< Return to Video

36C3 - Gerechtigkeit 4.0

  • 0:00 - 0:19
    36c3 Vorspannmusik
  • 0:19 - 0:23
    Herald: Es freut mich sehr, dass ihr alle
    da seid für Sven Hilbig. Er ist Referent
  • 0:23 - 0:30
    im Verein „Brot für die Welt“ und dort vor
    allen Dingen für Welthandel und
  • 0:30 - 0:35
    Umweltpolitik zuständig. Einige von euch
    kennen ihn wahrscheinlich auch als
  • 0:35 - 0:40
    Vertreter von Brot für die Welt im Träger-
    Kreis von Bits und Bäume. Ich freue mich
  • 0:40 - 0:46
    sehr, dass er heute hier ist, beim
    Kongress, um über Gerechtigkeit 4.0 zu
  • 0:46 - 0:51
    sprechen und Gerechtigkeit vor allen
    Dingen in der Digitalisierung im globalen
  • 0:51 - 0:55
    Süden. Dankeschön Sven, dass du da bist.
  • 0:55 - 0:59
    Applaus
  • 0:59 - 1:04
    Sven Hilbig: Ja, ganz herzlichen Dank für
    die Einladung vom Chaos Computer Club zu
  • 1:04 - 1:09
    dem Vortrag heute. Wie du gerade schon
    sagtest: Ich arbeite bei Brot für die Welt
  • 1:09 - 1:13
    zu Handel und Umweltpolitik. Und bevor
    ich zum Vortrag komme, möchte ich
  • 1:13 - 1:17
    vielleicht noch ein paar einleitende Worte
    sagen, warum wir uns von Brot für die Welt
  • 1:17 - 1:21
    uns überhaupt mit dem Thema
    Digitalisierung beschäftigen. Brot für die
  • 1:21 - 1:26
    Welt wurde vor 60 Jahren gegründet, ist
    inzwischen in ungefähr 100 Ländern aktiv.
  • 1:26 - 1:30
    Wir kooperieren mit ungefähr 1300
    Partnerorganisationen, und unser
  • 1:30 - 1:34
    Kernanliegen ist es, die Lebensbedingungen
    der Menschen in Entwicklungs- und
  • 1:34 - 1:38
    Schwellenländern zu verbessern. Dabei
    konzentrieren wir uns vor allen Dingen auf
  • 1:38 - 1:41
    die Überwindung von Armut und
    Ungleichheit. Wir fördern auch viele
  • 1:41 - 1:45
    Projekte in den Bereichen Gesundheit,
    Bildung, ländliche Entwicklung,
  • 1:45 - 1:50
    beschäftigen uns auch mit anderen Themen
    wie umweltpolitischen Themen und
  • 1:50 - 1:54
    ökonomischen Herausforderungen, wie dem
    Klimawandel, der Rohstoffpolitik und
  • 1:54 - 1:58
    Handelsabkommen. Denn Handelsabkommen und
    auch der Abbau von Rohstoffen
  • 1:58 - 2:02
    beeinträchtigen auch ganz stark die
    Menschen in Entwicklungsländern wie z. B.
  • 2:02 - 2:07
    Kleinbauern in Afrika oder indigene
    Menschen, Indigene im Amazonas.
  • 2:07 - 2:12
    Und mit der Digitalisierung ist es nicht
    anders. Auch das greift weit in die Lebens-
  • 2:12 - 2:18
    und Arbeitsbedingungen der Menschen im
    globalen Süden ein. Wir sehen das – zum
  • 2:18 - 2:24
    Beispiel einige Partnerorganisation nutzen
    Digitalisierung in ihrer Arbeit. Im Kongo
  • 2:24 - 2:28
    zum Beispiel setzen sie Cargodrohnen ein,
    um Medikamente zu transportieren in entlegene
  • 2:28 - 2:33
    Gebiete. Und andere Partnerorganisationen
    berichten davon, dass sie immer mehr
  • 2:33 - 2:39
    kontrolliert, überwacht werden von techno-
    logischen Instrumenten. Und von daher haben
  • 2:39 - 2:43
    wir gesagt – verschiedene Kollegen in der
    Politikabteilung –, dass wir uns damit
  • 2:43 - 2:47
    befassen wollen: Was sind denn eigentlich
    nur die Risiken? Und was sind auch die
  • 2:47 - 2:51
    Chancen der Digitalisierung. Und ich tue
    dies vor allen Dingen aus der
  • 2:51 - 2:56
    handelspolitischen Perspektive. Ich habe
    mich zwei Jahre lang relativ intensiv mit
  • 2:56 - 3:01
    der Frage beschäftigt. Das Ergebnis ist
    unsere Publikation Gerechtigkeit 4.0, die
  • 3:01 - 3:06
    vor drei Monaten herausgekommen ist. Und
    ich möchte Ihnen ein paar Inhalte heute
  • 3:06 - 3:13
    vorstellen. Was sind nun die Risiken, was
    sind nun die Chance Digitalisierung für
  • 3:13 - 3:18
    die Menschen in Entwicklungsländern? Viele
    Akteure in Entwicklungszusammenarbeit sind
  • 3:18 - 3:23
    relativ optimistisch. Sie glauben, dass
    die Digitalisierung dazu beitragen kann,
  • 3:23 - 3:28
    viele Potenziale hat, um Armut,
    Ungleichheit zu überwinden. Ich möchte
  • 3:28 - 3:32
    hier nur stellvertretend unseren Minister
    für wirtschaftliche Zusammenarbeit
  • 3:32 - 3:39
    zitieren, Gerd Müller, der sagt: „Neue
    Technologien beschleunigen unser Leben,
  • 3:39 - 3:43
    machen es transparenter und effizienter.
    Mehr Menschen können mehr Wissen teilen.
  • 3:43 - 3:48
    Wertschöpfungsketten werden neu gestaltet,
    Unternehmergeist in Garagen geweckt.“ Das
  • 3:48 - 3:52
    ist eine sehr optimistische Einschätzung.
    Und diese optimistische Einschätzung
  • 3:52 - 3:57
    beruht vor allen Dingen auf zwei Thesen.
    Da haben wir zum einen die These, die
  • 3:57 - 4:01
    sagt, dass die Digitalisierung ganz neue
    Märkte schaffe, auch in den
  • 4:01 - 4:06
    Entwicklungsländern mit einem sehr hohen
    Wachstumspotenzial. Und dass dies
  • 4:06 - 4:11
    schlussendlich dazu führe, dass der
    Wohlstand gesteigert wird. Und das Andere,
  • 4:11 - 4:16
    das steckte ja auch schon im Zitat drin: Man
    glaubt, dass die Digitalisierung der globalen
  • 4:16 - 4:20
    Lieferketten dazu führt, dass diese
    Lieferketten transparenter sind,
  • 4:20 - 4:24
    effizienter, produktiver und
    schlussendlich dazu führen, dass die
  • 4:24 - 4:29
    Menschen, die am Anfang der Kette stehen –
    der Teepflücker, der Kleinbauer – mehr
  • 4:29 - 4:35
    verdient als vorab. Und ich möchte nun in
    meinem Vortrag auf diese beiden Thesen
  • 4:35 - 4:39
    eingehen, schauen: was hat sich bisher
    verwirklicht, bzw. wie hoch sind die
  • 4:39 - 4:44
    Wahrscheinlichkeiten, dass sie sich in der
    Zukunft verwirklichen und danach ein paar
  • 4:44 - 4:51
    Bausteine benennen, die dazu beitragen
    können, dass die Potenziale stärker betont
  • 4:51 - 4:56
    werden und die Risiken gemindert werden.
    Ich möchte beginnen mit dem Welthandel.
