Ich wuchs in der Westboro Baptist Church auf – darum verließ ich sie
-
0:01 - 0:04Ich war fünf, hatte blaue Augen
und dicke Bäckchen, -
0:04 - 0:07als ich zum ersten Mal
mit meiner Familie demonstrierte. -
0:08 - 0:10Ich sollte meine Puppen im Bus lassen.
-
0:11 - 0:14Ich stand an einer Straßenecke
in der feuchten Luft von Kansas, -
0:14 - 0:17umgeben von einem Dutzend Verwandten,
-
0:17 - 0:20und hielt ein Schild in Händen,
das ich noch nicht lesen konnte: -
0:21 - 0:22"Schwule verdienen den Tod."
-
0:23 - 0:24Das war der Anfang.
-
0:25 - 0:27Unsere Proteste wurden bald alltäglich
-
0:27 - 0:29und zu einem internationalen Phänomen.
-
0:29 - 0:32Und als Mitglied
der Westboro Baptist Church -
0:32 - 0:35wurde ich fester Bestandteil der
Demonstrationen im ganzen Land. -
0:35 - 0:37Das Ende meiner Anti-Schwulen-Proteste
-
0:37 - 0:39und des Lebens, das ich kannte,
-
0:39 - 0:40kam 20 Jahre später,
-
0:40 - 0:43zum Teil ausgelöst
durch Fremde auf Twitter, -
0:43 - 0:46die mir zeigten, wie man andere einbindet.
-
0:47 - 0:48Bei mir zu Hause
-
0:49 - 0:52wurde das Leben als epischer Kampf
zwischen Gut und Böse dargestellt. -
0:52 - 0:55Die Guten waren meine Gemeinde
und ihre Mitglieder, -
0:55 - 0:57und die Bösen waren alle anderen.
-
0:58 - 0:59Wegen unserer Eskapaden
-
0:59 - 1:02standen wir ständig
im Konflikt mit der Welt, -
1:02 - 1:05und das verstärkte unsere
Andersartigkeit täglich. -
1:05 - 1:08"Man soll zwischen dem Unreinen
und dem Reinen unterscheiden", -
1:08 - 1:10sagte die Bibel,
-
1:10 - 1:11und das taten wir.
-
1:11 - 1:13Von Baseballspielen
zu Soldatenbegräbnissen -
1:13 - 1:17reisten wir mit leuchtenden
Protestschildern durchs Land, -
1:17 - 1:20um anderen zu sagen,
wie "unrein" sie waren, -
1:20 - 1:23und warum genau ihnen
die Verdammnis drohte. -
1:23 - 1:26Das stand im Mittelpunkt unseres Lebens.
-
1:26 - 1:31Nur so konnte ich in einer Welt,
die dem Satan huldigte, Gutes tun. -
1:31 - 1:33Und wie meine anderen 10 Geschwister
-
1:33 - 1:36glaubte ich, was man uns lehrte,
von ganzem Herzen, -
1:36 - 1:39und verfolgte die Ziele der Westboro
mit besonderem Eifer. -
1:40 - 1:432009 brachte mich dieser Eifer zu Twitter.
-
1:44 - 1:46Erst waren die Menschen,
denen ich dort begegnete, -
1:46 - 1:48genauso feindselig, wie ich es erwartete.
-
1:48 - 1:51Die digitale Version
der schreienden Horden, -
1:51 - 1:53die ich seit meiner Kindheit
von Demonstrationen kannte. -
1:53 - 1:56Aber mitten in diesem
digitalen Handgemenge -
1:56 - 1:58entwickelte sich ein seltsames Muster.
-
1:58 - 2:03Jemand traf mit der üblichen Wut
und Verachtung auf mein Profil, -
2:03 - 2:07ich antwortete mit einem Mix aus
Bibelversen, popkulturellen Referenzen -
2:07 - 2:08und Smileys.
-
2:09 - 2:14Sie waren verständlicherweise
verwirrt und überrumpelt, -
2:14 - 2:16aber dann entstand ein Gespräch.
