Ungesunder Entscheidungswahn
-
0:01 - 0:03Bei der Vorbereitung auf diesen Vortrag
-
0:03 - 0:05habe ich nach ein paar Zitaten gesucht,
-
0:05 - 0:07die ich mit Ihnen teilen könnte.
-
0:07 - 0:09Ein Glück: Ich habe drei gefunden,
-
0:09 - 0:11die mir besonders gefallen haben.
-
0:11 - 0:14Das erste stammt von Samuel Johnson:
-
0:14 - 0:17"Wenn du im Leben Entscheidungen triffst,
-
0:17 - 0:20vergiss dabei nicht zu leben."
-
0:20 - 0:23Das zweite stammt von Aischylos,
er erinnerte uns: -
0:23 - 0:27"Glück ist eine Entscheidung,
die eine Anstrengung erfordert." -
0:27 - 0:31Das dritte stammt von Groucho Marx:
-
0:31 - 0:35"Ich würde mich nie
für einen Club entscheiden, -
0:35 - 0:39der mich als Mitglied haben möchte."
-
0:39 - 0:43Das Pech war, dass ich nicht wusste,
-
0:43 - 0:45welches dieser Zitate ich auswählen
-
0:45 - 0:46und Ihnen vorstellen sollte.
-
0:46 - 0:49Die süße Qual der Wahl.
-
0:49 - 0:54In unserer heutigen Zeit des
postindustriellen Kapitalismus -
0:54 - 0:57sind die Themen "Entscheidung",
"individuelle Freiheit" -
0:57 - 1:00und das Konzept
der "Selbsterschaffung" -
1:00 - 1:04zu einem Ideal erhoben worden.
-
1:04 - 1:07Außerdem glauben wir
-
1:07 - 1:10an ewigen Fortschritt.
-
1:10 - 1:13Die Kehrseite dieser Ideologie ist
-
1:13 - 1:16eine Zunahme von Angst,
-
1:16 - 1:19Schuldgefühlen,
-
1:19 - 1:22dem Gefühl unzureichend zu sein
-
1:22 - 1:27und dem Gefühl
Fehlentscheidungen zu treffen. -
1:27 - 1:31Traurigerweise hat uns
die Ideologie der freien Wahl -
1:31 - 1:36davon abgehalten, über soziale
Veränderungen nachzudenken. -
1:36 - 1:39Es scheint, als hätte uns diese Ideologie
-
1:39 - 1:42tatsächlich auf sehr effiziente Weise
-
1:42 - 1:45als politische und soziale
Denker ruhiggestellt. -
1:45 - 1:47Anstatt soziale Kritik zu üben,
-
1:47 - 1:51üben wir uns immer mehr in Selbstkritik,
-
1:51 - 1:55manchmal bis hin zur Selbstzerstörung.
-
1:55 - 1:58Wie kommt es, dass
diese Ideologie der freien Wahl -
1:58 - 1:59immer noch so mächtig ist?
-
1:59 - 2:02Selbst bei Menschen,
-
2:02 - 2:05die kaum Optionen haben?
-
2:05 - 2:08Warum halten sogar arme Leute
-
2:08 - 2:13immer noch so sehr an der
Vorstellung einer freien Wahl fest, -
2:13 - 2:15am rationalen Konzept einer freien Wahl,
-
2:15 - 2:17das wir bereitwillig annehmen?
-
2:17 - 2:21Die Ideologie der freien Wahl
ist sehr erfolgreich darin, -
2:21 - 2:25uns einen Raum zu eröffnen,
-
2:25 - 2:29in dem wir über eine
imaginäre Zukunft nachdenken. -
2:29 - 2:31Lassen Sie mich ein Beispiel nennen:
-
2:31 - 2:33Meine Freundin Manya
-
2:33 - 2:36arbeitete neben ihrem Studium
an der Universität in Kalifornien -
2:36 - 2:38bei einem Autohändler
-
2:38 - 2:41um Geld zu verdienen.