  • 4:56 - 5:01
    Die Beschäftigung mit Welthandel ist von
    daher, meiner Ansicht nach, auch
  • 5:01 - 5:05
    interessant, weil uns hier empirische
    Daten vorliegen. Die Diskussion über die
  • 5:05 - 5:09
    Digitalisierung ist ja auch bestimmt von
    Spekulationen, wie sie sich zukünftig
  • 5:09 - 5:13
    entwickeln wird, und schwankt oft hin und
    her zwischen Dystopie und Utopie. Beim
  • 5:13 - 5:17
    Welthandel ist’s ein bisschen anders. Ich
    fange an mit dem Handeln mit digitalen
  • 5:17 - 5:23
    Gütern. Digitale Güter sind alle Güter,
    die digital hergestellt werden, digital
  • 5:23 - 5:28
    gehandelt werden und digital konsumiert
    werden, das heißt das E-Book, Musik oder
  • 5:28 - 5:33
    Videostreaming Software. Und da ist die
    Frage, wie hat sich das in den letzten 20
  • 5:33 - 5:37
    Jahren entwickelt? Welche Regionen, welche
    Weltregionen profitieren davon und welche
  • 5:37 - 5:43
    nicht? Und ein Bericht der Vereinten
    Nationen gibt dazu Antwort. Hier sehen
  • 5:43 - 5:48
    wir, dass 51 Prozent des Handels mit
    digitalen Gütern auf den asiatisch-
  • 5:48 - 5:53
    pazifischen Raum entfallen. Dahinter
    steckt vor allen Dingen ein Land, das ist
  • 5:53 - 6:00
    China. Auf Europa und Nordamerika
    ungefähr ein Viertel. Auf den afrikanischen
  • 6:00 - 6:06
    Kontinent, zusammen mit dem Mittleren
    Osten nur ein einziger Prozent und selbst
  • 6:06 - 6:10
    auf Lateinamerika, wo immerhin vier
    Schwellenländer liegen – Brasilien, Mexiko,
  • 6:10 - 6:16
    Argentinien, Chile – auch nur ein Prozent.
    Damit zeigt sich, dass die Ungleichheit
  • 6:16 - 6:21
    beim Handeln mit digitalen Gütern noch
    größer ist als beim Handel mit analogen
  • 6:21 - 6:26
    Gütern. Denn beim analogen Gütern
    repräsentieren Lateinamerika und Afrika
  • 6:26 - 6:31
    zusammen zumindest acht Prozent
    und nicht nur zwei Prozent. Die
  • 6:31 - 6:37
    Welthandelsorganisation WTO hat sehr früh
    in Teilbereichen zumindest den digitalen
  • 6:37 - 6:42
    Handel liberalisiert. Sie hat bereits 1998
    ein Abkommen verabschiedet – Informations-
  • 6:42 - 6:49
    und Technologieabkommen –, was den Handel
    mit IT-Produkten, also Tablets, PCs und so
  • 6:49 - 6:54
    weiter liberalisiert, indem es ein Zoll
    Moratorium verhängt hat. Das heißt, auf
  • 6:54 - 6:59
    diese Produkte dürfen von Anfang an keine
    Zölle erhoben werden. Nun stellt sich die
  • 6:59 - 7:04
    Frage, wie sich das auswirkt. So ein Zoll
    Moratorium. Bei der Beantwortung müssen
  • 7:04 - 7:08
    wir unterscheiden zwischen den IT-
    Konzernen, die Marktführer sind bei der
  • 7:08 - 7:13
    Herstellung dieser Produkte, den Tablets,
    den GPS-Geräten und den Konsumenten auf
  • 7:13 - 7:17
    der einen Seite und den Staaten auf der
    anderen Seite. Für die IT-Konzerne ist’s
  • 7:17 - 7:21
    natürlich vorteilhaft, wenn keine Zölle
    erhoben werden. Die Produkte sind
  • 7:21 - 7:26
    günstiger, sie werden stärker nachgefragt,
    der Umsatz steigt und damit ihre Profite.
  • 7:26 - 7:29
    Und wir freuen uns natürlich auch. Wir
    Konsumenten hätten es natürlich besser,
  • 7:29 - 7:33
    wenn wir den Laptop kaufen, der nur 900
    und nicht 1000 Euro kostet. Was heißt es
  • 7:33 - 7:40
    aber für die Staaten? Für die Staaten hat
    es vor allem monetäre Konsequenzen. Wir
  • 7:40 - 7:44
    sehen das hier: die Mehrzahl der Staaten
    im südlichen Afrika hat ein
  • 7:44 - 7:49
    Handelsbilanzdefizit. Das heißt, sie
    importieren sehr viel mehr IT-Produkte
  • 7:49 - 7:58
    als sie exportieren. Ein kleiner Staat wie
    Malawi hat ein Handelsbilanzdefizit von 80
  • 7:58 - 8:03
    oder fast 80 Millionen US-Dollar. Das ist
    viel für diesen Staat. Und die
  • 8:03 - 8:09
    Schwellenländer, profitieren die zumindest
    davon? Selbst Schwellenländer, die über
  • 8:09 - 8:13
    einen ziemlich hohen
    industrialisierungsgrad verfügen, wie
  • 8:13 - 8:19
    Mexiko, Thailand, Südafrika und Brasilien,
    haben auch Handelsbilanzdefizite teilweise
  • 8:19 - 8:22
    von fast 600 Millionen im Falle von
    Mexiko. Und die anderen drei Benannten
  • 8:22 - 8:26
    liegen bei ungefähr 200 Millionen
    US-Dollar. Alle haben ein
  • 8:26 - 8:33
    Handelsbilanzdefizit. Bei diesem Abkommen
    von 1998 wurde vereinbart, dass das
  • 8:33 - 8:37
    Moratorium nur ein zeitlich befristetes
    Moratorium ist. Das heißt, es wird alle
  • 8:37 - 8:42
    zwei Jahre auf den WTO-Ministerkonferenzen
    verlängert um weitere zwei Jahre.
  • 8:42 - 8:46
    Die Industriestaaten drängen
    verständlicherweisedarauf, dass das in ein
  • 8:46 - 8:51
    permanentes Moratorium verwandelt wird.
    Und viele Entwicklungsländer sind dagegen
  • 8:51 - 8:55
    und das nicht nur aufgrund der negativen
    Zahlungsbilanz, sondern gerade die ärmsten
  • 8:55 - 9:01
    Entwicklungsländer führen noch zwei andere
    Argumente ins Felde. Das eine Argument
  • 9:01 - 9:05
    ist, dass für gerade arme
    Entwicklungsländer Zolleinnahmen enorm
  • 9:05 - 9:11
    wichtig sind für die Staatseinnahmen.
    Staaten wie Mali oder Sierra Leone, in
  • 9:11 - 9:16
    diesen Staaten machen die Zolleinnahmen 40
    Prozent der gesamten Staatseinnahmen aus.
  • 9:16 - 9:20
    Nun können wir uns vorstellen, wenn diese
    Zölle nicht mehr vorhanden sind, was das
  • 9:20 - 9:24
    bedeutet für die Möglichkeit, noch in
    Gesundheit oder Bildung zu investieren.
