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36C3 Vorspannmusik
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Herald: Michael Kreil ist Experte für
Datenanalysen und Datenvisualisierung und
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er hat sich sehr intensiv damit befasst,
wie es eigentlich dazu kommen kann, dass
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Menschen, die man eigentlich für
vollkommen rational und vernünftig und
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auch irgendwie ganz okay hält, sich
plötzlich radikalisieren bis hin zum
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Rechtsextremismus. Vor zwei Jahren hat er
hier auf dem Kongress schon einen Talk
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gehalten, wo es vor allem um Fake News und
Filterblasen ging, und vieles, was er in
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dem Talk gleich erzählen wird, wird daran
anschließen. Also hier eine klare
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Empfehlung: Schaut euch das unbedingt mal
an! Einen ganz herzlichen Applaus, bitte,
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für Michael Kreil.
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Applaus
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Michael: Ja, schönen guten Tag! Ich habe
euch in eine Falle gelockt. "Von Menschen
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radikalisiert: Über Rassismus im
Internet". Ich habe mal Internet
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reingeschrieben, damit überhaupt Leute
kommen. Denn eigentlich geht es nämlich um
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Rassismus in der Gesellschaft. Ich habe
vor zwei Jahren einen Vortrag darüber
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gehalten, welche Effekte wir im Internet
beobachten können. Filterblasen,
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Echokammern, Fake News und so weiter. Und
darauf haben mich ganz viele Leute,
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insbesondere aus der Extremismusforschung,
aus den Sozialwissenschaften,
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Politikwissenschaften, Psychologie und so
weiter angesprochen, wie denn das zu
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erklären ist, was wir da im Internet sehen
und ob es eine Ursache ist oder nur ein
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Symptom. Und die schlechte Nachricht ist:
Es sieht so aus, als ob es einfach
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wahnsinnig viele Symptome sind und nicht
die tatsächlichen Ursachen dafür. Und ich
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habe jetzt in den letzten zwei Jahren mich
mit unterschiedlichen Studien beschäftigt,
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um zu gucken: Was ist Rassismus? Was ist
Rechtsextremismus? Wie wechselwirkt das
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mit unterschiedlichen Medien? Und ...
genau. Hauptsächlich ist immer die Frage:
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Was, welche Effekte sind tatsächlich
relevant? Und was ist die Ursache? Und was
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ist die Wirkung? Um ein Beispiel mal
reinzunehmen, mit welchem völligen
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Bullshit-Thema sich man da inzwischen
beschäftigt hat, ist das Thema Social
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Bots. Die würden die Gesellschaft
radikalisieren. Ich habe dazu einen
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Vortrag in Bulgarien gehalten, auf dem
Open Fest "The Army that Never Existed:
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The Failure of Social Bots Research". Da
unten ist ne URL, auf github.io habe ich
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mal meine ganzen Lecture Notes
zusammengetragen. Ich hoffe, dass in den
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nächsten Tagen der Vortrag auch online
ist, dann kann ich ihn da einfügen. Der ist
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auf Englisch und ist eine Zusammenfassung,
welche Forschergruppen es gibt, wie die
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Berichterstattung aussieht und auf welchen
katastrophalen wissenschaftlichen Methoden
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sozusagen dieses gesamte Thema basiert.
Die Studien widersprechen sich
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gegenseitig. Man behauptet, ganz
unterschiedliche Accounts seien Social
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Bots, aber es ist von vorne bis hinten
völliger Käse, und es ist erstaunlich,
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dass sie dann von Fachzeitschriften
angenommen werden und sogar Preise
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gewinnen. Weil wissenschaftlich ist das
Unsinn. Wenn wir uns mit dem Thema
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Rassismus und wie wechselwirkt Rassismus
mit dem Internet genauer beschäftigen
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wollen, müssen wir natürlich auch
verstehen, was Rassismus ist. Und ich habe
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festgestellt, wenn ich mich mit Leuten
über Rassismus unterhalte, gibt es
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unterschiedliche Vorstellungen davon, was
denn Rassismus tatsächlich ist. Das ist
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auch deswegen so, weil Rassismus... das
ist ein extrem hochkomplexes Phänomen, das
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mit Soziologie, Psychologie,
Politikwissenschaften, Medienwissenschaft,
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Psychologie und so weiter wechselwirkt.
Und da wird heute noch dran geforscht. Bis
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heute stellt man neue Zusammenhänge fest,
stellt man fest, dass es dann doch noch
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komplizierter ist, als man es sich
vorstellt. Und es führt sogar auch dazu,
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dass in den Sozialwissenschaften es
unterschiedliche Strömungen gibt, was man
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jetzt noch zu Rassismus dazu zählt und was
nicht. Aber es ist, auch wenn es nervt,
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wahnsinnig interessant und wichtig, sich
einmal mit diesem Diskurs zu beschäftigen.
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Wenn ich normalerweise Leute frage, was
ist Rassismus, dann heißt es immer
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begründet mit der Rassentheorie werden
Menschen auf der Basis ihrer Rasse in
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höhere und minderwertige Gruppen
eingeteilt. Damit wird dann Gewalt nach
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unten legitimiert. Klassischerweise stellt
man sich irgendwelche kahlgeschorenen
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Jugendlichen vor, aber es ist gar nicht so
einfach. Zum Ersten ist es halt, auch wenn
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der Begriff Anfang des 20. Jahrhunderts
entwickelt wurde, ist es ja super alt.
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Also das Konzept Rassismus ist super alt.
Schon in der Geschichte, in der Antike
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wurden Ausländer als Barbaren bezeichnet
und damit Versklavung legitimiert. Der
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Sklavenhandel an sich natürlich im 16.
Jahrhundert basierte komplett auf
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Rassismus. Afrikaner, die als minderwertig
bezeichnet wurden, wurden verschleppt,
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versklavt, es wurden Experimente an ihnen
durchgeführt. Folter, Vergewaltigung, Tod
-
- alles gehörte dazu. Und das war
Rassismus, auch wenn es den Begriff damals
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noch nicht gab. Auch die Idee, dass
sozusagen dann die Rassentheorie die
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Ursache dafür ist, ist Blödsinn. Denn die
historische Forschung hat gezeigt, dass
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die Wissenschaftler, die die Rassentheorie
entwickelt haben, teilweise auch ihre
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Ergebnisse verschoben oder gefälscht
haben. Und der heutige Stand des Wissens
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ist: Nicht die Rassentheorie war Ursache
für Rassismus, sondern der Rassismus der
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Wissenschaftler war die Ursache für die
Rassentheorie. Die haben sozusagen ein
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pseudowissenschaftliches Konzept
entwickelt, um ihren Rassismus zu
-
legitimieren. Das heißt, wir können den
Punkt komplett weglassen, auch zu dem
-
nächsten Punkt, dass man sozusagen Leute
in Rassen einteilt. Heute wissen wir
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natürlich, dass das kein Konzept ist, das
so stimmt, dass es Menschenrassen gibt.
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Und dazu wissen wir auch, dass
beispielsweise Nazis jetzt nicht einen
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DNA-Test machen, bevor sie jemanden
angreifen, sondern das wird dann halt auf
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Basis von Ethnie, Herkunft,
Staatsangehörigkeit, Hautfarbe, Sprache,
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Glaube, Religion durchgeführt. Sozusagen
an Merkmalen, die man außen sehen kann
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oder die... ja. Auch Gewalt ist nicht das
zentrale Element des Rassismus, sondern es
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geht noch weiter wie Beleidigungen,
Ausgrenzung, Benachteiligung... Genau. Und
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wir sehen das Grundkonzept sozusagen: Es
werden Eigenschaften benutzt, damit
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Gruppen definiert, die werden
herabgewertet und damit auch solche Sachen
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legitimiert. Um das mal graphisch zu
zeigen: Ich habe mal so eine Tabelle
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gemacht. Spaltenweise die
unterschiedlichen Eigenschaften, nach
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denen diskriminiert wird. Zeilenweise die
unterschiedlichen Formen der
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Diskriminierung. Und wenn man dann halt so
in der normalen Bevölkerung rumfragt,
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denkt man: Das ist Rassismus, also Gewalt
auf Basis von Rasse. Manche gehen noch
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weiter und sagen: Ja, okay, Beleidigung
gehört halt auch noch dazu. Die Wahrheit
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ist: Das ist Rassismus. Und das muss den
Leuten klar sein. Und das wissen wir auch
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schon relativ lange, schon im Grundgesetz
aus dem Jahr 1949: "Niemand darf wegen
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seines Geschlechts, seiner Abstammung,
seiner Rasse, seiner Sprache, Heimat,
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Herkunft, Glauben, religiöse politische
Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt
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werden". Auch die Europäische Kommission
gegen Rassismus und Intoleranz definiert
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das so. Die Vereinten Nationen im
internationalen Übereinkommen zur
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Beseitigung jeder Form von
Rassendiskriminierung definiert das
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genauso. Das sind alles Formen des
Rassismus. Interessant ist noch, dass hier
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im Grundgesetz noch der Begriff Geschlecht
drinnen vorkommt, was ganz interessant ist,
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weil wenn wir mal zurück in die vorherigen
Definitionen gehen und dann noch das
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Geschlecht eintragen. Es werden Menschen
auf der Basis ihres Geschlechts in höher-
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und minderwertige Gruppen eingeteilt, und
damit wird dann Gewalt, Beleidigungen,
-
Ausgrenzung, Benachteiligung legitimiert:
Das ist Sexismus, und da sieht man, dass
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es einen überraschenden
Überlappungsbereich zwischen Sexismus und
-
Rassismus gibt. Der Mechanismus ist der
gleiche, und das kann man sogar nochmal
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ausweiten. Ich habe hier mal eine ganze
lange Liste gemacht: Feindlichkeit,
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Sexismus natürlich und Rassismus, aber
auch Antisemitismus, Islamophobie,
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Araberfeindlichkeit, Klassismus - wenn man
sozusagen unterschiedliche soziale
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Schichten abwertet. Altersdiskriminierung.
