Learning from a barefoot movement
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0:00 - 0:04Ich möchte Sie in eine andere Welt mitnehmen.
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0:04 - 0:06Und ich möchte an Sie eine
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0:06 - 0:1045 Jahre alte Liebesgeschichte
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0:10 - 0:13mit den Armen weitergeben,
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0:13 - 0:16die von weniger als einem Dollar am Tag leben.
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0:18 - 0:22Ich hatte eine sehr elitäre, versnobte,
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0:22 - 0:26teure Ausbildung in Indien,
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0:26 - 0:29und das hat mich fast kaputt gemacht.
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0:31 - 0:33Ich war bereit,
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0:33 - 0:36ein Diplomat, Lehrer, Arzt zu werden --
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0:36 - 0:40alles war bereit.
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0:40 - 0:43Damals, ich sehe nicht so aus, war ich der indische Meister im Squash
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0:43 - 0:45für drei Jahre.
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0:45 - 0:47(Lachen)
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0:47 - 0:50Die ganze Welt war für mich bereit.
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0:50 - 0:52Alles lag mir zu Füssen.
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0:52 - 0:55Ich konnte nichts falsch machen.
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0:55 - 0:57Und dann dachte ich, nur aus Neugierde,
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0:57 - 0:59dass ich gerne in einem Dorf leben und arbeiten würde,
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0:59 - 1:01und einfach sehen wie das ist.
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1:01 - 1:031965 also
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1:03 - 1:07ging ich zur sogenannten schlimmsten Bihar Hungsersnot in Indien,
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1:07 - 1:10und ich sah Hunger, Tod,
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1:10 - 1:13Leute die verhungern.
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1:13 - 1:16Das hat mein Leben verändert.
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1:16 - 1:18Ich kam zurück nach Haus,
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1:18 - 1:20sagte meiner Mutter,
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1:20 - 1:23"Ich möchte in einem Dorf leben und arbeiten."
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1:23 - 1:25Mutter fiel ins Koma.
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1:25 - 1:28(Lachen)
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1:28 - 1:30"Was ist los?
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1:30 - 1:33Die ganze Welt ist für dich bereit, die besten Jobs stehen dir offen,
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1:33 - 1:35und du willst in einem Dorf arbeiten?
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1:35 - 1:37Stimmt mit dir etwas nicht?"
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1:37 - 1:39Ich sagte, "Nein, ich habe die beste Ausbildung.
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1:39 - 1:41Das hat mir zu denken gegeben.
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1:41 - 1:44Und ich möchte meinen Beitrag leisten,
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1:44 - 1:46auf meine eigene Art."
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1:46 - 1:48"Was willst du in einem Dorf machen?
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1:48 - 1:50Keine Arbeit, kein Geld,
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1:50 - 1:52keine Sicherheit, keine Zukunft."
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1:52 - 1:54Ich sagte, "Ich möchte fünf Jahre lang
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1:54 - 1:57leben und Brunnen graben."
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1:57 - 1:59"Fünf Jahre lang Brunnen graben?
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1:59 - 2:02Du warst an der teuersten Schule und Uni in Indien,
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2:02 - 2:04und du willst fünf Jahre lang Brunnen graben?"
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2:04 - 2:08Lange Zeit hat sich nicht mit mir gesprochen,
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2:08 - 2:11weil sie dachte, ich hätte die Familie im Stich gelassen.
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2:13 - 2:15Aber dann
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2:15 - 2:18erfuhr ich das aussergewöhnliche Wissen und die Fähigkeiten,
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2:18 - 2:20die sehr arme Leute haben,
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2:20 - 2:23die die breite Masse nie erreichen --
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2:23 - 2:25die nie identifiziert werden, respektiert,
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2:25 - 2:27oder im grossen Format angewendet.
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2:27 - 2:29Und ich dachte mir, ich starte ein Barefoot College --
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2:29 - 2:31College nur für die Armen.