  • 9:24 - 9:30
    Und das zweite Argument ist, dass Zölle
    auch wirtschaftslenkende politische
  • 9:30 - 9:36
    Maßnahmen einleiten können. Gerade die
    Staaten Südostasiens haben es vorgemacht,
  • 9:36 - 9:42
    wie eine nachholende Industrialisierung
    möglich ist. Südkorea, Taiwan, Singapur
  • 9:42 - 9:46
    sie haben schon vor 30, 40 Jahren
    entschieden, dass sie ihre neuen
  • 9:46 - 9:50
    Industrien, die sie aufbauen, vor
    ausländischer Konkurrenz schützen, indem
  • 9:50 - 9:54
    sie einfach hohe Schutzzölle erhoben
    haben. Und erst als ihre Unternehmen
  • 9:54 - 9:58
    international wettbewerbsfähig waren,
    haben sie Schutzzölle zurückgenommen und
  • 9:58 - 10:05
    haben ihre Produkte exportiert. Das ist
    dann nicht mehr möglich. Nun hat sich der
  • 10:05 - 10:09
    digitale Handel in den letzten 20, 25
    Jahren stark verändert. Er verändert sich
  • 10:09 - 10:13
    permanent. Es kommen immer neue Produkte
    hinzu, es kommen neue Vermittlungswege
  • 10:13 - 10:16
    hinzu. Wir könnten uns ja wahrscheinlich
    auch kein Leben mehr ohne digitale
  • 10:16 - 10:21
    Dienstleistungen vorstellen:
    Hotelreservierungen, Online-Kurse et
  • 10:21 - 10:27
    cetera. Das Portfolio wird immer größer.
    Es ist ziemlich klar, dass es beim
  • 10:27 - 10:30
    digitalen Handel um materielle,
    immaterielle Güter geht und um digitale
  • 10:30 - 10:35
    Dienstleistungen. Was vielleicht weniger
    bewusst ist, dass es mittlerweile auch um
  • 10:35 - 10:42
    Daten geht. Nach Ansicht der OECD sind
    Daten ein handelbares Gut. Und in
  • 10:42 - 10:47
    Anbetracht dieser Dynamik kann es nicht
    verwundern, dass es immer mehr
  • 10:47 - 10:51
    Handelsabkommen gibt – bilaterale,
    multilaterale Handelsabkommen –, indem es
  • 10:51 - 10:56
    ein sogenanntes E-Commerce Chapter gibt, in
    dem genau weitreichende Regelungen
  • 10:56 - 11:04
    getroffen werden und auch was den
    Datenaustausch angeht. Das ist keine
  • 11:04 - 11:07
    zufällige Entwicklung, wie uns teilweise
    IT-Konzerne oder auch das
  • 11:07 - 11:11
    Bundeswirtschaftsministerium halt
    weismachen will. Die sagen: Naja, die
  • 11:11 - 11:14
    Technik entwickelt sich weiter, müssen uns
    anpassen. Sondern vielmehr, wenn wir
  • 11:14 - 11:18
    verstehen wollen, was hier eigentlich
    gerade abgeht und was zum ziemlichen
  • 11:18 - 11:21
    Zankapfel wird zwischen Industriestaaten
    einerseits, Entwicklungsländer
  • 11:21 - 11:25
    andererseits, müssen wir einen Schritt
    zurück machen, und zwar einen weiten
  • 11:25 - 11:28
    Schritt zurück. Wir müssen 20 Jahre
    zurückgehen und müssen uns zurück bewegen
  • 11:28 - 11:35
    in das Silicon Valley der ’90er Jahre. Tech-
    Konzerne planen, wie auch Erdölkonzerne,
  • 11:35 - 11:40
    langfristig und strategisch. Und mit
    langfristig meine ich jetzt nicht fünf
  • 11:40 - 11:46
    oder zehn Jahre, sondern mehrere
    Jahrzehnte im Voraus. Amazon, Facebook,
  • 11:46 - 11:50
    die in der zweiten Hälfte der ’90er Jahre
    eher noch in den Kinderschuhen steckten,
  • 11:50 - 11:55
    war natürlich eigentlich bewusst, dass sie
    im 21. Jahrhundert abräumen werden. Ihr
  • 11:55 - 12:00
    technologischer Vorsprung war zu groß,
    und auch das finanzielle Kapital, was
  • 12:00 - 12:04
    hinter ihnen steckte, war auch zu groß, dass
    irgendjemand sie daran hindern könnte,
  • 12:04 - 12:09
    sozusagen die neuen Weltherrscher zu
    werden. Die Zahlen sind, glaube ich, den
  • 12:09 - 12:13
    vielen bekannt. Heutzutage ist es so, dass
    die Big Five des Silicon Valley das
  • 12:13 - 12:17
    Dreieinhalbfache des Börsenwertes
    repräsentieren wie die vier größten
  • 12:17 - 12:23
    Erdölkonzerne. Das wussten die damals
    schon. Aber sie waren auch so klug. Sie
  • 12:23 - 12:27
    wussten auch, wenn sie erst einmal diese
    dominante Rolle eingenommen haben, wird
  • 12:27 - 12:31
    diese dominante Rolle auch zu Widerspruch
    und auch zu Widerstand führen. Das heißt,
  • 12:31 - 12:36
    es werden Forderungen laut nach
    Regulierung, Kontrolle ihrer Unternehmen.
  • 12:36 - 12:41
    Das wollten sie verhindern. Also haben sie
    sich bereits in ’90er Jahren überlegt: Was
  • 12:41 - 12:45
    können wir tun, damit es auch in 20, 30,
    40 Jahren keine Regulierung gibt? Und dann
  • 12:45 - 12:49
    sind sie auf eine ziemlich gute Idee
    gekommen aus ihrer Perspektive … sie
  • 12:49 - 12:52
    haben sich überlegt, dass sie das
    internationale Handelsrecht benutzen, um
  • 12:52 - 12:58
    es für ihre Interessen zu
    instrumentalisieren. Warum? Weil die WTO
  • 12:58 - 13:02
    als auch bilaterale Handelsabkommen nur
    ein einziges Ziel haben. Und das ist
  • 13:02 - 13:07
    Liberalisierung und Deregulierung. Es geht
    in Handelsabkommen um nichts anderes, als
  • 13:07 - 13:12
    Handelshemmnisse abzubauen und andere
    Handelshemmnisse, die man vielleicht
  • 13:12 - 13:16
    sozusagen sich neu ausdenken könnte, gar
    nicht erst zu erlauben. Und sie waren auch
  • 13:16 - 13:24
    extrem erfolgreich. Im Jahr 2000 hat die
    USA bereits eine digitale Agenda erlassen,
  • 13:24 - 13:28
    in dem die ganze Wunschliste des Silicon
    Valley enthalten ist. Das ist eine
  • 13:28 - 13:35
    Antiverbotsagenda, da steht drin: Verbot
    von Zöllen, Verbot von Digitalsteuer,
  • 13:35 - 13:41
    Verbot, Quellcodes zu öffnen, Verbot von
    lokaler Datenspeicherung. Die Daten sollen
  • 13:41 - 13:46
    schön auf den Servern im Silicon Valley
    oder in Seattle landen. Das sollte
  • 13:46 - 13:50
    zukünftig in die Handelsabkommen hinein
    verhandelt werden. Zwei Jahre später,
  • 13:50 - 13:54
    2002, hat die USA das erste
    Handelsabkommen zum digitalen Handeln
  • 13:54 - 13:58
    abgeschlossen. Da ging es um Kooperation,
    man ist vorsichtig vorgegangen und mit jedem
  • 13:58 - 14:03
    neuen Abkommen ist immer mehr von dem, was
    ich eben benannt hab, hineinverhandelt worden.
  • 14:03 - 14:08
    Wir haben – ich weiß nicht, ob das vielen von
    euch bekannt ist – seit Januar 2019, also
  • 14:08 - 14:15
    ziemlich genau einem Jahr, gibt es eine
    transpazifische Partnerschaft, an der elf
  • 14:15 - 14:19
    Staaten beteiligt sind, darunter wichtige
    Staaten wie Australien, Chile, Japan,
  • 14:19 - 14:24
    Kanada. Und diese Staaten haben sich
    darauf verständigt, unter anderem Verbot
  • 14:24 - 14:29
    lokaler Datenspeicherung, Verbot von
    Zugriff auf Quellcodes, Verbot auf Zölle
  • 14:29 - 14:35
    zu erheben. Das ist Völkerrecht, da
    kommt man nicht mehr ran. Internationales
  • 14:35 - 14:39
    Völkerrecht, Handelsrecht, Handelsabkommen
    werden nicht aufgehoben. Die haben kein
  • 14:39 - 14:45
    Enddatum. Diese elf Staaten ist das alles
    nicht mehr möglich. Nun könnte der eine
  • 14:45 - 14:51
    oder andere – oder die andere – halt sagen:
    Die USA ist ja gar nicht dabei, die USA hat
  • 14:51 - 14:57
    das Ganze doch initiiert. Obama hat … die
    USA war an diesem Abkommen beteiligt.
