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35C3 - Computer, die über Asyl (mit)entscheiden

  • 0:00 - 0:19
    35C3 Vorspannmusik
  • 0:19 - 0:21
    Herald: Ich weiß nicht, wie es euch geht
    aber jedes Mal wenn ich höre, dass
  • 0:21 - 0:25
    irgendwie die Bundesrepublik irgendwas an
    Computerprogramm geschrieben hat, dann
  • 0:25 - 0:29
    läuft es mir ziemlich kalt den Rücken
    runter. Und wenn ich dann auch noch höre,
  • 0:29 - 0:32
    dass sie über Menschenleben entscheiden
    wollen, lieber ein Computerprogramm
  • 0:32 - 0:35
    einsetzen, statt einen kompetenten
    Mitarbeiter, dann finde ich das Ganze
  • 0:35 - 0:40
    irgendwie noch viel verwerflicher und Anna
    Biselli ist der Frage seit ungefähr
  • 0:40 - 0:43
    anderthalb Jahren nachgegangen, wie das
    passiert und was in diesem
  • 0:43 - 0:48
    Abstimmungsprozess passiert. Und sie wird
    uns heute erzählen wie Computer
  • 0:48 - 0:53
    über das Asyl mitentscheiden. Einen
    großen Applaus für Anna Biselli
  • 0:53 - 1:02
    Applaus
  • 1:02 - 1:04
    Anna Biselli: Hallo und schön, dass ihr
    gekommen seid. Ich sehe euch zwar jetzt
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    nicht mehr, weil es so hell geworden ist. Es soll um Computer gehen,
  • 1:09 - 1:14
    die über Asyl (mit)entscheiden. Und das BAMF nennt das anders.
  • 1:14 - 1:15
    Das BAMF nennt das
  • 1:15 - 1:22
    „Integriertes Identitätsmanagement -
    Plausibilisierung, Datenqualität und Sicherheitsaspekte".
  • 1:22 - 1:28
    Das sind Systeme, die das BAMF vor anderthalb
    Jahren eingeführt hat und die die ganzen
  • 1:28 - 1:34
    Asylprozesse effizienter machen sollen.
    Und es geht um folgende Systeme. Es geht
  • 1:34 - 1:39
    um ein System zur Namentranskription ,
    das heißt zur Übertragung von arabischen
  • 1:39 - 1:43
    Namen in lateinische Buchstaben. Es geht
    um Sprachbiometrie oder vielleicht
  • 1:43 - 1:49
    einfacher verständlich: Dialektanalyse, um
    festzustellen wo jemand herkommt und es
  • 1:49 - 1:54
    geht um das Auslesen mobiler
    Datenträger, das heißt salopp gesagt, um
  • 1:54 - 2:00
    eine Handyauswertung. Und wir wollen auch
    in dieser Reihenfolge, die diese
  • 2:00 - 2:05
    Schulungen für BAMF-Mitarbeiter vorgibt,
    vorgehen. Gerade sind wir noch bei der
  • 2:05 - 2:09
    Einführung aber ich will noch ein bisschen
    was zu der Geschichte dieses Talks
  • 2:09 - 2:14
    erzählen. Und zwar beschäftige ich mich
    mit dem Thema seit zum ersten Mal gesagt
  • 2:14 - 2:19
    wurde das BAMF will Dialekterkennung
    einsetzen, um herauszufinden, woher jemand
  • 2:19 - 2:23
    kommt und eigentlich bin ich
    Informatikerin, bin dann zur Journalistin
  • 2:23 - 2:27
    geworden und so aus meiner Zeit sage ich
    mal an der Uni, wo man sich über
  • 2:27 - 2:31
    automatische Entscheidungssysteme Gedanken
    gemacht hat, dachte ich: Okay, man kann
  • 2:31 - 2:35
    natürlich Anhaltspunkte dafür finden,
    welche Sprache jemand spricht aber das ist
  • 2:35 - 2:38
    ja alles ganz schön schwierig. Dann habe
    ich angefangen mich mit diesem Thema zu
  • 2:38 - 2:41
    beschäftigen und je mehr ich mich damit
    beschäftigt hab, desto schlimmer fand ich
  • 2:41 - 2:46
    die ganze Sache. Und hab versucht mehr
    Infos dazu zu bekommen. Unter anderem habe
  • 2:46 - 2:52
    ich in diesem Jahr im April dem BAMF eine
    Informationsfreiheitanfrage gestellt und gesagt:
  • 2:52 - 2:56
    „Bitte schickt mir doch mal die Unterlagen,
    die ihr euren Entscheidern und
  • 2:56 - 3:01
    Mitarbeitern gebt, mit denen sie geschult
    werden, diese Systeme zu bedienen",
  • 3:01 - 3:05
    weil ich wissen wollte.... Solche Programme
    sind oftmals nicht einfach zu verstehen
  • 3:05 - 3:09
    weil es einfach sehr komplexe Di nge sind,
    da muss man eigentlich verstehen
  • 3:09 - 3:12
    was stehen da für Algorithmen dahinter,
    wie treffsicher sind die Programme,
  • 3:12 - 3:16
    wie interpretiere ich irgendwelche Ergebnisse,
    die aus Statistiken bestehen
  • 3:16 - 3:19
    und da wollte ich wissen, wie können
    die Leute überhaupt damit umgehen.
  • 3:19 - 3:25
    Wie gesagt, das war im April. Und dann...
    Normalerweise sollen IFG-Anfragen
  • 3:25 - 3:29
    innerhalb eines Monats beantwortet werden
    und ich musste dann warten.
  • 3:29 - 3:33
    Ziemlich lange warten. Und zwar hat es dann
    gedauert und dann hab ich dem BAMF gesagt:
  • 3:33 - 3:35
    „Bitte, bitte schickt mir die doch."
    Dann wurde es plötzlich Juni.
  • 3:35 - 3:42
    Dann wurde es Juli und irgendwann im August
    kam dann eine Antwort und sie sagten mir:
  • 3:42 - 3:46
    „Okay, wir schicken ihnen jetzt die
    Schulungsunterlagen und sogar die
    Benutzerhandbücher."
  • 3:46 - 3:49
    Nach denen hatte ich gar nicht gefragt.
    Das hat mich sehr gefreut.
  • 3:49 - 3:52
    Dann habe ich weiter gelesen.
    Und das BAMF hat gesagt:
  • 3:52 - 3:56
    „Na ja, wir schicken Ihnen die jetzt zwar
    aber die sind nur für Ihre Kenntnisnahme
  • 3:56 - 3:59
    und zur Befriedigung ihres nach dem IFG
    gegebenen Anspruchs auf Informationszugang
  • 3:59 - 4:03
    bestimmt." Und das darf man aber nicht
    veröffentlichen oder anderen Personen
  • 4:03 - 4:07
    zugänglich machen. Da dachte ich mir,
    na ja, hm, eigentlich ist das genau
  • 4:07 - 4:10
    mein Job und deshalb machen wir das jetzt.
  • 4:10 - 4:22
    Applaus
  • 4:22 - 4:23

    A: Und weil das Ganze 123 Folien sind und
  • 4:23 - 4:27
    nochmal so...weiß ich nicht 80 Seiten
    Benutzerhandbücher wollte ich die nicht in
  • 4:27 - 4:31
    60 Minuten durchprügeln, die findet Ihr
    jetzt auf FragDenStaat und Netzpolitik,
  • 4:31 - 4:33
    falls ihr die dann nachlesen wollt.
  • 4:33 - 4:40
    Applaus
  • 4:40 - 4:44
    A: Kommen wir zum ersten Punkt der
    Zielsetzung. Und zwar meine Zielsetzung
  • 4:44 - 4:48
    ist sicherlich eine andere als die des
    BAMF. Ich will aufzeigen, was für Probleme
  • 4:48 - 4:51
    es gibt und was da schief gehen kann und
    tatsächlich sind diese Folien ganz
  • 4:51 - 4:56
    gutes Material, um zu zeigen was da
    wirklich schief geht. Genau. Hier nochmal
  • 4:56 - 5:01
    die Übersicht. Das sind die neuen
    Bestandteile. Die Bildbiometrie, das heißt
  • 5:01 - 5:04
    der Abgleich von Gesichtsbildern mit
    bereits bestehenden Akten, um
  • 5:04 - 5:08
    herauszufinden, wer vielleicht schon mal
    registriert war, lassen wir hier raus,
  • 5:08 - 5:12
    weil das nochmal ein System ist, das ist so ein
    bisschen alt abgehangen und nicht neu in
  • 5:12 - 5:16
    dem Sinne, nur neu für das BAMF. Und wir
    fragen uns erst einmal, wie kam es
  • 5:16 - 5:22
    überhaupt zu diesen ganzen Systemen. Wir
    wissen ja, okay, 2015, 2016 kamen sehr
  • 5:22 - 5:26
    viele Menschen nach Deutschland und haben
    hier Schutz gesucht. Und dann gab es diese
  • 5:26 - 5:29
    hässlichen Schlagzeilen oder diese
    hässlichen Bilder von ganz vielen
  • 5:29 - 5:33
    Menschenschlangen, die vor dem BAMF
    warten. Menschen, deren Asylanträge
  • 5:33 - 5:36
    irgendwo in der Warteschleife steckten und
    man hat versucht, dieses Problem zu lösen,
  • 5:36 - 5:41
    denn irgendwann war ja auch Wahlkampf. Das
    heißt, kurz vor der heißen Wahlkampfphase
  • 5:41 - 5:46
    2017 hat man dann diese Systeme
    vorgestellt mit einer relativ..ja,
  • 5:46 - 5:51
    pompösen Pressebegleitung und hat gesagt:
    „Wir können jetzt unsere Asyl...ja,
  • 5:51 - 5:57
    unseren Asylantragsstau quasi beheben,
    indem wir diese Assistenztools haben." Und
  • 5:57 - 6:01
    damals hat Markus Richter, das ist der
    damalige Leiter der IT des BAMF gesagt:
  • 6:01 - 6:05
    „Die tragen zu einem schnelleren und
    sichereren Asylverfahren bei, da sie
  • 6:05 - 6:07
    Unklarheiten ausräumen können."
  • 6:07 - 6:09
    Reibt sich mit Taschentuch die Nase
  • 6:09 - 6:13
    A: Woher kommt das? Woher kommt dieser
    Gedanke? Der Gedanke kommt von diversen
  • 6:13 - 6:17
    Unternehmensberatungen, die das BAMF
    beraten haben. Das BAMF ist eine der
  • 6:17 - 6:20
    Behörden in Deutschland, die die meisten
    Unternehmensberatungsbudgets gekriegt
  • 6:20 - 6:24
    haben. Das sieht man unter anderem auch
    daher dass ein früherer BAMF-Chef, der
  • 6:24 - 6:28
    Frank-Jürgen Weise, hat vorher bei der
    Arbeitsagentur das Gleiche für die ganzen
  • 6:28 - 6:32
    Hartz IV-Beantragung gemacht. Das heißt
    wir sehen eine ganze Digitalisierung
  • 6:32 - 6:36
    eines Prozesses, der ähnlich lief, wie
    früher bei den Arbeitsagenturen. Und so
  • 6:36 - 6:41
    kam es eben, dass dann im Jahr 2016 allein
    McKinsey für die Beratung des BAMF
  • 6:41 - 6:44
    ungefähr 20 bis 30 Millionen Euro bekommen
    hat und das war nicht die einzige
  • 6:44 - 6:47
    Unternehmensberatung, die das gemacht hat.
    Und die haben eben auf Digitalisierung
  • 6:47 - 6:53
    gesetzt. Ich werde jetzt damit anfangen,
    das erste System zu beschreiben. Das ist
  • 6:53 - 6:57
    dieser sogenannte
    Transliterationsassistent, auch genannt
  • 6:57 - 7:03
    TraLiTa. Das ist ein System, das macht,
    dass jemand seinen Namen in arabischer
  • 7:03 - 7:07
    Schrift eingibt und dieser Name dann
    einheitlich in lateinische Buchstaben
  • 7:07 - 7:11
    übertragen werden soll. Einfach deshalb,
    weil man verhindern will, dass es
  • 7:11 - 7:16
    Doppeldeutigkeiten gibt, weil man eben bei
    der Übertragung von arabischen
  • 7:16 - 7:20
    Schriftzeichen in lateinische Buchstaben
    nicht immer ein einheitliches Verfahren hat
  • 7:20 - 7:23
    und vorher haben das zum Teil die
    Dolmetscher gemacht und die das dann nach
  • 7:23 - 7:28
    ihrem eigenen angelernten Verfahren oder
    nach ihrem Gehör gemacht haben. Das kann
  • 7:28 - 7:32
    man, finde ich, noch relativ gut
    nachvollziehen. Und diese
  • 7:32 - 7:36
    Schulungunterlagen geben auch eine sehr
    detaillierte Klickanleitung. Da sieht man
  • 7:36 - 7:41
    dann, okay, hier musst du die Personennummer
    eingeben und dann im nächsten Schritt muss
  • 7:41 - 7:45
    dann der Antragsteller seine Daten
    eingeben, muss alle seinen Namen eingeben,
  • 7:45 - 7:49
    dann klickst du weiter und dann wird das
    gespeichert, die Eingabe überprüft und so
  • 7:49 - 7:52
    weiter und so fort. Dieses System
    aber...macht aber nicht nur das. Das
  • 7:52 - 7:56
    heißt, es geht nicht nur darum, einen
    Namen in lateinische Buchstaben zu
  • 7:56 - 8:00
    übertragen, sondern das System will
    auch...herausfinden, ob dieser Name
  • 8:00 - 8:05
    plausibel ist. Das heißt, man sieht es da
    unten unter dieser Empfehlung
  • 8:05 - 8:11
    Transliteration. Da stehen dann so drei
    Länder und dahinter stehen Prozentzeichen
  • 8:11 - 8:15
    und diese Prozentzeichen sollen eben
    sagen, na wie wahrscheinlich ist es denn,
  • 8:15 - 8:19
    dass diese Personen wirklich aus dem Land
    kommt, aus dem sie sagt, dass sie
  • 8:19 - 8:24
    herkommt. Um dann eben festzustellen, na
    ja in dem folgenden Land ist dieser Name
  • 8:24 - 8:28
    besonders gebräuchlich und in diesem Land
    ist dieser Name besonders gebräuchlich.
