-
Musik
-
John: So, voller Raum. Sehr schön.
Herzlich willkommen zu Wiki...what? Hier
-
wird gleich Verena und weitere
Mitarbeitende von Wikimedia Deutschland
-
Fragen beantworten, die ihr noch nie zu
fragen wagtet und wir sind gespannt, was
-
da so alles an Fragen kommt. Ich werde
dann in anderer Rolle ohne diese Weste
-
auch mit dabei sein und übergebe aber
jetzt mal an Verena.
-
Verena: Danke für die Intro, John. Okay,
also ihr seid hier richtig, wenn ihr
-
Fragen zu Wikipedia habt und überhaupt
diesem ganzen Wiki-Kram. Ich werde hier
-
nicht alleine stehen bleiben, da kommen
gleich noch ein paar Kollegen von mir.
-
Wikipedia bzw. Wikimedia ist eine von den
Bewohnern hier in der WG. Und nachdem wir
-
diese Session letztes Jahr schon mal
gemacht haben und die ziemlich erfolgreich
-
war, dachten wir, wir wiederholen das
einfach dieses Jahr nochmal. Wer von euch
-
hat noch nie von dem Wort Allmende gehört?
Ok, doch ein paar Hände. Das Prinzip der
-
Allmende ist schon ziemlich alt, nämlich
früher, als die Bauern in einem Dorf
-
Wiesen, die dem ganzen Dorf gehört haben,
gemeinsam bewirtschaftet haben, sprich:
-
Gemeinsam genutzte Güter, das bedeutet
Allmende. In die Jetztzeit übertragen
-
heißt das: naja, es gibt nicht mehr so
viele frei verfügbare Wiesen, aber es gibt
-
frei verfügbares Wissen und das ist das,
wofür wir uns einsetzen. Und wir, das ist
-
Wikimedia Deutschland. Hat tatsächlich was
mit Wikipedia zu tun. Wir sind der
-
Förderverein hinter Wikipedia. Aber nicht
nur das. Das sind jetzt so die Basic
-
Facts. Wir kommen gleich zu den
interessanten Sachen. Wir sind ein Verein,
-
sitzen in Berlin, da ist die
Geschäftsstelle. Wir haben über 100
-
Mitarbeitende, tatsächlich über 70000
Vereinsmitglieder jetzt und unser
-
Vereinsziel ist die Förderung des freien
Wissens, unter anderem über Wikipedia.
-
Oben links in der Ecke seht ihr das
Wikipedia Logo. Es gibt noch mehr
-
Projekte, die wir unterstützen und
fördern. Unter anderem auf der
-
gegenüberliegenden Seite so ein kleines
Projekt namens Wikidata, wozu es auch
-
schon diverse Sessions hier gab.
Wikipedia, Wikimedia Commons und so weiter
-
und so fort. Was machen wir eigentlich
neben der Unterstützung von Wikipedia
-
selbst? Wir unterstützen die ganzen
Freiwilligen, die hinter Wikipedia stehen
-
und Wikipedia schreiben. Wir entwickeln
Software, genauer gesagt arbeiten wir
-
daran, Mediawiki, also die Software hinter
Wikipedia zu verbessern. Wir entwickeln
-
Wikidata weiter, die Datenbank des freien
Wissens. Und wir setzen uns dafür ein, die
-
Rahmenbedingungen für freies Wissen zu
stärken. So viel an der Stelle, jetzt
-
würde ich gerne meine Kollegen nach oben
bitten. Und gleich müsst ihr aktiv werden.
-
Wenn ihr dachtet, ihr könnt euch jetzt
hier relativ gechillt hinsetzen und so
-
eine kleine Präsentation über euch ergehen
lassen: Nee, nee, ihr seid gleich gefragt.
-
Warum stehen wir hier? Ich fange mal mit
einer Kurzvorstellung meiner selbst an.
-
Ich arbeite in der Ideenförderung. Das
klingt so ein bisschen kurios. Was wir
-
letztlich machen, ist das Community
Management. Das heißt, ich bin in dem
-
Bereich, der die ganzen Freiwilligen
unterstützt, die Wikipedia schreiben -
-
unter anderem Wikipedia.
Sandro: Ja, mein Name ist Sandro. Ich bin
-
einer der Freiwilligen, die unterstützt
werden, bin aber auch selbst in der
-
Ideenförderung als Mitarbeiter aktiv. Das
heißt, ich unterstütze auch andere
-
Freiwillige bei ihren Tätigkeiten und
stehe deshalb heute auch hier auf der
-
Bühne.
Daniel: Hallo, ich bin der Daniel. Ich
-
arbeite seit geraumer Zeit an Mediawiki,
unter anderem für das Wikidata Projekt,
-
aber mittlerweile vor allem an Mediawiki
selbst. Die Demo ist ganz schön laut.
-
John: Ja, was ist das überhaupt? Ich bin
John Weizmann. Ich steh jetzt hier für den
-
Bereich... Verena hat ja eben diese drei
Arbeitsbereiche oder Handlungsfelder, wie
-
wir das nennen, gezeigt. Genau. Also
Sandro ist so ein bisschen da für diesen
-
Bereich "Freiwillige unterstützen". Daniel
ist hier aus dem Bereich
-
Softwareentwicklung und ich komme aus dem
Bereich der Rahmenbedingungen. Die
-
Rahmenbedingungen, das ist einfach alles,
was Regeln sind, oder... ja, die sozusagen
-
das Image des freien Wissens in der Welt,
in den Medien, in der Öffentlichkeit, aber
-
eben auch Rechtsregeln - häufig
Urheberrecht, ganz trockenes Zeug - das
-
bestimmt, wie einfach man freies Wissen
teilen kann und erstellen kann. Und da
-
arbeiten wir daran, das zu verbessern und
zu stärken. Ich sage immer
-
Rahmenbedingungen für freies Wissen
verbessern. Unser Ziel heißt offiziell
-
stärken. Naja, man kann es auch in einem
Wort zusammenfassen: Lobbyismus für freies
-
Wissen, oder in einem Begriff. Soll ich
mal mit Fragen anfangen? Wir haben
-
gedacht, so ein bisschen zum Aufwärmen
fragen wir uns ein bisschen gegenseitig
-
Dinge, bis ihr dann darauf kommt, was ihr
eigentlich gerne fragen wolltet. Deswegen
-
frage ich mal ganz provokant Verena: Sag
mal, was hat das eigentlich alles mit
-
Wikileaks zu tun?
Verena: Ja, die Frage, die kriegen wir
-
ziemlich häufig. Also, wenn ihr
irgendetwas mit Wiki hört, in der Regel
-
hat es mit Wikimedia, irgendwie hat es mit
uns zu tun. Außer Wikileaks, das ist das
-
einzige, was tatsächlich nichts mit uns zu
tun hat. Das ist eine Plattform zur
-
Veröffentlichung von Dokumenten, gegründet
von Julian Assange und noch einem
-
weiteren, dessen Namen ich gerade nicht
mehr weiß. Also pro forma: Wir haben
-
nichts mit denen zu tun. Aber wir stellen
Plattformen zur Verfügung, wo man auch
-
Wissen teilen kann, z.B. Wikipedia. Frage
an Daniel: Du arbeitest ja in der
-
Software-Entwicklung. Könnt ihr nicht mal
die Benutzeroberfläche und die Oberfläche
-
von Wikipedia ein bisschen schöner machen?
Das die nicht aussieht wie in den
-
Neunzigern.
Daniel: Ja, könnt ihr nicht mal schnell...
-
Also da gab es schon diverse Versuche und
ja, wir arbeiten da weiter dran. Aber es
-
ist tatsächlich nicht so einfach. Diese
Oberfläche erfüllt sehr viele Funktionen,
-
die man natürlich, wenn man nur Wikipedia-
Artikel liest, nicht unbedingt sieht und
-
für die man sich auch nicht interessiert.
Aber wenn man jetzt die Oberfläche
-
tiefgreifend verändert, verändert das auch
die Oberfläche für die Leute, die an den
-
Inhalten arbeiten und, wie das oft so ist:
Dinge, die es neuen Interessenten leicht
-
machen, einzusteigen, macht es den
Alteingesessenen schwer, das zu tun, was
-
sie immer getan haben und die beschweren
sich dann. Und ich meine, wir sind ein
-
Verein getragen von Freiwilligen und wenn
die sagen, hey, so können wir aber nicht
-
mehr arbeiten, dann kann das dazu führen,
dass die Dinge so bleiben, wie sie sind.
-
Das heißt nicht, dass sich nichts
verändert. Das heißt auch nicht, dass
-
nichts verbessert wird. Aber das heißt,
dass es oft nicht so einfach ist und wir
-
wollen ja auch nichts diktieren. Wir sind
ja da, um die Freiwilligen zu
-
unterstützen, die eben die Inhalte
schreiben. Und wenn die sagen, das wollen
-
wir aber nicht, dann führt es dazu, dass
es nicht passiert. Ich kenne ... Ich
-
wollte jetzt... ja, also es gibt da noch
mehr Aspekte dazu, aber das ist einer der
-
wichtigsten, glaube ich.
