschönen Tag, den letzten Tag
    des Kongresses. Oh, da ist doch eine Frage
  • 28:41 - 28:43
    noch, die hab ich... Na gut, wir können
    noch eine Frage nehmen. Jay!
  • 28:43 - 28:48
    Frage: Ja. Ich habe das große - vielen
    Dank für den wunderbaren Talk! Habe auch
  • 28:48 - 28:54
    die Plattform selbst schon mal genutzt,
    für ein Umweltthema sogar, gentechnische
  • 28:54 - 29:00
    Veränderungen von Bienen. Aber meine Frage
    ist, ich wohne in Bayern und in Bayern
  • 29:00 - 29:04
    gibt's ja die Möglichkeit eines
    Volksbegehrens. Bestünde die Möglichkeit,
  • 29:04 - 29:11
    dass wir in Bayern der CSU so ein
    Informationsfreiheitsgesetz auf diesem
  • 29:11 - 29:16
    Wege aufzwingen?
    Arne: Ja.Tatsächlich ist die Idee hinter
  • 29:16 - 29:19
    dem Schreiben des Berliner
    Transparenzgesetzes, das dann auch
  • 29:19 - 29:23
    redeployen zu können in anderen
    Bundesländern. Das ist sicher in einzelnen
  • 29:23 - 29:29
    Aspekten dann unterschiedlich, aber sehr
    gern. Das ist CC0, kann man sehr gern
  • 29:29 - 29:34
    weiter woanders benutzen.
    Herald: Wir haben jetzt noch Zeit für
  • 29:34 - 29:37
    Mikrofon 6 und danach müssen wir leider
    aufhören.
  • 29:37 - 29:40
    Frage: Also zunächst einmal vielen Dank
    für deine bzw. eure Arbeit. Meine Frage
  • 29:40 - 29:43
    ist: Wie kann man euch noch helfen, wenn
    man euch nicht Geld geben kann oder
  • 29:43 - 29:47
    möchte?
    Arne: Indem ihr selbst Anfragen stellt,
  • 29:47 - 29:53
    z.B. Und das ist, glaube ich, das
    Offensichtlichste. Aber auch, wenn ihr
  • 29:53 - 29:57
    Ahnung ein bißchen von Juristerei habt,
    helft ihr uns sehr mit ganz vielen der
  • 29:57 - 30:05
    Klagen. Natürlich findet ihr den Code auf
    GitHub. Freude heißt das Projekt. Da sind
  • 30:05 - 30:09
    wir sehr sehr dankbar für jegliche Form
    der Mitarbeit an der Plattform. Wir
  • 30:09 - 30:12
    entwickeln da so ein bisschen etwas weiter
    grad und ich glaube, da können wir noch
  • 30:12 - 30:15
    mehr helfende Hände gebrauchen.
    Frager: Danke.
  • 30:15 - 30:18
    Arne: Danke.
    Applaus
  • 30:18 - 30:26
    Herald: Dankeschön nochmal.
    Arne: Gut. Danke.
  • 30:26 - 30:36
    Applaus
  • 30:36 - 30:40
    Abspannmusik
  • 30:40 - 30:48
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
    im Jahr 2018. Mach mit und hilf uns!
Title:
34C3 - Schreibtisch-Hooligans
Description:

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Video Language:
German
Duration:
30:48

German subtitles

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