-
2:41 - 2:44Mit einem typischen Kunden
-
2:44 - 2:45besprach Manya
-
2:45 - 2:47seinen Lebensstil,
-
2:47 - 2:50seine Preisvorstellung,
-
2:50 - 2:52die Anzahl seiner Kinder
-
2:52 - 2:54und welchen Zweck
das Auto erfüllen sollte. -
2:54 - 2:57Normalerweise verständigten
sie sich bald -
2:57 - 2:59über das perfekte Auto.
-
2:59 - 3:03Aber bevor Manyas Kunde nach Hause ging,
-
3:03 - 3:05um in Ruhe darüber nachzudenken,
-
3:05 - 3:07sagte sie ihm immer:
-
3:07 - 3:11"Der Kauf dieses Autos ist
zum jetzigen Zeitpunkt perfekt. -
3:11 - 3:13Aber in ein paar Jahren,
-
3:13 - 3:15wenn die Kinder aus dem Haus sind
-
3:15 - 3:18und Sie mehr Geld haben,
-
3:18 - 3:21ist das andere Auto ideal.
-
3:21 - 3:25Aber was Sie jetzt kaufen, ist großartig."
-
3:25 - 3:27Der Großteil von Manyas Kunden,
-
3:27 - 3:29die am nächsten Tag zurückkamen,
-
3:29 - 3:32kauften das andere Auto,
-
3:32 - 3:34das Auto, das sie nicht brauchten.
-
3:34 - 3:37Das Auto, das viel zu viel Geld kostete.
-
3:37 - 3:40Manya verkaufte Autos so erfolgreich,
-
3:40 - 3:43dass sie bald darauf dazu überging
Flugzeuge zu verkaufen. -
3:43 - 3:46(Gelächter)
-
3:48 - 3:51So viel über die menschliche
Psyche gelernt zu haben, -
3:51 - 3:53ist jetzt für sie ein Vorteil.
-
3:53 - 3:57Sie ist nämlich Psychoanalytikerin.
-
3:57 - 4:01Warum verhielten sich
Manyas Kunden so irrational? -
4:01 - 4:04Manyas Erfolg bestand darin,
-
4:04 - 4:07im Kopf ihres Gegenübers das Bild
-
4:07 - 4:10einer idealisierten Zukunft
erzeugen zu können, -
4:10 - 4:12eines positiven Selbstbildes
-
4:12 - 4:16mit noch mehr Erfolg, noch mehr Freiheit.
-
4:16 - 4:19Durch den Kauf des anderen Autos
-
4:19 - 4:22glaubten sie, diesem Ideal
näher gekommen zu sein, -
4:22 - 4:27in dem Manya sie schon gesehen hatte.
-
4:27 - 4:31Wir treffen wenige absolut
rationale Entscheidungen. -
4:31 - 4:35Unser Unterbewusstsein
beeinflusst unsere Entscheidungen, -
4:35 - 4:36und auch unsere Umgebung.
-
4:36 - 4:38Wir richten uns danach,
-
4:38 - 4:40was andere Leute wohl
-
4:40 - 4:43von unserer Entscheidung halten werden.
-
4:43 - 4:45Wir orientieren uns daran,
-
4:45 - 4:47wofür andere sich gerade entscheiden.
-
4:47 - 4:52Wir versuchen auch zu erraten, welche
Wahl gesellschaftlich akzeptiert wird. -
4:52 - 4:54Deshalb kommt es vor,
-
4:54 - 4:56dass wir trotz einer
bereits getroffenen Wahl -
4:56 - 4:58-- wie einem schon gekauften Auto --
-
4:58 - 5:02endlos Rezensionen über Autos lesen,
-
5:02 - 5:04als ob wir uns noch selbst
überzeugen müssten, -
5:04 - 5:07dass es die richtige Wahl war.
-
5:07 - 5:10Entscheidungen rufen Angst hervor.
-
5:10 - 5:13Sie sind mit Risiken und
Verlusten verbunden. -
5:13 - 5:15Sie sind höchst unberechenbar.
-
5:15 - 5:17Aus genau diesen Gründen
-
5:17 - 5:20haben Menschen immer
mehr Probleme damit -
5:20 - 5:23und entscheiden sich für gar nichts.
