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36C3 - Das Mauern muss weg

  • 0:00 - 0:19
    36C3 Vorspannmusik
  • 0:19 - 0:22
    Herald-Engel: Willkommen zu unserem
    nächsten Vortrag. Der Titel ist:
  • 0:22 - 0:27
    Das Mauern muss weg! Best of
    Informationsfreiheit. Warum dank des
  • 0:27 - 0:33
    Informationsfreiheitsgesetzes noch
    Hoffnung besteht und wann das
  • 0:33 - 0:38
    Zensurheberrecht abgeschafft wird. Dies
    und die Highlights aus Frag den Staat 2019
  • 0:38 - 0:44
    wird uns Arne Semsrott rüberbringen. Er
    ist der Projektleiter von Frag den Staat,
  • 0:44 - 0:48
    einem Projekt der Open Knowledge
    Foundation und außerdem einer der Autoren
  • 0:48 - 0:52
    bei netzpolitik.org. Bitte begrüßt ihn mit
    einem herzlichen Applaus.
  • 0:52 - 0:59
    Applaus
  • 0:59 - 1:06
    Arne: Hallo, hallo? Schauen wir mal, wie
    lange dieses Video hiervon auf YouTube
  • 1:06 - 1:25
    bleibt. Los gehts!
    Star Wars Jingle
  • 1:25 - 1:28
    Windu: Die dunkle Seite der Macht umgibt
    den Kanzler.
  • 1:28 - 1:33
    Yoda: Mhm, die dunkle Seite alles sie vor
    uns verbirgt.
  • 1:35 - 1:43
    Rey: Was für ein Kampf denn?
    Maz: Der einzige von Bedeutung gegen die
  • 1:43 - 1:51
    dunkle Seite
    Keylo: Ich zeige euch die dunkle Seite.
  • 1:53 - 2:01
    Applaus
  • 2:01 - 2:05
    Arne: Wir reden bei diesem Kongress
    über Ressourcen, wir reden über
  • 2:05 - 2:07
    Ressourcenmangel und damit
    zusammenhängend natürlich über
  • 2:07 - 2:11
    die ungleiche Verteilung von Ressourcen.
    Und wenn wir uns die politische Landschaft
  • 2:11 - 2:14
    in Deutschland anschauen,
    dann, glaube ich, haben wir ein
  • 2:14 - 2:17
    sehr krasses Ungleichgewicht in der
    Verteilung von Ressourcen und in der
  • 2:17 - 2:21
    Verteilung von Macht, in der Verteilung
    von Möglichkeiten Einfluss zu nehmen auf
  • 2:21 - 2:25
    politische Entscheidungen. Und wenn wir
    uns die Exekutive anschauen – also die
  • 2:25 - 2:29
    Verwaltung, die Regierung in Deutschland –
    dann sehen wir, dass die in den letzten
  • 2:29 - 2:32
    Jahren wahnsinnig an Ressourcen gewonnen
    hat und das zur Ungleichheit der
  • 2:32 - 2:36
    Parlamente, der Judikative. Also die
    anderen Gewalten im Staate ächzen unter
  • 2:36 - 2:40
    der Masse der Verfahren, die Gerichte zum
    Beispiel, während die Exekutive immer
  • 2:40 - 2:45
    weiter an Macht gewinnt. Und wenn man sich
    das Bundeskabinett, also die Exekutive auf
  • 2:45 - 2:49
    Bundesebene mal anschaut, sehen wir dass
    eigentlich in den letzten Jahren sich
  • 2:49 - 2:53
    wahnsinnig wenig getan hat. Der
    Innenminister ist immer noch Seehofer.
  • 2:53 - 2:59
    Applaus
    Letztes Jahr 69. Geburtstag gehabt, hat
  • 2:59 - 3:03
    sich darüber gefreut, dass 69 Leute an
    seinem Geburtstag abgeschoben wurden.
  • 3:03 - 3:07
    Einer ist kurz darauf gestorben. Horst
    Seehofer ist immer noch im Amt. Oder:
  • 3:07 - 3:10
    Andreas Scheuer ist immer noch
    Verkehrsminister.
  • 3:10 - 3:16
    Applaus
    Hat hunderte Millionen Euro Steuergeld
  • 3:16 - 3:20
    verbraten, ist immer noch im Amt. Oder:
    Sie. Angeblich Umweltministerin? Ich weiß
  • 3:20 - 3:23
    ja nicht, wie es euch geht, aber:
    Klimakrise? Eigentlich müsste man was aus
  • 3:23 - 3:27
    dem Umweltministerium hören. Ich bin mir
    nicht sicher, vielleicht ist das einfach
  • 3:27 - 3:30
    nur Fiktion, und die gibt's nicht
    wirklich. Wenn wir uns die
  • 3:30 - 3:33
    Bundesministerien anschauen und die
    Ressourcen uns anschauen, können wir
  • 3:33 - 3:36
    allein schon mit Blick auf die
    Organigramme, die internen Strukturen
  • 3:36 - 3:41
    sehen, wie sie gewachsen sind. Das ist das
    Innenministerium vor 20 Jahren. Das ist es
  • 3:41 - 3:46
    jetzt. Vor 20 Jahren so. Jetzt so. Damals
    4 Staatssekretäre, jetzt 8. Wir sehen,
  • 3:46 - 3:50
    dass das auch dazu führt, dass die
    Exekutive sich anders verhält gegenüber
  • 3:50 - 3:55
    anderen Gewalten im Staate, also gegenüber
    den Parlamenten, gegenüber der Justiz. Wir
  • 3:55 - 3:59
    sehen zum Beispiel, dass das
    Innenministerium solche Kampagnen fährt,
  • 3:59 - 4:03
    um Leute davon abzuhalten, in Deutschland
    zu bleiben. Und wir sehen, dass da noch
  • 4:03 - 4:07
    ein paar Tricks mit dabei sind. Wir haben
    dieses Jahr ein paar Dokumente
  • 4:07 - 4:11
    veröffentlicht, dazu, interne Konzepte zu
    dieser abscheulichen Kampagne, in der zum
  • 4:11 - 4:14
    Beispiel drinstand, dass das
    Innenministerium einen Politikeransatz
  • 4:14 - 4:18
    gebucht hat. Was heißt das? Die haben
    nicht nur einfach plakatiert im
  • 4:18 - 4:22
    Innenstadtbereich von verschiedenen
    Städten, sondern gezielt Orte angewählt,
  • 4:22 - 4:26
    wo Politiker arbeiten, vor Ministerien,
    vor dem Parlament, haben sie plakatiert,
  • 4:26 - 4:29
    sind also selbst zum politischen Akteur
    geworden. Und nicht nur das. Es gab eine
  • 4:29 - 4:33
    Kleine Anfrage im Bundestag dazu. Was hat
    das Innenministerium gemacht? Hat einfach
  • 4:33 - 4:37
    geleugnet, dass es das gemacht hat. Das
    heißt, nicht nur wird das Innenministerium
  • 4:37 - 4:42
    hier zum politischen Akteur, es belügt
    auch noch die Legislative. Oder das hier:
  • 4:42 - 4:46
    Das Innenministerium geht inzwischen dazu
    über, schon eigene Gesetze zu schreiben.
  • 4:46 - 4:49
    Im Bereich des Wahlrechts, eigentlich
    ja traditionell etwas, was die
  • 4:49 - 4:53
    Parlamente machen. Aber in diesem Fall die
    Änderung des Europawahlrechts will jetzt
  • 4:53 - 4:57
    das Innenministerium mitbestimmen, will
    außerdem den Gesetzentwurf, den sie dazu
  • 4:57 - 5:00
    geschrieben haben, nicht herausgeben.
    Deswegen haben wir sie verklagt. Wir sehen
  • 5:00 - 5:04
    es im Kleineren auch in der Frage, wie
    sich das Innenministerium vor Gericht
  • 5:04 - 5:08
    verhält. Wir hatten dieses Jahr ein paar
    Verfahren gegen das Innenministerium und
  • 5:08 - 5:11
    das war ganz interessant, wie die so
    argumentiert haben. In einem Fall haben
  • 5:11 - 5:15
    sie über mich geschrieben, ich sei nicht
    Journalist, sondern nur Blogger. Warum?
  • 5:15 - 5:19
    Weil ich als Journalist, wenn ich so
    gewertet werde, mehr Auskunftsrechte habe.
