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Bonsai Kitten waren mir lieber - Rechte Falschmeldungen in sozialen Netzwerken (33c3)

  • 0:00 - 0:15
    33C3 Vorspannmusik
  • 0:15 - 0:20
    Herald: Lange bevor es [um] die
    Forderung nach einem staatlichen
  • 0:20 - 0:25
    Konterangriff auf Fake-News
    in Social Media ging,
  • 0:25 - 0:29
    gab es schon Leute, die das Ganze mit
    bürgerlichem Engagement versucht haben
  • 0:29 - 0:35
    darzustellen, sichtbar zu machen, und
    aktiv auch ihm entgegenzuwirken.
  • 0:35 - 0:40
    Diese Personen sind Karolin Schwarz und
    Lutz Helm, die diesen Vortrag halten.
  • 0:40 - 0:46
    Karolin hat Anfang 2016 die
    Initiative ‚Hoaxmap‘ gegründet,
  • 0:46 - 0:49
    sie ist Social-Media-Redakteurin,
    lebt inzwischen in Berlin.
  • 0:49 - 0:52
    Lutz Helm ist ein Leipziger
    Softwareentwickler und war lange bei
  • 0:52 - 0:56
    Radio Blau sowie auch bei der
    Online-Ausgabe von dem Satire-Magazin
  • 0:56 - 1:01
    Titanic tätig – insofern wird das
    bestimmt ein launiger Vortrag!
  • 1:01 - 1:06
    Sie berichten uns heute,
    warum Hoaxes und Fake-News
  • 1:06 - 1:09
    schon lange nicht mehr flauschiger
    Katzencontent sind, sondern
  • 1:09 - 1:13
    sehr ernste Formen angenommen haben.
    Bitte einen Applaus für „Bonsai Kitten
  • 1:13 - 1:17
    waren mir lieber – Rechte Falschmeldungen
    in sozialen Netzwerken“
  • 1:17 - 1:25
    Applaus
  • 1:25 - 1:29
    Karolin Schwarz: Hi. Schön, dass ihr
    da seid; schön dass wir da sind!
  • 1:29 - 1:35
    Wir haben die Kongressgrippe vorgezogen
    dieses Jahr, deswegen klingen wir so blöd.
  • 1:35 - 1:38
    Ich steige direkt ein.
  • 1:38 - 1:43
    Falschmeldungen im Netz sind
    wirklich keine neue Geschichte,
  • 1:43 - 1:49
    die heißen jetzt nur Fake-News, die gibt’s
    aber schon richtig lange, und zwar…
  • 1:49 - 1:57
    Schon 1994 kursierte die Meldung, die
    angeblich von der Associated Press
  • 1:57 - 2:01
    verbreitet wurde, dass Microsoft
    die katholische Kirche gekauft hätte.
  • 2:01 - 2:04
    Gelächter
  • 2:04 - 2:07
    …dementsprechend auch die Rechte
    an der Bibel und der digitalen Ausgabe
  • 2:07 - 2:12
    gehabt hätte. Schon damals
    erkannten relativ viele Leute,
  • 2:12 - 2:17
    dass es sich um Satire handelt, aber
    Microsoft sah sich auch genötigt,
  • 2:17 - 2:20
    eine Gegendarstellung rauszugeben,
    und wir sehen auch hier
  • 2:20 - 2:25
    schon der Begriff „Fake News“ ist
    gar nicht so neu, sondern zumindest
  • 2:25 - 2:31
    im US-Kontext kannte man den schon 1994.
  • 2:31 - 2:36
    Der Titelgeber unseres Talks
    – natürlich die Bonsai Kitten.
  • 2:36 - 2:43
    2000 stellte ein Student des MIT
  • 2:43 - 2:49
    eine Website ins Netz, auf
    der angeblich Katzenkinder,
  • 2:49 - 2:53
    die in Gläsern herangezogen
    wurden, verkauft wurden.
  • 2:53 - 2:59
    Schnell als Hoax enttarnt, aber noch
    lange Jahre danach gab es Proteste
  • 2:59 - 3:04
    von Tierschützern gegen
    diese ganze Geschichte.
  • 3:04 - 3:09
    So. Und dann kam 2016 und das Ganze
    war nicht mehr ganz so lustig, sondern
  • 3:09 - 3:15
    Falschmeldungen haben tatsächlich zu
    den kuriosesten Dingen geführt, bis hin
  • 3:15 - 3:19
    zum bewaffneten Angriff auf eine Pizzeria,
    in der Hillary Clinton angeblich
  • 3:19 - 3:27
    einen Ring von Prostitutionshandel
    betrieben hätte.
  • 3:27 - 3:33
    Und das untere Beispiel, auch ganz frisch:
    Pakistan droht mal eben wegen Twitter
  • 3:33 - 3:38
    mit Atomwaffen. Wir hatten das auch
    in Deutschland zwischendurch,
  • 3:38 - 3:43
    der Fall einer angeblichen Vergewaltigung
    in Berlin, der dazu führte,
  • 3:43 - 3:48
    dass es tatsächlich diplomatische
    Verwerfungen mit Russland gab.
  • 3:48 - 3:53
    Ja, nun ist das Ganze nicht ganz so neu,
  • 3:53 - 4:00
    vor allem rechte Falschmeldungen
    gibt es schon sehr vermehrt
  • 4:00 - 4:05
    seit dem Sommer vergangenen Jahres, seit
    die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland
  • 4:05 - 4:12
    rasant anstieg, da ist uns
    schon aufgefallen, dass es
  • 4:12 - 4:17
    sehr viele Widerlegungen von
    Falschmeldungen von journalistischer Seite
  • 4:17 - 4:23
    gab, und wir haben uns dann im Februar
    2016, also dieses Jahr, entschieden,
  • 4:23 - 4:27
    dass wir dieses ganze Phänomen, das
    wir beobachten konnten, darstellen
  • 4:27 - 4:32
    auf einer Karte, die seht ihr da rechts.
    Da sind dann eben diese Gerüchte,
  • 4:32 - 4:35
    die wir … oder: Falschmeldungen,
    die wir gesammelt haben, dargestellt.
  • 4:35 - 4:40
    Das sind inzwischen 436,
    nur auf dieser Karte.
