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Loyalität, Sinn und eingewachsene Olivenbäume | Juan Serrano | TEDxLjubljana

  • 0:14 - 0:19
    Stellen Sie sich diese Szene vor:
  • 0:19 - 0:23
    Sie sind Vater
    und das ist Ihr Sohn Joshua.
  • 0:23 - 0:26
    Sie halten seine Hand.
  • 0:26 - 0:31
    Sie laufen mit ihm
    in ein Konzentrationslager.
  • 0:31 - 0:34
    Joshua ist 7 Jahre alt.
  • 0:34 - 0:36
    Sie versuchen, all seine
    Fragen zu beantworten
  • 0:36 - 0:39
    und gleichzeitig herauszufinden,
  • 0:39 - 0:43
    wo Sie sind und was mit Ihnen
    und Ihrer Familie geschehen wird.
  • 0:43 - 0:47
    Wie Sie bestimmt wissen, beschreibe
    ich eine Szene aus dem Film
  • 0:47 - 0:49
    "Das Leben ist schön" von Roberto Benigni.
  • 0:49 - 0:53
    In diesem Film hat der Vater
    ganz plötzlich die Idee,
  • 0:53 - 0:57
    seinem Sohn zu erzählen,
    dass alles Teil eines Spiels ist,
  • 0:57 - 1:01
    ein sorgfältig geplantes, schwieriges
    Spiel, in dem sich keiner beschwert,
  • 1:01 - 1:04
    weil man sonst Punkte verliert.
  • 1:04 - 1:11
    Wer zuerst 1 000 Punkte erreicht,
    bekommt den ersten Preis, einen Panzer:
  • 1:11 - 1:15
    "einen nagelneuen Panzer,
    Joshua, einen echten."
  • 1:15 - 1:20
    Schließlich kommen sie in ihrem
    Zimmer an, natürlich in einer Baracke.
  • 1:20 - 1:24
    Das ist der Gesichtsausdruck des Vaters,
    als er auf der Türschwelle steht.
  • 1:24 - 1:27
    Er ist geschockt von dem, was er sieht.
  • 1:27 - 1:31
    Plötzlich erinnert er sich, dass er
    jemanden an der Hand hält:
  • 1:31 - 1:35
    einen kleinen Jungen, der denkt,
    dass all das Teil eines Spiels ist,
  • 1:35 - 1:37
    und der genauso geschockt ist.
  • 1:37 - 1:42
    Zwischen dieser Bildeinstellung ...
    und dieser liegen genau 9 Sekunden.
  • 1:42 - 1:46
    Ich habe die Zeit gestoppt -- 9 Sekunden.
  • 1:46 - 1:51
    Da reagiert der Vater schließlich,
    reißt sich am Riemen und sagt:
  • 1:51 - 1:54
    "Siehst du, Joshua.
    Was habe ich dir gesagt?
  • 1:54 - 2:00
    Sie haben auf jedes Detail geachtet,
    um es echt wirken zu lassen.
  • 2:00 - 2:06
    Aber wenn wir zuerst 1 000 Punkte
    erreichen, gewinnen wir den Panzer!"
  • 2:07 - 2:11
    Aber wie macht man das?
  • 2:13 - 2:16
    Heute wird viel über Loyalität geredet,
  • 2:16 - 2:20
    genauer gesagt über den Mangel daran.
  • 2:20 - 2:25
    Es gibt Artikel darüber, wie Kundentreue
    von der Wirtschaftskrise zerstört wurde.
  • 2:25 - 2:30
    Manche Unternehmen sagen, dass
    Angestellte einfach nicht mehr loyal sind.
  • 2:30 - 2:35
    Das klingt logisch nach all dem,
    was in der Wirtschaft passiert ist.
  • 2:35 - 2:39
    Aber was hat das mit dem Film
    "Das Leben ist schön" zu tun?
  • 2:39 - 2:44
    Haben Sie etwas Geduld. Sie werden
    es schon bald herausfinden.