  • 5:19 - 5:22
    Da sagt das Innenministerium: Bin ich
    nicht. Paar Wochen später, anderes
  • 5:22 - 5:26
    Verfahren. Das Innenministerium sagt, der
    Kläger als freier Journalist, das bin ich,
  • 5:26 - 5:30
    hat ein wirtschaftliches Interesse, muss
    mehr Gebühren zahlen. Das heißt eine ganz
  • 5:30 - 5:34
    interessante Frage: Wer setzt sich hier
    durch? Das Innenministerium oder das
  • 5:34 - 5:36
    Innenministerium? Ich setz aufs
    Innenministerium.
  • 5:36 - 5:45
    Applaus
    Oder das: Gerichte ordnen an, dass Leute
  • 5:45 - 5:49
    nicht abgeschoben werden dürfen, die
    Exekutive setzt sich darüber hinweg,
  • 5:49 - 5:54
    ignoriert einfach Gerichtsurteile. Oder:
    Die Gerichte ordnen an, dass Fahrverbote
  • 5:54 - 5:58
    angeordnet werden müssen. Und die Politik?
    Die setzt das nicht um. Deswegen
  • 5:58 - 6:02
    vielleicht 2020, das Jahr, in dem Markus
    Söder in Haft kommt. Wer weiß?
  • 6:02 - 6:09
    Applaus
    Übrigens aber nicht nur Söder, sondern
  • 6:09 - 6:13
    auch der Ministerpräsident von Baden-
    Württemberg, den betrifft das auch.
  • 6:13 - 6:17
    Kretschmann, wer den nicht kennt, das ist
    der Ministerpräsident der CDU.
  • 6:17 - 6:24
    Gelächter und Applaus
    Angesichts dieses Machtzuwachses,
  • 6:24 - 6:30
    angesichts dieses veränderten
    Machtgleichgewichts, glaube ich, müssen
  • 6:30 - 6:33
    wir nach mehr Mitteln suchen, wie wir
    tatsächlich noch auf Augenhöhe mit dem
  • 6:33 - 6:37
    Staat agieren können. Ich glaube, das
    Informationsfreiheitsgesetz bietet eine
  • 6:37 - 6:41
    solche Möglichkeit zumindest im Kleinen,
    weil man selbst entscheiden kann, wann man
  • 6:41 - 6:45
    angreift. Man kann selbst Informationen
    anfragen und alles, was eine Behörde tun
  • 6:45 - 6:50
    kann, ist, den Status quo zu verteidigen.
    Darüber hinaus kann man aber vor Gericht
  • 6:50 - 6:54
    ziehen, und vor Gericht zählt – zumindest
    idealerweise – das bessere Argument. Und
  • 6:54 - 6:58
    es ist kein Zufall, dass Tony Blair in
    seiner Autobiografie über das britische
  • 6:58 - 7:01
    Informationsfreiheitsgesetz geschrieben
    hat, dass das die schlechteste
  • 7:01 - 7:05
    Entscheidung seiner Amtszeit war, das
    einzuführen. Also nicht etwa der Irak-
  • 7:05 - 7:09
    Krieg, sondern die Einführung des
    britischen Informationsfreiheitsgesetzes.
  • 7:09 - 7:12
    Und es ist auch kein Wunder, dass die
    progressiven Gesetze in diesem Bereich
  • 7:12 - 7:16
    nicht aus der Verwaltung selbst kommen,
    sondern aus anderen Bereichen wie zum
  • 7:16 - 7:19
    Beispiel in Hamburg. Das
    Transparenzgesetz, das vom CCC mit
  • 7:19 - 7:23
    initiiert eingeführt wurde. Das haben wir
    uns dieses Jahr zum Vorbild genommen in
  • 7:23 - 7:27
    Berlin, haben ein Volksbegehren gestartet
    für ein Transparenzgesetz in einem Bündnis
  • 7:27 - 7:31
    mit knapp 40 Organisationen – der
    CCC gehört auch dazu –, wo wir ein
  • 7:31 - 7:35
    Transparenzgesetz geschrieben haben, ein
    eigenes Gesetz, das so progressiv ist, wie
  • 7:35 - 7:40
    es sein kann heutzutage, um mal
    klarzumachen, wie denn eigentlich eine
  • 7:40 - 7:44
    Transparenz-Gesetzgebung aussehen sollte.
    Nicht nur das. Wir haben über 30.000
  • 7:44 - 7:48
    Unterschriften dafür gesammelt, sodass
    jetzt der Senat wirklich ganz formell
  • 7:48 - 7:51
    prüfen muss, ob sie dieses Gesetz
    übernehmen. Entweder sie machen das, oder
  • 7:51 - 7:55
    sie machen’s nicht. Wenn sie’s nicht
    tun, sammeln wir im nächsten Schritt
  • 7:55 - 7:59
    170.000 Unterschriften. Dann gibt’s eine
    Volksabstimmung. Und das Transparenzgesetz
  • 7:59 - 8:07
    in Berlin kommt auf jeden Fall.
    Applaus
  • 8:07 - 8:11
    Was hat sich noch getan?
    Transparenzgesetze gibt es jetzt immer ein
  • 8:11 - 8:15
    paar mehr. In Thüringen gibt es jetzt ein
    sogenanntes Transparenzgesetz. Das wird so
  • 8:15 - 8:19
    genannt, ist leider aber nicht so wirklich
    eins. Aber wie auch immer, es geht voran.
  • 8:19 - 8:23
    Sachsen will tatsächlich im kommenden Jahr
    sich auch ein Transparenzgesetz geben. Und
  • 8:23 - 8:27
    dann gäbe es tatsächlich nur noch zwei
    Bundesländer ohne irgendein Gesetz zum
  • 8:27 - 8:31
    Informationszugang. Und wenn wir uns das
    in Europa noch einmal anschauen, macht das
  • 8:31 - 8:35
    nochmal sehr deutlich, was das bedeutet.
    In Deutschland, Sachsen, Niedersachsen und
  • 8:35 - 8:40
    Bayern ohne Informationsfreiheitsgesetz.
    Auf Europa-Ebene sind es Weißrussland und
  • 8:40 - 8:45
    Österreich. Das heißt, ein Regime, das
    sich in letzter Zeit, in den letzten
  • 8:45 - 8:49
    Jahren, nur deswegen an der Macht halten
    konnte, weil es von Putin geschmiert wird,
  • 8:49 - 8:57
    und Weißrussland.
    Gelächter und Applaus
  • 8:57 - 8:59
    Aber Informationsfreiheitsgesetz ist
    natürlich nicht gleich
  • 8:59 - 9:03
    Informationsfreiheitsgesetz, wir sind
    gleichzeitig auch im Backlash aus der
  • 9:03 - 9:06
    Verwaltung. In Hamburg ist dieses Jahr
    passiert, dass durch den grünen
  • 9:06 - 9:10
    Justizsenator eine Einschränkung und eine
    Verschlimmbesserung des dortigen
  • 9:10 - 9:14
    Transparenzgesetzes passiert ist. Das
    Datenschutzniveau für Antragsteller zum
  • 9:14 - 9:17
    Beispiel deutlich gesenkt wurde. Und wir
    haben auf Bundesebene gesehen, dass das
  • 9:17 - 9:21
    Finanzministerium durch einen kleinen
    Zusatz in einem Gesetz, wo es gar nicht um
  • 9:21 - 9:25
    Informationsfreiheit ging, nämlich in ’nem
    E-Mobilitätsgesetz eine Ausnahme
  • 9:25 - 9:28
    reingeschrieben hat zur Beratung von
    Bundes- und Landesfinanzbehörden. Das
  • 9:28 - 9:32
    bedeutet, dass zum Beispiel
    Beratungsunterlagen zu Cum-Ex in Zukunft
  • 9:32 - 9:35
    nicht mehr herausgegeben werden, weil das
    in einem Gesetz versteckt so eingebaut
  • 9:35 - 9:40
    wurde. Und das ist alleine nur die
    Gesetzesseite. Und ich glaub das sehe ich
  • 9:40 - 9:44
    so an mir. Wir fokussieren uns wahnsinnig
    stark auf die Gesetzesebene. Was steht in
  • 9:44 - 9:48
    einem Gesetzestext? Das kenne ich auch so
    aus Sicherheitsgesetzen. Wir schauen uns
  • 9:48 - 9:52
    eigentlich zu wenig an: Was passiert denn
    danach eigentlich? Was ist die
  • 9:52 - 9:55
    Gesetzeswirklichkeit? Wir versuchen im
    Bereich der Informationsfreiheit ein paar
  • 9:55 - 9:59
    Gesetze, die es eigentlich gibt, die sehr
    progressiv sind, mehr noch mal in die
  • 9:59 - 10:03
    Praxis zu bringen. Zum Beispiel das
    Bundesarchivgesetz, was schon sehr viel
  • 10:03 - 10:07
    von Historiker*innen genutzt
    wird, aber noch viel zu wenig
  • 10:07 - 10:10
    glaub ich von Journalist*innen.
