-
Musik
-
Herald: Hallo, hallo! So, jetzt im
Abendprogramm der Wikipaka WG haben wir
-
ein kleines Potpourri der Kuriositäten.
Ein bisschen Kunst, ein bisschen
-
Technologie und ich nehme an, ganz viel
Fusion aus den beiden. Also einen schönen
-
Applaus für Operation Mindfuck Vol. 2 mit
bleeptrack und blinry!
-
Applaus
-
blinry: Hallo! Also wir fangen an mit ein
bisschen über künstliche Intelligenz. Da
-
hat man den Eindruck, über die letzten
Jahre hat sich da viel getan. Und so
-
Programme, die irgendwie kluge Dinge tun,
sind irgendwie immer klüger geworden. Und
-
ich hab euch ein paar Sachen mitgebracht,
die je nachdem wie ihr das interpretiert -
-
entweder danach denkt, glaub ich, man
braucht gar nicht so viel Angst zu haben,
-
dass die wirklich die Welt übernehmen
oder, dass sie es vielleicht doch
-
schneller tun, als ihr denkt. Gucken wir
mal rein. Es geht um ein paar
-
Forschungsthemen. Also, eine Gruppe von
Forschern hat versucht, ein Programm zu
-
basteln, die ein Retro Spiel spielen und
dabei lernen, wie man das spielt, also von
-
0 auf. Haben die irgendwie vor Donkey Kong
gesetzt oder so. Und dann hat halt das
-
Programm gelernt, um den Score
hochzutreiben, muss man irgendwie so ein
-
bisschen rumlaufen und über Dinge springen
und so und irgendwie Leitern hochklettern.
-
Und das hat das ganze erfolgreich gemacht.
Und dann haben sie das vor Tetris gesetzt
-
und da ist irgendwie was Komisches
passiert, wenn sie das angeguckt haben,
-
was das Programm tut. Das hat einfach die
Kästchen irgendwie so übereinander
-
gestapelt, keine rein gecleart oder sowas,
und dann total chaotisch irgendwie das
-
Feld gefüllt. Und kurz bevor es oben
angekommen ist und das nächste Teil
-
gekommen wäre und Game Over gewesen wäre,
hat es auf Pause gedrückt und ist da
-
einfach geblieben. Was dann dazu führte,
dass, ja, nach den Kriterien, die dem
-
vorgegeben wurden, hat es halt nicht
verloren und ist dann da halt... hat
-
unbegrenzt viele Punkte gekriegt auf diese
Art und Weise. Ja. Oder ein anderes Team
-
wollte einen virtuellen Roboter bauen, der
sich über eine Spielfläche möglichst
-
schnell bewegt, also der eine Strecke
möglichst schnell zurücklegt. Und dieser
-
Roboter konnte aus Rechtecken, 3D
Rechtecken oder Quadern bestehen, die
-
zusammenhängen, die Muskelverbindungen
haben oder sowas und auf Berührung mit dem
-
Boden irgendwas besonderes tun oder sowas.
Und die dachten: Okay, wir geben mal die
-
Kriterien vor und lassen da einen
generativen Algorithmus irgendwie drüber
-
laufen und gucken mal, was da passiert.
Und was ist passiert? Das Programm hat
-
einen Roboter gebaut, der ein ganz ganz
langes, dünnes Bein hatte und oben war so
-
ein schwerer Würfel drauf. Das ist dann
halt zur Seite umgekippt und hat diese
-
Strecke dadurch sehr schnell zurückgelegt.
Seitlich. Manche haben auch gelernt, noch
-
am Ende so einen kleinen Salto, einen
Überschlag zu machen, um noch ein bisschen
-
extra Strecke dabei drauf zu kriegen.
Nicht das, was die Forscher erwartet
-
haben, aber da haben sie dann im Paper
beschrieben, dass das passiert ist und
-
fanden das wahrscheinlich selber ganz
witzig. Dann gab es ein Programm, das
-
sollte einen Algorithmus reparieren. Ein
Algorithmus, der eigentlich eine Liste von
-
Zahlen sortieren sollte. Der Algorithmus
hat das meistens richtig sortiert.
-
Manchmal gab's aber irgendwie ein paar
Fehler. Und die Aufgabe für das Programm
-
war, dass es lernen sollte, wie man den
Algorithmus so fixt, dass es danach immer
-
eine sortierte Liste ausgibt. Was hat das
Programm gemacht? Es hat immer eine leere
-
Liste ausgegeben, weil es gemerkt hat:
Okay, dann akzeptiert meine Umgebung das
-
als sortiert. Gut, auch nicht das, was die
Forscher erwartet haben. Genau, das war so
-
ein Fahrsimulator, wo Leute sich dachten:
Okay, wir wollen nun ein autonomes Auto
-
simulieren und mal gucken, dass das die
Rundkurse möglichst schnell zurücklegt.
-
Und deshalb geben wir als Vorgabe, dass
die Durchschnittsgeschwindigkeit so hoch
-
sein soll wie möglich. Und haben das
angeworfen, haben irgendwie das wieder
-
selbst lernen lassen und so. Tja, was ist
passiert? Das Auto hat sich immer im Kreis
-
gedreht. Das GIF spielt gerade nicht, aber
ihr könnt euch vorstellen, es war einfach
-
auf dieser Strecke irgendwie möglichst
enge Kreise gefahren. Möglichst schnell,
-
ist da so langgeschlittert, hatte dadurch
eine super hohe
-
Durchschnittsgeschwindigkeit, aber ist
halt nicht vorangekommen. Und auch da
-
waren halt die Vorgaben von außen falsch,
was das Programm eigentlich lernen soll.
-
Genau das war auch... das ist vielleicht
eines meiner Lieblingsbeispiele. Da ging
-
es darum, virtuelle Agenten zu bauen, die
Fußball spielen auf einem 3D Feld und die
-
Gruppe dachte sich: Okay, was ist da ein
gutes Kriterium für einen guten
-
Fußballspieler? Wahrscheinlich, dass man
irgendwie oft an den Ball kommt. Das ist
-
ein Zeichen dafür, dass man irgendwie am
Spiel teilnimmt, dass man irgendwie den
-
Ball weitergibt oder so. Und genau. Und
was hat das Programm dann gemacht? Die
-
Agenten haben sich den Ball gegriffen und
möglichst schnell dagegen vibriert mit
-
einem ihrer Körperteile, um halt möglichst
viele Berührungen zu erzeugen dabei. Und,
-
ja. Gut, und hier noch ein letztes
Beispiel, was mal schiefgegangen ist. Da
-
ging es um Klassifizierung von Bildern.
Das ist so ein relativ typisches KI-
-
Problem, dass man dem irgendwie ein Bild
zeigt und das Programm soll entscheiden:
-
Ist da eine Katze drauf? Oder ist da keine
Katze drauf? Zum Beispiel. Und in dem Fall
-
hat jemand so ein Programm geschrieben und
irgendwie trainieren lassen und hat
-
festgestellt, dass das total schnell
supergut wurde. Mit Treffersicherheiten
-
über 90 Prozent oder so. Und aus der
Vergangenheit und aus alter Forschung
-
wusste die Person, dass das eigentlich
länger dauert und nicht so zuverlässig
-
funktioniert und hat da irgendwie länger
rein geguckt, was da wohl geschehen ist.
-
Und der Grund war, dass die beiden Typen
von Bildern aus zwei verschiedenen
-
Datenbanken kamen. Also die mit Katze aus
der einen und die ohne Katze aus der
-
anderen. Und die eine hatte ein bisschen
mehr Delay und das Programm hat dabei
-
irgendwie gelernt, das ist so eine Art
Timing-Atttacke, die da stattgefunden ist.
-
Also wenn es lange dauert, das Bild zu
holen, dann ist da offenbar keine Katze
-
drauf. Und daran hat es sich gehalten und
hat dann super zuverlässig dieses Ding
-
hingekriegt, das zu klassifizieren. Tja.
Genau. Wenn euch das Spaß gemacht hat,
-
gibt es noch eine ziemlich lange Liste von
solchen ähnlichen Fällen irgendwie unter
-
dieser URL, wo ich jetzt hier ein paar
herausgegriffen habe, die ich ganz lustig
-
fand. Aber da gibt es noch viel mehr.
