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agonarch, @fraufeli: Das Zahnrad aus Fleisch

  • 0:10 - 0:12
    Engel: Der nächste Talk
    trägt den wunderschönen Titel
  • 0:12 - 0:16
    "Zahnrad aus Fleisch
    Expeditionen ins Kommentierreich"
  • 0:16 - 0:20
    Und ich bitte um einen herzlichen Applaus
    um unsere beiden Expeditionsleiter
  • 0:20 - 0:22
    André und fraufeli
  • 0:22 - 0:32
    Applaus
  • 0:33 - 0:36
    André: Ja, super. Dankeschön.
  • 0:36 - 0:37
    Oh, noch mehr?
  • 0:37 - 0:40
    Engel: (unverständlich)
  • 0:40 - 0:43
    André: Achso, zum Weiterschalten, super!
  • 0:43 - 0:50
    Na gut, ok.
  • 0:53 - 0:55
    Ja, was hat's damit auf sich?
  • 0:55 - 0:59
    Journalisten, die kriegen ja häufig
    Briefe ihrer Leser.
  • 0:59 - 1:04
    Und zwar auch Moderatoren,
    Leute die professionell moderieren,
  • 1:04 - 1:09
    wie z.B. Feli. Und in einem von diesen
    kam diese Formulierung vor:
  • 1:09 - 1:11
    "Weißt du Zensor Zahnrad aus Fleisch.
  • 1:11 - 1:13
    Du bist nur eine Nummer.
  • 1:13 - 1:14
    Du bist ein garnichts.
  • 1:14 - 1:15
    So sind wir doch alle, auch die,
  • 1:15 - 1:17
    die sich über alle anderen stellen.
  • 1:17 - 1:19
    Doch du begreifst das nicht,
  • 1:19 - 1:21
    sonst würdest du diesen
    Zensorquatsch nicht machen.
  • 1:21 - 1:23
    Hier besitzt doch keiner den Mut,
  • 1:23 - 1:24
    sein Leben gegen diese Bande
  • 1:24 - 1:26
    einzuseten.
  • 1:26 - 1:28
    So wie die mutigen Männe
  • 1:28 - 1:30
    rund Frauen in anderen Ländern,
  • 1:30 - 1:33
    die ihr Leben einsetzen
  • 1:33 - 1:37
    um sich von den Une..tr..drückern befreien,
  • 1:37 - 1:39
    die sich als Wohltäter aufspielen.
  • 1:39 - 1:42
    Ihr lebt von unseren Minilöhnen
  • 1:42 - 1:43
    und ihr Scheißjuden"
  • 1:43 - 1:50
    Gelächter aus dem Publikum
    vereinzeltes Klatschen
  • 1:50 - 1:54
    Also Journalisten kriegen häufig
    unangenehme Leserpost,
  • 1:54 - 1:56
    das war auch schon immer so,
    das war auch schon in den Zeiten so,
  • 1:56 - 2:00
    als es noch gar kein Internet gab.
    Aber irgendwie haben wir so
  • 2:00 - 2:04
    in den letzten Jahren, oder
    in diesem Jahr jetzt besonders,
  • 2:04 - 2:06
    gab es so gefühlt den Eindruck,
    als ob sich irgendwie alle
  • 2:06 - 2:11
    darüber beschweren, was da nun
    im Internet gerade vor sich geht.
  • 2:11 - 2:15
    Also, wenn man es auf einen Slogan
    bringen kann: "Wo Netz, da Hetz"
  • 2:15 - 2:19
    Das ist so das, was irgendwie
    durch die Gazetten geht,
  • 2:19 - 2:23
    ob sich Frau Göring-Eckardt,
    eine Politikerin der Grünen,
  • 2:23 - 2:27
    bei der es das Gerücht gibt,
    dass sie auch schon mal von Moderatoren
  • 2:27 - 2:31
    äh, Beiträge zensiert worden sind,
    weil sie den Namen
  • 2:31 - 2:34
    "Göring-Eckardt" erwähnen,
    also die Frau heißt ja wirklich so,
  • 2:34 - 2:36
    vereinzeltes Lachen
    aus dem Publikum
  • 2:36 - 2:39
    die einfach sich hingesetzt hat
    und einfach mal Briefe vorgelesen hat,
  • 2:39 - 2:41
    die sie so bekommt.
  • 2:41 - 2:42
    Hassmails.
  • 2:42 - 2:46
    Oder beispielsweise...
  • 2:46 - 2:50
    .. ja, oder ob ich heute, gestern dann
    ins Fahrkartenzentrum gehe in Berlin
  • 2:50 - 2:53
    und da hat mal wieder die Bitkom
    ne schöne Studie gemacht
  • 2:53 - 2:56
    zum Thema Hasskommentaren.
    Ich glaub das dieses Thema so,
  • 2:56 - 3:01
    ja, oder ganz besonders für den
    deutschen Fernsehpreis nominiert.
  • 3:01 - 3:07
    Am 5. August in den Tagesthemen
    hat sich Anja Reschke zu Wort gemeldet
  • 3:07 - 3:11
    gegen die Hetze gegen Ausländer
    im Internet, das ist ja gerade mit diesen
  • 3:11 - 3:16
    seltsamen Bewegungen wie Pegida oder diese
    Partei AfD mit ihrem Rechtsruck
  • 3:16 - 3:20
    ein sehr großes Thema in Deutschland,
    auch in Zusammenhang mit der sogenannten
  • 3:20 - 3:26
    Flüchtlingskrise. Also, dass da so
    ein bisschen die Emotionen hochkochen
  • 3:26 - 3:32
    und Journalisten jetzt dazu übergehen,
    quasi Briefe an ihr Publikum zu schreiben,
  • 3:32 - 3:35
    Briefe an ihre Leser zu schreiben,
    was relativ neu ist.
  • 3:35 - 3:38
    Und es betrifft eben nicht nur Journalisten,
    es betrifft auch Blogger,
  • 3:38 - 3:43
    die sich darüber beklagen, wie's einfach
    in ihren Kommentarbereichen aussieht.
  • 3:43 - 3:46
    Vor Kurzem war ich in Berlin
    auf 'ner Konferenz,
  • 3:46 - 3:48
    da war Alexander Kluge da,
    und er sagte ...
  • 3:48 - 3:53
    also ein deutscher Intellektueller,
    schon bisschen älteres Semester,
  • 3:53 - 3:57
    und er sagte: "Ja, so das Internet,
    das ist ja ganz toll, und das hat ja quasi
  • 3:57 - 4:01
    die Brecht'sche Radiotheorie umgesetzt.
  • 4:01 - 4:04
    Das waren so Ideen, die Brecht
    irgendwie in den 30er Jahren
  • 4:04 - 4:09
    zum Rundfunk formuliert hat.
    Dass es darum geht,
  • 4:09 - 4:13
    ein Interaktionsmedium zu machen,
    wo dann nicht nur gesendet wird,
  • 4:13 - 4:16
    sondern auch die Empfänger
    wieder zurücksenden können.
  • 4:16 - 4:20
    Und ganz lange Zeit, wenn's
    um Medienreform gegangen ist,
  • 4:20 - 4:23
    Reformen von Fernsehen,
    Reformen von Zeitungen,
  • 4:23 - 4:27
    spielte immer eine sehr große Rolle
    in der Debatte der sogenannte Rückkanal.
  • 4:27 - 4:32
    Also, dass sich dann die Leute,
    die das Medium konsumieren,
  • 4:32 - 4:36
    zurück an den Autor des entsprechenden
    Artikels wenden können.
  • 4:36 - 4:41
    Und wie gesagt, Alexander Kluge sagt,
    das ist jetzt umgesetzt,
  • 4:41 - 4:44
    aber irgendwie ist da trotzdem
    so ein schaler Geschmack dabei,
  • 4:44 - 4:47
    wie man eben an diesen
    ganzen Rückmeldungen merkt,
  • 4:47 - 4:50
    die sind da alle gar nicht
    so einverstanden damit,
  • 4:50 - 4:51
    was ihnen da so entgegenschallt
  • 4:51 - 4:54
    aus dem Internet,
    aus den sozialen Medien,
  • 4:54 - 4:56
    und ja..
  • 4:56 - 4:59
    Man könnte eigentlich sagen, so:
    diese Kommentare drunter,
  • 4:59 - 5:04
    unter Artikeln oder professionellen
    Zeitungsartikeln online
  • 5:04 - 5:05
    sind sowas Ähnliches
    wie eine Schmuddelecke.
  • 5:05 - 5:09
    Damit beschäftigt sich
    Feli hauptberuflich,
  • 5:09 - 5:12
    indem sie dann dort
    etwas aufräumen muss.
  • 5:12 - 5:16
    Und es gibt eine allgemeine
    Unzufriedenheit mit der Art und Weise,
  • 5:16 - 5:17
    wie diese Kommentarbereiche aussehen.
  • 5:17 - 5:20
    Das hat jetzt gar nichts mit der
    aktuellen, zugespitzten Situation
  • 5:20 - 5:23
    mit den Flüchtlingen zu tun,
    sondern das war eigentlich schon vorher,
  • 5:23 - 5:27
    dass viele Zeitungen davon
    abgerückt haben.. angefangen haben,
  • 5:27 - 5:30
    ihre Kommentarbereiche zu schließen,
    dass denen das zu aufwendig geworden ist.
  • 5:30 - 5:35
    Das kann wirtschaftliche Gründe haben,
    das kann aber auch Gründe damit haben,
  • 5:35 - 5:37
    dass man einfach mit diesem Medium
    nicht so richtig...
  • 5:37 - 5:40
    oder mit der Moderation
    nicht richtig klarkommt.
  • 5:40 - 5:43
    Und wenn wir dann weiterdenken,
    worum es heute eigentlich
  • 5:43 - 5:46
    nicht so gehen soll,
    um solche Dienste wie Facebook,
  • 5:46 - 5:48
    da ist ja quasi alles Kommentar.
  • 5:48 - 5:52
    Und da ist man natürlich
    auch sehr unzufrieden,
  • 5:52 - 5:55
    Also viele, professionelle,
    journalistische Medien
  • 5:55 - 5:57
    die haben ja auch da immer
    so einen Facebook-Kanal,
  • 5:57 - 6:01
    wo alle Artikel reingepumpt werden,
    und was da dann direkt kommentiert wird,
  • 6:01 - 6:04
    das ist auch manchmal
    ein bisschen unangenehm.