  • 8:28 - 8:33
    Und das Ganze hat man dann vielleicht
    eingesehen, dass das mit den Prozentzahlen
  • 8:33 - 8:36
    nicht so richtig gut funktioniert weil das
    ist noch der Stand aus den
  • 8:36 - 8:39
    Schulungsunterlagen. In der Realität sehen
    die anders aus. Das ist ein Ausschnitt aus
  • 8:39 - 8:42
    einer Dienstanweisung, die wir jetzt auch
    veröffentlicht haben. Und da steht dann
  • 8:42 - 8:47
    nur noch: Der Name kommt im angegebenen
    Land Afghanistan selten vor und in anderen
  • 8:47 - 8:52
    Ländern kommt er auch selten vor, am
    häufigsten noch dort und dort. Wenn man
  • 8:52 - 8:57
    sich anguckt wie diese Software
    arbeitet...das ist eine kommerzielle
  • 8:57 - 9:02
    Datenbank. Die besteht aus Milliarden
    Einträgen an Namen und den zugehörigen
  • 9:02 - 9:06
    Ländern, wahrscheinlich indem sie
    Telefonbücher geparsed haben und für
  • 9:06 - 9:10
    arabischsprachige Länder sind dort jeweils
    20000 Einträge drin. Wenn man sich
  • 9:10 - 9:13
    überlegt, okay, wie viele Namen gibt es so
    in einem Land und wie viele sind dort
  • 9:13 - 9:18
    üblich, ist das nicht so super viel. Und
    dieses System hat das BAMF dafür aber
  • 9:18 - 9:23
    ziemlich viel gekostet. Nämlich insgesamt
    3,1 Millionen Euro, die bis Ende 2019
  • 9:23 - 9:27
    vorgesehen sind. Und es ist auch ziemlich
    weit entfernt von dem was Markus Richter,
  • 9:27 - 9:31
    der damalige IT-Leiter der mittlerweile
    zum Vizechef des BAMF aufgestiegen ist,
  • 9:31 - 9:34
    vorgegeben hat. Er hat sich nämlich
    hingestellt und gesagt: „Wir haben alle
  • 9:34 - 9:38
    Telefonbücher der arabischen Welt
    gescannt." Und ich würde bezweifeln, dass
  • 9:38 - 9:42
    alle Telefonbücher der arabischen Welt aus
    20000 Einträgen pro Herkunftsland
  • 9:42 - 9:45
    bestehen. Und ich würde es auch
    bezweifeln, dass man aus irgendeinem
  • 9:45 - 9:50
    Telefonbuch ableiten kann, zuverlässig
    ableiten kann, ob eine Person wirklich die
  • 9:50 - 9:54
    Wahrheit über ihre Herkunftsangabe sagt.
    Das hat mittlerweile auch das BAMF selber
  • 9:54 - 9:59
    eingesehen, und zwar gab es eine kürzliche
    kleine Anfrage, deren Antwort leider immer
  • 9:59 - 10:03
    noch nicht öffentlich ist, weil im Bundestag
    auch Weihnachten ist. Da hat das
  • 10:03 - 10:07
    Innenministerium gesagt: „Na ja, die
    Erfolgsquote die schwankt so ein bisschen.
  • 10:07 - 10:12
    Und zwar, ja okay, wir haben eine
    Erfolgsquote von so 85 bis 90 Prozent bei
  • 10:12 - 10:16
    Ländern wie Syrien aber in Maghreb-
    Staaten, das heißt zum Beispiel in
  • 10:16 - 10:21
    Marokko, da haben wir nur noch eine 35
    prozentige Erfolgsquote." Was man
  • 10:21 - 10:25
    andersherum sagen könnte: In 65 Prozent
    der Fälle kommt totaler Bullshit raus. Das
  • 10:25 - 10:29
    liegt dann daran, na ja, man hat dann ja
    auch andere Einflüsse, z.B. französische
  • 10:29 - 10:32
    oder italienische Namen. Das heißt, wenn
    man das auf Deutschland überträgt, wenn du
  • 10:32 - 10:35
    Horst heißt ist alles in Ordnung, wenn du
    Nancy heißt, ist nicht mehr so cool.
  • 10:35 - 10:41
    Und...man muss dann eben...es klingt ein
    bisschen witzig aber man muss sich eben
  • 10:41 - 10:45
    vorstellen, eine Personen in ihrem
    Asylverfahren gibt diese Daten an und hat
  • 10:45 - 10:50
    vielleicht nicht den üblichsten Namen für
    die Region. Und dann steht da aber ein
  • 10:50 - 10:56
    Hinweis. Da steht da, dieser Name ist für
    dieses Land nicht typisch. Das heißt wir
  • 10:56 - 10:59
    generieren dadurch ein Misstrauen. Das
    heißt, dieses Programm gibt einen Hinweis
  • 10:59 - 11:04
    vor, das sagt: okay, diese Person könnte
    vielleicht lügen und das wird sich dann
  • 11:04 - 11:08
    jemand angucken. Das Ganze wird aber auch
    noch ein bisschen drastischer, wenn man
  • 11:08 - 11:12
    sich die Sprachbiometrie anschaut. Ich
    hatte schon gesagt, die Sprachbiometrie
  • 11:12 - 11:19
    dient dazu oder soll dazu dienen, Sprachen
    und Dialekte zu erkennen. Das geht, indem
  • 11:19 - 11:26
    jemand ungefähr zwei Minuten lang in einen
    Telefonhörer spricht. Den Telefonhörer
  • 11:26 - 11:31
    bewirbt das BAMF in einer anderen
    Präsentation als schlankes Frontend. Das
  • 11:31 - 11:36
    finde ich tatsächlich relativ amüsant. Und
    für dieses System hat das BAMF einen Preis
  • 11:36 - 11:39
    gewonnen. Nämlich das...den E-Government-
    Wettbewerb für das beste
  • 11:39 - 11:42
    Digitalisierungsprojekt in der Verwaltung.
  • 11:42 - 11:44
    Lachen
  • 11:44 - 11:48
    A: Das kann man so glauben oder man kann
    es so nicht glauben. Auf jeden Fall ist
  • 11:48 - 11:52
    das BAMF sehr stolz auf dieses System und
    das schlanke Frontend ist relativ einfach.
  • 11:52 - 11:58
    Das heißt, jemand wählt die Nummer 72099.
    Dann drückt man eine Taste und bestätigt
  • 11:58 - 12:02
    das mit Raute und dann spricht jemand zwei
    Minuten lang. Das heißt, da sitzt dann
  • 12:02 - 12:07
    jemand und die Person hat Bilder vor sich,
    ein Bild oder mehrere. Und auf diesen
  • 12:07 - 12:10
    Bildern sind so typische Szenen. Eine
    Person mit der ich gesprochen hab, sagte
  • 12:10 - 12:14
    zum Beispiel: da war ein Haus und vor dem
    Haus war ein Garten und da war eine Mutter
  • 12:14 - 12:18
    mit Kindern drin. Und dann sollte die
    Person eben diese Szene auf ihrer
  • 12:18 - 12:25
    Muttersprache beschreiben und idealerweise
    zwei Minuten reden. Danach wird eine Taste
  • 12:25 - 12:30
    gedrückt wird wieder die Rautetaste und
    man kriegt den Ergebnisbericht. Dieses
  • 12:30 - 12:37
    System soll in der Lage sein, verschiedene
    Sprachen und Dialekte auseinanderzuhalten.
  • 12:37 - 12:43
    Und vor allem hat es das BAMF auf
    arabische Dialekte abgesehen. Das heißt,
  • 12:43 - 12:48
    das sieht man auch da auf der Folie. Es
    gibt verschiedene Regionen, in denen sich
  • 12:48 - 12:53
    Dialekte im Arabischen unterscheiden. Das
    sind fünf Dialektgruppen, die das BAMF
  • 12:53 - 12:58
    unterscheiden will. Natürlich gibt es noch
    viel mehr. Und das dient eben dazu, diese
  • 12:58 - 13:02
    Verfahren zu beschleunigen und zu
    digitalisieren und die Asylentscheidung
  • 13:02 - 13:06
    auf eine breite Grundlage zu stellen. Was
    aber, wie wir später sehen, werden nicht so
  • 13:06 - 13:12
    richtig funktioniert. Eigentlich, das
    System das sie gekauft haben, das kommt
  • 13:12 - 13:17
    von dem Hersteller Nuance, kann noch mehr
    Sprachen. Das heißt wir sehen hier okay
  • 13:17 - 13:20
    Bulgarisch kann es, Deutsch kann es,
    amerikanisches Englisch kann es, Persisch
  • 13:20 - 13:25
    kann es, Farsi und Dari. Aber die
    Entscheider oder bzw. die Asylverfahren-
  • 13:25 - 13:29
    Sekretariatsmitarbeiter sind angehalten,
    das nur bei arabischsprachigen
  • 13:29 - 13:33
    Antragstellern einzusetzen. Das ist auch
    das, was das BAMF immer behauptet. Wir
  • 13:33 - 13:38
    haben aber trotzdem nach, sag ich mal
    nicht besonders langwierigen Recherchen
  • 13:38 - 13:42
    mehrere Leute gefunden, bei denen das
    nicht der Fall war. Ich habe zum Beispiel
  • 13:42 - 13:45
    einen Menschen gefunden, der ist
    eigentlich Kurde und kommt aus den
  • 13:45 - 13:51
    Autonomieregionen im Irak, spricht also
    Kurdisch. Und spricht einen kleineren
  • 13:51 - 13:55
    kurdischen Dialekt. Und dieser kurdische
    Dialekt taucht überhaupt nicht in dieser
  • 13:55 - 13:59
    Liste auf. Dieser Mensch wurde trotzdem
    durch dieses System gejagt. Dieses System
  • 13:59 - 14:04
    hätte niemals erkennen können, dass er die
    Sprache spricht, die er sagt, dass er sie
    spricht.
  • 14:04 - 14:08
    Und dann kam dann raus: Okay, du
    sprichst Türkisch. Vielleicht sprichst du
  • 14:08 - 14:11
    auch Hebräisch. Und dann saß dieser Mensch
    und sagte:
  • 14:11 - 14:13
    „Hebräisch, was ist denn das überhaupt?"
  • 14:13 - 14:17
    Er wusste es nämlich tatsächlich wirklich
    nicht und das ist einfach sehr krass, weil...
  • 14:17 - 14:20
    ganz eklatante Fehler in diesem Verfahren
    passieren, weil
  • 14:20 - 14:24
    den BAMF-Mitarbeitern nicht ordentlich
    mitgeteilt wird, für was sie das wirklich
  • 14:24 - 14:29
    benutzen können. Das heißt, wir haben da
    eine Missachtung von den Vorschriften, die
  • 14:29 - 14:33
    es schon gibt, um diese Systeme überhaupt
    zu bedienen. Wir sehen das auch nochmal
  • 14:33 - 14:37
    unabhängig bestätigt, eben in der Antwort
    auf diese kleine Anfrage, die ich erwähnte.
