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Sebastian Jünemann: Katastrophe und Kommunikation

  • 0:00 - 0:08
    Vorspann-Musik
  • 0:09 - 0:12
    Ja, schönen guten Morgen.
    Wie schon gesagt:
  • 0:12 - 0:15
    Ich bin Sebastian von Cadus.
  • 0:15 - 0:18
    Cadus ist eine Hilfsorganisation,
    die sich in Berlin
  • 0:18 - 0:21
    vor ungefähr 1 1/2 Jahren gegründet hat,
  • 0:21 - 0:24
    aus so subkulturellen Zusammenhängen,
  • 0:24 - 0:28
    zum Teil mit sehr viel
    Erfahrung in der Feldarbeit,
  • 0:28 - 0:32
    zum Teil über 15 Jahre
    in der humanitären Hilfe,
  • 0:32 - 0:34
    zusammengefunden, deswegen,
    weil wir abgegessen waren davon
  • 0:34 - 0:36
    wie es bei vielen Organisationen läuft.
  • 0:36 - 0:39
    Deswegen auch dieser hochtrabende Titel
    "Refine Global Solidarity".
  • 0:39 - 0:44
    Ob wir das immer so einhalten,
    werden wir sehen.
  • 0:44 - 0:47
    Das ist ein bisschen ungewöhnlich,
    dass ich vor dem Podium hier vielleicht
  • 0:47 - 0:50
    einen Vortrag halten kann,
    weil ich bin von IT so weit entfernt,
  • 0:50 - 0:51
    wie man das nur sein kann.
  • 0:51 - 0:54
    Also ich bin froh, wenn ich den Rechner
    an und aus kriege.
  • 0:54 - 0:57
    Meistens lasse ich ihn an,
    damit nix passiert.
  • 0:57 - 1:01
    Lachen
    Applaus
  • 1:01 - 1:05
    Aber tatsächlich kann ich, glaube ich,
    ganz gut einen Überblick darüber geben,
  • 1:05 - 1:09
    wie der Ist-Zustand gerade ist und
    mit welchen Problemen wir zu kämpfen haben
  • 1:09 - 1:11
    im Feld sozusagen.
  • 1:11 - 1:13
    Ich werde nachher versuchen,
    Lösungsansätze darzustellen -
  • 1:13 - 1:16
    seid geduldig mit mir und seid gnädig,
  • 1:16 - 1:20
    weil, ähm, ich habe mir die Fachbegriffe
    aus Wikipedia rausgezogen.
  • 1:20 - 1:22
    Die stehen ... lacht
    so auf den Folien drin.
  • 1:22 - 1:24
    Ich glaube, ich kann die Ideen
    ganz gut skizzieren.
  • 1:24 - 1:28
    Tiefgehende Fachfragen
    - da wird es irgendwann schwierig,
  • 1:28 - 1:30
    da bin ich eher über Anregungen dankbar.
  • 1:30 - 1:34
    Ich möchte ganz kurz darstellen,
    was wir als Cadus jetzt machen,
  • 1:34 - 1:38
    warum wir der Meinung sind, dass man bei
    so Kommunikation und Katastrophe
  • 1:38 - 1:41
    vielleicht nachlegen sollte,
    wo wir gerade unterwegs sind,
  • 1:41 - 1:46
    wo wir jetzt gerade im Einsatz stehen und
    an was für Schwierigkeiten wir da stoßen.
  • 1:46 - 1:51
    Unser Haupteinsatzgebiet momentan
    ist Nordsyrien, auch bekannt als Rojava,
  • 1:51 - 1:55
    das sind die dort
    kurdisch befreiten Gebiete,
  • 1:55 - 1:57
    also mehrheitlich
    kurdisch befreiten Gebiete.
  • 1:57 - 2:02
    Dort arbeite gerade quasi fast niemand,
    das ist vielleicht nur eine Handvoll NGOs,
  • 2:02 - 2:04
    5 an der Zahl, die man dort vor Ort findet.
  • 2:04 - 2:08
    Wir machen da zum Teil, zur Zeit
    Ausbildungsprojekte für paramedics,
  • 2:08 - 2:12
    für SanitäterInnen und für PflegerInnen
    mit dem Schwerpunkt
  • 2:12 - 2:16
    natürlich chirurgische Versorgung,
    weil das ist ein Land im Kriegszustand,
  • 2:16 - 2:21
    wo wir einfach schauen müssen,
    den Leuten wieder die Skills beizubringen,
  • 2:21 - 2:23
    ihre Gesellschaft selbst zu versorgen.
  • 2:23 - 2:25
    Wir arbeiten dort mit einer
    zivilen Hilfsorganisation zusammen:
  • 2:25 - 2:27
    Heyva Sor a Kurdistanê,
    dem Kurdischen Roten Halbmond.
  • 2:27 - 2:33
    Das 2. große Projekt ist daraus entstanden,
    dass in solchen Bürgerkriegsgebieten
  • 2:33 - 2:39
    von den Kombattanten gerade Einrichtungen
    der zivilen Versorgung - hauptsächlich -
  • 2:39 - 2:42
    Ziel von Anschlägen und Attacken sind.
    Das sind jetzt mal Bilder
  • 2:42 - 2:43
    von Krankenhäusern aus Kobane.
  • 2:43 - 2:47
    Kobane ist den meisten von Euch vielleicht
    bekannt aus dem letzten Jahr:
  • 2:47 - 2:51
    die Stadt, die fast vollständig
    vom Islamischen Staat eingenommen war,
  • 2:51 - 2:52
    bis auf wenige Straßenzüge,
  • 2:52 - 2:53
    und sich dann wieder freigekämpft hat.
  • 2:53 - 2:59
    Das ist so ein Beispiel für ein Krankenhaus
    von MSF, von Ärzte ohne Grenzen
  • 2:59 - 3:01
    wie es nach dem Granatbeschuss aussieht.
  • 3:01 - 3:06
    Und da seht ihr uns in einer
    Krankenstation, die gerade vor einer Woche
  • 3:06 - 3:09
    dem Erdboden gleichgemacht wurde,
    in Til Temir, also im Frontgebiet zum IS,
  • 3:09 - 3:11
    wo wir auch ausgebildet haben.
  • 3:11 - 3:14
    Unsere Reaktion darauf hin war zu sagen:
  • 3:14 - 3:18
    Hochgefährliches Gebiet, stationäre
    Einheiten dort aufzubauen - schwierig.
  • 3:18 - 3:21
    Weswegen wir gerade an einem Konzept
    für ein komplett mobiles Krankenhaus
  • 3:21 - 3:23
    auf Allrad-Basis arbeiten.
  • 3:23 - 3:27
    Da sind wir gerade in Berlin dabei
    den ersten LKW umzubauen.
  • 3:27 - 3:30
    Bei den weiteren LKWs mangelt es gerade
    noch so ein bisschen an den Finanzen,
  • 3:30 - 3:35
    aber wir sind dran mit dem Konzept
    dann im Nordirak und in Nordsyrien
  • 3:35 - 3:39
    komplett mobil zweiwöchentlich wechseln
    zu können, aus Sicherheitsgründen.
  • 3:39 - 3:43
    Einfach, um unsere Teams und die Teams
    mit denen wir zusammenarbeiten,
  • 3:43 - 3:44
    nicht zu gefährden.
  • 3:44 - 3:46
    Wir engagieren uns in der
    technischen Rettung vor Ort,
  • 3:46 - 3:50
    wir versuchen gerade so
    Feuerwehr-Basiswissen, was es hier gibt,
  • 3:50 - 3:53
    in Form von hydraulischen Rettungssätzen,
    nach Nordsyrien zu bringen.
  • 3:53 - 3:57
    Da nicht nur Rojava.
    Weil, das muss man auch mal klar sagen:
  • 3:57 - 3:59
    Das ist nicht die Region,
    die es gerade am schlimmsten trifft.
  • 3:59 - 4:04
    Aleppo z. B. sieht momentan noch
    wesentlich ungünstiger aus.
  • 4:04 - 4:09
    Und unser letztes großes Einsatzgebiet
    ist jetzt Lesbos,
  • 4:09 - 4:12
    wo wir nächste Woche starten
    mit einem eigenen Boot.
  • 4:12 - 4:16
    Das ist daraus entstanden,
    dass wir mit den Communities
  • 4:16 - 4:18
    auf den Inseln selber in Kontakt
    getreten sind.
  • 4:18 - 4:23
    Es gibt ja da dieses massive Problem:
    Über 800.000 Rettungswesten, die rumliegen,
  • 4:23 - 4:27
    woraus wir gerade ein Upcycling-Projekt
    machen, welches wiederum die Seenotrettung
  • 4:27 - 4:32
    vor Ort finanzieren soll.
    So viel zu uns, wo wir gerade stehen.
  • 4:32 - 4:34
    Nun zu dem grundsätzlichen Problem.
  • 4:34 - 4:39
    Die Folien sind generell in Englisch, aber
    das sollte, denke ich, kein großes Problem sein.
  • 4:39 - 4:45
    Als erstes Beispiel möchte ich da Haiti zeigen.
    Haiti 2010, das Erdbeben.
  • 4:45 - 4:49
    Es gab ein massives Erdbeben
    mit mehreren Nachbeben.
  • 4:49 - 4:54
    Bei dem Erdbeben, das den Hauptschwerpunkt
    in Port-Au-Prince, in der Hauptstadt hatte
  • 4:54 - 4:59
    sind fast 300.000 Menschen
    ums Leben gekommen.
  • 4:59 - 5:01
    Es sind unglaublich viele Menschen
    obdachlos gewesen
  • 5:01 - 5:06
    und es gab eine sehr schnelle, sehr
    beispiellose Welle der Hilfsbereitschaft.
  • 5:06 - 5:10
    Man muss dazu wissen:
    Die Infrastruktur war komplett zerstört.
  • 5:10 - 5:12
    Also, man muss sich das so vorstellen:
    Krankenhäuser kaputt,
  • 5:12 - 5:15
    alle Funkanlagen kaputt,
    Telefonnetze kaputt,
  • 5:15 - 5:19
    Abwasser - egal, was man sich vorstellen kann:
    Alles tatsächlich zerstört.
  • 5:19 - 5:23
    Und innerhalb kürzester Zeit waren
    unzählige Hilfsorganisationen vor Ort.
  • 5:23 - 5:28
    Haiti hatte den großen Vorteil,
    dass die USA sehr nahe gelegen ist
  • 5:28 - 5:31
    und die USA immer so ein bisschen
    in der Region auch schaut,
  • 5:31 - 5:34
    wie sie sich politisch aufstellt.
    Die hatten im Nullkommanichts
  • 5:34 - 5:36
    eine ganze Luftlandeeinheit,
    eine ganze Division
  • 5:36 - 5:41
    - die 82. Luftlandedivision - auf Haiti.
    Die haben natürlich technisches Besteck
  • 5:41 - 5:46
    dabei gehabt, mit dem sie sehr schnell eine
    grundsätzliche Telefonnetzversorgung
  • 5:46 - 5:49
    wieder gewährleisten konnten.
    D.h. auf Haiti war es nicht das Problem,
  • 5:49 - 5:54
    telefonieren zu können, sondern die Frage
    war tatsächlich eher:
  • 5:54 - 5:59
    Mit wem kann denn überhaupt telefonieren?
    Wer ist denn überhaupt da?
  • 5:59 - 6:05
    Dadurch, dass erstmal das Telefonnetz, das
    örtliche Telefonnetz komplett zerstört war,
  • 6:05 - 6:08
    war alles an Wissen, was es vorher gab,
    nicht mehr gegeben.
  • 6:08 - 6:11
    Wie erreiche ich Ministerien?
    Wie erreiche ich staatliche Stellen?
  • 6:11 - 6:14
    Was für Notrufnummern gibt es?
    Die waren langfristig ausgeschaltet.
  • 6:14 - 6:20
    Es wurde ja sozusagen durch die USA
    ein komplett neues Notfalltelefonnetz
  • 6:20 - 6:26
    on top drauf gesetzt.
    Was das erstmal verhinderte,
  • 6:26 - 6:31
    dass jetzt Helferinnen und Helfer
    mit den notwendigen Gütern zusammenkamen.
  • 6:31 - 6:33
    Was mir von damals noch
    so in Erinnerung ist:
  • 6:33 - 6:38
    Ich bin 2 oder 3 Tage lang so ein bisschen
    ziellos durch die Gegend geirrt,
  • 6:38 - 6:41
    um herauszufinden, wo denn jetzt
    die große Zentralapotheke ist,
  • 6:41 - 6:44
    wo die Hilfslieferungen kommen,
    wo die kleineren NGOs sich
  • 6:44 - 6:47
    für ihre mobilen Einheiten
    das Material abholen konnten.
  • 6:47 - 6:51
    Einfach, weil dieses Wissen nicht über
    Internet oder irgendetwas abrufbar war.
  • 6:51 - 6:56
    Es gab, wie gesagt,
    nur ein Notfalltelefonnetz.
  • 6:56 - 7:00
    Das nächste Problem ist dann natürlich die
    Frage: Wie koordiniere ich mich vor Ort
  • 7:00 - 7:03
    mit den Plätzen, wo ich eigentlich
    hinkommen möchte?