  • 6:04 - 6:08
    Auf der anderen Seite,
    im professionellen Medienbereich
  • 6:08 - 6:12
    ist man sich eigentlich einig,
    so, ja .. anfangs war's ja so,
  • 6:12 - 6:15
    man hat die Medien,
    die man ohnehin gehabt hat,
  • 6:15 - 6:18
    Print, dann auch online gespiegelt,
    dann gab's irgendwann
  • 6:18 - 6:19
    z.B. Spiegel online und den Spiegel.
  • 6:19 - 6:22
    Aber mittlerweile ist es ja so,
    dass die ganzen Medienhäuser
  • 6:22 - 6:27
    irgendwie verstanden haben,
    kein Leistungsschutzrecht wird sie retten.
  • 6:27 - 6:34
    Es geht in Richtung auf den digitalen Bereich,
    das wird jetzt die Zukunft sein.
  • 6:34 - 6:37
    So, man kann natürlich allgemein
    unzufrieden sein mit der Politik,
  • 6:37 - 6:38
    hier z.B.:
  • 6:38 - 6:42
    "Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger,
    als sich ohne Widerstand
  • 6:42 - 6:45
    von einer verantwortungslosen
    und dunklen Trieben ergebenen
  • 6:45 - 6:46
    Herrscherclique regieren zu lassen.
  • 6:46 - 6:48
    Ist es nicht so, dass sich heute
  • 6:48 - 6:52
    jeder ehrliche Deutsche heute
    seiner Regierung schämt"
  • 6:52 - 6:57
    Ja, so eine Aussage
    stimmt natürlich immer irgendwie.
  • 6:57 - 7:01
    Und man kann natürlich über alles
    abranten, auch über den Zustand
  • 7:01 - 7:04
    der Kommentare im Internet,
    über die Art und Weise
  • 7:04 - 7:06
    wie es politisch aussieht,
    das Fernsehprogramm ist
  • 7:06 - 7:09
    natürlich auch immer, immer
    eigentlich großer Mist,
  • 7:09 - 7:13
    und was die im Radio einem vorsetzen
    das ist ja auch wirklich unverschämt.
  • 7:13 - 7:17
    Aber in einer freien,
    in einer offenen Gesellschaft
  • 7:17 - 7:21
    brauchen wir natürlich auch
    sowas wie eine offene Gesprächskultur,
  • 7:21 - 7:24
    wo man dann auch mal gegen die
    herrschenden Verhältnisse sein darf.
  • 7:24 - 7:29
    Das ist eigentich selbstverständlich,
    das ist guter stil in einer Demokratie,
  • 7:29 - 7:33
    und erst recht in einer
    freiheitlichen Gesellschaft.
  • 7:33 - 7:37
    Wenn wir dann aber an die
    Situation einer Diktatur denken,
  • 7:37 - 7:40
    dort sind diese Bereiche dann natürlich
    in sehr starkem Maße gefährdet,
  • 7:40 - 7:43
    also die freie Meinungsäußerung,
    und darum ist es schon sehr wichtig,
  • 7:43 - 7:46
    das auch zu verteidigen.
  • 7:46 - 7:51
    Denn unter den Bedingungen einer Diktatur
    gibt es immer ganz harte Sanktionen
  • 7:51 - 7:56
    für Oppositionelle und im Beispiel,
    was ich gerade angebracht habe,
  • 7:56 - 7:58
    ich weiß nicht, wie viele es erkannt haben,
  • 7:58 - 8:03
    das war der Beginn
    des ersten Flugblattes
  • 8:03 - 8:06
    der münchner Widerstandsgruppe
    die "Weiße Rose".
  • 8:06 - 8:10
    Das Regime, was damit angesprochen war,
    war das nationale sozialistische Regime.
  • 8:10 - 8:15
    Und, ja, das ist damals so mit
    Schreibmaschine vervielfältigt worden,
  • 8:15 - 8:16
    dann haben sie diese
    Flugblätter rumgegeben.
  • 8:16 - 8:20
    Das Nazi-Regime war davon
    natürlich nicht so ganz begeistert.
  • 8:20 - 8:25
    Und die Leute sind dann,
    die "Weiße Rose", das wisst ihr alle,
  • 8:25 - 8:30
    sind .. die jungen Leute sind
    abgeurteilt worden vom Volksgerichtshof
  • 8:30 - 8:35
    aufgrund ihrer vier Flugblätter,
    die sie veröffentlicht haben,
  • 8:35 - 8:39
    und mit dem Fallbeil hingerichtet.
  • 8:39 - 8:43
    Heute ist die Situation ganz anders,
    also keiner wird umgebracht,
  • 8:43 - 8:46
    aber natürlich gibt es
    Sanktionsmechanismen auch.
  • 8:46 - 8:50
    Und die Frage, wie viel freie Rede
    wollen wir haben,
  • 8:50 - 8:54
    was ist da sozusagen die richtige Balance,
    wie gehen wir damit richtig um,
  • 8:54 - 8:57
    Und dann gibt es ja auch immer so
    bestimmte Äußerungen, mit denen
  • 8:57 - 9:04
    wir nicht so einverstanden sind,
    also wenn irgendjemand, ja, irgendwie...
  • 9:04 - 9:07
    sich auf 'ne Art und Weise äußert,
    wie das vielleicht nicht so ein guter Stil ist.
  • 9:07 - 9:12
    Oder auch strafrechtlich,
    z.B. Volksverhetzung
  • 9:12 - 9:16
    oder auch Holocaustleugnung,
    sowas in der Richtung.
  • 9:16 - 9:20
    Vielleicht habt ihr's gemerkt,
    ich hab halt gleich am Anfang
  • 9:20 - 9:26
    quasi Godwin's Law erfüllt,
    also ich habe, ich bin
  • 9:26 - 9:29
    sozusagen auf den Nazivergleich
    gegangen, das war ja so 'ne Regel,
  • 9:29 - 9:33
    die ja schon relativ früh im Internet
    mal formuliert worden ist,
  • 9:33 - 9:38
    also: "im Verlaufe längerer Diskussionen
    im Internet, beispielsweise in Usenet-Newsgroups"
  • 9:38 - 9:41
    ich weiß nicht, wie viele von euch
    tatsächlich noch Usenet-Usegroups kennen,
  • 9:41 - 9:44
    aber das war so ein Diskusisonsmedium,
  • 9:44 - 9:49
    ein bisschen so ähnlich wie eine
    Email-Liste kann man das eigentlich sagen.
  • 9:49 - 9:55
    Das Gesetz von ihm besagt, dass
    "mit zunehmender Dauer die Wahrscheinlichkeit,
  • 9:55 - 10:00
    dass jemand einen Nazi-Vergleich einbringt,
    sich dem Wert 1 annähert."
  • 10:00 - 10:05
    Das ist auf eine sarkastische
    Art und Weise formuliert worden.
  • 10:05 - 10:10
    Ein Gerücht besagt, dass das Argument
    von der Gegenseite automatisch gewonnen wird,
  • 10:10 - 10:13
    sobald irgendeiner den Nazivergleich bringt.
  • 10:13 - 10:16
    Leider funktioniert das in der Praxis nicht
    so.
  • 10:16 - 10:23
    Aber solche sarkastischen Regeln
    bei entgleisenden Diskussionen,
  • 10:23 - 10:26
    die sind natürlich besonders...,
    das sind natürlich solche
  • 10:26 - 10:30
    Selstregulierungsmechanismen,
    dass man solche Gesetze formuliert.
  • 10:30 - 10:35
    Allgemein könnte man sagen,
    ja, es gibt natürlich auch noch
  • 10:35 - 10:38
    Hitler-Vergleiche, die
    irgendwie harmlos sind
  • 10:38 - 10:44
    also wenn ich hier z.B. das
    Dokuprogramm von N24 karikiere.
  • 10:44 - 10:47
    Lachen aus dem Publikum
  • 10:47 - 10:51
    Aber allgemein so kann man sagen
    irgendwie: "Wo Netz, da Troll",
  • 10:51 - 10:56
    das gehört irgendwie zusammen. Das
    kann man gar nicht voneinander trennen.
  • 10:56 - 11:02
    Und es gab ja in diesen Zeiten des Use-Nets
    auch noch ganz andere, wirklich harte Regeln
  • 11:02 - 11:04
    also beispielsweise, dass man, ..
  • 11:04 - 11:09
    ja, diese TOFU-Zitierweise,
    dass das keine gute Sache ist,
  • 11:09 - 11:13
    besagt einfach, man soll nicht
    den ganzen Rattenschwanz mitkopieren,
  • 11:13 - 11:16
    was die Leute vor mir gepostet haben,
    wenn ich auf irgendwas antworte.
  • 11:16 - 11:19
    Und heute, wenn ihr dran denkt,
    wenn ihr eine Email zurückschreibt,
  • 11:19 - 11:21
    und das ist nur eine Zeile,
    dann werdet ihr wahrscheinlich
  • 11:21 - 11:27
    angeblufft, warum ihr nicht den Kontext
    irgendwie mitgeliefert habt.
  • 11:27 - 11:32
    Das heißt, Regeln die damals
    im Use-Net formuliert worden sind,
  • 11:32 - 11:34
    die hatten natürlich auch einen
    bestimmten technischen Hintergrund.
  • 11:34 - 11:39
    Da sind ja die Bits und Bytes einzeln
    quasi da über das Modem gerückelt
  • 11:39 - 11:40
    und es war auch noch alles teuer.
  • 11:40 - 11:43
    Heute gibt es da halt einfach
    ganz andere Bedingungen
  • 11:43 - 11:45
    unter technischen Medien.
  • 11:45 - 11:47
    Das heißt, solche Gesetze,
    die auch formuliert werden, oder auch
  • 11:47 - 11:49
    Regeln, die formuliert werden,
    die man durchsetzen will,
  • 11:49 - 11:52
    die kann man nicht
    für alle Ewigkeit formulieren.
  • 11:52 - 11:55
    Das ändert sich auch immer mal,
    was da gute Sitte ist und was da
  • 11:55 - 11:58
    gute Praxis ist.
  • 11:58 - 12:03
    Was halt diese ganzen
    Nazi-Vergleiche betrifft, natürlich,
  • 12:03 - 12:06
    das machen jetzt auch die Großen.
