David Perry über Videospiele
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0:00 - 0:02Ich bin in Nordirland aufgewachsen,
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0:02 - 0:04im äußersten Norden davon,
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0:04 - 0:06wo es absolut bitterkalt ist.
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0:07 - 0:10Hier laufe ich im Hochsommer durch den Garten hinterm Haus.
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0:10 - 0:11(Lachen)
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0:11 - 0:12Ich konnte mich nicht für eine Karriere entscheiden.
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0:12 - 0:14In Irland ist die offensichtliche Wahl die Armee,
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0:14 - 0:18aber ehrlich gesagt ist das eine ziemlich blöde Wahl.
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0:18 - 0:19(Lachen)
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0:19 - 0:22Meine Mutter wollte, dass ich Zahnarzt werde.
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0:22 - 0:24Aber das Problem war, dass Leute ständig alles in die Luft jagten.
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0:24 - 0:26Ich ging nämlich in Belfast zur Schule,
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0:26 - 0:28wo die Dinge ziemlich wild waren.
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0:28 - 0:30Und das hier war ein ziemlich verbreitetes Bild.
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0:30 - 0:32Meine Schule war ziemlich langweilig.
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0:32 - 0:34Sie zwangen uns Dinge wie Latein zu lernen.
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0:35 - 0:37Die Lehrer an der Schule hatten keinen richtigen Spaß,
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0:37 - 0:39im Sport ging es sehr dreckig oder schmerzvoll zu.
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0:39 - 0:42Also suchte ich mir klugerweise Rudern aus, und wurde darin sehr gut.
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0:42 - 0:44Und hier ruderte ich auch gerade für meine Schule,
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0:44 - 0:47bis zu diesem unseligen Tag, an dem ich genau
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0:47 - 0:48vor der ganzen Schule umkippte.
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0:48 - 0:50Da drüben ist das Ziel zu sehen.
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0:50 - 0:51(Lachen)
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0:51 - 0:52Das war also extrem peinlich.
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0:52 - 0:55Aber zu jener Zeit bekam unsere Schule einen Zuschuss von der Regierung,
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0:55 - 0:57und damit holten sie sich einen unglaublichen Computer, Recherchecomputer 3DZ,
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0:57 - 1:00und sie ließen die Programmieranleitungen herumliegen.
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1:01 - 1:03Dann gab es Schüler wie mich, die nichts weiter zu tun hatten,
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1:03 - 1:05also lernten sie, wie man die Maschine programmierte.
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1:05 - 1:07Und zur selben Zeit war dies der Computer,
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1:07 - 1:08den sich Leute in ihre Wohnung stellten.
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1:08 - 1:11Er hieß Sinclair ZX80, hatte 1 kb Arbeitsspeicher,
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1:11 - 1:14und man kaufte seine Programme auf Kassetten.
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1:14 - 1:16Ich möchte nur mal eine kurze Pause machen,
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1:16 - 1:18denn ich hörte, es gibt eine Bedingung, wenn man einen Vortrag bei TED hält -
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1:18 - 1:21man muss ein Bild von sich selbst aus der guten alten Zeit mit Riesenhaar zeigen.
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1:21 - 1:23Also hab ich ein Bild mit Riesenhaar mitgebracht.
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1:23 - 1:24(Lachen)
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1:24 - 1:26Ich wollte das nur hinter mich bringen.
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1:26 - 1:30Nach dem Sinclair ZX80 kam also ein ziemlich clever betitelter
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1:30 - 1:32Sinclair ZX81.
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1:32 - 1:33(Lachen)
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1:33 - 1:34Und - sehen Sie das Bild hier unten?
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1:34 - 1:36Das Bild von einem Typen, der Hausaufgaben mit seinem Sohn macht.
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1:36 - 1:39Dafür hatten sie den Rechner eigentlich konzipiert.
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1:39 - 1:41Aber dann kriegten wir die Programmieranleitung zwischen die Finger
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1:41 - 1:42und begannen, Spiele dafür zu basteln.
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1:42 - 1:43Wir programmierten in BASIC,
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1:43 - 1:45was eine ziemlich furchtbare Sprache für Spiele ist,
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1:45 - 1:47also lernten wir Assembly,
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1:47 - 1:50damit wir die Hardware wirklich unter Kontrolle kriegen konnten.
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1:50 - 1:52Das hier ist der Mann, der den Rechner erfand: Sir Clive Sinclair,
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1:52 - 1:53und er zeigt seine Maschine.
