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Vorspann-Musik
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Ja, schönen guten Morgen.
Wie schon gesagt:
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Ich bin Sebastian von Cadus.
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Cadus ist eine Hilfsorganisation,
die sich in Berlin
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vor ungefähr 1 1/2 Jahren gegründet hat,
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aus so subkulturellen Zusammenhängen,
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zum Teil mit sehr viel
Erfahrung in der Feldarbeit,
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zum Teil über 15 Jahre
in der humanitären Hilfe,
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zusammengefunden, deswegen,
weil wir abgegessen waren davon
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wie es bei vielen Organisationen läuft.
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Deswegen auch dieser hochtrabende Titel
"Refine Global Solidarity".
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Ob wir das immer so einhalten,
werden wir sehen.
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Das ist ein bisschen ungewöhnlich,
dass ich vor dem Podium hier vielleicht
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einen Vortrag halten kann,
weil ich bin von IT so weit entfernt,
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wie man das nur sein kann.
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Also ich bin froh, wenn ich den Rechner
an und aus kriege.
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Meistens lasse ich ihn an,
damit nix passiert.
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Lachen
Applaus
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Aber tatsächlich kann ich, glaube ich,
ganz gut einen Überblick darüber geben,
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wie der Ist-Zustand gerade ist und
mit welchen Problemen wir zu kämpfen haben
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im Feld sozusagen.
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Ich werde nachher versuchen,
Lösungsansätze darzustellen -
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seid geduldig mit mir und seid gnädig,
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weil, ähm, ich habe mir die Fachbegriffe
aus Wikipedia rausgezogen.
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Die stehen ... lacht
so auf den Folien drin.
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Ich glaube, ich kann die Ideen
ganz gut skizzieren.
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Tiefgehende Fachfragen
- da wird es irgendwann schwierig,
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da bin ich eher über Anregungen dankbar.
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Ich möchte ganz kurz darstellen,
was wir als Cadus jetzt machen,
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warum wir der Meinung sind, dass man bei
so Kommunikation und Katastrophe
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vielleicht nachlegen sollte,
wo wir gerade unterwegs sind,
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wo wir jetzt gerade im Einsatz stehen und
an was für Schwierigkeiten wir da stoßen.
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Unser Haupteinsatzgebiet momentan
ist Nordsyrien, auch bekannt als Rojava,
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das sind die dort
kurdisch befreiten Gebiete,
-
also mehrheitlich
kurdisch befreiten Gebiete.
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Dort arbeite gerade quasi fast niemand,
das ist vielleicht nur eine Handvoll NGOs,
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5 an der Zahl, die man dort vor Ort findet.
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Wir machen da zum Teil, zur Zeit
Ausbildungsprojekte für paramedics,
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für SanitäterInnen und für PflegerInnen
mit dem Schwerpunkt
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natürlich chirurgische Versorgung,
weil das ist ein Land im Kriegszustand,
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wo wir einfach schauen müssen,
den Leuten wieder die Skills beizubringen,
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ihre Gesellschaft selbst zu versorgen.
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Wir arbeiten dort mit einer
zivilen Hilfsorganisation zusammen:
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Heyva Sor a Kurdistanê,
dem Kurdischen Roten Halbmond.
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Das 2. große Projekt ist daraus entstanden,
dass in solchen Bürgerkriegsgebieten
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von den Kombattanten gerade Einrichtungen
der zivilen Versorgung - hauptsächlich -
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Ziel von Anschlägen und Attacken sind.
Das sind jetzt mal Bilder
-
von Krankenhäusern aus Kobane.
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Kobane ist den meisten von Euch vielleicht
bekannt aus dem letzten Jahr:
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die Stadt, die fast vollständig
vom Islamischen Staat eingenommen war,
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bis auf wenige Straßenzüge,
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und sich dann wieder freigekämpft hat.
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Das ist so ein Beispiel für ein Krankenhaus
von MSF, von Ärzte ohne Grenzen
-
wie es nach dem Granatbeschuss aussieht.
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Und da seht ihr uns in einer
Krankenstation, die gerade vor einer Woche
-
dem Erdboden gleichgemacht wurde,
in Til Temir, also im Frontgebiet zum IS,
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wo wir auch ausgebildet haben.
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Unsere Reaktion darauf hin war zu sagen:
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Hochgefährliches Gebiet, stationäre
Einheiten dort aufzubauen - schwierig.
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Weswegen wir gerade an einem Konzept
für ein komplett mobiles Krankenhaus
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auf Allrad-Basis arbeiten.
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Da sind wir gerade in Berlin dabei
den ersten LKW umzubauen.
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Bei den weiteren LKWs mangelt es gerade
noch so ein bisschen an den Finanzen,
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aber wir sind dran mit dem Konzept
dann im Nordirak und in Nordsyrien
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komplett mobil zweiwöchentlich wechseln
zu können, aus Sicherheitsgründen.
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Einfach, um unsere Teams und die Teams
mit denen wir zusammenarbeiten,
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nicht zu gefährden.
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Wir engagieren uns in der
technischen Rettung vor Ort,
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wir versuchen gerade so
Feuerwehr-Basiswissen, was es hier gibt,
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in Form von hydraulischen Rettungssätzen,
nach Nordsyrien zu bringen.
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Da nicht nur Rojava.
Weil, das muss man auch mal klar sagen:
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Das ist nicht die Region,
die es gerade am schlimmsten trifft.
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Aleppo z. B. sieht momentan noch
wesentlich ungünstiger aus.
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Und unser letztes großes Einsatzgebiet
ist jetzt Lesbos,
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wo wir nächste Woche starten
mit einem eigenen Boot.
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Das ist daraus entstanden,
dass wir mit den Communities
-
auf den Inseln selber in Kontakt
getreten sind.
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Es gibt ja da dieses massive Problem:
Über 800.000 Rettungswesten, die rumliegen,
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woraus wir gerade ein Upcycling-Projekt
machen, welches wiederum die Seenotrettung
-
vor Ort finanzieren soll.
So viel zu uns, wo wir gerade stehen.
-
Nun zu dem grundsätzlichen Problem.
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Die Folien sind generell in Englisch, aber
das sollte, denke ich, kein großes Problem sein.
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Als erstes Beispiel möchte ich da Haiti zeigen.
Haiti 2010, das Erdbeben.
-
Es gab ein massives Erdbeben
mit mehreren Nachbeben.
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Bei dem Erdbeben, das den Hauptschwerpunkt
in Port-Au-Prince, in der Hauptstadt hatte
-
sind fast 300.000 Menschen
ums Leben gekommen.
-
Es sind unglaublich viele Menschen
obdachlos gewesen
-
und es gab eine sehr schnelle, sehr
beispiellose Welle der Hilfsbereitschaft.
-
Man muss dazu wissen:
Die Infrastruktur war komplett zerstört.
-
Also, man muss sich das so vorstellen:
Krankenhäuser kaputt,
-
alle Funkanlagen kaputt,
Telefonnetze kaputt,
-
Abwasser - egal, was man sich vorstellen kann:
Alles tatsächlich zerstört.
-
Und innerhalb kürzester Zeit waren
unzählige Hilfsorganisationen vor Ort.
-
Haiti hatte den großen Vorteil,
dass die USA sehr nahe gelegen ist
-
und die USA immer so ein bisschen
in der Region auch schaut,
-
wie sie sich politisch aufstellt.
Die hatten im Nullkommanichts
-
eine ganze Luftlandeeinheit,
eine ganze Division
-
- die 82. Luftlandedivision - auf Haiti.
Die haben natürlich technisches Besteck
-
dabei gehabt, mit dem sie sehr schnell eine
grundsätzliche Telefonnetzversorgung
-
wieder gewährleisten konnten.
D.h. auf Haiti war es nicht das Problem,
-
telefonieren zu können, sondern die Frage
war tatsächlich eher:
-
Mit wem kann denn überhaupt telefonieren?
Wer ist denn überhaupt da?
-
Dadurch, dass erstmal das Telefonnetz, das
örtliche Telefonnetz komplett zerstört war,
-
war alles an Wissen, was es vorher gab,
nicht mehr gegeben.
-
Wie erreiche ich Ministerien?
Wie erreiche ich staatliche Stellen?
-
Was für Notrufnummern gibt es?
Die waren langfristig ausgeschaltet.
-
Es wurde ja sozusagen durch die USA
ein komplett neues Notfalltelefonnetz
-
on top drauf gesetzt.
Was das erstmal verhinderte,
-
dass jetzt Helferinnen und Helfer
mit den notwendigen Gütern zusammenkamen.
-
Was mir von damals noch
so in Erinnerung ist:
-
Ich bin 2 oder 3 Tage lang so ein bisschen
ziellos durch die Gegend geirrt,
-
um herauszufinden, wo denn jetzt
die große Zentralapotheke ist,
-
wo die Hilfslieferungen kommen,
wo die kleineren NGOs sich
-
für ihre mobilen Einheiten
das Material abholen konnten.
-
Einfach, weil dieses Wissen nicht über
Internet oder irgendetwas abrufbar war.
-
Es gab, wie gesagt,
nur ein Notfalltelefonnetz.
-
Das nächste Problem ist dann natürlich die
Frage: Wie koordiniere ich mich vor Ort
-
mit den Plätzen, wo ich eigentlich
hinkommen möchte?