-
Applaus
-
bleeptrack: Ich beschäftige mich momentan
ganz viel mit Generative Art, also mit
-
Kunst, die irgendwie aus dem Computer
erzeugt wird und ein Teil davon sind
-
zelluläre Automaten. Und ein Beispiel
haben wir zum Beispiel hier, das ist das
-
Game of Life. Meldet euch doch mal, wer
das Game of Life kennt oder vielleicht
-
sogar schon mal programmiert hat, selber.
Ein bisschen weniger. Also für den Stream:
-
Fast der ganze Saal hat sich jetzt hier...
der Raum hat sich jetzt gemeldet. Und ja,
-
Game of Life ist ein ganz klassischer
zellulärer Automat. Man befindet sich in
-
einer Grid World. Man hat also ein Raster
an Punkten. Und bei Game of Life ist es
-
so, dass ein Punkt eben entweder belebt
sein kann oder nicht. Wenn er lebt, dann
-
ist er hier schwarz markiert und wenn
nicht, dann ist er weiß. Und es gibt
-
Regeln, wie sich dieses Leben fortpflanzen
darf. Wenn es nämlich eine kleine - ich
-
weiß gar nicht, ich kann sie ganz
auswendig ehrlich gesagt nicht - wenn es
-
eine kleine Anzahl an umliegenden Punkten
gibt, die schon leben, dann entsteht neues
-
Leben. Und wenn es aber zu viele Punkte
sind, die außenrum leben, dann stirbt das
-
Leben praktisch ab. Und jetzt kann man
Schritt für Schritt über diese Grid World,
-
über dieses Raster gehen und sich eben
anschauen, wo neues Leben entsteht und wo
-
es stirbt. Und dann kann man solche
Animationen erstellen. Was da ganz witzig
-
ist, was ihr so nach unten rechts
weglaufen seht, das ist dann eine Form,
-
die dabei entsteht. Die hat man dann
Glider getauft. Die können sich nämlich so
-
fortbewegen in diesem Raum, das ist ganz
witzig. So, Game of Life ist
-
wahrscheinlich so der bekannteste
zellulärer Automat, aber wir können mal
-
noch ein paar andere angucken. Man kann
nämlich das Grid auch einfach ganz anders
-
definieren, zum Beispiel in Form von
Hexagons. Da muss man sich halt überlegen,
-
wie man die Regeln anpasst. Aber da kann
man genauso witzige Lebens... kleine
-
Lebensformen und Animationen draus machen.
Was mir immer noch besonders gut gefällt,
-
sind solche Sachen hier. Das sind
eindimensionale zelluläre Automaten und
-
die bauen sich nach so, zum Beispiel so
eine Regel auf. Das heißt, ich habe in dem
-
Fall als Streifen in der x-Achse den
momentanen Zustand und die Veränderung
-
über die Zeit mache ich nicht in Form von
Animationen, also dass ich immer ein neues
-
Bild zeichne, sondern die Zeit läuft
praktisch nach unten weg. Und hier seht
-
ihr z.B. die Regeln für den rule 30
eindimensionalen zellulären Automat. Das
-
heißt - sieht man die Maus - genau, wenn
wir hier ganz rechts gucken. Wenn es
-
praktisch hier im momentanen Zustand kein
Leben gibt, dann wird es auch weiterhin
-
kein Leben geben. Wenn es bei oberen
Pixeln einen Lebenspunkt oder hier zwei
-
gibt, dann entsteht halt neues Leben. Und
wenn es zu viele gibt, nehme ich hier zwei
-
oder mehr Punkte, dann stirbt das Leben
wieder ab. Und da kann man eben solche
-
hübschen Formen und Muster damit
produzieren. Und was mich dann sehr
-
überrascht hat, ist: Solche Formen kommen
natürlich... äh, nicht natürlich, aber
-
solche Formen kommen auch in der Natur
vor. Es gibt nämlich zum Beispiel hier
-
eine Schneckenart, die praktisch genau
nach diesem Prinzip die Schale... also das
-
Muster tritt genau so auf dieser Schale
auf. Und man kann das Spielchen jetzt
-
natürlich auch noch weitertreiben, und
zwar nicht in der eindimensionalen
-
Variante, sondern in der zweidimensionalen
Variante. Aber wir können natürlich vom
-
praktisch diskreten Raum, wo es nur eins
und null gibt, also lebend und nicht
-
lebend in einen größeren Raum gehen, wo es
noch Zwischenzustände gibt. Und da gibt's
-
ein Projekt, das heißt z.B. Smooth Life.
Also es ist eine Weiterentwicklung von
-
einem typischen Game of Life und man hat
noch so graue Zwischenzustände. Und da
-
entstehen dann auf einmal ganz andere
Formen. Aber was ich besonders witzig
-
ist... äh, witzig finde, ist, dass auch
solche Glider entstehen. Das sind immer
-
diese Punkte hier. Und wenn wir mal ein
bisschen abwarten, genau, dann seht ihr,
-
die hier ab und zu schon mal so rum
flitzen. Also solche sich fort bewegenden
-
Konstrukte entstehen da halt immer noch.
Und ich finde das sehr faszinierend,
-
solche Animationen anzuschauen.
-
Applaus
-
blinry: Ich hab euch ein paar kleine
Schriftarten mitgebracht. Das erste
-
Beispiel heißt Mini Text. Hat sich jemand
ausgedacht: Eine Schriftart, die nur einen
-
Pixel breit ist. Das Alphabet sieht dann
so aus. Ich glaube, oben ist eine
-
Zahlenreihe. Unten ist das Alphabet von A
bis Z. Und wenn man das erst mal anguckt,
-
könnte man denken: Ok, so ein bisschen,
weiß nicht, wie ein Flaggen Alphabet oder
-
so. Muss man halt auswendig lernen, welche
Farbkombinationen für welchen Buchstaben
-
stehen. Aber tatsächlich steckt da ein
bisschen mehr hinter. Der Trick ist
-
nämlich, dass vor zehn Jahren, als die
Person sich das ausgedacht hat, super
-
verbreitet waren LCD Bildschirme, wo
einzelne Pixel halt aus drei Farbstreifen
-
bestanden: Aus roten, grünen und blauen
Subpixeln, die dann zusammen irgendwie
-
eine weiße Farbe erzeugen, wenn alle
angeschaltet sind. Und das führt dann
-
dazu, dass wenn man nur bestimmte Teile
der Farben anmacht, dann kriegt er halt
-
irgendwie, weiß nicht... wenn ihr jetzt
einen blauen Pixel anschaltet, dann ist
-
nur der rechte Streifen davon an. Das
führt dazu, dass wenn man das wirklich auf
-
einem echten LCD Bildschirm tut, auf
nativer Auflösung, und das mit einem eine
-
Lupe anguckt oder groß fotografiert oder
sowas, dann ergeben sich halt da die
-
Buchstaben durch, dass man irgendwie
Kombinationen bauen kann aus diesen drei
-
Spalten. Und das ist ziemlich cool. Ich
hab das neulich mal vertwittert und Leute
-
haben das bei sich ausprobiert und
heutzutage ist die Diversität ein bisschen
-
höher. Ja, genau. Ich hatte damals, als
ich das gefunden habe, kurzfristig meinen
-
Twitteravatar mal so auf einen Mini-Text
getan, wo dann irgendwie drinstand, dass
-
man mehr als 140 Zeichen im Avatar
unterbringen kann. Aber es empfiehlt dann,
-
seinen Followern eine Lupe auszuteilen,
damit die das auch lesen können. Und genau
-
- Leute haben das neulich nochmal
ausprobiert. Da passierte dann z.B. sowas,
-
wo offenbar Rot und Blau Subpixel
vertauscht waren, bei dieser Person. Also
-
da sind die Buchstaben im Grunde zu
erkennen, aber alle sind falschrum. Works
-
for me, könnte man sagen. Oder bei anderen
Personen passierte das. Das ist eine
-
superweirde Subpixel-Anordnung, so wie sie
bei Sensoren von digitalen Foto Kameras
-
verwendet wird, zum Beispiel. Da ist es
halt nicht brauchbar und tja, für die
-
Person ist es dann halt nicht lesbar. Ich
hab gehört, beim CTF gibt es irgendwie
-
eine Challenge, die mit dieser Font auch
zu tun hat. Ja, genau. Und dann saßen wir
-
neulich im Hackerspace rum und haben
nochmal ein bisschen damit gespielt und
-
haben überlegt: Okay, wie viel Text kann
man auf wie viel Platz darstellen? Und
-
haben mal den ersten Band von Herr der
Ringe genommen, die Gefährten. Haben uns
-
einen Generator für Mini-Text geschrieben
und festgestellt, dass tatsächlich der
-
ganze erste Band auf Englisch in ein Bild
passt mit 3500 Pixel Breite quadratisch.
