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36C3 ChaosWest: Rosa Listen

  • 0:21 - 0:27
    Herald: Also willkommen zum nächsten Tag
    hier in Chaos West, es geht um Rosa
  • 0:27 - 0:33
    Listen. Ein drastisches Beispiel dafür,
    dass Datenschutz die davon betroffenen
  • 0:33 - 0:41
    Menschen schützt und vortragen wird der
    Österreicher Erwin Ernst. EEST9
  • 0:41 - 0:45
    Steinhammer haben beschäftigt sich seit
    Jahren mit Datenschutz und
  • 0:45 - 0:51
    Digitalisierung und Gesellschaft und ist
    ehrenamtlich bei Epicenter works (?)
  • 0:51 - 0:58
    tätig. Deine Bühne.
    [Füller, in amara entfernen]
  • 0:58 - 1:02
    Ernst: Ja, ihr habt es schon gehört, ich
    bin der (?) Steinhammer. Ich werde heute
  • 1:02 - 1:07
    über die Rosa Liste sprechen und die Rosa
    Liste waren eben Listen in der Weimarer
  • 1:07 - 1:13
    Republik und auch in der Ersten Republik
    Österreich, die über Homosexuelle bzw.
  • 1:13 - 1:18
    vermeintliche Homosexuelle angelegt
    wurden. Und ich bin auch nicht irgendwer
  • 1:18 - 1:22
    der darüber spricht. Ich bin selbst
    bisexuell und würde mich auch als
  • 1:22 - 1:32
    Antifaschist bezeichnen. Also von dem her
    passt das ganz gut. Auf das Thema bin ich
  • 1:32 - 1:39
    gekommen, weil ich auf der Easterhack in
    Wien eben über die Klarnamenspflicht
  • 1:39 - 1:43
    damals gesprochen habe. Und da habe ich
    kurz als Analogie die Rosa Liste
  • 1:43 - 1:47
    hergenommen. Und da habe ich mich eben
    gefragt Ja, wie war das mit der Rosa
  • 1:47 - 1:53
    Liste eigentlich genauer? Und mich etwas
    in das Thema eingelesen. Ich sage auch
  • 1:53 - 2:00
    gleich mal dazu, dass es einige wordings
    eben aus der NS-Zeit vorkommen werden.
  • 2:00 - 2:05
    Ich werde versuchen, sie hervorzuheben.
    Falls mir da ein Fehler passiert, wäre es
  • 2:05 - 2:10
    gut, wenn ich zumindest danach darauf
    hingewiesen werde, weil ich die nicht
  • 2:10 - 2:18
    einfach so dastehen lassen will. So. Die
    Grundannahme ist: Eine Regierung hat die
  • 2:18 - 2:23
    Pflicht, uns auch vor zukünftigen Regimen
    zu schützen. Niemand weiß, was ein
  • 2:23 - 2:28
    zukünftiges Regime macht. Und darum
    wollen wir auch keine Daten über Leute im
  • 2:28 - 2:33
    Vorhinein sammeln, die später zu
    Problemen für diese Menschen werden
  • 2:33 - 2:37
    können. Also auch wenn ich meine jetzigen
    Regierung vertraue, will ich nicht, dass
  • 2:37 - 2:41
    eine zukünftige Regierung, sei sie jetzt
    faschistisch, sei sie jetzt etwas
  • 2:41 - 2:46
    anderes, irgendwie, diese Daten, die
    damals vielleicht für einen guten Zweck
  • 2:46 - 2:50
    gedacht waren oder auch nicht, in dem
    Fall bei der Liste waren sie nicht für
  • 2:50 - 2:54
    einen guten Zweck gedacht. Es gibt aber
    auch das Beispiel der Daten in den
  • 2:54 - 3:01
    Niederlanden. Die hatten für die
    Verwaltungsdaten über all ihre
  • 3:01 - 3:08
    Bürgerinnen und Bürger. Und als die Nazis
    diese Daten in die Hände bekommen haben,
  • 3:08 - 3:12
    haben sie sie natürlich genutzt, um
    möglichst effizient Jüdinnen und Juden
  • 3:12 - 3:17
    ins KZ zu bringen. Und ähnlich ist es
    dann bei der Rosa Liste, da waren die
  • 3:17 - 3:23
    Daten zwar von Anfang an problematisch,
    die gesammelt wurden, aber die Situation
  • 3:23 - 3:31
    hat sich noch mal stark verschlimmert,
    als dann der NS-Staat kam. Meine
  • 3:31 - 3:39
    Primärquellen für den Vortrag waren
    Stümke, Hans-Georg und Finkler, Rudi von
  • 3:39 - 3:45
    1981 als ein relativ altes Buch, "Rosa
    Winkel, Rosa Listen, Homosexuelle und
  • 3:45 - 3:51
    gesundes Volksempfinden" sehen wir schon
    wieder beim NS Wording "von Auschwitz bis
  • 3:51 - 3:56
    heute". Und das zweite Buch, das waren
    vor allem ist, weil meine Dokumente
  • 3:56 - 4:03
    Sammlung von Grau, Günter und Claudia
    Schoppmann eben "Homosexualität in der
  • 4:03 - 4:09
    NS-Zeit, Dokumenten der Diskriminierung
    und Verfolgung". Und das ist ein bisschen
  • 4:09 - 4:17
    neues, das andere Buch, aber auch schon
    relativ alt im Vergleich. Ich will auch
  • 4:17 - 4:21
    kurz darüber reden, über welchen
    Personenkreis wir hier überhaupt reden.