John: Bei diesem Community Management, was
-
macht ihr da? Schreibt ihr denn die
Artikel oder kann ich mir da irgendwie
-
Reisen bezahlen lassen von euch oder was
bekomme ich so für Förderungen als
-
Freiwilliger?
Sandro: Unsere Förderung reicht sehr weit.
-
Das kann sein, du möchtest beispielsweise
recherchieren zu einem bestimmten
-
Themengebiet und brauchst dafür
Fachliteratur. Dann gibt es die
-
Möglichkeit des sogenannten Literatur-
Stipendiums bei Wikimedia Deutschland. Das
-
heißt, wir kaufen dann auch Fachliteratur.
Es gibt aber beispielsweise auch für
-
aktive Fotografinnen und Fotografen die
Möglichkeit, Software-Stipendien in Form
-
von Lightroom oder Photoshop zu bekommen.
Und ja, du hast es schon angesprochen, es
-
gibt auch Reisekosten-Förderungen, z.B.
für die Teilnahme an Veranstaltungen wie
-
unserer jährlichen Wikicon, dem Treffen
der Ehrenamtlichen der Wikimediaprojekte,
-
oder auch für Fotoprojekte für
GLAM on tour Stationen. Also die
-
Zusammenarbeit mit Archiven, Galerien,
Museen und Bibliotheken. Also ganz
-
verschiedene Projekte in dieser Form.
Verena: Ich guck mal kurz in die Runde.
-
Gibt es dann schon Fragen? Dann bitte mal
kurzes Handzeichen, sonst stellen wir uns
-
weiter gegenseitig Fragen. Ah, da hinten
ist eine.
-
Q: Hi, ich habe eine Frage zu dem ganzen
Thema. Das läuft momentan unter
-
Wikihausen, da würde mich mal
interessieren, wie ihr das Thema seht, was
-
da Pollmann und Fidler... ich sag mal
zutage fördern. Und da laufen ja
-
mittlerweile auch Rechtsstreitigkeiten,
die jetzt nicht ganz ohne sind, würde ich
-
mal behaupten. Und wie gesagt würde mich
interessieren, wie ihr das seht und wie
-
ihr dort vielleicht auch gedenkt, das
besser zu gestalten. Also das wäre dann
-
wahrscheinlich eine rechtliche Frage.
Sandro: Ich antworte mal als Freiwilliger
-
auf diese Frage. Das wird in der Community
natürlich schon wahrgenommen. Auch diese
-
Kritik, die da von außen geäußert... Okay,
ja, es geht im Wesentlichen darum, dass
-
eine Gruppe von Engagierten, die nicht
aktiv in die Wikimedia-Projekten ist,
-
bestimmte Artikelinhalte sehr kritisch
sieht und auch kritisiert und im Rahmen
-
einer Aufdeckungensreihe auch Personen,
die unter Pseudonymen in Wikimedia-
-
Projekten mitarbeiten, identifiziert,
enttarnt und das als große
-
Enthüllungsreihe verkauft. Es wird in der
Community durchaus wahrgenommen, es wird
-
auch betrachtet. Ich habe jetzt aber nicht
so die großen Diskussionen mitbekommen,
-
wie es beispielsweise damals bei der
"dunklen Seite der Wikipedia" aufgefallen
-
ist, beispielsweise. Was tut die
Community? Natürlich beruft oder versucht
-
man jeden Artikel nach dem Standpunkt der
Neutralität zu formulieren. Das heißt, es
-
wird natürlich da an den Grundprinzipien
der Wikipedia festgehalten und es wird
-
versucht, die durchzusetzen. Wikimedia
Deutschland kann da tatsächlich nur nicht
-
inhaltlich eingreifen, sondern
Möglichkeiten z.B. für Trainings - wie
-
kann ich Konflikte lösen? - bieten. Das
ist so die einzige Möglichkeit, die wir
-
tatsächlich haben. Denn auch Wikimedia
Deutschland ist nicht Betreiber der
-
Wikipedia. Das wäre die Wikimedia
Foundation. Und auch die greift inhaltlich
-
in Dinge nicht ein, sondern überlässt das
der Autorenhand. Zu den rechtlichen Sachen
-
kann vielleicht John noch was sagen?
Daniel: Vielleicht kannst du noch kurz
-
sagen, was die "dunkle Seite der
Wikipedia" war, ich glaube da sind noch
-
Fragezeichen zu sehen.
John: Achso ja, Sandro erwähnte gerade die
-
dunkle Seite der Wikipedia. Das ist eine
eine Art... es gibt auch einen
-
Dokumentarfilm, also eine Serie von
sogenannten Enthüllungsvideos über
-
angebliche Netzwerke, die irgendeine Art
von Schieflage in der Meinung... also die,
-
die bestimmte Meinungen unterdrücken in
der Wikipedia und andere hochbringen. Das
-
ist ein bisschen, was dahinter steckt. Und
ob man das jetzt wirklich als als eine
-
eine Unterdrückung von Meinungen oder
eine... nicht doch eher das Festhalten an
-
der Neutralitätskriterien sieht, das ist
wirklich Geschmackssache. Das Rechtliche -
-
also wie gesagt, was Sandro schon sagte,
wir sind ja nicht Betreiberin der
-
Wikipedia, das heißt, wir sind da aus dem
aus der unmittelbaren Haftung ohnehin für
-
die Inhalte raus. Aber weil wir eben die
Communitys unterstützen, kommt es immer
-
mal wieder vor, dass das Thema Klarnamen
versus Pseudonyme bei uns auch als
-
rechtliche Frage dann kommt. Und wir
versuchen dann je nach Einzelfall... wir
-
gucken uns das jeweils immer an, ob wir da
unterstützen können und wollen. Aber wenn
-
es so ist, dass jemand aufgrund seines
Engagements in der Wikipedia, weil jemand
-
versucht, seine Identität zu ermitteln, um
ihn unter Druck zu setzen, wenn er da
-
rechtliche Probleme bekommt, dann
unterstützen wir die Person durchaus in
-
Form von, dass wir Rechtsberatung
finanzieren und solche Dinge. Das ist z.B.
-
so, es gibt manchmal den Versuch, Leute
anzuzeigen bei der Polizei, nur um den
-
Namen rauszufinden von der Person und sie
später zu stalken oder am Arbeitsplatz
-
unter Druck zu setzen, um zu versuchen,
die Wikipedia Community in eine bestimmte
-
Richtung zu treiben. Und wir versuchen
dann wiederum, uns vor die Leute zu
-
stellen und dafür zu sorgen, dass die
Gegenseite nicht die Akteneinsicht bekommt
-
in die Identität. Denn es ist tatsächlich
wichtig, dass die Leute frei agieren
-
können in der Community und sich nicht
Sorgen machen müssen, dass sie von
-
irgendwelchen - woher auch immer dann die
Interessen kommen - unter Druck gesetzt
-
werden in ihrem Privatleben. Das
widerspricht dem Wiki-Geist und das würde
-
das ganze System auch in Frage stellen.
Ja. War das so ungefähr? Ja? Okay.
-
Q: Gibt's eigentlich irgendwelche
moralischen ethischen Rahmenbedingungen,
-
die ihr habt für die Artikel, also... oder
kann... also gab es schon mal einen
-
Vorfall, dass Artikel gesperrt wurden?
Oder wie geht man mit sowas um?
-
Sandro: Zu den Rahmenbedingungen: es haben
sich im Laufe der Jahre die Wikipedia
-
existiert, so genannte Relevanzkriterien
entwickelt, anhand derer klar festgestellt
-
wird in der Community: Wann ist ein
Artikel Gegenstand für die Wikipedia
-
relevant? Das sind relativ harte
Kriterien, z.B. bei Autorinnen und Autoren
-
sind es vier Sachbücher oder zwei
Belletristik-Werke. Oder wenn ein
-
Autor mit einer Single in den Top 100
Charts war, dann ist er relevant. Anhand
-
dieser Kriterien wird eben beurteilt, ist
ein Artikel relevant für die Wikipedia?
-
Und dann gibt's natürlich auch noch die so
genannten weichen Kriterien. Das heißt, da
-
ist viel Auslegungssache dabei. Zur Frage
von Sperren von Inhalten, dazu kommt es
-
natürlich immer wieder. Es gibt Artikel,
die sind seit über 10 Jahren durch die
-
Bearbeitung durch anonyme, also nicht
angemeldete Personen geschützt. Einfach
-
aus dem Grund, dass es auch Vandalismus in
der Wikipedia gibt. Das ist besonders
-
schön. Schülerinnen und Schüler probieren
es immer wieder. Man merkt da diese Peaks
-
auch, wenn gerade Klassen in Computer-
Kabinetten oder so sind. Dann werden halt
-
bestimmte Artikel nochmal mit Lehrer XY
ist dumm verschönert. Dann werden die auch
-
mal geschützt, wenn das häufiger vorkommt
oder auch in anderer Form vorkommt. Und es
-
gibt natürlich auch Fälle, in denen
Artikel vor Neuanlage eben geschützt
-
werden müssen, weil eine Person versucht,
massiv Werbung in den Wikimedia-Projekten
-
oder in der Wikipedia für sich selbst zu
machen. Oder es werden immer nur unsinnige
-
Einträge erstellt. Diese Möglichkeit gibt
es auch.