  • 7:03 - 7:07
    Es gibt unzählige Einsatzorte. Es gibt
    wahnsinnig viele wild gewachsene kleine
  • 7:07 - 7:10
    Refugee Camps, die Leute suchen
    sich irgendwo ihren Space,
  • 7:10 - 7:12
    wo sie sich zurückziehen,
    wo sie sich sicher fühlen.
  • 7:12 - 7:15
    Wo sie erstmal sagen: Wenn ein
    Nachbeben kommt - hier kann nix passieren.
  • 7:15 - 7:18
    Wie finde ich die? Wie kann ich sicher
    sein, dass sie versorgt wurden?
  • 7:18 - 7:22
    Wie werden Informationen weitergeleitet?
    Wie kann ich also dafür sorgen, dass
  • 7:22 - 7:27
    dieser Kreislauf, diese 3 Dinge, in irgendeiner
    Art und Weise miteinander gematched werden.
  • 7:27 - 7:32
    Hat auf Haiti gar nicht stattgefunden. Haiti
    war aus humanitärer Sicht ein Milliardengrab.
  • 7:32 - 7:36
    Da sind unglaubliche Summen verschütt
    gegangen, weil die Hilfsmaßnahmen und
  • 7:36 - 7:44
    die Hilfsgüter und die Betroffenen nicht
    zueinander gefunden haben.
  • 7:44 - 7:46
    Um das nochmal kurz zusammenzufassen:
  • 7:46 - 7:49
    Es waren über 900 Hilfsorganisationen
    innerhalb kürzester Zeit vor Ort.
  • 7:49 - 7:53
    Nach 3 Wochen war das tatsächlich ein
    unüberschaubarer Schauplatz
  • 7:53 - 7:58
    von großen Organisationen bis hin zu so
    genannten MoNGOs - "my own NGO" -
  • 7:58 - 8:02
    gerade in den USA ein sehr beliebtes Ding.
  • 8:02 - 8:06
    Bin christlich motiviert, oder was,
    meine, jetzt was tun zu müssen,
  • 8:06 - 8:10
    evangelikal oder was, und mache halt
    eine Hilfsorganisation zu zweit,
  • 8:10 - 8:13
    packe einen Koffer voll Medikamente und
    gehe halt in so ein Krisengebiet
  • 8:13 - 8:16
    und meine, dort Hilfe leisten zu können.
    Könnt ihr euch vorstellen,
  • 8:16 - 8:20
    was das für eine unüberschaubare Anzahl
    an Menschen und Organisationen ist,
  • 8:20 - 8:24
    die man versuchen muss, in irgendeiner
    Art und Weise zusammenführen.
  • 8:24 - 8:28
    In Woche 3 waren es, glaube ich,
    12.000 Helfende vor Ort
  • 8:28 - 8:31
    - da sind die Soldaten der USA
    noch gar nicht mitgezählt.
  • 8:31 - 8:35
    Unglaublich viele verschiedene working
    fields. Es ist ja nicht nur die Medizin.
  • 8:35 - 8:40
    Das geht von Statik von Gebäuden - welche
    Gebäude sind noch sicher, sind einsturzgefährdet?
  • 8:40 - 8:46
    Über Leichenbergung, über Wasserversorgung,
    über Nahrungsmittel. Und selbst innerhalb
  • 8:46 - 8:51
    von medizinischen Gebieten reden wir ja
    über ganz unterschiedliche Dinge:
  • 8:51 - 8:56
    Langzeitversorgung, Akut-Rettungsdienste,
    Gesundheitsvorsorge, Impfkampagnen.
  • 8:56 - 9:00
    Das alles zu matchen - Wahnsinn.
    Das einzige Tool, was es dafür gibt,
  • 9:00 - 9:02
    wird zur Verfügung gestellt
    von der UN OCHA,
  • 9:02 - 9:06
    vom Office for the Coordination
    of Humanitarian Affairs.
  • 9:06 - 9:08
    Und das nennt sich Cluster Meeting.
  • 9:08 - 9:11
    Cluster Meeting klingt total gut,
    gibt es in linken Zusammenhängen total viel,
  • 9:11 - 9:13
    nennt sich: Plenum.
    Lachen
  • 9:13 - 9:19
    Das meinen die dann ernst. 900 Organisation
    vor Ort und es gibt ein Zelt,
  • 9:19 - 9:23
    wo dann draußen Pläne dran geheftet sind
    und wo sich dann 900 Organisationen
  • 9:23 - 9:27
    treffen sollen, um sinnvoll abzusprechen,
    wie man diese Notfalllage jetzt sozusagen
  • 9:27 - 9:30
    unter Dach und Fach kriegt.
    geht natürlich nicht.
  • 9:30 - 9:33
    In Folge davon entwickeln sich
    zahlreiche Unter-Cluster-Meetings.
  • 9:33 - 9:37
    Es gibt also ein Health-Cluster, es gibt ein
    Technical-Cluster, ein Logistical-Cluster.
  • 9:37 - 9:41
    Die gibt es dann auch noch teilweise national.
    Das THW geht natürlich zur deutschen Botschaft
  • 9:41 - 9:46
    und sagt: Alle deutschen Hilfsorganisationen
    treffen sich jetzt hier. Warum, weiß kein Mensch,
  • 9:46 - 9:50
    weil die Einordnung nach Nationalität
    keine sinnvolle ist in diesem Moment.
  • 9:50 - 9:52
    Aber, das ist der Ist-Zustand,
    wie es 2010 aussah,
  • 9:52 - 9:56
    und wie es auch heute
    bei Katastrophen noch aussieht.
  • 9:56 - 10:03
    Das ist für das Fallbeispiel Naturkatastrophe
    mit massiven weiträumigen Zerstörungen.
  • 10:03 - 10:08
    Ähnliche Geschichte ist jetzt das Beispiel
    Syrien, Rojava, dort wo wir arbeiten.
  • 10:08 - 10:11
    Wenn man sich diese Karte anschaut
    - einige kennen das vielleicht,
  • 10:11 - 10:16
    die diesen Verlauf dort ein bisschen
    aufmerksamer verfolgen in den Medien:
  • 10:16 - 10:19
    Das schwarze Gebiet ist das Gebiet
    des Islamischen Staates.
  • 10:19 - 10:23
    Das sieht riesengroß aus, wirkt schon
    kleiner, wenn man es reduziert
  • 10:23 - 10:26
    auf die schwarzen Punkte.
    Das sind nämlich die bewohnten Siedlungen.
  • 10:26 - 10:29
    Das heißt ein riesiger Teil ist
    unbewohnbare Wüste.
  • 10:29 - 10:32
    Die ist relativ einfach zu erobern,
    denke ich mal.
  • 10:32 - 10:34
    vereinzeltes Lachen
  • 10:34 - 10:39
    Der rote Teil ist das, was die Assad-
    Regierungstruppen zur Zeit noch besetzen.
  • 10:39 - 10:45
    Der grüne Teil ist eine Melange
    aus syrischen Rebellen -
  • 10:45 - 10:47
    bekannt aus den Medien ist
    die Freie Syrische Armee.
  • 10:47 - 10:52
    Dazu zählen aber auch viele,
    islamistischere-re-re,
  • 10:52 - 10:54
    noch nicht ganz IS-mäßige Brigaden.
    Das ist ein wilder Mix,
  • 10:54 - 10:57
    wo man immer nicht genau weiß,
    welcher Straßenzug,
  • 10:57 - 10:59
    wer hat dort jetzt
    wie wo wann die Oberhand.
  • 10:59 - 11:02
    Die gelben Gebiete sind mittlerweile das,
    Stand Mitte Dezember,
  • 11:02 - 11:06
    was die demokratischen Kräfte
    und die kurdischen Kräfte
  • 11:06 - 11:09
    zusammen freigekämpft haben.
    Man reduziert das immer gerne auf
  • 11:09 - 11:13
    die bösen Kurden, wenn man sie
    mit der PKK vergleicht,
  • 11:13 - 11:15
    das sind aber wesentlich mehr
    Player am Start.
  • 11:15 - 11:18
    Also, es gibt eine große assyrische
    Gemeinde mit eigenen Millizen.
  • 11:18 - 11:22
    Es gibt eine aramäische Gemeinde, es gibt
    arabische Einheiten,
  • 11:22 - 11:28
    die miteinander unter einer Dachorganisation
    diese Gebiete freigekämpft hat.
  • 11:28 - 11:30
    Jetzt muss man sich das so vorstellen:
  • 11:30 - 11:34
    In diesen Gebieten gibt es keine
    Staatsmacht mehr, zur Zeit.
  • 11:34 - 11:38
    In diesen Gebieten haben überall
    Kampfhandlungen stattgefunden.
  • 11:38 - 11:42
    In diesen Gebieten sind irrerweise
    Flüchtlinge aus dem Nordirak,
  • 11:42 - 11:46
    die freiwillig nach Syrien gehen,
    weil sie den nordirakischen Peschmerga
  • 11:46 - 11:50
    nicht vertraut haben, sodass in diesem
    Bereich Syriens, der total zerbombt ist
  • 11:50 - 11:53
    und der von allen Seiten mit einem
    Wirtschaftsembargo belegt ist,
  • 11:53 - 11:57
    noch viel mehr Menschen sind aus
    dem Nachbarland, ja, die per se schon mal,
  • 11:57 - 12:01
    da sie in Refugee Camps leben, keine
    Kommunikationsstruktur mitbringen
  • 12:01 - 12:03
    außer ihren mobilen Endgeräten.
  • 12:03 - 12:10
    In den Städten, die so tatsächlich aussehen.
    In dieser Stadt, das ist Kobane, leben zur Zeit
  • 12:10 - 12:14
    40.000 Menschen in den Trümmern. Und das
    sind keine ausgewählten Fotos, um zu zeigen,
  • 12:14 - 12:18
    wie schlimm das ist, sondern das sieht
    rundherum tatsächlich so aus.
  • 12:18 - 12:23
    Gibt es natürlich auch keine bestehende,
    normale Kommunikationsstruktur mehr.
  • 12:23 - 12:28
    Wie machen die Menschen das da gerade vor
    Ort? Internet und Telefon funktioniert nur
  • 12:28 - 12:32
    über das Netz, das abgestrahlt wird aus
    der Türkei. Das heißt, wer das Geld hat
  • 12:32 - 12:36
    kann sich glücklich schätzen, weil er kann
    halt mit Mobilkarten von Turkcell auch
  • 12:36 - 12:41
    das Internet mobil nutzen. Wer das Geld
    nicht hat, der sitzt auf dem Trockenen.
  • 12:41 - 12:47
    Heißt: Hier auch wieder kein Staat, der in
    irgendeiner Art und Weise versuchen würde,
  • 12:47 - 12:51
    das Ganze wieder zu richten. Assad hat
    gerade kein Interesse, in diesem Gebiet
  • 12:51 - 12:56
    die Kommunikationsstruktur wieder
    aufzubauen. Keine UN, spannenderweise,
  • 12:56 - 13:01
    was bei großen Naturkatastrophen der Fall
    ist. Weil die UN hier, in Anführungszeichen,
  • 13:01 - 13:07
    "nicht zuständig" ist, weil es ein Bürgerkrieg
    ist und Assad die Genehmigung zur Arbeit
  • 13:07 - 13:12
    in diesen Gebieten nicht erteilt.
    Die Türkei ist in der Lage das Netz natürlich
  • 13:12 - 13:13
    nach Belieben abzuschalten,
    passiert auch immer wieder.
  • 13:13 - 13:18
    Wer die Medien gerade verfolgt, es gibt
    gerade extreme Clashs im Norden
  • 13:18 - 13:21
    vom kurdischen Siedlungsgebiet,
    was der Süden der Türkei ist.
  • 13:21 - 13:28
    Da werden regelmäßig Internetdienste,
    Telefondienste von der Türkei abgeschaltet.
  • 13:28 - 13:31
    Das betrifft dann natürlich auch immer
    den kompletten Bereich in Syrien,
  • 13:31 - 13:33
    auf den das vorher abgestrahlt hat.
  • 13:33 - 13:39
    Das heißt, die komplette Kommunikation -
    über Logistik, über Infrastruktur,
  • 13:39 - 13:43
    wo gibt es Krankenstationen,
    wo sind Krankenhäuser etc. -
  • 13:43 - 13:48
    ist gerade runter gebrochen auf Zettel und
    Stift. Die gute alte Briefkommunikation.
  • 13:48 - 13:52
    Das geht dann halt so weit: Es gibt halt
    handgeschriebene Telefonlisten von Menschen,
  • 13:52 - 13:55
    weil es gibt nicht einmal mehr
    internetbasierte Spenderdateien für Blut.
  • 13:55 - 13:59
    Wenn es also Schwerverletzte gibt durch
    die Kämpfe, dann haben die Krankenhäuser
  • 13:59 - 14:03
    handgeschriebene Listen, wo sie halt
    durchgehen, und dann von Handy zu Handy,
  • 14:03 - 14:05
    wenn das Turkcell-Netz
    denn gerade funktioniert
  • 14:05 - 14:10
    und nicht kollabiert ist oder abgeschaltet
    wurde, sozusagen händisch versuchen können,
  • 14:10 - 14:13
    SpenderInnen für eine
    Warmblutspende zu finden.
