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Roberto Mangabeira Unger - "Über das kleine Leben hinaus: Ein Brief an junge Leute"

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    Während wir unsere Kindheit durchleben,
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    ist jeder von uns eine Sammlung von
    alternativen Wegen, eine Person zu werden
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    stellt sich viele verschiedene Richtungen
    von Handlung und Leben vor
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    die man später nehmen kann.
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    Jedoch können wir nicht
    alles in der Welt sein,
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    wir müssen einen Weg wählen
    und andere Wege ablehnen.
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    Diese für unsere Selbstentwicklung
    unverzichtbare Ablehnung
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    ist auch eine Verstümmelung.
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    Indem wir wählen weil wir müssen
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    werfen wir viele Aspekte
    unserer Menschlickeit beiseite.
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    Wenn wir diese jedoch vollständig ablegen
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    werden wir weniger
    als vollständig menschlich.
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    Irgendwie müssen wir weiterhin
    die Bewegungen der Gliedmassen fühlen
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    die wir abgeschnitten haben.
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    Zu lernen wie man sie fühlt
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    ist die erste bedeutende Arbeit
    der Vorstellungskraft.
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    Später, als Erwachsene,
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    kämpfen wir in der Welt und gegen sie.
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    Wir gewöhnen uns an eine Art
    von Leben und Tun.
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    Um jeden von uns
    beginnt sich eine Mumie zu bilden,
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    die unsere Reichweite und Vision vermindert
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    indem sie sie an unsere Umstände anpasst.
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    Wir beginnen viele kleine Tode zu sterben.
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    Unser Ziel sollte es sein,
    nur einmal zu sterben.
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    Wir können nur weiterleben,
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    indem wir aus der Mumie ausbrechen.
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    Wir können nur aus ihr ausbrechen,
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    indem wir uns einige der
    Sicherheitsmassnahmen verweigern
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    mit denen wir uns schützen gegen
    die Frustration unserer Sehnsüchte
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    und das Scheitern unserer Ambitionen.
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    Leben kommt vor Güte,
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    denn Vitalität ist die Voraussetzung für
    nachhaltiges und grossherziges Mitgefühl.
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    Wir werden in eine grosse und mysteriöse
    Dunkelheit getaucht,
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    die unser Geist nur an den Rändern
    durchdringen kann.
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    Glück und Unglück beginnen mit
    dem Unfall unserer Geburt
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    in einer bestimmten Klasse,
    Nation und Gemeinschaft,
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    prägt vieles von dem,
    was mit uns geschieht.
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    Wir wären beinahe nichts,
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    wenn wir nicht gegen die Konsequenzen
    dieses Schicksals ankämpfen würden
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    und nicht in uns selbst erkennen würden,
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    dass wir eigentlich die Geister sind,
    die niemals aufgeben
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    und nicht einsperrt werden können.
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    Dadurch dass wir dagegen rebellieren,
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    von der Allianz zwischen Glück und
    Gesellschaft klein gemacht zu werden,
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    hören wir auf, klein zu sein.
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    Wir werden gross.
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    Unerschüttert, unbezwungen, unerschrocken.
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    Unser Kampf,
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    der die Voraussetzung für Grösse ist,
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    wäre auch der Grund
    für unsere Perversion,
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    wenn er nicht durch Liebe
    verwandelt werden würde.
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    Eine andere Person zu lieben,
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    und von einer Vision
    angetrieben zu werden
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    die eine Aufgabe definiert,
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    sind die zwei entscheidenden
    Vorkommnisse,
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    die eine Person erfahren kann.
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    Sie machen uns gottgleich.
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    Aber nicht nur gleich dem Gott
    der erschafft,
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    auch dem Gott der leidet
    und stirbt,
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    denn durch sie werden wir auch
    Geiseln von anderen Menschen,
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    die unsere Liebe schroff abweisen
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    oder unser Werk zerstören können.
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    Diese Abhängigkeit von den anderen
    ist nicht unser Untergang,
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    sondern sie ist unsere Rettung.
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    All das ist Grund zur Freude.
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    Genau jetzt sind wir beide lebendig.
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    Besser denken Du und ich nicht zuviel
    über diese Tatsache nach,
  • 4:13 - 4:19
    oder wir könnten beide von Freude
    überwältigt und gelähmt werden.
Title:
Roberto Mangabeira Unger - "Über das kleine Leben hinaus: Ein Brief an junge Leute"
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Video Language:
English
Duration:
04:25

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