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Schreibt der Koran muslimischen Frauen wirklich das Kopftuch vor? | Samina Ali | TEDxUniversityofNevada

  • 0:14 - 0:16
    Ich nehme Sie mit auf eine Zeitreise,
  • 0:16 - 0:21
    1.400 Jahre in die Vergangenheit
    in die Stadt Medina nach Saudi-Arabien.
  • 0:21 - 0:25
    Damals sollte der Prophet
    Mohammed dafür sorgen,
  • 0:25 - 0:30
    dass Frauen in Städten nicht mehr
    angegriffen und belästigt wurden.
  • 0:31 - 0:33
    Die Situation war folgende:
  • 0:33 - 0:36
    Es war um das Jahr 600 n. Chr.,
  • 0:36 - 0:40
    lang vor dem modernen Komfort
    der Kanalisation.
  • 0:40 - 0:44
    Wenn eine Frau nachts aufwachte
    und einen gewissen Drang verspürte,
  • 0:44 - 0:49
    musste sie allein aus der Stadt
    hinaus in die Wildnis gehen,
  • 0:49 - 0:51
    um ungestört zu sein.
  • 0:52 - 0:54
    Eine Gruppe Männer --
    so unglaublich es klingt --
  • 0:54 - 0:58
    sah diese nächtlichen Gänge
    der Frauen als Gelegenheit.
  • 0:58 - 1:05
    Sie trieben sich im Schutz der Dunkelheit
    am Stadtrand herum und warteten.
  • 1:05 - 1:10
    Wenn eine Frau vorbeikam
    und einen Dschilbab trug,
  • 1:10 - 1:12
    ein mantelähnliches Kleidungsstück,
  • 1:12 - 1:15
    ließen die Männer sie in Ruhe.
  • 1:15 - 1:18
    Vor vielen Jahrhunderten
    war ein Dschilbab ein Statussymbol
  • 1:18 - 1:21
    wie ein Burberry-Trenchcoat
    oder eine Jacke von Chanel.
  • 1:21 - 1:24
    Er zeigte, dass die Frau frei war,
  • 1:24 - 1:27
    und eine freie Frau
    wurde von ihrer Familie geschützt.
  • 1:27 - 1:31
    Sie konnte problemlos
    gegen den Angreifer aussagen
  • 1:31 - 1:33
    und ihn identifizieren.
  • 1:33 - 1:36
    Aber wenn die Frau,
    die nachts aus der Stadt ging,
  • 1:36 - 1:41
    keinen Dschilbab trug,
    sondern freier gekleidet war,
  • 1:41 - 1:43
    wussten die Männer,
    dass sie eine Sklavin war,
  • 1:43 - 1:45
    und griffen sie an.
  • 1:46 - 1:50
    Besorgte Mitglieder der Gemeinschaft
    trugen die Sache dem Propheten vor.
  • 1:50 - 1:55
    Wie bei so vielen anderen sozialen,
    politischen und familiären Problemen,
  • 1:55 - 1:58
    mit denen Mohammed
    als Prophet konfrontiert wurde,
  • 1:58 - 2:02
    wandte er sich in dieser Sache an Gott
  • 2:02 - 2:05
    und ihm wurde ein Vers
    für den Koran offenbart,
  • 2:05 - 2:07
    das heilige Buch der Muslime.
  • 2:08 - 2:10
    "O Prophet", heißt es darin,
  • 2:10 - 2:14
    "Rate deinen Frauen und Töchtern
    und den gläubigen Frauen,
  • 2:14 - 2:17
    sich zu bedecken.
  • 2:17 - 2:21
    Dadurch vermeiden sie es,
    erkannt und belästigt zu werden."
  • 2:22 - 2:26
    Im Grunde rät der Vers allen Frauen,
    sich ähnlich zu kleiden,
  • 2:26 - 2:30
    damit man sie nicht
    voneinander unterscheiden,
  • 2:30 - 2:33
    aufs Korn nehmen und angreifen kann.
  • 2:33 - 2:38
    Oberflächlich gesehen scheint das
    eine recht einfache Lösung des Problems.
