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35c3 preroll music
-
Herald Angel: Stellt euch vor ihr habt ein
Smart Home. Alles ist schön vernetzt. Ihr
-
seht wer bei euch vor der Türe steht von
eurem Handy aus. Alles super, aber denkt
-
jetzt mal auf ein, zwei, drei Leveln
größer. Was könnte man denn da tun, wenn
-
das Smart Home plötzlich die Smart EU ist
und du hast nicht nur eine Kamera an
-
deiner Türe, sondern eine Kamera in der
Luft, einen Blims an Fesselballons auf
-
Satelliten und die Leute haben auch ihre
Smartphone-App und kontrollieren damit
-
unsere Grenzen. Was damit passieren kann,
erfahrt ihr jetzt mit Matthias.
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Eine Runde Applaus.
-
applaus
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Matthias: Viele Leute denken, wenn sie
Frontex hören, an so eine Truppe, die an
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den Grenzen rumsteht und je mehr man dahin
stellt desto weniger Leute kommen rein.
-
Das ist ziemlicher Quatsch. Das wird auch
nicht funktionieren, wenn 10.000 da stehen
-
schon allein deswegen, weil man an der
Grenze auch gar niemanden zurückschicken
-
kann wohin dann auch. Und man kann auch
niemand, der Schutz sucht oder Asyl
-
beantragen in das Land so ohne weiteres
zurückschicken, wo die Personen
-
hergekommen ist oder als Transitland
benutzt hat. Hier auf der Einstiegsseite
-
seht ihr die aktuelle Migratory Map auf
der Frontex Webseite, die wird regelmäßig
-
geupdatet. Da seht ihr die Schwerpunkte.
Ich werde mich hier auf das zentrale
-
Mittelmeer beziehen und vor allen Dingen
auf die Operation "Themis" von Frontex.
-
Das ist eine neue Mission, die eine alte
ersetzt und die alte von Frontex hat
-
wiederum eine italienische ersetzt.
Italien hatte mal so eine Seenot
-
Rettungsmission "Mare Nostrum" 2014
gemacht und die EU fand das nicht so gut
-
und hat Italien dann quasi gedrängt
zugunsten der Operation "Triton" das
-
aufzugeben. Triton ist aber keine
Seenotrettungsmission und Themis auch
-
nicht (also die Nachfolge), sondern man
wartet im Prinzip nur an der italienischen
-
Küste, wer es bis dahin schafft. Die
Operation Themis hatte..., also operiert
-
an der Breite ungefähr an der Küste von 40
Kilometern und allein bis Malta sind es
-
über 200 Kilometer. Das ist nur mal so die
Dimension. Im Prinzip ist Frontex auch
-
garnicht im zentralen Mittelmeer
unterwegs, sondern eben nur in den
-
Küstenstreifen. Das Gleiche gilt auch für
Spanien und Griechenland, wo Frontex auch
-
Missionen hat. Da sind die Küsten
natürlich sehr viel schmaler und deswegen
-
ist Frontex auch sehr viel öfter dort an
Seenotrettungsmission beteiligt. Trotzdem
-
geht der Vortrag ja hier über Frontex. Und
deswegen will ich nochmal beschreiben, was
-
Frontex sonst so macht. Ich habe das ja
auch "Grenzgeheimdienst" genannt
-
Aufklärung im Grenzvorbereich. Frontex
definiert einen Grenzvorbereich, für den
-
die Agentur zuständig ist und der geht, je
nach Bedarf, bis weit nach Afrika hinein.
-
Frontex hat für den Grenzvorbereich auch
schon Lageberichte zu Mali angefertigt
-
beispielsweise. Im Wesentlichen ist das im
Mittelmeer aber... sind das natürlich die
-
nordafrikanischen Küsten und da ganz im
Besonderen Libyen, dazu werde ich noch
-
kommen. Frontex überwacht das Mittelmeer
mit allerlei Gerät. Frontex hat einen
-
sogenannten "Mehrzweckflugdienst"
gestartet, also mit Flugzeugen. Frontex
-
operiert seit Oktober auch erstmals mit
großen Drohnen. Die Drohne die ihr hier
-
seht - vielleicht kann man das von vorne
sogar erkennen - trägt also so eine Art
-
Emblem so eine Art Hoheitszeichen von
Frontex. Das ist eine israelische Drohne
-
der MALE-Klasse (also eine lange Ausdauer,
hoch fliegend, also mittlere Höhen). Das
-
sind die, die die Bundeswehr auch in
Afghanistan fliegt und die ansonsten der
-
Konzern an Militärs verkauft. Die fliegen
natürlich unbewaffnet, aber mit diesen
-
Drohnen überwacht jetzt Frontex das
Mittelmeer. Da sind viele Pilotprojekte
-
vorausgegangen mit kleineren Drohnen,
mittelgroßen Drohnen und jetzt eben mit
-
großen. Frontex forscht außerdem an der
Verbesserung dieser Systeme mit
-
Fesselballons aerostaten, also auch
fixiert-fliegenden Ballons (Zeppelin). Das
-
tut Frontex auch schon lange und das war
mit den Drohnen genauso und die werden
-
jetzt eingesetzt. Wo Frontex auch daran
forscht, ist natürlich nicht nur die
-
Bilder zu erheben, zu generieren, sondern
sie auch in die Zentrale nach Warschau zu
-
streamen und jederzeit über die Assets,
also die Gerätschaften, Fahrzeuge, die
-
eingesetzt sind, über den Standort
informiert zu sein. An der Verbesserung
-
dieser Verfahren wird gearbeitet. Frontex
arbeitet außerdem mit anderen Agenturen
-
zusammen. Im Wesentlichen ist das die
maritime Sicherheitsagentur und die
-
Fischereiagentur - das sind die
Abkürzungen hier. Die maritime
-
Sicherheitsagentur zum Beispiel hat auch
Drohnen und man teilt sich die Bilder.
