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Nachdem Sie dies gesehen haben, wird Ihr Gehirn nicht mehr das gleiche sein | Lara Boyd | TEDxVancouver

  • 0:15 - 0:16
    Wie also lernen wir?
  • 0:17 - 0:21
    Und warum lernen manche
    leichter als andere?
  • 0:21 - 0:24
    Wie schon gesagt, ich bin Dr. Lara Boyd.
  • 0:24 - 0:28
    Ich betreibe hier an der University
    of British Columbia Hirnforschung.
  • 0:28 - 0:31
    Das sind die Fragen, die mich faszinieren.
  • 0:31 - 0:33
    (Jubel)
  • 0:33 - 0:34
    (Applaus)
  • 0:36 - 0:38
    Hirnforschung arbeitet an einer
    der großen Grenzen
  • 0:38 - 0:41
    des Verständnisses der
    menschlichen Physiologie
  • 0:41 - 0:45
    und auch an unserem Verständnis dessen,
    was uns zu dem macht, wer wir sind.
  • 0:46 - 0:48
    Es sind großartige Zeiten für Hirnforscher
  • 0:48 - 0:49
    und ich möchte behaupten,
  • 0:49 - 0:52
    dass ich den interessantesten
    Job der Welt habe.
  • 0:52 - 0:56
    Unser Wissen über das Gehirn verändert
    sich in atemberaubender Geschwindigkeit.
  • 0:57 - 1:00
    Und vieles, was wir zu wissen
    und zu verstehen glaubten,
  • 1:00 - 1:03
    erweist sich als falsch
    oder unvollständig.
  • 1:03 - 1:07
    Manche dieser Irrtümer
    sind offensichtlicher als andere.
  • 1:07 - 1:09
    Beispielsweise dachten wir,
  • 1:09 - 1:14
    dass sich das Gehirn nach der Kindheit
    nicht mehr ändern könnte.
  • 1:14 - 1:18
    Doch es stellt sich heraus, dass dies
    in keinster Weise der Wahrheit entspricht.
  • 1:18 - 1:20
    Ein anderer Irrtum über das Gehirn ist,
  • 1:20 - 1:23
    dass immer nur Teile davon aktiv sind
  • 1:23 - 1:26
    und es still ist, wenn man nichts tut.
  • 1:26 - 1:28
    Auch das stimmt nicht.
  • 1:28 - 1:30
    Wie sich zeigt, ist das Gehirn hochaktiv,
  • 1:30 - 1:33
    auch wenn man gerade ruht
    und an nichts denkt.
  • 1:34 - 1:37
    Es waren technische
    Entwicklungen wie die MRT,
  • 1:37 - 1:41
    die uns diese und viele andere
    wichtige Entdeckungen ermöglichten.
  • 1:41 - 1:43
    Die vielleicht spannendste,
  • 1:43 - 1:46
    interessanteste und am meisten
    umwälzende Entdeckung ist, dass Sie,
  • 1:46 - 1:49
    immer, wenn Sie eine neue Tatsache
    oder Fertigkeit erlernen,
  • 1:49 - 1:51
    Ihr Gehirn verändern.
  • 1:52 - 1:54
    Wir nennen das Neuroplastizität.
  • 1:55 - 1:59
    Noch vor 25 Jahren dachten wir,
    dass Veränderungen des Gehirns
  • 1:59 - 2:02
    nach der Pubertät nur noch negativ seien:
  • 2:02 - 2:04
    der Zellverlust des Hirns mit dem Alter,
  • 2:04 - 2:07
    die Effekte von Schädigungen
    wie Schlaganfällen.
  • 2:07 - 2:10
    Dann zeigten erste Studien
    ein erhebliches Ausmaß
  • 2:10 - 2:13
    von Reorganisation im Erwachsenengehirn.
  • 2:14 - 2:16
    Die nachfolgende Forschung hat gezeigt,
  • 2:16 - 2:19
    dass jegliches Verhalten
    unser Gehirn verändert.
  • 2:20 - 2:23
    Dass diese Veränderungen nicht
    durch das Alter begrenzt werden --
  • 2:23 - 2:25
    eine gute Nachricht, oder?
  • 2:25 - 2:27
    Tatsächlich finden sie
    zu jeder Zeit statt.
  • 2:27 - 2:30
    Und, sehr wichtig,
  • 2:30 - 2:32
    die Reorganisation des Gehirns
    hilft bei der Genesung,
  • 2:32 - 2:34
    wenn Ihr Gehirn geschädigt wird.