  • 4:40 - 4:46
    Das sind die, die widerlegt wurden.
    Ich habe letztens mit einem Journalisten
  • 4:46 - 4:50
    einer sächsischen Zeitung gesprochen,
    der meinte, das sei wahrscheinlich nur
  • 4:50 - 4:53
    die Spitze des Eisbergs, weil alleine
    für Dresden könnte er ungefähr
  • 4:53 - 4:57
    so viele Gerüchte aufzählen.
  • 4:57 - 5:02
    Wir haben Gerüchte über Geflüchtete vor
    allem auf der Karte, aber auch Gerüchte,
  • 5:02 - 5:06
    die „Südländer“ oder „Nordafrikaner“
    betreffen, weil seit letztem Jahr
  • 5:06 - 5:13
    im Prinzip alle diese Personengruppen
    als Geflüchtete subsumiert werden.
  • 5:13 - 5:18
    Unser Ziel bei der Erschaffung der Hoaxmap
    war, dass wir eine Datenbank schaffen,
  • 5:18 - 5:23
    das heißt, dass wir eine Art
    Nachschlagewerk für Menschen schaffen,
  • 5:23 - 5:27
    die mit Gerüchten konfrontiert sind.
    Gleichzeitig wollten wir eine Debatte
  • 5:27 - 5:31
    über Informations- und Medienkompetenz
    anregen, und natürlich wollten wir auch
  • 5:31 - 5:36
    mal schauen, was die Daten so hergeben,
    und gucken, wie sich das Ganze
  • 5:36 - 5:47
    über die Zeit entwickelt, oder ob es
    inhaltliche Zusammenhänge gibt, usw.
  • 5:47 - 5:52
    Lutz: Ja, und inzwischen sind elf
    Monate fast ins Land gegangen.
  • 5:52 - 5:56
    Wir haben inzwischen wie gesagt diese
    436 Gerüchte eingesammelt, haben
  • 5:56 - 6:00
    in der Zwischenzeit auch schon mal
    geguckt: Wie hat sich das so entwickelt,
  • 6:00 - 6:06
    was sind thematische Schwerpunkte vielleicht
    auch, und wer verbreitet das Ganze.
  • 6:06 - 6:12
    Zum zeitlichen Verlauf: man sieht
    hier aktuell gerade sehr gut
  • 6:12 - 6:16
    den Verlauf der Gerüchte auf unserer
    Karte. Also die sind nicht immer nicht nur
  • 6:16 - 6:19
    mit einem Ort und dem Geschehen, was
    da passiert sein soll, sondern auch noch
  • 6:19 - 6:25
    mit einem Datum versehen. Und man
    sieht sehr gut, dass es einen ersten
  • 6:25 - 6:31
    sprunghaften Anstieg im
    September 2015 gibt, das
  • 6:31 - 6:39
    fällt zusammen mit der Entscheidung,
    aufgrund der Situation in Ungarn
  • 6:39 - 6:44
    Flüchtlinge dann auch einreisen zu lassen.
    Es gibt noch einen weiteren Anstieg
  • 6:44 - 6:49
    im Januar 2016, sicherlich
    auch zurückzuführen
  • 6:49 - 6:55
    auf die Übergriffe, die es in Köln in der
    Silvesternacht im letzten Jahr gegeben hat.
  • 6:55 - 6:59
    Danach gibt es einen sehr drastischen
    Rückgang. Was man hier sieht
  • 6:59 - 7:03
    (das gilt für alle Zahlen, die es auch
    im Folgenden gibt), ist natürlich, dass
  • 7:03 - 7:08
    das alles keine eins-zu-eins-Zahlen
    über die Gerüchte und Falschmeldungen,
  • 7:08 - 7:13
    die in Umlauf sind, sind,
    sondern, dass das nur widergibt,
  • 7:13 - 7:19
    worüber Bericht erstattet wurde; also
    wo sich jemand hingesetzt hat und
  • 7:19 - 7:24
    das Ganze nachrecherchiert hat.
    Das bildet insofern nicht eins zu eins
  • 7:24 - 7:28
    das tatsächliche Geschehen ab.
    Wir haben uns angeguckt:
  • 7:28 - 7:34
    wie ist die regionale Verteilung
    nach den Bundesländern?
  • 7:34 - 7:39
    Im Bild links sieht man hier die
    absoluten Zahlen, da sind Bayern,
  • 7:39 - 7:43
    Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg
    ganz vorn, sicherlich diejenigen
  • 7:43 - 7:49
    Bundesländer zum einen mit den
    meisten Einwohnerinnen und Einwohnern.
  • 7:49 - 7:53
    Und Bayern als Transitland sicherlich
    eine große Rolle, also sehr viele
  • 7:53 - 7:57
    der Geflüchteten sind über Bayern
    eingereist, daneben Nordrhein-Westfalen,
  • 7:57 - 8:03
    das Land mit den meisten
    aufgenommenen Asylbewerber*innen.
  • 8:03 - 8:07
    Interessanter sieht es aus, wenn man das
    Ganze auf die Einwohner umrechnet.
  • 8:07 - 8:12
    Das, was hier blau dargestellt sind,
    sind die ostdeutschen Bundesländer,
  • 8:12 - 8:17
    das sieht man dann auf der rechten Seite,
    das ist sozusagen das Pro-Kopf-Gerücht,
  • 8:17 - 8:21
    da liegt dann Thüringen ganz vorne,
    vor Sachsen und Sachsen-Anhalt,
  • 8:21 - 8:25
    dann kommt Bayern, Mecklenburg,
    Baden-Württemberg, und dann Brandenburg,
  • 8:25 - 8:30
    und dann der Rest, also das
    sieht so ein bisschen anders aus.
  • 8:30 - 8:33
    Wir haben uns auch thematisch nochmal
    angeguckt, was es gegebenenfalls
  • 8:33 - 8:38
    für regionale Schwerpunkte gibt.
    Das lässt sich nicht
  • 8:38 - 8:44
    für alle Themen von Gerüchten
    sozusagen festlegen, also
  • 8:44 - 8:47
    es gibt sehr viele Themenkreise,
    um die sich das dreht.
  • 8:47 - 8:53
    Einer davon ist Geldleistung, bzw.
    Sachleistung, über Leistungen,
  • 8:53 - 8:59
    die angeblich von Asylbewerber*innen
    bezogen werden.
