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Ein eindringlicher Appell, schnellstens gegen den Klimawandel vorzugehen

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    Als ich ungefähr 8 Jahre alt war,
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    hörte ich zum ersten Mal vom Klimawandel
    und von globaler Erwärmung.
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    Offenbar hatten das Menschen
    durch ihre Lebensweise gemacht.
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    Mir wurde gesagt,
    ich solle das Licht ausmachen,
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    um Energie zu sparen,
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    und Papier wiederverwenden,
    um Ressourcen zu sparen.
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    Ich erinnere mich,
    dass ich es sehr seltsam fand,
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    dass Menschen, die eine
    Tierart von vielen sind,
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    dazu fähig sind,
    das Erdklima zu verändern.
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    Denn wenn wir es wären
    und es tatsächlich geschah,
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    dann würden wir doch
    über nichts anderes mehr sprechen.
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    Im Fernsehen würde es nur darum gehen.
  • 1:00 - 1:03
    Schlagzeilen, Radio, Zeitungen --
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    wir würden von nichts anderem
    hören oder lesen,
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    so als wäre ein Weltkrieg ausgebrochen.
  • 1:11 - 1:13
    Aber niemand sprach darüber.
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    Wenn das Verbrennen
    fossiler Brennstoffe so schädlich war,
  • 1:18 - 1:20
    dass es unsere Existenz bedrohte,
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    wie konnten wir dann
    so weitermachen wie bisher?
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    Warum gab es keine Beschränkungen?
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    Warum wurde es nicht verboten?
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    Für mich ergab das keinen Sinn.
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    Es war zu unwirklich.
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    Mit 11 Jahren wurde ich krank.
  • 1:41 - 1:43
    Ich bekam Depressionen.
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    Ich hörte auf zu sprechen und zu essen.
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    Innerhalb von zwei Monaten
    verlor ich etwa 10 kg Gewicht.
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    Später bekam ich die Diagnose
    Asperger-Syndrom,
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    Zwangsstörungen und selektiver Mutismus.
  • 2:00 - 2:02
    Im Grunde bedeutet es,
    dass ich nur spreche,
  • 2:02 - 2:04
    wenn ich es für nötig halte.
  • 2:04 - 2:05
    Jetzt ist einer dieser Momente.
  • 2:05 - 2:07
    (Lachen)
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    (Applaus)
  • 2:16 - 2:18
    Für Menschen mit einer Form von Autismus
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    ist fast alles schwarz oder weiß.
  • 2:21 - 2:23
    Wir können nicht gut lügen
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    und meist nehmen wir
    ungern am sozialen Leben teil,
  • 2:26 - 2:29
    das alle anderen so zu mögen scheinen.
  • 2:29 - 2:30
    (Lachen)
  • 2:31 - 2:34
    In vielerlei Hinsicht scheinen
    Autisten die Normalen
  • 2:34 - 2:36
    und die anderen ziemlich seltsam zu sein.
  • 2:36 - 2:37
    (Lachen)
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    Besonders beim Thema Nachhaltigkeit,
    über das jeder sagt,
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    der Klimawandel sei
    eine existentielle Bedrohung
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    und das wichtigste Thema von allen,
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    machen alle weiter wie bisher.
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    Ich verstehe das nicht,
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    denn wenn Emissionen
    gestoppt werden müssen,
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    dann müssen wir sie stoppen.
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    Ich sehe das schwarz-weiß.
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    Es gibt keine Grauzonen,
    wenn es um das Überleben geht.
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    Entweder bestehen wir
    als Zivilisation weiter oder nicht.
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    Wir müssen uns ändern!
  • 3:12 - 3:15
    Reiche Länder wie Schweden
    müssen anfangen,
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    die Emissionen wenigstens
    um 15 % pro Jahr zu verringern.
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    Nur so bleiben wir
    unter einer Erwärmung von 2 Grad.
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    Doch wie der Weltklimarat kürzlich zeigte,
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    könnten wir mit einem Ziel
    von 1,5° Celsius stattdessen
  • 3:32 - 3:35
    die Folgen für das Klima
    deutlich reduzieren.
  • 3:36 - 3:37
    Wir können uns denken,
  • 3:37 - 3:40
    was das für die Verringerung
    von Emissionen bedeutet.
  • 3:41 - 3:42
    Man sollte meinen,
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    die Medien und sämtliche Politiker
    würden über nichts anderes reden.
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    Aber sie erwähnen es nicht einmal.
  • 3:49 - 3:54
    Auch nicht, dass Treibhausgase
    bereits im System eingeschlossen sind.
  • 3:54 - 3:57
    Oder dass Luftverschmutzung
    eine Erwärmung versteckt,
  • 3:57 - 4:00
    so dass wir beim Verbrennungsstopp
    fossiler Brennstoffe
  • 4:00 - 4:02
    bereits eine zusätzliche Erwärmung
  • 4:03 - 4:07
    von vielleicht sogar 0,5
    bis 1,1° Celsius haben.