-
Alle Agenturen werden.., also teilen
untereinander die Aufklärungsrate, die sie
-
da erheben. Frontex hat ein ziemlich
großes Bild von dem was da im Mittelmeer
-
passiert - jetzt schon. Frontex forscht
übrigens auch zu Anwendungen Persistent
-
Surveillance. Das soll ab 2025/2030...
soll das serienreif sein. Frontex ist da
-
nur Teilnehmer. Das ist... also auch viele
Militärs, Innenministerien,
-
Rüstungskonzerne forschen daran. Wer nicht
weiß, was es ist: also es ist der Versuch
-
sozusagen eine super-hochauflösende
Bildgebung zu erzeugen aus hochfliegenden
-
Satelliten, niedrigfliegende Satelliten,
Drohnen und wahrscheinlich auch Flugzeugen
-
um damit sozusagen jede Bewegung auch
nachträglich nachvollziehen zu können.
-
Frontex bedient sich auch des Systems
"Eurosur". Das ist relativ wichtig.
-
Eurosur schaltet die
Aufklärungsfähigkeiten der Mitgliedstaaten
-
zusammen. Jeder Mitgliedstaat überwacht
seine/ihre blaue Grenze, grüne Grenze -
-
also Seegrenze, Landgrenze. Dazu musste,
man brauchte man nicht Frontex um diese
-
Überwachung einzuführen, aber Frontex
führt diese Überwachung zusammen. Das Neue
-
an Eurosur ist eigentlich, dass es jetzt
bei Frontex ein Lagezentrum gibt, wo alle
-
diese Daten zusammenlaufen und Frontex
quasi das Hauptquartier von Eurosur
-
bildet. Eurosur wird gerade auch massiv
aufgerüstet, sowohl monetär, dass also
-
jährlich immer mehr Gelder an Eurosur
fließen, als auch die Stellen werden
-
aufgestockt, vor allen Dingen im Bereich
der Überwachungstechnologie. Viel
-
wichtiger ist aber das System
"Copernicus". Das gehört zu Eurosur -
-
könnte man sagen - oder sagen wir anders,
Copernicus ist eigentlich das EU
-
Satelliten Programm, was verschiedene
Bereiche abdeckt. Die sind hier
-
aufgeführt, z.B. von Klimawandel - man
guckt, wie sehr die Polkappen geschmolzen
-
sind - bis zur Landwirtschaft - welche
Felder sind gerade ertragreich oder auch
-
in Heiligendamm beim G8-Gipfel. Da wurde
geguckt, wieviel Felder niedergetrampelt
-
wurden, dass man dann den Landwirten
Entschädigung zahlen konnte. Die gleichen
-
Satelliten kann man natürlich auch
benutzen... die gleichen Bilder kann man
-
natürlich auch benutzen um die Grenzen zu
überwachen. Also das ist im Zentrum. Die
-
Satelliten sind, soweit ich weiß, im
Moment noch nicht alle im All von den
-
sechs Sentinels. Während die quasi während
dieses ersten Programm, diese erste
-
Staffel abgeschlossen wird, arbeitet man
schon an neuen Satellitengeneration mit
-
noch mehr Auflösung. Hier sieht man mal
eine Karte, wo die in Marokko
-
Flüchtlingscamps versucht haben per
Satellit aufzuspüren. Dieses Bild habe ich
-
sonst nirgendwo im Internet gefunden außer
bei einer Präsentation vom EU-
-
Satellitenzentrum. Dieses EU-
Satellitenzentrum ist quasi dafür da, die
-
ganzen Satellitenflotte und das was die
dann an Bildern generiert, zu verwalten
-
und an die Abnehmer in der Europäischen
Union weiterzugeben. Der Mensch, der die
-
Präsentation für das SatCen gehalten hat -
also wir haben die dann bei Netzpolitik
-
online gestellt - möchte, dass die
gelöscht wird. Wir haben das jetzt erst
-
einmal nicht gemacht, weil das auch ein
ganz interessantes Bild ist, was eben
-
zeigt, dass... natürlich wird diese ganze
Technologie auch tatsächlich eingesetzt
-
bei der Migrationskontrolle und das ist
natürlich auch sehr wichtig.
-
Beispielsweise in Marokko an der Grenze zu
der Enklaven Ceuta und Melilla - diese
-
spanischen Enklaven - ist es natürlich
auch wichtig für Frontex aufzuklären im
-
Grenzvorbereich. Auch dieses System wird
gerade verbessert. Also das, was es schon
-
gibt, ist, dass man oft aus dem All eben
Schiffe beobachtet, dass man Schiffe
-
tracken kann. Das geht bei großen Schiffen
natürlich sehr viel besser. Man kann, also
-
bei Schiffen ist es so, wenn die
ausgemustert werden, dann werden die quasi
-
wie abgemeldet und dann funktionieren die
Systeme nicht mehr, dann haben die auch
-
keinen Transponder, der den Standort
beispielsweise mitteilt, aber sie sind
-
quasi aus dem All relativ gut zu erkennen
und wenn die dann bewegt werden, ohne dass
-
die jetzt meinetwegen zur Verschrottung
irgendwie vorgesehen sind, dann generiert
-
das erst mal Verdacht und dann kann
Frontex sozusagen nachsehen. Und ich
-
behaupte mal, dass dieses System auch dazu
geführt hat, dass die großen Frachtschiffe,
-
die es mal gegeben hat vor drei Jahren, die
mit den Menschen aus der Türkei in die
-
Europäische Union übergesetzt sind und die
relativ sicher gewesen sind im Vergleich
-
zu den Schlauchbooten jedenfalls, mit
denen die Leute jetzt übers Meer müssen.
-
Diese Schiffe wurden hierzulande als
Geisterschiffe verbrämt. Ich finde das
-
einen unmöglichen Ausdruck, aber
vielleicht erinnert ihr euch daran. Und
-
das gab es ein paar Wochen. Es gab so drei
große Schiffe, wenn ich mich recht
-
erinnere und zack war das Phänomen vorbei,
weil diese Schiffe eben einfach, diese
-
ausgemusterten Frachtschiffe einfach,
überwacht wurden.