Man kennt das vielleicht. Ältere Menschen
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kriegen keinen Job mehr oder bekommen
keinen Kredit mehr. Homophobie,
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Transphobie, Behindertenfeindlichkeit -
sehr großes Thema. Sizeism, Lookism, sogar
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die Diskriminierung auf Basis des
Vornamens, die man... ich hab den Begriff
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Kevinismus gefunden. Serophobie,
Linguizismus - die zum Beispiel hab ich
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bei mir selber entdeckt, dass ich lange
Zeit Leute, die sächsisch reden, nicht
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ernst genommen habe, weil ich das von
Komikern kenne. Aber wenn man darüber
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nachdenkt und sich hineinversetzt in
Leute, die in Sachsen leben und alle
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lachen sozusagen aus für ihren Dialekt,
ist das halt eine Diskriminierung.
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Obdachlosendiskriminierung,
Arbeitslosenabwertung und so weiter und so
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fort. Diese unterschiedlichen
Diskriminierungsformen sind
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unterschiedlich stark ausgeprägt. Also
jemand, der den Vornamen Kevin hat, ist
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zum Beispiel nicht deswegen vom Tode
bedroht. Das ist bei Rassismus, was
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einem... was Millionen von Menschen das
Leben gekostet hat, etwas anderes. Aber
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die Mechanismen dahinter sind immer die
gleichen. Professor Heitmeyer hat dann den
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Begriff der "Gruppenbezogenen
Menschenfeindlichkeit" entwickelt, um
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sozusagen einen Überbau dazu zu
entwickeln. Ich weiß, es nervt natürlich:
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Jetzt gibt's neun komplexe
Begriffskombinationen, um das zu
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beschreiben. Aber die Gedanken dahinter
sind, glaube ich, ganz interessant und
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wichtig zu verstehen. Gruppenbezogene
Menschenfeindlichkeit ist, wenn man länger
-
drüber nachdenkt, auch kein guter Begriff
aus zwei Gründen: Das erste ist: Diese
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Gruppen, die da diskriminiert werden,
existieren ja meist gar nicht. Die werden
-
ja von den Tätern erst konstruiert. Da
sind unterschiedliche Menschen, die kennen
-
sich gar nicht, und die werden dann alle
zusammen in eine Gruppe geworfen. Das
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heißt, die Gruppe ist eigentlich erst eine
Konstruktion des Täters. Und zum anderen,
-
wenn man zum Beispiel Kinder auf dem
Schulhof hört, wie sie antisemitische
-
Witze machen, einfach aus Dummheit heraus
oder weil sie vielleicht noch nicht so
-
gefestigt sind, ist es schwierig, sie dann
als Menschenfeinde zu bezeichnen. Das
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heißt, Gruppenbezogene
Menschenfeindlichkeit scheint es auch noch
-
nicht so richtig im vollen Umfang zu
treffen. Und es gibt noch eine neue
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Begriffskonstruktion, die ich sehr gerne
mag, und zwar die "pauschalisierende
-
Ablehnungskonstruktion" von Professor Kurt
Möller ein Konzept. Da muss man ein
-
bisschen drüber nachdenken. Wir sehen
Menschen, pauschalisieren über sie und
-
lehnen sie dann ab, meist aufgrund von
Eigenschaften, die wir sehen können. Das
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kennen wir auch tatsächlich aus dem Alltag
und auch aus unserem eigenen Denken.
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Beispielsweise so etwas wie: "Wenn du
nicht in der Schule lernst, arbeitest du
-
bei der Müllabfuhr oder wirst Putzfrau".
Es gibt so eine Art Diskriminierung
-
gegenüber bestimmten Berufsgruppen. Ich
hab mir mal ein anderes Beispiel
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herausgegriffen: "All Cops are Bastards"
ist eine pauschalisierende
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Ablehnungskonstruktion. Weil: Sie ist
pauschal, sie sagt alle Polizisten. Und
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sie ist eine Ablehnung. Bastard, was
übrigens ein uneheliches Kind ist. Ja.
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Alle Polizisten, die sich zum Beispiel
gegen Polizeigewalt engagieren oder gegen
-
Rassismus oder gegen andere strukturelle
Probleme in der Polizei engagieren, werden
-
damit auch abgelehnt. Das muss euch
sozusagen klar sein. Dann gibt es noch den
-
Aspekt des "strukturellen Rassismus". Und
der funktioniert komplett ohne Rassisten.
-
Ich habe mir mal ein Beispiel
herausgegriffen, das ihr vielleicht kennt:
-
Da ist ein Mann, der braucht ein weißes
Handtuch, um Seife aus dem Seifenspender
-
zu bekommen. Denn wenn er es mit der
eigenen Hand macht, geht's nicht. Der
-
Lichtsensor scheint mit seiner Hautfarbe
ein Problem zu haben. Die Ingenieure, die
-
das gebaut haben, sind ja keine Rassisten.
Die haben das ja nicht mutwillig gemacht.
-
Sie haben das gemacht, weil sie einfach
nicht dran gedacht haben. Vielleicht ist
-
das selber sozusagen ein Mechanismus des
strukturellen Rassismus, dass dort nur
-
weiße Ingenieure gearbeitet haben und die
gar nicht darüber reflektiert haben, wie
-
sieht das mit anderen Leuten aus. Ich habe
auch darüber nie nachgedacht. Wenn ich
-
z.B. ein Pflaster benutze, dass das
eigentlich meine Hautfarbe hat. Und wie
-
sieht das mit Leuten aus, mit dunkler
Hautfarbe? Gibt es einen Tweet, der so
-
umgegangen ist. Ich habe nie darüber
nachgedacht, wie sehr sich Leute darüber
-
freuen, ein Pflaster in ihrer eigenen
Hautfarbe zu haben. Ein Punkt, den ich
-
schon ein bisschen länger kenne und der
mir immer wieder aufstößt: Ich als
-
Berliner kann im ägyptischen Museum die
Nofretete besuchen. Ich fahre da einfach
-
hin, zahle 2,50 Euro Eintritt und kann mir
einen sehr alten und wichtigen ägyptischen
-
Kulturschatz anschauen. Einen Freund von
mir, der aus Ägypten stammt, habe ich
-
ausgefragt: Ja, was ist denn das
eigentlich, wenn ein Ägypter sich seinen
-
eigenen ägyptischen Kulturschatz anschauen
möchte? Er hat mir dann aus der deutschen
-
Botschaft aus Ägypten dann mal die
Unterlagen zuschicken lassen. Damit sich
-
ein Ägypter seinen eigenen Kulturschatz
anschauen kann, braucht er einen
-
Reisepass, ein ausgefülltes
Antragsformular, unterschriebene
-
Belehrung, biometrisches Passfoto, nicht
älter als 6 Monate, einen
-
Krankenversicherungsnachweis, eine
Mogamma-Bescheinigung über Reisebewegungen
-
während der letzten 7 Jahre, Nachweis der
Hotelreservierung, schriftliche
-
Informationen zum Reiseziel, zur
Reiseroute, Nachweis der Flugreservierung,
-
aktuelle chronologische Bankbelege der
letzten 6 Monate inklusive Sparbuch und
-
sonstigem Vermögen, Schreiben des
Arbeitgebers mit Angabe, seit wann, in
-
welcher Position und mit welchen Einkommen
beschäftigt und für welchen Zeitraum
-
Urlaub gewährt wird. Das ist Rassismus.