-
2:16 - 2:17Und es war gesittet --
-
2:17 - 2:20voller echter Neugierde auf beiden Seiten.
-
2:20 - 2:24Wie war der andere zu so haarsträubenden
Schlüssen über die Welt gelangt? -
2:25 - 2:28Manchmal ging das Gespräch
im echten Leben weiter. -
2:28 - 2:31Menschen, mit denen ich mich
auf Twitter gezankt hatte, -
2:31 - 2:32kamen zur Demo, um mich zu treffen,
-
2:32 - 2:34wenn ich in ihrer Stadt war.
-
2:35 - 2:37Ein Mann namens David war so jemand.
-
2:38 - 2:40Er hatte einen Blog namens "Jewlicious"
-
2:41 - 2:44und nach monatelangen hitzigen,
aber freundlichen Online-Streits, -
2:44 - 2:46traf er mich bei einer Demo
in New Orleans. -
2:47 - 2:51Er brachte mir ein nahöstliches Dessert
aus Jerusalem, wo er lebt, mit, -
2:51 - 2:53ich gab ihm koschere Schokolade,
-
2:53 - 2:55und mein Schild sagte: "Gott hasst Juden".
-
2:55 - 2:57(Lachen)
-
2:57 - 2:59Unsere Standpunkte waren klar,
-
2:59 - 3:02aber die Grenze zwischen Freund
und Feind verschwamm langsam. -
3:03 - 3:05Wir begannen, uns als Menschen zu sehen.
-
3:05 - 3:07Das änderte die Art,
wie wir uns unterhielten. -
3:08 - 3:09Es dauerte eine Weile,
-
3:10 - 3:13aber schließlich säten
diese Gespräche Zweifel in mir. -
3:13 - 3:17Meine Twitter-Freunde nahmen sich Zeit,
die Westboro-Doktrin zu verstehen, -
3:17 - 3:19und dadurch fanden sie Widersprüche,
-
3:19 - 3:21die ich mein ganzes Leben übersehen hatte.
-
3:22 - 3:25Warum waren wir für
die Todesstrafe für Schwule, -
3:25 - 3:29wenn Jesus doch sagte: "Wer ohne
Sünde ist, werfe den ersten Stein?" -
3:29 - 3:32Wie konnten wir meinen,
unsere Nächsten zu lieben, -
3:32 - 3:34während wir dafür beteten,
dass Gott sie vernichte? -
3:36 - 3:40Die Wahrheit ist: Diese Fürsorge, die mir
Fremde im Internet entgegenbrachten, -
3:40 - 3:41war ein Widerspruch an sich.
-
3:42 - 3:43Es war der Beweis,
-
3:43 - 3:47dass diese Menschen nicht die Dämonen
waren, von denen man mir erzählte. -
3:48 - 3:50Diese Erkenntnisse veränderten mein Leben.
-
3:51 - 3:54Als ich sah, dass wir keine Richter
der göttlichen Wahrheit sind, -
3:55 - 3:56sondern Menschen mit Fehlern,
-
3:56 - 3:58konnte ich nicht länger so tun.
-
3:58 - 4:01Ich konnte unsere Handlungen
nicht rechtfertigen -- -
4:01 - 4:04vor allem unsere grausamen
Proteste bei Beerdigungen -
4:04 - 4:06und das Feiern menschlicher Tragödien.
-
4:08 - 4:09Dieser Perspektivenwechsel
-
4:09 - 4:12trug zu einem Vertrauensverlust
in meine Gemeinde bei -
4:12 - 4:15und machte es mir letztendlich
unmöglich, dort zu bleiben. -
4:17 - 4:21Trotz überwältigender Trauer und
Schreckens verließ ich die Westboro 2012. -
4:23 - 4:25In den Tagen nach meinem Austritt
-
4:25 - 4:28lähmte mich der Instinkt,
mich zu verstecken, fast. -
4:28 - 4:31Ich wollte dem Urteil
meiner Familie entgehen. -
4:31 - 4:33Ich wusste, sie würden
nie mehr mit mir reden -- -
4:33 - 4:36Menschen, deren Gedanken und
Meinungen mir alles bedeutet hatten. -
4:36 - 4:40Ich wollte mich vor der Welt,
die ich abgelehnt hatte, verstecken -- -
4:40 - 4:42Menschen, die mir keine
zweite Chance geben mussten, -
4:42 - 4:44nachdem ich ein Leben lang gegen sie war.