  • 2:38 - 2:40
    Das war aber nicht der Fall.
  • 2:40 - 2:46
    Früher waren Muslime stark hierarchisch
    geprägte Stammesgemeinschaften
  • 2:46 - 2:50
    und der Gedanke, eine Sklavin
    könne wie eine freie Frau aussehen,
  • 2:50 - 2:52
    war fast eine Beleidigung.
  • 2:52 - 2:54
    Es gab auch praktische Überlegungen.
  • 2:54 - 2:57
    Wie könnte eine Sklavin ihre Arbeit tun,
  • 2:57 - 3:00
    wenn ein Mantel ihren Körper behinderte?
  • 3:00 - 3:04
    Wie könnte sie kochen,
    putzen oder Wasser holen?
  • 3:04 - 3:07
    Schließlich verfügten die frühen
    muslimischen Gelehrten,
  • 3:07 - 3:12
    die Kleidung einer Frau solle sich
    nach zwei Überlegungen richten:
  • 3:12 - 3:15
    der Funktion der Frau
    in der Gesellschaft --
  • 3:15 - 3:18
    also ihrer Rolle, was wir
    als ihre Arbeit betrachten könnten --
  • 3:18 - 3:22
    und den speziellen Sitten
    der Gesellschaft.
  • 3:22 - 3:25
    Oder in anderen Worten:
  • 3:25 - 3:28
    Sie solle sich anpassen.
  • 3:28 - 3:31
    Muslime übertragen gern
    historische Entscheidungen
  • 3:31 - 3:34
    auf die heutige Zeit.
  • 3:34 - 3:36
    Also tun wir das jetzt einmal.
  • 3:36 - 3:41
    Die Kleidung einer Frau sollte sich
    nach Tradition und Funktion richten.
  • 3:41 - 3:45
    Was bedeutet das also für eine Muslima,
    die heute in Amerika lebt,
  • 3:45 - 3:47
    für jemanden wie mich?
  • 3:47 - 3:48
    Erstens bedeutet es:
  • 3:48 - 3:51
    Ich habe in der Gesellschaft
    eine Funktion, eine Rolle,
  • 3:51 - 3:53
    einen Beitrag, den ich leisten kann.
  • 3:53 - 3:55
    Zweitens bedeutet es:
  • 3:55 - 3:58
    Während ich diesen Beitrag leiste
    und in einer Gesellschaft lebe,
  • 3:58 - 4:00
    wo Verschleierung nicht Sitte ist,
  • 4:00 - 4:04
    und wo sie sogar
    zu Belästigungen führen könnte,
  • 4:04 - 4:07
    dann ist das Tragen
    der üblichen Kleidung --
  • 4:07 - 4:12
    z. B. Kleider, Jeans, sogar Yogahosen --
  • 4:12 - 4:17
    nicht nur akzeptabel,
    sondern eine Empfehlung.
  • 4:18 - 4:21
    Doch Moment mal -- stimmt das wirklich?
  • 4:21 - 4:24
    Meinen wir inzwischen nicht alle,
  • 4:24 - 4:27
    dass sich Muslimas verschleiern müssen,
  • 4:27 - 4:31
    dass ihr Glaube das erfordere?
  • 4:31 - 4:32
    Es gibt sogar ein Wort,
  • 4:32 - 4:36
    das wir alle mit dem Schleier
    der Muslima in Verbindung bringen,
  • 4:36 - 4:39
    ein arabisches Wort,
    das wir alle schon gehört haben,
  • 4:39 - 4:41
    ob bewusst oder unbewusst:
  • 4:41 - 4:43
    "Hidschab".
  • 4:43 - 4:46
    Vielleicht ist mir etwas entgangen.
  • 4:46 - 4:51
    Vielleicht steht die Forderung
    nach Verschleierung woanders im Koran.
  • 4:52 - 4:57
    Zur Information: Der Koran
    besteht aus 114 Kapiteln.
  • 4:58 - 5:03
    Jedes Kapitel ist, wie Poesie,
    in Versen geschrieben.
