Comics gehören in die Klasse
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0:01 - 0:03Ich war in der fünften Klasse,
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0:03 - 0:07als ich eine Ausgabe
von „DC Comics Presents #57“ kaufte, -
0:07 - 0:09aus einem Drehständer
in meiner lokalen Buchhandlung. -
0:09 - 0:13Dieses Comic hat mein Leben verändert.
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0:13 - 0:17Die Mischung von Wörtern und Bildern
hat etwas in meinem Kopf ausgelöst, -
0:17 - 0:19das noch nie zuvor passiert war
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0:19 - 0:22und ich verliebte mich sofort
in das Medium Comic. -
0:22 - 0:25Ich las ein Comic nach dem anderen,
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0:25 - 0:27aber ich nahm sie nie mit zur Schule.
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0:27 - 0:33Comics gehören nicht in ein Klassenzimmer.
Das wusste ich instinktiv. -
0:33 - 0:35Meine Eltern mochten Comics nicht;
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0:35 - 0:38meine Lehrer sicherlich auch nicht.
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0:38 - 0:40Sie benutzten sie nie für den Unterricht.
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0:40 - 0:44Comics und Bilderromane
waren während dem Unterricht verboten -
0:44 - 0:48und sie wurden nie bei unserer
jährlichen Buchmesse verkauft. -
0:48 - 0:50Trotzdem las ich weiterhin Comics
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0:50 - 0:52und kreierte sogar selbst welche.
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0:52 - 0:55Ich wurde publizierter Karikaturist.
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0:55 - 0:58Mit den Comics verdiente ich
meinen Lebensunterhalt. -
0:59 - 1:01Ich wurde auch ein Highschoollehrer.
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1:01 - 1:02Dort habe ich gelehrt:
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1:02 - 1:05Bishop O'Dowd High School
in Oakland, Kalifornien. -
1:05 - 1:07Ich lehrte ein wenig Mathe und Kunst,
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1:07 - 1:09aber meistens Informatik.
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1:09 - 1:11Ich war dort 17 Jahre.
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1:12 - 1:13Als ich ein ganz neuer Lehrer war,
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1:13 - 1:17wollte ich Comics
mit in die Klasse nehmen. -
1:17 - 1:20Ich sagte meinen Schülern
bereits am ersten Tag, -
1:20 - 1:22dass ich auch Karikaturist bin.
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1:22 - 1:25Ich wollte sie nicht
mit Comics unterrichten. -
1:25 - 1:29Ich wollte eher,
dass ich mit Comics cool wirke. -
1:29 - 1:30(Lachen)
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1:30 - 1:32Ich lag falsch.
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1:32 - 1:34Das war in den 90er Jahren,
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1:34 - 1:38Comics hatten also nicht
das heutige kulturelle Prestige. -
1:38 - 1:42Meine Schüler fanden mich nicht cool.
Sie dachten, ich sei ein Dummkopf. -
1:42 - 1:45Und noch schlimmer,
wenn es im Unterricht schwer wurde, -
1:45 - 1:48lenkten sie mich mit Comics ab.
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1:48 - 1:51Sie hoben ihre Hände
und fragten mich folgendes: -
1:51 - 1:53"Mr. Yang, wer würde einen Kampf gewinnen?
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1:53 - 1:55Superman oder Hulk?“
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1:55 - 1:56(Lachen)
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1:56 - 2:01Ich musste meinen Unterricht
und Comics getrennt halten. -
2:01 - 2:04Scheinbar waren meine Instinkte
in der 5. Klasse richtig. -
2:04 - 2:07Comics gehören nicht in das Klassenzimmer.
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2:08 - 2:09Ich lag wieder falsch.
