Wie wir die nicht funktionierende Flüchtlingsregelung in Ordnung bringen
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0:01 - 0:06Es gibt Zeiten, in denen ich mich
richtig schäme, Europäer zu sein. -
0:06 - 0:08Im letzten Jahr
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0:08 - 0:13kamen mehr als eine Million Menschen
in Europa an, die unsere Hilfe benötigen, -
0:13 - 0:16und unsere Reaktion darauf war
ehrlich gesagt erbärmlich. -
0:17 - 0:19Es gibt einfach so viele Widersprüche.
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0:20 - 0:25Wir beklagen den tragischen Tod
des zweijährigen Alan Kurdi, -
0:26 - 0:30und dennoch sind seither
über 200 weitere Kinder -
0:30 - 0:32im Mittelmeer ertrunken.
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0:34 - 0:36Wir haben internationale Abkommen,
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0:36 - 0:39die Flüchtlinge als geteilte
Verantwortung definieren -
0:39 - 0:42und dennoch akzeptieren wir,
dass das kleine Libanon -
0:42 - 0:45mehr Syrier beherbergt als ganz Europa.
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0:46 - 0:50Wir beklagen die Existenz
von Menschenschmugglern, -
0:50 - 0:54und dennoch ist dies unseretwegen
der einzige Möglichkeit, -
0:54 - 0:56um in Europa Asyl zu beantragen.
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0:57 - 1:00Wir haben Fachkräftemangel und dennoch
schließen wir Menschen aus, -
1:00 - 1:05die unserem ökonomischen
und demographischen Bedarf entsprechen. -
1:07 - 1:13Wir verkünden unsere Toleranz als
Gegensatz zum fundamentalistischen Islam, -
1:13 - 1:14und dennoch
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1:16 - 1:18ergreifen wir repressive Maßnahmen,
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1:18 - 1:21wie das Einsperren
von Asyl suchenden Kindern, -
1:21 - 1:24das Trennen der Kinder von ihren Familien
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1:25 - 1:28und das Beschlagnahmen
des Eigentums der Flüchtlinge. -
1:29 - 1:31Was tun wir da?
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1:31 - 1:33Wie sind wir dazu gekommen,
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1:33 - 1:36dass wir so eine unmenschliche Reaktion
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1:36 - 1:39auf eine humanitäre Krise
angeeignet haben? -
1:39 - 1:42Ich glaube nicht, dass es
den Leuten egal ist, -
1:42 - 1:45zumindest will ich nicht glauben,
dass es den Leuten egal ist. -
1:45 - 1:49Ich glaube, dass unseren Politikern
eine Vision fehlt -- -
1:49 - 1:54eine Vision, wie eine über 50 Jahre alte
internationale Flüchtlingsregelung -
1:54 - 1:58an eine sich verändernde, globalisierte
Welt angepasst werden kann. -
1:58 - 2:00An dieser Stelle gehe ich
einen Schritt zurück -
2:00 - 2:06und stelle zwei sehr grundlegende Fragen,
die wir uns alle stellen sollten. -
2:06 - 2:10Erstens: Warum funktioniert
die derzeitige Regelung nicht? -
2:10 - 2:14Zweitens: Was können wir tun,
um es in Ordnung zu bringen? -
2:15 - 2:17Die moderne Flüchtlingsregelung
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2:17 - 2:22wurde in Folge des Zweiten Weltkrieges
von diesen Leuten entwickelt. -
2:22 - 2:25Deren Hauptziel ist es
sicherzustellen, dass, -
2:25 - 2:29wenn ein Staat versagt, oder schlimmer,
sich gegen seine eigenen Leute wendet, -
2:29 - 2:31Menschen fliehen können,
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2:31 - 2:35um in Sicherheit und Würde zu leben,
bis sie nach Hause zurückkehren können. -
2:35 - 2:40Sie wurde genau für Situationen
wie im heutigen Syrien geschaffen. -
2:41 - 2:46Mit einem internationalen Abkommen,
unterzeichnet von 147 Regierungen, -
2:46 - 2:49dem Abkommen von 1951
zum Flüchtlingsstatus, -
2:49 - 2:52und einer internationalen
Organisation, der UNHCR, -
2:52 - 2:57haben die Staaten sich gegenseitig
verpflichtet, Menschen aufzunehmen, -
2:57 - 2:59die vor Konflikt und Verfolgung fliehen.