-
5:23 - 5:27Vor kurzem war ich
auf einem Hochzeitsempfang, -
5:27 - 5:30dort traf ich eine schöne junge Frau,
-
5:30 - 5:34die mir von ihren
Entscheidungsängsten erzählte. -
5:34 - 5:36Sie hätte einen Monat gebraucht,
-
5:36 - 5:39um sich für ihr Kleid zu entscheiden.
-
5:39 - 5:42Dann sagte sie, dass sie
wochenlang gesucht hätte, -
5:42 - 5:45in welchem Hotel sie diese
eine Nacht verbringen wollte. -
5:45 - 5:49"Und jetzt muss ich
einen Samenspender finden." -
5:49 - 5:52(Gelächter)
-
5:52 - 5:56Ich schaute diese Frau schockiert an.
-
5:56 - 5:59"Samenspender, warum die Eile?"
-
5:59 - 6:03Sie sagte: "Ich werde Ende des Jahres 40,
-
6:03 - 6:08und ich bin bei der Auswahl meiner
Männer im Leben richtig schlecht." -
6:08 - 6:12Entscheidungen lösen Angst aus,
-
6:12 - 6:14weil sie mit Risiko verbunden sind.
-
6:14 - 6:17Und schon der berühmte
-
6:17 - 6:21dänische Philosoph
Søren Kierkegaard zeigte auf, -
6:21 - 6:26dass die Angst mit der Möglichkeit
der Möglichkeiten zusammenhängt. -
6:26 - 6:30Heute denken wir, dass wir
diese Risiken abwehren können. -
6:30 - 6:33Wir haben endlose Marktanalysen,
-
6:33 - 6:36Projektionen des späteren Verdienstes.
-
6:36 - 6:40Selbst beim Markt,
der dem Zufallsprinzip unterliegt, -
6:40 - 6:43glauben wir, dass wir rational
vorhersehen können, -
6:43 - 6:44wohin er sich entwickeln wird.
-
6:44 - 6:49Der Zufall ist heutzutage
ziemlich traumatisch geworden. -
6:49 - 6:52Letztes Jahr organisierte
ein Freund von mir, Bernard Harcourt, -
6:52 - 6:56an der Universität Chicago
eine Veranstaltung. -
6:56 - 7:00Diese war dem Konzept
des Zufalls gewidmet. -
7:00 - 7:02Wir waren beide Redner
des Podiums -
7:02 - 7:04und kurz vor unserem Vortrag
-
7:04 - 7:07-- wir kannten die Unterlagen
des anderen nicht -- -
7:07 - 7:09beschlossen wir,
den Zufall ernst zu nehmen. -
7:09 - 7:11Also teilten wir unseren Zuhörern mit,
-
7:11 - 7:13dass das, was sie jetzt hören würden,
-
7:13 - 7:16ein Produkt des Zufalls werden würde:
-
7:16 - 7:18Eine Mischung aus
unseren zwei Manuskripten, -
7:18 - 7:22wobei keiner von uns
das des anderen kannte. -
7:22 - 7:26So führten wir also die Konferenz durch.
-
7:26 - 7:28Bernard las seinen ersten Absatz,
-
7:28 - 7:30ich las meinen ersten Absatz.
-
7:30 - 7:32Bernard las seinen zweiten Absatz,
-
7:32 - 7:34ich las meinen zweiten Absatz.
-
7:34 - 7:37Und so weiter, bis zum
Ende unseres Vortrags. -
7:37 - 7:39Sie werden überrascht sein,
-
7:39 - 7:42aber die meisten Zuhörer glaubten nicht,
-
7:42 - 7:44dass das, was sie gerade gehört hatten,
-
7:44 - 7:47ein komplett zufälliges Referat war.
-
7:47 - 7:49Sie konnten nicht glauben,
-
7:49 - 7:52dass zwei angesehene Referenten
-
7:52 - 7:54-- wir sind beide Professoren --
-
7:54 - 7:57den Zufall ernst nehmen würden.
-
7:57 - 7:59Sie dachten, wir hätten den Vortrag
gemeinsam erarbeitet -
7:59 - 8:02und nur aus Spaß gesagt, er sei Zufall.