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2:10 - 2:12Nach ein paar Jahren als Lehrer
-
2:12 - 2:17habe ich das Bildungspotential
von Comics selbst erlebt. -
2:17 - 2:20In einem Semester sollte ich
für die Algebra 2-Klasse einspringen. -
2:20 - 2:24Ich sollte langfristig einspringen
und ich sagte ja. -
2:24 - 2:28Doch zu der Zeit war ich auch zuständig
für die Bildungstechnologie in der Schule. -
2:28 - 2:30Das heißt, alle paar Wochen
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2:30 - 2:34verpasste ich ein oder zwei Schulstunden
dieser Algebra 2-Klasse, -
2:34 - 2:39weil ich in einem anderen Klassenzimmer
Lehrern bei Computerarbeiten half. -
2:39 - 2:42Für die Schüler von Algebra 2
war das schrecklich. -
2:42 - 2:45Einen Ersatzlehrer länger zu haben
ist schlimm genug. -
2:45 - 2:48Das Schlimmste ist jedoch
ein Ersatz für den Ersatzleher. -
2:48 - 2:52Um irgendeine Durchgängigkeit
für meine Schüler zu haben, -
2:52 - 2:55filmte ich meine Vorträge.
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2:55 - 2:59Ich gab diese Videos meinem Ersatz,
damit er sie meinen Schülern vorspielt. -
2:59 - 3:03Ich versuchte die Videos
so unterhaltsam wie möglich zu machen. -
3:03 - 3:05Ich fügte auch
kleine Spezialeffekte hinzu. -
3:05 - 3:08Wenn ich z.B einen Fall
an der Tafel gelöst hatte, -
3:08 - 3:10dann klatschte ich in meine Hände
-
3:10 - 3:12und die Tafel war wieder sauber.
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3:12 - 3:14(Lachen)
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3:14 - 3:15Ich dachte, es war genial
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3:16 - 3:19und meine Schüler würden es lieben.
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3:19 - 3:20Aber ich lag falsch.
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3:20 - 3:22(Lachen)
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3:22 - 3:25Diese Videovorträge
waren eine Katastrophe. -
3:25 - 3:27Schüler kamen zu mir und sagten Dinge wie,
-
3:27 - 3:29„Herr Yang, wir dachten,
Sie wären langweilig, -
3:29 - 3:33aber auf Video sind Sie
einfach unerträglich.“ -
3:33 - 3:35(Lachen)
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3:35 - 3:40Als verzweifelten zweiten Versuch
zeichnete ich die Vorträge als Comics. -
3:40 - 3:42Das schaffe ich sehr schnell
mit ein wenig Planung. -
3:42 - 3:45Ich nahm meinen Edding,
zeichnte Einzelbilder, -
3:45 - 3:48und überlegte in der Zeit,
was ich damit lehren wollte. -
3:48 - 3:52Meine Vorträge als Comics
waren vier bis sechs Seiten lang. -
3:52 - 3:57Ich kopierte sie, gab sie meinem Ersatz
und er gab sie meinen Schülern. -
3:57 - 3:59Und zu meiner Überraschung
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3:59 - 4:02waren die Vorträge als Comics ein Hit.
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4:02 - 4:05Meine Schüler baten mich,
Comics für sie zu machen, -
4:05 - 4:08auch wenn ich in der Klasse anwesend war.
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4:08 - 4:13Sie mochten meine Comics
mehr als mich selbst. -
4:13 - 4:15(Lachen)
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4:15 - 4:18Das überraschte mich, weil mein Schüler
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4:18 - 4:20mit Bildschirmen aufgewachsen sind,
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4:20 - 4:23deswegen dachte ich,
dass sie damit lieber lernen -
4:24 - 4:26als vom Blatt Papier.
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4:26 - 4:28Als ich mit ihnen darüber sprach,
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4:28 - 4:31warum ihnen diese Comic-Vorträge
so gut gefielen, -
4:31 - 4:35begann ich das Bildungspotential
von Comics zu verstehen. -
4:35 - 4:38Anders als mathematische Lehrbücher
-
4:38 - 4:41lehren die Comic-Vorträge bildlich.
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4:41 - 4:43Unsere Schüler wachsen
in einer visuellen Kultur auf. -
4:43 - 4:46Sie sind es gewohnt,
Informationen so aufzunehmen. -
4:46 - 4:49Anders als andere visuelle Erzählungen,
-
4:49 - 4:54wie Film, Fernsehen, Animation oder Video,
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4:54 - 4:57sind Comics dauerhaft.
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4:57 - 5:02In Comics sind Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft auf der gleichen Seite. -
5:02 - 5:06Die Geschwindigkeit
des Informationsflusses -
5:06 - 5:09liegt also in den Händen des Lesers.