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3:00 - 3:03Doch nun funktioniert
diese Regelung nicht mehr. -
3:03 - 3:06Theoretisch haben Flüchtlinge
das Recht auf Asyl. -
3:07 - 3:09Praktisch blockiert
unsere Einwanderungspolitik -
3:09 - 3:11den Weg in die Sicherheit.
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3:11 - 3:16Theoretisch haben Flüchtlinge
ein Recht auf einen Weg zur Integration -
3:16 - 3:18oder zur Rückkehr in ihr Heimatland.
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3:18 - 3:22Aber in der Praxis stecken sie in einem
fast unendlichen Schwebezustand fest. -
3:22 - 3:26In der Theorie sind Flüchtlinge
eine geteilte globale Verantwortung. -
3:26 - 3:30In der Praxis nehmen Länder,
die nah an der Konfliktzone liegen, -
3:30 - 3:34die überwältigende Mehrheit
der Flüchtlinge weltweit auf. -
3:35 - 3:38Die Regelung funktioniert nicht
aufgrund einzelner falscher Regeln. -
3:38 - 3:41Wir wenden sie nur nicht richtig,
auf eine sich verändernde Welt an, -
3:42 - 3:44und dies müssen wir überdenken.
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3:44 - 3:49Ich möchte Ihnen erklären,
wie die jetzige Regelung funktioniert. -
3:49 - 3:52Wie funktioniert
die Flüchtlingsregelung eigentlich? -
3:52 - 3:55Aber ich erkläre sie nicht aus
der institutionellen Perspektive, -
3:55 - 3:58sondern aus der Perspektive
eines Flüchtlings. -
3:58 - 4:01Stellen Sie sich eine syrische Frau vor.
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4:01 - 4:03Nennen wir sie Amira.
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4:03 - 4:07Für mich steht sie für all die Menschen,
die ich in jener Gegend traf. -
4:07 - 4:11Amira, so wie ca. 25 % aller Flüchtlinge,
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4:11 - 4:13ist eine Frau mit Kindern,
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4:13 - 4:16und sie kann nicht nach Hause,
denn sie kommt aus der Stadt, -
4:16 - 4:18die Sie hier sehen: Homs.
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4:18 - 4:21Eine einst wunderschöne,
historische Stadt, -
4:21 - 4:23die nun in Schutt und Asche liegt.
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4:23 - 4:25Amira kann nicht dorthin zurückkehren.
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4:25 - 4:29Aber Amira kann auch nicht auf eine
Umsiedlung in ein Drittland hoffen, -
4:29 - 4:31denn dieses Glück haben lediglich
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4:31 - 4:34weniger als 1% aller Flüchtlinge.
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4:35 - 4:37Amira und ihre Familie
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4:37 - 4:39stehen vor einer beinahe unmöglichen Wahl.
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4:39 - 4:42Sie haben drei mögliche Optionen.
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4:43 - 4:48Die erste Möglichkeit für Amira ist,
ihre Familie in ein Lager zu bringen. -
4:49 - 4:51Im Lager würde sie
vielleicht Hilfe bekommen, -
4:51 - 4:54aber dort gibt es nur
geringe Zukunftsaussichten -
4:54 - 4:55für Amira und ihre Familie.
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4:55 - 4:58Die Lager liegen in öden, trockenen Orten,
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4:58 - 5:00häufig in der Wüste.
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5:00 - 5:03Im Flüchtlingslager Zaatari in Jordanien
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5:03 - 5:07kann man in der Nacht
die Granaten aus Syrien hören. -
5:09 - 5:11Die Wirtschaft ist sehr eingeschränkt.
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5:11 - 5:14Die Qualität der Bildung ist oft schlecht.
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5:14 - 5:15Und überall auf der Welt
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5:15 - 5:18leben ca. 80 % aller Flüchtlinge
mindestens 5 Jahre lang -
5:18 - 5:21in solchen Lagern.
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5:21 - 5:23Es ist ein kümmerliches Dasein,
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5:23 - 5:25weshalb sich vermutlich
in Wahrheit nur 9 % der Syrer -
5:25 - 5:28für diese Option entscheiden.
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5:29 - 5:33Eine Alternative für Amira ist,
in eine Stadt im Nachbarland zu gehen, -
5:33 - 5:36wie Amman oder Beirut.