    Wir haben in diesem Jahr zum
  • 10:10 - 10:13
    Beispiel Dokumente veröffentlicht zu
    Kronprinz Wilhelm, also von den
  • 10:13 - 10:18
    Hohenzollern, der ja gerade versucht,
    Entschädigungen zu kriegen vom deutschen
  • 10:18 - 10:22
    Staat, weil die Hohenzollern enteignet
    wurden. Wir haben ein paar Briefe
  • 10:22 - 10:26
    veröffentlicht von den Hohenzollern an
    Hitler, wo zum Beispiel sehr klar
  • 10:26 - 10:30
    drinsteht, wie eng eigentlich die
    Beziehung zwischen den Königlichen und den
  • 10:30 - 10:34
    Nationalsozialisten war. Und wenn man sich
    das so anschaut, finde ich, sollten die
  • 10:34 - 10:38
    Hohenzollern eigentlich dankbar sein, dass
    sie nur enteignet wurden.
  • 10:38 - 10:45
    Applaus
    Wir haben im Sommer ein bisschen was
  • 10:45 - 10:48
    veröffentlicht zu Bahlsen und der
    Vergangenheit von Bahlsen. Ein paar
  • 10:48 - 10:52
    Dokumente zu Zwangsarbeiterrekrutierung
    von Bahlsen veröffentlicht und zu
  • 10:52 - 10:58
    Fabriken, die Bahlsen in der Ukraine
    okkupiert hat und da dann mit
  • 10:58 - 11:01
    Zwangsarbeitern ausgestattet hat. Das hat
    dazu geführt, dass Bahlsen im Sommer
  • 11:01 - 11:05
    angekündigt hat, eine Historikerkommission
    zu gründen. Und wir haben ein paar erste
  • 11:05 - 11:09
    Dokumente dazu schon veröffentlicht.
    Außerdem haben wir das
  • 11:09 - 11:12
    Verbraucherinformationsgesetz in diesem
    Jahr ein bisschen wachgeküsst.
  • 11:12 - 11:16
    Verbraucherinformationsgesetz, ein
    Spezialgesetz aus dem Verbraucherschutz-
  • 11:16 - 11:19
    Bereich, das eigentlich dazu führen soll,
    dass es ein höheres Niveau an
  • 11:19 - 11:23
    Verbraucherschutz gibt, aber bisher kaum
    genutzt. Wir haben ne Online-Plattform
  • 11:23 - 11:27
    gebaut namens Topf Secret zusammen mit
    Foodwatch, wo es darum ging, dass man im
  • 11:27 - 11:32
    Prinzip jedes Restaurant, Café, Imbiss
    anklicken kann und dann mit zwei Klicks
  • 11:32 - 11:36
    eine VIG-Anfrage, eine
    Verbraucherinformationsgesetz-Anfrage, an
  • 11:36 - 11:40
    die zuständige Behörde schicken kann. Das
    hat dann dazu geführt, dass das ein paar
  • 11:40 - 11:44
    Leute gemacht haben. So als Beispiel VIG-
    Anträge in Bayern gab es in den letzten
  • 11:44 - 11:48
    Jahren 60, 90, in diesem Jahr ein paar
    mehr.
  • 11:48 - 11:56
    Lachen und Applaus
    Bundesweit waren es knapp 40.000
  • 11:56 - 12:00
    Anfragen. Da ist ordentlich was in
    Bewegung gekommen. Berlin hat jetzt ein
  • 12:00 - 12:04
    Gesetzgebungsverfahren gestartet, damit
    Hygienekontrollberichte in Zukunft an den
  • 12:04 - 12:08
    Ladentüren von Restaurants und Imbissen
    direkt draußen dran stehen. So soll es ja
  • 12:08 - 12:11
    auch sein. Das sollte man nicht mehr
    anfragen müssen. Es sollte direkt online
  • 12:11 - 12:14
    sein.
    Applaus
  • 12:14 - 12:18
    Unser größter Gegenspieler in diesem
    Bereich ist die Dehoga, der
  • 12:18 - 12:21
    Gaststättenverband in dem Bereich. Dehoga,
    das ist, glaube ich, eine Abkürzung für
  • 12:21 - 12:24
    deutsche Hooligans im Gaststättengewerbe.
    Lachen
  • 12:24 - 12:28
    Die haben massiv versucht, darauf Einfluss
    zu nehmen. Die haben z. B. ans
  • 12:28 - 12:32
    Landwirtschaftsministerium geschrieben und
    haben versucht, das verbieten zu lassen.
  • 12:32 - 12:35
    Wir wissen das, weil wir alle internen
    Unterlagen des Landwirtschaftsministeriums
  • 12:35 - 12:39
    dazu angefragt haben. Und da steht auch
    drin, dass das Landwirtschaftsministerium
  • 12:39 - 12:43
    das abgelehnt hat. Aber die Dehoga ist
    dann ein bisschen weiter gegangen, hat
  • 12:43 - 12:46
    seine Mitgliedsunternehmen, die
    Lebensmittelbetriebe, dazu animiert, Klage
  • 12:46 - 12:50
    einzureichen. Es gibt in Deutschland über
    200 Klagen gegen Topf Secret in allen
  • 12:50 - 12:54
    möglichen Kommunen, die aber alle
    letztlich erfolglos sein werden.
  • 12:54 - 12:58
    Transparenz wird sich durchsetzen.
    Stattdessen hat sich so eine kleine
  • 12:58 - 13:01
    Industrie darum gebildet. Also es gibt
    jetzt Kommunikationsberater, die eigene
  • 13:01 - 13:05
    Seminare anbieten. Ich habe eine Topf-
    Secret-Anfrage bekommen. Was mache ich
  • 13:05 - 13:08
    jetzt damit? Und es gibt auch
    Anwaltskanzleien, die mit dem Schmutz in
  • 13:08 - 13:13
    Lebensmittelbetrieben Geld verdienen,
    darunter Gleiss Lutz. Das größere Problem
  • 13:13 - 13:19
    in dem Bereich ist aber tatsächlich, wenn
    Behörden Anfragen überhaupt gar nicht
  • 13:19 - 13:23
    beantworten. Wir sehen es, dass Behörden
    teilweise sagen: Ja, da wär unser
  • 13:23 - 13:29
    Kerngeschäft, unsere Kernaufgabe in
    Gefahr, wenn wir jetzt solche Antworten
  • 13:29 - 13:33
    auch noch dazu machen müssen. Und was das
    große Missverständnis dabei ist, glaube
  • 13:33 - 13:37
    ich, dass Antworten auf Bürgeranfragen
    eigentlich eine Kernaufgabe der Verwaltung
  • 13:37 - 13:42
    ist. Das muss sie allmählich lernen.
    Applaus
  • 13:42 - 13:48
    Und deswegen ziehen wir auch vor Gericht.
    Wir haben angefangen, dieses Jahr massiv
  • 13:48 - 13:52
    Untätigkeitsklagen bei fehlender Antwort
    einzureichen, waren damit auch sehr
  • 13:52 - 13:55
    erfolgreich. Und wir wollen das nächstes
    Jahr weitestgehend automatisieren. Da
  • 13:55 - 13:59
    arbeiten wir grad dran, dass bei jeder
    Anfrage, die nach 3 Monaten keine
  • 13:59 - 14:03
    Antwort bekommen hat, eine Klage folgt.
    Und ich glaube, das kann tatsächlich zu
  • 14:03 - 14:09
    einem Gamechanger werden in dem Bereich.
    Applaus
  • 14:09 - 14:15
    Und wir haben da noch was. Wir haben
    gerade ein paar Anfragen rumliegen, die
  • 14:15 - 14:19
    sind jetzt fast ein Jahr alt. Vom
    Verkehrsministerium. Denn der eine Ort,
  • 14:19 - 14:24
    wo Andreas Scheuer ein Tempolimit
    durchsetzt, das ist seine eigene Behörde,
  • 14:24 - 14:28
    und wir wollen dabei Untätigkeitsklage
    einreichen gegen das Verkehrsministerium.
  • 14:28 - 14:32
    Wir wollen das aber nicht einfach nur so
    machen. Wir wollen ne Glückwunschkarte
  • 14:32 - 14:35
    schicken, und es gibt so
    Glückwunschkarten, da kann man raufsingen.
  • 14:35 - 14:40
    Das würden wir gern einmal machen mit euch
    allen zusammen. Und zwar Folgendes: Ich
  • 14:40 - 14:43
    singe das einmal vor und dann können wir
    es gleich alle zusammen singen. Happy
  • 14:43 - 14:51
    birthday to you. Happy birthday to you.
