Was Demokratie in Athen wirklich bedeutete – Melissa Schwartzberg
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0:07 - 0:09Gratuliere!
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0:09 - 0:11Du hast im Lotto gewonnen,
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0:11 - 0:14doch der Preis ist weder Bargeld
noch eine Luxus-Kreuzfahrt. -
0:14 - 0:18Es ist ein Sitz
im Parlament deines Landes -
0:18 - 0:20und du bist nicht der einzige
glückliche Gewinner. -
0:20 - 0:24Deine Parlamentskollegen
wurden auf dieselbe Weise ausgewählt. -
0:24 - 0:28Kommt es dir merkwürdig vor,
eine Regierung auf diese Weise zu bilden, -
0:28 - 0:30und das in einer Demokratie?
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0:30 - 0:33Wahlen sind doch der Inbegriff
der Demokratie, richtig? -
0:33 - 0:37Die antiken Athener, die den Begriff
prägten, sahen das anders. -
0:37 - 0:42In der Demokratie Athens
spielten Wahlen nur eine geringe Rolle. -
0:42 - 0:49Die meisten Ämter wurden mittels Los
mit freiwilligen Bürgern besetzt. -
0:49 - 0:52Im Gegensatz zu den heutigen
repräsentativen Demokratien, -
0:52 - 0:54in denen Wähler Vertreter wählen,
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0:54 - 0:57die in ihrem Namen entscheiden
und Gesetze beschließen sollen, -
0:57 - 1:01war Athen im 5. Jahrhundert v. Chr.
eine direkte Demokratie, -
1:01 - 1:06die durch das "ho-boulomenos"-Prinzip
-- wörtlich "jeder, der will" -- -
1:06 - 1:08eine breite Teilnahme förderte.
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1:08 - 1:12Das bedeutete, dass jeder der etwa
30 000 wahlberechtigten Bürger -
1:12 - 1:16mehrmals pro Monat der "Ecclesia"
genannten Hauptversammlung -
1:16 - 1:18beiwohnen konnte.
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1:18 - 1:22Grundsätzlich hatte jeder
der etwa 6 000 dort Anwesenden -
1:22 - 1:25das Recht zu seinen
Mitbürgern zu sprechen, -
1:25 - 1:26Gesetze vorzuschlagen
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1:26 - 1:29oder öffentliche Prozesse anzustoßen.
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1:29 - 1:32Natürlich wäre keine besonders
effektive Regierung herausgekommen, -
1:32 - 1:35wenn 6 000 Menschen versucht hätten
gleichzeitig vorzusprechen. -
1:35 - 1:40Also verließen sich die Athener auf
einen Regierungsrat aus 500 Mitgliedern, -
1:40 - 1:41die sogenannte "Bule",
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1:41 - 1:45die eine Tagesordnung festlegte
und Vorschläge bewertete, -
1:45 - 1:50sowie einige hundert Juroren
und Richter für Rechtsbelange. -
1:50 - 1:52Anstatt gewählt oder berufen zu werden,
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1:52 - 1:56wurden diese Amtsträger
durch ein Los-Verfahren bestimmt. -
1:58 - 2:03Dieses Verfahren der zufälligen Auswahl
nennt man "Losentscheid". -
2:04 - 2:06Durch Wahlen besetzt
wurden nur solche Ämter, -
2:06 - 2:10für die man besondere
Erfahrung voraussetzte, -
2:10 - 2:12beispielsweise die Generäle.
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2:12 - 2:16Diese wurden als aristokratisch angesehen
-- die "Herrschaft der Besten" -- -
2:16 - 2:21im Gegensatz zu demokratisch
-- die "Herrschaft der Vielen". -
2:21 - 2:24Wie kam es zu diesem System?
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2:24 - 2:27Die Demokratie in Athen entwickelte sich
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2:27 - 2:30nach langen Phasen sozialer
und politischer Spannungen, -
2:30 - 2:33die durch Konflikte des Adels
gekennzeichnet waren. -
2:33 - 2:36Einstige Privilegien der Eliten,
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2:36 - 2:39wie das Vorsprechen in der Versammlung
und die Teilnahme an Abstimmungen, -
2:39 - 2:42wurden auf gewöhnliche Bürger ausgeweitet.