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1:53 - 1:55Dasselbe gab's auch in den USA,
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1:55 - 1:57es hieß Timex Sinclair1000.
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1:58 - 2:00Um damals ein Spiel zu spielen, benötigte man Vorstellungskraft,
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2:00 - 2:03damit man sich glauben machen konnte, dass man wirklich "Kampfstern Galactica" spielte.
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2:03 - 2:06Die Grafik war einfach abstoßend.
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2:06 - 2:08Man musste sogar noch bessere Vorstellungskraft haben, um das hier zu spielen:
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2:08 - 2:09"Death Rider".
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2:09 - 2:11Aber natürlich konnten die Wissenschaftler nicht anders.
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2:11 - 2:14Sie begannen, ihre eigenen Videospiele zu machen.
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2:14 - 2:18Das hier ist eines meiner liebsten, wo sich Kaninchen fortpflanzen,
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2:18 - 2:21also wählen sich Männchen die glückliche Kaninchendame aus.
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2:21 - 2:23Zu der Zeit bewegten wir uns gerade von 1 kb zu 16 kb,
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2:23 - 2:25das war ein ziemlicher Sprung.
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2:25 - 2:27Und falls Sie sich wundern, wie viel das ist,
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2:27 - 2:29dieses eBay-Logo hier sind 16 kb.
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2:29 - 2:32Und in diese Menge Speicher hat jemand
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2:32 - 2:34einen kompletten Flugsimulator reinprogrammiert.
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2:34 - 2:36Und so sah er aus.
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2:36 - 2:39Ich habe Ewigkeiten mit diesem Flugsimulator verbracht,
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2:39 - 2:42und habe am Ende ernsthaft geglaubt, dass ich ein Flugzeug steuern kann.
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2:42 - 2:46Hier ist Clive Sinclair beim Vorstellen seines Farbcomputers.
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2:46 - 2:49Er gilt als der Vater der Videospiele in Europa.
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2:49 - 2:51Er ist ein Multimillionär und ich glaube, das ist auch der Grund,
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2:51 - 2:53wieso er auf diesem Foto so lächelt.
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2:53 - 2:55Also fuhr ich über die nächsten 20 Jahre oder so fort,
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2:55 - 2:57viele verschiedene Spiele zu machen.
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2:57 - 2:59Einige der Highlights waren Dinge wie "The Terminator",
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2:59 - 3:02"Aladdin" oder "Teenage Mutant Hero Turtles".
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3:02 - 3:03Die hießen so, da ich aus Großbritannien komme,
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3:03 - 3:07wo man das Wort Ninja für zu extrem für Kinder hielt,
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3:07 - 3:09und sie statt dessen "Helden" nannten.
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3:09 - 3:11Ich persönlich mochte die spanische Version am meisten,
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3:11 - 3:13die da hieß "Tortugas Ninja".
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3:13 - 3:15Das war viel besser.
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3:15 - 3:17(Lachen)
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3:17 - 3:21Das letzte Spiel schließlich basierte auf dem Versuch, die Videospieleindustrie
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3:21 - 3:24in Hollywood dazu zu bewegen, zusammen an etwas zu arbeiten,
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3:24 - 3:27anstelle immer voneinander zu lizenzieren, quasi überhaupt zu arbeiten.
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3:27 - 3:29Chris also bat mich, einige Statistiken mitzubringen,
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3:29 - 3:31und das hab ich getan.
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3:31 - 3:35Die Videospieleindustrie im Jahr 2005 war zu einem 29-Milliarden-Geschäft geworden.
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3:35 - 3:36Jedes Jahr wächst sie weiter.
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3:36 - 3:38Das letzte war das erfolgreichste Jahr.
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3:38 - 3:402008 werden wir es der Musikindustrie gezeigt haben.
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3:41 - 3:442010 werden wir 42 Milliarden erreicht haben.
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3:45 - 3:4743 Prozent der Spieler sind weiblich.
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3:47 - 3:49Es gibt also viel mehr weibliche Spieler, als sich die Leute bewusst sind.
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3:49 - 3:51Das Durchschnittsalter von Spielern?
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3:51 - 3:53Na, die sind doch für Kinder, ist doch klar. Oder?
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3:53 - 3:54Nein, das Durchschnittsalter beträgt 30.
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3:54 - 3:58Und interessanterweise sind die Leute, die die meisten Spiele kaufen, 37.