  • 2:35 - 2:39
    Der Schlüssel zu diesen Veränderungen
    ist Neuroplastizität.
  • 2:39 - 2:41
    Wie sieht das aus?
  • 2:41 - 2:44
    Ihr Gehirn kann sich auf
    dreierlei Grundarten verändern,
  • 2:44 - 2:46
    um Lernen zu fördern.
  • 2:46 - 2:48
    Die erste ist chemischer Art.
  • 2:48 - 2:52
    Die Funktion des Gehirns beruht also
    auf der Übertragung chemischer Signale
  • 2:52 - 2:54
    zwischen Hirnzellen,
    die auch Neuronen heißen.
  • 2:54 - 2:57
    Dies löst eine Reihe von
    Aktionen und Reaktionen aus.
  • 2:58 - 3:00
    Zur Unterstützung des Lernens,
    kann Ihr Gehirn
  • 3:00 - 3:03
    Intensität oder Konzentration
    chemischer Signalübertragungen,
  • 3:03 - 3:06
    die zwischen Neuronen
    stattfindet, erhöhen.
  • 3:06 - 3:09
    Weil diese Veränderung
    schnell erfolgen kann,
  • 3:09 - 3:11
    unterstützt dies das Kurzzeitgedächtnis
  • 3:11 - 3:15
    oder kurzanhaltende Verbesserungen bei
    der Ausführung motorischer Fertigkeiten.
  • 3:16 - 3:18
    Die zweite Art, wie sich
    das Gehirn ändern kann,
  • 3:18 - 3:21
    um Lernen zu unterstützen, ist,
    indem es seine Struktur ändert.
  • 3:21 - 3:25
    Beim Lernen kann das Gehirn die
    Verbindungen zwischen Nervenzellen ändern.
  • 3:25 - 3:29
    Hierbei verändert sich
    die physikalische Struktur des Gehirns,
  • 3:29 - 3:31
    was etwas mehr Zeit benötigt.
  • 3:31 - 3:34
    Diese Art Änderungen betreffen
    das Langzeitgedächtnis,
  • 3:34 - 3:37
    die langfristige Verbesserung
    von Bewegungsfertigkeiten.
  • 3:37 - 3:41
    Beide Prozesse stehen in Wechselwirkung,
    wozu ich ein Beispiel geben möchte.
  • 3:42 - 3:45
    Wir alle haben schon versucht, neue
    Bewegungsfertigkeiten zu lernen,
  • 3:45 - 3:46
    vielleicht Klavierspielen,
  • 3:46 - 3:48
    vielleicht jonglieren.
  • 3:48 - 3:51
    Sie wissen, wie es ist,
    immer besser und besser zu werden
  • 3:51 - 3:53
    im Verlauf einer Übungssitzung,
  • 3:53 - 3:56
    und dann zu denken "Ich hab's kapiert."
  • 3:56 - 4:01
    Vielleicht machen Sie tags darauf weiter
    und alle Fortschritte sind weg.
  • 4:01 - 4:03
    Was ist passiert?
  • 4:03 - 4:05
    Kurzfristig war Ihr Hirn in der Lage,
  • 4:05 - 4:08
    die chemische Signalübertragung
    der Neuronen zu erhöhen.
  • 4:08 - 4:13
    Doch irgendwie haben diese Veränderungen
    nicht die strukturelle Änderung bewirkt,
  • 4:13 - 4:17
    die für das Langzeitgedächtnis nötig ist.
  • 4:17 - 4:21
    Es sei daran erinnert, dass
    die Langzeitspeicherung Zeit benötigt.
  • 4:21 - 4:24
    Was man kurzfristig sieht,
    ist kein Lernen.
  • 4:24 - 4:28
    Es sind die physikalischen Änderungen,
    die zur Langzeitspeicherung beitragen,
  • 4:28 - 4:32
    und chemische Veränderungen,
    die die Kurzzeitspeicherung unterstützen.
  • 4:33 - 4:37
    Strukturänderungen können auch zu
    Netzwerken über Regionen hinweg führen,
  • 4:37 - 4:39
    die zusammenwirken,
    um Lernprozesse zu unterstützen.
  • 4:39 - 4:42
    Und sie können auch
    zu Hirnregionen führen,
  • 4:42 - 4:44
    die für sehr spezifische
    Verhaltensweisen wichtig sind,
  • 4:44 - 4:47
    um Strukturen zu verändern
    oder zu vergrößern.