-
4:46 - 4:47Doch unglaublicherweiser
-
4:47 - 4:49taten sie genau das.
-
4:49 - 4:52Die Welt hatte Zugang zu meiner
Vergangenheit, da sie im Internet war -- -
4:52 - 4:54tausende Tweets und hunderte Interviews,
-
4:54 - 4:58alles von lokalen Fernsehnachrichten
bis zur "The Howard Stern Show" -- -
4:58 - 5:01Aber dennoch empfingen mich
so viele mit offenen Armen. -
5:02 - 5:04Ich entschuldigte mich
für die Verletzungen, -
5:04 - 5:07aber ich wusste, das konnte
es nicht wiedergutmachen. -
5:08 - 5:10Ich konnte mir nur
ein neues Leben aufbauen -
5:10 - 5:14und einen Weg suchen,
den Schaden irgendwie zu beheben. -
5:15 - 5:17Es gab Grund, an meiner
Aufrichtigkeit zu zweifeln, -
5:17 - 5:18aber das taten die Wenigsten.
-
5:19 - 5:20Und --
-
5:21 - 5:22bei meiner Vergangenheit
-
5:22 - 5:24war das mehr, als ich hoffen konnte --
-
5:24 - 5:26Vergebung und Vertrauensbonus.
-
5:26 - 5:28Das erstaunt mich bis heute.
-
5:29 - 5:31Das erste Jahr weg
von zu Hause verbrachte ich -
5:32 - 5:34haltlos mit meiner Schwester,
-
5:34 - 5:36die mit mir gegangen war.
-
5:37 - 5:38Wir gingen auf einen Abgrund zu,
-
5:38 - 5:42aber waren schockiert, dass wir Licht
und einen Weg nach vorne fanden, -
5:42 - 5:45in den Gemeinschaften,
die wir attackiert hatten, -
5:46 - 5:47David,
-
5:47 - 5:49mein "Jewlicious"-Freund von Twitter,
-
5:49 - 5:52lud uns ein, Zeit in der jüdischen
Gemeinde in Los Angeles zu verbringen. -
5:53 - 5:55Wir schliefen auf den Sofas
eines chassidischen Rabbis, -
5:55 - 5:57seiner Frau und ihren vier Kindern --
-
5:58 - 6:00gegen diesen Rabbi hatte ich
drei Jahre vorher protestiert, -
6:00 - 6:03mit dem Schild:
"Euer Rabbi ist eine Hure." -
6:05 - 6:09Wir sprachen stundenlang über
Theologie, Judentum und das Leben, -
6:09 - 6:11während wir in ihrer
koscheren Küche spülten -
6:11 - 6:13und Gemüse fürs Essen schnippelten.
-
6:14 - 6:15Sie behandelten uns wie Familie.
-
6:16 - 6:18Sie hatten nichts gegen uns,
-
6:18 - 6:20und wieder war ich erstaunt.
-
6:21 - 6:22Diese Zeit war voller Unruhen,
-
6:22 - 6:25aber ich kam oft
-
6:25 - 6:28auf eine überraschende
Erkenntnis jener Zeit zurück -- -
6:29 - 6:33es war eine Erleichterung und ein
Privileg, die harten Urteile loszulassen, -
6:33 - 6:37die ich instinktiv zu fast
jedem Menschen im Kopf hatte. -
6:38 - 6:40Ich merkte, dass ich jetzt lernen musste.