  • 4:22 - 4:30
    Klar waren in der NS-Zeit auch Frauen,
    lesbische Frauen oder Transmänner
  • 4:30 - 4:33
    betroffen, aber die Rosa Listen und und
    vor allem die Quellen, die ich hier
  • 4:33 - 4:37
    herangezogen habe, haben sich vor allem
    mit Männern, die Sex mit Männern hatten,
  • 4:37 - 4:44
    beschäftigt. Und eben Transfrauen, das
    war für den NS-Staat kein großer
  • 4:44 - 4:53
    Unterschied. Zur Vorgeschichte. In der
    Weimarer Republik gab es schon den
  • 4:53 - 5:00
    Paragrafen 175 Deutsches Strafgesetzbuch,
    vor 1929 hatte vor allem
  • 5:00 - 5:05
    Beischlafähnliche Verhältnisse
    inkludiert. Das waren zum Beispiel
  • 5:05 - 5:13
    Analverkehr oder Scheckelverkehr(?), wie
    man es nannte, und das war immer ein sehr
  • 5:13 - 5:21
    inniges Verhältnis, das da vorliegen
    musste als Tatbestand. Und dann kam es zu
  • 5:21 - 5:27
    einer Reform. Die eher links stehenden
    Parteien KPD, also die Kommunistische
  • 5:27 - 5:31
    Partei Deutschlands, die SPD, die
    Sozialistische Partei und die
  • 5:31 - 5:38
    Sozialistische Partei Deutschlands und
    die Demokratische Deutsch Demokratische
  • 5:38 - 5:44
    Partei wollten eine Abschaffung dieses
    Paragrafen 175 erreichen und die
  • 5:44 - 5:53
    Mitte-Rechts-Regierung versuchte in
    derselben Zeit eine Verschärfung dieses
  • 5:53 - 6:00
    Paragraphen. Am Ende setzten sich
    tatsächlich beide Parteien in gewissen
  • 6:00 - 6:07
    Punkten durch, oder beide Gruppen im
    Parlament in Weimar. Am Ende kam es aber
  • 6:07 - 6:12
    zu einer Verschlimmerung und die
    Mitte-Rechts-Regierung hat sich mehr
  • 6:12 - 6:15
    durchgesetzt, weil der Antrag zur
    Abschaffung ging zwar durch, aber
  • 6:15 - 6:20
    gleichzeitig ging danach der
    verschlimmerte Antrag durch der dann auch
  • 6:20 - 6:29
    andere Formen sexueller Handlungen, die
    aber noch immer physisch sein mussten,
  • 6:29 - 6:35
    durch eben dann ab 1927. Das
    wissenschaftlich humanitäre Komitee
  • 6:35 - 6:39
    nannte das einen Schritt vorwärts und
    zwei Schritte zurück. Das
  • 6:39 - 6:44
    wissenschaftlich humanitäre Komitee war
    eine Institution in der Weimarer
  • 6:44 - 6:50
    Republik, die sich eben mit
    Homosexualität und Transsexualität und
  • 6:50 - 6:56
    Transgender beschäftigte und die konnten
    dann tatsächlich publizieren und agieren
  • 6:56 - 7:02
    in der Weimarer Republik. Sie waren noch
    nicht verboten und noch nicht wirklich
  • 7:02 - 7:08
    von von der Staatsgewalt betroffen, zwar
    durchaus unter widrigen Bedingungen, aber
  • 7:08 - 7:13
    sie konnten arbeiten. Und wie gesagt, die
    haben diese Gesetzesänderung als einen
  • 7:13 - 7:17
    Schritt vorwärts und zwei Schritte zurück
    bewertet. Und der NS-Staat hat auch
  • 7:17 - 7:22
    dieses wissenschaftlich humanitäre
    Komitee später aufgelöst. Es gab
  • 7:22 - 7:28
    tatsächlich in einer Publikation vom
    wissenschaftlich humanitären Komitee vor
  • 7:28 - 7:34
    der Machtergreifung der Nazis noch ein
    Interview mit einem NSDAP-Mitglied, das
  • 7:34 - 7:40
    sich selbst als homosexuell bezeichnete.