  • 14:13 - 14:17
    Also absolut irre Situation 2015 -
    kann man sich gar nicht vorstellen.
  • 14:17 - 14:22
    Das 3. Beispiel sind Massenproteste,
    da muss ich gar nicht so viel zu sagen.
  • 14:22 - 14:27
    Die Beispiele sind vielzählig: Ägypten,
    der komplette Arabische Frühling eigentlich,
  • 14:27 - 14:32
    China: Dauerzustand; Thailand - überall da,
    wo Bevölkerung sich auflehnt und wo halt
  • 14:32 - 14:37
    Organisationsprozesse stattfinden,
    innerhalb von demokratischen oder weniger
  • 14:37 - 14:41
    demokratischen Protestbewegungen, ist
    es natürlich so: Wenn die Telekommunikation,
  • 14:41 - 14:46
    wenn das Internet in den Händen des
    Staates ist, kann er nach Belieben Dienste
  • 14:46 - 14:50
    einfach abschalten oder einschränken.
  • 14:50 - 14:52
    Was für Lösungsansätze gibt es?
  • 14:52 - 14:56
    Jetzt kommt der Part, wo ihr mich
    gnadenlos vorführen könntet.
  • 14:56 - 15:07
    Firechat ist einer der 1. Anbieter im
    Messaging, die peer-to-peer funktionieren,
  • 15:07 - 15:09
    wenn denn die Netze nicht da sind,
    sagen aber selber,
  • 15:09 - 15:13
    sie funktionieren bedingt,
    ich selber hab keine Erfahrung damit.
  • 15:13 - 15:17
    Problem bei Firechat ist:
    bislang ist das Ganze unverschlüsselt.
  • 15:17 - 15:20
    Das ist natürlich für Massenprotestbewegungen
    dann denkbar ungünstig.
  • 15:20 - 15:26
    Sie wollen's demnächst verschlüsselt anbieten,
    sagt der Hersteller... sagt der Anbieter
  • 15:26 - 15:28
    Problem ist:
    Es ist ein reiner Nachrichtendienst
  • 15:28 - 15:32
    D.h. damit hab ich vom Organisationsgrad
    her noch gar nichts gewonnen.
  • 15:32 - 15:36
    Ich könnte also in Gebieten
    wo das Netz abgeschaltet wird,
  • 15:36 - 15:38
    wieder über Mesh-Netze
    kommunizieren,
  • 15:38 - 15:46
    aber davon ist diese Organisationslage
    noch kein bisschen besser geworden.
  • 15:46 - 15:50
    Dann gibt es verschiedene Ansätze,
    von denen ich 2 vorstellen möchte,
  • 15:50 - 15:56
    die dieses Mesh-Networking benutzen,
    und entweder mit einem Extender arbeiten
  • 15:56 - 15:59
    oder sogar mit noch komplizierterer
    Hardware dahinter.
  • 15:59 - 16:02
    Das eine ist ein
    australisches Projekt,
  • 16:02 - 16:07
    sogenanntes Serval Project,
    die haben 2013 Crowdfunding gemacht,
  • 16:07 - 16:11
    um ihre Extender, ihre Funkextender
    für die Mesh-Netzwerke
  • 16:11 - 16:15
    refinanziert zu bekommen.
    Das hat leider nicht funktioniert damals.
  • 16:15 - 16:19
    Die hatten einfach die Idee,
    dass sie herkömmliche Funkwellen nutzen
  • 16:19 - 16:23
    über diesen Extender,
    um in Katastrophengebieten
  • 16:23 - 16:24
    wieder für eine Kommunikation
    zu sorgen.
  • 16:24 - 16:27
    Problem ist das Gleiche:
    Kommunikation hab ich dann zwar,
  • 16:27 - 16:30
    Organisationsgrad hab ich
    immer noch nicht erhöht.
  • 16:30 - 16:34
    Eine ähnliche Idee
    gibt's in Berlin.
  • 16:34 - 16:40
    Das sogenannte
    Ingenium-Projekt an der TU.
  • 16:40 - 16:42
    Die sind ein bisschen weitergegangen,
    die haben tatsächlich
  • 16:42 - 16:45
    zu der Hardware-Erweiterung
    auch 'ne App entwickelt,
  • 16:45 - 16:48
    eine App, die halt die Bevölkerung
    in die Lage versetzen soll,
  • 16:48 - 16:53
    Missstände, Probleme
    in Katastrophen zu melden.
  • 16:53 - 16:55
    Ich würd die hier mal selber sprechen
    lassen wollen, von ihrer Website,
  • 16:55 - 16:57
    sie sagen dazu nämlich:
  • 16:57 - 17:01
    "Hierfür wurde extra eine Website und App
    entwickelt, welche die Betroffenen wie auch
  • 17:01 - 17:05
    die Rettungsdienste und staatliche Organe
    in gleichem Maße befähigt,
  • 17:05 - 17:09
    organisierte Maßnahmen
    schnellstmöglich einzuleiten.
  • 17:09 - 17:11
    Somit können Betroffene und
    Menschen vor Ort angeben,
  • 17:11 - 17:13
    welche Straßen intakt,
    welche Hilfe benötigt
  • 17:13 - 17:16
    und wo welche Hilfe
    bereits geleistet wird.
  • 17:16 - 17:19
    Die Einträge werden analysiert und
    an die relevanten Stellen weitergesendet,
  • 17:19 - 17:22
    sowie in Karten verzeichnet.
  • 17:22 - 17:24
    Hierdurch kann die Organisation
    verbessert, unnötige Wege vermieden und
  • 17:24 - 17:27
    die Aufbaumaßnahmen
    schnellstmöglich eingeleitet werden.
  • 17:27 - 17:30
    Das System ist so konzipiert, dass es
    eine sehr geringe Aufbauarbeit benötigt,
  • 17:30 - 17:32
    und bis zu einer Woche
    in der Luft bleiben kann."
  • 17:32 - 17:39
    Sie reden von "Luft" weil ihre Idee ist,
    den Extender per Luftschiff,
  • 17:39 - 17:42
    per fixiertem Luftschiff,
    in den Katastrophengebieten
  • 17:42 - 17:44
    zum Einsatz zu bringen.
  • 17:44 - 17:46
    Könnte man jetzt sagen,
    dann ist das Problem ja gelöst,
  • 17:46 - 17:50
    aber aus der praktischen Sicht
    aus der Feldarbeit
  • 17:50 - 17:52
    kommen da mehrere Sachen,
    wo ich sagen würde
  • 17:52 - 17:53
    schnalzt mit der Zunge
    schwierige Geschichte.
  • 17:53 - 17:58
    Punkt Nr. 1: Das funktioniert nur
    in Katastrophengebieten,
  • 17:58 - 18:00
    die ein hohes internationales
    Interesse hervorrufen.
  • 18:00 - 18:04
    Denn das ist Technikequipment,
    was massiv teuer ist.
  • 18:04 - 18:07
    Sowohl die Funkextender, die
    Serval-Projects als auch die Luftschiffe
  • 18:07 - 18:11
    des Ingenium-Projekts müssen
    ja irgendwie refinanziert werden,
  • 18:11 - 18:14
    d.h. es muss tatsächlich erstmal so sein,
    dass diese Katastrophe entweder
  • 18:14 - 18:18
    medial die Aufmerksamkeit erzeugt hat,
    dass freie Spenden zur Verfügung stehen,
  • 18:18 - 18:21
    oder die UN muss bereit sein,
    Gelder dafür zu Verfügung zu stellen.
  • 18:21 - 18:25
    Das ist in Katastrophen
    nicht immer der Fall.
  • 18:25 - 18:27
    In Syrien war es jetzt über 3 Jahre lang
    so,
  • 18:27 - 18:29
    dass die 'bösen Kurden' im Norden
  • 18:29 - 18:34
    nicht versorgt wurden, und dass dafür
    auch Gelder nicht bereitgestellt wurden.
  • 18:34 - 18:36
    Man muss aber gar nicht in so
    Bürgerkriegsgebiete kucken,
  • 18:36 - 18:39
    da reicht es schon,
    sich die Philippinen anzuschauen,
  • 18:39 - 18:43
    2013 nach dem Taifun 'Yolanda',
  • 18:43 - 18:46
    da war's nämlich so, dass ...
    das Hauptgebiet das betroffen wurde,
  • 18:46 - 18:47
    war die Insel Leyte.
  • 18:47 - 18:50
    Und die war der Zentralregierung
    ein Dorn im Auge,
  • 18:50 - 18:53
    weil dort lokal die Opposition
    an der Macht war.
  • 18:53 - 18:57
    Das hieß für uns als Hilfsorganisationen,
    die vor Ort gearbeitet haben,
  • 18:57 - 19:01
    gab's massive Einschränkung dadurch,
    dass der Staat einfach die Hilfeleistungen,
  • 19:01 - 19:04
    die er hätte leisten können,
    gar nicht ausgeübt hat.
  • 19:04 - 19:06
    Und wieder der Punkt:
    Wenn die UN tätig werden will,
  • 19:06 - 19:09
    muss die UN das immer mit der Genehmigung
    des existierenden Staates machen,
  • 19:09 - 19:14
    d.h. wenn der nicht mitspielt,
    hat die Bevölkerung vor Ort halt gelitten.
  • 19:14 - 19:16
    Das ist der eine Punkt,
    der daran schwierig ist.
  • 19:16 - 19:19
    Der 2. Punkt ist: Gerade in
    Bürgerkriegsgebieten wie in Syrien
  • 19:19 - 19:21
    ist natürlich ein fest
    installiertes Luftschiff,
  • 19:21 - 19:23
    ich hab's vorhin zu den
    Krankenhäusern gesagt,
  • 19:23 - 19:26
    sowas sind als allererstes
    die Anknüpfungspunkte,
  • 19:26 - 19:32
    wo Anschläge und Sabotage ansetzen,
    das wäre hier wahrscheinlich auch der Fall.
  • 19:32 - 19:38
    Das wäre natürlich sowohl für die Türkei,
    für den IS, für rivalisierende Brigaden,
  • 19:38 - 19:42
    wäre es überhaupt kein Problem, dieses
    Kommunikationsnetz wieder lahmzulegen.
  • 19:42 - 19:47
    Ähm, genau...
  • 19:47 - 19:53
    Es gibt eine weitere Methode,
    das ist nämlich die Datensammlung
  • 19:53 - 19:56
    via Crowdmapping.
    Dazu ist die App Ushahidi,
  • 19:56 - 20:01
    ich glaub auch vor 2, 3, 4 Jahren
    richtig an den Start gegangen,
  • 20:01 - 20:04
    wobei ich auch schon Screenshots
    von 2010 gefunden habe.
  • 20:04 - 20:07
    Die Idee ist grundsätzlich
    natürlich total super,
  • 20:07 - 20:10
    dass halt die komplette Community vor Ort
    gemeinsam die Daten sammelt.
  • 20:10 - 20:13
    Das wollt ich nämlich grad noch sagen,
    zu dem Ding vorher,
  • 20:13 - 20:15
    immer wenn darauf verwiesen wird,
    "Daten werden gesammelt,
  • 20:15 - 20:20
    Daten werden analyisert, Daten werden
    an relevante Stellen weitergeleitet",
  • 20:20 - 20:22
    muss man immer die Frage hinterher
    stellen: Wer macht das denn?
  • 20:22 - 20:26
    Ja? Weil wenn man sich darauf verlässt,
    es gäbe eine Institution,
  • 20:26 - 20:29
    das ist immer wieder eine Institution,
    die refinanziert sein muss,
  • 20:29 - 20:33
    und die auch in irgendeienr Art und Weise
    ja wieder 'ne ganz große Steuerfähigkeit
  • 20:33 - 20:37
    erlangt darüber, ne?
    Wenn ich die Informationen zentral leite,
  • 20:37 - 20:40
    über eine Information bewerten soll,
    welche Informationen wichtig sind,
  • 20:40 - 20:43
    dann geb ich dieser einen Institution
    ganz schön viel Macht in die Hand.
  • 20:43 - 20:46
    Das wäre hier anders
    beim Crowdmapping,
  • 20:46 - 20:49
    wäre aber zeitgleich
    auch wieder das Problem.
  • 20:49 - 20:54
    Crowdmapping heißt: Jeder und jede könnte
    tatsächlich bei dieser App drauf zugreifen
  • 20:54 - 20:57
    und könnte halt irgendwie eintragen,
    wozu sie gerade lustig ist,
  • 20:57 - 21:00
    Jetzt geht man davon aus natürlich,
    dass in Krisengebieten
  • 21:00 - 21:04
    die Menschen nur ernsthafte Informationen
    dort eintragen würden,
  • 21:04 - 21:07
    da übersieht man aber,
    dass das humanitäre Geschäft
  • 21:07 - 21:10
    leider auch perverserweise
    ein riesen Wirtschaftszweig ist,
  • 21:10 - 21:16
    in dem es um Milliarden an Spendengeldern
    geht, sodass ich mal sagen würden:
  • 21:16 - 21:21
    Bei 900 Organisationen, wo auch kleine
    und Kleinstorganisationen dabei sind,
  • 21:21 - 21:25
    wo keinerlei Zertifizierung dabei ist, was
    das
  • 21:25 - 21:28
    Fachwissen dieser Organisationen bedeutet,
  • 21:28 - 21:33
    wäre ein reines Crowdmapping irgendwann
    eine Sammlung von Informationen,
  • 21:33 - 21:39
    die genauso unüberschaubar wäre
    wie das Chaos, das es vorher gab.