-
6:41 - 6:42Ich musste zuhören.
-
6:44 - 6:46Das ging mir in letzter
Zeit durch den Kopf, -
6:46 - 6:49denn ich erkenne in
unserem öffentlichen Diskurs -
6:49 - 6:53viele derselben zerstörerischen Impulse,
die in meiner Ex-Gemeinde herrschten. -
6:54 - 6:57Wir feiern Toleranz und Diversität
mehr als jemals zuvor in der Geschichte, -
6:58 - 7:00dennoch driften wir
immer weiter auseinander. -
7:00 - 7:02Wir wollen gute Dinge --
-
7:02 - 7:06Gerechtigkeit, Gleichberechtigung,
Freiheit, Würde, Wohlstand -- -
7:06 - 7:07aber unser Weg
-
7:07 - 7:10ähnelt so sehr jenem, den ich
vor vier Jahren verlassen habe. -
7:11 - 7:14Wir teilen die Welt in zwei Lager auf,
-
7:15 - 7:17und verlassen unsere Bunker lange genug,
-
7:17 - 7:19um rhetorische Granaten
auf andere zu werfen. -
7:20 - 7:24Wir schreiben das halbe Land
als realitätsferne liberale Eliten -
7:24 - 7:26oder rassistische
frauenfeindliche Fieslinge ab. -
7:26 - 7:30Keine Nuancen, keine Komplexität,
keine Menschlichkeit. -
7:30 - 7:34Auch wenn jemand zu Empathie und
Verständnis für die andere Seite aufruft, -
7:34 - 7:36wird die Unterhaltung fast immer
-
7:36 - 7:39zur Debatte darüber,
wer mehr Empathie verdient. -
7:40 - 7:41Und so wie ich es lernte,
-
7:41 - 7:45weigern wir uns ständig, die Fehler
unserer Positionen anzuerkennen, -
7:45 - 7:46oder den Verdienst unserer Gegner.
-
7:47 - 7:49Kompromisse sind verhasst.
-
7:50 - 7:54Wir greifen Leute auf unserer Seite an,
wenn sie die Parteilinie hinterfragen. -
7:55 - 7:59Dieser Weg brachte uns eine grausame,
hinterhältige, vertiefende Polarisierung, -
7:59 - 8:01und sogar Gewaltausbrüche.
-
8:02 - 8:04Ich erinnre mich an diesen Weg.
-
8:04 - 8:06Er bringt uns nicht dahin,
wo wir hin wollen. -
8:07 - 8:10Mich lässt hoffen, dass wir
etwas dagegen tun können. -
8:11 - 8:12Die Gute ist, es ist einfach,
-
8:13 - 8:15Die schlechte Nachricht: Es ist hart.
-
8:15 - 8:19Wir müssen mit Menschen, die anderer
Meinung sind, reden, und ihnen zuhören. -
8:20 - 8:22Es ist schwer, wir begreifen oft nicht,
-
8:22 - 8:24wie die andere Seite
zu ihrer Position kam. -
8:25 - 8:27Es ist schwer, denn moralische Empörung,
-
8:27 - 8:31die Sicherheit, dass wir
auf der richtigen Seite stehen, -
8:31 - 8:32ist so verführerisch.
-
8:33 - 8:36Es ist schwer, denn es bedeutet,
Empathie und Mitgefühl auszuweiten -
8:36 - 8:39auf Menschen, die feindselig
sind und uns verachten. -
8:40 - 8:43Der Impuls, genauso
zu reagieren, ist verlockend, -
8:43 - 8:45aber so wollen wir nicht sein.
-
8:45 - 8:47Wir können dem widerstehen.
-
8:47 - 8:51Mich werden dazu immer die Menschen
inspirieren, die ich auf Twitter traf, -
8:51 - 8:55scheinbare Feinde,
die zu lieben Freunden wurden. -
8:55 - 8:59Und im Falle eines besonders
verständnisvollen und großzügigen Kerls, -
8:59 - 9:00meines Ehemanns.