-
Es gibt unzählige Einsatzorte. Es gibt
wahnsinnig viele wild gewachsene kleine
-
Refugee Camps, die Leute suchen
sich irgendwo ihren Space,
-
wo sie sich zurückziehen,
wo sie sich sicher fühlen.
-
Wo sie erstmal sagen: Wenn ein
Nachbeben kommt - hier kann nix passieren.
-
Wie finde ich die? Wie kann ich sicher
sein, dass sie versorgt wurden?
-
Wie werden Informationen weitergeleitet?
Wie kann ich also dafür sorgen, dass
-
dieser Kreislauf, diese 3 Dinge, in irgendeiner
Art und Weise miteinander gematched werden.
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Hat auf Haiti gar nicht stattgefunden. Haiti
war aus humanitärer Sicht ein Milliardengrab.
-
Da sind unglaubliche Summen verschütt
gegangen, weil die Hilfsmaßnahmen und
-
die Hilfsgüter und die Betroffenen nicht
zueinander gefunden haben.
-
Um das nochmal kurz zusammenzufassen:
-
Es waren über 900 Hilfsorganisationen
innerhalb kürzester Zeit vor Ort.
-
Nach 3 Wochen war das tatsächlich ein
unüberschaubarer Schauplatz
-
von großen Organisationen bis hin zu so
genannten MoNGOs - "my own NGO" -
-
gerade in den USA ein sehr beliebtes Ding.
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Bin christlich motiviert, oder was,
meine, jetzt was tun zu müssen,
-
evangelikal oder was, und mache halt
eine Hilfsorganisation zu zweit,
-
packe einen Koffer voll Medikamente und
gehe halt in so ein Krisengebiet
-
und meine, dort Hilfe leisten zu können.
Könnt ihr euch vorstellen,
-
was das für eine unüberschaubare Anzahl
an Menschen und Organisationen ist,
-
die man versuchen muss, in irgendeiner
Art und Weise zusammenführen.
-
In Woche 3 waren es, glaube ich,
12.000 Helfende vor Ort
-
- da sind die Soldaten der USA
noch gar nicht mitgezählt.
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Unglaublich viele verschiedene working
fields. Es ist ja nicht nur die Medizin.
-
Das geht von Statik von Gebäuden - welche
Gebäude sind noch sicher, sind einsturzgefährdet?
-
Über Leichenbergung, über Wasserversorgung,
über Nahrungsmittel. Und selbst innerhalb
-
von medizinischen Gebieten reden wir ja
über ganz unterschiedliche Dinge:
-
Langzeitversorgung, Akut-Rettungsdienste,
Gesundheitsvorsorge, Impfkampagnen.
-
Das alles zu matchen - Wahnsinn.
Das einzige Tool, was es dafür gibt,
-
wird zur Verfügung gestellt
von der UN OCHA,
-
vom Office for the Coordination
of Humanitarian Affairs.
-
Und das nennt sich Cluster Meeting.
-
Cluster Meeting klingt total gut,
gibt es in linken Zusammenhängen total viel,
-
nennt sich: Plenum.
Lachen
-
Das meinen die dann ernst. 900 Organisation
vor Ort und es gibt ein Zelt,
-
wo dann draußen Pläne dran geheftet sind
und wo sich dann 900 Organisationen
-
treffen sollen, um sinnvoll abzusprechen,
wie man diese Notfalllage jetzt sozusagen
-
unter Dach und Fach kriegt.
geht natürlich nicht.
-
In Folge davon entwickeln sich
zahlreiche Unter-Cluster-Meetings.
-
Es gibt also ein Health-Cluster, es gibt ein
Technical-Cluster, ein Logistical-Cluster.
-
Die gibt es dann auch noch teilweise national.
Das THW geht natürlich zur deutschen Botschaft
-
und sagt: Alle deutschen Hilfsorganisationen
treffen sich jetzt hier. Warum, weiß kein Mensch,
-
weil die Einordnung nach Nationalität
keine sinnvolle ist in diesem Moment.
-
Aber, das ist der Ist-Zustand,
wie es 2010 aussah,
-
und wie es auch heute
bei Katastrophen noch aussieht.
-
Das ist für das Fallbeispiel Naturkatastrophe
mit massiven weiträumigen Zerstörungen.
-
Ähnliche Geschichte ist jetzt das Beispiel
Syrien, Rojava, dort wo wir arbeiten.
-
Wenn man sich diese Karte anschaut
- einige kennen das vielleicht,
-
die diesen Verlauf dort ein bisschen
aufmerksamer verfolgen in den Medien:
-
Das schwarze Gebiet ist das Gebiet
des Islamischen Staates.
-
Das sieht riesengroß aus, wirkt schon
kleiner, wenn man es reduziert
-
auf die schwarzen Punkte.
Das sind nämlich die bewohnten Siedlungen.
-
Das heißt ein riesiger Teil ist
unbewohnbare Wüste.
-
Die ist relativ einfach zu erobern,
denke ich mal.
-
vereinzeltes Lachen
-
Der rote Teil ist das, was die Assad-
Regierungstruppen zur Zeit noch besetzen.
-
Der grüne Teil ist eine Melange
aus syrischen Rebellen -
-
bekannt aus den Medien ist
die Freie Syrische Armee.
-
Dazu zählen aber auch viele,
islamistischere-re-re,
-
noch nicht ganz IS-mäßige Brigaden.
Das ist ein wilder Mix,
-
wo man immer nicht genau weiß,
welcher Straßenzug,
-
wer hat dort jetzt
wie wo wann die Oberhand.
-
Die gelben Gebiete sind mittlerweile das,
Stand Mitte Dezember,
-
was die demokratischen Kräfte
und die kurdischen Kräfte
-
zusammen freigekämpft haben.
Man reduziert das immer gerne auf
-
die bösen Kurden, wenn man sie
mit der PKK vergleicht,
-
das sind aber wesentlich mehr
Player am Start.
-
Also, es gibt eine große assyrische
Gemeinde mit eigenen Millizen.
-
Es gibt eine aramäische Gemeinde, es gibt
arabische Einheiten,
-
die miteinander unter einer Dachorganisation
diese Gebiete freigekämpft hat.
-
Jetzt muss man sich das so vorstellen:
-
In diesen Gebieten gibt es keine
Staatsmacht mehr, zur Zeit.
-
In diesen Gebieten haben überall
Kampfhandlungen stattgefunden.
-
In diesen Gebieten sind irrerweise
Flüchtlinge aus dem Nordirak,
-
die freiwillig nach Syrien gehen,
weil sie den nordirakischen Peschmerga
-
nicht vertraut haben, sodass in diesem
Bereich Syriens, der total zerbombt ist
-
und der von allen Seiten mit einem
Wirtschaftsembargo belegt ist,
-
noch viel mehr Menschen sind aus
dem Nachbarland, ja, die per se schon mal,
-
da sie in Refugee Camps leben, keine
Kommunikationsstruktur mitbringen
-
außer ihren mobilen Endgeräten.
-
In den Städten, die so tatsächlich aussehen.
In dieser Stadt, das ist Kobane, leben zur Zeit
-
40.000 Menschen in den Trümmern. Und das
sind keine ausgewählten Fotos, um zu zeigen,
-
wie schlimm das ist, sondern das sieht
rundherum tatsächlich so aus.
-
Gibt es natürlich auch keine bestehende,
normale Kommunikationsstruktur mehr.
-
Wie machen die Menschen das da gerade vor
Ort? Internet und Telefon funktioniert nur
-
über das Netz, das abgestrahlt wird aus
der Türkei. Das heißt, wer das Geld hat
-
kann sich glücklich schätzen, weil er kann
halt mit Mobilkarten von Turkcell auch
-
das Internet mobil nutzen. Wer das Geld
nicht hat, der sitzt auf dem Trockenen.
-
Heißt: Hier auch wieder kein Staat, der in
irgendeiner Art und Weise versuchen würde,
-
das Ganze wieder zu richten. Assad hat
gerade kein Interesse, in diesem Gebiet
-
die Kommunikationsstruktur wieder
aufzubauen. Keine UN, spannenderweise,
-
was bei großen Naturkatastrophen der Fall
ist. Weil die UN hier, in Anführungszeichen,
-
"nicht zuständig" ist, weil es ein Bürgerkrieg
ist und Assad die Genehmigung zur Arbeit
-
in diesen Gebieten nicht erteilt.
Die Türkei ist in der Lage das Netz natürlich
-
nach Belieben abzuschalten,
passiert auch immer wieder.
-
Wer die Medien gerade verfolgt, es gibt
gerade extreme Clashs im Norden
-
vom kurdischen Siedlungsgebiet,
was der Süden der Türkei ist.
-
Da werden regelmäßig Internetdienste,
Telefondienste von der Türkei abgeschaltet.
-
Das betrifft dann natürlich auch immer
den kompletten Bereich in Syrien,
-
auf den das vorher abgestrahlt hat.
-
Das heißt, die komplette Kommunikation -
über Logistik, über Infrastruktur,
-
wo gibt es Krankenstationen,
wo sind Krankenhäuser etc. -
-
ist gerade runter gebrochen auf Zettel und
Stift. Die gute alte Briefkommunikation.
-
Das geht dann halt so weit: Es gibt halt
handgeschriebene Telefonlisten von Menschen,
-
weil es gibt nicht einmal mehr
internetbasierte Spenderdateien für Blut.