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2:31 - 2:33Was die Armen für wichtig halten
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2:33 - 2:36würde das College widerspiegeln.
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2:37 - 2:39Ich ging das erste Mal in dieses Dorf.
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2:39 - 2:41Die Ältesten kamen zu mir
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2:41 - 2:43und sagten, "Läufst du vor der Polizei davon?"
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2:43 - 2:45Ich sagte, "Nein."
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2:45 - 2:48(Lachen)
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2:49 - 2:51"Du hast dein Examen nicht bestanden?"
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2:51 - 2:53Ich sagte, "Nein."
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2:53 - 2:56"Du hast keinen Job bei der Regierung bekommen?" Ich sagte, "Nein."
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2:56 - 2:58"Was machst du hier?
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2:58 - 3:00Warum bist du hier?
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3:00 - 3:02Das Bildungssystem in Indien
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3:02 - 3:05lässt dich nach Paris, Neu-Delhi und Zürich blicken;
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3:05 - 3:07was machst du in diesem Dorf?
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3:07 - 3:10Stimmt etwas mit dir nicht, was du verschweigst?"
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3:10 - 3:13Ich sagte, "Nein, ich möchte ein College starten
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3:13 - 3:15nur für die Armen.
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3:15 - 3:18Das College wird widerspiegeln, was die Armen für wichtig halten."
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3:18 - 3:22Die Ältesten gaben mir sehr guten und tiefgründigen Rat.
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3:22 - 3:24Sie sagten, "Bitte,
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3:24 - 3:27bring niemandem mit Diplom und Qualifikation
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3:27 - 3:29an dein College."
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3:29 - 3:32Also ist es das einzige College in Indien
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3:32 - 3:35wo man mit einem Ph.D. oder Master
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3:35 - 3:37untauglich ist.
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3:37 - 3:42Man muss Drückeberger, Niete, oder Schulabbrecher sein,
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3:42 - 3:45um an unser College zu kommen.
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3:45 - 3:47Man muss bei der Arbeit anpacken.
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3:47 - 3:49Man muss eine Würde der Arbeit haben.
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3:49 - 3:52Man muss zeigen, dass man der Gemeinschaft eine Fähigkeit bieten kann,
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3:52 - 3:55und für die Gemeinschaft einen Dienst leisten.
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3:55 - 3:58So starteten wir das Barefoot College,
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3:58 - 4:00und wir definierten Fachwissen und Expertise neu.
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4:00 - 4:02Wer ist ein Fachmann?
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4:02 - 4:04Ein Fachmann ist jemand,
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4:04 - 4:06mit einer Kombination von Kompetenz,
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4:06 - 4:09Selbstvertrauen und Überzeugung.
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4:09 - 4:12Ein Wünschelrutengänger ist ein Fachmann.
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4:12 - 4:14Eine traditionelle Geburtshelfering
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4:14 - 4:16ist ein Fachmann.
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4:16 - 4:19Ein traditioneller Töpfer ist ein Fachmann.
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4:19 - 4:21Dies sind überall auf der Welt Fachleute.
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4:21 - 4:25In jedem unzugänglichen Dorf auf der Welt findet man sie.
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4:25 - 4:28Und wir dachten, dass diese Leute in den Mainstream kommen sollten
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4:28 - 4:31und zeigen, dass sie Wissen und Fähigkeiten besitzen,
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4:31 - 4:33die universell sind.
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4:33 - 4:35Das muss genutzt werden, muss angewendet werden,
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4:35 - 4:37muss der Welt draussen gezeigt werden --
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4:37 - 4:39dass dieses Wissen und diese Fähigkeiten
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4:39 - 4:43selbst heute relevant sind.
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4:43 - 4:45Das College funktioniert gemäss
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4:45 - 4:49der Lebens- und Arbeitshaltung von Mahatma Gandhi.
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4:49 - 4:53Man isst auf dem Boden, schläft auf dem Boden, arbeitet auf dem Boden.