  • 14:37 - 14:41
    Da gibt es eine Tabelle drin, wo
    die Herkunftslandangaben der Personen
  • 14:41 - 14:46
    aufgeschlüsselt sind, bei denen diese
    Spracherkennung gemacht wurde. Und da
  • 14:46 - 14:49
    sieht man okay, da sind Menschen aus Kenia
    dabei. Da sind Menschen aus Bangladesch
  • 14:49 - 14:53
    dabei. Da sind Menschen aus Venezuela
    dabei. Und das sind alles keine Länder, in
  • 14:53 - 15:00
    denen Menschen normalerweise arabische
    Muttersprachler*innen sind. Und dann wird
  • 15:00 - 15:04
    es richtig interessant und zwar das ist so
    ein Auswertungszettel aus den
  • 15:04 - 15:08
    Schulungsunterlagen. Und wir sehen hier
    oben, da sind dann die
  • 15:08 - 15:12
    Wahrscheinlichkeiten für verschiedene
    Dialekte drin, zum Beispiel Golf-Arabisch
  • 15:12 - 15:17
    mit 76,1 Prozent, andere arabische
    Dialekte mit weniger Prozent und dann noch
  • 15:17 - 15:22
    so unbekannte Sprachen. Und dann sieht man
    die Aufnahmedetails und dann sieht man
  • 15:22 - 15:25
    noch ein paar technische Details und da
    steht unter anderem der Signal-Rausch-
  • 15:25 - 15:29
    Abstand drin. Das ist ja eigentlich ein
    relativ relevantes Maß dafür, wie
  • 15:29 - 15:34
    qualitativ die Aufnahme war. Das heißt
    eigentlich will ich ja, dass ich einen
  • 15:34 - 15:37
    großen Signal-Rausch-Abstand habe, damit
    nicht zum Beispiel der Lkw, der im
  • 15:37 - 15:40
    Hintergrund durchgefahren ist, länger,
    also lauter war, als die Sprache dessen,
  • 15:40 - 15:44
    der in den Telephonhörer gesprochen hat.
    Aber das BAMF macht es sich da relativ
  • 15:44 - 15:47
    einfach und seinen Mitarbeitern auch
    relativ einfach, indem sie einfach sagen:
  • 15:47 - 15:51
    Es ist nicht relevant. Das braucht ihr
    überhaupt nicht beachten. Was man in
  • 15:51 - 15:57
    diesen Dingern auch vergeblich sucht ist
    irgendein Hinweis darauf, ab wann so ein
  • 15:57 - 16:00
    Ergebnis überhaupt aussagekräftig ist. Das
    heißt, da steht nirgendswo in diesen
  • 16:00 - 16:04
    ganzen Unterlagen, die wir angefragt
    haben: Leute Ihr könnt erst Ergebnisse ab
  • 16:04 - 16:09
    einer Wahrscheinlichkeit von, was weiß
    ich, 90 Prozent überhaupt als Anhaltspunkt
  • 16:09 - 16:13
    nehmen. Das steht da nicht. Das heißt, die
    Leute sind damit komplett allein. Da kommt
  • 16:13 - 16:18
    ein Zettel, da steht da irgendeine Sprache
    drauf, die ganz oben steht und dann denkt
  • 16:18 - 16:23
    man sich halt so: Naja, was soll das denn
    überhaupt. Was mir daran auch sehr große
  • 16:23 - 16:27
    Sorgen macht ist, dass es einfach
    überhaupt keine Qualitätskontrolle dazu
  • 16:27 - 16:33
    gibt. Das BAMF selber sagt: Wir haben eine
    Fehlerquote von 15 Prozent. Das heißt, bei
  • 16:33 - 16:38
    jedem fünften bis sechsten Menschen, der
    Asyl sucht, liegt dieses System falsch und
  • 16:38 - 16:42
    das BAMF weiß das auch. Aber das BAMF gibt
    einfach keine Hinweise darauf, wie damit
  • 16:42 - 16:46
    umzugehen ist. Das BAMF hat auch immer
    noch keine wissenschaftliche Begleitung zu
  • 16:46 - 16:50
    diesem Prozess angefangen, obwohl sie das
    seit über einem Jahr behaupten, dass sie
  • 16:50 - 16:53
    das bald mal machen wollen. Lange Zeit
    haben sie versucht zu verkaufen, dass sie
  • 16:53 - 16:57
    mit der University of Pennsylvania geredet
    hätten. Dann haben wir nachgefragt. Dann
  • 16:57 - 17:00
    hat sich herausgestellt: Okay, Sie haben
    bei denen ein Sprachpaket für 3000 Euro
  • 17:00 - 17:06
    gekauft und das war dann Ihre
    wissenschaftliche Zusammenarbeit. Außerdem
  • 17:06 - 17:10
    ganz abgesehen von diesen ganzen Sachen:
    Sprache ist eben nicht statisch. Sprache
  • 17:10 - 17:14
    ist nicht mit dem Lineal gezogen. Sprache
    verändert sich im Laufe des Lebens. Und
  • 17:14 - 17:18
    ich glaube wir haben hier ein Video, das
    nicht abspielen wird. Nö. Aber ich glaube,
  • 17:18 - 17:20
    wir können den Ton abspielen lassen.
  • 17:20 - 17:28
    Applaus
  • 17:28 - 17:32
    Tonspur (Plattdeutsch): Und als ik damals
    Bürgmester wesse bin, in miin eigen
  • 17:32 - 17:35
    Gemeind, da heb ik damals - wie jetzt -
    davon tücht [unverständlich] west,
  • 17:35 - 17:40
    dat dat beete is wenn man
    [...unverständlich]
    og in Plattütsch sproken kann.
  • 17:40 - 17:42
    ik würde seagen...
    Ende der Aufnahme
  • 17:42 - 17:45
    A: Ja, das ist Deutsch.
  • 17:45 - 17:50
    Tonspur (bayrisch): Ich arbeite mit dem
    Hans-Peter Ude jetzt schon irrsinnig lange
  • 17:50 - 17:54
    Zeit zusammen, sehr gut. Er ist ein
    gestandenes Mannsbild, er hat eine klare
  • 17:54 - 17:58
    politische Vorstellung. Er gehört zu den
    Politikern, bei denen man nach einem
  • 17:58 - 18:01
    Gespräch auch weiß, was er will.
    Ende der Aufnahme
  • 18:01 - 18:04
    A: Das ist auch Deutsch. Und ich glaube,
  • 18:04 - 18:08
    das zeigt schon relativ eindrücklich, und
    wenn man sich selbst überlegt, wie sich
  • 18:08 - 18:12
    die eigene Sprache innerhalb der eigenen
    Lebensgeschichte entwickelt, dass so etwas
  • 18:12 - 18:17
    nicht als ernsthafter Hinweis
    funktionieren kann und dass es nicht sein
  • 18:17 - 18:23
    darf, dass Menschen anhand eines solchen
    statistischen Merkmals wirklich kategorisiert
    werden.
  • 18:23 - 18:33
    Applaus
  • 18:33 - 18:38
    A: Man könnte jetzt sagen und das tut das
    BAMF auch immer wieder, dass das nur ein
  • 18:38 - 18:42
    Hinweis unter vielen ist und dass in der
    Gesamtschau aller Hinweise, diese
  • 18:42 - 18:45
    Asylanträge entschieden werden sollen. Ich
    habe noch eine andere Person getroffen,
  • 18:45 - 18:48
    bei der war es so: Die Person hatte einen
    Flüchtlingsausweis aus einem
  • 18:48 - 18:51
    Palästinenser-Camp dabei. Die Person hatte
    die Heiratsurkunde ihrer Eltern dabei.
  • 18:51 - 18:56
    Diese Person hatte ihren Führerschein
    dabei aus Syrien und diese Person hatte
  • 18:56 - 19:00
    eine lupenreine Fluchtgeschichte, die
    nachgewiesen werden konnte, hat das alles
  • 19:00 - 19:05
    dem BAMF vorgelegt. Dann hat man diese
    Sprachanalyse gemacht und dann hat diese
  • 19:05 - 19:09
    Sprachanalyse gesagt: Du kommst aber aus
    Ägypten. Und dann hat das BAMF gesagt:
  • 19:09 - 19:13
    Dein Asylantrag wird leider abgelehnt. Und
    es gab wirklich keinen einzigen anderen
  • 19:13 - 19:18
    Hinweis in dieser gesamten Akte, der
    gesagt hätte, dass diese Person nicht über
  • 19:18 - 19:22
    ihre Herkunft die Wahrheit gesagt hätte.
    Und da sehen wir eben, dass diese Fälle
  • 19:22 - 19:26
    eintreten. Da kann das BAMF noch so oft
    sagen: Das sind quasi alle Hinweise, die
  • 19:26 - 19:30
    beachtet werden und das wird niemals
    alleine über das Asyl entscheiden. Sondern
  • 19:30 - 19:33
    tatsächlich passiert es in Fällen. Wir
    müssen auch sehen: Ein Entscheider, der
  • 19:33 - 19:38
    soll drei Fälle am Tag entscheiden. Das
    heißt, wenn man sich überlegt: Ok, da gibt
  • 19:38 - 19:41
    es eine Anhörung von der Person, die kann
    auch mal zwei Stunden dauern, wenn sie
  • 19:41 - 19:43
    viel zu erzählen hat. Dann müsste man sich
    mit der Geschichte dieser Person
  • 19:43 - 19:47
    auseinandersetzen. Dann muss man noch
    irgendeine Entscheidung treffen und dann
  • 19:47 - 19:51
    ist man eben in der Situation: Naja, der
    Computer hat aber gesagt, der Computer hat
  • 19:51 - 19:53
    mir da so einen schönen Zettel gegeben, da
    stehen Prozentzahlen drauf, die haben
  • 19:53 - 19:57
    sogar eine Nachkommastelle. Der muss ja
    recht haben. Und genau das ist das Problem
  • 19:57 - 20:00
    an diesen Scheiß-Systemen, dass sie Leuten
    eine Sicherheit vermitteln, die es
  • 20:00 - 20:04
    überhaupt nicht gibt und das sie dann
    anhand dieser Sicherheiten, die sie
  • 20:04 - 20:07
    vermeinen zu haben, irgendwelche
    Entscheidungen über das Leben anderer
  • 20:07 - 20:09
    Menschen treffen, die sie überhaupt nicht
    überschauen können.
  • 20:09 - 20:16
    Applaus
  • 20:16 - 20:19
    A: Das Problem ist tatsächlich sogar noch
    größer:
  • 20:19 - 20:22
    Nämlich die Entscheidungen, die
    dann anhand solcher Ergebnisse getroffen
  • 20:22 - 20:25
    werden, lauten nämlich die Person hat
    gelogen. Und wenn die Person gelogen hat,
  • 20:25 - 20:28
    dann wird ihr Asylantrag nicht einfach nur
    abgelehnt. Dann wird ihr Asylantrag als
  • 20:28 - 20:33
    offensichtlich unbegründet abgelehnt. Und
    das heißt, dass die Person nur eine Woche
  • 20:33 - 20:36
    Zeit hat, um dem zu widersprechen und
    dagegen zu klagen. Das heißt eine Woche
  • 20:36 - 20:39
    Zeit, um so ein Behördenschreiben zu
    interpretieren, um so ein
  • 20:39 - 20:43
    Behördenschreiben zu erwidern und dann
    noch zu sagen: Ich akzeptiere das nicht.
  • 20:43 - 20:46
    Ist schon ziemlich kurz, wenn man sich
    selber überlegt, wie lange man braucht, um
  • 20:46 - 20:50
    Behördenschreiben zu verstehen. Und das
    ist glaube ich für sehr viele Menschen,
  • 20:50 - 20:53
    die nicht mit diesem deutschen
    bürokratischen System aufgewachsen sind,
  • 20:53 - 20:57
    einfach nur fast unmöglich, wenn sie nicht
    genug Unterstützung bekommen das zu tun.
  • 20:57 - 21:01
    Und deshalb ist es eine besonders perfide
    Art und Weise, Leute damit wegzukriegen.
  • 21:01 - 21:06
    Aber das erzähle ich später noch, was man
    dagegen tun kann. Erst einmal: Wie viel
  • 21:06 - 21:11
    hat der Spaß gekostet? Der Spaß hat, oder
    soll, bis 2019 insgesamt 2,1 Millionen
  • 21:11 - 21:16
    kosten. Das ist noch das billigste System
    von allen dreien. Das heißt wir merken
  • 21:16 - 21:22
    uns: 3,1 Millionen für Namens-Wahrsagerei;
    2,1 Millionen für die Sprachanalyse. Und
  • 21:22 - 21:28
    dann kommen wir zu dem, glaube ich, medial
    am Besten berichteten System: dem Auslesen
  • 21:28 - 21:34
    von mobilen Datenträgern, meistens sind
    das Handys. Und das ist ein System, bei
  • 21:34 - 21:38
    dem merkt man auch ganz schön, wofür es
    eigentlich da ist. Weil die Befugnis dazu,
  • 21:38 - 21:42
    die Handys von Geflüchteten auszulesen,
    kam mit einem Gesetz, das 2016 erlassen
  • 21:42 - 21:46
    wurde. Und zwar dieses Gesetz heißt: Das
    Gesetz zur besseren Durchsetzung der
  • 21:46 - 21:51
    Ausreisepflicht. Das heißt, da sieht man
    wofür diese ganzen Systeme eigentlich da
  • 21:51 - 21:54
    sind. Man kann natürlich auch sagen, Ja,
    sagt das BAMF auch gerne, damit können ja
  • 21:54 - 21:58
    die Antragsteller auch ihre Identität
    leichter belegen, und so weiter und so
  • 21:58 - 22:03
    fort. Aber eigentlich geht es darum, dass
    man Menschen schneller ausweisen kann. Das
  • 22:03 - 22:08
    funktioniert folgendermaßen: Eine Person,
    wenn sie nach Deutschland kommt und
  • 22:08 - 22:12
    registriert wird und keinen Pass dabei
    hat, kann dazu aufgefordert werden, ihr
  • 22:12 - 22:18
    Handy herauszugeben. Und dann wird dieses
    Handy angestöpselt, ausgelesen und es wird
  • 22:18 - 22:24
    ein Bericht erstellt und dieser Bericht
    liegt dann erst einmal rum.