-
Wenn es also Schwerverletzte gibt durch
die Kämpfe, dann haben die Krankenhäuser
-
handgeschriebene Listen, wo sie halt
durchgehen, und dann von Handy zu Handy,
-
wenn das Turkcell-Netz
denn gerade funktioniert
-
und nicht kollabiert ist oder abgeschaltet
wurde, sozusagen händisch versuchen können,
-
SpenderInnen für eine
Warmblutspende zu finden.
-
Also absolut irre Situation 2015 -
kann man sich gar nicht vorstellen.
-
Das 3. Beispiel sind Massenproteste,
da muss ich gar nicht so viel zu sagen.
-
Die Beispiele sind vielzählig: Ägypten,
der komplette Arabische Frühling eigentlich,
-
China: Dauerzustand; Thailand - überall da,
wo Bevölkerung sich auflehnt und wo halt
-
Organisationsprozesse stattfinden,
innerhalb von demokratischen oder weniger
-
demokratischen Protestbewegungen, ist
es natürlich so: Wenn die Telekommunikation,
-
wenn das Internet in den Händen des
Staates ist, kann er nach Belieben Dienste
-
einfach abschalten oder einschränken.
-
Was für Lösungsansätze gibt es?
-
Jetzt kommt der Part, wo ihr mich
gnadenlos vorführen könntet.
-
Firechat ist einer der 1. Anbieter im
Messaging, die peer-to-peer funktionieren,
-
wenn denn die Netze nicht da sind,
sagen aber selber,
-
sie funktionieren bedingt,
ich selber hab keine Erfahrung damit.
-
Problem bei Firechat ist:
bislang ist das Ganze unverschlüsselt.
-
Das ist natürlich für Massenprotestbewegungen
dann denkbar ungünstig.
-
Sie wollen's demnächst verschlüsselt anbieten,
sagt der Hersteller... sagt der Anbieter
-
Problem ist:
Es ist ein reiner Nachrichtendienst
-
D.h. damit hab ich vom Organisationsgrad
her noch gar nichts gewonnen.
-
Ich könnte also in Gebieten
wo das Netz abgeschaltet wird,
-
wieder über Mesh-Netze
kommunizieren,
-
aber davon ist diese Organisationslage
noch kein bisschen besser geworden.
-
Dann gibt es verschiedene Ansätze,
von denen ich 2 vorstellen möchte,
-
die dieses Mesh-Networking benutzen,
und entweder mit einem Extender arbeiten
-
oder sogar mit noch komplizierterer
Hardware dahinter.
-
Das eine ist ein
australisches Projekt,
-
sogenanntes Serval Project,
die haben 2013 Crowdfunding gemacht,
-
um ihre Extender, ihre Funkextender
für die Mesh-Netzwerke
-
refinanziert zu bekommen.
Das hat leider nicht funktioniert damals.
-
Die hatten einfach die Idee,
dass sie herkömmliche Funkwellen nutzen
-
über diesen Extender,
um in Katastrophengebieten
-
wieder für eine Kommunikation
zu sorgen.
-
Problem ist das Gleiche:
Kommunikation hab ich dann zwar,
-
Organisationsgrad hab ich
immer noch nicht erhöht.
-
Eine ähnliche Idee
gibt's in Berlin.
-
Das sogenannte
Ingenium-Projekt an der TU.
-
Die sind ein bisschen weitergegangen,
die haben tatsächlich
-
zu der Hardware-Erweiterung
auch 'ne App entwickelt,
-
eine App, die halt die Bevölkerung
in die Lage versetzen soll,
-
Missstände, Probleme
in Katastrophen zu melden.
-
Ich würd die hier mal selber sprechen
lassen wollen, von ihrer Website,
-
sie sagen dazu nämlich:
-
"Hierfür wurde extra eine Website und App
entwickelt, welche die Betroffenen wie auch
-
die Rettungsdienste und staatliche Organe
in gleichem Maße befähigt,
-
organisierte Maßnahmen
schnellstmöglich einzuleiten.
-
Somit können Betroffene und
Menschen vor Ort angeben,
-
welche Straßen intakt,
welche Hilfe benötigt
-
und wo welche Hilfe
bereits geleistet wird.
-
Die Einträge werden analysiert und
an die relevanten Stellen weitergesendet,
-
sowie in Karten verzeichnet.
-
Hierdurch kann die Organisation
verbessert, unnötige Wege vermieden und
-
die Aufbaumaßnahmen
schnellstmöglich eingeleitet werden.
-
Das System ist so konzipiert, dass es
eine sehr geringe Aufbauarbeit benötigt,
-
und bis zu einer Woche
in der Luft bleiben kann."
-
Sie reden von "Luft" weil ihre Idee ist,
den Extender per Luftschiff,
-
per fixiertem Luftschiff,
in den Katastrophengebieten
-
zum Einsatz zu bringen.
-
Könnte man jetzt sagen,
dann ist das Problem ja gelöst,
-
aber aus der praktischen Sicht
aus der Feldarbeit
-
kommen da mehrere Sachen,
wo ich sagen würde
-
schnalzt mit der Zunge
schwierige Geschichte.
-
Punkt Nr. 1: Das funktioniert nur
in Katastrophengebieten,
-
die ein hohes internationales
Interesse hervorrufen.
-
Denn das ist Technikequipment,
was massiv teuer ist.
-
Sowohl die Funkextender, die
Serval-Projects als auch die Luftschiffe
-
des Ingenium-Projekts müssen
ja irgendwie refinanziert werden,
-
d.h. es muss tatsächlich erstmal so sein,
dass diese Katastrophe entweder
-
medial die Aufmerksamkeit erzeugt hat,
dass freie Spenden zur Verfügung stehen,
-
oder die UN muss bereit sein,
Gelder dafür zu Verfügung zu stellen.
-
Das ist in Katastrophen
nicht immer der Fall.
-
In Syrien war es jetzt über 3 Jahre lang
so,
-
dass die 'bösen Kurden' im Norden
-
nicht versorgt wurden, und dass dafür
auch Gelder nicht bereitgestellt wurden.
-
Man muss aber gar nicht in so
Bürgerkriegsgebiete kucken,
-
da reicht es schon,
sich die Philippinen anzuschauen,
-
2013 nach dem Taifun 'Yolanda',
-
da war's nämlich so, dass ...
das Hauptgebiet das betroffen wurde,
-
war die Insel Leyte.
-
Und die war der Zentralregierung
ein Dorn im Auge,
-
weil dort lokal die Opposition
an der Macht war.
-
Das hieß für uns als Hilfsorganisationen,
die vor Ort gearbeitet haben,
-
gab's massive Einschränkung dadurch,
dass der Staat einfach die Hilfeleistungen,
-
die er hätte leisten können,
gar nicht ausgeübt hat.
-
Und wieder der Punkt:
Wenn die UN tätig werden will,
-
muss die UN das immer mit der Genehmigung
des existierenden Staates machen,
-
d.h. wenn der nicht mitspielt,
hat die Bevölkerung vor Ort halt gelitten.
-
Das ist der eine Punkt,
der daran schwierig ist.
-
Der 2. Punkt ist: Gerade in
Bürgerkriegsgebieten wie in Syrien
-
ist natürlich ein fest
installiertes Luftschiff,
-
ich hab's vorhin zu den
Krankenhäusern gesagt,
-
sowas sind als allererstes
die Anknüpfungspunkte,
-
wo Anschläge und Sabotage ansetzen,
das wäre hier wahrscheinlich auch der Fall.
-
Das wäre natürlich sowohl für die Türkei,
für den IS, für rivalisierende Brigaden,
-
wäre es überhaupt kein Problem, dieses
Kommunikationsnetz wieder lahmzulegen.
-
Ähm, genau...
-
Es gibt eine weitere Methode,
das ist nämlich die Datensammlung
-
via Crowdmapping.
Dazu ist die App Ushahidi,
-
ich glaub auch vor 2, 3, 4 Jahren
richtig an den Start gegangen,
-
wobei ich auch schon Screenshots
von 2010 gefunden habe.
-
Die Idee ist grundsätzlich
natürlich total super,
-
dass halt die komplette Community vor Ort
gemeinsam die Daten sammelt.
-
Das wollt ich nämlich grad noch sagen,
zu dem Ding vorher,
-
immer wenn darauf verwiesen wird,
"Daten werden gesammelt,
-
Daten werden analyisert, Daten werden
an relevante Stellen weitergeleitet",
-
muss man immer die Frage hinterher
stellen: Wer macht das denn?
-
Ja? Weil wenn man sich darauf verlässt,
es gäbe eine Institution,
-
das ist immer wieder eine Institution,
die refinanziert sein muss,
-
und die auch in irgendeienr Art und Weise
ja wieder 'ne ganz große Steuerfähigkeit
-
erlangt darüber, ne?
Wenn ich die Informationen zentral leite,
-
über eine Information bewerten soll,
welche Informationen wichtig sind,
-
dann geb ich dieser einen Institution
ganz schön viel Macht in die Hand.
-
Das wäre hier anders
beim Crowdmapping,
-
wäre aber zeitgleich
auch wieder das Problem.