-
Daniel: Ich habe da einen kleinen
Nachtrag. Wenn ich das richtig verstanden
-
habe, ging es bei der Frage auch darum, ob
es unter Umständen notwendig werden kann,
-
bestimmte Inhalte, die im Artikel
eingetragen werden, zu unterdrücken. Und
-
das kommt tatsächlich auch vor, dass die
Privatadresse von irgendwelchen Leuten in
-
Artikel eingetragen wird oder dergleichen,
die nicht öffentlich sein sollten. Und da
-
gibt es neben der Löschung der ganzen
Seite oder gibt es die Möglichkeit,
-
bestimmte Bearbeitungen unsichtbar zu
machen mit tatsächlich nochmal
-
verschiedenen Abstufungen von Menschen,
die das dann auch sehen können. In der
-
ersten Stufe können es Admins noch sehen,
dann ist es nur noch ein ganz kleiner
-
Kreis von Admins mit speziellen Rechten.
Also die Möglichkeit besteht.
-
Sandro: Trotzdem ist natürlich sichtbar,
dass es mal eine Änderung gegeben hat. Nur
-
der Inhalt dieser Änderung ist am Ende
nicht mehr sichtbar.
-
Q: Eine Frage, vielleicht in die gleiche
Richtung. Ich habe ein paarmal versucht,
-
mich einzulesen, ein paar technische
Themen oder so. Und bei den Artikeln hat
-
man oft das Gefühl, dass je
unverständlicher der Artikel geschrieben
-
ist - also Mathematik z.B. ist ein gutes
Beispiel - desto großartiger ist er. Das
-
hilft mir nicht weiter. Gibt's da
Bestrebungen, vielleicht das Wissen ein
-
bisschen zugänglicher zu machen? Oft
werden auch Leute, die vorschlagen "Nun
-
gibt doch mal eine einfache Erklärung"
gnadenlos niedergeknüppelt auf der
-
Diskussionsseite von Leuten: "Ist aber
nicht korrekt." Also gibt's da
-
irgendwelche Bestrebungen? Wisst ihr davon
was? Könnt ihr da was machen?
-
Verena: Also grundsätzlich sollten Artikel
eigentlich immer so strukturiert sein: Es
-
gibt bei jedem Artikel oben so einen
Absatz, der den Artikel kurz
-
zusammenfasst, also wie man das so
normalerweise aus Enzyklopädien gewöhnt
-
ist. Und dann gibt's den langen langen
langen, super komplizierten Artikel. Da
-
grundsätzlich natürlich jeder und jede,
die bei Wikipedia mitarbeiten, frei sind,
-
in dem was sie tun, sind sie auch frei
darin, das so komplex oder einfach zu
-
schreiben, wie sie wollen. Also es gibt
ja... also es gibt zwar so ein paar selbst
-
ernannte Redaktionen, die sich dann darum
kümmern, aber an sich kann ja erst einmal
-
jeder mitarbeiten. Und ich glaube - das
ist so meine persönliche Einschätzung -
-
ich glaube, je mehr man sich als Autor mit
so einem Thema beschäftigt und tiefer man
-
da drin ist, desto mehr ist man auch
bestrebt, das alles möglichst richtig und
-
wahrheitsgetreu darzustellen und desto
tiefer steckt man auch im Thema drin und
-
verliert dann wahrscheinlich auch relativ
schnell so sich selbst im Thema. Ist das
-
so?
Sandro: Kann ich nur bestätigen. Der
-
Außenblick geht irgendwann verloren,
definitiv. Zur Frage, ob es Bestrebungen
-
gibt in Richtung Vereinfachung: Mir sind
jetzt keine direkten bekannt, leider. Es
-
gibt immer mal wieder so Versuche, ganz
komplexe Abschnitte etwas verständlicher
-
zu gestalten. Und ein gute Möglichkeit
darauf hinzuweisen, dass ein bestimmter
-
Abschnitt einfach überhaupt nicht
verständlich ist, ist immer die
-
Diskussionsseite eines Artikels, das
heißt, wenn man den Artikel aufruft, dann
-
gibt es in der oberen linken Ecke das Feld
Disskusion und auf dieser Seite ist der
-
Anlaufpunkt, um auf solche Dinge einfach
auch hinzuweisen und die Autorinnen und
-
Autoren der einzelnen Artikel darauf
aufmerksam zu machen, hey, das ist
-
vielleicht jetzt nicht so die beste Weise,
so ein Thema zu beschreiben.
-
Q: Also das bezieht sich jetzt nicht
hundertprozentig auf die Wikipedia
-
Deutschland, deswegen... Stell die Frage
aber trotzdem, also in der Türkei ist die
-
Wikipedia ja geblockt und ich kann mir
vorstellen, dass ihr dazu jetzt nicht
-
hunderprozentig etwas sagen könnt. Aber
gibt's da Bestrebungen, was gegen zu
-
machen? Oder weil es gibt.. ich hab gehört
von einer Freundin, die jetzt
-
Auslandssemester der Türkei ist, dass es
da Umwege gibt, dass man eine 0 vorne
-
dranhängt an die URL und dass man dann
trotzdem drauf kommt, weil es ein
-
einfacher DNS-Block ist. Und der zweite
Teil der Frage ist: Man wird ja
-
wahrscheinlich auch in Deutschland
politisch sehen, dass da Einfluss genommen
-
wird. Ich kann mir vorstellen, dass es von
bestimmten Parteien Bestrebungen gibt,
-
Artikel sauber zu halten und so. Seht ihr
da verstärkte Aktivität vor Wahlen? Oder
-
müsst ihr da besonders drauf reagieren?
Oder wie sieht das aus?
-
John: Also ich kann erst nur zur ersten
Frage was sagen, weil mit diesen Peaks vor
-
Wahlen und so, das wisst ihr
wahrscheinlich ein bisschen besser als
-
ich. Mit der mit der türkischen Regierung
gibt es Gespräche zwischen allerdings
-
nicht uns, sondern Wikimedia Foundation
und der Regierung dort, wo bisher meines
-
Wissens nach immer nur die Standpunkte
ausgetauscht wurden, nämlich dass die
-
türkische Regierung sagt, bestimmte Dinge
müssen da raus und die Wikimedia
-
Foundation sagt: Wir nehmen da aber nichts
raus. Und das hat sich meines Wissens
-
relativ festgefahren, sodass wenn da jetzt
keine Seite nachgibt, wird es dabei
-
bleiben, dass die Leute das irgendwie
umgehen werden müssen, was sie auch tun.
-
Es gibt auch eine starke Autorinnen- und
Autoren-Gemeinschaft in Deutschland, was
-
die türkische Wikipedia angeht,
türkischsprachige. Und so ist der Stand im
-
Moment so ein bisschen wie ein
eingependelter status quo. Also viel wird
-
sich da wahrscheinlich akut nicht bewegen,
es sei denn eine der Seiten - und ich
-
glaube nicht, dass die Foundation da jetzt
irgendwie nachgeben wird, groß - würde
-
jetzt den Standpunkt ändern. Zu den Edits
durch Parteien oder durch oder vor
-
Wahlen...
Verena: Also das vor Wahlen, das ist
-
definitiv so. Also vor jedem
gesellschaftlichen Ereignis oder auch am
-
Tag des gesellschaftlichen Ereignisses,
dass da unheimlich viel Aktivität ist bei
-
Artikeln. Also ich glaube, vor dem CDU-
Parteitag ist der Artikel von Friedrich
-
Merz plötzlich wieder interessant geworden
und plötzlich viel länger geworden. Und
-
der ist davor, ich glaube zwei Jahre lang
nicht angefasst worden. Ja,
-
nachvollziehbar.
Daniel: Ich hätte dazu noch einen, naja,
-
vielleicht eher technischen Aspekt. Hier
auf dem Kongress vielleicht nicht ganz
-
fehl am Platz. Es gibt ich glaube immer
noch einen Twitter-Account, der
-
automatisch twittert, wenn von IPs, die
dem Bundestag zugeordnet sind, Edits in
-
der Wikipedia passieren. Ich hab
vergessen, wie er heißt. Weißt du,
-
wie er heißt?
Sandro: Bundesedit?
-
Daniel: Irgendwie sowas, ist aber zu
finden. Und das verweist auf einen ganz
-
interessanten Punkt, der auch wieder auf
die Türkei zurückgeht, nämlich die IP-
-
Adresse. Und die IP-Adresse von anonymen
Edits, anonymen Edits bei Wiki... also man
-
muss sich bei Wikipedia ja nicht anmelden,
um bearbeiten zu können. Und wenn man das
-
nicht tut, dann wird statt des
Benutzernamens die IP-Adresse mitgeloggt
-
und öffentlich sichtbar gemacht und dem
Edit zugeordnet. Was tatsächlich... das
-
ist eigentlich weniger anonym, als wenn
man sich einloggt und sich irgendein
-
Pseudonym gibt. Ja, das ist eigentlich
ziemlich problematisch und es wird auch
-
immer wieder drüber nachgedacht, das zu
ändern. Ein Grund, das so zu haben, ist:
-
Die Wikipedia-Admins brauchen ja eine
Möglichkeit, auch anonyme Edits zu
-
sperren. Und wenn sich jemand nicht
eingeloggt hat, dann gibt es kein Account,
-
den die sperren können. Also was kann ich
sperren? Die IP Adresse. Und unter
-
Umständen muss ich ganze Blöcke von IPs
sperren, die z.B. gerne von Spammern
-
benutzt werden. Und das betrifft leider
auch alles, was über Tor reinkommt. Und
-
das wiederum bedeutet, wenn ich in der
Türkei sitze oder so und versuche über Tor
-
auf Wikipedia zuzugreifen, dann kann ich
darüber wohl lesen, aber nicht editieren.
