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Warum ich nicht mehr "Mann genug" sein will

  • 0:01 - 0:03
    Als Schauspieler bekomme ich Skripte
  • 0:04 - 0:06
    und es ist mein Job,
    mich an sie zu halten,
  • 0:06 - 0:07
    meinen Text aufzusagen
  • 0:07 - 0:11
    und einen Charakter zum Leben zu erwecken,
    den jemand anderes geschrieben hat.
  • 0:11 - 0:13
    Im Laufe meiner Karriere
  • 0:13 - 0:15
    hatte ich die große Ehre,
  • 0:15 - 0:19
    einige der größten männlichen
    Vorbilder der Fernsehgeschichte
  • 0:19 - 0:21
    verkörpern zu dürfen.
  • 0:21 - 0:24
    Sie kennen mich vielleicht als Gigolo #1,
  • 0:24 - 0:27
    (Lachen)
  • 0:27 - 0:29
    "Fotografen-Date-Vergewaltiger",
  • 0:30 - 0:31
    den "oberkörperfreien Vergewaltiger"
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    aus dem preisgekrönten Film
    "The Bay: Hai-Alarm!"
  • 0:34 - 0:36
    (Lachen)
  • 0:36 - 0:37
    als "oberkörperfreien Medizinstudent",
  • 0:37 - 0:40
    "oberkörperfreien
    steroidabhängiger Trickbetrüger"
  • 0:40 - 0:44
    und in meiner wohl
    bekanntesten Rolle als Rafael.
  • 0:44 - 0:47
    (Applaus)
  • 0:47 - 0:49
    Ein nachdenklicher Ex-Playboy,
  • 0:49 - 0:52
    der sich ausgerechnet
    in eine Jungrau verliebt
  • 0:52 - 0:54
    und nur ab und zu mal
    oben-ohne zu sehen ist.
  • 0:54 - 0:56
    (Lachen)
  • 0:56 - 1:00
    Diese Rollen sind nicht
    die Art Mann, die ich in echt bin,
  • 1:00 - 1:03
    aber das liebe ich am Schauspiel so sehr.
  • 1:03 - 1:07
    Es erlaubt mir in Charakteren zu leben,
    die sich von mir völlig unterscheiden.
  • 1:07 - 1:10
    Aber ich war überrascht,
    als ich diese Rollen bekam,
  • 1:10 - 1:12
    denn die meisten Männer, die ich spiele,
  • 1:12 - 1:15
    strotzen vor Machismo, Charisma und Macht,
  • 1:15 - 1:18
    und wenn ich in den Spiegel blicke,
    sehe ich mich selbst nicht so.
  • 1:18 - 1:20
    Aber so sah Hollywood mich
  • 1:20 - 1:23
    und irgendwann sah ich eine Parallele
  • 1:23 - 1:25
    zwischen den Rollen,
    die ich als Mann spielte,
  • 1:25 - 1:28
    sowohl vor der Kamera als auch dahinter.
  • 1:29 - 1:33
    Mein ganzes Leben lang tat ich so,
    als wäre ich ein Mann, der ich nicht bin.
  • 1:33 - 1:37
    Ich tat so als wäre ich stark,
    wenn ich mich schwach fühlte,
  • 1:37 - 1:40
    selbstbewusst, wenn ich unsicher war
  • 1:40 - 1:44
    und als wäre alles in Ordnung,
    wenn ich verletzt war.
  • 1:44 - 1:48
    Im Grunde genommen habe ich meistens
    nur eine Show abgezogen,
  • 1:48 - 1:51
    aber ich bin es leid, mich zu verstellen.
  • 1:51 - 1:54
    Denn ich kann Ihnen sagen:
    Es ist ermüdend,
  • 1:54 - 1:58
    ständig für alle
    'Mann genug' sein zu wollen.
  • 2:00 - 2:02
    Nicht wahr?