-
9:01 - 9:04An der Art, wie ich ihm antwortete,
war nichts Besonderes. -
9:05 - 9:07Das Besondere war ihr Ansatz.
-
9:08 - 9:11Ich dachte in den letzten
Jahren viel darüber nach -
9:11 - 9:14und fand vier Dinge,
die sie anders machten, -
9:14 - 9:16die ein echtes Gespräch ermöglichten.
-
9:17 - 9:19Diese vier Schritte
waren klein, aber mächtig, -
9:19 - 9:23und ich tue alles, um sie heutzutage
in schwierigen Gesprächen einzusetzen. -
9:24 - 9:27Erstens: Nicht schlechten
Absichten ausgehen. -
9:28 - 9:30Meine Twitter-Freunde merkten,
-
9:30 - 9:33dass ich, obwohl meine Worte
aggressiv und beleidigend waren, -
9:33 - 9:36aufrichtig glaubte, ich täte das Richtige.
-
9:36 - 9:39Wenn wir böse Absichten
vermuten, bremst das sofort -
9:39 - 9:43unser Verständnis dessen, warum jemand
das tut und glaubt, was er tut und glaubt. -
9:43 - 9:45Wir vergessen, dass es ein Mensch
-
9:45 - 9:48mit lebenslangen Erfahrungen,
die sein Denken formten, ist, -
9:48 - 9:50wir bleiben in dieser
ersten Welle der Wut stecken -
9:50 - 9:54und das Gespräch kommt
nur schwer davon weg. -
9:55 - 9:57Gehen wir aber von guten
oder neutralen Absichten aus, -
9:57 - 10:00bekommt unser Geist einen viel
stärkeren Rahmen für den Dialog. -
10:02 - 10:05Zweitens: Fragen stellen.
-
10:06 - 10:08Sprechen wir mit Menschen
anderer Gesinnung, -
10:08 - 10:11können wir mit Hilfe von Fragen aufzeigen,
-
10:11 - 10:13was unsere Standpunkte trennt.
-
10:13 - 10:16Das ist wichtig, weil wir keine
effizienten Argumente haben, -
10:16 - 10:19wenn wir nicht verstehen, woher
die andere Seite eigentlich kommt, -
10:20 - 10:24und weil es ihnen die Möglichkeit gibt,
Mängel in unseren Haltungen aufzuzeigen. -
10:25 - 10:28Aber Fragen zu stellen,
hat noch einen anderen Zweck: -
10:28 - 10:30Es zeigt jemandem, dass man zuhört.
-
10:31 - 10:33Als meine Freunde nicht mehr angriffen,
-
10:33 - 10:35sondern Fragen stellten,
-
10:35 - 10:37imitierte ich sie fast automatisch.
-
10:38 - 10:40Ihre Fragen gaben mir Raum zu sprechen,
-
10:40 - 10:43aber sie erlaubten mir auch,
ihnen Fragen zu stellen -
10:43 - 10:45und ihren Antworten wirklich zuzuhören.
-
10:46 - 10:49Das veränderte unsere
Gesprächsdynamik von Grund auf. -
10:50 - 10:52Drittens: Ruhig bleiben.
-
10:53 - 10:55Dazu braucht es Übung und Geduld,
-
10:55 - 10:56aber es ist mächtig.
-
10:57 - 11:01In der Westboro lernte ich zu ignorieren,
wie meine Worte andere trafen. -
11:01 - 11:04Ich dachte, meine Richtigkeit
rechtfertige meine Unhöflichkeit -- -
11:04 - 11:08harsche Töne, erhobene Stimme,
Beleidigungen, Unterbrechungen -- -
11:08 - 11:10aber diese Strategie ist
am Ende kontraproduktiv. -
11:11 - 11:15Lautstärke und abfällige Bemerkungen
sind in Stresssituationen normal, -
11:15 - 11:20aber sie bringen Unterhaltungen zu
einem unbefriedigenden, explosiven Ende. -
11:21 - 11:24Als mein Mann noch eine anonyme
Twitter-Bekanntschaft war, -
11:24 - 11:27verhärteten und spitzten sich
unsere Gespräche häufig zu, -
11:27 - 11:29aber wir verweigerten die Eskalation.