    Wir verklagen euch, Ministerium. Wir sehen
  • 14:51 - 15:00
    uns vor Gericht. Okay? Gut. Ich zähl 1,
    2 … Was? Achso den Text. Ja, den mache ich
  • 15:00 - 15:04
    noch. Genau, dann vergesst ihr’s nicht.
    1, 2, 3 und dann singen wir alle zusammen,
  • 15:04 - 15:12
    und du nimmst das auf, ja? 1, 2, 3.
    Publikum: Happy birthday to you. Happy
  • 15:12 - 15:23
    birthday to you. Wir verklagen euch,
    Ministerium. Wir sehen uns vor Gericht.
  • 15:23 - 15:30
    Applaus
    Arne: Mal abspielen?
  • 15:30 - 15:43
    Karte: Happy birthday to you.
    Arne: Ja, gut. Stefan Wehrmeyer, Gründer
  • 15:43 - 15:51
    und Entwickler von Frag den Staat.
    Applaus
  • 15:51 - 15:56
    Das Mauern muss weg und ich glaube in den
    nächsten Jahren, gerade angesichts der
  • 15:56 - 16:00
    Ressourcen, die in die Exekutive fliegen,
    werden wir noch größere Kämpfe darüber
  • 16:00 - 16:04
    haben, wer denn eigentlich Zugriff auf
    Informationen hat, wer sie kontrolliert.
  • 16:04 - 16:08
    Und das werden paar sehr harte Kämpfe. Das
    haben wir dieses zum Beispiel gesehen im
  • 16:08 - 16:12
    Zusammenhang mit dem Hambacher Forst. Wir
    haben viel mit Aktivistinnen grad so aus
  • 16:12 - 16:16
    dem Bereich zusammengearbeitet und haben
    gemerkt, dass die Suche nach Informationen
  • 16:16 - 16:20
    in diesem Bereich auch eine therapeutische
    Wirkung haben kann. Gerade bei der Räumung
  • 16:20 - 16:24
    vom Hambacher Forst sind viele Leute
    traumatisiert worden, auch weil sie gar
  • 16:24 - 16:27
    nicht wissen: Wer ist denn eigentlich
    dafür verantwortlich gewesen? Wie waren
  • 16:27 - 16:30
    die Entscheidungswege? Und in dem
    Zusammenhang ist die Suche nach
  • 16:30 - 16:35
    Information, glaube ich, etwas wirklich
    Sinnstiftendes. Es geht darum, wie man im
  • 16:35 - 16:39
    Englischen sagt, making sense of the
    world, also einen Sinn zu erzeugen. Und
  • 16:39 - 16:43
    insofern ist das, glaube ich, ein
    Grundbedürfnis von vielen Menschen, zu
  • 16:43 - 16:46
    verstehen, wie denn eigentlich politische
    Entscheidungen zustande kommen. Ein
  • 16:46 - 16:50
    bisschen krasseres Beispiel dazu noch aus
    Mexiko. Da gibt es zurzeit ein Projekt,
  • 16:50 - 16:53
    das sammelt per
    Informationsfreiheitsanfrage die Standorte
  • 16:53 - 16:58
    von Massengräbern aus den Drogenkriegen.
    Auch das glaube ich ganz klar so ein Bild
  • 16:58 - 17:04
    dafür, wie wichtig, wie sinnstiftend die
    Suche nach Informationen ist. Es gab in
  • 17:04 - 17:09
    dem Zusammenhang, und ich glaube, das ist
    hier dann auch etwas, was viele Menschen
  • 17:09 - 17:12
    traumatisiert hat die Frage: Was haben die
    Geheimdienste denn eigentlich in
  • 17:12 - 17:16
    Deutschland so in den letzten Jahren
    verzapft? Was hat der NSU verzapft? Wer
  • 17:16 - 17:20
    hat da vielleicht von gewusst? Früher
    schon. Die Welt hat ein sehr wichtiges
  • 17:20 - 17:24
    Urteil in diesem Jahr errungen zu Uwe
    Mundlos, also einem der NSU-Terroristen.
  • 17:24 - 17:28
    Und ich glaube, da wird in den nächsten
    Jahren noch mehr kommen, auch weil wir
  • 17:28 - 17:33
    relativ viel gezielt gegen Geheimdienste
    klagen. Wir haben dieses Jahr ein paar
  • 17:33 - 17:37
    Prozesse gehabt, zum Beispiel gegen den
    sogenannten Verfassungsschutz in Berlin.
  • 17:37 - 17:42
    Da sind wir vors Verwaltungsgericht in
    Berlin gezogen. Das hat festgestellt, dass
  • 17:42 - 17:45
    grundsätzlich der Verfassungsschutz in
    Berlin Auskunft geben muss. Auf Anfrage
  • 17:45 - 17:50
    von Umweltinformation. Also Check, eine
    Klage gewonnen und haben gegen den
  • 17:50 - 17:54
    Bundesnachrichtendienst geklagt. In
    Leipzig hat das Bundesverwaltungsgericht
  • 17:54 - 17:57
    entschieden, dass auch der BND
    grundsätzlich Auskunft geben muss. Auf
  • 17:57 - 18:02
    Anfrage nach Umweltinformationen und nicht
    nur das. Es muss auch Antragstellern
  • 18:02 - 18:06
    Hilfestellung geben bei den Anträgen. Und
    das wird ja noch sehr interessant im
  • 18:06 - 18:11
    kommenden Jahr wie das aussieht. Das
    übrigens ein Bild von uns. Einer davon ist
  • 18:11 - 18:15
    unser Anwalt.
    Lachen und Applaus
  • 18:15 - 18:22
    Damit sind wir glaub ich bei einem der
    zentralen Themen in diesem Jahr, nämlich
  • 18:22 - 18:26
    Urheberrecht. Und bei der
    Urheberrechtsreform, der Richtlinie, ging
  • 18:26 - 18:29
    es ja auch viel um die Frage: Wer
    kontrolliert denn eigentlich den Zugang
  • 18:29 - 18:32
    und die Weiterverbreitung von
    Informationen? Wir haben dazu immer mal
  • 18:32 - 18:36
    wieder ein paar Beispiele von Frag den
    Staat, wo Leute Anfragen stellen und dann
  • 18:36 - 18:40
    durch Urheberrecht entstellte Antworten
    bekommen. Zum Beispiel vom Schleswig-
  • 18:40 - 18:46
    Holsteiner Bildungsministerium, das in
    diesem Jahr ein paar Anfragen beantworten
  • 18:46 - 18:50
    musste zu Abituraufgaben. Die haben ein
    paar Abiturausgaben der letzten Jahre
  • 18:50 - 18:54
    herausgegeben und hatten aber so viel
    Angst vor dem Urheberrecht, dass sie die
  • 18:54 - 18:57
    Quellen da drin immer alle geschwärzt
    haben. Und das sah dann so aus, zum
  • 18:57 - 19:02
    Beispiel. Das ist ein Goethe von vor ein
    paar hundert Jahren geschwärzt. Dann sah
  • 19:02 - 19:07
    das so aus: ein Brecht, schlechte Zeit für
    Lyrik. Ich würde ja sagen eher gute Zeit
  • 19:07 - 19:11
    für Lyrik, wenn man so etwas bekommt. Und
    das ist ein Eichendorff, der ist so schön
  • 19:11 - 19:15
    entstellt. Das ist, glaube ich, sogar
    schöner als das Original. Wir fanden das
  • 19:15 - 19:18
    so schön und haben eine kleine Kunst
    Edition gemacht. Die könnt ihr euch
  • 19:18 - 19:23
    besorgen und auch aufhängen. Ein bisschen
    krasser in dem Fall ist aber natürlich die
  • 19:23 - 19:28
    Frage, was passiert, wenn Behörden das
    Urheberrecht einsetzen, um damit andere
  • 19:28 - 19:32
    Dinge zu tun, zum Beispiel zu zensieren?
    Wir hatten in diesem Jahr einen relativ
  • 19:32 - 19:36
    prominenten Fall dazu mit dem
    Bundesinstitut für Risikobewertung. Das
  • 19:36 - 19:40
    gehört zum Landwirtschaftsministerium und
    hatte ein Gutachten gemacht zu Glyphosat,
  • 19:40 - 19:44
    also zur Frage, was für Krebsrisiken es
    gibt, wenn man das einsetzt. Und wir haben
  • 19:44 - 19:48
    das angefragt, haben es auch bekommen.