  • 12:06 - 12:09
    Hillary beispielsweise hat diese...
  • 12:09 - 12:15
    Hillary Clinton hat die Krim-Annektion
    mit Hitler verglichen
  • 12:15 - 12:18
    und danach hat Herr Schäuble
    das nochmal getan,
  • 12:18 - 12:22
    dafür kritisieren dann auch
    irgendwelche Leute Herrn Schäuble
  • 12:22 - 12:26
    als den Durchsetzer des Euro
    oder der deutschen Position des Euro
  • 12:26 - 12:28
    und nutzen dann auch wieder
    ihrerseits Nazivergleiche.
  • 12:28 - 12:34
    Ich glaube, man kann einfach nicht sagen,
    dass so der Nazi-Vergleich
  • 12:34 - 12:36
    eine reine Sache des Netzes ist,
    sondern das passiert
  • 12:36 - 12:39
    auch außerhalb des Netzes.
  • 12:39 - 12:44
    Interessant in dem Zusammenhang auch,
    weil ich sie gerade schon mal positiv angeführt habe,
  • 12:44 - 12:50
    die Nominierte für den Fernsehpreis
    mit ihrem Kommentar vom August.
  • 12:50 - 12:53
    Sie hat ja auch einen Kommentar
    gemacht damals, der sehr populär
  • 12:53 - 12:59
    geworden ist, zum Gedenken am
    Jahrestag der Befreiung von Auschwitz,
  • 12:59 - 13:02
    das war sehr populär,
    das war sehr bekannt.
  • 13:02 - 13:05
    Was, was für mich irgendwie
    total schockierend war,
  • 13:05 - 13:07
    als ich das gesehen hab,
    ich war sozusagen ganz d'accord
  • 13:07 - 13:12
    die ganze Zeit bei dieser Präsentation,
    aber am Ende hat sie dann...
  • 13:12 - 13:15
    also zum Jahrestag von Auschwitz,
    dann irgendwie den Bogen gekriegt
  • 13:15 - 13:17
    zu diesen Demonstranten in Dresden.
  • 13:17 - 13:21
    Und das fand ich schon ein bisschen hart.
    Also so diese ... ich weiß nicht,
  • 13:21 - 13:25
    Also der Auschwitz-Vergleich ist dann
    sozusagen der Hitler-Vergleich plus, ja,
  • 13:25 - 13:28
    da muss man ein bisschen
    vorsichtig mit sein.
  • 13:28 - 13:33
    Ganz wichtig:
    Wie sieht's eigentlich aus...?
  • 13:33 - 13:37
    Also, meine Aufgabe seh ich ein
    bisschen auch darin, jetzt Wasser
  • 13:37 - 13:39
    in den Wein zu gießen,
    in dem Sinne:
  • 13:39 - 13:42
    Die Journalisten kritisieren das Internet
    und
  • 13:42 - 13:44
    ich versuche jetzt so ein bisschen zu sagen:
  • 13:44 - 13:46
    Naja, aber alles was Journalismus macht,
    ist ja auch nicht so prima.
  • 13:46 - 13:50
    Was mich dieses Jahr sehr schockiert hat,
    war z.B. dieser Beitrag,
  • 13:50 - 13:54
    das ist jetzt Facebook,
    da hatte die Süddeutsche Zeitung
  • 13:54 - 13:58
    diese Zusammenfassung,
    oder Social Media Team gemacht,
  • 13:58 - 14:02
    Thomas Middelhoff, ein Manager
    von Bertelsmann meines Wissens,
  • 14:02 - 14:06
    der im Gefängnis ist, sich über
    seine Haftbedingungen beschwert hat,
  • 14:06 - 14:11
    ist für Viele die Inkarnation
    eines arroganten Geldsacks.
  • 14:11 - 14:16
    Warum hat er das selbst
    nie verstanden? Ja?
  • 14:16 - 14:20
    Und das ist für mich wirklich
    ein Fall von Demagogie,
  • 14:20 - 14:23
    man kann sich vorstellen,
    wie die Kommentare ausgesehen haben,
  • 14:23 - 14:24
    die da drunter waren.
  • 14:24 - 14:28
    "Warum hat er selbst das nie verstanden?"
    "Weil er ein arroganter Geldsack ist."
  • 14:28 - 14:29
    Lachen aus dem Publikum
  • 14:29 - 14:34
    Bis hin zu der Forderung,
    die Väter der sozialen Marktwirtschaft
  • 14:34 - 14:36
    hätten so einen wie ihn
    an die Wand gestellt usw.
  • 14:36 - 14:39
    Also alles so ganz hämische und
    kritische Kommentare.
  • 14:39 - 14:44
    Ist insofern auch ganz interessant,
    weil dieser Facebook-Eintrag
  • 14:44 - 14:48
    der Süddeutschen Zeitung verweist auf
    einen Artikel von Hans Leyendecker,
  • 14:48 - 14:52
    also nicht irgendein Journalist, sondern
    einer der Premiumklasse-Journalisten
  • 14:52 - 14:54
    in Deutschland.
  • 14:54 - 14:59
    Ich hab mich beschwert über diesen Kommentar,
    und die haben mir geantwortet:
  • 14:59 - 15:02
    "Ja wieso, das steht doch da so
    in dem Artikel auch drin."
  • 15:02 - 15:06
    Steht es schon, ja, aber, ...
    in dieser Verkürzung
  • 15:06 - 15:08
    find' ich das schon
    ein bisschen demagogisch.
  • 15:08 - 15:12
    Und ich meine, man muss sich ja nicht
    nur beschweren über Artikel,
  • 15:12 - 15:14
    über diese Kommentare,
    die da drunter kommen,
  • 15:14 - 15:17
    sondern auch mal fragen, sozusagen,
    womit wird das denn eigentlich angereizt.
  • 15:17 - 15:21
    Und ich sehe gerade, dass
    in sozialen Medien viel stärker
  • 15:21 - 15:25
    da nochmal bei Verweisen
    auf Artikel polarisiert wird.
  • 15:25 - 15:29
    Und, wie sagt man so schön,
    wie man in den Wald hineinruft,
  • 15:29 - 15:31
    so schallt es heraus.
  • 15:31 - 15:36
    Ich hab von Demagogie gesprochen,
    da gibt es so eine schöne Definition:
  • 15:36 - 15:38
    "Demagogie betreibt, wer bei
    günstiger Gelegenheit öffentlich
  • 15:38 - 15:43
    für ein politisches Ziel wirbt, indem
    er der Masse schmeichelt"
  • 15:43 - 15:47
    Ok, das ist vielleicht ein bisschen
    abwertend, "der Masse" ...
  • 15:47 - 15:51
    "der Masse schmeichelt, an ihre
    Gefühle, Instinkte und Vorurteile appelliert,
  • 15:51 - 15:53
    ferner sich der Hetze und Lüge
    schuldig macht, Wahres übertrieben
  • 15:53 - 15:56
    oder grob vereinfacht darstellt"
    Und das ist ja auch
  • 15:56 - 15:59
    ein ganz interessanter Punkt:
    "Die Sache, die er durchsetzen will,
  • 15:59 - 16:03
    für die Sache aller Gutgesinnten ausgibt,
    und die Art und Weise, wie er sie durchsetzt
  • 16:03 - 16:08
    oder durchzusetzen vorschlägt,
    als die einzig mögliche hinstellt."
  • 16:08 - 16:13
    Also gut, das ist hier etwas,
    da kennen wir ja durchaus andere Leute,
  • 16:13 - 16:17
    die ihre Position jetzt so
    als alternativlos darstellen
  • 16:17 - 16:20
    und der Meinung sind, es ist alles...
    wir sind die Guten
  • 16:20 - 16:26
    Lachen und Applaus aus dem Publikum
  • 16:26 - 16:31
    Ja, man kann eigentlich sagen, das Bekannte
    ist ja eigentlich diese Situation, ... oder
  • 16:31 - 16:32
    ...
  • 16:32 - 16:37
    die Wahrheit stirbt im Krieg zuerst.
    Warum?
  • 16:37 - 16:40
    Ja, ganz einfach deshalb,
    weil wir eben diese Polarisierung haben:
  • 16:40 - 16:46
    Wir - Wir sind die Guten
    und das sind Sie - und Sie ist der Feind.
  • 16:46 - 16:51
    Und damit ist eigentlich auch schon klar,
    wie sozusagen die Wertung auszufallen hat.
  • 16:51 - 16:54
    Das Dumme ist natürlich:
    im Journalismus wird das
  • 16:54 - 16:58
    — das könnt ihr in sehr vielen
    Artikeln nachvollziehen —
  • 16:58 - 17:02
    wird das auch häufig so gemacht.
  • 17:02 - 17:06
    Und der entscheidende Punkt ist immer:
    Nimmt man das überhaupt wahr?
  • 17:06 - 17:08
    Reflektiert man das?
  • 17:08 - 17:11
    Wer ist da jetzt die
    ausgeschlossene Gemeinschaft?
  • 17:11 - 17:16
    Und das ist Herr ...
    Lachen aus dem Publikum
  • 17:16 - 17:20
    der Kommissar Öttinger im Gespräch
    mit der Taliban oder mit dem Netz.
  • 17:20 - 17:24
    Lachen aus dem Publikum
    Auch Öttinger ist ja, ich denke
  • 17:24 - 17:28
    in unseren Zirkeln so ein bisschen
    so eine Hassfigur für manche
  • 17:28 - 17:31
    und auch in der Berichterstattung.
    Also die EU-Kommission
  • 17:31 - 17:33
    die ist irgendwie doof und wir
    sind die Schlauen, und umgekehrt.
  • 17:33 - 17:37
    Da gibt's so ganz, ganz
    viele Polarisierungen
  • 17:37 - 17:41
    Westen gegen Putin,
    die demokratischen Staaten Europas
  • 17:41 - 17:46
    und die Braven gegen Assad,
    die Griechen gegen Merkel,
  • 17:46 - 17:51
    und friedliebende Völker
    gegen die Terroristen usw.
  • 17:51 - 17:55
    Diese Narrative findet ihr in der
    gesamten Medienberichterstattung
  • 17:55 - 17:58
    und immer geht's so: Wir gegen Sie.