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Hier gibt es zahlreiche Beispiele,
-
insbesondere von der taz recherchiert und
veröffentlicht, von Leuten, die
-
Schwierigkeiten haben, Wohnungen zu
finden. Hier ist das Beispiel im ersten
-
Artikel, von einem Herrn Ming Li, der sich
bei unterschiedlichen Wohnung beworben
-
hat, keine Antwort bekommen hat. Er hat
sich dann nochmal gemeldet und einfach
-
angegeben er heißt Leon Kuntze. Und dann
hat es halt funktioniert. Das kann man
-
auch, wie so einen strukturellen
Rassismus, systematisch erforschen. Hier
-
hat ein Team 528 Jobangebote überprüft und
zu jedem Jobangebot zwei Bewerbungen
-
geschickt und zwar einmal mit einem
türkischen Namen, einmal mit einem
-
deutschen Namen und hat die Rücklaufquote
sich angeschaut. Konnte das genau
-
untersuchen. Kleine Unternehmen versus
große Unternehmen, wie sieht es mit
-
unterschiedlichen Branchen aus?
Privatwirtschaft versus Verwaltung und so
-
weiter. Und hier ist zum Beispiel das
große Ergebnis 14 Prozent wahrscheinlicher
-
ist es, dass man eine Rückantwort bekommt,
wenn man einen deutschen Namen hat. Und
-
ich habe das nicht gewusst. Ich habe da
nie drüber nachgedacht. Ich merke die
-
Diskriminierung gar nicht, weil ich keinen
türkischen Nachnamen habe, oder mich damit
-
um einem Job bewerben möchte. Und das kann
man übrigens auch gleich zum Thema
-
Sexismus weiterdenken. Das Thema Medien.
Wie häufig nennen Medien die Herkunft von
-
Tatverdächtigen? Da gibt es eine
Untersuchung vom Mediendienst Integration.
-
Die haben sich versucht, ganz aktuell,
haben sich versucht anzugucken, wie ist
-
die Berichterstattung zu Tatverdächtigen.
Auf der linken Seite sieht man laut
-
Polizeistatistik, wer Deutscher und
Ausländer ist. Und wie sieht das in der
-
Fernsehberichterstattung aus? Man sieht
interessanterweise auch, dass selbst wenn
-
die Anteile für ausländische Kriminalität
ungefähr gleich hoch ist wie in der
-
Statistik, die Deutschen sind völlig
unterrepräsentiert. Und da sehen wir einen
-
strukturellen Rassismus. Ich habe hier mal
als Modell 10 Deutsche genommen und 10
-
Migranten. Jeweils davon sind 10 Prozent
kriminell. Und wir sehen sowohl in den
-
Untersuchungen, dass die Deutschen
unterrepräsentiert und die Migranten
-
überrepräsentiert sind in der
Berichterstattung. Aber was ein
-
Kernproblem ist, das sozusagen nicht-
kriminelle Migranten in unserer
-
Gesellschaft unsichtbar sind. Und das
führt dazu, dass, wenn ich mich jetzt in
-
den Medien über Migration und Flüchtlinge
und Asylbewerber informieren möchte, sehe
-
ich eigentlich hauptsächlich nur noch
etwas über Terrorismus und Kriminalität.
-
Und das prägt natürlich auch mein Bild von
der Welt. Wenn die Medien, oder
-
journalistische Medien, den Anspruch
haben, die Welt abzubilden. Ich habe bei
-
einem Bier mit einem Juristen, dessen
Namen ich nicht erwähnen möchte, drüber
-
gesprochen, und er hat dann spontan den
Begriff der "strukturellen
-
Volksverhetzung" entwickelt, und das finde
ich ganz interessant. Wenn ich jetzt
-
sozusagen als Medium die ganze Zeit
behaupten würde: "Flüchtlinge sind
-
kriminell." Dann wäre das eine
Volksverhetzung. Wenn ich jetzt aber in
-
meiner Berichterstattung nur die Themen
herrauswähle, wo Flüchtlinge kriminell
-
sind, dann ist das eine strukturelle
Volksverhetzung. Ich glaube, da müsste man
-
mal drüber nachdenken. Ein paar Beispiele.
Rassismus aus meiner eigenen Kindheit. Das
-
Buch, das Lied ist ein zutiefst
rassistisches Lied. Zehn Kinder sterben.
-
Sie haben Unfälle aus Dummheit, sie
erschießen sich gegenseitig. Sie wollen
-
einen Bauern beklauen und werden
erschlagen. Und nachdem neun Kinder tot
-
sind und noch eins übrig ist, findet es
eine Frau und kriegt zehn neue Kinder. Das
-
ist zutiefst rassistisch, ist das. Da
fragt man sich, ob es hier eigentlich um
-
Kinder geht, oder ob ihr der Autor hier
Ungeziefer bezeichnen will. Das ist Otto
-
Waalkes. Viel gelacht. Über seine
rassistischen Witze kann ich nicht lachen.
-
Die Berichterstattung in Medien, 70er bis
90er, insbesondere die SPIEGEL-Cover,
-
Bild-Zeitung, auch immer dabei. Hier habe
ich ein interessantes Zitat gefunden:
-
"Städte wie Berlin, München oder Frankfurt
können die Invasion kaum noch bewältigen:
-
Es entstehen Ghettos...", sprach man über
die türkischen Migranten. Filme, die ich
-
sehr gerne mag. Sowas wie "Zurück in die
Zukunft". Wo hat denn eigentlich Doc Brown
-
sein Plutonium her? Stimmt, von
libanesischen Terroristen. Arnold
-
Schwarzenegger hat als Gegenspieler
natürlich arabische Extremisten. Indiana
-
Jones. Indiana Jones ist doch nicht
rassistisch, oder? Gut, ich meine, das
-
bestätigt schon gewisse Klischees. Die
stehen immer im Weg, sind faul, sind
-
hinterhältig, gewalttätig und so weiter.
Aber was mich wirklich gepackt hat, ist,
-
Indiana Jones Aufgabe ist es, in andere
Kulturen zu reisen und dort die
-
Kulturschätze zu klauen, um sie dann in
westliche Museen zu bringen. Das ist genau
-
das, was wir vorhin bei Nofretete hatten.
Das ist sozusagen kolonialistisch, aber
-
sozusagen als Wert. Und das ist fies: Wenn
man sich mit Rassismus beschäftigt, stellt
-
man ihn miteinmal an so vielen Ecken fest,
und macht einem auch so Filme und
-
Kulturgut kaputt. Und ich meine, Disney,
Disney kann nicht rassistisch sein, oder?
-
vereinzeltes Lachen
Michael: Aladin und die Wunderlampe? Also
-
davon abgesehen, dass die bösen Araber,
die haben natürlich eine krumme Hakennase
-
und so weiter, Aladin und seine Freundin
sehen aus wie Latino Teenager vom
-
amerikanischen College. Aber das Krasse
ist, das Eingangslied war ursprünglich
-
über die Herkunft von Aladin. "Where they
cut off your ear if they don't like your
-
face, it's barbaric, but hey, it's home"
Wo sie das Ohr abschneiden wenn sie dein
-
Gesicht nicht mögen, es ist barbarisch,
aber hey, es ist mein Zuhause. Aufgrund
-
von öffentlichem Druck hat Disney diesen
Eingangs-Song gewechselt. Das ist schon
-
interessant, wie viele rassistische
Stereotypen man im letzten Jahrhundert so
-
findet. Araber seien faul und primitiv,
hinterhältig, kriminell, Terroristen. Aber
-
das Gute ist, das sind ja nur Hollywood-
Klischees. Das stimmt ja gar nicht, das
-
wissen wir ja alle. Und dann kam die
Hollywood-reife Verfilmung des 11.
-
September 2001. Ein Schock ging um die
Welt. Menschen wurden durch die Bilder
-
traumatisiert, Leute saßen am Fernsehen
und haben danach psychologische Betreuung
-
gebraucht. Die Täter alles muslimische
Männer, alles junge, gewalttätige Araber.
-
Dann gab es noch zahlreiche terroristische
Anschläge in Europa. Ich habe auf die
-
Bilder verzichtet, sondern nur von den
Blumen und Denkmälern Fotos genommen. Und
-
auch hier gibt's die Berichterstattung:
Alles junge muslimische Männer. Die Frage
-
ist: Was macht das mit einer Gesellschaft,
wenn wir über Jahrzehnte immer wieder die
-
gleichen Narrative pushen, und sowohl die
Medien, als auch der islamistische Terror?
-
Was macht das mit der Gesellschaft? 2012
ist eine Studie herausgekommen. "Muslime
-
und ihre Religion sind so verschieden von
uns, dass es blauäugig wäre, einen
-
gleichen Zugang zu allen
gesellschaftlichen Positionen zu fordern."