  • 4:47 - 4:49
    Hierzu einige Beispiele.
  • 4:49 - 4:51
    Menschen, die Braille lesen,
  • 4:51 - 4:57
    haben größere sensorische Hirnareale für
    die Hand als andere, die das nicht machen.
  • 4:57 - 5:01
    Die motorische Region der dominanten Hand,
    die in der linken Hirnhälfte liegt,
  • 5:01 - 5:05
    wenn Sie Rechtshänder sind,
    ist größer als die der anderen Seite.
  • 5:05 - 5:08
    Wie die Forschung zeigt,
    haben Londoner Taxifahrer,
  • 5:08 - 5:12
    die für Ihre Lizenz den Stadtplan
    von London auswendig lernen müssen,
  • 5:12 - 5:17
    größere Hirnregionen für räumliche
    Erinnerungen oder Straßenkarten.
  • 5:18 - 5:21
    Die letzte Möglichkeit, wie Ihr Gehirn
    das Lernen unterstützt,
  • 5:21 - 5:23
    ist, wenn es seine Funktion verändert.
  • 5:24 - 5:26
    Wenn Sie eine Hirnregion gebrauchen,
  • 5:26 - 5:29
    wird sie immer erregbarer
    und leichter wiederzuverwenden.
  • 5:29 - 5:33
    Und mit diesen Gebieten
    erhöhter Erregbarkeit
  • 5:33 - 5:36
    verschiebt das Gehirn, wie und wann
    die Gebiete aktiviert werden.
  • 5:36 - 5:38
    Bei Lernvorgängen sehen wir,
  • 5:38 - 5:42
    wie sich vernetzte Aktivitätsbereiche
    verschieben und verändern.
  • 5:42 - 5:44
    Neuroplastizität wird also
  • 5:44 - 5:49
    durch chemische, strukturelle und
    funktionale Veränderungen unterstützt
  • 5:49 - 5:51
    und dies geschieht überall im Gehirn.
  • 5:52 - 5:54
    Diese Prozesse können isoliert
    voneinander stattfinden,
  • 5:54 - 5:57
    aber zumeist finden sie
    in abgestimmter Weise statt.
  • 5:57 - 6:00
    Gemeinsam unterstützen sie das Lernen.
  • 6:00 - 6:02
    Und sie finden die ganze Zeit statt.
  • 6:04 - 6:09
    Ich habe eben gesagt, wie wunderbar
    neuroplastisch Ihr Gehirn ist.
  • 6:09 - 6:13
    Warum kann man nicht einfach
    alles lernen, was man sich aussucht?
  • 6:13 - 6:16
    Warum versagen unsere Kinder
    manchmal in der Schule?
  • 6:17 - 6:21
    Warum neigen wir dazu,
    im Alter Dinge zu vergessen?
  • 6:21 - 6:24
    Und warum erholen sich Menschen nicht
    vollständig von Hirnschädigungen?
  • 6:24 - 6:29
    Soll heißen: Wodurch wird Neuroplastizität
    begrenzt und wodurch gefördert?
  • 6:29 - 6:31
    Das ist also, woran ich forsche.
  • 6:31 - 6:36
    Ich untersuche speziell, wie es sich mit
    der Erholung nach Schlaganfall verhält.
  • 6:36 - 6:37
    Seit kurzem stehen Schlaganfälle
  • 6:37 - 6:40
    nicht mehr an dritter Stelle
    der Todesursachen in den USA,
  • 6:40 - 6:42
    sondern nur noch an vierter.
  • 6:42 - 6:44
    Gute Nachrichten, nicht wahr?
  • 6:45 - 6:46
    Doch wie sich herausstellt,
  • 6:46 - 6:49
    hat die Zahl der Schlaganfälle
    nicht abgenommen.
  • 6:49 - 6:53
    Es gelingt uns nur besser, Menschen
    nach Schlaganfällen am Leben zu erhalten.
  • 6:53 - 6:58
    Es ist es sehr schwierig, dem Gehirn bei
    der Genesung vom Schlaganfall zu helfen.
  • 6:58 - 7:00
    Offen gesagt, es ist uns nicht gelungen,
  • 7:00 - 7:04
    wirksame Maßnahmen zur
    Rehabilitation zu entwickeln.
  • 7:05 - 7:10
    Das Endresultat ist,
    dass Schlaganfälle die Hauptursache
  • 7:10 - 7:14
    für dauerhafte Behinderung
    bei Erwachsenen weltweit sind.