  • 2:02 - 2:04
    (Lachen)
  • 2:04 - 2:06
    Mein Bruder hat das gehört.
  • 2:06 - 2:09
    Solange ich denken kann,
    wurde mir vorgeschrieben,
  • 2:09 - 2:12
    zu was für einem Mann
    ich heranzuwachsen habe.
  • 2:12 - 2:16
    Als kleiner Junge wollte ich nur
    von den anderen Jungs gemocht werden,
  • 2:16 - 2:19
    aber das bedeutete, dass ich
    eine nahezu angewiderte Haltung
  • 2:19 - 2:21
    gegenüber dem Femininen einnehmen musste
  • 2:21 - 2:24
    Und da feminin angeblich
    das Gegenteil von maskulin ist,
  • 2:24 - 2:27
    musste ich es entweder ablehnen,
    diese Eigenschaften zu verkörpern
  • 2:27 - 2:29
    oder selbst Ablehnung erfahren.
  • 2:30 - 2:32
    Das ist das Skript, das man uns vorgab.
  • 2:32 - 2:36
    Oder? Mädchen sind schwach
    und Jungs sind stark.
  • 2:36 - 2:39
    Das ist es, was Milliarden
    von Jungen und Mädchen
  • 2:39 - 2:42
    überall unterbewusst vermittelt wird,
  • 2:42 - 2:44
    so wie mir auch.
  • 2:45 - 2:49
    Ich als Mann bin heute hier, um zu sagen,
  • 2:50 - 2:53
    dass das falsch ist, dass es toxisch ist
  • 2:53 - 2:54
    und dass es aufhören muss.
  • 2:54 - 3:00
    (Applaus)
  • 3:01 - 3:04
    Ich bin nicht für
    eine Geschichtsstunde hier.
  • 3:04 - 3:07
    Wir wissen alle,
    wie wir hier gelandet sind, oder?
  • 3:07 - 3:10
    Aber ich bin nur ein Kerl,
    der nach 30 Jahren merkt,
  • 3:10 - 3:12
    dass er in einem
    inneren Konflikt gelebt hat,
  • 3:12 - 3:14
    einem Konflikt zwischen dem,
    wie er im Inneren ist
  • 3:14 - 3:18
    und dem, was die Welt ihm sagt,
    was für ein Mann er sein soll.
  • 3:18 - 3:20
    Aber ich will nicht
  • 3:20 - 3:23
    zu der aktuellen, kaputten Definition
    von Männlichkeit passen,
  • 3:24 - 3:26
    denn ich will nicht nur
    ein guter Mann sein.
  • 3:28 - 3:30
    Ich will ein guter Mensch sein.
  • 3:30 - 3:32
    Und ich denke, das geht nur,
  • 3:32 - 3:35
    wenn Männer lernen,
    die Züge an sich zu schätzen,
  • 3:35 - 3:38
    von denen uns gesagt wurde,
    sie seien feminin
  • 3:38 - 3:40
    und dazu bereit sind,
  • 3:40 - 3:43
    von den Frauen,
    die sie verkörpern, zu lernen.
  • 3:45 - 3:46
    Also, Männer ...
  • 3:46 - 3:48
    (Lachen)
  • 3:48 - 3:52
    Ich sage nicht, dass alles,
    was wir gelernt haben, toxisch ist, okay?
  • 3:52 - 3:55
    Ich sage nicht, dass etwas
    grundsätzlich falsch an uns ist
  • 3:55 - 3:57
    und ich sage nicht,
    dass ihr keine Männer sein dürft.
  • 3:58 - 4:00
    Aber wir brauchen
    einen Ausgleich, oder nicht?
  • 4:01 - 4:02
    Wir brauchen Ausgleich
  • 4:02 - 4:06
    und die Dinge werden sich nur ändern,
    wenn wir einen ehrlichen Blick
  • 4:06 - 4:09
    auf die Skripte werfen,
    die uns von Generation zu Generation
  • 4:09 - 4:10
    vererbt wurden,
  • 4:10 - 4:15
    und auf die Rollen, die wir als Männer
    für unser Leben wählen.