    Ganz spannend, da die Interpretationen,
  • 7:40 - 7:45
    die er über die NS-Ideologie und
    Homosexualität vertrat. Der hat sich sehr
  • 7:45 - 7:50
    viel schöngeredet, was sich in der
    Realität dann natürlich, als die Nazis
  • 7:50 - 7:55
    die Macht übernommen hatten, als sehr
    schlecht erwiesen hat, also als falsch
  • 7:55 - 8:00
    erwiesen hat. Wie schon erwähnt wurde
    komme ich aus Österreich, also habe ich
  • 8:00 - 8:05
    mir das auch kurz angesehen. Aber da ist
    die Quellenlage noch viel dürftiger als
  • 8:05 - 8:10
    für Deutschland schon. Da gab es den
    Paragraphen 129 Österreichisches
  • 8:10 - 8:15
    Strafgesetzbuch, eingeführt unter der
    Monarchie und ging vor allem auf das
  • 8:15 - 8:22
    kirchliche Konstrukt von Sodomie zurück,
    also Geschlechtsverkehr, der nicht der
  • 8:22 - 8:31
    Vermehrung diente. Wie wurde das Ganze
    gehandhabt? In Berlin, hat man das Ganze
  • 8:31 - 8:39
    geduldet, aber nicht akzeptiert. Und das
    führte dazu, dass in Berlin vor allem
  • 8:39 - 8:45
    ständige also immer wieder mal Razzien,
    Stichproben, Kontrollen etc. durchgeführt
  • 8:45 - 8:49
    wurden und eben schon die ersten Listen
    angelegt wurden, und zwar schon in der
  • 8:49 - 8:55
    Weimarer Republik. Wir sind noch nicht im
    NS-Staat. In München, also man sieht
  • 8:55 - 9:00
    jetzt gleich, das haben die einzelnen
    Städte in Deutschland sehr
  • 9:00 - 9:05
    unterschiedlich gehandhabt, in München
    gab es ständige Kontrollen. Also nicht
  • 9:05 - 9:10
    nur mal stichprobenweise, da wurden die
    entsprechenden Lokale ständig durchsucht,
  • 9:10 - 9:16
    die Leute dann an die Wand gestellt,
    damit man ihre Daten aufnehmen kann, in
  • 9:16 - 9:20
    Listen bringen kann. Und das führte
    zusätzlich dazu, dass auch die
  • 9:20 - 9:26
    Betroffenen kaum eine Möglichkeit hatten,
    dem zu entgehen und auch sehr von
  • 9:26 - 9:31
    Erpressungen etc. betroffen waren. Weil
    wenn jemand das Gerücht in die Welt
  • 9:31 - 9:38
    streut, ist man dann schon relativ leicht
    auf eine Liste gekommen oder hat eine
  • 9:38 - 9:43
    Razzia bei sich zu Hause gehabt. In
    anderen Zentren des subkulturellen
  • 9:43 - 9:49
    Lebens, also das sind vor allem die
    Großstädte in Hamburg, Dresden, Leipzig,
  • 9:49 - 9:55
    Breslau, Köln und Wien. Die meisten
    Städte sind eher dem Berliner Vorbild
  • 9:55 - 10:02
    gefolgt und die wenigsten dem von
    München. Dennoch bewertet man heute die
  • 10:02 - 10:11
    Weimarer Republik für die damaligen
    Verhältnisse als einer der freisten
  • 10:11 - 10:18
    Staaten, trotz des Paragrafen 175 für
    Homosexuelle, der auf deutschem Boden
  • 10:18 - 10:23
    jemals existiert hat. Es hat den
    einfachen Grund, weil Publikationen, wie
  • 10:23 - 10:26
    wir schon beim wissenschaftlichen
    humanitären Komitee gesehen haben,
  • 10:26 - 10:32
    durchaus möglich waren. Sie konnten dort
    arbeiten, sie konnten dort sich mit ihrer
  • 10:32 - 10:38
    eigenen Identität noch beschäftigen. Das
    war tatsächlich in der BRD später nicht
  • 10:38 - 10:43
    mehr so möglich und eben auch im
    NS-Staat. Wir können uns auch kurz die
  • 10:43 - 10:49
    Verurteilungsstatistik ein bissl dazu
    ansehen, wir sehen, es bleibt großteils
  • 10:49 - 10:54
    gleich. Es gibt dann während des ersten
    Weltkriegs einen Einbruch der
  • 10:54 - 11:00
    Verurteilungen, geht danach in der
    Weimarer Republik, also nach der
  • 11:00 - 11:05
    Monarchie, wieder hoch, auf eine Spitze,
    und pendelt sich wieder auf einem
  • 11:05 - 11:09
    ähnlichen Niveau ein wie zuvor. Man muss
    auch bedenken, dass es auch ein
  • 11:09 - 11:15
    Bevölkerungswachstum gab, also
    grundsätzlich relativ gleichbleibend,
  • 11:15 - 11:19
    auch trotz der kleineren, unter
    Anführungszeichen kleineren juristischen
  • 11:19 - 11:25
    Änderungen, die man vielleicht trotzdem
    sieht in den Daten hier. Jetzt kommen wir
  • 11:25 - 11:30
    dann zum Kern des Ganzen, nämlich zum
    NS-Regime. Wir hatten jetzt vorher schon
  • 11:30 - 11:36
    Listen, die angelegt wurden, vor allem
    durch die Kriminalpolizei Behörden und
  • 11:36 - 11:44
    1933, also am 27. Februar 1933, wurden
    drei Erlasse, also drei Verordnungen
  • 11:44 - 11:50
    erlassen zur Bekämpfung der öffentlichen
    Unsittlichkeit. Der erste war eine
  • 11:50 - 11:57
    Einschränkung der Prostitution. Auch das
    betraf Homosexuelle, oder ja, das betraf
  • 11:57 - 12:04
    auch Homosexuelle, weil es eine lebhafte
    Strichekultur davor in der Weimarer
  • 12:04 - 12:11
    Republik gab. Dann kam eine Verordnung
    zur Schließung von Gaststätten, die zur
  • 12:11 - 12:15
    Förderung der öffentlichen Unsittlichkeit
    missbraucht wurden, insbesondere
  • 12:15 - 12:20
    Schand-Wirtschaftsbetriebe, in denen
    ausschließlich oder überwiegend Personen
  • 12:20 - 12:27
    verkehrten, die widernatürlicher Unzucht
    folgten. Das heißt, Lokale, die davor in
  • 12:27 - 12:34
    Berlin zwar sporadischen Razzien
    ausgesetzt waren, waren damit ganz
  • 12:34 - 12:40
    verboten. Tatsächlich kam es aber nicht
    dazu, dass wirklich alle aufgelöst
  • 12:40 - 12:44
    wurden. Der NS-Staat hat weiterhin
    einzelne, aber nur sehr sporadisch
  • 12:44 - 12:50
    einzelne Lokale geduldet, um eben die
    Szene besser überwachen zu können. Die
  • 12:50 - 12:57
    dritte Verordnung war ein Verbot von
    Betrieb und Produktion von Druckwerken,
  • 12:57 - 13:03
    zum Beispiel Druckwerken, die dem
    Beschauer erotische Wirkung erzeugen. Zum
  • 13:03 - 13:09
    Beispiel Nacktbilder, aber es betraf
    nicht nur Nacktbilder, sondern es ist bei
  • 13:09 - 13:16
    im Beschau erotische Wirkung erzeugten
    hat man durchaus auch einen für die
  • 13:16 - 13:22
    NS-Herrschaft unanständigen Titel
    mitgemeint. Wenn irgendetwas in Richtung
  • 13:22 - 13:28
    Homosexualität stand, wurde das schon als
    es könnte eine erotische Wirkung im
  • 13:28 - 13:32
    Beschauer erzeugen und damit verboten.
