Eve Ensler: Plötzlich mein Körper
-
0:00 - 0:02Lange Zeit
-
0:02 - 0:05gab es mein Ich und meinen Körper.
-
0:06 - 0:09Mein Ich war aus Geschichten zusammengesetzt
-
0:09 - 0:11von Verlangen, von Bestreben,
-
0:11 - 0:13von Wünschen für die Zukunft.
-
0:13 - 0:15Das Ich versuchte,
-
0:15 - 0:18nicht das Resultat meiner brutalen Vergangenheit zu sein,
-
0:18 - 0:20aber die Trennung, die bereits
-
0:20 - 0:22zwischen dem Ich und meinem Körper geschehen war,
-
0:22 - 0:25war ein ziemlich klares Resultat.
-
0:25 - 0:28Das Ich versuchte stets, zu etwas oder zu jemandem zu werden.
-
0:28 - 0:31Es existierte nur im Versuch.
-
0:31 - 0:34Mein Körper war da oft im Weg.
-
0:34 - 0:36Das Ich war ein schwebender Kopf.
-
0:36 - 0:39Jahrelang trug ich stets einen Hut.
-
0:39 - 0:41Das war ein Weg, meinen Kopf zu befestigen.
-
0:41 - 0:44Es war eine Art, mich selbst zu lokalisieren.
-
0:44 - 0:46Ich sorgte mich, wenn ich meinen Hut abnähme,
-
0:46 - 0:48wäre ich nicht mehr hier.
-
0:48 - 0:51Tatsächlich sagte eine Therapeutin einmal zu mir,
-
0:51 - 0:53"Eve, Du bist jetzt zwei Jahre lang hierher gekommen
-
0:53 - 0:56und um ehrlich zu sein, ist mir nie aufgefallen, dass Du einen Körper hast."
-
0:56 - 0:58In all dieser Zeit lebte ich in der Stadt,
-
0:58 - 1:00um ehrlich zu sein vor allem,
-
1:00 - 1:02weil ich Angst vor Bäumen hatte.
-
1:02 - 1:04Ich hatte keine Babys,
-
1:04 - 1:06weil Köpfe nicht gebären können.
-
1:06 - 1:09Babys kommen einem nicht aus dem Mund.
-
1:09 - 1:12Da ich keinen Referenzpunkt für meinen Körper hatte,
-
1:12 - 1:15begann ich, andere Frauen nach ihren Körpern zu fragen –
-
1:15 - 1:17hauptsächlich nach ihren Vaginas,
-
1:17 - 1:19denn ich dachte, Vaginas sind irgendwie wichtig.
-
1:19 - 1:21Das führte mich dazu, "Die Vagina-Monologe" zu schreiben,
-
1:21 - 1:24was mich dazu führte, obsessiv und unaufhörlich
-
1:24 - 1:27überall wo ich konnte über Vaginas zu sprechen.
-
1:27 - 1:30Ich tat das vor zahlreichen Fremden.
-
1:30 - 1:32Eines Abends auf der Bühne,
-
1:32 - 1:35betrat ich tatsächlich meine Vagina.
-
1:35 - 1:38Es war eine ekstatische Erfahrung.
-
1:38 - 1:41Es beängstigte mich, es aktivierte mich
-
1:41 - 1:44und ich dann wurde ich zu einer engagierten Person,
-
1:44 - 1:46einer engagierten Vagina.
-
1:46 - 1:49Ich begann, meinen Körper wie eine Sache zu sehen,
-
1:49 - 1:51eine Sache, die sich schnell fortbewegen kann,
-
1:51 - 1:53wie eine Sache, die auf einmal andere Dinge,
-
1:53 - 1:56viele Dinge erreichen konnte.
-
1:56 - 1:59Ich begann, meinen Körper wie ein iPad oder ein Auto zu sehen.
-
1:59 - 2:01Ich würde ihn benutzen und Dinge von ihm verlangen.
-
2:01 - 2:04Er hatte keine Grenzen. Er war unbesiegbar.