-
Frontex ist auch der
-
erste Kunde der sogenannten Weltraum-
Datenautobahn. Wer davon noch nicht gehört
-
hat, also auf dieser Grafik ist es ein
bisschen illustriert. Da werden drei
-
Lasersatelliten ins All geschossen. Bei
Satelliten-Technologie hat man ja das
-
Problem, dass die manchmal die Erde erst
einmal umrunden müssen, um sozusagen
-
wieder an Position zu sein und um die
Daten zum Beispiel zu Boden funken zu
-
können. Das heißt also, wenn man nicht
genügend Satelliten im All hat, verliert
-
man relativ viel Zeit, mit der
Lasertechnologie kann man immer irgendwo
-
eine Verbindung herstellen zu einer
Bodenstation und die Daten sozusagen in
-
Echtzeit, in beinahe Echtzeit, dann zu
Boden funken. Dieser erste Satellit ist -
-
ich glaube, inzwischen auch der zweite -
sind im All und Frontex nutzt das eben für
-
das Copernicus-System. Also um verzugslos
Aufklärungsdaten zu Boden zu bringen. Was
-
es im Mittelmeer natürlich auch gibt ist
die Militärmission EUNAVFOR MED, die hat
-
erstmal nichts mit Frontex zu tun. Also
Frontex untersteht der Kommission
-
vereinfacht gesagt und EUNAVFOR MED dem
Auswärtigen Dienst der Europäischen Union,
-
ist also eine Militärmission, wo auch die
Bundeswehr dran teilnimmt. Und die sind da
-
mit allerlei Flugzeugen und Schiffen im
Mittelmeer aktiv und man kann sich ja
-
relativ gut vorstellen, welche
Aufklärungsfähigkeiten diese Schiffe,
-
Flugzeuge und Hubschrauber haben inklusive
Signal-Intelligence, also das Abhören
-
bestimmter Regionen. EUNAVFOR MED soll
Schleuser bekämpfen. Da fragt man sich,
-
wie geht das mit U-Booten? Tatsächlich
sind aus Italien und aus Griechenland
-
immer mal wieder U-Boote beigestellt und
die sollen eben auch dazu dienen,
-
Schleuser aufzuspüren. Der „Erfolg“ in
Anführungsstrichen dieser Mission ist,
-
dass sie um die 150 der Schleusung
Verdächtigte aufgespürt haben mit ihren
-
U-Booten, Flugzeugen und Kriegsschiffen.
Ich behaupte mal, in den allermeisten
-
Fällen werden das Leute gewesen sein, die
am Außenbordmotor gesessen haben und dafür
-
vielleicht irgendeine Vergünstigung
gekriegt haben für die Überfahrt, aber
-
deswegen sind sie natürlich noch lange
keine Schleuser. Die Informationen, die
-
dort anfallen, werden auch geteilt mit
Frontex und auch mit Europol und das
-
funktioniert über diese lustige
Kriminalitätsinformationszelle, wo eben
-
quasi versucht wird, also das Problem ist
ja, Militär hat eingestufte Informationen,
-
wie geht man damit um, wenn zivile
Agenturen diese Informationen benutzen?
-
Dafür hat man diese
Kriminalitätsinformationszelle gegründet,
-
die läuft jetzt seit ein paar Monaten und
darüber erhält auch Frontex diese dort
-
anfallenden Informationen. Die
Verteidigungs-Agentur, die europäische
-
Verteidigungs-Agentur hat eigene Projekte,
also dieses Mariza läuft seit neun Jahren
-
oder zehn Jahren, ist in dem Sinne kein
Forschungsprojekt, sondern eher so ein
-
Umsetzungsprojekt, wo versucht wird… also
da sind einige Verteidigungsministerien,
-
Innenministerien, Rüstungskonzerne
forschen da zusammen, um die Überwachung
-
der Meere zu verbessern. Also es gibt so
Demonstrationsobjekt im Ionischen Meer.
-
Das ist hier abgebildet, wo versucht wird,
so viele Layer wie möglich. Man kann es
-
leider dort nicht erkennen, aber das ist
eben so ein Interface, wo man quasi
-
zuschalten kann. Will ich jetzt auch noch
die Satellitenüberwachung haben? Will ich
-
nur die Transponder-Signale der Schiffe
haben? Und da kann man dann auch
-
verdächtige von unverdächtigen Schiffen
unterscheiden. Also ein unverdächtiges
-
Schiff hat in der Regel ein Transponder-
Signal zum Beispiel, fährt eine gewohnte
-
Route ab, fährt zum Beispiel nicht am
Strand los oder sowas. Das passiert
-
inzwischen alles auch softwaregestützt.
Was die Verteidigungsagentur auch macht,
-
will ich kurz erwähnt haben, Ozean2020 ist
ein Forschungsprogramm, wo versucht wird,
-
Drohnen im Schwarm mit Flottenverbänden
fliegen zu lassen. Das ist auch keine
-
wirklich neue Forschung, das macht zum
Beispiel Airbus auch. Die machen das halt
-
fürs Militär, für rein militärische
Anwendungen und hier ist es die Firma
-
Saab, die das leitet, von denen ist auch
das Bild und interessanterweise finden
-
auch Tests dieser Anwendungen in der
Ostsee statt. Also kann man die Augen
-
offen halten, das wird dann wahrscheinlich
vor Schweden sein, weil das Saab
-
durchführen wird. Und man errichtet hier
ein Lagezentrum in Brüssel, ein maritimes
-
Lagezentrum, was natürlich auch für andere
Zwecke genutzt werden kann. Sowas gibt es
-
noch nicht. Man muss mal gucken ob dieses
Lagezentrum danach bleibt oder was man
-
eigentlich damit anfängt. Ich will Europol
auch erwähnen: Europol ist das Pendant zu
-
Frontex, das ist sozusagen nicht die
Grenzpolizei sondern die Kriminalpolizei,
-
wenn man so will. Also da vernetzen sich
die Kriminalpolizeien der Mitgliedsstaaten,
-
da werden auch munter die Informationen
hin und her getauscht. Was Europol macht,
-
die löschen das Internet - das ist für
euch vielleicht ganz interessant. Also man
-
hat vor drei Jahren so ein Mechanismus
eingeführt zur Terrorismusbekämpfung,
-
dass man bestimmte Inhalte bei denen bei
den Providern zur Entfernung meldet -
-
unerwünschte Inhalte. Und wenn so eine
Meldung von der Polizei kommt, dann nehmen
-
die diesen Hinweis ernst. Das ist so ein
bisschen der Gedanke dahinter. 90 Prozent
-
der Meldungen werden tatsächlich dann
offline genommen, das sind dann
-
irgendwelche Facebook oder YouTube
Postings oder manchmal auch Nutzer
-
Accounts. Und Europol hat auch schon um
die tausend Inhalte zum Thema Fluchthilfe
-
gelöscht. Ich sage jetzt Fluchthilfe -
Europol nennt das Schleuserkriminalität.