-
Das ist ziemlich cool. Auf 5k Bildschirmen
oder so kann man dann quasi das ganze Buch
-
auf einem Bildschirm haben, muss nur
zwischen den einzelnen Bänden einmal
-
umblättern, sozusagen. Und ja, in dem
Moment haben wir versucht... Applaus.
-
Viel ist halt wirklich schwer zu lesen und
das tat unseren Augen weh und so. Und Lena
-
hier meinte dann, wir könnten das ja mal
an die Wand werfen mit einem Projektor, um
-
näher ran gehen zu können und so. Das war
aber leider eine Technologie in dem
-
Beamer, die gar nicht mit so Pixeln
arbeitete. Insofern nützte uns das in dem
-
Moment nichts. Genau, und die zweite
kleine Schrift, die ich euch mitgebracht
-
habe, ist Dotsies. Auch da sind einzelne
Buchstaben einen Pixel breit. Das
-
funktioniert nur ein bisschen anders: Das
ist halt eine Kombination... also ihr habt
-
eine 5-Pixel-Reihe, also 5 Pixel hoch, 1
Pixel breit und unterschiedlich viele
-
davon sind an oder aus. Das sind dann
halt... hier muss man wirklich auswendig
-
lernen, welche Buchstaben welche
Pixelanordnungen sind. Und was cool ist an
-
dieser Schrift ist, dass wenn man daraus
Wörter zusammen baut, dann haben die einen
-
relativ kleinen visuellen Eindruck. Also
hier ist der gleiche Text oben und unten.
-
Ihr seht schon, beim einen ist der Text in
Dotsies viel viel kleiner und viel
-
kompakter. Und außerdem bilden die
einzelnen Wörter relativ gut visuell
-
erkennbare Muster. Da kann man ein
bisschen leichter Mustererkennung machen,
-
wenn man Dotsies lesen kann im Vergleich
zu lateinischen Buchstaben. Genau. Wenn
-
ihr das lernen wollt, kann ich total
empfehlen: Geht hier auf dotsies.org, da
-
gibt es ein Tutorial, was so funktioniert,
dass ihr erst einmal einen Text mit
-
lateinischen Buchstaben, die aber schon so
angeordnet sind wie später die Dotsies.
-
Das heißt, ihr lest diesen Text von oben
nach unten und gewöhnt euch schon mal ein
-
bisschen an diese Struktur und nach und
nach werden dann immer mehr Buchstaben
-
durch die Dotsies-Äquivalente ersetzt.
Also da unten kommt... geht es dann los,
-
das irgendwie ein Wort schon einmal
exemplarisch in Dotsies gezeigt wird, aber
-
- weiß nicht - das E wird dann als erstes
komplett ersetzt oder sowas. Man kann
-
immer mit der Maus drüber fahren um
nochmal zu spicken, quasi, was das jetzt
-
eigentlich für ein Buchstabe war. Und das
ist ein Text, weiß nicht, das dauert eine
-
Viertelstunde den zu lesen oder sowas.
Wenn ihr unten auf der Seite angekommen
-
seid, könnt ihr auf einmal Dotsies lesen.
Das ist eine total coole Erfahrung
-
irgendwie, dass das so flüssig ins Gehirn
geht. Das ist total irre. Kann ich
-
empfehlen.
-
Applaus
-
bleeptrack: So, ich möchte euch gerne eine
kleine Anekdote erzählen: Ich war kürzlich
-
eingeladen in die Schweiz, um einen
Vortrag zu halten über Lernen in Online-
-
Communities. Und die Erfahrung habt ihr
wahrscheinlich auch alle gemacht, dass ihr
-
euch wahnsinnig viel aus dem Internet
selber irgendwie beigebracht habt. Und ich
-
hab mich dann gefragt: Was war eigentlich
meine erste Online-Community, in der ich
-
irgendwie Technicksachen gelernt habe? Und
mir ist dann eingefallen: Das war ein
-
Online-Forum. So was gibt's ja fast gar
nicht mehr. Ein Online-Forum zu einem
-
Spiel, das hieß Petz. Das ist eigentlich
so ein - ja, ihr seht das - ein Tamagotchi
-
Spiel. Ja, man kann da mit kleinen Hunden
und Katzen spielen und die adoptieren und
-
streicheln und es ist ganz niedlich. Und
ich hab da mal nach diesem Spiel gesucht
-
und interessante Sachen gefunden. Die
Community bestand - das war so in meinem
-
Fall zumindest so um die 2000er, da hatte
die so gerade ihre Hochkultur - bestand
-
hauptsächlich aus jungen Frauen, die sich
gegenseitig hacken beigebracht haben. Es
-
ist die Frage, was hackt man denn an
diesem Spiel? Da ging es jetzt gar nicht
-
um Cracken für das Spiel oder so. Das war
nicht das Problem. Es ging darum, neue
-
Hunderassen zu bauen und es ging halt so
einfach: Man hat nämlich einfach die
-
Dateien der Rasse genommen, also jede
Rasse war in einer Datei hinterlegt und
-
hat die im Hex Editor aufgemacht und saß
dann vor einer Riesenwand an komischen,
-
für mich zumindest damals ziemlich
kryptischen Zahlen und hat die halt
-
versucht zu verändern um andere Farben zu
kriegen, um, keine Ahnung, den Hund größer
-
zu machen oder kleiner oder längere Ohren
und sowas. Und da gab es eine riesige
-
Community, die einfach nur Tutorials
geschrieben hat, wie ich mit dem Hex
-
Editor Files bearbeite, was ich wo ändern
muss, damit es funktioniert. Und ja, diese
-
Community bestand halt nur aus jungen
Frauen. Und das jetzt im Nachhinein zu
-
erfahren fand ich super witzig, dass es
die gab. Weil ich glaube, so eine
-
Community gibt es heute vermutlich eher
nicht mehr. Zumindest kenne ich keine.
-
Also sagt mir gerne Bescheid, wenn es da
was equivalentes gibt. Und es ist sehr
-
witzig, da jetzt Berichte nachzulesen.
Also sucht gerne mal nach dem Spiel Petz
-
5, da gibt's ein paar sehr spannende
Artikel von Leuten, die das so
-
Retrospektiven drüber geschrieben haben
und ich freue mich sehr, dass ich damals
-
Teil dieser Community war.