  • 14:57 - 15:03
    Obama hat dieses Abkommen erfolgreich zu
    Ende verhandelt. Das war seine, war sein
  • 15:03 - 15:07
    großes Projekt im Handelsbereich. Das
    wollte er verhandeln. Das war ihm viel
  • 15:07 - 15:13
    wichtiger als die TTIP-Verhandlungen. Die
    Verhandlung kamen zu Ende, Trump kam in die
  • 15:13 - 15:17
    Regierung und Trump war einfach nicht
    bereit, ein von Obama erfolgreich zu Ende
  • 15:17 - 15:21
    verhandeltes Abkommen zu ratifizieren.
    Trump hat es nicht ratifiziert, darum sind
  • 15:21 - 15:25
    nur diese elf Staaten beteiligt. Das Ganze
    hat Trump aber nicht daran gehindert,
  • 15:25 - 15:31
    jetzt im Oktober vor zwei Monaten mit
    Japan ein eigenes Abkommen zu verhandeln
  • 15:31 - 15:35
    zum digitalen Handel, in dem die ganzen
    Sachen drinstehen. Und dieses Abkommen:
  • 15:35 - 15:42
    USA, Japan kann jetzt möglicherweise im
    Januar schon ratifiziert werden. Das
  • 15:42 - 15:47
    kommende Jahr wird was den Bereich Digital-
    Handel angeht auch deswegen spannend, weil
  • 15:47 - 15:52
    die große Frage ist, ob die WTO anfängt,
    jetzt ein multilaterales Abkommen zu
  • 15:52 - 15:56
    verhandeln, wo es auch um den digitalen
    Handel geht. Es gibt die sogenannten
  • 15:56 - 16:02
    Freunde des E-Commerce. Das sind ungefähr
    80 Staaten, darunter EU, Japan, USA, aber
  • 16:02 - 16:06
    auch China und verschiedene
    Schwellenländer. Die haben auf dem
  • 16:06 - 16:11
    Weltwirtschaftsforum in Davos 2019
    angekündigt, dass sie bei der nächsten WTO
  • 16:11 - 16:15
    Ministerkonferenz, die im Juni 2020 in
    Kasachstan stattfindet, ein Mandat
  • 16:15 - 16:19
    bekommen, um genau so ein Abkommen zu
    verhandeln, in dem genau solche Sachen
  • 16:19 - 16:25
    enthalten sind. Wir wissen nicht, was
    rauskommt, wir sind bei Brot für die Welt,
  • 16:25 - 16:30
    wir werden hinfahren nach Kasachstan zwar
    jetzt im Juni 2020. Klar ist, dass
  • 16:30 - 16:35
    grundsätzlich. Tschuldigung, die
    Bundesregierung, Angela Merkel hinter
  • 16:35 - 16:40
    einem solchen Abkommen steht, das hat sie
    bereits in Davos angekündigt. Auch wenn
  • 16:40 - 16:44
    sie gleichzeitig gesagt hat, dass
    natürlich die EU nicht dem Modell der USA
  • 16:44 - 16:48
    und nicht dem Modell Chinas folgen soll,
    sondern eigenen Weg geht. Vor allem, was
  • 16:48 - 16:51
    Privatsphäre angeht und die
    Datenschutzgrundverordnung. Letzteres ist
  • 16:51 - 16:59
    sicherlich ein Zankapfel zwischen der USA
    und der EU. Ich komme zum zweiten
  • 16:59 - 17:03
    Versprechen, wenn ihr euch erinnert, das
    zweite Versprechen lautete ja, dass die
  • 17:03 - 17:07
    Digitalisierung von Lieferketten dazu
    beiträgt, dass sie transparenter und
  • 17:07 - 17:11
    produktiver und effizienter werden und
    tatsächlich für die Leute vor Ort, für
  • 17:11 - 17:19
    Kleinbauern Teepflücker dann auch zur
    Wertsteigerung führen. Mark Graham, ein
  • 17:19 - 17:24
    Brite, hat sich seit über zehn Jahren mit
    der Digitalisierung in Entwicklungsländern
  • 17:24 - 17:27
    beschäftigt, und er hat die
    Digitalisierung von Lieferketten
  • 17:27 - 17:33
    untersucht am Beispiel von Teepflückern
    in Ostafrika. Dabei hat sich Folgendes
  • 17:33 - 17:37
    gezeigt: Die Teepflücker haben anfangs
    auch gedacht, es ist gut, sozusagen das
  • 17:37 - 17:40
    Internet zu benutzen. Sie würden sich
    stärker in den Markt integrieren. Und
  • 17:40 - 17:44
    diese Untersuchung kam zu folgendem
    Ergebnis. Erstens, tatsächlich führt die
  • 17:44 - 17:47
    Digitalisierung dazu, dass die Akteure
    mehr miteinander kommunizieren,
  • 17:47 - 17:52
    untereinander, mit anderen Akteuren der
    Lieferkette. Es führt auch dazu, dass sie
  • 17:52 - 17:55
    ihre Arbeit effizienter gestalten.
    Und natürlich, das ist klar, bei
  • 17:55 - 18:00
    Digitalisierung, die ganze Arbeit wird
    transparenter. Das wiederum führt dazu,
  • 18:00 - 18:03
    dass sie Ihr Management besser
    organisieren und dass auch die ganze
  • 18:03 - 18:07
    Lieferkette besser kontrolliert werden
    kann. Auch für die Frage, ob Standards
  • 18:07 - 18:12
    eingehalten werden, was ja kein
    unwichtiger Aspekt ist. Bleibt die Frage,
  • 18:12 - 18:18
    ob deswegen die Teepflücker mehr verdienen
    als vorher. Und da kam die Untersuchung zu
  • 18:18 - 18:22
    dem Ergebnis, dass neben den genannten
    Folgen es noch weitere Auswirkung hat,
  • 18:22 - 18:26
    wenn man eine Lieferkette digitalisiert.
    Und da zeigt sich vor allen Dingen der
  • 18:26 - 18:32
    Punkt, dass die Konsumenten heutzutage
    aufgrund mehr Transparenz sehr gut sehen
  • 18:32 - 18:36
    können, wo der Tee herkommt und ob der
    Tee, unter welchen Bedingungen der Tee
  • 18:36 - 18:38
    hergestellt wird, welchen
    Arbeitsbedingungen und welchen
  • 18:38 - 18:43
    Umweltbedingungen zu ganz wichtiger … zu
    ganz wichtigem Element der Wertschöpfung
  • 18:43 - 18:49
    wird. Weswegen die Konzerne noch mehr
    Geld investieren in die Erhebung von Daten.
  • 18:49 - 18:54
    Das führt dazu, dass die Einkäufer des
    Tees heutzutage viel mehr Lieferanten
  • 18:54 - 18:58
    haben. Sie wissen nicht nur, dass dieser
    Tee unter genau den gleichen Bedingungen
  • 18:58 - 19:03
    von 4, 5 Produzenten erstellt wird,
    sondern von 20, 30, 40 Produzenten. Und
  • 19:03 - 19:07
    das können sie ausspielen, auch
    kurzfristig. Aus der Perspektive der
  • 19:07 - 19:13
    Teeproduzenten vor Ort heißt das: sie sind
    einer größeren Konkurrenz ausgesetzt. Und
  • 19:13 - 19:18
    sie verdienen heutzutage weniger als
    vorher, was dieses Schaubild verdeutlicht.
