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Ein eindringlicher Appell, schnellstens gegen den Klimawandel vorzugehen

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    Als ich ungefähr 8 Jahre alt war,
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    hörte ich zum ersten Mal vom Klimawandel
    und von globaler Erwärmung.
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    Offenbar hatten das Menschen
    durch ihre Lebensweise gemacht.
  • 0:21 - 0:24
    Mir wurde gesagt,
    ich solle das Licht ausmachen,
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    um Energie zu sparen,
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    und Papier wiederverwenden,
    um Ressourcen zu sparen.
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    Ich erinnere mich,
    dass ich es sehr seltsam fand,
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    dass Menschen, die eine
    Tierart von vielen sind,
  • 0:37 - 0:41
    dazu fähig sind,
    das Erdklima zu verändern.
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    Denn wenn wir es wären
    und es tatsächlich geschah,
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    dann würden wir doch
    über nichts anderes mehr sprechen.
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    Im Fernsehen würde es nur darum gehen.
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    Schlagzeilen, Radio, Zeitungen --
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    wir würden von nichts anderem
    hören oder lesen,
  • 1:01 - 1:04
    so als wäre ein Weltkrieg ausgebrochen.
  • 1:05 - 1:07
    Aber niemand sprach darüber.
  • 1:08 - 1:11
    Wenn das Verbrennen
    fossiler Brennstoffe so schädlich war,
  • 1:12 - 1:14
    dass es unsere Existenz bedrohte,
  • 1:15 - 1:17
    wie konnten wir dann
    so weitermachen wie bisher?
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    Warum gab es keine Beschränkungen?
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    Warum wurde es nicht verboten?
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    Für mich ergab das keinen Sinn.
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    Es war zu unwirklich.
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    Mit 11 Jahren wurde ich krank.
  • 1:35 - 1:37
    Ich bekam Depressionen.
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    Ich hörte auf zu sprechen und zu essen.
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    Innerhalb von zwei Monaten
    verlor ich etwa 10 kg Gewicht.
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    Später bekam ich die Diagnose
    Asperger-Syndrom,
  • 1:50 - 1:53
    Zwangsstörungen und selektiver Mutismus.
  • 1:54 - 1:56
    Im Grunde bedeutet es,
    dass ich nur spreche,
  • 1:56 - 1:58
    wenn ich es für nötig halte.
  • 1:58 - 2:00
    Jetzt ist einer dieser Momente.
  • 2:00 - 2:01
    (Lachen)
  • 2:01 - 2:03
    (Applaus)
  • 2:10 - 2:12
    Für Menschen mit einer Form von Autismus
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    ist fast alles schwarz oder weiß.
  • 2:15 - 2:17
    Wir können nicht gut lügen
  • 2:17 - 2:21
    und meist nehmen wir
    ungern am sozialen Leben teil,
  • 2:21 - 2:23
    das alle anderen so zu mögen scheinen.
  • 2:23 - 2:24
    (Lachen)
  • 2:25 - 2:28
    In vielerlei Hinsicht scheinen
    Autisten die Normalen
  • 2:28 - 2:30
    und die anderen ziemlich seltsam zu sein.
  • 2:30 - 2:31
    (Lachen)
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    Besonders beim Thema Nachhaltigkeit,
    über das jeder sagt,
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    der Klimawandel sei
    eine existentielle Bedrohung
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    und das wichtigste Thema von allen,
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    machen alle weiter wie bisher.
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    Ich verstehe das nicht,
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    denn wenn Emissionen
    gestoppt werden müssen,
  • 2:50 - 2:53
    dann müssen wir sie stoppen.
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    Ich sehe das schwarz-weiß.
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    Es gibt keine Grauzonen,
    wenn es um das Überleben geht.
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    Entweder bestehen wir
    als Zivilisation weiter oder nicht.
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    Wir müssen uns ändern!
  • 3:06 - 3:09
    Reiche Länder wie Schweden
    müssen anfangen,
  • 3:09 - 3:13
    die Emissionen wenigstens
    um 15 % pro Jahr zu verringern.
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    Nur so bleiben wir
    unter einer Erwärmung von 2 Grad.
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    Doch wie der Weltklimarat kürzlich zeigte,
  • 3:23 - 3:26
    könnten wir mit einem Ziel
    von 1,5° Celsius stattdessen
  • 3:26 - 3:29
    die Folgen für das Klima
    deutlich reduzieren.
  • 3:30 - 3:31
    Wir können uns denken,
  • 3:31 - 3:34
    was das für die Verringerung
    von Emissionen bedeutet.
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    Man sollte meinen,
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    die Medien und sämtliche Politiker
    würden über nichts anderes reden.
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    Aber sie erwähnen es nicht einmal.
  • 3:43 - 3:48
    Auch nicht, dass Treibhausgase
    bereits im System eingeschlossen sind.
