Empfinden Kinder Samenspender als Familie?
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0:01 - 0:03Was sind Eltern?
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0:04 - 0:06Was sind Eltern?
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0:07 - 0:09Das ist keine einfache Frage.
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0:10 - 0:12Heute gibt es Adoptionen,
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0:12 - 0:14Stieffamilien,
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0:14 - 0:15Ersatzmütter.
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0:16 - 0:18Viele Eltern stehen vor schwierigen Fragen
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0:19 - 0:21und schwierigen Entscheidungen.
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0:22 - 0:25Sollen wir unserem Kind von
der Samenspende erzählen? -
0:27 - 0:29Wenn ja, wann?
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0:29 - 0:31Mit welchen Wörtern?
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0:32 - 0:37Samenspender werden oft als
"biologische Väter" bezeichnet, -
0:37 - 0:40aber sollten wir wirklich
das Wort "Vater" verwenden? -
0:42 - 0:44Als Philosophin und
Sozialwissenschaftlerin -
0:44 - 0:48untersuchte ich die Fragen
zum Konzept von Elternschaft. -
0:49 - 0:52Heute aber werde ich darüber reden,
was ich gelernt habe, -
0:52 - 0:54als ich mit Eltern und
Kindern geredet habe. -
0:55 - 1:00Ich zeige Ihnen, dass sie wissen,
worauf es in einer Famile ankommt, -
1:00 - 1:02auch wenn ihre Familie
ein bisschen anders aussieht. -
1:03 - 1:08Ich werde Ihnen zeigen, wie sie kreativ
mit schwierigen Fragen umgehen. -
1:09 - 1:13Aber ich werde Ihnen auch
die Zweifel der Eltern aufzeigen. -
1:15 - 1:17Wir haben Paare befragt,
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1:17 - 1:20die sich in der Uniklinik Ghent
künstlich befruchtet lassen haben, -
1:21 - 1:23mit Hilfe eines Samenspenders.
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1:23 - 1:25In diesem Behandlungszeitstrahl
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1:25 - 1:28erkennen Sie zwei Zeitpunkte,
an denen Befragungen gemacht wurden. -
1:29 - 1:31Wir haben heterosexuelle Paare
mit einbezogen, -
1:32 - 1:36bei denen die Samenzellen des Mannes
keine gute Qualität hatten, -
1:36 - 1:42sowie lesbische Paare, die offensichtlich
Samenzellen woanders herbekommen mussten. -
1:43 - 1:45Wir haben auch Kinder miteinbezogen.
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1:47 - 1:48Ich wollte wissen,
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1:48 - 1:53wie diese Kinder Begriffe
wie Eltern und Familie definieren. -
1:54 - 1:57Eigentlich habe ich sie genau das gefragt,
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1:58 - 2:00nur nicht so.
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2:01 - 2:04Stattdessen habe ich
einen Apfelbaum gezeichnet. -
2:05 - 2:08Somit konnte ich abstrakte,
philosophische Fragen stellen -
2:08 - 2:12und zwar so, dass die Kinder
nicht gleich davonliefen. -
2:13 - 2:15Wie Sie also sehen können,
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2:15 - 2:17ist der Apfelbaum leer.
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2:18 - 2:20Und das veranschaulicht
meine Vorgehensweise. -
2:21 - 2:23Durch das Entwerfen solcher Techniken
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2:23 - 2:28kann ich so wenig Bedeutung und Inhalt
wie möglich in die Befragung einbringen, -
2:29 - 2:31weil ich genau das von ihnen hören möchte.
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2:32 - 2:34Ich hab sie gefragt:
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2:35 - 2:38Wie würde deine Familie aussehen,
wenn sie ein Apfelbaum wäre? -
2:39 - 2:42Sie konnten einen Papierapfel nehmen,
für jeden, der ihrer Meinung nach -
2:42 - 2:44zur Familie gehört,
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2:44 - 2:47einen Namen drauf schreiben
und ihn dahin hängen, wo sie wollten. -
2:47 - 2:49Und ich konnte Fragen stellen.
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2:50 - 2:53Die meisten Kinder fingen
mit den Eltern oder Geschwistern an. -
2:54 - 2:56Einer fing an mit "Boxer",
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2:57 - 2:59der tote Hund seiner Großeltern.