  • 8:59 - 9:03
    Hier lässt sich schon feststellen, dass
    es einen regionalen Schwerpunkt gibt.
  • 9:03 - 9:09
    Also so rings um München, im Süden der
    Republik, ist eine Häufung von Einträgen.
  • 9:09 - 9:13
    Da lässt sich jetzt aber nicht eins zu
    eins sagen, dass dort jetzt der Neid
  • 9:13 - 9:19
    besonders groß ist, im reichen Bayern
    oder so, oder ob da nur die Lokalpresse
  • 9:19 - 9:23
    vielleicht viel mehr dahinter her ist,
    zu recherchieren, aber es fällt doch
  • 9:23 - 9:28
    sehr ins Auge. Insbesondere,
    weil es bei anderen Themen,
  • 9:28 - 9:34
    z.B. (hier jetzt rechts zu sehen) aus
    dem Themenbereich Raub und Diebstahl,
  • 9:34 - 9:41
    es eine solche regionale
    Häufung nicht gibt.
  • 9:41 - 9:48
    Was wir uns außerdem angesehen
    haben, ist, was für Gerüchte
  • 9:48 - 9:50
    überhaupt im Umlauf sind,
    ob wir das rekonstruieren können.
  • 9:50 - 9:56
    Da ist es so, dass in den meisten
    Berichten über die Gerüchte
  • 9:56 - 10:01
    bzw. Falschmeldungen nicht detailliert
    genug aufgeführt ist, worauf
  • 10:01 - 10:05
    das Ganze zurückzuführen ist, bzw. dass
    auch nicht nachrecherchiert worden ist,
  • 10:05 - 10:09
    quasi nur eine Widerlegung dessen.
    Deswegen gibt es bei knapp 200 Gerüchten
  • 10:09 - 10:14
    da keine Zuordnung. Bei ungefähr 90 können
    wir zumindest sagen, dass sie vorrangig
  • 10:14 - 10:18
    über soziale Netzwerke, d.h. in den Fällen
    vor allem über Facebook, aber auch
  • 10:18 - 10:24
    über WhatsApp verteilt worden sind. Sehr
    präzise lässt sich bestimmen, dass ungefähr
  • 10:24 - 10:30
    50 der Gerüchte auf Falschaussagen
    bei der Polizei zurückzuführen sind,
  • 10:30 - 10:37
    das sind dann entweder Zeugenaussagen
    oder direkt Anzeigen, die falsch waren;
  • 10:37 - 10:42
    und es lässt sich auch bei 50 Geschichten
    durchaus noch ein ursächliches Geschehen
  • 10:42 - 10:47
    ermitteln, was quasi als Erklärung
    herangezogen werden könnte dafür,
  • 10:47 - 10:50
    dass dieses Gerücht im Umlauf war.
    Aber es gibt eben auch komplett
  • 10:50 - 10:56
    gefälschte und erfundene Geschichten,
    die spielen auch eine Rolle, auch da
  • 10:56 - 11:00
    kann man sagen, das ist
    ziemlich eindeutig gewesen.
  • 11:00 - 11:04
    Ja. Drei Beispiele mal kurz, wie
    sowas dann aussehen kann.
  • 11:04 - 11:11
    Was wir hier sehen, ist ein Facebook-
    Eintrag von Tatjana Festerling,
  • 11:11 - 11:17
    die in Dresden zugange – ich kenne den
    aktuellen Zustand des Verhältnisses
  • 11:17 - 11:23
    zwischen Pegida und Tatjana Festerling
    nicht, aber sie war dort als Rednerin
  • 11:23 - 11:30
    sehr oft aktiv. Hier hat sie auf ihrer
    Facebook-Seite einen Beitrag gepostet,
  • 11:30 - 11:35
    wo jemand beobachtet hat, dass
    Zelte aufgebaut worden sind vor
  • 11:35 - 11:39
    einem Krankenhaus in Dresden, und die
    Vermutung, die gleich ins Kraut geschossen
  • 11:39 - 11:46
    ist, ist eben, dass es sich nur um
    Tuberkulose handeln kann.
  • 11:46 - 11:51
    Die tatsächliche Geschichte dahinter war,
    dass ein Klinikteil baulich fertiggestellt
  • 11:51 - 11:57
    wurde, es gab dort dann eine Feier
    und dafür wurden Festzelte aufgebaut.
  • 11:57 - 12:01
    Das ist sozusagen dann… es gibt irgendein
    Geschehen und es wird dann
  • 12:01 - 12:07
    eine Geschichte draus gemacht.
    Was wir auch haben, ist,
  • 12:07 - 12:12
    dass Meldungen komplett erfunden werden.
    Da gibt es hier jetzt ein Beispiel, das
  • 12:12 - 12:17
    ist vielleicht zu viel, das komplett
    durchzulesen, aber es ging um einen
  • 12:17 - 12:22
    Bombenfund in Sigmaringen,
    bei dem angeblich auch
  • 12:22 - 12:32
    drei Terroristen festgenommen worden
    sind. Der Text erschien auf einer Website,
  • 12:32 - 12:38
    zuerst auf einer rechten Website. Wenn
    man so ein bisschen danach geguckt hat,
  • 12:38 - 12:42
    wo die Textfragmente herkommen,
    kann man feststellen, dass die ersten
  • 12:42 - 12:48
    zwei Drittel des Textes im Großen und
    Ganzen von einer Bombendrohungsmeldung
  • 12:48 - 12:55
    in Emmendingen von baden.fm kommt
    und der Rest zusammengestückelt ist
  • 12:55 - 13:02
    aus einem Beitrag beim Focus,
    bei focus.de, wo tatsächlich eine
  • 13:02 - 13:07
    fertig gebaute Rohrbombe gefunden wurde
    und auch Leute festgenommen worden sind.
  • 13:07 - 13:13
    Das wurde remixed zu einem neuen Text
    und einem völlig neuen Geschehen.
  • 13:13 - 13:20
    Ja, was wir auch erleben, ist,
    dass Abgeordnete
  • 13:20 - 13:22
    Applaus
  • 13:22 - 13:28
    Gerüchte aufgreifen – offensichtlich
    ist der Fall schon bekannt,
  • 13:28 - 13:34
    zumindest einigen – es ist so,
    dass Gerüchte aufgegriffen werden.