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4:53 - 4:55Es gibt keine Verträge, keine schriftlichen Verträge.
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4:55 - 4:58Man kann 20 Jahre bleiben, morgen gehen.
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4:58 - 5:01Und niemand kann mehr als $100 pro Monat erhalten.
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5:01 - 5:04Wer des Geldes wegen kommt, kommt nicht zum Barefoot College.
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5:04 - 5:06Wer wegen der Arbeit und der Herausforderung kommt,
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5:06 - 5:08der wird ans Barefoot College kommen.
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5:08 - 5:11Da wollen wir, das Ideen ausprobiert und geschaffen werden.
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5:11 - 5:13Egal was für eine Idee Sie haben, kommen Sie und versuchen Sie es.
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5:13 - 5:15Es macht nichts, wenn Sie scheitern.
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5:15 - 5:18Angeschlagen, verletzt beginnen Sie wieder von vorn.
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5:18 - 5:21Es ist das einzige College, an dem der Lehrer der Lernende ist,
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5:21 - 5:24und der Lernende der Lehrer.
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5:24 - 5:27Und es ist das einzige College, das keine Diplome vergibt.
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5:27 - 5:30Die Gemeinschaft, der man dient bestätigt einen.
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5:30 - 5:32Man braucht kein Papier, das an der Wand hängt,
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5:32 - 5:35um zu zeigen, dass man Ingenieur ist.
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5:37 - 5:39Als ich das sagte,
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5:39 - 5:42sagten sie, "Zeigen Sie uns, was möglich ist. Was machen Sie?
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5:42 - 5:46Dies ist alles nur Gerede, wenn Sie es nicht im wirklichen Leben zeigen können."
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5:46 - 5:49So bauten wir das erste Barefoot College
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5:49 - 5:521986.
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5:52 - 5:54Es wurde von 12 Barefoot Architekten gebaut,
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5:54 - 5:56die nicht lesen und schreiben können.
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5:56 - 5:59Gebaut für $1.50 pro Quadratfuss,
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5:59 - 6:03lebten dort 150 Personen, arbeiteten dort.
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6:03 - 6:06Sie gewannen den Aga-Khan-Preis für Architektur 2002.
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6:06 - 6:09Aber dann vermuteten sie, dass ein Architekt dahintersteckt.
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6:09 - 6:11Ich sagte, "Ja, die haben die technischen Zeichnungen gemacht,
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6:11 - 6:15aber die Barefoot Architekten erbauten wirklich das College."
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6:16 - 6:19Wir sind die einzigen, die den $50,000 Preis tatsächlich zurückgaben,
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6:19 - 6:21weil sie uns nicht glaubten,
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6:21 - 6:25und wir dachten, das sie sich abfällig äusserten
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6:25 - 6:28über die Barefoot Architekten von Tilonia.
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6:28 - 6:30Ich fragte einen Förster --
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6:30 - 6:33ein leistungsstarker, auf dem Papier qualifizierter Experte --
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6:33 - 6:36ich sagte, "Was kann man an diesem Platz bauen?"
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6:36 - 6:38Er warf einen Blick auf den Boden und sagte, "Vergiss es. Geht nicht.
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6:38 - 6:40Lohnt sich nicht einmal.
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6:40 - 6:42Kein Wasser, steiniger Boden."
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6:42 - 6:44Das brachte mich ein wenig in Bedrängnis.
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6:44 - 6:46Und ich sagte, "OK, ich werde zu dem alten Mann im Dorf gehen
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6:46 - 6:49und fragen, was ich an dieser Stelle anbauen soll."
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6:49 - 6:51Er schaute mich ruhig an und sagte,
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6:51 - 6:53"Bau dies, bau dies, nimm dies, und dann klapppt das."
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6:53 - 6:56So sieht es heute aus.
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6:57 - 6:59Ich ging aufs Dach,
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6:59 - 7:01und alle Frauen sagten, "Geh weg.