-
Und das wird immer wieder, das Problem
wird seit Jahren, ich will sagen
-
Jahrzehnten immer wieder diskutiert, aber
wir haben noch keine gute Lösung gefunden
-
dafür.
-
Q: Könnt ihr mal was zur finanziellen
-
Ausstattung von Wikimedia oder Wikipedia
sagen, also wo die, wie die Spenden
-
Verteilung momentan ist? Großspenden -
wann ordnet ihr das ein? Also, was sind
-
Großspenden? Und habt ihr da irgendwie so
eine spezifische ich sag mal Sortierung -
-
nach, keine Ahnung, Kategorie XYZ oder
sowas - wo es auffällig wird?
-
Daniel: Also es gibt sehr wenig wirkliche
Großspenden, soweit ich weiß. Ich meine
-
gut, ich bin hier der Techniker. Das ist
jetzt nicht wirklich mein Metier, außer,
-
dass ich mal ganz, ganz, ganz früher auch
für die Spenden-Webseite von Wikimedia
-
Deutschland verantwortlich war. Aber was
es gibt, sind Drittmittelprojekte, wo man
-
halt direkt mit Firmen oder Institutionen
zusammenarbeitet. Und Wikidata z.B. ist
-
mit nicht zu verachtender Mithilfe von
Google finanziert worden in den
-
Anfangsjahren. Also das war immer
transparent, aber es ist halt auch zu
-
sehen. Was so die allgemeine... sozusagen
Spenden für den Betrieb und dergleichen
-
angeht, da gibt es meines Wissens so gut
wie gar keine Großspenden. Das ist so, der
-
Schnitt ist irgendwo bei 25 Euro.
John: Ja ich glaube, also nicht 2018, aber
-
2017 war die größte Spende, Einzelspende,
die nicht Teil von der Projektfinanzierung
-
war, glaube ich. 12 000 Euro. Das war
aber... davon gibt's eine Handvoll
-
ungefähr. Und ansonsten gibt es 300 bis
400 Tausend von diesen kleinen Spenden.
-
Und das macht zumindest, was die deutschen
Spenden, das deutsche Spendenaufkommen
-
angeht, also den den aller aller
allergrößten Anteil aus. Davon geht dann
-
ein Teil an die Foundation wegen, weil die
betreiben ja die Server usw. Da gibt's
-
also eine Vereinbarung zwischen Wikimedia
Deutschland und der Foundation, wo das
-
Geld dann zentral dort hingeht, dann dort
wieder über einen anderen Prozess zwischen
-
allen Wikimedia Organisationen verteilt
wird. Wobei wir dann nichts zurückbekommen
-
an der Stelle, weil wir bereits genug
haben. Also wir müssen da jetzt nicht
-
nochmal partizipieren, sondern da ist so
eine Art Umverteilung, läuft dann über
-
über die Wikimedia Foundation und genau,
das ist so wie das funktioniert ungefähr.
-
Q: Wie seid ihr mit anderen Wikimedias
oder Wikipedias in anderen Ländern
-
vernetzt und warum sind da, werden die
Wikipedias teilweise so unterschiedlich
-
betrieben? Also ich glaube, ihr habt da
sehr unterschiedliche Standards, was die
-
Relevanz angeht oder wie Dinge
administriert werden.
-
Verena: Grundsätzlich, also es gibt ich
glaube inzwischen 56? 54? Chapter
-
Organisationen, also die einen offiziellen
Status haben. Grundsätzlich ist jede...
-
also wird jede Wikipedia-Sprachversion
individuell gepflegt. Das heißt, es wird
-
nicht einfach automatisiert alles
übersetzt, sondern relativ mühsam von Hand
-
jede Sprachversion aufgebaut.
Sandro: Genau. Die einzelnen
-
Sprachversionen und ihre Communities
entscheiden selbstständig, was ihre
-
Relevanzkriterien sind, was... und dadurch
etabliert sich natürlich auch ein gewisser
-
Standard. Das heißt, die Menschen, die an
den einzelnen Sprachversionen mitwirken,
-
prägen natürlich auch das Bild der
einzelnen Sprachversion und machen ihren
-
Charakter aus. Und man kann dann natürlich
auch sehen: Okay, es arbeiten viele Leute
-
mit, hat man in der Regel eine etwas
umfangreichere - von Artikeln her -
-
Wikipedia. Arbeiten weniger Menschen mit,
werden die Artikel wahrscheinlich eher
-
kürzer sein. Trotz allem gibt's auch
mittlerweile Bestrebungen, gerade die
-
schwedischsprachige Wikipedia war eine
davon, die auch mithilfe von Wikidata
-
gerade so Artikel zu Gemeinden, Kommunen,
Städten per Bot generiert hat. Das heißt,
-
die Artikelzahl erlaubt dann weniger
Rückschluss darauf, wie viele Menschen
-
mitarbeiten.
Daniel: Ich hätte noch einen dazu.
-
Communities entstehen ja oder setzt...
also das Entstehen einer Community setzt
-
ja voraus, dass Menschen miteinander reden
und es gibt sehr wenige Communitys, die
-
tatsächlich über Sprachgrenzen hinweg
funktionieren. Und wenn sie das tun, dann
-
sind es in der Regel dadurch, dass man
eben eine gemeinsame Sprache hat, zumeist
-
Englisch, und schließt damit Menschen aus,
die diese Sprache nicht beherrschen. Und
-
es ist ziemlich schwierig. Und es gibt ja
grenzübergreifende sprachübergreifende
-
Projekte in der Wikimedia Familie,
insbesondere Wikidata, Wikimedia Commons.
-
Und wer kein Englisch spricht, hat da
einen schweren Stand. Man kann wohl
-
mitarbeiten, aber man kann nicht wirklich
mitreden, was irgendwelche Standards
-
angeht oder sich an Diskussionen über
Richtlinien beteiligen und dergleichen.
-
Nicht, dass es verboten wäre, sich in
anderen Sprachen auszutauschen, aber es
-
ist einfach schwierig. Und ich sehe da...
also da gibt's glaub ich keine einfache
-
Lösung dafür. Eine Möglichkeit, die man
sich anschauen könnte, ist in der Tat
-
maschinelle Übersetzung. Aber gute
maschinelle Übersetzung kriegen wir wieder
-
nur von kommerziellen Anbietern, von denen
wir uns dann abhängig machen. Und das
-
wiederum ist ein politisches Problem. Oder
ein strategisches vielleicht.
-
Q: Dazu: Es kommt ja schon vor, dass in
den Projekten Benutzer, die der englischen
-
Sprache nicht mächtig sind, Google
Translate und ähnliches benutzen. Das
-
ist... es gibt Leute, die nehmen so an
Diskussionen teil. Das führt manchmal auch
-
zu merkwürdigen Missverständnissen, die
sich dann später aufklären. Dadurch, dass
-
die Übersetzungssoftware totalen Bullshit
übersetzt hat und den Inhalt verdreht hat.
-
Aber das kommt vor. Aber es gibt Leute,
die nehmen durchaus so Teil.
-
Q: Nochmal eine Frage zu der Community:
Ich hab jetzt des öfteren gelesen, dass
-
die Community sich immer mehr
professionalisiert, also mehr und mehr zu
-
bezahlten Autoren übergeht und die
wirklich Freiwilligen abnehmen, also einen
-
Autorenschwund zu beklagen ist und die,
die da sind, immer mehr und mehr Content
-
produzieren. Sagt doch mal irgendwas dazu.
Ich habe keine Ahnung ob das stimmt oder
-
wie ihr das so seht.
Verena: Also grundsätzlich wird erstmal
-
niemand dafür bezahlt, bei Wikipedia
mitzuarbeiten und Artikel zu schreiben.
-
Also es gibt natürlich Menschen, die z.B.
in PR-Agenturen oder PR-Abteilungen für
-
ihren Arbeitgeber dann arbeiten und das
einstellen. Das tun sie aber in der Regel
-
gekennzeichnet und auch für bestimmte
Zwecke. Und diese Bearbeitung, das ist
-
verschwindend gering im Vergleich zu allem
anderen, was sonst bearbeitet wird. Jetzt
-
hab ich den Faden verloren. Ah ja, genau.