  • 22:24 - 22:29
    Das, was interessant daran ist, ist dass da steht:
    Wenn diese Herkunft nicht durch ein
  • 22:29 - 22:34
    milderes Mittel nachgewiesen werden kann,
    kann der Datenträger ausgelesen werden.
  • 22:34 - 22:37
    Wenn man sich dann aber genau anguckt, was
    dieses mildere Mittel ist, wird das Ganze
  • 22:37 - 22:41
    ziemlich lächerlich. Das hat man auch
    während dieses Gesetzgebungsprozess immer
  • 22:41 - 22:44
    wieder gesagt, dass das nur die ultima
    ratio sein soll, weil es ist einfach ein
  • 22:44 - 22:47
    ziemlich krasser Eingriff in die
    Privatsphäre von einem Menschen, sein
  • 22:47 - 22:52
    ganzes Handy einmal abzuziehen und das
    mildere Mittel heißt eigentlich nur,
  • 22:52 - 22:58
    dass du einen glaubwürdigen Pass vorlegen
    kannst. So. Das steht auch in der
  • 22:58 - 23:03
    Dienstanweisung drin, die jetzt öffentlich
    sein sollte. Da steht drin, quasi mildere
  • 23:03 - 23:08
    Mittel ist auch nicht die Anhörung, weil
    die Anhörung kommt nämlich immer erst
  • 23:08 - 23:11
    nachdem dieses Ding ausgelesen wurde. Das
    heißt, du hast überhaupt keine Chance
  • 23:11 - 23:15
    deine Geschichte überhaupt in irgendeiner
    Art und Weise plausibel zu machen, sondern
  • 23:15 - 23:20
    erst einmal wird dein Handy runtergezogen.
    Das muss dann im späteren Verlauf
  • 23:20 - 23:24
    freigegeben werden. Das heißt die Person,
    die dieses Handy ausliest, ist eine andere
  • 23:24 - 23:29
    Person als die, die dir dann später in der
    Anhörung gegenübersitzt und die Person,
  • 23:29 - 23:34
    die die Anhörung dann später macht, muss
    sagen: Okay, ich hätte jetzt gerne den
  • 23:34 - 23:38
    Auswertungsbericht dieses Handys. Und das
    muss dann freigegeben werden von einem
  • 23:38 - 23:43
    Juristen mit der Befähigung zum Richteramt
    und wird dann eben in einem Report
  • 23:43 - 23:47
    ausgegeben. Man kann sich aber erst mal
    anschauen wie sieht dieses System
  • 23:47 - 23:51
    überhaupt aus. Das wollte das BAMF ganz,
    ganz lange nicht verraten, was das genau
  • 23:51 - 23:54
    für ein System ist. Dann stand es
    irgendwie auf so Pressefotos selber drauf.
  • 23:54 - 24:01
    Und in dieser Präsentation ist es auch
    inklusive Kamera und Kabel und zwar geht
  • 24:01 - 24:06
    es um ein System von MSAB. Und da hab ich
    eigentlich auch ein Video, das aber jetzt
  • 24:06 - 24:13
    wahrscheinlich auch leider nicht abspielen
    wird. Wir probieren es trotzdem mal ganz kurz.
  • 24:13 - 24:15
    Nö.
  • 24:15 - 24:19
    Gut, dann erzähle ich ganz kurz
    was dazu: MSAB ist eine Firma, die macht
  • 24:19 - 24:25
    Mobilforensik, und macht Mobilforensik vor
    allem aber auch für Polizeien und
  • 24:25 - 24:30
    Geheimdienste und Militärs, und wirbt auch
    damit, dass sie genau das tun. Das heißt,
  • 24:30 - 24:34
    es ist eigentlich eine Technologie, die
    man jetzt nicht unbedingt in einer
  • 24:34 - 24:38
    Asylbehörde vermuten würde, sondern
    wirklich in der Strafverfolgung oder in
  • 24:38 - 24:42
    dem geheimdienstlichen Bereich. Das sind
    Mitbewerber von Celebrite. Das ist diese
  • 24:42 - 24:47
    nette israelische Firma die ihre Software
    auch gerne mal an autoritäre Regime
  • 24:47 - 24:51
    verkauft, um damit irgendwelche
    Oppositionellen auszuspähen und irgendwie
  • 24:51 - 24:57
    zu verfolgen. MSAB hat bisher medial
    zumindest noch eine reine Weste. Aber
  • 24:57 - 24:59
    Celebrite hat das BAMF dann auch
    ausprobiert. Das haben sie jetzt nach
  • 24:59 - 25:05
    mehrmaligem Nachfragen endlich auch mal
    zugegeben. Und dieses System macht
  • 25:05 - 25:09
    Folgendes: Das ist relativ einfach. Das
    wird in diesem Video auch schön erklärt,
  • 25:09 - 25:13
    wie leicht sich das bedienen lässt. Und
    zwar: man hat ein paar Knöpfe auf einem
  • 25:13 - 25:16
    Bildschirm und dann drückt man hier auf
    "Anmelden" und dann sagt man: Okay, gib
  • 25:16 - 25:19
    deinen Benutzernamen ein. Dein Passwort
    erhältst du bei BSB-IT, wenn du es
  • 25:19 - 25:24
    vergessen hast und dann musst du
    bestätigen, dass du damit vertraut bist.
  • 25:24 - 25:28
    Nur geschulte und autorisierte Nutzer
    dürfen dieses System benutzen. Das heißt,
  • 25:28 - 25:34
    da muss man dann einfach, naja, "Weiter"
    klicken und dann drückt man auf den großen
  • 25:34 - 25:39
    Knopf "Handy auslesen". Dann wird dann
    noch erhoben: Okay, in welchem Land hast
  • 25:39 - 25:43
    du dein Handy gekauft? Wann hast du dein
    Handy gekauft, wenn du das sagen kannst.
  • 25:43 - 25:46
    Dann wird das Gerät fotografiert. Ich habe
    mich am Anfang gefragt: Warum
  • 25:46 - 25:49
    fotografieren die das Gerät. Es geht um
    Schadensersatzansprüche, wenn der BAMF-
  • 25:49 - 25:54
    Mitarbeiter einen Kratzer in das Display
    macht. Und dann wird ausgelesen. Es kommt
  • 25:54 - 25:58
    so ein bisschen darauf an, wie viel das
    BAMF auslesen kann je nach Gerätetyp. Das
  • 25:58 - 26:02
    heißt, das unterscheidet sich immer ein
    bisschen: Von manchen Geräten können sie
  • 26:02 - 26:08
    eben mehr, von manchen weniger. Und um
    Handys auch ordentlich zu erkennen, gibt
  • 26:08 - 26:13
    das BAMF seinen Mitarbeitern eine
    hilfreiche Handreichung mit, nämlich die
  • 26:13 - 26:16
    verschiedenen Gerätetypen, die existieren.
  • 26:16 - 26:18
    Lachen
  • 26:18 - 26:25
    A: Das ist ein bisschen weird. Das ist
    auch mit Abstand meine Lieblingsfolie in
  • 26:25 - 26:29
    diesem ganzen Ding. Das heißt, da wird
    dann gesagt: Okay, Handys müssen nicht
  • 26:29 - 26:32
    immer gleich aussehen. Damit ihr die
    irgendwie erkennt, geben wir euch jetzt
  • 26:32 - 26:35
    mal ein paar Beispiele an die Hand. Das
    heißt das eine Handy sieht so aus wie so
  • 26:35 - 26:39
    ein altes PDA, so ein altes Klapphandy,
    oder auch ein Handy in einem Pistolengriff
  • 26:39 - 26:44
    versteckt, kann man ja auch mal machen.
    Also falls dann ein Geflüchteter ins BAMF
  • 26:44 - 26:47
    kommt, seine Pistole dabei hat, bin ich
    sicher, dass der BAMF-Mitarbeiter erst mal
  • 26:47 - 26:50
    sagt: "Mensch, ist da dein Handy drin, kann
    ich da mal kurz ran?"
  • 26:50 - 26:53
    Gelächter im Hintergrund
    Aber, Naja.
  • 26:53 - 26:59
    Applaus
  • 26:59 - 27:03
    A: Genau, das ist übrigens ein Photoshop.
  • 27:03 - 27:06
    Das stammt von einer Seite, die heißt
    Military Jobs, kommt von 2008 und ist
  • 27:06 - 27:09
    eigentlich gar kein echtes Modell, kann
    man also nicht kaufen.
  • 27:09 - 27:10
    Lachen
  • 27:10 - 27:13
    A: Aber das ist bei der Zusammenstellung
  • 27:13 - 27:15
    der Präsentation wahrscheinlich nicht
    aufgefallen.
  • 27:15 - 27:19
    Mittlerweile gibt es Selfie-Gewehre, die
    kann man wirklich kaufen. Aber auch eher
  • 27:19 - 27:23
    unwahrscheinlich. Genau, dann wird auch
    noch erklärt: Okay, Android ist am
  • 27:23 - 27:27
    weitesten verbreitet. Das gibt's nicht nur
    als irgendwie Smartphone, das kann auch in
  • 27:27 - 27:33
    deinem Autoradio drin sein. Dann musst du
    das auch noch auslesen und dann der ganz
  • 27:33 - 27:40
    wichtige Punkt: Die Freigabe muss durch
    den Antragsteller durchgeführt werden. Das
  • 27:40 - 27:43
    heißt, das BAMF zieht sich darauf zurück,
    das Ganze ist ja mehr oder weniger
  • 27:43 - 27:47
    freiwillig. Das wurde auch medial in
    diesem ganzen Gesetzgebungsprozess immer
  • 27:47 - 27:51
    wieder versucht zu betonen, dass die
    Menschen ja ihr Telefon freiwillig
  • 27:51 - 27:56
    hergeben und da keine Geräte geknackt
    werden. Und das ist immer so ein Moment,
  • 27:56 - 28:00
    wo man skeptisch wird und dann guckt man
    sich an, wie freiwillig ist das eigentlich?
  • 28:00 - 28:04
    Und dann steht in der Dienstanweisungen
    drin: Naja, der Antragsteller muss zwar
  • 28:04 - 28:08
    sein Gerät selber entsperren, aber es gibt
    die sogenannte Mitwirkungspflicht im
  • 28:08 - 28:13
    Asylverfahren. Und wenn der Antragsteller
    seiner Mitwirkungspflicht nicht nachkommt,
  • 28:13 - 28:16
    das heißt, wenn er nicht sein Passwort
    eingibt und nicht sagt: Hier, du darfst
  • 28:16 - 28:21
    hier einmal USB-Debuggen, dann kann dieser
    Asylantrag als zurückgezogen angesehen
  • 28:21 - 28:26
    werden. Das heißt Freiwilligkeit ist halt
    auch irgendwie so relativ und im Endeffekt
  • 28:26 - 28:29
    ist es eine Verpflichtung. Und ich glaube
    nicht, dass jemand, der in der Situation
  • 28:29 - 28:32
    ist, dass er in Deutschland Schutz sucht,
    weil er in seiner Heimat verfolgt wird,
  • 28:32 - 28:36
    sich dann besonders freiwillig fühlt, wenn
    dann jemand sagt: Bitte gib mal dein Handy
  • 28:36 - 28:41
    her. Auch gut: Apple-Geräte können
    leichter ausgelesen werden. Fand ich auch
  • 28:41 - 28:47
    sehr schön. Aber was passiert dann mit
    diesem ganzen Kram, der von diesem Telefon
  • 28:47 - 28:54
    kommt? Was guckt sich das BAMF dabei an?
    Ungefähr das: nämlich den Anrufverlauf,
  • 28:54 - 28:59
    das Adressbuch, die Lokationsdaten.