-
Mehr als die Hälfte der deutschen
Bevölkerung, 57 Prozent stimmt dem zu. Die
-
Frage hat abgefragt, ob die Leute
rassistisch sind. Aufgrund ihres Glaubens
-
dürfen sie nicht an der Gesellschaft
teilnehmen. Das ist eine Abfrage, haben
-
sie sozusagen Islamfeindlichkeit? 57
Prozent stimmen zu. Die Studien kommen
-
auch zu dem Ergebnis, dass Rassismus und
Rechtsextremismus kein Randphänomen ist,
-
sondern es ist bereits in der Mitte der
Gesellschaft angekommen. Wir haben den
-
Punkt erreicht, wo mehr als die Hälfte der
deutschen Bevölkerung rassistische und
-
islamfeindliche Einstellungen hat. Aber
das Gute ist ja, der Islam ist ja hier
-
nicht, der ist ja ganz weit weg. In der
arabischen Welt. Und dann kam der Krieg in
-
Syrien. Die Berichterstattung zeigt uns
Bilder. Alles junge Männer. Die sehen alle
-
aus wie die Terroristen. Der
Religionsmonitor 2019 der
-
Bertelsmannstiftung: "Insgesamt empfindet
rund die Hälfte der Befragten den Islam
-
als Bedrohung." In Ostdeutschland ist
Anteil bei 57 Prozent. Den Absatz
-
weiterzulesen ist auch ganz interessant.
Offenbar sehen viele Menschen den Islam
-
derzeit weniger als Religion, sondern vor
allem als politische Ideologie an und
-
nehmen ihn deswegen von der religiösen
Toleranz aus. Aus ihrer Sicht... Hierzu
-
haben aus ihrer Sicht auch die
gesellschaftlichen Debatten und
-
Medienberichte der vergangenen Jahre
beigetragen, die den Islam häufig in einem
-
negativen und kritischen Zusammenhang
rückten. In unserer Gesellschaft gibt es
-
rassistische Ängste aber als
Massenphänomen. Ich weiß nicht, wie groß
-
es ist, je nachdem man es abgrenzt.
Vielleicht 30 bis 50 Prozent haben eine
-
Angst vor dem Islam und haben eine Angst
vor einer Islamisierung. Und die Frage
-
ist, wenn so viele Leute Angst davor
haben, was sind die Folgen davon? Das
-
Erste ist, wenn solche Leute sozusagen,
man muss sich da mal hineinversetzen, man
-
hat panische Angst vor einer
Glaubensrichtung. Man entwickelt
-
Narrative, wie Asylflut, Flüchtlingswelle,
Masseneinwanderung, Invasoren, importierte
-
Gewalt, Migrationswaffe, Asylindustrie,
Islamisierung des Abendlandes,
-
Bevölkerungsaustausch und so weiter. Das
sind alles Mechanismen, um Menschen zu
-
entmenschlichen und sie als Waffe oder, in
anderer Form, ihr Menschsein abzusprechen
-
und zum Beispiel auch Gewalt damit zu
legitimieren. Jetzt gibt es zum Glück auch
-
Leute, die sich dagegen engagieren und
versuchen, Rassismus zu bekämpfen. Und die
-
werden dann natürlich von Leuten, die
Panik vor dem Islam haben, als
-
Volksverräter, Gutmenschen,
linksgrünversifft oder sogar
-
Linksfaschisten bezeichnet. Medien, die
über Rassismus berichten oder nicht über
-
die eigentliche Gefahr in Deutschland, die
Islamisierung, berichten sind dann hat
-
automatisch die Lügenpresse, die
Staatsmedien und man spricht von
-
Gleichschaltung. Diese Narrative sind
deshalb völlig unlogisch, weil sie
-
komplett auf einer Gefühlsebene
stattfinden. Man muss sich vorstellen, die
-
Leute haben Panik, haben Angst und greifen
nach diesen Narrativen, die dann erstmal
-
auf den ersten Blick keinen Sinn machen.
Hatespeech, auch eine Folge davon. Das ist
-
für die rassistische Masse einfach nur
verbale Notwehr. Ich möchte mal
-
insbesondere den Blick auf Frau Chebli und
Frau Dunja Hayali bringen, die über
-
Twitter einfach zeigen, mit was für einer
Flut an Hass und Morddrohungen sie
-
konfrontiert werden. Für sie sind sie
nicht nur Projektionsflächen, da sie
-
sozusagen die Islamisierung in Deutschland
nicht nur nicht wahrnehmen, sondern weil
-
sie dann auch noch zusätzlich sozusagen
selber einen Migrationshintergrund haben,
-
sind sie sozusagen Teil der Islamisierung.
Und die Leute, die da irgendwie völlig
-
abgedreht in dieser Verschwörungswelt
hängen, schreiben dann halt Morddrohungen
-
an die Frauen. Und ich kann einfach nur
meinen tiefsten Respekt aussprechen
-
gegenüber diesen Frauen und den vielen,
vielen anderen Menschen, die diesen Scheiß
-
aushalten müssen.
-
Applaus
-
Michael: Menschen mit rassistischen
Ängsten lassen sich kaum mit logischen
-
Argumenten überzeugen, weil sie sich
komplett auf einer Gefühlsebene finden. Um
-
das mal zu erklären. Ich habe Höhenangst.
In China gibt es eine Glasbrücke. Mich
-
würde da keine zehn Pferde rüber bekommen.
Ich würde einfach Panik.. und schwitzen,
-
einfach, dort. Ich weiß dass diese Ängste,
über eine Glasbrücke zu laufen, völlig
-
irrational sind. Aber wenn mir jetzt einer
kommt und sagt: Ja, das ist aber, keine
-
Ahnung, geprüft und, keine Ahnung, und
abgenommen und so weiter, und das ist ganz
-
sicher. Dann sind das zwar logische
Argumente, die werden mir aber in meiner
-
Höhenangst nicht weiterhelfen. Man müsste
mich trotzdem so drüber schleifen. Und das
-
ist ein Problem. Wer hier sozusagen
tatsächlich Angst und Panik hat, dem wird
-
man mit logischen Argumenten in diesem
Diskurs nicht weiterhelfen können. Und es
-
hilft auch nicht, Menschen mit
rassistischen Ängsten als Nazis zu
-
bezeichnen. Sie sind keine Nazis,
zumindest noch nicht. Viele von ihnen sind
-
noch keine Nazis. Aber Nazis, inzwischen
ja auch ein komplett sinnentleertes
-
Schimpfwort gewonnen. Ich denke zum
Beispiel an Rechtschreib-Nazi oder sowas.
-
Heißt, wenn einer mir zum Beispiel von
seinen rassistischen Ängsten erzählt und
-
ich sage: "Du bist ein Rassist", oder: "Du
bist ein Nazi", dann empfindet die Person
-
das nur als Beleidigung, und man kommt
dann halt auch nicht weiter. Psychologisch
-
spricht man auch von einer kognitiven
Dissonanz. Menschen mit rassistischen
-
Ängsten verstoßen gegen ihre eigenen
Werte. Sie sind ja auch gezwungen, einen
-
Menschen abzuwerten. Und die Folgen
solcher kognitiven Dissonanz sind unter
-
anderem: klar könnte ich mich mit meinen
Ängsten beschäftigen, aber ich kann auch
-
Umgehungsstrategien fahren. Und das mal
aus der Wikipedia, die Beispiele sind dann
-
von mir. Die Erregung wird auf andere
Ursachen zurückgeführt. "Die Gutmenschen
-
holen wieder die Nazikeule raus." Der
Widerspruch zwischen dem eigenen Verhalten
-
und der Einstellung wird heruntergespielt.
"Man wird ja noch mal seine Meinung sagen
-
dürfen." Das Verhalten wird als gezwungen
dargestellt. "Es ist meine bürgerliche
-
Pflicht, Deutschland zu verteidigen."
Nichtwahrnehmen, Leugnen oder Abwerten von
-
Informationen, zum Beispiel das klassische
"Lügenpresse". Und die selektive
-
Beschaffung und Interpretation von
dissonanzreduzierenden Informationen. "Der
-
Weihnachtsmarkt heißt jetzt Wintermarkt!"
Die Leute brauchen zur Auflösung ihrer
-
kognitiven Dissonanz greifen die wirklich
jeden Strohhalm raus. Und vielleicht kennt
-
ihr das Beispiel, ich habe es nochmal
rausgezogen: ein Foto eines Busses und
-
seinen Sitzen, und das ging durch die
Medien, weil Leute tatsächlich da drinnen
-
eine Islamisierung erkannt haben, und zwar
Burkaträgerinnen haben Sie darin gesehen.
-
Wir haben uns darüber lustig gemacht. Wir
haben gar nicht darüber nachgedacht. Da
-
gibt es Leute, die haben so eine Angst
davor, dass sie selbst darin eine
-
Islamisierung erkennen. Menschen mit
rassistischen Ängsten brauchen diese Fake
-
News zur Selbstbestätigung. Es geht hier
um kognitive Dissonanz, und das
-
massenhafte Auftreten von Fake News ist
nicht das Problem, sondern ein Symptom
-
eines viel größeren Problems. Und das kann
weiter wachsen. Verschwörungstheorien.
-
Menschen mit rassistischen Ängsten können
in Verschwörungstheorien abgleiten.