  • 2:47 - 2:52
    Stellen Sie sich jetzt vor, Sie sind
    Inhaber eines Unternehmens
  • 2:52 - 2:54
    und haben viel Konkurrenz auf dem Markt.
  • 2:54 - 2:58
    Wie würden Sie sich fühlen,
    wenn Sie herausfänden,
  • 2:58 - 3:03
    dass 60 % der Kunden,
    die Sie jährlich verlieren,
  • 3:03 - 3:06
    sagten, dass sie zufrieden seien?
  • 3:06 - 3:09
    Ich zeige Ihnen gleich Daten von
    einer realen Versicherungsfirma.
  • 3:09 - 3:12
    Nach einem meiner Kurse
    an einer Business School
  • 3:12 - 3:16
    kamen sie auf mich zu und
    ihr Fall faszinierte mich sofort.
  • 3:16 - 3:21
    Ich fragte sie -- und das fragen
    Sie sich bestimmt auch:
  • 3:21 - 3:24
    "Wenn die Kunden zufrieden sind,
    warum gehen sie dann?"
  • 3:24 - 3:28
    Die Antwort war:
    "Sie gehen wegen der Preise!"
  • 3:28 - 3:32
    Ich fragte nach Daten,
    analysierte die Zahlen
  • 3:32 - 3:36
    und sagte ihnen schließlich: "Sie haben
    Recht, sie gehen wegen der Preise.
  • 3:36 - 3:39
    Zumindest 18 % davon.
  • 3:39 - 3:43
    Aber warum gehen
    die anderen?", fragte ich.
  • 3:43 - 3:48
    "Juan", sagten sie, "wir haben Ihnen
    nicht gleich alles erzählt,
  • 3:48 - 3:50
    was wir aber hätten machen sollen!
  • 3:50 - 3:53
    In unserem Unternehmen
    gibt es eine Abteilung,
  • 3:53 - 3:57
    die nicht so kundenorientiert
    ist wie wir: die Schadensabteilung.
  • 3:57 - 3:59
    Mit denen sollten Sie sprechen."
  • 3:59 - 4:01
    Ich bat wieder um Daten
  • 4:01 - 4:05
    und bekam eine Menge Zahlen
    zu Schäden und Kundenverlusten.
  • 4:05 - 4:10
    Nach der Zahlenanalyse
    sagte ich schließlich wieder:
  • 4:10 - 4:13
    "Sie haben Recht. Sie gehen
    wegen der Schadensfälle.
  • 4:13 - 4:16
    Zumindest 9 % tun das.
  • 4:16 - 4:22
    Aber die meisten Kunden, die Sie
    verlieren, melden keine Schadensfälle!"
  • 4:22 - 4:25
    Man muss nicht in der Versicherungsbranche
    arbeiten, um zu erkennen,
  • 4:25 - 4:29
    dass die besten Kunden diejenigen sind,
    die keine Schadensfälle melden.
  • 4:29 - 4:33
    Sie gehen nicht wegen
    der Preise oder der Schadensfälle.
  • 4:33 - 4:39
    Sie gehen -- und ich sage das
    mit größter Bescheidenheit,
  • 4:39 - 4:44
    weil ich der Erste bin, der sich diese
    Frage jede Woche selbst stellen sollte --
  • 4:44 - 4:49
    weil wir ihnen keinen Grund
    zum Bleiben geben!
  • 4:49 - 4:52
    Und natürlich frage ich mich:
  • 4:52 - 4:56
    "Juan, gibst du deinen Leuten
    gute Gründe zum Bleiben?"
  • 4:57 - 4:59
    Bitte denken Sie für
    einen Moment darüber nach:
  • 4:59 - 5:03
    Geben wir unseren Leuten
    gute Gründe zum Bleiben?
  • 5:04 - 5:08
    Ich sage bewusst "unsere Leute",
    denn ich meine nicht nur Kunden,
  • 5:08 - 5:10
    sondern auch unsere Angestellten,
  • 5:10 - 5:13
    unsere Partner, unsere Freunde.