  • 21:39 - 21:44
    Unsere Idee dazu, aus all diesen Ansätzen,
    alle Ansätze sind eigentlich ganz gut,
  • 21:44 - 21:46
    oder haben halt
    den richtigen Kernpunkt
  • 21:46 - 21:50
    des Problems "Katastrophe
    und Kommunikation" erfasst,
  • 21:50 - 21:54
    bei allen Ansätzen ist aber das Problem,
    dass sie diese 3 Teilbereiche von Katastrophe,
  • 21:54 - 21:57
    von Kommunikationskatastrophe,
    nicht vollständig erfassen.
  • 21:57 - 22:00
    Entweder wird die Nummer
    "Naturkatastrophe" nicht erfasst,
  • 22:00 - 22:03
    wie beim Crowdmapping,
    da brauch ich ein funktionierendes Netz,
  • 22:03 - 22:06
    oder es wird der Punkt
    nicht erfasst, dass ein Staat
  • 22:06 - 22:09
    vielleicht auch willentlich versucht,
    Kommunikation zu verhindern,
  • 22:09 - 22:12
    oder es wird nicht erfasst,
    dass es diese zentrale Einheit,
  • 22:12 - 22:15
    die alles analysieren und
    zielgerichtet weiterleiten kann,
  • 22:15 - 22:18
    dass es die gar nicht gibt.
  • 22:18 - 22:21
    Wir arbeiten momentan da zusammen
    mit Prof. Dr. Thomas Schwotzer
  • 22:21 - 22:25
    von der HTW Berlin,
    der hat ein Framework entwickelt,
  • 22:25 - 22:30
    Sharknet nennt sich das, da hatten
    wir vor 1 Jahr mal angefangen,
  • 22:30 - 22:33
    es ist dann aber eingeschlafen,
    weil wir mit Syrien,
  • 22:33 - 22:36
    das klingt jetzt zwar profan,
    aber einfach zu viel zu tun hatten,
  • 22:36 - 22:41
    um das sinnvoll die ganze Zeit
    weiter zu leiten.
  • 22:41 - 22:43
    Wir sind aber zumindest soweit
    gekommen, Ideen zu entwickeln,
  • 22:43 - 22:48
    wie denn so eine Lösung für Kommunikation
    in Katastrophe aussehen könnte,
  • 22:48 - 22:51
    die jetzt zumindest so in Form von
    Mock-ups schon mal vorliegt.
  • 22:51 - 22:56
    Und zwar, wie gesagt, wenn man so etwas
    angeht, dann muss man versuchen,
  • 22:56 - 22:58
    diese ganze Situation
    mehrdimensional zu erfassen.
  • 22:58 - 23:01
    D.h. auf der einen Seite muss ich
    schon mal anfangen,
  • 23:01 - 23:05
    und muss Organisationen erfassen.
    Welche Organisationen sind da,
  • 23:05 - 23:07
    und was können diese Organisationen?
    Ich muss aber auch weitergehen,
  • 23:07 - 23:10
    ich muss Individuen erfassen
    in diesen Organisationen.
  • 23:10 - 23:16
    Abgeleitet davon muss ich jetzt sagen:
    Organisation CADUS e.V. ist vor Ort mit
  • 23:16 - 23:19
    3 Medizinern/Medizinerinnen, die können ja
    ganz unterschiedliche Skills mitbringen
  • 23:19 - 23:21
    und ganz unterschiedliche Fachgebiete.
  • 23:21 - 23:25
    Das ist etwas, was vor Ort tatsächlich
    ein riesen Problem darstellen kann.
  • 23:25 - 23:28
    Ihr müsst euch das so vorstellen,
    wir machen eine mobile Klinik,
  • 23:28 - 23:32
    nach einem Erdbeben, ich hab da
    einen Anästhesist und eine Chirurgin dabei
  • 23:32 - 23:34
    und dann kommt jemand
    mit einer massiven Augenverletzung.
  • 23:34 - 23:38
    Und da stellt sich mir die Frage, wie
    finde ich jetzt unter 900 Organisationen
  • 23:38 - 23:41
    und mehreren 1.000 Freiwilligen
    in einem Gebiet, das zerstört ist,
  • 23:41 - 23:45
    und wo ich gar nicht weißt, wo die alle
    campen, wo sie ihre Zentralstationen haben,
  • 23:45 - 23:48
    wie find ich da jetzt vielleicht
    einen Facharzt für Augenheilkunde.
  • 23:48 - 23:51
    Das würd man dadurch lösen,
    dass man's mehrdimensional aufstellt,
  • 23:51 - 23:56
    nicht nur die Organisation muss da sein,
    sondern auch das Individuum
  • 23:56 - 24:00
    mit den jeweils dazugehörigen Skills,
    wäre halt so ein Beispiel,
  • 24:00 - 24:07
    wie so eine Organisation
    aussehen könnte.
  • 24:07 - 24:11
    Und dann müsste diese App,
    die man daraus entwickeln würde,
  • 24:11 - 24:15
    jedem die Möglichkeit geben,
    Angebote und Suchanfragen zu erfassen,
  • 24:15 - 24:20
    sodass tatsächlich die direkte Kommunikation
    von Individuum zu Individuum möglich wird.
  • 24:20 - 24:22
    Ja? Ich kann sagen,
    ich brauch einen Anästhesisten,
  • 24:22 - 24:24
    du kannst sagen,
    ich brauch eine Chirurgin,
  • 24:24 - 24:26
    du kannst sagen,
    ich brauch eine Statikerin,
  • 24:26 - 24:27
    können wir schauen, wie wir
    das austauschen können.
  • 24:27 - 24:30
    Und das Ganze müsste natürlich
    noch kartenbasiert sein,
  • 24:30 - 24:34
    damit ich tatsächlich diese Informationen
    weiträumig teilen kann.
  • 24:34 - 24:40
    D.h. was wir versucht haben,
    aufzubauen, ist eine kartenbasierte,
  • 24:40 - 24:44
    verteilte Datenbank, die über
    peer-to-peer funktionieren sollte.
  • 24:44 - 24:51
    Wenn ich denn auf dieser Grundkarte,
    die sich jeder sozusagen runterladen könnte,
  • 24:51 - 24:53
    einfach nur noch kleine
    Zusatzinformationen vermerke,
  • 24:53 - 24:56
    "diese Straße ist blockiert",
    "hier sind noch Leichen zu bergen",
  • 24:56 - 25:00
    "hier ist ein Flüchtlingslager,
    das nicht versorgt wurde, bislang",
  • 25:00 - 25:02
    "hier ist ein Haus,
    das einsturzgefährdet ist",
  • 25:02 - 25:06
    dann sind die Datenmengen,
    die diesen Pin darstellen,
  • 25:06 - 25:08
    nicht so groß, sodass
    unsere Hoffnung war,
  • 25:08 - 25:12
    wir würden das über ein peer-to-peer
    Netzwerk tatsächlich hinbekommen.
  • 25:12 - 25:15
    Unterstützt dadurch,
    dass wir sagen würden,
  • 25:15 - 25:19
    mir Raspberry Pis könnte man unauffällig
    so genannte Datenhotspots aufstellen.
  • 25:19 - 25:23
    Denn auch in Katastrophengebieten
    gibt es eine Sozialstruktur,
  • 25:23 - 25:25
    die sich sehr schnell und
    sehr deutlich abbildet.
  • 25:25 - 25:27
    Das klingt auch immer
    so ein bisschen profan,
  • 25:27 - 25:30
    aber da, wo's als allererstes wieder
    eine offene Kneipe gibt,
  • 25:30 - 25:34
    da treffen sich irgendwann alle
    Hilfsorganisationen, so doof, wie das klingt.
  • 25:34 - 25:38
    Es gibt also gewisse Hotspots,
    wo ist die UN OCHA, wo ist der Airport,
  • 25:38 - 25:43
    wo ist die erste Bar, die wieder aufmacht,
    wo sind Möglichkeiten, heiß zu duschen,
  • 25:43 - 25:48
    das sind Räume in Katastrophengebieten,
    wo sich über kurz oder lang
  • 25:48 - 25:51
    alle Organisationen über'n Tag
    irgendwann mal treffen
  • 25:51 - 25:53
    oder zumindest einzelne
    VertreterInnen treffen würden,
  • 25:53 - 25:55
    sodass man dieses peer-to-peer
    Netzwerk mit Hotspots
  • 25:55 - 26:00
    mit Datenknotenpunkten
    versehen könnte.
  • 26:00 - 26:03
    Kurz zusammengefasst also:
  • 26:03 - 26:07
    "Natural Hotspots" in
    Katastrophengebieten zu nutzen,
  • 26:07 - 26:10
    zusammen mit diesem
    peer-to-peer-Netzwerk.
  • 26:10 - 26:14
    Es wäre immer noch sehr sinnvoll,
    diese App, diese Datenbank,
  • 26:14 - 26:16
    wenn denn die Netzwerke
    wieder funktionieren,
  • 26:16 - 26:19
    weil sie dann immer noch natürlich
    die Daten erfassen könnten und
  • 26:19 - 26:21
    untereinander weiter
    teilen könnten.
  • 26:21 - 26:24
    Man kann es also ganz alleine
    für sich sogar benutzen,
  • 26:24 - 26:27
    wieder ein Bsp. aus der Praxis:
    Wenn wir grad nen Antrag
  • 26:27 - 26:31
    schreiben wollen für Nordsyrien,
    dann fragen natürlich die Stiftungen,
  • 26:31 - 26:34
    die ja Gelder ausspucken wollen:
    Wie sieht die Lage vor Ort aus?
  • 26:34 - 26:36
    Wie viele Gesundheitsstationen gibt es?
  • 26:36 - 26:38
    Wie viele Krankenwagen
    gibt es denn vor Ort?
  • 26:38 - 26:40
    Wie viele Refugee-Camps
    gibt's denn vor Ort?
  • 26:40 - 26:43
    Diese Informationen, die bekommt man
    momentan nicht gesammelt,
  • 26:43 - 26:47
    die könnten alle in so einer App
    auch mit gespeichert werden,
  • 26:47 - 26:51
    und wir könnten damit
    diese Ära von Zettel und Stift
  • 26:51 - 26:54
    hoffentlich langsam der
    Vergangenheit angehören lassen.
  • 26:54 - 27:00
    Soviel von mir,
    vielen Dank für's Zuhören.
  • 27:00 - 27:03
    Jetzt wär' ich offen für Fragen!
  • 27:03 - 27:15
    Applaus
  • 27:15 - 27:18
    ... ich weiß nicht genau,
    wie ihr das macht mit Frage/Antwort.
  • 27:20 - 27:25
    Engel: Ja, richtig.
  • 27:25 - 27:28
    Kommen wir jetzt zur Q&A-Session,
    Mikrofon ist an.
  • 27:28 - 27:31
    Erstmal super herzlichen vielen Dank
    nicht nur für deinen Vortrag,
  • 27:31 - 27:35
    auch für euer Engagement,
    was ihr dort vor Ort macht und
  • 27:35 - 27:38
    wo ihr sehr viel Infrastruktur und eben
    auch Kommunikationsstruktur leistet,
  • 27:38 - 27:39
    um sowas zu ermöglichen.
  • 27:39 - 27:44
    Das Spiel ist immer das Gleiche,
    wir machen jetzt eine Q&A-Session,
  • 27:44 - 27:48
    aber weil wir ja drüben auch im Stream
    dafür sorgen wollen, dass die Kollegen,
  • 27:48 - 27:52
    wie heißt es, die draußen jetzt vielleicht
    im Video es sich anhören,
  • 27:52 - 27:55
    geht bitte, links und rechts
    stehen jeweils Mikrofone,
  • 27:55 - 27:59
    an den Mikrofonen dann die Fragen
    sozusagen rein, hat den Vorteil,
  • 27:59 - 28:02
    dass dann das, was ihr sagt, auch
    sozusagen aufgenommen werden kann
  • 28:02 - 28:05
    damit die Menschen, die das
    im Nachhinein sich anhören,
  • 28:05 - 28:08
    weil gerade dieser Talk war
    wirklich, ist prädestiniert dafür,
  • 28:08 - 28:12
    auch nachgekuckt zu werden,
    wird bestimmt sehr gut verbreitet werden.
  • 28:12 - 28:16
    Ja, dann einfach jetz
    zu den Mikrofonen gehen.
  • 28:16 - 28:20
    Ansonsten, gibt es noch irgendwelche
    Sachen? Ich seh auch drüben eben,
  • 28:20 - 28:23
    aus'm Internet, aus'm Weltnetz
    gibt's auch irgendwelche Fragen,
  • 28:23 - 28:25
    die werden wir dann
    danach verlesen lassen.
  • 28:25 - 28:29
    Aber erstmal zur linken Seite, oder
    von mir linken Seite.