Autorenschwund. Ja, es ist natürlich so,
-
wenn wir ehrlich sind, bei Wikipedia
mitzuarbeiten und da in diese Textwüste
-
reinzuschreiben, ist nicht mehr ganz so
sexy, wie das vielleicht vor zehn Jahren
-
war. Und es ist tatsächlich so, die
Autorenzahlen gehen langsam und stetig
-
zurück und das ist tatsächlich auch ein
Problem, weil gleichzeitig die
-
Artikelanzahl wächst. Und die muss ja auch
gepflegt werden. Und das ist auch noch
-
lange nicht so, dass alles, was irgendwie
wichtig ist, ja schon in Wikipedia steht,
-
dass dem nichts hinzuzufügen wäre. Auch
das stimmt nicht. Insofern auch immer
-
wieder der Appell: Man kann bei Wikipedia
mitmachen und es ist Bedarf.
-
Sandro: Ich gehe nochmal auf die PR-
Agenturen ein. Es ist so: Es gibt zwei
-
Sorten von PR Agenturen. Einmal
diejenigen, die bereits verstanden haben,
-
worum es in Wikipedia geht, nämlich Dinge
neutral darzustellen, die dann auch
-
tatsächlich sehr gute und wertvolle
Beiträge leisten, ihr Unternehmen
-
darstellen, aber in einer Form, dass es
jetzt nicht Werbung wäre, sondern wirklich
-
neutral beschreibend. Und dann gibt es
diejenigen, die sich ziemlich dumm
-
anstellen und ziemlich offensichtlich
Werbung in Artikel reinschreiben. Das geht
-
nicht gut, denn die Autorinnen und Autoren
der Wikipedia bemerken das. Denn gerade
-
bei neu angelegten Konten müssen die
Änderungen zunächst durch einen
-
sogenannten Sichter überprüft werden,
damit sie für den gemeinen Leser sichtbar
-
sind. Und das führt dazu, dass viel von
diesen werblichen Inhalten schon
-
raussortiert wird, bevor überhaupt eine
Leserin oder ein Leser das zu Gesicht
-
bekommen hat. Und die lernen dann auch
relativ schnell, dass es so in der
-
Wikipedia nicht funktioniert. Und entweder
sie passen sich an oder sie müssen eben
-
durch die Community ausgeschlossen werden,
also gesperrt werden, weil sie sich nicht
-
an die Richtlinien halten wollen.
-
Q: Hallo, ich hab mal ne Frage und zwar in
-
der Wikipedia ist es ja so... also es gibt
ja Sachen, die Admins da machen und es
-
gibt da auch Administratoren. Wenn man
sich so anguckt auf den Konten, was die so
-
treiben, die löschen nur Sachen und da
geht es dann immer so darum, dass... es
-
wird einem gesagt, das ist nicht relevant.
Und dann gibt's Relevanzkriterien, die
-
wurden auch von der Community aufgestellt.
Also das was die machen. Aber letztendlich
-
ist das ja irgendwie auch Zensur. Weil ich
kann nicht behaupten, jaja, da kommen
-
immer Leute aus autoritären Regime über
Tor und löschen oder editieren ein
-
Artikel. Aber gleichzeitig hab ich die
Administratoren, die die ganze Wikipedia
-
durchforsten und Sachen löschen, die, wo
man immer meint, dass es in ihre
-
politische Meinung nicht reinpasst und es
deswegen nicht in die Wikipedia gehört.
-
Naja, so ein kluger Admin kriegt das dann
irgendwie schon argumentiert, dass das auf
-
Grund von Relevanz da raus sollte. Meine
Frage ist jetzt, wieso muss man so hohe
-
Relevanzkriterien haben und kann nicht
einfach sagen, man setzt die ein bisschen
-
runter, dann hab ich letztendlich irgendwo
auch mehr Content und solange das jetzt
-
nicht unwahr ist und beweislich irgendwie
unwahr ist oder schlecht dargestellt, dann
-
kann ich es ja eigentlich behalten, weil
irgendwie... mich stört eben einfach so
-
ein bisschen diese Relevanz und die zweite
Frage ist: Der Mensch mit dem roten Stern
-
Keyboard hat erwähnt: Ja, da gibt es einen
kleinen Kreis mit ganz klein... mit Admins
-
und ganz vielen Rechten. Und das wird ja
irgendwie auch alles gewählt in der
-
Community. Da ist eine gewisse Demokratie.
Aber sollte man da nicht irgendwie gucken,
-
dass das irgendwie alles transparenter
ist? Also in einer gewissen Form irgendwie
-
transparenter, weil wenn ich da nur so ein
Pseudonym hab und das ist dann der
-
Oberadmin und irgendwie... also ich finde
das irgendwie ein bisschen schade, dass
-
man nicht weiß, was das für Leute sind,
die diese mächtigen Rechte irgendwo haben
-
innerhalb der Wikipedia. Und... ansonsten
wollte ich nochmal sagen, das betrifft ja
-
eigentlich irgendwie nun nicht Themen, die
nicht der harten Wissenschaft angeordnet
-
sind, weil da ist es meistens relativ
einfach, oder da kann man auch ganz gut
-
damit arbeiten, dass diese Sachen
alle, die da drin stehen, irgendwo belegt
-
sind. Also das betrifft nur Themen, wo es
halt verschiedene Meinungen gibt.
-
Verena: Ich fange mal mit der Frage zu den
Relevanzkriterien an.. Natürlich könnte
-
man die etwas lockerer gestalten. Dann ist
aber die Frage: Wer ist man? Also es gibt
-
bei Wikipedia nicht die eine Person, die
die Regeln runter schreibt und dann sind
-
die so, sondern das ist ja auch das total
Spannende an dieser Community, dass alle
-
Regeln, die es da gibt, entstanden sind
durch langwierige Aushandlungsprozesse.
-
Das ist auch immer alles so ein
bisschen... also das funktioniert wie in
-
der Politik, in der Wikipedia Community.
Das heißt, man muss sich erst mal
-
Mehrheiten suchen für ein Anliegen. Und
wenn du jetzt z.B. kommst und sagst, lass
-
uns die Relevanzkriterien überarbeiten,
musst du dir erst einmal genügend Leute
-
suchen, die auch davon überzeugt sind oder
die du davon überzeugen kannst. Und wenn
-
es eine gewisse Mehrheit gibt, dann wird
daran auch gearbeitet. Auch das ist
-
wiederum ein langer Prozess, aber das
sorgt auch für Stabilität und Gesundheit
-
in der Community. Aber... ja.
Sandro: Zum Thema Löschen von Artikeln. Es
-
kann natürlich jetzt nicht jemand mit
Administratorrechten einfach hingehen und
-
sagen: Ich lösche den Artikel, weil er mir
nicht gefällt, sondern es gibt die
-
sogenannte Lösch-Diskussion. Das heißt,
es
-
wird innerhalb der Community mindestens
-
eine Woche darüber diskutiert: Wird so ein
Artikel jetzt gelöscht oder wird er
-
behalten? Das heißt, da werden Argumente
ausgetauscht und die Person, die der
-
Meinung ist, dieses Thema oder dieser
Artikel-Gegenstand ist nicht relevant,
-
kann dann nicht einfach am Ende sagen:
Okay, dann lösche ich das jetzt, sondern
-
das muss mindestens jemand machen, der
nicht an der Diskussion teilgenommen hat
-
als aktiver Diskussionsteilnehmer. Und er
muss es auch mit einer Begründung tun. Das
-
heißt, er muss sich anschauen: Wie ist die
Diskussion gelaufen? Welche Argumente
-
wurden ausgetauscht und welche
Sachargumente gibt es für die Seite pro
-
Löschung und welche gibt es dagegen? Und
danach erst kann ein Artikel gelöscht
-
werden. Wenn jetzt natürlich - das ist der
Ausnahmefall - jemand rein schreibt "Herr
-
Meyer ist dumm", weil er das mal wieder in
der Schulzeit gerade im Computer-Kabinett
-
machen möchte und sein Lehrer ärgern
möchte. Dann kann sowas natürlich auch
-
ohne Lösch-Diskussion beendet werden oder
gelöscht werden. Das ist aber der
-
Ausnahmefall. Und wenn in der Community
jemand der Meinung ist, eine Löschung sei
-
zu Unrecht erfolgt, dann gibt es immer
noch die sogenannte Lösch-Prüfung, mit der
-
man nochmal eine zweite Admin Meinung
einholen kann oder ein anderer Admin
-
anhand der Lösch-Diskussionen und anhand
der Argumente, die in dem Prüfungs-Vorgang
-
eingebracht wurden entscheidet "Okay, die
Löschung war korrekt" oder "Nein, die
-
Löschung war nicht korrekt, wir stellen
den Artikel wieder her."
-
Verena: Meine Güte, das klingt echt
kompliziert.