  • 5:13 - 5:17
    Die Tatsache, dass Sie, mein Kunde, mein
    Angestellter, mein Partner, mein Freund
  • 5:17 - 5:19
    keine Gründe zum Gehen haben,
  • 5:19 - 5:23
    heißt nicht unbedingt, dass Sie
    Gründe zum Bleiben haben.
  • 5:23 - 5:27
    Es wäre von mir sehr kurzsichtig,
    etwas anderes anzunehmen.
  • 5:27 - 5:31
    Gebe ich Ihnen jetzt keine Gründe zum
    Bleiben, ist es nur eine Frage der Zeit,
  • 5:31 - 5:37
    bevor schließlich jemand anderer
    Ihnen verlockende Gründe zum Gehen gibt.
  • 5:37 - 5:42
    Dann ist es für mich zu spät zu versuchen,
    Sie vom Bleiben zu überzeugen.
  • 5:42 - 5:43
    Ich sage in meinen Kursen:
  • 5:43 - 5:48
    (Spanisch) “El sentido hay que darlo
    cuando todavía tiene sentido recibirlo.”
  • 5:48 - 5:49
    Das bedeutet in etwa:
  • 5:49 - 5:54
    "Sinn sollte vermittelt werden, während
    seine Vermittlung noch sinnvoll ist."
  • 5:54 - 5:59
    Ansonsten verliere ich
    meine Glaubwürdigkeit.
  • 6:00 - 6:05
    Ich denke, wer auch immer die Idee
    zu dem Film "Das Leben ist schön" hatte,
  • 6:05 - 6:10
    muss sehr inspiriert vom Werk
    Viktor Frankls gewesen sein.
  • 6:10 - 6:13
    Frankl war meiner Meinung nach
    einer der klügsten Köpfe,
  • 6:13 - 6:16
    den das 20. Jahrhundert
    hervorgebracht hat.
  • 6:16 - 6:19
    Nachdem er seine Doktorarbeit
    in Medizin geschrieben hatte,
  • 6:19 - 6:22
    wurde er an einen Ort
    namens Auschwitz gebracht.
  • 6:22 - 6:25
    In seinem bekanntesten Buch
    "Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn"
  • 6:25 - 6:29
    beweist er, dass diejenigen, die
    ein Konzentrationslager überlebten,
  • 6:29 - 6:33
    weder die stärksten, die intelligentesten
  • 6:33 - 6:37
    noch die mit dem größten Wissen
    um Überlebensstrategien waren.
  • 6:37 - 6:40
    Frankl zufolge überlebten diejenigen,
  • 6:40 - 6:44
    die einen Sinn in ihrem Überlebensversuch,
  • 6:44 - 6:48
    einen Sinn im Ausharren,
    im Nicht-Aufgeben fanden.
  • 6:48 - 6:52
    Vielleicht fanden sie ihn
    in jemandem, der von ihnen abhing,
  • 6:52 - 6:56
    der außerhalb des Lagers auf sie wartete,
    oder ein unvollendetes Projekt,
  • 6:56 - 6:57
    oder vielleicht Gott.
  • 6:57 - 7:00
    Verschiedene Leute finden
    natürlich in verschiedenen Dingen Sinn.
  • 7:00 - 7:03
    Deshalb zitiert Frankl
    Nietzsche, der sagte:
  • 7:03 - 7:08
    "Wer ein 'Warum' zum Leben hat,
    erträgt fast jedes 'Wie'."
  • 7:08 - 7:13
    Aus dieser Inspiration heraus sage ich
    meinem Publikum seit 18 Jahren:
  • 7:13 - 7:19
    Wer ein starkes "Warum" hat, wird auch
    in der Lage sein, ein "Wie" zu finden.
  • 7:20 - 7:25
    Wenn Sie Kinder haben, dann brauche ich
    Ihnen nicht zu erklären, was das bedeutet,
  • 7:25 - 7:29
    weil Sie genau wissen:
    Ist das "Warum" gut genug,
  • 7:29 - 7:32
    ist das "Wie" nur noch
    eine Frage der Zeit.