  • 28:29 - 28:32
    Vortragender: Ich nutz die Sekunde noch,
    hier vorne liegen so kleine Flyer,
  • 28:32 - 28:36
    ich weiß, Offlineworld, aber da sind
    nochmal unsere Kontaktdaten drauf,
  • 28:36 - 28:38
    wen dieses Projekt interessiert,
    wir sind über Kontaktaufnahme
  • 28:38 - 28:40
    immer sehr, sehr dankbar.
    Da sind auch so E-Mail-Adresse
  • 28:40 - 28:44
    und was man so hat, steht,
    könnt ihr sehr gerne mitnehmen.
  • 28:45 - 28:47
    Aus dem Publikum:
    ... Sammelbox
  • 28:47 - 28:49
    Vortragender: Und ne Sammelbox
    steht da auch! Ja! lacht
  • 28:50 - 28:53
    Frage: Also mein Name ist
    Magdalena Sassen,
  • 28:53 - 28:58
    ich lebe, arbeite und wohne
    seit 1968 in Hamburg
  • 28:58 - 29:04
    und ... als Wahlheimat, und
    als Flüchtling, Wirtschaftsflüchtling,
  • 29:04 - 29:07
    Ausbildungsflüchtling aus
    Nordrhein-Westfalen.
  • 29:07 - 29:09
    Meine Frage ...
    Lachen aus dem Publikum
  • 29:09 - 29:16
    Meine Frage zielt darauf hin,
    können Sie... 2 Fragen... 2 Fragen.
  • 29:16 - 29:22
    Können Sie den Flächenmaßstab von Syrien
    und dem ganzen Kriegskontinent
  • 29:22 - 29:26
    sag ich jetzt mal, vergleichen
    mit einem europäischen Land?
  • 29:26 - 29:29
    Das war die 1. Frage.
  • 29:29 - 29:34
    2.: Zu Ihrem Krisenmanagement
    in Berlin ausgearbeitet,
  • 29:34 - 29:36
    möchte ich Folgendes sagen:
  • 29:36 - 29:45
    Stellen Sie sich vor, ein Atommeiler wie
    Fukushima, hier in Europa, geht kaputt.
  • 29:45 - 29:51
    Was für ein Krisenszenarium und
    Katastrophenhilfeprogramm
  • 29:51 - 29:55
    werden wir erwarten können,
    wenn unsere Politik und Regierung
  • 29:55 - 30:00
    nicht mal in der Lage ist, innerhalb
    der Zeit das "Flüchtlingsproblem" hier
  • 30:00 - 30:02
    so zu organisieren und gestalten?
  • 30:02 - 30:05
    Das macht mich derart
    betroffen und wütend,
  • 30:05 - 30:11
    dass ich gar nicht mehr weiß, wie ich noch
    an meine positive Zukunft denken kann.
  • 30:11 - 30:15
    ich möchte eigentlich hier noch
    in Europa 30 Jahre leben.
  • 30:15 - 30:19
    Dankeschön, ich freu mich, wenn Sie mir
    diese beiden Fragen beantworten.
  • 30:19 - 30:21
    Und nochmal herzlichen Dank
    für diesen hervorragenden Vortrag.
  • 30:21 - 30:23
    Ich werde vieles davon
    weitergeben können.
  • 30:26 - 30:29
    S: Die eine Frage ist
    kurz zu beantworten,
  • 30:29 - 30:34
    Syrien, ich würd jetzt mal so sagen,
    das müsste ungefähr die Größe
  • 30:34 - 30:37
    von Frankreich haben,
    das Land Syrien selber.
  • 30:37 - 30:40
    Aber so genau ...
    da würd ich Onkel Google
  • 30:40 - 30:44
    lacht
    mal in die Fremde schicken wollen.
  • 30:44 - 30:46
    vereinzeltes Lachen aus dem Publikum
  • 30:46 - 30:48
    Die Grenze, die Nordgrenze
    von Syrien zur Türkei,
  • 30:48 - 30:51
    und es geht ja dann quasi
    bis zu der Ostgrenze,
  • 30:51 - 30:55
    die hat sowas
    um die 800 - 1000 km.
  • 30:55 - 31:00
    Das ist so ungefähr der Maßstab.
    Zu der 2. Frage muss ich ganz klar sagen:
  • 31:00 - 31:03
    Da kann ich leider
    nicht viel zu sagen,
  • 31:03 - 31:07
    denn diese Krisenhilfe
    in diesen Maßstäben
  • 31:07 - 31:10
    ist in industrialisierten Ländern
    ganz anders aufgestellt.
  • 31:10 - 31:15
    Es gibt hier Hilfsorganisationen wie
    das THW, wie das Deutsche Rote Kreuz,
  • 31:15 - 31:17
    Malteser, UNITA usw., usw.
  • 31:17 - 31:21
    Den Verweis zu der Flüchtlingskrise,
    sogenannten "Krise"
  • 31:21 - 31:30
    ... ich find' das Wort ja ... furchtbar
    Applaus
  • 31:30 - 31:33
    Da würd ich jetzt mal nicht
    als CADUS antworten, sondern
  • 31:33 - 31:37
    meine persönliche Meinung,
    weil das ist nicht rückbesprochen.
  • 31:37 - 31:42
    Ich glaube, das eine andere Versorgung
    natürlich möglich wäre,
  • 31:42 - 31:45
    ich hab halt lange für ne deutsche
    Hilfsorganisation auch gearbeitet,
  • 31:45 - 31:49
    die in Deutschland tätig ist.
    Es ist so, dass nach dem 2. Weltkrieg
  • 31:49 - 31:53
    ein sehr umfassendes Bevölkerungs-
    Katastrophenschutzprogramm
  • 31:53 - 31:55
    aufgestellt wurde.
  • 31:55 - 31:58
    Es sind unwahrscheinliche Ressourcen da,
    bei all den großen Hilfsorganisationen.
  • 31:58 - 32:01
    Das THW ist ne sehr gut finanzierte
    Bundesanstalt.
  • 32:01 - 32:05
    Die 4 großen Hilfsorganisationen
    ASB, Johanniter, Malteser und Rotkreuz
  • 32:05 - 32:09
    sind riesige Organisationen
    mit nem riesigen Katastrophenschutz.
  • 32:09 - 32:12
    Dass es Zustände in Berlin
    wie vor'm LaGeSo geben muss,
  • 32:12 - 32:17
    dass Menschen, dass 1000 Menschen
    über Nacht in der Kälte stehen ...
  • 32:17 - 32:20
    das glaub ich nicht,
    dass das nicht bearbeitbar wäre,
  • 32:20 - 32:25
    wir haben auf einer anderen Veranstaltung
    auch ne Vertreterin des Gesundheits... äh...
  • 32:25 - 32:30
    der Abteilung Gesundheit aus dem Senat
    da gehabt, wo wir gefragt haben:
  • 32:30 - 32:33
    Warum wird denn nicht das
    in Gang gesetzt, was eigentlich da wäre?
  • 32:33 - 32:36
    Es gibt tatsächlich ein sehr umfassendes
    Katastrophenschutzsystem.
  • 32:36 - 32:40
    Wo gesagt wurde: Ja, das würde ja auch
    nix bringen, wenn wir den Katastrophenfall
  • 32:40 - 32:42
    jetzt ausrufen würden.
    Das halte ich für falsch.
  • 32:42 - 32:44
    Man hat da gesagt,
    es gibt 2 Argumentationen.
  • 32:44 - 32:46
    Das eine Argument,
    was immer gebracht wird, ist:
  • 32:46 - 32:50
    Man möchte ja Geflüchtete
    nicht als Katastrophe bezeichnen,
  • 32:50 - 32:54
    das halt ich für vorgeschoben,
    weil bei der Oderflut hat man auch gesagt:
  • 32:54 - 32:56
    Den Menschen, denen jetzt das Wasser
    zu den Knien steht,
  • 32:56 - 32:58
    das ist auch ne Katastrophe.
    Also, da seh' ich den Unterschied nicht.
  • 32:58 - 33:01
    Und der 2. Punkt,
    dieses "Würde halt nix bringen",
  • 33:01 - 33:04
    das stimmt meiner Meinung nach nicht.
    Das THW, Rotkreuz, wären
  • 33:04 - 33:08
    ganz easy in der Lage, die Zuwanderung,
    die mhomentan stattfindet,
  • 33:08 - 33:22
    viel menschenwürdiger abzufangen.
    Das ist, mehr oder weniger... Applaus
  • 33:22 - 33:25
    Vielleicht zu dem Thema
    "Was passiert bei einer großen Katstrophe"
  • 33:25 - 33:30
    Das THW hat ein Datenprojekt,
    das dafür da ist,
  • 33:30 - 33:31
    die großen Hilfsorganisationen
    hier zu vernetzen.
  • 33:31 - 33:35
    So ein Datenprojekt,
    da haben wir auch ein bisschen abgekuckt,
  • 33:35 - 33:40
    wie man so die eine oder andere Sache
    organisatorisch lösen könnte,
  • 33:40 - 33:42
    solche Geschichten sind natürlich
    komplett internetbasiert,
  • 33:42 - 33:44
    weil man hier davon ausgeht,
    wenn eine Katastrophe stattfindet,
  • 33:44 - 33:49
    dann hat man eben das technische Knowhow,
    die Ressourcen von ner Bundeswehr,
  • 33:49 - 33:52
    von THW, von Nachbarstaaten etc.
    zur Verfügung,
  • 33:52 - 33:55
    etwas, worauf wir in Trikont-Ländern
    einfach nicht zugreifen können.
  • 33:57 - 34:00
    Engel: Ok, ich sehe, wir haben
    noch 7 Leute an Mikrofonen
  • 34:00 - 34:04
    und noch Fragen aus dem IRC,
    wieviele? Einmal kurz anzeigen!
  • 34:04 - 34:07
    Noch 2, also haben wir
    9 Fragen, 25 Minuten,
  • 34:07 - 34:09
    nur, damit ihr euch in etwa
    so die time slots so vorstellen kann.
  • 34:09 - 34:12
    Ich wechsle mal ab,
    damits keine Bandenbildung gibt.
  • 34:12 - 34:14
    Hier vorne, das rechte
    vordere Mikrofon bitte.
  • 34:14 - 34:18
    F: Ok. Ich Frage mich,
  • 34:18 - 34:22
    wenn man z.B. irgendwie WLAN Access Points
    oder sowas z.B. in dem Bereich stellt,
  • 34:22 - 34:27
    inwieweit man das verstecken muss,
    also, sind die z.B. vom IS in der Lage,
  • 34:27 - 34:30
    sowas zu orten, oder reicht es,
    wenn man eine Kiste drum macht und
  • 34:30 - 34:33
    die irgendwie in Tarnfarben anmalt, und
    dann finden sie's wahrscheinlich eher nicht?
  • 34:33 - 34:37
    S: Also, um den IS und
    um den Geheimdienst des IS,
  • 34:37 - 34:42
    da ranken sich wahnsinnige Gerüchte.
    Manche sagen, der ist so gut aufgestellt,
  • 34:42 - 34:43
    man darf nicht mal
    bei Facebook irgendwas posten,
  • 34:43 - 34:48
    sollte man ja eh nicht, ich weiß.
    Vereinzeltes Lachen aus dem Publikum
  • 34:48 - 34:53
    Andere sagen, die sind
    auf nem Niveau von anno dazumal.
  • 34:53 - 34:55
    Ich würde halt mal so sagen:
  • 34:55 - 34:58
    Alles, was ein beständigerer
    Infrastrukturpunkt ist,
  • 34:58 - 35:01
    der auch bekannt wird,
    ist ein Risiko, in den Gebieten,
  • 35:01 - 35:04
    die, unter Anführungszeichen,
    "noch umkämpft" sind.
  • 35:04 - 35:06
    Ich kann das nur für die
    Gesundheitsstation sagen.
  • 35:06 - 35:08
    Die sind jetzt auch nicht
    groß außen markiert,
  • 35:08 - 35:12
    aber irgendwann ist halt bekannt, wo halt
    verletzte Menschen versorgt werden.
  • 35:12 - 35:13
    Und wenn man die
    langfristig dort hat,
  • 35:13 - 35:17
    Und so ähnlich würde es halt bei
    Stromgeschichten, bei Generatoren usw. ...
  • 35:17 - 35:22
    alles, was eine beständige Infrastruktur
    ist, ist natürlich Anschlagsziel
  • 35:22 - 35:24
    in Bürgerkriegsgebieten.
  • 35:24 - 35:28
    Deswegen meine Kritik,
    dass ich denke, in solchen Situationen
  • 35:28 - 35:34
    sind halt sehr deutlich sichtbare
    Strukturmaßnahmen nicht allzu geeignet.
  • 35:34 - 35:39
    Deswegen fand ich so diese Idee
    mit den Raspberry Pis so sexy,
  • 35:39 - 35:42
    und natürlich in der Bar ...
    das wär vielleicht ne ganz gute Lösung.
  • 35:43 - 35:45
    Engel: Ok, dann
    hinten rechts bitte!
