Als Schauspieler bekomme ich Skripte
und es ist mein Job,
mich an sie zu halten,
meinen Text aufzusagen
und einen Charakter zum Leben zu erwecken,
den jemand anderes geschrieben hat.
Im Laufe meiner Karriere
hatte ich die große Ehre,
einige der größten männlichen
Vorbilder der Fernsehgeschichte
verkörpern zu dürfen.
Sie kennen mich vielleicht als Gigolo #1,
(Lachen)
"Fotografen-Date-Vergewaltiger",
den "oberkörperfreien Vergewaltiger"
aus dem preisgekrönten Film
"The Bay: Hai-Alarm!"
(Lachen)
als "oberkörperfreien Medizinstudent",
"oberkörperfreien
steroidabhängiger Trickbetrüger"
und in meiner wohl
bekanntesten Rolle als Rafael.
(Applaus)
Ein nachdenklicher Ex-Playboy,
der sich ausgerechnet
in eine Jungrau verliebt
und nur ab und zu mal
oben-ohne zu sehen ist.
(Lachen)
Diese Rollen sind nicht
die Art Mann, die ich in echt bin,
aber das liebe ich am Schauspiel so sehr.
Es erlaubt mir in Charakteren zu leben,
die sich von mir völlig unterscheiden.
Aber ich war überrascht,
als ich diese Rollen bekam,
denn die meisten Männer, die ich spiele,
strotzen vor Machismo, Charisma und Macht,
und wenn ich in den Spiegel blicke,
sehe ich mich selbst nicht so.
Aber so sah Hollywood mich
und irgendwann sah ich eine Parallele
zwischen den Rollen,
die ich als Mann spielte,
sowohl vor der Kamera als auch dahinter.
Mein ganzes Leben lang tat ich so,
als wäre ich ein Mann, der ich nicht bin.
Ich tat so als wäre ich stark,
wenn ich mich schwach fühlte,
selbstbewusst, wenn ich unsicher war
und als wäre alles in Ordnung,
wenn ich verletzt war.
Im Grunde genommen habe ich meistens
nur eine Show abgezogen,
aber ich bin es leid, mich zu verstellen.
Denn ich kann Ihnen sagen:
Es ist ermüdend,
ständig für alle
'Mann genug' sein zu wollen.
Nicht wahr?
(Lachen)
Mein Bruder hat das gehört.
Solange ich denken kann,
wurde mir vorgeschrieben,
zu was für einem Mann
ich heranzuwachsen habe.
Als kleiner Junge wollte ich nur
von den anderen Jungs gemocht werden,
aber das bedeutete, dass ich
eine nahezu angewiderte Haltung
gegenüber dem Femininen einnehmen musste
Und da feminin angeblich
das Gegenteil von maskulin ist,
musste ich es entweder ablehnen,
diese Eigenschaften zu verkörpern
oder selbst Ablehnung erfahren.
Das ist das Skript, das man uns vorgab.
Oder? Mädchen sind schwach
und Jungs sind stark.
Das ist es, was Milliarden
von Jungen und Mädchen
überall unterbewusst vermittelt wird,
so wie mir auch.
Ich als Mann bin heute hier, um zu sagen,
dass das falsch ist, dass es toxisch ist
und dass es aufhören muss.
(Applaus)
Ich bin nicht für
eine Geschichtsstunde hier.
Wir wissen alle,
wie wir hier gelandet sind, oder?
Aber ich bin nur ein Kerl,
der nach 30 Jahren merkt,
dass er in einem
inneren Konflikt gelebt hat,
einem Konflikt zwischen dem,
wie er im Inneren ist
und dem, was die Welt ihm sagt,
was für ein Mann er sein soll.
Aber ich will nicht
zu der aktuellen, kaputten Definition
von Männlichkeit passen,
denn ich will nicht nur
ein guter Mann sein.
Ich will ein guter Mensch sein.
Und ich denke, das geht nur,
wenn Männer lernen,
die Züge an sich zu schätzen,
von denen uns gesagt wurde,
sie seien feminin
und dazu bereit sind,
von den Frauen,
die sie verkörpern, zu lernen.
Also, Männer ...
(Lachen)
Ich sage nicht, dass alles,
was wir gelernt haben, toxisch ist, okay?
Ich sage nicht, dass etwas
grundsätzlich falsch an uns ist
und ich sage nicht,
dass ihr keine Männer sein dürft.
Aber wir brauchen
einen Ausgleich, oder nicht?
Wir brauchen Ausgleich
und die Dinge werden sich nur ändern,
wenn wir einen ehrlichen Blick
auf die Skripte werfen,
die uns von Generation zu Generation
vererbt wurden,
und auf die Rollen, die wir als Männer
für unser Leben wählen.