  • 7:35 - 7:40
    Daher bitte ich Teamleiter
    in meinen Kursen inständig darum:
  • 7:40 - 7:45
    "Geben Sie Ihren Angestellten nicht
    so viele 'Wies', sondern mehr 'Warums'!"
  • 7:45 - 7:48
    Natürlich sind die erwähnten "Gründe zum"
  • 7:48 - 7:52
    nichts anderes als dies: Sinn.
  • 7:52 - 7:56
    Geht es heutzutage wirklich
    um das Fehlen von Loyalität?
  • 7:57 - 8:01
    Ich denke, es geht vielmehr
    um das Fehlen von Sinn.
  • 8:01 - 8:05
    Sie gehen, weil wir ihnen
    keine Gründe zum Bleiben geben.
  • 8:05 - 8:08
    Sinn zu vermitteln, "Gründe zum"
    zu geben und sie zu fordern --
  • 8:08 - 8:11
    diese Dinge haben sich über
    die Jahre hinweg entwickelt.
  • 8:11 - 8:15
    Wir leben nicht länger in einer Industrie-
    oder Dienstleistungsgesellschaft.
  • 8:15 - 8:20
    Heute leben wir zu 100 %
    in einer "Erfahrungsgesellschaft".
  • 8:20 - 8:23
    Einerseits können wir nicht
    das Bedürfnis nach Sinn erfüllen,
  • 8:23 - 8:26
    indem wir überholte Methoden
    aus vergangener Zeit anwenden,
  • 8:27 - 8:31
    und andererseits setzt das Schaffen
    von Sinn durch Erfahrungen
  • 8:31 - 8:35
    eine völlig andere Denkweise
    in Unternehmen voraus:
  • 8:35 - 8:38
    Man kann keine Erfahrung
    ohne Menschen machen!
  • 8:39 - 8:43
    Und zwar eine besondere Art von Menschen.
  • 8:43 - 8:46
    Leute, die vielleicht müde sind,
    was Sie aber nicht bemerken.
  • 8:46 - 8:50
    Leute -- und ich denke dabei z. B. an
    eine Krankenschwester, die ich kenne --
  • 8:50 - 8:53
    die vielleicht einen schlechten Tag hat,
    woran Sie aber nicht denken,
  • 8:53 - 8:59
    wenn sie "Guten Morgen" zu Ihnen sagt,
    Ihnen dabei in die Augen schaut
  • 8:59 - 9:05
    und Ihnen das Gefühl gibt, dass sie sich
    um Sie sorgt. Und das tut sie auch!
  • 9:05 - 9:10
    Aber Sie wissen nicht, dass sie
    heute morgen nicht mehr weiterwusste,
  • 9:10 - 9:14
    dass sie ein paar Stunden zuvor
    auf der "Schwelle einer Baracke" stand,
  • 9:14 - 9:20
    sich traurig, müde und hilflos fühlte
    und sich sagte: "Das Leben ist ungerecht."
  • 9:20 - 9:25
    Sie brauchte 9 Sekunden,
    um Sie aufzumuntern,
  • 9:25 - 9:29
    Ihnen zu erzählen, dass wir als Erste
    die 1 000 Punkte erreichen
  • 9:29 - 9:33
    und uns den Panzer holen werden.
  • 9:33 - 9:35
    Sie gab Ihnen ein gutes Gefühl,
  • 9:35 - 9:40
    wenn auch nur, weil Sie sich sicher sein
    können, dass sich jemand wirklich kümmert.
  • 9:41 - 9:45
    Genau diese Art Menschen brauchen
    wir in der "Erfahrungsgesellschaft".
  • 9:45 - 9:50
    Wie ist es möglich, dass es so viele
    Unternehmen da draußen gibt,
  • 9:50 - 9:55
    die das immer noch nicht sehen --
    und so viele Menschen?
  • 9:55 - 10:01
    Die Antwort darauf fand ich in
    einer Lektion, die ich im Frühling 1994
  • 10:01 - 10:05
    von zwei geliebten Mentoren gelernt habe.