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5:37 - 5:41Das haben etwa 75 %
der syrischen Flüchtlinge gemacht. -
5:42 - 5:45Aber auch dort gibt es
große Schwierigkeiten. -
5:46 - 5:50Flüchtlinge haben in diesen Städten
meist kein Recht auf Arbeit. -
5:50 - 5:53Dort bekommen sie für gewöhnlich
keinen richtige Unterstützung. -
5:53 - 5:57Sobald also Amira und ihre Familie
all ihre Ersparnisse verbraucht haben, -
5:57 - 6:01bleibt ihnen nur sehr wenig,
und sie leben wahrscheinlich in Armut. -
6:02 - 6:04Es gibt eine dritte Möglichkeit,
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6:05 - 6:09welche eine steigende Zahl
an Syrern wählen. -
6:10 - 6:14Amira kann nach Hoffnung
für ihre Familie suchen, -
6:14 - 6:18indem sie ihre Leben riskieren,
auf einer gefährlichen Reise -
6:18 - 6:19in ein anderes Land,
-
6:19 - 6:23und dies beobachten wir heute in Europa.
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6:23 - 6:26Auf der ganzen Welt
stellen wir Flüchtlinge -
6:26 - 6:29vor eine fast unmögliche Entscheidung,
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6:29 - 6:31zwischen drei Optionen:
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6:31 - 6:35Flüchtlingslager, Stadtarmut
und gefährliche Reisen. -
6:36 - 6:40Für Flüchtlinge entspricht diese Auswahl
der heutigen Flüchtlingspolitik. -
6:41 - 6:43Aber ich denke, diese Auswahl ist falsch.
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6:43 - 6:45Ich denke, wir können diese
Auswahl überdenken. -
6:45 - 6:49Wir begrenzen die Auswahl,
-
6:50 - 6:53weil wir glauben,
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6:53 - 6:57dass dies die einzigen verfügbaren
Möglichkeiten für Flüchtlinge sind, -
6:57 - 6:59und dem ist nicht so.
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6:59 - 7:03Politiker beschreiben das Problem
als ein Nullsummenspiel, -
7:03 - 7:07also dass Flüchtlingshilfe immer
auf Kosten der Bürger geschieht. -
7:07 - 7:09Wir neigen zu der kollektiven Annahme,
-
7:09 - 7:12dass Flüchtlinge zwingend eine Last
für unsere Gesellschaft darstellen. -
7:12 - 7:15Aber das muss nicht sein.
Sie können etwas beitragen. -
7:15 - 7:16Ich behaupte,
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7:16 - 7:19dass es Möglichkeiten gibt,
die Auswahl zu vergrößern, -
7:19 - 7:21sodass alle profitieren können:
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7:21 - 7:23die Gastländer und deren Bevölkerung,
-
7:23 - 7:27unsere Gesellschaften
und die Flüchtlinge selbst. -
7:27 - 7:31Ich möchte vier Ideen für
einen Paradigmenwechsel darüber, -
7:31 - 7:34wie wir über Flüchtlinge
denken, vorstellen. -
7:34 - 7:36Alle vier Ideen haben eine Gemeinsamkeit:
-
7:36 - 7:39alle Ideen nutzen die Möglichkeiten,
-
7:39 - 7:42die Globalisierung, Mobilität
und Handel bieten, -
7:42 - 7:46und erneuern unsere Art, wie wir
das Flüchtlingsthema betrachten. -
7:46 - 7:48Die erste Idee ist der Gedanke
-
7:48 - 7:51von einem Umfeld voller Möglichkeiten,
-
7:51 - 7:54und er beginnt mit der
ganz einfachen Erkenntnis, -
7:54 - 7:56dass Flüchtlinge Menschen
wie jeder andere sind; -
7:56 - 7:59sie befinden sich nur
in besonderen Umständen. -
7:59 - 8:01Zusammen mit meinen Kollegen in Oxford
-
8:01 - 8:04arbeiten wir an einem
Forschungsprojekt in Uganda, -
8:04 - 8:08bei dem wir das wirtschaftliche
Leben der Flüchtlinge untersuchen. -
8:08 - 8:12Wir wählten Uganda nicht, weil es
repräsentativ als Gastland ist. -
8:12 - 8:14Das ist es nicht. Es ist eine Ausnahme.