  • 13:34 - 13:38
    Wir haben es bisher erst bei
    der NPD, aber vor allem
  • 13:38 - 13:42
    bei der AfD erlebt, dass das
    passiert, dass sich Gerüchte
  • 13:42 - 13:47
    in parlamentarischen Anfragen
    wiederfinden. Unsere Lieblingsanfrage
  • 13:47 - 13:54
    unter diesen Gerüchten ist eine des
    sächsischen AfD-Abgeordneten
  • 13:54 - 14:00
    Carsten Hütter, der die Frage gestellt
    hatte, insgesamt mit fünf Fragen,
  • 14:00 - 14:06
    aber zu einer Vergewaltigung
    im Mai im Maxim-Gorki-Park.
  • 14:06 - 14:13
    Und die sehr kurze Antwort der
    sächsischen Staatsregierung fiel aus
  • 14:13 - 14:18
    in der Form von „Von einer Beantwortung
    seitens der Staatsregierung wird abgesehen.
  • 14:18 - 14:21
    Die Fragen sind inhaltlich nicht
    bestimmbar. Der Staatsregierung ist
  • 14:21 - 14:26
    im Freistaat Sachsen kein Maxim-Gorki-Park
    bekannt.“ Hier sieht man
  • 14:26 - 14:30
    übrigens Herrn Hütter, wie er vor
    seinem ausgeschalteten Computer sitzt.
  • 14:30 - 14:40
    Gelächter und Applaus
  • 14:40 - 14:45
    Auf Twitter wurde auch
    die Vermutung geäußert,
  • 14:45 - 14:52
    dass er vergessen hätte, danach zu
    googeln, nach dem Maxim-Gorki-Park.
  • 14:52 - 14:56
    Das ist jetzt nur ein Beispiel.
    Tatsächlich stellt sich ja die Frage:
  • 14:56 - 15:01
    wer verbreitet die Gerüchte,
    wer verbreitet die Falschmeldungen?
  • 15:01 - 15:05
    Hier ist es wiederum so, dass wir
    für sehr viele unserer Einträge
  • 15:05 - 15:09
    das nicht rekonstruieren können,
    bzw. auch nicht die Zeit haben,
  • 15:09 - 15:12
    jeden einzelnen Fall nochmal
    nachzurecherchieren. Bei einigen geht das,
  • 15:12 - 15:16
    bei anderen geht das eher nicht.
    Es lässt sich sehr deutlich sagen:
  • 15:16 - 15:22
    dann, wenn es eine Anzeige gegeben
    hat, dass die angeblichen Opfer
  • 15:22 - 15:29
    oder Betroffenen der ausgedachten Straftat
    dann natürlich auch diejenigen sind,
  • 15:29 - 15:33
    die diese Falschmeldung in die Welt
    gesetzt haben. Es lässt sich
  • 15:33 - 15:40
    bei vielen Einträgen feststellen, dass es
    über private Facebook-Profile in die Welt
  • 15:40 - 15:43
    gesetzt worden ist. Auch dort lässt sich
    dann nicht genau sagen, wer dann
  • 15:43 - 15:48
    hinter diesem Profil steckt, aber zumindest
    lässt sich sagen, dass es auf Facebook
  • 15:48 - 15:54
    verbreitet worden ist. Einige der Gerüchte
    sind erst bekannt geworden oder erst
  • 15:54 - 16:00
    in die Öffentlichkeit sozusagen geraten
    über die Anrufe oder Facebook-Kommentare
  • 16:00 - 16:09
    oder Leserbriefe von Zeitungen, also
    vorrangig von Lokalzeitungen.
  • 16:09 - 16:14
    Es gibt eine ganze Reihe von Geschichten,
    die auch von Augenzeugen selbst
  • 16:14 - 16:19
    in die Welt gesetzt worden ist, einfach
    darüber, dass zu irgendeinem Geschehen
  • 16:19 - 16:22
    etwas sich ausgedacht wurde, und wir
    haben aber eben auch ein paar Parteien
  • 16:22 - 16:28
    hier bei denjenigen, die – nicht
    unbedingt sich die Gerüchte ausgedacht
  • 16:28 - 16:34
    haben, aber die sie sehr prominent
    platziert haben. Ganz vorne ist da
  • 16:34 - 16:39
    hier wiederum die AfD, außerdem die FPÖ
    aus Österreich, also wir betrachten hier
  • 16:39 - 16:44
    auf der Karte eben auch Österreich
    und, soweit die Schweiz eben
  • 16:44 - 16:48
    deutschsprachig ist, auch die
    Schweiz. Neben der FPÖ auch
  • 16:48 - 16:55
    Leute von der CDU und eben auch
    der NPD, und daneben Boulevardzeitungen
  • 16:55 - 17:00
    und rechte Facebookseiten, Websites etc.
  • 17:06 - 17:10
    Karolin: So. Und jetzt?
  • 17:10 - 17:15
    Im Rahmen der US-Wahl, oder des
    Wahlergebnisses, wo vielfach
  • 17:15 - 17:20
    behauptet wurde, dass Falschmeldungen oder
    Fake-News, sich auf das Wahlergebnis
  • 17:20 - 17:28
    ausgewirkt hätten, wurde sehr viel Druck
    auf Facebook ausgeübt, die jetzt
  • 17:28 - 17:32
    vor kurzem erst Lösungsansätze
    vorgestellt haben, zum einen nämlich
  • 17:32 - 17:40
    die Option, Fake-News als
    Meldeoption einzuführen,
  • 17:40 - 17:45
    d.h. User können jetzt eben selbst melden.
  • 17:45 - 17:49
    Was natürlich zu einem erhöhten Aufkommen
    von Meldungen bei Facebook führt,
  • 17:49 - 17:53
    und die Tickets, wie sie jetzt aktuell
    bearbeitet werden ist uns bewusst,
  • 17:53 - 17:59
    im Rahmen von Hate-Speech zumindest,
    das klappt nicht ganz so gut.