-
Das mag jetzt Fluchthilfe aus vielleicht
kommerziellen niederen Motiven sein, aber
-
es ist auf jeden Fall ... viele Leute sind
darauf angewiesen: Wer aus Syrien über die
-
Ägäis übersetzen will, guckt vielleicht
zuallererst auf eine Facebook-Gruppe, und
-
wenn diese Facebook-Gruppen offline
genommen werden dann wird die Flucht ja
-
nicht unmöglich sondern risikoreicher; das
heißt die Leute werden auf klapprige Boote
-
ausweichen, auf Schleuser die vielleicht
teurer sind, und so weiter. Das wollte ich
-
zumindest mal erwähnt haben. Im nächsten
mehrjährigen Finanzrahmen - also die EU
-
denkt ihre Haushalte so in sieben
Jahreszeiträumen - ist das Budget für
-
Frontex nochmal jährlich erhöht worden.
Zum Vergleich Ich habe jetzt nur die Zahl
-
von vor drei Jahren - da waren es glaube
ich 300 irgendwas Millionen, die Frontex
-
jährlich hatte. Jetzt wird das Budget um
600 Millionen aufgestockt jährlich, und
-
wenn dann der mehrjährigen Finanzrahmen
startet, dann sogar um insgesamt 11
-
Milliarden - kann man kann man sich runter
rechnen ... durch sieben, also wie viel
-
... bzw. es ist dynamisch, es ist ja
nicht immer das Gleiche jedes Jahr. Plus
-
die EU hat auch noch ein paar Fonds mit
denen die Mitgliedsstaaten in der
-
Grenzsicherung und in Asylbelangen
unterstützt werden, und diese Fonds haben
-
ebenfalls noch einmal in einem
mehrjährigen Finanzrahmen Volumen von 22
-
Milliarden - zusammengezählt gibt die EU
35 Milliarden aus, bis 2027 also von 2021
-
bis 2027 35 Milliarden für Grenzschutz. Das
ist ... also muss man einfach nur mal ...
-
kann man auch mal ... kann man auch runter
rechnen was man mit dem Geld auch sonst so
-
machen könnte ... und auch wieviele Leute
man mit diesem Geld retten könnte.
-
Was macht man denn mit diesen ganzen
Informationen? Also, da entstehen ja auch
-
Begehrlichkeiten, also wenn man das
Mittelmeer so lückenlos überwacht dass
-
eigentlich niemand mehr ertrinken müsste,
und trotzdem Leute ertrinken, wo gehen die
-
ganzen Informationen eigentlich hin? Und
Eurosur - da wird gerade die neue
-
Verordnung diskutiert - hat da auch ein
ganzes Kapitel zu ... also wirklich ... ab
-
Artikel 71, glaube ich , geht es um die
Zusammenarbeit mit Drittstaaten - und die
-
soll ausgebaut werden soll. Die Daten
sollen jetzt an europäische Nachbarstaaten
-
gegeben werden können um Flüchtlinge
aufzuhalten. Das ist gar nicht so einfach,
-
denn man ist da ja an die Konventionen
gebunden. Also man kann ja nur mit
-
Menschen zusammen, also mit Ländern
zusammenarbeiten, mit Regierungen
-
zusammenarbeiten, die irgendwie auch dem
Geist der Europäischen
-
Menschenrechtskonvention vielleicht
entsprechen, weil alle teilnehmenden
-
Mitgliedsstaaten an diesen Missionen
müssen sich auch an die
-
Menschenrechtskonvention halten. Und wenn
man jetzt z.B. kooperiert mit Ländern, die
-
die Menschenrechte mit Füßen treten, ist
das natürlich ein Problem. Da wird gerade
-
sag ich mal viel ausprobiert, da geht
gerade viel Kreativität rein und unter
-
anderem wird zum Beispiel von Eurosur dazu
aufgerufen, dass auch regionale Netze
-
eingebunden werden sollen, und das ist
hier der Knackpunkt - regionale Netze gibt
-
es nämlich schon. Es gibt auch eins fürs
Mittelmeer, das heißt Seepferdchen.
-
Holpriger Name, ist aber gar nicht so
possierlich, da vernetzen sich alle
-
südlichen Mittelmeeranrainer, Portugal
übrigens auch, also Spanien, Frankreich,
-
Italien, und so weiter. Und da sollen
jetzt Drittstaaten angeschlossen werden.
-
Also die Idee ist, dass Libyen, Tunesien,
Ägypten, und Algerien an dieses Subsystem
-
angeschlossen werden. Das ist ein
multilaterales System, das ist ein
-
Netzwerk nicht der EU, sondern einiger
Mitgliedsstaaten, und über dieses
-
regionale System, das wird aber an Eurosur
angeschlossen. Diese Grafik könnt ihr euch
-
später auf den Folien vielleicht nochmal
genauer angucken, und vielleicht auch
-
lesen was da steht; unten ... also unten
in der Mitte steht third state border
-
network, das daneben auch in Eurosur
integriert werden soll.
-
Und im Fokus
-
steht natürlich Libyen, weil aus Libyen
die allermeisten Abfahrten stattfinden,
-
und da gibt es eben auch schon enge
Zusammenarbeit - vor allen Dingen zwischen
-
Libyen und Italien, das hat unter anderem
auch historische Gründe. Es gibt ein
-
Kontrollzentrum, maritimes
Kontrollzentrum, in Italien, wo schon
-
libysche Beamte abgeordnet sind, also
abgeordnet worden sind. Nach Quellen aus
-
dem Internet - das hab ich jetzt vor Ort
nicht überprüft - sind dort vier libysche
-
Beamte tätig, die quasi das Mittelmeer
überwachen und wahrscheinlich auch von
-
Italien Informationen erhalten. Erst mal
kommen diese Informationen nicht von der
-
EU, sondern von einem Mitgliedsstaat, und
das ist sozusagen aus meiner Sicht der
-
Trick der da angewendet wird, dass man
eben relativ eng mit Libyen
-
zusammenarbeiten kann, ohne dass die EU
jetzt quasi einen eigenen Vertrag machen
-
muss. Italien hat ja auch dafür gesorgt
dass Libyen eine eigene Seenotrettungszone
-
ausgerufen hat. Italien errichtet für
Libyen jetzt auch eine
-
Seenotrettungsleitstelle, um diese Zone zu
betreuen. Das wird alles von einer EU-
-
Kommission, oder fast alles von der EU-
Kommission bezahlt. Also die EU-Kommission
-
zahlt da 44 Millionen Euro für diese
Leitstelle, um das Mittelmeer zu
-
überwachen, um soviel wie möglich
Rettungsmission auf hoher See - Wir reden
-
nur über die hohe See. Ich rede jetzt
nicht über die libyschen Hoheitsgewässer,
-
da hat natürlich niemand was zu suchen,
aber wie ihr wisst sind auf hoher See in
-
den verschiedenen Seenotrettungszonen von
Malta, Italien, und Libyen - die sich hier
-
treffen - also man kann es ja ganz gut
sehen, wie die Zonen aufgeteilt sind.