-
Daniel: Als ehemaliger Wikipedia-Admin
möchte ich vielleicht die Leute ein
-
bisschen in Schutz nehmen, die tatsächlich
fast nichts anderes machen, als Sachen zu
-
löschen. Das sind nämlich in aller Regel
nicht die Leute, die Entscheidungen
-
treffen, sondern diese Lösch-Diskussionen
finden statt. Und bei diesen Diskussionen
-
ist in der Regel ein ziemlich klarer
Konsens zu erkennen am Ende und der muss
-
dann umgesetzt werden. Und es gibt eine
Handvoll von Leuten, die diese
-
Drecksarbeit machen jeden Tag. Und die
müssen auch ein ziemlich dickes Fell
-
haben. Weil die werden dann natürlich
entsprechend angefeindet und es gibt nicht
-
so viele, die das machen und die machen
dann halt auch nicht viel anderes. Das
-
heißt, das sind in der Regel nicht die
Leute, die wirklich die Entscheidung
-
fällen. Also die fällen die Entscheidung
"Ist diese Diskussion eindeutig", ja. Aber
-
das sind nicht die, die sagen, der Artikel
gehört hier nicht hin. Das sind in der
-
Regel die Leute, die die Lösch-Diskussion
starten. Ja, über die Kriterien kann man
-
sich streiten. Ich fand immer
"Relevanzkritierien" sind ein schlechter
-
Name. Besser wäre "Belegkriterien", also
was belegbar ist, sollte auch behaltbar
-
sein, können uns auch über Granularität
streiten, aber...
-
John: Das führt auch nochmal zu der
Frage mit den Autoren und der Anzahl der
-
Menschen, die da mitmachen. Die
Relevanzkriterien oder
-
Belegbarkeitskriterien sind halt auch ein
Mittel, um den Content auf einem Level zu
-
halten, der noch zu schaffen ist. Denn
wenn irgendwann so ein kritischer
-
Punkt erreicht ist, wo die Anzahl der
mitmachenden Menschen einen Punkt
-
unterschreitet und der Content einen
gewissen überschreitet, dann ist es
-
einfach nicht mehr möglich, die
Qualitätsansprüche irgendwie noch
-
einzuhalten. Also insofern ist das auch
ein Mittel dafür. Selbst wenn es dann
-
manchmal dazu führt, dass Dinge vielleicht
rausfliegen, wo man drüber diskutieren
-
könnte, ob man den ich lieber behalten
hätte oder als ob das so schlimm ist, wenn
-
die drin gestanden hätten. Aber allein die
Menge des Contents muss man auch im Blick
-
behalten. Und bei den Themen, die nicht
wissenschaftlich sind, also, weil du ja
-
gesagt hast bei wissenschaftlichen Themen
ist das ja einfach: Auch da ist es nicht
-
immer ganz einfach, weil da gibt es
verschiedene Lehrmeinungen z.B. zu - also
-
jetzt nicht gerade zur Mathematik, aber
schon zu String Physik gibt's manche, die
-
sagen, es ist alles Humbug. Es geht hier
nur nach Quantenmechanik. Und was
-
eigentlich das Prinzip ist, so wie ich es
immer verstehe ist, dass alle relevanten
-
Meinungen auch vorkommen. Also ist nicht
so, dass Meinungen rausfliegen, weil es
-
gibt eben auch Gebiete da, da gibt es eben
nur verschiedene Meinungen und diese
-
verschieden stark. Und dann gibt's den
Mainstream und dann gibt's die Kritik und
-
da gibt's noch das dritte Lager vielleicht
und alle relevanten größeren
-
Meinungsgruppen sind dann auch abgebildet.
Also zumindest ist das das Prinzip, weil
-
anders gehts auch nicht, denn nicht alles
ist wissenschaftlich im Sinne von
-
Beweisführung belegbar. Ja, da ist noch
eins.
-
Q: Was ist dann eure Meinung, warum die
Autorenzahl runtergeht und was ist die
-
Strategie, um die Zahl wieder hoch zu
bekommen? Ich gehe mal davon aus, das
-
Bestreben ist natürlich, wieder mehr
Autoren zu werben, die mitmachen. Und was
-
ist der Grund, dass es weniger geworden
ist? Aus eurer Sicht? Es gibt natürlich,
-
ich kenne andere Ansichten, warum es so
ist, aber mich würde mal interessieren, was
-
eure Ansicht ist und was wollt ihr tun,
damit es wieder mehr werden?
-
John: Es gibt sogar Forschung dazu. Weil
das ist nämlich, was die da drüben machen,
-
ist rauszufinden, aus welchen Gründen
Menschen mitmachen oder eben auch nicht,
-
deswegen...
Verena: Also Gründe, warum Menschen
-
mitmachen, ist in der Regel irgendeine Art
von intrinsischer Motivation. Das kann
-
sein, dass Sie gerne Ihren eigenen Namen
in Wikipedia lesen möchten, aber viel
-
häufiger ist es, beizutragen zu dieser
großen Enzyklopädie und was Sinnvolles zu
-
tun. Das ist so meistens die Motivation,
mit der Menschen kommen. Warum Menschen
-
bleiben, ist in der Regel, weil sie
Anschluss finden an die Community und
-
feststellen: "Oh, die anderen, die da
mitschreiben, das sind ja irgendwie auch
-
ganz nette Menschen." Ja, dieses Community-
Feeling, was in der Regel auch bei allen
-
anderen Communities so stattfindet. Also
sobald man irgendwie eine persönliche
-
Bindung zu Menschen aufgebaut hat, dann
bleibt man. Warum die Autorenzahlen
-
schwinden. Naja, es ist schon eine gewisse
Hürde, die man nehmen muss, wenn man da
-
mitmachen will. Also zum einen: Es gibt
relativ wenige leichte Einstiegsaufgaben,
-
mit denen man sich so ein bisschen
rantasten kann. Es wird relativ häufig
-
gesagt, dass diese einfachen Themen und
einfachen Artikel alle schon geschrieben
-
sind. Man muss sich erst einmal einlesen
in dieses Regelwerk, um damit klarzukommen
-
und man findet auch nicht ganz so leicht
Zugang zu dieser Community. Also es gibt
-
eine inzwischen im Netz viel mehr Mitmach-
Möglichkeiten, die leichter zugänglich
-
sind. Also vor 17 Jahren gab's quasi fast
nur Wikipedia und noch ein, zwei andere
-
freie Projekte. Inzwischen gibt es halt
viel mehr. Die Auswahl ist auch größer
-
geworden.
Sandro: Was machen wir dagegen?
-
Verena: Ah ja, was wir dagegen tun. Also
wir haben jetzt angefangen im letzten Jahr
-
zu testen, erst einmal unsere, also die
Plattform selbst zu nutzen. Wikipedia ist
-
unter den zehn größten Websites. Es wäre
blöd, diese Reichweite nicht zu nutzen und
-
an der Stelle tatsächlich zu werben. Wir
testen aber inzwischen auch diverse andere
-
Wege. Also wir als Verein. Die Community
selbst tut natürlich schon lange was. Das
-
ist natürlich auch nur in gewissem Maße
skalierbar. Also einzelne Menschen aus der
-
Community können immer nur so und so viele
Einführungskurse in Bibliotheken geben.
-
Genau. Also: Online Kampagnen,
Mitmachtage, bestimmte Menschen und
-
Gruppen ansprechen.
Daniel: Ja, es gibt natürlich auch
-
Bestrebungen, das rein technisch leichter
zu machen, beizutragen. Das eine ist, wer
-
möchte gerne heute noch in Wiki-Markup rum
wursteln. Das Problem ist, dafür
-
tatsächlich einen Editor zu schreiben, der
so gut funktioniert, dass er mit dem
-
ganzen Markup-Gewurstel, das wir da
haben, umgehen kann, ohne etwas kaputt zu
-
machen. Weil wenn da bei jedem 20. Edit
etwas kaputt geht, dann schreien die
-
Editoren, die wir haben, schaltet das Ding
wieder aus. Das hatten wir schon. Und das
-
ist im Prinzip auch der Stand, den wir
haben. Das ist halt... es ist ein
-
schwieriges Thema, das so zu gestalten,
dass es für die Neuen attraktiv ist und
-
für die Alten nicht im Weg. Das ist sehr
viel schwieriger, als ich mir das hätte
-
träumen lassen. Ich stecke echt ziemlich
tief drin. Was mir erfolgsversprechend
-
erscheint, ist, Wege zu finden, so Sachen
leicht zu machen wie: Wir gucken uns mal
-
an, ob Edits gut sind, wir machen
Eingangskontrolle: Guter Edit, schlechter
-
Edit. Machen wir als Handy-App. Kann ich
in der U-Bahn - so, da steht "Gabi
-
stinkt", das wahrscheinlich nicht. Stimmt
nicht. Hier hat jemand ein Tippfehler
-
korrigiert, gut. Solche Sachen. Das ist
ein ganz niederschwellige Einstieg, da
-
trägt man noch nicht viel bei. Aber man...
es ist durchaus nützlich und man fängt an,
-
sich mit den Prozessen zu beschäftigen.
Ja, das ist der technische Aspekt von die
-
Einstiegshürde senken.
Q: Ist das so, dass, damit in einer
-
Sprache Artikel verfasst werden kann, dass
da eine Community dahinter stehen muss?
-
Und wenn ja, wie groß muss die mindestens
sein? Oder was würde passieren, wenn eine
-
Sprache ausstirbt oder nicht mehr gepflegt
wird?
-
Sandro: Zum Thema, wann eine Sprachversion
gegründet werden darf. Das ist auch ein
-
sehr komplizierter Prozess. Dafür gibt es
Ehrenamtliche, die auf internationaler
-
Ebene sich zusammensetzen und schauen.