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3:58 - 4:0037 ist also unsere Zielgruppe.
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4:01 - 4:02Alle Videospiele sind voller Gewalt.
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4:02 - 4:05Die Zeitungen treten auf so etwas natürlich gern herum.
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4:05 - 4:09Aber 83% aller Spiele haben noch nicht einmal im Ansatz reifere Inhalte.
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4:09 - 4:11Also stimmt das schon mal gar nicht.
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4:11 - 4:13Onlinespiele-Statistiken.
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4:13 - 4:16Hier sind ein paar über "World of Warcraft". 5,5 Millionen Spieler...
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4:16 - 4:19Die Abonnements bringen an die 80 Millionen Dollar pro Monat ein.
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4:19 - 4:2250 Dollar kostet es allein schon, es auf dem Computer zu installieren.
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4:22 - 4:26Das bringt dem Herausgeber weitere etwa 275 Millionen ein.
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4:26 - 4:28Die Produktion des Spiels hat circa 80 Millionen Dollar gekostet.
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4:28 - 4:30Es hat sich also in ungefähr einem Monat selbst bezahlt.
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4:30 - 4:33Ein Spieler in einem Spiel namens "Project Entropia"
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4:33 - 4:37hat seine eigene Insel für 26,500 Dollar gekauft.
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4:37 - 4:39Sie müssen sich vor Augen rufen, dass die Insel nicht real ist.
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4:39 - 4:41Er hat nicht wirklich einen Gegenstand gekauft, nur Daten.
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4:41 - 4:43Aber es war ein Schnäppchen.
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4:43 - 4:46Der Kauf umfasste Jagd- und Schürfrechte,
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4:46 - 4:48Besitz des gesamten Landes auf der Insel, und ein Schloss,
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4:48 - 4:50ohne Mobiliar allerdings.
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4:50 - 4:51(Lachen)
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4:51 - 4:55Dieser Markt wird nun bei ungefähr 800 Millionen Dollar pro Jahr eingeschätzt.
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4:55 - 4:57Und interessant an dem Markt ist, dass er eigentlich
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4:57 - 4:59von den Spielern selbst gegründet wurde.
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4:59 - 5:01Sie klügelten clevere Wege aus, Gegenstände zu tauschen,
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5:01 - 5:03und ihre Accounts untereinander zu verkaufen,
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5:03 - 5:05damit sie Geld verdienen konnten, während sie ihre Spiele spielten.
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5:05 - 5:07Erst vor ein paar Tagen habe ich mich auf eBay umgesehen.
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5:07 - 5:11Ich wollte einfach nur den Stand der Dinge erfahren, tippte World of Warcraft ein, 6.000 Resultate.
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5:11 - 5:13Das hier gefiel mir am besten.
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5:13 - 5:17Ein Level-60-Warlock mit haufenweise Epic Items für 174.000 Dollar.
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5:17 - 5:20Es muss offenbar viel Mühe gekostet haben, die Figur so weit zu bringen.
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5:22 - 5:24Was also die Verbreitung von Spielen angeht,
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5:24 - 5:26was denken Sie, was diese Leute hier gerade tun?
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5:26 - 5:31Sie sind nämlich gerade in der Hollywood Bowl in Los Angeles
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5:31 - 5:34und hören dem L.A. Philharmonic Orchestra beim Spielen von Videospielemusik zu.
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5:34 - 5:35So sieht die Show aus.
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5:35 - 5:37Man könnte annehmen, dass so etwas kitschig ist, aber dem ist nicht der Fall.
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5:37 - 5:39Es ist sehr beeindruckend und ein sehr schönes Konzert.
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5:39 - 5:41Und die Leute aus dem Publikum waren total hingerissen.
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5:42 - 5:43Was denken Sie, was machen die Leute hier?
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5:43 - 5:45Sie bringen alle ihre Computer mit, damit sie Spiele
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5:45 - 5:47gegeneinander spielen können.
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5:47 - 5:49Und das passiert in jeder Stadt auf der Welt.
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5:49 - 5:51Es passiert auch in Städten in Ihrer Umgebung,
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5:51 - 5:52nur wissen Sie es wahrscheinlich nicht.
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5:52 - 5:55Chris sagte mir, dass es hier vor ein paar Jahren ein Video mit einer Zeitachse gab,
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5:55 - 5:59um zu demonstrieren, wie sich die Grafik in Videospielen verbessert hatte.