-
11:29 - 11:31Stattdessen änderte er das Thema.
-
11:31 - 11:34Er erzählte einen Witz, empfahl ein Buch
-
11:34 - 11:37oder verabschiedete sich
sanft aus dem Gespräch. -
11:38 - 11:39Die Diskussion war noch nicht vorbei,
-
11:39 - 11:43sie machte nur eine kurze Pause,
damit wir uns beruhigen konnten. -
11:44 - 11:47Es heißt oft, digitale Kommunikation
mache uns unhöflicher, -
11:47 - 11:51aber Online-Konversationen haben einen
Vorteil gegenüber persönlichen Gesprächen. -
11:52 - 11:54Wir haben einen Puffer aus Zeit und Raum
-
11:54 - 11:58zwischen uns und den Menschen,
deren Vorstellungen uns so frustrieren. -
11:58 - 12:00Wir können diesen Puffer nutzen.
-
12:00 - 12:04Anstatt auszuteilen, können wir
eine Pause machen, durchatmen, -
12:04 - 12:06das Thema ändern oder gehen
-
12:06 - 12:09und wiederkommen, wenn wir bereit sind.
-
12:10 - 12:11Und schließlich ...
-
12:13 - 12:14Argumente vorbringen.
-
12:16 - 12:17Das scheint offensichtlich,
-
12:17 - 12:20aber eine Nebenwirkung
von so starkem Glauben ist, -
12:20 - 12:22dass wir manchmal voraussetzen,
-
12:22 - 12:27der Wert unseres Standpunktes
ist oder sollte offensichtlich sein, -
12:27 - 12:29wir müssten unseren Standpunkt
nicht verteidigen, -
12:29 - 12:32weil er so eindeutig gut und richtig ist,
-
12:32 - 12:35es ist das Problem der anderen,
wenn man es nicht versteht -- -
12:35 - 12:37ich muss sie nicht aufklären.
-
12:38 - 12:39Aber wäre es so einfach,
-
12:39 - 12:41würden wir alles gleich sehen.
-
12:41 - 12:44So nett meine Freunde
auf Twitter auch waren, -
12:44 - 12:46hätten sie nicht tatsächlich argumentiert,
-
12:46 - 12:50wäre es für mich viel schwerer gewesen,
die Welt auf andere Art zu sehen. -
12:51 - 12:53Wir sind alle ein Produkt
unserer Erziehung, -
12:53 - 12:56und unser Glaube reflektiert
unsere Erfahrungen. -
12:57 - 13:00Wir können nicht von anderen erwarten,
ihre Meinung spontan zu ändern. -
13:01 - 13:02Wenn wir Veränderung wollen,
-
13:02 - 13:04müssen wir dafür argumentieren.
-
13:05 - 13:09Meine Freunde auf Twitter gaben ihren
Glauben oder ihre Prinzipien nicht auf -- -
13:09 - 13:10nur ihre Verachtung.
-
13:11 - 13:15Sie kanalisierten ihre
gerechtfertigte Verärgerung -
13:15 - 13:19und stellten mir gezielte Fragen
mit Freundlichkeit und Humor. -
13:20 - 13:22Sie näherten sich mir als Mensch,
-
13:22 - 13:24und das veränderte mich mehr
-
13:24 - 13:28als zwei Jahrzehnte voller
Empörung, Verachtung und Gewalt. -
13:29 - 13:33Ich weiß, manche haben nicht
die Zeit, Energie oder Geduld -
13:33 - 13:34für dieses Engagement,
-
13:34 - 13:36aber so schwierig es auch sein kann,
-
13:36 - 13:38mit jemandem zu reden,
der anderer Meinung ist, -
13:38 - 13:41es ist eine Möglichkeit,
die wir alle haben. -
13:41 - 13:45Ich glaube fest daran,
dass wir schwere Dinge tun können, -
13:45 - 13:48nicht nur für sie, sondern
für uns und unsere Zukunft. -
13:48 - 13:51Eskalation von Abscheu
und unlösbaren Konflikten -
13:51 - 13:53ist nichts, was wir für uns wollen,
-
13:53 - 13:54für unser Land,
-
13:54 - 13:56die nächste Generation.