  • 7:14 - 7:16
    Menschen mit Schlaganfall sind jünger
  • 7:16 - 7:19
    und leben zumeist länger
    mit dieser Behinderung.
  • 7:19 - 7:21
    Wie unsere Forschungsergebnisse zeigen,
  • 7:21 - 7:26
    hat die gesundheitliche Lebensqualität bei
    Kanadiern mit Schlaganfall abgenommen.
  • 7:26 - 7:28
    Es muss uns also besser gelingen,
  • 7:28 - 7:31
    Menschen nach Schlaganfällen zu helfen.
  • 7:31 - 7:34
    Das ist ein enormes
    gesellschaftliches Problem,
  • 7:34 - 7:36
    und zwar eines,
    das wir aktuell nicht lösen.
  • 7:37 - 7:39
    Was also kann getan werden?
  • 7:39 - 7:41
    Eines ist absolut klar:
  • 7:41 - 7:46
    Der beste Antrieb für neuroplastische
    Veränderungen ist Ihr Verhalten.
  • 7:47 - 7:50
    Das Problem ist, dass der
    erforderliche Übungsaufwand,
  • 7:50 - 7:54
    um neue motorische Verhaltensweisen
    zu erlernen und alte umzulernen,
  • 7:54 - 7:56
    sehr groß ist.
  • 7:56 - 7:59
    Diesen großen Übungsaufwand
    wirksam zu betreiben,
  • 7:59 - 8:03
    ist sehr schwierig
    und auch sehr kostspielig.
  • 8:03 - 8:05
    Meine Forschung folgt dem Ansatz,
  • 8:05 - 8:09
    Therapien zu entwickeln, die das Gehirn
    darauf einstellen zu lernen.
  • 8:09 - 8:14
    Dazu gehören Hirnstimulation,
    Bewegung und Robotik.
  • 8:14 - 8:17
    Durch meine Forschung habe ich erkannt,
  • 8:17 - 8:22
    dass die Entwicklung von Therapien,
    die die Heilung beschleunigen sollen,
  • 8:22 - 8:28
    durch große individuelle Unterschiede
    der Neuroplastizität begrenzt wird.
  • 8:29 - 8:33
    Als Forscher hat mich Variabilität
    zunächst verrückt gemacht.
  • 8:33 - 8:35
    Sie macht es sehr schwierig,
  • 8:35 - 8:38
    Daten und Ideen statistisch zu überprüfen.
  • 8:38 - 8:43
    Aus diesem Grund werden medizinische
    Interventionsstudien so ausgelegt,
  • 8:43 - 8:45
    dass Variabilität minimiert wird.
  • 8:45 - 8:48
    Doch meine Forschung zeigt ganz deutlich,
  • 8:48 - 8:53
    dass die wichtigsten und
    informativsten Daten, die wir sammeln,
  • 8:53 - 8:55
    diese Variabilität aufweisen.
  • 8:57 - 9:01
    Aus unseren Studien nach Schlaganfall
    haben wir viel gelernt
  • 9:01 - 9:06
    und ich denke, dass diese Erkenntnisse
    auch für andere Bereiche wertvoll sind.
  • 9:06 - 9:08
    Die erste Lehre ist,
  • 9:08 - 9:12
    dass Verhalten der wichtigste Treiber für
    Veränderungen Ihres Gehirns ist,
  • 9:12 - 9:15
    es gibt also kein Medikament
    für Neuroplastizität.
  • 9:16 - 9:19
    Nichts hilft Ihnen mehr
    beim Lernen als Üben,
  • 9:19 - 9:23
    und letztlich ist die Quintessenz,
    dass Sie selbst die Arbeit machen müssen.
  • 9:24 - 9:26
    Meine Forschung zeigt,
  • 9:26 - 9:31
    dass mehr Anforderungen und Anstrengungen,
    die Sie während des Übens unternehmen,
  • 9:31 - 9:33
    zu größeren Lerneffekten
  • 9:33 - 9:36
    und auch umfassenderen strukturellen
    Änderungen im Gehirn führen.
  • 9:38 - 9:43
    Das Problem ist, dass Neuroplastizität
    in beiden Richtungen wirksam werden kann.
  • 9:43 - 9:45
    Sie kann sich positiv auswirken,
    Sie lernen Neues
  • 9:45 - 9:48
    und verfeinern motorische Fertigkeiten.