  • 17:58 - 18:04
    Und es ist sehr wichtig, zu verstehen,
    dass wir Teil eines Wir gemacht werden
  • 18:04 - 18:09
    und solange wir zu diesem Wir
    auch mit dazugehören,
  • 18:09 - 18:12
    sind wir da häufig auch einer Meinung,
    aber problematisch wird's in dem Moment,
  • 18:12 - 18:16
    wo wir dann nicht so sehr zu
    diesem Wir dazugehören wollen
  • 18:16 - 18:19
    und plötzlich zu dem Sie dazugehören.
    Und ...
  • 18:19 - 18:23
    dann den ganzen Bias
    plötzlich wahrnehmen.
  • 18:23 - 18:26
    Und dann empfinden wir das plötzlich
    nicht mehr so balanciert,
  • 18:26 - 18:27
    was da in den Medien
    uns vorgesetzt wird,
  • 18:27 - 18:31
    sondern dann sagen wir: "Oh Gott,
    wir werden da ja von ausgeschlossen"
  • 18:31 - 18:36
    Also das wäre z.B. auch das Problem,
    das ich mit diesem Auschwitz-Kommentar
  • 18:36 - 18:41
    da von Anja Reschke,
    der ja toll war, am Anfang, ...
  • 18:41 - 18:46
    Aber wenn ich jetzt ein Anhänger von diesen
    seltsamen Demonstranten in Dresden wäre,
  • 18:46 - 18:50
    ja, dann würde ich mich ja davon
    ausgeschlossen fühlen,
  • 18:50 - 18:54
    dann würd ich ja sagen: "Oh Gott,
    was ist das für 'ne schreckliche Presse,
  • 18:54 - 18:56
    die sind jetzt nicht auf meiner Meinung,
    auf meiner Seite.
  • 18:56 - 18:59
    Und ich glaube, das ist sehr wichtig
    für guten Journalismus, dass man
  • 18:59 - 19:02
    quasi immer die Brücke
    baut zum Anderen.
  • 19:02 - 19:08
    Und für mich ist eigentlich das Ideal
    dieses alte BBC-Ideal, diese Vorstellung,
  • 19:08 - 19:15
    dass es darauf ankommt, quasi
    den Feind so zu überzeugen, dass er
  • 19:15 - 19:21
    dass er meiner Berichterstattung mehr
    glaubt als seiner eigenen Propaganda.
  • 19:21 - 19:23
    Ja, und .. ähm...
  • 19:23 - 19:26
    Ja nun kann man natürlich sagen,
    Journalisten werden sagen:
  • 19:26 - 19:30
    "Ja, es gibt ja gar nicht das 'Sie' und so,
    und wir berichten ja neutral."
  • 19:30 - 19:33
    Ich halte das für nicht so
    ganz reflektiert, ehrlich gesagt.
  • 19:33 - 19:37
    Und auch dieser bekannte Ausspruch,
    dass man
  • 19:37 - 19:39
    .. ja, wie hieß das?
  • 19:39 - 19:43
    ... sich nicht gemein machen soll,
    auch nicht mit irgendeiner Sache,
  • 19:43 - 19:45
    das ist ja auch aus meiner Sicht
    so ein bisschen unreflektiert.
  • 19:45 - 19:51
    Also, wenn man an Journalismus denkt,
    kann man davon ausgehen,
  • 19:51 - 19:55
    es gibt bestimmte Möglichkeiten,
    wo ein Journalist versucht,
  • 19:55 - 19:56
    professionelle Standards zu bringen,
  • 19:56 - 20:00
    einer ist diese Betonung von
    den Belegen und dem Belegprinzip,
  • 20:00 - 20:04
    auf der anderen Seite: Man kann
    natürlich auch mit ganz, ganz vielen Fakten,
  • 20:04 - 20:05
    kann man auch einfach
    die Unwahrheit erzählen.
  • 20:05 - 20:10
    Indem man selektiv bestimmte
    Fakten rauspickt, die gerade
  • 20:10 - 20:12
    in ein bestimmtes Bild reinpassen.
  • 20:12 - 20:17
    Also, ich halte von ...
    sicher, gute Belege sind eine schöne Sache,
  • 20:17 - 20:20
    aber das allein ist es nicht.
  • 20:20 - 20:24
    Dann eben die Frage der Neutralität,
    was neutral ist.
  • 20:24 - 20:27
    Die Frage ist: Wer entscheidet darüber,
    was neutral ist?
  • 20:27 - 20:29
    Und sehr häufig ist es ja so,
    es kommt darauf an,
  • 20:29 - 20:32
    wer ist sozusagen dein Gegenüber,
  • 20:32 - 20:36
    was sind die Leute, die jetzt
    dir zubilligen, dass es neutral ist?
  • 20:36 - 20:40
    Und wahrscheinlich sind die Leute,
    die am besten über Neutralität
  • 20:40 - 20:44
    entscheiden können auch diejenigen,
    die, naja, ... so ein Stück weit
  • 20:44 - 20:48
    ausgeschlossen werden, oder
    die nicht auf deiner Seite sind.
  • 20:48 - 20:53
    Das andere ist, dass man natürlich
    im Journalismus, wenn's irgendwie
  • 20:53 - 20:57
    technisch komplizierte Sachen gibt,
    Netzneutralität, Vorratsdatenspeicherung usw.
  • 20:58 - 21:02
    Versucht, das auf irgendwelche ganz
    simplen Narrative zurückzukondensieren,
  • 21:02 - 21:05
    um das irgendwie seinem Leser
    verkaufen zu können.
  • 21:05 - 21:11
    Und ganz bekannt ist dann,
    das habt ihr immer wieder in so
  • 21:11 - 21:14
    netzpolitischen Debatten,
    dass es dann irgendwie,
  • 21:14 - 21:18
    die gerade Innenpolitik betrifft,
    dass es dann auf so Generalnarrative
  • 21:18 - 21:21
    wie "Freiheit gegen Sicherheit"
    zurückbezogen werden.
  • 21:21 - 21:24
    Das ist so ein Kasperkram,
    insofern, weil die Politiker,
  • 21:24 - 21:26
    die brauchen dann auch von den
    einzelnen technischen Sachen
  • 21:26 - 21:28
    da überhaupt keine Ahnung zu haben.
  • 21:28 - 21:31
    Die wissen ja, die haben
    tausendfach Vorträge zum Thema
  • 21:31 - 21:37
    Freiheit gegen Sicherheit gehalten,
    die wissen, auf welcher Seite sie stehen,
  • 21:37 - 21:42
    und es ist häufig ... solche Narrative
    sind dann häufig irreführend,
  • 21:42 - 21:44
    es kommt einfach darauf an, wer
    dominiert denn?
  • 21:44 - 21:48
    Also wenn man beispielsweise
    sagt jetzt bei der NSA-Überwachung
  • 21:48 - 21:51
    da sind halt die Bürger,
    die wollen ihre Freiheit,
  • 21:51 - 21:54
    und dann gibt es die sicherheitspolitischen
    Gründe der Nachrichtendienste,
  • 21:54 - 21:57
    dann kann man das natürlich
    immer auch umdrehen und kann sagen:
  • 21:57 - 21:59
    Was ist denn hier eigentlich mit der
    Sicherheit Deutschlands,
  • 21:59 - 22:04
    wenn jetzt Verbündete starten, uns hier
    überwachen und unsere Bürger überwachen.
  • 22:04 - 22:08
    Und ja, genau ...
    ... wo geht dann unsere Freiheit hin?
  • 22:08 - 22:13
    Um's jetzt nochmal so zu kondensieren:
  • 22:13 - 22:18
    Wenn es Kommentare gibt,
    und wir meinen jetzt Kommentare
  • 22:18 - 22:22
    unter Artikeln, dann gibt es im
    Grunde genommen 2 Möglichkeiten,
  • 22:22 - 22:25
    entweder man ignoriert das vollkommen,
  • 22:25 - 22:28
    oder man solidarisiert sich,
    man sagt ... das ist ja sehr selten:
  • 22:28 - 22:32
    "Mensch, ein toller Artikel, das hat mir
    aus der Seele gesprochen!"
  • 22:32 - 22:35
    Interessanterweise eben bei diesen
    Reschke-Kommentaren war es ja so,
  • 22:35 - 22:38
    dass sie super angekommen sind,
    viele Leute haben das geteilt,
  • 22:38 - 22:41
    die haben gesagt, das ist eine tolle Sache,
    aber sonst kommt es relativ selten vor,
  • 22:41 - 22:47
    dass sich Leute wirklich mit Journalisten
    so konkret jetzt, positives Feedback geben.
  • 22:47 - 22:50
    Häufiger ist es doch eher,
    auch in Kommentaren dann,
  • 22:50 - 22:55
    dass man eher der Linie des Journalisten
    widerspricht, sie ergänzen möchte,
  • 22:55 - 22:58
    und sich auch als Anwalt
    von Positionen geriert,
  • 22:58 - 23:00
    die ausgeschlossen sind.
  • 23:00 - 23:03
    Also, ja..
  • 23:03 - 23:06
    meinetwegen pro Putin, ja?
  • 23:06 - 23:11
    Und bei diesen ausgeschlossenen
    Positionen wird es dann ja häufig auch
  • 23:11 - 23:13
    irgendwie ganz interessant.
  • 23:13 - 23:19
    Ich behaupte einfach, dass der
    Widerspruch besonders hart ausfallen wird,
  • 23:19 - 23:24
    wenn Journalisten sehr stark polarisieren.
    Und es gibt gewisse Ökonomien derzeit,
  • 23:24 - 23:27
    die dafür sorgen, dass Presseerzeugnisse viel stärker polarisieren
  • 23:27 - 23:30
    als es in der Vergangenheit
    der Fall gewesen ist.
  • 23:30 - 23:36
    Und tendenziell wird's immer so sein,
    dass ... naja, ...
  • 23:36 - 23:40
    das was kommentiert wird, irgendwie
    gegen die Linie geht, des Blattes.
  • 23:40 - 23:43
    Und damit muss natürlich auch
    der Journalist schon klarkommen können.
  • 23:43 - 23:48
    Und ich glaube, dass man
    Nutzer-Kommentare oder
  • 23:48 - 23:50
    "den Hass" im Internet nicht
    so ganz trennen kann
  • 23:50 - 23:54
    von den journalistischen Artikeln,
    denn es gibt durchaus auch Tendenzen,
  • 23:54 - 23:59
    im stärkeren Maße einfach
  • 23:59 - 24:02
    mehr Emotionen zu erzeugen
    um mehr Klicks zu erzeugen,
  • 24:02 - 24:05
    ich glaube darauf wirst du
    jetzt gleich noch mehr eingehen.