-
Crowdmapping heißt: Jeder und jede könnte
tatsächlich bei dieser App drauf zugreifen
-
und könnte halt irgendwie eintragen,
wozu sie gerade lustig ist,
-
Jetzt geht man davon aus natürlich,
dass in Krisengebieten
-
die Menschen nur ernsthafte Informationen
dort eintragen würden,
-
da übersieht man aber,
dass das humanitäre Geschäft
-
leider auch perverserweise
ein riesen Wirtschaftszweig ist,
-
in dem es um Milliarden an Spendengeldern
geht, sodass ich mal sagen würden:
-
Bei 900 Organisationen, wo auch kleine
und Kleinstorganisationen dabei sind,
-
wo keinerlei Zertifizierung dabei ist, was
das
-
Fachwissen dieser Organisationen bedeutet,
-
wäre ein reines Crowdmapping irgendwann
eine Sammlung von Informationen,
-
die genauso unüberschaubar wäre
wie das Chaos, das es vorher gab.
-
Unsere Idee dazu, aus all diesen Ansätzen,
alle Ansätze sind eigentlich ganz gut,
-
oder haben halt
den richtigen Kernpunkt
-
des Problems "Katastrophe
und Kommunikation" erfasst,
-
bei allen Ansätzen ist aber das Problem,
dass sie diese 3 Teilbereiche von Katastrophe,
-
von Kommunikationskatastrophe,
nicht vollständig erfassen.
-
Entweder wird die Nummer
"Naturkatastrophe" nicht erfasst,
-
wie beim Crowdmapping,
da brauch ich ein funktionierendes Netz,
-
oder es wird der Punkt
nicht erfasst, dass ein Staat
-
vielleicht auch willentlich versucht,
Kommunikation zu verhindern,
-
oder es wird nicht erfasst,
dass es diese zentrale Einheit,
-
die alles analysieren und
zielgerichtet weiterleiten kann,
-
dass es die gar nicht gibt.
-
Wir arbeiten momentan da zusammen
mit Prof. Dr. Thomas Schwotzer
-
von der HTW Berlin,
der hat ein Framework entwickelt,
-
Sharknet nennt sich das, da hatten
wir vor 1 Jahr mal angefangen,
-
es ist dann aber eingeschlafen,
weil wir mit Syrien,
-
das klingt jetzt zwar profan,
aber einfach zu viel zu tun hatten,
-
um das sinnvoll die ganze Zeit
weiter zu leiten.
-
Wir sind aber zumindest soweit
gekommen, Ideen zu entwickeln,
-
wie denn so eine Lösung für Kommunikation
in Katastrophe aussehen könnte,
-
die jetzt zumindest so in Form von
Mock-ups schon mal vorliegt.
-
Und zwar, wie gesagt, wenn man so etwas
angeht, dann muss man versuchen,
-
diese ganze Situation
mehrdimensional zu erfassen.
-
D.h. auf der einen Seite muss ich
schon mal anfangen,
-
und muss Organisationen erfassen.
Welche Organisationen sind da,
-
und was können diese Organisationen?
Ich muss aber auch weitergehen,
-
ich muss Individuen erfassen
in diesen Organisationen.
-
Abgeleitet davon muss ich jetzt sagen:
Organisation CADUS e.V. ist vor Ort mit
-
3 Medizinern/Medizinerinnen, die können ja
ganz unterschiedliche Skills mitbringen
-
und ganz unterschiedliche Fachgebiete.
-
Das ist etwas, was vor Ort tatsächlich
ein riesen Problem darstellen kann.
-
Ihr müsst euch das so vorstellen,
wir machen eine mobile Klinik,
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nach einem Erdbeben, ich hab da
einen Anästhesist und eine Chirurgin dabei
-
und dann kommt jemand
mit einer massiven Augenverletzung.
-
Und da stellt sich mir die Frage, wie
finde ich jetzt unter 900 Organisationen
-
und mehreren 1.000 Freiwilligen
in einem Gebiet, das zerstört ist,
-
und wo ich gar nicht weißt, wo die alle
campen, wo sie ihre Zentralstationen haben,
-
wie find ich da jetzt vielleicht
einen Facharzt für Augenheilkunde.
-
Das würd man dadurch lösen,
dass man's mehrdimensional aufstellt,
-
nicht nur die Organisation muss da sein,
sondern auch das Individuum
-
mit den jeweils dazugehörigen Skills,
wäre halt so ein Beispiel,
-
wie so eine Organisation
aussehen könnte.
-
Und dann müsste diese App,
die man daraus entwickeln würde,
-
jedem die Möglichkeit geben,
Angebote und Suchanfragen zu erfassen,
-
sodass tatsächlich die direkte Kommunikation
von Individuum zu Individuum möglich wird.
-
Ja? Ich kann sagen,
ich brauch einen Anästhesisten,
-
du kannst sagen,
ich brauch eine Chirurgin,
-
du kannst sagen,
ich brauch eine Statikerin,
-
können wir schauen, wie wir
das austauschen können.
-
Und das Ganze müsste natürlich
noch kartenbasiert sein,
-
damit ich tatsächlich diese Informationen
weiträumig teilen kann.
-
D.h. was wir versucht haben,
aufzubauen, ist eine kartenbasierte,
-
verteilte Datenbank, die über
peer-to-peer funktionieren sollte.
-
Wenn ich denn auf dieser Grundkarte,
die sich jeder sozusagen runterladen könnte,
-
einfach nur noch kleine
Zusatzinformationen vermerke,
-
"diese Straße ist blockiert",
"hier sind noch Leichen zu bergen",
-
"hier ist ein Flüchtlingslager,
das nicht versorgt wurde, bislang",
-
"hier ist ein Haus,
das einsturzgefährdet ist",
-
dann sind die Datenmengen,
die diesen Pin darstellen,
-
nicht so groß, sodass
unsere Hoffnung war,
-
wir würden das über ein peer-to-peer
Netzwerk tatsächlich hinbekommen.
-
Unterstützt dadurch,
dass wir sagen würden,
-
mir Raspberry Pis könnte man unauffällig
so genannte Datenhotspots aufstellen.
-
Denn auch in Katastrophengebieten
gibt es eine Sozialstruktur,
-
die sich sehr schnell und
sehr deutlich abbildet.
-
Das klingt auch immer
so ein bisschen profan,
-
aber da, wo's als allererstes wieder
eine offene Kneipe gibt,
-
da treffen sich irgendwann alle
Hilfsorganisationen, so doof, wie das klingt.
-
Es gibt also gewisse Hotspots,
wo ist die UN OCHA, wo ist der Airport,
-
wo ist die erste Bar, die wieder aufmacht,
wo sind Möglichkeiten, heiß zu duschen,
-
das sind Räume in Katastrophengebieten,
wo sich über kurz oder lang
-
alle Organisationen über'n Tag
irgendwann mal treffen
-
oder zumindest einzelne
VertreterInnen treffen würden,
-
sodass man dieses peer-to-peer
Netzwerk mit Hotspots
-
mit Datenknotenpunkten
versehen könnte.
-
Kurz zusammengefasst also:
-
"Natural Hotspots" in
Katastrophengebieten zu nutzen,
-
zusammen mit diesem
peer-to-peer-Netzwerk.
-
Es wäre immer noch sehr sinnvoll,
diese App, diese Datenbank,
-
wenn denn die Netzwerke
wieder funktionieren,
-
weil sie dann immer noch natürlich
die Daten erfassen könnten und
-
untereinander weiter
teilen könnten.
-
Man kann es also ganz alleine
für sich sogar benutzen,
-
wieder ein Bsp. aus der Praxis:
Wenn wir grad nen Antrag
-
schreiben wollen für Nordsyrien,
dann fragen natürlich die Stiftungen,
-
die ja Gelder ausspucken wollen:
Wie sieht die Lage vor Ort aus?
-
Wie viele Gesundheitsstationen gibt es?
-
Wie viele Krankenwagen
gibt es denn vor Ort?
-
Wie viele Refugee-Camps
gibt's denn vor Ort?
-
Diese Informationen, die bekommt man
momentan nicht gesammelt,
-
die könnten alle in so einer App
auch mit gespeichert werden,
-
und wir könnten damit
diese Ära von Zettel und Stift
-
hoffentlich langsam der
Vergangenheit angehören lassen.
-
Soviel von mir,
vielen Dank für's Zuhören.
-
Jetzt wär' ich offen für Fragen!
-
Applaus
-
... ich weiß nicht genau,
wie ihr das macht mit Frage/Antwort.
-
Engel: Ja, richtig.
-
Kommen wir jetzt zur Q&A-Session,
Mikrofon ist an.
-
Erstmal super herzlichen vielen Dank
nicht nur für deinen Vortrag,
-
auch für euer Engagement,
was ihr dort vor Ort macht und
-
wo ihr sehr viel Infrastruktur und eben
auch Kommunikationsstruktur leistet,
-
um sowas zu ermöglichen.
-
Das Spiel ist immer das Gleiche,
wir machen jetzt eine Q&A-Session,
-
aber weil wir ja drüben auch im Stream
dafür sorgen wollen, dass die Kollegen,
-
wie heißt es, die draußen jetzt vielleicht
im Video es sich anhören,
-
geht bitte, links und rechts
stehen jeweils Mikrofone,
-
an den Mikrofonen dann die Fragen
sozusagen rein, hat den Vorteil,
-
dass dann das, was ihr sagt, auch
sozusagen aufgenommen werden kann
-
damit die Menschen, die das
im Nachhinein sich anhören,
-
weil gerade dieser Talk war
wirklich, ist prädestiniert dafür,
-
auch nachgekuckt zu werden,
wird bestimmt sehr gut verbreitet werden.