  • 17:59 - 18:03
    Außerdem sollen als Falschmeldungen
    bekannte Inhalte geflaggt werden,
  • 18:03 - 18:09
    auch das würde in Deutschland
    ziemlich schwierig funktionieren, weil
  • 18:09 - 18:14
    Falschmeldungen vor allem in Deutschland
    oder auch generell im deutschsprachigen Raum
  • 18:14 - 18:19
    selten über sogenannte „Fake-News-Websites“
    verbreitet werden, sondern tatsächlich
  • 18:19 - 18:24
    sehr viele Einzelmeldungen bei Facebook
    oder aus dem Kontext gerissene Bilder
  • 18:24 - 18:29
    und Sonstiges verbreitet werden.
    Noch dazu würde das einfach
  • 18:29 - 18:35
    das ganze „Lügenpresse“-versus-
    Meinungsfreiheit-Narrativ weiter stärken,
  • 18:35 - 18:43
    d.h. die „guten Medien“ oder
    die politiktreuen Medien
  • 18:43 - 18:48
    werden eben nicht geflaggt, währenddessen
    andere Medien halt geflaggt werden,
  • 18:48 - 18:54
    usw. Die US-Medien vor allem wollen
  • 18:54 - 18:59
    mit Facebook zusammenarbeiten, sind
    eben als Fact-Checker vorgesehen.
  • 18:59 - 19:05
    Es gibt jetzt von der Washington Post
    eine Chrome-Extension, die
  • 19:05 - 19:08
    Trump-Tweets fact-checkt und auch…
  • 19:08 - 19:14
    Gelächter
    …ja, viel zu tun!
  • 19:14 - 19:20
    Und auch hierzulande gibt es lustige
    Initiativen allerorten, nämlich
  • 19:20 - 19:25
    möchte man ein Fake-News-Verbot
    einführen, das sogar EU-weit
  • 19:25 - 19:30
    im Gespräch ist inzwischen,
    nämlich den Straftatbestand
  • 19:30 - 19:38
    für Desinformationskampagnen
    möchte die CSU gerne haben, ja.
  • 19:38 - 19:44
    Kann man sich denken, wohin das Ganze
    führen könnte oder eben auch nicht.
  • 19:44 - 19:50
    Und auch der Innenminister hat zum Thema
    natürlich was zu sagen und möchte ein
  • 19:50 - 19:56
    Fake-News-Abwehrzentrum, liebevoll auch
    Wahrheitsministerium genannt von vielen.
  • 19:56 - 20:05
    Gelächter und Applaus
  • 20:05 - 20:10
    Das Ganze ist insofern schon pikant,
    weil der Gute nämlich auch zwei Mal
  • 20:10 - 20:14
    bei uns auf der Hoaxmap zu finden ist,
    nämlich zum einen hat er behauptet,
  • 20:14 - 20:19
    30 Prozent der Syrer, die in den
    vergangenen Monaten gekommen wären,
  • 20:19 - 20:23
    wären überhaupt keine Syrer, und
    er hat gesagt, dass 70 Prozent der Männer,
  • 20:23 - 20:28
    die zur Abschiebung vorgesehen
    wären, unter 40 Jahren, eben
  • 20:28 - 20:34
    als nicht abschiebefähig oder nicht
    transportfähig erklärt würden von Ärzten.
  • 20:34 - 20:39
    Beide Statistiken konnte der
    Innenminister nie belegen.
  • 20:39 - 20:45
    Insofern wüssten wir vielleicht, wo
    das Fake-News-Abwehrzentrum
  • 20:45 - 20:47
    seine Arbeit beginnen könnte.
  • 20:47 - 20:55
    Applaus
  • 20:55 - 20:59
    Und dann kann man sich natürlich auch
    fragen, wo das Ganze hinführt.
  • 20:59 - 21:04
    Auch da waren wir schonmal und
    wollen eigentlich nicht mehr hin.
  • 21:04 - 21:10
    Ja. Eigentlich war es das schon von uns,
    an dieser Stelle. Danke für unsere…
  • 21:10 - 21:13
    für unsere Aufmerksamkeit, auch das!
    lacht
  • 21:13 - 21:18
    …Und auch eure Aufmerksamkeit.
    Wir stehen für Fragen zur Verfügung.
  • 21:18 - 21:29
    Applaus
  • 21:29 - 21:33
    Herald: Vielen herzlichen Dank, Lutz
    und Karolin! Alle, die Fragen haben,
  • 21:33 - 21:35
    bitte ich, sich jetzt an den
    Mikrofonen im Raum aufzustellen.
  • 21:35 - 21:38
    Ich rufe dann die Nummern auf.
    Wir haben schon eine Person
  • 21:38 - 21:40
    an der Nummer 2, du
    warst sehr schnell. Bitte!
  • 21:40 - 21:42
    Frage: Hi. Danke für den Vortrag.
  • 21:42 - 21:46
    Was ich mich gefragt habe ist, ob ihr
    nicht auch ein bisschen freudevoll
  • 21:46 - 21:50
    auf derartige Gesetze guckt, weil dann
    eben solche Leute wie unser lieber
  • 21:50 - 21:53
    Innenminister, man eine rechtliche
    Handhabe gegen sie hätte.
  • 21:53 - 21:57
    In dem Gesetzesentwurf der CSU steht
    ja sowas drin, wie, dass innerhalb
  • 21:57 - 22:02
    von 24 Stunden irgendwie solche Sachen
    markiert oder gelöscht oder irgendwas
  • 22:02 - 22:04
    werden sollen, und vor allem,
    dass ein Anrecht darauf besteht,
  • 22:04 - 22:08
    dass eine Gegendarstellung gemacht wird.
    Und sind Gegendarstellungen nunmal sowas,
  • 22:08 - 22:12
    also wenn ich rechtlich durchsetzen kann,
    dass der Mensch sich öffentlich prominent
  • 22:12 - 22:16
    äußern muss, „ich hab mir so Zahlen
    ausgedacht“, ich fände das eine ziemlich
  • 22:16 - 22:20
    wirkungsvolle Methode gegen so Politiker,
    die sich Zahlen ausdenken, also das ist
  • 22:20 - 22:27
    ja nicht unbedingt schlecht.
    Wie seht ihr das?
  • 22:27 - 22:32
    Lutz: Also, das wär natürlich, wenn man
    das gegenüber Politikern zum Einsatz
  • 22:32 - 22:36
    bringen möchte, wäre das eine schöne Idee.