    Nachrichten: Sowohl wohin sie gehen, als
  • 28:59 - 29:04
    auch in welcher Sprache sie geschrieben
    sind. Dann Allgemeine Geräteinformationen
  • 29:04 - 29:07
    und Nutzerkennungen von Apps. Das BAMF
    legt sehr viel Wert darauf zu sagen, dass
  • 29:07 - 29:11
    sie keine Inhalte analysieren. Wobei ich
    sagen würde, naja, wenn man sich
  • 29:11 - 29:14
    Nutzerkennungen anguckt und guckt in
    welcher Sprache Nachrichten geschrieben
  • 29:14 - 29:18
    sind, geht das schon ziemlich ziemlich
    nahe an Inhaltsanalyse ran. Und dann wird
  • 29:18 - 29:22
    das Ganze in einem Bericht
    zusammengefasst. Und dieser Bericht sieht
  • 29:22 - 29:27
    dann zum Beispiel so aus: Da sind dann
    Diagramme drin, in welche Länder hast du
  • 29:27 - 29:31
    am häufigsten telefoniert? Oder aus welchen
    Ländern hast du am häufigsten Anrufe
  • 29:31 - 29:38
    bekommen? Wie lange hast du mit diesen
    Ländern telefoniert? oder auch: Wo hast du
  • 29:38 - 29:43
    Nachrichten hingeschickt und in welchen
    Sprachen hast du Nachrichten geschickt?
  • 29:43 - 29:47
    Das wird beides sowohl für ein- und
    ausgehende Nachrichten gemacht und da
  • 29:47 - 29:50
    steht dann auch noch wenn als Sprache
    Arabisch erkannt wird, erfolgt eine
  • 29:50 - 29:53
    Dialektanalyse. Das heißt wir haben
    eigentlich genau das Gleiche wie vorher
  • 29:53 - 29:57
    mit der Sprachaufnahme. Wir haben das
    Ganze dann nur auf der gesprochen... auf
  • 29:57 - 30:02
    der geschriebenen statt der gesprochenen
    Sprache. Das liegt daran, dass es im
  • 30:02 - 30:07
    arabischen Sprachraum verschiedene Chat-
    Dialekte gibt. Das heißt man hat dann...
  • 30:07 - 30:11
    Das sieht dann ungefähr so aus. Man hat
    eigentlich arabische Schriftzeichen, aber
  • 30:11 - 30:15
    wenn man eben versucht die auf einer
    normalen Tastatur zu tippen, bzw. was
  • 30:15 - 30:18
    heißt auf einer normalen Tastatur, auf
    einer Tastatur mit lateinischen
  • 30:18 - 30:23
    Buchstaben, muss man eben manche Zeichen
    durch Ziffern ersetzen, zum Beispiel. Und
  • 30:23 - 30:27
    die unterscheiden sich auch nach den
    Ländern ungefähr. Laut dem BAMF kann das
  • 30:27 - 30:34
    Ding ungefähr 130 geschriebene Sprachen
    analysieren. Zu den Angaben, wie gut das
  • 30:34 - 30:37
    funktioniert: Das wissen wir leider nicht,
    weil es dazu bisher noch überhaupt keine
  • 30:37 - 30:44
    Angaben gibt. Würde mich aber
    interessieren. Genau, dann wird auch das
  • 30:44 - 30:49
    Adressbuch ausgewertet. Das heißt, in
    welche Länder hast du deine Kontakte
  • 30:49 - 30:54
    eingespeichert? Auch welche Webseiten hast
    du aufgerufen? Und welche Lokationsdaten
  • 30:54 - 30:57
    gibt dein Telefon so her? Das ist ein
    interessanter Punkt, weil wir nicht genau
  • 30:57 - 31:03
    wissen und auch das BAMF nicht genau
    herausgibt, welche Locations sie da
  • 31:03 - 31:07
    überhaupt benutzen. Das heißt, wir wissen:
    Okay, sie nutzen Geodaten aus Fotos. Sie
  • 31:07 - 31:12
    nutzen auch irgendwelche Geodaten, die
    Apps erheben, aber wir wissen auch nicht
  • 31:12 - 31:16
    welche sie auslesen können, denn alle
    gehen anscheinend nicht. Und daraus wird
  • 31:16 - 31:22
    dann so ein Bild gemacht. Ich habe mir so
    ein System mal angeschaut und gefragt:
  • 31:22 - 31:25
    So naja, wieso sind denn da keine Pfeile
    dazwischen. Dann meinte sie, das haben die
  • 31:25 - 31:28
    Bundesdatenschutzbeauftragte uns
    herausgestrichen. Aber wenn man sich das
  • 31:28 - 31:32
    mal anguckt, kann man sich halt überlegen,
    dass jemand meinetwegen nicht von Syrien
  • 31:32 - 31:35
    nach Deutschland, dann nochmal nach
    Griechenland und wieder zurück gefahren
  • 31:35 - 31:38
    ist. Das heißt eigentlich ist das so ein
    ziemlicher Placebo, das man das
  • 31:38 - 31:42
    herausgestrichen hat. Unten das, das sind
    die Account-Namen. Das heißt das ist
  • 31:42 - 31:45
    einfach nochmal eine Möglichkeit
    weitergehend zu analysieren, was die
  • 31:45 - 31:50
    Person so tut, wenn man ihre E-Mail-
    Accounts hat. Wenn man ihre Facebook-
  • 31:50 - 31:55
    Accounts hat. Wenn man, weiß ich nicht,
    "Viber ID" kenne ich nicht, aber wenn man
  • 31:55 - 32:00
    alle möglichen Nutzerkennungen für alle
    möglichen Apps hat. Tatsächlich ist das
  • 32:00 - 32:04
    das System, für das das BAMF noch am
    meisten Hinweise zur Interpretation gibt.
  • 32:04 - 32:08
    Und zwar sagen sie: Ok, natürlich bei einem
    Feature Phone kann ich nicht so besonders
  • 32:08 - 32:13
    viele Sachen analysieren wie bei einem
    Smartphone. Ich muss natürlich auch
  • 32:13 - 32:16
    gucken, naja, wie oft benutzt diese
    Personen dieses Gerät überhaupt, gehört
  • 32:16 - 32:20
    der Person das Gerät überhaupt schon seit
    langem und wie viele Daten kriege ich da
  • 32:20 - 32:24
    raus und dann sagen sie: Ok, klar, wenn da
    wenig Daten drin sind, wird die Person das
  • 32:24 - 32:31
    Gerät nicht so lange benutzen. Oder zum
    Beispiel wenn sich gewisse Daten nicht mit
  • 32:31 - 32:35
    anderen Daten decken, könnte es natürlich
    sein, dass unterschiedliche SIM-Karten
  • 32:35 - 32:40
    benutzt wurden, oder dass unterschiedliche
    Leute dieses Gerät in Benutzung hatten,
  • 32:40 - 32:43
    was glaube ich bei Menschen mit einer
    Fluchtgeschichte nicht besonders unüblich
  • 32:43 - 32:52
    ist. Und dann gibt es noch die... das
    Ergebnis, dass die im Bereich Identität
  • 32:52 - 32:56
    angeführten Applikationen vielfältig sind.
    Und dann geht man eben von einer hohen
  • 32:56 - 33:00
    Aussagekraft aus, weil man dann eben weiß
    mit welchen Identitäten eine Person wann
  • 33:00 - 33:03
    unterwegs war und was sie da getan hat.
    Das heißt, da dann einfach nur noch von
  • 33:03 - 33:08
    der Metadaten Analyse zu sprechen, finde
    ich ziemlich sportlich. Und ich würde auch
  • 33:08 - 33:11
    gerne wissen, warum Booking.com Login-
    Daten besser sind als Dating-App Login-
  • 33:11 - 33:14
    Daten. Falls da jemand Hinweise hat: Ich
    nehme sie gerne entgegen. Das konnte ich
  • 33:14 - 33:19
    mir so nicht erschließen. So ein System
    weckt Begehrlichkeiten. Wir sehen, ja
  • 33:19 - 33:22
    okay, dieses Ding kann alles Mögliche
    auslesen und dieses System dieses
  • 33:22 - 33:28
    Herstellers MSAB kann auch noch viel mehr.
    Das heißt MSAB kann Smartphones knacken.
  • 33:28 - 33:33
    MSAB Ist der einzige seriöse, also
    ernsthafte, Mitbewerber von Celebrite und
  • 33:33 - 33:38
    die könnten Telefone aufmachen. Sie machen
    es halt angeblich nicht, weil sie es nicht
  • 33:38 - 33:43
    dürfen. Und das System kann aber auch
    einfach nur die kompletten Inhaltsdaten
  • 33:43 - 33:47
    auslesen und das ist eine Begehrlichkeit,
    die nicht erst seit kurzem besteht. Und
  • 33:47 - 33:51
    zwar schon im November 2017 hat die
    damalige BAMF-Chefin Jutta Cordt in einem
  • 33:51 - 33:54
    Interview gesagt: Na ja, wir haben ja
    jetzt dieses schöne System, aber wir
  • 33:54 - 33:57
    würden auch gerne an die Fotos ran, weil
    da sehen wir ja viel mehr, was die Leute
  • 33:57 - 34:02
    da gemacht haben. Und das ist glaube ich
    einfach nur noch eine Frage der Zeit und
  • 34:02 - 34:05
    in einer neuen Antwort des
    Innenministeriums auf diese kleine Anfrage
  • 34:05 - 34:09
    haben sie eben auch gesagt: Naja, wir prüfen
    gerade die Möglichkeiten das zu erweitern.
  • 34:09 - 34:14
    Das heißt es wird nicht bei diesem Stand
    bleiben, dass man dann Statistiken
  • 34:14 - 34:16
    erstellt und guckt, wo die Leute vielleicht
    waren, sondern dass man dann eben noch
  • 34:16 - 34:21
    viel, viel tiefer in die Privatsphäre von
    Leuten eingreift. Und dann muss man sich
  • 34:21 - 34:25
    fragen: a) Was für ein krasser
    Grundrechtseingriff ist das? Und wie krass
  • 34:25 - 34:31
    wäre das, wenn das, sage ich mal, jemandem in
    Deutschland passiert, der zu einem Amt
  • 34:31 - 34:34
    geht und irgendeinen Antrag stellt, wo
    dann das Amt sagt: Gibt erst mal bitte dein
  • 34:34 - 34:39
    Telefon her. Ich glaube, wenn man sich das
    vorstellt, merkt man, wie beschissen man
  • 34:39 - 34:43
    eigentlich mit Leuten umgeht, die hier in
    Deutschland fast keine Lobby haben und die
  • 34:43 - 34:47
    sich nicht wehren können, weil sie in der
    krassen Drucksituation sind und wie wenig
  • 34:47 - 34:51
    man sich erst mal wagen würde, das bei
    Menschen zu machen, die hier schon seit
  • 34:51 - 34:54
    langem wohnen und dieses System kennen. Aber da probiert man es halt aus. Und das
  • 34:54 - 34:57
    ist, glaube ich, etwas, was man nicht
    akzeptieren darf und was man auch gar
  • 34:57 - 35:00
    nicht erst anfangen lassen darf, weil
    das ist im Endeffekt ein Testballon,
  • 35:00 - 35:02
    um weitere Dinge auszuprobieren.
  • 35:02 - 35:12
    Applaus
  • 35:12 - 35:15
    Ok, dann die Betrachtung. Wir haben ja gesagt,
  • 35:15 - 35:19
    Okay 3,1 Millionen für die
    Transliteration, 2,1 Millionen für die
  • 35:19 - 35:27
    Sprachbiometrie. Was schätzen wir für die
    Handyauswertung? Das sind bis Ende 2019
  • 35:27 - 35:32
    voraussichtlich 11,2 Millionen Euro. Und
    diese 11,2 Millionen Euro gehen zum einen
  • 35:32 - 35:36
    in die Hardware. Das heißt, wir müssen
    dieses Gerät irgendwie auslesen, gehen in
  • 35:36 - 35:40
    die Software für die Analyse dieses Dings
    und für den Support. Und weil ja immer neue
  • 35:40 - 35:44
    Gerätetypen da vorkommen, wird es auch
    nicht aufhören, Geld zu kosten. Das heißt
  • 35:44 - 35:47
    natürlich muss ich dieses System immer
    weiter pflegen, wenn es neue Smartphones
  • 35:47 - 35:51
    gibt und die ausgelesen und analysiert
    werden sollen. Wenn man das jetzt mal aus
  • 35:51 - 35:56
    einer rein, ne, wenn man jetzt mal diese
    ganzen Grundrechtsbedenken über Bord wirft
  • 35:56 - 36:00
    und sich einfach überlegt, wie sinnvoll
    kann das denn sein? Der BAMF-Vizechef
  • 36:00 - 36:08
    Marcus Richter sagt: "Wir haben bisher 27.