-
13:58 - 14:02Meine Mutter sagte etwas zu mir, einige
Wochen, bevor ich die Westboro verließ, -
14:02 - 14:03als ich verzweifelt hoffte,
-
14:03 - 14:05ich könnte bei meiner Familie bleiben.
-
14:07 - 14:09Menschen, die ich aus
tiefstem Herzen liebte, -
14:09 - 14:13noch bevor ich das pausbäckige
fünfjährige Mädchen war, -
14:13 - 14:16das mit einem Schild protestierte,
das es nicht lesen könnte. -
14:16 - 14:19Sie sagte: "Du bist nur ein Mensch,
-
14:19 - 14:21mein liebes Kind."
-
14:22 - 14:24Sie bat mich, bescheiden zu sein --
-
14:24 - 14:27Gott nicht zu hinterfragen,
sondern ihm zu vertrauen. -
14:28 - 14:31Aber ich fand, sie sah
nicht das große Ganze -- -
14:32 - 14:33dass wir alle nur Menschen sind.
-
14:34 - 14:37Dass wir uns von dieser
grundlegenden Tatsache leiten lassen -
14:37 - 14:40und uns mit Großzügigkeit
und Mitgefühl begegnen sollten. -
14:40 - 14:43Wir leisten alle einen Beitrag
für die Gemeinden, -
14:43 - 14:45Kulturen und Gesellschaften,
die wir bilden. -
14:46 - 14:51Das Ende dieser Spirale aus Hass
und Schuldzuweisung beginnt mit einem, -
14:51 - 14:55der sich weigert, diesen zerstörerischen,
verführerischen Impulsen nachzugeben. -
14:56 - 14:59Wir müssen bloß beschließen,
dass es mit uns beginnt. -
14:59 - 15:00Danke.
-
15:00 - 15:05(Applaus)
- Title:
- Ich wuchs in der Westboro Baptist Church auf – darum verließ ich sie
- Speaker:
- Megan Phelps-Roper
- Description:
-
Wie ist es, in einer Gruppe von Menschen aufzuwachsen, die fröhlich alle anderen verteufeln? Megan Phelps-Roper erzählt von ihrem Leben in der kontroversesten Gemeinde der USA und beschreibt, wie Gespräche auf Twitter ihre Entscheidung beeinflussten, die Gemeinde zu verlassen. In diesem außergewöhnlichen Vortrag teilt sie ihre persönliche Erfahrung extremer Polarisierung mit uns sowie einige schlaue Wege, wie wir lernen können, erfolgreich über ideologische Grenzen hinweg in Kontakt zu treten.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 15:17
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Angelika Lueckert Leon approved German subtitles for I grew up in the Westboro Baptist Church. Here's why I left | |
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Angelika Lueckert Leon edited German subtitles for I grew up in the Westboro Baptist Church. Here's why I left | |
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willow kincaid accepted German subtitles for I grew up in the Westboro Baptist Church. Here's why I left | |
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willow kincaid edited German subtitles for I grew up in the Westboro Baptist Church. Here's why I left | |
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Christiane Krüger edited German subtitles for I grew up in the Westboro Baptist Church. Here's why I left | |
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Christiane Krüger edited German subtitles for I grew up in the Westboro Baptist Church. Here's why I left | |
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Christiane Krüger edited German subtitles for I grew up in the Westboro Baptist Church. Here's why I left | |
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Christiane Krüger edited German subtitles for I grew up in the Westboro Baptist Church. Here's why I left |