-
Ja, dann einfach jetz
zu den Mikrofonen gehen.
-
Ansonsten, gibt es noch irgendwelche
Sachen? Ich seh auch drüben eben,
-
aus'm Internet, aus'm Weltnetz
gibt's auch irgendwelche Fragen,
-
die werden wir dann
danach verlesen lassen.
-
Aber erstmal zur linken Seite, oder
von mir linken Seite.
-
Vortragender: Ich nutz die Sekunde noch,
hier vorne liegen so kleine Flyer,
-
ich weiß, Offlineworld, aber da sind
nochmal unsere Kontaktdaten drauf,
-
wen dieses Projekt interessiert,
wir sind über Kontaktaufnahme
-
immer sehr, sehr dankbar.
Da sind auch so E-Mail-Adresse
-
und was man so hat, steht,
könnt ihr sehr gerne mitnehmen.
-
Aus dem Publikum:
... Sammelbox
-
Vortragender: Und ne Sammelbox
steht da auch! Ja! lacht
-
Frage: Also mein Name ist
Magdalena Sassen,
-
ich lebe, arbeite und wohne
seit 1968 in Hamburg
-
und ... als Wahlheimat, und
als Flüchtling, Wirtschaftsflüchtling,
-
Ausbildungsflüchtling aus
Nordrhein-Westfalen.
-
Meine Frage ...
Lachen aus dem Publikum
-
Meine Frage zielt darauf hin,
können Sie... 2 Fragen... 2 Fragen.
-
Können Sie den Flächenmaßstab von Syrien
und dem ganzen Kriegskontinent
-
sag ich jetzt mal, vergleichen
mit einem europäischen Land?
-
Das war die 1. Frage.
-
2.: Zu Ihrem Krisenmanagement
in Berlin ausgearbeitet,
-
möchte ich Folgendes sagen:
-
Stellen Sie sich vor, ein Atommeiler wie
Fukushima, hier in Europa, geht kaputt.
-
Was für ein Krisenszenarium und
Katastrophenhilfeprogramm
-
werden wir erwarten können,
wenn unsere Politik und Regierung
-
nicht mal in der Lage ist, innerhalb
der Zeit das "Flüchtlingsproblem" hier
-
so zu organisieren und gestalten?
-
Das macht mich derart
betroffen und wütend,
-
dass ich gar nicht mehr weiß, wie ich noch
an meine positive Zukunft denken kann.
-
ich möchte eigentlich hier noch
in Europa 30 Jahre leben.
-
Dankeschön, ich freu mich, wenn Sie mir
diese beiden Fragen beantworten.
-
Und nochmal herzlichen Dank
für diesen hervorragenden Vortrag.
-
Ich werde vieles davon
weitergeben können.
-
S: Die eine Frage ist
kurz zu beantworten,
-
Syrien, ich würd jetzt mal so sagen,
das müsste ungefähr die Größe
-
von Frankreich haben,
das Land Syrien selber.
-
Aber so genau ...
da würd ich Onkel Google
-
lacht
mal in die Fremde schicken wollen.
-
vereinzeltes Lachen aus dem Publikum
-
Die Grenze, die Nordgrenze
von Syrien zur Türkei,
-
und es geht ja dann quasi
bis zu der Ostgrenze,
-
die hat sowas
um die 800 - 1000 km.
-
Das ist so ungefähr der Maßstab.
Zu der 2. Frage muss ich ganz klar sagen:
-
Da kann ich leider
nicht viel zu sagen,
-
denn diese Krisenhilfe
in diesen Maßstäben
-
ist in industrialisierten Ländern
ganz anders aufgestellt.
-
Es gibt hier Hilfsorganisationen wie
das THW, wie das Deutsche Rote Kreuz,
-
Malteser, UNITA usw., usw.
-
Den Verweis zu der Flüchtlingskrise,
sogenannten "Krise"
-
... ich find' das Wort ja ... furchtbar
Applaus
-
Da würd ich jetzt mal nicht
als CADUS antworten, sondern
-
meine persönliche Meinung,
weil das ist nicht rückbesprochen.
-
Ich glaube, das eine andere Versorgung
natürlich möglich wäre,
-
ich hab halt lange für ne deutsche
Hilfsorganisation auch gearbeitet,
-
die in Deutschland tätig ist.
Es ist so, dass nach dem 2. Weltkrieg
-
ein sehr umfassendes Bevölkerungs-
Katastrophenschutzprogramm
-
aufgestellt wurde.
-
Es sind unwahrscheinliche Ressourcen da,
bei all den großen Hilfsorganisationen.
-
Das THW ist ne sehr gut finanzierte
Bundesanstalt.
-
Die 4 großen Hilfsorganisationen
ASB, Johanniter, Malteser und Rotkreuz
-
sind riesige Organisationen
mit nem riesigen Katastrophenschutz.
-
Dass es Zustände in Berlin
wie vor'm LaGeSo geben muss,
-
dass Menschen, dass 1000 Menschen
über Nacht in der Kälte stehen ...
-
das glaub ich nicht,
dass das nicht bearbeitbar wäre,
-
wir haben auf einer anderen Veranstaltung
auch ne Vertreterin des Gesundheits... äh...
-
der Abteilung Gesundheit aus dem Senat
da gehabt, wo wir gefragt haben:
-
Warum wird denn nicht das
in Gang gesetzt, was eigentlich da wäre?
-
Es gibt tatsächlich ein sehr umfassendes
Katastrophenschutzsystem.
-
Wo gesagt wurde: Ja, das würde ja auch
nix bringen, wenn wir den Katastrophenfall
-
jetzt ausrufen würden.
Das halte ich für falsch.
-
Man hat da gesagt,
es gibt 2 Argumentationen.
-
Das eine Argument,
was immer gebracht wird, ist:
-
Man möchte ja Geflüchtete
nicht als Katastrophe bezeichnen,
-
das halt ich für vorgeschoben,
weil bei der Oderflut hat man auch gesagt:
-
Den Menschen, denen jetzt das Wasser
zu den Knien steht,
-
das ist auch ne Katastrophe.
Also, da seh' ich den Unterschied nicht.
-
Und der 2. Punkt,
dieses "Würde halt nix bringen",
-
das stimmt meiner Meinung nach nicht.
Das THW, Rotkreuz, wären
-
ganz easy in der Lage, die Zuwanderung,
die mhomentan stattfindet,
-
viel menschenwürdiger abzufangen.
Das ist, mehr oder weniger... Applaus
-
Vielleicht zu dem Thema
"Was passiert bei einer großen Katstrophe"
-
Das THW hat ein Datenprojekt,
das dafür da ist,
-
die großen Hilfsorganisationen
hier zu vernetzen.
-
So ein Datenprojekt,
da haben wir auch ein bisschen abgekuckt,
-
wie man so die eine oder andere Sache
organisatorisch lösen könnte,
-
solche Geschichten sind natürlich
komplett internetbasiert,
-
weil man hier davon ausgeht,
wenn eine Katastrophe stattfindet,
-
dann hat man eben das technische Knowhow,
die Ressourcen von ner Bundeswehr,
-
von THW, von Nachbarstaaten etc.
zur Verfügung,
-
etwas, worauf wir in Trikont-Ländern
einfach nicht zugreifen können.
-
Engel: Ok, ich sehe, wir haben
noch 7 Leute an Mikrofonen
-
und noch Fragen aus dem IRC,
wieviele? Einmal kurz anzeigen!
-
Noch 2, also haben wir
9 Fragen, 25 Minuten,
-
nur, damit ihr euch in etwa
so die time slots so vorstellen kann.
-
Ich wechsle mal ab,
damits keine Bandenbildung gibt.
-
Hier vorne, das rechte
vordere Mikrofon bitte.
-
F: Ok. Ich Frage mich,
-
wenn man z.B. irgendwie WLAN Access Points
oder sowas z.B. in dem Bereich stellt,
-
inwieweit man das verstecken muss,
also, sind die z.B. vom IS in der Lage,
-
sowas zu orten, oder reicht es,
wenn man eine Kiste drum macht und
-
die irgendwie in Tarnfarben anmalt, und
dann finden sie's wahrscheinlich eher nicht?
-
S: Also, um den IS und
um den Geheimdienst des IS,
-
da ranken sich wahnsinnige Gerüchte.
Manche sagen, der ist so gut aufgestellt,
-
man darf nicht mal
bei Facebook irgendwas posten,
-
sollte man ja eh nicht, ich weiß.
Vereinzeltes Lachen aus dem Publikum
-
Andere sagen, die sind
auf nem Niveau von anno dazumal.
-
Ich würde halt mal so sagen:
-
Alles, was ein beständigerer
Infrastrukturpunkt ist,
-
der auch bekannt wird,
ist ein Risiko, in den Gebieten,
-
die, unter Anführungszeichen,
"noch umkämpft" sind.
-
Ich kann das nur für die
Gesundheitsstation sagen.
-
Die sind jetzt auch nicht
groß außen markiert,
-
aber irgendwann ist halt bekannt, wo halt
verletzte Menschen versorgt werden.
-
Und wenn man die
langfristig dort hat,
-
Und so ähnlich würde es halt bei
Stromgeschichten, bei Generatoren usw. ...
-
alles, was eine beständige Infrastruktur
ist, ist natürlich Anschlagsziel
-
in Bürgerkriegsgebieten.