-
8:02 - 8:07Wir leben in einer Zeit
mit vielen Informationen, -
8:07 - 8:08riesigen Datenmengen,
-
8:08 - 8:12großem Wissen über
das Innenleben unseres Körpers. -
8:12 - 8:13Wir haben unsere Gene entschlüsselt.
-
8:13 - 8:17Wir wissen mehr als je zuvor
über unser Gehirn. -
8:17 - 8:19Und doch verschließen wir
-
8:19 - 8:24vor diesem Wissen
immer mehr unsere Augen. -
8:24 - 8:29Ignoranz und Leugnung
sind auf dem Vormarsch. -
8:29 - 8:32Und gerade jetzt,
in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise, -
8:32 - 8:35denken wir, dass wir
irgendwann aufwachen werden -
8:35 - 8:37und alles wieder wie früher wird
-
8:37 - 8:40und keine politischen oder sozialen
Veränderungen nötig sind. -
8:40 - 8:42In Bezug auf die Umweltkrise
-
8:42 - 8:45denken wir, dass momentan
nichts getan werden muss. -
8:45 - 8:48Andere sollen zuerst handeln.
-
8:48 - 8:52Selbst dann, wenn eine Umweltkrise
gerade geschieht, -
8:52 - 8:54wie die Katastrophe in Fukushima,
-
8:54 - 8:57gibt es oft Menschen, die am gleichen Ort
-
8:57 - 8:59die gleichen Informationen haben,
-
8:59 - 9:02aber nur die Hälfte wird wegen
der Strahlung verängstigt sein, -
9:02 - 9:06die andere Hälfte wird sie ignorieren.
-
9:06 - 9:08Heute wissen Psychoanalytiker sehr gut,
-
9:08 - 9:11dass Menschen überraschenderweise
-
9:11 - 9:13keine Leidenschaft für Wissen haben,
-
9:13 - 9:16dafür aber für Ignoranz.
-
9:16 - 9:17Was heißt das?
-
9:17 - 9:19Sagen wir, wir sind mit einer
-
9:19 - 9:22lebensbedrohlichen Krankheit konfrontiert.
-
9:22 - 9:25Die meisten Menschen
wollen davon nichts wissen. -
9:25 - 9:28Sie bevorzugen die
Verleugnung der Krankheit. -
9:28 - 9:32Deshalb ist es unklug sie zu informieren,
-
9:32 - 9:33wenn sie nicht von sich aus fragen.
-
9:33 - 9:36Studien zeigen überraschenderweise,
-
9:36 - 9:38dass Menschen, die
ihre Krankheit verleugnen, -
9:38 - 9:42manchmal länger leben
als die, die sich rational -
9:42 - 9:44für die beste Behandlung entscheiden.
-
9:44 - 9:46Diese Unkenntnis ist jedoch
-
9:46 - 9:51auf sozialer Ebene
nicht wirklich hilfreich. -
9:51 - 9:54Wenn es uns egal ist,
worauf wir zusteuern, -
9:54 - 9:58kann eine Menge
sozialer Schaden entstehen. -
9:58 - 10:00Zusätzlich zu dieser Ignoranz
-
10:00 - 10:03bemerken wir nun eine Art
-
10:03 - 10:06von Selbstverständlichkeit.
-
10:06 - 10:08Es war ein französischer Philosoph,
-
10:08 - 10:10Louis Althusser, der darauf hinwies,
-
10:10 - 10:13dass Ideologie einen Schleier
-
10:13 - 10:17der Selbstverständlichkeit herstellt.
-
10:17 - 10:20Bevor wir irgendeine Art
sozialer Kritik üben, -
10:20 - 10:25ist es wichtig diesen Schleier zu lüften
-
10:25 - 10:28und die Sache
erneut zu durchdenken. -
10:28 - 10:30Wenn wir zur Ideologie
-
10:30 - 10:33der individuellen,
rationalen Wahl zurückkehren, -
10:33 - 10:35die wir so oft gutheißen,
-
10:35 - 10:37ist es gerade hier wichtig,
-
10:37 - 10:39diese Selbstverständlichkeit aufzudecken
-
10:39 - 10:42und ein bisschen anders heran zu gehen.