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5:59 - 6:02Ich wollte dieses Video auf den neuesten Stand bringen und es Ihnen erneut zeigen.
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6:02 - 6:04Aber ich möchte auch, dass Sie versuchen, es zu begreifen.
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6:04 - 6:06Wir sind auf dieser Kurve hier und die Grafik verbessert sich so sehr,
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6:06 - 6:08dass es kaum zu glauben ist.
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6:08 - 6:11Und ich zeige sie Ihnen bis circa 2007.
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6:11 - 6:13Aber ich möchte, dass Sie versuchen sich vorzustellen, wie Spiele
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6:13 - 6:15in zehn Jahren aussehen könnten.
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6:15 - 6:17Sehen wir uns das Video an.
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6:18 - 6:21Video: In der gesamten Menschheitsgeschichte haben Menschen Spiele gespielt.
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6:21 - 6:24Die Weiterentwicklung des menschlichen Intellekts und der Technologie
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6:24 - 6:27hat auch zur Weiterentwicklung der Spiele geführt.
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6:27 - 8:47(Musik)
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8:47 - 8:50(Applaus)
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8:50 - 8:52David Perry: Ich sag's noch einmal, ich möchte nicht,
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8:52 - 8:54dass Sie sich diese Grafik anschauen und es für das Endprodukt halten.
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8:54 - 8:56Bedenken Sie, hier sind wir jetzt
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8:56 - 8:58und die Kurve bedeutet, dass es sich immer weiter
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8:58 - 9:00verbessern wird.
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9:00 - 9:02Das ist ein Beispiel dessen, was man zeichnen können muss,
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9:02 - 9:05um heutzutage einen Job in der Videospieleindustrie zu bekommen.
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9:05 - 9:07Man muss wirklich ein unglaublicher Künstler sein.
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9:07 - 9:09Und wenn wir erst genügend dieser Leute haben, dann wollen wir
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9:09 - 9:10noch mehr Fantasy-Künstler, die Orte bebildern können,
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9:10 - 9:13wo wir noch nie zuvor gewesen sind, oder Charaktere,
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9:13 - 9:14die wir noch nie vorher gesehen haben.
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9:15 - 9:18Also ist der logische Schluss, dass ich heute über Grafik und Audio spreche.
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9:18 - 9:20Aber wenn Sie auf eine Konferenz für Spieleentwickler wären,
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9:20 - 9:22würden Sie feststellen, dass sie dort nur über Gefühle, Zweck,
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9:22 - 9:24Bedeutung, Verstehen und Empfindungen sprechen.
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9:24 - 9:27Sie werden Vorträge wie "Können Videospiele einen zum Weinen bringen?" hören.
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9:27 - 9:30Und das sind die Themen, die uns eigentlich am Herzen liegen.
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9:30 - 9:33Ich traf mal einen Studenten, der sehr begabt ist wenn es darum geht,
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9:33 - 9:36sich selbst auszudrücken. Und dieser Student erklärte sich einverstanden,
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9:36 - 9:40dieses Video niemandem zu zeigen,
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9:40 - 9:41bis Sie hier bei TED es gesehen haben.
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9:41 - 9:43Ich würde also gern dieses Video zeigen.
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9:43 - 9:47Das ist also die Meinung eines Studenten über seine Erfahrungen mit Spielen.
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9:47 - 9:50Video: Ich lebe wie viele von Ihnen
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9:50 - 9:52irgendwo zwischen der Realität und Videospielen.
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9:52 - 9:56Ein Teil von mir - eine wahrhaftig atmende, lebende Person -
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9:56 - 10:00ist programmiert, elektronisch und virtuell geworden.
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10:00 - 10:02Die Grenze meines Gehirns, die die Realität von der Vorstellung abgrenzt,
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10:02 - 10:04hat endlich angefangen, sich abzubauen.
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10:05 - 10:08Ich bin videospieleabhängig und das ist meine Geschichte.
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10:08 - 10:24(Musik)
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10:24 - 10:25Im Jahr meiner Geburt
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10:25 - 10:29ging das Nintendo Entertainment System in Entwicklung.
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10:34 - 10:36Ich hab hinterm Haus gespielt, lesen gelernt
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10:36 - 10:38und sogar einen Teil meines Gemüses gegessen.
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10:38 - 10:42Den größten Teil meiner Kindheit verbrachte ich mit Legosteinen.