    Angedroht war die Aufhebung der
  • 13:32 - 13:38
    Mietverträge und der Entzug der
    Gewerbeberechtigung. In Folge dessen
  • 13:38 - 13:45
    wurde das wissenschaftliche humanitäre
    Komitee aufgelöst. Es kam zur Auflösung
  • 13:45 - 13:50
    vieler weiterer Zeitschriften, also das
    wissenschaftliche humanitäre Komitee war
  • 13:50 - 13:55
    nicht die einzige solche Zeitschrift. Die
    hatten auch alle bisschen
  • 13:55 - 14:10
    unterschiedliche Philosophien. Und ja, in
    der zweiten Hälfte 1934, also zwei Jahre
  • 14:10 - 14:14
    später, kam dann die Gründung des
    Sonderdezernats zur Bearbeitung
  • 14:14 - 14:22
    homosexueller Fälle in der Gestapo. Und
    dieses Sonderdezernat hat dann relativ
  • 14:22 - 14:31
    bald von den Landeskriminabehörden
    verlangt, dass Listen über Homosexuelle
  • 14:31 - 14:36
    angefertigt und ihnen ausgehändigt werden
    sollen, also eben die bereits
  • 14:36 - 14:41
    existierenden Rosa Listen aus den
    Stichproben, Kontrollen und Razzien
  • 14:41 - 14:47
    davor. Und das betraf dann nicht nur
    Leute, die wirklich homosexuell oder
  • 14:47 - 14:53
    bisexuell waren oder trans waren. Es
    betraf auch Leute, die nur dessen
  • 14:53 - 14:56
    verdächtigt waren oder sind, einen
    anderen Grund auf die Liste gekommen
  • 14:56 - 15:00
    sind, sich mal im falschen Lokal
    aufgehalten haben. Die Lokale in der
  • 15:00 - 15:06
    Weimarer Republik waren durchaus nicht,
    so dass sie alle gleich als Homosexuelle
  • 15:06 - 15:13
    einschlägige Lokale offensichtlich waren
    für das Publikum. Manche waren das sehr
  • 15:13 - 15:20
    dezent und man konnte trotzdem dadurch
    auf seine Liste geraten. Es gibt hier ein
  • 15:20 - 15:24
    Beispiel für so eine Liste, wie die
    ausschaut, gibt es eine Laufnummer, Vor-
  • 15:24 - 15:29
    und Zuname, das Geburtsdatum und
    Geburtsort, der Beruf, der ausgeübt
  • 15:29 - 15:39
    wurde, die Wohnung und hinten noch
    Bemerkungen. Ich weiß jetzt nicht genau
  • 15:39 - 15:43
    für was das H und das Plus stehen, ich
    habe bissl nachgeforscht, ich habe es
  • 15:43 - 15:47
    nicht gefunden. Falls es jemand weiss,
    bitte mir im Nachhinein sagen, würde mich
  • 15:47 - 15:52
    durchaus interessieren, für was diese
    Bemerkungen standen. Für HIV kann es
  • 15:52 - 15:56
    nicht gestanden sein, weil davon hatte
    man schlicht noch keine Kenntnis zu
  • 15:56 - 16:09
    dieser Zeit. 1935 waren dann schon 413
    von 1770 KZ-Häftlingen mit dem Rosa
  • 16:09 - 16:20
    Winkel. Es ist also ein ca. ein Viertel,
    ein Drittel bis ein Viertel. Der Rosa
  • 16:20 - 16:27
    Winkel war eine besondere Kennzeichnung
    in den KZs, eben für Menschen, die
  • 16:27 - 16:33
    aufgrund von Verdacht von Homosexualität
    in die KZs gekommen sind. Dabei gab es
  • 16:33 - 16:39
    unterschiedliche Markierungen zum Teil.
