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36c3 Vorspannmusik
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Herald: Unsere nächsten Speaker kommen
beide aus Ulm, sind sehr interessiert in
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Open Data und Mobilität und werden über
„Die Verkehrswende selber hacken“ mit euch
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sprechen. robbi5 und ubahnverleih.
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Applaus
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robbi5: Jo … dann … haben wir Ton?
Sorry, haben wir Ton? … Jetzt. OK!
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robbi5: Dankeschön! Willkommen zu
Verkehrswende selber hacken! Wir nutzen
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auch, wie viele von euch, täglich
Mobilität und das ist so ein Ding, weil
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alle von uns zahlen, direkt oder indirekt
für ÖPNV und Verkehrsinfrastruktur. Und
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wenn wir ehrlich sind: Es ist nicht gut.
So denn das Traurige daran, dass der erste
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Kontakt mit ÖPNV für viele einfach sehr
anstrengend ist. Das ist ein bisschen
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enttäuschend, weil wir wünschen uns einen
großartigen Nahverkehr, der sich benutzen
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lässt, ohne dass man viel darüber
nachdenken muss. Und so kam aus unserem
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Frust diese Motivation, das Ganze ein
bisschen besser zu machen. Und die Frage:
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Wie können wir als Open Data Aktivisten
die Verkehrswende eigentlich selber
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hacken?
ubahnverleih: Das ist das Erste, was man
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denkt, wenn man an... Das habe ich selber
ge-photoshoped. Das war sehr einfach
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freizustellen. Gelächter und Applaus
Es ist immer schön für seine Photoshop
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Skills belohnt zu werden. Das ist das
Erste, woran Menschen denken, wenn sie
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Mobilitätswende und Technologie hören.
Aber das ist halt eigentlich gar nicht mal
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so gut, weil das ist halt ein Teil der
Mobilität, das ist die Elektromobilität,
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und es ist halt eher eine Antriebswende
als Verkehrswende. Klar, das ist irgendwie
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wichtig, weil auch bei Bussen ist es z. B.
wichtig, dass die vielleicht nicht alles
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voll dieseln. Aber es geht da schon
irgendwie um mehr. Ich hab mal mein
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Lieblingsbild mitgebracht. Das ist von
1990 vom Stadtmarketing Münster. Und es
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ist aber heute, finde ich immer noch super
aktuell. Es zeigt einfach: Wieviel Platz
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brauchen 72 Menschen, um sich
fortzubewegen in unterschiedlichen
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Verkehrsmitteln. Und wir sehen einfach,
dass das Auto unfassbar viel Platz braucht
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und sich diesen Platz in unseren Städten
auch nimmt. Und wenn wir dann halt über
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das Elektroauto reden, haben wir genau
dieses Problem, dass es genauso viel Platz
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braucht, möglicherweise noch mehr als auf
dem Bild, weil Autos immer größer geworden
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sind. Wir sprechen bei Technologie
irgendwie über Uber. Die nennen sich Ride
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Sharing, aber so richtig geshared wird
da auch nicht. Es ist eigentlich ein Taxi,
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und wäre an der Stelle Uber nicht da,
würde es diesen Platz vielleicht gar nicht
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brauchen, dieses Auto gar nicht fahren.
Wir sprechen über die Speerspitze der
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Technologie in der Mobilität, über
autonomes Fahren. Wir haben momentan einen
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Besetzungsgrad von 1,1 bis 1,2 Personen
pro Auto. Mit dem autonomen Fahren werden
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wir es, glaube ich, als Menschheit
erstmals schaffen, diesen Wert unter 1 zu
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setzen, und
Gelächter und Applaus
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Ihr klatscht jetzt, das
ist aber nichts Gutes.
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Gelächter
Das heißt, dass wir mehr Platz brauchen.
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Es geht einfach um diese
Ungleichverteilung in unseren Städten, zum
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Beispiel in der Mobilität. Mit diesem
Besetzungsgrad, das haben sich auch diese
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Ride Sharing Anbieter gedacht. Die haben
sich überlegt: Wie können wir das Ganze
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optimieren? Die sind natürlich
Technologie-Unternehmen und sammeln sehr
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viele Daten und wissen natürlich, von wo
nach wo fahren viele Menschen. Wo wollen
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die lang fahren und haben sich überlegt:
OK, wir wollen da optimieren. Und was
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können wir da machen? Wie wäre es denn,
wenn wir entlang dieser Achsen, wo viele
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Menschen fahren wollen, einfach regelmäßig
Fahrzeuge fahren lassen und Menschen
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vielleicht nicht vor ihrer Haustür
abholen, sondern nur an der nächsten
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Kreuzung entlang an Linien, zu definierten
Zeiten? Ja, Silicon Valley, ihr habt
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gerade den Bus erfunden! Glückwunsch!
Applaus
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Das ist vielleicht schön für diese Ride
Sharing Anbieter, aber eigentlich ist es
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total doof, weil sie greifen damit den
ÖPNV direkt an, der eigentlich das
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Rückgrat der Mobilitätswende sein sollte.
Und es sorgt auch dafür, dass diese
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Anbieter sich natürlich nur auf die Region
konzentrieren, wo es für sie finanziell
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interessant ist. Und das heißt, dass sie
nur in den Innenstädten möglicherweise
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agieren, dass sie Stadtteile komplett aus
den Augen lassen, wo vielleicht Menschen
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leben, die nicht so viel Geld verdienen
und sich das nicht leisten können. Sie
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bauen quasi ÖPNV nach, aber nur für
Reiche. Es gibt da keine Regularien, was
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Barrierefreiheit angeht, und im ländlichen
Raum, der wird damit wahrscheinlich noch
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weiter abgehangen. Es ist einfach eine
Rosinenpickerei und sie suchen sich
-
einfach die besten Stücken raus und der
Rest fällt oben rüber. Gleichzeitig ist es
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so, dass Verkehrsplaner da auch ein
Riesenproblem haben. Die könnten sich
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hinstellen und sagen, okay, wir haben
diese kommerziellen Anbieter, die da ihre
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Dienste anbieten. Und wir überlegen uns,
okay, wie können wir das in unser
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Verkehrssystem integrieren? Das Problem
ist, diese Anbieter können genauso schnell
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weg sein, wie sie gekommen sind. Ich weiß
nicht, wie viele von diesen Scooter
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Anbietern den Winter überleben werden.
Aber auch größere Anbieter, die schon
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länger am Markt sind, wie zum Beispiel
Car2go, die haben sich grad komplett aus
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Nordamerika zurückgezogen. Und in Ulm, wo
das Ding mehr oder weniger erfunden wurde,
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klafft jetzt eine riesige Lücke. Selbst
nach 6 oder 7 Jahren trauern die Leute dem
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Ganzen hinterher. Und ja so ein bisschen
der Google Reader Effekt. Alle trauern
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hinterher und es gibt einfach nichts,
was das besser macht. Aber jetzt wird
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wird ja alles gut, weil die Ride Sharing
Anbieter gucken sich, was ist denn das
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nächste große Ding, was ist der nächste
Hype, was ist das nächste geile
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Verkehrsmittel? Und ja, Fahrräder sind da
auf jeden Fall besser als Autos. Die
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kaufen sich da alle rein. Hier als
Beispiel Uber, die Jump gekauft haben.
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Aber auch Lyft hat Social Bikes gekauft
hat. Didi hat Blue Gogo gekauft. Und man
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kauft sich einfach in das nächste große
Verkehrsmittel ein. Es geht dann nicht
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darum, dass es umweltfreundlich ist,
sondern vielmehr darum, sich eine
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Plattform zu bauen, als Anbieter zu sagen:
umso mehr Mobilität, wir in unserer
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eigenen App haben, als Anbieter, umso eher
werden wir nur benutzt, umso eher können
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wir ein Monopol ausbauen und vor allem
darum geht es. Und gleichzeitig muss man
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natürlich den Hype bedienen, diese
Startups in der Mobilität. Wahrscheinlich
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nicht nur der Mobilität sind weniger
innovationsgetrieben, wie sie immer
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behaupten, sondern vielmehr hype-
getrieben. Und überall, wo es einen Hype
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gibt, das ist so eine Art
Goldgräberstimmung. Naja überall da
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verdienen vor allem die Leute,
die die Schaufeln verkaufen.