    000 Handys ausgelesen." Das ist die
  • 36:08 - 36:13
    Werbezahl, mit der er vor ungefähr einer
    Woche auf PR-Tour gegangen ist. Vor
  • 36:13 - 36:19
    ungefähr einer Woche hat das
    Innenministerium geantwortet: Naja also, in
  • 36:19 - 36:25
    9.710 Fällen wurden Handys ausgelesen und
    ausgewertet. Selbst diese Zahl muss man
  • 36:25 - 36:29
    sich nochmal angucken, nämlich
    ausgelesen und ausgewertet heißt, es wurde
  • 36:29 - 36:33
    so ein Bericht generiert. Das heißt aber
    nicht, dass diesen Bericht auch mal jemand
  • 36:33 - 36:42
    gesehen hat. Wie oft hat diesen Bericht
    jemand gesehen? In 2.845 Fällen. Es wird
  • 36:42 - 36:46
    immer weniger. Das heißt wir waren am
    Anfang mal bei 27.000 jetzt sind wir bei
  • 36:46 - 36:51
    2.845. Dann guckt man sich an, ok, wo
    wurde das gemacht? Ich habe dafür in Motherboard eine
  • 36:51 - 36:56
    Grafik gemacht und da sieht man einfach auch, dass
    die verschiedenen Dienststellen des BAMF
  • 36:56 - 36:59
    das ziemlich unterschiedlich häufig
    einsetzen. Das da in der Mitte ist Gießen,
  • 36:59 - 37:04
    die mögen das System anscheinend. Und
    selbst wenn man das auf die Anzahl der
  • 37:04 - 37:08
    Menschen bezieht, die an diesen BAMF-
    Dienststellen ankommen, ist das immer noch
  • 37:08 - 37:15
    sehr unverhältnismäßig. Ok. Das heißt,
    einmal zurück, 2.845. Wie oft war die
  • 37:15 - 37:22
    Auswertung überhaupt brauchbar? In 35
    Prozent der Fälle. Das heißt in 65 Prozent
  • 37:22 - 37:26
    der Fälle hat man gar keine brauchbaren
    Ergebnisse dadurch bekommen, sei es, dass
  • 37:26 - 37:30
    die Personen vielleicht das Telefon erst
    seit kurzem hat, sei es dadurch, dass
  • 37:30 - 37:35
    Telefone weitergegeben werden, dass
    Telefone kaputt gegangen sind, dass
  • 37:35 - 37:39
    Telefone nicht ausgelesen werden konnten,
    weil sie zu alt sind. Das Innenministerium
  • 37:39 - 37:42
    sagt auch, man hat Probleme mit
    proprietären Anschlüssen und mit alten
  • 37:42 - 37:49
    Handys, die keine USB-Anschlüsse haben.
    Ok, verwertbare Ergebnisse: Was einen aber
  • 37:49 - 37:52
    eigentlich interessiert, bzw. was das BAMF
    eigentlich interessiert, in wieviel Fällen
  • 37:52 - 37:56
    kriege ich denn Hinweise darauf, dass
    jemand da so Widersprüche in seiner
  • 37:56 - 38:03
    Geschichte hat? Zwei Prozent. Zwei
    Prozent, das rechnet man mal um auf diese
  • 38:03 - 38:09
    2.845. Dann landet man bei weniger als 60
    Fällen und dann guckt man sich nochmal an,
  • 38:09 - 38:13
    ok 11,2 Millionen Euro. Ist ziemlich
    sportlich, finde ich. Auf jeden Fall ist
  • 38:13 - 38:16
    das auch eine Zahl, für die kann man
    ziemlich viele Leute einstellen, die sich
  • 38:16 - 38:20
    vielleicht mit Menschen beschäftigen
    können. Man könnte sich auch überlegen, ob man
  • 38:20 - 38:24
    so viel Geld ausgeben will, um Menschen
    aus Deutschland rauszuhalten oder ob man
  • 38:24 - 38:27
    nicht einfach seine Grundeinstellung
    vielleicht mal ändern will und einfach
  • 38:27 - 38:30
    Leute nach Deutschland kommen lassen will
    und einzusehen, dass man ein scheiß
  • 38:30 - 38:33
    reiches Land ist, das für irgendwelche
    bescheuerten Softwaresysteme so viel Geld
  • 38:33 - 38:48
    einsetzt. Applaus
  • 38:48 - 38:49
    Genau deshalb: Ich missbrauche
    nochmal kurz das Motto des letzten
  • 38:49 - 38:57
    Kongresses. Und zwar: Das klingt alles so
    als wäre es jetzt da und als wäre das jetzt
  • 38:57 - 39:00
    irgendwie so ein Ding, mit dem man leben
    müsste. Ist es aber nicht. Und zwar ich würde
  • 39:00 - 39:05
    gerne alle bitten, sich gegen diese
    Systeme zu wehren. Das heißt, das kann
  • 39:05 - 39:09
    sowohl sein, wenn Menschen selbst
    betroffen sind, sich gegen diese Systeme zu
  • 39:09 - 39:13
    wehren, als auch wenn ihr Menschen
    unterstützen könnt, sich dagegen zu wehren,
  • 39:13 - 39:17
    weil, ich habe vorhin schon gesagt, es gab
    diese Menschen, die ich getroffen hatte,
  • 39:17 - 39:23
    die damit Probleme bekommen haben. Und
    diese ganze Kacke hat ein Gutes: Und zwar,
  • 39:23 - 39:27
    es hat keine Gutachtenqualität. Früher war
    es zum Beispiel so bei diesen
  • 39:27 - 39:32
    Sprachgutachten, das haben dann anonym
    gehaltene Gutachter gemacht. Die haben
  • 39:32 - 39:36
    dann gesagt, ok die Sprache der Personen
    und die Worte, die die Person benutzt,
  • 39:36 - 39:38
    klingen so, als würde sie da und da
    herkommen, das konnte man vor Gericht
  • 39:38 - 39:42
    vorlegen. Wenn man mit so einem Zettel,
    mit so einem komischen Prozentzettel vor
  • 39:42 - 39:46
    Gericht geht und sagt: Ok, die Software hat
    eine Fehlerquote von 15 Prozent, dann gilt
  • 39:46 - 39:51
    das überhaupt nichts. Das heißt, wenn
    Menschen aufgrund solcher komischen Zettel
  • 39:51 - 39:55
    Probleme kriegen, kann man dagegen relativ
    gut vorgehen. Bei der einen Person, die ich
  • 39:55 - 39:58
    getroffen habe, hat das auch mittlerweile
    schon funktioniert, weil eben gesagt wurde:
  • 39:58 - 40:02
    Ok guck mal, das ist der einzige Hinweis
    darauf, dass die Person nicht die Wahrheit
  • 40:02 - 40:05
    gesagt hat und das ist ein absolut
    unzuverlässiges Programm. Und dann muss
  • 40:05 - 40:08
    man eben einfach nur schauen, dass es
    schnell geht. Das heißt, die Person hat
  • 40:08 - 40:12
    eine Woche Zeit, um Widerspruch einzulegen
    und dagegen zu klagen. Aber das ist eine
  • 40:12 - 40:15
    Sache, die ist möglich. Und das ist auch eine
    Sache, bei denen ich Leute bitten würde,
  • 40:15 - 40:20
    die Geflüchtete unterstützen oder
    irgendwie mit Geflüchteten reden, ihnen zu
  • 40:20 - 40:23
    sagen, dass man sich dagegen wehren kann
    und dass man das eben nicht hinnehmen
  • 40:23 - 40:28
    muss. Eine andere Möglichkeit, wie man
    irgendwas tun kann: Man kann sich
  • 40:28 - 40:33
    informieren und man kann mich informieren.
    Das heißt irgendwo in meiner
  • 40:33 - 40:36
    Talkbeschreibung stehen bestimmt
    Kontaktdaten, die jetzt nicht auf dieser
  • 40:36 - 40:38
    Folie sind. Und falls ihr noch mehr
    Informationen zu diesen schönen Systemen
  • 40:38 - 40:42
    habt, schickt sie mir, ich werde sie
    weiter veröffentlichen und damit danke ich
  • 40:42 - 40:45
    euch für eure Aufmerksamkeit.
  • 40:45 - 41:06
    Applaus
  • 41:06 - 41:08
    Herald: Danke Anna für den Talk. Ich würde
  • 41:08 - 41:11
    euch bitten, wenn ihr Fragen habt, euch an
    die Mikrofone zu stellen. Hier vorne gibt
  • 41:11 - 41:14
    es eine Reihe, da gibt es eine Reihe und
    ganz hinten gibt es auch noch ein fünftes
  • 41:14 - 41:17
    Mikrofon und ich würde als erstes das Wort
    dem Signal Angel geben.
  • 41:17 - 41:21
    Signal Angel: Hallo! Gibt es Hinweise
    darauf, dass der Zugriff auf Smartphones
  • 41:21 - 41:22
    beim Auslesen von Daten auch zur
    Installation weiterer Software auf den
  • 41:22 - 41:36
    Geräten genutzt wird? Vielleicht auch ohne
    das Wissen der BAMF-Mitarbeiter sogar?
  • 41:36 - 41:42
    Anna: Nein. Sorry, ne. Tatsächlich sind mir keine
    Fälle bekannt, in denen sowas passiert
  • 41:42 - 41:46
    ist. Und tatsächlich suche ich auch noch
    nach Menschen, bei denen so etwas generell
  • 41:46 - 41:50
    mal passiert ist, weil man relativ wenige
    Leute findet, bei denen das durchgeführt
  • 41:50 - 41:54
    wurde und bei denen es nicht technisch
    gescheitert ist. Gelächter Also ich habe
  • 41:54 - 41:57
    schon drei Leute gefunden, bei denen es
    technisch gescheitert ist, aber ich hätte
  • 41:57 - 42:00
    gerne noch Menschen, die mir davon
    berichten, wie es ist, wenn es nicht
  • 42:00 - 42:02
    scheitert.
    Herald: Mikrofon zwei
  • 42:02 - 42:10
    Zwei kurze Fragen: Frage Nummer eins, läuft da
    irgendwie eine Klage gegen diese
  • 42:10 - 42:16
    Handy-Auslese-Aktion oder sowas oder sind die
    Betroffenen einfach zu eingeschüchtert und
  • 42:16 - 42:21
    wehrlos, als das die da was machen können?
    Und Frage Nummer 2: Habt ihr mal irgendwie
  • 42:21 - 42:28
    versucht, vielleicht in Kombination mit
    irgendeinem Amt, so zum Beispiel die Videos,
  • 42:28 - 42:34
    die du eben hattest, mit den Sprachsamples durchlaufen
    zu lassen und zu gucken aus welchen
  • 42:34 - 42:40
    arabischen Staaten die Herren denn kommen?
    Anna: lacht Also zu der zweiten Frage,
  • 42:40 - 42:47
    fangen wir damit an. Das ist mir eine
    ewige Mission. Und ich stelle dem BAMF
  • 42:47 - 42:50
    sicherlich seit einem dreiviertel Jahr
    Anfragen und sage bitte bitte bitte zeig
  • 42:50 - 42:53
    mir diese Systeme mal. Und eigentlich, mein
    geheimes Ziel, das kann ich jetzt auch
  • 42:53 - 42:56
    verraten, da sie mich nicht reinlassen,
    ist einfach zu beweisen, dass Horst
  • 42:56 - 43:07
    Seehofer nicht zu Deutschland gehört.
    GelächterApplaus Aber die letzte
  • 43:07 - 43:10
    Ausrede, die ich vom BAMF bekommen habe,
    warum ich nicht in die Räume gehen kann,
  • 43:10 - 43:16
    ist, dass sie zu klein sind. Gelächter
    Das ist tatsächlich leider kein Scherz,
  • 43:16 - 43:19
    aber ich versuche es weiter. Vielleicht
    lässt man mich ja irgendwann mal rein. Zu
  • 43:19 - 43:25
    der ersten Frage: Klage. Falls es Menschen
    gibt, die daran interessiert sind, gegen
  • 43:25 - 43:30
    dieses System zu klagen. Gerne zu mir
    schicken, eventuell gibt es da Pläne. Dass
  • 43:30 - 43:35
    Menschen dagegen vorgehen im Rahmen von
    Klagen gegen Ablehnungsbescheide, ja, aber
  • 43:35 - 43:38
    ich glaube, das System müsste man erst
    einmal an einer grundsätzlicheren Ebene
  • 43:38 - 43:41
    angreifen, wenn eben Leute dazu bereit
    sind, das ein mal durchzufechten.
  • 43:41 - 43:47
    Herald: Ok dann Mikrofon eins bitte.
    Mik 1: Bei der Auswertung der Handydaten
  • 43:47 - 43:52
    sollen ja Lokationsdaten, wie zum Beispiel
    in Fotos und auch Anruflisten und
  • 43:52 - 43:54
    dergleichen zum Einsatz kommen. Ich
    schätze mal, da geht es dann darum, ob es
  • 43:54 - 43:57
    sich um Telefonnummern aus den
    entsprechenden Ländern handelt oder
  • 43:57 - 44:00
    anderen Ländern. Nun es ist ja bei
    Fluchtgeschichten so, dass das oft auch
  • 44:00 - 44:04
    mal hin und her geht oder mal eine Weile
    bei einer bestimmten Station bleibt.
  • 44:04 - 44:08
    Inwieweit haben die Antragsteller die
    Möglichkeit dazu dann überhaupt eine
  • 44:08 - 44:11
    Stellungnahme abzugeben und zum Beispiel
    zu sagen: "Natürlich sind das alles
  • 44:11 - 44:15
    jordanische Nummern, meine Familie sitzt
    in Jordanien und ich bin eben weiter nach
  • 44:15 - 44:18
    Deutschland gekommen. Trotzdem sind wir
    Syrer!", beispielsweise?