-
8:14 - 8:16Anders als die meisten
Gastländer weltweit, -
8:16 - 8:20hat Uganda den Flüchtlingen
wirtschaftliche Möglichkeiten gegeben. -
8:20 - 8:24Es gibt ihnen das Recht
auf Arbeit und Bewegungsfreiheit. -
8:24 - 8:27Und das Ergebnis dessen
ist außergewöhnlich, -
8:27 - 8:30für Flüchtlinge und die Gastgemeinschaft.
-
8:30 - 8:32In der Hauptstadt Kampala
-
8:32 - 8:38führen 21 % der Flüchtlinge ein Geschäft,
und stellen Mitarbeiter ein, -
8:38 - 8:40und 40 % dieser Mitarbeiter
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8:40 - 8:42sind Staatsbürger des Gastlandes.
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8:42 - 8:45Flüchtlinge schaffen also Arbeitsplätze
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8:45 - 8:47für Bürger des Gastlandes.
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8:48 - 8:51Sogar in den Lagern fanden wir
außergewöhnliche Beispiele -
8:51 - 8:55für lebendige, blühende Unternehmen.
-
8:56 - 8:59Zum Beispiel in der Siedlung Nakivale
-
8:59 - 9:02fanden wir Beispiele von
kongolesischen Flüchtlingen, -
9:02 - 9:05die ein Unternehmen zum
digitalen Musikaustausch führen. -
9:05 - 9:09Wir fanden einen Ruander,
der ein Geschäft leitet, -
9:09 - 9:11dass der Jugend ermöglicht,
Videospiele zu spielen, -
9:11 - 9:15auf recycelten Spielkonsolen
und Fernsehern. -
9:16 - 9:19Trotz der extremen Einschränkungen
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9:19 - 9:21sind Flüchtlinge innovativ,
-
9:21 - 9:25und hier sehen Sie
den Kongolesen Demou-Kay. -
9:25 - 9:29Demou-Kay kam in die
Siedlung mit sehr wenig, -
9:29 - 9:31doch er wollte Filmemacher werden.
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9:31 - 9:35Mit seinen Freunden und Kollegen startete
er eine Radiostation für die Gemeinde. -
9:35 - 9:37Er mietete eine Videokamera
-
9:37 - 9:38und jetzt macht er Filme.
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9:38 - 9:40Er hat zwei Dokumentarfilme gemacht,
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9:40 - 9:42mit und für unser Team,
-
9:42 - 9:46und er leitet ein erfolgreiches
Unternehmen mit nur sehr wenig. -
9:47 - 9:49Es sind diese Art von Beispielen,
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9:49 - 9:51die unsere Reaktion auf
Flüchtlinge prägen sollten. -
9:51 - 9:53Anstatt die Flüchtlinge
-
9:53 - 9:56als zwangsläufig abhängig von
humanitärer Hilfe zu sehen, -
9:56 - 10:00müssen wir ihnen die Chance geben,
menschlich aufzublühen. -
10:00 - 10:04Ja, Kleidung, Decken,
eine Unterkunft, Lebensmittel -
10:04 - 10:07sind alle wichtig in der Notstandsphase,
-
10:07 - 10:10aber wir müssen auch
darüber hinausschauen. -
10:10 - 10:15Wir müssen ihnen Möglichkeiten
bieten, durch Infrastruktur, Strom, -
10:15 - 10:17Bildung, ein Recht auf Arbeit,
-
10:17 - 10:20Zugriff auf Kapital und Bankwesen.
-
10:20 - 10:22All das, was für uns
selbstverständlich ist, -
10:22 - 10:24in einer globalen Wirtschaft
-
10:24 - 10:27kann und sollte auch
für Flüchtlinge gelten. -
10:27 - 10:31Die zweite Idee, die ich erörtern
möchte, sind Wirtschaftszonen. -
10:31 - 10:34Leider geht nicht jedes
Gastland auf der Welt -
10:34 - 10:36denselben Weg wie Uganda.
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10:36 - 10:40Die meisten Gastländer öffnen
ihre Wirtschaft den Flüchtlingen -
10:40 - 10:41nicht auf diese Weise.