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vereinzeltes Gelächter
robbi5: Aber wo findet man diese Schaufel-
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Anbieter? Und das ist ein schönes
Beispiel, z. B. bei Alibaba, einer
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chinesischen Groß-Handelsplattform. Und so
findet man dort von einzelnen Rädern,
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Fahrradschlösser bis hin zu ganzen Bike-
Sharing-Systemen einfach alles, was man
-
dafür benötigt. Wir könnten ein
Komplettpaket mit Rädern, Schloss,
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Backend, App und Betrieb davon einfach
klicken. Und das ist das, was wir so aus
-
einer Sicherheitsperspektive ein bisschen
interessant fanden. Wir hatten in München
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zwar einen Haufen O-Bikes, aber niemand
von uns hat sich so wirklich getraut, da
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einfach mal so ein Schloss abzuschreiben.
Also warum nicht shoppen? Also haben uns
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hingesetzt und haben kurz eine Website und
Mail-Adressen für ein Fake-Startup gebaut
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und sind dann auf Alibaba shoppen
gegangen. 10 der dort aufgetauchten
-
Anbieter, die für uns so infrage kommen,
haben wir so ein bisschen angefragt. Haben
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gemeint, hey, wir sind ein aufstrebendes
Startup, wir sind auf der Suche nach
-
Schlössern und vor allem nach der
Dokumentation dazu, denn wir würden die
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App 'aus Datenschutzgründen' gerne selber
bauen. Das Witzige an der ganzen
-
Geschichte ist, diese Anbieter meinten so,
naja, können wir drüber reden … Einer war
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noch so, naja, ihr könnt uns halt
$10.000 zahlen und ein NDA
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unterschreiben und ihr kriegt das Geld in
Schlössern wieder. Aber viele andere
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bewarfen uns einfach mit einer komplett
vollständigen Doku. Und einer meinte noch
-
so, ja, es tut uns voll leid. Wir haben
die gerade nur auf Chinesisch, aber ihr
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kriegt sie morgen dann auch
noch auf Englisch übersetzt.
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Gelächter
Und dann haben wir uns hingesetzt, haben
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so ein Schloss bestellt und haben dort
einfach mal eine kleine App gebaut, mit
-
der dieses Schloss aufgeht. Haben dann
dieses Schloss noch ein bisschen weiter
-
zerlegt und haben mal so aufgeschrieben,
wie funktioniert das alles, und was kann
-
man da eigentlich machen, wie kann man das
verbessern? Diesen Security Blick darauf
-
haben wir dann ca. 1 Jahr lang aus
den Augen verloren. Aber dann passierte
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die Gulasch-Programmiernacht in Karlsruhe.
Denn dort, vor den Gebäuden, stand die
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neue Generation der Räder eines bekannten
Leipziger Bike Sharing Unternehmens, das
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viel halt mit Städten und
Verkehrsunternehmen zusammenarbeitet.
-
Diese Räder fanden wir interessant, weil
früher haben die nämlich einfach selber
-
Bordcomputer gebaut. Die hatten hinten so
eine schöne Touch-Tastatur, konnte man
-
Sachen eintippen. Und jetzt sind da
einfach Schlösser dran, die uns wirklich
-
sehr bekannt vorkommen. Und dann ist uns
eingefallen, warte mal, wir haben da vor
-
einem Jahr ja eine App gebaut, und dann
haben wir mal ausprobiert, ob die
-
zufälligerweise tut.
Schlossklicken
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Gelächter und Applaus
Es ist natürlich die Frage so: was zur
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Hölle, warum sind diese Schlösser
plötzlich aufgegangen? Weil diese ganze
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Schloss-Kommunikation, die da passiert,
ist eigentlich recht okay. Es gibt eine
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Transport-Verschlüsselung und zusätzlich
für jedes Schloss einen einzigartigen
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Unlock-Key, wie halt so bei klassischen
Zahlenschlössern. Stellt sich raus, der
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Anbieter hat die Keys für die
Verschlüsselung und fürs Öffnen, die
-
einfach so in der Dokumentation standen,
nicht geändert. Und das fanden wir so ein
-
bisschen absurd, weil das könnte ja
bedeuten, dass jeder, der diese App zum
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Ausleihen der Fahrräder hat, auch diese
Keys mit sich herumträgt. Da waren wir mal
-
ein bisschen verwirrt und sind graben
gegangen und haben uns die App genauer
-
angeguckt. Und, stellt sich heraus, die
machen gar kein Bluetooth. Diese Schlösser
-
werden eigentlich über die eingebaute SIM-
Karte mit einer Mobilfunk-Datenverbindung
-
verbunden und werden dann, wenn
du in deiner App klickst, halt einfach
-
entsperrt. Das heißt, was da passiert ist,
sie haben vergessen, die offene Bluetooth-
-
Schnittstelle zuzumachen und Standard-Keys
verwendet. Und später haben wir dann auf
-
dem Camp in einem Talk von MH und Ray auch
noch gelernt, dass diese Firmware und
-
diese Keys halt nicht nur in
Fahrradschlössern verbaut sind, sondern
-
z.B. auch in Vorhängeschlössern vorkommen.
Und möglicherweise sind es auch die
-
gleichen Keys in Scootern oder sogar
Carsharing-Systemen, weil der Hersteller
-
auch dafür Schlösser verkauft.
ubahnverleih: Ja, Scooter. Wenn wir über
-
Scooter sprechen, dann haben wir sofort
irgendwie diese Leihscooter im Kopf, weil
-
die halt gerade gehyped werden. Aber
eigentlich ist so die Frage, wie dieser
-
hypegetriebenen Startups, weil
Bikesharing gab es schon vorher,
-
offensichtlich gab es auch schon
selbstfahrende Scooter vorher. Aber die
-
sind aus einem ganz anderen Aspekt relativ
interessant. Es gibt halt sehr viele von
-
diesen Anbietern, teilweise in den
gleichen Städten, den gleichen, oder
-
verschiedene Anbieter in den gleichen
Städten. Es gibt sehr viele davon und du
-
bist dann wieder an so einer Situation,
5 verschiedene Apps, du willst
-
eigentlich nur Scooter fahren, das ist
schon irgendwie bei den Verkehrsverbünden
-
doof. Und eigentlich geht es einfach doch
nur darum, ich will das am nächsten
-
gelegene Verkehrsmittel finden, um damit
wegzufahren, das kann ein Scooter sein,
-
das kann ÖPNV sein. Es wäre doch irgendwie
geil, wenn man das alles in einer App
-
hätte. Und wir haben da mal geguckt, es
gibt prinzipiell einen Standard. Das ist
-
GBFS, der ist genau dafür gedacht, dass
Scooter Anbieter und Bike Sharing Anbieter
-
ihre Positionsdaten, wo sind Bikes
oder Scooter verfügbar, öffentlich
-
bereitstellen können. Aber keiner von
diesen Scooter Anbietern nutzt das. Da
-
sind wir wieder an dieser, wir bauen uns
unser Monopol, wir bauen uns unsere
-
Plattform, auf die niemand zugreifen darf.
Aber das Schöne ist halt, das sind alles
-
Apps und die bekommen irgendwo Daten her
und ja da müssen doch irgendwo APIs
-
dahinter stehen. Und wir haben eigentlich
schon bei den Bike Sharern angefangen, mal
-
diese ganzen APIs zu dokumentieren, und
mit den Scooter Sharern sind das deutlich
-
mehr von diesen Schnittstellen gewesen.
Wir haben uns darauf konzentriert, einfach
-
nur diese Schnittstelle, wo stehen
diese Scooter? Wenn man das eine Weile
-
macht, dann hat man irgendwie dann
~30 Anbieter abgegrast, und denkt sich
-
so: diese API kenne ich irgendwo her.
Das ist, die habe ich schon bei einem
-
anderen Anbieter gesehen. Und irgendwie,
die machen auch komplett unterschiedliche
-
Sachen, komplett unterschiedliche
Investoren. Jetzt hab ich 5 verschiedene
-
Anbieter, alle mit den gleichen APIs.
Woran liegt das? Da stellt sich heraus,
-
dass das alles nur gekauft..
Eyo, eyo
-
Die Innovation ist gar nicht meine.