-
Applaus
-
blinry: Ich möchte euch etwas über
Lipogramme erzählen. Der Begriff kommt aus
-
dem altgriechischen "Lipogrammatikos",
bedeutet "leaving out a letter". Und da
-
geht es um Texte, in denen tatsächlich ein
Buchstabe nicht vorkommt. Es gibt in der
-
Literatur ein paar Beispiele. Das ist
irgendwie aus den Dreißigern, Gatsby. Ist
-
ein ganzes Buch ohne den Buchstaben E. Und
irgendwie hab ich gelesen, dass der Autor
-
mal behauptet hätte, er hätte auf seiner
Tastatur damals die - auf seiner
-
Schreibmaschine - die Taste, den Hebel für
die Taste E irgendwie fixiert, damit er
-
nicht versehentlich drückt. Trotzdem ist
es passiert, dass in diesem Buch, ich
-
glaube, vier Vorkommen von E sind. Also
auf dem Cover offensichtlich auch, in
-
diesem Slogan "Without the letter E". Da
kommt es natürlich dann vor, aber
-
innerhalb der Seiten gibt es viermal das
E, was irgendwie versehentlich
-
reingerutscht ist. Es gibt dreimal das
Wort "the" und einmal das Wort "Officers",
-
glaube ich. Aber sonst ist das, finde ich,
eine starke Leistung, auf die Art und
-
Weise ein Buch zu schreiben. Das hat dann
inspiriert noch andere Autoren, das auch
-
zu versuchen. Zum Beispiel hier ist ein
französisches Werk, das auch genauso ohne
-
E auskommt. Und da finde ich nicht nur
beeindruckend, dass der Autor es geschafft
-
hat, das zu schreiben, sondern dass das
auch in viele Sprachen übersetzt wurde,
-
unter Beibehaltung des gleichen
Constraints. Also es gibt da einen
-
irgendwie auf Englisch "A Void" oder auf
Deutsch heißt das dann "Anton Yoyles
-
Fortgang" von Verlag "zwi tausnd ins", wie
ihr seht. Und ich hab euch mal
-
mitgebracht, den allerersten Absatz davon,
dass ihr ein bisschen Gefühl dafür kriegt,
-
wie das ist, wenn man dieses harte
Constraints hat. Also, ich lese mal ein
-
bisschen: Kardinal, Rabbi und Admiral als
Führungsfigur null und nichtig und darum
-
völlig abhängig vom Ami-Trust , tat durch
Radionachricht und Plakatanschlag kund,
-
dass Nahrungsnot und damit Tod aufs Volk
zukommt. Zunächst tat man das als
-
Falschinformation ab. Das ist
Propagandagift, sagt man. Doch bald schon
-
ward spürbar, was man ursprünglich nicht
glaubt. Das Volk griff zum Stock und zum
-
Dolch. "Gib uns das täglich Brot", hallts
durchs Land und "pfui auf das Patronat,
-
auf Ordnung, Macht und Staat". Und so
weiter. Und an dem Ausdruck merkt man
-
schon so ein paar Tricks, die da benutzt
werden, dass man "jetzt hallts" schreibt
-
statt "hallt es" oder sowas, um irgendwie
das E zu vermeiden oder hat ganz viele
-
Verbformen wählt, wo die verschiedenen
Zeitformen, die man hat, halt keine E
-
enthalten. Genau. Gibt noch mindestens
fünf andere Sprachen, in die das übersetzt
-
wurde. Und ja, den Umstand finde ich
krass. Ich möchte nicht mit den
-
Übersetzern tauschen, ehrlich gesagt.
Genau, das ist noch ein Buch, das ich
-
tatsächlich gelesen habe, die ersten
beiden kenne ich nur vom Hörensagen. "Ella
-
Minnow Pea" heißt das und erzählt die
Geschichte einer Kleinstadt. Die haben so
-
einen... also die Person, die diese Stadt
gegründet hat und die irgendwie deren
-
großes Mythos-Vorbild ist, hat dort eine
Statue stehen, mitten in der Stadt. Und da
-
ist eine Inschrift drunter, die nämlich...
dieser Satz ist "The quick brown fox jumps
-
over the lazy dog", was jeden Buchstaben
des Alphabets enthält. Und eines Tages
-
fällt von dieser Inschrift ein Buchstabe
ab und alle Bewohner sehen das natürlich
-
als Zeichen, dass unbedingt dieser
Buchstabe vermieden werden muss. Es ist
-
ein Roman, der aus Briefen besteht, den
sich die Dorfbewohner untereinander
-
schreiben. Und da fangen die dann relativ
schnell an, das auch konsequent
-
durchzuziehen und halt diesen Buchstaben
wegzulassen. Und naja, über die Zeit
-
fallen dann mehr Buchstaben ab und dann
müssen sie mehr Buchstaben vermeiden. Und
-
über den Verlauf dieses Romans eskaliert
das ziemlich und es bleiben echt wenig
-
Buchstaben übrig. Ja, das kann ich sehr
empfehlen, dieses Buch. Genau. Und wenn
-
ihr das mal ausprobieren wollte, wie es
ist, so zu schreiben, gibt es tatsächlich
-
eine Mastodon Instanz, nämlich
Oulipo.social, wo es verboten ist, den
-
Buchstaben E zu benutzen. Also wenn ihr
irgendwas schreibt, was ein E enthält,
-
dann kriegt ihr eine Fehlermeldung, dass
man das nicht abschicken kann und die
-
Leute dahinter haben tatsächlich auch das
gesamte Interface übersetzt. Ich weiß
-
nicht, ob euch das auffällt, da steht
jetzt nicht "Nickname" oben links, sondern
-
"Login Alias" und so. Also auf allen
Knöpfen werdet ihr auch kein E finden und
-
wenn, ist es ein Bug. Es gibt ein paar
GitHub Issues, wo Leute dann doch ein E
-
gefunden haben. Ich glaub ich hab mal...
Also ich hab das eine zeitlang mal
-
benutzt, ein bisschen, und habe dann
später nochmal reingeguckt und dann stand
-
irgendwie in einem Tutoren "year ago" mit
e in dem "year", was irgendwie die Leute
-
offenbar nicht auf dem Schirm hatten, weil
das halt so neu war, dass nichts ein Jahr
-
alt war. Aber das hab ich als Bug gemeldet
und es wurde gefixt und jetzt steht da
-
irgendwie 24 Monate oder so... 12 Monate.
Genau. Und das ist super witzig irgendwie,
-
da mal eine Zeit drauf zu gehen und
versuchen, so Texte zu formulieren. Weiß
-
nicht, hier in der rechten Spalte schreibt
blabla irgendwie darüber, wie ein Film
-
besucht wo... es geht offenbar um "group
of young individuals that do hacking stuff
-
using computing units and shout 'hack this
world'". Und das hat auch einen ganz
-
komischen psychischen Effekt, wenn man da
eine Weile ist, wenn man dann die Seite
-
wieder verlässt und versucht, andere Texte
zu schreiben, weil man dann immer noch so
-
denkt, ich muss das doch vermeiden. Und
was könnte ich dann stattdessen benutzen?
-
Oder man liest irgendwie andere Texte, wo
ganz viele Es drin sind und man denkt: Was
-
ist denn da kaputt? Naja, und zum
Ausgleich, wo man hier kein e benutzen
-
kann, gibt es auch eine Mastodon Instanz,
wo man nur Es benutzen kann. Das ist
-
dolphin.town. Also man darf Es und Zahlen
benutzen als Username und als Inhalt der
-
TUDs. Ich denke, da haben die Leute
vielleicht auch viel Spaß. Ich weiß es
-
nicht. Da hab ich keinen Account. Aber
macht euch doch einen.
-
Applaus
-
bleeptrack: Ein sehr anderes spannendes
Thema, was ich euch näherbringen möchte,
-
ist Sinneserweiterung für den Körper. Und
ja, so in der Hacking Szene - naja,
-
populär wäre übertrieben, aber was man
schon öfter mal antrifft, sind so NFC
-
Implantate oder implantierte Magneten oder
sowas. Ich meine, das hat nichts so sehr
-
mit Sinneserweiterungen zu tun. Wobei
doch. Wobei der Magnet ist ja schon eine
-
Sinneserweiterung. Man fühlt ja zum Teil
elektromagnetische Felder. Sowas ist
-
irgendwie gängig. Ich möchte euch aber
über einem Projekt erzählen, was ich in
-
meinem Masterstudium in der Uni mit zwei
anderen sehr netten Kommilitonen gemacht
-
habe und ich es damals sehr spannend fand.
Wir haben eine Smartphone-App geschrieben
-
und wir haben vier Arm-Manschetten gebaut,
die uns unsere, ja, unsere normalen Sinne
-
erweitern sollten. Und wie ihr schon seht
okay, eine Manschette war keine richtige
-
Manschette. Wir haben einmal praktisch so
Elektro-Pads genommen, die ihr kennt von
-
den Muskel Kontraktionen, wenn man Muskeln
aufbauen möchte. Genau. Also da kann man
-
Strom drauf geben und dann merkt ihr
selber den Muskel ein bisschen zucken.
-
Dann gab es noch diese zweite Manschette
hier. Da waren vier Servos drin verbaut.
-
Das heißt, man konnte so eine Art Druck
erzeugen. Also man hat so ein Kneifen am
-
Arm gespürt, wenn man da was ausgelöst
hat. Die Dritte hier, die waren ein
-
bisschen schwierig anzulegen, der
Prototyp. Aber die hatte so zirka zehn
-
kleine Vibrations-Motoren rundrum verbaut,
die man halt auch einzeln ansteuern konnte
-
im Zweifelsfall, um so Pattern abfahren zu
lassen. Und die große Arm-Manschette hier,
-
die hatte so vier Pedier-Elemente. Das
heißt, man konnte praktisch Hitze oder
-
Kälte auf der Haut fühlen. So die konnte
man auch alle in Reihe schalten und
-
theoretisch alle gleichzeitig tragen, was
dann sehr futuristisch aussieht. Und man
-
musste ein Täschchen tragen wegen Akku.
