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Was verursacht Halluzinationen? - Elizabeth Cox

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    Rosalie, eine ältere Dame,
    saß im Pflegeheim,
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    als sich ihr Zimmer plötzlich
    mit wirbelnden Stoffen füllte.
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    Mitten in diesem Wirbel
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    sah sie Tiere,
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    Kinder
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    und kostümierte Charaktere.
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    Rosalie war alarmiert,
    nicht durch das Eindringen,
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    sondern weil sie wusste,
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    dass das eine äußerst detaillierte
    Halluzination war.
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    Ihre kognitive Funktion war ausgezeichnet,
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    und sie hatte keine
    Medikamente eingenommen,
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    die Halluzinationen hervorrufen könnten.
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    Am seltsamsten war: wären echte
    Zirkuskünstler in ihr Zimmer gestürmt,
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    hätte sie sie nicht sehen können.
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    Sie war völlig blind.
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    Rosalie litt an Charles-Bonnet-Syndrom,
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    ein Leiden, bei dem Patienten
    mit Sehstörungen oder völliger Blindheit
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    plötzlich ganze Szenen
    in lebhaften Farben halluzinieren.
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    Halluzinationen treten plötzlich auf
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    und können nur wenige Minuten andauern
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    oder über Jahre hinweg
    immer wieder auftreten.
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    Wir verstehen noch nicht ganz
    warum sie kommen und gehen
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    oder warum manche Patienten
    sie entwickeln und andere nicht.
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    Aus fMRT-Studien wissen wir,
    dass diese Halluzinationen
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    die gleichen Gehirnbereiche
    wie das Sehen aktivieren,
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    Bereiche, die nicht durch
    die Vorstellungskraft aktiviert werden.
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    Viele andere Halluzinationen,
    einschließlich Gerüche,
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    optische Halluzinationen
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    und Geräusche,
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    betreffen dieselben Gehirnbereiche
    wie echte Sinneserfahrungen.
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    Aus diesem Grund wird angenommen,
    dass die Großhirnrinde
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    eine Rolle bei Halluzinationen spielt.
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    Diese dünne Schicht grauer Substanz
    bedeckt das gesamte Gehirn,
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    wobei verschiedene Bereiche Informationen
    von jedem unserer Sinne verarbeiten.
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    Aber auch bei Menschen
    mit uneingeschränkten Sinnen,
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    konstruiert das Gehirn die Welt
    aus unvollständigen Informationen.
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    Zum Beispiel haben
    unsere Augen blinde Flecken,
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    wo der Sehnerv einen Teil
    der Netzhaut blockiert.
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    Wenn der Visuelle Cortex Licht
    zu kohärenten Bildern verarbeitet,
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    füllt er diese blinden Flecken
    mit Informationen aus der Umgebung.
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    Gelegentlich bemerken wir einen Fehler,
    aber meistens nicht.
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    Wenn dem Visuellen Cortex auch nur kurz
    die Eingabe aus den Augen entzogen wird,
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    versucht das Gehirn immer noch,
    ein kohärentes Bild zu erstellen,
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    aber die Grenzen seiner Fähigkeiten
    werden offensichtlicher.
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    Die ausgewachsenen Halluzinationen
    des Charles Bonnet Syndroms
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    sind ein Beispiel dafür.
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    Da das Charles-Bonnet-Syndrom
    nur bei Menschen auftritt,
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    die normal sehen und dann
    das Augenlicht verlieren,
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    und nicht bei Menschen,
    die blind geboren wurden,
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    glauben Wissenschaftler, dass das Gehirn
    gespeicherte Bilder verwendet,
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    um den Mangel an neuen visuellen
    Eingaben auszugleichen.
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    Das gilt auch für andere Sinne.
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    Menschen mit Hörverlust
    halluzinieren oft Musik oder Stimmen,
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    manchmal so kunstvoll wie die Kakophonie
    einer ganzen Blaskapelle.
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    Neben sensorischer Deprivation