Eyo
-
Gelächter und Applaus
Also sind wir wieder bei dem Schaufeln und
-
den Goldgräbern. Es gibt einfach mehrere
Software-Anbieter, die bauen fertige
-
Software für Sharing Systeme und verkaufen
die dann. Das heißt, wenn ich Scooter
-
Anbieter werden will, muss ich einfach
bloß ein paar Scooter einsammeln oder
-
kaufen und da mein Logo draufkleben und
deren Software kaufen und schon fertig ist
-
mein super innovatives Startup. Nicht alle
machen das. Es gibt auch noch ein paar
-
Anbieter, die eigene Software bauen und
bei einem von diesen Scooter Anbietern
-
sind wir irgendwie auf deren
Administrationsoberfläche, auf dem Login
-
der Administrationsoberfläche gelandet als
wir einfach nach der API, wo stehen die
-
Scooter gesucht haben. Und das Schöne bei
moderner Webentwicklung ist ja so, da ist
-
zwar nur ein Loginscreens. Wir können uns
nicht einloggen, weil wir keine
-
Zugangsdaten haben. Aber es wird natürlich
für später der komplette Source dieser
-
Oberfläche mitgeladen. Und das ist ganz
nett. Weil dann kann man einfach gucken,
-
mit welchen APIs sprechen die denn intern
und sieht so, welche von diesen APIs
-
brauchen eine Authentifizierung und welche
nicht? Und das ist dann halt schon echt ein
-
bisschen doof, wenn genau die
Schnittstelle, die die Kundendaten
-
verwaltet, diejenige ist, die keine
Authentifizierung braucht. Da stürzen sich
-
natürlich dann sofort die Medien drauf.
Also wir haben hier den Bayerischen
-
Rundfunk, aber das ist selbst bis nach,
der norwegische Rundfunk, ist das glaube
-
ich, die darüber berichtet haben. Also so
schnell kann es gehen, dass man eigentlich
-
nur wissen will, wo die Scooter stehen und
auf einmal kommen einem Daten entgegen.
-
Aber eigentlich wollten wir ja genau nur
das machen, zeigen, wo stehen die Scooter,
-
das dokumentieren. Und es hat wirklich
nicht lange gedauert, dass zum einen Leute
-
angefangen haben, Apps zu bauen, die
einfach mehrere Anbieter miteinander
-
kombinieren. Und zum anderen ganz viele
Leute, die dann mitgemacht haben, die
-
selber die Apps auseinandergenommen haben
und geguckt haben. Mit welchen
-
Schnittstellen sprechen diese Apps denn
eigentlich? Man kann da noch weiter gehen
-
und sagen, okay, ich weiß, wo Scooter
stehen. Wie wäre es denn, wenn ich, was
-
weiß ich, alle 5 Minuten mal mir das
angucke, wo steht welcher Scooter, und
-
dann halt sagen kann, die haben alle eine
eindeutige, mehr oder weniger eindeutige
-
ID und dann sehe ich, okay, vor 10
Minuten stand dieser Scooter woanders.
-
Dann ist er wahrscheinlich von diesem
Punkt zu einem anderen gefahren, und damit
-
habe ich den Startpunkt einer Ausleihe und
den Endpunkt einer Ausleihe. Diese Idee
-
hatten nicht nur wir, sondern auch das
City Lab Berlin hat sich das ganze mal
-
angenommen und hat dann auch die Routen
dazwischen berechnet, einfach eine
-
Fahrradroute berechnet und dann halt geile
Animationen gemacht. Das sieht schick aus,
-
aber man kann das natürlich auch
verwenden, um z. B. einfach Verkehrs-
-
Analysen zu machen, zu gucken, von wo nach
wo bewegen sich die Menschen in der Stadt,
-
um da zum Beispiel zu optimieren,
auf welchen Wegen ich mehr ÖPNV
-
anbiete oder solche Sachen.
robbi5: Eine ähnliche Geschichte hat sich
-
das Los Angeles Department of
Transportation gedacht. Denn dort an der
-
Westküste hat dieser ganze Scooter-Hype
mit angefangen. Die Stadt hatte plötzlich
-
Tausende von den Scootern rumstehen und
wollte eigentlich wissen, wo stehen die
-
Dinger? Und vielleicht sollten wir ja in
dieser Verteilung von den Teilen auch ein
-
bisschen eingreifen. Und was für so eine
Behörde doch dann relativ unüblich ist,
-
sie haben sich einen technischen Standard
ausgedacht, nämlich die Mobility Data
-
Specification. Die beschreibt, dass die
Anbieter bei der Stadt jeden Scooter
-
einzeln digital registrieren müssen und
zum Beispiel aber auch melden müssen, wenn
-
dieser Scooter repariert oder entfernt
wird, sodass man einen Überblick hat, was
-
ist da gerade so draußen? Sie liefern aber
auch Daten über diese Fahrten bei der
-
Stadt ab, was noch mehr bei der
Verkehrsplanung hilft, so wie Consti
-
gerade meinte, welche Wege werden
denn eigentlich genutzt und welche
-
Wege meiden die Leute, obwohl es
vielleicht gerade frisch ausgebauter
-
Fahrradweg ist, der halt einfach nur
schlecht ist. Aber auf der anderen Seite
-
geht es ja nicht nur um Daten von
Anbietern, sondern auch die Stadt selber
-
liefert Daten und zwar maschinenlesbare
Zonen, in denen die Scooter bevorzugt
-
abgestellt werden sollen, zum Beispiel in
der Nähe von Endhaltestellen. Aber halt,
-
wie wir jetzt hier sehen, auch Zeiten und
Zonen, in denen halt besser keine stehen
-
sollen, weil zum Beispiel am nächsten Tag
dort ein Marathon stattfindet. Und LA hat
-
tatsächlich eine Verordnung erlassen, die
sagt, dass, wenn ein Scooter-Anbieter dort
-
seine Dienste anbieten möchte, dass er
diese Spezifikationen erfüllen muss. Und
-
das Schöne, dieser Standard wurde komplett
offen auf GitHub entwickelt. Und das heißt
-
halt nicht einfach nur so fertig, abgelegt
und dann schimmelt der da vor sich hin,
-
sondern er wird fortlaufend durch die
Stadt LA und andere Städte, aber halt auch
-
interessanterweise durch die Anbieter
und durch Freiwillige weiterentwickelt.
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Es gibt halt nicht nur diesen Standard,
den die da veröffentlicht haben, sondern
-
sie haben tatsächlich auch die
komplette Software, die sie selbst zum
-
Regulieren benutzen, diese Referenz-
Implementierung auch auf GitHub geworfen.
-
Und das ist halt auch Open-Source und wird
auch von anderen Städten jetzt einfach
-
eingesetzt und mitentwickelt. Wir haben
uns gefragt, okay, das ist eigentlich
-
alles ziemlich großartig. So da regulieren
Leute halt technisch irgendwie Scooter,
-
ohne dass sie halt klassisch Menschen mit
Papier auf die Straße schicken und sagen,
-
der steht da falsch, wie können wir so was
übertragen? Weil, es klingt einfach gut
-
und es gibt fertige Software dazu. Und da
haben wir so ein bisschen rum recherchiert
-
und festgestellt, außer uns hat es
anscheinend im deutschsprachigen Raum
-
bislang noch niemand entdeckt. Dann haben
wir angefangen, so ein paar Explainer-
-
Blogposts zu schreiben und zusätzlich
haben wir noch so ein kleines Sign auf
-
Papier gebaut, weil das kann man so Leuten
in Stadtverwaltungen und Behörden halt
-
einfach wunderbar in die Hand drücken. Da
kommt Papier gut an.