  • 35:45 - 35:49
    F: Ja , ich bin Karl
    aus den Niederlanden,
  • 35:49 - 35:54
    und ich hab noch eine Frage:
    Vergessen Sie nicht ein sehr großes Netz,
  • 35:54 - 36:00
    das Netz der Radio Synth Amateure
    und der Packet Radios?
  • 36:00 - 36:02
    S: Ja.
    lacht
  • 36:02 - 36:04
    Mit Sicherheit!
    Applaus
  • 36:04 - 36:09
    Ich kann dazu gar nichts sagen,
    kommen wir gerne mal in Kontakt,
  • 36:09 - 36:10
    wenn's da Möglichkeiten gibt
    und Ideen gibt,
  • 36:10 - 36:13
    das sozusagen
    on top dazuzunehmen...
  • 36:13 - 36:15
    F: Zum Bsp. Mit der Überflutung
  • 36:15 - 36:24
    in den Niederlanden und England in 1953
    fiel das Strom- und Telefonnetz aus
  • 36:24 - 36:30
    und die Radio Synth Amateure
    werden berichtet haben,
  • 36:30 - 36:34
    wo da Flüsse sind,
    wo da ein Krankenhaus sind,
  • 36:34 - 36:39
    wo Flüchtlinge empfangen wurden,
    das müssen Sie nicht vergessen.
  • 36:39 - 36:42
    Und das ist ein weltweites Netz.
    S: Mhm (zustimmend).
  • 36:43 - 36:47
    Engel: So, dann jetzt eine Frage
    aus dem Internet, IRC!
  • 36:48 - 36:50
    F: Ja, die 1. Frage:
  • 36:50 - 36:54
    "Damit dieses System, diese Datenbank
    funktioniert, müssen ja alle auch,
  • 36:54 - 36:56
    also auch die Großen, mitspielen.
    Ist das überhaupt realistisch?"
  • 36:56 - 37:01
    S: Ich glaube schon.
    Die Frage wurde schon öfter gestellt,
  • 37:01 - 37:03
    ich glaub, da gibt es 2 Stellschrauben,
    an denen man drehen kann.
  • 37:03 - 37:09
    Das eine ist natürlich das UN OCHA selber
    mit Sicherheit ein großes Interesse hat,
  • 37:09 - 37:12
    dass es so Systeme gibt, sie haben nur
    keine eigenen Forschungsgelder
  • 37:12 - 37:16
    um halt diese Systeme anzustoßen.
    Und die 2. Schraube ist halt,
  • 37:16 - 37:20
    dass das Personal, das im Feld arbeitet,
    sehr große Lust dazu hat.
  • 37:20 - 37:25
    Die Großen, und das ist vielleicht auch Teil
    so einer gewissen Hilfsorganisationskritik,
  • 37:25 - 37:30
    ein großes Interesse, die Kommunikation
    sehr deutlich zu verbessern,
  • 37:30 - 37:33
    gibt es von organisatorischer Leitung
    manchmal nicht unbedingt.
  • 37:33 - 37:35
    Was ich schon meinte,
    es ist ein riesen Wirtschaftsfeld,
  • 37:35 - 37:38
    und man hat auch gerne
    den für sich abgegrenzten Part,
  • 37:38 - 37:43
    wo man sich medial
    sehr gut einzeln darstellen kann.
  • 37:43 - 37:45
    D.h. Gelder werden da mit Sicherheit
    nicht freigesetzt,
  • 37:45 - 37:50
    aber wenn so ne Lösung angeboten wird,
    die nichts kostet und nur was bringt,
  • 37:50 - 37:53
    und die UN OCHA sagt,
    das macht Sinn,
  • 37:53 - 37:55
    und das working field personnel
    auch noch sagt so, ja, auf jeden Fall,
  • 37:55 - 37:58
    dann können sich die Organisationen
    da eigentlich nicht verweigern.
  • 37:58 - 38:00
    Engel: Dann hinten links bitte!
  • 38:00 - 38:04
    F: Was den Aufbau
    der Infrastruktur angeht,
  • 38:04 - 38:09
    bin ich ganz spontan über dieses Mesh-
    Netzwerk auch an Freifunk erinnert worden,
  • 38:09 - 38:12
    bei dem mit extrem geringem
    finanziellen Aufwand
  • 38:12 - 38:16
    du ja auch ne ziemlich große selbst-
    organisierendes Netzwerk aufbauen kannst.
  • 38:16 - 38:22
    Also, wenn du da, was weiß ich, 200, 300
    Router hast, die du ins Feld reinschmeißt,
  • 38:22 - 38:23
    die Dinger sind unauffällig,
    die siehst du nicht,
  • 38:23 - 38:27
    das einzige, was sie brauchen, ist Strom,
    und dann mit irgendwie Ras Pis
  • 38:27 - 38:29
    oder sonstirgendwas dahinter,
    was halt auch unauffällig ist
  • 38:29 - 38:31
    und ein bisschen Plattenplatz
    und Speicherplatz hat,
  • 38:31 - 38:38
    dann glaub ich, bist du da auf ner
    Möglichkeit, relativ unkompliziert
  • 38:38 - 38:40
    irgendwas aufbauen zu können.
    Und selbst, wenn einer dann zerbombt wird,
  • 38:40 - 38:43
    stellst du halt den nächsten hin. Die
    20 Euro machen den Kohl ja auch nicht fett.
  • 38:43 - 38:44
    S: Mhm (zustimmend)
  • 38:44 - 38:46
    F: Ähm, das war der eine Punkt,
  • 38:46 - 38:48
    der andere Punkt wär eben
    auch die Frage gewesen,
  • 38:48 - 38:51
    inwiefern diese eigenentwickelte App
    tatsächlich ne Chance hat,
  • 38:51 - 38:55
    auch in der Breite eingesetzt zu werden.
    Und ob die Datenstrukturen,
  • 38:55 - 38:58
    die dahinterstecken, tatsächlich...
    - die ihr aus eurer Sicht entwickelt habt
  • 38:58 - 38:58
    -
  • 38:58 - 39:00
    ob die tatsächlich für alle
    Hilfsorganisationen dann auch passen.
  • 39:00 - 39:02
    Wär so Frage gewesen.
  • 39:02 - 39:06
    S: Also, es ist so, dass wir
    in der Entwicklung auch noch versuchen,
  • 39:06 - 39:09
    andere Organisationen mit reinzuziehen,
    in Gesprächen stehen auch mit
  • 39:09 - 39:12
    einigen wenigen größeren Playern,
    bei denen wir denken,
  • 39:12 - 39:18
    dass sie so als Flagschiffe taugen würden,
    also wir sind durchaus nicht so arrogant,
  • 39:18 - 39:19
    zu glauben, dass wir die Lösung
    für alle bieten,
  • 39:19 - 39:23
    sondern versuchen, da schon auch
    Fachwissen von außen mit dazuzuholen.
  • 39:23 - 39:24
    Mit den Freifunklern stehen wir
    derzeitig auch in Kontakt,
  • 39:24 - 39:27
    und es gibt Menschen,
    die halt Interesse haben,
  • 39:27 - 39:29
    da bei der Entwicklung
    noch mit zu schauen,
  • 39:29 - 39:32
    und ... die Lösung wird halt
    nachher eine Mischung sein
  • 39:32 - 39:34
    aus verschiedenen Lösungsansätzen,
    die es bislang schon gegeben hat.
  • 39:34 - 39:38
    F: Danke.
    Vielleicht noch kurz eine Anmerkung,
  • 39:38 - 39:40
    kurz noch ne Anmerkung
    zu dem Katastrophenschutz,
  • 39:40 - 39:44
    ich hab's in meiner Vergangenheit
    auch schon oft erlebt,
  • 39:44 - 39:46
    dass der Katstrophenfall
    sehr, sehr ungern ausgerufen wird,
  • 39:46 - 39:50
    weil da tatsächlich komplett andere
    Organisations- und Machtstrukturen
  • 39:50 - 39:52
    plötzlich zum Tragen kommen. Also ...
    S: Ja.
  • 39:52 - 39:53
    F: Du hast's ja wahrscheinlich...
    weißt's ja wahrscheinlich
  • 39:53 - 39:58
    genauso gut wie ich, wie stark die
    Katastrophenschutzeinrichtungen,
  • 39:58 - 40:02
    Katastrophenschutzplanungen
    zurückgefahren in den letzten 20 Jahren.
  • 40:02 - 40:04
    S: Ja.
    F: Von daher ... ja.
  • 40:04 - 40:07
    Engel: Dann hier vorne links bitte.
  • 40:07 - 40:11
    F: Hallo erstmal. Danke für den Vortrag
    und für die schönen Anregungen.
  • 40:11 - 40:18
    Ich frage mich, wenn ihr eine verteilte
    peer-to-peer Datenbank aufbaut,
  • 40:18 - 40:23
    über Standorte von Infrastruktur,
    inwiefern schützt ihr denn die Helfer
  • 40:23 - 40:26
    und die Organisationen,
    dass die nicht missbraucht werden
  • 40:26 - 40:32
    um dann wieder gezielte Angriffspunkte
    zu sein, für Kriegsparteien?
  • 40:32 - 40:37
    S: Das ist 'ne gute Frage,
    tatsächlich muss man da wieder
  • 40:37 - 40:41
    den Einsatzfall sich anschauen,
    im Fall einer Naturkatastrophe
  • 40:41 - 40:44
    ist es ja sogar gewünscht,
    dass Informationen gespreaded werden
  • 40:44 - 40:46
    und so viele Einsicht bekommen
    wie möglich.
  • 40:46 - 40:51
    Für den Fall Syrien ist es tatsächlich
    eine Fragestellung, an der wir arbeiten.
  • 40:51 - 40:53
    Genauso wie halt an einem
    Sicherheitsprotokoll,
  • 40:53 - 41:00
    was es vielleicht verhindert, oder
    wie man halt... möglichst verhindern kann,
  • 41:00 - 41:02
    dass Falschmeldungen
    in so einer Datenbank auftauchen.
  • 41:02 - 41:06
    Das ist eine momentan noch etwas
    offene Frage, an der wir arbeiten.
  • 41:06 - 41:10
    Die finde ich genauso spannend wie du.
    Da kann ich aber viel mehr auch nicht...
  • 41:10 - 41:15
    Jetzt würde mir so ein IT-Fachmensch fehlen,
    der da vielleicht mehr Ideen zu hat.
  • 41:15 - 41:18
    Engel: Ja, dann hier vorne
    rechts wieder, bitte!
  • 41:18 - 41:24
    F: Ja, der eine Kollege hat ja schon
    gesagt, Low-Tech ist sehr sinnvoll.
  • 41:24 - 41:28
    UNHCR hat dazu auch Case Studies
    ebenso das ICRC,
  • 41:28 - 41:31
    also vielleicht setzt's euch mit denen
    ein bisschen in Verbindung,
  • 41:31 - 41:35
    Freifunk ist ganz wichtig find ich,
    weil das ist eben halt passiv,
  • 41:35 - 41:37
    kann man gut arbeiten.
  • 41:37 - 41:41
    Und die meisten Use Cases,
    die sie sich rausgesucht haben,
  • 41:41 - 41:47
    waren aus den 40ern bis 70er/80er-Jahren,
    d.h. sehr viel einfache Technik
  • 41:47 - 41:52
    mit landgebundenen Kabeln usw.,
    die man... die auch vor Ort jemand,
  • 41:52 - 41:55
    also, sagen wir der lokale
    Dorfschmied reparieren kann.
  • 41:55 - 42:00
    S: Mhm, ja.
    F: Ja? Damit spread ich's auch.
  • 42:00 - 42:03
    Zu den Daten von der App:
    Auf jeden Fall verschlüsseln.
  • 42:03 - 42:08
    Sonst hast du da potenzielle Todeslisten,
    das ist nicht gut lacht
  • 42:08 - 42:09
    Ja! lacht
  • 42:09 - 42:13
    Und zur Flüchtlingskrise, diese Sache
    mit den großen Hilfsorganisationen,
  • 42:13 - 42:16
    die arbeiten auf Einladung.
    D.h. viele der Helfer
  • 42:16 - 42:19
    und viel der Infrastruktur
    darf gar nicht eingesetzt werden,
  • 42:19 - 42:24
    sofern der Staat es nicht beantragt.
    Und soweit ich das weiß,
  • 42:24 - 42:27
    wurde schon angefragt,
    ob sie deployen dürfen,
  • 42:27 - 42:29
    und sie durften einfach nicht.
    Ja, also..
  • 42:29 - 42:31
    die helfen dann privat,
    aber nicht mehr mit dem ...
  • 42:31 - 42:37
    S: Das war auch durchaus als Kritik
    am Staat deutlich gemeint. lacht
  • 42:37 - 42:41
    Lachen aus dem Publikum
    Applaus
  • 42:41 - 42:48
    Engel: Wir haben noch 5 Fragen,
    15 min, nur für's... time slots.
  • 42:48 - 42:51
    F: Ok, ich versuch,
    mich kurz zu halten.
  • 42:51 - 42:55
    Meine Frage betrifft
    nicht den Katastrophenteil,
  • 42:55 - 42:59
    sondern eher den Konfliktteil
    eurer Arbeit, eurer Arbeitsbereiche,
  • 42:59 - 43:08
    und betrifft eher den Schutz vom
    zivilen Sicherheitsbedürfnis
  • 43:08 - 43:12
    bei der Förderung von
    lokalen Protestorganisationen.