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10:43 - 10:45Aber wie das mit dem Großteil meiner Generation der Fall war,
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10:45 - 10:48habe ich auch viel Zeit vorm Fernseher verbracht.
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10:48 - 10:51Mr. Rogers, Walt Disney, Nick Junior
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10:51 - 10:54und circa eine halbe Million Werbespots haben garantiert
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10:54 - 10:56ihren Einfluss auf mich gehabt.
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10:57 - 10:59Als meine Eltern meiner Schwester und mir unser erstes Nintendo kauften,
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10:59 - 11:03gelang es dieser frühen Form elektronischer Unterhaltung und ihrer
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11:03 - 11:09wie auch immer gearteten süchtigmachenden Eigenschaft, mich zu fesseln.
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11:14 - 11:17An irgendeinem Punkt klickte es.
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11:17 - 11:23(Musik)
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11:23 - 11:25Die Kombination aus einfachen, interaktiven Geschichten
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11:25 - 11:29und der Wärme des Fernsehapparats machte mein einfaches 16-bit Nintendo
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11:29 - 11:31zu mehr als nur einer Flucht.
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11:31 - 11:35Es wurde zu einer alternativen Existenz, meiner virtuellen Realität.
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11:35 - 11:53(Musik)
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11:53 - 11:55Ich bin videospielesüchtig und nicht, weil ich
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11:55 - 11:56eine bestimmte Summe von Stunden spielend verbracht habe
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11:56 - 12:00oder Nächte nicht schlief, um das nächste Level zu beenden.
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12:00 - 12:03Sondern es sind die mein Leben verändernden Erfahrungen,
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12:03 - 12:06die ich im virtuellen Raum gemacht habe. Videospiele haben mein Verständnis dessen,
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12:06 - 12:09was real ist und was nicht, unterlaufen.
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12:10 - 12:13Ich bin süchtig, denn wiewohl ich weiß, dass ich den Bezug zur Realität verliere,
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12:13 - 12:16will ich doch immer mehr.
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12:16 - 12:26(Musik)
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12:26 - 12:29Schon ziemlich früh lernte ich, mich emotionell einzubringen
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12:29 - 12:32in das, was sich vor mir auf dem Bildschirm entspann.
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12:32 - 12:36Heute, nach 20 Jahren Fernsehens, das darauf abzielte, mich emotional zu berühren,
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12:36 - 12:40treibt mir selbst ein vernünftig gemachter Versicherungsspot die Tränen in die Augen.
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12:44 - 12:47Ich bin nur einer einer neuen Generation, die gerade heranwächst.
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12:47 - 12:50Eine Generation, die so viel mehr Bedeutung aus Videospielen holt,
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12:50 - 12:53als aus der realen Welt.
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12:54 - 12:56Videospiele nähern sich einem Entwicklungssprung an,
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12:56 - 12:59einem Punkt, wo Spielewelten sich so real aussehen und sich anfühlen
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12:59 - 13:02wie die Filme, die wir im Kino sehen, oder die Nachrichten im Fernsehen.
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13:02 - 13:04Und während mein freier Wille in diesen virtuellen Welten immer noch
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13:04 - 13:08begrenzt sein mag, kann ich doch das Gelernte auf mein reales Leben anwenden.
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13:09 - 13:11Spielt man genügend Videospiele, glaubt man am Ende,
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13:11 - 13:14dass man tatsächlich Snowboard fahren, ein Flugzeug steuern,
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13:14 - 13:18400 Meter in 9 Sekunden zurücklegen oder einen Mann töten kann.
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13:18 - 13:21Ich weiß, dass ich es kann.
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13:25 - 13:28Im Gegensatz zu allen Popkulturphänomenen davor
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13:28 - 13:30erlauben es uns Videospiele, Teil der Maschine zu werden.
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13:30 - 13:33Sie erlauben uns, Teil der Kultur interaktiver, heruntergeladener,
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13:33 - 13:37gestreamter High-Definition-Realität zu werden.
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13:37 - 13:39Wir interagieren mit unserer Unterhaltung.
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13:40 - 13:42Mittlerweile erwarte ich diesen Level an Interaktion.
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13:42 - 13:45Ohne ihn fehlt den Problemen, denen man in der realen Welt gegenüber steht -
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13:45 - 13:50Armut, Krieg, Krankheit und Völkermord - ein gewisser Leichtsinn.
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13:51 - 13:53Ihr Gewicht fügt sich nahtlos in die aufgeblasenen Dramen
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13:53 - 13:56der Programme zur Hauptsendezeit ein.