-
ubahnverleih: Der Zeitpunkt war halt
relativ gut, weil die Städte hatten zum
-
einen diese Bilder im Kopf von, das ist
jetzt München, wo ein Jahr vorher O-Bike
-
einfach diverse Fahrräder, was heißt
diverse Fahrräder, mehrere tausend
-
Fahrräder einmal über der Stadt abgeworfen
haben, und die lagen dann überall rum, das
-
hat die gestört. Aber zum anderen war es
so, dass in Deutschland die Scooter zu dem
-
Zeitpunkt noch nicht legal waren, aber
sich halt abzeichnen würde, dass die
-
Legalisierung quasi ansteht. Und zum
anderen auch alle Scooter Anbieter
-
angekündigt haben, nach Deutschland – oder
sehr viele Scooter Anbieter angekündigt
-
haben, in Deutschland aktiv werden zu
wollen. Und die Städte hatten einfach
-
Angst davor und waren eigentlich
interessiert, dass es da irgendwas in
-
Richtung Regulierung gibt. Und wir haben
uns überlegt, das ist ein bisschen doof,
-
weil wir wissen jetzt gar nicht, welche
Städte sprechen wir denn überhaupt an,
-
wenn wir bloß so einen Blog Artikel
schreiben, den findet wahrscheinlich
-
niemand und haben dann einfach angefangen
zu recherchieren, wo wollen diese Anbieter
-
hin? Und Maxi hatte die grandiose Idee zu
sagen, ja, die wollen alle demnächst in
-
irgendwelchen Städten in Deutschland
starten, die brauchen natürlich MItarbeiter
-
und haben halt überall Job-Postings,
und die haben wir dann halt komplett
-
abgegrast und geguckt, welcher Anbieter
will in welche Stadt und haben diese
-
schöne Karte gebaut, die einfach zeigt,
in welche Städte wollen wieviel Anbieter,
-
in welche Bundesländer? Wir können sehen,
dass alle Bundesländer sind abgedeckt,
-
außer das Saarland.
Gelächter
-
Siehste, Saarland-Witze kommen immer gut!
Gelächter
-
Und dann haben wir uns genau diese Städte
genommen und haben denen Mails geschrieben
-
mit, Hallo, wie sieht es denn aus? Habt
ihr das mit den Scootern auf dem Schirm?
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Was ist denn euer Plan, das zu regulieren?
Kennt ihr schon Mobility Data
-
Spezification? Möglicherweise ja nicht.
Wir haben da mal Blog Artikel vorbereitet.
-
Lest euch das mal durch. Und, wir haben da
auch viel Feedback dazu bekommen. Und
-
letztendlich hat es dazu geführt, dass
mittlerweile die Stadt Hamburg und die
-
Stadt Ulm, aber auch Städte in NRW einfach
diese Mobility Data Specification
-
einfordern von allen Anbietern, die da
mitspielen wollen. Das heißt …
-
Applaus
Das heißt, uns hat das gezeigt, wenn wir
-
ein Thema relativ zeitig erkennen und
gucken, was gibt’s da für technische
-
Lösungen? Uns was ausdenken, was sinnvoll
sein könnte. Und das in die Städte, in die
-
Kommunen tragen. Wohlwollend auf die
zukommen, dann kann man Policy machen,
-
kann man seine eigenen Regeln durchsetzen.
Ja, das hat super gut funktioniert. Und
-
vielleicht gibt es auch Themen, die euch
interessieren, wo ihr Sachen zeitig
-
entdeckt habt. Einfach mal Themen zeitig
erkennen und auf die Leute zugehen.
-
robbi5: Was an der Mobility Data
Specification noch ein sehr, sehr schönes
-
Detail ist: dass die Provider nicht nur die
Standorte der Roller an die Kommune geben
-
müssen, sondern die auch in diesem GBFS-
Format explizit als Open Data für alle
-
bereitstellen müssen. Und Open Data ist da
genau der richtige Weg dafür. Das bedeutet
-
nämlich, dass die Daten allen ohne
Registrierung, so einfach wie möglich,
-
ohne Kosten, unter einer freien Lizenz
bereitgestellt werden. Und das ist genau
-
das, was man braucht, wenn man Standorte
von Rollern in eigenen Apps integrieren
-
möchte oder Analysen bauen möchte. Und
genau das wollte lustigerweise LA auch mit
-
der Mobility Data Specification erreichen,
nämlich ein bisschen diese Anbieter und
-
diese Plattformen aufbrechen und somit
Mobilität einfacher für alle machen. Das
-
Absurde an der ganzen Geschichte ist aber,
dass wir jetzt von privaten Anbietern
-
offene Daten fordern, es aber bei den ÖPNV
Angeboten, also die, die halt von der
-
öffentlichen Hand betrieben und bezahlt
werden, so nicht wirklich gut aussieht.
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Denn Haltestellen, Fahrpläne und
Echtzeitdaten wären auch von denen total
-
wichtig. Wir brauchen diese Daten, um
Mobilität für alle einfacher zu machen.
-
Und da haben wir jetzt mal drei Beispiele
rausgepickt: Das erste wäre Digitransit.
-
Damit kann man die Daten nutzen, um selber
eine Auskunft zu bauen, die man nach
-
seinen eigenen Bedürfnissen anpassen kann.
Digitransit ist ein Open Source Routing
-
Stack, der in Finnland, genauer in
Helsinki entwickelt worden ist und den
-
auch wir einfach schon mal so aufsetzen
konnten. Das schöne ist, da geht’s nicht
-
nur um ne pure ÖPNV-Auskunft, sondern wenn
man GBFS bekommt, kann man halt auch
-
Fahrräder oder Scooter da reinkippen –
oder halt auch Carsharing. Es versucht
-
einfach, so viele Mobilitätsmöglichkeiten
wie möglich auf einmal zu zeigen. Zudem
-
kann man eben das Routing nach eigenen
Wünschen beeinflussen. Noch ein Schritt
-
weiter geht die Mitfahrdezentrale – die
hat das Portal mitfahren-bw.de. Die nimmt
-
die klassischen Mitfahrgelegenheiten, bei
denen jetzt bereits Leute Mobilität für
-
andere einfach selber machen, und versteht
das als Erweiterung des ÖPNVs. Heißt aus
-
den Mitfahrzentralen, aus diesen
Angeboten werden wiederkehrende Fahrten
-
rausgescrapt. Und die kann man dann zum
Beispiel wieder in digitransit reinwerfen,
-
um Leuten es zu ermöglichen, von ihrem
eigenen Dorf, wo z. B. kein Bus fährt oder
-
nur selten ein Bus fährt, zumindest mit
jemandem mitzufahren bis zum nächsten
-
Bahnhof.
ubahnverleih: Man kann nicht nur Routing
-
bauen. Ein schönes Projekt, was sich mit
Mobilitätsdaten befasst und ÖPNV-
-
Daten, hab ich vor zwei Wochen auf dem
Deutsche Bahn Hackathon kennengelernt. Das
-
heißt fehlende Busse. Und da geht es
darum, mithilfe von ÖPNV-Daten und
-
Wohndaten einfach festzustellen: in
welchen Wohngebieten ist denn der ÖPNV
-
eigentlich schlecht bzw. gibt es keinen
ÖPNV, aber in gar nicht so weiter
-
Entfernung gibt es eine S-Bahn-Station und
z. B. mit einer Buslinie kann man es
-
schaffen, diese Wohngebiete gut an ein
ÖPNV-Netz anzuschließen und vielleicht
-
dafür zu sorgen, dass weniger Menschen auf
ein Auto angewiesen sind. Jetzt ist die
-
Frage: Wir haben in Deutschland über
hundert Verkehrsverbünde, und nur wenige
-
von denen geben ihre Daten frei. Und wir
haben auch häufig die Frage bekommen: Ja,
-
was mache ich denn, um von meinem Verbund
oder von meinem Verkehrsunternehmen diese
-
Daten zu bekommen? Und was wir
festgestellt haben dass es gar nicht so
-
effizient ist, direkt bei den
Verkehrsverbünden oder den
-
Verkehrsunternehmen nachzufragen, weil was
die machen, die fahren einfach nur Bus.
-
Deren Auftrag ist, Bus zu fahren oder
Straßenbahn zu fahren und die kriegen
-
dafür Geld. Das Geld stellen die
Landkreise oder teilweise auch die Länder
-
bereit, geben diese Aufträge, machen
teilweise auch selber die Fahrpläne.
-
Dementsprechend haben wir gesagt: macht doch
eigentlich mehr Sinn, bei den Landkreisen
-
und kreisfreien Städten nachzufragen und
haben so eine Clicktivism-Plattform
-
gebaut, heißt Rette deinen Nahverkehr. Und
was man da tut, ist: man gibt seine
-
Postleitzahl an und bekommt dann einfach
einen fertigen Brief auf Papier generiert.