Und der Plan war folgender: Man hat diese
-
Handy-App und man sollte diverse
Informationsquellen auf diese Manschetten
-
mappen können. Das heißt, ich kann z.B...
könnte fühlen, wie viele Leute sich im
-
WLAN befinden durch Vibrationen. Oder ich
könnte fühlen... keine Ahnung, den
-
Herzschlag von meinem Freund... den
irgendwie auf die Wärme mappen lassen,
-
wenn der Sport treibt, dass das dann warm
wird oder sowas. Das war ja die Idee und
-
damit haben wir experimentiert. Und wir
haben natürlich auch ein bisschen selbst
-
Tests damit gemacht. Und ich hab zwei
Selbsttest gemacht, die ich ganz spannend
-
fand. Wir hatten einmal... haben wir
versucht, die Location zu mappen, das
-
heißt mein Kommilitone damals, der hatte
ja sein Smartphone dabei und hat seine GPS
-
Location immer zum Server geschickt. Und
wenn wir uns nahe gekommen sind, dann hat
-
die Manschette mehr vibriert. Und eines
Tages fahr ich an die Uni hoch und trug
-
diese Manschette, weil wir eben später an
der Uni damit experimentieren wollten. Und
-
ich merke es auf einmal vibrieren und
denke so: Okay, wir haben einen Bug in
-
unserer Software? Irgendwas ist voll
komisch. Komm an der Uni an, erzähle es
-
meinen Kollegen, meint er irgendwie: Wir
müssen uns das nochmal angucken. Irgendwas
-
ist nicht richtig. Als ich heute zur Uni
hochgefahren bin, da die Manschette auf
-
einmal voll vibriert. Irgendwas ist nicht
okay. Und dann meint mein Kommilitone: Ja,
-
wo seid ihr denn lang gefahren? Ja, hier
den Standardweg. Ja, an der Bushaltestelle
-
vorbei. Ja, ja, da stand ich. Also ich
habe einfach gemerkt, dass er da war und
-
wusste es nicht einmal. Das war so ein
Aha-Erlebnis in dem Moment für uns. Das
-
ist eigentlich eine ziemlich witzige
Technologie ist und das andere, was ich
-
ausprobiert habe, das ist das, was ihr
hier seht. Da war das noch so der super
-
super early Prototyp: Nur die Vibrations-
Manschette, die ich anhatte und ich hab
-
immer abgegriffen, wieviel User grad auf
meiner Website sind und hab mir das auch
-
durch Vibrationen anzeigen lassen und ich
bin mir nicht mehr ganz sicher - das Rote
-
müsste praktisch... das Rote ist ground
truth, also wie viele Leute tatsächlich da
-
waren und das Blaue, was ich vermutet
habe, wie viele Leute da sind und ihr
-
könnt sehen, dass das relativ gut ist.
Also ich hab's offensichtlich auch
-
manchmal nicht mitbekommen, gerade wenn es
leicht vibriert. Also die niedrigste
-
Vibrations Stufe war wirklich schwer zu
erfühlen überhaupt. Gerade wenn man sich
-
bewegt, dann hat man es eigentlich gar
nicht gemerkt. Das kann schon sein, dass
-
man das dann einfach nicht mitbekommt. Das
ist ein ziemlich witziges Gefühl, auf
-
einmal für so digitale Sachen ein Gefühl
zu bekommen. Also gerade wenn man so
-
Spikes hat und denkt so: Whoa, jetzt sind
gerade 5 Leute, sind gerade auf meiner
-
Website, so: Ich kann auf einmal fühlen,
wie Online-Präsenz funktioniert, mit
-
wieviel Leuten ich da virtuell
interagiere. Also das sind Konzepte, die
-
ich immer noch sehr spannend finde. Und
ich kann euch, ja, ich würde euch gern
-
ermutigen, auch mal sowas zu bauen. Ich
glaube es ist jemand am Kongress, wo ich
-
den Twitter-Handle gerade nicht weiß. Der
hat ein Gerät dabei, wo man... weißt du
-
das, hast du das auch gesehen? Man kann
was fühlen durch Akustik. Genau. Aber was
-
kann man fühlen? Was meinst du? Ja, WLAN-
Stärke, genau, man kann oder die Wifi-
-
Auslastung oder so fühlen durch Akustik,
also halt nicht durch Vibrationen, sondern
-
man kann mit Kopfhörern durch die Gegend
laufen und hören, wie stark oder wie viele
-
Leute da im Wifi sind. Also solche
Projekte unbedingt mal ausprobieren. Das
-
ist eine ganz tolle Erfahrung.
-
Applaus
-
blinry: Ich möchte euch noch von der
Simulationshypothese erzählen. Wenn ihr
-
auf die Webseite geht, findet ihr da auch
ein Paper darüber, was das sehr lang
-
ausbreitet. Ich versuche es nochmal ein
bisschen kürzer zusammenzufassen, worum es
-
da geht. Also es ist ein Argument, das
sagt, dass wir alle wahrscheinlich in
-
einer Simulation leben und die die
Argumentation geht so, dass man sagt: Wenn
-
man sich so ein Spiel wie Pong anguckt
z.B., vor ein paar Jahrzehnten, das war
-
super einfache Grafik, so ein paar Pixel
weiß auf schwarz oder sowas, konnte nicht
-
viel machen und heutige Spiele haben halt
irgendwie eine hyperrealistische 3D Grafik
-
mit, weiß ich nicht, wo man teilweise in
VR irgendwie in diese Welt rein kann, die
-
schon super super realistisch aussieht.
Und wenn man annimmt, dass jedes Jahr es
-
da ein kleines bisschen Verbesserung gibt
in Richtung einer realistischen
-
Simulation, ist anzunehmen, dass
irgendwann der Punkt erreicht ist, wo
-
solche Computerspiele so realistisch sind,
dass wir sie nicht mehr unterscheiden
-
können von der Wirklichkeit. Und zu diesem
Zeitpunkt könnte es halt, weiß ich nicht,
-
irgendwie so Spielekonsolen geben oder so,
wo ganz viele kleine Universum Simulatoren
-
drin laufen. Und wenn man sich dann
überlegt: Okay, es gibt irgendwie eine
-
"echte" Welt und ganz viele dieser
Konsolen mit einer simulierten Welt drin.
-
Wie wahrscheinlich ist es dann, dass wir
in der echten Welt leben? Also die
-
Wahrscheinlichkeit wird halt sehr, sehr
niedrig sein. Das ist die Argumentation,
-
die dahinter steckt. Das ist ein bisschen
vereinfacht, verglichen mit dem, was der
-
Autor hier schreibt. Aber so in die
Richtung geht das. Und das finde ich einen
-
interessanten Gedanken. Und ich glaube,
richtig entkräftbar ist das nicht.
-
Höchstens durch den Gedanken, dass Leute
beschließen, es ist irgendwie nicht
-
moralisch, solche Simulationen zu starten
oder die Menschheit wird irgendwie vorher
-
ausgerottet. Ja, irgendwie eine dieser
Möglichkeiten muss so sein. Und ich habe
-
neulich noch eine interessante Ergänzung
zu dieser These gelesen, nämlich, dass die
-
Welt über unserer, die unsere simuliert,
wahrscheinlich total langweilig ist. Aus
-
folgendem Grund: Wenn wir Menschen
irgendwie ein Computerspiel oder einen
-
Film oder sowas erzeugen, dann machen wir
da ja auch immer irgendwie
-
hochkonzentriert interessante Dinge rein.
Warum sollten wir irgendwas machen, was
-
langweiliger ist als unsere echte Welt?
Und deshalb sind wir vielleicht ganz gut
-
dran, dass wir in der Simulation sind und
nicht eine Ebene höher, weil wir es hier
-
einfach spannend haben. Und dieses
Argument stackt natürlich auch beliebig
-
nach oben: Die Welt der Wesen, die uns
simulieren, könnte simuliert sein und so
-
weiter. Ja, finde ich einen interessanten
Gedanken. Und ich hab da noch gefunden
-
beim Recherchieren: Tatsächlich haben
Leute ein Experiment entworfen, mit dem
-
sie testen wollen, ob wir in einer
Simulation sind. Und ich muss sagen, ich
-
habe die Argumentation dahinter nicht ganz
verstanden. Ihr könnt gerne auf den Link
-
gehen und das mal selber versuchen zu
verstehen. Es ist irgendwie eine
-
Argumentation in die Richtung, dass wenn
man so eine Simulation ausführt des
-
gesamten Universums, dass wir da halt
super super viel Rechenkapazität
-
verbrauchen. Und deshalb ist es
wahrscheinlich, dass da irgendwie so ein
-
paar Tricks eingebaut sind. Paar
Optimierungen irgendwie, die halt nur dann
-
das Fortschritt des Universums simulieren,
wenn das tatsächlich jemand mitkriegt oder
-
sowas irgendwie. Wenn jemand im Wald ist,
dann passiert da nichts dran, sozusagen.