  • 4:15 - 4:17
    Apropos Skripte,
  • 4:17 - 4:20
    das erste Skript bekam
    ich von meinem Papa.
  • 4:20 - 4:21
    Mein Papa ist super.
  • 4:22 - 4:28
    Er ist liebevoll, er ist freundlich,
    er ist sensibel, er ist fürsorglich,
  • 4:29 - 4:30
    er ist heute hier.
  • 4:30 - 4:34
    (Applaus)
  • 4:37 - 4:38
    Er weint.
  • 4:38 - 4:41
    (Lachen)
  • 4:41 - 4:45
    Aber (tut mir leid, Papa) als Kind
    nahm ich ihm genau das übel,
  • 4:45 - 4:47
    denn ich warf ihm vor,
    mich weich zu machen,
  • 4:47 - 4:50
    was in der Kleinstadt in Oregon,
    in der wir lebten,
  • 4:50 - 4:51
    nicht gerne gesehen wurde.
  • 4:51 - 4:53
    Denn das hieß, dass ich gemobbt wurde.
  • 4:54 - 4:56
    Mein Papa war nicht traditionell männlich.
  • 4:56 - 4:59
    Er brachte mir nicht bei,
    meine Hände zu nutzen.
  • 4:59 - 5:01
    Er brachte mir nicht bei
    zu jagen, zu kämpfen,
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    Sie wissen schon, Männersachen.
  • 5:05 - 5:07
    Stattdessen wusste er Folgendes:
  • 5:07 - 5:10
    Dass ein Mann zu sein bedeutete, zu opfern
  • 5:11 - 5:12
    und zu tun, was man kann,
  • 5:12 - 5:15
    um seine Familie versorgen zu können.
  • 5:15 - 5:18
    Aber es gab noch eine Rolle,
    die ich von meinem Papa lernte,
  • 5:18 - 5:20
    die er von seinem Papa hatte,
  • 5:20 - 5:22
    einem Staatssenator,
  • 5:22 - 5:24
    der später in seinem Leben
  • 5:24 - 5:27
    nachts als Hausmeister arbeitete,
    um seine Familie zu versorgen
  • 5:27 - 5:29
    und es nie jemandem erzählte.
  • 5:30 - 5:32
    Diese Rolle war, im Stillen zu leiden.
  • 5:32 - 5:34
    Und jetzt, drei Generationen später,
  • 5:34 - 5:36
    spiele ich diese Rolle auch.
  • 5:37 - 5:41
    Warum konnte mein Opa nicht
    einfach jemandem davon erzählen
  • 5:41 - 5:42
    und nach Hilfe fragen?
  • 5:43 - 5:47
    Warum denkt mein Papa immer noch,
    er müsse alles alleine schaffen?
  • 5:47 - 5:49
    Es gibt Männer, die eher sterben würden,
  • 5:49 - 5:52
    als zuzugeben, dass sie verletzt sind.
  • 5:52 - 5:56
    Aber das ist nicht so,
    weil wir alle der starke, stille Typ sind.
  • 5:56 - 6:00
    Ist es nicht. Viele von uns sind
    gut darin, Freunde zu finden und zu reden,
  • 6:01 - 6:03
    solang es um nichts Ernstes geht.
  • 6:03 - 6:05
    (Lachen)
  • 6:05 - 6:10
    Wenn es um die Arbeit oder Sport
    oder Politik oder Frauen geht,
  • 6:10 - 6:12
    bekommen wir den Mund problemlos auf,
  • 6:13 - 6:15
    aber wenn es um Unsicherheiten
    oder Probleme geht
  • 6:16 - 6:18
    oder die Angst zu versagen,
  • 6:19 - 6:21
    dann sind wir wie gelähmt.