  • 5:03 - 5:07
    Es gibt mehr als 6.000 Verse im Koran.
  • 5:07 - 5:11
    Von diesen 6.000 beziehen sich 3 darauf,
  • 5:11 - 5:14
    wie sich eine Frau kleiden sollte.
  • 5:14 - 5:17
    Den ersten Vers habe ich schon erwähnt.
  • 5:17 - 5:21
    Der zweite Vers wendet sich
    direkt an die Frauen des Propheten:
  • 5:21 - 5:25
    Wegen ihrer gesellschaftlichen Rolle
    und Position als seine Ehefrauen
  • 5:25 - 5:30
    sollten sie sich
    etwas bescheidener kleiden.
  • 5:30 - 5:32
    Der dritte Vers ähnelt dem ersten
  • 5:32 - 5:37
    und wurde als direkte Reaktion
    auf eine historische Situation offenbart.
  • 5:38 - 5:40
    Frühe Aufzeichnungen zeigen,
  • 5:40 - 5:45
    dass es in vormuslimischer Zeit
    Tradition und Mode für Frauen war,
  • 5:45 - 5:49
    einen Schal namens "Khimar"
    auf dem Kopf zu tragen.
  • 5:49 - 5:54
    Er wurde hinter die Ohren gesteckt
    und fiel frei über den Rücken.
  • 5:55 - 5:59
    Vorne trugen die Frauen
    eine enge Weste oder ein Mieder,
  • 5:59 - 6:03
    das offenstand und ihre Brüste zeigte --
  • 6:03 - 6:06
    so, wie Sie es von
    "Game of Thrones" kennen.
  • 6:06 - 6:07
    (Gelächter)
  • 6:08 - 6:11
    Als sich der Islam auf der
    Arabischen Halbinsel verbreitete,
  • 6:11 - 6:13
    wurde ein Vers offenbart,
    der Frauen gebot,
  • 6:13 - 6:17
    mit diesem Schal oder einem
    anderen Kleidungsstück
  • 6:17 - 6:19
    ihre Brüste zu bedecken.
  • 6:19 - 6:21
    Das ist eigentlich alles,
  • 6:21 - 6:26
    was im Koran darüber steht,
    wie sich eine Frau kleiden sollte.
  • 6:27 - 6:33
    Offenbar zählt Gott nicht
    alle weiblichen Körperteile auf,
  • 6:33 - 6:35
    die er den Blicken entziehen will.
  • 6:35 - 6:39
    Man könnte also argumentieren --
    und das passiert auch --
  • 6:39 - 6:41
    ich betone hier extra:
  • 6:41 - 6:45
    So argumentieren
    viele muslimische Gelehrte:
  • 6:45 - 6:50
    Diese Verse wurden deshalb
    absichtlich so vage formuliert,
  • 6:50 - 6:54
    damit eine Frau über ihre Kleidung
    selbst entscheiden konnte,
  • 6:54 - 6:58
    und zwar gemäß der vorherrschenden Kultur
  • 6:58 - 7:00
    und dem Zeitgeschmack.
  • 7:02 - 7:06
    Der Begriff "Hidschab" --
    stellen Sie sich nur vor! --
  • 7:07 - 7:10
    erscheint in keinem dieser drei Verse.
  • 7:10 - 7:13
    An keiner Stelle im Koran
  • 7:13 - 7:16
    bezieht er sich direkt
    auf den Schleier einer Frau.
  • 7:17 - 7:20
    Das heißt nicht, dass das Wort
    im Koran nicht vorkommt,
  • 7:20 - 7:22
    denn das tut es.
  • 7:22 - 7:24
    Aber wenn es vorkommt,
  • 7:24 - 7:30
    dann in der richtigen Bedeutung
    als "Barriere" oder "Trennlinie":
  • 7:30 - 7:35
    etwa eine Barriere oder Trennlinie
    zwischen uns Menschen und dem Göttlichen
  • 7:35 - 7:38
    oder zwischen Gläubigen und Ungläubigen.