    Es war nicht überall so, dass es nur
  • 16:39 - 16:46
    diese Rosa Winkel war. In manchen KZs gab
    es zusätzlich einen kleinen Aufnäher,
  • 16:46 - 16:52
    darunter noch mit 175. In manchen KZs,
    ich glaube, das war Sachsenhausen, war
  • 16:52 - 16:57
    der Rosa Winkel doppelt so groß, damit
    man einfach den anderen Häftlingen das
  • 16:57 - 17:03
    auch schon, oder den anderen Insassen,
    ist der korrektere Begriff, auch schon
  • 17:03 - 17:10
    deutlich macht, dass die dort wegen des
    Paragraf 175 einsitzen. Die waren nämlich
  • 17:10 - 17:17
    dann in den KZs auch noch besonders
    bedroht, da die Mithäftlinge großteils
  • 17:17 - 17:23
    auch homophob waren. Und skeptisch
    gegenüber Rosa Winkel Häftlingen. Auf den
  • 17:23 - 17:32
    Rosa Winkel geht übrigens dann auch der
    Begriff der Rosa Liste zurück. In den KZs
  • 17:32 - 17:35
    gab es dann übrigens auch
    Technologieeinsatz, da waren die Listen
  • 17:35 - 17:40
    nicht mehr nur analog geführt, die wurden
    zum Teil über in (?) gespeichert und in
  • 17:40 - 17:51
    Lochkarten gespeichert. Also hier spielt
    auch die Technologie eine Rolle. Dann kam
  • 17:51 - 17:57
    es im NS-Staat zu einer Neufassung des
    Paragrafen 175 Deutsches Strafgesetzbuch
  • 17:57 - 18:01
    und der ist nicht ohne. Dort wurde die
    'widernatürliche Unzucht', wie sie davor
  • 18:01 - 18:09
    im Strafgesetzbuch hieß, durch Unzucht
    ergänzt, also 'widernatürliche'
  • 18:09 - 18:16
    rausgelöscht. Das hatte, obwohl es nur
    semantisch wirkt, weitreichende Folgen,
  • 18:16 - 18:24
    weil man damit dann weniger Beweise
    vorbringen musste, weil alles was dann...
  • 18:24 - 18:28
    Weil dann eben nicht mehr nur auf dem
    Schenkelverkehr oder oder gemeinsame
  • 18:28 - 18:33
    Masturbation davon erfasst war, sondern
    auch ein Küssen, ein Händchenhalten, ein
  • 18:33 - 18:40
    sich zu nahe kommen, ein sexuellen Blick
    konnte darunter schon fallen und man hat
  • 18:40 - 18:45
    es definiert in den Erläuterungen damals
    als alles, was eine wolllüstige Absicht
  • 18:45 - 18:51
    in sich hatte. Zusätzlich wurde auch eine
    sogenannte Analogie-Paragraph geschaffen.
  • 18:51 - 18:57
    Das heißt, nicht nur das, was nach dem
    Wortlaut des 175 strafbar war, war dann
  • 18:57 - 19:03
    strafbar, sondern ist alles, was man im
    Sinne des Gesetzes sehen hätte können,
  • 19:03 - 19:07
    also alles, von dem man meinte, dass es
    eigentlich das Gesetz auch gemeint hat.
  • 19:07 - 19:13
    Das ermöglichte den Behörden des
    NS-Staats wirklich auch sehr viele Leute
  • 19:14 - 19:19
    mit wenigen Beweisen oder Indizien oder
    zum Teil auch nur Vorwürfen eben
  • 19:19 - 19:24
    einzusperren und erleichterte den
    Strafverfolgungsbehörden eben diesen
  • 19:24 - 19:35
    175er zu exekutieren. Das hatte auch
    Folgen in der Statistik. Davor waren wir
  • 19:35 - 19:40
    hier in dem Bereich. Dann sehen wir einen
    schönen Ausreißer nach oben im NS-Staat.
  • 19:40 - 19:45
    Auf die 9000 pro Jahr, die verurteilt
    wurden. Man darf sich nicht täuschen
  • 19:45 - 19:51
    lassen, dass dann in den 1940ern die
    Daten runtergehen. Das hat den simplen
  • 19:51 - 19:55
    Grund, dass sie danach nicht mehr unter
    die Verurteilung Statistik der Justiz
  • 19:55 - 20:02
    fielen, sondern es eben auch viele junge
    Männer betraf, die unter die
  • 20:02 - 20:06
    Wehrmachtsjustiz fielen, nachdem der
    Krieg schon ausgebrochen war und nicht
  • 20:06 - 20:12
    mehr in diese Statistik. Über das Jahr
    1943 sind die Daten übrigens nur
  • 20:12 - 20:18
    aufgerechnet, da hat man nur vom ersten
    halben Jahr die Daten. Danach wurde er
  • 20:18 - 20:28
    schlicht nicht mehr erfasst. 1936 kannst
    du zu einer Neustrukturierung der
  • 20:28 - 20:32
    Kriminalpolizei Himmler gab ein
    Geheimbefehl zur Bekämpfung der
  • 20:32 - 20:38
    Homosexualität und der Abtreibung raus
    und damit haben wir dann dieses System
  • 20:38 - 20:43
    hier. Es gab einen Anfangsverdacht, der
    oft auf die Rosa Liste zurückging. Wir
  • 20:43 - 20:47
    haben leider keine Zahlen, wie oft der
    Anfangsverdacht auf die Rosa Liste
  • 20:47 - 20:53
    zurückging. Dieser Anfangsverdacht
    bestand dann entweder bei der Gestapo
  • 20:53 - 20:59