    Auf der anderen Seite ist es ganz einfach
  • 22:36 - 22:41
    so, dass sehr viele von uns keine
    Politiker oder Politikerinnen sind,
  • 22:41 - 22:45
    sondern einfach in unserem Alltag
    auch Dinge verbreiten manchmal,
  • 22:45 - 22:51
    die falsch sind, und dass es sehr
    schwierig wird, auch mit Kunst und Satire,
  • 22:51 - 22:55
    Dinge zu verbreiten. Also ich meine,
    bestimmte Scherze traut man sich schon gar
  • 22:55 - 22:59
    nicht mehr zu machen, wie über den Antifa
    e.V. oder so, der alle möglichen Sachen
  • 22:59 - 23:02
    finanziert, weil das wirklich geglaubt wird.
    Das ist ein Problem, aber man kann das
  • 23:02 - 23:08
    nicht über so eine Regelung regulieren,
    das führt eher dann dazu,
  • 23:08 - 23:13
    dass bestimmte Sphären überreguliert
    werden, dass bestimmte Sachen auch dann
  • 23:13 - 23:16
    nicht mehr funktionieren, und wo
    es dann auch wirklich an die Frage
  • 23:16 - 23:23
    von freier Rede geht, egal wie ausgeleiert
    dieser Begriff manchmal wird,
  • 23:23 - 23:26
    aber das sind dann Sachen,
    die davon betroffen sind.
  • 23:26 - 23:30
    Frage: Dankeschön
    Karolin: Ich hab noch was vergessen.
  • 23:30 - 23:40
    Lutz: Achso…
    Gelächter und Applaus
  • 23:40 - 23:43
    Die Frage ist am Ende auch, inwieweit
    das rechtlich durchsetzbar ist.
  • 23:43 - 23:48
    Es gab in Österreich? Genau,
    in Österreich gab es längere Zeit
  • 23:48 - 23:53
    einen Paragrafen, wo es um die
    Verbreitung von Falschmeldungen ging.
  • 23:53 - 23:56
    Der wurde irgendwann abgeschafft,
    weil es in 20 Jahren keinen…
  • 23:56 - 24:00
    Karolin: Zum Jahreswechsel
    erst jetzt, 2015 auf 2016.
  • 24:00 - 24:03
    Lutz: …weil es einfach keine Verurteilungen
    dazu gab. Und wir haben schon gesehen,
  • 24:03 - 24:08
    in Österreich werden auch einige
    Falschmeldungen verbreitet.
  • 24:08 - 24:12
    Herald: Okay, wir machen weiter mit der
    ersten Person an der Nummer 4 bitte.
  • 24:12 - 24:15
    Frage: Danke für den Vortrag.
    Ich frage mich, wo auf der Karte
  • 24:15 - 24:19
    der Maxim-Gorki-Park eingezeichnet ist.
    Oder, ein bisschen prinzipieller gefragt:
  • 24:19 - 24:23
    habt ihr den Schauplatz von den
    erfundenen Geschehnissen eingezeichnet,
  • 24:23 - 24:26
    oder wo der Verbreiter wohnt?
  • 24:26 - 24:29
    Karolin: Die Trennschärfe ist nicht immer
    ganz klar. Es gibt zum Beispiel auch,
  • 24:29 - 24:34
    wenn wir gar keinen Ort haben, glaube
    ich zwei Mal, Berlin als Hauptstadt,
  • 24:34 - 24:39
    wenn’s gar nicht ging. Im Maxim-Gorki-Park
    ist es Dresden, weil es eben im Landtag
  • 24:39 - 24:44
    stattgefunden hat das Ganze.
    Also es gibt ganz selten keinen Ort,
  • 24:44 - 24:49
    dann nehmen wir meistens entweder
    den Landkreis oder die Landeshauptstadt
  • 24:49 - 24:54
    und im schlimmsten Fall halt Berlin.
    Es ist aber tatsächlich so, dass,
  • 24:54 - 24:57
    was wir auch gar nicht dabei hatten,
    unter den Städten gerade
  • 24:57 - 25:02
    Dresden und Erfurt das Ganze anführen.
  • 25:02 - 25:04
    Herald: Dann machen wir weiter
    mit der Nummer 3, bitte.
  • 25:04 - 25:08
    Frage: Auch nochmal Danke. Mal eine
    Frage, da kam jetzt zum Schluss bei den
  • 25:08 - 25:14
    möglicherweise zur Lösung beitragenden
    Akteuren a) Facebook und b) Gesetzgeber,
  • 25:14 - 25:18
    beides ist jetzt nicht wirklich
    befriedigend. Ist euch irgend etwas
  • 25:18 - 25:23
    aufgefallen, ich sage mal, was
    für Strategien von den Leuten, von
  • 25:23 - 25:27
    den Social-Media-Nutzern etc. da
    funktioniert haben, dahingehend, dass
  • 25:27 - 25:31
    wirklich irgendwelche Gerüchte eingedämmt
    wurden oder, dass da eine Gegenreichweite
  • 25:31 - 25:37
    aufgebaut worden ist. Weil mehr als das
    massive Zurücktrollen oder Unterwandern
  • 25:37 - 25:42
    von entsprechenden Facebookgruppen
    wüsste ich jetzt gar nicht an Strategien,
  • 25:42 - 25:46
    und selbst die würde ich jetzt sagen sind
    ja jetzt nicht mal in dem Sinne produktiv,
  • 25:46 - 25:51
    dass sie jetzt unglaublich Leute irgendwie
    von etwas überzeugt, sondern eben nur
  • 25:51 - 25:55
    einen Gegner halt angemessen
    lächerlich dastehen lässt.
  • 25:55 - 25:58
    Habt ihr da irgendwelche Ratschläge?
  • 25:58 - 26:01
    Karolin: Danke. Also es ist halt
    tatsächlich so, wie bei den klassischen
  • 26:01 - 26:04
    Gegendarstellungen in den Medien,
    die erreichen im Zweifelsfall nicht
  • 26:04 - 26:08
    genausoviele Leute wie das Gerücht,
    das ursprünglich verbreitet wurde.