Apropos Skripte,
das erste Skript bekam
ich von meinem Papa.
Mein Papa ist super.
Er ist liebevoll, er ist freundlich,
er ist sensibel, er ist fürsorglich,
er ist heute hier.
(Applaus)
Er weint.
(Lachen)
Aber (tut mir leid, Papa) als Kind
nahm ich ihm genau das übel,
denn ich warf ihm vor,
mich weich zu machen,
was in der Kleinstadt in Oregon,
in der wir lebten,
nicht gerne gesehen wurde.
Denn das hieß, dass ich gemobbt wurde.
Mein Papa war nicht traditionell männlich.
Er brachte mir nicht bei,
meine Hände zu nutzen.
Er brachte mir nicht bei
zu jagen, zu kämpfen,
Sie wissen schon, Männersachen.
Stattdessen wusste er Folgendes:
Dass ein Mann zu sein bedeutete, zu opfern
und zu tun, was man kann,
um seine Familie versorgen zu können.
Aber es gab noch eine Rolle,
die ich von meinem Papa lernte,
die er von seinem Papa hatte,
einem Staatssenator,
der später in seinem Leben
nachts als Hausmeister arbeitete,
um seine Familie zu versorgen
und es nie jemandem erzählte.
Diese Rolle war, im Stillen zu leiden.
Und jetzt, drei Generationen später,
spiele ich diese Rolle auch.
Warum konnte mein Opa nicht
einfach jemandem davon erzählen
und nach Hilfe fragen?
Warum denkt mein Papa immer noch,
er müsse alles alleine schaffen?
Es gibt Männer, die eher sterben würden,
als zuzugeben, dass sie verletzt sind.
Aber das ist nicht so,
weil wir alle der starke, stille Typ sind.
Ist es nicht. Viele von uns sind
gut darin, Freunde zu finden und zu reden,
solang es um nichts Ernstes geht.
(Lachen)
Wenn es um die Arbeit oder Sport
oder Politik oder Frauen geht,
bekommen wir den Mund problemlos auf,
aber wenn es um Unsicherheiten
oder Probleme geht
oder die Angst zu versagen,
dann sind wir wie gelähmt.
Zumindest ist es bei mir so.
Ich habe unter anderem versucht,
damit aufzuhören,
mich so zu verhalten,
indem ich Situationen schaffe,die mich
dazu zwingen, verletzlich zu sein.
Wenn also etwas passiert,
bei dem ich Scham empfinde,
setze ich mich damit auseinander,
egal wie beängstigend es ist --
und manchmal sogar öffentlich.
Denn wenn ich das mache,
nehme ich dieser Sache seine Macht
und das Zeigen meiner Verletzlichkeit
kann anderen Männern die Chance geben,
es genauso zu machen.
Als Beispiel: Vor einer Weile
kämpfte ich mit etwas in meinem Leben,
über das ich unbedingt
mit meinen Jungs reden musste,
aber ich war so starr vor Angst,
dass sie mich verurteilen würden
und ich meine Position
als Anführer verliere,
dass ich sie raus aus der Stadt
auf einen drei-Tage-Männer-Trip einlud ...
(Lachen)
Nur um mich ihnen zu öffnen.
Und wissen Sie was?
Erst am Ende des dritten Tages
fand ich den Mut,
mit ihnen über das zu reden,
was mich so belastete.
Aber dann merkte ich etwas Unglaubliches.
Ich war nicht alleine damit,
denn meine Jungs hatten auch Probleme.
Und als ich genug Kraft gefunden hatte,
meine Scham zu teilen,
war sie verschwunden.
Ich habe inzwischen gelernt,
dass, wenn ich Verletzlichkeit üben will,
ich mir ein System der
Verantwortlichkeit aufbauen muss.
Ich habe wirklich Glück als Schauspieler.
Ich habe tolle Fans,
sie sind süß und engagiert,
also entschied ich, meine Plattform
als trojanisches Pferd zu nutzen,
wo ich täglich üben konnte,
authentisch und verletzlich zu sein.
Die Reaktionen waren unglaublich.
Sie waren bestätigend.
Sie waren herzerwärmend.
Ich bekam täglich positive Nachrichten
und Lob von der Presse.
Aber alles von einer
bestimmten Demografie:
Frauen.
(Lachen)
Das ist echt.
Warum folgen mir nur Frauen?
Wo sind die Männer?
(Lachen)
Vor einem Jahr postete ich dieses Foto.