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    sind Drogen und Medikamente,
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    Leiden wie Epilepsie und Narkolepsie
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    sowie psychiatrische Erkrankungen
    wie Schizophrenie
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    einige der vielen bekannten Ursachen
    für Halluzinationen,
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    und wir finden immer noch neue.
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    Einige der bekanntesten Halluzinationen
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    sind mit Drogen wie LSD
    und Psilocybin verbunden.
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    Zu ihren typischen Effekten
    gehört das Gefühl,
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    dass trockene Gegenstände nass sind
    und Oberflächen atmen.
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    Bei höheren Dosen kann die visuelle Welt
    zu schmelzen scheinen,
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    sich in Wirbel auflösen
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    oder in fraktalartige Muster zerplatzen.
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    Es gibt Hinweise darauf, dass diese Drogen
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    auch auf die Großhirnrinde wirken.
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    Während Sehstörungen typischerweise
    nur visuelle Halluzinationen
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    und Hörstörungen verursachen,
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    verursachen Substanzen wie LSD
    Wahrnehmungsstörungen aller Sinne.
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    Dies liegt wahrscheinlich daran,
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    dass sie Rezeptoren in einer Vielzahl
    von Gehirnregionen aktivieren,
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    einschließlich der kortikalen
    Regionen aller Sinne.
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    LSD und Psilocybin funktionieren
    beide wie Serotonin im Gehirn
  • 4:01 - 4:05
    und binden insbesondere direkt
    an eine Art von Serotoninrezeptor.
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    Während die Rolle von Serotonin im Gehirn
    komplex ist und wenig verstanden wird,
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    spielt es wahrscheinlich
    eine wichtige Rolle
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    bei der Integration
    von Informationen aus Augen,
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    Nase,
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    Ohren
  • 4:15 - 4:17
    und anderen Sinnesorganen.
  • 4:17 - 4:18
    Eine Theorie besagt,
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    dass LSD und Psilocybin
    Halluzinationen verursachen,
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    indem sie die Signalübertragung
  • 4:23 - 4:25
    bei der sensorischen
    Integration unterbrechen.
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    Halluzinationen bei Schizophrenie
  • 4:28 - 4:33
    können einen ähnlichen Mechanismus
    aufweisen wie LSD und Psilocybin.
  • 4:33 - 4:35
    Patienten mit Schizophrenie
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    haben häufig erhöhte
    Serotonin-Spiegel im Gehirn.
  • 4:38 - 4:42
    Antipsychotika lindern
    die Symptome von Schizophrenie,
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    indem sie die gleichen
    Serotoninrezeptoren blockieren,
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    an die LSD und Psilocybin binden.
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    In einigen Fällen können diese Medikamente
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    sogar die Halluzinationen von Patienten
    mit Charles-Bonnet-Syndrom lindern.
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    Wir sind noch weit davon entfernt,
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    die Ursachen und miteinander
    verbundenen Mechanismen
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    von Halluzinationen zu verstehen.
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    Es ist jedoch klar, dass diese Erfahrungen
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    viel enger mit der gewöhnlichen
    Wahrnehmung verbunden sind,
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    als wir einst dachten.
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    Indem wir Halluzinationen studieren,
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    lernen wir viel darüber,
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    wie unser Gehirn die Welt konstruiert,
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    die wir sehen,
  • 5:14 - 5:15
    hören,
  • 5:15 - 5:16
    riechen
  • 5:16 - 5:17
    und berühren.
  • 5:17 - 5:18
    Wenn wir mehr lernen,
  • 5:18 - 5:22
    werden wir zu schätzen wissen,
    wie subjektiv und individuell
  • 5:22 - 5:26
    das Wahrnehmungsuniversum
    eines jeden Menschen wirklich ist.
Title:
Was verursacht Halluzinationen? - Elizabeth Cox
Speaker:
Elizabeth Cox
Description:

Die ganze Lektion unter: https://ed.ted.com/lessons/what-causes-hallucinations-elizabeth-cox

Das Charles-Bonnet-Syndrom kann bei blinden Patienten zu lebhaften, farbigen Halluzinationen führen. Die fMRT-Studien zeigen, dass diese Halluzinationen den gleichen Hirnbereich wie das Sehen aktivieren -- eine völlig andere Region als die Vorstellungskraft. Andere Halluzinationen betreffen auch dieselben Gehirnregionen wie echte Sinneserfahrungen. Was passiert hierbei? Elizabeth Cox beschreibt die Wissenschaft der Halluzinationen.

Lektion: Elizabeth Cox, Regie von: Nerdo.

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English
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Duration:
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