  • 24:05 - 24:12
    ... achso, das war noch ein Bildbeleg.
  • 24:12 - 24:23
    Applaus
  • 24:23 - 24:29
    Sektkorkenknallen
    Lachen
  • 24:29 - 24:39
    Ich bräuchte nochmal technische Hilfe lacht
  • 24:44 - 24:47
    Äh, und zwar hab ich meinen Text...
  • 26:34 - 26:37
    Engel: So, diese kleine Zwischenpause
    können wir ja kurz nutzen,
  • 26:37 - 26:39
    um die Sitzverteilung noch
    so ein bisschen zu verbessern.
  • 26:39 - 26:43
    Können alle, die neben sich einen
    freien Platz haben mal die Hand heben?
  • 26:43 - 26:47
    So, und für Leute, die hinten stehen,
    die noch einen Platz suchen,
  • 26:47 - 26:49
    die können jetzt einfach sich hier
    einen Handpartner quasi suchen.
  • 27:03 - 27:09
    Ok, ich glaub, ihr könnt die Hände
    wieder runternehmen, dankeschön.
  • 27:36 - 27:39
    Feli: Geht sofort los!
  • 27:39 - 27:43
    Ok, wo befinden wir uns
    mit der Kommentardebatte?
  • 27:43 - 27:50
    Ich führe hier als erstes Silde
    einen Tweet von mir an, der sich
  • 27:50 - 27:54
    eigentlich ging's mir um den
    Ursprungstweet, der unten drunter steht,
  • 27:54 - 27:56
    der englische,
  • 27:56 - 27:58
    also dass die Kommentatoren
    den Artikel nicht lesen,
  • 27:58 - 28:03
    die Autoren lesen die Kommentare nicht
    und niemand klickt auf die Werbung.
  • 28:03 - 28:08
    Das ist im Prinzip mein Vortrag
    in einem Satz zusammengefasst.
  • 28:08 - 28:15
    lacht
    Applaus
  • 28:15 - 28:22
    Ich erzähl' das jetzt aber auch
    noch mal ausführlich lacht
  • 28:22 - 28:24
    Lachen aus dem Publikum
  • 28:24 - 28:28
    Seit es die Menschheit gibt,
    werden Debatten geführt,
  • 28:28 - 28:29
    die in Prügeleien ausarten,
  • 28:29 - 28:33
    wenn man jetzt an Faustkeile
    im Museum denkt z.B.,
  • 28:33 - 28:36
    seit es das Internet gibt
    werden Debatten online geführt,
  • 28:36 - 28:40
    die eben dann in virtuelle
    Prügeleien ausarten.
  • 28:40 - 28:46
    Community-Redakteurinnen wie ich jetzt,
    oder -Managerinnen nennt man sie auch,
  • 28:46 - 28:49
    arbeiten vor allem daran,
    die Debatten, die Streitereien
  • 28:49 - 28:52
    mit den virtuellen Faustkeilen,
    aufzulösen oder wieder
  • 28:52 - 28:55
    eine sachliche Diskussion
    zu ermöglichen.
  • 28:55 - 28:59
    Im Idealfall hat die Community
    eine gute Gruppendynamik,
  • 28:59 - 29:03
    sodass aufkommende Streitereien
    unter den Lesern selbst gelöst werden
  • 29:03 - 29:06
    und wir dann gar nicht direkt
    eingreifen müssen.
  • 29:06 - 29:08
    Das ist oft aber leider nicht so.
  • 29:08 - 29:11
    Wir müssen also eingreifen.
  • 29:11 - 29:14
    Und meine Devise
    bei der Arbeit lautet:
  • 29:14 - 29:17
    Ich will Menschen miteinander
    ins Gespräch bringen, und
  • 29:17 - 29:21
    ich will, dass sich möglichst
    viele Leute mit möglichst vielen
  • 29:21 - 29:24
    verschiedenen Standpunkten
    äußern können.
  • 29:24 - 29:29
    Und da kann ich auch gleich an was
    anknüpfen, bevor ich es wieder vergesse,
  • 29:29 - 29:33
    was André auch eben gesagt hat.
  • 29:33 - 29:37
    Es ist nicht nur so, dass eine
    Gruppierung sagt:
  • 29:37 - 29:41
    "Die Kommentare von euch sind schlecht,
    und die müssen jetzt rausgenommen werden"
  • 29:41 - 29:44
    Sondern es ist immer so,
    es gibt verschiedene Lager,
  • 29:44 - 29:49
    und alle Lager fordern von
    allen anderen Lagern,
  • 29:49 - 29:51
    dass deren Kommentare...
  • 29:51 - 29:54
    überflüssig oder übergriffig sind
    oder irgendsowas.
  • 29:54 - 29:59
    Insoweit, wir bei unserer Arbeit
    arbeiten gar nicht mit einem
  • 29:59 - 30:03
    politischen Impetus oder mit
    irgendeiner Agenda oder
  • 30:03 - 30:08
    was uns immer vorgeworfen wird
    als Zensoren, sondern wir haben
  • 30:08 - 30:14
    einfach am Tag, wie das bei den
    meisten Nachrichtenportalen,
  • 30:14 - 30:17
    bei den größeren zumindst,
    so ist, mit mehreren tausend
  • 30:17 - 30:19
    Kommentaren zu tun.
  • 30:19 - 30:23
    Das heißt, dass wir überhaupt nicht
    die Zeit haben, uns mit irgendwelchen
  • 30:23 - 30:29
    politischen Grundsätzen, die wir vielleicht
    privat verfolgen, auseinanderzusetzen.
  • 30:29 - 30:34
    Und insoweit entscheiden wir dann
    innerhalb von Sekunden oder innerhalb
  • 30:34 - 30:37
    von einer Minute vielleicht, die wir
    Zeit haben für einen Kommentar,
  • 30:37 - 30:40
    bleibt der drin oder muss der raus.
  • 30:40 - 30:46
    Und wir machen uns ganz wenig
    Gedanken darum, ob da jemand vielleicht
  • 30:46 - 30:48
    uns persönlich unsympathisch ist.
  • 30:48 - 30:57
    In Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise
    hatten eine Reihe von Nachrichtenseiten
  • 30:57 - 31:01
    ihre Kommentare nur eingeschränkt geöffnet
    oder gleich ganz geschlossen,
  • 31:01 - 31:05
    das waren z.B. die Süddeutsche,
    wie jetzt bei diesem Slide,
  • 31:05 - 31:09
    oder die FAZ, was sich inzwischen
    aber wieder gelockert zu haben scheint.
  • 31:09 - 31:11
    Ich hab's gestern Abend nochmal
    nachgeguckt, und
  • 31:11 - 31:17
    inzwicshen ist es wohl so, dass
    bei den großen Nachrichtenportalen
  • 31:17 - 31:23
    viele Artikel offen sind und nur
    zu bestimmten Themen
  • 31:23 - 31:26
    Artikel geschlossen werden.
  • 31:26 - 31:30
    Aber wenn es grundsätzlich so ist,
    dass Nachrichtenportale quasi
  • 31:30 - 31:36
    aufgeben und Kommentare ganz schließen,
    wie jetzt z.B. das bei der Süddeutschen
  • 31:36 - 31:37
    auch immer noch der Fall ist,
  • 31:37 - 31:42
    dass nur ganz vereinzelt
    Debatten zugelassen werden,
  • 31:42 - 31:44
    dann müssten sie sich ja eigentlich
    auch fragen, was sie selber
  • 31:44 - 31:47
    falsch gemacht haben, weil
  • 31:47 - 31:51
    das ja immer eine
    mehrseitige Debatte ist.
  • 31:51 - 31:54
    Kommentare grundsätzlich, das
    sagte André ja auch schon,
  • 31:54 - 31:58
    haben ein schlechtes Image,
    auf Redaktions- wie auf Leserseite.
  • 31:58 - 32:05
    Die Studie von Echo und Newsroom
    von 2014 z.B. sagt,
  • 32:05 - 32:11
    dass 2011 noch 68,2% der Leser,
    die Diskussion ..
  • 32:11 - 32:17
    äh, Entschuldigung, 68,2% der
    Journalisten sagten, die Diskussion sei
  • 32:17 - 32:20
    in hohem Maß oder
    überwiegend sachlich.
  • 32:20 - 32:25
    Und 2014 hat sich das
    reduziert auf 59%.
  • 32:25 - 32:30
    Also das sind fast 10%.
  • 32:30 - 32:33
    Das ist eine ganze Menge, und
    nach meiner Erfahrung
  • 32:33 - 32:36
    beteiligen auch immer noch
    wenige Journalistinnen an den
  • 32:36 - 32:38
    Diskussionen unter ihren Artikeln.
  • 32:38 - 32:44
    In der Studie, die ich eben genannt habe,
    sind es 14,3% der Journalisten.
  • 32:44 - 32:50
    Also ein kleiner Anteil. Und so,
    wie ich das auch aus meiner Arbeit kenne,
  • 32:50 - 32:54
    ist es so: Das sind immer dieselben,
    die sich dann wirklich engagiert
  • 32:54 - 32:58
    mit den Nutzern auseinandersetzen,
    und der Großteil ignoriert es
  • 32:58 - 33:02
    oder sagt eben: "Oh, ne, die Kommentare,
    das ist so fürchterlich, und
  • 33:02 - 33:05
    das muss man sich nicht angucken,
    weil das total unterirdisch ist"
  • 33:05 - 33:13
    Das ist eben halt auch ein Punkt, weshalb
    Kommentare so ein schlechtes Image haben.
  • 33:13 - 33:16
    Sie erscheinen grundsätzlich
    unter dem Artikel,
  • 33:16 - 33:19
    es entsteht dadurch schon
    so eine Degradierung oder ..
  • 33:19 - 33:25
    so eine Zuordnung, weil der Artikel oben
    steht und die Kommentare unten drunter.
  • 33:25 - 33:29
    Die Nutzer fühlen sich dadurch
    oft nicht ernst genommen.
  • 33:29 - 33:34
    Dann kommt hinzu, die Löschregeln
  • 33:34 - 33:38
    bzw. die Nutzungsregeln
    heißt das dann offiziell meistens,
  • 33:38 - 33:41
    werden nicht deutlich genug kommuniziert
    von den Nachrichtenportalen,
  • 33:41 - 33:44
    zum Teil werden sie von der
    Community aber auch nicht gelesen.