-
2:04 - 2:07Er konnte erobert und beherrscht werden wie die Erde.
-
2:07 - 2:09Ich beachtete ihn nicht,
-
2:09 - 2:11nein, ich organisierte und dirigierte ihn.
-
2:11 - 2:13Ich hatte keine Geduld für meinen Körper,
-
2:13 - 2:15ich presste ihn einfach in die Form.
-
2:15 - 2:17Ich war gierig.
-
2:17 - 2:19Ich nahm mir mehr, als mein Körper zu bieten hatte.
-
2:19 - 2:22Wenn ich müde war, trank ich mehr Espresso.
-
2:22 - 2:25Wenn ich Angst hatte, ging ich zu mehr gefährlichen Orten.
-
2:25 - 2:28Oh, natürlich gab es Momente, in denen ich meinen Körper schätzte,
-
2:28 - 2:30etwa so, wie ein ausfälliger Elternteil,
-
2:30 - 2:32manchmal einen netten Moment haben kann.
-
2:32 - 2:34Mein Vater zum Beispiel
-
2:34 - 2:36war an meinem 16. Geburtstag sehr nett zu mir.
-
2:36 - 2:38Ich hörte die Leute von Zeit zu Zeit murren,
-
2:38 - 2:40ich sollte meinen Körper lieben,
-
2:40 - 2:42also lernte ich, wie man das tut.
-
2:42 - 2:45Ich war Vegetarierin, ich war nüchtern, ich rauchte nicht.
-
2:45 - 2:47Aber das war alles nur eine elegantere Art,
-
2:47 - 2:49meinen Körper zu manipulieren,
-
2:49 - 2:51eine weitere Verfremdung,
-
2:51 - 2:55als ob man auf der Autobahn ein Gemüsefeld anpflanzt.
-
2:56 - 2:59Als Resultat dessen, dass ich so viel über meine Vagina sprach,
-
2:59 - 3:02erzählten mir viele Frauen von ihrer –
-
3:02 - 3:04ihre Geschichten über ihre Körper.
-
3:04 - 3:07Diese Geschichten veranlassten mich, um die Welt zu reisen
-
3:07 - 3:09und ich war in über 60 Ländern.
-
3:09 - 3:11Ich hörte Tausende von Geschichten.
-
3:11 - 3:13Und ich muss Ihnen sagen, es gab immer diesen Moment,
-
3:13 - 3:15in dem die Frauen mit mir
-
3:15 - 3:19diesen bestimmten Moment teilten, in dem sie sich
-
3:19 - 3:21von ihrem Körper trennten – ihr Zuhause verliessen.
-
3:21 - 3:25Ich hörte von Frauen, die in ihren Betten belästigt wurden,
-
3:25 - 3:27oder ausgepeitscht in ihren Burkas,
-
3:27 - 3:29wie tot zurückgelassen auf Parkplätzen,
-
3:29 - 3:31mit Säure verbrannt in ihren Küchen.
-
3:31 - 3:34Manche Frauen wurden ruhig und verschwanden.
-
3:34 - 3:37Andere Frauen wurden verrückte, getriebene Maschinen wie ich.
-
3:38 - 3:40Mitten in meinen Reisen
-
3:40 - 3:42wurde ich 40 Jahre alt und begann, meinen Körper zu hassen,
-
3:42 - 3:44was tatsächlich ein Fortschritt war,
-
3:44 - 3:47denn wenigstens existierte mein Körper genug, um ihn zu hassen.
-
3:47 - 3:50Nun, mein Bauch – es war mein Bauch, den ich hasste.
-
3:50 - 3:53Er war der Beweis, dass ich mich nicht eingefügt hatte,
-
3:53 - 3:56dass ich alt war und nicht berühmt und nicht perfekt
-
3:56 - 4:00oder fähig, in die vorbestimmten Bilder und Formen zu passen.
-
4:00 - 4:03Mein Bauch war der Beweis, dass ich gescheitert war,
-
4:03 - 4:06dass er mich hatte scheitern lassen, dass er kaputt war.