  • 9:48 - 9:52
    Aber auch negativ, wenn Sie
    zuvor Vertrautes vergessen,
  • 9:52 - 9:54
    von Suchtmitteln abhängig werden
  • 9:54 - 9:56
    oder auch chronische Schmerzen haben.
  • 9:56 - 9:59
    Ihr Gehirn ist also
    erschreckend plastisch,
  • 9:59 - 10:03
    und es wird durch alles, was Sie tun,
    strukturell wie auch funktional geformt,
  • 10:03 - 10:06
    genauso aber auch durch all das,
    was Sie nicht tun.
  • 10:07 - 10:10
    Unsere zweite Erkenntnis
    über das Gehirn ist,
  • 10:10 - 10:14
    dass es keine Einheitslösung gibt,
    was das Lernen angeht.
  • 10:14 - 10:17
    Es gibt kein Standardrezept
    für das Lernen.
  • 10:17 - 10:21
    Nehmen wir die verbreitete Auffassung,
    dass es 10.000 Übungsstunden braucht,
  • 10:21 - 10:24
    um eine neue motorische Fertigkeit
    zu lernen und zu beherrschen.
  • 10:24 - 10:27
    Ich kann Ihnen versichern,
    dass es nicht ganz so einfach ist.
  • 10:27 - 10:29
    Manche unter uns brauchen viel mehr Übung
  • 10:29 - 10:33
    und andere deutlich weniger.
  • 10:33 - 10:37
    Das Ausformen unseres plastischen Gehirns
    ist viel zu individuell,
  • 10:37 - 10:41
    als dass es eine einzelne Maßnahme gäbe,
    die für alle gleichermaßen funktioniert.
  • 10:41 - 10:46
    Deshalb mussten wir uns
    der "personalisierten Medizin" zuwenden.
  • 10:46 - 10:49
    Dahinter steht die Idee,
    dass optimale Ergebnisse
  • 10:49 - 10:53
    individualisierte Interventionen
    für jeden einzelnen Menschen erfordern.
  • 10:53 - 10:56
    Diese Idee stammt aus der Krebsmedizin.
  • 10:56 - 10:58
    Dort stellte sich heraus,
    dass Genetik sehr wichtig ist,
  • 10:58 - 11:04
    um bestimmte Formen der Chemotherapie
    einzelnen Krebsarten zuzuordnen.
  • 11:04 - 11:08
    Meine Forschung zeigt, dass dies auch
    für die Genesung nach Schlaganfall gilt.
  • 11:08 - 11:13
    Wir nennen bestimmte Merkmale der
    Gehirnstruktur und -funktionen Biomarker.
  • 11:13 - 11:15
    Diese Biomarker erweisen
    sich als sehr hilfreich
  • 11:15 - 11:17
    und helfen uns,
  • 11:17 - 11:21
    Patienten jeweils spezielle Therapien
    individuell zuzuordnen.
  • 11:21 - 11:25
    Nach den Daten aus meinem Labor
    ist es eine Kombination von Biomarkern,
  • 11:25 - 11:30
    die neuroplastische Kapazität und Genesung
    nach Schlaganfall am besten vorhersagt.
  • 11:30 - 11:34
    So kompliziert, wie das Gehirn
    des Menschen ist, überrascht das nicht.
  • 11:34 - 11:39
    Aber ich denke auch, wir können dieses
    Konzept noch viel weiter fassen.
  • 11:40 - 11:44
    Weil jedes Gehirn bezüglich Struktur
    und Funktion einzigartig ist,
  • 11:44 - 11:49
    betrifft, was wir über Neuroplastizität
    nach Schlaganfall gelernt haben, jeden.
  • 11:50 - 11:55
    Verhaltensweisen, die Sie
    in Ihrem Alltag ausüben, sind wichtig.
  • 11:55 - 11:58
    Jede Einzelne verändert Ihr Gehirn.
  • 11:58 - 12:01
    Ich glaube, es gilt,
    nicht nur personalisierte Medizin,
  • 12:01 - 12:03
    sondern auch personalisiertes
    Lernen zu beachten.
  • 12:03 - 12:06
    Die Einzigartigkeit Ihres
    Gehirns wirkt sich aus,
  • 12:06 - 12:09
    egal, ob Sie lernen oder lehren.
  • 12:09 - 12:12
    Dies hilft uns zu verstehen,
  • 12:12 - 12:16
    warum manche Kinder von traditionellen
    Unterrichtsformen profitieren
  • 12:16 - 12:17
    und andere nicht,
  • 12:17 - 12:20
    warum manche Menschen
    Sprachen leichter lernen
  • 12:20 - 12:24
    und andere sportlich erfolgreicher sind.