  • 44:18 - 44:23
    Anna: Ja. Das ist eine gute Frage. Und
    zwar, es ist so, dass diese ganzen
  • 44:23 - 44:28
    Auswertungen eigentlich passieren sollen,
    bevor die Anhörungen sind. Das heißt schon
  • 44:28 - 44:31
    quasi, wenn du registriert wirst, wird
    dieses Bild von dir gemacht und dann wird
  • 44:31 - 44:34
    eben geschaut hast du einen Pass, lässt
    der sich überprüfen und wenn nicht, gehen
  • 44:34 - 44:39
    wir eben durch diese ganze Kette durch.
    Dann sollst du in deiner Anhörung die
  • 44:39 - 44:45
    Chance bekommen dazu Stellung zu nehmen.
    Handyauswertung hat man anscheinend nicht
  • 44:45 - 44:50
    besonders viel bei Altverfahren gemacht,
    aber es gibt diverse Altverfahren, in denen
  • 44:50 - 44:55
    solche Sprachanalyse gemacht wurden. Das
    heißt einfach Asylprozesse von Menschen,
  • 44:55 - 44:59
    die schon seit 2015 oder 2016 in
    Deutschland waren, bei denen es eben immer
  • 44:59 - 45:03
    weiter gedauert hat, die immer weiter
    aufgeschoben wurden und bei denen dann
  • 45:03 - 45:08
    auch ein Sprachgutachten in Auftrag
    gegeben wurde. Das heißt so ein Ding, da
  • 45:08 - 45:11
    muss jemand eine halbe Stunde lang reden
    mit einem Dolmetscher und muss dann
  • 45:11 - 45:14
    erzählen und so weiter und so fort. Das
    wird erst einem Menschen vorgelegt, der
  • 45:14 - 45:17
    macht dazu ein Gutachten, die sind
    furchtbar teuer. Dann gab es irgendwann
  • 45:17 - 45:20
    eine Dienstanweisung vom BAMF. dass gesagt
    hat: Ok, bitte Leute, guckt mal all die Fälle
  • 45:20 - 45:25
    durch, wo wir diese Sprachgutachten durch
    diese Sprachanalysen ersetzen können. Und
  • 45:25 - 45:28
    da wurden dann eben diese Analysen im
    Nachhinein gemacht, das heißt nach der
  • 45:28 - 45:32
    Anhörung. Und da habe ich drei Leute
    gefunden, die dann im Nachhinein keine
  • 45:32 - 45:36
    Gelegenheit mehr bekommen haben, da
    Stellung zu zu nehmen. Das heißt, es ist
  • 45:36 - 45:40
    eigentlich vorgesehen, aber ich glaube, gerade bei diesen ganzen älteren schon
  • 45:40 - 45:42
    rumliegenden Verfahren, wird das nicht
    mehr unbedingt gemacht.
  • 45:42 - 45:50
    Herald: Dann einmal Mikrofon drei bitte.
    Mik 3: Deine Analyse bezüglich der
  • 45:50 - 45:59
    Effizienz der Auslesung der Smartphones
    war relativ eindeutig, also mathematisch.
  • 45:59 - 46:06
    Da müsste das BAMF doch selbst auf die
    Idee kommen, dass es Quatsch ist. Planen
  • 46:06 - 46:11
    die eine Überprüfung der Zahlen oder
    irgendetwas, ist da was bekannt?
  • 46:11 - 46:18
    Anna: Das BAMF gibt ja andere Zahlen raus.
    Das BAMF gibt ja die Zahlen von "Wir haben
  • 46:18 - 46:22
    27.000 Auswertungen gemacht" raus. Das das
    dann nur die Fälle sind, in denen sie so
  • 46:22 - 46:26
    ein Handy an ein Kabel gestopft haben und
    nicht Fälle sind, in denen irgendwas dabei
  • 46:26 - 46:29
    herausgekommen ist, das sagen sie halt
    nicht. Das heißt, wir haben schon öfter
  • 46:29 - 46:32
    eben die Erfahrung gemacht: Man hat
    irgendwelche Informationen über diese
  • 46:32 - 46:38
    Systeme, man plant einen Bericht dazu und
    einen Tag vorher kommt dann ein Bericht in
  • 46:38 - 46:41
    einem anderen Medium, wo das BAMF dann eben
    sagt, wie super das alles funktioniert,
  • 46:41 - 46:45
    sagt beste Leben, Asyl, top. So. Und ich
    glaube, das ist eben so ein bisschen
  • 46:45 - 46:48
    dieses Ding, man verschließt, glaube ich, die Augen
    davor, wie sinnlos dieser ganze Kram
  • 46:48 - 46:51
    eigentlich ist, weil man sich so darauf
    verschossen hat. Man hat dann eben kurz
  • 46:51 - 46:55
    vor der Bundestagswahl 2017 gesagt: Wir
    haben diese tollen Systeme und wir sind
  • 46:55 - 47:00
    jetzt Vorreiter in Sachen Digitalisierung
    in der öffentlichen Verwaltung. Wir sind
  • 47:00 - 47:02
    quasi das Leuchtturmprojekt für ganz
    Europa, wir wollen unsere Systeme
  • 47:02 - 47:05
    irgendwie der ganzen EU zur Verfügung
    stellen und mit denen teilen und
  • 47:05 - 47:09
    verbessern und wollen damit quasi
    Digitalisierungsvorreiter werden. Ich
  • 47:09 - 47:13
    glaube, ich kann allen von euch mal
    empfehlen, auf die BAMF-Homepage zu gehen.
  • 47:13 - 47:17
    Da gibts auch so tolle Werbevideos. Unter
    anderem, wie das BAMF einen
  • 47:17 - 47:22
    Scrum-Master-Raum eingerichtet hat, wo dann eben die
    Entwickler mit den Fachmitarbeitern
  • 47:22 - 47:25
    zusammensitzen, in einem mit Graffitis
    angesprühten Raum, richtig cool und mit
  • 47:25 - 47:28
    Sofas. Und ich glaube daran sieht man ganz
    gut, wo das Problem ist. Man will nämlich
  • 47:28 - 47:31
    eine moderne Behörde sein und man will
    cool sein und man will irgendwie
  • 47:31 - 47:34
    digitalisiert sein. Und ich glaube
    dahinter kommt man nicht mehr so richtig
  • 47:34 - 47:38
    zurück.
    Herald: Dann Mikrofon Nummer vier bitte.
  • 47:38 - 47:44
    Mik 4: Wenn ich das richtig verstanden
    habe, hast du ja gesagt, dass die Tools
  • 47:44 - 47:50
    oder die Systeme angewendet wurden
    aufgrund von Unternehmensberatung. Sind
  • 47:50 - 47:56
    die da jetzt falsch beraten worden oder
    funktionieren die Systeme, wenn sie
  • 47:56 - 47:59
    ordentlich oder anders angewendet werden,
    besser?
  • 47:59 - 48:06
    Anna: Na was heißt erst mal, was heißt
    aufgrund von Unternehmensberatungen? Wir
  • 48:06 - 48:09
    wissen eben, dass in einer gewissen Zeit
    ganz viele Unternehmensberatungen das BAMF
  • 48:09 - 48:15
    beraten haben und ihnen zu diversen mehr
    oder weniger fragwürdigen Dingen geraten
  • 48:15 - 48:18
    haben. Zum Beispiel auch zu der Sache mit
    man muss Geflüchtete in mehrere Klassen
  • 48:18 - 48:22
    einteilen, die Menschen mit einer relativ
    guten Bleibeperspektive, die mit einer
  • 48:22 - 48:25
    nicht so guten Bleibeperspektive und die
    Menschen, die wahrscheinlich sowieso
  • 48:25 - 48:28
    abgeschoben werden, weil sie aus Ländern
    kommen, wo die Schutzquote eher gering
  • 48:28 - 48:32
    ist. Das heißt, da ging es ganz ganz ganz
    viel um Effizienz und da ging es eben auch um
  • 48:32 - 48:37
    diese Digitalisierungsprozesse. Da geht es
    zum einen auch um, ja, papierfreiere
  • 48:37 - 48:42
    Büros, aber da geht es dann auch um diese
    Systeme. Und die Frage, ob man Systeme
  • 48:42 - 48:46
    bauen könnte, die gut funktionieren. Ich
    finde, das ist keine Frage, die man sich
  • 48:46 - 48:50
    stellen sollte. Für mich ist es eine
    ethische Frage. Weißt du, wir motzen alle,
  • 48:50 - 48:54
    weil es diese komische Schufa gibt, die
    irgendwelche Algorithmen hat, die wir
  • 48:54 - 48:59
    nicht verstehen, die irgendwelche
    komischen, ja, Merkmale heranziehen, die
  • 48:59 - 49:02
    wir nicht verstehen und nicht kennen und
    weil wir dann keinen Handy-Vertrag kriegen.
  • 49:02 - 49:07
    Aber da geht es um Software. Da gibt es auch
    Algorithmen, die keiner versteht. Da gibts
  • 49:07 - 49:11
    Datenbasen, die nicht transparent sind und
    deshalb kriegen Menschen kein Asyl. Und
  • 49:11 - 49:14
    ich finde, wenn man schon irgendwie sagt,
    dass die Schufa nicht so intransparent
  • 49:14 - 49:17
    agieren kann, kann man so ein System
    einfach gleich abschalten. Und man muss
  • 49:17 - 49:24
    sich einfach mal vorstellen, was das
    heißt.
  • 49:24 - 49:29
    Applaus
    Herald: Dann Mikrofon Nummer 2 bitte.
  • 49:29 - 49:35
    Mik 2: Ja nochmal zu der Sprachzuordnung
    oder zu der Dialektzuordnung. Es gab vor kurzem
  • 49:35 - 49:40
    auch einen Bericht im MDR darüber, "Das
    BAMF hat diese tolle Technologie und ist
  • 49:40 - 49:45
    die nicht auch einsetzbar für die Polizei
    und für andere Institutionen?". Sie werben
  • 49:45 - 49:49
    sogar selber damit. Hast du Informationen
    darüber, ob die Information, ob diese
  • 49:49 - 49:52
    Technologien auch von anderen
    Institutionen in Deutschland eingesetzt
  • 49:52 - 49:55
    wird?
    Anna: Habe ich nicht. Glaube ich aber
  • 49:55 - 49:58
    tatsächlich auch momentan nicht. Das
    hat der MDR ja auch quasi geschrieben,
  • 49:58 - 50:02
    glaube ich, dass das momentan noch niemand
    anderes einsetzen will. Also wüsste ich
  • 50:02 - 50:08
    tatsächlich auch nicht. Was man eher hat,
    sind so Softwares, die versuchen, Sprecher
  • 50:08 - 50:11
    zu identifizieren, zum Beispiel, irgendwie
    zu gucken: Ok, ist die Person, die jetzt
  • 50:11 - 50:15
    eine Drohung am Telefon ausgesprochen hat,
    diese Person oder so weiter. Aber eine
  • 50:15 - 50:18
    Dialektanalyse in dem Sinne ist, glaube
    ich, für andere deutsche Behörden momentan
  • 50:18 - 50:22
    eher uninteressant. Interessanter ist es
    natürlich für andere europäische
  • 50:22 - 50:26
    Migrationsbehörden, und das BAMF versucht
    dann eben auch darauf zuzugehen und sich
  • 50:26 - 50:28
    zum Vorbild zu machen und es dort zu
    etablieren.
  • 50:28 - 50:33
    Herald: Dann einmal Mikrofon Nummer eins.
    Mik 1: Hi. Ist es aus deiner Sicht schlau,
  • 50:33 - 50:37
    wenn man sein Handy wiped, bevor man hier
    nach Deutschland kommt und vielleicht die
  • 50:37 - 50:39
    Daten exportiert irgendwie, um s ie später
    wieder draufzuladen oder ist das
  • 50:39 - 50:43
    vielleicht kontraproduktiv? Ist das ein
    Rat, den man jemanden geben könnte, der
  • 50:43 - 50:46
    nach Deutschland kommt?
    Anna: Das ist eine gute Frage. Kann ich
  • 50:46 - 50:58
    dir nicht beantworten. Also kann ich dir
    tatsächlich einfach wirklich nichts sagen, weil
  • 50:58 - 51:02
    weiß ich nicht. Also das BAMF ist sich
    tatsächlich auch dessen bewusst, dass es
  • 51:02 - 51:05
    gefälschte Handys gibt, die im Umlauf sind.
    Das heißt, dass es Handys gibt, wo eine
  • 51:05 - 51:10
    plausible Geschichte draufgespielt wurde.