  • 10:05 - 10:10
    Der eine war Felix
    und der andere ein Baum.
  • 10:10 - 10:15
    Ja, ein Baum, genauer
    gesagt ein Olivenbaum.
  • 10:15 - 10:20
    Ich lebte in Südkalifornien,
    ich liebte das Land und meinen Job,
  • 10:20 - 10:23
    und vergoss bittere Tränen,
    als meine Frau und ich
  • 10:23 - 10:26
    unseren Traum zurücklassen
    und nach Hause gehen mussten,
  • 10:26 - 10:30
    um einem Familienunternehmen in
    der 5. Generation in Südspanien zu helfen,
  • 10:30 - 10:36
    das in ernsthaften Schwierigkeiten war und
    eine massive Umstrukturierung benötigte.
  • 10:36 - 10:41
    Ich musste mich dazu entscheiden,
    66 000 Olivenbäume zu pflanzen,
  • 10:41 - 10:48
    was sehr riskant war, denn wir hatten,
    unter anderem, kein Wasser.
  • 10:48 - 10:51
    Ich versuchte 22-mal
    genug Wasser aufzutreiben,
  • 10:51 - 10:54
    um ihnen über die ersten
    drei Jahre hinweg zu helfen.
  • 10:54 - 11:00
    Auf der Suche danach
    bohrte ich 298 Meter tief
  • 11:00 - 11:08
    und traf nur auf Wasser, das buchstäblich
    so salzig wie das Mittelmeer war.
  • 11:08 - 11:12
    Wir hatten wenig Geld, kein Wasser
    und noch dazu keine Ahnung,
  • 11:12 - 11:17
    wie man Olivenbäume pflanzt,
    geschweige denn 66 000.
  • 11:18 - 11:21
    Ich suchte Rat bei Professoren, Forschern
  • 11:21 - 11:24
    und auch bei einigen sehr klugen
    einheimischen Bauern
  • 11:24 - 11:27
    und die besten Ratschläge
    bekam ich von Felix.
  • 11:27 - 11:31
    Er war ein gutmütiger,
    ehrlicher, bodenständiger Mann
  • 11:31 - 11:34
    und ein Genie, was Olivenbäume betraf.
  • 11:34 - 11:37
    Er wusste mehr darüber als jeder andere,
  • 11:37 - 11:40
    und glauben Sie mir,
    ich habe viele Experten getroffen.
  • 11:40 - 11:43
    Eines Tages fuhren wir zu
    einem abgelegenen Olivenhain
  • 11:43 - 11:47
    und er fragte mich nach
    dem Alter dieser Bäume.
  • 11:47 - 11:49
    Bis dahin hatte ich genug gelernt,
    um die Antwort zu wissen,
  • 11:49 - 11:53
    und ich fand es eine sehr einfache Frage:
  • 11:53 - 11:58
    "Fünf, vielleicht vier Jahre", sagte ich.
  • 11:58 - 12:04
    Er schaute mir in die Augen und sagte:
    "Juan, die sind über 10 Jahre alt."
  • 12:04 - 12:06
    Ich konnte es kaum glauben!
  • 12:06 - 12:10
    "Ja, mein Junge, über zehn Jahre.
    Deshalb sind wir hierher gefahren.
  • 12:10 - 12:17
    So wie diese Bäume gepflanzt wurden,
    darfst du es nicht machen,
  • 12:17 - 12:20
    falls du dich entscheiden solltest,
    deine Bäume zu pflanzen."
  • 12:20 - 12:22
    Ist der Boden feucht,
  • 12:22 - 12:29
    darf man das Pflanzloch
    nicht auf herkömmliche Art bohren.
  • 12:30 - 12:34
    Macht man es dennoch,
    so entsteht in feuchtem Boden
  • 12:34 - 12:38
    ein seitlicher Druck
    auf die Bohrlochwand.
  • 12:38 - 12:42
    Ohne es zu bemerken, hat man
    einen unterirdischen Topf produziert.