  • 33:44 - 33:48
    Wir bekommen dann ganz viele Emails
    von Lesern, die können dann halt
  • 33:48 - 33:51
    nachfragen, warum irgendwas
    entfernt worden ist,
  • 33:51 - 33:53
    und dann regen sie sich
    fürchterlich auf und dann sagen wir
  • 33:53 - 33:56
    "Ja, wir haben z.B. Ihren
    Kommentar gelöscht, weil sie
  • 33:56 - 34:01
    auf einen Kommentar
    geantwortet haben, der gegen die
  • 34:01 - 34:02
    Nutzungsregeln verstoßen hat."
  • 34:02 - 34:06
    Also das heißt, der Kommentar,
  • 34:06 - 34:09
    wo sich der Leser beschwert hat,
    der war völlig in Ordnung,
  • 34:09 - 34:11
    aber eben der
    Ursprungskommentar nicht.
  • 34:11 - 34:14
    Und das ist den Leuten dann
    oft gar nicht klar, dass das
  • 34:14 - 34:16
    ganz banale Gründe haben kann.
  • 34:16 - 34:23
    Ein weiterer Punkt ist, dass die
    Nutzeroberflächen nicht gut konzipiert sind,
  • 34:23 - 34:26
    Nachrichtenwebsites sind
    immer noch nach dem Vorbild
  • 34:26 - 34:29
    klassischer Zeitungsseiten aufgebaut
    und die Kommentare
  • 34:29 - 34:31
    entsprechen quasi den Leserbriefen.
  • 34:31 - 34:35
    Das heißt, man könnte eigentlich
    viel mehr mit der Community machen,
  • 34:35 - 34:41
    wenn man diese starke Anlehnung
    an eine Papierzeitung auflösen würde
  • 34:41 - 34:44
    und die Leser viel stärker
    miteinbeziehen würde.
  • 34:44 - 34:49
    Wie z.B., dass Leser auch selber
    Artikel veröffentlichen können,
  • 34:49 - 34:52
    dass es Veranstaltungen gibt,
    vielleicht mit Lesern.
  • 34:52 - 34:57
    Oder Chats - sowas hatten wir auch schon,
    dass dann Autoren mit Lesern gechattet haben,
  • 34:57 - 35:02
    was total cool war, was allerdings
    technisch oft schwer zu machen ist.
  • 35:02 - 35:09
    Eine optische Sache ist noch,
    dass bei vielen Nachrichtenseiten
  • 35:09 - 35:12
    die Kommentare sogar
    eingeklappt erscheinen.
  • 35:12 - 35:16
    Beim Spiegel z.B. ist es so,
    dass man auf eine
  • 35:16 - 35:18
    ganz andere Seite
    weitergeleitet wird.
  • 35:18 - 35:22
    Also man sieht die Kommentare nicht
    direkt unter dem Artikel.
  • 35:22 - 35:27
    Und das trägt halt auch noch
    zu dieser Spaltung quasi,
  • 35:27 - 35:31
    zwischen Lesern und Nutzern bei.
  • 35:31 - 35:34
    Grundsätzlich kann man dazu sagen,
    die Redaktionen müssten
  • 35:34 - 35:40
    das Vertrauen der Leserinnen
    zurückgewinnen, um
  • 35:40 - 35:44
    überhaupt noch eine Weiterentwicklung
    oder .. um irgendwie noch anzuknüpfen
  • 35:44 - 35:46
    an die bisherige Entwicklung.
  • 35:46 - 35:48
    So ...
  • 35:48 - 35:52
    ne, das war falsch..
  • 35:52 - 35:56
    so, jetzt haben wir's.
  • 35:56 - 35:58
    Ja, gibt es eine Zäsur?
  • 35:58 - 36:01
    Wir hatten in diesem Sommer
    den Eindruck,
  • 36:01 - 36:05
    in Zusammenhang mit der
    Flüchtlingsdebatte war halt
  • 36:05 - 36:08
    viel Aufmerksamkeit
    auf der Kommentardebatte
  • 36:08 - 36:15
    und .. ich bin mir gar nicht so sicher,
    ob tatsächlich die Kommentare
  • 36:15 - 36:20
    so viel schlimmer geworden sind,
    sondern eine Gruppe von Menschen,
  • 36:20 - 36:24
    die bisher wenig oder weniger
    im Internet kommentiert hat,
  • 36:24 - 36:28
    hat sich sehr stark
    auf das Internet hinorientiert.
  • 36:28 - 36:29
    Und die haben dann kommentiert.
  • 36:29 - 36:35
    Und ich glaube, es hat quasi
    so eine Verlagerung stattgefunden.
  • 36:35 - 36:41
    In den 90er Jahren haben Zeitungen
    Plattformen im Netz gegründet,
  • 36:41 - 36:45
    ohne an Einnahmen zudenken,
    zunächst zumindest,
  • 36:45 - 36:49
    und schließlich setzten genau diese
    elektronischen Medien dem Kerngeschäft zu.
  • 36:49 - 36:53
    Das heißt, heutzutage ist es so:
    Print stirbt, der Anzeigenmarkt
  • 36:53 - 36:56
    steht schlecht da und der
    Abonenntenmarkt damit auch.
  • 36:56 - 36:59
    Heute ist klar, wir brauchen
    neue digitale Formate,
  • 36:59 - 37:04
    was ich eben auch schon gesagt hatte,
    zum Aufbrechen der alten Struktur.
  • 37:04 - 37:08
    Die Zukunft sucht man dann
    irgendwo online, das ist aber
  • 37:08 - 37:10
    eben noch offen.
  • 37:10 - 37:14
    Onlinemedien leben von Klicks
    auf ihre Artikel,
  • 37:14 - 37:16
    die wiederum den Preis
    der Werbeplätze
  • 37:16 - 37:18
    auf der jeweiligen
    Seite bestimmen.
  • 37:18 - 37:22
    Daraus folgt die Optimierung
    von Artikeln auf Klickreize hin,
  • 37:22 - 37:28
    also z.B. clickbaiting oder..
  • 37:28 - 37:33
    eben die populistische
    Formulierung von Überschriften.
  • 37:39 - 37:45
    Na, was ist jetzt? Äh...
  • 37:50 - 37:53
    Ist sie jetzt abgestürzt?
  • 38:04 - 38:07
    Das ist jetzt aber nicht so toll.
  • 38:09 - 38:12
    (Engel: unverständlich)
  • 38:17 - 38:20
    Hat es? Ne, also bei mir eigentlich nicht
    ...
  • 38:51 - 38:53
    Flüstert: Da sieht's ganz normal aus.
  • 39:12 - 39:13
    Dankeschön!
  • 39:15 - 39:17
    Ja
  • 39:17 - 39:23
    Das ist ein Kommentarklassiker,
    den ich da jetzt als Anzeiger hab,
  • 39:23 - 39:26
    den bekommen wir ganz häufig,
    dass Leute sagen, sie sind
  • 39:26 - 39:31
    nur wegen der Kommentare gekommen
    und den Artikel haben sie gar nicht gelesen.
  • 39:34 - 39:38
    Diese Taktik der Polarisierung
    von Medien entspricht eben
  • 39:38 - 39:42
    genau der Taktik von Trollen,
    und das ist eben die Frage,
  • 39:42 - 39:46
    macht das Netz
    dann Trolle aus uns,
  • 39:46 - 39:50
    das ist eben die Frage,
    die es zu diskutieren gilt,
  • 39:50 - 39:55
    wie kann man dagegen vorgehen
    und was ist ein Troll überhaupt.
  • 39:55 - 39:58
    für mich ist ein Troll jemand,
    der weniger an einem
  • 39:58 - 40:02
    Meinungsaustausch interessiert
    ist, als an Wirkung.
  • 40:02 - 40:07
    Durch bewusste Provokationen
    und Angriffe auf andere Mitglieder
  • 40:07 - 40:10
    der Community oder
    auf den Artikelautor
  • 40:10 - 40:14
    erreichen Trolle es, dass sich die
    Diskussion schließlich um sie dreht
  • 40:14 - 40:19
    bzw. um das Thema, was sie
    unbedingt unterbringen wollen.
  • 40:19 - 40:24
    Also sie versuchen, die Diskussion
    dann abzudrängen sozusagen.
  • 40:24 - 40:26
    Das aktuelle Problem
    in der Kommentardebatte
  • 40:26 - 40:31
    ist aber keines allein von Trollen,
    sondern - das denke ich - dass wir
  • 40:31 - 40:34
    das debattieren verlernt haben,
    genaueres Zuhören,
  • 40:34 - 40:38
    abwägen von Argumenten,
    beherrschen wir oft gar nicht mehr.
  • 40:38 - 40:45
    Applaus
  • 40:45 - 40:49
    Ich hab jetzt natürlich auch
    ein paar Kommentare dabei
  • 40:49 - 40:50
    lacht
  • 40:50 - 40:56
    Die soll ich vorlesen lacht
  • 40:56 - 41:00
    Also dieser Nutzer nennt sich
    "merkels mutter judensau"
  • 41:00 - 41:02
    Die alte Hure Merkel Fotze.
  • 41:02 - 41:04
    Bei Wikipedia haben die den Satz raus genommen,
  • 41:04 - 41:08
    dass Ferkel's Mutter eine Jüdische Polin ist.
  • 41:08 - 41:12
    Mit... mehreren Ausrufezeichen.
  • 41:12 - 41:16
    Zum Glück haben viele es auf ihre Homepages kopiert.
  • 41:16 - 41:19
    Warum versteckt man das ihr Hurensöhne.
  • 41:19 - 41:23
    lacht
    Lachen aus dem Publikum
  • 41:23 - 41:26
    vereinzeltes Klatschen
  • 41:26 - 41:31
    Kommt gleich noch einer lacht
  • 41:31 - 41:34
    Nutzer "Ich pisse auf jeden von ihnen":
  • 41:34 - 41:38
    "Wann findet sich endlich ein mutiger Patriot,
    der
  • 41:38 - 41:39
    Widerstand leistet und Merkel mit allen anderen
  • 41:39 - 41:42
    dieser ultra-hochverräterischen Polit-Schranzen
    per
  • 41:42 - 41:46
    Kopfschuss aus dem Weg räumt?"