  • 26:08 - 26:12
    Es gibt Einzelfälle, es gibt einen
    Edeka-Besitzer aus irgendeinem
  • 26:12 - 26:18
    Klein-Kleckers-Dorf, der Herr Wollny,
    lacht
  • 26:18 - 26:23
    der sehr, sehr schnell reagiert hat auf
    das Gerücht, und sowohl vor seinem Laden
  • 26:23 - 26:26
    ein Schild aufgestellt hat, als auch
    in Social Media direkt einen Post
  • 26:26 - 26:31
    verbreitet hat, der sehr viel öfter ge-
    shared wurde als das ursprüngliche Gerücht.
  • 26:31 - 26:37
    Was sich auch aus Studien zeigt, ist,
    dass tatsächlich die Geschwindigkeit
  • 26:37 - 26:41
    der Reaktion eine Rolle spielt. Also wenn
    man dem sehr schnell den Riegel vorschiebt,
  • 26:41 - 26:45
    auch von offizieller Stelle aus,
    lässt sich da noch was machen,
  • 26:45 - 26:49
    ansonsten ist es wirklich schwierig.
  • 26:49 - 26:53
    Lutz: Wobei ich da ergänzen würde, dass
    man damit auch nicht die Sphären erreicht,
  • 26:53 - 26:58
    wo Gerüchte verbreitet werden.
    Nicht alle von uns scrollen sich täglich
  • 26:58 - 27:05
    durch, ähm, Pegida oder auf sonstwas für
    Seiten, auf denen solche Geschichten
  • 27:05 - 27:11
    verbreitet werden. Aber dort, wo es eben
    tatsächlich auch eine Diskussionsform gibt,
  • 27:11 - 27:14
    sollte man so schnell wie möglich
    reagieren. Und das ist vielleicht auch
  • 27:14 - 27:18
    eine Aufgabe von Medien, die einfach ihre
    Kommentarspalten sehr oft unmoderiert
  • 27:18 - 27:23
    lassen und unkommentiert lassen,
    da auch dagegen zu wirken.
  • 27:23 - 27:26
    Herald: Okay, noch die Nummer 1 bitte.
  • 27:26 - 27:29
    Frage: Ja, es ist eher eine technische
    Neugierfrage, hinter euren Einträgen,
  • 27:29 - 27:33
    das sind ja 400..430 Stück, habt ihr
    da irgendwie ein Ticketsystem, oder
  • 27:33 - 27:37
    ein Vorgangsmanagement, und werden
    die da durch so einen Status durchgeschoben,
  • 27:37 - 27:42
    wie ‚Erfasst‘, ‚Neu‘, ‚Belegt‘,
    ‚Widerlegt‘… und wenn ja, welches?
  • 27:42 - 27:44
    Karolin: Ich schüttel’ schon
    mit dem Kopf, nee. lacht
  • 27:44 - 27:50
    Wir sind einfach zu faul gewesen zu
    automatisieren auch ein Stück weit bisher.
  • 27:50 - 27:54
    Ist ein Projekt das wir neben der
    Arbeit betreiben, insofern finden wir
  • 27:54 - 27:57
    die Website auch tatsächlich gar nicht
    mehr so schön lacht und wollten da
  • 27:57 - 28:01
    mal was dran machen.
    Auch das steht auf der To-Do Liste.
  • 28:01 - 28:03
    Weiter hinten. – Danke!
    – Danke.
  • 28:03 - 28:05
    Herald: Dann lassen wir erst
    noch schnell das Internet
  • 28:05 - 28:07
    zur Sprache kommen und dann noch…
  • 28:07 - 28:09
    Signal Angel: Aus dem
    Internet habe ich zwei Fragen.
  • 28:09 - 28:13
    Erstmal, wieviele Leute
    arbeiten an der Hoaxmap?
  • 28:13 - 28:15
    Karolin: Zwei!
    Gelächter
  • 28:15 - 28:26
    Applaus, Jubel, Pfeifen
  • 28:26 - 28:29
    Karolin: Wobei das nicht ganz stimmt, weil
    tatsächlich sehr viele Meldungen, die wir
  • 28:29 - 28:35
    inzwischen auf der Karte haben, quasi
    ge-crowdsourced sind, also viele
  • 28:35 - 28:41
    Meldungen erreichen uns tatsächlich
    auch per Mail und Twitter und insofern
  • 28:41 - 28:47
    sind wir ein paar mehr lacht was
    das betrifft. Und das hilft sehr viel.
  • 28:47 - 28:51
    Signal Angel: Und die andere Frage
    ist: War uns das nicht allen klar, dass
  • 28:51 - 28:56
    genau dies kommt, mit dem
    großen Boom der Blogs?
  • 28:56 - 29:00
    Speaker grinsen, lachen leicht auf
    und zucken mit den Achseln
  • 29:00 - 29:03
    Publikum lacht verhalten, und Einzelne
    pfeifen Teile der Jeopardy-Musik
  • 29:03 - 29:04
    Karolin: Vielleicht…
  • 29:04 - 29:06
    Gelächter
  • 29:06 - 29:11
    Applaus
  • 29:11 - 29:15
    Herald: Danke Internet, und dann
    haben wir noch eine Frage an der 4.
  • 29:15 - 29:17
    Frage: Hallo. Auf jeden Fall danke für
    den Talk. Ich finde es mega-wichtig,
  • 29:17 - 29:22
    dass ihr das macht. Sowohl für, nachher,
    parlamentarische Debatten über sowas,
  • 29:22 - 29:25
    als auch für alltägliche Debatten mit
    irgendwelchen Leuten, die einem das dann
  • 29:25 - 29:31
    vor die Augen halten. Einfach nur, wenn
    man ein bisschen Statistik macht, fällt einem
  • 29:31 - 29:34
    natürlich gleich auf, wenn ihr die Graphen
    zeigt, gewisse Sachen. Z.B. der erste
  • 29:34 - 29:38
    Graph, wo gezeigt wird, wann das Ganze
    angefangen hat zuzunehmen wie verrückt.
  • 29:38 - 29:42
    Habt ihr das mal, also die Frage ist, (das
    waren jetzt zwei Sachen) habt ihr das mal
  • 29:42 - 29:46
    einfach über ‚wieviele News über die
    Flüchtlingskrise überhaupt geschrieben
  • 29:46 - 29:49
    werden, allgemein‘, drübergelegt?
    Weil das könnte so ähnlich aussehen.