-
Deswegen meine Kritik,
dass ich denke, in solchen Situationen
-
sind halt sehr deutlich sichtbare
Strukturmaßnahmen nicht allzu geeignet.
-
Deswegen fand ich so diese Idee
mit den Raspberry Pis so sexy,
-
und natürlich in der Bar ...
das wär vielleicht ne ganz gute Lösung.
-
Engel: Ok, dann
hinten rechts bitte!
-
F: Ja , ich bin Karl
aus den Niederlanden,
-
und ich hab noch eine Frage:
Vergessen Sie nicht ein sehr großes Netz,
-
das Netz der Radio Synth Amateure
und der Packet Radios?
-
S: Ja.
lacht
-
Mit Sicherheit!
Applaus
-
Ich kann dazu gar nichts sagen,
kommen wir gerne mal in Kontakt,
-
wenn's da Möglichkeiten gibt
und Ideen gibt,
-
das sozusagen
on top dazuzunehmen...
-
F: Zum Bsp. Mit der Überflutung
-
in den Niederlanden und England in 1953
fiel das Strom- und Telefonnetz aus
-
und die Radio Synth Amateure
werden berichtet haben,
-
wo da Flüsse sind,
wo da ein Krankenhaus sind,
-
wo Flüchtlinge empfangen wurden,
das müssen Sie nicht vergessen.
-
Und das ist ein weltweites Netz.
S: Mhm (zustimmend).
-
Engel: So, dann jetzt eine Frage
aus dem Internet, IRC!
-
F: Ja, die 1. Frage:
-
"Damit dieses System, diese Datenbank
funktioniert, müssen ja alle auch,
-
also auch die Großen, mitspielen.
Ist das überhaupt realistisch?"
-
S: Ich glaube schon.
Die Frage wurde schon öfter gestellt,
-
ich glaub, da gibt es 2 Stellschrauben,
an denen man drehen kann.
-
Das eine ist natürlich das UN OCHA selber
mit Sicherheit ein großes Interesse hat,
-
dass es so Systeme gibt, sie haben nur
keine eigenen Forschungsgelder
-
um halt diese Systeme anzustoßen.
Und die 2. Schraube ist halt,
-
dass das Personal, das im Feld arbeitet,
sehr große Lust dazu hat.
-
Die Großen, und das ist vielleicht auch Teil
so einer gewissen Hilfsorganisationskritik,
-
ein großes Interesse, die Kommunikation
sehr deutlich zu verbessern,
-
gibt es von organisatorischer Leitung
manchmal nicht unbedingt.
-
Was ich schon meinte,
es ist ein riesen Wirtschaftsfeld,
-
und man hat auch gerne
den für sich abgegrenzten Part,
-
wo man sich medial
sehr gut einzeln darstellen kann.
-
D.h. Gelder werden da mit Sicherheit
nicht freigesetzt,
-
aber wenn so ne Lösung angeboten wird,
die nichts kostet und nur was bringt,
-
und die UN OCHA sagt,
das macht Sinn,
-
und das working field personnel
auch noch sagt so, ja, auf jeden Fall,
-
dann können sich die Organisationen
da eigentlich nicht verweigern.
-
Engel: Dann hinten links bitte!
-
F: Was den Aufbau
der Infrastruktur angeht,
-
bin ich ganz spontan über dieses Mesh-
Netzwerk auch an Freifunk erinnert worden,
-
bei dem mit extrem geringem
finanziellen Aufwand
-
du ja auch ne ziemlich große selbst-
organisierendes Netzwerk aufbauen kannst.
-
Also, wenn du da, was weiß ich, 200, 300
Router hast, die du ins Feld reinschmeißt,
-
die Dinger sind unauffällig,
die siehst du nicht,
-
das einzige, was sie brauchen, ist Strom,
und dann mit irgendwie Ras Pis
-
oder sonstirgendwas dahinter,
was halt auch unauffällig ist
-
und ein bisschen Plattenplatz
und Speicherplatz hat,
-
dann glaub ich, bist du da auf ner
Möglichkeit, relativ unkompliziert
-
irgendwas aufbauen zu können.
Und selbst, wenn einer dann zerbombt wird,
-
stellst du halt den nächsten hin. Die
20 Euro machen den Kohl ja auch nicht fett.
-
S: Mhm (zustimmend)
-
F: Ähm, das war der eine Punkt,
-
der andere Punkt wär eben
auch die Frage gewesen,
-
inwiefern diese eigenentwickelte App
tatsächlich ne Chance hat,
-
auch in der Breite eingesetzt zu werden.
Und ob die Datenstrukturen,
-
die dahinterstecken, tatsächlich...
- die ihr aus eurer Sicht entwickelt habt
-
-
-
ob die tatsächlich für alle
Hilfsorganisationen dann auch passen.
-
Wär so Frage gewesen.
-
S: Also, es ist so, dass wir
in der Entwicklung auch noch versuchen,
-
andere Organisationen mit reinzuziehen,
in Gesprächen stehen auch mit
-
einigen wenigen größeren Playern,
bei denen wir denken,
-
dass sie so als Flagschiffe taugen würden,
also wir sind durchaus nicht so arrogant,
-
zu glauben, dass wir die Lösung
für alle bieten,
-
sondern versuchen, da schon auch
Fachwissen von außen mit dazuzuholen.
-
Mit den Freifunklern stehen wir
derzeitig auch in Kontakt,
-
und es gibt Menschen,
die halt Interesse haben,
-
da bei der Entwicklung
noch mit zu schauen,
-
und ... die Lösung wird halt
nachher eine Mischung sein
-
aus verschiedenen Lösungsansätzen,
die es bislang schon gegeben hat.
-
F: Danke.
Vielleicht noch kurz eine Anmerkung,
-
kurz noch ne Anmerkung
zu dem Katastrophenschutz,
-
ich hab's in meiner Vergangenheit
auch schon oft erlebt,
-
dass der Katstrophenfall
sehr, sehr ungern ausgerufen wird,
-
weil da tatsächlich komplett andere
Organisations- und Machtstrukturen
-
plötzlich zum Tragen kommen. Also ...
S: Ja.
-
F: Du hast's ja wahrscheinlich...
weißt's ja wahrscheinlich
-
genauso gut wie ich, wie stark die
Katastrophenschutzeinrichtungen,
-
Katastrophenschutzplanungen
zurückgefahren in den letzten 20 Jahren.
-
S: Ja.
F: Von daher ... ja.
-
Engel: Dann hier vorne links bitte.
-
F: Hallo erstmal. Danke für den Vortrag
und für die schönen Anregungen.
-
Ich frage mich, wenn ihr eine verteilte
peer-to-peer Datenbank aufbaut,
-
über Standorte von Infrastruktur,
inwiefern schützt ihr denn die Helfer
-
und die Organisationen,
dass die nicht missbraucht werden
-
um dann wieder gezielte Angriffspunkte
zu sein, für Kriegsparteien?
-
S: Das ist 'ne gute Frage,
tatsächlich muss man da wieder
-
den Einsatzfall sich anschauen,
im Fall einer Naturkatastrophe
-
ist es ja sogar gewünscht,
dass Informationen gespreaded werden
-
und so viele Einsicht bekommen
wie möglich.
-
Für den Fall Syrien ist es tatsächlich
eine Fragestellung, an der wir arbeiten.
-
Genauso wie halt an einem
Sicherheitsprotokoll,
-
was es vielleicht verhindert, oder
wie man halt... möglichst verhindern kann,
-
dass Falschmeldungen
in so einer Datenbank auftauchen.
-
Das ist eine momentan noch etwas
offene Frage, an der wir arbeiten.
-
Die finde ich genauso spannend wie du.
Da kann ich aber viel mehr auch nicht...
-
Jetzt würde mir so ein IT-Fachmensch fehlen,
der da vielleicht mehr Ideen zu hat.
-
Engel: Ja, dann hier vorne
rechts wieder, bitte!
-
F: Ja, der eine Kollege hat ja schon
gesagt, Low-Tech ist sehr sinnvoll.
-
UNHCR hat dazu auch Case Studies
ebenso das ICRC,
-
also vielleicht setzt's euch mit denen
ein bisschen in Verbindung,
-
Freifunk ist ganz wichtig find ich,
weil das ist eben halt passiv,
-
kann man gut arbeiten.
-
Und die meisten Use Cases,
die sie sich rausgesucht haben,
-
waren aus den 40ern bis 70er/80er-Jahren,
d.h. sehr viel einfache Technik
-
mit landgebundenen Kabeln usw.,
die man... die auch vor Ort jemand,
-
also, sagen wir der lokale
Dorfschmied reparieren kann.
-
S: Mhm, ja.
F: Ja? Damit spread ich's auch.
-
Zu den Daten von der App:
Auf jeden Fall verschlüsseln.
-
Sonst hast du da potenzielle Todeslisten,
das ist nicht gut lacht
-
Ja! lacht
-
Und zur Flüchtlingskrise, diese Sache
mit den großen Hilfsorganisationen,
-
die arbeiten auf Einladung.
D.h. viele der Helfer
-
und viel der Infrastruktur
darf gar nicht eingesetzt werden,
-
sofern der Staat es nicht beantragt.
Und soweit ich das weiß,
-
wurde schon angefragt,
ob sie deployen dürfen,
-
und sie durften einfach nicht.
Ja, also..
-
die helfen dann privat,
aber nicht mehr mit dem ...