  • 41:46 - 41:48
    Jaa, ähm..
  • 41:48 - 41:51
    also manchmal muss man auch lachen drüber
    lacht
  • 41:51 - 41:57
    Ich hab neulich einen Artikel gelesen,
    wo es um Frauke Petry ging
  • 41:57 - 42:01
    und ihren Auftritt bei Plasberg
  • 42:01 - 42:03
    und das fand ich...
  • 42:03 - 42:06
    ... der Artikel war von Falk Heunemann
    bei Opinion Club,
  • 42:06 - 42:09
    "Die 6 Rhetoriktricks der Frauke Petry"
  • 42:09 - 42:15
    Und das war sehr interessant, weil
    die Rhetoriktricks, die er ausgemacht hat,
  • 42:15 - 42:18
    entsprechen halt dem, was ganz
    viele Trolle bei uns machen.
  • 42:18 - 42:22
    Und dahzu gehören: "Reden, reden,
    reden, bis das Thema stimmt",
  • 42:22 - 42:25
    also das heißt, sie hat dem Gegenüber
    gar keinen Raum gegeben.
  • 42:25 - 42:31
    Als 2. Punkt: "Die anderen haben
    aber auch", also Relativierung.
  • 42:31 - 42:37
    Das 3.: "Das Thema ist kein Thema", im
    Sinne von Kleinreden des Gesprächsthemas.
  • 42:37 - 42:42
    Als 4. Punkt: "Die angeblich falschen
    Begrifflichkeiten".
  • 42:42 - 42:49
    Sie hat dadurch vom Thema abgelenkt, indem
    sie auf was ganz anderes eingegangen ist.
  • 42:49 - 42:52
    Als 5. Punkt: "Es ist doch alles nur Spaß",
  • 42:52 - 42:54
    d.h. Lächerlichmachen,
    Kleinreden des Themas.
  • 42:54 - 42:58
    Und als 6.: "Niederschreien" natürlich,
    wenn gar nichts mehr hilft.
  • 43:02 - 43:07
    Genau. Eine von meinen Thesen ist,
    dass Trolle sich als Künstler betrachten,
  • 43:07 - 43:13
    und dass sie quasi mit Journalisten
    um den Status konkurrieren wollen.
  • 43:13 - 43:18
    Das ist auch ein Grund weshalb
    Trolle so schwer zu händeln sind,
  • 43:18 - 43:20
    weil es ganz schwer ist,
    sie zu entmutigen.
  • 43:20 - 43:23
    Weil jeder Versuch,
    einen Troll zu entmutigen,
  • 43:23 - 43:27
    ist ja nur noch wieder
    eine Unterstützung des Trolls.
  • 43:27 - 43:31
    Insoweit, dieses
    "Don't feed the Trolls"
  • 43:31 - 43:33
    kann es nicht besser
    auf den Punkt bringen,
  • 43:33 - 43:38
    weil Ignoranz ist das, was sie
    am meisten entmutigt oder stört.
  • 43:39 - 43:47
    Das angestammte Kunstverständnis
    sagt, dass Kommunikation
  • 43:47 - 43:49
    vom Künstler zum
    Betrachter funktioniert.
  • 43:49 - 43:54
    D.h., der Künstler / die Künstlerin
    erfahren oft gar nichts von
  • 43:54 - 43:55
    der Reaktion des Betrachters.
  • 43:55 - 43:59
    Und es gibt heute natürlich
    auch viele Künstlerinnen,
  • 43:59 - 44:02
    die das versuchen, auszulösen,
    aber nichtsdestotrotz,
  • 44:02 - 44:04
    das ist das klassische Verständnis.
  • 44:04 - 44:10
    Und so ähnlich ist es ja in der
    Presse heute auch noch so, dass
  • 44:10 - 44:13
    viele Autoren, viele Journalisten
    überhaupt nicht mitbekommen,
  • 44:13 - 44:16
    was die Nutzer von
    ihren Artikeln denken.
  • 44:16 - 44:22
    Und es gibt halt auch immer noch
    Journalisten, die sich darauf berufen,
  • 44:22 - 44:25
    dass sie ihre Unabhängigkeit
    nur dann aufrechterhalten können,
  • 44:25 - 44:30
    wenn sie sich gerade eben nicht
    um die Meinung der Nutzer
  • 44:30 - 44:33
    oder der Leser kümmern,
    sondern eben sich
  • 44:33 - 44:35
    quasi nicht beeinflussen lassen.
  • 44:35 - 44:40
    Und mir haben Journalisten das
    tatsächlich auch schon so gesagt.
  • 44:40 - 44:46
    Ich denke dann halt ok, in unserem
    Zeitalter, wo Klicks immer wichtiger werden,
  • 44:46 - 44:48
    verliert es an Bedeutung,
    weil die natürlich dann
  • 44:48 - 44:53
    entsprechend gezwungen sind,
    sich an einem Publikum zu orientieren.
  • 44:55 - 44:58
    Mein nächster Punkt ist:
    Wie wird eigentlich moderiert?
  • 44:58 - 45:04
    Ich versuch das kurz zu fassen,
    weil gar nicht mehr so viel Zeit ist.
  • 45:04 - 45:08
    Die Frage grundsätzlich ist:
    Moderiert man vorher oder hinterher?
  • 45:08 - 45:11
    Also werden entweder
    alle Kommentare freigesschaltet
  • 45:11 - 45:15
    und man sortiert dann das aus,
    was übergriffig ist,
  • 45:15 - 45:17
    oder macht man das umgekehrt,
  • 45:17 - 45:21
    man hat sämtliche Kommentare
  • 45:21 - 45:27
    verborgen für die Leser und die..
  • 45:27 - 45:28
    lacht
  • 45:28 - 45:32
    die werden dann nachträglich
    freigeschaltet, sodass die übergriffigen
  • 45:32 - 45:33
    gar nicht erst zu sehen ist.
  • 45:33 - 45:39
    Das ist eben die Taktik, die die
    meisten Nachrichtenportale heute
  • 45:39 - 45:40
    verfolgen,
  • 45:40 - 45:42
    abgesehen von Facebook.
  • 45:42 - 45:44
    Facebook ist ja irgendwie
    ein ganz klassisches Beispiel,
  • 45:44 - 45:48
    wo dann auch viele Sachen
    stehenbleiben und
  • 45:48 - 45:51
    das ist einfach die
    naheliegendste Taktik.
  • 45:51 - 45:56
    Ja, jetzt ist irgendwie die Zeit um.
  • 45:56 - 45:57
    Leider Gottes.
  • 45:57 - 46:01
    Ich hatte eigentlich auch noch
    ein paar schöne Slides,
  • 46:01 - 46:06
    ich klick mal schnell durch.
    lacht
  • 46:09 - 46:13
    Das kommt natürlich auch ganz oft,
    Kommentare zu unserer Arbeit
  • 46:13 - 46:15
    Lachen aus dem Publikum
  • 46:15 - 46:18
    lacht
  • 46:18 - 46:22
    Da hat er sich auch vertippt,
    weil er so sauer war.
  • 46:22 - 46:24
    Ok, das ist jetzt glaub ich
    schlecht zu lesen
  • 46:24 - 46:28
    auf die Entfernung hin, oder?
  • 46:28 - 46:32
    xkcd-Comic, der sich mit
    Kommentaren im Internet beschäftigt.
  • 46:35 - 46:38
    Ja, und mein letzter Punkt
    wäre halt gewesen,
  • 46:38 - 46:41
    wie sieht der ideale
    Kommentarbereich aus,
  • 46:41 - 46:44
    aber ich fürchte, das
    muss ich jetzt abhaken.
  • 46:57 - 46:59
    Lachen aus dem Publikum
  • 46:59 - 47:00
    lacht
  • 47:03 - 47:09
    Das ist sehr subtil,
    auf einer gewissen Ebene
  • 47:09 - 47:13
    Da wären dann halt
    Kommentarbereiche,
  • 47:13 - 47:15
    die ich gut finde.
  • 47:15 - 47:20
    Und das ist das letzte Slide.
  • 47:20 - 47:21
    Zum Abschluss.
  • 47:21 - 47:23
    Vielen Dank.
  • 47:23 - 47:28
    Applaus
  • 47:33 - 47:35
    Engel: Ja, vielen Dank für diesen
  • 47:35 - 47:36
    interessanten und jetzt doch
    am Ende doch schnell
  • 47:36 - 47:40
    zum Schluss kommenden Vortrag.
    Wir haben leider nur noch
  • 47:40 - 47:43
    6 min Zeit für Q&A, deswegen
    fangen wir relativ schnell damit an.
  • 47:51 - 47:53
    Ok, dann einmal da drüben!
  • 47:54 - 47:56
    Frage: Hi. Danke für den Vortrag.
  • 47:56 - 47:59
    Ich wüsste gerne, so nach dem
    Allem, was wir gehört haben,
  • 47:59 - 48:02
    über Kommentarbereiche,
    wozu wir die überhaupt haben,
  • 48:02 - 48:05
    weil ihr habt ja selber gesagt,
    die Leute, denen der Artikel gefällt,
  • 48:05 - 48:08
    die also tatsächlich die Nutzerschaft sind,
    an denen sich vielleicht Journalisten
  • 48:08 - 48:12
    orientieren sollten,
    wie du ja auch gesagt hattest,
  • 48:12 - 48:14
    die kommentieren gar nicht,
    die sind ja zufrieden.
  • 48:14 - 48:16
    Und die ganzen Leute,
  • 48:16 - 48:20
    die ihre Gegenmeinung
    dazu vertreten, oft auf eine
  • 48:20 - 48:22
    sehr unflätige Art und Weise,
  • 48:22 - 48:25
    sorgen halt einfach dafür,
    dass Kommentarspalten
  • 48:25 - 48:26
    durchgehend toxisch sind, also
  • 48:26 - 48:30
    ganz ehrlich, auf Nachrichtenseiten
    wie zeit.de oder sowas,
  • 48:30 - 48:33
    die sind einfach nicht lesbar, da
    findet nie eine sinnvolle Diskussion statt.
  • 48:33 - 48:36
    Also, warum nicht einfach alles zumachen?
  • 48:36 - 48:38
    Das ist in meinen Augen
    dann auch keine Zensur,
  • 48:38 - 48:42
    weil überall anders im Internet
    kannst du immer noch darüber diskutieren.