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Und da steht dann drin, warum offene
Mobilitätsdaten total super sind und warum
-
das auch für die Kommunen, für die
Landkreise einfach große Vorteile hat. Und
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das schöne ist: Es hat funktioniert. Es
haben sehr viele Menschen benutzt. Vielen
-
Dank an die Leute, die das benutzt haben,
weil das hat was bewirkt: Diese Menschen
-
konnten damit in einigen Verkehrsverbünden
diesen Prozess deutlich beschleunigen,
-
dass es diese Daten gab. In einigen
Städten hat es überhaupt erst dafür
-
gesorgt, dass es im Stadtrat ein Thema ist
und dann auch so beschlossen wurde, dass
-
Mobilitätsdaten öffentlich sein müssen.
Applaus
-
Ein weiterer Player in der Mobilität ist
natürlich die Bahn und die Deutsche Bahn
-
hat ein Open Data Portal. Da gibt’s auch
einfach schöne Daten. Da gibt es zum
-
Beispiel eine Schnittstelle, wo man sehen
kann, welcher Aufzug gerade funktioniert
-
und welcher nicht. Das heißt, ich kann
das, wenn ich selber Routing machen kann,
-
weil ich ÖPNV-Daten habe, z. B. sagen OK,
ich bin mobilitätseingeschränkt, ich kann
-
jetzt an diesem Bahnhof nicht umsteigen,
aber vielleicht an einem alternativen
-
Bahnhof funktioniert der Aufzug und kann
dementsprechend Routing anpassen. Es gibt
-
auch wirklich absurde Daten, und es gibt
so Sachen wie Bahnsteiglängen. Aber was es
-
nicht gibt, sind die Daten, die alle haben
wollen, und das sind die Fahrplandaten.
-
Und da ist noch echt einiges zu tun. Ihr
könnt gerne da auch mal bei der Bahn gerne
-
weiter nerven, dass diese Daten öffentlich
sein müssen. Dann hat man noch die
-
Carsharer. Einige von denen sagen so: Ja,
hier Daten, sagen, wo unsere Autos stehen,
-
wo man die ausleihen kann, Nee, das ist
ein Geschäftsgeheimnis. Und wenn du dieses
-
Geschäftsgeheimnis haben willst, um z. B.
potenziellen Kunden dieser Car-Sharer zu
-
sagen, wo eine Station ist, wo ein Auto
steht, dann wollen sie da Lizenzgebühren
-
haben. Das klingt so ein bisschen wie
Leistungsschutzrecht. Wir haben einfach
-
gesagt, das ist Quatsch. Jeder, der
Mobilität im öffentlichen Raum anbietet,
-
hat gefälligst seine Daten
bereitzustellen. Und das ist jetzt nicht
-
so wirklich außergewöhnlich. In Finnland
ist es zum Beispiel einfach Gesetz. Und so
-
sagen wir halt einfach: Solange das in
Deutschland noch nicht Gesetz ist, jeder,
-
der nicht mitspielen will, dessen Daten
landen halt einfach auf transitbay.
-
Gelächter und Applaus
-
Das ist eine Plattform, wo genau
selbstgescrapte Daten, die man aus APIs
-
herausgezogen hat, einfach drauf landen
können. Das Schöne ist: das ist gar nicht
-
so furchtbar illegal. Es gibt einfach kein
Urheberrecht auf Faktendaten. Es ist ein
-
Fakt, dass 18 Uhr 30 am Bahnhof ein Bus
fährt. Ich zweifel da ein bisschen die
-
Schöpfungshöhe an. Und vielleicht ist
es auch irgendwie kunstvoll, wie Leute
-
ihre Scooter parken, aber die Information
dass da ein Scooter steht, ist jetzt keine
-
Kunst. Selbst wenn das alles Open
Data ist, ist es jetzt nicht unbedingt ein
-
Garant dafür, dass nicht die vielen
Startups aus dem Silicon Valley kommen und
-
die Mobilität komplett plattformisieren und
privatisieren werden. Und z. B. alles, was
-
nicht Innenstadtbereich ist, bei der
Mobilität hinten runterfällt. Wir haben
-
überlegt: Was ist denn jetzt der
Gegenentwurf? Können wir vielleicht
-
Mobilität selbermachen.
robbi5: Und selbermachen klang
-
interessant. Wir haben uns ein bisschen
umgeguckt, so Straßenbahn selber fahren,
-
wär zwar voll witzig, ist aber leider sehr
teuer. Und dann sind wir eigentlich auf
-
unser ursprüngliches Ding wieder
zurückgekommen, nämlich Bikesharing an
-
Orten, wo es kein Bikesharing gibt. Das
heißt, wir haben uns ein günstiges
-
Verkehrsmittel gesucht und haben einfach
mal angefangen, darüber nachzudenken, wie
-
wir das tun können. Und dann ist dieses
Jahr etwas sehr, sehr Großartiges
-
passiert, nämlich das Camp. Und da konnten
wir einfach mit euch gemeinsam
-
ausprobieren. Denn wir haben wenige Wochen
vor dem Camp aufgerufen, dass Leute ein
-
Fahrrad, was sie vielleicht noch im Keller
übrig haben, einfach mit in die Bahn
-
nehmen und mit zum Camp bringen. Und wir
bauen dafür ein Backend und eine Web-App
-
und bringen für den Anfang auch noch ein
paar Zahlenschlösser für die Räder mit.
-
Und so haben wir uns hingesetzt und auch
noch ein bisschen Tracker-Hardware gebastelt
-
und gedruckt, sodass sich der Standort
dieser Räder dann automatisch auch in
-
einer Karte aktualisieren kann. Und dann
war Camp. Der Aufruf hat lustigerweise
-
funktioniert. Es kamen mehr Leute mit
Rädern zu uns, die sie verleihen wollten,
-
als wir eigentlich Tracker angeboten
haben. Und dann sind immer wieder Leute
-
einfach aufgetaucht, haben ein Rad, wo wir
gerade noch einen Tracker dran geschraubt
-
haben, einfach ausgeliehen und sind
weggefahren. Und wie so klassische
-
Bikesharer haben wir da in der ersten
Nacht natürlich alle unsere Fahrräder
-
verloren. Weil ja, wir hatten halt kein
Monitoring für die Trackerbatterien. Man
-
lernt viel dabei, wenn man sowas baut. Und
dabei nochmal vielen, vielen, vielen,
-
vielen Dank an all die Leute, die
Fahrräder bereitgestellt haben, und die
-
Leute, die dann während des Camps auch
noch an der Software mitgeschrieben haben.
-
Applaus
-
Was uns selber auch ein bisschen
überrascht hat, war: Irgendwann sind
-
plötzlich so lila Punkte auf der Karte,
der offiziellen Karte vom Camp
-
aufgetaucht. Denn wir haben in der
Software einfach ganz normal GBFS
-
ausgespielt und darauf, dass dieser
Standard halt irgendwie öffentlich ist,
-
schon ein bisschen gesetzt ist, es eine
Dokumentation dafür gibt, konnten die
-
Menschen, die die Karte gebaut haben,
einfach die Standorte der Fahrräder mit in
-
die Karte einzeichnen. Und wir haben davon
eigentlich erst etwas mitbekommen, als die
-
Serverlast mal kurz ein
bisschen gestiegen ist.
-
ubahnverleih: Wir wollten natürlich nicht
nur das ganze fürs Camp bauern, sondern
-
unsere Motivation war natürlich,
Bikesharing auch in unserer Stadt
-
zu haben. Leider ist es einfach so,
dass sich Bikesharing-Anbieter nicht so
-
sehr für Ulm interessieren. Ulm hat
da so einen Problemberg bzw. wir haben
-
ganz viele Berge, und Fahrräder haben
diese dumme Angewohnheit: Die fahren halt
-
gerne den Berg runter, aber nicht so gern
hoch. Das ist halt beim Bikesharing so ein
-
bisschen schwierig. Wir haben dann gesagt,
so, ja, ok, eigentlich wollen wir …
-
dann machen wir halt Bikesharing nur für
die Innenstadt. Kann man das selber
-
machen. Vielleicht für den Berg später
E-Bikes. Das wäre doch eigentlich total
-
super. Wir haben dann geguckt okay, das
ist unsere Motivation, das wollen wir
-
machen und haben angefangen, Leuten davon
zu erzählen, dass wir Bikesharing bauen
-
wollen, haben damit angefangen, das zu
bauen. Und die Stadt Ulm meinte dann so:
-
Bikesharing klingt geil, wollen wir haben.