  • 43:12 - 43:24
    Und zwar genauer, wie NGOs
    im Fall von eurer NGO, oder allgemein,
  • 43:24 - 43:30
    den Schutz vor, die Zivilbevölkerung
    vor katastrophalen Folgen,
  • 43:30 - 43:35
    von der Aktivität von westlichen NGOs
    schützen können.
  • 43:35 - 43:40
    Ähm, ich wiederhol die Frage nochmal:
    Lachen
  • 43:40 - 43:44
    Entschuldigung, ich bin immer nervös,
    ich spreche selten vor Publikum.
  • 43:44 - 43:47
    Aber ich versuch's nochmal,
    mit der Frage vorweg,
  • 43:47 - 43:49
    und dann erläutere ich das
    an 1, 2 Punkten.
  • 43:49 - 43:52
    Wie gewährleisten NGOs,
    die Zivilbevölkerung
  • 43:52 - 43:57
    vor potenziell katastrophalen Folgen
    durch die Aktivität westlicher NGOs
  • 43:57 - 43:59
    in Konfliktgebieten zu schützen?
  • 43:59 - 44:08
    Ich will das an einem Schema
    für Aktivismus erläutern,
  • 44:08 - 44:15
    man kann Menschenrechts-,
    Sozialaktivismus und sowas dergleichen
  • 44:15 - 44:20
    in verschiedene Punkt
    vielleicht unterteilen.
  • 44:20 - 44:26
    Einmal gibt es die Sache,
    den Weg und das Ziel.
  • 44:26 - 44:33
    Im Bsp. von NGOs, die Infrastruktur
    für Protestbewegungen
  • 44:33 - 44:41
    in der Arabischen Welt z.B.
    unterstützt haben,
  • 44:41 - 44:45
    die wollen, die haben das Ziel,
    die Menschen dort
  • 44:45 - 44:50
    vor staatlicher Repression
    zu schützen,
  • 44:50 - 44:56
    die Strategie, die die verfolgen,
    ist, der Aufbau von Infrastruktur und ...
  • 44:56 - 44:59
    SJ (leise): Ich hab
    die Frage noch nicht...
  • 44:59 - 45:02
    F: Das Ziel ist, Menschenrechte
    und Demokratie zu fördern.
  • 45:02 - 45:06
    Engel: Entschuldigung, wenn
    ich dich kurz unterbreche...
  • 45:06 - 45:08
    F: Es tut mir leid, es tut mir leid
    Engel: Sag 1x bitte die konkrete Frage,
  • 45:08 - 45:10
    weil wir haben noch 5 andere
    und aus dem Internet
  • 45:10 - 45:13
    und es soll kein Monolog werden.
    F: Ich verstehe, es tut mir leid,
  • 45:13 - 45:15
    es tut mir leid, aber es erfordert...
    Manche Fragen sind komplex, ...
  • 45:15 - 45:18
    Engel: Ja, das glaub ich dir,
    darum komm jetzt bitte zur Frage!
  • 45:18 - 45:19
    F: Genau.
  • 45:19 - 45:21
    Ok...
    Lachen
  • 45:21 - 45:24
    Im Fall von Syrien...
    Klatschen
  • 45:24 - 45:28
    Die Frage ist:
    Wie kann man in Zukunft verhindern,
  • 45:28 - 45:34
    dass, wie im Fall von Syrien,
    westliche NGOs den lokalen Aktivisten,
  • 45:34 - 45:37
    den Freiheits- und
    Menschenrechtsaktivisten
  • 45:37 - 45:41
    ein Versprechen geben,
    das nicht eingehalten werden kann,
  • 45:41 - 45:46
    Bsp.: Bevor der Syrienkonflikt
    eskaliert ist, gab es Investitionen
  • 45:46 - 45:51
    in Kommunikationsstrukturen von,
    durch Avaaz z.B.,
  • 45:51 - 45:55
    und es gab aber auch externe Akteure,
    also Staaten,
  • 45:55 - 46:01
    die auch das Land destabilisieren wollten,
    wie kann man in Zukunft ...
  • 46:01 - 46:04
    S: Kann ich nur kurz sagen...
    Kann ich nicht viel zu sagen,
  • 46:04 - 46:05
    also tatsächlich, ist mir
    jetzt nicht so bekannt,
  • 46:05 - 46:07
    dass Hilfsorganisationen, also...
    Engel: Vielen Dank für..
  • 46:07 - 46:09
    S: Versprechen nicht einhalten...
    vereinzeltes Lachen
  • 46:09 - 46:12
    Engel: Vielen Dank für die Frage!
  • 46:12 - 46:16
    Gehen wir weiter, wir kommen jetzt
    zu der Frage ausm Internet
  • 46:16 - 46:18
    und dann geht's wieder
    den Kreis rum.
  • 46:18 - 46:22
    F: Ja, vorher noch
    eine Anmerkung von Twitter:
  • 46:22 - 46:28
    Syrien hat 28,7% der Fläche
    von Frankreich. Zum Vergleich.
  • 46:28 - 46:33
    Und als Frage: Gibt es Fälle von Sabotage
    bei oder gegen Hilfsorganisationen?
  • 46:33 - 46:36
    S: Ja, das hab ich
    ja vorhin gezeigt,
  • 46:36 - 46:41
    z.B. das Krankenhaus
    von Ärzte ohne Grenzen.
  • 46:41 - 46:46
    Oder z.B. auch das andere Krankenhaus,
    das vorher zu sehen war,
  • 46:46 - 46:50
    es ist tatsächlich so,
    dass halt Hilfsorganisationen,
  • 46:50 - 46:53
    gerade vom IS vermerktes Ziel sind,
    auch mit der Idee natürlich,
  • 46:53 - 46:56
    darüber eine Angst zu schüren,
    die dafür sorgt,
  • 46:56 - 46:59
    dass die Helfer/Helferinnen
    abgezogen werden
  • 46:59 - 47:01
    und die Zivilbevölkerung
    nicht versorgt wird.
  • 47:01 - 47:03
    Das hat zum Teil geklappt...
  • 47:03 - 47:04
    (unverständliche Wortmeldung)
    Engel: Ssscht!
  • 47:04 - 47:09
    S: Es hat zum Teil geklappt,
    in Aleppo arbeitet niemand mehr,
  • 47:09 - 47:10
    meines Wissens.
  • 47:10 - 47:13
    Auch ich würd mich da
    nicht hintrauen, ganz klar.
  • 47:13 - 47:16
    Und z.B. im Fall von MSF,
    die dürfen momentan auch nicht mehr
  • 47:16 - 47:20
    mehr, oder längere Tage
    in Kobanê bleiben,
  • 47:20 - 47:23
    die müssen tatsächlich
    jeden Tag das Land verlassen
  • 47:23 - 47:25
    um in der Türkei zu übernachten,
    wobei ich mich gerade frage,
  • 47:25 - 47:27
    ob es da jetzt gerade sicherer ist.
  • 47:27 - 47:30
    Aber das ist natürlich was,
    was auch eine Folge davon ist,
  • 47:30 - 47:32
    dass diese Einrichtungen tatsächlich
    gezielt angegriffen wurden.
  • 47:32 - 47:35
    Engel: Ok. Jetzt hier vorne,
    hinten links bitte!
  • 47:35 - 47:39
    F: Lieber Kollege, vielen Dank
    für die Info, 28% von Frankreich
  • 47:39 - 47:45
    ist die Fläche von Syrien.
    Ich frage jetzt: Stichwort Flying Doctors.
  • 47:45 - 47:53
    Wie können die Hilfskräfte
    sich dort fortbewegen?
  • 47:53 - 47:56
    Nicht gerade mit ner Cessna oder so,
    wenn die ...
  • 47:56 - 48:00
    S: In Syrien meinst du jetzt?
    F: In Syrien, ja.
  • 48:00 - 48:02
    S: Da wurden so Sachen erf...
    So Autos!
  • 48:02 - 48:08
    Lachen
    Klatschen
  • 48:08 - 48:10
    Es gibt in Syrien zur Zeit
    keinen Flugverkehr,
  • 48:10 - 48:14
    außer von den Resten der
    syrischen Luftwaffe von Assad
  • 48:14 - 48:16
    und den bekannten
    internationalen Akteurinnen.
  • 48:16 - 48:20
    F: Mit anderen Worten,
    wenn die geordert werden,
  • 48:20 - 48:24
    woher auch immer,
    können die das Ziel
  • 48:24 - 48:28
    ja vielleicht gar nicht mehr erreichen,
    weil's nicht mehr da ist oder was.
  • 48:28 - 48:30
    S: Was?
    Lachen
  • 48:30 - 48:34
    F: Die Hilfskräfte
    oder Ärzte, Flying Doctors,
  • 48:34 - 48:36
    die Sie geordert haben,
    von der Organisation.
  • 48:36 - 48:39
    Den Anästhesisten da
    und den Operateur da, Pipapo,
  • 48:39 - 48:41
    Entschuldigung,
    dass ich mich so ausdrücke.
  • 48:41 - 48:43
    S: Ja, ja, ja.
    F: Wenn Sie die ordern,
  • 48:43 - 48:47
    und die können doch nicht innerhalb
    von einer bestimmten Zeit vor Ort sein,
  • 48:47 - 48:53
    das ist doch ein ganz enormer
    Aufwand, per Auto, wie Sie sagen,
  • 48:53 - 48:58
    oder LKW, mit und ohne
    Hilfsgüter kommen.
  • 48:58 - 48:59
    S: Den Punkt muss man...
    F: Also, ...
  • 48:59 - 49:01
    S: Momentan ist es
    halt so, in Syrien...
  • 49:01 - 49:03
    F: Problem der Logistik!
  • 49:03 - 49:06
    S: Ja, ja! Von den Einsatzorten,
    tatsächlich, wo halt Krankenwagen
  • 49:06 - 49:11
    zur Zeit gebraucht werden,
    bis zu den Zentren der Versorgung
  • 49:11 - 49:14
    wie Krankenhäusern, klar, da muss man
    teilweise mit 3-4 Stunden Fahrt rechnen.
  • 49:14 - 49:18
    Das stimmt schon so, ja.
    Ist halt Kriegsgebiet.
  • 49:18 - 49:21
    Engel: Ja, dann hinten
    rechts bitte nochmal!
  • 49:21 - 49:26
    F: Ja, Stichwort Stift und Papier.
    Wir haben ja jetzt
  • 49:26 - 49:29
    diese tolle Smartphone-Technologie
    und wollen die natürlich auch einsetzen,
  • 49:29 - 49:31
    weil Post-Singularität, blabla.
  • 49:31 - 49:35
    Aber es gab ja auch schon
    bevor es das gab Entwicklungshilfe.
  • 49:35 - 49:40
    Sind die Kompetenzen und Möglichkeiten
    aus dieser Zeit bereits im Einsatz
  • 49:40 - 49:43
    und daraus folgt
    diese Organisationskatastrophe,
  • 49:43 - 49:45
    die Sie jetzt bei Haiti
    beschrieben haben?
  • 49:45 - 49:48
    Oder sind diese mehr oder weniger
    zusammengebrochen
  • 49:48 - 49:53
    und könnten als Übergangslösung
    vielleicht doch noch angeschlossen werden.
  • 49:53 - 49:56
    S: Na, ich glaub man muss dazu
    vor allem sehen, dass sich
  • 49:56 - 49:59
    diese Hilfsorganisationslandschaft massiv
    verändert hat. In den letzten 30 Jahren
  • 49:59 - 50:02
    sind so unglaublich viele
    neue Hilfsorganisationen entstanden,
  • 50:02 - 50:06
    es gab ja eine sehr manifeste Kritik,
    beginnend in den 80ern
  • 50:06 - 50:09
    an den großen, bekannten
    Hilfsorganisationen.
  • 50:09 - 50:13
    Da gab es Desaster wie in Ruanda etc.,
    woraus sich eine Kritik entwickelt hat,
  • 50:13 - 50:17
    wo sehr viele kleine Organisationen
    nachgeschossen sind.
  • 50:17 - 50:23
    Einen Zustand, dass 900 Organisationen
    auf so einer Halbinsel wie Haiti
  • 50:23 - 50:26
    unterwegs sind, das hat's
    vor 30 Jahren nicht gegeben,
  • 50:26 - 50:29
    weil schlicht und ergreifend nicht
    so viele Organisationen bestanden haben.
  • 50:29 - 50:34
    D.h. dieses Organisationschaos hat sich
    auch durch den Anstieg der Anzahl
  • 50:34 - 50:36
    der Organisationen auch
    zum Teil erst entwickelt.
  • 50:36 - 50:39
    Q: Danke.
  • 50:39 - 50:42
    Engel: Ok, nehmen wir jetzt nochmal eben
    kurz die Fragen ausm Internet,
  • 50:42 - 50:45
    alle anderen Fragen und die,
    die noch am Mikrofon stehen
  • 50:45 - 50:49
    im Zweifelsfall hinterher, du bist ja
    bestimmt noch ein bisschen hier,
  • 50:49 - 50:52
    dann sozusagen im Direkttalk angehen.