  • 19:18 - 19:22
    Das ist, wie gesagt, der erste Teil des
    Versprechens ist eingetreten, der zweite
  • 19:22 - 19:26
    Teil nicht. Auch andere Untersuchungen
    zeigen, dass es kein Einzelfall ist. Es
  • 19:26 - 19:29
    zeigt sich immer mehr bei der
    Digitalisierung von Wertschöpfungsketten.
  • 19:29 - 19:33
    Dass die Wertschöpfung, die der
    eigentlichen Produktion vorgelagert ist,
  • 19:33 - 19:37
    zum Beispiel Produktdesign oder
    nachgelagert ist, dass da die
  • 19:37 - 19:42
    Wertschöpfung abnimmt und gleichzeitig
    auch die „Smilekurve“, die Wertschöpfung,
  • 19:42 - 19:50
    bei denen, die die Produktion betreiben,
    nach und nach runtergeht. Die
  • 19:50 - 19:54
    Wertschöpfungs … die Teekette ist auch von
    daher interessant, wenn wir uns mit der
  • 19:54 - 19:58
    Frage beschäftigen, inwieweit die
    Digitalisierung dazu beiträgt, dass den
  • 19:58 - 20:01
    Entwicklungsländern möglicherweise eine
    nachholende Industrialisierung oder
  • 20:01 - 20:08
    nachholende Entwicklung gelingt. Weil wir
    sehen ja, dass Daten immer wichtiger
  • 20:08 - 20:12
    werden. Die Frage ist natürlich, wer über
    diese Daten verfügt, wer ist Eigentümer
  • 20:12 - 20:16
    dieser Daten. Das wird immer wichtiger,
    insofern wir uns hin entwickeln auf eine
  • 20:16 - 20:23
    Datenökonomie. Die in einer Kette heute
    erhobenen Daten sind inzwischen auch
  • 20:23 - 20:29
    interessant für andere Prozesse. Und
    meiner Ansicht nach hat es der Economist
  • 20:29 - 20:33
    relativ gut auf den Punkt gebracht vor
    zweieinhalb Jahren mit dieser Metapher,
  • 20:33 - 20:39
    dass die Daten das neue Roh-Öl sind. Wir
    hier im Raum werden natürlich sagen, wir
  • 20:39 - 20:42
    können jetzt nicht Daten, Informationen
    als Rohstoffe klassifizieren. Das ist
  • 20:42 - 20:47
    völlig richtig. Zugleich, glaube ich,
    stimmt die Metapher aber insofern, dass
  • 20:47 - 20:54
    zwischen beiden Prozessen, zwischen der
    Extraktion von Rohstoffen, von Erdöl auf
  • 20:54 - 21:01
    der einen Seite und Extraktion von Daten,
    strukturelle Abhängigkeiten sehr, sehr
  • 21:01 - 21:05
    ähnlich sind und sehr deutlich werden.
    Denn auch wir von Brot für die Welt und
  • 21:05 - 21:08
    auch andere entwicklungspolitische
    Organisationen wissen sehr genau,
  • 21:08 - 21:11
    dass nicht die Staaten, wo die
    Rohstoffe wie das Erdöl vorhanden
  • 21:11 - 21:14
    waren, von den Rohstoffen
    profitiert haben, sondern die
  • 21:14 - 21:18
    Konzerne diese Rohstoffe … in der Lage
    waren, Rohstoffe abzubauen, die die
  • 21:18 - 21:22
    Infrastruktur aufstellen konnten. Das
    heißt die Bohrtürme, die Pipelines, die
  • 21:22 - 21:25
    Tanker und schlussendlich auch die
    Tankstellen. Und das gilt natürlich auch
  • 21:25 - 21:30
    genauso für die Digitalisierung. Warum
    beherrscht denn das Silicon Valley das
  • 21:30 - 21:34
    Internet so stark? Weil sie sozusagen die
    globale Infrastruktur entweder zur Verfügung
  • 21:34 - 21:46
    oder sie kontrollieren. Wieviel Minuten?
    Gut, dann mache ich das Fazit ein bisschen
  • 21:46 - 21:50
    dem, was ich bisher gesagt habe. Ist
    erstens: der digitale Handel hat die Kluft
  • 21:50 - 21:53
    zwischen den führenden Industrienationen
    und der Mehrzahl der Entwicklungs- und
  • 21:53 - 21:58
    Schwellenländer weiter vertieft. Zweitens:
    Die Liberalisierung des digitalen Handels
  • 21:58 - 22:01
    im Rahmen von Handelsabkommen geht zu
    Ungunsten der weniger wettbewerbsfähigen
  • 22:01 - 22:05
    Industrien in den ärmsten Ländern des
    globalen Südens. Die Digitalisierung der
  • 22:05 - 22:09
    globalen Lieferketten erhöht zwar die
    Effizienz des Wirtschaftens und die
  • 22:09 - 22:13
    Transparenz der Lieferkette, aber die
    Wertschöpfung nimmt im Norden zu und nicht
  • 22:13 - 22:17
    im Süden, wie uns weisgemacht wird. Und
    sollte es Entwicklungsländern nicht
  • 22:17 - 22:21
    gelingen, die Souveränität über ihre Daten
    zu erhalten, dann werden die globalen
  • 22:21 - 22:26
    Macht-Asymmetrien durch die Datenökonomie
    weiter zulasten des Südens verschoben.
  • 22:26 - 22:34
    Was können wir tun, damit das nicht
    geschieht? Wir haben in unserer Studie
  • 22:34 - 22:39
    Gerechtigkeit 4.0 neun Bausteine
    formuliert, von denen ich ein paar
  • 22:39 - 22:43
    benennen möchte. Das erste ist: Die
    Vereinte Nation hat ganz klar gesagt:
  • 22:43 - 22:46
    das Wichtigste ist, dass die
    Entwicklungsländer in die Lage versetzt
  • 22:46 - 22:50
    werden, dass sie eine eigene, auf ihre
    nationalen Bedürfnisse zugeschnittene
  • 22:50 - 22:56
    Digitalisierung aufbauen können. Und
    Grundvoraussetzung, nach Ansicht der
  • 22:56 - 23:02
    UNCTAD ist dafür, dass die bisher bestehenden
    Spielräume im Handelsabkommen erstens nicht
  • 23:02 - 23:06
    weiter eingeengt werden dürfen und
    obendrein auch noch erweitert werden
  • 23:06 - 23:11
    müssen. Daraus zieht die UNCTAD zwei
    Konsequenzen. Erstens, es darf keine
  • 23:11 - 23:16
    weitere Liberalisierung im Rahmen von
    digitalen Handelsabkommen geben, sei es
  • 23:16 - 23:21
    bilaterale oder multilaterale. Denn wenn
    man zwei Akteure gleich behandelt, darum
  • 23:21 - 23:25
    geht’s um Liberalisierung, geht das immer
    zu Ungunsten der Staaten, die auf einem
  • 23:25 - 23:30
    niedrigen Entwicklungsniveau sind.
    Der zweite Punkt ist, es muss
  • 23:30 - 23:35
    Entwicklungsländern zukünftig mehr möglich
    sein, dass sie ihre eigene digitale
  • 23:35 - 23:39
    Industrie stärker schützen und fördern.
    Also schützen vor ausländischer Konkurrenz.
  • 23:39 - 23:45
    Das ist bisher nur unter sehr restriktiven
    Konditionen möglich. Da besteht
  • 23:45 - 23:52
    Reformbedarf, unter anderem bei der WTO.