-
Beispiel ist dafür "Frau Merkel hat wohl
einen Plan, damit sie die ganzen Moslems
-
hierher holt". Bis hin zu
Rechtsextremismus, wo man dann einfach zum
-
Beispiel antisemitische
Verschwörungstheorien abgreift: "Das ist
-
ein Plan der Juden, die Moslems
herzuholen, um uns umzuvolken." Was
-
passiert, wenn es in Deutschland 20
Millionen Menschen gibt, die rassistische
-
Ängste haben? Wahrscheinlich sind es noch
mehr. Sie gehen auf die Straße in Form von
-
Patriotischen Europäern gegen die
Islamisierung des Abendlandes. Das meinen
-
die ernst, die glauben das wirklich. Das
sieht man auch in jedem Interview. Die
-
glauben wirklich, dass der Islam eine
Bedrohung ist. Und sie würden natürlich
-
auch gerne wählen können. Aber es gibt
keine Parteien, die sie abdeckt, so
-
richtig, weil Parteien sich normalerweise
an das Grundgesetz halten müssen. Und so
-
eine Forderung, wie alle Moslems
abzuschieben, verstößt gegen das
-
Grundgesetz. Aber das Gute ist, es gibt
eine Partei namens Alternative für
-
Deutschland, und der Begriff Alternative
für Deutschland ist eine super schöne
-
Projektionsfläche. Andere Parteien haben
Sozialismus oder Grüne oder sonst
-
irgendwas in ihrem Namen, was einem
Wertesystem entspricht. Alternative für
-
Deutschland kann alles sein, und das kann
halt auch ein super schöner Magnet sein
-
für Rassisten und Rechtsextremisten. Und
genau das ist passiert. Bernd Lucke ist
-
Juli 2015 ausgetreten. Seine Begründung
war Rechtsextremismus in der Partei.
-
Frauke Petry September 2017 ist
ausgetreten. Begründung Rechtsextremismus
-
in der Partei. Und rechts, Konrad Adam
hatte Ende 2015 vor dem Rechtsextremismus
-
in der eigenen Partei gewarnt und ist von
seinem eigenen Kreisverband abgemahnt
-
worden. Er ist weiterhin in der Partei.
Wäre mal interessant zu hinterfragen,
-
warum eigentlich? Das Spannende ist, dass
wir hier die Partei als eine Symbiose von
-
zwei Kräften haben, und zwar
Konservatismus und Rechtsextremismus. Die
-
Konservativen haben die Aufgabe, innerhalb
dieser Symbiose den Rechtsextremismus
-
herunterzuspielen, und zu sagen, ach das
ist gar nicht so schlimm. Ich habe ein
-
Zitat leider rausgeworfen, sowas wie, in
unserer Partei gibt es keinen
-
Rechtsextremismus. Das Publikum lacht dann
laut, und die Rechtsextremisten haben die
-
Aufgabe, mit der Radikalität Wählerstimmen
ranzuholen. Es gibt die Leute, die dann
-
halt sagen, eine AfD, die ist ja schon
angepasst, die sitzt ja in den Parlamenten
-
und bereichert sich und so weiter. Aber
solange ein Björn Höcke drinnen sitzt und
-
dann immer noch seinen rechtsradikalen
rechtsextremistischen Scheiss raushaut,
-
legitimiert er die Partei sozusagen von
der rechtsextremistischen Seite. Und das
-
ist eine Symbiose, die nur so zusammen
funktioniert. Man sieht ja auch Bernd
-
Lucke hat versucht, eine Partei zu
gründen. Frauke Petry hat eine Partei
-
versucht, eine Partei zu gründen, und es
hat nicht funktioniert. Es ist erst die
-
Symbiose zwischen den Konservativen und
Rechtsextremisten. Wie sieht es
-
international aus? Hier ist eine Studie in
den westlichen Ländern. Was ist denn die
-
Einschätzung, die Realität, wie viele
Moslems es in einem Land gibt? In
-
Deutschland beispielsweise gibt es fünf
Prozent Moslems. In den Befragungen kommt
-
man aber auf über 20 Prozent, von dem die
Leute glauben, wieviele Moslems es in dem
-
Land gibt. Diese völlige Überschätzung
gibt es in fast allen Ländern. Hier eine
-
Studie "Was verbindet die Wählerbasis
unterschiedlicher rechtspopulistischer
-
Parteien?" Sind da relativ
unterschiedlicher Meinung. Aber wenn es um
-
Immigration geht, da haben sie alle die
gleiche Meinung. Das muss man verstehen,
-
das sozusagen eine weite Verbreitung von
solchen rassistischen, islamfeindlichen
-
Konzepten einfach eine Plattform bildet
für neues Wählerpotenzial, insbesondere
-
für rechtsextremistische Parteien. Mal ein
paar internationale Beispiele, die
-
rassistische Bewegung in Großbritannien.
Beim Brexit spielte insbesondere
-
Islamfeindlichkeit eine Rolle. The
Breaking Point, die EU würde jetzt
-
sozusagen Großbritannien dazu zwingen, die
ganzen Moslems aufzunehmen. Die
-
rassistische Bewegung in Frankreich. Ein
84-Jähriger, der Kandidat der Front
-
National war, hat sogar eine Moschee
angegriffen. Wikipedia schreibt über die
-
Front National. Besonders die Einwanderung
aus muslimischen Ländern wird kritisch
-
gesehen. Die Partei warnt vor einer
Islamisierung des Landes. Niederlande,
-
Geert Wilders. Die Partei warnt vor einer
aus ihrer Sicht stattfindenden
-
Islamisierung der Niederlande und ruft
offen zu einer Bekämpfung auf. Italien,
-
Salvini. In der Einwanderungspolitik
wendet sich die Lega Nord gegen weitere
-
Zuwanderung nach Italien - insbesondere
aus muslimischen und afrikanischen
-
Ländern. USA. Donald Trump hat seinen
Moslem Ban und seinen, wie können wir das
-
nennen, rassistischen Schutzwall oder
sowas dort gebaut. Und das haben viele
-
nicht verstanden. Warum die Leute jemanden
wählen und nicht merken, dass er halt
-
irgendwie irgendwie Rassist ist oder so.
Und das Problem ist, dass die Leute ihn
-
nicht wählen, obwohl er Rassist ist. Die
Leute wählen ihn, weil er ein Rassist ist.
-
Und wir müssen mal drüber nachdenken, wenn
jetzt zum Beispiel ein Impeachment
-
Verfahren Donald Trump entfernen würde.
Das rassistische Potenzial ist in der
-
Bevölkerung immer noch vorhanden. Und wen
wählen die denn dann? Vielleicht werden
-
wir zurückschauen und sagen, Trump war
wenigstens ein Idiot. Der hat wenigstens
-
nicht ganz so viele schlimme Sachen
verursachen können oder hat z.B.
-
vielleicht keinen Faschismus oder sowas in
den USA hochgebracht. Ich möchte mal
-
zurückkommen zu Rassismus und Medien.
Falls ihr euch noch erinnert an das
-
Kanzlerduell. Mehr als die Hälfte der Zeit
drehte sich um Terror, Islam, Migration
-
und Abschiebung. Man kann den Leuten halt
auch einfach einreden, dass das die
-
wichtigsten Themen sind. Strukturelle
Volksverhetzung findet man insbesondere in
-
der Bild-Zeitung. Ich habe hier mal die 20
auf Twitter meistgelesenen Bild-Artikel
-
gescraped aus dem Oktober 2019. Von den 20
Artikeln handeln 6 über Kriminalität durch
-
Migranten in Rot markiert, in Grün
markiert wo Migranten positiv dargestellt
-
werden. Richtig, ihr seht keinen.. Und die
restlichen schwarzen Artikel das sind
-
alles Artikel, die die AfD Narrative
pushen. Claudia Roth ist eine Antisemitin.
-
Die Grünen verzocken 72 000 Euro. Die
Antifa gefährdet unsere Freiheit und so
-
weiter. Das geht inzwischen so weit, dass
der ehemalige Chefredakteur der Bild am
-
Sonntag, der hat dort zehn Jahre lang als
Chefredakteur gearbeitet, in Zwischenzeit
-
die Bild als Vorfeldorganisation der AfD bezeichnet.