-
10:42 - 10:46Für mich stellt sich oft die Frage,
-
10:46 - 10:50warum wir immer noch die Vorstellung
vom "Selfmademan" zelebrieren, -
10:50 - 10:53auf den der Kapitalismus
von Anfang an aufgebaut ist. -
10:53 - 10:55Warum denken wir,
-
10:55 - 10:58unser Leben so meisterhaft
im Griff zu haben, -
10:58 - 11:01dass wir rational die besten
Entscheidungen treffen können, -
11:01 - 11:04sodass wir Verlust und Risiken
nicht mehr gelten lassen? -
11:04 - 11:08Manchmal ist es erschreckend
arme Menschen zu sehen, -
11:08 - 11:11die z. B. die Idee
Reiche höher zu besteuern -
11:11 - 11:14nicht unterstützen.
-
11:14 - 11:16Oft identifizieren sie sich
hier noch immer -
11:16 - 11:18mit einer Art von Lotterie-Mentalität.
-
11:18 - 11:22Okay, vielleicht erwarten sie nicht
es einmal selbst zu schaffen. -
11:22 - 11:23Aber vielleicht denken sie,
-
11:23 - 11:26dass ihr Sohn der nächste Bill Gates wird.
-
11:26 - 11:29Und wer würde seinen eigenen Sohn
gern besteuern wollen? -
11:29 - 11:33Eine weitere Frage,
die sich mir stellt ist, -
11:33 - 11:36warum Menschen, die keine
Krankenversicherung haben, -
11:36 - 11:39nicht eine allgemeine
Krankenversicherung unterstützen? -
11:39 - 11:40Manchmal sind sie dagegen,
-
11:40 - 11:43weil sie wiederum
an die freie Wahl glauben, -
11:43 - 11:45aber sie haben keine Wahlmöglichkeiten.
-
11:45 - 11:50Margaret Thatcher sagte einmal
den berühmten Satz, -
11:50 - 11:53dass es keine Gesellschaft gibt.
-
11:53 - 11:56Gesellschaft existiert nicht,
es gibt nur Individuen -
11:56 - 11:59und ihre Familien.
-
11:59 - 12:03Leider funktioniert
diese Ideologie immer noch sehr gut. -
12:03 - 12:06Deshalb schämen sich
Menschen vielleicht dafür -
12:06 - 12:07arm zu sein.
-
12:07 - 12:10Wir haben auch
unendliche Schuldgefühle, -
12:10 - 12:12nicht die richtige Wahl
getroffen zu haben -
12:12 - 12:14und deshalb keinen Erfolg hatten.
-
12:14 - 12:18Wir haben Angst nicht gut genug zu sein.
-
12:18 - 12:20Darum arbeiten wir sehr hart,
-
12:20 - 12:21viele Stunden am Arbeitsplatz
-
12:21 - 12:26und verbringen ebenso viele Stunden
damit uns neu zu erfinden. -
12:26 - 12:28Wenn wir Angst vor einer
Entscheidungen haben, -
12:28 - 12:32geben wir unsere Entscheidungskraft
manchmal einfach ab. -
12:32 - 12:34Wir identifizieren uns mit dem Guru,
-
12:34 - 12:35der sagt, wo es lang geht,
-
12:35 - 12:38den Selbsthilfe-Therapeuten,
-
12:38 - 12:41oder wir folgen dem totalitären Führer,
-
12:41 - 12:44der bei Entscheidungen keine
Zweifel zu haben scheint, -
12:44 - 12:46der es einfach weiß.
-
12:46 - 12:49Oft werde ich gefragt:
-
12:49 - 12:51"Was haben deine Forschungen
dich gelehrt?" -
12:51 - 12:54Es gibt eine wichtige Sache,
die ich dabei gelernt habe. -
12:54 - 12:57Wenn ich über Entscheidungen nachdenke,
-
12:57 - 13:02habe ich persönlich aufgehört,
sie zu ernst zu nehmen. -
13:02 - 13:04Zuerst habe ich bemerkt,
dass meine Entscheidungen -
13:04 - 13:06oft nicht rational sind.