  • 12:26 - 12:28
    Wenn Sie heute diesen Saal verlassen,
  • 12:28 - 12:33
    wird Ihr Gehirn nicht mehr das gleiche wie
    heute Morgen sein, als Sie hier ankamen.
  • 12:33 - 12:36
    Das finde ich ziemlich erstaunlich.
  • 12:36 - 12:40
    Doch das Gehirn eines jeden
    wird sich verschieden verändert haben.
  • 12:41 - 12:43
    Das Verständnis dieser Unterschiede,
  • 12:43 - 12:47
    dieser individuellen Muster,
    dieser Variabilität und Veränderung
  • 12:47 - 12:50
    ermöglicht die nächsten großen
    Fortschritte der Neurowissenschaft.
  • 12:50 - 12:54
    Es wird uns neue und wirksamere
    Interventionen ermöglichen
  • 12:54 - 12:58
    und ermöglichen, Lernende und Lehrer
  • 12:58 - 13:01
    sowie Patienten und Interventionen
    einander besser zuzuordnen.
  • 13:01 - 13:04
    Das betrifft nicht nur
    die Genesung von Schlaganfällen,
  • 13:04 - 13:08
    sondern jeden von uns, ob als Elternteil,
    als Lehrer oder Manager oder --
  • 13:08 - 13:11
    wo Sie doch heute bei TEDx sind --
  • 13:11 - 13:13
    als lebenslang Lernende.
  • 13:13 - 13:17
    Finden Sie heraus, wie und was Sie
    am besten lernen.
  • 13:17 - 13:20
    Wiederholen Sie die Verhaltensweisen,
    die für Ihr Gehirn zuträglich sind,
  • 13:20 - 13:24
    und geben Sie jene Verhaltensweisen
    und Gewohnheiten auf, die es nicht sind.
  • 13:24 - 13:26
    Üben Sie.
  • 13:26 - 13:30
    Lernen heißt, die Dinge zu tun,
    die genau Ihr Gehirn braucht.
  • 13:30 - 13:34
    Daher werden sich die besten Strategien
    von Mensch zu Mensch unterscheiden.
  • 13:34 - 13:38
    Sie werden sogar bei
    jeder Person selbst variieren.
  • 13:38 - 13:41
    Vielleicht ist es für Sie
    sehr leicht, Musik zu lernen,
  • 13:41 - 13:44
    aber sehr viel schwerer, auf einem
    Snowboard unterwegs zu sein.
  • 13:44 - 13:46
    Ich hoffe, dass Sie heute gehen
  • 13:46 - 13:50
    und ein neues Verständnis mitnehmen,
    wie großartig Ihr Gehirn ist.
  • 13:50 - 13:55
    Sie und Ihr plastisches Gehirn werden
    fortlaufend durch Ihre Umgebung geformt.
  • 13:55 - 13:57
    Begreifen Sie, dass alles, was Sie tun,
  • 13:57 - 14:02
    alles, was Ihnen begegnet, und alles,
    was Sie erfahren, Ihr Gehirn verändert.
  • 14:02 - 14:06
    Und das kann sowohl zum Guten,
    aber auch zum Schlechten sein.
  • 14:06 - 14:10
    Wenn Sie heute gehen, gehen Sie und bauen
    Sie an dem Gehirn, das Sie sich wünschen.
  • 14:10 - 14:12
    Vielen Dank.
  • 14:12 - 14:13
    (Beifall)
Title:
Nachdem Sie dies gesehen haben, wird Ihr Gehirn nicht mehr das gleiche sein | Lara Boyd | TEDxVancouver
Description:

Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten, der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter http://ted.com/tedx.

Dr. Lara Boyd beschreibt, wie Ihnen Neuroplastizität die Möglichkeit gibt, Ihr Gehirn in von Ihnen gewünschter Weise zu formen.

Die Bemühungen von Dr. Boyd führen zur Entwicklung neuartiger und wirksamerer Therapien für Personen mit Schädigungen des Gehirns, aber sie geben auch Aufschluss über andere Anwendungsbereiche. Indem Sie neue Konzepte lernen, Gelegenheiten nutzen und neue Aktivitäten aufnehmen, ändern Sie physisch, wer Sie sind. So eröffnen Sie sich eine Welt unendlicher Möglichkeiten.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDxTalks
Duration:
14:25

German subtitles

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