  • 7:38 - 7:41
    Oder es bedeutet eine Barriere
    im Sinn einer Trennwand,
  • 7:41 - 7:45
    hinter die sich Männer
    zu Mohammeds Zeit stellen mussten,
  • 7:45 - 7:47
    wenn sie mit seinen Frauen sprachen.
  • 7:47 - 7:50
    Oder es bedeutet
    Abgeschiedenheit, Trennung,
  • 7:50 - 7:54
    die Maria suchte, als sie Jesus gebar.
  • 7:55 - 7:58
    Trennung und Abgeschiedenheit:
  • 7:58 - 7:59
    Das bedeutet "Hidschab".
  • 7:59 - 8:03
    Trennwand: Das bedeutet "Hidschab".
  • 8:03 - 8:06
    Barriere, Trennlinie:
    Das bedeutet "Hidschab".
  • 8:07 - 8:10
    "Hidschab" bezeichnet nicht
    den Schleier einer Frau.
  • 8:12 - 8:17
    Doch ist es nicht seltsam,
    dass die tatsächliche Bedeutung --
  • 8:17 - 8:22
    Abschirmung, Abtrennung,
    Ausschluss, Absonderung --
  • 8:23 - 8:26
    dass uns gerade
    diese Bedeutungen einfallen,
  • 8:26 - 8:29
    wenn wir an muslimische Frauen denken?
  • 8:30 - 8:32
    Kein Wunder.
  • 8:32 - 8:33
    Wir erleben alle,
  • 8:33 - 8:36
    wie einige muslimische Frauen
    auf der Welt behandelt werden.
  • 8:36 - 8:40
    Wollen sie in die Schule gehen,
    schießt man ihnen in den Kopf;
  • 8:40 - 8:43
    wollen sie Auto fahren,
    kommen sie ins Gefängnis;
  • 8:43 - 8:48
    wollen sie am politischen Aufstand
    in ihrem Land teilnehmen,
  • 8:48 - 8:52
    gehört und ernst genommen werden,
    greift man sie öffentlich an.
  • 8:52 - 8:56
    Vergessen Sie die verborgenen
    Gestalten am Stadtrand.
  • 8:56 - 8:58
    Einige Männer haben heute kein Problem,
  • 8:58 - 9:02
    Frauen auf dem Gehsteig
    in aller Öffentlichkeit anzugreifen.
  • 9:03 - 9:07
    Sie verbergen nicht einmal, wer sie sind,
  • 9:07 - 9:10
    denn sie wollen in die
    internationalen Schlagzeilen kommen.
  • 9:10 - 9:14
    Unermüdlich drehen sie Videos,
    laden sie auf YouTube hoch
  • 9:14 - 9:17
    und prahlen mit ihren Taten.
  • 9:17 - 9:20
    Warum verbergen sie ihre Verbrechen nicht?
  • 9:21 - 9:24
    Sie fühlen sich nicht als Verbrecher.
  • 9:24 - 9:27
    Die Frauen begehen die Verbrechen!
  • 9:27 - 9:30
    Die Frauen haben seltsame Ideen im Kopf,
  • 9:30 - 9:34
    Ideen, die sie aus dem Haus
    und in die Gesellschaft geführt haben,
  • 9:34 - 9:36
    weil sie glauben,
    einen Beitrag leisten zu können.
  • 9:36 - 9:38
    Und wir wissen alle:
  • 9:38 - 9:41
    Ehrbare Frauen bleiben zu Hause,
  • 9:41 - 9:44
    ehrbare Frauen bleiben unsichtbar,
  • 9:44 - 9:50
    so, wie es zu Zeiten des Propheten
    Sitte für ehrbare Frauen war.
  • 9:53 - 9:54
    Stimmt das wirklich?
  • 9:55 - 10:00
    Vor 1.400 Jahren gab es
    noch längst keinen Feminismus.
  • 10:00 - 10:05
    Waren Frauen im Haus eingesperrt
    und mit Schleiern verhüllt?
  • 10:07 - 10:10
    Tatsächlich war
    die erste Frau des Propheten
  • 10:10 - 10:14
    modern gesagt Managerin.