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5:10 - 5:14Wenn meine Schüler in den Comic-Vorträgen
etwas nicht verstanden, -
5:14 - 5:18dann konnten sie diese Passage
in ihrem eigenen Tempo noch einmal lesen. -
5:18 - 5:22Als ob ich ihnen eine Fernsteuerung
für die Informationen gab. -
5:22 - 5:25Das galt nicht für meine Video-Vorträge
-
5:25 - 5:28und nicht für meinen normalen Unterricht.
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5:28 - 5:32Wenn ich spreche,
dann habe ich mein Tempo. -
5:32 - 5:36Für einige Schüler
und einige Informationen -
5:36 - 5:41sind die bildlichen und dauerhaften Comics
-
5:41 - 5:44ein unglaublich gutes
und wirksames Lehrmittel. -
5:44 - 5:46Als ich diese Algebra 2- Klasse lehrte,
-
5:46 - 5:51machte ich auch meinen Master of Education
an der California State University. -
5:51 - 5:55Diese Erfahrung mit den Comics
faszinierte mich so sehr, -
5:55 - 6:00dass ich meine letzte Masterarbeit
über Comics schrieb. -
6:00 - 6:03Warum lehnen amerikanische Lehrer
es schon so lange ab, -
6:03 - 6:08Comics in ihren Klassen zu verwenden?
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6:08 - 6:10Das hier fand ich heraus:
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6:10 - 6:13In den 1940er wurden Comics
erstmals sehr bekannt. -
6:13 - 6:15Es wurden monatlich
Millionen Exemplare verkauft -
6:15 - 6:17und Erzieher wurden darauf aufmerksam.
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6:17 - 6:21Viele innovative Lehrer brachten
Comics in ihre Klassenzimmer mit, -
6:21 - 6:23um zu experimentieren.
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6:23 - 6:27Im Jahr 1944 widmete
das "Journal of Educational Sociology" -
6:27 - 6:30diesem Thema sogar eine ganze Ausgabe.
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6:30 - 6:33Die Dinge schienen sich zu entwickeln.
-
6:33 - 6:35Lehrer begannen, Dinge herauszufinden.
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6:35 - 6:37Aber dann kommt dieser Mann.
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6:37 - 6:41Er heißt Dr. Fredric Wertham
und ist Kinderpsychologe. -
6:41 - 6:45Er schrieb 1954 das Buch
"Verführung der Unschuldigen" -
6:45 - 6:50Laut seiner Meinung im Buch
verursachen Comics Jugendkriminalität. -
6:50 - 6:51(Lachen)
-
6:51 - 6:53Er lag falsch.
-
6:53 - 6:55Dr. Wertham war ein respektabler Mann.
-
6:55 - 6:58In seiner Karriere arbeitete er
mit jugendlichen Straftätern. -
6:58 - 7:03In seiner Arbeit bemerkte er,
dass die meisten von denen Comics lesen. -
7:03 - 7:07Was Dr. Wertham nicht verstand ist,
dass in den 1940er und 50er Jahren -
7:07 - 7:11fast jedes Kind in Amerika Comics las.
-
7:11 - 7:15Dr. Wertham hat seinen Fall
fragwürdig bewiesen. -
7:15 - 7:18Aber sein Buch inspirierte
den Senat der Vereinigten Staaten dazu, -
7:18 - 7:20eine Reihe von Anhörungen abzuhalten,
-
7:20 - 7:24ob Comics tatsächlich
zu jugendlicher Kriminalität führten. -
7:25 - 7:27Diese Anhörungen dauerten
fast zwei Monate. -
7:27 - 7:34Sie endeten ergebnislos,
schädigten aber den Ruf der Comics -
7:34 - 7:36in der US-Öffentlichkeit enorm.
-
7:36 - 7:41Danach zogen sich
amerikanische Lehrer zurück -
7:41 - 7:42und blieben jahrzehntelang fern.
-
7:42 - 7:44Erst in den 1970er Jahren
-
7:44 - 7:47machten sich ein paar mutige Seelen
auf den Weg zurück. -
7:47 - 7:49Erst vor Kurzem,
-
7:49 - 7:51vielleicht das letzte Jahrzehnt,
-
7:51 - 7:56ist die Akzeptanz der Comics
bei amerikanischen Erziehern gestiegen. -
7:56 - 8:02Comics und Bilderromane sind endlich
zurück in den amerikanischen Klassen. -
8:02 - 8:06Das passiert sogar in Bischof O'Dowd,
wo ich früher unterrichtete. -
8:06 - 8:08Mr. Smith, ein ehemaliger Kollege,
-
8:08 - 8:11benutzt Scott McClouds Buch
"Comics richtig verstehen" -
8:11 - 8:15in seiner Literatur- und Filmklasse,
denn dieses Buch gibt seinen Schülern -
8:15 - 8:20das Verständnis zwischen Wort und Bild.