  • 12:42 - 12:47
    Ist die Bohrlochwand Monate später
    trocken, wird sie so hart wie Zement,
  • 12:47 - 12:51
    wodurch sich die jungen und empfindlichen
    Wurzelspitzen nicht ausdehnen können.
  • 12:51 - 12:56
    Die Wurzeln wachsen dann im übrigen,
    sehr begrenzten Raum im Kreis.
  • 12:56 - 13:01
    Dann hören die Äste
    der Bäume auf zu wachsen,
  • 13:01 - 13:04
    um der Größe der Wurzeln zu entsprechen.
  • 13:04 - 13:08
    Denn Olivenbäume halten ein Gleichgewicht
  • 13:08 - 13:11
    zwischen dem Teil über
    dem Boden -- Äste und Blätter --
  • 13:11 - 13:15
    und dem Teil unter dem Boden
    -- dem Wurzelsystem.
  • 13:15 - 13:18
    Bei Olivenbäumen ist es so:
    "El vuelo equivale al suelo."
  • 13:18 - 13:22
    Das, was man über dem Boden sieht,
    findet man in der gleichen Größe darunter.
  • 13:24 - 13:27
    Wenn diese Bäume -- in
    dieser Art unterirdischem Topf --
  • 13:27 - 13:31
    aufhören zu wachsen, kommt es
    zu einer wahren Tragödie.
  • 13:31 - 13:37
    Das Schlimmste ist nicht einmal, dass sie
    nur ein Teil ihres wahren Potenzials sind,
  • 13:37 - 13:41
    das sie üblicherweise in ihrer
    natürlichen Entwicklung entfalten.
  • 13:41 - 13:49
    Sie wissen nicht einmal, dass sie an einem
    Schwund, einer Unterentwicklung leiden
  • 13:49 - 13:54
    und können somit nichts für
    ein besseres Wachstum tun,
  • 13:54 - 13:58
    eben weil es ihnen nicht klar ist,
    dass sie viel mehr sein können.
  • 13:59 - 14:02
    Sie denken, dass das normal ist,
    aber das ist es nicht!
  • 14:02 - 14:06
    Sie denken, dass sie eben
    so sind, aber das ist nicht wahr.
  • 14:06 - 14:11
    Sie sind so viel mehr.
    Sie könnten so viel mehr sein.
  • 14:11 - 14:16
    Diese Bäume werden nie weiter wachsen
    und kaum Früchte tragen.
  • 14:17 - 14:23
    Wir nennen das
    "eingewachsene Olivenbäume".
  • 14:24 - 14:29
    Im Laufe der Jahre fand ich heraus, dass
    dies nicht nur bei Olivenbäumen so ist,
  • 14:29 - 14:32
    sondern auch bei Menschen,
    "eingewachsene Menschen",
  • 14:32 - 14:36
    die sich durch ihre beschränkte
    Sichtweise nicht entwickeln können.
  • 14:36 - 14:39
    Jeder Besucher meiner Kurse
    wird Ihnen erzählen,
  • 14:39 - 14:43
    dass ich gerne von TED berichte
    und die Videos zeige.
  • 14:43 - 14:46
    Ich mache das aus diesem Grund.
  • 14:46 - 14:49
    Ich bin fest davon überzeugt, dass
    das Austauschen von wertvollen Ideen
  • 14:49 - 14:53
    eine großartige Möglichkeit ist,
    den eingewachsenen Menschen zu helfen,
  • 14:53 - 14:57
    dieses Leiden zu überwinden -- ein Leiden,
    das per Definition "eingewachsen" ist,
  • 14:57 - 15:02
    von dem wir vielleicht gar nichts wissen
    -- aber wir könnten es alle haben.
  • 15:02 - 15:08
    Ich zumindest würde es für mich selbst
    gewiss nicht ausschließen.