Das muss einem klar sein, dass sozusagen die
-
ganze Narrative, die die AfD aufgreift,
diese teilweise gar nicht selbst
-
entwickelt hat, die es schon vorher gab
und zum Beispiel auch von der Bild-Zeitung
-
entwickelt wurde. Man muss leider sagen,
die westliche Medienlandschaft hat
-
versagt. Sie hat sich für die
Terrorpropaganda instrumentalisieren
-
lassen. Kurze Anmerkung Terror ist keine
militärische Strategie. Terror ist eine
-
Kommunikationsstrategie, und spektakuläre
Bilder funktionieren halt immer gut. Auch
-
für die Klicks. Eigentlich, ich meine, wir
kennen es zum Beispiel davon, wenn ein
-
Prominenter sich das Leben nimmt, gibt es
den Werther-Effekt. Man muss vorsichtig
-
sein, darüber zu berichten, sonst gibt es
Nachahmer. Und warum gibt es eigentlich,
-
wenn man über Terroranschläge berichtet,
nicht den Satz drunter, falls ihnen dieser
-
Terroranschlag Angst macht oder diese
Berichterstattung darüber, muss Ihnen klar
-
sein, das ist das Ziel der Terroristen.
Wir wollen darüber berichten. Aber haben
-
Sie bitte keine Angst? Die
Medienlandschaft begeht seit Jahrzehnten
-
strukturelle Volksverhetzung, und sie
verdient auch mit beidem Geld. Ich möchte
-
das bitte nicht pauschalisieren. Ich
möchte ein paar Beispiele hervorbringen,
-
die das sehr gut machen. Der Norddeutsche
Rundfunk hat z.B. bei #EinMomentDerBleibt
-
insbesondere Flüchtlinge interviewt. Eine
großartige Sendungsreihe. Viel gelernt,
-
viel geweint. SPIEGEL ONLINE - Diese
Prominenten waren Flüchtlinge. Der
-
Tagesspiegel hat mehrere gute Aktionen
gemacht. Eine die mir besonders gut
-
gefallen hat. Es gab eine Ausgabe, die
komplett nur von Exiljournalisten
-
produziert wurde. Deutschlandfunk - Philip
Banse hat vor kurzem ein sehr gutes
-
einstündiges Interview veröffentlicht über
Rassismus in der Gesellschaft und auch in
-
den Medien. Wie geht unsere Regierung
damit um? Es gibt ein Projekt, das heißt
-
Demokratie Leben. Ursprünglich initiiert
von der SPD. Es gibt ungefähr eine Million
-
Euro für unterschiedliche zivile Projekte,
die sich gegen Rechtsextremismus
-
engagieren. Z.B. ein Exit-Programm. Das
sollte aber Ende 2019 gekürzt werden. Am
-
9. Oktober gab es einen Anschlag in Halle,
von dem alle mitbekommen haben. Ein paar
-
Stunden später rudert die Bundesregierung
zurück. Das Förderprogramm läuft weiter.
-
Das sind mal ein paar Beispiele aus der
CDU. Wir haben einen Robert Möritz, der
-
Rechtsextremist ist. Kristina Schröder
fällt immer wieder auf mit Positionen, wo
-
sie im Prinzip den den Muslimen grundsätzlich
gewaltlegitimierende Männlichkeitsnormen
-
unterstellt. Das Muslime schwerer zu
integrieren sind. Kristina Schröder wollte
-
Mittel für Rechtsextremismusbekämpfung
kürzen, als Familienministerin. Nachdem
-
November 2011 der NSU aufgeflogen ist,
wurde wieder zurückgerudert. Das
-
Rechtsextremismus Programme, die Mittel
gekürzt wurden, das hatten wir schon mal
-
2011. Der NSU Fall hat das verhindert. Das
muss man sich mal klar werden. Es gab
-
jetzt inzwischen zwei rechtsextremistische Anschläge,
die Mittelkürzungen verhindert haben. Die
-
Junge Union will die Förderung für die
Amadeu-Antonio-Stiftung streichen.
-
Gemeinnützigkeiten sollen entzogen werden.
Das BMBF, hatte ich jetzt mit mehreren
-
Wissenschaftlern gesprochen, gibt relativ
viel Fördermittel raus für
-
Extremismusforschung. Meistens geht es
aber um islamistischen Extremismus. Erst
-
seit 2009 gibt es ein Förderprogramm, das
sich auch intensiv mit Drittmitteln für
-
Rechtsextremismusforschung
auseinandersetzt. Und das kann doch nicht
-
sein. Forschung muss doch ansetzen können,
bevor Menschen sterben. Das kann nicht
-
sein, dass wir erst warten müssen, bis
Leute getötet werden. Dann merkt es die
-
Politik. Dann gibt's die Fördertöpfe, dann
können sie sich bewerben, dann wird
-
geforscht, und dann gibt es Ergebnisse. Da
ist die Forschung verkehrt rum. Bettina
-
Kudla spricht von Umvolkung. Kurt
Biedenkopf "Die Sachsen sind immun gegen
-
Rechtsextremismus". Kai Wegner nennt
Seenotrettung "Taxidienst". CDU/CSU
-
stimmen im EU-Parlament gegen
Seenotrettung. Joachim Herrmann verwendet
-
in einer Talkshow das N-Wort. Hans-Peter
Friedrich nennt Anti-AfD-Demonstranten
-
"Linksfaschisten". Ein
rechtsextremistisches Narrativ. Dobrindt
-
(CSU) "Anti-abschiebeindustrie" wurde
"Unwort des Jahres". Söder spricht von
-
"Asyltourismus" und "Asylgehalt". Stephan
Mayer nennt Seenotrettung
-
"Shuttleservice". Thomas de Maizière
spricht von "Integrationsverweigerer."
-
Andreas Scheuer bezeichnet einen
Senegalesen "den wird man nie wieder
-
abschieben können". Philipp Amthor bei
einer Nationalhymne - "Hier ist ja keiner
-
von uns Moslem, der das nicht singen
kann". Und das einzig gute Zitat stammt
-
von Jens Spahn. "Mit der AfD verbindet uns
mehr als mit der SPD".
-
vereinzeltes Lachen
-
Die westliche Gesellschaft hat
islamfeindlichen Rassismus als
-
Massenphänomen. Und wir wollen es nicht
sehen. Stattdessen doktern wir an den
-
Symptomen rum. Ich habe das mal als Grafik
zusammengefasst. Rassismus als
-
Massenphänomen. Wahrscheinlich
insbesondere gepusht durch den
-
internationalen Terrorismus und eine
unreflektierte Berichterstattung. Das wird
-
weiterhin verstärkt durch Politiker, die
das nutzen wollen, um damit den Rassismus zu
-
normalisieren. Und auf der anderen Seite
die strukturell rassistische
-
Berichterstattung, die diesen Rassismus
bestätigt. Ich schlage das Wort
-
"strukturelle Volksverhetzung" vor. Und
solch eine Massenbewegung hat genau diese
-
Effekte. Wie Hatespeech, Morddrohungen,
Fake News, Echokammern, AfD, Pegida und
-
Rechtsextremismus. Das sind alles Folgen
davon. Wir können gerne was gegen
-
Hatespeech machen. Aber den dicken
Elefanten im Raum, Rassismus als
-
Massenphänomen, gegen den müssen wir
vorgehen. Ich möchte ein Beispiel bringen.
-
Der Fall Wächtersbach, wo ein Extremist
versucht hat, einen Mann aus Eritrea zu
-
erschießen. Hinterher gab es eine
Recherche, wo denn der Mann eigentlich
-
herkommt. Was war sein soziales Umfeld?
U.a. war man in seiner Stammkneipe, in der ganz
-
offen Rassismus reproduziert wird. Oder
der Anschlag in Halle. Ein Mann wollte in
-
eine jüdische Synagoge eindringen. Man hat
in der Backgroundgeschichte ein Interview
-
mit der Mutter gehabt. Auch sie vertritt
antisemitische Positionen. Das ist ganz
-
interessant, dass wir uns jetzt mit
Radikalisierung im Internet beschäftigen,
-
weil wir das im Internet überhaupt
untersuchen können. Was wir nicht
-
untersuchen können ist, "Wie sieht
Radikalisierung im familiären Umfeld aus?"
-
Oder "Radikalisierung in der Stammkneipe".
Das ist unsichtbar. Nur weil wir das im
-
Internet sehen, heißt nicht, dass das
Internet daran schuld ist. Der Rassismus
-
kommt aus der Gesellschaft. Vier Gründe,
warum ihr euch alle mit Rassismus
-
beschäftigen müsst. Jetzt kommen die
schlechten Nachrichten. Nur wenn ihr euch
-
mit Rassismus beschäftigt, könnt ihn
erkennen und bekämpfen. Mir ist es vorher
-
aufgefallen, bevor ich mich damit
beschäftigt habe. Wenn ich mit Rassismus
-
konfrontiert wurde, habe ich ihn oft nicht
gesehen. Und zum anderen fehlten mir die
-
Argumente, ihn erkenntlich zu machen und
zu zerlegen. Erst als ich mich tiefer mit
-
den Mechanismen beschäftigt habe, ist mir
das klargeworden. Nur wenn ihr euch mit
-
Rassismus beschäftigt, könnt ihr auch in
euch selbst erkennen. Das ist eine ganz
-
schlechte Nachricht. Als ich mich damit
beschäftigt habe, habe ich auch festgestellt,
-
welche rassistischen Vorurteile ich habe.