-
S: Das war auch durchaus als Kritik
am Staat deutlich gemeint. lacht
-
Lachen aus dem Publikum
Applaus
-
Engel: Wir haben noch 5 Fragen,
15 min, nur für's... time slots.
-
F: Ok, ich versuch,
mich kurz zu halten.
-
Meine Frage betrifft
nicht den Katastrophenteil,
-
sondern eher den Konfliktteil
eurer Arbeit, eurer Arbeitsbereiche,
-
und betrifft eher den Schutz vom
zivilen Sicherheitsbedürfnis
-
bei der Förderung von
lokalen Protestorganisationen.
-
Und zwar genauer, wie NGOs
im Fall von eurer NGO, oder allgemein,
-
den Schutz vor, die Zivilbevölkerung
vor katastrophalen Folgen,
-
von der Aktivität von westlichen NGOs
schützen können.
-
Ähm, ich wiederhol die Frage nochmal:
Lachen
-
Entschuldigung, ich bin immer nervös,
ich spreche selten vor Publikum.
-
Aber ich versuch's nochmal,
mit der Frage vorweg,
-
und dann erläutere ich das
an 1, 2 Punkten.
-
Wie gewährleisten NGOs,
die Zivilbevölkerung
-
vor potenziell katastrophalen Folgen
durch die Aktivität westlicher NGOs
-
in Konfliktgebieten zu schützen?
-
Ich will das an einem Schema
für Aktivismus erläutern,
-
man kann Menschenrechts-,
Sozialaktivismus und sowas dergleichen
-
in verschiedene Punkt
vielleicht unterteilen.
-
Einmal gibt es die Sache,
den Weg und das Ziel.
-
Im Bsp. von NGOs, die Infrastruktur
für Protestbewegungen
-
in der Arabischen Welt z.B.
unterstützt haben,
-
die wollen, die haben das Ziel,
die Menschen dort
-
vor staatlicher Repression
zu schützen,
-
die Strategie, die die verfolgen,
ist, der Aufbau von Infrastruktur und ...
-
SJ (leise): Ich hab
die Frage noch nicht...
-
F: Das Ziel ist, Menschenrechte
und Demokratie zu fördern.
-
Engel: Entschuldigung, wenn
ich dich kurz unterbreche...
-
F: Es tut mir leid, es tut mir leid
Engel: Sag 1x bitte die konkrete Frage,
-
weil wir haben noch 5 andere
und aus dem Internet
-
und es soll kein Monolog werden.
F: Ich verstehe, es tut mir leid,
-
es tut mir leid, aber es erfordert...
Manche Fragen sind komplex, ...
-
Engel: Ja, das glaub ich dir,
darum komm jetzt bitte zur Frage!
-
F: Genau.
-
Ok...
Lachen
-
Im Fall von Syrien...
Klatschen
-
Die Frage ist:
Wie kann man in Zukunft verhindern,
-
dass, wie im Fall von Syrien,
westliche NGOs den lokalen Aktivisten,
-
den Freiheits- und
Menschenrechtsaktivisten
-
ein Versprechen geben,
das nicht eingehalten werden kann,
-
Bsp.: Bevor der Syrienkonflikt
eskaliert ist, gab es Investitionen
-
in Kommunikationsstrukturen von,
durch Avaaz z.B.,
-
und es gab aber auch externe Akteure,
also Staaten,
-
die auch das Land destabilisieren wollten,
wie kann man in Zukunft ...
-
S: Kann ich nur kurz sagen...
Kann ich nicht viel zu sagen,
-
also tatsächlich, ist mir
jetzt nicht so bekannt,
-
dass Hilfsorganisationen, also...
Engel: Vielen Dank für..
-
S: Versprechen nicht einhalten...
vereinzeltes Lachen
-
Engel: Vielen Dank für die Frage!
-
Gehen wir weiter, wir kommen jetzt
zu der Frage ausm Internet
-
und dann geht's wieder
den Kreis rum.
-
F: Ja, vorher noch
eine Anmerkung von Twitter:
-
Syrien hat 28,7% der Fläche
von Frankreich. Zum Vergleich.
-
Und als Frage: Gibt es Fälle von Sabotage
bei oder gegen Hilfsorganisationen?
-
S: Ja, das hab ich
ja vorhin gezeigt,
-
z.B. das Krankenhaus
von Ärzte ohne Grenzen.
-
Oder z.B. auch das andere Krankenhaus,
das vorher zu sehen war,
-
es ist tatsächlich so,
dass halt Hilfsorganisationen,
-
gerade vom IS vermerktes Ziel sind,
auch mit der Idee natürlich,
-
darüber eine Angst zu schüren,
die dafür sorgt,
-
dass die Helfer/Helferinnen
abgezogen werden
-
und die Zivilbevölkerung
nicht versorgt wird.
-
Das hat zum Teil geklappt...
-
(unverständliche Wortmeldung)
Engel: Ssscht!
-
S: Es hat zum Teil geklappt,
in Aleppo arbeitet niemand mehr,
-
meines Wissens.
-
Auch ich würd mich da
nicht hintrauen, ganz klar.
-
Und z.B. im Fall von MSF,
die dürfen momentan auch nicht mehr
-
mehr, oder längere Tage
in Kobanê bleiben,
-
die müssen tatsächlich
jeden Tag das Land verlassen
-
um in der Türkei zu übernachten,
wobei ich mich gerade frage,
-
ob es da jetzt gerade sicherer ist.
-
Aber das ist natürlich was,
was auch eine Folge davon ist,
-
dass diese Einrichtungen tatsächlich
gezielt angegriffen wurden.
-
Engel: Ok. Jetzt hier vorne,
hinten links bitte!
-
F: Lieber Kollege, vielen Dank
für die Info, 28% von Frankreich
-
ist die Fläche von Syrien.
Ich frage jetzt: Stichwort Flying Doctors.
-
Wie können die Hilfskräfte
sich dort fortbewegen?
-
Nicht gerade mit ner Cessna oder so,
wenn die ...
-
S: In Syrien meinst du jetzt?
F: In Syrien, ja.
-
S: Da wurden so Sachen erf...
So Autos!
-
Lachen
Klatschen
-
Es gibt in Syrien zur Zeit
keinen Flugverkehr,
-
außer von den Resten der
syrischen Luftwaffe von Assad
-
und den bekannten
internationalen Akteurinnen.
-
F: Mit anderen Worten,
wenn die geordert werden,
-
woher auch immer,
können die das Ziel
-
ja vielleicht gar nicht mehr erreichen,
weil's nicht mehr da ist oder was.
-
S: Was?
Lachen
-
F: Die Hilfskräfte
oder Ärzte, Flying Doctors,
-
die Sie geordert haben,
von der Organisation.
-
Den Anästhesisten da
und den Operateur da, Pipapo,
-
Entschuldigung,
dass ich mich so ausdrücke.
-
S: Ja, ja, ja.
F: Wenn Sie die ordern,
-
und die können doch nicht innerhalb
von einer bestimmten Zeit vor Ort sein,
-
das ist doch ein ganz enormer
Aufwand, per Auto, wie Sie sagen,
-
oder LKW, mit und ohne
Hilfsgüter kommen.
-
S: Den Punkt muss man...
F: Also, ...
-
S: Momentan ist es
halt so, in Syrien...
-
F: Problem der Logistik!
-
S: Ja, ja! Von den Einsatzorten,
tatsächlich, wo halt Krankenwagen
-
zur Zeit gebraucht werden,
bis zu den Zentren der Versorgung
-
wie Krankenhäusern, klar, da muss man
teilweise mit 3-4 Stunden Fahrt rechnen.
-
Das stimmt schon so, ja.
Ist halt Kriegsgebiet.
-
Engel: Ja, dann hinten
rechts bitte nochmal!
-
F: Ja, Stichwort Stift und Papier.
Wir haben ja jetzt
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diese tolle Smartphone-Technologie
und wollen die natürlich auch einsetzen,
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weil Post-Singularität, blabla.
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Aber es gab ja auch schon
bevor es das gab Entwicklungshilfe.
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Sind die Kompetenzen und Möglichkeiten
aus dieser Zeit bereits im Einsatz
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und daraus folgt
diese Organisationskatastrophe,
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die Sie jetzt bei Haiti
beschrieben haben?
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Oder sind diese mehr oder weniger
zusammengebrochen
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und könnten als Übergangslösung
vielleicht doch noch angeschlossen werden.
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S: Na, ich glaub man muss dazu
vor allem sehen, dass sich
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diese Hilfsorganisationslandschaft massiv
verändert hat. In den letzten 30 Jahren
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sind so unglaublich viele
neue Hilfsorganisationen entstanden,
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es gab ja eine sehr manifeste Kritik,
beginnend in den 80ern
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an den großen, bekannten
Hilfsorganisationen.
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Da gab es Desaster wie in Ruanda etc.,
woraus sich eine Kritik entwickelt hat,
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wo sehr viele kleine Organisationen
nachgeschossen sind.
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Einen Zustand, dass 900 Organisationen
auf so einer Halbinsel wie Haiti
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unterwegs sind, das hat's
vor 30 Jahren nicht gegeben,
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weil schlicht und ergreifend nicht
so viele Organisationen bestanden haben.
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D.h. dieses Organisationschaos hat sich
auch durch den Anstieg der Anzahl
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der Organisationen auch
zum Teil erst entwickelt.