    Der zweite Punkt ist: Wir müssen natürlich
  • 23:52 - 23:55
    die digitale Kluft schließen, also
    digitale Kluft heißt, dass ganz viele
  • 23:55 - 23:59
    Menschen in Entwicklungsländern nach wie
    vor keinen Internetanschluss haben. Im
  • 23:59 - 24:03
    südlichen Afrika sind es 3 von 4 Menschen,
    die keinen Internetanschluss haben. Das ist
  • 24:03 - 24:07
    völlig klar, das sagen alle. Das sagt auch
    das BMZ. Das sagt aber auch Alibaba. Sagt
  • 24:07 - 24:11
    auch Amazon. Und die letzteren beiden
    sind natürlich dabei, Funkmasten aufzustellen,
  • 24:11 - 24:15
    Seekabel zu verlegen. Nur geht es
    natürlich den IT-Konzern aus China und
  • 24:15 - 24:20
    USA, handeln die nicht aus altruistischen
    Gründen, sondern denen geht es darum, Zugang
  • 24:20 - 24:25
    zum Markt zu bekommen und Zugang zu Daten
    zu bekommen. Und wenn wir das umkehren
  • 24:25 - 24:29
    wollen, dann müssen wir uns dafür
    einsetzen, dass es eine öffentliche
  • 24:29 - 24:32
    Infrastruktur in den Entwicklungsländern
    gibt. Und dazu werden sie allein nicht in
  • 24:32 - 24:36
    der Lage sein. Dazu brauchen sie
    Unterstützung, sei es finanzielle
  • 24:36 - 24:39
    Unterstützung bzw. Wissens- und
    Technologietransfer aus dem globalen
  • 24:39 - 24:47
    Norden. Der dritte Punkt ist, die Monopole
    sind so dermaßen dominant auch gerade auf
  • 24:47 - 24:51
    dem afrikanischen Kontinent, der oft als
    ein Kontinent der Hoffnung auch gerade im
  • 24:51 - 24:57
    digitalen Bereich genannt wird. Zum einen
    ist extrem schwer es für neue Unternehmen,
  • 24:57 - 25:00
    sich auf dem Markt zu etablieren und
    selbst etablierte Unternehmen, das gilt
  • 25:00 - 25:04
    sowohl für den afrikanischen Kontinent als
    auch für Indien, geraten immer mehr in
  • 25:04 - 25:10
    Bedrängnis. Wir haben hier in Europa vor
    längerer Zeit schon Diskussionen angestoßen,
  • 25:10 - 25:14
    dass diese Monopole kontrolliert reguliert
    werden müssen. Die EU jetzt mittlerweile
  • 25:14 - 25:18
    auch bei aller Kritik, zumindest ist die
    Diskussion halt da. Es kann aber nicht
  • 25:18 - 25:22
    angehen, dass Diskussionen, die der EU-Rat
    führt, im Endeffekt am Mittelmeer enden.
  • 25:22 - 25:27
    Also wenn man eine global gerechte
    Digitalisierung möchte, dann muss man
  • 25:27 - 25:34
    auch Konzepte entwerfen, dass die digitalen
    großen Konzerne aus China, Japan, USA auf
  • 25:34 - 25:41
    globaler Ebene reguliert werden und
    kontrolliert werden. Und schließlich
  • 25:41 - 25:46
    kommen wahrscheinlich auch viele
    Entwicklungsländer nicht drum herum, auch
  • 25:46 - 25:50
    selbst nationale und regionale digitale
    Plattformen aufzubauen für einige
  • 25:50 - 25:56
    regionale kleine Staaten, sowohl in Asien,
    Lateinamerika, Afrika, werden nicht in der
  • 25:56 - 26:00
    Lage sein, digitale Plattformen
    aufzubauen, die wettbewerbsfähig sind mit
  • 26:00 - 26:04
    den großen bestehenden digitalen
    Konzernen, d. h., eher ein regionaler Ansatz
  • 26:04 - 26:09
    ist wichtig. Und dafür braucht man halt
    auch dementsprechend regionale
  • 26:09 - 26:13
    Freihandelszonen. Afrika hat den ersten
    Schritt gemacht. Es gibt jetzt sozusagen
  • 26:13 - 26:16
    die Arbeiten hin auf eine panafrikanische
    Freihandelszone. Das ist ein ganz
  • 26:16 - 26:20
    wichtiger Schritt. Für die EU bedeutet
    das, dass die EU erst diesen Prozess
  • 26:20 - 26:24
    unterstützen muss. Und vor allen Dingen,
    was die EU nicht machen darf, ist und das
  • 26:24 - 26:28
    tut sie seit 15 Jahren, ganz viele
    bilaterale Handelsabkommen nicht im
  • 26:28 - 26:32
    digitalen Bereich, sondern allgemein mit
    verschiedenen afrikanischen Staaten zu
  • 26:32 - 26:36
    schließen. Und damit zerschießen sie im
    Endeffekt diesen sozusagen kontinentalen
  • 26:36 - 26:41
    Ansatz. Und damit auch möglichst viele
    Leute auch profitieren von solchen
  • 26:41 - 26:45
    digitalen Plattformen, ist es sicherlich
    auch wichtig, dass sie genossenschaftlich
  • 26:45 - 26:48
    organisiert werden. Die große
    Schwierigkeit besteht sicherlich darin,
  • 26:48 - 26:52
    eine genossenschaftliche Plattform zu
    organisieren, einerseits und zum anderen
  • 26:52 - 26:55
    international wettbewerbsfähig zu sein.
    Denn sie konkurrieren mit
  • 26:55 - 26:59
    Aktiengesellschaften. Hier müsste man sich
    wahrscheinlich ein neues Modell überlegen,
  • 26:59 - 27:03
    inwieweit auch Industriestaaten,
    internationale Staatengemeinschaft dies
  • 27:03 - 27:08
    fördert mit Kapital. Ganz
    herzlichen Dank fürs Zuhören.
  • 27:08 - 27:19
    Applaus
  • 27:19 - 27:24
    Herald: Danke, Sven Hilbig. Punktlandung!
    Wir haben jetzt noch genau 10 Minuten Zeit
  • 27:24 - 27:29
    für eure Fragen, eure Kommentare, unsere
    Diskussion. Ich habe schon gesehen, der
  • 27:29 - 27:34
    Signal Angel hat eine Frage. Deswegen fange
    ich direkt mit ihm an und ihr könnt in der
  • 27:34 - 27:42
    Zwischenzeit euch an die Mikrofone
    stellen, wenn ihr möchtet.
  • 27:42 - 27:48
    Signalengel: Eine Frage, wie sieht es mit
    SSI aus? Inwieweit wird sich Self Sovereign
  • 27:48 - 27:52
    Identity hinsichtlich Direktmarketing als
    Lösungsstruktur für dieses Problem
  • 27:52 - 27:58
    erweisen?
    Sven: Da müsst ihr mir zunächst kurz
  • 27:58 - 28:02
    erklären, was SSI ist.
    Frage: Ich habe das so reinbekommen, ich
  • 28:02 - 28:06
    hab nachgefragt, aber keine Antwort
    bekommen. Herald: Und Direktmarketing?
  • 28:06 - 28:11
    Vielleicht ist für einen
    anderen Raum gedacht‽
  • 28:11 - 28:14
    Frage: Ist eventuell eine Option
    vielleicht, ich habe noch keine Antwort.
  • 28:14 - 28:18
    Herald: Danke schön, dann
    nehmen wir die nächste Frage.
  • 28:18 - 28:21
    Frage: Vielen Dank für den
    Vortrag. Sehr interessant!
  • 28:21 - 28:25
    Inwiefern siehst du den russischen
    Ansatz, für alle elektronischen
  • 28:25 - 28:30
    Geräte jeweils eine nationale Alternative
    zu schaffen? Direkt vorinstalliert als
  • 28:30 - 28:35
    einen guten Lösungsansatz für andere
    Länder, nationale Plattform zu stärken. Da
  • 28:35 - 28:40
    wird ja mal mit sehr viel Kritik gegen
    argumentiert. Wegen Überwachung. Würd mich
  • 28:40 - 28:48
    mal interessieren.