-
Und ich glaube, mit diesem Experiment
wollen die Forscher herausfinden, ob
-
gewisse Dinge... also es ist so eine Art
Doppelspalt-Experiment, ob das einen
-
Unterschied macht, ob ein Mensch ein
Ergebnis beobachtet oder eine Maschine.
-
Und ich kann nicht ganz nachvollziehen, ob
das ein stichhaltiges Experiment ist, weil
-
man ja auch sagen könnte, wenn die die
Rechenkapazitäten nicht reichen, okay,
-
dann skalieren wir halt irgendwie den
Computer wieder hoch, der das macht. Das
-
soll uns nicht einschränken. Aber ich
finde es interessant, dass Leute sich um
-
sowas einen Kopf machen und herausfinden
wollen, ob wir in einer Simulation sind.
-
Ist ja dann so weit gekommen, dass die
tatsächlich eine Kickstarter-Kampagne
-
geschaltet haben zur Durchführung dieses
Experiments, die super erfolgreich war.
-
Und da bin ich mal gespannt auf die
Ergebnisse.
-
Applaus
-
bleeptrack: Ich habe nochmal einen sehr
spannenden Algorithmus dabei, wie ich
-
finde. Der heißt Wave Funcion Collapse und
ich hoffe, dass das Internet funktioniert.
-
Dann schauen wir uns den einfach mal
funktionierend an. Ja, genau. Sehr gut.
-
Das ist ein Algorithmus aus dem
Hintergrund der prozeduralen Generierung,
-
der auch im Gamedesign viel Anwendung
findet. Ihr seht schon, der bekommt immer
-
ein kleines Input Bild und kann daraus
Texturen generieren. Und ich finde das
-
total spannend, dem beim Arbeiten
zuzugucken. Das ist im Endeffekt ein
-
Constraints Solver. Das heißt, ich
beschreibe... ich versuche mal kurz zu
-
beschreiben, wie der in etwa arbeitet: Der
sucht sich eine Region in diesem Bild aus,
-
in einem bestimmten Pixel Umfang. Also
sagen wir mal so ein 2x2 Pixel Feld und
-
ein 3x3 Pixel Feld z.B. und schaut sich,
fängt, setzt einen Punkt zufällig. Ok, ich
-
muss anders anfangen. Er sucht sich dieses
2x2 Pixel Feld und er stellt eine
-
Häufigkeitswahrscheinlichkeit, wie oft
dieses Feld in dem Startbild vorkommt.
-
Dann hab ich diese Häufigkeit und dann
kann ich, um die große Textur zu
-
generieren, irgendwo anfangen und da ein
zufälliges 2x2 Feld nehmen. Und danach
-
muss ich halt gucken was an dieses 2x2
Feld dran passt. Und dazu kann ich ja
-
dieses Input Bild als Referenz nehmen und
mache das dann eben abhängig davon, wie
-
oft neue Ausschnitte überhaupt in dem Bild
vorkommen können. Und ich finde es total
-
abgefahren, da zuzugucken, wie der
arbeitet. Und wenn ihr da jetzt praktisch
-
so, ich sage mal verschwommene Pixel seht,
dann sind es halt noch unsichere Zustände,
-
wo es mehrere Lösungen für das Constraints
Solving geben könnte. Und ich finde daran
-
sehr spannend, dass man mit sehr wenig
Aufwand, nämlich nur mit der Erstellung
-
von so einem Dummy Bildchen am Anfang sehr
viel coole Texturen raus bekommt. Wir
-
können das gerne mal noch ein bisschen
weiter anschauen. Man kann da übrigens
-
auch sehr gut mit der Fenstergröße
spielen, um unterschiedliche Sachen zu
-
erzeugen. Und was ich dann noch
mitgebracht habe, ist so eine interaktive
-
Demo wovon ich auch mal hoffe, dass sie
lädt. Sehr gut. Jemand hat es nämlich als
-
super coole interaktive Demo geschrieben,
d.h. hier links seht ihr das Input Bild
-
bei Modules und rechts sind die Slots. Da
möchten wir jetzt praktisch unser neues
-
Bild erzeugen. Das heißt, diese Felder
hier hab ich jetzt zur Auswahl, um damit
-
irgendwo zu starten. Und sagen wir, wir
möchten mit dieser... dieses Sonnensymbol
-
soll in unserer... könnte in unserem Bild,
das wir generieren wollen hier liegen.
-
Jetzt seht ihr schon, er klappt jetzt ganz
viel um. Das ist ja ein Constraints
-
Solver. Das heißt, es gibt im Input-Bild
ja nur die Möglichkeit, dass z.B. blauer
-
Himmel liegt und über blauem Himmel kann
auch nur blauer Himmel liegen. Deswegen
-
löst der Constraints Solver diese Felder
hier schon einmal auf, weil da nichts
-
anderes sein kann von der
Wahrscheinlichkeit her. Jetzt können wir
-
da praktisch einfach so nach und nach
durchgehen und z.B. sagen: Hier daneben
-
soll nochmal Himmel liegen. Dann löst das
schon wieder die nächsten Felder, wo es
-
keine andere Möglichkeit gibt. Und so kann
ich mich da jetzt durchklicken und einfach
-
festlegen, wo was liegt. Ich mache das
jetzt hier so ein bisschen zufällig, damit
-
es ein bisschen schneller geht. Nochmal so
eine Statue, nochmal Himmel und nochmal
-
Fels und dann nochmal Fels. Genau. Und so
haben wir einfach aus dem Input Bild neue
-
Textur generiert. Und was auch sehr nett
ist: Man kann hier - ich resette das mal -
-
dann kann man hier auch direkt auf "Solve"
klicken und dem Algorithmus praktisch
-
selber mal beim Arbeiten zugucken. Das
heißt hier in rot seht ihr jetzt praktisch
-
die Teile, die eliminiert werden beim
Constraints Solving, die also keine
-
sinnvolle Lösung sind. Ich mache mal die
Geschwindigkeit hier ein bisschen
-
schneller. Genau, sonst dauert das ewig.
Genau, und in der Variante macht er ja
-
auch... genau bei diesem Constraints
Solving auch ein bisschen Back Tracking,
-
also da, wo es halt nicht funktioniert,
macht er auch mal etwas rückgängig oder
-
so. Genau, jetzt lassen wir den einfach
mal durchlaufen, dann baut er hier selber
-
noch was schickes und hat ein neues Bild
gebaut. Und wir können ja auch einfach mal
-
ein paar Mal lösen. Und ihr seht schon, es
kommen immer neue Bilder raus, die immer
-
in sich schlüssig sind. Weil ich habe ja
die Wahrscheinlichkeiten vom Input Bild,
-
aber sie sind halt immer anders und es
wird sehr gerne momentan bei, bei der...
-
ja, beim Game-Development benutzt, um
irgendwie Texturen zu bauen oder zum Teil
-
auch Level und so was.