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7:01 - 7:04Die Männer sollen verschwinden, weil wir diese Technologie nicht mit Männern teilen wollen.
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7:04 - 7:06So machen wir das Dach wasserdicht."
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7:06 - 7:08(Lachen)
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7:08 - 7:11Es ist ein bisschen Jaggery-Zucker, ein bisschen Brennnessel,
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7:11 - 7:13ein bisschen andere Sachen, ich weiss nicht was.
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7:13 - 7:15Aber es leckt tatsächlich nicht durch.
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7:15 - 7:18Seit 1986 hat es nicht geleckt.
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7:18 - 7:21Diese Technologie geben die Frauen nicht an die Männer weiter.
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7:21 - 7:24(Lachen)
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7:24 - 7:26Es ist das einzige College,
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7:26 - 7:30das komplett solar elektrisiert ist.
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7:30 - 7:32Der gesamte Strom kommt von der Sonne.
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7:32 - 7:3445 Kilowatt Solarkollektoren auf dem Dach.
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7:34 - 7:36Alles funktioniert für die nächsten 25 Jahre dank der Sonne.
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7:36 - 7:38So lange die Sonne scheint,
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7:38 - 7:40wird Strom kein Problem für uns sein.
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7:40 - 7:42Aber das Schöne daran ist,
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7:42 - 7:45das es installiert wurde
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7:45 - 7:48von einem Priester, einem Hindupriester,
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7:48 - 7:51der nur acht Jahre Grundschulausbildung hat --
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7:51 - 7:54der nie zur Schule gegangen ist, nie ans College.
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7:54 - 7:56Er weiss garantiert mehr über Solar
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7:56 - 8:00als alle anderen die ich auf der Welt kenne.
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8:02 - 8:04Essen, wenn Sie zum Barefoot College kommen,
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8:04 - 8:07ist solar gekocht.
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8:07 - 8:10Aber die Leute, die den Solarkocher gebaut haben,
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8:10 - 8:13sind Frauen,
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8:13 - 8:15Analphabetinnen,
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8:15 - 8:17die tatsächlich, den ausgeklügelsten
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8:17 - 8:19Solarkocher gebaut haben.
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8:19 - 8:22Es ist ein parabolischer Scheffler-Solarkocher.
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8:25 - 8:29Leider sind sie fast halb deutsch,
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8:29 - 8:31so präzise sind sie.
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8:31 - 8:33(Lachen)
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8:33 - 8:36Sie werden nie so präziese indische Frauen finden.
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8:37 - 8:39Bis ins letzte Teil
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8:39 - 8:41können sie den Kocher machen.
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8:41 - 8:43Und bei uns gibt es zweimal am Tag
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8:43 - 8:4560 solar gekochte Mahlzeiten.
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8:45 - 8:47Wir haben einen Zahnarzt --
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8:47 - 8:50sie ist eine Grossmutter, Analphabetin, und ist Zahnarzt.
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8:50 - 8:52Sie kümmert sich wirklich um die Zähne
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8:52 - 8:55von 7000 Kindern.
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8:56 - 8:58Barefoot Technologie:
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8:58 - 9:01dies war 1986 -- kein Ingenieur, kein Architekt dachte daran --
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9:01 - 9:04aber wir haben Regenwasser von den Dächern gesammelt.
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9:04 - 9:06Sehr wenig Wasser wird verschwendet.
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9:06 - 9:08Alle Dächer sind unterirdisch
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9:08 - 9:10mit einem 400.000 Liter Tank verbunden,
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9:10 - 9:12und kein Wasser wird verschwendet.
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9:12 - 9:15Wenn es vier Jahre Dürre gibt, haben wir noch Wasser auf dem Campus,
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9:15 - 9:17weil wir Regenwasser sammeln.
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9:17 - 9:2060 Prozent der Kinder gehen nicht zur Schule,
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9:20 - 9:22weil sie sich um Tiere kümmern müssen --
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9:22 - 9:24Schafe, Ziegen --
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9:24 - 9:26Arbeiten im Haushalt.