    Sven: Ja, das ist glaube ich, eine sehr
  • 28:48 - 28:52
    gute und gleichzeitig sehr heikle Frage.
    Ich hab ja das Thema kurz angekreuzt,
  • 28:52 - 28:57
    nationale Datenspeicherung. Dieses Thema
    kann man aus zwei Blickwinkeln betrachten.
  • 28:57 - 29:02
    Aus der menschenrechtlichen Perspektive –
    Reporter ohne Grenzen – sagen die, dass es
  • 29:02 - 29:06
    natürlich auch teilweise sehr
    problematisch ist, weil gerade autoritäre
  • 29:06 - 29:10
    Staaten natürlich auch diesen Ansatz von
    lokaler Datenspeicherung nutzen, um ihre
  • 29:10 - 29:15
    Bürger zu kontrollieren. So, das ist das
    eine. Das Andere aus einer ökonomischen
  • 29:15 - 29:19
    Perspektive. Dürfen wir aber daraus aus
    dieser Problematik nicht die Folgerung
  • 29:19 - 29:24
    ziehen, dass keine lokale Datenspeicherung
    möglich ist, weil dann wird sich der
  • 29:24 - 29:28
    digitale Handel, Digitalisierung, genauso
    zukünftig weiterentwickeln, wie er sich in
  • 29:28 - 29:35
    der Vergangenheit entwickelt: ungleich.
    Was den russischen Ansatz angeht von der
  • 29:35 - 29:40
    aktuellen Regierung her. Und auch was
    Kontrolle von Zivilgesellschaft angeht,
  • 29:40 - 29:46
    soziale Bewegung, würde ich von daher zum
    Teil eher in Richtung einer
  • 29:46 - 29:54
    Problematisierung betrachten. Das ist,
    glaube ich, der entscheidende Punkt ist,
  • 29:54 - 29:58
    wozu dient die lokale Datenspeicherung?
    Lokaler Ansatz dient es dazu, die Bürger
  • 29:58 - 30:02
    zu kontrollieren oder dazu, eine eigene
    Wirtschaft aufzubauen.
  • 30:02 - 30:11
    Frage: Vielen Dank für den hochinteressanten
    Vortrag. Ich war Ende der ’80er Jahre für
  • 30:11 - 30:17
    die Open Software Foundation in Brasilien
    unterwegs. Brasilien hatte damals hohe
  • 30:17 - 30:26
    Importzölle für IT mit dem Ergebnis, dass
    es da ungefähr 60 PC-Hersteller gab. Das
  • 30:26 - 30:33
    haben die irgendwann aufgeben müssen, weil
    alle anderen Bereiche der Wirtschaft in
  • 30:33 - 30:39
    Brasilien darunter gelitten haben, dass
    sie so einen schlechten Zugang zu IT
  • 30:39 - 30:46
    hatten. Das heißt also, wenn ich versuche,
    den digitalen Bereich durch Zölle zu
  • 30:46 - 30:53
    schützen, um etwas Eigenes aufzubauen,
    wenn das Eigene, was ich dort aufbaue,
  • 30:53 - 30:57
    geschützt werden muss, weil es nicht
    wettbewerbsfähig ist, dann behindere ich
  • 30:57 - 31:03
    im Prinzip den gesamten Rest der
    Wirtschaft. Wie kann man dieses
  • 31:03 - 31:07
    Problem auflösen?
    Sven: Das hängt natürlich stark von der
  • 31:07 - 31:12
    jeweiligen Regierung ab. Du redest
    wahrscheinlich von ’98 rückwärts, denke ich
  • 31:12 - 31:16
    mal, was Brasilien angeht. Damals Laptops
    war ja absurd! Die haben in Brasilien das
  • 31:16 - 31:23
    Fünffache gekostet. … ok, sehr weit zurück.
    Das ist natürlich klar. Das ist natürlich;
  • 31:23 - 31:28
    die Sache ist ambivalent. Wenn man
    natürlich nur ’ne Schutzzoll-Politik betreibt,
  • 31:28 - 31:32
    ohne gleichzeitig die eigenen Unternehmen
    zu fördern, dann passiert genau das, was
  • 31:32 - 31:36
    du gerade aufgezeigt hast. Aber es geht
    auch andersherum. Die Regierung von ’89,
  • 31:36 - 31:40
    das war ja gerade erst zum ersten Mal ein
    brasilianischer Präsident direkt vom Volk
  • 31:40 - 31:45
    gewählt worden. 13 Jahre später kam die PT
    an die Regierung. Und bei aller Kritik an
  • 31:45 - 31:49
    der Arbeiterpartei, Lula hat eine andere
    Politik verfolgt. Lula hat auch gerade in
  • 31:49 - 31:53
    verschiedenen Wirtschaftszweigen hat
    gesagt: OK, wir fassen Geld an und wir
  • 31:53 - 31:56
    investieren. Und das ist auch genau, was
    die südostasiatischen Staaten gemacht
  • 31:56 - 32:00
    haben: Schutzzölle aufzuheben, um die
    eigenen Unternehmen zu stützen, weil es
  • 32:00 - 32:04
    vielleicht eine Klientelpolitik ist, das
    geht nach hinten los. Aber wenn man einen
  • 32:04 - 32:08
    langfristigen Plan für die nächsten 20, 30
    Jahre hat, dass man sagt, man baut eigene
  • 32:08 - 32:16
    Industrien auf, dann ist es natürlich
    schon ein richtiger Ansatz. Was Brasilien
  • 32:16 - 32:20
    angeht, das ist ja – führt vielleicht ein
    bisschen zu weit – Ich habe 5 Jahre in der
  • 32:20 - 32:25
    Menschenrechtsorganisation … vielleicht
    spreche ich deswegen mehr darauf an … Die
  • 32:25 - 32:28
    betreiben ja mittlerweile eine
    Deindustrialisierungspolitik. Die haben ja
  • 32:28 - 32:32
    die letzten 8, 10 Jahre ganz stark darauf
    gesetzt, Agrargüter zu exportieren und der
  • 32:32 - 32:37
    Industrialisierungsgrad ist zurückgegangen.
    Das ist natürlich eine völlig falsche Politik.
  • 32:37 - 32:43
    Unter ’nem Liberalisierungsdogma sozusagen.
    Herald: Vielleicht als Ergänzung: auf der
  • 32:43 - 32:49
    Grassroots-Hackerebene, in so einer
    Organisation arbeite ich, gibt’s halt
  • 32:49 - 32:53
    Leute, die zum Beispiel in Kenia, weil sie
    keine 3D-Drucker importieren können, aus
  • 32:53 - 32:59
    E-Waste 3D-Drucker bauen und gleich die
    lokale Ökonomie mitnutzen und Filament
  • 32:59 - 33:03
    muss man dann eben auch selber Precious-
    Plastic-mäßig herstellen, weil es extrem
  • 33:03 - 33:08
    teuer zu importieren ist und schwer zu
    bekommen, selbst in der Stadt wie in
  • 33:08 - 33:14
    Nairobi. Wir haben noch viele Fragen auch
    vom Signal Angel und hier im Raum und dann
  • 33:14 - 33:18
    sicher auch noch Gelegenheit, mit dir
    draußen zu sprechen. Deswegen will ich als
  • 33:18 - 33:22
    erstes den Signal Angel nehmen, weil die
    Leute im Internet ja nicht danach noch
  • 33:22 - 33:26
    kurz sprechen können.
    Signal-Engel: Was kann man unter dem
  • 33:26 - 33:31
    Verbot von lokaler Datenspeicherung
    verstehen? Welche Daten sind das?
  • 33:31 - 33:35
    Gibt’s da ein Beispiel?