Und dann kam auch wieder dieses übliche,
-
ja, irgendwie Open-Source-Projekt. Und das
Problem ist ja bei Open-Source-Projekten
-
immer, wenn dann die Leute daran nicht mehr
weiterarbeiten. Aber sie haben es dann
-
nicht aus den Augen verloren, sondern
haben gesagt: So okay. Was haltet ihr
-
davon? Wir bezahlen euch dafür.
Wir stellen euch dafür an, dass ihr
-
Open-Source Bike Sharing bauen könnt.
Applaus
-
Und was wir da weiterhin mit einbauen, ist
natürlich Open Data by Default. Natürlich
-
behält dieses System weiterhin diese
offene Schnittstelle, und jeder, der sich
-
diese Open-Source-Software aufsetzt, hat
damit automatisch Open Data an seinem
-
System. Und das ist auch gar nicht so
einfach, da wieder raus zu operieren.
-
Und natürlich ist es auch so, dass das
Projekt weiterhin Open Source bleibt, es
-
ist wichtig. Dieses Projekt ist von der
Stadt bezahlt, es ist aus öffentlichen
-
Mitteln bezahlt. Also muss
es auch Open Source sein.
-
Applaus
-
Jetzt ist es so: die Stadt Ulm hat da auch
einen der Fördertöpfe für bemüht, dass da
-
für so ein Projekt Geld da ist.
Normalerweise ist es immer mal so:
-
Ja, wenn eine Stadt Geld bekommt, dann
bekommen alle anderen, die sich auf
-
beworben haben, kein Geld und gehen leer
aus. Aber das ist bei Open-Source nicht so.
-
Jede andere Stadt kann sich einfach dieses
System aufsetzen und hat auch plötzlich
-
Bikesharing. Realitätscheck: Ich weiß
nicht, für wie realistisch ihr es haltet,
-
dass sich sämtliche Städte so ein System
aufsetzen. Die technische Kompetenz und
-
Expertise ist in den Kommunen und
auch bei Behörden nicht so breit gesät.
-
Das ist ein Thema, wo sich auch viel auf
diesen Bühnen in letzten Zeit, auch in den
-
letzten Jahrzehnten, schon lustig gemacht
wurde. Irgendwie hat dieses Auslachen
-
nicht funktioniert. Naja. Vielleicht
wird es halt Zeit, einzusehen, dass diese
-
Menschen in diesem Saal, in dieser Szene,
in den Stream, dass diese Menschen
-
Expertise haben. Und vielleicht sollten
diese Menschen ihre Expertise den
-
Kommunen anbieten; sollten selber zeigen,
was man für geilen Scheiß machen kann.
-
Baut einfach Sachen wie Abfahrtsmonitore,
baut die nicht nur in eurem Hackspace.
-
Erzählt Leuten davon. Bietet es eurer
Dönerbude in der Ecke an, so ein Ding
-
aufzubauen, um Mobilität sichtbar zu
machen. Weil nur, wenn Mobilität wirklich
-
sichtbar ist, kann sie überhaupt dafür
sorgen; ist es überhaupt möglich, dass
-
diese Mobilitätsformen das Geld
bekommen, was sie brauchen. Fangt
-
an, Open-Source-Projekte aufzusetzen. Wir
haben schon über digitransit gesprochen
-
und das ist super, weil es ist
mittlerweile so, dass sich auch in
-
Deutschland viele Leute das mal angeguckt
haben, aufgesetzt haben, es dadurch noch
-
einfacher geworden ist, Leute
weiterentwickelt haben daran.
-
Und sprecht einfach darüber
und wenn ihr die Daten braucht,
-
dann fragt sie an. Zeigt, was ihr
gebaut habt. Sprecht mit den richtigen
-
Leuten drüber. Geht zu den Kommunen hin,
zu den Städten, hin zu den Behörden und
-
erzählt, was ihr Geiles gebaut habt. Und
möglicherweise wollt ihr auch einfach mal
-
anfangen, nicht nur mit den Kommunen zu
reden, die zu beraten sondern vielleicht
-
sogar da zu arbeiten. Hackt die Verwaltung
von innen – Verkehrswende selber hacken,
-
Politik hacken.
-
Applaus
-
Herald: Vielen Dank für diesen großartigen
Vortrag. Wir kommen jetzt zur Fragerunde!
-
Wenn ihr Fragen habt, kommt einfach zu den
Mikrofonen hier an den Gängen und stellt
-
euch auf.
Am Mikrofon zwei, bitte.
-
Mikrofon 2: Hallo. Vielen Dank für den
Talk! Als obike in Berlin loslegte, sagten
-
sie, dass zum Geschäftsmodell explizit die
Nutzung der Userdaten, je nachdem, wo man
-
hin und her fährt, gehört. Das passt aber
nicht zu dem Open Data Ansatz.
-
ubahnverleih: Ja, es gab viele. Gerade als
dieser ganze Hype der asiatischen Anbieter
-
waren, die haben viel damit beworben. Die
haben auch tolle Folien gehabt, wo so
-
Sachen drauf stand. Aber ich habe noch nie
davon gehört, dass sie Daten bekommen
-
haben. Es sah eher so aus, dass … bei den
Bikes weiß ich’s nicht; doch: bei den Bikes
-
auch. Und bei den Scootern – aber als
das mit den Scootern so akut wurde dass
-
wirklich auch die Verwaltung selber nicht
wusste, wo diese Dinger stehen und haben
-
dann Leute, die die Daten gescrapet haben
gefragt, ob sie ihnen vielleicht sagen
-
können, wo diese Dinger stehen.
Mikrofon 2: Hat ja super geklappt.
-
Herald: Vielen Dank am Mikrofon drei,
bitte!
-
Mikrofon 3: Danke für den Talk. Ich habe
selber in meiner Stadt schon mal einen
-
Radentscheid organisiert, und das kommt
ja jetzt immer mehr. Habt ihr mit der
-
Radentscheid-Szene schon Kontakte
geknüpft? Wo können quasi politische
-
Initiativen von euch lernen
oder andersrum?
-
robbi5: Wir haben halt tatsächlich bei uns
in Ulm schon Kontakte zum ADFC, die auch
-
dahingehend was gemacht haben. Es gab
irgendwie 2011 bei uns auch schon mal so
-
einen Gemeinderatsbeschluss mit
„Wir wollen bis 2020 20% Fahrradverkehr“
-
Ratet mal, was nicht passiert ist.
Und da besteht auf alle Fälle Kontakt
-
in die Richtung, wie man das halt
gemeinsam besser vorantreibt.
-
Weil das ist halt dann einfach
zukunftsfähigere Mobilität.
-
ubahnverleih: Aber sprecht uns gerne an!
Mikrofon 3: Danke.
-
Herald: Die nächste Frage
am Mikrofon fünf, bitte.
-
Mikrofon 5: Ja auch vielen Dank für den
Talk. Meine Frage wäre so: 1.: Plant ihr,
-
euer Projekt langfristig auch in anderen
Städten auszurollen, weil ist ja nicht so
-
geil, wenn jede Stadt ihr eigenes
Süppchen kocht und vielleicht so eine Art
-
Vorschlag, um für so etwas Geld zu
generieren: In vielen Universitätsstädten
-
ist Bikesharing im Semesterticket mit
drin. Die ASten, die das ausverhandeln,
-
sind mit Nextbike, Call-a-bike usw.
größtenteils unzufrieden. Und wenn ich mir
-
anschaue, wer da so drin sitzt, fänden da
wahrscheinlich sehr viele Menschen so ein
-
Projekt sehr geil und würden Geld, das
bisher in Nextbike an sowas geht, auch in
-
ein nicht-kommerzielles
Bikesharing-Projekt umleiten.