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9:26 - 9:29Daher starteten wir eine Schule
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9:29 - 9:31für Kinder in der Nacht.
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9:31 - 9:33Dank der Abendschulen von Tilonia
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9:33 - 9:36konnten 75.000 Kinder diese Schulen besuchen.
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9:36 - 9:38Es ist zum Nutzen der Kinder;
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9:38 - 9:40nicht zum Nutzen der Lehrer.
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9:40 - 9:42Und was lehren wir an diesen Schulen?
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9:42 - 9:44Demokratie, Bürgerrecht,
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9:44 - 9:47wie man sein Land vermisst,
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9:47 - 9:49was man tun sollte falls man verhaftet wird,
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9:49 - 9:53was man tun sollte falls ein Tier krank ist.
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9:53 - 9:55Das lehren wir in den Abendschulen.
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9:55 - 9:58All die Schulen sind solar beleuchtet.
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9:58 - 10:00Alle fünf Jahren
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10:00 - 10:02veranstalten wir eine Wahl.
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10:02 - 10:06Kinder zwischen sechs und 14 Jahren
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10:06 - 10:09nehmen an einem demokratischen Prozess teil,
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10:09 - 10:13und wählen einen Premierminister.
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10:13 - 10:16Der Premierminister ist 12 Jahre alt.
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10:17 - 10:19Morgens kümmert sie sich um 20 Ziegen,
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10:19 - 10:22aber abends ist sie Premierminister.
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10:22 - 10:24Sie hat ein Kabinett,
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10:24 - 10:27einen Bildungsminister, einen Energieminister, einen Gesundheitsminister.
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10:27 - 10:29Und die überprüfen und leiten tatsächlich
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10:29 - 10:32150 Schulen für 7.000 Kinder.
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10:34 - 10:36Vor fünf Jahren wurde sie mit dem World´s Children´s Prize ausgezeichnet
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10:36 - 10:38und sie fuhr nach Schweden.
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10:38 - 10:40Zum ersten Mal verliess sie ihr Dorf.
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10:40 - 10:43Schweden hatte sie noch nie gesehen.
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10:43 - 10:45Was passierte, brachte sie nicht durcheinander.
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10:45 - 10:47Und die Königin von Schweden, dort,
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10:47 - 10:50drehte sich zu mir und sagte, "Fragen Sie dieses Kind bitte, woher sie ihr Selbstvertrauen nimmt?
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10:50 - 10:52Sie ist bloss 12 Jahre alt,
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10:52 - 10:55und nichts bringt sie durcheinander."
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10:55 - 10:58Und das Mädchen, zu ihrer Linken,
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10:58 - 11:01drehte sich zu mir und blickte der Königin direkt in die Augen
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11:01 - 11:04und sagte, "Bitte sagen Sie ihr, dass ich der Premierminister bin."
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11:04 - 11:06(Lachen)
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11:06 - 11:14(Applaus)
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11:14 - 11:18Wo der Anteil von Analphabeten sehr hoch ist
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11:18 - 11:21benutzen wir Puppentheater.
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11:21 - 11:24Wir kommunizieren mit Hilfe der Puppen.
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11:30 - 11:33Da ist Jokhim Chacha,
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11:33 - 11:37300 Jahre alt.
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11:37 - 11:40Er ist mein Psychoanalytiker. Er ist mein Lehrer.
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11:40 - 11:42Er ist mein Arzt. Er ist mein Anwalt.
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11:42 - 11:44Er ist mein Geber.
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11:44 - 11:46Er treibt sogar Geld auf,
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11:46 - 11:49löst Konflikte.
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11:49 - 11:52Er löst meine Probleme im Dorf.