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Q: Danke.
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Engel: Ok, nehmen wir jetzt nochmal eben
kurz die Fragen ausm Internet,
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alle anderen Fragen und die,
die noch am Mikrofon stehen
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im Zweifelsfall hinterher, du bist ja
bestimmt noch ein bisschen hier,
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dann sozusagen im Direkttalk angehen.
Liebes Internet!
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Q: Ja, hier sind noch 2 Fragen:
"Habt ihr die Skalierbarkeit mal abgeschätzt?
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Wenn da wirklich viele Clients dabei sind,
könnte es eng werden in den Funknetzen."
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S: Also tatsächlich gibt es sowieso eine
Debatte darüber, dass man halt überlegt:
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Wen möchte man eigentlich vernetzen?
Da bin ich jetz mal ganz kritisch,
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wenn da tatsächlich diese
1-Menschen-Organisationen,
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die mit nem Koffer unsortierter
Medikamente in die Region reisen,
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das wird auch weiterhin so sein,
dass das Satelliten sind,
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die dort rumkreisen,
die man nicht einfangen wird.
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Wobei der Punkt dann auch ist:
Wenn es Menschen mit hohen Skills sind,
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dann werden die nicht einfach nicht so
in der Regel dort aufschlagen,
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sondern ein sehr erfahrener Chirurg,
eine erfahrene Statikerin,
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die aus dem Arbeitsleben sich die Zeit
freiboxen um dort hinzugehen,
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die wird ziemlich früh überlegen:
Welcher Struktur schließe ich mich an?
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D.h. es wird immer so sein,
es wird eine Menge an Satelliten geben,
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die man über so ein Datennetzwerk
auch nicht erreichen wird.
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Das muss man einfach
mit einkalkulieren.
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Engel: Die 2. Frage?
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Q: Und die 2. Frage wäre, als Zusatzfrage
zur vorherigen, oder davor noch:
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"Gab es auch Sabotage zwischen
Hilfsorganisationen?"
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S: Ahm...
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Ich würd's mal nicht Sabotage nennen,
es gibt unschöne Szenen.
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Es gibt unschöne Szenen,
es gibt Platzhirschgehabe,
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gerade in Haiti war tatsächlich so
ein bisschen Goldgräberstimmung teilweise,
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da wurden Claims abgesteckt, und
man musste teilweise als Einsatzpersonal
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so ein bisschen hilflos dabei zusehen,
wie auch dann die Organisationen
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auf Entscheidungsebene miteinander
ins Gehake gekommen sind
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und wo halt sinnvolle Kooperationen nicht
eingegangen wurden, weil es nicht gewollt
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war,
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das muss man deutlich so sagen.
Es ist tatsächlich ein Punkt,
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Organisationen in der humanitären Hilfe
leben zum großen Ganzen von Spenden
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und da gibt's nen Kampf
mit teilweise harten Bandagen.
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So weit, in Richtung Sabotage,
würd ich jetzt nicht gehen.
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Mir hat noch keiner Abführmittel
ins Essen gemacht, aber ...
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Lachen
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Mal kucken...
Lachen
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Engel: Dann hinten rechts bitte!
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F: Ich hätte eine Frage
zu den mobilen Krankenstationen.
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Und zwar werden ja auch Hospitäler
und sowas ab und zu mal
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von befreundetem Militär beschossen,
wie gut ist denn da die Kommunikation
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zwischen den Leuten vor Ort
und dem Militär und vor allem
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bei der Mobilstation, wie wird denn da
die Kommunikation sichergestellt?
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S: Also ein gewisses Restrisiko bleibt immer.
Also dass halt auch Krankenhäuser,
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ihr kennt ja den Fall von Ärzte ohne
Grenzen und dem amerikanischen Militär,
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das war mit Sicherheit auch vorher
kommuniziert, wo dieses Krankenhaus war.
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Es ist so, dass in den nordsyrischen Gebieten
eine gute Kommunikation besteht,
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weil man sich einfach kennt,
weil wir länger dort arbeiten,
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sodass wir den Milizen, die dort tätig sind,
durchaus sagen können, wo wir stehen
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und wo wir keinen Granatbeschuss wollen.
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Es ist aber auch so, man muss es sich
in Nordsyrien jetzt nicht so vorstellen...
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Menschen denken immer, da wird überall
an jedem Ort gekämpft - das ist ja nicht
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so.
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Der gelbe Bereich,
der vorhin gezeigt wurde,
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ist wirklich flächendeckend
von Kampfhandlungen befriedet,
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und da, wo die Grenzen ineinander übergehen,
dort gibt's dann eine klassische Front,
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wo halt gekämpft wird.
Wenn man jetzt nicht so verrückt ist,
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und ein mobiles Krankenhaus
in der Frontlinie aufbaut, sondern
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dort, wo die Zivilbevölkerung
die Versorgung braucht,
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die ja auch nicht an der Front rumspringt,
dann kann man da eigentlich
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relativ gesichert sein, und hat eher
das Problem tatsächlich von Anschlägen.
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Und da ist eine der Ideen,
das mobile Konzept zu nutzen,
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um nicht langfristig...
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um die Planbarkeit von Anschlägen
einfach massiv zu erschweren.
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Engel: Oh, da kommt noch ne Frage!
Hinten rechts bitte!
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F: So, last but not least:
Nr. 1: Danke mal für deinen Einsatz,
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weil das zu tun, glaub ich,
fordert schon sehr viel Encouragement.
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Applaus
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Und ja, man hört's, ich komm aus Österreich,
und ich komm auch aus dieser Gegend,
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wo du... also, ca. 40 km von Spielfeld
entfernt, diesem Übergang,
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wo jetzt ja viele tausende Flüchtlinge
durchgegangen sind, die letzten Monate.
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Die Frage, die sich mir vor allem stellt,
weil ich dort vor Ort mit vielen Hilfskräften
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und auch Beamten gesprochen hab:
Wie oft werdet ihr ausgewechselt?
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Also wie schauen bei euch dir Circles aus,
die Turnuszeiten vor Ort,
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wie lange seids ihr im Einsatzgebiet
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und wie kannst du auch ab und an einmal
relaxen, dass du überhaupt das erträgst?
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S: Da kann ich ganz klar
keine klare Antwort zu geben,
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weil das extrem organisationsabhängig ist.
Also ich weiß das von Ärzte ohne Grenzen,
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dass sie z.B. in der Regel
in ihren Hilfseinsätzen,
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wenn's um eher Entwicklungszusammenarbeit
geht, von 3 Monaten ausgehen, 3-6 Monaten,
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die man vor Ort sein sollte.
Da hat jede Organisation für sich
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so ein bisschen ein
Safety Protocol entwickelt.
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Bei uns ist es so, da wir momentan
noch vollkommen ehrenamtlich sind,
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können wir uns das nicht
so gut aussuchen, in der Regel ist es,
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dass wir nicht länger als 2-3 Wochen
ins Bürgerkriegsgebiet gehen,
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weil das tatsächlich
eine hohe Belastung ist.
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Was die Refugeehilfe gerade anbelangt,
d.h. die Lesbos-Geschichten,
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da ist es ja anders planbar
und die Rückkehr in die Normalität
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ist auch relativ einfach.
Da kann man auch in die Unterkunft gehen,
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die Tür zumachen und hat wieder, in
Anführungszeichen, eine "andere" Normalität
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als einem Bürgerkriegsgebiet.
Da kann man durchaus auch länger bleiben.
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Aber das bestimmen Organisationen
für sich, quasi intern.
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Es gibt leider, gerade bei der
Refugee-Frage, da da sehr, sehr viel
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auf freie Volunteer-Kräfte abgeladen wird,
gibt's da durchaus Menschen,
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die seit 2 Monaten irgendwo in diesen
Grenzregionen unterwegs sind
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und sich auch ganz massiv kaputtmachen.
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Also denen gilt mein ganzer Respekt
auf jeden Fall.
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F: Danke dir auf jeden Fall.
Applaus
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Engel: Ja, dann kommen wir hinten links
jetzt zur letzten Frage, just in time.
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F: Hört ihr mich? Ah, so geht's!
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Das ganze Hilfsgeschäft ist ja irgendwie
so ein bisschen Community-getrieben
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zumindest wenn man
die Spender miteinbezieht,
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Und jetzt nochmal zu dem technischen
Aspekt eurer Lösungsansätze,
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hab ich bisher in deinem Talk den Begriff
Open Source Community vermisst.
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Seid ihr auch da irgendwie in der Richtung
unterwegs, dass ihr versucht,
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eben einfach technisches Personal
zur Entwicklung von Lösungen
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aus der Open Source Community
zu akquirieren?
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S: Total. Ist einfach ein Begriff, den
müsste ich mir wieder bei Wikipedia suchen,
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Lachen
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aber wenn ich richtig verstehe,
was du meinst, dann, ja, total.
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Also es gibt viele verschiedene Menschen
aus verschiedenen Bereichen,
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die da gerade Interesse zeigen, mitzuarbeiten,
und das ist ein bunter Kreis gerade,
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bin gespannt, wie das wird,
aber, ja.
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Engel: Ja, wunderbar,
damit haben wir den 1. Talk des Tages
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hier im Saal 6 erleben dürfen,
also ich bin nachhaltig begeistert,
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einen herzlichen Applaus
an Sebastian Jünemann!
-
Applaus
-
Abspann-Musik
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