  • 10:15 - 10:17
    Sie war eine erfolgreiche Händlerin
  • 10:17 - 10:22
    und ihre Karawane war so groß
    wie die der anderen Händler zusammen.
  • 10:23 - 10:28
    Sie leitete im Grunde eine
    erfolgreiche Import-Export-Gesellschaft.
  • 10:28 - 10:32
    Als sie Mohammed bei sich einstellte,
  • 10:33 - 10:36
    war sie von seiner
    Rechtschaffenheit so angetan,
  • 10:37 - 10:40
    dass sie ihm schließlich
    einen Heiratsantrag machte.
  • 10:40 - 10:41
    (Gelächter)
  • 10:41 - 10:46
    Ich weiß nicht, wie viele Frauen heute
    Männern Heiratsanträge machen.
  • 10:47 - 10:50
    Und Mohammeds zweite Frau?
  • 10:50 - 10:52
    Sie war auch nicht faul.
  • 10:52 - 10:55
    Sie zog auf einem Kamel in den Krieg.
  • 10:55 - 10:58
    Das würde heute einer Frau entsprechen,
  • 10:58 - 11:02
    die im Geländewagen
    oder Panzer in den Krieg zieht.
  • 11:03 - 11:05
    Und die anderen Frauen?
  • 11:05 - 11:09
    Frühe Aufzeichnungen zeigen,
    dass Frauen darauf bestanden,
  • 11:09 - 11:13
    bei der islamischen Revolution
    um den Propheten miteinbezogen zu werden.
  • 11:13 - 11:16
    Eine Frau wurde als Generalin berühmt,
  • 11:16 - 11:20
    als sie ihr Männerheer
    in die Schlacht führte
  • 11:20 - 11:22
    und eine Rebellion unterdrückte.
  • 11:22 - 11:26
    Männer und Frauen hatten
    freien Umgang miteinander,
  • 11:26 - 11:27
    tauschten Geschenke aus.
  • 11:27 - 11:32
    Es war Sitte, dass Frauen sich
    ihren Mann wählten
  • 11:32 - 11:34
    und ihm einen Antrag machten.
  • 11:34 - 11:37
    Und wenn die Ehe nicht glückte,
  • 11:37 - 11:39
    leiteten sie die Scheidung ein.
  • 11:39 - 11:44
    Frauen debattierten sogar laut
    mit dem Propheten selbst.
  • 11:46 - 11:51
    Mir scheint, wenn Fundamentalisten
    die heutige muslimische Gesellschaft
  • 11:51 - 11:53
    des Jahres 600 n. Chr.
    wieder einführen wollen,
  • 11:53 - 11:57
    wäre das ein großer Schritt nach vorn.
  • 11:57 - 11:58
    (Gelächter)
  • 11:58 - 12:00
    Fortschritt.
  • 12:00 - 12:01
    (Applaus)
  • 12:06 - 12:09
    Aber da wäre noch eine wichtige Frage.
  • 12:10 - 12:16
    Wenn islamische Geschichte
    und der Koran hier keine Rolle spielen,
  • 12:16 - 12:18
    warum verbinden wir in der heutigen Zeit
  • 12:18 - 12:21
    muslimische Frauen mit dem Hidschab?
  • 12:23 - 12:27
    Mit Abtrennung von der Gesellschaft,
  • 12:27 - 12:29
    Abgeschiedenheit, Isolation,
  • 12:29 - 12:32
    Ausschluss von den
    menschlichen Grundrechten?
  • 12:34 - 12:39
    Es wird Sie kaum überraschen,
    dass das kein Zufall ist.
  • 12:40 - 12:44
    In den letzten Jahrzehnten
    haben genau die Leute,
  • 12:44 - 12:47
    deren wichtige Aufgabe es ist,
  • 12:47 - 12:52
    den Koran in verschiedenen muslimischen
    Gemeinschaften zu lesen und auszulegen --
  • 12:53 - 12:55
    also gewisse Geistliche --
  • 12:55 - 13:00
    sie haben den drei Versen über Frauen
    eine bestimmte Bedeutung hinzugefügt,
  • 13:01 - 13:04
    z. B. dem Vers, den ich
    schon erwähnt habe:
  • 13:05 - 13:10
    "O Prophet, rate deinen Frauen
    und Töchtern und den gläubigen Frauen,
  • 13:10 - 13:13
    sich zu bedecken.