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3:00 - 3:04An diesem Punkt erwähnte
keins der Kinder den Spender. -
3:04 - 3:09Also hab ich nach der Geschichte
ihrer Geburt gefragt. -
3:09 - 3:11Ich hab gesagt, bevor du geboren wurdest,
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3:11 - 3:14waren da nur deine Mama und Papa,
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3:14 - 3:15oder deine Mama und Mami.
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3:15 - 3:18Kannst du mir erzählen,
wie du in die Familie gekommen bist? -
3:19 - 3:21Und sie erklärten.
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3:22 - 3:23Einer sagte:
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3:24 - 3:26"Meine Eltern hatten keine guten Samen,
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3:27 - 3:31aber es gibt nette Männer,
die Samen übrig haben. -
3:31 - 3:33Sie bringen sie ins Krankenhaus
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3:33 - 3:35und tun sie in ein großes Gefäß.
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3:36 - 3:37Meine Mami ging da hin
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3:37 - 3:40und hat zwei aus dem Gefäß genommen,
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3:41 - 3:43einen für mich und
einen für meine Schwester. -
3:44 - 3:46Sie hat die Samen in ihren Bauch gepackt
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3:48 - 3:51und ihr Bauch wurde sehr groß
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3:51 - 3:52und dann kam ich."
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3:53 - 3:54Hmm.
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3:56 - 4:00Also, nur wenn sie
den Spender erwähnten, -
4:00 - 4:03habe ich Fragen, mit
ihren eigenen Worten, gestellt. -
4:04 - 4:05Ich hab gesagt:
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4:05 - 4:10"Wenn das hier ein Apfel für
den netten Mann mit den Samen wäre, -
4:10 - 4:11was würdest du damit tun?"
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4:12 - 4:14Ein Junge fing an, laut zu denken,
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4:14 - 4:16er hielt den Apfel und sagte:
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4:18 - 4:21"Ich werde ihn nicht
zu den anderen packen. -
4:21 - 4:23Er ist nicht Teil meiner Familie.
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4:24 - 4:26Aber ich werde ihn nicht
auf den Boden legen. -
4:26 - 4:28Der ist zu kalt und hart.
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4:29 - 4:31Ich denke, er sollte am Stamm hängen,
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4:32 - 4:35weil er meine Familie möglich gemacht hat.
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4:35 - 4:37Wenn er das nicht getan hätte,
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4:37 - 4:41wäre das wirklich traurig gewesen,
weil dann meine Familie nicht da wäre, -
4:41 - 4:43und ich wäre nicht da."
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4:46 - 4:49Also auch Eltern erschaffen
Familiengeschichten, -
4:49 - 4:51Geschichten, die sie
ihren Kindern erzählen. -
4:53 - 4:55Ein Paar erklärte ihre Befruchtung
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4:56 - 4:58bei einem Besuch auf einem Bauernhof,
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4:59 - 5:02um die Befruchtung einer Kuh anzugucken.
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5:04 - 5:05Und warum nicht?
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5:05 - 5:07Es ist ihre Art zu erklären;
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5:07 - 5:11ihre selbstgemachten Famlienerzählungen.
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5:11 - 5:12Selbstgemacht.
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5:13 - 5:15Ein anderes Paar hat Bücher gemacht,
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5:15 - 5:16ein Buch für jedes Kind.
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5:17 - 5:18Es waren echte Kunstwerke
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5:18 - 5:22mit ihren Gedanken und Gefühlen
während der Behandlung. -
5:22 - 5:25Sogar die Parkscheine
des Krankenhauses waren darin. -
5:26 - 5:27Das ist also selbstgemacht:
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5:27 - 5:30Wege, Wörter und Bilder
zu finden, um Ihrem Kind, -
5:30 - 5:32Ihre Familiengeschichte zu erzählen.
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5:34 - 5:37Und diese Geschichten
waren sehr verschieden, -
5:37 - 5:40aber sie alle hatten eins gemeinsam:
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5:42 - 5:45Es waren alles Geschichten,
über das Verlangen nach einem Kind -
5:46 - 5:48und der Suche nach einem Kind.
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5:48 - 5:53Es ging darum, wie intensiv
das Kind geliebt wurde. -
5:55 - 6:00Forschungen zeigen,
dass es diesen Kindern gut geht. -
6:00 - 6:02Sie haben nicht mehr Probleme als andere.
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6:03 - 6:07Dennoch wollten diese Eltern
ihre Entscheidung -
6:07 - 6:09durch ihre Geschichten rechtfertigen.
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6:10 - 6:13Sie hofften, dass ihre Kinder
ihre Gründe nachvollziehen konnten, -
6:13 - 6:14warum ihre Familie so gegründet wurde.