-
Malta hat übrigens eine sehr große
Seenotrettungszone. Und das ist auch der
-
Grund dafür, weswegen eben viele
theoretisch von Malta eigentlich gerettet
-
werden müssten und weshalb es oft auch
Konflikte gibt zwischen Italien und Malta
-
über die Seenotrettung. So dieses
Seenotrettungszentrum dieses MRCC gibt es
-
noch nicht. Vorübergehend. Weil man aber
trotzdem will, dass die Libyer möglichst
-
viele Leute vom Mittelmeer holen und
zurückbringen. Gibt es jetzt so eine
-
vorübergehende Leitstelle, wo verschiedene
Sicherheitsbehörden am Start sind. Das ist
-
ganz interessant. Also diese
vorübergehende Leitstelle ähnelt genau den
-
Eurosur-Knoten, die es in jedem
Mitgliedsstaat gibt. Also da sind auch
-
verschiedene Behörden mit
Sicherheitsaufgaben quasi miteinander
-
verschaltet. Und tatsächlich ist es so,
dass Libyen jetzt an dieses System
-
Seepferdchen Mittelmeer angeschlossen
wird, von dem ich gerade gesprochen habe.
-
Dieses regionale Mittelmeer System von dem
Mittelmeer Anrainern der Europäischen
-
Union - ist Lybien jetzt der Allererste
der allererste Drittstaat, der daran
-
angeschlossen werden wird. Das zumindest
hat uns die Bundesregierung bestätigt,
-
dass das noch in diesem Monat erfolgen
sollte. Kann vielleicht ein bisschen
-
verspätet kommen, ist aber auf jeden fall
in the making.
-
Ach so, diese Seenotrettungszonen,
-
ich hatte es hier
erwähnt, für die privaten Seenotretter
-
sind sie im Prinzip unerreichbar. Die
haben übrigens auch eine Googlemail-
-
Adresse. Das ist gar nicht so unüblich,
dass man sich da Mails schreibt und man
-
hat es aber irgendwie noch nicht geschafft
das an den Staat anzubinden. Die
-
staatliche libysche Domain. Das markiert
übrigens auch ein Problem, was es in
-
Libyen gibt dass da viel mit Milizen
zusammengearbeitet wird, weil die
-
Regierung das Land im Prinzip gar nicht
komplett oder einen ganz kleinen Teil des
-
Landes kontrolliert. Lybien wird der erste
Drittstaat der angeschlossen werden wird.
-
Weitere sollen folgen. Vor allen Dingen
Ägypten und Tunesien, weil von dort noch
-
relativ viele Abfahrten stattfinden. Und
jetzt geht es auch darum, dass diese
-
Zusammenarbeit nicht nur bilateral
verläuft, also zwischen Italien und
-
Lybien, die haben da so einen Vertrag
gemacht dafür, sondern dass die EU das
-
auch machen möchte. Frontex möchte auch
Informationen weitergeben, das geht aber
-
nicht so einfach. Ich hatte schon erwähnt
da müssen im Prinzip die Verordnungen
-
geändert werden, das ist auch gerade in
der Mache und Frontex müsste aber aus
-
meiner Sicht, kann man gespannt, sein auch
ein Statusabkommen abschließen mit Lybien.
-
Deswegen, das ist das Interessante daran,
deswegen bin ich im Prinzip auch heute
-
hier, weil man kann da noch intervenieren.
Weil die Eurosur-Verordnung wird genau
-
jetzt diskutiert. Der Rat hat sich auf
eine Position geeinigt. Die muss dann
-
irgendwann ins Parlament gegeben werden,
dass die sich einen Kopf darüber machen
-
und dann schließlich auch darüber
abstimmen, so was ist jetzt mit diesen
-
ganzen Phänomenen die ich jetzt
beschrieben habe. Das Mittelmeer wird
-
überwacht. Wohin mit den Daten. Die werden
jetzt and die Libyer weitergegeben, die
-
Libyer "retten" immer mehr Personen - also
"retten" in Anführungsstrichen, es geht
-
natürlich auch darum die zurückzubringen.
Hier ist nochmal ein ganz besonders
-
krasser Fall geschildert, der vielen von
euch vielleicht geläufig ist, weil der
-
viel durch die Medien ging und der einzige
ist, wo jetzt auch geklagt wird gegen
-
Italien, wegen quasi Beihilfe zu
Menschenrechtsverletzungen, weil dort
-
waren Rettungsschiffe in der Nähe und die
zuständige italienische Rettungsleitstelle
-
hat aber gesagt, nö, die Libyer sollen
retten, haltet euch raus, fahrt wieder
-
weg, haben sie Seawatch gesagt und die
Libyer, wenn die retten dann bringen die
-
auch keine Beiboote aus, um die Leute
vorsichtig an Bord zu nehmen, sondern die
-
fahren da mit dem großen Schiff, was
natürlich auch für ordentlich Strömung
-
sorgt, lassen die Leiter runter und dann
sollen die Leute hochklettern. Das ist
-
natürlich extrem riskant. Das will ich nur
nochmal erwähnt haben, solche Vorfälle
-
gibt es aber reichlich. Die libysche
Küstenwache schießt, die hat sogar auf ein
-
Bundeswehrschiff schon mal geschossen aus
schweren Waffen. Das ist eine Truppe mit
-
der man eigentlich überhaupt nicht
zusammenarbeiten kann. Wie ist das denn
-
eigentlich rechtlich zu bewerten? Und es
gibt ja den Grundsatz der Nicht-
-
Zurückweisung der in der Europäischen
Menschenrechtskonvention festgeschrieben
-
ist. Das wird aber auch wiederholt in all
den Verordnungen, um die es jetzt hier
-
heute gegangen ist. Nicht-Zurückweisungen:
Man darf also niemand in ein Land
-
zurückschicken, wo der Personen eine wie
auch immer geartete Verfolgung droht. Und
-
das gibt es natürlich ganz klar in Libyen.