-
13:06 - 13:08Ich treffe sie unbewusst,
-
13:08 - 13:10höre auf andere
-
13:10 - 13:13oder wähle die sozial
angesagteste Entscheidung aus. -
13:13 - 13:16Ich vertrete auch den Gedanken,
-
13:16 - 13:17dass wir weit über die Vorstellung
-
13:17 - 13:20individueller Wahlfreiheit
hinausgehen sollten. -
13:20 - 13:23Es ist sehr wichtig soziale
Entscheidungen zu überdenken, -
13:23 - 13:27denn die Ideologie der individuellen
Wahl hat uns ruhig gestellt. -
13:27 - 13:30Sie hindert uns daran, über
soziale Veränderungen nachzudenken. -
13:30 - 13:33Wir verwenden sehr viel Zeit
für unsere eigenen Entscheidungen, -
13:33 - 13:35dass wir kaum noch
-
13:35 - 13:37über mögliche gemeinsame
Entscheidungen nachdenken. -
13:37 - 13:39Wir sollten nie vergessen,
-
13:39 - 13:42dass Entscheidungen immer
mit Wandel verknüpft sind. -
13:42 - 13:44Wir können sowohl individuellen
-
13:44 - 13:46als auch sozialen Wandel herbeiführen.
-
13:46 - 13:50Wir können beschließen
mehr Wölfe haben zu wollen. -
13:50 - 13:52Wir können beschließen
unsere Umwelt zu verändern, -
13:52 - 13:55damit wir mehr Bienen haben.
-
13:55 - 13:59Wir können uns für andere
Ratingagenturen entscheiden. -
13:59 - 14:02Wir können beschließen
Konzerne zu kontrollieren, -
14:02 - 14:05anstatt uns von ihnen
kontrollieren zu lassen. -
14:05 - 14:09Wir haben die Möglichkeit
Dinge zu verändern. -
14:09 - 14:12Ich habe mit einem Zitat
von Samuel Johnson angefangen, -
14:12 - 14:15der sagte, dass wir
bei Entscheidungen -
14:15 - 14:17das Leben dabei
nicht vergessen sollten. -
14:17 - 14:20Schlussendlich sehen Sie,
-
14:20 - 14:21ich hatte die Wahl,
-
14:21 - 14:231 Zitat von 3 auszuwählen,
-
14:23 - 14:26um meinen Vortrag zu beginnen.
-
14:26 - 14:28Ich hatte eine Wahl,
-
14:28 - 14:31so wie Nationen, so wie alle Menschen,
-
14:31 - 14:33haben wir die Wahl zu überdenken,
-
14:33 - 14:36in welcher Gesellschaft
wir in Zukunft leben wollen. -
14:36 - 14:38Vielen Dank.
-
14:38 - 14:43(Applaus)
- Title:
- Ungesunder Entscheidungswahn
- Speaker:
- Renata Salecl
- Description:
-
Wir begegnen einer unendlichen Reihe von Wahlmöglichkeiten, was in uns Angst, Schuldgefühle und schmerzhafte Eindrücke von Unzulänglichkeit auslöst, weil wir möglicherweise die falschen Entscheidungen treffen. Aber die Philosophin Renata Salecl fragt sich: Lenken uns die individuellen Entscheidungen vielleicht von etwas Größerem ab, wie etwa unserer Macht als gesellschaftliche Denker? Eine mutige Aufforderung, unsere persönlichen Entscheidungen nicht zu ernst zu nehmen und unseren Fokus auf kollektive Entscheidungen zu richten.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 15:02
![]() |
Retired user approved German subtitles for Our unhealthy obsession with choice | |
![]() |
Retired user edited German subtitles for Our unhealthy obsession with choice | |
![]() |
Retired user edited German subtitles for Our unhealthy obsession with choice | |
![]() |
Retired user edited German subtitles for Our unhealthy obsession with choice | |
![]() |
Retired user edited German subtitles for Our unhealthy obsession with choice | |
![]() |
Retired user edited German subtitles for Our unhealthy obsession with choice | |
![]() |
Patricia Calderón Koch accepted German subtitles for Our unhealthy obsession with choice | |
![]() |
Patricia Calderón Koch edited German subtitles for Our unhealthy obsession with choice |
Patricia Calderón Koch
choice,chance und embrace: schwierig
Patricia
Retired user
Eine Krise kann nicht "stattfinden".