-
4:06 - 4:09Mein Leben drehte sich plötzlich darum, ihn loszuwerden und besessen davon zu sein.
-
4:09 - 4:11Tatsächlich wurde es so extrem,
-
4:11 - 4:13dass ich ein Stück darüber schrieb.
-
4:13 - 4:15Aber je mehr ich darüber sprach,
-
4:15 - 4:18desto mehr versachlichte und fragmentierte ich meinen Körper.
-
4:18 - 4:21Er wurde Unterhaltung, er wurde eine neue Art von Ware,
-
4:21 - 4:24etwas, das ich verkaufte.
-
4:24 - 4:26Dann ging ich woanders hin.
-
4:26 - 4:28Ich ging über das hinaus,
-
4:28 - 4:30von dem ich dachte, ich wüsste es.
-
4:30 - 4:34Ich ging in die Demokratische Republik Kongo.
-
4:34 - 4:36Und ich hörte Geschichten,
-
4:36 - 4:38die all die anderen Geschichten zerschmetterten.
-
4:38 - 4:40Ich hörte Geschichten,
-
4:40 - 4:42die in meinen Körper hinein gelangten.
-
4:42 - 4:44Ich hörte von einem kleinen Mädchen,
-
4:44 - 4:46das nicht aufhören konnte, sich zu bepinkeln,
-
4:46 - 4:48weil sich so viele erwachsene Soldaten
-
4:48 - 4:51in sie hineingeschoben hatten.
-
4:51 - 4:53Ich hörte eine 80 Jahre alte Frau,
-
4:53 - 4:56deren Beine gebrochen, aus ihren Gelenken gerissen
-
4:56 - 4:58und zu ihrem Kopf hochgedreht wurden,
-
4:58 - 5:00als die Soldaten sie so vergewaltigten.
-
5:00 - 5:02Es gibt Tausende dieser Geschichten.
-
5:02 - 5:05Und viele dieser Frauen hatten Löcher in ihren Körpern –
-
5:05 - 5:07Löcher, Fisteln –
-
5:07 - 5:10die die Verletzungen des Krieges waren –
-
5:10 - 5:13Löcher im Gewebe ihrer Seelen.
-
5:13 - 5:16Diese Geschichten durchtränkten meine Zellen und Nerven.
-
5:16 - 5:18Um ehrlich zu sein,
-
5:18 - 5:20schlief ich drei Jahre nicht mehr.
-
5:20 - 5:23All die Geschichten begannen, ineinander zu bluten.
-
5:23 - 5:25Das Vergewaltigen der Erde,
-
5:25 - 5:27die Plünderung von Mineralien,
-
5:27 - 5:29die Zerstörung von Vaginas –
-
5:29 - 5:32das alles unterschied sich nicht mehr
-
5:32 - 5:34voneinander oder von mir.
-
5:34 - 5:37Militärs vergewaltigten sechs Monate alte Babys,
-
5:37 - 5:39damit weit entfernte Länder
-
5:39 - 5:41Zugang zu Gold und Coltan
-
5:41 - 5:44für ihre iPhones und Computer erhalten.
-
5:44 - 5:47Mein Körper war nicht nur zu einer getriebenen Maschine geworden,
-
5:47 - 5:49sondern er war jetzt auch verantwortlich
-
5:49 - 5:51für die Zerstörung der Körper anderer Frauen
-
5:51 - 5:53in seinem verrückten Bemühen, noch mehr Maschinen zu erschaffen,
-
5:53 - 5:57um das Tempo und die Effizienz meiner eigenen Maschine zu unterstützen.
-
5:57 - 5:59Dann bekam ich Krebs –
-
5:59 - 6:01oder ich fand heraus, dass ich Krebs hatte.
-
6:01 - 6:03Es kam wie ein pfeilschneller Vogel,
-
6:03 - 6:06der an einem Fenster aufschlägt.