Und erst dann kann man sie auch
-
hinterfragen und damit auflösen. Jetzt
kommen die richtig schlechten Nachrichten
-
für euch. Weiße Menschen profitieren vom
Rassismus, ob sie wollen oder nicht. Wenn
-
das nächste Mal eine Polizeikontrolle im
Rahmen von Racial Profiling an euch
-
vorbeigeht, dann profitiert ihr davon,
weil das jemand anderen betrifft. Wann
-
immer ihr eine Wohnung bekommt und ein
anderer nicht, profitiert ihr davon. Wann
-
immer ihr einen Job bekommt und eine
andere mit türkischen Namen nicht,
-
profitiert ihr jedes Mal von diesem
Rassismus. Diesen Rassismus nicht zu sehen
-
ist Teil des strukturellen Rassismus. Wer
Rassismus ignoriert, macht mit. Und ich
-
hatte jahrzehntelang den Vorteil zu sagen,
ich wusste nichts davon. Ich konnte sagen,
-
ich habe nicht mitgekriegt, dass es hier
einen strukturellen Rassismus in dieser
-
Gesellschaft gibt. Ich habe es nicht
mitbekommen. Tut mir leid. Die schlechte
-
Nachricht ist, ich habe euch diese
Unschuld gerade genommen.
-
vereinzeltes Lachen
-
Ich habe euch damit konfrontiert. Wer
jetzt seine Augen verschließt, macht mit. Dankeschön.
-
Applaus
-
Herald: Vielen Dank für diesen äußerst
interessanten Vortrag. Wir haben jetzt
-
noch ein wenig Zeit für Fragen. Ich würde
vorschlagen, wir fangen mit der
-
Fragestellerin am Mikro Nr. 1 an.
Mikro 1: Ich werde vielleicht Kristina
-
Schröder in Kürze begegnen. Was sage ich
zu ihr? Wenn sie irgendwann einen Satz
-
fallen lässt. Oder noch schlimmer, wenn
sie keinen Satz fallen lässt, auf denen
-
ich etwas entgegnen kann, sondern wenn ich
sie initiativ drauf ansprechen muss, dass
-
sie merkwürdige Dinge sagt.
Michael: Das ist eine gute Frage. Das ist
-
wahnsinnig schwierig. Ich glaube, es gibt
zwei Ebenen, über die wir diskutieren
-
müssen. Das eine ist "Was kann man gegen
Rassismus tun?". Und das ist kein
-
einfaches Thema. Insbesondere wenn Leute
in einer rassistischen Angstwelt verloren
-
gegangen sind. Das würde ich jetzt Frau
Schröder nicht unterstellen, aber
-
sozusagen einer Gesellschaft. Ich weiß
nicht, wir können keine Angsttherapie
-
machen für 50% der Bevölkerung. Das Zweite, was wir machen
können und das ist glaub ich das Wichtigste ist, erst
-
einmal alle Strukturen zu hinterfragen,
die das weiterhin unterstützen.
-
Insbesondere die, die rassistischen
Narrative weiter unterstützen. Und
-
Kristina Schröder ist ja sozusagen die
Rassismus- und Extremismus-Expertin
-
innerhalb der CDU gewesen. Da kann man
vielleicht mal Diskussionen mit anderen
-
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
empfehlen. Sich tiefer in das Thema hinein
-
zu versetzen. Vielleicht informiert man
sich besser selber über Rassismus und kann
-
dann mit ihr über diese Aussagen,
insbesondere muslimische Männer besonders
-
gefährlich seien, darüber diskutieren, was
denn der Rassismus sozusagen daran ist.
-
Das sie den selber erkennt.
Herald: Als nächstes hätten wir eine Frage
-
aus dem Internet.
Signal Angel: Im IRC sind einige Leute,
-
die atheistisch sind und öfter Debatten
führen, zu Themen wie Beschneidung von
-
Jungen. Und dagegen argumentieren möchten,
dass das eine schlechte Idee ist. Und wo
-
ist da die Grenze zum Rassismus? Und wie
führt man so eine Debatte, ohne
-
rassistisch zu werden?
Michael: Das ist wahnsinnig schwierig. Wir
-
kennen zum Beispiel das Thema, dass es
bestimmte Militäraktionen von Israel gibt,
-
wo es schwierig ist, zu kritisieren, ohne
dass man damit einmal auf der gleichen
-
Seite der Antisemiten steht. Das ist
wahnsinnig schwierig. Das tut mir leid zu
-
sagen Sorry, da gibts keine Antwort.
Bisher fehlte mir aber eigentlich genau
-
eine vernünftige Debatte darüber, um
überhaupt Lösungen entwickeln zu können.
-
Vielleicht gibt es ja auch noch gar keine
richtige Lösung dazu. Vielleicht gibt es
-
auch ein paar, denen wir noch nicht
zugehört haben.
-
Herald: Als nächstes hätten wir wieder
eine Frage aus dem Saal bei der Nr. 4.
-
Mikro 4: Großartiger Vortrag. Anknüpfend
an dein extrem utopisches T-Shirt.
-
Michael: Lachen
Mikro 4: Für uns Kartoffel-Deutsche. Ein
-
Fakt, der mich überrascht hat und einen
anderen Blick bringt. Du hast von 20
-
Millionen Menschen geredet, die Angst
haben, rassistische Angst haben. Wir haben
-
in Deutschland auch 20 Millionen Menschen mit
Migrationshintergrund, die Angst haben
-
müssen, Angst haben könnten und in der
Debatte vernachlässigen wir deren Gefühle
-
total und denken immer an die armen
Kartoffel-Deutschen.
-
Michael: Genau. Die Unsichtbarkeit der
Betroffenen ist ein zentrales Element
-
dieses strukturellen Rassismus. Das ihnen
nicht zugehört wird. Das man ihnen keinen
-
Raum verschafft. Es gibt zum Glück ein
paar Programme. Ich möchte zum Beispiel
-
den "Halbe Kartoffel" Podcast empfehlen.
Dort wird sich viel mit Leuten aus
-
unterschiedlichen Background unterhalten.
Die scherzen darüber, dass sie einfach,
-
wenn sie irgendwohin fliegen wollen,
einfach mal zwei, drei Stunden früher
-
kommen müssen und sich den Bart abrasieren
müssen. Weil sonst werden sie dort durch
-
Racial Profiling herausgegriffen und
können ihren Urlaub nicht antreten. Das
-
ist dann schon teilweise normal. Und damit
konfrontiert zu werden, ist extrem
-
hilfreich. "Halbe Kartoffel" ist ein
Vorschlag. "Maschallah!" von Katrin
-
Rönicke ist ein sehr guter Podcast.
Generell mit mehr Formaten
-
auseinanderzusetzen, mit Menschen, die wir
hier treffen könnten, mit denen uns
-
befreunden könnten. Das die, die
Möglichkeit haben, über den Rassismus zu
-
sprechen, und dass wir da ein Bewusstsein
für haben und entwickeln können.
-
Herald: Als nächstes hätten wir wieder
eine Frage aus dem Saal bei der Nr. 7.
-
Mikro 7: Danke für den Talk. Du hast am
Ende gesagt, "Wer Rassismus nicht sieht,
-
der macht mit". Am Anfang hast du von der
kognitiven Dissonanz erzählt. Jetzt frage
-
ich mich, wie helfe ich Menschen, das zu
sehen und zu akzeptieren, dass Rassismus
-
da ist?
Michael: Das ist schwierig und es fehlen
-
noch ganz viele Lösungen. Die
Konfrontation könnte tatsächlich helfen.
-
Vielleicht lädt man einmal eine Familie
ein oder sonst irgendwas. Aber das ist
-
halt auch schwierig. Ehrlich gesagt, ich
habe da gar keine Lösung dafür. Womit ich
-
mich jetzt vorrangig beschäftigt habe ist,
"Was sind diese Phänomene?"; "Verschiebung
-
in der Politik", "Verschiebung der
Berichterstattung", Fake news, Hatespeech
-
und so weiter. Das ich da den Rassismus
als ein Massenphänomen, als Hauptursache
-
drinnen sehe. Wie man ihn bekämpft, weiß
ich noch nicht. Vielleicht gibt es auch noch Leute,
-
die mehr Ahnung haben und dazu was
erzählen können. Was ich auf jeden Fall
-
plädieren kann. Wir müssen damit aufhören,
ihn weiter anzuheizen und weiter zu
-
verstärken.
Herald: Wir hätten jetzt noch Zeit für eine
-
Frage. Bitte die Nr. 4.
Mikro 4: Hallo, hast du im Rahmen deiner
-
Forschung auch untersucht, welche Rolle der
Schule und dem Schulunterricht zukommt?
-
Und inwiefern da schon früh Manipulation
stattfindet? Vielleicht durch Lehrerinnen
-
oder durch Medien oder durch Sprüche auf
dem Schulhof?
