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Hi, ich bin Tony und ihr schaut Every Frame a Painting.
Lass uns einen Ausflug machen.
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Heutiges Thema ist Martin Scorsese
und die Kunst der Stille.
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Obwohl Scorcese für seine Verwendung von
Musik bekannt ist, ist eines seiner besten
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Merkmale tatsächlich die bewusste und
wirksame Verwendung von Stille.
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In Interviews schreibt er Frank Warner zu,
ihm bei Raging Bull damit geholfen zu haben.
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--Nach einer Weile hatten wir so viele Soundeffeckte,
dass wir immer darüber sprachen,
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sie aus der Tonspur zu entfernen und
Stille walten zu lassen.
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Nochmal, wie ein betäubender Effekt, als
man zu oft auf das Ohr geschlagen wurde.
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Hier ist ein berühmter Moment, in dem sich
Jake LaMotta sich auf ein
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fast schon religiöses Abschlachten
vorbereitet.
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In Scorcese's Filmographie finden sich
viele interessante Variationen
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dieses Konzepts. Und man kann ihn tatsächlich
mit anderen direkt vergleichen.
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Zum Beispiel wird in dem originalen
Infernal Affairs in diesem
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bedeutenden Storymoment Musik gespielt.
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Aber im Remake...
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Unabhängig davon, welche Version man bevorzugt,
erhält man einen vollständigen Kurs an Studienmaterial,
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wenn man beide Filme anschaut und vergleicht.
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Manchmal steigert Scorcese den ganzen Film
zu einem Soundhöhepunkt,
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und dann Stille. Dieses Beispiel ist
tatsächlich ein bisschen extrem, da auf
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den lautesten Moment sofort der stillste
folgt.
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Sonst ist die Stille der zentrale, dramatische
Herzschlag der Szene. Bekanntermaßen:
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--Verdammt, wie ich bin ich lustig? Was
verdammt nochmal ist so lustig an mir? Sag's mir.
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Sag mir was so lustig ist.
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--Verdammt komm geh weg, Tommy.
Wenn man auf seine fünfzig Jahre lange Karriere
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zurückblickt, findet man tatsächlich eine
Menge faszienierender Verwendungen von Stille,
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die die Subjektivität des Moments verstärken,
die eine unheimliche Szene unheimlicher machen,
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die uns Liebe auf den ersten Blick zeigen,
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und die unsere Glückseligkeit
in Luft auflösen.
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Naja, vielleicht nicht ganz.
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--Ich gehe nicht.
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--Ich gehe verdammt nochmal nicht.
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Ich denke am Allerbesten ist, dass diese Sounddesign-
Entscheidungen durch Charakter entstehen.
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Die Charaktere machen alle wichtige Entscheidungen,
die Konsequenzen von sich tragen:
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die Wahl nicht das Geld zu nehmen
die Wahl sich nicht zu wehren,
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die Wahl seine Gefühle zu verbergen
die Wahl jemandem nicht zu vertrauen,
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die Wahl das Unbehagen auszuhalten
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die Wahl wieder ins Spiel zurückzukehren.
die Wahl zu ignorieren,
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dass man nicht willkommen ist.
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Und weil diese Momente in jedem Film
selten und gezielt eingesetzt werden,
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fühlt sich die Stille anders an
und ist an ein anderes Thema gebunden.
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Es lässt Scorcese eine Filmstruktur
durch Verwenden von Sound schaffen.
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Zum Beispiel geht in Raging Bull jeder
Kampfszene ein stillerer, häuslicher
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Moment voraus.
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Dadurch kann er bestimmte Dinge tun,
wie unwirsche Schnitte zu Schlägen.
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Aber es unterstreicht auch das Thema des
Films, dass Gewalt im Ring
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nur eine Erweiterung der häuslichen
Gewalt ist.
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Als er seinen Bruder attackiert, hört man
tatsächlich die selben Sounds,
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die man im Ring hört.
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Und nicht nur Scorcese benutzt
diese Art von Filmstruktur.
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Zum Beispiel wird Der Soldat James Ryan
von zwei Schlachten eingerahmt.
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Und in jeder Schlacht,
gibt es einen Moment wie diesen.
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Am Anfang kennen wir keinen von
diesen Menschen
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Am Ende kennen wir alle.
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Vielleicht widersprichst Du meiner
Interpretation hier,
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aber ich bin überzeugt, dass der Charakter
weiß, dass er sterben wird, und er
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akzeptiert es in beiden Momenten und
setzt das Gefecht fort.
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Und ich denke es ist ein treffendes Beispiel
für Stille als übergreifende Filmstruktur
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für den ganzen Film.
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Ich möchte darauf hinweisen, dass
dies nicht nur eine Frage von gutem Sounddesign ist,
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wobei es das gibt. Die Soundmixer können
diese Dinge nicht tun, wenn man den Film
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komplett mit Dialogen, Effeklten und Musik
vollstopft.
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--Ich habe nichts gegen Lautstärke
in einem Film, wenn es nur für eine Moment
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oder zwei oder für einen kurzen Zeitraum
ist. Ich finde das angemessen.
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Aber wenn man eine Sequenz hat, die für
20-30 Minuten laut ist,
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vergisst man, wie es ist leise zu sein und
dadurch wirkt nichts wirklich laut,
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weil alles laut ist.
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In beliebten Filmen, scheuen Autoren und
Regisseure heutzutage davor, Stille
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überhaupt zu haben, oder sie benutzen
die Stille, die sie haben, falsch.
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Und dieser Trend wird mit jedem Jahr
deutlich schlechter.
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Überlege dies. 1978.
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Vielleicht findest Du das ein bisschen
kitschig, aber der Film traut sich
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immerhin die Stille zu benutzen, damit
wir den Verlust des Charakters spüren.
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Und es ist bereit bei ihm zu bleiben,
während der gesamten Stille.
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Währenddessen, in 2013.
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Vielleicht scheint dies still zu sein,
aber es läuft immer Musik nebenher.
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Wichtiger noch, die "Nicht-ganz-so-Stille"
wird als Belohnung des Charakters verwendet:
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er tötet jemanden und bekommt eine Umarmung.
Aber wenn man den ganzen Film betrachtet,
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Buchstäblich jedes Mal, wenn Stille herrscht,
bekommt er eine Umarmung.
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