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6:16 - 6:20Grund dafür war die Angst, dass
ihre Kinder sie zurückweisen könnten -
6:20 - 6:22und das nicht-genetische
Elternteil ablehnen. -
6:23 - 6:25Diese Angst ist verständlich,
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6:25 - 6:28weil unser Leben in einer
sehr heteronormativen, -
6:28 - 6:30genetisch gepolten Welt stattfindet.
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6:30 - 6:32Eine Welt, die immer noch denkt,
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6:32 - 6:36dass eine richtige Familie
aus einer Mutter, einem Vater -
6:36 - 6:38und ihren genetisch
verwandten Kindern besteht. -
6:40 - 6:41Okay.
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6:42 - 6:45Ich möchte Ihnen
von einem Teenager erzählen. -
6:45 - 6:48Er ist ein Spenderkind,
aber nicht Teil unserer Studie. -
6:49 - 6:51Eines Tages, hatte er
Streit mit seinem Vater -
6:51 - 6:53und er rief:
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6:53 - 6:55"Du sagst mir, was ich machen soll?
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6:55 - 6:57Du bist nicht einmal mein Vater!"
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7:00 - 7:03Das war genau das, wovor die Eltern
unserer Studie Angst hatten. -
7:04 - 7:07Dem Jungen tat es schnell leid
und sie vertrugen sich wieder. -
7:08 - 7:11Aber die Reaktion des Vaters
ist das eigentlich Interessante. -
7:12 - 7:13Er sagte:
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7:14 - 7:19"Dieser Wutanfall hatte nichts mit einer
fehlenden genetischen Verbindung zu tun. -
7:20 - 7:23Es ging um Pubertät,
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7:23 - 7:24darum, schwierig zu sein.
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7:24 - 7:26So sind sie in dem Alter.
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7:27 - 7:28Es wird vorbeigehen."
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7:29 - 7:31Was dieser Mann uns zeigt,
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7:31 - 7:34ist, dass wenn etwas falsch läuft,
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7:35 - 7:36wir nicht sofort denken sollten,
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7:36 - 7:39dass der Grund,
die etwas andere Familie ist. -
7:39 - 7:42Diese Dinge passieren in allen Familien.
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7:46 - 7:47Ab und zu fragen sich
alle Eltern vielleicht: -
7:48 - 7:50Sind wir gut genug?
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7:51 - 7:52Diese Eltern genauso.
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7:53 - 7:57Sie wollten vor allem
das Beste für ihr Kind. -
7:58 - 8:00Aber sie fragten sich auch manchmal:
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8:00 - 8:02Sind wir wirkliche Eltern?
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8:02 - 8:06Ihre Unsicherheiten gab es schon
lang bevor sie überhaupt Eltern waren. -
8:06 - 8:08Am Anfang der Behandlung,
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8:08 - 8:09beim ersten Mal mit dem Berater,
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8:10 - 8:13passten sie genau auf,
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8:13 - 8:15denn sie wollten es richtig machen.
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8:16 - 8:17Selbst 10 Jahre später
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8:18 - 8:21konnten sie sich an
die Ratschläge erinnern. -
8:25 - 8:28Wenn sie also an den Berater dachten
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8:29 - 8:31und an das, was ihnen geraten wurde,
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8:31 - 8:32sprachen wir darüber.
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8:32 - 8:35Und es gab ein lesbisches Paar, das sagte:
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8:37 - 8:38"Wenn unser Sohn uns fragt:
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8:38 - 8:40'Hab ich einen Papa?'"
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8:41 - 8:44Sagen wir: "Nein, du hast keinen Papa."
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8:45 - 8:48Aber wir sagen nichts anderes,
außer wenn er danach fragt, -
8:48 - 8:50weil er eventuell nicht bereit dafür ist.
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8:50 - 8:52Das hat der Berater gesagt:
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8:55 - 8:57"Okay. Ich weiß nicht,
das ist ziemlich anders -
8:57 - 9:00als wenn wir die Fragen
von Kindern beantworten. -
9:00 - 9:03Wie: "Milch, kommt die aus einer Fabrik?"
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9:04 - 9:07Daraufhin sagen wir:
"Nein, die kommt von der Kuh." -
9:07 - 9:09Und wir reden über den Bauern,
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9:09 - 9:11und ihren Weg bis in den Supermarkt.