  • 6:21 - 6:23
    Zumindest ist es bei mir so.
  • 6:25 - 6:28
    Ich habe unter anderem versucht,
    damit aufzuhören,
  • 6:28 - 6:29
    mich so zu verhalten,
  • 6:29 - 6:33
    indem ich Situationen schaffe,die mich
    dazu zwingen, verletzlich zu sein.
  • 6:34 - 6:38
    Wenn also etwas passiert,
    bei dem ich Scham empfinde,
  • 6:38 - 6:40
    setze ich mich damit auseinander,
  • 6:41 - 6:43
    egal wie beängstigend es ist --
  • 6:43 - 6:47
    und manchmal sogar öffentlich.
  • 6:47 - 6:49
    Denn wenn ich das mache,
  • 6:49 - 6:50
    nehme ich dieser Sache seine Macht
  • 6:50 - 6:53
    und das Zeigen meiner Verletzlichkeit
  • 6:53 - 6:56
    kann anderen Männern die Chance geben,
    es genauso zu machen.
  • 6:57 - 7:00
    Als Beispiel: Vor einer Weile
  • 7:00 - 7:02
    kämpfte ich mit etwas in meinem Leben,
  • 7:02 - 7:05
    über das ich unbedingt
    mit meinen Jungs reden musste,
  • 7:06 - 7:09
    aber ich war so starr vor Angst,
  • 7:09 - 7:11
    dass sie mich verurteilen würden
  • 7:11 - 7:15
    und ich meine Position
    als Anführer verliere,
  • 7:15 - 7:20
    dass ich sie raus aus der Stadt
    auf einen drei-Tage-Männer-Trip einlud ...
  • 7:20 - 7:21
    (Lachen)
  • 7:21 - 7:24
    Nur um mich ihnen zu öffnen.
    Und wissen Sie was?
  • 7:24 - 7:27
    Erst am Ende des dritten Tages
  • 7:27 - 7:31
    fand ich den Mut,
    mit ihnen über das zu reden,
  • 7:31 - 7:32
    was mich so belastete.
  • 7:33 - 7:36
    Aber dann merkte ich etwas Unglaubliches.
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    Ich war nicht alleine damit,
  • 7:38 - 7:40
    denn meine Jungs hatten auch Probleme.
  • 7:41 - 7:45
    Und als ich genug Kraft gefunden hatte,
    meine Scham zu teilen,
  • 7:45 - 7:47
    war sie verschwunden.
  • 7:48 - 7:49
    Ich habe inzwischen gelernt,
  • 7:49 - 7:51
    dass, wenn ich Verletzlichkeit üben will,
  • 7:51 - 7:54
    ich mir ein System der
    Verantwortlichkeit aufbauen muss.
  • 7:54 - 7:57
    Ich habe wirklich Glück als Schauspieler.
  • 7:58 - 8:01
    Ich habe tolle Fans,
  • 8:01 - 8:04
    sie sind süß und engagiert,
  • 8:04 - 8:06
    also entschied ich, meine Plattform
  • 8:06 - 8:08
    als trojanisches Pferd zu nutzen,
  • 8:08 - 8:12
    wo ich täglich üben konnte,
    authentisch und verletzlich zu sein.
  • 8:13 - 8:15
    Die Reaktionen waren unglaublich.
  • 8:16 - 8:19
    Sie waren bestätigend.
    Sie waren herzerwärmend.
  • 8:19 - 8:23
    Ich bekam täglich positive Nachrichten
    und Lob von der Presse.
  • 8:24 - 8:27
    Aber alles von einer
    bestimmten Demografie:
  • 8:28 - 8:29
    Frauen.
  • 8:29 - 8:32
    (Lachen)
  • 8:32 - 8:33
    Das ist echt.
  • 8:36 - 8:38
    Warum folgen mir nur Frauen?
  • 8:38 - 8:40
    Wo sind die Männer?