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10:41 - 10:46Aber es gibt trotzdem pragmatische
Alternativen, die wir nutzen können. -
10:47 - 10:50Letzten April reiste ich
mit einem Kollegen, -
10:50 - 10:52dem Entwicklungsökonomen
Paul Collier, nach Jordanien. -
10:52 - 10:55Dort entwickelten wir eine Idee
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10:55 - 10:58mit der internationalen Gemeinde
und der Regierung -- -
10:58 - 11:00eine Idee, Arbeitsplätze
für Syrer zu schaffen, -
11:00 - 11:04während die jordanische
Entwicklungsstrategie unterstützt wird. -
11:04 - 11:07Wir hatten die Idee einer Wirtschaftszone,
-
11:07 - 11:11in welche wir die Beschäftigung
der Flüchtlinge integrieren könnten, -
11:11 - 11:14zeitgleich mit der Beschäftigung
der jordanischen Bürger. -
11:15 - 11:18Und nur 15 Minuten entfernt
vom Flüchtlingslager Zaatari, -
11:18 - 11:20Unterkunft für 83 000 Flüchtlinge,
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11:20 - 11:22existiert eine Wirtschaftszone
-
11:22 - 11:26namens "König-Hussein-
Bin-Talal-Entwicklungsbereich". -
11:26 - 11:29Die Regierung hat über
100 Millionen Dollar ausgegeben, -
11:29 - 11:33um den Bereich mit dem Stromnetz
und dem Straßennetzwerk zu verbinden, -
11:33 - 11:34doch es fehlten zwei Dinge:
-
11:34 - 11:37Arbeitskräfte und
Investitionen aus dem Ausland. -
11:37 - 11:40Was wäre, wenn Flüchtlinge
hier arbeiten könnten, -
11:40 - 11:42anstatt in den Lagern festzusitzen;
-
11:42 - 11:46fähig, ihre Familien zu unterstützen
und eine Berufsausbildung zu erhalten, -
11:46 - 11:48bevor sie nach Syrien zurückkehren?
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11:48 - 11:50Wir sahen, dies könnte Jordanien nützen,
-
11:50 - 11:53dessen Entwicklungsstrategie den Sprung
-
11:53 - 11:56von einem Land mittleren Einkommens
zu einem Fertigungsland vorsieht. -
11:56 - 11:59Es könnte den Flüchtlingen nützen,
aber es könnte auch -
11:59 - 12:02zum Wiederaufbau Syriens
nach dem Konflikt beitragen, -
12:02 - 12:05indem wir erkennen, dass wir
Flüchtlinge ausbilden müssen, -
12:05 - 12:09als beste Quelle um Syrien
schließlich wieder aufzubauen. -
12:09 - 12:12Wir publizierten die Idee
im Journal "Foreign Affairs". -
12:12 - 12:14König Abdullah griff die Idee auf.
-
12:14 - 12:17Es wurde auf der Syrien-Konferenz
in London vor 2 Wochen verkündet, -
12:17 - 12:20und diesen Sommer
beginnt ein Pilotprojekt. -
12:20 - 12:24(Beifall)
-
12:25 - 12:28Die dritte Idee, die ich mit
Ihnen teilen möchte, -
12:28 - 12:31ist der Abgleich von Vorlieben
zwischen Staaten und Flüchtlingen, -
12:31 - 12:35um zu glücklichen Ergebnissen
zu kommen, wie hier auf dem Selfie -
12:35 - 12:38von Angela Merkel und
einem syrischen Flüchtling. -
12:38 - 12:43Selten fragen wir Flüchtlinge,
was sie wollen, wohin sie gehen möchten, -
12:43 - 12:48aber ich behaupte, wir können das tun,
und es profitiert immer noch jeder. -
12:48 - 12:52Der Ökonom Alvin Roth hat eine Idee
zu Vermittlungsmärkten entwickelt, -
12:52 - 12:58in denen gewichteten Vorlieben beider
Seiten einen möglichen Treffer bilden. -
12:58 - 13:01Meine Kollegen Will Jones
und Alex Teytelboym -
13:01 - 13:05haben Möglichkeiten erforscht,
diese Idee auf Flüchtlinge anzuwenden, -
13:05 - 13:09die Flüchtlinge nach ihren
bevorzugten Zielorten zu fragen, -
13:09 - 13:12aber auch die Staaten,
bevorzugte Gruppen von Flüchtlingen -
13:12 - 13:15anhand von Fähigkeiten
oder Sprache zu klassifizieren -
13:15 - 13:17und so Übereinstimmungen zu finden.