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    Außerdem spricht kaum jemand darüber,
  • 4:11 - 4:15
    dass wir uns mitten im sechsten
    Massenaussterben befinden.
  • 4:16 - 4:21
    Bis zu 200 Arten sterben tagtäglich aus.
  • 4:22 - 4:27
    Arten sterben heute 1.000-mal
  • 4:27 - 4:31
    bis 10.000-mal schneller aus als normal.
  • 4:34 - 4:40
    Kaum jemand spricht über den Aspekt
    der Klimagerechtigkeit,
  • 4:40 - 4:43
    welche im Pariser Abkommen
    überall erwähnt wird
  • 4:43 - 4:48
    und die absolut erforderlich ist,
    damit es global funktioniert.
  • 4:49 - 4:51
    Es bedeutet,
  • 4:51 - 4:55
    reiche Länder müssen ihre Emissionen
    innerhalb von 6 bis 12 Jahren
  • 4:56 - 4:58
    auf Null reduzieren müssen.
  • 5:00 - 5:03
    So bekommen Menschen
    in ärmeren Ländern die Chance,
  • 5:03 - 5:07
    ihren Lebensstandard durch den Aufbau
    einer Infrastruktur zu verbessern,
  • 5:07 - 5:08
    die wir bereits haben,
  • 5:09 - 5:12
    wie Straßen, Schulen, Krankenhäuser,
  • 5:12 - 5:15
    sauberes Trinkwasser,
    Elektrizität und so weiter.
  • 5:16 - 5:20
    Denn wie können wir von Ländern
    wie Indien oder Nigeria verlangen,
  • 5:20 - 5:22
    sich um die Klimakrise zu kümmern,
  • 5:22 - 5:27
    wenn wir, die schon alles haben,
    uns keine Sekunde darum kümmern
  • 5:27 - 5:30
    oder um die aktuellen Zusagen
    zum Pariser Abkommen?
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    Warum also reduzieren wir
    unsere Emissionen nicht?
  • 5:37 - 5:41
    Warum steigen sie stattdessen immer noch?
  • 5:42 - 5:45
    Verursachen wir absichtlich
    ein Massenaussterben?
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    Sind wir böse?
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    Nein, sicher nicht.
  • 5:52 - 5:53
    Die Menschen machen weiter,
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    weil ein Großteil keine Ahnung
    vor den Folgen unseres Alltagslebens hat.
  • 6:00 - 6:03
    Sie wissen nicht, dass ein
    schneller Wandel notwendig ist.
  • 6:04 - 6:08
    Wir alle denken, wir wissen es,
    und wir alle denken, jeder weiß es,
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    aber so ist es nicht.
  • 6:11 - 6:12
    Wie könnten wir das auch?
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    Wenn es wirklich eine Krise gäbe,
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    die durch unsere Emissionen
    verursacht würde,
  • 6:20 - 6:22
    müssten man wenigstens
    einige Anzeichen sehen.
  • 6:23 - 6:27
    Nicht nur überflutete Städte,
    zehntausende Tote
  • 6:27 - 6:31
    und ganze Länder voller Trümmer
    aus abgerissenen Gebäuden.
  • 6:32 - 6:34
    Man würde Beschränkungen sehen.
  • 6:34 - 6:36
    Aber nein.
  • 6:37 - 6:38
    Und niemand spricht darüber.
  • 6:40 - 6:42
    Es gibt keine Notfallversammlungen,
  • 6:42 - 6:46
    keine Schlagzeilen,
    keine aktuellen Nachrichten.
  • 6:46 - 6:49
    Niemand handelt,
    als wären wir in einer Krise.
  • 6:50 - 6:54
    Sogar die meisten Klimaforscher
    und grünen Politiker
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    fliegen rund um die Welt,
    essen Fleisch und Milchprodukte.
  • 7:02 - 7:08
    Wenn ich 100 Jahre alt werde,
    werde ich im Jahr 2103 leben.
  • 7:10 - 7:12
    Wenn Sie heute
    über die Zukunft nachdenken,
  • 7:12 - 7:15
    denken Sie nicht
    über das Jahr 2050 hinaus.
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    Im besten Fall habe ich dann nicht einmal
    die Hälfte meines Lebens hinter mir.
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    Was geschieht danach?
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    Im Jahr 2078 feiere ich
    meinen 75. Geburtstag.
  • 7:32 - 7:35
    Wenn ich Kinder oder Enkelkinder habe,
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    verbringen sie vielleicht den Tag mit mir.