Dieses Bild ist übrigens letzte Woche
-
entstanden, am Migrants Day, am
internationalen Migrants Day. Der wurde in
-
Libyen so gefeiert, begangen, dass
Flüchtlinge ihre Flucht, ihre Rettung
-
darstellen sollten. Die mussten dann so
aus so einem Holzboot, das sollte dann
-
sinken und die sollten dann wieder raus
kullern und dann kam die Küstenwache und
-
hat sie gerettet. So wie dieses Schicksal
was Leute vielleicht sogar schon
-
durchlitten haben dann auch nochmal so
ausgebeutet wird, um eben zu zeigen: "Wir
-
sind da, wir holen die Leute zurück," und
ich muss euch wahrscheinlich nicht
-
erzählen wie es in den libyschen
Flüchtlingslagern aussieht. Ich denke die
-
Bilder habt ihr parat, die sind ja in
vielen Medien auch berichtet worden. Ich
-
würde euch raten den Artikel von der
Völkerrechtlerin Roya Sangi in der
-
Süddeutschen zu lesen, der ist vor zwei
Wochen erschienen, ist auch ohne Paywall.
-
Sehr interessante Gedanken hat sie da
nochmal quasi zugespitzt, nämlich
-
staatliche Hoheitsgewalt gilt nicht nur an
der eigentlichen Grenze des Staates
-
sondern auch in dem was vorgelagert, ist
der Grenzvorbereich, für den Frontex
-
zuständig ist. Sie definiert das so: Also
wenn jemand quasi über besondere
-
Informationen verfügt - das ist hier die
nächste Folie - Nur wenn jemand quasi
-
überlegenes Wissen hat und das aufgrund
von irgendwelchen Verträgen jemandem gibt
-
damit diese Person dann eine Handlung
durchführt, dann ist Italien in dem Fall
-
rechtlich mit im Boot. Dann ist das
sozusagen auf deren Anweisung erfolgt. Und
-
Italien ist dann die Europäische
Menschenrechtskonvention gebunden und hat
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die dann in dem Fall verletzt. Diese Folie
hatte ich schon. Hier sind übrigens
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nochmal die Fahrzeuge von EUNAVFOR MED
dargestellt, die aktuellen. Auch die
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Bundeswehr ist damit am Start. Und wenn
die Aufklärung US-Daten von EUNAVFOR MED
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an die libysche Küstenwache fließen, dann
ist das auch eine Angelegenheit, aus
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meiner Sicht, wo die Bundeswehr im Spiel
ist, wo man quasi auch, wo wir dann eben
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auch gegenüber der Bundesregierung agieren
können. So, zum Ende. Ihr wisst dass die
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private Seenotrettung an die Kette gelegt
wird, also verschiedene Schiffe liegen
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fest. Die Leute werden angeklagt mit
hanebüchenen Vorwürfen, das Ganze könnt ihr
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euch nachher auch nochmal schildern lassen
von Mare Liberum, die hier ja auch nochmal
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eine Veranstaltung dazu haben, dieses
"Häfen geschlossen" ist Zitat von Italiens
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Innenminister Salvini. Man kann natürlich
Häfen nicht einfach schließen, aber er
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sagt halt die Flüchtlinge, die Schiffe mit
Flüchtlingen, die kommen hier einfach
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nicht mehr rein, die sollen ihre Leute
woanders abladen. Und da gibt es ja gerade
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auch viel Diskussionen darum, wie
sozusagen Geflüchtete vielleicht auch fair
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verteilt werden können. Ich finde nicht
prinzipiell dumm, zu sagen dass ist keine
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alleinige italienische Aufgabe, natürlich
ist Seenotrettung eine europäische
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Aufgabe. Das kann man nicht allein Italien
aufbürden und deswegen ist die EU quasi
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auch gefragt da Kapazitäten
bereitzustellen. Also eigentlich müsste es
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aus unserer Sicht oder aus meiner Sicht
auch eine Seenotrettungsmission geben der
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Europäischen Union und ihrer
Mitgliedsstaaten, das sollte eine zivile
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Seenotrettungsmission sein, möglichst
keine militärische. Italien hatte das ja
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mal, Mare Nostrum, das war allerdings das
Militär. Die 130000 Leute gerettet in
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dieser Zeit, also in diesen 11 Monaten
haben die 130000 Leute vor dem Ertrinken
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bewahrt auf hoher See. Und im Prinzip
bräuchte es wieder so eine Mission. Enden
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möchte ich aber noch mit ein paar
Forderungen, die auch von vielen NGOs die
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hier abgebildet sind auch erhoben werden.
Solange es keine staatliche Seenotrettung
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gibt, die Schiffe wieder herausgegeben
werden, die Kriminalisierung endet. Und
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wenn man schon das Mittelmeer so krass
überwacht wie vielleicht kein anderes Meer
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auf der Welt. Dann könnte man die
Aufklärungsdaten eigentlich auch an die
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private Seenotrettung geben, weil dann
müsste auch niemand mehr auf dem Weg nach
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Europa ertrinken.
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applaus
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Herald Angel: Vielen lieben Dank an
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Matthias Monroy, für diesen überaus
exzellenten Vortrag. Wir haben im Saal
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multiple Mikrofone verteilt, 6 an der
Stück. Reiht euch da ein, dann kann ich
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euch aufrufen. Haltet eure Fragen bitte
auf Fragen beschränkt und einen Satz. Das
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wäre super. Haben wir Fragen? Ich sehe
hier Front-Mitte-Mikrophon.
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Frage: Hallo. Du hast ja erwähnt dass
Eurosur gerade in Verhandlung ist. Erste
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Frage: Wo steht die Verhandlung gerade?
Hat das Parlament schon eine Position
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bestimmt oder nur der Rat oder ist sie
schon im Trilog? Zweite Frage: Gibt es
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irgendwo eine Seite, Kampagnenseite, wo
ich mich informieren kann, wo ich Talking
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Points kriege, wo ich seh', welche
Abgeordneten ich kontaktieren könnte?