  • 8:40 - 8:42
    (Lachen)
  • 8:42 - 8:44
    Vor einem Jahr postete ich dieses Foto.
  • 8:46 - 8:49
    Danach schaute ich durch die Kommentare
  • 8:49 - 8:53
    und sah, dass eine Frau
    ihren Freund unter dem Bild markiert hatte
  • 8:53 - 8:55
    und der Freund hatte
    Folgendes geantwortet:
  • 8:55 - 8:59
    "Hör bitte auf, mich unter
    schwulem Scheiß zu markieren.
  • 8:59 - 9:00
    Danke."
  • 9:00 - 9:03
    (Lachen)
  • 9:03 - 9:05
    Als ob schwul zu sein
    einen weniger männlich macht, oder?
  • 9:06 - 9:08
    Also atmete ich tief durch
  • 9:09 - 9:11
    und antwortete.
  • 9:12 - 9:14
    Ich sagte, sehr höflich,
  • 9:14 - 9:16
    dass ich neugierig war,
  • 9:16 - 9:18
    denn ich war dabei,
    Männlichkeit zu entdecken,
  • 9:18 - 9:21
    ich wollte wissen,
    warum meine Liebe zu meiner Frau
  • 9:21 - 9:23
    schwuler Scheiß war.
  • 9:23 - 9:26
    Und ich sagte, dass ich
    wirklich nur lernen wolle.
  • 9:26 - 9:31
    (Lachen)
  • 9:31 - 9:34
    Er antwortete mir sofort.
  • 9:34 - 9:38
    Ich dachte, er würde mich beleidigen,
    aber er entschuldigte sich.
  • 9:39 - 9:42
    Er erzählte mir,
    dass er von klein auf gelernt hatte,
  • 9:42 - 9:45
    dass öffentliche Zuneigung
    von oben herab betrachtet wird.
  • 9:45 - 9:49
    Er erzählte mir, dass er
    mit seinem Ego zu kämpfen hatte
  • 9:49 - 9:51
    und wie sehr er seine Freundin liebte
  • 9:51 - 9:54
    und wie dankbar er für ihre Geduld war.
  • 9:56 - 9:57
    Ein paar Wochen später,
  • 9:57 - 9:59
    schrieb er mir wieder.
  • 10:00 - 10:02
    Dieses Mal war es ein Foto,
  • 10:03 - 10:05
    auf dem er ihr einen Antrag machte.
  • 10:05 - 10:10
    (Applaus)
  • 10:10 - 10:12
    Und er sagte nur: "Danke."
  • 10:13 - 10:15
    Ich war mal dieser Typ.
  • 10:15 - 10:17
    Ich verstehe das.
  • 10:17 - 10:19
    Öffentlich hatte er
    nur seine Rolle gespielt,
  • 10:19 - 10:21
    das Weibliche abzulehnen, oder?
  • 10:21 - 10:25
    Aber er hat nur darauf gewartet,
    sich ausdrücken zu können,
  • 10:25 - 10:26
    wahrgenommen zu werden
  • 10:26 - 10:28
    und er brauchte nur einen anderen Mann,
  • 10:28 - 10:31
    der ihn verantwortlich hielt
    und ihm den Raum gab, zu fühlen
  • 10:31 - 10:33
    und die Veränderung kam sofort.
  • 10:33 - 10:36
    Diese Erfahrung war toll,
  • 10:36 - 10:38
    denn sie zeigte mir,
    dass Veränderung möglich war,
  • 10:38 - 10:40
    selbst über Textnachrichten.
  • 10:41 - 10:44
    Ich wollte herausfinden,
    wie ich mehr Männer erreichen kann,
  • 10:44 - 10:46
    aber natürlich folgte mir
    keiner von ihnen.
  • 10:46 - 10:48
    (Lachen)
  • 10:48 - 10:50
    Also startete ich ein Experiment.