Gibt es in dieser Plattform, die man
-
bereits in einem geschützten Bereich, dem
sogenannten Inkubator, angelegt hat, genug
-
Beiträge? Gibt es genug Leute, die da
mitwirken würden? Und wenn das über eine
-
bestimmte Schwelle geht, die ich jetzt
leider nicht auswendig kenne, dann wird da
-
auch eine eigene Sprachversion erstellt.
Wir haben heute über 300 Sprachversionen
-
bereits. Die einen sind mehr oder haben
mehr Community-Unterstützung und werden
-
besser gepflegt. Die anderen sind weniger
gepflegt. Das hängt dann auch davon ab:
-
Wie bleiben die Leute dabei, die einmal
motiviert waren, sich zu engagieren? Das
-
ist ganz schwer zu sagen.
Verena: Also ich weiß, dass es
-
Sprachversionen gibt, da ist die
Community, die Zahl ist so im
-
zweistelligen Bereich. Das sind dann auch
eher so Nieschen-Sprachen oder Länder, wo
-
es mit Internetzugang und grundsätzlich
Bildung nicht so weit her ist. In den,
-
sagen wir mal westlichen Ländern sind die
Communities dann noch etwas größer. Da ist
-
das natürlich keine Frage. In Deutschland
sind es so zwischen fünfeinhalb- und
-
sechstausend Menschen, die sehr regelmäßig
beitragen.
-
Daniel: Es gibt einen Haufen... also du
hast eben gesagt, wir haben 300
-
Sprachversionen. Und ein guter Teil davon
hat nur eine Handvoll aktiver Editoren.
-
Also wirklich so 3 Leute sind da, die
jeden Monat was machen.
-
Sandro: Dann gibt's natürlich
Sprachversionen, die haben trotz geringer
-
Autorenzahl eine große Zahl von Artikeln.
Mir ist die Sprachversion Volapük noch in
-
Erinnerung, wo ein Autor einst selbst 1000
Artikel geschrieben hat und das dann schon
-
die Wikipedia dort zu einer beachtlichen
Größe verholfen hat. In Anbetracht wie
-
viele Personen da mitgewirkt haben.
Volapük ist erfunden.
-
Daniel: Ja, das ist so wie Esperanto. Eine
synthetische Sprache, die... ja weiß
-
nicht, warum die populär wurde. Irgendwann
mal...
-
(unverständlich)
Daniel: Gab es, mal wurde eingestellt.
-
Latein gibt's.
Q: Ich habe noch mal eine Frage zu dem
-
Thema Belegkriterien oder wie habt ihr das
genannt?
-
Daniel: Belegbarkeit, ja.
Q: Belegbarkeit, genau. Es gibt ja auch
-
Online-Medien, die ja mittlerweile
akzeptiert sein sollten... ich weiß
-
zumindest, dass Telepolis immer noch ein
bisschen kritisch beäugt wird, um nicht zu
-
sagen, noch nicht zugelassen ist. Da wird
mich jetzt nochmal interessieren: Gibt es
-
denn da nochmal Bestrebungen,
weiterzumachen? In die Richtung Online-
-
Medien-Zulassbarkeit als Belegkriterium
und so weiter und so fort.
-
Sandro: Das ist natürlich immer ein
Aushandlungsprozess in der Community, das
-
heißt Wikimedia Deutschland kann und
möchte auch gar nicht auf diese internen
-
Abstimmungsprozesse innerhalb der
Community einwirken. Wir unterstützen die
-
Autorinnen und Autoren bei ihrer Arbeit.
Was an Belegen akzeptiert wird von einem
-
oder von der Community, das hängt
tatsächlich von internen Abstimmungen der
-
Community ab.
Q: Hall... und ihr habt nicht das Gefühl,
-
dass ihr da in so einer Filterbubble lebt?
Sandro: Also wir oder die Community?
-
Verena: Kannst du das noch ein bisschen
mehr erklären?
-
Q: Wenn die Community darüber entscheidet,
was ein Belegkriterium oder ein
-
Belegmaterial ist und die Community ja nur
aus bestimmten Leuten besteht und auch aus
-
einer gewissen begrenzten Anzahl, dann
entsteht ja automatisch eine Filterbubble.
-
Und die Frage ist halt, ob nicht die
Filterbubble dann schlussendlich auch
-
einen Einfluss drauf hat auf Neutralität,
auf Vielfalt der Artikel etc. pp.
-
Verena: Ja... also ja, natürlich - es ist
eine begrenzte Anzahl von Menschen. Was
-
ich aus einer gewissen externen
Perspektive - also wir stecken ja nicht in
-
den Inhalten drin, aber wir haben relativ
viel mit den Menschen zu tun, die
-
Wikipedia schreiben - also was ich
wahrnehme ist, dass es schon immer ein
-
ziemlich großes Bemühen bei allen gibt,
also bei allen Wikipedianerinnen und
-
Wikipedianern gibt, so neutral und objektiv
wie möglich zu sein. Also natürlich sind
-
das alles nur Menschen. Aber das sehe ich
schon so. Dass es diesen diesen Willen
-
dazu gibt. Und noch ist die Gruppe
eigentlich groß genug, dass sich so
-
Ausschläge in politischen Meinungen, dass
sich das wieder so ausnivelliert.
-
Sandro: Und natürlich, theoretisch kann
jeder bei Wikipedia mitmachen, d.h. auch
-
unterschiedliche Standpunkte treffen sich
da und es ist dann immer der
-
Aushandlungsprozess zwischen
unterschiedlichen Standpunkten, der dann
-
stattfinden muss an dieser Stelle. Und
wenn es tatsächlich dann eine Schieflage
-
geben sollte, dann kann das eigentlich nur
der Appell sein, zu versuchen, sich zu
-
beteiligen und seine eigenen,
die Informationen, die man hat, mit in den
-
Aushandlungsprozess einzubringen.
Q: Ich hätte noch eine ergänzende Frage
-
dazu, und zwar in... Mich interessiert
das, wie das in der Community
-
funktioniert, wenn eine Diskussion
angestoßen wird, ob ein Medium belastbar
-
oder ob eine Quelle belastbar ist oder
eben nicht. Einmal, ob es da irgendwie so
-
eine Art Konsensliste gibt in der
Community, wo man mal nachschauen könnte,
-
was denn so ungefähr belastbar ist, ob
jetzt das Nature Magazin drinsteht, wird
-
wahrscheinlich drinstehen, und wie dann
eben damit umgegangen wird, wenn z.B. im
-
Spiegel sowas wie mit Relotius passiert,
wo man davon ausgeht: Ja, das ist eine
-
belastbare Quelle. Und dann passiert sowas
und was passiert da in der Community? Das
-
ist einfach nur so einen kleinen Einblick,
vielleicht habt ihr da schon was
-
mitgekriegt?
Sandro: Also zu dem ganz aktuellen Fall im
-
Spiegel kann ich jetzt nichts sagen, aber
grundsätzlich ist es so:
-
Einzelfallprüfungen. Das heißt, es gibt
jetzt nicht eine Liste von Medien, die
-
sind definitiv vertrauenswürdig und die
sind definitiv nicht vertrauenswürdig. Das
-
ist nicht vorhanden, was es gibt ist eine
Spam Blacklist, einfach von beispielsweise
-
Seiten von Gewerbetreibenden, die sehr
häufig in Artikel gespammt wurden, die
-
dann geblockt werden. Aber ansonsten
gibt's keine Whitelist oder Blacklist in
-
dem Sinne.
John: Noch zur Frage der Filterbubble,
-
bevor du wegläufst: Also ich persönlich
hab immer wieder mit dem Thema zu tun,
-
weil es sowohl vom rechten als auch vom
linken Rand des politischen Spektrums
-
immer wieder den Vorwurf gibt, irgendwie,
da wäre jetzt irgendeinen Bias drin oder
-
eine, weiß ich nicht. Ich habe es...
immer, wo wir es untersucht haben, war es
-
so, dass es nie eine Diskussion gab, wo es
keinen Widerspruch gab zu irgendeinem
-
Punkt, also dieses Filterbubble-Syndrom,
dass alle sich auf einmal einig sind,
-
kommt aus meiner Sicht in den Diskussionen
auf der Wiki nicht vor. Also ich habe es
-
noch nirgendwo erlebt, dass da keiner
widersprochen hätte. Und das spricht ein
-
bisschen dagegen, dass es so eine krasse
Filterbubble gibt an der Stelle.
-
Daniel: Ist natürlich schon irgendwo
ironisch, dass ausgerechnet Wikipedia
-
Online-Medien eher kritisch sieht. Ist
glaube ich auch ganz so allgemein
-
nicht richtig. Aber es gibt schon einen
gewissen, ein gewisses Bestreben, sich auf
-
Medien zu konzentrieren, wo die
Autorenschaft gut einsehbar ist. Und das
-
wiederum hat Wikipedia ja zumindest in
pseudonymen Sinne. Man kann sehen, wer was
-
geschrieben hat und bei irgendeinem Blog
von irgendjemandem hat man das halt nicht.
-
Bei einem gedruckten Buch hat man das
schon eher. Also ich glaube, das ist
-
eigentlich eher der Hintergrund. Wer
publiziert das eigentlich, wer schreibt
-
das eigentlich? Solange das
nachvollziehbar ist, ist glaube ich online
-
offline nicht so wirklich das schlagende
Kriterium.