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    Oder dass Luftverschmutzung
    eine Erwärmung versteckt,
  • 3:51 - 3:54
    so dass wir beim Verbrennungsstopp
    fossiler Brennstoffe
  • 3:54 - 3:57
    bereits eine zusätzliche Erwärmung
  • 3:57 - 4:01
    von vielleicht sogar 0,5
    bis 1,1° Celsius haben.
  • 4:03 - 4:06
    Außerdem spricht kaum jemand darüber,
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    dass wir uns mitten im sechsten
    Massenaussterben befinden.
  • 4:10 - 4:15
    Bis zu 200 Arten sterben tagtäglich aus.
  • 4:16 - 4:21
    Arten sterben heute 1.000-mal
  • 4:21 - 4:25
    bis 10.000-mal schneller aus als normal.
  • 4:28 - 4:34
    Kaum jemand spricht über den Aspekt
    der Klimagerechtigkeit,
  • 4:34 - 4:37
    welche im Pariser Abkommen
    überall erwähnt wird
  • 4:38 - 4:42
    und die absolut erforderlich ist,
    damit es global funktioniert.
  • 4:43 - 4:45
    Es bedeutet,
  • 4:45 - 4:49
    reiche Länder müssen ihre Emissionen
    innerhalb von 6 bis 12 Jahren
  • 4:50 - 4:52
    auf Null reduzieren müssen.
  • 4:54 - 4:57
    So bekommen Menschen
    in ärmeren Ländern die Chance,
  • 4:57 - 5:01
    ihren Lebensstandard durch den Aufbau
    einer Infrastruktur zu verbessern,
  • 5:01 - 5:02
    die wir bereits haben,
  • 5:03 - 5:06
    wie Straßen, Schulen, Krankenhäuser,
  • 5:06 - 5:09
    sauberes Trinkwasser,
    Elektrizität und so weiter.
  • 5:10 - 5:14
    Denn wie können wir von Ländern
    wie Indien oder Nigeria verlangen,
  • 5:14 - 5:16
    sich um die Klimakrise zu kümmern,
  • 5:16 - 5:21
    wenn wir, die schon alles haben,
    uns keine Sekunde darum kümmern
  • 5:21 - 5:24
    oder um die aktuellen Zusagen
    zum Pariser Abkommen?
  • 5:26 - 5:30
    Warum also reduzieren wir
    unsere Emissionen nicht?
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    Warum steigen sie stattdessen immer noch?
  • 5:36 - 5:39
    Verursachen wir absichtlich
    ein Massenaussterben?
  • 5:40 - 5:41
    Sind wir böse?
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    Nein, sicher nicht.
  • 5:46 - 5:47
    Die Menschen machen weiter,
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    weil ein Großteil keine Ahnung
    vor den Folgen unseres Alltagslebens hat.
  • 5:54 - 5:57
    Sie wissen nicht, dass ein
    schneller Wandel notwendig ist.
  • 5:58 - 6:02
    Wir alle denken, wir wissen es,
    und wir alle denken, jeder weiß es,
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    aber so ist es nicht.
  • 6:05 - 6:06
    Wie könnten wir das auch?
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    Wenn es wirklich eine Krise gäbe,
  • 6:11 - 6:14
    die durch unsere Emissionen
    verursacht würde,
  • 6:14 - 6:16
    müssten man wenigstens
    einige Anzeichen sehen.
  • 6:17 - 6:21
    Nicht nur überflutete Städte,
    zehntausende Tote
  • 6:21 - 6:25
    und ganze Länder voller Trümmer
    aus abgerissenen Gebäuden.
  • 6:26 - 6:28
    Man würde Beschränkungen sehen.
  • 6:29 - 6:30
    Aber nein.
  • 6:31 - 6:32
    Und niemand spricht darüber.
  • 6:34 - 6:36
    Es gibt keine Notfallversammlungen,
  • 6:36 - 6:40
    keine Schlagzeilen,
    keine aktuellen Nachrichten.
  • 6:41 - 6:44
    Niemand handelt,
    als wären wir in einer Krise.
  • 6:44 - 6:48
    Sogar die meisten Klimaforscher
    und grünen Politiker
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    fliegen rund um die Welt,
    essen Fleisch und Milchprodukte.
  • 6:56 - 7:02
    Wenn ich 100 Jahre alt werde,
    werde ich im Jahr 2103 leben.
  • 7:04 - 7:06
    Wenn Sie heute
    über die Zukunft nachdenken,
  • 7:06 - 7:09
    denken Sie nicht
    über das Jahr 2050 hinaus.
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    Im besten Fall habe ich dann nicht einmal
    die Hälfte meines Lebens hinter mir.
  • 7:16 - 7:18
    Was geschieht danach?
  • 7:19 - 7:26
    Im Jahr 2078 feiere ich
    meinen 75. Geburtstag.
  • 7:26 - 7:29
    Wenn ich Kinder oder Enkelkinder habe,
  • 7:29 - 7:31
    verbringen sie vielleicht den Tag mit mir.
  • 7:33 - 7:35
    Vielleicht fragen sie mich nach Ihnen,
  • 7:35 - 7:39
    den Menschen, die im Jahr 2018 lebten.