Danach schaute ich durch die Kommentare
und sah, dass eine Frau
ihren Freund unter dem Bild markiert hatte
und der Freund hatte
Folgendes geantwortet:
"Hör bitte auf, mich unter
schwulem Scheiß zu markieren.
Danke."
(Lachen)
Als ob schwul zu sein
einen weniger männlich macht, oder?
Also atmete ich tief durch
und antwortete.
Ich sagte, sehr höflich,
dass ich neugierig war,
denn ich war dabei,
Männlichkeit zu entdecken,
ich wollte wissen,
warum meine Liebe zu meiner Frau
schwuler Scheiß war.
Und ich sagte, dass ich
wirklich nur lernen wolle.
(Lachen)
Er antwortete mir sofort.
Ich dachte, er würde mich beleidigen,
aber er entschuldigte sich.
Er erzählte mir,
dass er von klein auf gelernt hatte,
dass öffentliche Zuneigung
von oben herab betrachtet wird.
Er erzählte mir, dass er
mit seinem Ego zu kämpfen hatte
und wie sehr er seine Freundin liebte
und wie dankbar er für ihre Geduld war.
Ein paar Wochen später,
schrieb er mir wieder.
Dieses Mal war es ein Foto,
auf dem er ihr einen Antrag machte.
(Applaus)
Und er sagte nur: "Danke."
Ich war mal dieser Typ.
Ich verstehe das.
Öffentlich hatte er
nur seine Rolle gespielt,
das Weibliche abzulehnen, oder?
Aber er hat nur darauf gewartet,
sich ausdrücken zu können,
wahrgenommen zu werden
und er brauchte nur einen anderen Mann,
der ihn verantwortlich hielt
und ihm den Raum gab, zu fühlen
und die Veränderung kam sofort.
Diese Erfahrung war toll,
denn sie zeigte mir,
dass Veränderung möglich war,
selbst über Textnachrichten.
Ich wollte herausfinden,
wie ich mehr Männer erreichen kann,
aber natürlich folgte mir
keiner von ihnen.
(Lachen)
Also startete ich ein Experiment.
Ich fing an, mehr stereotypisch
maskuline Dinge zu posten --
(Lachen)
wie meine anstrengenden Workouts,
meinen Essensplan,
mein Heilungsprozess
nach einer Verletzung.
Und was passierte?
Männer fingen an, mir zu schreiben.
Und dann, aus dem Nichts,
zum ersten Mal in meiner Karriere,
meldete sich ein Fitnessmagazin für Männer
und sie sagten, sie wollten
mich als eine ihrer Inspirationen ehren.
(Lachen)
War das wirklich inspirierend?
Oder einfach nur konform?
Und das ist das Problem.
Es ist cool für Männer, mir zu folgen,
wenn ich über Männer-Kram rede
und den Geschlechterrollen entspreche.
Aber wenn ich darüber rede,
wie sehr ich meine Frau liebe,
oder meine Tochter
oder meinen 10 Tage alten Sohn,
oder wenn ich sage, dass die Ehe
herausfordernd aber wunderschön ist,
oder wie ich als Mann mit
Körperdysmorphie zu kämpfen habe,
oder wenn ich Gleichberechtigung
unterstütze, kommen nur Frauen.
Wo sind die Männer?
Also, Männer, Männer, Männer,
Männer!
(Applaus)
Ich verstehe euch.
Wenn wir jünger sind,
fordern wir uns heraus.
Wir müssen die härtesten,
die stärksten und mutigsten Männer sein.
Und für viele von uns, auch für mich,
drehen sich unsere Identitäten darum,
ob wir am Ende das Tages
das Gefühl haben, Mann genug zu sein.
Aber ich hab eine Herausforderung
für euch alle, Jungs,
denn Männer lieben Herausforderungen.
(Lachen)
Ich fordere euch heraus, zu testen,
ob ihr mit den Eigenschaften,
mit denen ihr euch männlich fühlt,
auch tiefer in euch hinein hören könnt.
Eure Stärke, euer Mut, eure Härte:
Können wir sie neu interpretieren und
nutzen, um uns selbst kennen zu lernen?
Seid ihr mutig genug,
um verletzlich zu sein?
Um nach Hilfe zu fragen?
Euch auf eure Scham einzulassen?
Seid ihr stark genug, um sensibel zu sein,
um zu weinen, wenn ihr verletzt seid
oder auch glücklich,
auch wenn ihr dann schwach ausseht?
Seid ihr selbstbewusst genug,
um den Frauen in eurem Leben zuzuhören?
Um ihre Ideen und Lösungen zu hören?
Um ihre Qualen zu sehen
und ihnen tatsächlich zu glauben,
auch wenn das, was sie sagen,
gegen euch geht?