-
Applaus
ubahnverleih: Wir konzentrieren uns jetzt
-
vor allem darauf, das Ganze erst einmal in
Software zu bauen. Wir haben natürlich mit
-
der Stadt Ulm da, dass wir quasi einen
Prototypen haben, von dem wir lernen. Und
-
uns geht’s auch mehr darum, dass Verwaltung
halt wieder mehr selber macht, dass wir
-
nicht uns hinstellen und sagen „Wir sind
ein Anbieter, wir bieten Bikesharing an“,
-
sondern die entsprechenden, die daran
interessiert sind. Und das kann halt eine
-
Universität. Das kann aber auch irgendwie
der kleine Heimat- oder Tourismusverband
-
sein. Das kann irgendwie euer Hackspace
sein. Es ist einfach mal selber machen und
-
ausprobieren. Und zum anderen haben wir,
glaube ich, mit diesem eigenes Süppchen
-
kochen, was schon irgendwie die Idee
dahinter ist, dass man sich wieder nicht
-
bei zehn verschiedenen Systemen anmelden
muss, sondern eigentlich wollen wir so
-
eine Art Roaming-System, sodass
verschiedene Systeme auch miteinander
-
sprechen können. In Software haben wir da
allerdings noch nichts.
-
Herald: Die nächste Frage
vom Mikrofon zwei.
-
Mikrofon 2: Erstmal bin ich
beeindruckt von dem, was ihr da in, wie
-
ihr’s berichtet habt, ziemlich kurzer Zeit
auf die Reihe gekriegt habt. Also echt
-
Respekt. Einen Aspekt würde ich aber noch
mal versuchen, ein bisschen nachzuhaken,
-
und zwar so: das öffentliche Daten nützen
hat ja noch den Nachsatz, private Daten
-
schützen und gerade wie ihr angefangen
habt zu erzählen von LA, dass die da die
-
Anbieter verpflichtet haben, Standortdaten
bei ihnen abzuliefern und so weiter. Wenn
-
das erst einmal in der Hand von der
Kommune ist, denke ich mir dauert es nicht
-
lange, spätestens wenn mal wieder
irgendwie Terror oder Huibuh oder sonst
-
was ist, dass da die Begehrlichkeiten sehr
groß sind zu gucken, „wie können wir da
-
von den Standortdaten, von den Fahrzeugen
drauf kommen, was Personen tun?“ und das
-
fände ich dann irgendwie doch bedenklich.
Je mehr integriert so ein Ansatz wird und
-
je mehr man sagt, alles geht über ein
Framework und auch noch Verkehrsträger
-
übergreifend, desto schwerer wird es dann
ja auch, sich dem zu entziehen. Wie geht
-
man damit um?
robbi5: Das Witzige an der Stelle ist,
-
dass sich LA genau dasselbe gedacht haben.
Die haben ein recht langes Whitepaper
-
veröffentlicht mit ihren technischen
Plänen, wo MDS ein Teil davon ist, wo sie
-
aber auch noch viele andere Sachen machen.
Und die haben das Privacy-Problem ganz
-
klar auf dem Schirm. Und deswegen ist in
der MDS recht klar gesagt, Das, was die
-
Anbieter da abliefern, darf keinerlei
Kundenbezug haben. Irgendwelche User-IDs
-
oder sowas dürfen da überhaupt nicht
auftauchen. Sie wollen mit dem Kram
-
überhaupt nicht in Berührung kommen, und
das sehe ich da auch eher als die Lösung.
-
Uber schießt da lustigerweise ein bisschen
dagegen, die versuchen da irgendwie so
-
eine Scare-Campaign zu fahren, aber die
Leute, die die MDS entwickeln, und da kann
-
man tatsächlich auch einfach mitmachen –
also ist ein GitHub-Repo, die haben
-
irgendwie noch ne Mailingliste, und so
2 wöchentliche Calls – stehen da voll
-
dahinter und sind da für
jeden Input sehr dankbar.
-
ubahnverleih: Ein weiterer Punkt an der
Stelle ist, dass ich nicht weiß, wie hoch
-
der Unterschied ist, ob die Daten jetzt
bei der Kommune liegen oder beim Anbieter.
-
Wenn die Polizei will, dann kann sie da
möglicherweise bei beiden genauso
-
reingehen. Und dann ist halt auch die Fr…
Mikrofon 2: Amtshilfe?
-
ubahnverleih: Weiß ich nicht. Genau. Aber
es ist definitiv ein Thema. Es gab auch
-
schon Ansätze, gerade bei den Fahrten,
dass man gesagt hat: Ja, mit … wenn die
-
Fahrten an die entsprechenden Stellen
übertragen werden, dass man sagt, um so die
-
Anonymisierung aufzuheben oder auf jeden
Fall deutlich zu erschweren, dass man
-
anhand der Route vorne und hinten jeweils
ein zufälliges Stück wegschneidet und
-
somit, da weiß ich aber zu wenig, wie das
mit Deanonymisierung aussieht. Da müsste
-
man vielleicht mal jemanden auf so einen
Datensatz draufsetzen und gucken,
-
inwieweit das geht. Aber es ist definitiv
auf jeden Fall ein Thema.
-
Herald: Die nächste Frage
am Mikrofon drei, bitte.
-
Mikrofon 3: Sehr, sehr geile Hacks und
sehr, sehr cooler Talk. Vielen Dank dafür.
-
Mir hat eine Sache gefehlt, und zwar die
Infrastruktur von Städten. Ihr habt jetzt
-
ganz viel über Räder selbst gesprochen.
Man kann sicher die Daten auch nutzen, um
-
zu gucken: Wo fahren die Leute lange? Wo
wollen die Leute Radwege haben? In so
-
großen Städten wie Hamburg oder Berlin ist
Radfahren aber irgendwie nicht so richtig
-
sicher. Seid ihr da vernetzt mit Leuten,
die irgendwie versuchen, Radwege zu bauen.
-
Also vielleicht nicht selbst, sondern
Städte dazu zu bringen, Radwege da zu
-
bauen, wo sie gebraucht werden?
robbi5: Da kennen wir halt eigentlich auch
-
nur die üblichen Kampagnen, auch so, was
halt irgendwie VCD und ADFC und so weiter
-
tun. Aber Infrastruktur ist ein ganz, ganz
klares Thema. Infrastruktur sieht in
-
diesem Land richtig, richtig mies aus. Da
müsste viel, viel mehr Geld drauf geworfen
-
werden. Und das Witzige ist halt, dass es
sich übertragen lässt. Also so wie wir
-
jetzt halt einfach keine Fahrrad-
Infrastruktur haben, haben wir tatsächlich
-
auch auf der Kommunenseite relativ wenig
Infrastruktur, um so Projekte auch einfach
-
mal zu hosten oder selber auszurollen. Und
da muss viel, viel mehr Fokus hin und das
-
ist halt auch so ein bisschen der Punkt –
zuerst, wenn man das noch krasser
-
aufzeigt, dass da ein Defizit da ist. Die
ganze Routing-Geschichte hilft ja nichts,
-
wenn die einzige Antwort ist: Naja, dein
einziger Bus fährt um 7 Uhr 30. Da muss
-
halt viel mehr Fokus drauf, damit Leute
also nicht nur das irgendwie sehen,
-
sondern den Schmerz auch spüren und dann
halt hoffentlich was tun.
-
ubahnverleih: Vielleicht auch hinzugehen
und zu sagen: OK, wir machen jetzt
-
nicht nur Rette deinen Nahverkehr, sondern
Rette deinen Radweg und da halt so
-
Kampagnenseiten zu bauen.
Herald: Die nächste Frage von Mikrofon 6,
-
bitte!
Mikrofon 6: Hi! Karlsruher Student hier.
-
Wisst ihr ob KVV/Nextbike die
Vulnerability schon gefixt hat?
-
robbi5: Also uns haben sie eine Mail
geschrieben, dass sie es tatsächlich
-
gefixt hätten, die Bluetoothkeys getauscht
hätten. Wir konnten es bislang nicht
-
wieder …
ubahnverleih: Es geht nicht mehr.
-
robbi5: Geht nicht mehr?
Mikrofon 6: Schade.
-
Gelächter
Herald: Nächste Frage am Mikrofon 2 bitte.