-
Applaus
-
bleeptrack: Jetzt wäre es nur cool, wenn
ich da wieder rauskomme. Ja, cool. Ah,
-
deswegen. So.
blinry: Ich möchte euch noch von
-
Dynamicland erzählen. Das ist ein
Forschungsprojekt, das ich super
-
inspirierend finde, über zukünftige
Interaktionen mit Computern, wie das
-
aussehen könnte. Und ich dachte mir, wir
gehen einfach mal auf die Webseite dazu
-
und scrollen da zusammen ein bisschen
rüber. Die Idee ist im Grunde, dieses
-
Computing, das man normalerweise in so
einem Gerät hat, da rauszuholen und in den
-
Raum um einen herum zu tun. Also was man
macht, um in diesem Dynamicland-System
-
Berechnungen auszuführen ist: Man schreibt
erstmal ein Programm in so einem Lua
-
Dialekt mit so ein paar Special Features
und druckt sich das aus. Das dann auf so
-
ein Zettel mit... ihr seht diese lustigen
bunten Marker in den Ecken. Und unter der
-
Decke dieses Raumes hängt dann zum einen
eine Kamera, die das trackt und zum
-
anderen ein Projektor, der da irgendwie
Dinge drauf projezieren kann. Also die
-
Punkte sind, glaube ich, erstmal nur so
ein bisschen eine Krücke und ein
-
Platzhalter, bis man irgendwie besseres
sinnvolleres Tracking hinkriegt. Das
-
funktioniert halt ganz stabil und naja,
jedes Stück Papier, das da rumliegt, ist
-
halt ein eigenes Programm, das irgendwie
Dinge tut. Und das kann die Umgebung
-
wahrnehmen, weiß, welche anderen Zettel da
sind und man kann das irgendwie ausrichten
-
und auf etwas anderes zeigen lassen, um zu
sagen: Hier, dies ist ein Argument, das
-
sollst du irgendwie verändern oder so. Und
es funktioniert... also dieser Lua-Dialekt
-
funktioniert so, dass man sich halt
bestimmte Sachen... also man kann Aussagen
-
über die Welt machen und man kann dann
daraus was ableiten und irgendwie sich
-
etwas wünschen. Zum Beispiel sich
wünschen, dass das Papier, auf das man
-
gerade zeigt, grün ausgeleuchtet wird oder
sowas. Oder es könnte dann sein, dass ein
-
anderes Programm sich wünscht, dass das
blau ausgeleuchtet wird. Da gibt's dann
-
irgendwie einen Konfliktauflösungs-
Mechanismus, dass das nicht ständig hin
-
und her flattert. Und genau, hier sieht
ihr in dem Beispiel auch gerade mal so
-
farbige Schnipsel irgendwie auf einen Link
gelegt. Ich glaube, das war so eine Musik-
-
Sequenzer, wo dann irgendwie eine Linie
drüber läuft und abhängig von der Position
-
dieser farbigen Dingsies, eine Melodie
spielt. Und das ist halt eine völlig
-
andere Art und Weise, ein Software-Ding zu
bauen, weil man in einer Gruppe daran
-
arbeiten kann und halt um einen Tisch
herum steht und kann ziemlich parallel
-
irgendwie neue Komponenten dazu basteln.
Und ihr könnt halt auch auf einmal mit
-
Schere und Kleber User Interface bauen. In
der Mitte ist so eine Wählscheibe, die
-
sich drehen kann und dann auf andere
Sachen zeigt oder sowas. Und dadurch, dass
-
das auf einmal in der echten Welt ist,
habt ihr halt viel mehr Möglichkeiten, mit
-
euren Händen Dinge damit zu tun. Und das
finde ich total spannend. Weiß ich nicht,
-
wenn man irgendetwas, irgendeine Software-
Komponente geschrieben hat, dann speichert
-
man die halt nicht irgendwo hin, sondern
heftet sie in den Ordner und stellt sie
-
ins Regal. Das finde ich ulkig. Ist super
ulkig. Und, also, dieses Projekt ist so
-
angelegt, dass Sie die nächsten Jahre erst
einmal ein bisschen ausprobieren werden,
-
was man so machen kann mit diesem neuen
dynamischen Medium. Und später dann so ein
-
bisschen sich erhoffen den Effekt wie bei
Bibliotheken früher, dass die halt
-
irgendwie so ein Dynamicland in einer
Stadt bauen und dass man das dann
-
irgendwie forkt und in andere Städte
bringt und das dann irgendwie ein kommunes
-
Ding ist, wo Leute hingehen können, wenn
sie mal so ein Medium benutzen wollen.
-
Und, genau. Haben sehr ambitionierte
Pläne, was das angeht. Ich bin gespannt,
-
was daraus wird. Aber ich finde das total
inspirierend, das so zu sehen. Und von
-
allem, was ich mitkriege, denke ich immer,
wenn man da mal ein paar Tage drin war,
-
ist das glaub ich super frustrierend,
irgendwie so kleine Bildschirme zu haben,
-
wo man dann so durchgucken muss und
irgendwie mit dem Ding zu interagieren,
-
statt da einfach drin zu sein und
irgendwie mit seinem Körper irgendwie
-
Dinge machen zu können. Genau. Die Person,
die sich das ausgedacht hat oder
-
mitgegründet hat ist Bret Victor. Das ist
ein Mensch, der irgendwie auch viele
-
andere coole Dinge macht. Kann ich
empfehlen, mal über die Homepage zu gucken
-
- hat Vorträge gehalten zu verschiedenen
Themen, wo es sehr oft darum geht, wie man
-
besser mit Sachen interagieren könnte. Und
oft hinterlassen seine Vorträge so eine
-
gewisse Frustration mit dem Status quo,
weil man sieht: Okay, man könnte das
-
eigentlich viel schöner machen. Man
könnte, während man eine Software
-
schreibt, auf der anderen Bildschirmhälfte
schon sehen, welche Auswirkungen das hat.
-
Direkt, statt das irgendwie zu compilen
und dann muss man ne halbe Minute warten
-
oder sowas und dann kann man das testen.
Und ja, finde ich spannend. Finde ich
-
spannend, so zu denken. Genau. Wenn euch
ein bisschen mehr interessiert die
-
Details, wie Dynamicland funktioniert,
gibt es diesen Artikel eines Menschen, der
-
dort mitforscht. Den kann ich empfehlen,
der wirklich mal ganz ausführlich
-
beschreibt, wie so ein kleiner Teil in
diesem Dynamicland gebaut wurde, nämlich
-
so ein Kartensystem, wo man ein großes
Stück Papier hat, als Ausgabemedium im
-
Wesentlichen und dann kann man da
verschiedene Werkzeuge drauf richten, um
-
damit etwas zu tun, um... da unten ist so
eine Textbox z.B., da kann man dann
-
irgendwie was rein tippen mit einer
Tastatur, die auch mit getrackt wird und
-
dann kann man irgendwie eine bestimmte,
einen bestimmten Ort der Erde anwählen.
-
Dann kann man Zoom-Linsen drauf richten,
um Vergrößerungen davon zu kriegen. Und
-
der Artikel beschreibt halt auch, wie die
Sprache dahinter funktioniert und ja, das
-
find ich spannend.
-
Applaus
-
bleeptrack: Dann sind wir schon beim
letzten Thema angekommen. Ich möchte ein
-
bisschen was zu Farben erzählen und wir
fangen mal an mit dem Thema Synästhesie.
-
Es gibt Menschen, bei denen verschmelzen
bestimmte Wahrnehmungskanäle. Da gibt's
-
ganz abgefahrene Sachen. Es gibt Leute,
bei denen verschmilzt zum Beispiel der
-
Geschmackssinn mit einer Erinnerung an
Wörter, oder so. Das heißt, jemand denkt
-
an Montag und hat auf einmal das Gefühl
von Erdbeermarmelade im Mund. Und da geht
-
es jetzt nicht darum, dass man sich selber
irgendwie gemerkt hat, weil man mal so
-
eine Erfahrung hatte, sondern es ist
wirklich eine andere Art von Kopplung. Und
-
es gibt Leute, die Musik hören und dabei
das Gefühl haben, von... wie sich
-
Oberflächen anfassen, eher rau oder
flauschig oder vielleicht auch Farben
-
sehen oder sowas. Und hallo, ich bin
Synästhet. Bei mir ist das aber eine
-
ziemlich milde Form und ich hab das mal in
der Schule entdeckt, dass ich das habe.
-
Bei mir verschmelzen, kann man sagen,
Buchstaben und Zahlen mit Farben. Das
-
heißt, wenn ich sehr intensiv an was lese
oder was rechne, dann hab ich immer so ein
-
leichtes Gefühl einer Farbe. Das ist
relativ schwierig zu beschreiben. Ich habe
-
das damals in der Schule gemerkt, als wir
eine Mathematik Kurzarbeit geschrieben
-
haben. Man musste etwas ausrechnen und es
kam ein Bruch raus. Und ich wusste zwar,
-
der Bruch ist richtig, aber ich ärgerte
mich total, dass der voll dumme Farben
-
hat. Also die passten halt nicht zusammen.