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11:52 - 11:54Kommt es im Dort zu Spannungen,
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11:54 - 11:56vermindert sich die Anwesenheit an den Schulen,
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11:56 - 11:58kommt es zwischen Lehrer und Eltern zu Unstimmigkeiten,
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11:58 - 12:01so können die Puppen den Lehrer und die Eltern vor das Dorf rufen
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12:01 - 12:03und sagen, "Gebt euch die Hände.
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12:03 - 12:05Die Anwesenheit darf sich nicht verschlechtern."
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12:07 - 12:09Diese Puppen
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12:09 - 12:11sind aus recycleten Berichten der World Bank gemacht.
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12:11 - 12:13(Lachen)
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12:13 - 12:20(Applaus)
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12:20 - 12:24Mit diesem dezentralisierten, entmystifizierten Herangehen
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12:24 - 12:26an die solare Elektrifizierung von Dörfern,
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12:26 - 12:28haben wir ganz Indien erfasst,
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12:28 - 12:31von Ladakh bis nach Bhutan --
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12:33 - 12:35alles solar elektrifizierte Dörfer
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12:35 - 12:38von Leuten, die ausgebildet wurden.
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12:39 - 12:41Und wir gingen nach Ladakh
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12:41 - 12:43und fragten diese Frau --
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12:43 - 12:46bei minus 40 Grad muss man aufs Dach kommen,
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12:46 - 12:49weil kein Platz ist, alles auf beiden Seiten voller Schnne --
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12:49 - 12:51und wir fragten diese Frau,
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12:51 - 12:53"Welchen Nutzen haben Sie
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12:53 - 12:55von Solarstrom?"
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12:55 - 12:57Die überlegte eine Minute und sagte,
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12:57 - 13:01"Zum ersten Mal konnte ich im Winter das Gesicht meines Mannes sehen."
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13:01 - 13:04(Lachen)
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13:04 - 13:06Wir gingen nach Afghanistan.
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13:06 - 13:11Eine Lektion, die wir in Indien gelernt haben ist,
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13:11 - 13:15das Männer nicht auszubilden sind.
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13:15 - 13:19(Lachen)
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13:19 - 13:21Männer sind unruhig,
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13:21 - 13:23Männer sind ehrgeizeig,
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13:23 - 13:26Männer sind zwanghaft nicht ortsgebunden,
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13:26 - 13:28und sie wollen alle ein Diplom.
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13:28 - 13:30(Lachen)
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13:30 - 13:33Auf der ganzen Welt neigen Männer dazu
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13:33 - 13:35eine Urkunde zu wollen.
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13:35 - 13:38Warum? Weil sie das Dorf verlassen wollen,
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13:38 - 13:41um in eine Stadt zu gehen, Arbeit suchen.
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13:41 - 13:44Wir fanden eine grossartige Lösung:
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13:44 - 13:46Grossmütter ausbilden.
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13:48 - 13:50Was ist weltweit die beste Art
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13:50 - 13:52zu kommunizieren heutzutage?
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13:52 - 13:54Fernsehen? Nein.
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13:54 - 13:56Telegraf? Nein.
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13:56 - 13:58Telefon? Nein.
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13:58 - 14:00Sag es einer Frau.
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14:00 - 14:03(Lachen)
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14:03 - 14:07(Applaus)
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14:07 - 14:09Wir gingen also zum ersten Mal nach Afghanistan
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14:09 - 14:11und suchten drei Frauen aus,
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14:11 - 14:13und sagten, "Wir wollen sie nach Indien mitnehmen."
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14:13 - 14:15Sie sagten, "Unmöglich. Die verlassen nicht einmal ihre Zimmer,
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14:15 - 14:17und Sie wollen sie nach Indien mitnehmen."
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14:17 - 14:19Ich sagte, "Ich komme Ihnen entgegen. Ich werde auch die Ehemänner mitnehmen."
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14:19 - 14:21Und so nahm ich die Männer mit.
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14:21 - 14:24Natürlich waren die Frauen viel intelligenter als die Männer.
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14:24 - 14:26Wie haben wir
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14:26 - 14:29diese Frauen in sechs Monaten verändert?