-
6:06 - 6:08Plötzlich hatte ich einen Körper,
-
6:08 - 6:10einen Körper, der gepiekst
-
6:10 - 6:12und gestossen und zerlöchert wurde,
-
6:12 - 6:15einen Körper, der aufgeschnitten wurde,
-
6:15 - 6:17einen Körper, aus dem Organe entfernt wurden
-
6:17 - 6:20und transportiert und wieder eingefügt und hergestellt,
-
6:20 - 6:22einen Körper, der geröngt wurde
-
6:22 - 6:24und in den Röhren hineingeschoben wurden,
-
6:24 - 6:27einen Körper, der vor lauter Chemikalien brannte.
-
6:27 - 6:29Der Krebs sprengte
-
6:29 - 6:32die Mauer meiner Abkopplung.
-
6:32 - 6:35Plötzlich verstand ich, dass die Krise in meinem Körper
-
6:35 - 6:37die Krise auf der Welt war,
-
6:37 - 6:39und es geschah nicht irgendwann später,
-
6:39 - 6:41sondern genau jetzt.
-
6:41 - 6:44Plötzlich war mein Krebs ein Krebs, der überall war,
-
6:44 - 6:47der Krebs der Grausamkeit, der Krebs der Gier,
-
6:47 - 6:49der Krebs, der in Menschen eindringt,
-
6:49 - 6:53die bei Chemiewerken um die Ecke leben – und meistens sind es arme Leute –
-
6:53 - 6:55der Krebs in der Lunge eines Kohlenarbeiters,
-
6:55 - 6:58der Krebs durch den Stress, nicht genug zu erreichen,
-
6:58 - 7:00der Krebs eines vergrabenen Traumas,
-
7:00 - 7:03der Krebs in eingepferchten Hühnern und vergiftetem Fisch,
-
7:03 - 7:06der Krebs in den Gebärmüttern von vergewaltigten Frauen,
-
7:06 - 7:09der Krebs, der überall ist durch unsere Sorglosigkeit.
-
7:09 - 7:12In seinem neuen und visionären Buch
-
7:12 - 7:14"New Self, New World"
-
7:14 - 7:16sagt der Autor Philip Shepherd,
-
7:16 - 7:19"Wenn Sie von Ihrem Körper getrennt sind,
-
7:19 - 7:22sind sie auch vom Körper der Welt getrennt,
-
7:22 - 7:24der dann ein anderer zu sein scheint als Sie
-
7:24 - 7:26oder getrennt von Ihnen,
-
7:26 - 7:28anstelle des lebendigen Kontinuums,
-
7:28 - 7:30zu dem Sie gehören."
-
7:30 - 7:32Vor dem Krebs
-
7:32 - 7:34war die Welt etwas anderes.
-
7:34 - 7:37Es war, als ob ich in einem trägen Pool lebte
-
7:37 - 7:39und der Krebs die Felsen weggesprengt hätte,
-
7:39 - 7:42die mich vom grossen Meer trennten.
-
7:42 - 7:45Jetzt schwimme ich darin.
-
7:45 - 7:47Jetzt liege ich im Gras
-
7:47 - 7:49und reibe meinen Körper hinein,
-
7:49 - 7:52und ich liebe den Schlamm an meinen Beinen und Füssen.
-
7:52 - 7:55Jetzt pilgere ich jeden Tag
-
7:55 - 7:58zu einer bestimmten Trauerweide an der Seine
-
7:58 - 8:00und ich sehne mich nach den grünen Feldern
-
8:00 - 8:02im Busch ausserhalb von Bukafu.
-
8:02 - 8:04Und wenn es richtig heftig regnet,
-
8:04 - 8:07schreie ich und renne im Kreis.
-
8:07 - 8:11Ich weiss, dass alles verbunden ist,
-
8:11 - 8:14und die Narbe über meinen ganzen Torso
-
8:14 - 8:16ist die Markierung des Erdbebens.
-
8:16 - 8:20Und ich bin dort mit drei Millionen anderen in den Strassen von Port-au-Prince.
-
8:20 - 8:22Und das Feuer, das an am dritten
-
8:22 - 8:25von sechs Chemo-Tagen in mir brennt,
-
8:25 - 8:27ist das Feuer, das in den Wäldern
-
8:27 - 8:29der Welt brennt.