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2:42 - 2:45Das Recht für gewöhnliche Bürger
diese Aufgaben auszuführen, -
2:45 - 2:50wurde folglich ein zentrales Element
der demokratischen Lehre Athens. -
2:50 - 2:51Anstatt ein Privileg zu sein,
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2:51 - 2:55wurde Bürgerbeteiligung
zur Pflicht für jeden Bürger. -
2:55 - 2:57Durch Losentscheid und
eine begrenzte Amtszeit -
2:57 - 3:02wurde die Bildung von Führungsklassen
oder politischer Parteien verhindert. -
3:02 - 3:04Verglichen mit den Standards des 21. Jh.
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3:04 - 3:06schloss die athenische
Herrschaft der Vielen -
3:06 - 3:08einen riesigen Teil der Bevölkerung aus.
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3:08 - 3:12Frauen, Sklaven und Ausländern
war die Staatsbürgerschaft verwehrt, -
3:12 - 3:15und filtert man noch die aus,
die zu jung zum Dienen waren, -
3:15 - 3:23schrumpfte die Gruppe der wahlberechtigten
Athener auf 10-20 % der Gesamtbevölkerung. -
3:23 - 3:25Manche antike Philosophen,
unter anderem Plato, -
3:25 - 3:31verunglimpften diese Art der Demokratie
als anarchisch und von Narren geleitet. -
3:31 - 3:34Doch heutzutage hat der Begriff
solch positive Assoziationen, -
3:34 - 3:37dass die unterschiedlichsten Staatssysteme
behaupten, Demokratien zu verkörpern. -
3:37 - 3:42Gleichzeitig teilen manche Platos Skepsis
bezüglich der Weisheit der Massen. -
3:42 - 3:45Viele moderne Demokratien
vermeiden diesen Konflikt dadurch, -
3:45 - 3:49dass sie die Bürger
Vertreter wählen lassen, -
3:49 - 3:52die sie für geeignet halten,
in ihrem Namen zu regieren. -
3:52 - 3:54Das führt jedoch zu anderen Problemen,
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3:54 - 3:56den Einfluss von Reichtum
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3:56 - 3:59und das Aufkommen von
Berufspolitikern eingeschlossen, -
3:59 - 4:02die andere Interessen
als ihre Wähler haben. -
4:02 - 4:06Könnte eine Rückkehr des Losentscheids
zu einer effektiveren Regierungsarbeit -
4:06 - 4:10durch mannigfaltigere und
repräsentativere Gesetzgeber führen? -
4:10 - 4:14Oder erfordert das moderne politische Amt,
so wie die Militärführung Athens, -
4:14 - 4:17besondere Kenntnisse und Fertigkeiten?
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4:17 - 4:19Du solltest besser nicht darauf warten,
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4:19 - 4:21einen Sitz in der Regierung
deines Landes zu gewinnen. -
4:21 - 4:23Aber je nachdem, wo du lebst,
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4:23 - 4:26kannst du dennoch als Geschworener,
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4:26 - 4:28in eine Bürgerversammlung
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4:28 - 4:30oder in ein Deliberationsforum
gewählt werden. -
4:30 - 4:31All diese Beispiele zeigen,
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4:31 - 4:34wie das demokratische Prinzip
hinter dem Losentscheid -
4:34 - 4:36bis heute überlebt hat.
- Title:
- Was Demokratie in Athen wirklich bedeutete – Melissa Schwartzberg
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Die ganze Lektion unter: http://ed.ted.com/lessons/what-did-democracy-really-mean-in-athens-melissa-schwartzberg
Wir glauben, dass Wahlen der Eckpfeiler der Demokratie sind. Die Athener jedoch, die den Begriff prägten, setzten ein Lotteriesystem ein, um die meisten ihrer Politiker auszuwählen. Melissa Schwartzberg beschreibt das Wie-und-Was der athenischen Demokratie und beleuchtet, auf welche Weise ein Lotteriesystem uns auch heute nutzen könnte.
Lektion von Melissa Schwartzberg, Animation von TED-Ed.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TED-Ed
- Duration:
- 04:52
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