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13:56 - 13:59Aber die Schönheit heutiger Videospiele liegt nicht in der realistischen Grafik,
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13:59 - 14:02den vibrierenden Joysticks oder dem virtuellen Surround-Sound.
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14:03 - 14:06Sie liegt darin, dass es diesen Spiele gelingt, meine Gefühle zu berühren.
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14:07 - 14:10Ich habe in Kriegen gekämpft, um mein Überleben gefürchtet,
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14:10 - 14:14meine Kameraden an Stränden und in Wäldern sterben sehen, die realer
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14:14 - 14:17aussehen und sich anfühlen als alle Lehrbücher oder Nachrichten.
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14:18 - 14:20Die Leute, die solche Spiele erschaffen, sind clever.
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14:20 - 14:24Sie wissen, was in mir Angst, Aufregung, Panik, Stolz oder Trauer hervorruft.
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14:24 - 14:28Dann verwenden sie diese Emotionen als Stützen für die von ihnen erschaffene Welt.
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14:28 - 14:30Ein gut designtes Videospiel verwebt den Spieler nahtlos
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14:30 - 14:33in den Stoff der virtuellen Erfahrung.
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14:33 - 14:35Und während man an Erfahrungen gewinnt,
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14:35 - 14:38schmilzt die Bewusstheit über körperliche Kontrolle weg.
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14:38 - 14:40Ich weiß, was ich möchte, und ich tue es.
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14:40 - 14:45Keine Knöpfe oder Abzüge, die man betätigen muss, nur ich und das Spiel.
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14:45 - 14:49Mein Schicksal und das Schicksal der Welt um mich herum liegen in meinen Händen.
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14:53 - 14:56Ich weiß, dass gewalthaltige Videospiele meiner Mutter Sorgen bereiten.
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14:56 - 14:58Was mir Sorge bereitet, ist nicht die Tatsache, dass Gewalt in Videospielen
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14:58 - 15:01sich immer weiter der realen Gewalt annähert,
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15:01 - 15:04sondern dass reale Gewalt mehr und mehr wie die
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15:04 - 15:06in einem Videospiel aussieht.
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15:06 - 15:13(Musik)
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15:13 - 15:16Das alles sind Probleme außerhalb meines Ichs.
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15:16 - 15:18Ich habe jedoch ein Problem, das mich direkt betrifft.
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15:18 - 15:21Etwas ist mit meinem Gehirn passiert.
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15:21 - 15:32(Musik)
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15:32 - 15:34Es gibt womöglich einen einzelnen Teil in unserem Gehirn, der all unsere
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15:34 - 15:36Bauchgefühle, alle Dinge, die wir tun können, bevor wir überhaupt
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15:36 - 15:38über sie nachdenken, enthält.
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15:38 - 15:41Einige dieser Instinkte mögen angeboren sein, aber die meisten sind erlernt,
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15:41 - 15:43und alle von ihnen sind in unseren Gehirnen fest eingebaut.
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15:44 - 15:49Diese Instinkte sind grundlegend für das Überleben in realen und virtuellen Welten.
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15:54 - 15:56Die Videospielen zugrundeliegende Technologie erlaubt es erst seit kurzem,
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15:56 - 16:00die Stimuli wahrhaftig zu überlagern.
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16:00 - 16:03Als Spieler leben wir nun in denselben Städten nach denselben Gesetzen der Physik
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16:03 - 16:05leben in denselben Städten und tun viele derselben Dinge,
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16:05 - 16:09die wir einst im realen Leben taten, nun eben virtuell.
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16:09 - 16:11Bedenken Sie -
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16:11 - 16:14das Auto in meinem realen Leben hat ungefähr 40.000 km hinter sich.
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16:14 - 16:19In allen meinen Autofahrspielen habe ich ingesamt 50.600 km zurückgelegt.
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16:19 - 16:22Man kann sagen, dass ich im Spiel gelernt habe zu fahren.
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16:22 - 16:24Und ähnlich ist es mit den Sinnesreizen.
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16:24 - 16:26Es ist komisch, wenn man mit etwas mehr Zeit
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16:26 - 16:29im Fernseher verbringt als im realen Leben.
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16:30 - 16:33Wenn ich bei Sonnenuntergang eine Straße entlangfahre, denke ich mir,
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16:33 - 16:36das ist fast genauso schön wie meine Spiele.