-
Michael: Die Untersuchungen in Kneipen
oder in Schulen oder im Familienumfeld
-
sind halt extrem schwierig. Insbesondere
Heitmeyer ist Erziehungswissenschaftler.Da
-
sind oft Wissenschaftler, die sich mit der
Jugend auseinandersetzen. Ich kenne auch
-
anekdotische Evidenzen aus dem
Schulunterricht. Aber jetzt speziell untersucht
-
werden kann das glaub ich nicht. Was man dort auch
sieht, sind meist Dinge, die die Kinder
-
aus dem eigenen Elternhaus mitbringen.
Genaueres weiß ich darüber aber nicht.
-
Herald: Gibt es noch Fragen?
Mikro: Du hast vorhin gesagt, dass man ja
-
theoretisch immer rassistisch ist, wenn man einen Job
annimmt oder wenn man die Zusage auf eine
-
Wohnung annimmt, weil irgendwie wird immer
irgendwer benachteiligt, dann sind alle iin
-
einem gewissen Sinne auch Rassisten. Aber
dagegen kann man ja eigentlich gar nichts
-
machen. Rassistisch zu sein. Was soll man
denn sonst machen?
-
Michael: Ich sage nicht "Wer eine Wohnung
annimmt, ist ein Rassist". Ab wann jemand
-
ein Rassist ist, ist ganz schwer
abzugrenzen. Ich wollte nur mal darauf
-
hinweisen, dass wir davon profitieren.
Solange ich weiß bin, bin ich Profiteur
-
von einem strukturellem Rassismus. Solange
ich ein Mann bin, bin ich Profiteur von
-
strukturellem Sexismus. Das war mir vorher
gar nicht klar. Erst wenn man sich damit
-
beschäftigt, merkt man das. Und wenn die
Opfer darüber sprechen, wie sie unsichtbar
-
gemacht werden. Dann wird man damit
konfrontiert, und deswegen kann ich jedem
-
damit empfehlen, auch wenn das Profitieren
enorm klein ist und das unterstützen enorm
-
klein ist. Ist man aber Teil der Struktur
automatisch, weil es sich um strukturellen
-
Rassismus handelt. Und das bringt uns alle
in die Verpflichtung, sich mit den Themen
-
auseinanderzusetzen.
Herald: Noch mal eine Frage von der Nr. 1.
-
Mikro 1: Erstens wollte ich sagen, dass
ich es natürlich nicht schlimmer finde,
-
wenn Kristina Schröder keine rassistischen
Aussagen macht, sondern nur schwieriger in
-
dem Moment für mich, sie darauf
anzusprechen. Zweitens wollte ich fragen,
-
ist es, ist es ein Problem, dass wir über
Dinge, die wir in unserer Gesellschaft
-
ändern wollen, mit einer Kriegsrhetorik
reden? Dass wir sagen, wir wollen
-
Rassismus bekämpfen, und wir wissen, wir
müssen es ausrotten. Ich habe das Gefühl,
-
da gibt es eine Rhetorik, die es Menschen,
die das Gefühl haben, sie würden sich mit
-
Rassismus auseinandersetzen, wenn sie
nicht das Gefühl hätten, sie müssen sich
-
selbst an die eigene Nase fassen. Es
schwierig machen, sich damit
-
auseinanderzusetzen.
Michael: Ganz klar. Ich glaube, dass sich
-
hier auch Sachen hochschaukeln. Nehmen wir
mal an, ein Freund der Familie sagt etwas
-
Rassistisches. Dann kocht in mir die Wut
hoch und ich sage "Du wählst eine
-
faschistische Partei". Obwohl, obwohl er
daran nicht schuld ist. Es ist völlig
-
irrelevant, ob ich ihn jetzt überzeuge
oder nicht. Meine Wut projeziert sich auf
-
diese Person. Ist es extrem schwierig,
darüber zu diskutieren. Aber wir machen es
-
momentan gar nicht. Wenn wir uns beim
Kaffee oder beim Bier treffen. Rassismus
-
oder Sexismus ist kein Alltagsthema,
obwohl so viele Leute davon betroffen
-
sind. Und das ist eigentlich schade.
Herald: Als nächstes nochmal eine Frage
-
von der Nr 7.
Mikro 7: Ich möchte gerne in dem
-
Zusammenhang, also zu dem ganzen Thema, "Tupoka Ogette" und
insbesondere ihr Buch "Exit Racism -
-
Rassismuskritisch denken lernen"
empfehlen. Und ich wäre auch neugierig, ob
-
es noch weitere Empfehlungen gibt vom
Sprecher. Danke.
-
Michael: Ich habe auch das Buch dazu
gelesen. Es gibt wahnsinnig viel. Wie
-
gesagt, das einzige Plädoyer, was ich
jetzt gerade machen kann, ist überhaupt zu sagen,
-
wir müssen mehr über Rassismus sprechen.
Ich bin jetzt gar nicht darauf vorbereitet, dass
-
jetzt auch sofort direkt zu tun, sondern
ich kann einfach nur sagen, dass das, was
-
wir jetzt bisher beobachtet haben, sind
Effekte davon. Und was wir jetzt dagegen
-
tun und was wir selber tun können und
müssen, darauf bin ich jetzt noch gar
-
nicht eingegangen. Das ist Teil 2.
Herald: Als nächstes nochmal eine Frage
-
aus dem Saal.
Mikro: Vielen Dank nochmal für den schönen
-
Vortag. Ich habe zwei Anmerkungen zu
Fragen im Bereich. Ich bin selbst mit
-
Migrationshintergrund und lebe schon zehn
Jahre in Deutschland und nehme relativ häufig
-
teil bei solche Art von Diskurs und ich
finde das immer, wieder ganz geteilt. Die
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Leute mit Migrationshintergrund reden
darüber ganz alleine und die Deutschen
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oder Europäer reden darüber ganz separat.
Weil Rassismus, das ist nicht nur ein
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weißes Phänomen. Unter den Migranten gibt
es auch viel Rassismus, und ich finde das
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verzuge sich immer zusammen mit
sozioökonomischen Hintergründen: Wo ich
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jetzt stehe? Was für Job habe ich? Wie
viel Geld habe ich auch bekommen von
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Vorfahren und so weiter. Und diese
Elemente, finde ich irgendwie, sollten
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noch mehr angesprochen [werden]. Und was
sind Ihre Meinung dazu? Und warum zum
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Beispiel sind diese Elemente nie so ganz
stark in diese Forderung eingetragen
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worden?
Michael: Ja, das habe ich selber gemerkt.
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Ich war an mehreren Veranstaltungen, die
dann, beispielsweise im universitären
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Umfeld, nur Studenten und Studentinnen
betroffen hat oder nur im aktivistischen
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Bereich NGOs und so weiter. Die
gesamtgesellschaftliche Debatte fehlt. Ich
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habe jetzt dieses Forum, sozusagen meine
Möglichkeit, genutzt, das Thema hier
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anzusprechen. Aber auf jeden Fall muss es
größer werden. Ich weiß nicht ob das
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hilft?
Herald: So wir hätten jetzt noch Zeit für
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eine letzte Frage, und zwar von der Nummer
3.
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Mikro 3: Okay, danke ich wollte noch eine
kurze Anmerkung machen zu dem Thema Schule
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und wie da schon sozusagen die Wurzeln
gesät werden für diese Arten von
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Ausgrenzung. Ich weiß nicht, wie es hier
in Sachsen ist. Meine Kinder haben jetzt
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das Glück oder Pech, auf eine königlich
bayerische Grundschule zu gehen. Da gibt
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es das Phänomen des Schul-Gottesdienstes.
Und das bedeutet letztendlich: Die Kinder
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laufen mit der Lehrerin zusammen in die
nächstgelegene Kirche. Natürlich nur, die
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sich zu irgendwelchen christlichen
Religion bekennen. Alle anderen Kinder
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müssen in der Schule bleiben und sich mit
irgendetwas beschäftigen. Also hier sehe
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ich schon, wie diese strukturelle
Ungleichheit da praktisch in der
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Grundschule schon den Kindern eingepflanzt
wird, indem eine bestimmte Religion als
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den anderen vielleicht überlegen oder
zumindest gibt's eine Sonderbehandlung.
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Ich persönlich als Atheist fühle mich da
auch ausgegrenzt und diskriminiert. Nur so
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als Hinweis, wie hier schon in der
Grundschule dann entsprechend die Kinder
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indoktriniert werden.
Michael: Ja und sieht man es einmal, fängt
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man an es überall zu sehen. Das fällt dann
dann auf.
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Herald: Vielen, vielen Dank für eure
vielen Fragen. Ich würde vorschlagen
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nochmal einen herzlichen Applaus für
Michael Kalke, seinen wunderbaren Vortrag.
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Applaus
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36c3 Abspannmusik
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Untertitel erstellt von c3subtitles.de
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