-
Q: Das ist vielleicht eine komische Frage
oder naive Frage oder blöde Frage. Keine
-
Ahnung. Ihr redet immer von der Community.
Also Wikimedia ist eine greifbare
-
Organisation und immer wenn es um "die"
Community geht, dann kann man schön auf
-
"die" Community, also eine eine vage
amorphe Masse von irgendwelchen Dingen,
-
Menschen oder sonstigen Wesen verweisen,
die irgendwelche Entscheidungen trifft.
-
Hat die einen... kann man die greifen?
Also sind das irgendwie zufällige
-
Menschen, die man irgendwo sieht oder kann
man die irgendwie anfassen?
-
Verena: Ja, die kann man tatsächlich
greifen. Er ist z.B. Teil davon. Also wir
-
haben im Community Management bei
Wikimedia Deutschland natürlich nicht mit
-
allen allen aus der Community zu tun. Also
von den 6000 sehr aktiven Menschen, die
-
regelmäßig zu Wikipedia beitragen, kennen
wir persönlich etwa 700. Das finde ich
-
einen okayen Anteil - könnte natürlich
noch mehr sein, aber dann kommt natürlich
-
auch das Anonymitätsprinzip zum tragen.
Also viele, die zur Wikipedia beitragen,
-
wollen anonym bleiben und wollen auch uns
gegenüber nicht in Erscheinung treten. Ich
-
glaube aber, diese 700, die wir
tatsächlich persönlich kennen, die sind
-
relativ repräsentativ und einige von denen
sind tatsächlich sogar regelmäßig zum
-
Anfassen zu haben. Also es gibt inzwischen
vier Standorte, wo wir als Verein
-
Ladenlokale angemietet haben, die dann vor
Ort von Menschen aus der Community
-
regelmäßig in irgendeiner Art und Weise
bespielt werden. Sei es, dass sie da
-
Einführungen für Wikipedia geben, sei es,
dass es da verwandte Veranstaltungen gibt
-
oder ähnliches. Also es gibt in Berlin,
München, Hamburg und Köln, wo man
-
tatsächlich hingehen kann und sich
Community angucken kann.
-
Sandro: Ein Satz noch. Eine größere Anzahl
von Menschen, meist so um die 300, kann
-
man auch in Real live erleben. Denn wir
haben ja jedes Jahr die sogenannte
-
WikiCon, was die Konferenz der
Wikipedianerinnen und Wikipedianer oder
-
Aktiver von Schwesterprojekten oder nahen
Projekten ist, die findet jedes Jahr in
-
einem anderen Ort statt. Wir waren 2017
beispielsweise in Leipzig. Also hier gar
-
nicht ganz so weit weg von hier. Wir waren
2018 jetzt in Sankt Gallen und im nächsten
-
Jahr hörte ich es wird Wuppertal werden,
wo man sich dann trifft und wo es auch die
-
Möglichkeit geben wird, als jemand, der
jetzt nicht so tief in den Wikimedia
-
Projekten drin ist, einen Einblick zu
erhalten in eine unterschiedliche Art und
-
Weise. Also wir hatten in Leipzig damals
ein Forum des freien Wissens, wo man sich
-
über verschiedene Themen informieren
konnte. Ähnliches wird es sicherlich auch
-
wieder in Wuppertal geben.
Daniel: International gibt es das auch.
-
Die Wikimania jedes Jahr mit 1 000
Teilnehmern oder so, nächstes Jahr in
-
Schweden. Ich finde es aber eigentlich
gerade faszinierend, dass Wikipedia wird
-
halt wirklich von dieser amorphen
unfassbaren Menge von Leuten geschrieben,
-
die da zusammenarbeiten, ohne feste
Strukturen und Wikimedia als Verein ist
-
halt wirklich nur ein Förderverein zum
Infrastruktur stellen und den Rest machen
-
die. Dass das überhaupt geht, ist einfach
absolut faszinierend.
-
Q: Also die ergänzende Frage wäre, die
jetzt glaub ich du gerade beantwortet
-
hast, hat die Community eine Vertretung
oder irgendeine Form von Zentralkomitee
-
oder so was?
Verena: Jein, also das, was sie selbst
-
sich gibt, also die Wikipedia Community
ist so das Paradebeispiel für
-
Selbstorganisation, wie sie schon seit
Jahren funktioniert, also wie ich es
-
eigentlich bloß von wenigen anderen
Projekten kenne, in der Regel sind das
-
dann Software Entwicklungsprojekte, die
ähnlich halbwegs reibungslos
-
selbstorganisiert funktionieren. Und
letztlich ist ehrlich gesagt auch der
-
Verein auf Bestreben der Community hin
entstanden, weil es eine rechtliche
-
Instanz brauchte. Und deswegen ist ein
Verein gegründet worden, der über die
-
Jahre gewachsen ist.
Sandro: Und dann gibt es natürlich auch
-
Menschen mit besonderen Rechten, die
Administratoren so als Gremium von
-
Personen, die schon Dinge kontrollieren
und regulieren können, an gewissen
-
Stellen. Auf internationaler Ebene gibt's
dann die sogenannten Stewards. Die können
-
das für alle Projekte als internationale
Gruppe. Und die werden natürlich auch in
-
gewissen Fragen von der Wikimedia
Foundation und ihren Mitarbeitenden da
-
unterstützt.
Daniel: Also so wahnsinnig viele Rechte...
-
die können jetzt auch nicht Policies
bestimmen oder so. Die können halt... das
-
sind Leute, denen wurde international
Vertrauen von der Community ausgesprochen.
-
Die können ein paar Dinge, die andere
Leute nicht können, z.B. IP-Adressen von
-
Accounts sehen, um in extremen Fällen
rausfinden zu können, ob da, naja,
-
Schindluder getrieben wird z.B.. Und das
ist wirklich nur eine Handvoll Leute.
-
Verena: Genau, das sind diejenigen, die im
Zweifelsfall Wikipedia abschalten können
-
und selbst das eigentlich nicht so
richtig.
-
Q: Gute Frage, wer hat denn die IT. Also
wer hostet denn Wikipedia? Und wer hat die
-
Rechte auf die Datenbanken? Und wie
schützt ihr das alles?
-
Daniel: Das ist... das ist die Wikimedia
Foundation in den USA und die wirklich
-
Rechte auf der administrativen Ebene
direkten Zugang zu der Datenbank, zu den
-
Servern und so weiter haben Entwickler,
die in aller Regel - ich glaube
-
mittlerweile sind es alle Angestellte sind
von der Foundation - die entsprechende
-
Verträge haben, die entsprechend auch
haftbar sind. Einige... betrifft auch
-
einige Wikimedia Mitarbeiter von Wikimedia
Deutschland. Das sind nicht so wahnsinnig
-
viele, aber es ist tatsächlich... es gibt
da ein Bestreben, da durch Verträge dafür
-
zu sorgen, dass da kein Mist passiert.
Historisch war das tatsächlich anders.
-
Also ziemlich lange wurde auch die gesamte
Infrastruktur von Freiwilligen betrieben.
-
Und du musst es einfach hoffen, dass die
nachts aufstehen und den Server
-
reparieren, wenn du angerufen hast. Das
ist also, als ich angefangen habe 2004/05,
-
wo Wikipedia schon einige 10 000 Artikel
hatte und auch langsam so das Standard-
-
Referenzwerk online war, da hatte die
Wikimedia Foundation einen Mitarbeiter
-
bezahlt und Chapter... naja, der
Verein war gegründet, aber hatte auch noch
-
keine Mitarbeiter. Also das ging ziemlich
lange ziemlich gut, erstaunlicherweise.
-
John: Und dann gibt's noch die Funktion
des Brandings, also des Wikipedia-Balls,
-
der Logos - all das Zeug ist auch in den
Händen der Foundation. Ganz einfach, weil
-
es eine Instanz braucht, die
Rechteinhabern an den Marken ist, um zu
-
verhindern, dass jemand Missbrauch mit
den Marken betreiben kann. Also das ist,
-
weil alle immer sagen: Ja, ist doch alles
so offen bei euch. Warum sind denn, warum
-
ist denn die Logo Policy so strikt? Ist
ganz klar, weil wenn jeder überall diese
-
Logos draufmachen könnte und behaupten
könnte, das sei jetzt vom Wikiversum
-
produziert, wäre natürlich Tür und Tor
geöffnet, um die Marken kaputt zu machen
-
oder um das Branding kaputt zu machen.
Also das wird sehr strikt gehandhabt und
-
auch das wird dann eben von der Foundation
vom Legal Team gemacht. Sollen wir Wrap-
-
uppen? Gibt es noch letzte Worte von euch
oder noch irgendeine ganz wichtige Frage,
-
die jetzt im letzten Moment noch
aufgepoppt ist? Nein. Dann stelle ich mich
-
jetzt mal hier runter und danke euch sehr.
Und als nächstes geht's hier weiter mit
-
digitaler Bildung. Aber jetzt vielen Dank
für Wiki...what?
-
Applaus
-
Musik
-
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2021. Mach mit und hilf uns!