Schachtelsätze wie bei 11:29 bitte umbauen, sodass die Struktur einfacher wird. Dabei ist es hilfreich, die englische Satzstruktur nicht zu übernehmen. Ein englischer Nebensatz muss nicht auch im Deutschen ein Nebensatz werden. Oft genügen ein paar Wörter, z.B. "während sie ... studierte" -> "während ihres Studiums" Andere Schachtelsätze bitte suchen und selbst entfernen.
12:35 "Therapist" gibt es auf Deutsch nicht
Versuche, eher unübliche Fremdwörter auf Deutsch zu vermeiden, z. B. "pazifizieren" (13:23)
Nach dem letzten Wort einer Aufzählung gehört kein Komma (00:57). Bitte auch an anderen Stellen entfernen, wenn es noch welche gibt.
Johanna
Retired user
Hallo Patricia!
Mir haben deine letzten Veränderung gut gefallen, sie haben den Text idiomatischer gemacht, und viele Kommafehler wurden von dir behoben. An dieser Stelle also ein eindeutiges Lob für deine Überarbeitungen.
Was ich noch geändert habe:
Manchmal waren die eröffnenden Anführungsstriche oben, dann wieder unten. Ich habe sie einheitlich auf oben umgeändert.
Ich habe die "Wahl" in die "freie Wahl" umgeändert, da es sonst stellenweise wie politische Wahlen klingt.
Achtung, "idea" ist auf Deutsch oft nicht Idee, sondern Vorstellung oder Konzept.
An einigen Stellen habe ich bemerkt, dass auf der Zeitleiste größere Lücken ohne Untertitel waren. Hast du die gesehen? Das war der Grund, warum für manche Untertitel die Zeit so knapp war.
Bei mehreren Zeilen habe ich das Timing angepasst, darum sind sie rot, obwohl der Inhalt gleich geblieben ist.
06:44 "chance" ist der Zufall, nicht die Wahl
Anstatt des Gedankenstrichs bitte einen doppelten Bindestrich machen (--). Früher hatten wir das anders, aber wir wurden aus technischen Gründen darum gebeten, es nun so zu machen. Nicht alle Player unterstützen den Gedankenstrich. In der Beschreibung und im Titel passt der Gedankenstrich aber.
Wie gefällt dir mein Titelvorschlag?
Zeilenumbrüche: Man sollte nach Möglichkeit nicht 1,5 Sätze in einen Untertitel geben. Da ist es besser, den halben Satz in den nächsten Untertitel zu geben, damit der Satz wieder komplett ist. Anschließend muss man an der Zeitleiste oben ein wenig herumschieben, damit die Einblendezeit für beide Untertitel wieder passt. Genaueres findest in unserer Facebookgruppe ganz oben. Dort steht die Willkommensnachricht von Judith mit ein paar Links darunter, unter anderem zum richtigen Zeilenumbruch. Vielleicht magst du dir den bei Gelegenheit einmal durchlesen.
Oft ist das mit dem Zeilenumbruch eine Menge Arbeit, weil die englischen Original-Untertitel nicht ideal sind. Darum musst du dich jetzt noch nicht so intensiv kümmern. Versuche einfach, in Zukunft Satzanfänge wie "dass" bei dem Satz hinzuschreiben, zu dem er gehört, und nicht einen Untertitel mit "..., dass wir" zu beenden. Dann hast du schon viel getan.
So, ich schicke dir das Video noch einmal zurück, damit du die Änderungen anschauen kannst. Wenn etwas unklar ist oder du mit einer Änderung nicht einverstanden bist, sag mir das bitte auf jeden Fall. Auch ich übersehe manchmal Sachen, und eine gute Übersetzung braucht immer mindestens zwei wachsame Leute.
Liebe Grüße, Johanna