  • 10:50 - 10:53
    Ich fing an, mehr stereotypisch
    maskuline Dinge zu posten --
  • 10:53 - 10:55
    (Lachen)
  • 10:55 - 10:59
    wie meine anstrengenden Workouts,
    meinen Essensplan,
  • 10:59 - 11:02
    mein Heilungsprozess
    nach einer Verletzung.
  • 11:02 - 11:04
    Und was passierte?
  • 11:05 - 11:07
    Männer fingen an, mir zu schreiben.
  • 11:07 - 11:11
    Und dann, aus dem Nichts,
    zum ersten Mal in meiner Karriere,
  • 11:11 - 11:13
    meldete sich ein Fitnessmagazin für Männer
  • 11:14 - 11:17
    und sie sagten, sie wollten
    mich als eine ihrer Inspirationen ehren.
  • 11:19 - 11:23
    (Lachen)
  • 11:23 - 11:25
    War das wirklich inspirierend?
  • 11:27 - 11:28
    Oder einfach nur konform?
  • 11:29 - 11:30
    Und das ist das Problem.
  • 11:30 - 11:32
    Es ist cool für Männer, mir zu folgen,
  • 11:32 - 11:35
    wenn ich über Männer-Kram rede
  • 11:35 - 11:37
    und den Geschlechterrollen entspreche.
  • 11:38 - 11:42
    Aber wenn ich darüber rede,
    wie sehr ich meine Frau liebe,
  • 11:42 - 11:45
    oder meine Tochter
    oder meinen 10 Tage alten Sohn,
  • 11:46 - 11:51
    oder wenn ich sage, dass die Ehe
    herausfordernd aber wunderschön ist,
  • 11:51 - 11:54
    oder wie ich als Mann mit
    Körperdysmorphie zu kämpfen habe,
  • 11:54 - 11:57
    oder wenn ich Gleichberechtigung
    unterstütze, kommen nur Frauen.
  • 11:58 - 12:00
    Wo sind die Männer?
  • 12:01 - 12:04
    Also, Männer, Männer, Männer,
  • 12:06 - 12:07
    Männer!
  • 12:07 - 12:11
    (Applaus)
  • 12:15 - 12:17
    Ich verstehe euch.
  • 12:17 - 12:19
    Wenn wir jünger sind,
    fordern wir uns heraus.
  • 12:20 - 12:22
    Wir müssen die härtesten,
  • 12:22 - 12:24
    die stärksten und mutigsten Männer sein.
  • 12:24 - 12:29
    Und für viele von uns, auch für mich,
    drehen sich unsere Identitäten darum,
  • 12:29 - 12:32
    ob wir am Ende das Tages
    das Gefühl haben, Mann genug zu sein.
  • 12:33 - 12:36
    Aber ich hab eine Herausforderung
    für euch alle, Jungs,
  • 12:36 - 12:38
    denn Männer lieben Herausforderungen.
  • 12:38 - 12:39
    (Lachen)
  • 12:40 - 12:43
    Ich fordere euch heraus, zu testen,
    ob ihr mit den Eigenschaften,
  • 12:43 - 12:45
    mit denen ihr euch männlich fühlt,
  • 12:45 - 12:47
    auch tiefer in euch hinein hören könnt.
  • 12:48 - 12:52
    Eure Stärke, euer Mut, eure Härte:
  • 12:52 - 12:56
    Können wir sie neu interpretieren und
    nutzen, um uns selbst kennen zu lernen?
  • 12:58 - 13:00
    Seid ihr mutig genug,
  • 13:00 - 13:02
    um verletzlich zu sein?
  • 13:04 - 13:06
    Um nach Hilfe zu fragen?
  • 13:07 - 13:09
    Euch auf eure Scham einzulassen?
  • 13:10 - 13:12
    Seid ihr stark genug, um sensibel zu sein,
  • 13:13 - 13:15
    um zu weinen, wenn ihr verletzt seid
  • 13:15 - 13:17
    oder auch glücklich,
  • 13:17 - 13:19
    auch wenn ihr dann schwach ausseht?