    oder bei der Reichskriminalpolizei. Die
    Gestapo hat sie dann entweder schon
  • 20:59 - 21:02
    direkt in die Konzentrations- und
    Moor-Lager, zu denen werde ich später
  • 21:02 - 21:09
    noch kommen, verschleppt oder der
    Reichskriminalpolizei weitergeleitet, die
  • 21:09 - 21:13
    hat keine direkten Verschleppungen ins
    Konzentrationslager nach meinem Wissen
  • 21:13 - 21:18
    vorgenommen. Sonst Verurteilungen und
    Inhaftierungen, auch damals gab es noch
  • 21:18 - 21:22
    normale, also in Anführungszeichen
    normale Gefängnisse. Es gab damals auch
  • 21:22 - 21:26
    Gefängnisse, von denen wurden wiederum
    ein Großteil ebenfalls in
  • 21:26 - 21:33
    Konzentrationslager verschleppt und im
    Moor- Lager. Das bedeutet, diese
  • 21:33 - 21:39
    Inhaftierungen waren großteils nur
    temporärer Natur. Und man hatte kaum eine
  • 21:39 - 21:45
    Möglichkeit, sich diesem System zu
    wehren. Die Schaujustiz ist hoffentlich
  • 21:45 - 21:53
    ein bekannter Begriff des NS-Staats. Wir
    wissen nicht genau, wie groß die
  • 21:53 - 21:58
    Größenordnung der Verurteilungen und wie
    viele ins KZ kamen. Also die
  • 21:58 - 22:01
    Größenordnung der Verurteilungen schon,
    aber wie viele davon ins KZ kamen, wissen
  • 22:01 - 22:09
    wir eben nicht. Die Schätzungen sind bei
    10000, 15000 niedrigere Schätzungen gehen
  • 22:09 - 22:16
    von die 5000 aus. Es ist schwer
    nachzuvollziehen, dass das NS-Regime
  • 22:16 - 22:20
    natürlich als dann die Alliierten
    einmarschiert sind, möglichst viele Daten
  • 22:20 - 22:29
    davon gelöscht haben. Über die Todesfälle
    ist noch weniger bekannt. Die
  • 22:29 - 22:32
    Haftbedingungen in den Moor- und
    Torflagern die ich vorher schon
  • 22:32 - 22:37
    angesprochen ab, dass waren Lagern, in
    denen fast ausschließlich Menschen
  • 22:37 - 22:43
    eingesperrt wurden aufgrund des 175er.
    Das waren sehr schwere, sehr schwere
  • 22:43 - 22:48
    Lager. Es war eine harte Arbeit, da ging
    es ums Torf stechen in den Moor-Lagern
  • 22:48 - 22:53
    und da sind viele rein an der Arbeit
    zugrunde gegangen, zusätzlich natürlich
  • 22:53 - 23:01
    auch die chronische Unterernährung. Es
    gibt auch kaum Überlebende von dort.
  • 23:01 - 23:10
    Einzelne hat man da noch gehabt, die dann
    einen Erinnerungsbericht abgeben konnten.
  • 23:10 - 23:17
    Die Nachwirkungen. Es ist nicht vorbei
    mit dem NS-Staat. Der 175er in
  • 23:17 - 23:26
    Deutschland blieb ein geänderter Form
    auch noch in der BRD bestehen. Er wurde
  • 23:26 - 23:31
    also 1957 entschied das
    Bundesverfassungsgericht
  • 23:31 - 23:35
    gleichgeschlechtliche Betätigung verstöße
    eindeutig gegen das Sittengesetz und
  • 23:35 - 23:40
    deshalb können Homosexuelle nicht durch
    das Grundgesetz garantiert Recht auf
  • 23:40 - 23:51
    freie Entfaltung der Persönlichkeit
    berufen. Und erst 1973 kam es zur
  • 23:51 - 23:58
    vollständigen Entkriminalisierung, weil
    1969 wurde unter Erwachsenen
  • 23:58 - 24:06
    entkriminalisiert bzw. über 21 Jahren.
    Und dann wurde das Schutzalter auf 18
  • 24:06 - 24:14
    reduziert und man weiß aber, dass auch in
    der BRD weiterhin Listen angelegt wurden.
  • 24:14 - 24:21
    Noch 1978, also nach der
    Entkriminalisierung wohlgemerkt, gab es
  • 24:21 - 24:25
    einen Erlass in den
    Strafverfolgungsbehörden, als man so
  • 24:25 - 24:29
    genannte Homosexuelle als
    Homosexuellenkarteien anlegen sollen,
  • 24:29 - 24:39
    also wiederum Rosa Listen, wie wir sie
    hier nennen. Schon 1957, also wesentlich
  • 24:39 - 24:43
    früher als in der BRD, weil die
    Strafverfolgung in der DDR eingestellt.
  • 24:43 - 24:46
    Damals wurde zwar der Paragraph noch
    nicht geändert, aber es gab ein
  • 24:46 - 24:52
    Gerichtsurteil, das besagte, dass
    Homosexualität nicht die sozialistische
  • 24:52 - 24:58
    Gesellschaft gefährde und daher keine
    Strafverfolgung notwendig wäre. Wie
  • 24:58 - 25:03
    gesagt, ein Gerichtsurteil. Die
    DDR-Regierung hatte eine andere
  • 25:03 - 25:08
    Einstellung zu queeren Menschen und hat
    die weiterhin bedroht oder erpresst, es
  • 25:08 - 25:16
    gab auch noch immer ein
    gesellschaftliches Stigma, sodass es erst
  • 25:16 - 25:24
    1987 zur Aufhebung des
    Nachfolgeparagraphs in der DDR kam.