-
13:17 - 13:19Natürlich muss man Quoten
-
13:19 - 13:22für Dinge wie Vielfalt und
Verletzlichkeit festlegen, -
13:22 - 13:26aber es ist ein Möglichkeit, die Zahl der
möglichen Übereinstimmungen zu erhöhen. -
13:26 - 13:29Die Vermittlungs-Idee wurde
erfolgreich angewendet, -
13:29 - 13:34um zum Beispiel Studenten an
die passenden Universitäten zu bringen, -
13:34 - 13:36Nierenspender mit Patienten abzugleichen,
-
13:36 - 13:40und es unterliegt denselben
Algorithmen wie Datingseiten. -
13:40 - 13:43Also warum dies nicht nutzen, um
Flüchtlingen Chancen zu verschaffen? -
13:43 - 13:45Es könnte auch national genutzt werden,
-
13:45 - 13:47wo eine der Herausforderungen ist,
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13:47 - 13:51örtliche Gemeinschaften davon
zu überzeugen, Flüchtlinge zu akzeptieren. -
13:51 - 13:54Im Moment, in meinem Land zum Beispiel,
-
13:54 - 13:58schicken wir oft Ingenieure in ländliche
Gegenden und Bauern in die Städte, -
13:58 - 14:00was überhaupt keinen Sinn ergibt.
-
14:00 - 14:02Vermittlungsmärkte bieten
daher die Chance, -
14:02 - 14:04diese Vorlieben zusammenzubringen
-
14:04 - 14:08und sowohl die Bedürfnisse
der Bevölkerung des Gastlandes -
14:08 - 14:11als auch auf die Flüchtlinge
selbst zu berücksichtigen. -
14:11 - 14:15Die vierte Idee, die ich ansprechen
möchte, sind humanitäre Visa. -
14:15 - 14:18Ein Großteil der Tragödien
und des Chaos in Europa -
14:18 - 14:20war vollkommen vermeidbar.
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14:20 - 14:25Sie stammen von einem fundamentalen
Widerspruch in Europas Asylpolitik, -
14:25 - 14:26der lautet wie folgt:
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14:26 - 14:30Um Asyl in Europa beantragen zu können,
muss man zunächst nach Europa gelangen, -
14:30 - 14:33auf einer gefährlichen Reise,
-
14:33 - 14:36wie ich sie beschrieben habe.
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14:36 - 14:40Doch warum sollten diese Reisen
in Zeiten von Billigflügen -
14:40 - 14:43und Konsulaten mit modernen
Möglichkeiten notwendig sein? -
14:43 - 14:45Die Reisen sind vollkommen überflüssig,
-
14:45 - 14:49und letztes Jahr führten sie zum
Tod von über 3000 Menschen -
14:49 - 14:52an den Grenzen und innerhalb Europas.
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14:53 - 14:55Wenn es Flüchtlingen erlaubt wäre,
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14:55 - 14:58direkt nach Europa zu reisen
und Asyl zu beantragen, -
14:58 - 14:59könnten wir dies vermeiden.
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14:59 - 15:03Wir können das mithilfe des sogenannten
humanitären Visums erreichen, -
15:03 - 15:07das Menschen erlaubt, ein Visum
an einer Botschaft zu erhalten -
15:07 - 15:09oder ein Konsulat im Nachbarland,
-
15:09 - 15:11und dann ihren eigenen Weg
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15:11 - 15:14über Fähre oder Flug
nach Europa zu zahlen. -
15:14 - 15:16Es kostet ungefähr 1000 Euro,
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15:16 - 15:19um mit einem Schmuggler von der Türkei
nach Griechenland zu gelangen. -
15:19 - 15:25Einen Billigflug von Bodrum
nach Frankfurt kostet 200 €. -
15:25 - 15:29Wenn wir Flüchtlingen dies ermöglichen
würden, hätte das große Vorteile. -
15:29 - 15:31Es würde Leben retten,
-
15:31 - 15:35es würde den gesamten Markt
für Schmuggler unterwandern, -
15:35 - 15:38und es würde das Chaos entfernen,
dass wir an den Grenzen Europas sehen, -
15:38 - 15:40wie auf den griechischen Inseln.
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15:40 - 15:45Die Politik hindert uns daran,
dies zu tun; eben keine rationale Lösung. -
15:45 - 15:47Und diese Idee wurde schon angewendet.