    Sechs Seiten, allerdings mit einem Satz
  • 19:48 - 19:52
    dazu: Das BfR hat uns geschrieben „Sie
    bekommen das jetzt hier einzeln, Sie
  • 19:52 - 19:57
    dürfen es aber nicht veröffentlichen.“ Also
    haben wir es veröffentlicht, und dann ist
  • 19:57 - 20:01
    das BfR auch gegen uns vorgegangen. Hätte
    man das ahnen können? Ja, weiß ich nicht.
  • 20:01 - 20:05
    Aber das war die URL von dem ganzen Ding.
    Also vielleicht hätten wir das ahnen
  • 20:05 - 20:13
    können.
    Gelächter und Applaus
  • 20:13 - 20:17
    Und was hat dieses Bundesinstitut, was hat
    das BfR, gemacht? Das ist eigentlich in
  • 20:17 - 20:20
    den Full-Alman-Modus gegangen und hat
    gesagt: „Sie begehen eine
  • 20:20 - 20:25
    Urheberrechtsverletzung. Sie haben uns ins
    Gericht gefilmt“, und das ist dann
  • 20:25 - 20:28
    letztlich auch passiert. Wir haben dann
    nämlich Post bekommen von den Abmahn-
  • 20:28 - 20:33
    Anwälten der Bundesregierung, Gleiss Lutz.
    Die sind erst mal zu Gericht gelaufen. Das
  • 20:33 - 20:36
    Gericht hat gesagt: Einstweilige
    Anordnung. Ihr müsst das runter nehmen.
  • 20:36 - 20:40
    Das heißt, wir mussten dieses Gutachten
    tatsächlich erstmal runternehmen und haben
  • 20:40 - 20:44
    uns gefragt: So, was können wir dann als
    nächstes machen? Ja, ok, wir dürfen es
  • 20:44 - 20:48
    nicht veröffentlichen, aber wir haben es
    natürlich einzeln bekommen. Deswegen darf
  • 20:48 - 20:51
    jede Person das einzeln bekommen. Also
    haben wir ein Formular gebastelt. Mit
  • 20:51 - 20:55
    2 Klicks konnte man dieses Gutachten auch
    anfragen, was dazu geführt hat, dass
  • 20:55 - 21:00
    innerhalb des ersten Tages 18 000 Leute
    dieses Gutachten auch angefragt haben.
  • 21:00 - 21:09
    Applaus
    Und um das vielleicht ins Verhältnis zu
  • 21:09 - 21:15
    setzen: Gewöhnlich kriegt das BfR so 2, 3
    IFG-Anfragen pro Jahr. Jetzt also 40 000
  • 21:15 - 21:20
    insgesamt innerhalb von ein paar Tagen.
    Und das BfR muss erst mal überlegen:
  • 21:20 - 21:24
    OK, was machen wir? Was sagt das
    Landwirtschaftsministerium zu uns? OK,
  • 21:24 - 21:27
    wir müssen es anscheinend rausgeben,
    haben also eine Allgemeinverfügung
  • 21:27 - 21:31
    gemacht, haben gar nicht allen Leuten
    einzeln geantwortet, sondern nur online
  • 21:31 - 21:34
    quasi bereitgestellt. Ja, wir geben’s
    raus. Aber sie haben das Gutachten nicht
  • 21:34 - 21:38
    allen Leuten einzeln zugeschickt. Was
    haben sie stattdessen gemacht? Sie haben
  • 21:38 - 21:43
    eine Onlineplattform gebaut; haben die
    erstmal in Auftrag gegeben intern. Das hat
  • 21:43 - 21:46
    15 000€ gekostet …
    Gelächter und vereinzelt Applaus
  • 21:46 - 21:52
    … , plus Rechnerkapazitäten von 9,80€.
    Man konnte sich da dann einloggen, wenn
  • 21:52 - 21:57
    man Benutzername und Passwort bekommen
    hat. 7 Tage gültig war dann der Login.
  • 21:57 - 22:02
    Und die haben 15 000€ da investiert,
    haben nochmal über 100 000€ für Anwälte
  • 22:02 - 22:05
    inzwischen ausgegeben, also wirklich
    massiver Ressourceneinsatz, während
  • 22:05 - 22:09
    wir dann so ein bisschen auf Spenden
    angewiesen waren, um überhaupt vor Gericht
  • 22:09 - 22:13
    gehen zu können. Wir haben teilweise
    von jungen Leuten von ihrem Taschengeld
  • 22:13 - 22:16
    Geld bekommen. Ich würde mal sagen:
    The kids are alright.
  • 22:16 - 22:27
    Applaus
    Herzlichen Dank, herzlichen Dank für die
  • 22:27 - 22:31
    Unterstützung. Das hat es uns wirklich
    ermöglicht, da weiterzumachen. Wenn man
  • 22:31 - 22:34
    sich da eingeloggt hat auf dieser Online-
    Plattform vom BfR, dann, wenn man es
  • 22:34 - 22:38
    geschafft hat, sah das so aus. So ein
    beklopptes Wasserzeichen drüber, wenn man
  • 22:38 - 22:42
    sich das Gutachten dann anschauen wollte -
    das waren sechs JPEGs und der Rechtsklick
  • 22:42 - 22:46
    war dann disabled, damit man’s sich nicht
    runterladen kann. Das sah dann so aus, so
  • 22:46 - 22:50
    mit Artefakten. Und es haben uns viele
    Leute kontaktiert, die gesagt haben: „Ja,
  • 22:50 - 22:54
    ich habe eine Seheinschränkung und ich
    brauche Hilfsmittel. Ich kann das gar
  • 22:54 - 22:58
    nicht lesen.“ Wir haben uns gemeinsam mit
    diesen Leuten an den Bundesbeauftragten
  • 22:58 - 23:00
    für die Belange von Menschen mit
    Behinderung gewandt.
  • 23:00 - 23:09
    Gelächter und Applaus
    Und der hat jetzt ein Verfahren
  • 23:09 - 23:13
    eingeleitet gegen das BfR, weil es gegen
    Vorgaben zur Barrierefreiheit verstoßen
  • 23:13 - 23:16
    hat.
    Gelächter und Applaus
  • 23:16 - 23:22
    Das war aber nicht das einzige Problem mit
    dieser Online-Plattform, die das BfR da
  • 23:22 - 23:25
    gebaut hat. Es gab noch andere
    Probleme, die sie hatten.
  • 23:25 - 23:27
    Lachen
    Die Datenbank dahinter war mit dem
  • 23:27 - 23:31
    Passwort „doof“ geschützt, und die Idee
    dahinter war natürlich, dass Leute sich
  • 23:31 - 23:35
    das nicht runterladen können, um es weiter
    zu verbreiten. Und Stefan hat sich da mal
  • 23:35 - 23:42
    zwei Stunden hingesetzt. Am ersten Tag hat
    er was gebaut. Das sah dann so aus. Man
  • 23:42 - 23:47
    konnt sich das einfach von Frag den Staat
    einholen, dann hat er sich eingeloggt mit
  • 23:47 - 23:50
    den Zugangsdaten, hat die JPEGs
    runtergeladen, hat die konvertiert in ein
  • 23:50 - 23:57
    PDF und dann, zack, war es da. Ich bin
    kein Jurist, aber ich glaube, ich glaube,
  • 23:57 - 24:00
    die Katze hat gerade eine
    Urheberrechtsverletzung begangen, bin mir
  • 24:00 - 24:05
    aber nicht ganz sicher. Was ist dann
    passiert? Die FAZ hat darüber berichtet,
  • 24:05 - 24:09
    und das war ein ganz interessanter Moment,
    weil dann im Landwirtschaftsministerium,
  • 24:09 - 24:12
    das ja zuständig ist, die Alarmglocken
    angegangen sind. Warum wissen wir das? Wir
  • 24:12 - 24:16
    haben natürlich sämtliche internen
    Unterlagen des Landwirtschaftsministeriums
  • 24:16 - 24:20
    dazu angefragt, und da sah es dann intern
    so aus, dass die massive Kritik auch in
  • 24:20 - 24:24
    der als gemäßigt zu sehenden Presse
    geeignet ist, die Glaubwürdigkeit des BfR
  • 24:24 - 24:28
    nachhaltig zu beschädigen.
    Landwirtschaftsministerium hat trotzdem
  • 24:28 - 24:32
    nichts gemacht. Das BfR ist einfach so
    weitergegangen und das ganze Verfahren
  • 24:32 - 24:36
    nahm seinen Lauf. Wir sind natürlich gegen
    die einstweilige Verfügung vorgegangen,
  • 24:36 - 24:40
    auch weil wir uns die gegnerische Kanzlei,
    die Abmahnkanzlei, ein bisschen genauer
  • 24:40 - 24:47
    angeschaut haben. Äh, falsches Slide, ne?