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14:29 - 14:31Zeichensprache.
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14:31 - 14:34Man benutzt nicht Schrift.
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14:34 - 14:36Man benutzt nicht gesprochene Sprache.
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14:36 - 14:39Man benutzt Zeichensprache.
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14:39 - 14:41Und innerhalb von sechs Monaten
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14:41 - 14:45werden sie zu Solaringenieuren.
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14:45 - 14:48Sie kehren zurück und statten ihr eigenes Dorf mit Sonnenenergie aus.
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14:48 - 14:50Diese Frauen kehrten zurück
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14:50 - 14:53und statteten das erste Dorf mit Sonnenenergie aus,
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14:53 - 14:55errichteten einen Workshop --
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14:55 - 14:58das erste Dorf, das jemals in Afghanistan mit Solarstrom versorgt wurde
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14:58 - 15:01haben diese drei Frauen gemacht.
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15:01 - 15:03Diese Frau
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15:03 - 15:05ist eine aussergewöhnliche Grossmutter.
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15:05 - 15:1055 Jahre alt und sie hat 200 Häuser in Afghanistan mit Solarstrom ausgestattet.
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15:10 - 15:13Und das ist nicht zusammengebrochen.
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15:13 - 15:16Sie ging und sprach zu einer Abteilung für Ingenieurwesen in Afghanistan
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15:16 - 15:18und sprach zum Leiter der Abteilung
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15:18 - 15:20über den Unterschied zwischen AC und DC.
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15:20 - 15:22Er wusste das nicht.
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15:22 - 15:25Diese drei Frauen haben weitere 27 Frauen ausgebildet,
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15:25 - 15:28und 100 Dörfer in Afghanistan mit Solarenergie versorgt.
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15:28 - 15:31Wir gingen nach Afrika,
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15:31 - 15:33und taten dort das selbe.
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15:33 - 15:36Die ganzen Frauen am Tisch kommen aus acht, neun Ländern,
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15:36 - 15:39alle unterhalten sich, verstehen kein Wort,
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15:39 - 15:41weil sie alle unterscheidliche Sprachen sprechen.
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15:41 - 15:43Aber ihre Körpersprache ist grossartig.
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15:43 - 15:45Sie sprechen miteinander
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15:45 - 15:47und werden tatsächlich Solaringenieure.
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15:47 - 15:50Ich ging nach Sierra Leone
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15:50 - 15:53und dort kam dieser Minister mitten in der Nacht angefahren --
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15:53 - 15:55fand dieses Dorf.
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15:55 - 15:58Kommt zurück, ins Dorf, und sagt, "Was ist hier passiert?"
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15:58 - 16:00Sie sagten, "Diese zwei Grossmütter ..."
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16:00 - 16:03"Grossmütter?" Der Minister konnte nicht glauben, was passierte.
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16:03 - 16:06"Wohin sind sie gegangen?" "Nach Indien und zurück."
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16:06 - 16:08Er ging direkt zum Präsidenten.
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16:08 - 16:10Er sagte, "Wussten Sie, dass es in Sierra Leone ein Dorf mit Solarstrom gibt?"
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16:10 - 16:13Er sagte, "Nein." Das halbe Kabinett sah sich am nächsten Tag die Grossmütter an.
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16:13 - 16:15"Was ist hier passiert?"
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16:15 - 16:19So liess er mich rufen und sagte, "Können Sie 150 Grossmütter für mich ausbilden?"
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16:19 - 16:21Ich sagte, "Das kann ich nicht, Herr Präsident.
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16:21 - 16:23Aber sie werden das tun. Die Grossmütter werden das tun."
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16:23 - 16:26Und so baute er für mich das erste Barefoot Trainingszentrum in Sierra Leone.
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16:26 - 16:30Und 150 Grossmütter wurden in Sierra Leoneausgebildet.