Und da hab ich gemerkt: Das ist glaub ich
-
nicht so ganz normal. Und hatte dann mal
zufällig später eine Dokumentation über
-
das Phänomen gesehen und mich darin
praktisch wiedererkannt. Was ich hier
-
mitgebracht habe ist "Hello 35c3". Und ich
habe mal grob versucht, die Farben auf die
-
Buchstaben zu malen, die ich da in etwa
fühle, würde ich mal sagen. Und ich dachte
-
auch immer früher, das würde mir voll bei
Sudoku oder sowas helfen. Das tut es aber
-
leider nicht. Ich bin ziemlich schlecht.
Aber dafür ärgert mich Minesweeper
-
besonders, weil die Farben halt nicht
passen. Also was ihr hier praktisch seht -
-
und das ist jetzt auch eher Zufall, dass
das alles in so einem braun-gelb-blau Ton
-
ist, also ich habe die Farbpalette, an die
ich so denke oder fühle, die ist durchaus
-
größer. Ja, das ist jetzt hier eher
Zufall. Also wenn ich das Wort "Hello"
-
sehe, dann sind die... die Ls für mich
haben so eine Art, man könnte sagen so
-
himmelblau, sind so sehr leicht, das O ist
auch fast eher so transparent, das kann
-
man da schlecht zeigen. Und es ist jetzt
auch nicht so, dass ich Text lese und das
-
wirklich so sehe, sondern es ist
tatsächlich eher wie so ein Gefühl und das
-
kennt ihr vielleicht, wenn ihr was, keine
Ahnung, was Rotes anguckt - das ist ja
-
eher eine warme Farbe, da hat man
vielleicht eher so ein wohliges Gefühl,
-
sag ich jetzt mal. Und wenn ihr was Blaues
anguckt, dann ist das vielleicht eher so
-
ein kaltes Gefühl. Und es gibt Farben, die
sind eher grell, das macht eher aggressiv,
-
sag ich mal. Es ist eher so ein Gefühl,
was man in dem Moment hat. Also es ist
-
jetzt... wie gesagt, es ist halt nicht,
dass ich jetzt tatsächlich sage, ich sehe
-
schwarzen, eigentlich ist da schwarzer
Text und ich denke, der ist bunt. So ist
-
das natürlich nicht. Es gibt auch noch
andere witzige Dinge, die mit Farben
-
passieren können. Es gibt Tetrachromaten.
Die haben nämlich ein Zäpfchen mehr als
-
die meisten Menschen auf der Netzhaut und
können - das sind meistens Frauen, weil
-
es, glaube ich, irgendwie über die
Y-Chromosomen vererbt wird. Und die können
-
den Gelb-Farbraum höher auflösen. Und ich
hab vorhin nochmal nachgeguckt und das
-
sind wohl angeblich ein Viertel der
Menschen, was ich irgendwie erstaunlich
-
hoch fand. Ehrlich gesagt, bin mir nicht
ganz sicher, ob das wirklich eine
-
sinnvolle Zahl ist. Aber das gibt es auf
jeden Fall und nachweisbar... es gibt auch
-
so Farb-Tests, die man machen kann, wo
halt unterschiedliche Farbpaletten
-
abgedruckt sind. Und wenn man da mehr
erkennen kann, dann hat man wohl
-
vermutlich ein Zäpfchen mehr im Auge. Also
es gibt Menschen, die einfach, ja... noch
-
viel höher Farben auflösen können als die
meisten. Und zum Schluss, es gibt die
-
sogenannten Impossible Colors. Da gibt es
mehrere Kategorien davon. Und ich habe
-
eine mitgebracht. Da geht es darum, dass
es bestimmte Mischfarben so von der
-
Wellenlänge/Frequenz, wie sie eben in
unserem Spektrum stattfindet, nicht
-
existiert. Und das sind in dem Fall zum
Beispiel Blau und Gelb direkt
-
nebeneinander. Die kann man so nicht
wahrnehmen. Die existieren so natürlich
-
nicht und da haben sich Leute Gedanken
gemacht: Was wurde denn aber mit unserem
-
Gehirn passieren, wenn wir sowas trotzdem
sehen könnten und haben sich überlegt: Ja
-
gut, dann mischen wir das halt einfach mal
durch schielen und das kommt ja dann
-
trotzdem beide... der Input von beiden
Sachen kommt ja dann trotzdem im Gehirn an
-
und mal schauen was da passiert. Und ich
würde euch mal bitten, also wenn ihr das
-
möchte, das mal zu probieren. Also das
Ziel ist, zu schielen und die beiden Xe
-
übereinander zu haben, sodass praktisch...
ihr würdet dann praktisch links ein blaues
-
Quadrat sehen, in der Mitte ein gemischtes
Quadrat und rechts ein gelbes. Es ist ein
-
bisschen schwierig, tatsächlich. Klappt
das bei jemanden? Ja? Kannst du
-
beschreiben, wie das aussieht, wenn du das
übereinander legst durch Schielen? Die
-
Antwort war: Es flackert in der Mitte. Das
ist tatsächlich auch, was bei mir
-
passiert. Ich versuche es mal zu
beschreiben. Es ist nicht, dass sich die
-
Farben tatsächlich so richtig mischen,
sondern man hat einen... irgendwie so
-
einen Farb-Gradienten. Also es verläuft
schon so von blau nach gelb, fast
-
ruckartig, aber die Grenze zwischen Blau
und Gelb, die wabert so komisch hin und
-
her. Die ist nicht statisch irgendwo,
sondern es sieht so ein bisschen seltsam
-
aus, wenn man das macht. Und wir können
das nochmal mit zwei anderen Farben
-
probieren, mit Rot und Grün. Wenn es bei
jemand klappt, wäre das voll nett, wenn er
-
sich melden würde. Du, zum Beispiel.
Kannst du es beschreiben, wie es bei dir
-
aussieht?
unverständlich
-
bleeptrack: Kannst du es ein bisschen
lauter sagen? Ein sehr leuchtend...
-
pardon, ein sehr leuchtendes Rot. Okay,
interessant, das war bei mir ein bisschen
-
anders. Funktioniert das bei noch jemanden
mit schielen? Bei dir? Wie sieht es bei
-
dir aus?
Person: Ich sehe wieder changierende Töne,
-
allerdings sind die verschoben gegenüber
den Außen, also mein Rot ist gelblicher,
-
mein Grün ist brauner als das Außen-Grün.
bleeptrack: Ja, ist witzig. Ist ein
-
bisschen unterschiedlich, offensichtlich.
Bei mir ist es eher so, also ich hab ein
-
ähnliches Phänomen wie bei dir, dass es so
ein bisschen, so eine Farbverschiebung
-
gibt. Aber mir ist das, als krisselt das
ganz arg. Also, als hätte man bei einem
-
Foto eine ganz hohe ISO, als würde das Rot
immer permanent gegen das Grün kämpfen.
-
Also es krisselt ganz arg. Also probiert
das gerne mal aus. Und ich kann da auch
-
generell sehr den Wiki... gerade den
englischen Wikipedia-Artikel über
-
Impossible Colors empfehlen, wo es noch
andere Beispiele für solche Phänomene
-
gibt. Und damit sind wir für dieses Jahr
mit Operation Mindfuck leider schon am
-
Ende. Wenn ihr über irgendetwas von diesen
Themen oder irgendetwas, was vielleicht
-
auch in eine ähnliche Richtung geht, mit
uns quatschen wollt, dann macht das gerne.
-
Ihr findet uns online auf bleeptrack.de
oder morr.cc oder auf Twitter und auch auf
-
Mastodon. Und die Slides findet ihr auch
unten auf dem Link. Und ja, wir beide
-
haben uns sehr gefreut, dass ihr so
zahlreich gekommen seid. Macht's gut.
-
Applaus
-
Herald: Ja, danke euch beiden. Vielleicht
haben wir ja direkt noch Fragen, die wir
-
beantworten können. Weiß ich nicht, hat
jemand von euch eine Frage an unsere
-
beiden Speaker? Scheint nicht so. Dann
sagen wir nochmal Danke an bleeptrack und
-
blinry und dann war das leider schon unser
ganzes Programm für heute in der Wikidata
-
WG.
Bis morgen dann.
-
Applaus
-
Musik
-
Untertitel erstellt von c3subtitles.de
im Jahr 2021. Mach mit und hilf uns!