    Ja. Gleiss Lutz ist gegen uns mit ziemlich
  • 24:47 - 24:51
    aggressiven Schriftsätzen so vorgegangen.
    Und wenn man sich deren Webseite anschaut,
  • 24:51 - 24:55
    steht da ganz groß „Exzellenz hat einen
    Namen – Gleiss Lutz“. Was machen die
  • 24:55 - 24:58
    sonst? Die machen, die vertreten
    Volkswagen in Dieselsachen, die vertreten
  • 24:58 - 25:02
    Foodora gegen Betriebsräte, die vertreten
    Bertelsmann und auch die Bundesregierung.
  • 25:02 - 25:06
    Wenn man ein bisschen runterscrollt auf
    deren Websites, sieht man: Die ziehen alle
  • 25:06 - 25:10
    an einem Strang. Was man nicht sieht, ist
    was auf der anderen Seite vom Strang ist.
  • 25:10 - 25:12
    Das sieht nämlich so aus dann.
    Gelächter
  • 25:12 - 25:15
    Und was passiert ist in diesem ganzen
    Verfahren ist: Wir haben vom
  • 25:15 - 25:19
    Gerichtsvollzieher die einstweilige
    Verfügung zugestellt bekommen. So ist das
  • 25:19 - 25:22
    dann mit einem gelben Umschlag und die kam
    dann einmal und die kam ein paar Tage
  • 25:22 - 25:26
    später noch mal, hat uns das zugestellt.
    Dann ist sie zu unseren Anwälten gegangen,
  • 25:26 - 25:30
    ist dann nochmal hingegangen, hat das
    insgesamt fünfmal zugestellt, und wir
  • 25:30 - 25:34
    wurden allmählich misstrauisch. Und die
    Gerichtsvollzieherin, die hat das nicht
  • 25:34 - 25:37
    ganz verstanden. Immer wenn die in unser
    Büro kam, haben alle gejubelt und wollten
  • 25:37 - 25:39
    Selfies machen mit der
    Gerichtsvollzieherin.
  • 25:39 - 25:42
    Lachen
    Und wir sind auch inzwischen per Du, ist
  • 25:42 - 25:44
    alles ganz super.
    Lachen
  • 25:44 - 25:48
    Und was natürlich passiert war war dass
    bei diesen 5 Zustellversuchen immer
  • 25:48 - 25:51
    irgendwelche Fehler passiert sind. Die
    haben dann die Seitenreihenfolge
  • 25:51 - 25:55
    vertauscht oder Stempel falsch gesetzt,
    haben immer formelle Fehler gemacht. Das
  • 25:55 - 25:58
    kann man bei so einer einstweiligen
    Verfügung nicht machen. Wir haben das dem
  • 25:58 - 26:02
    Gericht gemeldet, und das Gericht hat nach
    einer Verhandlung entschieden: Alles
  • 26:02 - 26:06
    abgewehrt. Ihr dürft das Ding wieder
    veröffentlichen. Einstweilige Verfügung
  • 26:06 - 26:10
    ist durch. Da kann man ja auch nur sagen:
    Exzellenz hat einen Namen: Gleiss Lutz.
  • 26:10 - 26:17
    Applaus
    Große Frage: Was ist dann passiert? Was
  • 26:17 - 26:37
    hat das BfR gemacht? Das BfR ist natürlich
    einfach weiter vorgegangen gegen uns. Die
  • 26:37 - 26:42
    haben nochmal Klage eingereicht und am
    4.6.2020 wird dieses Verfahren im
  • 26:42 - 26:47
    Hauptsacheverfahren vor dem Landgericht
    Köln entschieden werden. In der ersten
  • 26:47 - 26:51
    Instanz. Aber wir gehen davon aus, dass es
    durch die nächsten, weiteren Instanzen
  • 26:51 - 26:55
    gehen wird. Ich glaub, wenn wir das
    müssen, gehen wir auf jeden Fall zum
  • 26:55 - 26:59
    Europäischen Gerichtshof mit dem Ding,
    weil wir glauben, dass das wirklich eine
  • 26:59 - 27:03
    zentrale Frage ist: Was ist das Verhältnis
    von Urheberrecht und Informationsfreiheit
  • 27:03 - 27:08
    zueinander? Und wenn das Urheberrecht zum
    Zensurheberrecht werden kann, dann ist das
  • 27:08 - 27:11
    ein Riesenproblem. Das sehen übrigens
    nicht nur wir so. Das sieht auch die als
  • 27:11 - 27:14
    gemäßigt zu sehende Presse so.
    Lachen
  • 27:14 - 27:19
    Die unterstützt uns auch dabei, und ich
    glaube, das ist wirklich eine zentrale
  • 27:19 - 27:23
    Frage in den nächsten Jahren, und wir
    gehen da durch alle Instanzen.
  • 27:23 - 27:33
    Applaus
    Und damit komme ich tatsächlich auch schon
  • 27:33 - 27:39
    zum Schlussteil und will mir nochmal eine
    andere Behörde anschauen, nämlich auf EU-
  • 27:39 - 27:44
    Ebene. Ich glaube, was wir in Deutschland
    sehen am Machtgewinn der Exekutive, das
  • 27:44 - 27:49
    sehen wir nochmal potenziert auf EU-Ebene
    – gerade, wenn es um EU-Agenturen geht.
  • 27:49 - 27:54
    Frontex ist so das krasseste Beispiel von
    einer Behörde, die im Prinzip ganz ohne
  • 27:54 - 27:58
    öffentliche Kontrolle agieren kann. Wenn
    wir uns Frontex anschauen, dann sehen wir,
  • 27:58 - 28:01
    dass die in den letzten Jahren immer so
    ein paar Millionen als Budget hatten und
  • 28:01 - 28:05
    in den nächsten Jahren tatsächlich
    Milliardenbudgets haben werden. Frontex
  • 28:05 - 28:08
    wird als europäische Grenzpolizei in
    Zukunft die Möglichkeit haben, sich eigene
  • 28:08 - 28:13
    Flugzeuge, eigene Schiffe, eigene Waffen
    zu kaufen. Der Waffeneinsatz von Frontex-
  • 28:13 - 28:18
    Beamten an der Grenze ist in Zukunft
    erlaubt. Der Chef von Frontex sagt so: „We
  • 28:18 - 28:22
    don't have a military army, but we will
    have, let's say, cilivilian troops wearing
  • 28:22 - 28:28
    a European uniform and for certain
    functions carrying weapons.“ Und wenn
  • 28:28 - 28:32
    Frontex-Beamten im Ausland unterwegs sind,
    dann sind die gar nicht nur beschränkt auf
  • 28:32 - 28:36
    die EU und die EU-Außengrenzen. Sie können
    auch darüber hinaus tätig werden, sind zum
  • 28:36 - 28:40
    Beispiel gerade schon in Albanien
    stationiert, arbeiten dort und sind da
  • 28:40 - 28:45
    auch tatsächlich per Immunität von
    Strafverfolgung geschützt. Das heißt, wenn
  • 28:45 - 28:49
    sie eine Straftat begehen im Ausland, dann
    müsen sie dafür keine negativen
  • 28:49 - 28:53
    Konsequenzen fordern. Und wenn wir uns
    Frontex anschauen, dann ist das eine
  • 28:53 - 28:57
    Behörde, die im Prinzip von keiner Seite
    so richtig kontrolliert wird. Das
  • 28:57 - 29:01
    Europäische Parlament darf mal reinschauen
    ins Budget oder so. Aber hat tatsächlich
  • 29:01 - 29:05
    auch keine richtigen Kontrollfunktion. Ich
    glaube, vor dem Angesicht ist es besonders
  • 29:05 - 29:08
    wichtig, zumindest mit
    Informationsfreiheitsgesetzen zu
  • 29:08 - 29:12
    versuchen, Informationen zu bekommen von
    Frontex. Man kriegt zum Beispiel das hier.
  • 29:12 - 29:16
    So'n paar interne Unterlagen. Das, zum
    Beispiel, ist 'ne Folie, wo Frontex
  • 29:16 - 29:20
    beschreibt, wie sie Abschiebungen
    koordinieren. Frontex koordiniert nämlich
  • 29:20 - 29:25
    die meisten Abschiebeflüge, die aus Europa
    rausgehen. Und ganz schön an diesenm
  • 29:25 - 29:28
    Screenshot finde ich, was da oben für Tabs
    noch offen sind. Nämlich das hier: Warm
  • 29:28 - 29:32
    Light Relaxing Music. Ich glaube, wenn ich
    tausende Menschen abschieben würde, dann
  • 29:32 - 29:37
    bräuchte ich auch relaxing music dafür.