-
8:29 - 8:31Ich weiss, dass der Abszess,
-
8:31 - 8:34der nach der Operation um meine Wunde wuchs,
-
8:34 - 8:36diese 16 Unzen,
-
8:36 - 8:39der kontaminierte Golf von Mexico sind,
-
8:39 - 8:42und da gab es ölgetränkte Pelikane in mir
-
8:42 - 8:44und tote treibende Fische.
-
8:44 - 8:47Und die Katheter, die sie ohne vernünftige Betäubung in mich schoben,
-
8:47 - 8:49liessen mich so aufschreien,
-
8:49 - 8:53wie die Erde es tut ob all der Bohrerei.
-
8:53 - 8:55Während meiner zweiten Chemotherapie
-
8:55 - 8:57wurde meine Mutter sehr krank
-
8:57 - 8:59und ich besuchte sie.
-
8:59 - 9:01Und im Namen der Verbundenheit
-
9:01 - 9:04war das einzige, was sie vor ihrem Tod wollte,
-
9:04 - 9:06nach Hause gebracht zu werden,
-
9:06 - 9:09zu ihrem geliebten Golf von Mexiko.
-
9:09 - 9:11Also brachten wir sie heim
-
9:11 - 9:13und ich betete, dass das Öl nicht an ihrem Strand ankäme,
-
9:13 - 9:15bevor sie starb.
-
9:15 - 9:17Glücklicherweise tat es das nicht.
-
9:17 - 9:20Sie starb ganz ruhig an ihrem Lieblingsort.
-
9:20 - 9:22Einige Wochen später war ich in New Orleans
-
9:22 - 9:24und diese wunderschöne, spirituelle Freundin
-
9:24 - 9:26sagte mir, sie wolle für mich eine Heilung durchführen.
-
9:26 - 9:28Ich war sehr geehrt.
-
9:28 - 9:30Ich ging zu ihrem Haus, es war am Morgen
-
9:30 - 9:33und die New Orleans Morgensonne fiel durch ihre Vorhänge.
-
9:33 - 9:35Meine Freundin bereitete diese grosse Schüssel vor
-
9:35 - 9:37und ich fragte sie, "Was ist das?"
-
9:37 - 9:39Sie sagte, "Es ist für Dich.
-
9:39 - 9:42Die Blumen machen es schön,
-
9:42 - 9:44und der Honig macht es süss."
-
9:44 - 9:46Ich fragte, "Aber was ist der Teil mit dem Wasser?"
-
9:46 - 9:48Und im Namen der Verbundenheit
-
9:48 - 9:51sagte sie, "Oh, das ist der Golf von Mexiko."
-
9:51 - 9:53Und ich sagte, "Oh, natürlich."
-
9:53 - 9:55Die andere Frauen kamen und sie sassen im Kreis,
-
9:55 - 9:58und Michaela badete meinen Kopf in dem geweihten wasser.
-
9:58 - 10:01Und sie sang – ich meine, ihr ganzer Körper sang.
-
10:01 - 10:03Und die anderen Frauen sangen
-
10:03 - 10:05und beteten für mich und meine Mutter.
-
10:05 - 10:08Als der warme Gold über meinen nackten Kopf floss,
-
10:08 - 10:10verstand ich, dass er
-
10:10 - 10:13das Beste und das Schlechteste von uns beinhaltete.
-
10:13 - 10:15Es war die Gier und die Rücksichtslosigkeit,
-
10:15 - 10:18die zur Bohrexplosion geführt hatte.
-
10:18 - 10:20Es waren all die Lügen,
-
10:20 - 10:22die vorher und nachher erzählt wurden.
-
10:22 - 10:24Es war der Honig im Wasser, der es süss machte,
-
10:24 - 10:27es war das Öl, das es krank machte.
-
10:27 - 10:29Mein Kopf war jetzt kahl
-
10:29 - 10:31und fühlte sich auch ohne Hut wohl.