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Monroy: Gleich antworten? Also die Eurosur
Verordnung ist in dem Stadium, dass der
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Rat, glaube ich, seine erste
Verhandlungsposition jetzt beschlossen
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hat. Und dann geht es in den Trilog. Also,
das ist noch im Trilog, glaube ich
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offiziell, und eine Kampagnen-Webseite
gibt es nicht. Also, das ist aus meiner
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Sicht auch ein Gap, den man füllen kann,
also es ist tatsächlich, ich meine, es
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gibt ja ganz viel Aktivität im Bereich
Seenotrettung. Das ist ja ein hart
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umkämpftes Thema sozusagen. Also auch
jetzt quasi von Retterinnen/Rettern und
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deren Unterstützerinnen/Unterstützern.
Aber genau hier jetzt sozusagen die
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Diskussion der Eurosur Verordnung, die
übrigens ganz groß ist. Also, das ist
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genau genommen nicht die Eurosur-
Verordnung, sondern früher gab es eine
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Frontex-Verordnung und eine Eurosur-
Verordnung. Jetzt gibt es die Europäische
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Grenz- und Küstenwache, wo die ganzen
Agenturen zusammenarbeiten, und die kriegt
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jetzt eine neue Verordnung. Und da drin
ist Eurosur ein Teil von. Und, eigentlich
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braucht es genau das, nämlich irgendeine
Art von Kampagnen-Website oder irgendeinen
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Ort, wo das zusammengetragen wird. Gibt's
nach meiner Kenntnis nicht.
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Herald: Eine weitere Frage hinten rechts.
Ist da jemand? Nein sieht nicht so aus.
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Haben wir noch weitere Fragen? Wenn ihr am
Mikrofon steht, hebt eure Hand. Haben wir
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Fragen aus dem Internet?
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Signal Angel: Ja, und zwar eine Frage
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wurde gestellt bezüglich der Daten-
Zusammenarbeit, der potentiellen
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Datenzusammenarbeit: Wo müsste man das
einfordern?
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Monroy: Hab ich jetzt nicht verstanden. Wo
müsste man was einfordern? Die
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Zusammenarbeit an den...
Signal: So wie ich das verstehe: Wo müsste
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man einfordern, dass die Daten an die...
Monroy: An die Seenotretter gingen? Das
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müsste man im Prinzip bei Frontex
einfordern, wobei die ja selber auch
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grünes Licht brauchen, also Frontex hat
jetzt gerade, die machen immer jährlich im
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Sommer so ein Bericht über die
Seeaußengrenzen-Verordnung - auch noch so
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eine Verordnung, an die sich Frontex
halten muss - und da steht drin, so Leute,
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wenn jetzt die Libyer bald ihre
Rettungsleitstelle haben, wenn jetzt hier
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quasi die ganzen, die ganzen Einrichtungen
vorhanden sind, dann wollen wir denen auch
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Daten geben. Von wem kriegen wir grünes
Licht, fragt Frontex in diesem
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Jahresbericht. Also im Prinzip müsste man
dann auch an die höhere Ebene gehen und
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das wäre dann die Kommission, und die
natürlich dann ihre Weisung vom Rat
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bekommt. Also, tja, genauer kann ich es
nicht sagen.
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Herald: Haben wir noch eine weitere Frage
aus dem Internet? Haben wir sonst noch
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Fragen aus dem Saal? Kommt an die
Mikrofone hier gerannt. Da gibts eine
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Frage, bitte ans Mikrofon und die Frage
stellen, vorne rechts.
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Frage: Gibt es eigentlich private
Seenotrettung aus den nordafrikanischen
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Ländern?
Monroy: Also nicht mit Schiffen, soweit
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ich weiß. Aber einige Organisationen, ich
kenne jetzt nicht alle, aber da weiß ich
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genau dass die eng mit Leuten
zusammenarbeiten, oder sich auch quasi
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bilden aus Leuten aus diesen Ländern, also
vor allen Dingen das Alarmphone. Das
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Alarmphone hat keine eigenen Schiffe, aber
das ist so ein Notruf-Telefon, was mal
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gegründet wurde und was natürlich eng mit
den ganzen Organisationen
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zusammenarbeitet, und die werden
maßgeblich getragen auch von Aktivisten,
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AktivistInnen aus Marokko oder Tunesien
beispielsweise. Aber das ist jetzt Schiffe
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gibt ist mir nicht bekannt.
Herald: Mitte hinten, nächste Frage.
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Frage: Was würdest du denn sagen,
mittelfristig, was da noch zu retten ist,
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weil so... Man kann jetzt ein bisschen
noch gegenhalten aber auf Dauer kommen wir
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da nicht gegenan, oder?
Monroy: Dass sieht tatsächlich, oder das
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sah tatsächlich jetzt sag ich mal im
Herbst so aus, also weil de facto alle
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Schiffe irgendwie stillgelegt waren, aus
allen möglichen Gründen. Und dann hat es
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aber das Schiff "Mare Jonio" gegeben, das
ist ein italienisches Schiff das quasi von
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italienischen sozialen Bewegungen aufs
Meer geschickt wurde. Das war total
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interessant, das war ein Schiff mit
italienischer Flagge, und die, das waren
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linke Gruppen, das waren aber auch
Bürgermeister die sich da
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zusammengeschlossen haben, soziale Zentren
aus Italien, vor allen Dingen
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Küstenstädten, und die haben mit diesem
Schiff tatsächlich Original Salvini auch
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herausgefordert, das war quasi auch eine
politische Kampfansage, "so, Alter, unser
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Schiff wirst du so ohne weiteres nicht
stilllegen, und wenn doch, dann stehen wir
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hier bei dir vor der Tür. Das ist nun ein
bisschen so als würde hier die Seebrücke
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ein Schiff zulassen. So könnte man sich
das vielleicht vorstellen. Wer die
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Seebrücke nicht kennt, das ist auch eine
ziemlich große wichtige unterstützende
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Bewegung, die es seit einem halben Jahr
oder sowas ungefähr gibt, in Deutschland.