    Ein Riesenproblem bei Frontex ist aber
  • 29:37 - 29:40
    nicht einfach nur, dass sie das machen
    dürfen, sondern dass es regelmäßig
  • 29:40 - 29:43
    Berichte gibt über
    Menschenrechtsverletzungen. Und wir sehen
  • 29:43 - 29:46
    das im Prinzip an so gut wie allen EU-
    Außengrenzen, dass es massive Probleme
  • 29:46 - 29:50
    gibt, weil Leute menschenrechtswidrig
    abgeschoben werden, weil sie misshandelt
  • 29:50 - 29:54
    werden, weil es Riesenprobleme gibt, weil
    sich auch Flüchtlinge nicht an jemanden
  • 29:54 - 29:59
    wenden können, der das dann kontrolliert.
    Und wir haben versucht, in diesem Jahr
  • 29:59 - 30:02
    nochmal ein bisschen verstärkter darauf
    ein bisschen einzugehen mit
  • 30:02 - 30:07
    Informationsfreiheitsanfragen. Auf EU-
    Ebene gibt es ja auch so ein Gesetz. Das
  • 30:07 - 30:11
    haben wir benutzt, um Informationen zu
    kriegen von Frontex zu ihrem Mittelmeer
  • 30:11 - 30:16
    Einsatz. Also Frontex hat eine ganze Menge
    Schiffe im Mittelmeer. Wir wissen aber
  • 30:16 - 30:20
    nicht ganz genau, was sie tun. Und wir
    wollten von Frontex eigentlich nur wissen:
  • 30:20 - 30:23
    Was für Boote habt ihr? Wie heißen die?
    Unter welcher Flagge fahren die? Und
  • 30:23 - 30:27
    Frontex hat gesagt: „Nein, nein,
    öffentliche Sicherheit, das dürft ihr
  • 30:27 - 30:31
    nicht bekommen. Dann werden die
    Terroristen gewinnen.“ Und wir haben uns
  • 30:31 - 30:35
    aber ein bisschen Twitter angeschaut. Ja,
    genau diese Informationen gibt doch
  • 30:35 - 30:39
    Frontex selbst raus. Wenn sie das selbst
    auf Twitter raushauen, dann muss es doch
  • 30:39 - 30:43
    auch die Möglichkeit geben, das einzeln
    anzufragen und zu bekommen. Frontex hat
  • 30:43 - 30:47
    Nein gesagt. Also sind wir vor das
    Europäische Gericht gezogen, zusammen mit
  • 30:47 - 30:50
    Luisa Izuzquiza, einer Kollegin und
    Freundin von uns, und haben Frontex
  • 30:50 - 30:54
    verklagt. Das war tatsächlich die erste
    Klage von ’ner zivilgesellschaftlichen
  • 30:54 - 31:01
    Organisationen gegen Frontex überhaupt.
    Applaus
  • 31:01 - 31:08
    Und wir waren da ziemlich optimistisch.
    Twitter hier, Anklageschrift da. Und was
  • 31:08 - 31:12
    hat das europäische Gericht gemacht? Es
    hat unsere Klage abgewehrt, hat gesagt:
  • 31:12 - 31:16
    „Nee. Wenn Frontex sagt, die öffentliche
    Sicherheit ist in Gefahr, dann wird das
  • 31:16 - 31:20
    schon so sein. Wir vertrauen denen da.“
    Besonders interessantes Detail in dieser
  • 31:20 - 31:24
    Verhandlung war dann, dass ein Kapitän von
    Frontex aufstand – der hatte seine
  • 31:24 - 31:28
    Kapitänsuniform an – und dann sagte der
    Richter erst mal zu dem „Thank you for
  • 31:28 - 31:32
    your service“. Und dann wusste man schon,
    in welche Richtung das geht. Das ist also
  • 31:32 - 31:36
    abgewehrt worden und jetzt ist die große
    Frage: Gehen wir da in Berufung oder
  • 31:36 - 31:40
    nicht? Man kann in Berufung gehen, das ist
    allerdings ziemlich teuer. 10-15 000 €
  • 31:40 - 31:43
    riskieren wir da wahrscheinlich, wenn
    wir vor den Europäischen Gerichtshof
  • 31:43 - 31:50
    ziehen. Und die große Frage ist: Lohnt
    sich das? Sollten wir das tun? Die Antwort
  • 31:50 - 31:54
    gebe ich vielleicht noch nicht komplett
    heraus. Aber ich glaube, ich kann eine
  • 31:54 - 31:58
    geschwärzte Antwort zumindest herausgeben
    auf die Frage „Lohnt sich der Kampf gegen
  • 31:58 - 32:03
    die dunkle Seite?“ Ich würde zumindest
    sagen: Der Kampf, der geht weiter. Vielen
  • 32:03 - 32:04
    Vielen Dank.
  • 32:04 - 32:16
    Applaus
  • 32:16 - 32:22
    Herald: Vielen Dank, Arne.
    Arne: Jo
  • 32:22 - 32:31
    Herald: Wenn ihr Fragen habt an Arne, so
    Stichwort Transparenz, stellt euch doch
  • 32:31 - 32:37
    bitte hinter die Mikrofone oder stellt die
    Frage im Internet beim Signal-Angel. Wir
  • 32:37 - 32:45
    haben noch knapp acht Minuten für Fragen.
    Signal-Angel, hattest du was gefunden?
  • 32:45 - 32:54
    Signal-Angel: Das Internet möchte so ein
    bisschen vielleicht doch den Teufel an die
  • 32:54 - 32:58
    Wand malen. Es möchte nämlich gerne
    wissen: Was passiert denn, wenn ein
  • 32:58 - 33:03
    Ministerium eine IFG-Anfrage
    an Frag den Staat stellt?
  • 33:03 - 33:09
    Arne: Also eine gesetzliche Grundlage für
    Anfragen gibt es natürlich nicht. Es
  • 33:09 - 33:13
    passiert immer mal wieder, dass die dann
    fragen: „Ja, wo kriegt ihr denn eigentlich
  • 33:13 - 33:17
    euer Geld her? Und wie funktioniert das
    dann alles?“ Und dann geben wir ihnen
  • 33:17 - 33:19
    einfach den Link
    fragdenstaat.de/transparenz. Also wir
  • 33:19 - 33:23
    haben das alles online dargestellt und
    weitere Fragen können Sie gern an uns
  • 33:23 - 33:29
    stellen.
    Herald: Mikrofon Nummer 4, deine Frage
  • 33:29 - 33:33
    bitte.
    F: Angesichts der steigenden Budgets für
  • 33:33 - 33:37
    die kommenden Jahre von Frontex stellt
    sich mir noch eine Frage. Und zwar, ob es
  • 33:37 - 33:42
    vielleicht nicht auch damit zu tun haben
    könnte, dass die EU mehr militärische
  • 33:42 - 33:46
    Eigenständigkeit und Kompetenz haben
    möchte, wenn man sich anschaut, was es mit
  • 33:46 - 33:52
    der NATO und den USA so auf sich hat.
    A: Wenn wir uns die Militarisierung der EU
  • 33:52 - 33:56
    anschauen, glaube ich, dass man
    tatsächlich vor allem diese EU-Agenturen
  • 33:56 - 34:01
    sich anschauen sollte. Das ist dann unter
    anderem Frontex. Das, was immer so an die
  • 34:01 - 34:04
    Wand gemalt wird „Sollten wir eine
    europäische Armee haben oder nicht?“ Ich
  • 34:04 - 34:08
    glaube, das passiert zumindest im Kleinen
    in dem Bereich schon, weil da besonders
  • 34:08 - 34:12
    wenig Menschen hingucken. Und ich kann mir
    durchaus vorstellen, dass das dann auch
  • 34:12 - 34:17
    als Einfallstor genommen wird, um dann in
    andere Bereiche weiter vorzudringen.
  • 34:17 - 34:20
    F: Danke
    Herald: Mikrofon Nummer 5, deine Frage.
  • 34:20 - 34:26
    F: Erstmal vielen Dank für den
    unermüdlichen Einsatz. Ich steh etwas
  • 34:26 - 34:30
    zwischen den Stühlen. und zwar bin ich
    einerseits Informatiker, aber auch seit
  • 34:30 - 34:36
    vielen Jahren Gastronom. Und es geht um
    die Kooperation mit Foodwatch. Ihr habt
  • 34:36 - 34:42
    uns einen ziemlich unruhigen Jahresanfang
    beschert. Meine Frage ist: War euch vorher
  • 34:42 - 34:47
    bewusst, dass wir Gastronomen selber mit
    den Kontrollen wahnsinnig unglücklich
  • 34:47 - 34:52
    sind, weil sie sehr starken Fokus auf
    bauliche Mängel legen, allerdings absolut
  • 34:52 - 34:56
    antiquiert sind und an
    Lebensmittelsicherheit vorbeizielen?