-
10:31 - 10:33Es war mein ganzes Selbst,
-
10:33 - 10:35das in Michaelas Schoss schmolz.
-
10:35 - 10:38Die Tränen, die über meine Wangen rollten,
-
10:38 - 10:40waren nicht vom Golf zu unterscheiden.
-
10:40 - 10:45Es war endlich in meinem Körper.
-
10:45 - 10:47Es war der Kummer,
-
10:47 - 10:49der so lange gebraucht hatte.
-
10:49 - 10:51Meinen Platz zu finden
-
10:51 - 10:53und die riesige Verantwortung,
-
10:53 - 10:55die mit der Verbindung kommt.
-
10:55 - 10:58Es war der andauernde zerstörerische Krieg im Kongo
-
10:58 - 11:00und die Gleichgültigkeit in der Welt.
-
11:00 - 11:02Es waren die kongoleischen Frauen,
-
11:02 - 11:04die sich jetzt erheben.
-
11:04 - 11:06Es war meine Mutter,
-
11:06 - 11:08die in jenem Moment weg ging,
-
11:08 - 11:10als ich geboren wurde.
-
11:10 - 11:12Es war die Erkenntnis,
-
11:12 - 11:14dass ich sehr nahe am Sterben gewesen war –
-
11:14 - 11:17auf die selbe Weise wie die Erde, unsere Mutter,
-
11:17 - 11:20gerade noch druchhält,
-
11:20 - 11:24auf die selbe Weise wie 75% des Planeten
-
11:24 - 11:27gerade noch durchkommen,
-
11:27 - 11:29die selbe Weise,
-
11:29 - 11:32wie es ein Rezept zum Überleben gibt.
-
11:32 - 11:34Was ich gelernt habe, ist,
-
11:34 - 11:37dass es mit Aufmerksamkeit und Ressourcen zu tun hat,
-
11:37 - 11:39die jeder verdient.
-
11:39 - 11:41Es waren für mich eintretende Freunde
-
11:41 - 11:43und eine liebende Schwester.
-
11:43 - 11:45Es waren kluge Ärzte und fortgeschrittene Medizin
-
11:45 - 11:48und Chirurgen, die wussten, was mit ihren Händen zu tun ist.
-
11:48 - 11:52Es waren unterbezahlte und sehr liebevolle Krankenschwestern.
-
11:52 - 11:55Es waren Wudnerheiler und aromatische Öle.
-
11:55 - 11:57Es waren Menschen, die mit Zaubern und Ritualen kamen.
-
11:57 - 12:00Es war, eine Vision der Zukunft zu haben
-
12:00 - 12:02und etwas, um dafür zu kämpfen,
-
12:02 - 12:05denn ich weiss, der Kampf ist nicht mein eigener.
-
12:05 - 12:07Es waren eine Million Gebete.
-
12:07 - 12:09Es waren Tausend Hallelujahs
-
12:09 - 12:11und eine Million Oms.
-
12:11 - 12:13Es war viel Zorn,
-
12:13 - 12:15verrückter Humor,
-
12:15 - 12:17viel Aufmerksamkeit, Empörung.
-
12:17 - 12:20Es war Energie, Liebe und Freude.
-
12:20 - 12:22Es waren all diese Dinge.
-
12:22 - 12:24Es waren all diese Dinge.
-
12:24 - 12:26Es waren all diese Dinge,
-
12:26 - 12:29im Wasser, in der Welt und in meinem Körper.
-
12:29 - 12:37(Applaus)
- Title:
- Eve Ensler: Plötzlich mein Körper
- Speaker:
- Eve Ensler
- Description:
-
Dichterin, Autorin und Aktivistin Eve Ensler lebte in ihrem Kopf. In diesem kraftvollen Vortrag von TEDWomen spricht sie über die lebenslange Abkopplung von ihrem Körper – und wie schockierende Ereignisse ihr dabei halfen, eine Verbindung zur Realität und der Körperlichkeit des Menschseins zu finden.
- Video Language:
- English
- Team:
closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 12:38