  • 15:08 - 15:11
    Ich fand auch heraus,
    dass dies in Unternehmen geschieht,
  • 15:11 - 15:15
    deren Glaubenssysteme und
    Annahmen ihnen suggerieren,
  • 15:15 - 15:20
    dass die Auswirkung die Ursache ist und
    dass die Leute nicht mehr loyal sind --
  • 15:20 - 15:28
    Unternehmen, deren Wurzeln, deren Sinn,
    deren "Gründe zum" zu oberflächlich sind.
  • 15:28 - 15:32
    Aber dennoch erwarten sie riesige Zweige
    voller Früchte der Loyalität
  • 15:32 - 15:34
    von Kunden und Angestellten --
  • 15:34 - 15:39
    Unternehmen, deren seichte "Warums" nicht
    genug Raum für großartige "Wies" bieten,
  • 15:39 - 15:43
    deren Sinn eingewachsen,
    reduziert und beschränkt ist,
  • 15:43 - 15:47
    und dennoch beschweren sie sich,
    dass die Zweige nicht groß genug sind,
  • 15:47 - 15:50
    um für den nötigen Schatten zu sorgen.
  • 15:50 - 15:52
    Sie scheinen nicht zu erkennen,
    dass die Leute gehen,
  • 15:52 - 15:56
    weil wir ihnen keinen Grund
    zum Bleiben geben.
  • 15:57 - 16:01
    Viktor Frankl starb vor 17 Jahren,
  • 16:01 - 16:04
    aber könnte ich ihm einen Brief
    in den Himmel schicken,
  • 16:04 - 16:05
    würde Folgendes darin stehen:
  • 16:05 - 16:08
    "Sehr geehrter Herr Dr. Frankl,
  • 16:08 - 16:14
    17 Jahre nach Ihrem Tod ist der Mensch
    immer noch auf der Suche nach dem Sinn.
  • 16:14 - 16:17
    Eigentlich sind es
    die Kunden, die den Sinn,
  • 16:17 - 16:20
    sinnvolle Zusammenhänge suchen,
    die ihnen Gründe zum Bleiben geben.
  • 16:20 - 16:23
    Auch die Angestellten sind
    auf der Suche nach dem Sinn
  • 16:23 - 16:28
    und nach sinnvollen Funktionen,
    für die es sich lohnt zu bleiben.
  • 16:28 - 16:30
    Herr Dr. Frankl, Sie würden sich wundern,
  • 16:30 - 16:34
    wie viele Menschen sich beschweren,
    dass es einen Mangel an Loyalität
  • 16:34 - 16:38
    in diesen widrigen Zeiten gibt,
    die wir heute durchleben.
  • 16:38 - 16:44
    Sie, der uns ein paar oder zehn Lektionen
    über den Umgang mit Not geben könnte,
  • 16:44 - 16:48
    würden uns sagen, dass es
    uns nicht an Loyalität fehlt,
  • 16:48 - 16:51
    sondern an Sinn."
  • 16:51 - 16:55
    Die Loyalität ist da,
    wir müssen sie nur erlangen,
  • 16:55 - 16:59
    aber ohne die "Gründe zum", also
    ohne Sinn, wird das nicht gelingen.
  • 17:00 - 17:02
    Ich möchte Ihnen noch eine Frage mitgeben,
  • 17:02 - 17:05
    die, meiner Meinung nach,
    viel öfter gestellt werden sollte:
  • 17:05 - 17:09
    Sind wir, Ihre Vorgesetzten,
    Lieferanten, Partner, Freunde,
  • 17:09 - 17:13
    sind wir so in unserer eigenen
    begrenzten Sichtweise "eingewachsen",
  • 17:13 - 17:15
    dass wir uns über Ihren Mangel
    an Loyalität beschweren,
  • 17:15 - 17:21
    obwohl wir es waren, die Ihnen zuvor
    keine Gründe zum Bleiben gegeben haben?
  • 17:22 - 17:25
    Beschweren wir uns
    über Ihren Mangel an Loyalität,
  • 17:25 - 17:29
    wenn jemand anderer Ihnen schließlich
    Gründe zum Gehen gegeben hat
  • 17:29 - 17:32
    und Sie diese zumindest
    in Erwägung gezogen haben?