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16:36 - 16:38Denn meine virtuellen Welten sind perfekt.
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16:38 - 16:41Sie sind schöner und reichhaltiger als die reale Welt, die uns umgibt.
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16:41 - 16:44Ich bin mir nicht sicher, was die Auswirkungen meiner Erfahrung sind,
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16:44 - 16:48aber das Potenzial, wiederholt realistische Videospiel-Stimuli
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16:48 - 16:52auf eine Unmenge treuer Teilnehmer anzuwenden, erschrickt mich.
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16:52 - 16:55Heute glaube ich, dass Big Brother wesentlich erfolgreicher
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16:55 - 16:57mit seiner Massengehirnwäsche wäre, wenn sie anstelle des TV-Formats
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16:57 - 17:00Videospiele verwenden würden.
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17:00 - 17:03Videospiele sind unterhaltend, einnehmend, und liefern das Gehirn
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17:03 - 17:06der Reprogrammierung auf einem Silbertablett.
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17:07 - 17:10Aber vielleicht ist Gehirnwäsche nicht immer schlecht.
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17:10 - 17:12Stellen Sie sich ein Spiel vor, das uns beibringt, einander zu respektieren,
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17:12 - 17:15oder uns hilft, die Probleme, denen wir in der realen Welt
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17:15 - 17:16alle gegenüberstehen, zu verstehen.
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17:16 - 17:18Es gibt auch ein Potenzial, Gutes zu tun.
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17:20 - 17:22Da diese virtuellen Welten immer weiter die reale Welt spiegeln,
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17:22 - 17:25in der wir leben, ist es unerlässlich, dass Videospieleentwickler erkennen,
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17:25 - 17:27dass sie eine unglaubliche Verantwortung haben.
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17:28 - 17:31Ich bin nicht sicher, was die Zukunft der Videospiele
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17:31 - 17:32für unsere Zivilisation bedeutet.
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17:32 - 17:36Aber je mehr sich Erfahrungen in virtuellen und realen Welten überlagern,
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17:36 - 17:38desto größer wird das Potenzial, dass andere Leute
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17:38 - 17:41ebenso empfinden wie ich.
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17:42 - 17:44Was ich erst neulich erkannt habe,
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17:44 - 17:48ist dass jenseits von Grafik, Sound, Gameplay und Gefühlen
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17:48 - 17:51es die Macht ist, die Realität aufzuspalten, die mich so fasziniert
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17:51 - 17:53und meine Sucht begründet.
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17:53 - 17:55Ich weiß, dass ich meine Kontrolle verliere.
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17:55 - 17:59Ein Teil von mir wartet nur darauf, loszulassen.
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18:02 - 18:05Doch eins weiß ich: Ganz gleich, wie verblüffend Videospiele werden mögen
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18:05 - 18:08oder wie platt die reale Welt uns erscheinen mag,
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18:08 - 18:11wir müssen uns bewusst bleiben, was unsere Spiele uns beibringen,
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18:11 - 18:16und mit welchem Gefühl sie uns zurücklassen, wenn wir die Verbindung beenden.
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18:19 - 18:20(Applaus)
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18:20 - 18:21David Perry: Wow.
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18:21 - 18:28(Applaus)
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18:28 - 18:31David Perry: Dieses Video hat mich sehr ins Grübeln gebracht,
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18:31 - 18:33und daher wollte ich es mitbringen, damit Sie es sich auch ansehen können.
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18:33 - 18:35Und was interessant daran ist die offensichtliche Wahl meinerseits,
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18:35 - 18:38über Grafik und Audio zu sprechen.
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18:38 - 18:41Aber wie wir gehört haben, sprach Michael auch über all diese anderen Elemente.
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18:42 - 18:44Videospiele geben so viele andere Dinge,
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18:44 - 18:45und daher entwickeln die Leute so eine Abhängigkeit zu ihnen.
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18:45 - 18:47Das wichtigste Element ist, dass sie Spaß machen.
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18:47 - 18:49Der Titel dieses Tracks bedeutet "Die Magie im Kommen"
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18:49 - 18:50Von wem wird sie kommen?
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18:50 - 18:52Wird sie von den besten Regisseuren der Welt kommen,
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18:52 - 18:53wie wir das wahrscheinlich annehmen?
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18:53 - 18:54Ich glaube nicht.
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18:54 - 18:57Ich glaube, es wird von den Kindern ausgehen, die gerade heranwachsen.