  • 29:49 - 29:54
    Und die andere Frage ist, einfach jetzt
    von dem Gedanken ausgehend,
  • 29:54 - 29:59
    denkt ihr es gibt einfach ein konstantes
    Hintergrundrauschen, von rechten Fake-News
  • 29:59 - 30:03
    und diese Fake-News sind dann einfach
    immer über das Thema, was im Moment…
  • 30:03 - 30:05
    die Sau, die durchs Dorf getrieben wird.
    Was weiß ich, vielleicht letztes Jahr,
  • 30:05 - 30:11
    war es Griechenland oder I-don’t-know.
  • 30:11 - 30:16
    Lutz: Zur ersten Frage: Nein. Wir haben es
    bisher noch nicht gegen die allgemeine
  • 30:16 - 30:23
    Berichterstattung über Geflüchtete, über
    auch Asylpolitik gelegt. Da gibt es ja
  • 30:23 - 30:29
    sicherlich mehrere Themenkreise, die
    zu bestimmten Zeitpunkten bestimmte
  • 30:29 - 30:33
    Konjunktur hatten und bestimmte Meldungen
    auch, das ist schon was, was wir auch
  • 30:33 - 30:39
    vermuten, dass es genau eben im Januar,
    Februar des letzten Jahres sehr viel um
  • 30:39 - 30:43
    eben auch Falschmeldungen ging,
    weil es einfach ein Thema war, was
  • 30:43 - 30:46
    in dem Augenblick gerade diskutiert
    worden ist, und nicht weil es nur dann
  • 30:46 - 30:53
    so viele Falschmeldungen gegeben hat.
    Das ist für ein Freizeitprojekt bisher
  • 30:53 - 31:00
    zuviel gewesen. Es gibt einige Sachen,
    die man automatisiert noch erfassen könnte
  • 31:00 - 31:03
    dazu, das sind noch alles Aufgaben,
    die vielleicht noch vor uns liegen,
  • 31:03 - 31:09
    wo vielleicht auch andere Leute einfach
    gerne Dinge mal ausprobieren können.
  • 31:09 - 31:14
    Die zweite Frage zum
    Hintergrundrauschen. Ja,
  • 31:14 - 31:19
    es gibt, schon immer Falschmeldungen
    die gestreut worden sind, es gab auch
  • 31:19 - 31:25
    schon immer Falschmeldungen in
    Zeitungen, also vorrangig im Boulevard…
  • 31:25 - 31:30
    …wird auch gerne mal sich eine Story
    ausgedacht. Wir haben Sachen dabei,
  • 31:30 - 31:35
    die vor zwei Jahren aufgetaucht sind,
    aber eigentlich auf was zurückgehen,
  • 31:35 - 31:40
    was schon seit den 90igern
    kursiert als Kettenbrief.
  • 31:40 - 31:46
    Also das gibt es durchaus schon
    länger. Auf der anderen Seite
  • 31:46 - 31:50
    ist es schon so, dass das Publikum
    für diese Falschmeldungen jetzt
  • 31:50 - 31:55
    verstärkt auch da ist, und das diese
    Falschmeldungen durchaus eine größere
  • 31:55 - 32:02
    Öffentlichkeit erreichen. Insofern ist es
    deutlich mehr als Hintergrundrauschen.
  • 32:02 - 32:04
    Herald: Das Internet hat sich
    nochmal zu Wort gemeldet.
  • 32:04 - 32:08
    Signal Angel: Das Internet lässt fragen:
    Wie, oder werden die Meldungen
  • 32:08 - 32:11
    des Crowd-Sourcings überhaupt
    verifiziert? Also seid ihr selbst
  • 32:11 - 32:18
    dagegen immun, nur Fake-News
    irgendwie zu verbreiten?
  • 32:18 - 32:23
    K: Also immun sind wir natürlich
    nicht. lacht Das ginge nicht.
  • 32:23 - 32:26
    Für den Fall dass wir mal einen Fehler
    machen, der bis jetzt noch nicht
  • 32:26 - 32:32
    passiert ist, haben wir
    uns klar vorher gesagt,
  • 32:32 - 32:37
    dass wir damit sehr offen umgehen, und
    das eben – unsere Updates verbreiten wir
  • 32:37 - 32:44
    immer auf Twitter – das eben
    auch dort kenntlich zu machen.
  • 32:44 - 32:50
    Was die Verifizierung angeht,
    schauen wir wirklich, dass wir
  • 32:50 - 32:56
    lokale Medien vor allem aufgreifen,
  • 32:56 - 33:03
    und da eben auch
    entweder die Polizei, oder
  • 33:03 - 33:06
    das Landratsamt, oder ähnliche betroffene
    Institutionen zu Wort kommen.
  • 33:06 - 33:10
    Und auch klar widerlegt wird was in der
    ursprünglichen Meldung oder in dem
  • 33:10 - 33:14
    ursprünglichen Gerücht verbreitet wurde.
    Wir haben tatsächlich relativ viele
  • 33:14 - 33:18
    Meldungen nicht auf die Karte genommen.
    Weil eigentlich in den Artikeln überhaupt
  • 33:18 - 33:23
    nicht klar wurde, was tatsächlich passiert
    ist, ob an der Originalmeldung
  • 33:23 - 33:28
    irgendwas dran war usw. Wir
    entschleunigen da im Zweifelsfall einfach,
  • 33:28 - 33:32
    und machen nicht tagesaktuell jede Meldung
    sofort drauf, sondern kucken nochmal
  • 33:32 - 33:38
    wie sich vielleicht auch eine
    Geschichte entwickelt, usw.
  • 33:38 - 33:40
    Herald: Dann sage ich nochmal ganz
    herzlichen Dank, Karolin und Lutz.
  • 33:40 - 33:42
    Noch einmal einen
    warmen Applaus bitte!
  • 33:42 - 33:47
    Beifall
  • 33:47 - 33:50
    Abspannmusik
  • 33:50 - 34:10
    Untertitel erstellt von c3subtitles.de
    im Jahr 2017. Mach mit und hilf uns!
Title:
Bonsai Kitten waren mir lieber - Rechte Falschmeldungen in sozialen Netzwerken (33c3)
Description:

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Video Language:
German
Duration:
34:11

German subtitles

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