-
8:20 - 8:24Mr. Burns lässt seine Schüler jedes Jahr
ein Comic-Aufsatz schreiben, -
8:24 - 8:28indem er seine Schüler auffordert,
Prosa-Romane mit Bildern zu erstellen. -
8:28 - 8:32Sie sollen nicht nur
über die Geschichte nachdenken, -
8:32 - 8:35sondern auch darüber,
wie diese Geschichte erzählt wird. -
8:35 - 8:38Frau Murrock nutzt
mein eigenes „American Born Chinese“ -
8:38 - 8:40mit ihren Schülern von English 1.
-
8:40 - 8:42Bilderromane helfen ihr,
-
8:42 - 8:46Bildungsstandards zu erfüllen.
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8:46 - 8:49Der Standard besagt,
die Schüler sollten analysieren können, -
8:49 - 8:55wie visuelle Elemente zur Bedeutung, Ton
und zur Schönheit eines Textes beitragen. -
8:55 - 8:58In der Bücherei stellte Frau Counts
eine eindrucksvolle Sammlung -
8:58 - 9:00von Bilderromanen
für Bischof O'Dowd zusammen. -
9:00 - 9:04Frau Counts und ihre Kollegen
von der Bücherei -
9:04 - 9:07sind begeisterte Befürworter von Comics
-
9:07 - 9:10seit den frühen 80er Jahren,
als ein Zeitschriftenartikel angab, -
9:10 - 9:14dass die bloße Präsenz
von Bilderromanen in der Bibliothek -
9:14 - 9:17die Nutzung um etwa 80 Prozent erhöhte
-
9:17 - 9:23und die Verbreitung von anderen Büchern
um etwa 30 Prozent erhöhte. -
9:23 - 9:27Von dem erneuten Interesse
der amerikanischen Lehrer inspiriert, -
9:27 - 9:32erschaffen amerikanische Karikaturisten
explizit mehr Unterrichtsinhalte -
9:32 - 9:35für die Gruppe "Kindergarten
bis 12. Schuljahr", als jemals zuvor. -
9:35 - 9:38Eine Menge davon zielt
auf Sprach- und Literaturunterricht, -
9:38 - 9:40aber immer mehr Comics und Bilderromane
-
9:40 - 9:43fokussieren sich auf die Themen
Mathematik und Wissenschaft. -
9:43 - 9:48Diese Comics sind wie Neuland,
-
9:48 - 9:49das allmählich erkundet wird.
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9:50 - 9:52Endlich realisiert Amerika,
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9:52 - 9:57Comics verursachen
keine Jugendkriminalität. -
9:57 - 9:58(Lachen)
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9:58 - 10:02Jeder Erzieher sollte Comics benutzen.
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10:02 - 10:05Es gibt keinen guten Grund,
Comics und Bilderromane -
10:05 - 10:07nicht in der Bildung zu verwenden.
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10:07 - 10:09Sie lehren visuell.
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10:09 - 10:13Sie geben unseren Schülern
diese Fernbedienung. -
10:13 - 10:16Das Bildungspotential wartet nur darauf,
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10:16 - 10:19von kreativen Menschen wie Ihnen
erschlossen zu werden. -
10:19 - 10:21Danke.
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10:21 - 10:24(Applaus)
- Title:
- Comics gehören in die Klasse
- Speaker:
- Gene Yang
- Description:
-
"Comics und Bilderromane gehören in das Toolkit eines jeden Lehrers", sagt der Karikaturist und Lehrer Gene Luen Yang. Vor dem Hintergrund seiner eigenen witzigen, farbenfrohen Zeichnungen untersucht Yang die Geschichte der Comics in der amerikanischen Bildung - und enthüllt einige unerwartete Erkenntnisse über ihr Potenzial, Kindern beim Lernen zu helfen.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 10:36
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