  • 25:24 - 25:31
    Ebenfalls wieder durch ein Gericht und
    nicht durch die Regierung selbst. Er
  • 25:31 - 25:39
    wurde nicht direkt aufgehoben, er stand
    noch im Gesetz, war aber dann völlig
  • 25:39 - 25:44
    unwirksam und erst 1988, also ein Jahr
    später, folgte die Regierung diesem
  • 25:44 - 25:50
    Urteil und hat den Paragraphen gelöscht.
    In Gesamtdeutschland kam es dann im Zuge
  • 25:50 - 25:55
    der Wiedervereinigung zur endgültigen,
    nicht nur zu entgültigen
  • 25:55 - 26:00
    Entkriminalisierung heißt auch zur
    endgültigen Rechtsgleichstellung im Sinne
  • 26:00 - 26:06
    des Strafgesetzbuches. Wie wir wissen,
    sind andere Dinge wie die Ehe noch längst
  • 26:06 - 26:13
    nicht gleichgestellt gewesen zu diesem
    Zeitpunkt. Auch in Österreich kam es zu
  • 26:13 - 26:21
    einer schrittweisen Legalisierung erst
    relativ spät, also in den 70ern und 2002,
  • 26:21 - 26:28
    wurde hier ebenfalls wie in der DDR von
    einem Höchstgericht der Paragraf
  • 26:28 - 26:36
    aufgehoben und das Schutzalter
    angeglichen. Also 1971 war die
  • 26:36 - 26:47
    Entkriminalisierung unter Erwachsenen.
    2002, Ja. Habe ich gerade erwähnt. Die
  • 26:47 - 26:54
    Conclusio daraus ist, dass die Rosa
    Listen eine Vorratsdatenspeicherung
  • 26:54 - 26:59
    darstellen. Wie schon eingangs erwähnt
    haben und auch eine Regierung die Pflicht
  • 26:59 - 27:04
    hat, uns vor zukünftigen Regimen zu
    schützen. Wir leben heute zwar in einer
  • 27:04 - 27:09
    Demokratie, aber wir wissen nicht, was
    der zukünftige Staat vorhat. Wir sehen
  • 27:09 - 27:15
    jetzt auch in unserem westlichen Europa,
    in Polen, dass gerade homosexuelle-freie
  • 27:15 - 27:22
    Zonen ausgerufen werden und eigentlich
    ist das ein Unzustand. Wir können aber
  • 27:22 - 27:28
    aufstehen. Denn wir leben in einer
    Demokratie. Wir haben auch Mittel gegen
  • 27:28 - 27:33
    solche Listen, die sich zum Beispiel in
    der DSGVO erstrecken oder in unseren
  • 27:33 - 27:52
    Grundrechten, die nach dem NS-Staat
    eingeführt wurden. Danke.
  • 27:52 - 27:59
    Applaus
    [Füller, in amara entfernen]
  • 27:59 - 28:12
    Herald: Entschuldigung, es gibt jetzt die
    Möglichkeit, Fragen zu stellen, nachdem
  • 28:12 - 28:17
    ich mein Mikrofon irgendwie unter
    Kontrolle gebracht habe, stehen hier zwei
  • 28:17 - 28:21
    Mikrofone, die beleuchtet sind.
    Ansonsten, falls dort niemand hingeht,
  • 28:21 - 28:27
    frage ich meinen Signal-Angel, ob das
    Internet schon Fragen hat. Okay, das
  • 28:27 - 28:33
    Internet hat keine Frage, dann bitte erst
    mal dieses Mikrofon.
  • 28:33 - 28:38
    Frage: Hallo, meine Frage ist, du hast
    jetzt in deinem Beitrag überwiegend die
  • 28:38 - 28:43
    männliche Sexualität beleuchtet? Hast du
    während deiner Recherchearbeiten auch
  • 28:43 - 28:47
    Informationen über den Umgang mit der
    weiblichen Homosexualität erfahren? Und
  • 28:47 - 28:53
    wie das?
    Ernst: Geringfügig. Ja, aber kein
  • 28:53 - 28:57
    tiefergehendes Wissen darüber erworben.
    Leider.
  • 28:57 - 29:03
    F: Woran könnte das liegen?
    Ernst:Das ist eine gute Frage, das kann
  • 29:03 - 29:07
    einerseits daran liegen, dass auch in der
    jetzigen Gesellschaft immer noch die
  • 29:07 - 29:11
    männliche Seite mehr beleuchtet wird,
    dass auch ich hier als Mann stehe und
  • 29:11 - 29:19
    nicht eine Frau diesen Talk gerade hält.
    Auch bis heute gibt es für Männer dazu
  • 29:19 - 29:27
    ein größeres Stigma, es war oft ein
    größerer Kampf dafür und auch der
  • 29:27 - 29:33
    NS-Staat hat sich weniger damit
    beschäftigt. Durchaus auch damit. Aber er
  • 29:33 - 29:38
    hat die männliche Homosexualität als
    größere Bedrohung gesehen.
  • 29:38 - 29:45
    Herald: Das andere Mikro bitte.