  • 48:42 - 48:45
    Werden Kommentarspalten nicht
    sogar einfach nur aufrechterhalten,
  • 48:45 - 48:47
    damit die Nachrichtenseiten
    mehr Klicks kriegen?
  • 48:49 - 48:53
    Antwort: Also, das letzte
    was du gesagt hattest,
  • 48:53 - 48:57
    ich kann das natürlich total
    nachvollziehen, das auf jeden Fall.
  • 48:57 - 49:01
    Prinzipiell ist es so, wenn das
    funktioniert mit Kommentaren,
  • 49:01 - 49:03
    dann kann es total dynamisch sein,
  • 49:03 - 49:07
    und sehr viel Ertrag bringen
    für beide Seiten
  • 49:07 - 49:12
    weil es halt die Möglichkeit gibt,
    dass die Nutzer der Presse oder
  • 49:12 - 49:15
    den Nachrichtenportalen
    Informationen geben,
  • 49:15 - 49:17
    die sie sonst vielleicht
    gar nicht bekommen würden.
  • 49:17 - 49:23
    Wie z.B. auf Twitter gibt es ja Leute,
    die aus Kriegsgebieten live Fotos posten,
  • 49:23 - 49:28
    die sonst mit großem Aufwand
    erstellt werden müssten.
  • 49:28 - 49:30
    Und insoweit,
    das kann schon
  • 49:30 - 49:34
    sehr positiv sein, da kann
    schon sehr viel bei rumkommen,
  • 49:34 - 49:36
    aber das Ding ist,
    man muss es aktiv pflegen.
  • 49:36 - 49:40
    Und man muss richtig viel,
    man muss richtig Zeit investieren
  • 49:40 - 49:45
    und ich denke halt wie gesagt,
    Websites müssen umgebaut werden.
  • 49:45 - 49:48
    Nachrichtenseiten, die funktionieren
    einfach nicht mehr so wie heute aussehen.
  • 49:48 - 49:51
    Und ich glaube das ist ein
    ganz wichtiger Punkt,
  • 49:51 - 49:54
    um eine positive Debatte
    zu erzielen.
  • 49:54 - 49:57
    Engel: Nochmal ganz kurz an alle,
    die kommen und gehen,
  • 49:57 - 49:59
    bitte ein bisschen leise,
    weil man sonst die Fragen
  • 49:59 - 50:01
    und Antworten relativ
    schwer versteht.
  • 50:01 - 50:02
    Nächste Frage von
    da drüben bitte.
  • 50:02 - 50:05
    Frage: Ja, hallo! Ich hab mal eine Frage,
  • 50:05 - 50:08
    also angenommen es gelänge uns,
    dass die ganzen Trolle
  • 50:08 - 50:10
    nicht mehr da kommentieren
    auf den Mainstream-Webseiten,
  • 50:10 - 50:11
    und wo anders sind.
  • 50:11 - 50:13
    Ich frag' mich, ob das wirklich
    eine bessere Situation wäre,
  • 50:13 - 50:16
    weil angenommen, die ganzen bösen
    Menschen sind gar nicht mehr da,
  • 50:16 - 50:18
    wo man mit ihnen reden kann,
    sondern sind auf ihren eigenen Webseiten
  • 50:18 - 50:21
    und kommentieren da fröhlich
    ihren Hass umher.
  • 50:21 - 50:23
    Ist es nicht fast sogar beängstigender?
  • 50:23 - 50:25
    Also, mir kommt oft so der Satz in den Kopf:
    Wir werden uns noch mal wünschen,
  • 50:25 - 50:27
    dass sie mit uns reden wollten.
    Feli lacht
  • 50:27 - 50:28
    Weil, ja ... (unverständlich),
  • 50:28 - 50:30
    Was ist das Ziel eigentlich,
    mit den Trollen?
  • 50:30 - 50:32
    Sollen die wirklich verschwinden?
    Oder wo sollen die hin?
  • 50:32 - 50:39
    Antwort: Also.. ich bin froh über jeden
    Kommentar, den ich freischalten kann.
  • 50:39 - 50:45
    Das auch gerade Kommentare, die nicht
    meiner persönlichen Meinung
  • 50:45 - 50:49
    entsprechen, weil dadurch
    hab ich ja nur noch mehr
  • 50:49 - 50:52
    Möglichkeit, zu betonen,
    hier, wir sind fair.
  • 50:52 - 50:56
    Das Ding ist glaube ich, dass
  • 50:56 - 50:59
    man versuchen müsste,
    eine Debatte zu erreichen,
  • 50:59 - 51:03
    wo die Leute, die jetzt Trolle sind,
    sich etwas sachlicher äußern.
  • 51:03 - 51:06
    Oder wo die halt,
    wie sagt man so schön?
  • 51:06 - 51:08
    Wo sie mit abgeholt werden.
  • 51:10 - 51:14
    Wo ganz unterschiedliche
  • 51:14 - 51:19
    politische Lager
    die Möglichkeit haben
  • 51:19 - 51:23
    ihre Standpunkte zu äußern. Und
    das ist im Moment einfach nicht so.
  • 51:23 - 51:24
    Vereinzeltes Klatschen
  • 51:24 - 51:28
    André: Ja, und dann glaub ich auch noch,
    dass es sehr große Rolle spielt,
  • 51:28 - 51:31
    wie dieser Kommentarbereich
    technisch designed ist.
  • 51:31 - 51:33
    Darüber wollten wir
    auch noch sprechen.
  • 51:33 - 51:36
    Also ich mein, man kann's ja an Diensten,
    das ist nun eine ganz andere Ebene,
  • 51:36 - 51:39
    aber ihr kennt ja stack
    overflow beispielsweise,
  • 51:39 - 51:42
    was die gemacht haben durch
    eine Gameifizierung der Oberfläche.
  • 51:42 - 51:45
    Es gibt ja auch ganz unterschiedliche
    Kommentarsysteme
  • 51:45 - 51:47
    und dementsprechend
    andere Trollkulturen.
  • 51:47 - 51:50
    Also ein Stück weit bestimmt
    auch die technische Ausgestaltung
  • 51:50 - 51:53
    von diesen Systemen, wie sich
    so eine ...
  • 51:53 - 51:56
    wie sich das entwickelt,
    oder ob da gewissermaßen
  • 51:56 - 51:57
    die Community umkippt.
  • 51:57 - 52:03
    Die andere Frage, die man
    durchaus zurückwerfen kann, ist:
  • 52:03 - 52:05
    Was bringt das Trollen
    eigentlich, dort zu trollen?
  • 52:05 - 52:07
    Also was haben die Leute
    eigentlich davon?
  • 52:07 - 52:12
    Oder wie kann man, sagen wir mal
    destruktive Personen eher demotivieren
  • 52:12 - 52:14
    und da gibt es natürlich
    viele technische Möglichkeiten,
  • 52:14 - 52:18
    beispielsweise bei Heise gibt es
    ja diese Möglichkeit, dass man nur...
  • 52:18 - 52:24
    wenn man eine zu hohe Schussfrequenz hat,
    dass man dann ausgebremst wird beispielsweise.
  • 52:24 - 52:26
    Das ist so eine Lösung, die
    sie dort eingesetzt haben.
  • 52:26 - 52:30
    Oder die Möglichkeit, dass das
    System so gemacht wird, dass man
  • 52:30 - 52:34
    gute Kommentare in irgendeiner
    Art und Weise herausstellt und
  • 52:34 - 52:35
    die anderen ausblendet.
  • 52:35 - 52:39
    Ich weiß, dass ..
    auf Spreeblick wurde jetzt damit
  • 52:39 - 52:44
    experimentiert, als Idee, dass man
    vielleicht die Kommentare, die einem
  • 52:44 - 52:46
    unangenehm sind, die man nicht
    zensieren will, aber dass man sie
  • 52:46 - 52:51
    weißt, also dass man sie gar nicht mehr
    sehen muss. Und solche Möglichkeiten...
  • 52:51 - 52:55
    Ich glaube, wir wären da gerne
    noch drauf eingegangen, aber
  • 52:55 - 52:58
    dass diese technischen Bedingungen
    eine ganz, ganz große Rolle spielen.
  • 52:58 - 53:02
    Und man kann einfach auch bessere
    Kommentarbereiche dadurch kriegen,
  • 53:02 - 53:04
    je nachdem wie man die designed.
  • 53:04 - 53:05
    Und was diese...
  • 53:05 - 53:09
    "Ja, die leute, die wollen ja trollen,
    dann trollen sie woanders..."
  • 53:09 - 53:12
    Ich weiß das gar nicht, ob die
    dann auch ...
  • 53:12 - 53:15
    also es ist ja manchmal auch so
    das Umfeld, was dann bestimmt,
  • 53:15 - 53:16
    wie die Leute sich verhalten, und...
  • 53:16 - 53:19
    es gibt auch Troll-Subkulturen.
    Also wenn du so
  • 53:19 - 53:25
    an einen Dienst wie 4chan denkst,
    der einfach nur ein Trollboard ist, ja?
  • 53:25 - 53:29
    Aber auch da entstehen ja
    spannende, eigene Kulturen
  • 53:29 - 53:32
    und popkulturelle Impulse,
    insofern .. ja.
  • 53:32 - 53:38
    Die Frage, wenn ich das
    nochmal zurückwerfen darf,
  • 53:38 - 53:42
    für mich, ist wirklich:
    Was hat der Troll vom Trollen?
  • 53:42 - 53:44
    Das ist eigentlich das richtig
    spannende für mich.
  • 53:44 - 53:46
    Engel: Wir müssen jetzt
    Schluss machen
  • 53:46 - 53:47
    Klatschen
  • 53:47 - 53:49
    Engel: Genau, wir sind leider
    am Ende der Zeit, deswegen
  • 53:49 - 53:52
    können wir keine weiteren Fragen
    mehr entgegennehmen. Nocheinmal
  • 53:52 - 53:54
    einen herzlichen Applaus
    an die Vortragenden bitte,
  • 53:54 - 53:55
    für diesen interessanten Vortrag.
  • 53:55 - 54:00
    Applaus
  • 54:00 - 54:12
    subtitles created by c3subtitles.de
    in the year 2016. Join, and help us!
Title:
agonarch, @fraufeli: Das Zahnrad aus Fleisch
Description:

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Video Language:
German
Duration:
54:12

German subtitles

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