-
Mikrofon 2: Ich würde gern euren Appell
vom Ende aufgreifen. Ihr habt ja gesagt:
-
Geht in die Verwaltungen, geht in die Politik,
und ich glaube, das ist extrem wichtig,
-
dass das Wissen, was hier auf dieser
Konferenz ist, dass wir das nicht nur
-
immer so vor sich hin basteln. Und dann
hat man irgendwelche Insellösungen, die
-
dann selber so die Peergroups nutzen
können, sondern wir müssen dafür sorgen,
-
dass unser Gemeinwohl, unsere
allgemeine Allmende draußen auch da auf
-
den Stand des digitalen Zeitalters
gebracht wird. Und ich habe die
-
Befürchtung, dass, wenn man es einfach
laufen lässt, so wie es gerade läuft, dass
-
in den Kommunen häufig irgendwelche Firmen
kommen, die Lösung oder Scheinlösungen wie
-
z. B. die Sache mit dem autonomen
Fahren verkaufen, die dann von der Politik
-
begeistert aufgenommen werden, weil
einfach nicht die Kompetenz da ist, die
-
Dinge zu Ende zu sehen. Deshalb, Ich würde
es einfach nochmal gerne unterstreichen:
-
Wir sind die Leute, die die Kompetenz hier
haben, und wir sollten sie auch dahin
-
tragen, wo sie ganz
dringend benötigt wird.
-
ubahnverleih: Ganz vielen Dank!
Applaus
-
Herald: Am Mikrofon drei, bitte.
-
Mikrofon 3: Auch nochmal vielen Dank für
den Talk, vielleicht könntet ihr noch ein,
-
zwei Sätze zu dem Open Bikeshare, das ihr
irgendwie aufbaut sagen. Ihr habt gesagt,
-
ihr haut die Software vor allem in die
Tastaturen. Aber wie sieht es denn mit der
-
Hardware aus? Habt ihr da auf absehbare
Zeit in Ulm schon irgendwie Räder, die ihr
-
refurbished oder neu kauft? Oder wie auch
immer sind die Pläne? Wie realistisch ist
-
es, dass man in seiner Kommune sagen kann:
Hier gibt’s ein System, wir brauchen nun
-
Träger, und los geht's.
robbi5: Wir hatten tatsächlich an der
-
Stelle das Glück, dass wir in der Stadt
noch einen Fördertopf gefunden haben, aus
-
dem jetzt 20 Räder herausgefallen sind.
Das heißt, wir haben da jetzt einfach mal
-
so eine Grundinfrastruktur, mit der wir
spielen können. Schlösser: Wir fangen
-
jetzt gerade wirklich sehr basic an, das
heißt, das, was ihr vom Camp kennt, mit
-
dem Zahlenschloss, ist auch weiterhin
erst das, was da läuft. Wir sind aber
-
zeitgleich am Gucken am überlegen und
tatsächlich schon so ein bisschen am
-
Breadboard zusammenstecken, Platine
prototypen. Wie man halt so was, wie wir
-
da gesehen haben, elektronische Bluetooth-
Zahlenschlösser halt auch als Open
-
Hardware machen kann. Weil das hilft ja
nichts, wenn wir die dann auch wieder nur
-
einkaufen gehen. Und das findet sich
tatsächlich alles bereits in diversen
-
GitHub-Repos. Das was da unten steht,
radforschung.org, ist nochmal detailliert
-
aufgeschrieben, was eigentlich unsere
Ausgangslage war. Warum wollen wir dieses
-
Bikesharing eigentlich haben? Und
mittlerweile findet sich zum Beispiel eben
-
in den GitHub-Repos, github.com/stadtulm
bzw. github.com/radforschung. Dann eben
-
nicht nur die ganze Software, sondern auch
experimentale Software zum Beispiel für
-
die Tracker davon. Und dann bald
hoffentlich auch Schlösser. Und an der
-
Stelle auch nochmal der Aufruf: So, wenn
ihr da Lust drauf habt, so quatscht mit
-
uns, sprecht uns an. Das ist ein Projekt,
das kann man wunderbar dezentral
-
entwickeln. Wenn jeder Hackspace gerne da
irgendwie Hardware bauen möchte oder auch
-
einfach mal so 2-3 Fahrräder dahin
stellen möchte, das für sich ausprobieren
-
möchte, das können wir tun. Und je mehr
das nutzen, desto einfacher können wir
-
auch herausfinden, ob diese ganze Roaming-
Geschichte, die wir uns da überlegt haben,
-
dann tatsächlich auch
funktionieren könnte.
-
ubahnverleih: Und zum anderen ist halt
extrem spannend, wenn ihr vielleicht
-
anfängt, euch das System mal anzugucken,
mal aufzusetzen, weil Städte sind nunmal
-
unterschiedlich. Anwendungsfälle sind
unterschiedlich. Und wär halt schon cool,
-
wenn wir jetzt nicht einfach das Tool für
den Anwendungsfall, den wir gerade haben,
-
bauen, sondern dass es deutlich flexibler
ist und dann halt Probleme auftreten, an
-
die wir einfach noch gar nicht gedacht
haben. Genau. Zur Hardware: Wir sind halt
-
auch so ein bisschen, dass wir gerade
verschiedene Tracking Lösungen
-
ausprobieren.
Herald: Vielen Dank. Die nächste Frage am
-
Mikrofon zwei, bitte!
Mikrofon 2: Ich hätte da mal was zum Thema
-
Anwendungsfelder. Es gibt ja freie
Lastenräder, seid ihr mit denen schon
-
unterwegs, oder habt ihr Ideen, wo die
eingesetzt werden oder eingesetzt sind
-
schon?
robbi5: Da haben uns Leute durchaus schon
-
angepingt. Das war einfach zu dem
Zeitpunkt, wo die Fragen kamen, sodass …
-
Wir haben halt noch kein fertiges Schloss.
Und für ein Lastenrad, was halt dann doch
-
noch ein bisschen wertvoller ist als ein
klassisches Sharing-Rad brauchst du da
-
halt schon ein bisschen mehr. Und ein
Problem, was wir bei Lastenräder
-
tatsächlich noch sehen, ist die Dinger
sind super, super, großartig. Aber du
-
brauchst halt zumindest 15 Minuten
Einführung: Wie fahr ich damit sinnvoll?
-
Besonders, wenn’s halt irgendwie eins ist,
wo dann deine Ablage vorne liegt und du
-
irgendwie am Lenker wackelst, und es fühlt
sich einfach anders an. Und da sind wir
-
uns tatsächlich nicht sicher, wie man
sowas dann gut in das System integriert,
-
weil wenn man da mal eingewiesen ist, der
Ausleih-Prozess ist derselbe. Aber wie
-
bildet man halt diese Einweisung so ab,
dass Leute halt nicht laufend von
-
Lastenräder fallen?
Herald: Die nächste Frage vom Mikrofon
-
Drei, bitte.
Mikrofon 3: Hi. Super Talk, vielen Dank.
-
Habt ihr euch schon Gedanken zur Wartung
der Fahrrad-Flotte gemacht? Reifendruck,
-
Licht, Bremsen. Das wird ja irgendwann ab
einem gewissen Umfang dann auch relevant.
-
ubahnverleih: Es gibt nen Wartungsmodus in
der Software. Man kann sagen, das Fahrzeug
-
wird gerade gewartet. Ja, wir hatten
überlegt: Wie machen wir das mit dem
-
Betrieb und so weiter und haben jetzt
erstmal in unserem Feld beschlossen, dass
-
wir das erstmal versuchen selber
abzubilden bzw. im Zweifel noch ein Rad
-
stehen haben, was wir dann einfach
austauschen können, wenn wir grad in einem
-
relativ kleinen Rahmen arbeiten. Gerade
die Sache mit Wartung und der eigentliche
-
Betrieb, das ist halt noch mal extrem
spannend, wo wir insgesamt sehr, sehr viel
-
lernen können. Und das ist, glaube ich,
auch eine Motivation, an dem Projekt auch
-
zu sagen: OK, wir müssen überhaupt lernen,
wie man Bikesharing überhaupt macht.
-
robbi5: Und die Informationen, die wir da
lernen halt nicht nur für uns behalten,
-
da habt ihr ja nichts von. Sondern das,
was wir jetzt eben in diesem praktischen
-
Test in der Stadt ausprobieren
können, versuchen wir alles komplett so
-
aufzuschreiben, damit ihr halt nicht
dieselben Fehler noch mal macht.
-
Applaus
-
Herald: Ja, dann noch mal
eine Runde Applaus.
-
Abspannmusik
-
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im Jahr 2020. Mach mit und hilf uns!