    Liebes Internet!
  • 50:52 - 50:57
    Q: Ja, hier sind noch 2 Fragen:
    "Habt ihr die Skalierbarkeit mal abgeschätzt?
  • 50:57 - 51:02
    Wenn da wirklich viele Clients dabei sind,
    könnte es eng werden in den Funknetzen."
  • 51:02 - 51:08
    S: Also tatsächlich gibt es sowieso eine
    Debatte darüber, dass man halt überlegt:
  • 51:08 - 51:13
    Wen möchte man eigentlich vernetzen?
    Da bin ich jetz mal ganz kritisch,
  • 51:13 - 51:16
    wenn da tatsächlich diese
    1-Menschen-Organisationen,
  • 51:16 - 51:20
    die mit nem Koffer unsortierter
    Medikamente in die Region reisen,
  • 51:20 - 51:23
    das wird auch weiterhin so sein,
    dass das Satelliten sind,
  • 51:23 - 51:26
    die dort rumkreisen,
    die man nicht einfangen wird.
  • 51:26 - 51:32
    Wobei der Punkt dann auch ist:
    Wenn es Menschen mit hohen Skills sind,
  • 51:32 - 51:36
    dann werden die nicht einfach nicht so
    in der Regel dort aufschlagen,
  • 51:36 - 51:40
    sondern ein sehr erfahrener Chirurg,
    eine erfahrene Statikerin,
  • 51:40 - 51:44
    die aus dem Arbeitsleben sich die Zeit
    freiboxen um dort hinzugehen,
  • 51:44 - 51:46
    die wird ziemlich früh überlegen:
    Welcher Struktur schließe ich mich an?
  • 51:46 - 51:50
    D.h. es wird immer so sein,
    es wird eine Menge an Satelliten geben,
  • 51:50 - 51:54
    die man über so ein Datennetzwerk
    auch nicht erreichen wird.
  • 51:54 - 51:56
    Das muss man einfach
    mit einkalkulieren.
  • 51:56 - 51:58
    Engel: Die 2. Frage?
  • 51:58 - 52:04
    Q: Und die 2. Frage wäre, als Zusatzfrage
    zur vorherigen, oder davor noch:
  • 52:04 - 52:08
    "Gab es auch Sabotage zwischen
    Hilfsorganisationen?"
  • 52:13 - 52:14
    S: Ahm...
  • 52:14 - 52:18
    Ich würd's mal nicht Sabotage nennen,
    es gibt unschöne Szenen.
  • 52:18 - 52:21
    Es gibt unschöne Szenen,
    es gibt Platzhirschgehabe,
  • 52:21 - 52:26
    gerade in Haiti war tatsächlich so
    ein bisschen Goldgräberstimmung teilweise,
  • 52:26 - 52:31
    da wurden Claims abgesteckt, und
    man musste teilweise als Einsatzpersonal
  • 52:31 - 52:35
    so ein bisschen hilflos dabei zusehen,
    wie auch dann die Organisationen
  • 52:35 - 52:39
    auf Entscheidungsebene miteinander
    ins Gehake gekommen sind
  • 52:39 - 52:44
    und wo halt sinnvolle Kooperationen nicht
    eingegangen wurden, weil es nicht gewollt
  • 52:44 - 52:44
    war,
  • 52:44 - 52:47
    das muss man deutlich so sagen.
    Es ist tatsächlich ein Punkt,
  • 52:47 - 52:53
    Organisationen in der humanitären Hilfe
    leben zum großen Ganzen von Spenden
  • 52:53 - 52:57
    und da gibt's nen Kampf
    mit teilweise harten Bandagen.
  • 52:57 - 53:00
    So weit, in Richtung Sabotage,
    würd ich jetzt nicht gehen.
  • 53:00 - 53:03
    Mir hat noch keiner Abführmittel
    ins Essen gemacht, aber ...
  • 53:03 - 53:04
    Lachen
  • 53:04 - 53:07
    Mal kucken...
    Lachen
  • 53:07 - 53:09
    Engel: Dann hinten rechts bitte!
  • 53:09 - 53:11
    F: Ich hätte eine Frage
    zu den mobilen Krankenstationen.
  • 53:11 - 53:14
    Und zwar werden ja auch Hospitäler
    und sowas ab und zu mal
  • 53:14 - 53:19
    von befreundetem Militär beschossen,
    wie gut ist denn da die Kommunikation
  • 53:19 - 53:22
    zwischen den Leuten vor Ort
    und dem Militär und vor allem
  • 53:22 - 53:26
    bei der Mobilstation, wie wird denn da
    die Kommunikation sichergestellt?
  • 53:26 - 53:31
    S: Also ein gewisses Restrisiko bleibt immer.
    Also dass halt auch Krankenhäuser,
  • 53:31 - 53:35
    ihr kennt ja den Fall von Ärzte ohne
    Grenzen und dem amerikanischen Militär,
  • 53:35 - 53:42
    das war mit Sicherheit auch vorher
    kommuniziert, wo dieses Krankenhaus war.
  • 53:42 - 53:47
    Es ist so, dass in den nordsyrischen Gebieten
    eine gute Kommunikation besteht,
  • 53:47 - 53:49
    weil man sich einfach kennt,
    weil wir länger dort arbeiten,
  • 53:49 - 53:54
    sodass wir den Milizen, die dort tätig sind,
    durchaus sagen können, wo wir stehen
  • 53:54 - 53:57
    und wo wir keinen Granatbeschuss wollen.
  • 53:57 - 54:00
    Es ist aber auch so, man muss es sich
    in Nordsyrien jetzt nicht so vorstellen...
  • 54:00 - 54:03
    Menschen denken immer, da wird überall
    an jedem Ort gekämpft - das ist ja nicht
  • 54:03 - 54:03
    so.
  • 54:03 - 54:06
    Der gelbe Bereich,
    der vorhin gezeigt wurde,
  • 54:06 - 54:10
    ist wirklich flächendeckend
    von Kampfhandlungen befriedet,
  • 54:10 - 54:14
    und da, wo die Grenzen ineinander übergehen,
    dort gibt's dann eine klassische Front,
  • 54:14 - 54:17
    wo halt gekämpft wird.
    Wenn man jetzt nicht so verrückt ist,
  • 54:17 - 54:20
    und ein mobiles Krankenhaus
    in der Frontlinie aufbaut, sondern
  • 54:20 - 54:22
    dort, wo die Zivilbevölkerung
    die Versorgung braucht,
  • 54:22 - 54:25
    die ja auch nicht an der Front rumspringt,
    dann kann man da eigentlich
  • 54:25 - 54:29
    relativ gesichert sein, und hat eher
    das Problem tatsächlich von Anschlägen.
  • 54:29 - 54:34
    Und da ist eine der Ideen,
    das mobile Konzept zu nutzen,
  • 54:34 - 54:36
    um nicht langfristig...
  • 54:36 - 54:39
    um die Planbarkeit von Anschlägen
    einfach massiv zu erschweren.
  • 54:40 - 54:44
    Engel: Oh, da kommt noch ne Frage!
    Hinten rechts bitte!
  • 54:44 - 54:48
    F: So, last but not least:
    Nr. 1: Danke mal für deinen Einsatz,
  • 54:48 - 54:52
    weil das zu tun, glaub ich,
    fordert schon sehr viel Encouragement.
  • 54:52 - 55:00
    Applaus
  • 55:00 - 55:03
    Und ja, man hört's, ich komm aus Österreich,
    und ich komm auch aus dieser Gegend,
  • 55:03 - 55:08
    wo du... also, ca. 40 km von Spielfeld
    entfernt, diesem Übergang,
  • 55:08 - 55:12
    wo jetzt ja viele tausende Flüchtlinge
    durchgegangen sind, die letzten Monate.
  • 55:12 - 55:17
    Die Frage, die sich mir vor allem stellt,
    weil ich dort vor Ort mit vielen Hilfskräften
  • 55:17 - 55:23
    und auch Beamten gesprochen hab:
    Wie oft werdet ihr ausgewechselt?
  • 55:23 - 55:27
    Also wie schauen bei euch dir Circles aus,
    die Turnuszeiten vor Ort,
  • 55:27 - 55:29
    wie lange seids ihr im Einsatzgebiet
  • 55:29 - 55:35
    und wie kannst du auch ab und an einmal
    relaxen, dass du überhaupt das erträgst?
  • 55:36 - 55:40
    S: Da kann ich ganz klar
    keine klare Antwort zu geben,
  • 55:40 - 55:45
    weil das extrem organisationsabhängig ist.
    Also ich weiß das von Ärzte ohne Grenzen,
  • 55:45 - 55:52
    dass sie z.B. in der Regel
    in ihren Hilfseinsätzen,
  • 55:52 - 55:57
    wenn's um eher Entwicklungszusammenarbeit
    geht, von 3 Monaten ausgehen, 3-6 Monaten,
  • 55:57 - 56:01
    die man vor Ort sein sollte.
    Da hat jede Organisation für sich
  • 56:01 - 56:03
    so ein bisschen ein
    Safety Protocol entwickelt.
  • 56:03 - 56:07
    Bei uns ist es so, da wir momentan
    noch vollkommen ehrenamtlich sind,
  • 56:07 - 56:10
    können wir uns das nicht
    so gut aussuchen, in der Regel ist es,
  • 56:10 - 56:15
    dass wir nicht länger als 2-3 Wochen
    ins Bürgerkriegsgebiet gehen,
  • 56:15 - 56:20
    weil das tatsächlich
    eine hohe Belastung ist.
  • 56:20 - 56:25
    Was die Refugeehilfe gerade anbelangt,
    d.h. die Lesbos-Geschichten,
  • 56:25 - 56:29
    da ist es ja anders planbar
    und die Rückkehr in die Normalität
  • 56:29 - 56:31
    ist auch relativ einfach.
    Da kann man auch in die Unterkunft gehen,
  • 56:31 - 56:35
    die Tür zumachen und hat wieder, in
    Anführungszeichen, eine "andere" Normalität
  • 56:35 - 56:38
    als einem Bürgerkriegsgebiet.
    Da kann man durchaus auch länger bleiben.
  • 56:38 - 56:42
    Aber das bestimmen Organisationen
    für sich, quasi intern.
  • 56:42 - 56:47
    Es gibt leider, gerade bei der
    Refugee-Frage, da da sehr, sehr viel
  • 56:47 - 56:53
    auf freie Volunteer-Kräfte abgeladen wird,
    gibt's da durchaus Menschen,
  • 56:53 - 56:57
    die seit 2 Monaten irgendwo in diesen
    Grenzregionen unterwegs sind
  • 56:57 - 56:59
    und sich auch ganz massiv kaputtmachen.
  • 56:59 - 57:01
    Also denen gilt mein ganzer Respekt
    auf jeden Fall.
  • 57:01 - 57:09
    F: Danke dir auf jeden Fall.
    Applaus
  • 57:09 - 57:14
    Engel: Ja, dann kommen wir hinten links
    jetzt zur letzten Frage, just in time.
  • 57:16 - 57:18
    F: Hört ihr mich? Ah, so geht's!
  • 57:18 - 57:25
    Das ganze Hilfsgeschäft ist ja irgendwie
    so ein bisschen Community-getrieben
  • 57:25 - 57:27
    zumindest wenn man
    die Spender miteinbezieht,
  • 57:27 - 57:32
    Und jetzt nochmal zu dem technischen
    Aspekt eurer Lösungsansätze,
  • 57:32 - 57:36
    hab ich bisher in deinem Talk den Begriff
    Open Source Community vermisst.
  • 57:36 - 57:41
    Seid ihr auch da irgendwie in der Richtung
    unterwegs, dass ihr versucht,
  • 57:41 - 57:44
    eben einfach technisches Personal
    zur Entwicklung von Lösungen
  • 57:44 - 57:47
    aus der Open Source Community
    zu akquirieren?
  • 57:47 - 57:51
    S: Total. Ist einfach ein Begriff, den
    müsste ich mir wieder bei Wikipedia suchen,
  • 57:51 - 57:53
    Lachen
  • 57:53 - 57:55
    aber wenn ich richtig verstehe,
    was du meinst, dann, ja, total.
  • 57:55 - 57:59
    Also es gibt viele verschiedene Menschen
    aus verschiedenen Bereichen,
  • 57:59 - 58:04
    die da gerade Interesse zeigen, mitzuarbeiten,
    und das ist ein bunter Kreis gerade,
  • 58:04 - 58:08
    bin gespannt, wie das wird,
    aber, ja.
  • 58:08 - 58:13
    Engel: Ja, wunderbar,
    damit haben wir den 1. Talk des Tages
  • 58:13 - 58:18
    hier im Saal 6 erleben dürfen,
    also ich bin nachhaltig begeistert,
  • 58:18 - 58:21
    einen herzlichen Applaus
    an Sebastian Jünemann!
  • 58:21 - 58:27
    Applaus
  • 58:27 - 58:32
    Abspann-Musik
  • 58:32 - 58:38
    subtitles created by c3subtitles.de
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Title:
Sebastian Jünemann: Katastrophe und Kommunikation
Description:

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Video Language:
German
Duration:
58:38

German subtitles

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