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Als ich ungefähr 8 Jahre alt war,
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hörte ich zum ersten Mal vom Klimawandel
und von globaler Erwärmung.
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Offenbar hatten das Menschen
durch ihre Lebensweise gemacht.
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Mir wurde gesagt,
ich solle das Licht ausmachen,
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um Energie zu sparen,
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und Papier wiederverwenden,
um Ressourcen zu sparen.
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Ich erinnere mich,
dass ich es sehr seltsam fand,
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dass Menschen, die eine
Tierart von vielen sind,
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dazu fähig sind,
das Erdklima zu verändern.
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Denn wenn wir es wären
und es tatsächlich geschah,
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dann würden wir doch
über nichts anderes mehr sprechen.
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Im Fernsehen würde es nur darum gehen.
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Schlagzeilen, Radio, Zeitungen --
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wir würden von nichts anderem
hören oder lesen,
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so als wäre ein Weltkrieg ausgebrochen.
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Aber niemand sprach darüber.
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Wenn das Verbrennen
fossiler Brennstoffe so schädlich war,
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dass es unsere Existenz bedrohte,
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wie konnten wir dann
so weitermachen wie bisher?
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Warum gab es keine Beschränkungen?
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Warum wurde es nicht verboten?
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Für mich ergab das keinen Sinn.
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Es war zu unwirklich.
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Mit 11 Jahren wurde ich krank.
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Ich bekam Depressionen.
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Ich hörte auf zu sprechen und zu essen.
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Innerhalb von zwei Monaten
verlor ich etwa 10 kg Gewicht.
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Später bekam ich die Diagnose
Asperger-Syndrom,
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Zwangsstörungen und selektiver Mutismus.
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Im Grunde bedeutet es,
dass ich nur spreche,
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wenn ich es für nötig halte.
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Jetzt ist einer dieser Momente.
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(Lachen)
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(Applaus)
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Für Menschen mit einer Form von Autismus
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ist fast alles schwarz oder weiß.
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Wir können nicht gut lügen
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und meist nehmen wir
ungern am sozialen Leben teil,
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das alle anderen so zu mögen scheinen.
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(Lachen)
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In vielerlei Hinsicht scheinen
Autisten die Normalen
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und die anderen ziemlich seltsam zu sein.
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(Lachen)
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Besonders beim Thema Nachhaltigkeit,
über das jeder sagt,
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der Klimawandel sei
eine existentielle Bedrohung
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und das wichtigste Thema von allen,
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machen alle weiter wie bisher.
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Ich verstehe das nicht,
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denn wenn Emissionen
gestoppt werden müssen,
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dann müssen wir sie stoppen.
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Ich sehe das schwarz-weiß.
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Es gibt keine Grauzonen,
wenn es um das Überleben geht.
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Entweder bestehen wir
als Zivilisation weiter oder nicht.
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Wir müssen uns ändern!
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Reiche Länder wie Schweden
müssen anfangen,
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die Emissionen wenigstens
um 15 % pro Jahr zu verringern.
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Nur so bleiben wir
unter einer Erwärmung von 2 Grad.
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Doch wie der Weltklimarat kürzlich zeigte,
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könnten wir mit einem Ziel
von 1,5° Celsius stattdessen
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die Folgen für das Klima
deutlich reduzieren.
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Wir können uns denken,
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was das für die Verringerung
von Emissionen bedeutet.
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Man sollte meinen,
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die Medien und sämtliche Politiker
würden über nichts anderes reden.
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Aber sie erwähnen es nicht einmal.
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Auch nicht, dass Treibhausgase
bereits im System eingeschlossen sind.
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Oder dass Luftverschmutzung
eine Erwärmung versteckt,
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so dass wir beim Verbrennungsstopp
fossiler Brennstoffe
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bereits eine zusätzliche Erwärmung
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von vielleicht sogar 0,5
bis 1,1° Celsius haben.
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Außerdem spricht kaum jemand darüber,
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dass wir uns mitten im sechsten
Massenaussterben befinden.
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Bis zu 200 Arten sterben tagtäglich aus.
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Arten sterben heute 1.000-mal
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bis 10.000-mal schneller aus als normal.
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Kaum jemand spricht über den Aspekt
der Klimagerechtigkeit,
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welche im Pariser Abkommen
überall erwähnt wird
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und die absolut erforderlich ist,
damit es global funktioniert.
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Es bedeutet,
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reiche Länder müssen ihre Emissionen
innerhalb von 6 bis 12 Jahren
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auf Null reduzieren müssen.
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So bekommen Menschen
in ärmeren Ländern die Chance,
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ihren Lebensstandard durch den Aufbau
einer Infrastruktur zu verbessern,
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die wir bereits haben,
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wie Straßen, Schulen, Krankenhäuser,
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sauberes Trinkwasser,
Elektrizität und so weiter.
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Denn wie können wir von Ländern
wie Indien oder Nigeria verlangen,
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sich um die Klimakrise zu kümmern,
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wenn wir, die schon alles haben,
uns keine Sekunde darum kümmern
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oder um die aktuellen Zusagen
zum Pariser Abkommen?