    Ich meine, klar, ok, der Markt passt sich an,
  • 51:10 - 51:13
    es gibt dieses System. Dieses System
    analysiert gewisse Dinge, irgendwann weiß
  • 51:13 - 51:16
    man, was es analysiert und dann kann man
    eben Handys generieren, auf denen genau
  • 51:16 - 51:21
    das drauf ist, was man will. Das heißt,
    Menschen, die, wenn man es so nennen will,
  • 51:21 - 51:26
    oder die sozusagen betrügen, überführt man
    damit sowieso nicht. Das heißt, diese zwei
  • 51:26 - 51:29
    Prozent der Fälle, wo es dann irgendwie
    Widersprüche gab, da hat vielleicht
  • 51:29 - 51:31
    einfach jemand irgendwo ein Handy gefunden
    und mitgenommen und da war dann
  • 51:31 - 51:36
    blöderweise irgendwas anderes drauf. Aber natürlich ist es ein Einfaches irgendwie, das
  • 51:36 - 51:40
    System zu überwinden und eigentlich
    weiß das BAMF das auch so.
  • 51:40 - 51:46
    Herald: Dann Mikrofon Nummer drei.
    Mik 3: Dann stellt sich die Frage, ob die
  • 51:46 - 51:53
    200.000 Euro pro Erfolg bei dieser
    Handyauswertung, neben dem ohnehin
  • 51:53 - 52:00
    unethischen Thema, nicht ein Fall für den
    Bundesrechnungshof sind. Gelächter
  • 52:00 - 52:06
    Applaus Wie siehst du das?
    Anna: Ja, der Bundesrechnungshof sollte das
  • 52:06 - 52:09
    BAMF in diesem Jahr geprüft haben. Wenn
    jemand den Bericht dazu hat, nehme ich ihn
  • 52:09 - 52:17
    gerne. Also ja, sicher. Ich glaube, wenn man
    das so betrachten will, wenn man aus der
  • 52:17 - 52:21
    finanziellen Warte betrachten will, kann
    man diese Frage auf jeden Fall stellen.
  • 52:21 - 52:24
    Und sollte man dann auch. Man kann sich
    auch fragen, wie viel Personal kann ich
  • 52:24 - 52:27
    dafür einstellen? Oder: wieviel Menschen
    kann ich dadurch ein Leben in Deutschland
  • 52:27 - 52:30
    ermöglichen? Also, ja, ich finde es
    absolut rausgeschmissenes Geld.
  • 52:30 - 52:36
    Herald: Also wer Berichte hat, bitte
    vertrauensvoll an Anna wenden.
  • 52:36 - 52:42
    Mikrofone Nummer fünf ganz hinten bitte.
    Mik 5: Ich war vor knapp zwei Monaten mit
  • 52:42 - 52:47
    einem Jugendlichen bei der Anhörung beim
    BAMF. Da ist wohl auch auf jeden Fall das
  • 52:47 - 52:53
    Handy erfolgreich ausgelesen worden. Und
    neben der ganzen Thematik, wie unzumutbar
  • 52:53 - 52:57
    das eigentlich ist innerhalb des
    Verfahrens, habe ich mich auch gefragt, wo
  • 52:57 - 53:01
    diese Daten gespeichert werden und wie
    sicher die gespeichert werden. Weißt du
  • 53:01 - 53:07
    dazu was?
    Anna: Man kann die Frage zehnmal an das
  • 53:07 - 53:09
    BAMF stellen. Man bekommt immer die
    gleiche Antwort und zwar "in einem
  • 53:09 - 53:19
    sicheren Datentresor." Gelächter Also
    nein, weiß ich nicht. lacht Also ich
  • 53:19 - 53:24
    weiß es nicht. Es ist anscheinend so,
    beziehungsweise das BAMF sagt es eben so,
  • 53:24 - 53:30
    dass diese Freischaltung durch einen
    Volljuristen erfolgen muss und dass die
  • 53:30 - 53:34
    Entscheider da selber nicht auf diese
    Datenbank, in der das liegt, Zugriff
  • 53:34 - 53:38
    haben. Das glaube ich ihnen auch
    tatsächlich. Aber wie sicher die Daten im
  • 53:38 - 53:41
    Sinne, im physischen Sinne sind, das weiß
    ich nicht.
  • 53:41 - 53:46
    Herald: Dann Mikrofon Nummer eins.
    Mik 1: In der Talk Ankündigung stand als
  • 53:46 - 53:51
    letzten Satz drin, dass das BAMF noch so
    ein Projekt mit Blockchain macht. lacht
  • 53:51 - 53:57
    Ja sprengt das jetzt den Rahmen oder magst
    du dazu noch etwas sagen? Das klang sehr
  • 53:57 - 54:01
    erschreckend.
    Anna: Ja. Dazu gibt es dann im Januar
  • 54:01 - 54:04
    mehr. Und das BAMF macht auch etwas mit
    Blockchain richtig. Und zwar es heißt
  • 54:04 - 54:10
    "Blockchain at BAMF". Richtig gut.
    Gelächter Ich will da nicht zu viel zu
  • 54:10 - 54:14
    sagen. Es ist eigentlich ein ganz. Ja. Es
    ist halt cool, was mit Blockchain zu
  • 54:14 - 54:17
    machen, deshalb macht das BAMF jetzt auch
    etwas mit Blockchain und man überlegt sich
  • 54:17 - 54:20
    halt ob man das Asylverfahren irgendwie
    auch auf die Blockchain packen könnte.
  • 54:20 - 54:26
    Dazu gab es wohl ein Proof of Concept
    beziehungsweise dazu gab es ein Proof of
  • 54:26 - 54:32
    Concept und dazu läuft angeblich gerade
    eine Pilotierung im Ankerzentrum in
  • 54:32 - 54:39
    Dresden. Das heißt gar nicht weit. Und da
    will man eben erreichen, dass die
  • 54:39 - 54:42
    Verfahrensstände im Asylverfahren zum
    Beispiel auch anderen Behörden schneller
  • 54:42 - 54:45
    zugänglich sind. Und dann eben
    fäschungssicherer sind. Das heißt man kann
  • 54:45 - 54:49
    dann sagen, "ok Person wurde registriert,
    das schreiben wir in die Blockchain" und
  • 54:49 - 54:53
    dann kann irgendeine andere Behörde da
    auch darauf zugreifen. Aber da gibt es
  • 54:53 - 54:56
    noch Fragen, das heißt dazu gibt es auch
    ein Whitepaper, das kann man sich auf der
  • 54:56 - 54:58
    BAMF Seite mal angucken. Da haben Sie dann
    auch irgendwann gemerkt, dass mit der
  • 54:58 - 55:01
    Blockchain ist ja ein bisschen blöde, weil
    da kriegt man die Sachen nicht so einfach
  • 55:01 - 55:04
    wieder raus und eigentlich müssen die
    Daten ja nach zehn Jahren gelöscht werden.
  • 55:04 - 55:08
    Das ist auch blöd. Dann aber ja, dann kann
    man irgendwas mit Pseudonymen machen und
  • 55:08 - 55:10
    vielleicht kann man Blockchains auch
    wieder nach hinten löschen und so. Also es
  • 55:10 - 55:17
    bleibt spannend. Ich hab nicht besonders
    große Angst vor diesem Projekt, weil es
  • 55:17 - 55:25
    ist halt was mit Blockchain und es geht
    vorbei. Aber. GelächterApplaus Genau.
  • 55:25 - 55:31
    Eine Kolleginnen und ich schauen uns das
    gerade an. Sagen wir es so.
  • 55:31 - 55:34
    Herald: Dann ein mal der Signal Angel
    bitte.
  • 55:34 - 55:36
    Signal Angel: Also solange es die
    Blockchain noch nicht gibt, gibt es dann
  • 55:36 - 55:40
    Richtlinien wie lange diese Daten
    gespeichert werden, die in so einem
  • 55:40 - 55:45
    Verfahren erhoben werden?
    Anna: Ja, gibt es. Ich kann sie nicht
  • 55:45 - 55:52
    auswendig. Grunddaten werden zehn Jahre
    gespeichert, andere Daten, die sensibler
  • 55:52 - 55:54
    sind wie Gesundheitsdaten im
    Asylverfahren, es gibt ja noch eine ganze
  • 55:54 - 55:58
    Menge andere Daten, die im Asylverfahren
    erhoben werden. Unter anderem dein
  • 55:58 - 56:01
    Impfstatus und die Sprachkurse, die du
    besucht hast und so weiter und so fort.
  • 56:01 - 56:04
    Die werden, ich glaue Gesundheitsdaten nur
    für ein Jahr, aber würde ich mich nicht
  • 56:04 - 56:09
    drauf festnageln lassen. Das ist eine
    Angabe, die in der Verordnung zur
  • 56:09 - 56:13
    Durchführung des
    Datenaustauschverbesserungsgesetzes steht
  • 56:13 - 56:16
    glaube ich. Kann man nachlesen, habe ich
    nicht im Kopf.
  • 56:16 - 56:20
    Herald: Dann einmal Mikrofon Nummer zwei.
    Mik 2: Hallo ich habe auch folgende Frage
  • 56:20 - 56:24
    und zwar weiß ich eigentlich auch aus
    meinem Arbeitsleben, dass es gerade bei
  • 56:24 - 56:29
    den Namen ganz oft zu Fehlern kommt. Und
    ich meine, wenn man jetzt Vorname A mit
  • 56:29 - 56:34
    Vorname B verwechselt, ist es vielleicht
    noch nicht erfassbar. Aber das es auch zu
  • 56:34 - 56:38
    solchen Fehlern kommt wie es gibt nur
    einen Vornamen. Der Vorname ist dann der
  • 56:38 - 56:44
    Name einer Stadt. Und wirklich
    offensichtliche Fehler. Aber wenn das halt
  • 56:44 - 56:49
    erst einmal durch das BAMF oder durch die
    Ausländerbehörde auf dem Aufenthaltstitel
  • 56:49 - 56:56
    ist, ist im Prinzip nur wirklich mit
    mehreren Anhörungen und Terminen mit dem
  • 56:56 - 57:01
    Dolmetscher und mit einer langen Prozedur
    überhaupt wieder irgendwas zu ändern. Und
  • 57:01 - 57:06
    ich frage mich wenn das Programm eine
    Fehlerquote von 15 Prozent hat, wieso ist
  • 57:06 - 57:11
    es dann so schwer, da irgendetwas gegen zu
    machen?
  • 57:11 - 57:17
    Anna: Das Programm mit einer Fehlerquote
    von 15 Prozent war diese Sprachauswertung.
  • 57:17 - 57:23
    Dieses Namensprogramm soll ja erst einmal
    nur dafür sorgen, dass die Übertragung von
  • 57:23 - 57:26
    arabischen Schriftzeichen die die Person
    selber eingibt, das heißt die Person soll
  • 57:26 - 57:30
    selber ihren Namen schreiben. Es sei denn
    sie ist nicht in der Lage zu schreiben
  • 57:30 - 57:34
    dann macht es der Dolmetscher, diese
    einheitlich zu übertragen. Und das ist
  • 57:34 - 57:38
    vielleicht auch erst mal ein Fall der
    relativ einleuchtend ist, das heißt man
  • 57:38 - 57:41
    will irgendeine Einheitlichkeit haben,
    aber ich glaube da ist nochmal ein anderes
  • 57:41 - 57:44
    Problem. Nämlich das man verschiedene
    zuständige Stellen hat. Man hat die
  • 57:44 - 57:48
    Ausländerbehörden, man kann auch irgendwie
    in die Situation geraten bei einer Polizei
  • 57:48 - 57:52
    registriert zu werden und ich glaube dann
    diese ganzen Prozesse aufzurollen da Daten
  • 57:52 - 57:57
    zu korrigieren ist eben schwierig und
    gerade für das sogenannte Ausländer
  • 57:57 - 58:01
    Zentralregister ist das BAMF ja die
    zuständige Behörde. Das heißt die müssen
  • 58:01 - 58:05
    sich eigentlich darum kümmern, diese
    ganzen Daten irgendwie richtig zu halten.
  • 58:05 - 58:07
    Sie geben aber die Verantwortung dafür in
    einer gewissen Art und Weise ab, indem sie
  • 58:07 - 58:10
    eben sagen: "Die Verantwortung für die
    Richtigkeit der Daten können wir nicht
  • 58:10 - 58:14
    übernehmen. Das muss quasi die Stelle
    machen, die diese Daten eingetragen hat."
  • 58:14 - 58:18
    Das heißt ich glaube das ist ein Problem,
    das wird nicht so schnell weggehen.
  • 58:20 - 58:24
    Herald: Dann danke Anna für den
    großartigen Talk und bitte gebt ihr einen
  • 58:24 - 58:27
    dicken fetten Applaus dafür.
  • 58:27 - 58:43
    Applaus
  • 58:43 - 58:49
    Abspannmusik
  • 58:49 - 59:07
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
    im Jahr 2020. Mach mit und hilf uns!
Title:
35C3 - Computer, die über Asyl (mit)entscheiden
Description:

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Video Language:
German
Duration:
59:07

German subtitles

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