    Sven: Das gilt grundsätzlich für alle
  • 33:35 - 33:38
    Daten. Es gibt das Verbot lokaler
    Datenspeicherung. Gibt’s verschiedene
  • 33:38 - 33:43
    Varianten, sozusagen, die umfangreichste
    Variante ist die, die in dem
  • 33:43 - 33:48
    transpazifischen Partnerschaftsabkommen
    verabschiedet wurde. Das heißt im
  • 33:48 - 33:55
    Endeffekt alle möglichen Daten, die in
    einem Zusammenhang mit einer
  • 33:55 - 34:00
    geschäftlichen Vereinbarung stehen, so
    steht’s drin, dürfen nicht auf einem
  • 34:00 - 34:03
    lokalen Server irgendwie gespeichert
    werden, geschweige denn weiterverarbeitet
  • 34:03 - 34:08
    werden. Das ist natürlich der Angelpunkt.
    Man sagt halt immer, das muss, diese Daten
  • 34:08 - 34:12
    müssen in einer geschäftlichen Beziehung
    halt stehen. Aber das wird in Handelsabkommen
  • 34:12 - 34:18
    regelmäßig relativ weit ausgelegt.
    Herald: Vielleicht noch ein Kommentar,
  • 34:18 - 34:24
    bevor wir gleich abgeschnitten werden. Auf
    eurer Webseite Brot für die Welt hast du
  • 34:24 - 34:28
    einen Blog, wo man Artikel von dir auf
    Deutsch lesen kann. Und es gibt auch diese
  • 34:28 - 34:33
    Studie Gerechtigkeit 4.0 auf Englisch zum
    Runterladen. Das heißt, man kann ja auch
  • 34:33 - 34:37
    dann nochmal weiterverbreiten und auch
    selber lesen, natürlich auf Deutsch oder
  • 34:37 - 34:43
    auf Englisch. Für die, die die Übersetzung
    gerade anhören. Jetzt würde ich noch einmal
  • 34:43 - 34:45
    Mikrofon 1, du stehst schon länger da,
    nehmen.
  • 34:45 - 34:49
    Frage: Ja, nochmal vielen Dank für den
    Vortrag. Ich habe eine ganz kurze Frage.
  • 34:49 - 34:54
    Und zwar schlägt Trump relativ viel
    Porzellan auch bei der WTO um und besetzt
  • 34:54 - 34:59
    Richterposten nicht neu. Und die Frage:
    führt das vielleicht dazu, dass sich da was
  • 34:59 - 35:03
    ändert, weil ja keine Schiedsverfahren
    mehr entschieden werden können? Oder wird
  • 35:03 - 35:07
    das eher zum Gegenteil führen, dass alles
    so bleibt und in Zement gegossen wird?
  • 35:07 - 35:12
    Sven: Gut, die aktuellen Entwicklungen der
    WTO sind sehr kontrovers. Eine Woche
  • 35:12 - 35:19
    nachdem die USA komplett die Neubesetzung
    der Berufungsinstanz blockiert hat, hat
  • 35:19 - 35:24
    Trump selbst sich an die Berufungsinstanz
    gewandt, weil sie in erster Instanz gegen
  • 35:24 - 35:30
    Indien verloren haben. Das zweite ist, die
    EU arbeitet seit Sommer 2019 an einer Mini
  • 35:30 - 35:36
    WTO. Sie haben bereits bilaterale Abkommen
    getroffen, mit ungefähr 15 Staaten sehr
  • 35:36 - 35:41
    wichtigen Staaten. Und die wollen jetzt ab
    Januar nächsten Jahres 2020 darauf
  • 35:41 - 35:46
    hinarbeiten, dass es ein sog. plurilaterales
    Abkommen gibt. Im Rahmen der WTO. Aber
  • 35:46 - 35:50
    nicht alle Staaten sind dabei, vielleicht
    60, 65 Staaten, die sagen: Wir verständigen
  • 35:50 - 35:55
    uns darauf, dass wir ad hoc ein
    Schiedsgericht, das sieht die WTO vor, ein
  • 35:55 - 35:59
    Schiedsgericht anerkennen. Und aus
    diesem Ad-hoc-Schiedsgericht soll eine
  • 35:59 - 36:04
    permanente Institution werden, eine kleine
    Mini WTO. Das ist aus entwicklungspolitischer
  • 36:04 - 36:07
    Perspektive höchst problematisch,
    weil sich natürlich da die
  • 36:07 - 36:11
    Industriestaaten nur darauf verständigen,
    wie sie zukünftig miteinander umgehen. Und
  • 36:11 - 36:15
    ein altes chinesisches Sprichwort sagt:
    Wer nicht mit am Speisetisch sitzt, steht,
  • 36:15 - 36:19
    auf der Speisekarte … Wer nicht am
    Tisch sitzt, steht auf der Speisekarte.
  • 36:19 - 36:24
    Von daher auch problematisch.
    Herald: Mikrofon 2 bitte.
  • 36:24 - 36:28
    Frage: Vielleicht noch mal bezugnehmend
    auf das Szenario in Brasilien und E-Waste.
  • 36:28 - 36:32
    Inwiefern sollte man besonders
    unter der Überschrift Gerechtigkeit auch
  • 36:32 - 36:36
    Generationengerechtigkeit und vielleicht
    eher so etwas wie Right to Repair oder
  • 36:36 - 36:42
    Modify die Geräte in Betracht ziehen,
    sodass es nicht unbedingt um Produktion
  • 36:42 - 36:46
    geht, die sich dann unterbieten muss?
    Sven: Das ist natürlich ein richtiger
  • 36:46 - 36:52
    Ansatz. Wiir waren – hast du ja auch erzählt –
    Wir waren ja bei Bits und Bäumen dabei. Da
  • 36:52 - 36:56
    ging es vor allem um ökologische
    Nachhaltigkeit, vor allen die Punkte. Die
  • 36:56 - 36:59
    sind ja auch im Forderungskatalog mit
    aufgehoben. Ich habe mich ja nur auf einen
  • 36:59 - 37:03
    kleinen Bereich konzentriert, weil das
    Thema, die makroökonomische Auswirkung der
  • 37:03 - 37:07
    Digitalisierung auf den globalen Süden in
    der allgemeinen Disskussion viel zu kurz
  • 37:07 - 37:10
    kommt. Ansonsten natürlich
    Zustimmung dafür. Danke.
  • 37:10 - 37:14
    Herald: Noch das Bedürfnis, eine ganze
    Diskussion zu führen, sollten wir für
  • 37:14 - 37:19
    nächstes Jahr beim Kongress einreichen,
    auch auf Englisch mit Menschen aus dem
  • 37:19 - 37:26
    globalen Süden in Anführungszeichen. Ein
    Tipp noch: Wenn ihr euch für die Grassroots
  • 37:26 - 37:31
    Initiativen interessiert: Es gibt eine arte-
    Dokumentation, die heißt Made in Africa,
  • 37:31 - 37:41
    die Hackerspaces and Innovation Labs in
    Afrika sich anschaut und dokumentiert.
  • 37:41 - 37:47
    Ansonsten freue ich mich, dass wir gleich
    noch ein bisschen weiter reden können. Und
  • 37:47 - 37:50
    ihr könnt uns auch noch im Open
    Infrastructure Orbit und beim Bits und
  • 37:50 - 37:55
    Bäume Bereich bei About Freedom besuchen
    kommen, wenn ihr heute im Lauf des Tages
  • 37:55 - 38:00
    noch Zeit habt. Dann: Dankeschön! Und
    Tschüss auch dem Stream!
  • 38:00 - 38:02
    Applaus
  • 38:02 - 38:06
    36c3 Abspannmusik
  • 38:06 - 38:14
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
    im Jahr 2020. Mach mit und hilf uns!
Title:
36C3 - Gerechtigkeit 4.0
Description:

more » « less
Video Language:
German
Duration:
38:30

German subtitles

Revisions