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Warum also reduzieren wir
unsere Emissionen nicht?
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Warum steigen sie stattdessen immer noch?
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Verursachen wir absichtlich
ein Massenaussterben?
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Sind wir böse?
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Nein, sicher nicht.
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Die Menschen machen weiter,
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weil ein Großteil keine Ahnung
vor den Folgen unseres Alltagslebens hat.
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Sie wissen nicht, dass ein
schneller Wandel notwendig ist.
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Wir alle denken, wir wissen es,
und wir alle denken, jeder weiß es,
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aber so ist es nicht.
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Wie könnten wir das auch?
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Wenn es wirklich eine Krise gäbe,
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die durch unsere Emissionen
verursacht würde,
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müssten man wenigstens
einige Anzeichen sehen.
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Nicht nur überflutete Städte,
zehntausende Tote
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und ganze Länder voller Trümmer
aus abgerissenen Gebäuden.
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Man würde Beschränkungen sehen.
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Aber nein.
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Und niemand spricht darüber.
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Es gibt keine Notfallversammlungen,
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keine Schlagzeilen,
keine aktuellen Nachrichten.
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Niemand handelt,
als wären wir in einer Krise.
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Sogar die meisten Klimaforscher
und grünen Politiker
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fliegen rund um die Welt,
essen Fleisch und Milchprodukte.
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Wenn ich 100 Jahre alt werde,
werde ich im Jahr 2103 leben.
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Wenn Sie heute
über die Zukunft nachdenken,
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denken Sie nicht
über das Jahr 2050 hinaus.
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Im besten Fall habe ich dann nicht einmal
die Hälfte meines Lebens hinter mir.
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Was geschieht danach?
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Im Jahr 2078 feiere ich
meinen 75. Geburtstag.
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Wenn ich Kinder oder Enkelkinder habe,
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verbringen sie vielleicht den Tag mit mir.
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Vielleicht fragen sie mich nach Ihnen,
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den Menschen, die im Jahr 2018 lebten.
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Vielleicht fragen sie,
warum Sie nichts taten,
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als Ihnen noch Zeit dafür blieb.
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Was wir jetzt tun oder nicht tun,
betrifft mein ganzes Leben
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und das Leben meiner Kinder
und Enkelkinder.
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Was wir jetzt tun oder nicht tun,
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können ich und meine Generation
in Zukunft nicht ungeschehen machen.
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Also beschloss ich
zum Schulbeginn im August,
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dass es jetzt reicht.
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Ich setzte mich vor dem
schwedischen Parlament auf den Boden.
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Ich machte Schulstreik für das Klima.
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Manche Leute sagen, ich solle
stattdessen zur Schule gehen.
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Manche Leute sagen, ich solle lernen,
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damit ich als Klimaforscherin
"die Klimakrise lösen" kann.
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Aber die Klimakrise ist bereits gelöst.
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Wir kennen alle Fakten und die Lösungen.
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Wir müssen nur noch aufwachen
und etwas ändern.
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Und warum soll ich
für eine Zukunft lernen,
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die bald nicht mehr da ist,
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wenn niemand etwas tut,
um diese Zukunft zu retten.
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Was bringt es, Fakten
im Schulsystem zu lernen,
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wenn die wichtigsten Fakten,
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die von der Wissenschaft
aus dem gleichen Schulsystem kommen,
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offensichtlich nichts für unsere Politiker
und unsere Gesellschaft bedeuten?
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Einige Leute sagen,
Schweden sei nur ein kleines Land
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und es spiele keine Rolle, was wir tun.
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Aber wenn ein paar Kinder
weltweit Schlagzeilen machen können,
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nur weil sie einige Wochen
nicht zur Schule gehen,
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stellen Sie sich vor, was wir zusammen
tun könnten, wenn wir wollen.
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(Applaus)
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Jetzt sind wir fast am Ende meiner Rede
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und hier fangen die Meisten an,
über Hoffnung zu reden:
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Solarmodule, Windkraft,
Kreislaufwirtschaft und so weiter,
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aber ich werde das nicht tun.
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Es gab 30 Jahre lang
Aufmunterungen und positive Ideen.
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Es tut mir leid,
aber es funktioniert nicht.
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Hätte es funktioniert,
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wären die Emissionen
inzwischen zurückgegangen.
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Sie sind es aber nicht.
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Ja, wir brauchen Hoffnung,
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sicher brauchen wir sie.
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Aber noch mehr als Hoffnung
brauchen wir Taten.
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Sobald wir handeln, ist Hoffnung überall.
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Statt also nach Hoffnung zu suchen,
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suchen Sie nach Handlungsmöglichkeiten.
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Dann, und nur dann, wird Hoffnung kommen.
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Heute verbrauchen wir tagtäglich
100 Millionen Barrel Öl.
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Die Politik ändert daran nichts.
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Es gibt keine Regeln,
das Öl im Boden zu lassen.
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Wir können die Welt nicht retten,
indem wir die Regeln einhalten,
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denn die Regeln müssen geändert werden.
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Alles muss sich ändern.
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Und es muss heute beginnen.
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Vielen Dank.
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(Applaus und Jubel)