  • 7:41 - 7:44
    Vielleicht fragen sie,
    warum Sie nichts taten,
  • 7:44 - 7:46
    als Ihnen noch Zeit dafür blieb.
  • 7:48 - 7:52
    Was wir jetzt tun oder nicht tun,
    betrifft mein ganzes Leben
  • 7:52 - 7:55
    und das Leben meiner Kinder
    und Enkelkinder.
  • 7:56 - 7:58
    Was wir jetzt tun oder nicht tun,
  • 7:58 - 8:03
    können ich und meine Generation
    in Zukunft nicht ungeschehen machen.
  • 8:06 - 8:09
    Also beschloss ich
    zum Schulbeginn im August,
  • 8:09 - 8:12
    dass es jetzt reicht.
  • 8:12 - 8:16
    Ich setzte mich vor dem
    schwedischen Parlament auf den Boden.
  • 8:16 - 8:19
    Ich machte Schulstreik für das Klima.
  • 8:21 - 8:24
    Manche Leute sagen, ich solle
    stattdessen zur Schule gehen.
  • 8:24 - 8:26
    Manche Leute sagen, ich solle lernen,
  • 8:26 - 8:31
    damit ich als Klimaforscherin
    "die Klimakrise lösen" kann.
  • 8:33 - 8:36
    Aber die Klimakrise ist bereits gelöst.
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    Wir kennen alle Fakten und die Lösungen.
  • 8:40 - 8:43
    Wir müssen nur noch aufwachen
    und etwas ändern.
  • 8:44 - 8:46
    Und warum soll ich
    für eine Zukunft lernen,
  • 8:46 - 8:49
    die bald nicht mehr da ist,
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    wenn niemand etwas tut,
    um diese Zukunft zu retten.
  • 8:54 - 8:57
    Was bringt es, Fakten
    im Schulsystem zu lernen,
  • 8:58 - 9:00
    wenn die wichtigsten Fakten,
  • 9:00 - 9:03
    die von der Wissenschaft
    aus dem gleichen Schulsystem kommen,
  • 9:03 - 9:08
    offensichtlich nichts für unsere Politiker
    und unsere Gesellschaft bedeuten?
  • 9:10 - 9:13
    Einige Leute sagen,
    Schweden sei nur ein kleines Land
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    und es spiele keine Rolle, was wir tun.
  • 9:16 - 9:20
    Aber wenn ein paar Kinder
    weltweit Schlagzeilen machen können,
  • 9:20 - 9:23
    nur weil sie einige Wochen
    nicht zur Schule gehen,
  • 9:23 - 9:26
    stellen Sie sich vor, was wir zusammen
    tun könnten, wenn wir wollen.
  • 9:26 - 9:30
    (Applaus)
  • 9:30 - 9:33
    Jetzt sind wir fast am Ende meiner Rede
  • 9:35 - 9:40
    und hier fangen die Meisten an,
    über Hoffnung zu reden:
  • 9:41 - 9:45
    Solarmodule, Windkraft,
    Kreislaufwirtschaft und so weiter,
  • 9:46 - 9:48
    aber ich werde das nicht tun.
  • 9:49 - 9:53
    Es gab 30 Jahre lang
    Aufmunterungen und positive Ideen.
  • 9:54 - 9:56
    Es tut mir leid,
    aber es funktioniert nicht.
  • 9:57 - 9:58
    Hätte es funktioniert,
  • 9:58 - 10:01
    wären die Emissionen
    inzwischen zurückgegangen.
  • 10:01 - 10:02
    Sie sind es aber nicht.
  • 10:03 - 10:06
    Ja, wir brauchen Hoffnung,
  • 10:07 - 10:08
    sicher brauchen wir sie.
  • 10:09 - 10:12
    Aber noch mehr als Hoffnung
    brauchen wir Taten.
  • 10:13 - 10:16
    Sobald wir handeln, ist Hoffnung überall.
  • 10:18 - 10:20
    Statt also nach Hoffnung zu suchen,
  • 10:20 - 10:22
    suchen Sie nach Handlungsmöglichkeiten.
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    Dann, und nur dann, wird Hoffnung kommen.
  • 10:28 - 10:35
    Heute verbrauchen wir tagtäglich
    100 Millionen Barrel Öl.
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    Die Politik ändert daran nichts.
  • 10:39 - 10:42
    Es gibt keine Regeln,
    das Öl im Boden zu lassen.
  • 10:43 - 10:46
    Wir können die Welt nicht retten,
    indem wir die Regeln einhalten,
  • 10:47 - 10:49
    denn die Regeln müssen geändert werden.
  • 10:50 - 10:52
    Alles muss sich ändern.
  • 10:53 - 10:54
    Und es muss heute beginnen.
  • 10:55 - 10:56
    Vielen Dank.
  • 10:56 - 11:01
    (Applaus und Jubel)
Title:
Ein eindringlicher Appell, schnellstens gegen den Klimawandel vorzugehen
Speaker:
Greta Thunberg
Description:

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
11:08

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