  • 13:13 - 13:17
    Dadurch vermeiden sie es,
    erkannt und belästigt zu werden."
  • 13:19 - 13:25
    Nicht alle, aber einige Geistliche
    haben dem ein paar Worte hinzugefügt,
  • 13:26 - 13:30
    sodass in gewissen Koranübersetzungen
    dieser Vers so lautet:
  • 13:31 - 13:36
    "O Prophet, rate deinen Frauen
    und Töchtern und den gläubigen Frauen,
  • 13:36 - 13:39
    sich zu bedecken."
  • 13:39 - 13:43
    Klammer auf: "Und zwar mit einem Schleier,
  • 13:44 - 13:46
    der den ganzen Kopf
    und das Gesicht bedeckt,
  • 13:46 - 13:51
    auch Hals und Brüste,
    und bis zu den Füßen und Händen reicht.
  • 13:51 - 13:55
    Der Körper einer Frau
    ist verhüllt bis auf ein Auge,
  • 13:56 - 13:59
    denn sie muss sehen, wohin sie geht.
  • 13:59 - 14:03
    Und die Hände müssen
    von Handschuhen bedeckt sein."
  • 14:03 - 14:08
    Denn es gab damals sicher viele Handschuhe
    in der Wüste Saudi-Arabiens.
  • 14:08 - 14:10
    (Gelächter)
  • 14:10 - 14:13
    Und so weiter und weiter,
  • 14:13 - 14:14
    Klammer zu.
  • 14:14 - 14:19
    "Dadurch werden sie
    nicht erkannt und belästigt."
  • 14:20 - 14:25
    Und die sogenannten Geistlichen
    schlussfolgerten,
  • 14:25 - 14:28
    dank dieser Einschübe,
  • 14:29 - 14:33
    dass eine Frau nur eine Funktion hat.
  • 14:35 - 14:37
    Um diese Funktion zu verstehen,
  • 14:37 - 14:42
    muss man nur einige der Fatwas
    oder gesetzlichen Regeln lesen,
  • 14:42 - 14:46
    die diese sogenannten Geistlichen
    herausgegeben haben.
  • 14:47 - 14:49
    Hier eine Auswahl:
  • 14:51 - 14:55
    Eine Frau muss nur
    die Grundschule beenden,
  • 14:55 - 14:57
    bevor sie heiratet.
  • 14:58 - 15:03
    Das geschieht wohl im reifen Alter
    von 11 oder 12 Jahren.
  • 15:04 - 15:10
    Eine Frau kann ihre religiösen Pflichten
    Gott gegenüber nicht erfüllen,
  • 15:10 - 15:16
    bevor sie ihre körperlichen Pflichten
    gegenüber ihrem Ehemann erfüllt.
  • 15:16 - 15:21
    Falls er sie begehrt,
    wenn sie auf einem Kamel sitzt,
  • 15:21 - 15:23
    sollte sie gehorchen.
  • 15:25 - 15:30
    Der Islam hat Frauen verboten,
    einen BH zu tragen,
  • 15:31 - 15:36
    weil der BH die Brüste hebt
    und die Frau jünger aussehen lässt,
  • 15:36 - 15:40
    und das ist gewollte Täuschung.
  • 15:42 - 15:44
    Hier mein Favorit:
  • 15:45 - 15:49
    Hat ein Mann ein eiterndes Geschwür,
  • 15:49 - 15:53
    das ihn von oben bis unten bedeckt,
  • 15:54 - 15:55
    und sie leckt es für ihn,
  • 15:56 - 16:00
    würde sie immer noch nicht erfüllen,
    was sie ihm schuldet.