  • 13:20 - 13:22
    Seid ihr selbstbewusst genug,
  • 13:22 - 13:25
    um den Frauen in eurem Leben zuzuhören?
  • 13:26 - 13:28
    Um ihre Ideen und Lösungen zu hören?
  • 13:28 - 13:30
    Um ihre Qualen zu sehen
  • 13:30 - 13:32
    und ihnen tatsächlich zu glauben,
  • 13:32 - 13:34
    auch wenn das, was sie sagen,
    gegen euch geht?
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    Und werdet ihr Mann genug sein,
  • 13:38 - 13:41
    um euch gegen andere Männer zu behaupten,
    wenn ihr "Männergespräche" hört,
  • 13:41 - 13:44
    wenn ihr Geschichten
    von sexueller Belästigung hört?
  • 13:44 - 13:47
    Wenn Jungs übers Arschgrapschen reden
    ober sie abfüllen wollen,
  • 13:47 - 13:49
    werdet ihr etwas dagegen machen,
  • 13:49 - 13:52
    damit wir eines Tages in
    keiner Welt mehr leben,
  • 13:52 - 13:53
    in der eine Frau alles riskiert,
  • 13:53 - 13:55
    wenn sie die Worte "Me Too" sagt?
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    (Applaus)
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    und beendete ihren Gedanken für sie.
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  • 14:41 - 14:45
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  • 14:45 - 14:46
    Es geschah unbewusst.
  • 14:46 - 14:48
    Hier bin ich also, leiste meinen Teil,
  • 14:48 - 14:50
    versuche ein Feminist zu sein
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    und die Stimmen der Frauen
    weltweit zu stärken
  • 14:52 - 14:54
    und zuhause benutze ich dann
  • 14:54 - 14:58
    meine lautere Stimme, um die der Frau,
    die ich am meisten liebe, zu übertönen.
  • 15:00 - 15:02
    Also stellte ich mir eine schwere Frage:
  • 15:03 - 15:05
    Bin ich Mann genug,
  • 15:05 - 15:07
    um die Klappe zu halten und zuzuhören?
  • 15:07 - 15:09
    (Lachen)
  • 15:09 - 15:12
    (Applaus)
  • 15:12 - 15:15
    Ich bin ehrlich. Ich wünschte,
    das gäbe keinen Applaus.
  • 15:15 - 15:16
    (Lachen)
  • 15:18 - 15:20
    Jungs,
  • 15:20 - 15:21
    das hier ist echt.
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    Und ich kratze nur an der Oberfläche,
  • 15:24 - 15:27
    denn je tiefer wir gehen,
    desto hässlicher wird es.
  • 15:27 - 15:30
    Ich habe nicht die Zeit, um über Pornos
    oder Gewalt an Frauen
  • 15:30 - 15:33
    oder die Rollenverteilung im Haushalt
  • 15:33 - 15:36
    oder die geschlechtsspezifische
    Lohnlücke zu sprechen.
  • 15:36 - 15:39
    Aber ich glaube, für Männer
    ist es an der Zeit,
  • 15:39 - 15:41
    dass wir unsere Privilegien ignorieren
  • 15:41 - 15:43
    und erkennen, dass wir
    nicht nur Teil des Problems sind.
  • 15:43 - 15:45
    Jungs, wir sind das Problem.
  • 15:45 - 15:48
    Das Glasdach ist da,
    weil wir es gebaut haben
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    und wenn wir Teil der Lösung sein wollen,
  • 15:50 - 15:52
    dann reichen Worte nicht mehr.
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    Es gibt ein Zitat, das ich liebe,
    aus den Bahá'í-Schriften.
  • 15:58 - 16:02
    Es besagt: "Die Welt der Menschlichkeit
    besteht aus zwei Flügeln,
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    dem männlichen und dem weiblichen.