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9:12 - 9:13Wir sagen nicht:
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9:14 - 9:18"Nein, Milch kommt nicht
aus einer Fabrik." -
9:20 - 9:22Etwas Komisches ist hier passiert
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9:22 - 9:25und natürlich bemerkten das diese Kinder.
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9:26 - 9:27Ein Junge sagte:
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9:27 - 9:30"Ich hab meinen Eltern
viele Fragen gestellt, -
9:30 - 9:32aber die reagierten so komisch.
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9:33 - 9:37Ich hab eine Freundin in der Schule,
die genauso gemacht wurde wie ich. -
9:37 - 9:40Wenn ich eine Frage habe,
gehe ich einfach zu ihr." -
9:42 - 9:43Cleverer Junge.
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9:44 - 9:45Problem gelöst.
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9:46 - 9:48Aber seine Eltern bemerkten nichts,
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9:49 - 9:51doch das war gewiss weder ihre Absicht,
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9:51 - 9:53noch die Absicht des Betreuers
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9:53 - 9:59als dieser sagte, wie wichtig das
offene Kommunizieren in der Familie sei. -
10:00 - 10:03Das ist das Komische an Ratschlägen.
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10:03 - 10:06Wenn wir Leuten Tabletten anbieten,
sammeln wir zuerst Nachweise. -
10:07 - 10:08Wir machen Tests,
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10:08 - 10:09wir machen Untersuchungen.
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10:09 - 10:13Wir wollen wissen,
was genau die Tablette bewirkt -
10:13 - 10:16und wie sie das Leben
der Menschen beeinflusst. -
10:16 - 10:17Und Ratschläge?
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10:19 - 10:21Ein Rat ist nicht genügend,
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10:21 - 10:25oder der Rat eines Experten,
wenn er in der Theorie gut -
10:25 - 10:27oder gut gemeint ist.
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10:27 - 10:31Es sollte ein Rat sein, der geprüft wurde.
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10:31 - 10:35Geprüft, ob er tatsächlich
das Leben der Patienten verbessert. -
10:36 - 10:41Die Philosophin in mir, würde Ihnen gerne
etwas Paradoxes mitgeben: -
10:42 - 10:46Ich rate Ihnen,
keine Ratschläge zu befolgen. -
10:48 - 10:49Aber, ja.
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10:50 - 10:53(Applaus)
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10:55 - 10:57Ich werde hier nicht
mit dem, was falsch lief enden; -
10:57 - 11:01Das wäre nicht gerecht gegenüber
der Herzlichkeit dieser Familien. -
11:03 - 11:06Erinnern Sie sich an die Bücher
und den Bauernhof? -
11:06 - 11:09Wenn Eltern Dinge tun,
die zu ihnen passen, -
11:10 - 11:11tun sie brillante Dinge.
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11:12 - 11:16An was sie sich als
Familienmitglieder erinnern sollen, -
11:16 - 11:19egal welcher Art von Familie,
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11:19 - 11:24ist, das Familien
warme Beziehungen brauchen. -
11:25 - 11:29Wir brauchen keine Experten,
um diese herzustellen. -
11:30 - 11:32Die meisten von uns
machen es gerade richtig, -
11:33 - 11:35obwohl es harte Arbeit sein mag
-
11:35 - 11:38und wir von Zeit zu Zeit
einen Rat gebrauchen können. -
11:39 - 11:40Für diesen Fall
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11:40 - 11:43denken Sie an drei Dinge.
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11:44 - 11:47Nehmen Sie Ratschläge an,
die zu Ihrer Familie passen. -
11:48 - 11:53Denken Sie daran, Sie sind die Experten,
denn Sie leben in ihrer Familie. -
11:55 - 11:56Und zum Schluss,
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11:56 - 12:00glauben Se an Ihre Fähigkeiten
und Ihre Kreativität, -
12:01 - 12:04weil Sie es selbermachen können.
-
12:05 - 12:06Danke.
-
12:06 - 12:13(Applaus)
- Title:
- Empfinden Kinder Samenspender als Familie?
- Speaker:
- Veerle Provoost
- Description:
-
Wie definieren wir Eltern oder eine Familie? Bioethikerin Veerle Provoost erforscht diese Fragen vor dem Hintergrund unkonventioneller Familien, zusammengebracht durch Adoption, zweite Ehen, Ersatzmütter und Samenspende. In diesem Vortrag erzählt sie die Geschichten von Eltern und Kindern, wie sie ihre eigenen Familiengeschichten erschaffen.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 12:26
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