David Hockney: Photoshop ist langweilig

In diesem Video meditiert David Hockney über das Konzept des Sehens. Über das Abbilden des Frühlings, wie Picassos Eule uns fesselt, über Photoshop und vergleicht Sicherheitsgurte mit Bondage.

David Hockney war zur Veröffentlichung von Photoshop im Silicon Valley eingeladen wegen seines INteresses für Photografie. Photoshop lässt viele Magazine ähnlich aussehen und immer langweiliger, sagt er. Es steckt mehr Eul-heit in Picassos Eule als in einer ausgestopften Eule, weil es um einen Menschen geht, der die Eule betrachtet.

Interview durch Christian Lund, Louisiana Museum of Modern Art, 2011.

Gefilmt von Martin Kogi

Produziert von Martin Kogi and Christian Lund, 2012.

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(Louisana channel - David Hockney: Photoshop ist langweilig)

[David Hockney] Die Erfindung der Fotografie

war die Erfindung von Chemikalien

und gewissermaßen ist die chemische Fotografie jetzt beendet.

Es gab sie - wie lange? - 160 Jahre.

Nun, niemand hätte gedacht, chemische Fotografie würde aufhören.

Niemand sagt so etwas voraus, oder?

Sie ist vorbei - sie ist jetzt sicher vorbei.

Kodak stellt seit etwa acht Jahren keinen Fixierer mehr her, glaube ich.

Und der Fixierer war die Erfindung.

Daguerre hat es auf seine Art gemacht

und in England Fox Talbot, der mit Kameras spielte,

und diese Bilder zu sehen -

und denk dran, sie sahen sie in Farbe:
Man sieht sie immer in Farbe;

sie waren überrascht, dass die Fotografie schwarz-weiß war,

als sie zuerst aufkam -

aber er sagte zu Sir John Herschel:

"Wie kann ich - wie können wir dieses Bild fixieren?"

Sie konnten es zu Papier bringen, mit Silber,

aber das hielt nicht lange.

Und in der Tat sagte Sir John Herschel:

"Oh ja, wenn man es fixieren will, dann braucht man dies, dies und dies"

und schrieb die Formel für Fixierer nieder,

der immer noch hergestellt wurde bis vor acht Jahren.

Also jetzt, wir haben diese Periode jetzt verlassen.

Ich weise darauf hin, ich - 1989 wurde ich von Adobe eingeladen, im Silicon Valley,

zum Start von Photoshop.

Und sie luden ein paar Leute ein, aus verschiedenen Gründen.

Ich glaube, ich wurde eingeladen, weil sie meine Foto-Collage gesehen hatten

von ... vom Pearblossom Highway.

Und so luden sie mich ein und ich erschien mit meinem Assistenten, Richard.

Und meine Hunde nahm ich auch mit.

Sie sagten - ich hab's gesehen -

die zwei Dinge, die sie im Silicon Valley nicht mögen:

Raucher und Hunde.

Ich sagte: "Nun, ihr müsst euch damit abfunden,

ich bin hier und ihr müsst das so nehmen."

Aber sie zeigten auch - wir probierten Sachen

Und als wie nach LA zurück fuhren, sagte ich

"Nun, da ging es nur ums Zeichnen

und das ist das Ende der chemischen Fotografie."

Denn mit chemischer Fotografie kannst du das nicht machen.

Es muss digital sein für Photoshop.

Und ich war ein wenig frü, aber trotzdem,

ich konnte sehen, dass es so kommen würde.

Photomat - entwickeln in einer Stunde - würde verschwinden

Ich hatte die genutzt, solche Dinge.

Und das hat Folgen, die ich zu sehen begann.

Sie sind größer geworden,

es gibt sie jetzt noch, sie wachsen.

Gewissermaßen, meine ich, nützliche Sache, Photoshop,

aber ich glaube, dadurch sehen eine Menge Magazine sehr ähnlich aus,

ziemlich langweilig.

Es poliert die Fotografie, sie tun Highlights dazu,

nehmen diese Makel weg, so etwas meine ich,

ich liebe es in Hollywood,

sie bessern alle nach.

Aber ich meine, das bedingt auch eine Art fades Aussehen

- für mich, jedenfalls, für mich.

Aber darum, wenn man es braucht

sogar Modemagazine hätten vor dreißig Jahren

eine Menge Zeichnungen enthalten

so dass man verschiedenes bekommt, wenn man die Seiten durchblättert.

Aber jetzt zeichnen nicht mehr viele Leute, also ist es nur noch Fotografie

und wird deswegen immer langweiliger, denke ich.

Ich meine, ich war - wir waren gerade in de Picasso-Ausstellung hier.

Ich hab diese Eule angeschaut, diese herrliche Eule

und ich wies Dave darauf hin,

dass einige Leute einfach eie echte Eule ausstopfen und in einen Kasten stellen.

Nicht so interessant.

Und ich erklärte meinem jungen Freund,

warum Picassos so herrlich ist.

Es ist keine Eule, es ist ein Mensch, der eine Eule betrachtet.

Es ist wegen eines Menschen, der eine Eule betrachtet.

Das ist es, was uns fesselt.

Es gibt mehr Eul-heit da als in der ausgestopften Eule.

Wenn man einen Lösungsweg für etwas findet -

ich sprach über den Frühling

ich arbeite gerade daran in England -

und wie soll man die Ankunft des Frühlings abbilden?

Die Ankunft des Frühlings ist zu langsam, als dass ein Film sie einfangen könnte.