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15:47 - 15:50Brasilien hat ein neues Konzept angewandt:
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15:50 - 15:54Über 2000 Syrer konnten
humanitäre Visen erhalten, -
15:54 - 15:59nach Brasilien reisen und Asyl
bei der Ankunft beantragen. -
15:59 - 16:02Und so hat jeder Flüchtling,
der angenommen wurde, -
16:02 - 16:06das Recht auf Asyl erhalten und
wurde als echter Flüchtling akzeptiert. -
16:06 - 16:09Es gibt auch ein
historisches Vorbild dafür. -
16:09 - 16:12Zwischen 1922 und 1942
-
16:12 - 16:16wurden die Nansen-Pässe
als Reisedokumente genutzt, -
16:16 - 16:21um 450 000 Assyrern, Türken
und Tschetschenen -
16:21 - 16:23die Reise durch Europa zu erlauben
-
16:23 - 16:27und Asyl anderswo in Europa zu beantragen.
-
16:27 - 16:29Das Internationale
Nansen-Büro für Flüchtlinge -
16:29 - 16:31erhielt den Friedensnobelpreis
-
16:31 - 16:35als Anerkennung für diese
tragfähige Strategie. -
16:35 - 16:38Alle vier Ideen, die ich Ihnen
präsentiert habe, -
16:38 - 16:42sind Möglichkeiten,
Amiras Wahlfreiheit zu erhöhen. -
16:42 - 16:45Es sind Ideen, die Flüchtlingen
bessere Chancen bieten, -
16:45 - 16:49als die drei unmöglichen Optionen,
-
16:49 - 16:50die ich Ihnen erläutert habe,
-
16:50 - 16:53und trotzdem auch anderen zu nützen.
-
16:53 - 16:56Zusammenfassend brauchen wir
wirklich eine neue Vision -- -
16:56 - 16:59eine, die die Möglichkeiten
für Flüchtlinge vergrößert -
16:59 - 17:02und anerkennt, dass sie keine
Belastung sein müssen. -
17:02 - 17:05Flüchtlinge müssen keinen
Aufwand darstellen. -
17:05 - 17:08Ja, sie sind eine
humanitäre Verantwortung, -
17:08 - 17:12aber es sind Menschen
mit Fähigkeiten, Talenten, Zielen, -
17:12 - 17:16fähig einen Beitrag zu leisten --
wenn wir sie lassen. -
17:17 - 17:18In der neuen Welt
-
17:18 - 17:21wird Migration nicht verschwinden.
-
17:21 - 17:24Was wir in Europa sehen,
wird uns viele Jahre begleiten. -
17:24 - 17:25Menschen werden weiterhin reisen,
-
17:25 - 17:27sie werden weiterhin vertrieben werden,
-
17:27 - 17:31und wir müssen rationale, realistische
Möglichkeiten finden, dies zu handhaben -- -
17:31 - 17:34nicht basierend auf alten Logiken
zu humanitärer Hilfe, -
17:34 - 17:36nicht basierend auf Wohltätigkeit,
-
17:36 - 17:38sondern auf der Schaffung
von Möglichkeiten, -
17:38 - 17:41basierend auf Globalisierung,
Handel und Mobilität. -
17:41 - 17:45Bitte wachen Sie auf, und auch
unsere Politiker müssen aufwachen, -
17:45 - 17:46um sich dieser Aufgabe zu stellen.
-
17:46 - 17:48Vielen Dank.
-
17:48 - 17:55(Beifall)
- Title:
- Wie wir die nicht funktionierende Flüchtlingsregelung in Ordnung bringen
- Speaker:
- Alexander Betts
- Description:
-
Eine Million Flüchtlinge sind dieses Jahr in Europa angekommen, sagt Alexander Betts, und "unsere Reaktion darauf ist, ehrlich gesagt, erbärmlich." Betts studiert Zwangsmigration, die unmögliche Wahl für Familien zwischen Camps, innerstädtischer Armut und gefährlichen, illegalen Reisen zur Sicherheit. In diesem erkenntnisreichen Vortrag bietet er vier Möglichkeiten, um die Weise, wie wir Flüchtlinge behandeln, zu ändern, damit sie ihrem neuen Zuhause einen sofortigen Beitrag leisten können. "Flüchtlinge müssen keinen Aufwand darstellen," sagt Betts. "Es sind Menschen mit Kenntnissen, Talenten und Zielen, mit der Fähigkeit, einen Beitrag zu leisten – wenn wir es zulassen."
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 18:09
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Nadine Hennig approved German subtitles for Our refugee system is failing. Here's how we can fix it | |
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