  • 17:32 - 17:38
    Ist das der Punkt, an dem wir versuchen,
    Ihnen Gründe zum Bleiben geben? Zu spät?
  • 17:40 - 17:44
    Das ergibt keinen Sinn.
    So muss es nicht sein!
  • 17:44 - 17:50
    Ich wünsche Ihnen allen
    ein Leben voller Sinn,
  • 17:50 - 17:52
    voller Wurzeln, voller "Warums",
  • 17:52 - 17:57
    die Ihnen helfen werden, Ihre "Wies"
    zu finden und zu entwickeln.
  • 17:57 - 18:00
    Ich wünsche mir, dass Sie
    alle "1 000 Punkte" erreichen
  • 18:00 - 18:05
    und den Panzer mit nach Hause
    nehmen, zu jemandem.
  • 18:06 - 18:10
    Denken Sie daran: Sie sind es
    diesem Jemand schuldig.
  • 18:10 - 18:14
    Ich weiß nicht, wer dieser Jemand ist,
    aber Sie wissen es.
  • 18:14 - 18:16
    Enttäuschen Sie sie nicht.
  • 18:17 - 18:20
    9 Sekunden können den Unterschied machen.
  • 18:20 - 18:23
    Geben Sie ihnen den nötigen Sinn jetzt,
  • 18:23 - 18:28
    so lange es noch sinnvoll ist,
    ihn zu empfangen.
  • 18:28 - 18:30
    Vielen Dank.
    (Slowenisch) Hvala!
  • 18:30 - 18:34
    (Applaus)
Title:
Loyalität, Sinn und eingewachsene Olivenbäume | Juan Serrano | TEDxLjubljana
Description:

Dieser Vortrag wurde bei einem unabhängig von den TED-Konferenzen ausgerichteten, örtlichen TEDx-Event gehalten.

In diesem Vortrag spricht Juan Serrano über Loyalität – oder den Mangel daran – und behauptet, dass dies geschieht, weil wir den Menschen keine "Gründe zum Bleiben" geben. Serrano ist ein Partner in der Beratungsfirma Transforma – The ISA Group, und ein Lehrbeauftragter an der IEDC Bled. Im Laufe seiner Tätigkeit hat er bereits über 50 Unternehmen auf der ganzen Welt beraten und in Business Schools weltweit gelehrt. Sein Schwerpunkt liegt besonders auf Wertschöpfung und Management.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDxTalks
Duration:
18:43
  • Hallo ihr beiden!
    Ich habe gerade den Kommentar von Johanna zu 17:00-17:05 gelesen. Ich möchte keinen verteidigen, aber entweder kann ich mich nicht erinnern oder ich habe es vergessen, dass wir "Ideas worth spreading" noch einmal anders übersetzt haben, also mit "Ideen für die Welt". Ich hatte auch mal "Ideen, die begeistern" vorgeschlagen. Also im Glossar steht noch "Ideen mit Verbreitungswert". Also wenn ich die beiden Versionen lese, ist da schon ein Unterschied. Vllt. könnten wir nehmen: " ... Frage mitgeben, die, glaube ich, Verbreitungswert hat: ..." Was meint ihr dazu?

  • Hallo,
    da ich erst seit ein paar Wochen dabei bin, weiß ich nichts darüber, wie der TED Slogan auf Deutsch lauten soll, ich fand es nur wichtig, das Wortspiel bzw die Anspielung auf den Slogan, so weit es möglich ist, auch in Deutsch wiederzugeben. Ähnliches gilt auch für die Einschränkung die der Redner macht ("wie ich glaube" im Gegensatz zu "vielleicht"), denn es ist m.E. ein Unterschied ob man etwas generalisierend in Frage stellt, oder nur persönlich.

  • PS: In 17:02 Rev. 20 ist jetzt noch ein Fehler:
    "die man vielleicht vielen
    gestellt werden sollte: "

German subtitles

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