  • 16:02 - 16:08
    Diese und viele ähnliche
    die Frauen betreffenden Regelungen
  • 16:08 - 16:11
    wollen nur auf eins hinaus:
  • 16:11 - 16:16
    Die beste, ehrenwerteste Frau
  • 16:17 - 16:20
    ist ungebildet und daher machtlos,
  • 16:21 - 16:23
    nicht viel anders als eine Sklavin.
  • 16:24 - 16:28
    Sie bleibt also zu Hause,
    klaglos und ohne BH.
  • 16:29 - 16:30
    (Gelächter)
  • 16:30 - 16:33
    Sie ist ständig bereit und verfügbar,
  • 16:34 - 16:37
    um jeden seiner Wünsche zu erfüllen,
  • 16:37 - 16:41
    selbst wenn sie seinen
    ganzen Körper ablecken muss.
  • 16:42 - 16:44
    Sie befriedigt ihn, wann er sie auch ruft,
  • 16:44 - 16:49
    ob in seinem Bett oder auf einem Kamel.
  • 16:52 - 16:55
    Klingt das wie Gottes Wille für Sie?
  • 16:56 - 16:59
    Klingt das wie die Heilige Schrift?
  • 17:00 - 17:05
    Oder klingt das nach
    seltsamer, abartiger Erotik,
  • 17:06 - 17:10
    wie die schlimmsten
    frauenfeindlichen Fantasien?
  • 17:11 - 17:14
    Diese sogenannten Geistlichen
  • 17:14 - 17:17
    samt Fundamentalisten und Extremisten,
    die sie unterstützen --
  • 17:17 - 17:21
    reinigen sie den Islam wirklich von innen
  • 17:21 - 17:25
    und bringen ihn zurück
    zu seiner beabsichtigen Form?
  • 17:26 - 17:30
    Oder sind diese Männer
    nicht anders als jene,
  • 17:30 - 17:34
    die in der Dunkelheit am Stadtrand stehen,
  • 17:35 - 17:38
    um einer Frau aufzulauern?
  • 17:39 - 17:41
    Danke.
  • 17:41 - 17:42
    (Applaus)
Title:
Schreibt der Koran muslimischen Frauen wirklich das Kopftuch vor? | Samina Ali | TEDxUniversityofNevada
Description:

In letzter Zeit haben die neue Popularität des Kopftuchs und dessen in vielen Staaten erzwungene Einführung zu der Überzeugung geführt, dass muslimische Frauen aufgrund ihres Glaubens ein Kopftuch – Hidschab – tragen müssen. In diesem informativen Vortrag nimmt uns Romanautorin Samina Ali mit auf eine Reise zurück in die Ära des Propheten Mohammed und verrät uns, was der Begriff "Hidschab" wirklich bedeutet – und zwar nicht "Kopftuch für muslimische Frauen"! Was bedeutet "Hidschab" also tatsächlich, wenn nicht "Kopftuch", und wie haben Fundamentalisten den Begriff uminterpretiert, um Frauen ihre Rechte zu nehmen? Diese überraschende und bisher in dieser Form nicht bekannte Vorstellung wird nicht nur unsere bisherigen Vermutungen über das Kopftuch in Frage stellen, sondern auch unsere Sichtweise auf muslimische Frauen verändern.

Samira Ali ist eine preisgekrönte Autorin, Aktivistin und Kulturkommentatorin. Für ihren Erstlingsroman "Madras an Regentagen" bekam sie den renommierten französischen Prix du Premier Roman Étranger (Preis für ausländische Erstlingsromane) und schaffte es in die letzte Runde um den Literaturpreis Hemingway Foundation PEN Award. In ihrem Werk beschwört Ali persönliches Erzählen als Vehikel für die individuelle und politische Freiheit von Frauen und die Einsatzmöglichkeit der Medien für sozialen Wandel. Sie ist Kuratorin der bahnbrechenden, von der Kritik gefeierten virtuellen Ausstellung "Muslima: Kunst & Stimmen muslimischer Frauen".

Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten, der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter http://ted.com/tedx.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDxTalks
Duration:
17:48

German subtitles

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