Und werdet ihr Mann genug sein,
um euch gegen andere Männer zu behaupten,
wenn ihr "Männergespräche" hört,
wenn ihr Geschichten
von sexueller Belästigung hört?
Wenn Jungs übers Arschgrapschen reden
ober sie abfüllen wollen,
werdet ihr etwas dagegen machen,
damit wir eines Tages in
keiner Welt mehr leben,
in der eine Frau alles riskiert,
wenn sie die Worte "Me Too" sagt?
(Applaus)
[Weitere Vorträge auf TED.com]
Das hier ist ernst.
Ich musste einen
ehrlichen Blick darauf werfen,
wie ich den Frauen in meinem Leben
unbewusst weh getan habe
und es ist nicht schön.
Meine Frau sagte mir, dass ich sie
mit einer Angewohnheit verletzte
und nichts daran änderte.
Manchmal, wenn sie redete,
zuhause oder in der Öffentlichkeit,
unterbrach ich sie mitten im Satz
und beendete ihren Gedanken für sie.
Es ist schrecklich.
Das Schlimmste war,
dass ich es nicht mal merkte.
Es geschah unbewusst.
Hier bin ich also, leiste meinen Teil,
versuche ein Feminist zu sein
und die Stimmen der Frauen
weltweit zu stärken
und zuhause benutze ich dann
meine lautere Stimme, um die der Frau,
die ich am meisten liebe, zu übertönen.
Also stellte ich mir eine schwere Frage:
Bin ich Mann genug,
um die Klappe zu halten und zuzuhören?
(Lachen)
(Applaus)
Ich bin ehrlich. Ich wünschte,
das gäbe keinen Applaus.
(Lachen)
Jungs,
das hier ist echt.
Und ich kratze nur an der Oberfläche,
denn je tiefer wir gehen,
desto hässlicher wird es.
Ich habe nicht die Zeit, um über Pornos
oder Gewalt an Frauen
oder die Rollenverteilung im Haushalt
oder die geschlechtsspezifische
Lohnlücke zu sprechen.
Aber ich glaube, für Männer
ist es an der Zeit,
dass wir unsere Privilegien ignorieren
und erkennen, dass wir
nicht nur Teil des Problems sind.
Jungs, wir sind das Problem.
Das Glasdach ist da,
weil wir es gebaut haben
und wenn wir Teil der Lösung sein wollen,
dann reichen Worte nicht mehr.
Es gibt ein Zitat, das ich liebe,
aus den Bahá'í-Schriften.
Es besagt: "Die Welt der Menschlichkeit
besteht aus zwei Flügeln,
dem männlichen und dem weiblichen.
Solang diese zwei Flügel
nicht gleich stark sind,
kann der Vogel nicht fliegen."
Also, Frauen,
im Namen all der Männer auf der Welt,
die so fühlen wie ich,
bitte verzeiht uns,
dass wir uns nicht auf
eure Stärke verlassen haben.
Ich möchte euch bitten, uns zu helfen,
denn wir können das nicht alleine.
Wir sind Männer. Wir werden es versauen.
Wir werden das Falsche sagen.
Wir werden den falschen Ton treffen.
Wir werden euch wahrscheinlich
irgendwie beleidigen.
Aber verliert die Hoffnung nicht.
Wir sind nur wegen euch hier
und wie ihr, müssen wir Männer
ebenfalls aufstehen
und eure Verbündeten werden,
während ihr gegen
so ziemlich alles kämpft.
Wir brauchen eure Hilfe,
unsere Verletzlichkeit zu feiern
und brauchen eure Geduld,
während wir die lange, lange Reise
von unseren Köpfen
zu unseren Herzen starten.
Und schließlich an alle Eltern:
Statt unseren Kindern beizubringen,
mutige Jungs und hübsche Mädchen zu sein,
können wir ihnen nicht einfach beibringen,
gute Menschen zu sein?
Zurück zu meinem Papa.
Klar, als ich jung war,
hatten wir unsere Probleme, wie jeder,
aber jetzt weiß ich, dass ich nur
dank seiner Sensibilität
und seiner emotionalen Intelligenz sehe,
wo ich jetzt stehe
und überhaupt zu Ihnen spreche.
Der Groll, den ich ihm gegenüber hatte,
hatte nichts mit ihm zu tun.
Es lag nur an mir und meinem Wunsch,
akzeptiert zu werden
und eine Rolle zu spielen,
die nie für mich bestimmt war.
Mein Papa brachte mir also nicht bei,
meine Händen zu nutzen,
er brachte mir bei, mein Herz zu nutzen
und für mich macht ihn das mehr
zum Mann als alles andere.
Danke.
(Applaus)