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18:57 - 19:02Die, die nicht auf dem ganzen Kram festhängen, an den wir uns aus unserer Vergangenheit erinnern.
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19:02 - 19:04Sie werden es auf ihre Weise lösen, mit den Mitteln, die wir geschaffen haben.
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19:04 - 19:07Dasselbe mit Studenten oder sehr kreativen Leuten,
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19:07 - 19:09Autoren und solche Leute.
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19:10 - 19:12Was die Unis betrifft, es gibt an die 350 Unis auf der Welt,
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19:12 - 19:15die Kurse über Videospiele unterrichten.
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19:15 - 19:18Das bedeutet, es gibt sage und schreibe tausende von neuen Ideen.
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19:18 - 19:21Einige der Ideen sind wirklich furchtbar, einige wiederum sind toll.
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19:21 - 19:23Es gibt nichts schlimmeres, als jemandem zuhören zu müssen,
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19:23 - 19:25der versucht, dir eine supermiese Idee für ein Videospiel zu verkaufen.
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19:25 - 19:31(Lachen)
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19:31 - 19:33Chris Anderson: Schluss! Schluss! Das war's.
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19:33 - 19:36Er hat keine Zeit mehr.
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19:36 - 19:38DP: Ich möchte nur noch ein klein bisschen mehr sagen, wenn ich darf.
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19:38 - 19:40CA: Sprich nur. Ich bleibe aber genau hier stehen.
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19:40 - 19:41(Lachen)
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19:41 - 19:44Dieses Bild ist einfach cool: Schüler, die nach dem Unterricht in die Schule kommen.
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19:44 - 19:47Die Schule ist geschlossen, sie kommen zurück und bleiben bis Mitternacht,
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19:47 - 19:49weil sie ihre Ideen für Videospiele vorstellen wollen.
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19:49 - 19:50Ich sitze vor der Klasse.
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19:50 - 19:52und sie stellen tatsächlich ihre Ideen vor.
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19:52 - 19:54Es ist also schwer, Schüler zurück in den Unterricht zu locken,
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19:54 - 19:55aber es ist möglich.
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19:55 - 19:58Das ist meine Tochter, sie heißt Emma, sie ist 17 Monate alt.
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19:58 - 20:01Und ich frage ich schon immer, was wird Emma in der Welt
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20:01 - 20:03der Videospiele erleben?
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20:03 - 20:06Und wie ich hier gezeigt habe,
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20:06 - 20:09Sie wird niemals eine Welt kennen, in der man nicht einen Knopf drücken kann
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20:09 - 20:11und nicht sofort Millionen anderer Leute zum Spielen bereitstehen.
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20:11 - 20:13Wissen Sie, wir haben die Technologie.
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20:13 - 20:15Sie wird niemals eine Welt kennen, wo die Grafik nicht
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20:15 - 20:17umwerfend ist und den Spieler leicht eintauchen lässt.
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20:17 - 20:20Und wie das Video des Studenten gezeigt hat, können wir Einfluss ausüben.
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20:20 - 20:22Sie wird niemals eine Welt kenne, in der Videospiele
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20:22 - 20:25nicht unglaublich emotional sind und sie wohl zum Weinen bringen werden.
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20:25 - 20:27Ich hoffe nur, dass sie Videospiele mögen wird.
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20:27 - 20:28(Lachen)
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20:28 - 20:29Hier mein Schlussgedanke.
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20:29 - 20:31Spiele scheinen an der Oberfläche nach einfacher Unterhaltung,
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20:31 - 20:33aber für jene, die ein bisschen tiefer schauen,
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20:33 - 20:36kann das neue Paradigma der Videospiele ganz neue Grenzen öffnen,
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20:36 - 20:38Grenzen in kreativen Köpfen, die gerne in großen Dimensionen denken.
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20:39 - 20:41Wo könnte man diese Köpfe besser herausfordern als hier bei TED?
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20:41 - 20:42Danke.
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20:42 - 20:44Chris Anderson. David Perry. Das war großartig.
- Title:
- David Perry über Videospiele
- Speaker:
- David Perry
- Description:
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Spieledesigner David Perry meint, die Videospiele von morgen werden für die kommende Generation von Spielern mehr als nur Spaß darstellen. Sie werden Raum für reichhaltige, komplexe, emotionale Erlebnisse bieten - die für einige bedeutsamer und immersiver sein werden als das reale Leben.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 20:43