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16:30 - 16:32Gambia:
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16:32 - 16:35wir suchte eine Grossmutter in Gambia aus.
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16:35 - 16:37Wir gingen in dieses Dorf.
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16:37 - 16:39Ich wusste, welche Frau ich gerne mitnehmen wollte.
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16:39 - 16:42Die Gemeinschaft versammelte sich und sagte, "Nimm diese zwei Frauen mit."
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16:42 - 16:44Ich sagte, "Nein, ich möchte diese Frau mitnehmen."
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16:44 - 16:46Sie sagten, "Warum? Sie kann die Sprache nicht. Sie kennen sie nicht."
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16:46 - 16:49Ich sagte, "Mir gefällt ihre Körpersprache. Mir gefällt, wie sie spricht."
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16:49 - 16:51"Schwieriger Mann; unmöglich."
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16:51 - 16:53Ich rief den Mann, der Mann kam,
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16:53 - 16:56stolzierte, Politiker, Handy in der Hand. "Unmöglich."
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16:56 - 16:59"Warum nicht?" "Die Frau, sieh wie schön sie ist."
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16:59 - 17:01Ich sagte, "Ja, sie ist sehr schön."
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17:01 - 17:03"Was passiert, wenn sie mit einem indischen Mann davonläuft?"
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17:03 - 17:05Davor hatte er am meisten Angst.
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17:05 - 17:08Ich sagte, "Sie wird glücklich sein. Sie wird Sie auf dem Handy anrufen."
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17:08 - 17:11Sie ging wie eine Grossmutter
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17:11 - 17:13und kam wieder wie ein Tiger.
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17:13 - 17:15Sie trat aus dem Flugzeug heraus,
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17:15 - 17:18und sprach zur Presse, wie ein alter Hase.
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17:18 - 17:21Sie hatte die nationale Presse im Griff
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17:21 - 17:23und sie war ein Star.
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17:23 - 17:26Und als ich sechs Monate später zurückkam sagte ich, "Wo ist Ihr Mann?"
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17:26 - 17:28"Ach irgendwo. Das ist nicht wichtig."
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17:28 - 17:30(Lachen)
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17:30 - 17:32Eine Erfolgsstory.
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17:32 - 17:34(Lachen)
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17:34 - 17:37(Applaus)
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17:37 - 17:43Ich schliesse damit zu sagen,
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17:43 - 17:47dass ich glaube, dass man Lösungen nicht draussen suchen muss.
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17:47 - 17:49Suchen Sie nach Lösungen von innen.
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17:49 - 17:52Und hören Sie auf Leute in ihrer Nähe, die Lösungen haben.
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17:52 - 17:54Die gibt es überall auf der Welt.
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17:54 - 17:56Machen Sie sich keine Sorgen.
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17:56 - 17:59Hören Sie nicht auf die World Bank, hören Sie auf die Leuten vor Ort.
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17:59 - 18:02Die haben auf der ganzen Welt Lösungen.
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18:02 - 18:05Zum Schluss ein Zitat von Mahatma Gandhi.
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18:05 - 18:07"Zuerst ignorieren sie dich,
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18:07 - 18:09dann lachen sie über dich,
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18:09 - 18:11dann bekämpfen sie dich
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18:11 - 18:13und dann gewinnst du."
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18:13 - 18:15Danke sehr.
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18:15 - 18:46(Applaus)
- Title:
- Learning from a barefoot movement
- Speaker:
- Bunker Roy
- Description:
-
In Rajasthan, Indien, schult eine aussergewöhliche Schule Frauen und Männer auf dem Land – viele von ihnen Analphabeten – zu Solaringenieuren, Handwerkern, Zahnärzten und Ärzten in ihren eigenen Dörfern. Die Schule heisst Barefoot College ["Barfuss Schule"] und ihr Gründer, Bunker Roy, erklärt wie das funktioniert.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 18:47
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Mohammad Tofighi edited German subtitles for Learning from a barefoot movement | |
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Tonia David added a translation |