  • 16:05 - 16:09
    Solang diese zwei Flügel
    nicht gleich stark sind,
  • 16:09 - 16:11
    kann der Vogel nicht fliegen."
  • 16:13 - 16:15
    Also, Frauen,
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    im Namen all der Männer auf der Welt,
  • 16:19 - 16:21
    die so fühlen wie ich,
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    bitte verzeiht uns,
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    dass wir uns nicht auf
    eure Stärke verlassen haben.
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    Ich möchte euch bitten, uns zu helfen,
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    denn wir können das nicht alleine.
  • 16:34 - 16:36
    Wir sind Männer. Wir werden es versauen.
  • 16:36 - 16:39
    Wir werden das Falsche sagen.
    Wir werden den falschen Ton treffen.
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    Wir werden euch wahrscheinlich
    irgendwie beleidigen.
  • 16:42 - 16:44
    Aber verliert die Hoffnung nicht.
  • 16:45 - 16:47
    Wir sind nur wegen euch hier
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    und wie ihr, müssen wir Männer
    ebenfalls aufstehen
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    und eure Verbündeten werden,
  • 16:53 - 16:56
    während ihr gegen
    so ziemlich alles kämpft.
  • 16:56 - 17:00
    Wir brauchen eure Hilfe,
    unsere Verletzlichkeit zu feiern
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    und brauchen eure Geduld,
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    während wir die lange, lange Reise
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    von unseren Köpfen
    zu unseren Herzen starten.
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    Und schließlich an alle Eltern:
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    Statt unseren Kindern beizubringen,
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    mutige Jungs und hübsche Mädchen zu sein,
  • 17:20 - 17:24
    können wir ihnen nicht einfach beibringen,
    gute Menschen zu sein?
  • 17:26 - 17:28
    Zurück zu meinem Papa.
  • 17:29 - 17:34
    Klar, als ich jung war,
    hatten wir unsere Probleme, wie jeder,
  • 17:34 - 17:37
    aber jetzt weiß ich, dass ich nur
    dank seiner Sensibilität
  • 17:37 - 17:39
    und seiner emotionalen Intelligenz sehe,
  • 17:39 - 17:42
    wo ich jetzt stehe
    und überhaupt zu Ihnen spreche.
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    Der Groll, den ich ihm gegenüber hatte,
    hatte nichts mit ihm zu tun.
  • 17:47 - 17:52
    Es lag nur an mir und meinem Wunsch,
    akzeptiert zu werden
  • 17:52 - 17:55
    und eine Rolle zu spielen,
    die nie für mich bestimmt war.
  • 17:55 - 17:58
    Mein Papa brachte mir also nicht bei,
    meine Händen zu nutzen,
  • 18:00 - 18:02
    er brachte mir bei, mein Herz zu nutzen
  • 18:02 - 18:05
    und für mich macht ihn das mehr
    zum Mann als alles andere.
  • 18:06 - 18:07
    Danke.
  • 18:07 - 18:10
    (Applaus)
Title:
Warum ich nicht mehr "Mann genug" sein will
Speaker:
Justin Baldoni
Description:

Justin Baldoni möchte anfangen, Maskulinität neu zu definieren - er möchte Wege finden, nicht nur ein guter Mann, sondern ein guter Mensch zu sein. In einem herzlichen, persönlichen Vortrag teilt er seinen Versuch, wer er ist mit dem zu vereinen, was die Welt von ihm als Mann erwartet. Und er hat eine Aufgabe für die Männer: "Versucht die Eigenschaften an euch, die euch als Männer fühlen lassen, zu nutzen, um tiefer zu gehen", sagt er. "Eure Stärke, euren Mut, eure Härte: Seid ihr mutig genug, um verletzlich zu sein? Seid ihr stark genug, um sensibel zu sein? Seid ihr selbstbewusst genug, um den Frauen in eurem Leben zuzuhören?"

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
18:31

German subtitles

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