  • 34:56 - 35:02
    A: Ja, das ist tatsächlich eine total
    interessante Frage. Womit wir nicht
  • 35:02 - 35:07
    gerechnet haben ist, wie viel Backlash es
    da gibt in dem Bereich. Ich glaube, dass
  • 35:07 - 35:12
    eine Transparenzlösung, um die es uns ja
    vor allem geht, – wo aktiv veröffentlicht
  • 35:12 - 35:15
    wird: Wo gibt es Probleme mit der
    Lebensmittelsicherheit und wo nicht? –
  • 35:15 - 35:19
    allen Menschen hilft. Wir haben zum
    Beispiel gesehen aus den Statistiken der
  • 35:19 - 35:23
    letzten Jahre, dass es ja in 75 Prozent
    der Betriebe absolut keine Beanstandungen
  • 35:23 - 35:27
    gibt. Das heißt, die sind sauber, da
    gibt’s keine Probleme. Ich glaube, dass,
  • 35:27 - 35:32
    wenn man da eine ordentliche Lösung finden
    würde, zum Beispiel, indem man das draußen
  • 35:32 - 35:36
    an Restaurants rantun kann, man da vor
    allem dann auch den Betrieben hilft, wo es
  • 35:36 - 35:41
    eben solche Probleme nicht gibt
    F: Alles klar. Vielen Dank.
  • 35:41 - 35:47
    Herald: Mikrofon Nummer 2, deine Frage.
    F: Meine Frage ist: Wenn die da so viel
  • 35:47 - 35:52
    Geld auf diese Behinderung von diesen
    Anfragen stellen. Gibt es da irgendwelche
  • 35:52 - 35:58
    Möglichkeiten, da was zu tun? Vielleicht
    bei dem Bundesrechnungshof?
  • 35:58 - 36:03
    A: Ja, ich glaube tatsächlich auch, dass
    der Bundesrechnungshof sich das mal
  • 36:03 - 36:08
    anschauen sollte, auch gerade den
    Anwaltseinsatz. Wie viel da rausgeballert
  • 36:08 - 36:13
    wird an externe Anwälte. Das Problem ist
    so’n bisschen, dass der – zumindest nach
  • 36:13 - 36:18
    meiner Erfahrung – nicht so sehr auf direkte
    Anregung tätig wird. Aber vielleicht kennt
  • 36:18 - 36:23
    ihr ja Leute, die in dem Bereich arbeiten.
    Ich glaube, dass so eine Anregung in dem
  • 36:23 - 36:26
    Bereich sehr interessant wäre
    für alle Beteiligten.
  • 36:26 - 36:30
    Herald: Wenn ihr jetzt reinkommt, macht
    das doch bitte leise, damit der Rest
  • 36:30 - 36:34
    weiter zuhören kann. Lieber Signal-Angel,
    die nächste, Frage bitte.
  • 36:34 - 36:38
    F: Das Internet hätte gern gewusst, wie
    hoch eure Kosten für die Rechtsverfolgung
  • 36:38 - 36:42
    sind.
    A: Wir haben in diesem Jahr knapp 40 000€
  • 36:42 - 36:49
    ausgegeben für Klagen und verklagt
    werden. Und wir finanzieren das
  • 36:49 - 36:55
    größtenteils über Spenden. Genau.
    Herald: Mikrofon Nummer vier, deine Frage.
  • 36:55 - 37:02
    F: Vielen Dank für den Talk und für euren
    super Einsatz über die Jahre. Als ITler,
  • 37:02 - 37:05
    wenn ich in einer Behörde arbeiten würde,
    würde ich mir denken. Okay, wenn ihr
  • 37:05 - 37:09
    irgendwann so eine Aktion auf unsere
    Behörde macht, habe ich den Stress. Kommen
  • 37:09 - 37:14
    Behörden auf euch zu und fragen euch: Was
    müssten wir als Transparenz machen, damit
  • 37:14 - 37:19
    wir so etwas nie haben?
    A: In Deutschland?
  • 37:19 - 37:21
    F: Ja.
    Lachen
  • 37:21 - 37:26
    Applaus
    F: Auch gerne Europa.
  • 37:26 - 37:29
    A: Es ist ja tatsächlich so, dass es nicht
    die Behörde gibt. Das ist wirklich
  • 37:29 - 37:33
    ziemlich heterogen, und es gibt viele
    Leute, die für mehr Transparenz kämpfen.
  • 37:33 - 37:36
    Aber das wird in der Regel von der
    Behördenleitung nicht gewollt. Wir
  • 37:36 - 37:40
    unterstützen gern alle Leute, die in
    Behörden arbeiten auf dem Weg zu mehr
  • 37:40 - 37:44
    Transparenz. Wir sind da auch tatsächlich
    in Kooperation zumindest mit einzelnen
  • 37:44 - 37:49
    Leuten, mit Behörden an sich aber nicht.
    Aber es ist durchaus auch mal so, dass wir
  • 37:49 - 37:53
    einen Anruf kriegen von Leuten aus einer
    Behörde, die uns sagen: „Frag doch mal das
  • 37:53 - 37:57
    an, und wenn ihr klagen wollt, dann
    spenden wir euch auch dafür.“ Man kann
  • 37:57 - 38:02
    also durchaus auch über Bande spielen und
    wir holen uns dann Informationen, die
  • 38:02 - 38:05
    vielleicht Leute aus Behörden auch gerne
    an der Öffentlichkeit sehen würden.
  • 38:05 - 38:09
    F: Vielen Dank
    Herald: So, ich seh zumindest niemanden
  • 38:09 - 38:14
    mehr, der noch 'ne Frage hat. Signal-
    Angel, hast du noch was?
  • 38:14 - 38:20
    Signal: Ja, das Internet sucht scheinbar
    die IFG-Meisterschaft 2019.
  • 38:20 - 38:25
    A: Ja, haben wir nicht geschafft. Wir
    wurden zwischendurch verklagt. Das hat
  • 38:25 - 38:28
    unseren Zeitplan ein bisschen aus der Bahn
    geworfen. Wir können aber jetzt schon
  • 38:28 - 38:33
    ankündigen: Auf jeden Fall, es wird eine
    IFG-Meisterschaft 2020 geben und
  • 38:33 - 38:42
    dann erzählen wir davon auch ausführlich.
    Applaus
  • 38:42 - 38:47
    Herald: Mikrofon Nummer 5 bitte.
    F: Benutzen manche Behörden euer Tool um
  • 38:47 - 38:51
    Informationen von anderen Behörden zu
    bekommen, weil es schneller geht?
  • 38:51 - 38:59
    Lachen und Applaus
    A: Ich lass' das mal als Anregung so im
  • 38:59 - 39:05
    Raum stehen.
    F: Alles klar.
  • 39:05 - 39:11
    Herald: Okay, ich seh niemanden mehr
    stehen. Signal-Angel hat aber noch eine
  • 39:11 - 39:14
    Frage. Bitteschön.
    Signal: Das Internet würde gerne
  • 39:14 - 39:18
    ehrenamtlich helfen. Es fragt nämlich, ob
    ihr Juristen oder andere ehrenamtliche
  • 39:18 - 39:21
    Mitarbeiter braucht, um die
    Kosten zu senken?
  • 39:21 - 39:26
    A: Ja, sehr gerne. Tatsächlich viel im
    Bereich von Jura. Da brauchen wir auf
  • 39:26 - 39:30
    jeden Fall Unterstützung. Vielleicht mal
    für einzelne Gutachten, Einschätzungen von
  • 39:30 - 39:36
    Rechtsfragen, natürlich auch an der Arbeit
    der Software selbst. Froide heißt die
  • 39:36 - 39:41
    Software dahinter, ist ein Django-Projekt,
    könnte ihr euch gerne auf GitHub anschauen
  • 39:41 - 39:45
    und die Issues gerne auch mal ein
    bisschen durchleuchten.
  • 39:45 - 39:52
    Herald: Okay, dann vielen, vielen Dank für
    deinen lebhaften Vortrag, den
  • 39:52 - 39:56
    unterhaltsamen Vortrag und dass du dir die
    Zeit genommen hast noch die Fragen zu
  • 39:56 - 40:10
    beantworten. Dein Applaus.
    Applaus
  • 40:10 - 40:16
    Abspannmusik
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
  • 40:16 - 40:37
    im Jahr 2020. Mach mit und hilf uns!
Title:
36C3 - Das Mauern muss weg
Description:

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Video Language:
German
Duration:
40:37

German subtitles

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