  • 7:39 - 7:41
    Vielleicht fragen sie mich nach Ihnen,
  • 7:41 - 7:45
    den Menschen, die im Jahr 2018 lebten.
  • 7:47 - 7:49
    Vielleicht fragen sie,
    warum Sie nichts taten,
  • 7:50 - 7:52
    als Ihnen noch Zeit dafür blieb.
  • 7:54 - 7:58
    Was wir jetzt tun oder nicht tun,
    betrifft mein ganzes Leben
  • 7:58 - 8:01
    und das Leben meiner Kinder
    und Enkelkinder.
  • 8:02 - 8:04
    Was wir jetzt tun oder nicht tun,
  • 8:04 - 8:09
    können ich und meine Generation
    in Zukunft nicht ungeschehen machen.
  • 8:12 - 8:15
    Also beschloss ich
    zum Schulbeginn im August,
  • 8:15 - 8:17
    dass es jetzt reicht.
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    Ich setzte mich vor dem
    schwedischen Parlament auf den Boden.
  • 8:22 - 8:25
    Ich machte Schulstreik für das Klima.
  • 8:27 - 8:30
    Manche Leute sagen, ich solle
    stattdessen zur Schule gehen.
  • 8:30 - 8:32
    Manche Leute sagen, ich solle lernen,
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    damit ich als Klimaforscherin
    "die Klimakrise lösen" kann.
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    Aber die Klimakrise ist bereits gelöst.
  • 8:42 - 8:45
    Wir kennen alle Fakten und die Lösungen.
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    Wir müssen nur noch aufwachen
    und etwas ändern.
  • 8:50 - 8:52
    Und warum soll ich
    für eine Zukunft lernen,
  • 8:52 - 8:55
    die bald nicht mehr da ist,
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    wenn niemand etwas tut,
    um diese Zukunft zu retten.
  • 9:00 - 9:03
    Was bringt es, Fakten
    im Schulsystem zu lernen,
  • 9:04 - 9:06
    wenn die wichtigsten Fakten,
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    die von der Wissenschaft
    aus dem gleichen Schulsystem kommen,
  • 9:09 - 9:13
    offensichtlich nichts für unsere Politiker
    und unsere Gesellschaft bedeuten?
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    Einige Leute sagen,
    Schweden sei nur ein kleines Land
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    und es spiele keine Rolle, was wir tun.
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    Aber wenn ein paar Kinder
    weltweit Schlagzeilen machen können,
  • 9:26 - 9:29
    nur weil sie einige Wochen
    nicht zur Schule gehen,
  • 9:29 - 9:32
    stellen Sie sich vor, was wir zusammen
    tun könnten, wenn wir wollen.
  • 9:32 - 9:36
    (Applaus)
  • 9:36 - 9:39
    Jetzt sind wir fast am Ende meiner Rede
  • 9:41 - 9:46
    und hier fangen die Meisten an,
    über Hoffnung zu reden:
  • 9:47 - 9:51
    Solarmodule, Windkraft,
    Kreislaufwirtschaft und so weiter,
  • 9:52 - 9:54
    aber ich werde das nicht tun.
  • 9:55 - 9:59
    Es gab 30 Jahre lang
    Aufmunterungen und positive Ideen.
  • 10:00 - 10:02
    Es tut mir leid,
    aber es funktioniert nicht.
  • 10:03 - 10:04
    Hätte es funktioniert,
  • 10:04 - 10:07
    wären die Emissionen
    inzwischen zurückgegangen.
  • 10:07 - 10:08
    Sie sind es aber nicht.
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    Ja, wir brauchen Hoffnung,
  • 10:12 - 10:14
    sicher brauchen wir sie.
  • 10:14 - 10:18
    Aber noch mehr als Hoffnung
    brauchen wir Taten.
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    Sobald wir handeln, ist Hoffnung überall.
  • 10:23 - 10:26
    Statt also nach Hoffnung zu suchen,
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    suchen Sie nach Handlungsmöglichkeiten.
  • 10:28 - 10:32
    Dann, und nur dann, wird Hoffnung kommen.
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    Heute verbrauchen wir tagtäglich
    100 Millionen Barrel Öl.
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    Die Politik ändert daran nichts.
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    Es gibt keine Regeln,
    das Öl im Boden zu lassen.
  • 10:49 - 10:52
    Wir können die Welt nicht retten,
    indem wir die Regeln einhalten,
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    denn die Regeln müssen geändert werden.
  • 10:56 - 10:58
    Alles muss sich ändern.
  • 10:59 - 11:00
    Und es muss heute beginnen.
  • 11:01 - 11:02
    Vielen Dank.
  • 11:02 - 11:07
    (Applaus und Jubel)
Title:
Ein eindringlicher Appell, schnellstens gegen den Klimawandel vorzugehen
Speaker:
Greta Thunberg
Description:

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
11:08

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