Es bewegt sich - aber es bewegt sich zu langsam

für eine Filmkamera.

Und das ist auch nicht so leicht zu fotografieren

weil die ersten Anzeichen so subtil sind,

dass die Kamera sie nicht so gut sieht.

Aber wenn das menschliche Auge es sieht, kannst du ein wenig übertreiben

Das erste bißchen Grün sprießt,

du betonst das Grün.

Die Kameras können das nicht - sie sind gar nicht so gut mit Farben.

Ich meine, sie sehen die feinen Farben eigentlich überhaupt nicht.

Am Strand ist Farbfotografie in Ordnung,

aber mit Grüntönen, ist sie wirklich nicht so gut.

Selbst heute nicht.

Sogar, wenn wir neun Kameras benutzen,

und wir deshalb für jede eine andere Belichtng nehmen könnten,

wir erhalten keinen größeren Bereich an Grüntönen.

Ich weiß das. Ich meine, ich weiß davon ..

Ich weiß von technischen Sachen, über Filme und so.

Aber es ist ein

-

über diese technischen Probleme wird nicht viel geschrieben

es sind technische Probleme.

Man kann sie überwinden, aber

wenn man nicht viel über sie beigebracht bekommt,

vergessen einige Leute, dass es Probleme gibt

und dass sie geklärt werden müssen.

Ich habe mich mit dem Winter in Ost Yorkshire beschäftigt.

Das ist ein Klima, genau wie hier eigentlich, nur über dem Wasser.

Es ist ein ganz ähnliches Klima,

sehr ähnliche Gärten und Landwirtschaft

Ich meine, der Frühling fängt hier gerade an, nicht wahr?

Er fängt dort gerade an.

Aber natürlich hat man keinen Frühling in Südkalifornien

nicht besonders jedenfalls -

und ich fand, es gab da im Winter mehr Farben,

dass die Straße, diese kleine Straße, am dunkelsten ist

im Hochsommer

weil all die Blätter darüber sind, es ist wie ein Tunnel

und es ist dunkler darin.

Ich meine, es kommt Licht herein,

aber dann ist es am dunkelsten.

Es ist am hellsten im Winter, wenn es schneit,

weil du Reflexionen vom Boden kriegst.

Und wir haben mit neun Kameras gefilmt,

ich zeichne das auch die ganze Zeit.

Ich bin mit der Ärztin vor Ort befreundet,

weil sie eine Amateur-Malerin ist,

und sie kommt ins Studio

und ich zeige ihr die Bilder.

Und dann zeigten wir ihr die Filme.

Und sie sagte:

"Gott, ich habe mir noch nie diese kleine Straße angeschaut!"

Und sie sagte, das nächste Mal, als sie kam, sagte sie:

"Du hast uns inspiriert, David.

Wir sind hingefahren und haben einen langen Spaziergang gemacht,

verdammt lang,

nachdem wir deine Filme und das da gesehen hatten."

Und ich sagte:

"Nun, das ist schön, das ist -

Ich sag dir, was daran so schön ist:

Es ist ein sehr, ziemlich isoliertes Stück England.

Es ist sehr isoliert, teils weil da ein breiter Fluss ist,

die Humber, Richtung Süden

und es gibt da nicht viele Leute,

nur wenige Leute leben dort,

es ist landwirtschaftlich, großartiges Ackerland

also wird dort nicht viel gebaut.

Nicht viele Leute.

Und wir können - wir haben da gemalt, da gefilmt,

niemand - da hält dich niemand auf.

In LA! Oh, wenn du eine Kamera herausholst im Auto,

müsstest du Genehmigungen einholen,

du bräuchtest Polizeiabsperrungen,

-

Hollywood-Polizisten und so.

Aber in Ost Yorkshire kommen wir an, niemanden kümmert das,

Wir hängen aus Jeeps.

Ich meine, ehrlich, einmal haben JP and ich

wir fuhren los zum Malen mit unseren Leinwänden

und man sieht da nie jemanden,

und plötzlich kommt eineToyota-Laster

vier Polizsiten springen raus und wir kriegten ein Knöllchen:

Wir waren nicht angeschnallt.

OK, wir wollten nicht weit,

wir wollten unsere Leinwand herausholen.

Und so kriegten wir ein Knöllchen.

Ein Polizist schaut aus dem Fenster zu mir

und sagt: "Sie müssen den Gurt anlegen,

der Tod lauert überall."

Nun, ich schau aus dem Fenster und

sehe die Bätter die an den Bäumen kommen,

der Frühling naht, und ich sage

"Nun, das Leben lauert auch überall"
[lacht]

Jedenfalls, wir kriegten Knöllchen,

wir könnten die eigentlich mit ausstellen.

Aber wir wollten malen

und bauten sechs Leinwände auf.

Wenn sie uns mit diesen Kameras gesehen hätten,

wären wir wohl im Gefängnis gelandet

weil wir so raushingen.

Aber wir fuhren nicht sehr schnell

Ich meine, wir machten so 10 Meilen die Stunde.

Sie würden es wohl dabei belassen,

aber es war amüsant, dass wir die Knöllchen wegen der Gurte bekamen.

Ich sagte ihnen, dass ich nicht so auf Fesselspiele stehe.

Ehrlich nicht.

Ich mag keine Sicherheitsgurte. [lacht]

Viele stehen ja auf Fesselspiele ...

das ist OK: viel Spaß, dann und wann.

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