    F: Also es gab ja in Deutschland zur
  • 29:45 - 29:50
    Weimarer Republik und ich glaube noch zu
    Teilen der NS-Zeit auch einen sogenannten
  • 29:50 - 29:57
    Transvestitenschein. Ich wollte fragen,
    wie weit der und wie lange der eine Form
  • 29:57 - 30:01
    von Schutz geboten hat, falls du dich
    damit auch auseinandergesetzt hast.
  • 30:01 - 30:04
    Ernst: Nein, damit habe ich mich leider
    nicht auseinandergesetzt. Ist aber eine
  • 30:04 - 30:15
    sehr gute Frage.
    Herald: Keine weiteren Fragen mehr? Dort,
  • 30:15 - 30:18
    bitteschön.
    F: Du hast ja in der Präsentation
  • 30:18 - 30:22
    angesprochen, dass noch bis spät in die
    70er Jahre es auch diese rosa Listen noch
  • 30:22 - 30:27
    gab. Was davon ist denn heute noch übrig?
    Wie ist die Situation heute?
  • 30:27 - 30:33
    Ernst: Mir wäre nicht bekannt, dass es
    sie heute in Deutschland noch gibt. In
  • 30:33 - 30:37
    anderen Staaten der EU weiß ich es nicht.
    Ich kann mir durchaus vorstellen, dass in
  • 30:37 - 30:42
    Polen so etwas geheim noch durchgeführt
    wird. Auch im Zuge dessen, dass dort eben
  • 30:42 - 30:49
    diese homosexuellen-freien Zonen
    eingerichtet werden. Es ist auch das
  • 30:49 - 30:55
    Problem immer des Zugangs. Da kann ich
    auch das Mittel der Datenauskunft aus der
  • 30:55 - 31:00
    DSGVO empfehlen. Das hat aber natürlich
    Einschränkungen, weil die Polizeibehörden
  • 31:00 - 31:04
    sich dann oft leicht auf
    Sicherheitspunkte rausreden können und
  • 31:04 - 31:10
    darum auf Geheimhaltung beharren.
    Probieren sollten wir es trotzdem.
  • 31:10 - 31:17
    Herald: Und noch mal bitte
    F: Einen Kommentar dazu, was eben gefragt
  • 31:17 - 31:23
    wurde, wie der heutige Zustand ist. Es
    ist erst vor kurzem durch ein
  • 31:23 - 31:28
    Gerichtsurteil verboten worden,
    Homosexualität in polizeilichen
  • 31:28 - 31:34
    Dokumenten als besonderes Merkmal zu
    vermerken. Und das war tatsächlich bis
  • 31:34 - 31:41
    vor relativ kurzem, bevor die Diskussion
    um Ehe für alle und so in Gang kam,
  • 31:41 - 31:47
    eigentlich gang und gäbe gewesen, dass
    man bei sehr vielen Polizeien eigentlich
  • 31:47 - 31:52
    überhaupt keine Frage, dass das besonders
    genug ist als Merkmal, um es einfach mal
  • 31:52 - 31:54
    dazu zu schreiben.
    Herald: Da noch eine Frage.
  • 31:54 - 32:00
    Ernst: Ja, tatsächlich haben wir auch in
    der DSGVO gewisse Schutz, also gewisse
  • 32:00 - 32:08
    Daten, die einen besonderen Schutz haben,
    wie die Sexualität generell. Aber die
  • 32:08 - 32:13
    DSGVO hat halt kaum eine Anwendung im
    Polizeibereich und es ist sehr schön zu
  • 32:13 - 32:17
    hören, dass es da auch ein Urteil dazu
    gab, dass es auch dort so in Deutschland
  • 32:17 - 32:25
    sein soll.
    Herald: Ich sehe jetzt keine weiteren
  • 32:25 - 32:32
    Fragen. Doch dort bewegt sich jemand zum
    Mikro. Bitte! F: Vielen Dank für den
  • 32:32 - 32:38
    Talk, ich hätte noch eine Frage. Du bist
    ja auf die Anzahl der Fälle während der
  • 32:38 - 32:45
    NS-Zeit eingegangen. Weißt du, wie sich
    die Fallstatistiken in der Bundesrepublik
  • 32:45 - 32:48
    weiter entwickelt hatten?
    Ernst: Sie ist wieder zurückgegangen. Ich
  • 32:48 - 32:53
    weiß jetzt nicht auswendig auf welches
    Niveau, aber man sieht, man hat eine
  • 32:53 - 32:58
    Kurve nach dem Zweiten Weltkrieg gesehen,
    die stark abgenommen hat, dann gab hat
  • 32:58 - 33:02
    fast ausgesehen wie eine Gaußsche
    Glockenkurve, aber ohne die DDR Fälle. Da
  • 33:02 - 33:07
    haben wir nur die deutschen Fälle, aber
    längst nicht auf so ein hohes Niveau wie
  • 33:07 - 33:21
    es im NS-Staat war.
    Herald: So. Weitere Fragen.
  • 33:22 - 33:37
    Signal-Angel. Auch nicht. Dann, vielen
    Dank für deinen Vortrag und bitte einen
  • 33:37 - 33:57
    warmen Applaus.
    [Füller, in amara entfernen]
  • 33:57 - 33:59
    Applaus
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  • 33:59 - 34:02
    Abspannmusik
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Title:
36C3 ChaosWest: Rosa Listen
Description:

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Video Language:
German
Duration:
34:09

German subtitles

Incomplete

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