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Insofern ist da Bewegung reingekommen und
es sind ja jetzt auch gerade wieder
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Schiffe vor Ort. Also, insofern würde ich
das Bild doch ein bisschen positiver
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malen, aber tatsächlich brauchen die
Schiffe natürlich alle politische
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Rückendeckung. Gerade im Moment sind
wieder zwei Schiffe von Open Arms und von
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Sea-Watch auf dem Meer, mit Geflüchteten
an Bord, ich glaube über 300, irgendwas
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mit 340 oderso. Und die dürfen im Moment
nirgendwo von Bord gehen, jedenfalls ist
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das der Stand von heute morgen. Und das
braucht natürlich politische
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Unterstützung.
Herald: Wir haben eine weitere Frage aus
-
dem Internet
Frage: Genau, und zwar wird gefragt, ob
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bekannt ist, inwieweit deutsche und
europäische Rüstungsindustrie in diesem
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Komplex involviert sind?
Monroy: Also das ist natürlich das
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Paradies für die Rüstungskonzerne, weil
diese ganze Technologie, die ich heute
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vorgestellt habe, die ist im Prinzip
irgendwann mal fürs Militär entwickelt
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worden und hält dann Einzug in zivile
Belange. Das ist jetzt auch nichts
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Besonderes, das passiert ja, also, das
gibt's in verschiedenen anderen Bereichen
-
natürlich auch. Aber gerade jetzt bei
Satellitenüberwachung oder bei großen
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Drohnen wird das natürlich besonders
deutlich. Und diese ganzen
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Forschungsprojekte, die an der
Verbesserung dieser Verfahren arbeiten,
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das sind alles die großen
Rüstungskonzerne, die aus jedem Staat. Ich
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hatte Saab aus Schweden, man könnte Indra
aus Spanien erwähnen, Leonardo aus
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Italien. Airbus natürlich ganz vorne mit
dabei aus Deutschland. Auch Diehl, Diehl
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Defense zum Beispiel, Bundeswehr-
Zulieferer. Also, anti-militaristische
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Kampagnen können sich hier ohne Weiteres
einklinken. Hier geht es überhaupt nicht
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nur ums Militär sondern eben um die
Einführung von Militärtechnologie im
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zivilen. Aber es gibt doch noch weitere
Organisationen, also wer bei jeder
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Schweinerei dabei ist das Fraunhofer, also
Fraunhofer hat ja verschiedene Institute,
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und vor allen Dingen die die Institute die
sich mit Kommunikation und mit Bildgebung
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befassen, das ist glaube ich das FKIE, und
das optische hab ich jetzt die Abkürzung
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vergessen. Auf jeden Fall. Wenn man jetzt
quasi sich da so ein bisschen engagieren
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will oder vielleicht auch Druck aufbauen
will, dann kann man kann man auf jeden Fall
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auch deutsche Teilnehmende finden wie zum
Beispiel Fraunhofer. Ach so, und wer sich,
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wer irgendwie sage ich mal in der Satelliten-
Szene am Start ist, da ist natürlich ganz
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viel zu machen. Das ist das Deutsche
Zentrum für Luft und Raumfahrt. Ich hatte
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ja vorhin auf der Folie die Weltraum-
Datenbank, äh Datenautobahnen endet in
-
Deutschland, konkret in Weilheim. Da ist
die Bodenstation für das EDRS. Das EDRS
-
gehört Airbus, also die vermarkten das,
die verkaufen das, die haben das mit hohen
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Zuschüssen installiert, aber es gehört
ihnen und alle Einkünfte daraus fließen an
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Airbus. Das ist auch noch ein ganz
interessanter Ort, wo man vielleicht
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intervenieren konnte.
Herald: Wir haben noch eine kurze letzte
-
Frage vorne rechts bitte.
Frage: Weiß man woher das ganze Personal
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von den verschiedenen Agenturen kommt?
Sind das irgendwie Polizistinnen und
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Polizisten, die von Ländern abgestellt
werden, oder Militärs, oder ganz eigene
-
Leute?
Monroy: Ja, was Frontex angeht ändert sich
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das gerade. Also, generell ist es so, dass
das Personal natürlich im Wesentlichen aus
-
den Mitgliedsstaaten kommt. Das gilt auch
für die Militärmission EUNAVFOR MED. Aber
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die haben natürlich, ich nenne es mal ein
Sekretariat. Es gibt natürlich auch
-
Personal, was jetzt sozusagen direkt für
EUNAVFOR MED arbeitet, die Militärmission.
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Bei Frontex ist es dadurch, dass die
Agentur einfach auch schon so lange gibt,
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seit ich glaube 2006 oder 2005 ist die
operativ, die haben natürlich in Warschau
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ein eigenes Gebäude und dort ist auch
regelrechtes von Frontex bezahltes
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Personal am Start. Und das soll sich jetzt
ändern, in dem Sinne dass das Personal
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massiv aufgestockt werden soll, also das
Frontex-Personal soll verdoppelt werden,
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plus: Es soll diese stehende
Eingreiftruppe geschaffen werden. Und
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früher war es so, wenn Frontex eine Mission
gemacht hat, wie hier Themis zum Beispiel,
-
die ich vorgestellt hatte dann wird halt
gefragt in den Mitgliedsstaaten, wer kann
-
kommen, wie viele Bundespolizisten könnt
ihr schicken, habt ihr nicht auch einen
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Hubschrauber und so, also dann wird
sozusagen, ich sag jetzt mal das ganze,
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die ganzen Gerätschaften das Personal
zusammen telefoniert. Das soll anders
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werden, es soll wirklich so eine Art
stehende Truppe werden, von denen sich
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zwei Drittel, von denen zwei Drittel
wirklich regelrecht zu Frontex gehören.
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Das ist aber auch noch in the making, das
wird gerade diskutiert. Ihr habt
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sicherlich mitbekommen, dass es auch bei
den Staaten teilweise große Vorbehalte
-
gegen diese neue, diese Neuaufstellung von
Frontex gibt, die, vor allen Dingen die
-
rechten Regierungen haben natürlich gesagt
"was, Grenzschutz? Da lassen wir uns doch
-
nicht von der EU reinpfuschen. Das können
wir viel besser als Frontex." Die wollen
-
natürlich die Unterstützung haben von
Frontex, aber auf gar keinen Fall, dass
-
Frontex da irgendwie eine größere Rolle
spielt. In ihren, in diesen besagten
-
Ländern, wie Ungarn zum Beispiel.
Herald: Vielen lieben Dank Matthias
-
Mauroy. Eine Runde Applaus.
-
Applaus
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Postroll-Musik
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Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2018. Mach mit und hilf uns!